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konzerte04-pressemappe.pdf - Berliner Festspiele

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Aile du Songe<br />

Terrestre (Traumfl ügel – irdisch)<br />

Seit meinen ersten Kompositionen war mir die Flöte ein besonders vertrautes Instrument. Ich mag<br />

diesen Klang, bei dem man immer die Atmung spürt und der Nuancen birgt, die zu meiner musikalischen<br />

Sprache passen: Der Klangkörper des Instruments ermöglicht es, Phrasen zu schreiben, die<br />

sich von rauen, mit gehauchten Lauten versehenen Strukturen allmählich zu reinen und geschmeidigen<br />

Klängen entwickeln.<br />

Der Titel des Konzerts und die Grundstimmung des Stücks stammen aus der Gedichtsammlung<br />

„Oiseaux“ (Vögel) von Saint-John Perse. „Aile falquée du songe, vous nous retrouverez ce soir sur<br />

d’autres rives!» (Traumfl ügel, ihr werdet uns heute Abend an anderen Ufern wieder fi nden). Es ist<br />

nicht das erste Mal, dass ich meine Musik mit den Versen von Saint-John Perse verbinde. In „Laconisme<br />

de l’aile“, 1981 komponiert, habe ich bereits einige Passagen aus „Oiseaux“ verwendet. In diesen<br />

Gedichten beschreibt Saint-John Perse nicht den Gesang der Vögel. Er spricht eher von ihrem Flug<br />

und wählt das bedeutungsvolle Bild des Vogels, um in einer abstrakten und vieldimensionalen Sprache<br />

die Geheimnisse des Lebens zu beschreiben.<br />

Das Konzert besteht aus zwei Hauptteilen: „Aérienne“ und „Terrestre“ (Sphärisch und Irdisch). Diese<br />

beiden Titel sind auch in den erwähnten Gedichten von Perse zu fi nden. Der erste Abschnitt von „Terrestre“,<br />

„Oiseau dansant“ (tanzender Vogel), bildet einen starken Kontrast zum übrigen musikalischen<br />

Material des Konzertes. Er steht in Verbindung mit einem alten Mythos; er erzählt von einem virtuos<br />

tanzenden Vogel, der einem ganzen Dorf das Tanzen beibringt. Als ich diesen Abschnitt komponierte,<br />

hatte ich Camilla Hoitenga und ihre Persönlichkeit als Flötistin vor Augen. Das Finale – der zweite<br />

Abschnitt von „Terrestre“ – ist eine Synthese alles Vorherigen, bevor die Flöte langsam verklingt.<br />

„Aile du Songe“ ist Camilla Hoitenga gewidmet, mit der ich zahlreiche Details des Soloparts<br />

erarbeitete.<br />

Kaija Saariaho, Übersetzung Georg Rudiger

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