Oberschwingungen
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<strong>Oberschwingungen</strong><br />
Die in Stromrichtern verwendeten Ventile sind nichtlineare Elemente. Daher entstehen bei der Strom-Richtung<br />
(auch bei sinusförmigen oder bei Gleichstrom-Quellen am Eingang des SR) <strong>Oberschwingungen</strong>. Diese belasten<br />
die Bauelemente, die Leitungen, sie tragen zur Blindleistung bei und bewirken Störstrahlung - kurz - sie sind unerwünscht.<br />
Netzstromrichter nehmen bei sinusförmiger speisender Spannung nichtsinusförmige Ströme auf und geben auch<br />
bei geglättetem Ausgangsstrom die nichtsinusförmige ungeglättete Gleichspannung ab. Daher müssen die <strong>Oberschwingungen</strong><br />
des Eingangsstromes und der Ausgangsspannung ermittelt und beachtet werden.<br />
Die Anlayse von nichtlinearen, quasistationären oder zeitlich abklingenden Zeitfunktionen kann man mit der Fouriertransformationen<br />
durchführen. Deren Grundidee beinhaltet, daß bei einer Mittelwertbildung nur Produkte der gleichen<br />
Frequenz zum Mittelwert beitragen. Also wird die in ω o periodische Zeitfunktion nacheinander mit dem Sinus und dem<br />
Cosinus aller in ihr vermuteten Frequenzen (ω = 0, ω o , 2ω o , 3ω o ...) multipliziert und der Mittelwert gebildet. Dieser<br />
entspricht der Amplitude der jeweiligen Oberschwingung. Die Summe aller dieser <strong>Oberschwingungen</strong> stellt angenähert<br />
die Zeitfunktion dar.<br />
∞<br />
∞<br />
a0<br />
Ergebnis: f ( t)<br />
= + ∑ ak cos( kωt) + ∑bk<br />
sin( kωt) 2<br />
mit<br />
ak<br />
2<br />
T<br />
k=<br />
1 k=<br />
1<br />
T<br />
1<br />
bk<br />
1<br />
= f t k t dt<br />
f t k t dt c a b<br />
T ∫ ( ) cos( ω ) = = +<br />
2 T ∫ ( )sin( ω )<br />
0 0<br />
2 2<br />
k k k<br />
<strong>Oberschwingungen</strong> der ungeglätteten Ausgangsspannung: (Charakteristische <strong>Oberschwingungen</strong>!)<br />
(Verluste und Kommutierung vernachlässigt!)<br />
Beispiel: Ungeglättete Ausgangsspannung einer M2-Schaltung<br />
Zeitfunktion:<br />
⎧ u$sin ωt<br />
ud = f ( t)<br />
= ⎨<br />
⎩−<br />
u$ sin ωt<br />
( 0... T / 2)<br />
⎫<br />
⎬<br />
( T / 2...<br />
T)<br />
⎭<br />
DC-Anteil<br />
a ⎧ T<br />
⎪<br />
U d = = ⎨ u t d t +<br />
T<br />
⎩⎪<br />
T ⎫⎪<br />
−u<br />
t d t⎬ T ⎭⎪<br />
u =<br />
ω / 2<br />
0 1<br />
2 ∫ $sin ω ω<br />
ω<br />
0<br />
ω<br />
∫ $ sin ω ω<br />
ω / 2<br />
2<br />
* $<br />
π<br />
Schwingung mit ω: a<br />
Schwingung mit 2ω: a<br />
ν-te Schwingung: a<br />
1<br />
2<br />
T 2<br />
T<br />
2 ⎧⎪<br />
⎫⎪<br />
= ⎨ u t t d t + −u<br />
t t d t⎬<br />
T<br />
⎩⎪ 0<br />
T 2<br />
⎭⎪ =<br />
ω /<br />
ω<br />
ω ∫ $ sinω cos ω ω ∫ $sinω cosω<br />
ω<br />
ω /<br />
T 2<br />
2 ⎧⎪<br />
= ⎨ u t 2 t d t +<br />
T<br />
⎩⎪ 0<br />
T<br />
⎫⎪<br />
−u<br />
t 2 t d t⎬<br />
T 2<br />
⎭⎪<br />
4u<br />
1 3<br />
=<br />
ω /<br />
ω ∫ $ sinω cos ω ω<br />
ω<br />
∫ $sinω cos ω ω<br />
ω /<br />
− $<br />
* * π<br />
= 0<br />
− 4u$<br />
a4<br />
=<br />
3* 5*π<br />
usw.<br />
u<br />
=<br />
π ν ν<br />
b c a ν k k<br />
−4<br />
$ 1<br />
( − 1)( + 1)<br />
= 0 = = 2 * ( = 0, 1, 2, 3...)<br />
und a 3<br />
ν ν ν ν<br />
Allgemein gilt für Schaltungen (ungesteuert) mit der Pulszahl p:<br />
aν<br />
2 u$<br />
ν<br />
= = 2 a / 2 ν − 1 U<br />
bν = 0 ν = k * p ( k = 0, 1, 2, 3...)<br />
fν = f0<br />
* ν<br />
0<br />
und für gesteuerte Schaltungen:<br />
U<br />
U<br />
ν<br />
di<br />
=<br />
ν<br />
2<br />
2<br />
−<br />
1<br />
di<br />
2 2 2<br />
ν − ( ν − 1)cos<br />
α ν = k * p f = f *<br />
ν<br />
ν<br />
0<br />
0
Spannungsoberschwingungen verschiedener SR bei α = 0 0 :<br />
Schaltung: M2,B2 M3 B6<br />
U 2i0 /U di 47,1 % - -<br />
U 3i0 /U di - 17,7 % -<br />
U 4i0 /U di 9,4 % - -<br />
U 6i0 /U di 4,04 % 4,04 % 4,04 %<br />
U 8i0 /U di 2,25 % - -<br />
U 9i0 /U di - 1,77 % -<br />
U 10i0 /U di 1,43 % - -<br />
U 12i0 /U di 1 % 1 % 1 %<br />
dRMS<br />
∞<br />
2<br />
∑ ν<br />
2<br />
diα ∞<br />
∑<br />
2<br />
ν<br />
2<br />
diα 2<br />
wiα<br />
ν=<br />
0<br />
ν=<br />
1<br />
Effektivwert der Ausgangsspannung: U = c = U + U = U + U<br />
Formfaktor der Spannung:<br />
Für nichtlückenden Betrieb gilt: U<br />
U<br />
dRMS<br />
di<br />
U<br />
U<br />
Für hohe Pulszahlen geht der Formfaktor<br />
gegen 1 (geringe <strong>Oberschwingungen</strong>)! Bei<br />
nichtlückendem Betrieb haben die <strong>Oberschwingungen</strong><br />
(Verzerrungen) bei α = 90 o<br />
ein Maximum.<br />
Siebung:<br />
a) passive Last: U<br />
U<br />
ν1<br />
ν2<br />
Z + Z<br />
=<br />
Z<br />
1 2<br />
2<br />
=<br />
dRMS<br />
di<br />
1+<br />
= F = f ( ν * ω )<br />
Sieb<br />
2 2<br />
α iα iα<br />
= cos + w = F<br />
sin( 2π<br />
/ p)<br />
cos2α<br />
2π<br />
/ p<br />
sin( π / p)<br />
2<br />
π / p<br />
b) Motorische Last: Die Ausgangsspannung des WR wird über eine<br />
Glättungsdrossel an den Motor geführt. Praktisch die gesamte<br />
Wechselspannung U w fällt an den Induktivitäten ab. Z 1 enthält die<br />
Induktivität der Glättungsdrossel und die Ankerinduktivität.<br />
1,2<br />
1,1<br />
1<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,7<br />
w 0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
2 2 2<br />
iα iα iα<br />
cos<br />
= F ⇒ w = F −<br />
Wechselspannungsgehalt w<br />
0<br />
0 30 60 90 120 150 180<br />
U<br />
ν1<br />
U dRMS<br />
p=2<br />
Steuerwinkel<br />
p = 3<br />
p = 6<br />
Z1<br />
Z2 2<br />
U ν<br />
U wi α<br />
Z1<br />
M<br />
α<br />
U<br />
di<br />
α
<strong>Oberschwingungen</strong> des Netzstromes:<br />
(Verluste und Kommutierung vernachlässigt!)<br />
Während die Netzspannung vom idealen Netz sinusförmig eingeprägt wird, entnimmt der Stromrichter einen<br />
nichtsinusförmigen Strom. Dieser setzt sich bei idealer Glättung aus rechteckigen Stromblöcken zusammen und<br />
enthält daher <strong>Oberschwingungen</strong>. Wie die <strong>Oberschwingungen</strong> der Ausgangsspannung lassen sich die Stromoberschwingungen<br />
mit der Fourieranalyse ermitteln. Ihre Ordnungszahl läßt sich auch heuristisch erklären: Die einzelnen<br />
Ventilzweige werden mit der Netzfrequenz getaktet (moduliert); also erscheinen die <strong>Oberschwingungen</strong><br />
netzseitig um die Netzfrequenz gegenüber denen am SR-Ausgang verschoben:<br />
Ordnungzahl der netzseitigen Stromoberschwingungen:<br />
ν i = ν ± 1= k * p ± 1<br />
Effektivwert: Iν = I1 / νi<br />
Der Gesamtstrom setzt sich zusammen: I = I + I<br />
S I<br />
Grundschwingungsfaktor: g = =<br />
S I<br />
1 1<br />
2<br />
∞<br />
2 2<br />
1 ∑ ν<br />
ν=<br />
2<br />
Klirrfaktor: k =<br />
2<br />
∑ Iν<br />
ν=<br />
I<br />
= 1−<br />
g<br />
∞<br />
2 2<br />
Da die Netzspannung sinusförmig ist, sind die Leistungen zum Strom proportional:<br />
2 2<br />
1<br />
∞<br />
2<br />
∑<br />
ν=<br />
2<br />
2<br />
ν<br />
S = U I + U I<br />
Der Grundschwingungsstrom kann in eine Komponente in Phase mit der Spannung und in eine um 90 0 zur Spannung<br />
verschobene Komponente zerlegt werden:<br />
2<br />
2 2 2<br />
∞<br />
2 2 2 2<br />
ges. Scheinleistung: S = U I1 cos ϕ + U I1 sin ϕ + U Iν = P + Q1 + D<br />
Grundschwingungsscheinleistung: S = P + Q = g * S<br />
gesamte Blindleistung: Q = Q + D<br />
1<br />
2 2<br />
1<br />
2 2<br />
1<br />
∑<br />
ν=<br />
2<br />
2<br />
2 2<br />
D = Verzerrungsblindleistung<br />
Die Minderausnutzung der elektr. Einrichtungen gegenüber der größtmöglichen Leistungsübertragung bei gleichphasigem,<br />
sinusförmigen Strom beschreibt der Leistungsfaktor λ:<br />
P S1<br />
P<br />
λ = = * = g *cosϕ<br />
G<br />
S S S<br />
Siebung:<br />
1<br />
Bei größeren Verbrauchern werden netzseitig Saugkreise angeschlossen,<br />
welche auf die einzelnen Stromober-schwingungen abgestimmt sind.<br />
Durch diese Saugkreise braucht das Netz diese <strong>Oberschwingungen</strong> nicht<br />
zu liefern; die Verzerrungsblindleistung wird deutlich reduziert. Außerdem<br />
wirken die Saugkreise bei der Netzfrequenz kapazitiv und kompensieren<br />
so einen konstanten Teil der vom Stromrichter benötigten<br />
induktiven Blindleistung.<br />
M<br />
Saugkreise<br />
ν =5 =7 =11 =13