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4. Theoretische Grundlagen elektrischer Maschinen

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Quelle: Christoph Saniter, TU Berlin<br />

http://www.iee.tu-berlin.de/personen/saniter/


Literaturverzeichnis i<br />

1. Inhaltsverzeichnis<br />

1. Inhaltsverzeichnis ...............................................................................................................i<br />

2. Literaturverzeichnis ..........................................................................................................ii<br />

3. Allgemeines über Gleichstrommaschinen ....................................................................... 1<br />

3.1. Aufbau und Bauteile ..................................................................................................... 1<br />

<strong>4.</strong> <strong>Theoretische</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>elektrischer</strong> <strong>Maschinen</strong>......................................................... 2<br />

<strong>4.</strong>1. Der magnetische Kreis .................................................................................................. 2<br />

<strong>4.</strong>1.1. Magnetische Größen............................................................................................... 2<br />

<strong>4.</strong>1.2. Durchflutungsgesetz............................................................................................... 3<br />

<strong>4.</strong>1.3. Analogie zum Ohmschen Gesetz............................................................................ 4<br />

<strong>4.</strong>1.<strong>4.</strong> Zusammenfassung der wichtigsten Größen und ihrer Einheiten............................ 4<br />

<strong>4.</strong>2. <strong>Grundlagen</strong> der Gleichstrommaschine.......................................................................... 5<br />

<strong>4.</strong>2.1. Induktionsgesetz (Generatorprinzip)..................................................................... 5<br />

<strong>4.</strong>2.2. Lorentzkraft (Motorprinzip) .................................................................................. 5<br />

5. Gleichungen der Gleichstrommaschine........................................................................... 6<br />

5.1. Berechnung der induzierten Spannung ......................................................................... 6<br />

5.2. Berechnung des Drehmoments ..................................................................................... 7<br />

6. Schaltungsarten.................................................................................................................. 9<br />

7. Feldverlauf bei verschiedenen Erregungszuständen.................................................... 10<br />

7.1. Hauptfeld..................................................................................................................... 10<br />

7.2. Ankerfeld..................................................................................................................... 10<br />

7.3. Betriebsfeld ................................................................................................................. 12<br />

7.<strong>4.</strong> Ankerrückwirkung ...................................................................................................... 12<br />

7.5. Aufhebung der Ankerrückwirkung ............................................................................. 13<br />

8. Magnetische Meßmethoden ............................................................................................ 14<br />

9. Drehzahlsteuerung........................................................................................................... 16<br />

9.1. Drehzahlsteuerung durch Variation des Vorwiderstandes.......................................... 17<br />

9.2. Drehzahlsteuerung durch Änderung der Ankerspannung........................................... 17<br />

9.3. Drehzahlsteuerung durch Änderung des Flusses ........................................................ 18<br />

10. Versuchsdurchführung ..............................................Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.1. Versuchsaufbau................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.2. Vorbereitungsfragen zum Versuch ................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.3. Messungen ........................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.3.1. Kennlinien ..................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.3.2. Feldverläufe................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.3.3. Drehzahlkennlinien........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

10.3.<strong>4.</strong> Messung des Ankerwiderstandes .................. Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11. Auswertung .................................................................Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11.1. Zu 9.3.1 (Leerlaufversuch) ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11.2. Bestimmung der Eisen- und Reibungsverluste im NennpunktFehler! Textmarke<br />

nicht definiert.<br />

11.3. Bestimmung des Wirkungsgrades .................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11.<strong>4.</strong> Zu 9.3.2 (Feldverläufe): Beschriftung der Diagramme B = f(x)Fehler! Textmarke<br />

nicht definiert.<br />

11.5. Zu 9.3.3 (Drehzahlkennlinien).......................... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11.6. Berechnung von Anlaufwiderständen............... Fehler! Textmarke nicht definiert.<br />

11.7. Drehmoment-Drehzahlkennlinien: n = f (M).... Fehler! Textmarke nicht definiert.


ii Literaturverzeichnis<br />

2. Literaturverzeichnis<br />

R. Hanitsch Skript zur Vorlesung „Grundzüge der Elektrotechnik III“<br />

W. Nürnberg, R. Hanitsch Die Prüfung <strong>elektrischer</strong> <strong>Maschinen</strong><br />

Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York, 1987<br />

G. Müller Elektrische <strong>Maschinen</strong>, <strong>Grundlagen</strong>, Aufbau und<br />

Wirkungsweise, Verlag Technik, Berlin, 1990<br />

G. Müller Betriebsverhalten rotierender <strong>elektrischer</strong> <strong>Maschinen</strong><br />

Verlag Technik, Berlin, 1990<br />

R. Fischer Elektrische <strong>Maschinen</strong><br />

Carl Hansa Verlag, München; Wien, 1992<br />

J. Vogel Elektrische Antriebstechnik<br />

Verlag Technik, Berlin, 1991


Skript zum Laborversuch GM 1<br />

3. Allgemeines über Gleichstrommaschinen<br />

Die Gleichstrommaschine war der erste elektromechanische Energiewandler. Der Franzose H.<br />

Pixii baute bereits im Jahr 1832 den ersten Generator für zweiwelligen Gleichstrom. Die<br />

Entwicklung ging weiter über Motoren mit Ringwicklung und vielteiligem Stromwender zum<br />

1872 erfundenen Trommelanker. Auch W. Siemens leistete im Jahr 1866 einen wesentlichen<br />

Beitrag mit der Entdeckung des elektrodynamischen Prinzips. Er schaffte die Voraussetzungen<br />

für den Großmaschinenbau.<br />

Mit der Einführung des Drehstroms verlor die Gleichstrommaschine ihre beherrschende<br />

Stellung an Synchrongeneratoren und Induktionsmotoren. Durch die Entwicklung der Stromrichtertechnik<br />

behauptete die Gleichstrommaschine aber einen bedeutenden Marktanteil im<br />

Bereich der drehzahlgeregelten Antriebe.<br />

Der Fertigungsbereich reicht von Kleinstmotoren für die Feinwerktechnik bis zu Großmaschinen.<br />

Dauermagneterregte Motoren bis ca. 100W werden in großer Stückzahl in der Kfz-<br />

Elektrik als Scheibenwischer-, Gebläse- und Stellmotoren eingesetzt. Im Bereich der Servoantriebe<br />

bis zu Leistungen von einigen kW gibt es auch eine Reihe spezieller Bauformen wie<br />

Scheibenläufer- oder Glockenankermotoren. Auf dem Gebiet der Industrieantriebe sind der<br />

Einsatz in Werkzeugmaschinen, Förderanlagen, Walzstraßen und als Fahrmotor in Nahverkehrsbahnen<br />

zu erwähnen. Die größten Motoren erreichen bei Spannungen von unter 1500V<br />

Leistungen von ca. 10 000 kW.<br />

3.1. Aufbau und Bauteile<br />

Eine Gleichstrommaschine (GM) besteht aus einem feststehenden Teil, dem Ständer, und einem<br />

sich drehenden Teil, dem Läufer. Der Ständer, auch Stator genannt, hat die Aufgabe ein<br />

feststehendes Magnetfeld zu erzeugen. Dies erfolgt bei einer fremderregten GM mit einer Erregerwicklung,<br />

die von den Hauptpolen getragen wird. Die Hauptpole bestehen aus dem Polkern<br />

und dem Polschuh, meist aus Elektroblech hergestellt. Bei mittleren und größeren <strong>Maschinen</strong><br />

sind zwischen den Hauptpolen die Wendepole mit der Wendepolwicklung angeordnet.<br />

Der Läufer wird auch Anker oder Rotor genannt und besteht aus einer Welle, dem Blechpaket,<br />

der Ankerwicklung und dem Stromwender, der auch Kommutator genannt wird. Die<br />

Läuferwelle ist oft mit Hilfsaggregaten verbunden wie z. B. einem Tachogenerator zur Messung<br />

der Drehzahl. Am Stromwender ist die Ankerwicklung angeschlossen. Der Stromwender<br />

besteht aus einzelnen Lamellen aus Hartkupfer, die voneinander mit Glimmer isoliert sind.<br />

Diese Lamellen sind durch Gießharz oder durch eine mechanische Preßkonstruktion zusammengehalten.<br />

Die Verbindung mit der Ankerwicklung wird an den Stromwenderlamellen<br />

durch Löten hergestellt. Am Ständer der GM ist ein Bürstenapparat angebracht, der zur Aufnahme<br />

der sogenannten Bürsten dient. Das sind Schleifstücke aus Kohle oder Graphit. Die<br />

Bürsten können mit verstellbarem Druck auf der Umfangsfläche des Stromwenders gleiten.<br />

Sie übernehmen die Stromzufuhr in die Ankerwicklungen.<br />

Der Stromwender polt zusammen mit den Kohlebürsten die induzierte Spannung bei der Drehung<br />

der Maschine immer so um, daß an den Kohlebürsten eine gleichgerichtete Spannung<br />

abgegriffen bzw. angelegt werden kann.


2 Skript zum Laborversuch GM<br />

Bild 1: Prinzipieller Aufbau einer Gleichstrommaschine<br />

1. Jochring<br />

2. Hauptpol<br />

3. Erregerwicklung<br />

<strong>4.</strong> Ankerblechpaket<br />

5. Ankerwicklung<br />

6. Stromwender<br />

7. Kohlebürsten<br />

<strong>4.</strong> <strong>Theoretische</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>elektrischer</strong> <strong>Maschinen</strong><br />

<strong>4.</strong>1. Der magnetische Kreis<br />

<strong>4.</strong>1.1. Magnetische Größen<br />

Für die anschauliche Beschreibung der mathematischen und physikalischen Größen und Begriffe<br />

des magnetischen Feldes benutzen wir nach Faraday die Vorstellung des von Kraftlinien<br />

erfüllten magnetischen Raumes.<br />

I<br />

Leiter<br />

Feldlinien<br />

Bild 2: Feldlinien um einen stromdurchflossenen Leiter


Skript zum Laborversuch GM 3<br />

Einen magnetisch durchsetzten Raum nennen wir ein Magnetfeld. Nach der Faraday’schen<br />

Vorstellung entspricht die Gesamtzahl aller Feldlinien, die z.B. von einer Spule erzeugt werden,<br />

dem magnetischen Fluß Φ. In unserer Modellvorstellung ist die Dichte der Feldlinien<br />

proportional zur Größe des Magnetfeldes. Die Größe und die Richtung des Magnetfeldes<br />

werden durch den Vektor B charakterisiert, magnetische Induktion oder magnetische Flußdichte<br />

genannt. Dann ist der Fluß Φ das Flächenintegral der Flußdichte B über die Fläche A.<br />

Φ = ∫<br />

<br />

B dA<br />

A<br />

Ein magnetisches Feld wird von elektrischen Strömen erzeugt, der elektrische Strom ist also<br />

die magnetische Erregung. Wir denken uns diese Erregung auf das ganze Feld verteilt und<br />

schreiben die Felddichte an jeder Stelle des Feldes einer dort herrschenden magnetischen Erregung,<br />

der magnetischen Feldstärke H, zu. Führen wir ferner mit μ die magnetische Durchlässigkeit<br />

oder Permeabilität ein, so können wir schreiben:<br />

−6<br />

Vs<br />

B = μ r ⋅ μ 0 ⋅ H mit μ 0 = 0, 4 ⋅ π ⋅10<br />

Am<br />

μ r ist abhängig vom durchflossenen Medium<br />

Die magnetische Durchlässigkeit μ ist also keine konstante Größe. Man unterscheidet weichund<br />

hartmagnetische Werkstoffe.<br />

Bild 3: Hystereseschleife<br />

1. weichmagnetisches Material<br />

2. hartmagnetisches Material<br />

<strong>4.</strong>1.2. Durchflutungsgesetz<br />

So wie im elektrischen Feld die elektrische Spannung U durch Feldstärke mal Weg<br />

(U = E ⋅ l ) definiert ist, führen wir auch im magnetischen Feld die magnetische Spannung V<br />

ein.<br />

V = H ⋅ l<br />

Ist die Feldstärke H längs des gewählten Weges nicht konstant, so kann man die Strecke in<br />

einzelne Abschnitte aufteilen. Bei genügend feiner Aufteilung kann die Feldstärke innerhalb<br />

jeden infinitesimal kleinen Abschnitts als konstant betrachtet werden. Es ergeben sich magnetische<br />

Teilspannungen.


4 Skript zum Laborversuch GM<br />

Bei Addition aller Teilspannungen ergibt sich:<br />

∑<br />

V = H ⋅ l + H ⋅ l + + H ⋅ l = H ⋅ l =<br />

1 1 2 2 ... n n Θ<br />

Diese Beziehung ist in der Form Θ = ∫ <br />

H ds<br />

C<br />

als Durchflutungsgesetz bekannt.<br />

Die Durchflutung Θ gibt den gesamten elektrischen Strom an, der die von einer magnetischen<br />

Feldlinie eingeschlossene Fläche durchsetzt. Betrachten wir den im Bild 2 dargestellten<br />

Leiter, so bilden die magnetischen Feldlinien Kreise, in dessen Innern der Strom I hindurchgeführt<br />

wird. Handelt es sich um eine Spule mit N Windungen, so gilt:<br />

Θ = I ⋅ N<br />

<strong>4.</strong>1.3. Analogie zum Ohmschen Gesetz<br />

Die für den magnetischen Kreis charakteristischen Größen magnetischer Fluß Φ und Durchflutung<br />

Θ stehen in einem Zusammenhang, der den Verhältnissen eines elektrischen Stromkreises<br />

analog ist. Diese Analogie ist zur Berechnung komplizierter magnetischer Kreise oftmals<br />

sehr nützlich.<br />

Elektrischer Kreis Magnetischer Kreis<br />

U = I ⋅ R<br />

l<br />

R =<br />

κ ⋅ A<br />

Θ = Φ ⋅<br />

R<br />

mag<br />

R<br />

mag<br />

l<br />

=<br />

μ ⋅ A<br />

<strong>4.</strong>1.<strong>4.</strong> Zusammenfassung der wichtigsten Größen und ihrer Einheiten<br />

magnetische Größe SI-Einheit<br />

<br />

H magnetische Feldstärke (Vektor) A<br />

<br />

B magnetische Flußdichte (Vektor)<br />

m<br />

Vs Wb<br />

1T = 1 2 = 1 2<br />

m m<br />

Φ magnetischer Fluß (Skalar) 1Vs = 1Wb<br />

Θ Durchflutung (Skalar) A<br />

V magnetische Spannung (Skalar) A<br />

μ Permeabilität Vs<br />

Am


Skript zum Laborversuch GM 5<br />

<strong>4.</strong>2. <strong>Grundlagen</strong> der Gleichstrommaschine<br />

Bei der Umwandlung von <strong>elektrischer</strong> in mechanische Energie in elektrischen <strong>Maschinen</strong> sind<br />

immer magnetische Felder beteiligt. Ferner wirken immer zwei physikalische Effekte zusammen:<br />

die Lorentzkraft und die Induktion einer Spannung.<br />

<strong>4.</strong>2.1. Induktionsgesetz (Generatorprinzip)<br />

Wird eine Spule der Windungszahl N von einem zeitlich veränderbaren Magnetfeld durchsetzt,<br />

so entsteht in ihr eine Spannung uq , die durch das Produkt von Windungszahl N und<br />

dem zeitlichen Differentialquotienten des verketteten Magnetflusses Φ bestimmt ist. Diese<br />

Beziehung wird im Faraday’schen Induktionsgesetz beschrieben:<br />

d dΦ<br />

uq = ∫ E( t) ds = − B t dA t = − für N =<br />

dt∫∫<br />

( ) ( )<br />

1<br />

dt<br />

C A<br />

Wird eine Spule mit mehreren Windungen betrachtet, ergibt sich für die induzierte Spannung:<br />

u N d<br />

q = − ⋅<br />

dt<br />

Φ<br />

Rotiert nun ein Gleichstromanker im Ständerfeld der Luftspalt-Flußdichte B mit konstanter<br />

Geschwindigkeit v, so wird in den Leiterstäben entlang des Umfangs nach U q = B⋅ l ⋅ v eine<br />

Spannung induziert. Dies gilt aber nur, wenn B, v und l senkrecht aufeinander stehen.<br />

<strong>4.</strong>2.2. Lorentzkraft (Motorprinzip)<br />

Für die Wirkungsweise <strong>elektrischer</strong> <strong>Maschinen</strong> ist neben dem Induktionsgesetz vor allem die<br />

Kraftwirkung auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld von Bedeutung. Wird ein<br />

vom Strom I durchflossener Leiter der Länge l im magnetischen Feld der Induktion B angeordnet,<br />

so wirkt auf den Leiter die Lorentz-Kraft F. Es gilt:<br />

<br />

F = I ⋅ ( l × B)<br />

Bilden Feldrichtung und Leiter einen rechten Winkel, so vereinfacht sich die Gleichung zu:<br />

F = I ⋅ l ⋅ B<br />

F<br />

B<br />

Bild 4: Stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld<br />

l<br />

I<br />

Leiterstück


6 Skript zum Laborversuch GM<br />

5. Gleichungen der Gleichstrommaschine<br />

5.1. Berechnung der induzierten Spannung<br />

Zur Berechnung der in einer Ankerwicklung mit z Leitern und 2a parallelgeschalteten Ankerzweigen<br />

induzierten Spannung, tragen wir über dem abgewickelten Ankerumfang die Verteilung<br />

der Normalkomponente der Induktion B im Luftspalt der Maschine auf. Man erhält so<br />

die Feldkurve.<br />

Bild 5: Erregerfeld einer Gleichstrommaschine<br />

Bild 6: Induzierte Spannung in einem bewegten Leiter<br />

Jene Stellen des Ankerumfangs, wo die Normalkomponenten der Induktion B Null sind, heißen<br />

neutrale Zonen (NZ). Verwandeln wir die Fläche der Feldkurve in ein flächengleiches<br />

Rechteck mit der Grundlinie τp , so ist BL,m der Mittelwert der Induktion B über eine Polteilung<br />

τp . Der Induktionsfluß ist somit:<br />

Φ = τp ⋅ l ⋅ BL,m<br />

Nach der Formel Ui = B ⋅ l ⋅ v errechnet sich die im Mittel in einem Ankerleiter induzierte<br />

s r<br />

Spannung, wenn B = BL,m und v = = r<br />

t t<br />

⋅ ⋅ 2 π<br />

Ω<br />

= 2 ⋅ π ⋅ ⋅ ist. Der Ausdruck 2⋅π⋅r ent-<br />

2 ⋅ π<br />

spricht dem Umfang des Ankers, wobei man den Umfang auch durch die Beziehung U =


Skript zum Laborversuch GM 7<br />

2⋅p⋅τp ausdrücken kann. τp ist die Polbreite oder auch Polteilung, p ist die Polpaarzahl. Setzt<br />

man diesen Ausdruck oben ein, so erhält man:<br />

Ω<br />

v = 2 ⋅ p ⋅ τ p ⋅<br />

2 ⋅ π<br />

Dieser Ausdruck kann jetzt bei Ui eingesetzt werden.<br />

Ω<br />

U i = B ⋅ l ⋅ 2 ⋅ p ⋅ τ p ⋅<br />

2 ⋅ π<br />

Dieser Ausdruck kann mit Hilfe des Induktionsgesetz weiter vereinfacht werden. Es gilt:<br />

∫∫<br />

Φ = B ⋅ dA = B ⋅ A = B ⋅ l ⋅ τ<br />

Φ Ω<br />

U i = 2 ⋅ p ⋅ ⋅<br />

2 ⋅ π<br />

Durch Hin- und Rückführung des Leiters innerhalb des Rotors wird die induzierte Spannung<br />

vervielfacht. Der Rotor zerfällt also in 2a parallele Zweige, wobei jeder Ankerzweig z/2a<br />

Leiter in Reihenschaltung besitzt. Damit gilt für Ui :<br />

z<br />

2 p ⋅ z<br />

U i = 2 ⋅ p ⋅Φ ⋅ ⋅ mit c =<br />

2 ⋅ 2a<br />

2a ⋅ 2<br />

Ω<br />

π π<br />

U = c ⋅Φ ⋅ Ω<br />

c ist als <strong>Maschinen</strong>konstante definiert.<br />

i<br />

5.2. Berechnung des Drehmoments<br />

Ein Magnetfeld übt auf einen stromdurchflossenen Leiter eine Kraft aus. Ist dieser Leiter<br />

drehbar angeordnet, so entsteht ein Drehmoment gleich Kraft mal Hebelarm:<br />

<br />

M = F × r<br />

In elektrischen <strong>Maschinen</strong> ist dieser Hebelarm gleich dem Radius des Ankers. Da wir es mit<br />

vielen Leitern zu tun haben, müssen wir alle Einzelkräfte oder Einzelmomente addieren, um<br />

das Gesamtmoment des Ankers zu erhalten. Gehen wir von einer gleichmäßig verteilten<br />

Wicklung aus, dann ist als Leiterstrom der Strombelag A zu setzen und die Gesamtkraft durch<br />

Integration über den ganzen Ankerumfang zu bestimmen. In den meisten Fällen genügt aber<br />

eine Integration über eine Polteilung und die Multiplikation dieses Ergebnisses mit der<br />

Polzahl, da sich alle Verhältnisse von Polteilung zu Polteilung wiederholen. Für das<br />

Drehmoment gilt:<br />

τ<br />

p<br />

∫<br />

M = 2 p ⋅ r ⋅ l ⋅ A( x) ⋅ B( x) ⋅ dx<br />

0<br />

p


8 Skript zum Laborversuch GM<br />

Bei Gleichstrommaschinen ist der Strombelag zwischen zwei aufeinanderfolgenden Bürsten,<br />

d.h. längs einer Polteilung, konstant. Man können auch schreiben:<br />

τ p<br />

M = 2 p ⋅ r ⋅ l ⋅ A B( x) ⋅ dx mit Φ = B( x) ⋅ dx<br />

⇒ M = 2 p ⋅ r ⋅ A ⋅Φ<br />

∫<br />

0<br />

l τ p<br />

∫ ∫<br />

0<br />

0<br />

τ p<br />

∫<br />

Φ = l ⋅ B( x) ⋅ dx<br />

Den Strombelag einer Gleichstrommaschine kann man auch angeben mit:<br />

z Ia<br />

A = ⋅<br />

2a 2π ⋅ r<br />

Bild 7<br />

Führen wir dies in die Momentengleichung ein, so gilt:<br />

z Ia<br />

2p<br />

⋅ z<br />

M = 2 p ⋅ r ⋅Φ ⋅ ⋅<br />

mit c =<br />

2a 2π<br />

⋅ r<br />

2a ⋅ 2π<br />

M = c ⋅Φ ⋅ I<br />

a<br />

0


Skript zum Laborversuch GM 9<br />

6. Schaltungsarten<br />

Nach der Schaltung des Anker- und Erregerstromkreises werden folgende Grundtypen von<br />

Gleichstrommaschinen unterschieden.<br />

• Reihenschlußmaschine: Die Erregerfeldwicklung wird vom Ankerstrom durchflossen,<br />

d.h. Reihenschaltung von Ankerwicklung und Erregerwicklung.<br />

• Nebenschlußmaschine: Die Erregerfeldwicklung ist parallel zum Anker geschaltet.<br />

• Maschine mit Fremderregung: Die Erregerwicklung ist an eine unabhängige Stromquelle<br />

angeschlossen.<br />

Es gibt auch Kombinationen von Reihen- und Nebenschlußmaschine, z.B. die Doppelschlußmaschine.<br />

Es kann somit eine endlich Leerlaufdrehzahl bei einer Reihenschlußmaschine erreicht<br />

werden. Eine häufiger angewandte Kombination von Reihen- und Nebenschlußmaschine<br />

ist eine Maschine mit Kompoundwicklung. Die Kompoundwicklung einer Nebenschlußmaschine<br />

ist eine vom Ankerstrom durchflossene Zusatzerregerwicklung, die die Feldschwächung<br />

durch die Ankerrückwirkung vermindert. Die Enden dieser Wicklungen werden auf<br />

Klemmbretter geführt und mit Buchstaben nach VDE 0570 versehen. In der nachfolgenden<br />

Abbildung sind alle möglichen Schaltungen einer Gleichstrommaschine zusammengefaßt<br />

dargestellt.<br />

A1-A2 : Ankerwicklung<br />

B1-B2 : Wendepolwicklung<br />

C1-C2 : Kompensationswicklung<br />

D1-D2 : Reihenschlußwicklung<br />

E1-E2 : Nebenschlußwicklung<br />

F1-F2 : Fremderregung<br />

Bild 8: Zusammenfassung aller möglichen Schaltungsarten einer GM<br />

Im Motorbetrieb ist bei Rechtslauf eine Stromrichtung durch alle Wicklungen im Sinne der<br />

alphabetischen Reihenfolge, also von A1 nach A2, von B1 nach B2 usw., festgelegt.<br />

Auf die Wendepol- und Kompensationswicklung wird im folgenden Kapitel näher eingegangen.


10 Skript zum Laborversuch GM<br />

7. Feldverlauf bei verschiedenen Erregungszuständen<br />

7.1. Hauptfeld<br />

Für den Betrieb der Maschine interessiert vor allem die Radialkomponente der Luftspaltinduktion<br />

entlang des Ankerumfangs. Diese Feldkurve B = f (x) bestimmt die Größe des magnetischen<br />

Flusses und damit die induzierte Gesamtspannung und das Drehmoment. Läuft<br />

eine Gleichstrommaschine im Leerlauf, so besteht nur das Erregerfeld der Hauptpole.<br />

Es gilt:If = If, N ≠ 0 und Ia =0<br />

a) Schnittbild b) Abwicklung<br />

Bild 9: Erregerfeld der Hauptpole<br />

Die Feldverteilung ist von der magnetischen Leitfähigkeit abhängig. Daher ist die durch die<br />

Ankernuten hervorgerufene Mikrostruktur der Feldverteilung über einen Pol nicht konstant<br />

(siehe gepunkteter Feldverlauf). In einigen Fällen wird die Feldkurve gezielt durch Variation<br />

des Luftspaltes beeinflußt.<br />

7.2. Ankerfeld<br />

Bei Betrieb der Gleichstrommaschine tritt im Anker der Laststrom Ia auf, der ein eigenes Magnetfeld<br />

zur Folge hat. Zur Darstellung dieses Ankerfeldes muß die Durchflutung der stromdurchflossenen<br />

Ankerwicklung bekannt sein. Hierzu führen wir den Begriff des Strombelages<br />

ein, der durch eine Verteilung des Stromes sämtlicher Leiterstäbe za am Ankerumfang entsteht.<br />

Der Strombelag ist innerhalb einer Polteilung konstant und wechselt jeweils in der neutralen<br />

Zone sein Vorzeichen. Die Durchflutung Θ (Felderregerkurve) erhalten wir durch Inte-<br />

gration über den Strombelag. Θa( x) = A( x) ⋅ dx<br />

Die Ankerfeldkurve läßt sich ermitteln, wenn wir zusätzlich die magnetische Leitfähigkeit μ<br />

μ 0<br />

und die Luftspaltlänge δ berücksichtigen. Ba ( x)<br />

= ⋅Θa<br />

( x)<br />

δ(<br />

x)<br />

Infolge der Ankerdurchflutung entsteht bei vernachlässigtem magnetischen Widerstand des<br />

Eisens ein Ankerfeld Θ, das im Bereich des Polschuhes, bei etwa konstanter Feldlinienlänge<br />

bis hin zu den neutralen Zonen, linear verläuft (s. Bild 11). In der Pollücke sattelt das Feld<br />

x<br />

∫<br />

0


Skript zum Laborversuch GM 11<br />

ein, da hier ein großer Luftspalt zu überwinden ist. Da die Symmetrieachse des Feldes in der<br />

neutralen Zone liegt und damit 90° zur Erregerfeldachse versetzt ist, spricht man vom Ankerquerfeld.<br />

Wir untersuchen den Fall: If = 0 und Ia = Ia, N ≠ 0<br />

a) Schnittbild b) Abwicklung<br />

Bild 10: Verlauf des Strombelages A<br />

Bild 11: Felderregerkurve<br />

Bild 12: Feldkurve


12 Skript zum Laborversuch GM<br />

7.3. Betriebsfeld<br />

Im Betriebsfeld der Gleichstrommaschine treten das Erreger- und Ankerquerfeld gleichzeitig<br />

auf. Wir untersuchen den Fall: If = If, N und Ia = Ia, N<br />

a) Schnittbild b) Abwicklung<br />

Bild 13: Betriebsfeld einer GM<br />

Anker und Erregerfeld überlagern sich jedoch nicht linear, da μFe = f (H). Es tritt also der Effekt<br />

der Sättigung ein. Die Feldverzerrung durch das Ankerfeld bewirkt außerdem, daß die<br />

magnetisch neutrale Zone verschoben wird.<br />

7.<strong>4.</strong> Ankerrückwirkung<br />

Mit Ankerrückwirkung bezeichnet man die Beeinflussung der Luftspaltinduktion durch die<br />

Ankerdurchflutung. Sowohl die induzierte Spannung Ui als auch das Drehmoment M der<br />

Gleichstrommaschine sind dem gesamten Fluß pro Pol Φ proportional. Wie verändert nun die<br />

Ankerrückwirkung diesen Fluß?<br />

• Stromwendung<br />

Wie sich in Bild 13 oben erkennen läßt, ist die geometrisch neutrale Zone bei Belastung<br />

nicht mehr feldfrei. In den Leitern, die sich in der geometrisch neutralen Zone befinden,<br />

entsteht daher bei Belastung eine Spannung. Gerade diese Leiter gehören aber zu den<br />

kommutierenden Spulen, welche durch die Kohlebürsten kurzgeschlossen sind. Die durch<br />

das Ankerfeld in der kommutierenden Spule hervorgerufene Spannung kann in der kurzgeschlossenen<br />

Spule unzulässig hohe Ströme verursachen und die Kommutierung behindern.<br />

In der Vorlesung „Grundzüge der Energiewandlung“ wird erläutert, daß für eine gute<br />

Kommutierung die kommutierende Spule sogar in einem Feld liegen muß, das dem<br />

Ankerfeld entgegengerichtet ist. Um das zu erreichen, könnte man beispielsweise die Bürsten<br />

soweit verschieben, bis die kommutierende Spule in diesem gewünschten Feld liegt.<br />

Allerdings hängt dann die geeignete Stellung der Bürsten von der Belastung ab.<br />

• Lamellenspannung<br />

Die Ankerrückwirkung besteht vor allem in einer Verzerrung des Erregerfeldes, wodurch<br />

es zu einer Verdichtung des Feldes unter einer Polhälfte kommt. Diese Feldverdichtung<br />

kann zu Rundfeuer führen. Ein solches Rundfeuer tritt dann auf, wenn die zwischen benachbarten<br />

Stegen des Stromwenders herrschende Spannung Us etwa 35-40V übersteigt, so


Skript zum Laborversuch GM 13<br />

daß durch den Kohlenstaub, der sich im Betrieb auf die Isolationsstege zwischen den<br />

Stromwenderstegen legt, ein kleiner Lichtbogen eingeleitet werden kann.<br />

Wenn einmal ein Lichtbogen eingeleitet ist, so bleibt er bestehen, auch wenn die Spulen<br />

zwischen den betroffenen Stegen in ein Feld geringerer Stärke gelangen. Immer neue<br />

Spulen kommen jedoch in den Bereich der größten Induktion, so daß ein Lichtbogenkranz<br />

und endlich ein Lichtbogen zwischen den Bürstenhaltern auftritt, der dann das Netz kurzschließt.<br />

• Eisenverluste<br />

Ein weiterer Nachteil der Ankerrückwirkung liegt in der durch die Feldverzerrung bedingten<br />

Erhöhung der Eisenwärme im Ankerkern und in den Zähnen, da die Eisenverluste<br />

mit dem Quadrat des Höchstwertes der Induktion wachsen.<br />

• Infolge der magnetischen Sättigung wird das Feld in der einen Polhälfte weniger verstärkt<br />

als in der anderen geschwächt. Der Fluß als Integral des Gesamtfeldes ist damit kleiner als<br />

im Leerlauf (Φ < Φ0).<br />

7.5. Aufhebung der Ankerrückwirkung<br />

• Wendepolwicklung<br />

Will man die Bürsten in der geometrisch neutralen Zone lassen und nicht in die durch die<br />

Ankerrückwirkung bedingte neue neutrale Zone verschieben, so muß das Ankerquerfeld in<br />

der geometrisch neutralen Zone aufgehoben werden. Dies gelingt durch sogenannte Wendepole,<br />

die in der geometrisch neutralen Zone angeordnet werden. Die Wicklung auf den<br />

Wendepolen wird in Reihe mit dem Anker geschaltet. Ihre Durchflutung muß so groß sein,<br />

daß sie das Ankerfeld in der geometrisch neutralen Zone aufhebt und ein Feld in dieser<br />

Zone aufbaut, welches in den von den Bürsten kurzgeschlossenen Spulen eine Spannung<br />

induziert, die eine gute Stromwendung gewährleistet.<br />

a) Schnittbild b) Abwicklung<br />

Bild 14: Betriebsfeld einer GM mit Wendepolen


14 Skript zum Laborversuch GM<br />

• Kompensationswicklung<br />

Die Feldverzerrung unter den Hauptpolen kann dadurch aufgehoben werden, daß man an<br />

der Polschuhoberfläche einen Strombelag aufbringt, der entgegengesetzt gleich dem<br />

Strombelag des Ankers ist. Der Strombelag an der Polschuhoberfläche wird durch eine<br />

Wicklung ersetzt, die in Nuten des Polschuhes angeordnet ist und in Reihe mit der Ankerwicklung<br />

geschaltet wird. Sie heißt Kompensationswicklung. Die Nuten enthalten im allgemeinen<br />

nur einen oder zwei Stäbe. Die Stäbe benachbarter Pole werden durch Bügel zu<br />

Windungen verbunden.<br />

a) Schnittbild b) Abwicklung<br />

Bild 15: Betriebsfeld einer Maschine mit Wendepolen und Kompensationswicklung<br />

8. Magnetische Meßmethoden<br />

• Hall-Sonde<br />

Die Hall-Sonde ist ein bei den Siemens-Werken entwickelter magnetischer Meßfühler,<br />

dessen Wirkungsweise auf dem sogenannten Hall-Effekt beruht. Wird ein stromdurchflossener<br />

Leiter oder ein Halbleiterplättchen senkrecht zur Richtung des Stromes I von einem<br />

Magnetfeld der Induktion B durchsetzt, so erfolgt eine Ablenkung der den Strom führenden<br />

Ladungsträger infolge der Lorentzkraft F. Die Ablenkung von Ladungsträgern durch<br />

das Magnetfeld verursacht deren Trennung und damit das Auftreten einer Quellenspannung.<br />

Die Ladungsträger werden also auf eine Seite gedrängt und rufen so die Hall-<br />

Spannung hervor. Die größte Hall-Spannung ergibt sich, wenn die magnetischen Feldlinien<br />

die Leiterebene senkrecht durchsetzen.<br />

Material: Indiumarsenit ⇒ • große Hall-Spannung<br />

• kleiner Innenwiderstand<br />

• hohe Belastbarkeit der Hall-Spannungsquelle


Skript zum Laborversuch GM 15<br />

B<br />

d<br />

I<br />

F<br />

UH B<br />

Bild 16: Ursache des Hall-Effekts Bild 17: Abhängigkeit der Hall-Spannung<br />

von der magnetischen Flußdichte<br />

B ⋅ I<br />

U H = RH ⋅<br />

mir RH Hall-Konstante<br />

d<br />

Die Hall-Konstante ist materialabhängig. Sie beeinflußt direkt die Größe der entstehenden<br />

Spannung UH. Diese erreicht z.B. bei Verwendung von InAs (d = 0,1 mm), einem Steuerstrom<br />

von 1A und einer magnetischen Flußdichte von 0,1T den Betrag von 0,1V.<br />

• Flußmesser<br />

Der Flußmesser ist ein normales Drehspulgerät (Zeigerinstrument) mit vernachlässigbar<br />

kleinem Trägheitsmoment und ohne Rückstellkraft und demnach ohne festen Nullpunkt, so<br />

daß immer zwei Ablesungen notwendig sind. Der Flußmesser wird immer in Verbindung<br />

mit einer Prüfspule verwendet, die den zu messenden Fluß umfaßt. Der Fluß wird dadurch<br />

zur Anzeige gebracht, daß die Prüfspule aus dem Feld herausgezogen wird bzw. in das<br />

Feld hineingeführt wird. Die zweite Möglichkeit ist, das Feld selbst zum Verschwinden<br />

oder zum Entstehen zu bringen, was durch Ein- oder Ausschaltendes Erregerstromes geschehen<br />

kann.<br />

Bild 18: Flußmesser<br />

UH<br />

U w d<br />

= ⋅<br />

dt<br />

Φ


16 Skript zum Laborversuch GM<br />

9. Drehzahlsteuerung<br />

Dieser Versuch soll auch dazu dienen, die verschiedenen Möglichkeiten der Drehzahlsteuerung<br />

eines Gleichstromantriebs im stationären Betrieb kennenzulernen. Stationär bedeutet,<br />

daß keine zeitlichen Änderungen der elektrischen und mechanischen Größen des Systems<br />

auftreten. Wir betrachten dafür das elektrische Ersatzschaltbild einer Gleichstrommaschine.<br />

Φ<br />

If Ia<br />

Uf Ua<br />

Ui<br />

Bild 19: Elektrisches Ersatzschaltbild der Gleichstrommaschine<br />

Nach dem zweiten Kirchhoff’schen Satz (ΣU =0 ) gilt für die Ankerspannung Ua :<br />

d ia( t)<br />

ua( t) = ia( t) ⋅ Ra + La ⋅ + ui( t)<br />

dt<br />

Im stationären Betriebsfall sind Strom, Spannung und Drehmoment konstant. Es gilt:<br />

d ia( t)<br />

La ⋅ = 0<br />

dt<br />

Es ergibt sich für Ua : U a = Ia ⋅ Ra + U i<br />

U a = Ia ⋅ Ra + c ⋅Φ ⋅ Ω<br />

Wenn man in den Ankerkreis noch Vorwiderstände Rv schaltet und den Spannungsabfall an<br />

den Bürsten Ub (ca. 2V) berücksichtigt, dann ergibt sich für Ua :<br />

U a = Ia ⋅ ( Ra + Rv ) + U b + c ⋅Φ ⋅ Ω<br />

Löst man die Spannungsgleichung unter Vernachlässigung von Ub nach Ω auf, so folgt für<br />

das Drehzahlverhalten:<br />

U a<br />

Ω =<br />

− Ia ⋅ ( Ra + Rv<br />

)<br />

c ⋅Φ<br />

Man erkennt, daß eine Beeinflussung der Drehzahlkennlinie n = f (I) durch Variation der Parameter<br />

Rv , Ua und Φ möglich ist.<br />

Ra<br />

La


Skript zum Laborversuch GM 17<br />

9.1. Drehzahlsteuerung durch Variation des Vorwiderstandes<br />

Wenn Ua und Φ konstant sind, dann ergibt sich entsprechend<br />

Die Ableitung dΩ<br />

R + R<br />

= −<br />

dI c ⋅Φ<br />

a<br />

a v<br />

U a Ia ⋅ ( Ra + Rv<br />

)<br />

Ω = −<br />

= Ω 0− Δ Ω<br />

c ⋅Φ<br />

c ⋅Φ<br />

< 0 wird als Stabilitätsmaß bezeichnet.<br />

Bild 20: Kennlinienschar bei Variation des Vorwiderstandes Rv<br />

Mit steigendem Vorwiderstand Rv wird der Betrag der Steigung in der Geradengleichung erhöht,<br />

die Drehzahl fällt also mit wachsendem Drehmoment stärker ab. Diese Art der Steuerung<br />

ist mit großen Verlusten verbunden, da im Ankervorwiderstand die Leistung:<br />

2<br />

Pv = Ia ⋅ Rv<br />

in Wärme umgesetzt wird. Zudem können bei größeren Leistungen keine Potentiometer, die<br />

eine stufenlose Verstellung anbieten, verwendet werden.<br />

Dieses Verfahren ist eine reine Verluststeuerung und daher unwirtschaftlich.<br />

9.2. Drehzahlsteuerung durch Änderung der Ankerspannung<br />

Bei Veränderung der Ankerspannung verschiebt sich also die Leerlaufdrehzahl auf der Drehzahlachse,<br />

während die Steigung unverändert bleibt. Für Rv = 0 und konstantem Fluß Φ ergibt<br />

sich bei Variation von Ua entsprechend:<br />

U − I ⋅ R<br />

Ω =<br />

c ⋅Φ<br />

a a a


18 Skript zum Laborversuch GM<br />

Bild 21: Kennlinienschar bei Variation der Ankerspannung Ua<br />

Eine durch die Ankerrückwirkung hervorgerufene Feldverzerrung wirkt immer flußschwächend,<br />

sowohl bei Motor- als auch bei Generatorbetrieb. Der Zusammenhang ist in erster Näherung<br />

quadratisch mit dem Ankerstrom.<br />

U a − Ia ⋅ Ra<br />

n =<br />

c ⋅ ( Φ0 − ΔΦ<br />

)<br />

Es besteht die Gefahr der Instabilität, wenn dn<br />

> 0 wird. Siehe auch gestrichelter Kurverzug<br />

dIa in Bild 21.<br />

9.3. Drehzahlsteuerung durch Änderung des Flusses<br />

Durch eine Feldschwächung (Feldsteuerung) läßt sich die Drehzahl der Maschine auf Drehzahlen<br />

über der Grunddrehzahl erhöhen, wobei man sich meist auf die doppelte Nenndrehzahl<br />

beschränkt. Aus der Drehzahlgleichung sieht man, daß sich die Leerlaufdrehzahl und die<br />

Steigung der Geraden verändert.<br />

n<br />

Φ nimmt zu<br />

Ia<br />

Bild 22: Kennlinienschar bei Variation des Flusses Φ


Skript zum Laborversuch GM 19<br />

U = c ⋅Φ ⋅ Ω + I ⋅ R<br />

mit M = c ⋅ ⋅ I = M + M + M + M<br />

a a a<br />

Ra ⋅ M<br />

U a = c ⋅Φ ⋅ Ω +<br />

c ⋅Φ<br />

U a M ⋅ ( Ra + Rv<br />

)<br />

⇒ Ω = −<br />

c ⋅Φ<br />

( c ⋅Φ<br />

) 2<br />

Φ a Besch Rbg Fe L<br />

Für eine konstante Ankerspannung Ua und Rv = 0 ergibt sich bei Variation von M das im<br />

nachfolgenden Diagramm dargestellte Drehzahlverhalten.<br />

Bild 23: Drehzahlverhalten bei Variation von M<br />

Danach neigt der leerlaufende Antrieb (M = 0) bei Flußschwächung zum Durchgehen in positiver<br />

Drehrichtung. Der Fluß eines belasteten Antriebs (M ≠ 0) darf nur bis zu einem bestimmten<br />

Mindestwert (Φmin) geschwächt werden. Unterschreitet man diesen Mindestwert, so<br />

wird der Antrieb instabil.

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