1.8 Grundlagen der Digitaltechnik
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Informatik V, Kap. 8, WS 98/99<br />
Bezüglich <strong>der</strong> erreichbaren Schaltgeschwindigkeiten bieten Bauelemente aus Gallium-Arsenid gegenüber<br />
Silizium Vorteile.<br />
Bei niedrigen elektrischen Feldstärken hat Gallium-Arsenid eine etwa sechsfach höhere Elektronenbeweglichkeit<br />
als Silizium. Während Silizium bei normalen Temperaturen eine Leitfähigkeit hat, die<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei hohen Frequenzen zu Verlusten führt, ist Gallium-Arsenid nahezu ein Isolator, hat<br />
also wesentlich geringere Verluste.<br />
Der höhere Bandabstand erlaubt auch eine höhere Betriebstemperatur (bis ca. 250 Grad Celsius).<br />
Als wesentlichen Vorteil bietet Gallium-Arsenid auch die mögliche Kombination elektronischer und<br />
optischer Bauelemente.<br />
Dem stehen wesentliche Nachteile gegenüber:<br />
Zunächst ist das Ausgangsmaterial längst nicht so verfügbar wie Silizium. Eine auf Oxidation<br />
aufgebaute planare Fertigungstechnologie funktioniert mit GaAs nicht, weil we<strong>der</strong> Ga noch As ein<br />
stabiles Oxid bilden. Deshalb haben GaAs-Technologien mit MOS-Transistoren (man muß dazu<br />
SiO2 o<strong>der</strong> Si3N4 nehmen) auch keine praktische Bedeutung erlangt.<br />
Gallium-Arsenid ist mechanisch längst nicht so stabil wie Silizium, man kann deshalb nur kleine<br />
Wafer mit Durchmessern von maximal ca. 10 cm verwenden, während Silizium-ICs Wafer von 30 cm<br />
und mehr Durchmesser erlauben.<br />
Alle analogen und digitalen IC-Technlogien auf <strong>der</strong> Basis von GaAs verwenden den MESFET, also<br />
den Transistor mit Schottky-Übergang als aktives Bauelement.<br />
Dies hat verschiedene Konsequenzen:<br />
Der Spannungsbereich am Gate ist beschränkt in Vorwärts- und in Rückwärtsrichtung. GaAs-<br />
Schaltungen haben deshalb einen internen logischen Hub von nur ca. 0,4 V. Dies bedingt wie<strong>der</strong>um,<br />
daß die technologisch bedingten Schwankungen von Schwellenspannungen auf einem Chip nur sehr<br />
klein sein dürfen (ca. 0,1V).<br />
Zunächst sind nur selbstleitende Transistoren verfügbar, außerdem nur solche mit n-leitendem Kanal.<br />
Die fortgeschrittenste GaAs-Technologie ist die sogenannte DCFL (direct coupled FET) Logik. Sie<br />
verwendet selbstleitende und selbstsperrende FETs (Abb. 8 58) und ähnelt im Schaltungsaufbau <strong>der</strong><br />
nMOS-Technolgie.<br />
VDD<br />
Ue1<br />
Ue2<br />
T1<br />
T3<br />
T2<br />
Ua<br />
Abb. 8.58: Grundgatter (NOR) in DCFL-Technologie<br />
Die Transistoren T1 und T2 sind selbstsperrend, T3 ist selbstleitend und wirkt als passives<br />
Wi<strong>der</strong>standselement. Das Grundgatter ist ein NOR.<br />
An<strong>der</strong>e GaAs-Technologien, die Buffered FET Logic (BFL) und die Schottky-Diode-FET Logic)<br />
verwenden nur selbstleitende FETs und Dioden zum Pegelshift. Wegen den geringeren<br />
Leistungsaufnahme eignet sich vornehmlich die DCFL für die Großintegration. Mit GaAs-<br />
Schaltkreisen wurden bisher Komplexitäten bis ca. 100 000 Gatter erreicht, also z. B. komplette<br />
Mikroprozessoren entwickelt.<br />
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