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Lösungen zu den Lernkontrollfragen aus Kapitel 11

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Prof. Dr. Georg Schreyögg / Prof. Dr. Jochen Koch<br />

Grundlagen des Managements (2. Aufl. 2010)<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>11</strong><br />

Change Management und Innovation<br />

<strong>Lösungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Lernkontrollfragen</strong><br />

1. Bei dem Versuch, organisatorische Veränderungen <strong>aus</strong>schließlich durch Zielvorgaben <strong>zu</strong><br />

realisieren, wird der Wandel im Prinzip als ein reines Planungsproblem aufgefasst. Im<br />

Vordergrund stehen die Bestimmung der optimalen Lösung und der Entwurf eines alle<br />

Eventualitäten abdecken<strong>den</strong> Implementierungsplanes <strong>zu</strong>r erfolgreichen Realisation des Wandels.<br />

Es hat sich jedoch immer wieder gezeigt, dass ein solcher Ansatz <strong>zu</strong> kurz greift, da er<br />

insbesondere Widerstände gegen <strong>den</strong> Wandelprozess nicht berücksichtigt und diesen somit auch<br />

nicht adäquat begegnen kann. Solche Widerstände können personal als auch organisational<br />

begründet sein und fußen häufig im informalen Bereich, wie z.B. in <strong>den</strong> Unsicherheiten und<br />

Befürchtungen der Mitarbeiter oder einer spezifisch <strong>aus</strong>geprägten Organisationskultur. Zudem<br />

zeigen sich solche Widerstände gegen <strong>den</strong> Wandel häufig nicht offen, sondern verdeckt. Vor<br />

diesem Hintergrund gewinnt der Wandelprozess einen Grad an Komplexität, der sich nicht mehr<br />

mittels eines einfachen Zielvorgabe- und Anweisungsschemas bearbeiten lässt, sondern auch<br />

Maßnahmen erfordert, die potenzielle Widerstände aktiv abbauen und entkräften können.<br />

2. Will man die Abwehrhaltung gegen <strong>den</strong> Wandel näher charakterisieren, sind die Gründe für eine<br />

solche Haltung <strong>zu</strong> betrachten. Geht mit dem Wandel eine objektive Verschlechterung der eigenen<br />

Situation einher, so ist das Verhalten verständlich und rational <strong>aus</strong> der Sicht des jeweiligen<br />

Akteurs. Geben dagegen subjektive und emotionale Überlegungen <strong>den</strong> Ausschlag, so z.B. die<br />

Angst vor neuen und unbekannten Abläufen oder verletzter Stolz, so handelt es sich<br />

höchstwahrscheinlich um „Widerstand gegen Änderung“. Welcher Art waren die Gründe im<br />

betrachteten Fall? Hat die Fachbereichsleitung ein vorangehendes „unfreezing“ und ein<br />

abschließendes „refreezing“ im Sinne von Lewin durchgeführt, um die Veränderungen <strong>zu</strong><br />

implementieren, oder wurde der Wandel durch Anweisung angeordnet? Beispiele, die man<br />

diskutieren könnte, wären etwa die Einführung einer neuen Prüfungsordnung oder auch die<br />

Umstellung von Diplom- auf Bachelor- und Masterstudiengänge.<br />

3. Das organisatorische System provoziert oftmals unintendiert <strong>den</strong> Widerstand gegen Änderung.<br />

Eine Reihe von strukturimmanenten Grün<strong>den</strong> ist hierfür verantwortlich. So beinhaltet der<br />

organisatorische Wandel oft die Umverteilung von Macht und Kompetenzen innerhalb der<br />

Organisation und kann somit Widerstände bei <strong>den</strong> betroffenen Mitarbeitern oder sogar ganzen<br />

Abteilungen hervorrufen. Einen weiteren Grund liefert die strukturelle Trägheit von<br />

Organisationen. Hierbei wird angenommen, dass Organisationen die Fähigkeit entwickeln<br />

müssen, erfolgreiche Praktiken <strong>zu</strong> konservieren und diese gegen Veränderungen <strong>zu</strong> schützen.<br />

Dies stellt bis <strong>zu</strong> einem gewissen Grad eine Vor<strong>aus</strong>set<strong>zu</strong>ng für <strong>den</strong> Erfolg der Unternehmung dar,<br />

kann in Zeiten turbulenter Umwelt und schnellen Wandels aber <strong>zu</strong>m Hindernis wer<strong>den</strong>. Auf<br />

Veränderungsresistenz verweist auch die Theorie der Pfadabhängigkeit. Schließlich können sich<br />

<strong>zu</strong>dem weitgehend emotionsgeleitete Widerstände gegen <strong>den</strong> Wandel formieren, die ebenfalls<br />

durch das organisatorische System hervorgerufen wer<strong>den</strong>. So führt beispielsweise die<br />

Abteilungsbildung häufig auch da<strong>zu</strong>, dass sich eine Abteilungsi<strong>den</strong>tität <strong>aus</strong>bildet, die wiederum<br />

<strong>zu</strong> einer grundlegen<strong>den</strong> Ablehnung gegenüber aller von außen kommen<strong>den</strong><br />

Änderungsvorschläge (etwa im Sinne des Not-Invented-Here-Syndroms) führen kann.<br />

4. Unter einem organisatorischen Pfad versteht man ein über einen Zeitablauf entstan<strong>den</strong>es<br />

Entscheidungs-, Handlungs- und Wahrnehmungsmuster einer Organisation, das die<br />

Variationsbreite einer Organisation erheblich einschränken kann. Hauptursache für solche Pfade<br />

sind selbstverstärkende Mechanismen, die ein System immer stärker an bestimmte<br />

Handlungsmöglichkeiten bin<strong>den</strong>. Dadurch wer<strong>den</strong> jedoch <strong>zu</strong>gleich alternative<br />

Handlungsmöglichkeiten <strong>zu</strong>nehmend <strong>aus</strong>geschlossen. Eine solche pfadabhängige Entwicklung<br />

kann <strong>den</strong> Möglichkeitsraum organisationaler Entscheidungen auf einen engen, quasideterministischen<br />

Korridor reduzieren, der keine Abweichungen von <strong>den</strong> gelten<strong>den</strong> Standards<br />

und somit auch keine Innovationen mehr <strong>zu</strong>lässt. Die Organisation ist dann in einem Lock-In<br />

gefangen und ein Wandel ist nur noch in der Form einer Pfadbrechung möglich, <strong>zu</strong> der es jedoch<br />

einer sehr gezielten Intervention bedarf, die die Bindungskräfte des Pfades unterminiert oder<br />

aufhebt. Alle „normalen“ Interventionen und Eingriffe prallen hingegen am Pfad ab, so dass ein<br />

solcher Pfad sich als sehr wandelresistent erweist.


5. Die Organisationsentwicklung (OE) ist ein Spezialzweig im Rahmen der Organisationstheorie, der<br />

sich <strong>aus</strong>schließlich mit der Wandelthematik in Organisationen beschäftigt. Die Grundlage für die<br />

Her<strong>aus</strong>bildung dieser Disziplin bildeten die rasch an Popularität gewinnen<strong>den</strong> Ansätze <strong>zu</strong>m<br />

Wandel, wie die auf <strong>den</strong> Arbeiten von Lewin basieren<strong>den</strong> T-group-Trainingsmetho<strong>den</strong>, die<br />

Survey-Feedback-Forschung am ISR und die Arbeiten des Tavistock Institut. Die<br />

Kernfragestellungen des Organisationsentwicklungsansatzes befassen sich mit der optimalen<br />

Ausgestaltung des Phasenverlaufs des Wandels, mit der Art des Einstiegs und mit der Rolle der<br />

externen Berater im Wandelprozess.<br />

6. Der Survey-feedback-Ansatz ist ein Interventionsmodell, welcher mittels Mitarbeiterbefragungen<br />

versucht, Diskrepanzen zwischen dem organisationalen Status quo und einer Idealvorstellung<br />

auf<strong>zu</strong>decken und diese als Anstoß für Veränderungsprozesse <strong>zu</strong> benutzen. Dabei wer<strong>den</strong> die<br />

erhobenen Daten rückgekoppelt, d.h., dem einzelnen Mitarbeiter wer<strong>den</strong> auch die<br />

Einschät<strong>zu</strong>ngen seiner Kollegen mitgeteilt. Betrachtet man <strong>den</strong> Survery-feedback-Ansatz unter<br />

dem Gesichtspunkt der Einhaltung der „Gol<strong>den</strong>en Regeln“ des organisatorischen Wandels, so<br />

ergibt sich folgendes Bild: Durch das Instrument der Mitarbeiterbefragung nehmen die<br />

betroffenen Organisationsmitglieder aktiv am Wandelprozess teil und können diesen <strong>zu</strong>dem<br />

gezielt beeinflussen (erste Regel). Der Rückkopplungsprozess kann in Form von<br />

Gruppensit<strong>zu</strong>ngen stattfin<strong>den</strong>, wodurch die festgestellten Diskrepanzen gezielter und schneller<br />

überwun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> können (zweite Regel). Das Grundprinzip der sukzessiven Datenerhebung<br />

und Datenrückkopplung bietet eine Plattform für einen Meinungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch und könnte somit<br />

Kooperationsanstrengungen unter <strong>den</strong> Beteiligten fördern (dritte Regel). Die Vorstellung eines<br />

organisationalen Idealbildes vor dem Hintergrund aktueller Zustände und die<br />

Partizipationsmöglichkeit bieten gute Vor<strong>aus</strong>set<strong>zu</strong>ngen für ein erfolgreiches „unfreezing“. Für<br />

eine wirksame Stabilisierungsphase ist es wichtig, dass die Erkenntnisse des<br />

Rückkopplungsprozesses in verbindliche und langfristige Veränderungsprogramme mün<strong>den</strong>.<br />

7. Einerseits basiert die ökonomische Existenz von Organisationen auf der Effizienz, die sich <strong>aus</strong> der<br />

Replikation formeller und informeller Regeln, Routinen, Standards, Normen, Rituale usw. ergibt.<br />

Andererseits müssen sich Organisationen auch dem permanenten Veränderungsdruck ihrer<br />

Umwelt beugen, um somit organisatorischen Wandel bewältigen <strong>zu</strong> können. An die Organisation<br />

sind also zweierlei Grundanforderungen gestellt: Stabilität <strong>zu</strong>r Effizienzsicherung und gleichzeitig<br />

auch Flexibilität bzw. Variabilität im Zuge der Anpassung an Veränderungen der Umwelt. Es<br />

bleibt <strong>zu</strong>nächst offen, wie viel Raum man dem Veränderungsmanagement in einer Organisation<br />

einräumt und ob organisatorischer Wandel eine Ausnahme oder die Regel darstellen soll.<br />

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