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1.5 Grundlagen der Nachrichtentechnik

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Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

5. Grundschaltungen <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

5.1 Allgemeines<br />

Schaltungen <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> unterscheiden sich in Aufbau und Prinzip wesentlich von denen<br />

<strong>der</strong> Energietechnik.<br />

Den Aufbau des Netzes <strong>der</strong> Energietechnik, nämlich z. B. des Drehstromnetzes für die Energieversorgung,<br />

zeigt Abb. 5.1.<br />

Quellen<br />

Netzwerk<br />

(passiv)<br />

Abb. 5.1: Netzwerk <strong>der</strong> Energietechnik<br />

Verbraucher<br />

Das Netzwerk wird durch eine Anzahl von Quellen, das sind die Generatoren in den Kraftwerken,<br />

gespeist. Dabei wird die Leistung <strong>der</strong> einzelnen Quellen durchaus sehr unterschiedlich sein können.<br />

Das Netz ist aber so aufgebaut, daß alle Quellen nur Wechselspannungen und -Ströme einer<br />

bestimmten festen Frequenz liefern (z. B. 50 Hz, 60 Hz). Läßt man mal die geographische<br />

Ausdehnung außer Betracht, so sind alle Generatoren auch phasenstarr gekoppelt. Es treten also im<br />

Idealfall auch Spannungsspitzen und Nulldurchgänge überall gleichzeitig auf.<br />

Im Idealfall sind Spannungen und Ströme stets sinusförmig. Ein frequenzabhängiges Übertragungsverhalten<br />

des Netzwerks Quelle und Verbraucher spielt keine Rolle. Alle Bauelemente im Netzwerk<br />

sind passiv. Die Verbraucher sind ebenfalls passive Netzwerke, die aber sehr unterschiedliche<br />

Charakteristiken haben können (ohmsche, induktive, kapazitive Elemente).<br />

In <strong>der</strong> Energietechnik wird man versuchen, ein Netzwerk so zu betreiben, daß die vom Generator<br />

zum Verbraucher übertragene Scheineistung möglichst nahe bei <strong>der</strong> Wirkeinleistung liegt. Dazu<br />

werden z. B. stark induktive Verbraucher, das sind insbeson<strong>der</strong>e elektrische Maschinen, durch<br />

zusätzliche Kapazitäten "kompensiert". Auch werden die Innenwi<strong>der</strong>stände <strong>der</strong> Generatoren und die<br />

Wi<strong>der</strong>stände zwischen Eingang und Ausgang des Übertragungsnetzes möglichst klein gehalten.<br />

Das Entwurfsziel ist also die Energieübertragung bei möglichst geringen Verlusten.<br />

Ri<br />

U0<br />

Übertragungsnetzwerk<br />

RL<br />

Abb. 5.2: Übertragungsnetzwerk mit Wi<strong>der</strong>ständen<br />

1


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

In <strong>der</strong> Energietechnik wird in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand des Verbrauchers (RL) wesentlich höher sein<br />

als <strong>der</strong> des Generators, da die im jeweiligen Wi<strong>der</strong>stand umgesetzte Leistung dem Wert des<br />

Wi<strong>der</strong>standes proportional ist.<br />

In traditionellen Systemen <strong>der</strong> Energietechnik gab es nur einen Übergang zwischen Wechselstrom<br />

und Gleichstrom (Gleichrichtung) und umgekehrt (Wechselrichtung).<br />

Bei neueren Systemen, z. B. für elektrische Antriebe, werden auch Spannungen und Ströme<br />

bestimmter Frequenz benötigt und (meistens aus Drehstrom über Gleichstrom) erzeugt. Diese<br />

Technik wird heute als Leistungselektronik bezeichnet.<br />

Dagegen sind Übertragungssysteme <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> völlig an<strong>der</strong>s geartet (Abb. 5.3).<br />

Quelle<br />

Ri<br />

u (t)<br />

Übertragungsnetzwerk<br />

(frequenzabhängig)<br />

Abb. 5.3: Übertragungssystem <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2<br />

ZL<br />

Verbraucher<br />

Die Quelle wird in <strong>der</strong> Regel ein Signal mit komplexem zeitlichem Verlauf liefern, das nicht nur eine<br />

Frequenz beinhaltet, son<strong>der</strong>n ein komplexes Frequenzgemisch.<br />

Das Übertragungsnetzwerk wird seinerseits dieses Signal bearbeiten (z. B. gezielt filtern, verstärken,<br />

speichern, umcodieren etc.) und schließlich an einen (o<strong>der</strong> mehrere) Verbraucher weitergeben. Es<br />

spielt dabei oft eine wesentliche Rolle, daß das Ausgangssignal dem Eingangssignal trotz manchmal<br />

komplexer signalverarbeiten<strong>der</strong> Prozesse dem Eingangssignal weitgehend entspricht, also z. B. keine<br />

Verzerrungen aufweist.<br />

Der Wirkungsgrad <strong>der</strong> Übertragung ist meistens nur von sekundärer Bedeutung. Dagegen spielt die<br />

gute Ausnutzung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Quelle verfügbaren Leistung eine wesentliche Rolle. In <strong>der</strong> Darstellung<br />

nach 5.2 würde ein nachrichtentechnisches System dann optimal betrieben, wenn die mögliche<br />

Leistung <strong>der</strong> Quelle am besten ausgenutzt wird. Das ist dann <strong>der</strong> Fall, wenn <strong>der</strong> Lastwi<strong>der</strong>stand<br />

gleich dem Innenwi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Quelle ist. Da allerdings die Übertragungssysteme <strong>der</strong><br />

<strong>Nachrichtentechnik</strong> nur sehr selten den Charakter einer idealen Leitung haben, spielen solche<br />

Aspekte im wesentlichen nur bei Übertragungsleitungen im höheren Frequenzbereich eine größere<br />

Rolle.<br />

Ein ganz wesentlicher Teil <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> beschäftigt sich damit, Baugruppen und Systeme<br />

zur Signalverarbeitung und zur Signalübertragung zu entwickeln. Wir wollen in diesem Kapitel die<br />

wichtigsten elementaren Baugruppen und die Methoden und Hilfsmittel zu ihrer Beschreibung und<br />

Berechnung kennenlernen.<br />

5.2 Vierpole (Zweitore)<br />

5.2.1 Einführung<br />

Wir haben im vierten Kapitel bereits einige Eigenschaften von Zweipol-Bauelementen kennengelernt,<br />

wie z. B. eine frequenzabhängige Impedanz und Admittanz. Baugruppen, welche Eingangsspannungen<br />

und -Ströme in mehr o<strong>der</strong> weniger verän<strong>der</strong>ter Form zu einem Ausgang übertragen,<br />

beschreibt man in <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> als Vierpole o<strong>der</strong> auch Zweitore.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

1<br />

1'<br />

Ie Ia<br />

Übertragungsfunktion<br />

Ue Ua<br />

Ua = f (Ue)<br />

Abb. 5.4 Vierpol (Zweitor)<br />

In <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> kann man die meisten Vorgänge <strong>der</strong> Signalübetragung mittels <strong>der</strong> Vierpol-<br />

Darstellung beschreiben. Der Vierpol selbst kann dabei ganz unterschiedlich ausgeführt sein. Es kann<br />

sich z. B. um einen Verstärker, ein frequenzabhängiges Übertragungsglied (Filter), aber auch um eine<br />

Übertragungsleitung handeln. Im allgemeinen wird <strong>der</strong> Vierpol auch eine Verzögerung zwischen<br />

einem Signal am Eingang und <strong>der</strong> Antwort am Ausgang beschreiben müssen.<br />

Generell unterscheidet man sogenannte kontinuierliche Systeme von diskreten Systemen.<br />

In <strong>der</strong> analogen <strong>Nachrichtentechnik</strong> ist bei <strong>der</strong> Signalübertragung meistens ein kontinuierlicher<br />

Wertebereich <strong>der</strong> Signale möglich, z. B. wird die Spannung an einem Lautsprecher, welche aus<br />

elektrischen Wechselströmen zwischen ca. 15 Hz und 15 kHz besteht, jede Spannung z. B. zwischen<br />

0 V und 10 V annehmen können. Typisch für die Analogtechnik ist darüber hinaus, daß die Höhe<br />

dieser Spannung selbst den Inhalt <strong>der</strong> Information bestimmt.<br />

In zeitdiskreten Systemen, das sind die <strong>der</strong> Digitaltechnik, ist <strong>der</strong> Informationsgehalt weitgehend von<br />

<strong>der</strong> Höhe einer Signalspannung abgekoppelt.<br />

Der wesentliche Vorteil ist die viel größere Störfestigkeit.<br />

Die Vierpol-Darstellung wird also verwendet, um allgemein das Verhalten frequenzabhängiger<br />

Netzwerke zu beschreiben.<br />

Die wichtigsten Typen von Vierpolen <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> sind:<br />

− Verstärker:<br />

Verstärker sind aktive Baugruppen, die ein Eingangssignal mit einer Vergrößerung <strong>der</strong> Spannung<br />

und des Stroms am Ausgang ausgeben. Oft ist dabei von Bedeutung, daß das verstärkte Signal<br />

dabei seine Form behält, also nicht verzerrt wird. In diesem Fall liegt ein linearer Verstärker vor.<br />

− Filter:<br />

Filter sind Baugruppen, welche bei einem Spektrum verschiedener Frequenzen am<br />

Schaltungseingang ein frequenzabhängiges Durchlaßverhalten aufweisen, also manche Frequenzen<br />

sperren und an<strong>der</strong>e durchlassen.<br />

− Übertragungsleitungen:<br />

Ideale Übertragungsleitungen transportieren ein Eingangssignal ohne Verluste und Verzerrungen<br />

vom Eingang zum Ausgang. Typisch ist eine zeitliche Verzögerung um die Laufzeit auf <strong>der</strong><br />

Übertragungsstrecke. In <strong>der</strong> Realität sind Übertragungsleitungen in dem Sinne nicht-ideal, daß sie<br />

Signale dämpfen (abschwächen) und oft auch ein frequenzabhängiges Übertragungsverhalten<br />

zeigen.<br />

− Mischer und Modulatoren / Demodulatoren:<br />

Mischer sind aktive o<strong>der</strong> passive Bauelemente, welche ein Signal von einem Frequenzbereich in<br />

einen an<strong>der</strong>en umsetzen. Modulatoren prägen ein (nie<strong>der</strong>frequentes) Nutzsignal einem<br />

hochfrequenten Trägersignal auf, Demodulatoren dienen zur Rückgewinnung des Nutzsignals<br />

(z. B. im Rundfunkgerät).<br />

3<br />

2<br />

2'


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Mit dem Einzug <strong>der</strong> Digitaltechnik in die <strong>Nachrichtentechnik</strong> sind weitere Übertragungselemente von<br />

großer Bedeutung:<br />

− Wandler zwischen analogen und digitalen Signalen<br />

(D / A und A / D - Wandler)<br />

− Abtast- und Halteglie<strong>der</strong><br />

Das sind Bauelemente, welche analoge Eingangssignale periodisch abtasten und ihren<br />

Momentanwert für eine Zeit (analog) speichern.<br />

Für die Beschreibung des Verhaltes bezüglich <strong>der</strong> Strom- und Spannungsgrößen am Eingang und<br />

Ausgang eines Vierpols hat die Elektrotechnik eine angepaßte Theorie entwickelt.<br />

Diese eignet sich jedoch im wesentlichen nur für kontinuierliche Vorgänge und wird meistens auch<br />

nur bei linearen o<strong>der</strong> wenigstens annähernd linearen Beziehungen verwendet.<br />

5.2.2 Vierpol-Parameter<br />

Das Verhalten eines Vierpols läßt sich generell über vier Parameter beschreiben.<br />

− Eingangswi<strong>der</strong>stand o<strong>der</strong> Eingangsleitwert am Eingang<br />

(d. h. Strom-Spannungsbeziehung am Eingang)<br />

Das ist die Eingangsimpedanz o<strong>der</strong> Eingangs-Admittanz<br />

− Ausgangswi<strong>der</strong>stand o<strong>der</strong> Ausgangsleitwert, d. h. Strom-Spannungsbeziehung am Ausgang<br />

Das ist die Ausgangs-Impedanz o<strong>der</strong> Ausgangs-Admittanz<br />

− Übertragung von Spannung / Strom vom Eingang auf den Ausgang<br />

Das ist die Vorwärts-Übetragungsimpedanz o<strong>der</strong> -Admittanz<br />

− Übertragung von Spannung / Strom vom Ausgang auf den Eingang<br />

Das ist <strong>der</strong> Rückwärts-Übertragungsimpedanz o<strong>der</strong> -Admittanz<br />

Diese Parameter sind stets unter bestimmten Nebenbedingungen definiert .<br />

Die Strom- und Spannungsgrößen werden dabei als komplexe Werte definiert. Strom und Spannung<br />

können also unterschiedliche Phasenlagen haben und sind damit durch ebenfalls komplexe<br />

Wi<strong>der</strong>stände o<strong>der</strong> Leitwerte verbunden.<br />

Man kann die Abhängigkeiten zwischen Spannungen und Strömen am Vierpol wie folgt definieren,<br />

wobei "1" jetzt jeweils für den Eingang, "2" für den Ausgang steht:<br />

U1 = Z11 I1 + Z12 I2<br />

U2 = Z21 I1 + Z22 I2<br />

Daraus folgt auch gleich die Definition für die Parameter:<br />

Z11 = U1 / I1 für I2 = 0 Leerlauf-Eingangsimpdedanz<br />

Z22 = U2 / I2 für I1 = 0 Leerlauf-Ausgangsimpedanz<br />

Z12 = U1 / I2 für I1 = 0 Rückwärts-Übertragungsimpedanz<br />

Z21 = U2 / I1 für I2 = 0 Vorwärts-Übertragungsimpedanz<br />

4


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Die Abhängigkeit wird also durch die Elemente einer Wi<strong>der</strong>stands-Matrix angegeben:<br />

Z11 Z12<br />

[Z] = (Z21 Z22)<br />

Die Übertragungseigenschaften eines Netzwerkes werden also z. B. durch seine Impedanzmatrix<br />

beschrieben.<br />

In <strong>der</strong> Praxis noch gebräuchlicher ist die Admittanzmatrix:<br />

I1 = Y11 U1 + Y12 U2<br />

I2 = Y21 U1 + Y22 U2<br />

Die Parameter sind:<br />

Y11 = I1 / U1 für I2 = 0 Leerlauf-Eingangsadmittanz<br />

Y12 = I1 / U2 für I2 = 0 Rückwärts-Übertragungsleitwert<br />

Y21 = I2 / U1 für I1 = 0 Vorwärts-Übertragungsleitwert<br />

(auch Steilheit genannt)<br />

Y22 = I2 / U2 für I1 = 0 Leerlauf-Ausgangsadmittanz<br />

Diese Parameter werden in <strong>der</strong> Regel für eine bestimmte Frequenz angegeben, z. B. in Datenblättern<br />

für Transistoren. Mittels dieser Parameter kann man dann Schaltungen recht bequem berechnen,<br />

wobei das so charakterisierte Element eine "Black Box" sein kann.<br />

Es gibt noch weitere Typen von Vierpol-Parametern. Praktisch verwendet werden die sogenannten<br />

Hybrid-Parameter (H-Parameter), bei denen die einzelnen Parameter unterschiedliche Dimensionen<br />

haben (also nicht alle Impedanzen o<strong>der</strong> Admittanzen sind ), die sogenannten Ketten-Parameter und<br />

die sogenannten Streuparameter (speziell für Hochfrequenz-Schaltungen). Bei letzteren bezieht sich<br />

das Verhalten des Vierpols nicht auf Spannungen und Ströme, son<strong>der</strong>n auf Leistungen, weil man bei<br />

manchen Bauelementen <strong>der</strong> Hochfrequenztechnik Spannungen und Ströme nicht mehr definieren<br />

kann.<br />

Der Vollständigkeit halber sollen die H-Parameter und die Ketten-Parameter hier noch dargestellt<br />

werden:<br />

Hier gilt:<br />

U1 = H11 I1 + H12 U2<br />

I2 = H21 I1 + H22 U2<br />

Die Kettenparameter sind definiert als:<br />

U1 = A11 U2 + A12 (-I2)<br />

I1 = A21 U2 + A22 (-I2)<br />

Bei den Ketten-Parametern werden abweichend von <strong>der</strong> sonstigen Notation die Ströme am Ausgang<br />

<strong>der</strong> Vierpols positiv gezählt, wenn sie aus dem Vierpol herausließen.<br />

5


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Parallelschaltung Serienschaltung<br />

Kettenschaltung<br />

Abb. 5.5: Zusammenschaltung von Vierpolen<br />

Serien- Parallelschaltung<br />

Z-, Y-, H-, (Hybrid-) und Kettenparameter beziehen sich alle auf Spannungen und Ströme. Um<br />

Serien-, Parallel- und Kettenschaltungen von Vierpolen einfach ausführen zu können, gibt es<br />

eindeutige Vorschriften zur Umrechnung dieser Parameter ineinan<strong>der</strong>. Für eine Parallelschaltung von<br />

Vierpolen ist es z. B. günstig, sie in <strong>der</strong> Darstellung über die Y-Parameter vorliegen zu haben, weil<br />

man dann die Eingangsleitwerte einfach addieren kann. Für die Kettenschaltung bietet entsprechend<br />

die Kettenmatrix Vorteile.<br />

U1<br />

U1<br />

I1 H11<br />

1/H22<br />

I1<br />

Y11<br />

H21 I1<br />

Y22<br />

Y21 U1<br />

Abb. 5.6: Transistor-Ersatzschaltbil<strong>der</strong> mit H- und Y-Parametern<br />

6<br />

I2<br />

I2<br />

Praktisch verwendet werden Vierpol-Parameter immer noch in <strong>der</strong> Verstärkertechnik. In Abb. 5.6<br />

sind die vereinfachten Ersatzschaltungen eines Transistors mit H- und mit Y-Parametern dargestellt.<br />

Wesentlicher Teil ist dabei jeweils eine Stromquelle für den Ausgang, die durch Spannungen o<strong>der</strong><br />

Ströme am Eingang gesteuert ist. Solche Ersatzschaltungen gelten allerdings oft nur für einen<br />

bestimmten Arbeitspunkt <strong>der</strong> Schaltung und für kleine Signalamplituden, also für den sogenannten<br />

"Kleinsignalbetrieb". Für den Betrieb bei großen Signalamplituiden, und dazu gehört die ganze<br />

Digitaltechnik, kann man die nicht-linearen Eigenschaften von Halbleiter-Bauelementen nicht mehr<br />

vernachlässigen.<br />

5.2.3 Übertragungsfunktion<br />

Die Übertragungseigenschaften eines Netzwerkes beschreibt auch die Übetragungsfunktion F = Ua /<br />

Ue. Sie wird in <strong>der</strong> Regel aber nur für den Fall linearer Netzwerke verwendet. Ihre vielleicht größte<br />

Bedeutung hat sie in <strong>der</strong> klassischen elektrischen Steuerungs- und Regelungstechnik.<br />

U2<br />

U2


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Grundsätzlich kann man den Verlauf von Signalen, d. h. Spannungen und Strömen, in Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Zeit, aber auch in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Frequenz beschreiben. Während die Vierpol-<br />

Parameter in <strong>der</strong> Regel den "elektronischen" Blick darstellen, also für eine bestimmte Frequenz die<br />

Abhängigkeit von Spannungen und Strömen zwischen Ein- und Ausgang darstellen, wird die<br />

Übetragungsfunktion meistens zur Darstellung <strong>der</strong> Frequenzabhängigkeit genutzt.<br />

Mit <strong>der</strong> Darstellung von Impedanzen und Admittanzen als frequenzabhängige Größen haben wir<br />

bereits implizit eine Transformation des Zeitverhaltens einer Schaltung in den Frequenzbereich<br />

vorgenommen, unter <strong>der</strong> Voraussetzung, daß Spannungen und Ströme sinusförmig sein sollten.<br />

1<br />

Uin R C<br />

Uout<br />

1'<br />

Abb. 5.7: RC-Netzwerk als Vierpol<br />

Allgemein gilt: ir = R * ur<br />

ic = C d uc / dt<br />

uin = ur + uc<br />

uout = uc<br />

ic = ir<br />

R * (uin - uc) = C d uc / dt<br />

Zur Bestimmung des Verlaufs von uout ist also diese Differentialgleichung zu lösen.<br />

Die Lösung ist recht einfach, wenn man die Zeitabhängigkeit von uin (t) als harmonisch vorgibt:<br />

uin (t) = Uo cos wt<br />

7<br />

2<br />

2'<br />

Geht man von an<strong>der</strong>en als harmonischen Signalen aus, z. B. sind auf Leitungen <strong>der</strong> Digitaltechnik<br />

Rechteck- förmige Signale zu finden, so wird man in <strong>der</strong> Praxis diese Gleichung in <strong>der</strong> Zeit<br />

diskretisieren, als jeweils für sehr kurze Zeitsbschnitte dt betrachten und numerisch zu lösen<br />

versuchen.<br />

Die mit <strong>der</strong> Einschränkung auf eine harmonische Schwingung erfolgte Umwandlung<br />

<strong>der</strong> Gleichung läßt jetzt auch eine Vereinfachung zu:<br />

Mit uc (t) = Uc sin w t kann man schreiben:<br />

C d uc / dt = ic = wC Uc cos wt<br />

Wenn man die komplexe Schreibweise einführt, so wird:<br />

Zc = - j / w C<br />

In <strong>der</strong> komplexen Darstellung kann man dann auf die Amplituden von Strom und Spannung<br />

übergehen:<br />

Uout = Zc Ic = Zc U0 (R + Zc)<br />

Uout = U0 / (R - j/wC) * (-j /wC)<br />

- j 1<br />

Uout / U0 = (- j / wC) / (R - j/wc) = ------------- = --------------<br />

(w R C -j) ( 1 - j w RC)


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Die Übertragungsfunktion dieses Vierpoles ist nach Betrag und Phase frequenzabhängig.<br />

Für f = 0 ist die Ausgangsspannung gleich <strong>der</strong> Eingangsspannung.<br />

Für f gegen unendlich geht die Ausgangsspannung gegen null.<br />

Schaltungen mit einem <strong>der</strong>artigen frequenzabhängigen Verfahren werden in <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

generell als "Filter" bezeichnet, weil sie manche Frequenzen aus einem Eingangssignal herausfiltern<br />

und an<strong>der</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger gut durchlassen.<br />

Für die graphische Darstellung <strong>der</strong> Übertragungsfunktion wählt man oft das sogenannte Bode-<br />

Diagramm. Amplitudengang F und Phasengang f <strong>der</strong> Übertragungsfunktion sind in Abhängigkeit von<br />

einer normierten Frequenz f0 aufgetragen, wobei die Frequenzachse logarithmisch dargestellt ist (im<br />

Zehner-Logarithmus). Auch die Amplitude wird in logarithmischem Maßstab dargestellt, meistens<br />

normiert auf eine maximale Amplitude A0 <strong>der</strong> Übertragungsfunktion.<br />

Die aufgetragene Größe ist dann die normierte Abweichung von <strong>der</strong> Ausgangsamplitude A0,<br />

meistens gemessen in dB mit:<br />

F / dB = -20 lg (Ua/Ue)<br />

Dagegen wird die Phase in Abhängigkeit von <strong>der</strong> normierten Frequenz linear positiv o<strong>der</strong> negativ<br />

aufgetragen. Typisch für die hier vorgestellte Filterschaltung erster Ordnung ist, daß dort, wo die<br />

Amplitude auf den 1 durch Quadratwurzel 2-fachen Wert gefallen ist (3 dB-Abfall), die<br />

Phasenverschiebung 45 Grad erreicht.<br />

Dieser spezielle Punkt wird bei Filterschaltungen oft als "Grenzfrequenz" bezeichnet.<br />

F<br />

3 dB<br />

F<br />

90<br />

45<br />

-45<br />

-90<br />

fg<br />

Abb. 5.8: Bode-Diagramm<br />

Amplitudengang<br />

Phasengang<br />

Die Grenzfrequenz errechnet sich zu: fo = fg = 1/(2p R C)<br />

8<br />

lg (f/f0)<br />

lg (f/f0)<br />

Oft werden Amplituden- und Phasenverlauf im Bode-Diagramm mit technisch brauchbaren<br />

Näherungen angegeben. Es soll <strong>der</strong> hier verwendete Tiefpaß als Beispiel gelten.<br />

Für f > f0 ist <strong>der</strong> Amplitudengang gegeben durch eine Gerade gegeben, die mit 20 dB / Dekade<br />

sinkt.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Für f


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Tießpaß und Hochpaß haben nur je eine Grenzfrequenz, Bandpaß und Bandsperre haben jeweils<br />

zwei Grenzfrequenzen.<br />

In Abb. 5.9 sind die verschiedenen Typen von Filtern idealisiert und angedeutet auch mit realem<br />

Verhalten dargestellt. Im Idealfall haben die Filter senkrechte Flanken bei <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Grenzfrequenz. Reale Filter haben dagegen jeweils einen kontinuierlichen Übergang vom Durchlaßin<br />

den Sperrbereich. Die mehr o<strong>der</strong> weniger große Steilheit dieser Flanken ist bestimmt durch die<br />

Ordnung des Filter.<br />

Für das vorstehend betrachtete Netzwerk liegt ein sogenannter Tiefpaß erster Ordnung vor, da die<br />

Frequenzabhängigkeit linear ist. Natürlich kann man auch Tiefpässe höherer Ordnung bauen, bei<br />

denen eine quadratische, kubische o<strong>der</strong> biquadratische Abhängigkeit von <strong>der</strong> Frequenz besteht.<br />

Entsprechend bezeichnet man dann solche Schaltungen und Tiefpaß zweiter, dritter o<strong>der</strong> vierter<br />

Ordnung.<br />

Entsprechend gibt es natürlich auch an<strong>der</strong>e Filterschaltungen unterschiedlicher Ordnung.<br />

Filter unterscheidet man auch bezüglich ihres physikalischen Aufbaus:<br />

Passive Filter enthalten nur passive Bauelemente (Wi<strong>der</strong>stände, Induktivitäten, Kapazitäten). Aktive<br />

Filter enthalten dagegen auch Verstärkerbausteine.<br />

RC-Filter bestehen nur aus Wi<strong>der</strong>ständen und Kondensatoren. LC-Filter sind dagegen vorwiegend<br />

aus Spulen und Kondensatoren aufgebaut.<br />

Eine spezielle Klasse von Filtern ist aus Schaltern und Kondensatoren aufgebaut.<br />

Digitale Filter setzen zunächst analoge Signale in digitale Werte um und "rechnen" dann das<br />

Frequenz-verhalten aus. Man kann damit vorwiegend Filter für sehr niedrige Frequenzen realisieren.<br />

5.3.2 RC-Filter<br />

RC-Filter sind grundsätzlich nur aus Wi<strong>der</strong>ständen und Kapazitäten aufgebaut.<br />

Der einstufige RC-Tiefpaß von Abb. 5.7 ist ein Beispiel für einen einfachen Tiefpaß erster Ordnung.<br />

Ein zweistufiges RC-Tiefpaßfilter ist in Abb. 5.10 dargestellt.<br />

1<br />

1'<br />

R1<br />

C1<br />

R2<br />

C2<br />

Abb. 5.10: Zweistufiges RC-Tiefpaßfilter<br />

Für das Verhalten <strong>der</strong> Schaltung sind die sogenannten "Zeitkonstanten"<br />

T1 = C1R1 und T2 = R2C2 charakteristisch.<br />

Die Übertragungsfunktion des einstufigen Filters konnte man auch als:<br />

Ua / Ue = 1 / (1 + jwT1) darstellen.<br />

10<br />

2<br />

2'


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Für das zweistufige Filter gilt dann:<br />

Ua / Ue = 1 / ((1 + jwT1) (1 + jwT2)).<br />

Wie sich Amplituden- und Phasengang eines solchen Filters insgesamt verhalten, kann man am<br />

besten wie<strong>der</strong> im Bode-Diagramm ablesen.<br />

F<br />

F<br />

-45<br />

-90<br />

-135<br />

-180<br />

Amplitudengang<br />

fg1<br />

Phasengang<br />

-20dB /Dek.<br />

0,1 fg1 10 fg1 0,1 fg2<br />

fg2<br />

- 40 dB / Dekade<br />

10 fg2<br />

11<br />

lg (f/f0)<br />

lg (f/f0)<br />

Abb. 5.11: Bode-Diagramm des zweistufigen RC-Tiefpaß-Filters (vereinfacht)<br />

In <strong>der</strong> vereinfachten Darstellung fällt jetzt die Amplitude mit -20 dB / Dekade ab <strong>der</strong> niedrigeren<br />

Grenzfrequenz fg1 = 1 / T1. Die Phase fällt ab 0,1 fg1 mit -45 Grad pro Dekade und erreicht bei 10<br />

fg1 einen Wert von -90 Grad.<br />

Bis hierher gleicht das Verhalten exakt dem eines einstufigen RC-Tiefpaßfilters. Die zweite Stufe<br />

wirkt sich ab fg2 = 1/T2 mit einem Abfall <strong>der</strong> Amplitude von -40 dB pro Dekade aus. Die<br />

zusätzliche Phasendrehung durch diese zweite Stufe wirkt sich so aus, daß bei fg2 eine<br />

Phasendrehung von -135 Grad erreicht wird, bei 10 fg2 schließlich <strong>der</strong> Endwert von -180 Grad.<br />

Tatsächlich kann man natürlich auch dreistufige Filter bauen, bei denen sich schließlich eine<br />

Phasendrehung von 270 Grad und ein Abfall <strong>der</strong> Amplitude um 60 dB proDekade erreicht würde.<br />

Solche Schaltungen werden tatsächlich gebaut, um in bestimmten Schaltungen (z. B. Oszillatoren)<br />

Phasendrehungen von 180 Grad zwischen Eingang und Ausgang sicher zu erreichen.<br />

Für Filterschaltungen werden häufig Netzwerke benötigt, welche:<br />

− eine geringe Dämpfung des Signals im Durchgangsbereich aufweisen<br />

− eine hohe Flankensteilheit beim Übergang vom Durchlaßbereich in den Sperrbereich aufweisen<br />

− eine hohe Dämpfung im Sperrbereich bieten.<br />

Dazu eignen sich RC-Netzwerke nicht beson<strong>der</strong>s. Man wird bevorzugt Netzwerke aus Induktivitäten<br />

und Kapazitäten verwenden, sogenannte LC-Filter.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

5.3.3 LC-Tiefpaß und -Hochpaß<br />

Wir haben bereits im 4. Kapitel Zusammenschaltungen aus Induktivitäten und Kapazitäten als<br />

Netzwerke mit frequenzabhängigem Wi<strong>der</strong>stand kennengelernt.<br />

Man kann also mit einigem Recht vermuten, daß man auf <strong>der</strong> Basis von LC-Schwingkreisen auch<br />

halbwegs brauchbare Hoch- bzw. Tiefpaßfilter aufgebaut werden können.<br />

Uo<br />

Uo<br />

R<br />

Tiefpaß<br />

R L<br />

Hochpaß<br />

U L<br />

U C<br />

Abb. 5.12: LC-Tiefpass- und Hochpass-Filter<br />

C<br />

U C<br />

U L<br />

12<br />

Ausgang<br />

Ausgang<br />

Für die Spannungsabfälle in <strong>der</strong> aus einer R - L - C- Reihenschaltung bestehenden Filterschaltung<br />

gilt:<br />

UC / U0 = w0 2 / N<br />

UL / U0 = (j w) 2 / N<br />

UR / U0 = j w w0 / r N<br />

Mit: r = 1 /[ R (L / C) 1/2 ]<br />

w0 2 = 1 / LC<br />

N = w0 2 + (w0/r) j + (jw) 2<br />

Für f = 0 wirkt <strong>der</strong> Kondensator als Leerlauf, die Spule als Kurzschluß.<br />

Damit erfolgt beim Tiefpaß eine verlustlose Signalübertragung vom Eingang auf den Ausgang (auch<br />

ohne Phasenverschiebung). Beim Hochpaß ist dagegen <strong>der</strong> Ausgang vom Eingang durch den<br />

Kondensator getrennt, darüber hinaus ist <strong>der</strong> Ausgang durch die Induktivität kurzgeschlossen.<br />

Für sehr hohe Frequenzen tritt genau <strong>der</strong> umgekehrte Fall auf.<br />

Die Resonanzfrequenz f0 ist gegeben durch die Thomsonsche Schwingungsformel:<br />

f0 = 1/2p (LC) -1/2<br />

Mittels L und C bekommen wir stets einen Filter-Kreis zweiter Ordnung.<br />

Da aber auch Resonanzphänomene eine Rolle spielen, weisen Filter dieser Art typischerweise in <strong>der</strong><br />

Nähe <strong>der</strong> Resonanzfrequenz eine Überhöhung <strong>der</strong> Spannung am Ausgang auf. Den Effekt im Bode-<br />

Diagramm zeigt Abb. 5.13.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

F<br />

F<br />

Amplitudengang<br />

r<br />

f0<br />

Amplitudengang<br />

r<br />

-+40 dB / Dekade<br />

f0<br />

Renonanzüberhöhung<br />

- 40 dB / Dekade<br />

Renonanzüberhöhung<br />

13<br />

lg (f/f0)<br />

lg (f/f0)<br />

Abb. 5.13: Amplitudengang im Bode-Diagramm für LC-Tießpaß-/ -Hochpaß-Filter<br />

Die Überhöhung ist proportional <strong>der</strong> Güte des Resonanzkreises. Beim Tiefpaßfilter fällt die<br />

Amplitude oberhalb <strong>der</strong> Grenzfrequenz mit -40 dB/Dekade, beim Hochpaß steift die Kurve unterhalb<br />

<strong>der</strong> Grenzfrequenz entsprechend an. Faktisch gibt es keine "idealen" Hochpässe, zu hohen<br />

Frequenzen hin wird die Amplitude stets durch die beschränkte Bandbreite <strong>der</strong> aktiven Bauelemente<br />

(Transistoren) begrenzt.<br />

LC-Filter dieser Art werden häufig in Hifi-Anlagen eingesetzt. Um den Frequenzbereich hörbarer<br />

akkustischer Signale optimal überdecken zu können, sind in <strong>der</strong> Praxis mindestens zwei Lautsprecher<br />

(Tieftöner, Hochtöner), in sehr hochwertigen Anlagen auch drei Lautsprechen (Tieftöner,<br />

Hochtöner, Mitteltöner) notwendig. Sie erhalten jeweils nicht das ganze Spektrum (15 Hz bis 25<br />

kHz) hörbarer akkustischer Signale, son<strong>der</strong>n durch das Vorschalten von Filtern als sogenannte<br />

"Frequenzweiche" jeweils nur einen abgestimmten Teil des Spektrums<br />

(Abb. 5.14).<br />

Uo<br />

Ri L1<br />

C1<br />

L2<br />

C2<br />

Tieftöner Hochtöner<br />

Abb. 5.14: Frequenzweiche in Audio-Lautsprechersystemen<br />

Natürlich ist es durchaus möglich, auch LC-Filter höherer als zweiter Ordnung zu bauen o<strong>der</strong> auch<br />

RC- und LC-Filter zu kombinieren. Der wesentliche Vorteil besteht in steileren Filter-Flanken (80 dB<br />

/ Dekade Abfall bzw., bei Hochpässen, Anstieg).)


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

R L1<br />

Uo U L<br />

Abb. 5.14: LC-Tießpaß-Filter 4. Ordnung<br />

C1<br />

14<br />

L2<br />

C2<br />

U C Ausgang<br />

Filter mit extrem steilen Flanken wurden vorrangig in <strong>der</strong> kommerziellen analogen Fernmelde-technik<br />

benötigt.<br />

5.3.4 Bandpässe und Bandsperren<br />

Weitere in <strong>der</strong> Praxis benötigte Filtertypen sind Bandpässe und Bandsperren.<br />

Bandpässe lassen einen bestimmten Frequenzbereich an Ausgang erscheinen, während an<strong>der</strong>e<br />

Frequenzen unterdrückt werden. Bei Bandsperren wird dagegen ein bestimmter Frequenzbereich<br />

selektiv gesperrt. Mit einer einfachen LC-Schaltung kann man ein Bandpaßfilter wie in Abb. 5.15<br />

gezeigt realisieren.<br />

Uo<br />

Uo<br />

R L C<br />

R<br />

Abb. 5.15: Bandpaßfilter<br />

R<br />

RL<br />

C<br />

U out Ausgang<br />

Ausgang<br />

U out<br />

Entwe<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Lastwi<strong>der</strong>stand in einen Serien-Schwingkreis eingeschlossen, in dem bei Resonanz<br />

an den Elementen eine maximale Spannung anfließt, o<strong>der</strong> ein Parallel-Resonanzkreis bildet einen<br />

Nebenschluß zum Ausgangswi<strong>der</strong>stand.<br />

Dann ist bei Resonanz die Ausgangsspannung maximal, weil <strong>der</strong> Parallelschwingkreis einen sehr<br />

hohen Eingangswi<strong>der</strong>stand aufweist.<br />

Den Amplitudengang im Bode-Diagramm zeigt Abb. 5.16. Der Anstieg o<strong>der</strong> Abfall an den Flanken<br />

beträgt hier + - 20 dB / Dekade, die Resonanzüberhöhung ist wie<strong>der</strong> durch die Güte des<br />

Schwingkreises bestimmt.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

lg A<br />

r<br />

20 dB / Dekade<br />

f0<br />

- 20 bB / Dekade<br />

Abb. 5.16: Amplitudengang beim LC-Bandpaßfilter<br />

15<br />

lg f/f0<br />

Würde man in Abb. 5.15 den jeweils den Serien- und Reihenschwingkreise vertauschen, so würde<br />

dies zu einem Bandsperre-Verhalten führen, wobei die Flankensteilheiten denen in Abb. 5.16<br />

entsprechen.<br />

Die Charakteristik eines Schwingkreises ist oft für reale Bandpässe und Bandsperren ungünstig. Man<br />

benötigt z. B (Abb. 5.17) eine große Flankensteilheit in Kombination mit einer geringen Durchlaßdämpfung<br />

über einen breiteren Frequenzbereich, z. B. die 15 kHz für den UKW-Rundfunk o<strong>der</strong> 5<br />

MHz für eine Fernsehbild. Solche Filter lassen sich dann nur durch mehrstufige LC-Netzwerke<br />

realisieren, die zu Filtern 10. o<strong>der</strong> höherer Ordnung führen.<br />

Ao<br />

fg1 fg2<br />

Abb. 5.17: Bandpaßfilter höherer Ordnung<br />

f<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit (seit den 30er Jahren) sind umfassende Kataloge vielstufiger LC-Filter mit<br />

unterschiedlicher Charakteristik entwickelt und publiziert worden, die Filtertechnik hat sich zu einem<br />

Spezialzweig <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> entwickelt.<br />

Ein wesentliches Problem bestand stets in <strong>der</strong> Größe und dem Gewicht von Spulen mit hoher<br />

Induktivität. Deshalb waren LC-Filter für niedrige Frequenzen (unterhalb 1 kHz) in guter Qualität<br />

kaum verfügbar. Man behalf sich mit RC-Filtern, die aber stets vergleichsweise höhere Dämpfungen<br />

und flachere Flanken aufweisen.<br />

Hier haben dann erst neuartige Filtertypen, die mittels aktiver Bauelemente auf dem IC realisierbar<br />

sind, zu wesentlich besseren Ergebnissen geführt.<br />

Man unterscheidet:<br />

− aktive RC-Filter (meistens mit Operationsverstärkern)<br />

− Schalter-Kondensator-Filter<br />

− digitale Filter.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Als schmalbandige Filter für höhere Frequenzen werden Quarz-Kristalle eingesetzt.<br />

Quarze sind mechanisch / elektrische Bauelemente, bei denen im Resonanzfall bestimmte, von den<br />

Dimensionen des Kristalls abhängige Schwingungen auftreten. Im "elektrischen" Ersatzschaltbild<br />

entsprechen sie Resonanzkreisen mit Güter von 10 000 und mehr. Die meisten Quarze sind so<br />

gebaut, daß sie dicht nebeneinan<strong>der</strong> eine Reihen- und eine Parallelresonanz aufweisen. Die Reihen-<br />

Resonanz wird meistens genutzt, z. B. auch, um in digitalen Schaltungen den Takt stabil zu halten.<br />

Schaltzeichen<br />

Ersatzschaltbild<br />

L<br />

Cp<br />

Cr<br />

Abb. 5.18: Quarz mit Symbol und Ersatzschaltbild<br />

5.4 Analoge Schaltungen mit aktiven Bauelementen<br />

5.4.1 Einführung<br />

Wir haben bis jetzt eine Reihe von passiven Bauelementen <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> kennengelernt.<br />

Mit solchen Bauelementen ist <strong>der</strong> Elektrotechniker in <strong>der</strong> Lage, gegebene Signale auf zu<br />

manipulieren wie z. B. frequenzabhängig zu dämpfen o<strong>der</strong> auf an<strong>der</strong>e Spannungsebenen umzusetzen.<br />

Was fehlt ist die Fähigkeit, Spannungen, Ströme o<strong>der</strong> Signale zu verstärken o<strong>der</strong> Schwingungen zu<br />

erzeugen. Dazu werden aktive Bauelemente benötigt. Baugruppen, die aus einem Eingangssignal am<br />

Eingang ein (möglichst gleichartiges) Ausgangssignal mit höherer Spannung erzeugen, werden als<br />

Verstärker bezeichnet. Bei Erzeugung eines höheren Stroms ohne Spannungsverstärkung spricht<br />

man dagegen von einem Impedanzwandler o<strong>der</strong> einem Strom-verstärker.<br />

Es gibt in <strong>der</strong> <strong>Nachrichtentechnik</strong> weitere wichtige aktive Baugruppen.<br />

Oszillatoren sind selbstschwingende Schaltungen, wie sie z. B. auch als Takt-Geber in digitalen<br />

Schaltungen Verwendung finden. Sie werden aber auch in <strong>der</strong> analogen Elektronik und <strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

verwendet.<br />

Mischer sind Baugruppen, welche ein Eingangssignal von einer Frequenzebene auf eine an<strong>der</strong>e<br />

umsetzen. So wird z. B. das UKW-Rundfunk-Signal von 15 kHz Bandbreite einem Träger im 100<br />

MHz-Bereich aufgepackt und muß im Empfänger auf eine sogenannte Zwischenfrequenz von einigen<br />

MHz umgesetzt werden, bevor es verstärkt und schließlich demoduliert werden kann.<br />

Modulatoren sind Baugruppen, welche ein Signal in Abhängigkeit eines an<strong>der</strong>en Signals variieren. Z.<br />

B. wird ein Sen<strong>der</strong> stets aus einem Hochfrequenz-Oszillator bestehen, auf den ein nie<strong>der</strong>-frequentes<br />

Signal aufmoduliert wird, um von ihm "huckepack" übertragen zu werden.<br />

Demodulatoren sind Baugruppen, welche aus einem modulierten Signal die modulierende Spannung<br />

zurückgewinnen (auch als Detektoren bezeichnet).<br />

5.4.2 Verstärker-<strong>Grundlagen</strong><br />

Die zweifellos wichtigsten aktiven Bausteine <strong>der</strong> Analogtechnik sind Verstärker. Sie werden immer<br />

dort benötigt, wo eine an einem Detektor auftretende kleine Signalspannung zu klein ist, um direkt<br />

verarbeitet werden zu können.<br />

16


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

In <strong>der</strong> Regel werden Verstärker-Baugruppen mit einer Versorgungs-Gleichspannung versorgt<br />

(meistens als Vdd o<strong>der</strong> Vcc gekennzeichnet), welche die Energie für den Verstärkungsvorgang<br />

liefert. Sie besitzen notwendigerweise auch einen Masse-Anschluß (GND), <strong>der</strong> oft mit dem Masse-<br />

Anschluß <strong>der</strong> Signalleitungen am Eingang und Ausgang <strong>der</strong> Schaltung zusammenfällt. Praktisch<br />

verwendete integrierte Verstärker-Bausteine benötigen teilweise auch eine positive und eine negative<br />

Betriebs-spannung (z. B. + - 15 V).<br />

Uin<br />

Vdd<br />

GND<br />

Abb. 5.20: Verstärker-Vierpol<br />

17<br />

Uout<br />

Verstärker sind in <strong>der</strong> Regel als Vierpole darzustellen, im Ersatzschaltbild steuert eine Eingangsspannung<br />

o<strong>der</strong> ein Eingangsstrom eine interne Spannungs- o<strong>der</strong> Stromquelle.<br />

b rbb' b' c<br />

gb'e Cb'e<br />

e<br />

u b'e<br />

C b'c<br />

S u b'e<br />

cce<br />

Abb. 5.21: Kleinsignal-Ersatzschaltbild eines Transistors als Verstärker in Emitterschaltung<br />

Das Ersatzschaltbild für einen Transistor als Kleinsignal-Verstärker ist in Abb. 5.21 dargestellt.<br />

Es gibt aber auch an<strong>der</strong>e Möglichkeiten, Verstärker zu bauen.<br />

Einige Typen von Dioden, das sind nichtlineare Zweipol-Baulemente, weisen nicht nur einen<br />

spannungsabhängigen Wi<strong>der</strong>stand auf, son<strong>der</strong>n dieser Wi<strong>der</strong>stand kann für bestimmte Frequenzen<br />

sogar negativ werden. Legt man an eine solche Diode eine Gleichspannung (zur Energieversorgung)<br />

und eine Wechselspannung geeigneter Frequenz an, so wird die Wechselspannung verstärkt. Die<br />

Schaltung hat einen negativen differentiellen Wi<strong>der</strong>stand. Man braucht aber dann zur Entkopplung<br />

von Eingangs- und Ausgangssignal spezielle Bauelemente, sogenannte Zirkulatoren, wie sie nur in<br />

<strong>der</strong> Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik üblich sind.<br />

Uo<br />

Ri<br />

Tor 1<br />

Tor 3<br />

RL<br />

Zirkulator<br />

Abb. 5.22: Verstärker mit aktivem Zweipol<br />

Tor 2<br />

gce<br />

-Rd


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Während in <strong>der</strong> normalen <strong>Nachrichtentechnik</strong> die passiven Bauelemente stets "reziprok" sind, also<br />

sich unabhängig von <strong>der</strong> Flußrichtung von Signalen stets gleich verhalten, kennt die Hochfrequenzund<br />

Mikrowellentechnik auch nicht-reziproke Bauelemente, welche Signale in einer Richtung<br />

durchlassen und in umgekehrter Richtung sperren. Der in Abb. 5.22 dargestellte Zirkulator ist sogar<br />

ein nicht-reziprokes Dreitor-Bauelement.<br />

Zweipole als Verstärker haben heute praktisch nur eine sehr untergeordnete Bedeutung, so daß wir<br />

uns nachfolgend auf die Betrachtung von Verstärkern in <strong>der</strong> Form als Vierpole beschränken können.<br />

Ein Verstärkerbaustein wird minestens einen Transistor als aktives Bauelement beinhalten, häufig<br />

aber auch eine ganze Anzahl von Transistoren als integrierte Baugruppe. Eine praktisch wichtige<br />

Untergruppe solcher integrierter Verstärkerbausteine sind sogenannte Operationsverstärker.<br />

Ui Ua<br />

Zi Za<br />

Ui<br />

Zi<br />

Y21 Ui<br />

1 / Za<br />

Abb. 5.23: Verstärker-Vierpol mit Kenngrößen und vereinfachter Ersatzschaltung<br />

Die wichtigsten Kenngrößen eines solchen Verstärker-Vierpols sind dann:<br />

− die Spannungsverstärkung Au = Ua / Ui zwischen Eingang und Ausgang, oft gemessen für den<br />

Fall des Leerlaufs am Ausgang<br />

− <strong>der</strong> Eingangswi<strong>der</strong>stand Ri bzw. die Eingangsimpedanz Zi<br />

− <strong>der</strong> Ausgangswi<strong>der</strong>stand Ra bzw. die Ausgangsimpedanz Za<br />

− die obere Grenzfrequenz, d. h. die Frequenz, bei <strong>der</strong> die Spannungsverstärkung um 3 dB o<strong>der</strong><br />

Wurzel 2 gegenüber dem Standardwert abfällt.<br />

− die sogenannte Transitfrequenz, das ist die Frequenz, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Verstärker nur noch eine<br />

Spannungsverstärkung von 1 besitzt.<br />

− Dieser Wert wird oft auch als Bandbreite bezeichnet, weil er das obere Ende des<br />

Frequenzbereichs angibt, über den <strong>der</strong> Verstärker einsetzbar ist.<br />

− die maximale Spannung am Eingang und Ausgang<br />

− <strong>der</strong> maximale Strom am Ausgang<br />

− die maximale Ausgangsleistung (Produkt aus Ausgangsspannung und Ausgangsstrom).<br />

− die Rauscheigenschaften des Verstärkers: Das ist das Maß für die Eigenschaften des Verstärkers,<br />

einem Eingangssignal ein Störsignal hinzuzufügen.<br />

18


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Soll z. B. ein Eingangssignal von 0,5 Millivolt verstärkt werden, so ist dies nicht möglich, wenn die<br />

Eingangsstufe des Verstärkers selbst ein Rauschsignal von 10 mV Mittelwert produziert.<br />

Weiterhin unterscheidet man zwischen linearen und nicht-linearen Verstärkern.<br />

Bei einem linearen Verstärker ist die Höhe <strong>der</strong> Verstärkung unabhängig von <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong><br />

Spannung am Eingang und Ausgang. Nehmen wir als Beispiel eine Spannungsverstärkung von 100<br />

und eine Versorgungsspannung von 10 V an, so wird ein solcher Verstärker eine Eingangsspannung<br />

von 1 mV sicher auf 100 mV verstärken können. Er wird aber keine Eingangsspannung von 1 V auf<br />

100 V verstärken können. Bei einer Ausgangsspannung von 10 V ist eine Grenze erreicht, <strong>der</strong><br />

Verstärker gerät in den Zustand <strong>der</strong> "Sättigung" und ist dann ein "nicht-linear".<br />

Alle Gatter-Bausteine <strong>der</strong> Digitaltechnik sind so angelegt, daß sie vom Eingangssignal in die<br />

Sättigung getrieben werden, sind also hochgradig nicht-linear.<br />

Eine hohe Verstärkung wird trotzdem benötigt, um bei digitalen Signalen steile Flanken zu erhalten.<br />

Ia<br />

Ia<br />

Ra<br />

Ra<br />

Ua<br />

Abb. 5.24: Klein- und Großsignalbetrieb<br />

In <strong>der</strong> Analogtechnik unterscheidet man weiterhin:<br />

a. Kleinsignalbetrieb<br />

Die Spannungswerte <strong>der</strong> Signale am Eingang und Ausgang einer Schaltung sind klein gegen die<br />

Betriebsspannung (etwa Usignal < 0,1 Vdd). Dann kann man die eigentlich nicht-linearen Halbleiterschaltungen<br />

oft näherungsweise als linear betrachten, weil für den verwendeten kleinen<br />

Schwankungs-bereich von Spannungen und Strömen die Eigenschaften <strong>der</strong> Schaltung<br />

(Eingangswi<strong>der</strong>stand, Verstärkung) nahezu konstant bleiben.<br />

b. Großsignalbetrieb<br />

Die Signalspannungen am Ein- / o<strong>der</strong> Ausgang (meistens am Ausgang) sind etwa so groß wie die<br />

Signalspannungen. Dann sind lineare Näherungen meistens nicht mehr gültig, d. h. man muß die in<br />

Abhängigkeit von Eingangsspannung bzw, Ausgangsspannung unterschiedlichen parameter (Wi<strong>der</strong>stand,<br />

Verstärkung etc.) berücksichtigen. Weiterhin wird unterschieden zwischen linearem und nichtlinearem<br />

Großsignalbetrieb.<br />

Lineare Großsignalverstärker kommen typisch in den Endstufen von Audio-Geräten vor. Die Digitaltechnik<br />

ist als nichtlinearer Großsignal-Betrieb anzusehen.<br />

Vorab sei hier schon bemerkt, daß man für die Berechnung von Schaltungen mit aktiven<br />

Bauelementen, also Verstärkern und Oszillatoren, gültige Modelle <strong>der</strong> Schaltung braucht. Man<br />

unterscheidet auch dort z. B. für Transistoren Kleinsignal- von Großsignal-Modelle.<br />

19


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

In <strong>der</strong> Praxis ist die Unterscheidung zwischen Gleichspannungs- und Wechselspannungsverstärkern<br />

von großer Wichtigkeit.<br />

Verstärker für tonfrequente Signale wurden in <strong>der</strong> Regel so gebaut, daß die einzelnen Stufen durch<br />

Kondensatoren getrennt waren.<br />

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3<br />

Eingang Ausgang<br />

Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3<br />

Eingang Ausgang<br />

Abb. 5.25: Gleichspannungs- und Wechselspannungsverstärker<br />

Oft wird man in <strong>der</strong> Praxis die gewünschte Verstärkung o<strong>der</strong> die benötigte Höhe von Ausgangsspannung<br />

o<strong>der</strong> Ausgangsstrom nicht mit einer Stufe erreichen können.<br />

Verstärkerschaltungen bestehen deshalb oft aus mehreren kaskadierten Stufen, von denen jede ihre<br />

eigene Arbeitspunkt-Einstellung hat. Lei<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n sich diese Einstellungen z. B. durch Temperatureffekte<br />

während des Betriebes. Bei einem mehrstufigen Verstärker würden dann die Schwankungen<br />

des Betriebspunktes, also <strong>der</strong> Werte <strong>der</strong> Ausgangsspannung ohne Nutzsignal, als Quasi-Signal an die<br />

nächste Stufe weitergegeben werden müssen. Das führt bei mehrstufigen Verstärkern aber zu bösen<br />

Schwankungen <strong>der</strong> Ruhespannung am Ausgang (Drift-Effekte). Praktisch hat man deshalb oft<br />

versucht, die einzelnen Stufen durch "schwebend" aufgehängte Kondensatoren zu trennen, wodurch<br />

die Übertragung von Gleichspannungseffekten zwischen den Stufen ausfällt. Drift-Effekte sind dann<br />

auf die einzelnen Stufen beschränkt. Dann kann allerdings auch keine Übertragung beliebig geringer<br />

Frequenzen und von Gleichspannungswerten erfolgen.<br />

Lei<strong>der</strong> ist eine solche Trennung bei integrierten analogen Bausteinen nicht möglich. Sie benötigen<br />

deshalb ganz spezielle Bauweisen, es ergibt sich eine Schaltungstechnik auf dem IC, die von <strong>der</strong> mit<br />

"diskreten" Bausteinen stark abweicht.<br />

Historisch gesehen waren Elektronenröhren die ersten Verstärker-Elemente.<br />

Uin<br />

Gitter<br />

Anode<br />

Kathode<br />

GND Heizspannung<br />

Abb. 5.26: Elektronenröhre (Triode)<br />

Ra<br />

20<br />

Ua


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Eine solche Röhre besteht zunächst aus einem evakuierten Glaskolben, in den verschiedene<br />

Anschlüsse geführt sind. Die Kathode besteht aus einem Glühfaden, <strong>der</strong> von einem Heizstrom so<br />

weit erwärmt wird, daß Elektronen aus dem Metall ins Vakuum eintreten. Die gegenüberliegende<br />

Elektrode, die Anode, ist gegenüber <strong>der</strong> Kathode positiv vorgespannt und zieht die Elektronen an.<br />

Der Elektronenfluß wird nun durch das Gitter, eine als "Sieb" zwischen Anode und Kathode<br />

eingeführte dritte Elektrode gesteuert. Hat das Gitter gegenüber <strong>der</strong> Kathode eine negative<br />

Vorspannung, so wird <strong>der</strong> "Anodenstrom" unterdrückt, bei positiver Gatter-Spannung ist ein<br />

Stromfluß über den äußeren "Anodenkreis" möglich.<br />

Mittels einer zwischen Kathode und Gitter angelegten kleinen Steuerspannung kann man viel größere<br />

Än<strong>der</strong>ungen des Anodenstroms und <strong>der</strong> Spannung am Anoden-Wi<strong>der</strong>stand erreichen, also eine<br />

wirksame Verstärkung.<br />

Vorteil <strong>der</strong> Röhre war die leistungslose Steuerung. Die an<strong>der</strong>en Eigenschaften wie<br />

− hoher Energiebedarf (Heizung)<br />

− hohe Betriebsspannung (meistens ca. 220 V, nur in Ausnahmebauarten 12V)<br />

− kurze Lebensdauer (meist bestimmt durch das Durchbrennen des Glühfadens)<br />

− hoher Platzbedarf<br />

− nicht sofort einsatzfähig (vorheizen)<br />

machten die Elektronenröhren aber bald dem Transistor hoffnungslos unterlegen.<br />

Immerhin wurden die ersten in den USA entwickelten Rechner in den 40er Jahren noch mit Röhren<br />

gebaut. Heute werden Röhren nur nuch in <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> Großsen<strong>der</strong> und als Leistungssen<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> Mikrowellentechnik verwendet.<br />

Dabei erzielen mo<strong>der</strong>ne Röhren <strong>der</strong> Mikrowellentechnik, z. B. sogenannte Wan<strong>der</strong>feldröhren,<br />

Verstärkungen und Wirkungsgrade, die jedem Halbleiter-Verstärker zur Ehre gereichen würden. Nur<br />

kann man Röhren eben nicht in monolithisch integrierter Form herstellen. Die in ICs heute fast<br />

ausschließlich verwendeten Feldeffekt-Transistoren funktionieren aber ähnlich wie Röhren.<br />

In je<strong>der</strong> "Mikrowelle" steckt eine spezielle Hochfrequenzröhre (Magnetron).<br />

5.4.3 Operationsverstärker<br />

Die eigentlichen aktiven Bauelemente sind heute in erster Linie Transistoren.<br />

In <strong>der</strong> analogen (und auch in <strong>der</strong> digitalen) Schaltungstechnik begegnen sie uns aber meistens in<br />

versteckter Form, d. h. als Bestandteile größerer mittelhoch bis hoch integrierter Bausteine.<br />

Der typische aktive Baustein <strong>der</strong> Analogtechnik ist <strong>der</strong> Operationsverstärker.<br />

-<br />

+<br />

+ VDD<br />

- VSS<br />

Abb. 5.27: Operationsverstärker<br />

Betrachten wir zunächst den Operationsverstärker in idealisierter Form:<br />

Der OP hat einen invertierenden und einen nicht-invertierenden Eingang. Darüber hinaus existieren<br />

meistens Anschlüsse sowohl für eine positive als auch eine negative Betriebsspannung. Der OP ist<br />

intern ein mehrstufiger, gleichspannungsgekoppelter Verstärker. Für den idealen OP wird angenommen:<br />

21


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

− er habe eine unendlich hohe Verstärkung<br />

− die Verstärkung geht bis zu beliebig hohen Frequenzen<br />

− <strong>der</strong> OP erzeugt keine (nicht-invertierend) o<strong>der</strong> 180 Grad (invertieren<strong>der</strong> Betrieb) Phasenverschiebung<br />

zwischen Eingang und Ausgang<br />

− die Verstärkung erfolgt leistungslos, es fließen also keine Ströme in die Eingänge des OP hinein.<br />

Diese idealen Annahmen führen für die Schaltungstechnik des OPs zu bestimmten Konsequenzen:<br />

− die Spannung zwischen den Eingängen ist stets null<br />

− <strong>der</strong> OP wird stets in einer Schaltung so betrieben, daß eine Verbindung zwischen Ausgang und<br />

Eingang zur Einstellung <strong>der</strong> Verstärkung (Gegenkopplung) besteht.<br />

Die einfachsten Grundschaltungen mit einem OP zeigt Abb. 5.28.<br />

Uin<br />

R1<br />

-<br />

+<br />

R2<br />

22<br />

Uout<br />

Abb. 5.28: Invertieren<strong>der</strong> Verstärker mit Operationsverstärker<br />

Wir nehmen an, daß <strong>der</strong> OP ideal ist. Dann liegen beide Eingänge auf Null-Potential.<br />

Wenn über R1, getrieben durch Uin, ein Strom von Iin = Uin / R1 in die OP-Schaltung hineinfließt und<br />

<strong>der</strong> OP selbst einen unendlich hohen Eingangswi<strong>der</strong>stand hat, so fließt ein Strom gleicher Höhe auch<br />

zum Ausgang über R2.<br />

Also: Iin = Uin / R1<br />

I2 = Uout / R2<br />

Virtuelle Masse: Iin + I2 = 0<br />

Iin = - I2<br />

Uin / R1 = - Uout / R2<br />

Uout / Uin = Au = R2 / R1<br />

Die Spannungsverstärkung wird also durch das Verhältnis <strong>der</strong> beiden Wi<strong>der</strong>stände eingestellt. Für<br />

R2 = R1 wird die Spannungsverstärkung eins, man hat dann einen sogenannten Spannungsfolger.<br />

Die Ausgangsspannung folgt <strong>der</strong> Eingangsspannung mit umgekehrtem Vorzeichen nach.<br />

Die Schaltung für einen nicht-invertierenden verstärker sieht etwas komplizierter aus. Man<br />

bezeichnet sie auch als "Elektrometer-Verstärker".


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Uin<br />

R1<br />

+<br />

-<br />

23<br />

Ra1<br />

Ra2<br />

Abb. 5. 29: Nicht-invertierende Verstärkerschaltung mit OP<br />

In <strong>der</strong> obigen Schaltung wird die Verstärkung durch das Verhältnis <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stände Ra1 und Ra2<br />

eingestellt.<br />

Uout<br />

Natürlich ist es auch möglich, mit dem OP an<strong>der</strong>e Schaltungen als einfache Verstärker zu bauen.<br />

Betrachten wir die Schaltung in Abb. 5.30.<br />

Uin<br />

R1<br />

-<br />

+<br />

R2<br />

C2<br />

Uout<br />

Abb. 5.30: Aktiver RC-Tiefpaß mit Operationsverstärker<br />

Nehmen wir vereinfachend an, daß zunächst R2 = unendlich gilt.<br />

Bei Gleichspannung findet keine Gegenkopplung statt, im Idealfall wird die Verstärkung unendlich<br />

hoch. Bei realen Operationsverstärkern sind Spannungsverstärkungen von ca. 1000 bis 10 000<br />

möglich.<br />

Für hohe Frequenzen wird dagegen die Ausgangsspannung voll auf den Eingang zurückgekoppelt,<br />

die Verstärkung wird auf Werte unter 1 reduziert.<br />

Die Schaltung hat so aber noch eine an<strong>der</strong>e Funktion: Der Kondensator wird über <strong>der</strong> Zeit den vom<br />

Eingang her eingeflossenen Strom "aufintegrieren" müssen.<br />

Die Schaltung kann also dazu dienen, instabile Eingangsspannungen aufzuintegrieren. Sie ist damit z.<br />

B. verwendbar, um das in <strong>der</strong> Praxis häufig vorkommende "Prellen" von Schaltern zu unter-drücken.<br />

Setzt man den zweiten Wi<strong>der</strong>stand R2 ein, so kann man zunächst für f = 0 die gewünschte<br />

Verstärkung einstellen und durch das Verhältnis R2 zu w C2 auch bestimmen, ab welcher Frequenz<br />

<strong>der</strong> Tiefpaß wirksam werden soll.<br />

Natürlich kann man an Stelle von R1 und R2 jeweils beliebig komplexe RC-Netzwerke einsetzen.<br />

Damit erhält man nun aber keine "passiven" Filter, bei denen die Ausgangsspannung immer kleiner<br />

als die Eingangsspannung ist, son<strong>der</strong>n man erhält Verstärker mit vorprogrammiertem Frequenzgang,<br />

o<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>s ausgedrückt, aktive Filter mit Verstärkungen im Durchlaßbereich.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Eine weitere Anwendung solcher Schaltungen war die Analog-Rechentechnik.<br />

U1<br />

U2<br />

R1<br />

R2<br />

Abb. 5.31: Analoger Addierer<br />

Für die Ausgangsspannung bei dieser Schaltung gilt:<br />

Ua = - R (U1/R1 + U2/R2)<br />

Entsprechend kann man weitere Eingangssignale anschließen.<br />

-<br />

+<br />

R<br />

24<br />

Uout<br />

Betreibt man den OP mit Anschluß von Signalen an beide Eingänge, so läßt sich ein Differenzverstärker<br />

realisieren, mit dem man natürlich auch analoge Spannungswerte voneinan<strong>der</strong> subtrahieren<br />

kann.<br />

U1<br />

U2<br />

R1<br />

R3<br />

Abb. 5.32: Differenzverstärker<br />

R4<br />

-<br />

+<br />

R2<br />

Für die Ausgangsspannung des Differenzverstärkers gilt:<br />

Uout = U2 R4 / R3 - U1 R2 / R1<br />

Uout<br />

Damit hat man für eine analoge Rechentechnik auch einen Subtrahierer verfügbar.


Informatik V-Teil 1, Kap. 5, WS 98/99<br />

Uin<br />

Uin<br />

R1<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

R2<br />

25<br />

Uout<br />

Uout<br />

Abb. 5.33: Logarithmierer (oben) und Exponentialverstärker (unter)<br />

Abschließend sei noch gezeigt, daß man mit analoger Rechentechnik einige Funktionen, <strong>der</strong>en<br />

Berechnung auf dem Digitalrechner sehr aufwendig sind, direkt implementieren kann.<br />

In <strong>der</strong> oberen Schaltung berechnet sich die Ausgangsspannung zu:<br />

Uout = - UT ln Uin /R1 Is<br />

Dabei sind UT und Is Parameter <strong>der</strong> exponentiellen Dioden-Kennlinie.<br />

Entsprechend gilt für den Exponentialverstärker:<br />

Uout = - R2 Is exp (Uin / UT)<br />

Beim Analogrechner sind die Wi<strong>der</strong>standswerte und die Spannungen einstellbar.<br />

Damit kann man hier sehr schnell sehr komplexe Rechenoperationen durchführen. Das Problem ist<br />

die sehr beschränkte Genauigkeit:<br />

In <strong>der</strong> Analogtechnik ist die Höhe einer Spannung gleichzeitig die Information, und deshalb wirkt<br />

sich jede Störung analoger Signale direkt verfälschend auf die Information aus. Genau das hat man<br />

mit <strong>der</strong> Digitaltechnik weitgehend ausschalten können.

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