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2.4 Festkörperdetektoren

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2.7 Kalorimeter, Lyolumineszenz- und Exoelektronendetektoren 205<br />

Messung ist, daß bei der Bestrahlung der überwiegende Anteil der absorbierten Energie tatsächlich<br />

in Wärme umgesetzt wird und die nicht zur Erhöhung der Temperatur verbrauchte Energie entwe-<br />

der verschwindend gering oder sehr genau bekannt ist. Werden reale Absorber bestrahlt, so wird<br />

allerdings je nach Material und seiner physikalischen und chemischen Beschaffenheit ein Teil der<br />

absorbierten Energie tatsächlich in chemischen Umwandlungen oder für strukturelle Veränderun-<br />

gen im Kristallgitter verbraucht. Dieser Anteil, der sogenannte kalorische Defekt, verfälscht kalo-<br />

rimetrische Messungen. Im Idealfall findet man eine strenge Proportionalität von Dosis und Tempe-<br />

raturdifferenz. Die Temperaturdifferenz ist bei einer gegebenen Energiedosis um so größer, je klei-<br />

ner die Masse und die spezifische Wärmekapazität des Absorbers ist.<br />

Mit Hilfe des massenspezifischen Energiebedarfs zur Temperaturerhöhung um 1° C, dem soge-<br />

nannten mechanischen Wärmeäquivalent (spezifische Wärmekapazität), kann man die Größenord-<br />

nung einer Temperaturerhöhung bei der Bestrahlung eines Probekörpers abschätzen. Sein Zahlen-<br />

wert ist für Wasser 4186.8 J/(K⋅kg), für Graphit beträgt er nur 700 J/(K⋅kg). Bei einer Energiedosis<br />

von beispielsweise 1 Gy = 1 J/kg in Wasser, erhöht sich die Wassertemperatur um 1/4186.8<br />

(K⋅Gy⋅kg/J) = 0.00024 K, in Graphit dagegen um etwa 0.0014 K, also um fast das Sechsfache. Sol-<br />

che kleinen Temperaturdifferenzen sind nur mit großem Aufwand exakt zu messen. Sollen z. B. die<br />

Temperaturunterschiede mit nur 1% Fehler bestimmt werden, müssen die Temperaturen mit etwa<br />

10 -6 bis 10 -5 K Genauigkeit gemessen werden. Kalorimetrische Methoden sind deshalb keine dosi-<br />

metrischen Routineverfahren für die alltägliche Praxis, sondern werden vor allem in der Fundamen-<br />

taldosimetrie und zu Eich- und Kalibrierzwecken verwendet.<br />

In der praktischen Kalorimetrie werden meistens Graphit oder Wasser als Probekörper benutzt.<br />

Graphit hat eine hohe Wärmeleitfähigkeit, eine kleine spezifische Wärmekapazität und einen ver-<br />

schwindend kleinen kalorischen Defekt. Dies führt einerseits zu einem vergleichsweise schnellen<br />

thermischen Ausgleich im Probekörper und andererseits zu deutlichen Temperaturdifferenzen. Al-<br />

lerdings müssen Graphitprobekörper wegen der guten Wärmeleitfähigkeit thermisch gut gegen die<br />

Umgebung isoliert werden. Die Wärmeleitfähigkeit von Wasser ist dagegen fast um den Faktor 200<br />

kleiner, seine spezifische Wärmekapazität aber um den Faktor 600 größer. Es zeigt wegen der be-<br />

kannten Radikalbildung auch einen deutlichen kalorischen Defekt. In Wasserprobekörpern findet<br />

der thermische Ausgleich deshalb langsamer statt, die absorbierte Energie bleibt über eine bestimm-<br />

te Zeit lokal "gespeichert". Der Isolieraufwand ist bei Wasser wegen der schlechteren Wärmeleitfä-<br />

higkeit auch wesentlich einfacher als bei Graphit. Die Temperaturerhöhung ist dagegen kleiner und<br />

die erforderlichen Korrekturen des kalorischen Defektes erhöhen die Meßunsicherheit. Die Tempe-

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