Fabrizio Rosso Fabrizio Rosso, geboren 1969 in Turin, absolvierte sein Klavierstudium in seiner Heimatstadt und später in Zürich bei Homero Francesch und Lugano bei Nora Doallo. Gleichzeitig studierte er Philosophie und bei Bruno Zanolini Komposition. Seit 1998 nimmt er an Seminaren von Karlheinz Stockhausen teil. Er ist aktiv in Konzerten als Solist und in verschiedenen Kammer - und Ensembleprojekten, arbeitet regelmäßig mit der Sängerin Luisa Castellani und dem Perkussionisten Mircea Ardeleanu zusammen. Seit 2001 ist er als Dozent am Konservatorium der italienischen Schweiz tätig.
Interview mit Karlheinz Stockhausen aus De:Bug. Zeitschrift für elektronische Lebensaspekte, Nummer 14, 1998 Karlheinz Stockhausen (69) ist umstritten wie kein anderer in der deutschen Kulturszene. Verfemt von den musikalischen Fachkollegen, weil er als junger Komponist durch seine elektro-akustischen Experimente neue Klänge erfand, die in der Musik nichts zu suchen hätten und genau deshalb von den Popmusikern der letzten Jahrzehnte - bis heute - vergöttert. Orchester verweigern die Zusammenarbeit mit Stockhausen, weil er den Untergang der abendländischen Musikkultur betreibe, indem er nur Krach und Geräusche mache, die er dann auch noch durch Lautsprecher zu Gehör bringe und nicht durch ein Orchester. Bei Karlheinz Stockhausen ist der Lautsprecher an sich zum Instrument geworden. Popmusiker bekennen sich freimütig zu seinem Einfl uß auf ihr eigenes Schaffen: Stockhausen war auf dem „Lonely-Hearts-Club“-Cover der Beatles zu sehen, John Lennon wollte gemeinsame Konzerte mit ihm machen, Björk wird es bald tun. Andere haben Stockhausen-Werke studiert, oder sogar selbst in seinen Kursen und Seminaren gesessen: The Grateful Dead“, „Jefferson Airplane“ und Boris Blank (Yello) genauso wie Holger Czukay (Can), Karl Bartos (Kraftwerk) oder David Bowie. Der Mann, der 1971 Professor für Komposition in Köln wurde, hat wie kein anderer die Kunst- bzw. E-Musik und die Popmusik beeinfl ußt. Hierzulande ist man nie besonders pfl eglich mit ihm umgegangen. Herbert von Karajan sagte, Stockhausen machen nur Geräusche, andere bezeichneten ihn als Akustik-Ingenieur, aber jedenfalls nicht als Musiker. Das Bonner Orchester sabotierte Bierfl aschen-klirrend eine Stockhausen-Aufführung, weil es auch im Foyer spielen sollte! Die deutsche Presse hat fast nie ein gutes Haar an dem langjährigen Leiter des weltberühmten elektronischen Studios des WDR gelassen, ihn oft lächerlich gemacht („Chorstreik verhindert Welterlösung“, „Globaltheater verwackelt“) und diffamiert, weil er sich als Mensch nicht mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen identisch sieht, und der Gottesfürchtige seine Werke als Gottesdienst bezeichnet. Weil der Komponist einmal sagte, er sei bestimmt auf dem Planeten Sirius zur Schule gegangen, und die Musik, die er komponiere, sei Eingebung aus dem Kosmos, warf man ihm vor, er betreibe eine elitäre, vom Volk abgewandte, missionarisch-tönende Privat-Metaphysik, die niemand hören wolle. Volle Häuser sprechen indes seit jeher gegen diese Auffassung. Der internationalen Presse gilt er als „berühmtester deutscher Nachkriegskomponist“ („Le Figaro“) und hat „vermutlich mehr als irgendeiner seiner europäischen Kollegen dazu beigetragen, die Musik in bislang unberührte Klangsphären zu erweitern“ („New York Times“). Die internationalen Schallplatten-, Kunst- und Musikpreise, Mitgliedschaften in vielen Akademien der Künste auf der ganzen Welt, Ehrendoktorwürden und das Bundesverdienstkreuz erster Klasse bestätigen das. Auch der Auftrag des damaligen Wirtschaftsministers Karl Schiller, Stockhausen solle mit seiner Musik die Deutschen 1970 auf der Expo in Osaka/Japan vertreten, spricht für die künstlerische Qualität des sechsfachen Vaters. Für die Expo wurde ein von Stockhausen entworfenes „Kugelauditorium“ mit 55 Lautsprechern auf zehn in der Kugel von oben nach unten verlaufenden Ringen verteilt gebaut. Die Kugel wurde schnell zur Hauptattraktion, dort bekam man eine Vorstellung von der von Stockhausen begründeten „Raum- Musik“: der Vorläufer des „Surround-Systems“. Im Raum ist seine Musik seit einiger Zeit aber auch in anderem Sinne: Sein Werk „Hymnen“ fl iegt in einer Raumsonde einer noch unbekannten Intelligenz entgegen. Musik im Raum hat Stockhausen auch für Orchester als Meilenstein der Musikgeschichte komponiert: Sein selbst von Igor Stravinsky hochgelobtes Werk „Gruppen“ war das erste, bei dem man ein Orchester live stereo spielen hörte. Nicht wie sonst, Trompeten von rechts, Streicher von links, die übliche orchestrale Langeweile. Nein! Der innovative Komponist teilte ein großes Orchester in drei kleine, fast gleich instrumentierte Orchester auf, jedes mit eigenem Dirigenten und fast gleichen Noten, alle drei in einem Raum. Dadurch, daß nicht immer alle drei Orchester gleichzeitig,