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4.3 Ersatzschaltbild, Leistungsbilanz und Drehmoment

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<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 1<br />

<strong>Ersatzschaltbild</strong><br />

In der einschlägigen Literatur finden sich zwar Spannungsgleichungen<br />

<strong>und</strong> Ersatzschemas, aber nirgends eine eindeutige mathematische<br />

Ableitung. Bei der Berechnung der verschiedenen Reaktanzen,<br />

insbesondere der Streureaktanz infolge der Schrägung, treten<br />

daher begriffliche Schwierigkeiten <strong>und</strong> Zweifel auf. Auch das Übersetzungsverhältnis<br />

(komplex, reell, natürlich, mit Streuung, ohne<br />

Streuung, usw.) führt oft zu Missverständnissen.<br />

Im Folgenden wird ein Ersatzschema abgeleitet <strong>und</strong> die zugehörigen<br />

Maschinenkonstanten klar definiert.<br />

Die in Kapitel 4.2 hergeleiteten Spannungsgleichungen (4.2-20)<br />

lassen sich mit (4.2-25) <strong>und</strong> (4.2-32) anschreiben als<br />

U = R I + jω L ( 1+<br />

σ ) + L + L I + jωM I<br />

L<br />

= + M<br />

F + + + HG NM<br />

1 1 δ1<br />

d1 N1 S1 1 2, 1 R<br />

π<br />

0 R2I jsω Lδ 2( 1 σ 2) 2L 2 L 2 2sin<br />

p<br />

Z<br />

R d R N R<br />

2<br />

I + jsωM I<br />

Fachhochschule Düsseldorf FB Elektrotechnik Prof. Dr. R. Gottkehaskamp<br />

<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27<br />

I<br />

KJ<br />

2<br />

O<br />

P<br />

QP<br />

1, 2 1<br />

Unter Einführung der Gesamtstreuung<br />

L = L + L + L , (<strong>4.3</strong>-1)<br />

σ1 δ1σ d1 N1 S1<br />

Lσ 2<br />

ergibt sich<br />

Lδ 2σ d 2 LN 2<br />

π<br />

2sin p + 2LR<br />

2<br />

(<strong>4.3</strong>-2)<br />

Z2KJ<br />

U = R1I 1 + jω[ Lδ 1 + Lσ 1] I1 + jωM2, 1I<br />

R,<br />

(<strong>4.3</strong>-3)<br />

= R I + jsω[ L + L ] I + jsωM , I . (<strong>4.3</strong>-4)<br />

= + F H G<br />

0 2 R δ 2 σ 2 R<br />

1 2 1<br />

I<br />

Die Statorgleichung (<strong>4.3</strong>-3) wird leicht umgestellt sowie jωLδ 1<br />

addiert <strong>und</strong> wieder subtrahiert:<br />

ηI<br />

U = ( R + jωL ) I + jωL I − jωL p<br />

ηI + jωL p<br />

ηI + jωM I<br />

also<br />

R j L I j L I j L I M<br />

p<br />

p<br />

2, 1<br />

= ( 1 + ω σ1) 1 + ω δ1( 1−<br />

) 1 + 1 1 + I p R<br />

<br />

η ω δ η<br />

Lδ<br />

1 η<br />

σ<br />

<br />

Schr<br />

2<br />

I μ<br />

2<br />

1 σ1 1 δ1 1 δ1 1 δ1<br />

1 2 1<br />

Schr<br />

p<br />

U = ( R1 + jωL 1) I1 + jωL 1 I1 + j L 1 I<br />

2<br />

σ<br />

ω η<br />

σ δ δ μ . (<strong>4.3</strong>-5)<br />

F<br />

HG<br />

,<br />

I<br />

KJ<br />

R<br />

,<br />

p<br />

.<br />

1


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 2<br />

Die Rotorgleichung (<strong>4.3</strong>-4) wird entsprechend mit jsωL ηI<br />

weitert:<br />

0 = ( R2 + js L 2) I F L 2<br />

+ js L 2( 1−<br />

) I + js L 1<br />

L<br />

1, 2<br />

+ I<br />

ω σ R<br />

p<br />

p δ<br />

ω δ η R ω δ η R<br />

M<br />

I p<br />

L η<br />

p<br />

δ η<br />

Multipliziert mit L 1<br />

sM<br />

0<br />

ergibt sich schließlich:<br />

2 L 1<br />

M1,<br />

2<br />

1, 2<br />

1 js L 2<br />

1, 2<br />

2<br />

1<br />

1, 2<br />

L<br />

p<br />

δ η<br />

p<br />

δ η<br />

ω σ IR sM<br />

p<br />

Lδ<br />

jωLδ M<br />

R<br />

η σ Schr = ( + ) + IR<br />

+<br />

s<br />

2<br />

In der Statorgleichung (<strong>4.3</strong>-5) war<br />

Hierin ist<br />

p<br />

M<br />

2, 1<br />

ηL<br />

δ1<br />

π<br />

p Z2 sin p<br />

Z2 kw<br />

2 Z2<br />

1<br />

= = ≡ .<br />

p<br />

p<br />

mw k mw k ü<br />

w1<br />

w1<br />

δ 1 δ 1<br />

p<br />

δ 2 R er-<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27<br />

p<br />

δ1<br />

F<br />

HG<br />

HG<br />

L<br />

+ jωL η I +<br />

M<br />

= + .<br />

2,1<br />

Iμ I1 I p R<br />

ηLδ1<br />

1<br />

η<br />

2<br />

M1, 2<br />

I<br />

p<br />

δ<br />

R<br />

I<br />

KJ<br />

1<br />

I<br />

KJ<br />

.<br />

(<strong>4.3</strong>-6)<br />

Die Rotorgleichung (<strong>4.3</strong>-6) enthält in der letzten Klammer den Term<br />

π<br />

p<br />

p Z2 sin p<br />

ηLδ<br />

2 Z2 kw<br />

2 Z2<br />

1<br />

= = ≡<br />

p<br />

p<br />

M1,<br />

2 mw kw1<br />

mw kw1 ü<br />

also den gleichen Wert, der mit 1 ü bezeichnet wird.<br />

Die Größe<br />

ü<br />

p<br />

wm k<br />

=<br />

Z k<br />

w1<br />

p<br />

2 w 2<br />

(<strong>4.3</strong>-7)<br />

wird Übersetzungsfaktor zwischen Stator (Primärteil) <strong>und</strong> Rotor<br />

(Sek<strong>und</strong>ärteil) genannt.<br />

Die Rotorgleichung (<strong>4.3</strong>-6) kann noch umgestellt werden:


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 3<br />

F<br />

HG<br />

I<br />

p<br />

0 =<br />

R2<br />

L 1<br />

1 2<br />

2<br />

+ j L 2<br />

+ 1<br />

+ 1<br />

s L 2<br />

2KJ<br />

1 2<br />

2 1 2<br />

1<br />

1<br />

L<br />

δ<br />

δ Lδ<br />

η σ Schr Lδ<br />

η<br />

p<br />

ω σ IR jωLδ IR jωLδ ηI<br />

δ Lδ<br />

M , M ,<br />

<br />

ü<br />

Hierin vereinfacht sich noch<br />

ü<br />

L<br />

L<br />

δ1<br />

δ 2<br />

p<br />

mw k Z m w k Z<br />

Z k m Z k m ü<br />

2 2<br />

2 2 2<br />

w1<br />

2<br />

w1<br />

2 2<br />

= = = .<br />

p 2<br />

2 p 2<br />

2 w 2<br />

2<br />

p<br />

w 2<br />

Es ergibt sich damit als System für die Spannungsgleichungen:<br />

U R j L I j L I j L I<br />

R Z<br />

Z<br />

ü j L<br />

s m m ü<br />

Schr<br />

p<br />

= ( 1 + ω 1) 1 + ω 1 1 + 1<br />

2<br />

F 2 2 2<br />

2 2 IR<br />

Schr IR<br />

p<br />

0 = + 2<br />

j L 1 j L 1 I<br />

ü 2 ü<br />

σ<br />

ω η<br />

ω ω σ<br />

σ δ δ μ<br />

(<strong>4.3</strong>-8)<br />

σ δ ω δ η μ<br />

HG I K J + +<br />

Zur abkürzenden Schreibweise werden nun noch folgende Größen<br />

eingeführt:<br />

Streureaktanz des Stators:<br />

Schr<br />

X ωL ωL σ<br />

= + , (<strong>4.3</strong>-9)<br />

1σ σ 1 δ1<br />

2<br />

Hauptreaktanz:<br />

p<br />

X h = ωLδ1 η , (<strong>4.3</strong>-10)<br />

Ersatzstreureaktanz des Rotors:<br />

X L Z<br />

m ü L 2 2<br />

Schr<br />

2σ ω σ 2 ω δ1<br />

2<br />

σ<br />

/<br />

= + , (<strong>4.3</strong>-11)<br />

Ersatzwiderstand des Rotors:<br />

R R Z<br />

m ü<br />

/ 2 2<br />

2 = 2 , (<strong>4.3</strong>-12)<br />

Ersatzstrom des Rotors:<br />

/ IR<br />

I 2 = . (<strong>4.3</strong>-13)<br />

ü<br />

Mit Gleichung (<strong>4.3</strong>-13) berechnet sich der Magnetisierungsstrom zu<br />

/<br />

I μ = I1 + I 2 . (<strong>4.3</strong>-14)<br />

Das Gleichungssystem (<strong>4.3</strong>-8) vereinfacht sich damit zu<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27<br />

p<br />

μ<br />

.


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 4<br />

/<br />

U = R1I 1 + jX1σ I1 + jX h(<br />

I1 + I 2)<br />

/<br />

R<br />

. (<strong>4.3</strong>-15)<br />

2 / / / /<br />

0 = I 2 + jX 2σ I 2 + jXh ( I1 + I 2)<br />

s<br />

/<br />

Trennt man die Größe R2 s nach<br />

/<br />

R2<br />

/<br />

= R2 s<br />

/ 1−<br />

s<br />

+ R2<br />

s<br />

so ergibt sich eindeutig folgende Ersatzschaltung (ESB):<br />

Bild <strong>4.3</strong>-1: <strong>Ersatzschaltbild</strong> einer Asynchronmaschine ohne Berücksichtigung<br />

der Eisenverluste<br />

Die Auflösung des Gleichungssystems (<strong>4.3</strong>-15) ergibt für den Statorstrom<br />

/<br />

R2<br />

/<br />

+ j( X h + X 2σ<br />

)<br />

I U<br />

s<br />

1 =<br />

(<strong>4.3</strong>-16)<br />

/ F R2<br />

/ I 2<br />

( R1 + j( X h + X1σ<br />

)) + j( X h + X 2σ<br />

) + X h<br />

HG s KJ<br />

<strong>und</strong> für den Rotorersatzstrom<br />

/<br />

jX h<br />

I 2 = U<br />

/ F R2<br />

/ I<br />

( R1 + j( X + X1σ<br />

)) + j( X + X2σ ) + X<br />

HG s KJ<br />

h h<br />

2<br />

h<br />

. (<strong>4.3</strong>-17)<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 5<br />

Schleifringläufer<br />

Für den Schleifringläufermotor lässt<br />

sich in ähnlicher Weise das gleiche<br />

<strong>Ersatzschaltbild</strong> herleiten. Sein Betriebsverhalten<br />

ist also prinzipiell<br />

gleich dem Käfigläufermotor.<br />

Der Rotor trägt eine verteilte m2 -<br />

strängige Drehstromwicklung, welche<br />

vom Aufbau her identisch mit der<br />

Wicklung des Stators ist. Der Widerstand<br />

<strong>und</strong> die Induktivitäten können<br />

also mit den in Kapitel 2.9 <strong>und</strong> 4.2 für<br />

den Stator angegebenen Formeln berechnet<br />

werden.<br />

Die Stränge des Rotors werden entweder<br />

direkt kurzgeschlossen oder<br />

zur Erhöhung des Rotorwiderstandes<br />

über Schleifringe an externe Widerstände<br />

angeschlossen.<br />

Die Maschenzahl 2 Z des Käfigs geht über in die Strangzahl m 2 des<br />

Schleifringläufers.<br />

Der Herleitung des Übersetzungsfaktors ü lag eine "Rotorwicklung"<br />

zugr<strong>und</strong>e mit 2 2 Z m = Strängen <strong>und</strong> 2 1 = w Windungen, so dass<br />

man einen allgemeinen Übersetzungsfaktor einführen kann:<br />

ü<br />

w m k<br />

w m k<br />

1 1 w1<br />

=<br />

2 2 w 2<br />

, (<strong>4.3</strong>-18)<br />

worin "1" der Index für Statorgrößen <strong>und</strong> "2" der Index der Rotorgrößen<br />

ist.<br />

Der angegebene Formelsatz für Käfigläufer lässt sich also leicht auf<br />

Schleifringläufer übertragen, womit nun beide Maschinentypen berechenbar<br />

sind!<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 6<br />

Eisenverluste<br />

Die bisher nicht berücksichtigten Eisenverluste in den Blechen der<br />

Maschine (vornehmlich im Stator) können näherungsweise wie folgt<br />

berücksichtigt werden:<br />

Die Hauptreaktanz X h repräsentiert den Hauptfluss der Maschine,<br />

der Spannungsabfall U q (induzierte Spannung) ist damit proportional<br />

dem Hauptfluss, die Eisenverluste sind dem Quadrat des<br />

Hauptflusses proportional.<br />

Die Eisenverluste können damit durch einen Ohmschen Widerstand<br />

repräsentiert werden, der parallel zur Hauptreaktanz geschaltet ist.<br />

Bild <strong>4.3</strong>-3: <strong>Ersatzschaltbild</strong> einer Asynchronmaschine mit Berücksichtigung<br />

der Eisenverluste<br />

Die Größe von R Fe lässt sich aus Messungen oder näherungsweise<br />

aus dem magnetischen Kreis bestimmen, meist werden Erfahrungswerte<br />

angesetzt.<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 7<br />

Zeigerdiagramm<br />

Mit Berücksichtigung der Eisenverluste ergibt sich das vollständige<br />

Zeigerbild der Asynchronmaschine:<br />

Bild <strong>4.3</strong>-4: Vollständiges Zeigerdiagramm einer Asynchronmaschine<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 8<br />

Heylandkreis<br />

Die Abhängigkeit des Statorstroms vom Schlupf bei konstanter<br />

Klemmenspannung erhält man entweder aus<br />

• (4.2-22) mit den realen Widerständen <strong>und</strong> Impedanzen oder<br />

• (<strong>4.3</strong>-16) mit den Elementen der Ersatzschaltung.<br />

Beide Gleichungen führen auf eine identische Ortskurve des Statorstoms<br />

I 1( s)<br />

, welche nach der Theorie der Ortskurven einen Kreis<br />

beschreiben muss.<br />

Zur Darstellung der Ortskurve müssen drei Punkte des Kreises bekannt<br />

sein. Dies soll im Folgenden für die markanten Punkte mit<br />

den Schlupfen s = 0,<br />

s = 1 <strong>und</strong> s = ∞ erfolgen (Eisenverluste vernachlässigt).<br />

Leerlauf:<br />

Im Leerlauf wird der ohmsche Läuferwiderstand im ESB unendlich<br />

groß. Für den Statorstrom ergibt sich:<br />

0 2<br />

2<br />

1 ( 1 h ) X X R<br />

U<br />

X1σ + X h<br />

I =<br />

mit ϕ 0 = arctan . (<strong>4.3</strong>-19)<br />

+ σ +<br />

R1<br />

Stillstand:<br />

Im Stillstand oder Kurzschluß (Index k) ist die Hauptimpedanz sehr<br />

viel größer als die Streureaktanzen <strong>und</strong> die ohmschen Widerstände:<br />

' 2<br />

' 2<br />

( 1 2 ) ( 1σ<br />

2σ<br />

) X X R R<br />

'<br />

U<br />

X1σ<br />

+ X 2σ<br />

Ik = , ϕ k = arctan (<strong>4.3</strong>-20)<br />

'<br />

+ + +<br />

R1<br />

+ R2<br />

s = ∞:<br />

Gegenüber dem Stillstand verschwindet der ohmsche Widerstand<br />

des Rotors:<br />

2<br />

' 2<br />

1 ( 1σ<br />

2σ<br />

) X X R<br />

'<br />

U<br />

X1σ + X 2σ<br />

I∞<br />

=<br />

, ϕ ∞ = arctan<br />

(<strong>4.3</strong>-21)<br />

+ +<br />

R1<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 9<br />

Bild <strong>4.3</strong>-5: Ortskurve des Statorstroms einer Asynchronmaschine<br />

Das Kreisdiagramm wurde um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende von Heyland<br />

<strong>und</strong> Osanna entwickelt <strong>und</strong> trägt daher Bezeichnung Heylandkreis<br />

oder Osannakreis. Seine Bestimmung kann näherungsweise aus<br />

dem Leerlauf- <strong>und</strong> Kurzschlussversuch erfolgen.<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 10<br />

<strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong><br />

Wesentlich vereinfachte Formeln für die <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> das<br />

<strong>Drehmoment</strong> ergeben sich, wenn der Eisenverlustwiderstand parallel<br />

zu den Eingangsklemmen geschaltet wird:<br />

Bild <strong>4.3</strong>-6: Vereinfachtes <strong>Ersatzschaltbild</strong> einer Asynchronmaschine<br />

mit Berücksichtigung der Eisenverluste<br />

Die Eisenverluste werden damit unabhängig von der Belastung. Es<br />

ist üblich, R Fe aus dem Versuch an der leerlaufenden Maschine zu<br />

bestimmen.<br />

Bild <strong>4.3</strong>-7: Zum vereinfachten <strong>Ersatzschaltbild</strong> <strong>4.3</strong>-5 gehöriger Wirkleistungsfluss<br />

einer Asynchronmaschine<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 11<br />

Die Eingangsleistung<br />

*<br />

1<br />

P = mRe{<br />

UI<br />

}<br />

(<strong>4.3</strong>-22)<br />

1<br />

wird vom Netz in die Maschine eingespeist. Diese Eingangsleistung<br />

muss die gesamten Verluste <strong>und</strong> die an der Welle abgegebene mechanische<br />

Leistung decken.<br />

In der Statorwicklung entstehen Kupferverluste<br />

PCu = mR I<br />

(<strong>4.3</strong>-23)<br />

1<br />

2<br />

1 1<br />

<strong>und</strong> in den Blechen des Stators Eisenverluste P Fe.<br />

Eisenverluste im<br />

Rotor werden wegen der geringen Frequenz des Gr<strong>und</strong>stromes im<br />

Nennbetrieb meist vernachlässigt. Die Entstehung der Eisenverluste<br />

ist in Kapitel 1.2 erläutert. Aus dem vereinfachten <strong>Ersatzschaltbild</strong><br />

<strong>4.3</strong>-6 ergibt sich<br />

P m U<br />

2<br />

Fe =<br />

(<strong>4.3</strong>-24)<br />

R<br />

Fe<br />

Die vom Stator zum Rotor übertragene Leistung wird als Luftspaltleistung<br />

P L oder Drehfeldleistung bezeichnet:<br />

P − P<br />

L = P1<br />

− PCu1<br />

Fe<br />

. (<strong>4.3</strong>-25)<br />

Diese auf die Sek<strong>und</strong>ärseite der Ersatzschaltung übertragene Luft-<br />

/<br />

spaltleistung wird im Widerstand R2 s umgesetzt:<br />

P mI R<br />

L<br />

s<br />

= /<br />

/2 2<br />

2<br />

(<strong>4.3</strong>-26)<br />

worin die Stromwärmeverluste der Läuferwicklung mit<br />

/2 /<br />

2<br />

P = mI R = Z R I = P s<br />

Cu 2 2 2 2 2 R L<br />

(<strong>4.3</strong>-27)<br />

enthalten sind.<br />

Für die Summe aus mechanischer Wellenleistung P2 <strong>und</strong> den Verluste<br />

durch Lagerreibung <strong>und</strong> Ventilation P R bleibt schließlich<br />

P + P = P − P = P ( − s).<br />

(<strong>4.3</strong>-28)<br />

2 R L Cu2 L 1<br />

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<strong>4.3</strong> ASM ESB P M.doc,21.02.00 12:27


<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 12<br />

In real ausgeführten Maschinen kommt es noch zu sogenannten<br />

Zusatzverlusten, die z.B. durch Oberströme, Rotorquerströme<br />

zwischen den nicht isolierten Stäben im Eisen, schlecht gestanzte<br />

<strong>und</strong> bearbeitet Bleche, fehlerhafte Isolation zwischen den Blechen,<br />

etc. entstehen. Diese Zusatzverluste liegen bei "guten" Maschinen<br />

zwischen 0.5% <strong>und</strong> 1.5% der Gesamtverluste, können aber auch<br />

Größenordnungen von bis zu 5% erreichen.<br />

Das asynchrone <strong>Drehmoment</strong> ergibt sich aus der Division der mechanischen<br />

Leistung durch die mechanische Winkelgeschwindigkeit:<br />

P2 PL ( 1−<br />

s)<br />

PR<br />

Ma<br />

= = − = Mi − MR<br />

(<strong>4.3</strong>-29)<br />

ω ω mech<br />

ω<br />

( 1−<br />

s)<br />

mech<br />

p<br />

Das vom Luftspaltfeld erzeugte innere Moment M i der ASM kann<br />

schließlich über die wichtige Beziehung<br />

M<br />

p p<br />

P<br />

s P<br />

= =<br />

ω ω<br />

i L Cu2<br />

(<strong>4.3</strong>-30)<br />

berechnet werden. Das <strong>Drehmoment</strong> ist also proportional der<br />

Drehfeldleistung oder bei konstantem Schlupf proportional den<br />

Kupferverlusten!<br />

<strong>Drehmoment</strong>enkennlinie<br />

Wird in die Gleichung (<strong>4.3</strong>-30) für das <strong>Drehmoment</strong> der Maschine<br />

die Gleichung (<strong>4.3</strong>-27) für die Kupferverluste <strong>und</strong> hierin wiederum<br />

die Gleichung (<strong>4.3</strong>-17) für den Rotorstrom eingesetzt, so erhält man<br />

das von der Maschine erzeugte <strong>Drehmoment</strong> als Funktion der<br />

Klemmenspannung, Induktivitäten, Widerstände <strong>und</strong> des Schlupfes.<br />

Den Maximalwert des Momentenkennlinie wird Kippmoment MK genannt. Durch Nullsetzen der Ableitung der Gleichung nach dem<br />

Schlupf erhält man (R1 ≈ 0 )<br />

2<br />

mU<br />

MK<br />

=<br />

2 X1 + X 2<br />

p ω<br />

. (<strong>4.3</strong>-31)<br />

/<br />

( σ σ )<br />

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<strong>4.3</strong> ASM: <strong>Ersatzschaltbild</strong>, <strong>Leistungsbilanz</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehmoment</strong> Seite 13<br />

Der zugehörige Kippschlupf ergibt sich zu<br />

sK<br />

=<br />

X<br />

/<br />

R2<br />

/<br />

+ X<br />

. (<strong>4.3</strong>-32)<br />

1σ 2σ<br />

Für den Verlauf des Moments als Funktion des Schlupfes kann die<br />

als Kloßsche Gleichung bekannte Beziehung angegeben werden:<br />

M 2<br />

= . (<strong>4.3</strong>-33)<br />

M s s<br />

K<br />

K +<br />

s s<br />

K<br />

In den Gleichungen (<strong>4.3</strong>-31) bis (<strong>4.3</strong>-33) wurde der ohmsche Widerstand<br />

des Stators vernachlässigt, was bei Maschinen oberhalb<br />

einiger kW durchaus zulässig ist Wegen der Stromverdrängung<br />

(Kapitel 4.4) <strong>und</strong> der Oberwellendrehmomente (Kapitel 4.5) liefert<br />

die Kloßsche Gleichung nur oberhalb der Kippdrehzahl korrekte Ergebnisse.<br />

Das Kippmoment ist proportional dem Quadrat der Klemmenspannung<br />

<strong>und</strong> umgekehrt proportional der Gesamtstreuung<br />

der Maschine.<br />

Das Kippmoment ist unabhängig vom Rotorwiderstand.<br />

Der Kippschlupf ist proportional dem ohmschen Rotorwiderstand.<br />

Bild <strong>4.3</strong>-8: Einfluss der Gesamtstreuung <strong>und</strong> des Rotorwiderstandes<br />

auf die n( M)-Kennlinie<br />

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Übung: Berechnung der Komponenten des ESB<br />

Für den Motor aus der Übungsaufgabe "Berechnung einer ASM"<br />

(Kapitel 4.2) sind die Komponeneten des ESB zu berechnen:<br />

1. Ständerwiderstand<br />

2. Streureaktanz des Ständers<br />

3. Hauptreaktanz<br />

4. Ersatzstreureaktanz des Rotors<br />

5. Ersatzwiderstand des Käfigs<br />

Der Ständerstom, der Käfigersatzstrom, der Magnetisierungsstrom,<br />

die aufgenommene Leistung, die Kupferverluste im Ständer <strong>und</strong><br />

Läufer, das innere Moment, die abgegebene mechanische Leistung<br />

(Reibung vernachlässigen), der Leistungsfaktor <strong>und</strong> der Wirkungsgrad<br />

sind für die Betriebspunkte:<br />

6. Stillstand (Kurzschluss)<br />

7. Leerlauf<br />

8. Bemessungsbetrieb<br />

anzugeben.<br />

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Übung: Schleifringläufer<br />

Gegeben ist ein 4-polige Asynchronmaschine mit Schleifringläufer<br />

mit den Bemessungsdaten:<br />

Leistung: P N = 110kW<br />

Drehzahl: nN = 1475min<br />

Kippmoment: MK MN<br />

= 4<br />

Spannung: UN = 400 V<br />

Frequenz: fN = 50Hz<br />

Strom: I1N = 200 A<br />

Leistungsfaktor: cos ϕ N = 0, 9<br />

Stator in Sternschaltung<br />

Ausgangspunkt der Berechnungen sei das vereinfachte <strong>Ersatzschaltbild</strong><br />

nach Kapitel <strong>4.3</strong> der Vorlesung<br />

a) Wie groß ist die synchrone Drehzahl n0 ? Berechnen Sie den<br />

Schlupf sN , das <strong>Drehmoment</strong> MN , <strong>und</strong> den Wirkungsgrad ηN bei<br />

Bemessungsbetrieb des Motors. Wie groß ist das Kippmoment<br />

MK ?<br />

b) Berechnen Sie den Kippschlupf sK bei Betrieb des Motors mit<br />

kurzgeschlossenen Schleifringen. Geben Sie die Werte für den<br />

/<br />

Ersatzwiderstand R2 der Rotorwicklung <strong>und</strong> die Gesamtstreuung<br />

/<br />

X = X + X an.<br />

σ 1σ 2σ<br />

/<br />

c) Wie groß sind der Anlaufstrom I2A <strong>und</strong> das Anlaufmoment MA in<br />

der Läuferwicklung bei kurzgeschlossenen Schleifringen?<br />

d) Berechnen Sie die Werte des <strong>Drehmoment</strong>s M = f ( s)<br />

für die<br />

Punkte s = 0, 8; 0, 5; 0, 3; 0, 2; sK; 0, 05;<br />

sN<br />

. Zeichnen Sie die Kennlinie<br />

M = f ( s)<br />

.<br />

Das Anlaufmoment soll auf das 1,5-fache des Bemessungsmoments<br />

erhöht werden.<br />

e) Geben Sie die Größe des dafür notwendigen Anlaufwiderstandes<br />

an.<br />

f) Berechnen Sie die Werte des <strong>Drehmoment</strong>s M = f ( s)<br />

wie unter<br />

Punkt d) <strong>und</strong> tragen Sie die Kennlinie in das Diagramm ein.<br />

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−1


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<strong>Drehmoment</strong><br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

Zu Übung "Schleifringläufer"<br />

0<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

Schlupf<br />

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