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2.4 Festkörperdetektoren

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172 2 Strahlungsdetektoren<br />

"Ge(Li)s" oder "Si(Li)s" bezeichnet. Zu ihrer Erzeugung (Dotierung) werden unter Spannung und<br />

bei höheren Temperaturen Lithiumionen in das Halbleitermaterial eindiffundiert ("gedriftet"). Diese<br />

kompensieren die im Halbleitermaterial durch vorhandene Verunreinigungen erzeugten Ladungs-<br />

träger so wirksam, daß raumladungsfreie Meßvolumina von bis zu 100 cm 3 entstehen können. Ge-<br />

driftete Halbleiter besitzen wie alle anderen Halbleiterdioden eine p-i-n-Zonenfolge. Die Dicke der<br />

i-Schicht reicht bei planaren Germaniumdetektoren bis zu etwa 25 mm, bei koaxialen Bauformen<br />

erreicht man durch den Strahleneintritt von der Stirnseite her sogar Strahlwege in der Intrinsic-Zone<br />

von 50 mm und mehr. Da der Driftvorgang bei höheren Temperaturen durch Wärmebewegung par-<br />

tiell rückgängig gemacht wird, müssen lithiumgedriftete Halbleiterdetektoren während ihrer gesam-<br />

ten Lebensdauer bei tiefen Temperaturen, z. B. der Temperatur flüssigen Stickstoffs, aufbewahrt<br />

werden. Sie sind deshalb meistens direkt mit einem Tank für flüssige Luft verbunden.<br />

Moderne Halbleiterfertigungstechniken haben auch die Produktion von ultrareinen Germanium-<br />

oder Silizium-Detektoren ermöglicht, bei denen ohne zusätzliche Dotierungen nahezu ladungsträ-<br />

gerfreie intrinsische Zonen erzeugt werden können. Solche Reinstkristalldetektoren benötigen für<br />

den Erhalt ihrer Funktionsfähigkeit keine Kühlung. Allerdings werden auch sie wie die lithiumge-<br />

drifteten Detektoren bei niedrigen Temperaturen betrieben, um die thermisch bedingte Eigenleitung<br />

der Detektoren, das sogenannte thermische Rauschen, klein zu halten. Reinkristalldetektoren haben<br />

intrinsische Dicken von bis zu 1 cm und Meßvolumina von ebenfalls bis zu 100 cm 3 .<br />

In den wichtigsten Halbleitermaterialien Germanium und Silizium beträgt der Energieaufwand zur<br />

Erzeugung eines Ionenpaares nur 2.8 eV bzw. 3.8 eV, in Luft werden etwa 34 eV benötigt. Die<br />

Dichte reinen Germaniummetalls beträgt ρ = 5.33 g/cm 3 , die für Silizium ρ = 2.33 g/cm 3 . Die Dich-<br />

ten sind also mehr als etwa 4000 bzw. knapp 2000 mal so groß wie die Dichte von Gasen bei Nor-<br />

malbedingungen (ρ = 0.0013 g/cm 3 für Luft). Zusammen mit dem um den Faktor 10 geringeren Io-<br />

nisierungsenergieaufwand bei Halbleitern ergibt sich ein Empfindlichkeitsgewinn von mehr als<br />

1:40000 für Germanium bzw. 1:20000 für Silizium im Vergleich zu gleich großen, mit Normal-<br />

druck gasgefüllten Ionisationskammern. Halbleiterdetektoren zählen also zu den besonders effekti-<br />

ven und daher energetisch gut auflösenden Detektoren und können sehr kompakt gebaut werden.<br />

Für nicht zu hochenergetische geladene Teilchen sind die Ansprechwahrscheinlichkeiten wegen der<br />

geringen Reichweiten geladener Teilchen in den dichten Materialien von Halbleiterdetektoren na-<br />

hezu 100%, vorausgesetzt, das Eintrittsfenster ist hinreichend dünn. Die Ansprechwahrscheinlich-<br />

keit solcher Detektoren für hochenergetische Photonenstrahlung (1 MeV) beträgt bei typischen De-<br />

tektorabmessungen dagegen nur 10% bis 20%, ist also deutlich geringer als beim Szintillationszäh-

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