29.06.2013 Aufrufe

1. Inhaltsverzeichnis

1. Inhaltsverzeichnis

1. Inhaltsverzeichnis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Quelle: Christoph Saniter, TU Berlin<br />

http://www.iee.tu-berlin.de/personen/saniter/


Literaturverzeichnis i<br />

<strong>1.</strong> <strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Inhaltsverzeichnis</strong>..................................................................................................i<br />

2. Literaturverzeichnis.............................................................................................ii<br />

3. Allgemeines über Asynchronmaschinen............................................................. 1<br />

3.<strong>1.</strong> Anwendungsgebiete ............................................................................................... 1<br />

3.2. Leistungsbereiche................................................................................................... 1<br />

4. Konstruktiver Aufbau.......................................................................................... 1<br />

5. Magnetisches Drehfeld......................................................................................... 3<br />

6. Wirkungsweise der Asynchronmaschine ........................................................... 6<br />

6.<strong>1.</strong> Entstehung des Drehmoments ................................................................................ 6<br />

6.2. Einige wichtige Beziehungen................................................................................. 7<br />

6.2.<strong>1.</strong> Schlupf.................................................................................................................... 7<br />

6.2.2. Läuferfrequenz ....................................................................................................... 7<br />

6.2.3. Läuferspannung ...................................................................................................... 7<br />

7. T-Ersatzschaltbild für stationären Betrieb........................................................ 7<br />

7.<strong>1.</strong> Transformatorersatzschaltbild................................................................................ 7<br />

7.2. Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine............................................................... 9<br />

8. Ortskurve des Ständerstromes.......................................................................... 11<br />

8.<strong>1.</strong> Ossanna-Kreis der Ströme.................................................................................... 11<br />

8.2. Ossanna-Kreis der Leistungen.............................................................................. 12<br />

8.3. Meßtechnische Erfassung des Ossanna-Kreises................................................... 13<br />

9. Drehmomentberechnung nach Kloß................................................................. 15<br />

10. Stationäres Betriebsverhalten ........................................................................... 17<br />

10.<strong>1.</strong> Betriebskennlinien................................................................................................ 17<br />

10.2. Ungesteuerter Betrieb........................................................................................... 17<br />

10.2.<strong>1.</strong> Belastungskennlinien des Schleifringläufers........................................................ 17<br />

10.2.2. Asynchronmaschine mit Käfigläufer.................................................................... 18<br />

10.3. Gesteuerter Betrieb............................................................................................... 19<br />

10.3.<strong>1.</strong> Stabilität im Arbeitspunkt .................................................................................... 19<br />

10.3.2. Stabilität im Hochlauf- und im Betriebsbereich................................................... 20<br />

10.3.3. Anlaßverfahren..................................................................................................... 20<br />

10.3.3.<strong>1.</strong> Direktes Einschalten..................................................................................... 20<br />

10.3.3.2. Anlassen von Kurzschlußläufermotoren ...................................................... 20<br />

10.3.3.3. Anlassen von Schleifringläufermotoren....................................................... 23<br />

1<strong>1.</strong> Drehzahlsteuerung ............................................................................................. 24<br />

1<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Drehrichtungsumkehr........................................................................................... 24<br />

1<strong>1.</strong>2. Frequenzänderung bei konstanter Bertriebsspannung.......................................... 24<br />

1<strong>1.</strong>3. Änderung der Betriebsspannung bei konstanter Frequenz................................... 25<br />

1<strong>1.</strong>4. Spannungs-Frequenzsteuerung (U-f-Steuerung).................................................. 25<br />

12. Wirk- und Blindleistungsmessung .................................................................... 27


ii <strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

2. Literaturverzeichnis<br />

[1] Vogel, J. Elektrische Antriebstechnik<br />

Verlag Technik, Berlin, 1991<br />

[2] Nürnberg, W.; Hanitsch, R. Die Prüfung elektrischer Maschinen<br />

Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York,1987<br />

[3] Nürnberg, W. Die Asynchronmaschine<br />

Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York,1952<br />

[4] Müller, G. Elektrische Maschinen<br />

Grundlagen, Aufbau und Wirkungsweise<br />

Verlag Technik, Berlin, 1990<br />

[5] Müller, G. Betriebsverhalten rotierender elektrischer Maschinen<br />

Verlag Technik, Berlin, 1990<br />

[6] Bödefeld, Th.; Sequenz, H. Elektrische Maschinen<br />

Springer-Verlag, Berlin; Heidelberg; New York, 1971<br />

[7] Fischer, R. Elektrische Maschinen<br />

Carl Hanser Verlag, München; Wien, 1992


Skript zum Laborversuch ASM 1<br />

3. Allgemeines über Asynchronmaschinen<br />

3.<strong>1.</strong> Anwendungsgebiete<br />

In der modernen Antriebstechnik verdrängt die Asynchronmaschine aufgrund ihrer Vorteile<br />

bezüglich Robustheit, geringer Anschaffungs- und Wartungskosten in zunehmenden Maße<br />

die Gleichstrommaschine. Die Asynchronmaschine übertrifft sowohl in Stückzahlen als auch<br />

im Umsatz alle anderen elektrischen Maschinen. Ca. 95% aller elektromotorischen Antriebe<br />

sind heute Asynchronmaschinen.<br />

Aufgrund ihrer einfachen und robusten Bauweise, wird sie hauptsächlich für ungeregelte<br />

Antriebe, beispielsweise Pumpen, Lüfter und Kompressoren, eingesetzt. Durch die Entwicklung<br />

der modernen Leistungselektronik ist es heute allerdings auch möglich Asynchronmaschinen<br />

für geregelte Antriebe einzusetzen, etwa in der Traktion oder für Aufzüge.<br />

3.2. Leistungsbereiche<br />

Kleine Asynchronmaschinen unter 1,5kW Leistung werden heute in großen Stückzahlen als<br />

Einphasenmotoren mit einsträngiger, meist jedoch zweisträngiger Ständerwicklung (Hauptwicklung<br />

und Hilfswicklung) für den Betrieb am 230V-Netz ausgeführt (Einsatz im Haushalt<br />

und Gewerbe).<br />

Im Bereich von 0,5kW bis 3MW werden Asynchronmaschinen mit dreisträngigen<br />

Wicklungen für den Betrieb am Drehstromnetz mit Nennspannungen von 400V, 500V, 3kV<br />

und 6kV gebaut. Für Leistungen über 200kW wählt man höhere Spannungen (Mittelspannung<br />

>1kV).<br />

Die Grenzleistung der Asynchronmaschine liegt bei Luftkühlung für vierpolige Maschinen<br />

bei ca. 30MW. Maschinen dieser Größenordnung werden beispielsweise zum Antrieb von<br />

Kesselspeisepumpen in Kraftwerken eingesetzt.<br />

4. Konstruktiver Aufbau<br />

Die Asynchronmaschine besteht in ihren elektrisch aktiven Teilen aus dem Ständer und dem<br />

Läufer. Ständer und Läufer bestehen aus<br />

aufeinandergeschichteten Eisenblechen, die mit<br />

Nuten zur Aufnahme der Wichklungen versehen<br />

sind. Die Bleche werden aus 0,35 - 0,5mm<br />

dickem Elektroblech gestanzt. Wünschenswert<br />

sind eine hohe Magnetisierbarkeit und kleine<br />

Hysterese- und Wirbelstromverluste. Die Bleche<br />

sind gegeneinander durch eine dünne Papier-,<br />

Lack- oder Oxidschicht isoliert. Um eine gute<br />

magnetische Kopplung zwischen Ständer und<br />

Läufer bei geringem Magnetisierungsstrom zu<br />

erreichen, wählt man den Luftspalt so gering wie<br />

möglich. Bei Maschinen im mittleren<br />

Leistungsbereich beträgt er nur einige zehntel<br />

Bild 1: Ständer einer Drehstrom-<br />

Asynchronmaschine<br />

Millimeter. Das Ständergehäuse, das sowohl eine<br />

Schweißkonstruktion als auch gegossen sein<br />

kann, nimmt den aktiven Teil, das Ständer-


2 Skript zum Laborversuch ASM<br />

blechpaket auf. Die Nuten sind bei Maschinen kleiner bis mittlerer Leistung meist halb<br />

geschlossen, so daß die mit Lack isolierten Wichklungsdrähte in die Nuten eingeträufelt, d.h.<br />

maschinell eingelegt werden müssen.<br />

Bei großen Leistungen und höheren<br />

Spannungen verwendet man offene<br />

parallelflankige Nuten und fertig<br />

isolierte Formspulen. Das<br />

Läuferblechpaket wird entweder direkt<br />

auf die Rotorwelle oder auf einer<br />

speziellen Tragkonstruktion montiert.<br />

Beim Käfigläufer besteht die Wicklung<br />

aus unisolierten Stäben, die an den<br />

Bild 2: Nuten einer Asynchronmaschine mit<br />

Träufelwicklung und Kurzschlußläufer<br />

Stirnseiten über Kurzschlußringe<br />

miteinander verbunden sind. Die<br />

Läuferstäbe bestehen beispielsweise aus<br />

Kupfer, Aluminium- oder Kupferlegierungen. Aufgrund der konstruktiv stets<br />

kurzgeschlossenen Stabwicklung werden Asynchronmaschinen mit Käfigläufer auch<br />

Kurzschlußläufer-motoren genannt.<br />

Beim Schleifringläufer ist die Wicklung ebenso wie der Ständer als dreisträngige Wicklung<br />

ausgeführt. Die drei offenen Enden der im Stern geschalteten Läuferwicklung sind über<br />

Schleifringe und Kohlebürsten an den Klemmkasten der Maschine geführt. Im Betrieb ist die<br />

Läuferwicklung direkt oder über externe Zusatzwiderstände kurzgeschlossen.<br />

Bild 3: Kurzschlußläufer mit gegossenem Läuferkäfig aus Aluminium


Skript zum Laborversuch ASM 3<br />

Bild 4: Schleifringläufer einer Drehstromasynchronmaschine<br />

Bild 5: Elektrische Schaltung eines Schleifringläufers<br />

5. Magnetisches Drehfeld<br />

Schaltet man die drei Stränge der Ständerwicklung einer Drehstromasynchronmaschine in<br />

Stern- oder Dreieckschaltung an ein symmetrisches Drehstromnetz, so fließen in den Strängen<br />

drei um jeweils 120° zeitlich phasenverschobene Ströme gleicher Frequenz und Amplitude.<br />

Sind die Wicklungen der drei Stränge im Ständerblechpaket ebenfalls um 120°/p (p =<br />

Polpaarzahl), jedoch räumlich gegeneinander versetzt, so entsteht im Luftspalt ein mit<br />

Netzfrequenz f 1 bzw. f 1 /p umlaufendes magnetisches Feld, das sog. Drehfeld.<br />

Zur Erläuterung der Entstehung des magnetischen Drehfeldes wird zunächst das Feld einer<br />

einzelnen stromdurchflossenen Strangwicklung betrachtet. In Bild 6a ist die Feldverteilung<br />

der Wicklung dargestellt. Die Maxima des Feldes liegen in der z-Achse, die Nulldurchgänge<br />

in der y-Achse. Schneidet man die Maschine an der y-Achse auf und wickelt sie ab, so erhält<br />

man die im Bild 6b aufgezeichnete Luftspaltinduktion B(x) als Funktion des Ortes x am<br />

Rotorumfang.


4 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 6: Feldverteilung einer Spule<br />

Für die im folgenden ausschließlich betrachtete Grundwelle der Induktion gilt:<br />

B ( x) = B<br />

sin α . (1)<br />

1 1 el<br />

Nimmt man nunmehr einen zeitlich cosinusförmigen Strom<br />

i( t) = i cos ω t<br />

(2)<br />

( )<br />

1<br />

an, so ändert sich auch die Amplitude der Luftspaltinduktion zeitlich cosinusförmig. Es<br />

entsteht im Luftspalt folglich ein stillstehendes Wechselfeld, für dessen Grundwelle mit der<br />

Kreisfrequenz des speisenden Netzes ω1 = 2 πf1<br />

gilt:<br />

B ( x, t) = B sin α cos ω t . (3)<br />

( ) ( )<br />

1 1 el 1<br />

Um ein Drehfeld zu erhalten müssen nun neben dem in Bild 6b eingezeichneten<br />

Wicklungsstrang zusätzlich die Wicklungen der beiden übrigen Stränge berücksichtigt<br />

werden, die jeweils um den Winkel 120°/p räumlich gegeneinander versetzt sind. Ein Strang<br />

besteht dabei aus einer Anzahl Spulen die um 360°/p versetzt sind und entweder in Reihe<br />

oder parallel geschaltet sind. Über die Polpaarzahl p wird der Zusammenhang zwischen dem<br />

elektrischen Winkel αel und dem räumlichen Winkel αr beschrieben, es gilt:<br />

x<br />

αel<br />

= π = pαr.<br />

(4)<br />

τ<br />

P<br />

Bei einer zweipoligen Maschine mit einer Polpaarzahl p = 1 bzw. einer Polzahl 2p = 2 ist<br />

αel = αr<br />

. (5)


Skript zum Laborversuch ASM 5<br />

Bild 7: Abwicklung eines Ständers<br />

In Bild 7a ist die Anordnung der in den Ständernuten eingelegten Ständerwicklung einer 2poligen<br />

Maschine abgewickelt dargstellt. Bild 7b verdeutlicht die räumliche Anordnung der<br />

Wicklungen, wobei hier nur eine Wicklung hervorgehoben dargestellt ist.<br />

Werden die drei Strangwicklungen in Stern oder Dreieck an ein symmetrisches<br />

Drehstromnetz geschaltet, so enstehen im Luftspalt drei um αel = 120° versetzte<br />

Wechselfelder gleicher Frequenz und Amplitude:<br />

Strang U: BU , 1 x t B1 ( el ) ( 1t)<br />

( , ) = sin α cos ω (6)<br />

Strang V: BV , 1 x t B1 el 1t<br />

( , ) <br />

⎛ 2π<br />

⎞ ⎛ 2π<br />

⎞<br />

= sin⎜α − ⎟cos⎜ω − ⎟<br />

⎝ 3 ⎠ ⎝ 3 ⎠<br />

Strang W: BW , 1 x t B1 el 1t<br />

( , ) <br />

⎛ 2π<br />

⎞ ⎛ 2π<br />

⎞<br />

= sin⎜α + ⎟ cos⎜ω<br />

+ ⎟<br />

⎝ 3 ⎠ ⎝ 3 ⎠<br />

Unter der Voraussetzung linearer magnetischer Verhältnisse, d.h. ohne Sättigungseinflüsse,<br />

erhält man für die Grundwelle des resultierenden magnetischen Feldes durch Überlagerung<br />

der drei Wechselfelder zu<br />

B ( x, t) = B ( x, t) + B ( x, t) + B ( x, t)<br />

=<br />

1 U , 1 V , 1 W , 1<br />

3<br />

B 3<br />

. (9)<br />

= 1 sin(<br />

αel − ω1t ) = B 1 sin(<br />

pαr − ω 1t<br />

)<br />

2<br />

2<br />

Diese Gleichung beschreibt ein räumlich sinusförmig verteiltes Drehfeld mit p Polpaaren, das<br />

im Luftspalt mit der synchronen mechanischen Winkelgeschwindigkeit ΩS 1<br />

ΩS =<br />

p<br />

ω<br />

(10)<br />

umläuft.<br />

(7)<br />

(8)


6 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 8: Entstehung eines Drehfeldes aus drei zeitlich und räumlich<br />

versetzten Wechselfeldern für zwei aufeinanderfolgende Zeitpunkte<br />

6. Wirkungsweise der Asynchronmaschine<br />

6.<strong>1.</strong> Entstehung des Drehmoments<br />

Das von den Ständerwicklungen erzeugte magnetische Drehfeld läuft über den stillstehenden<br />

Rotor mit der synchronen Drehzahl<br />

−1 −1<br />

60min<br />

/ s<br />

−1 −1<br />

f1<br />

nS<br />

= Ω S = 60min<br />

/ s<br />

(11)<br />

2π<br />

p<br />

hinweg. Dieses induziert in den Leitern der Rotorwicklung bzw. in den Stäben des<br />

Käfigläufers eine Spannung. Infolge der induzierten Spannungen fließen in den<br />

Rotorwicklungen Ströme, die nun ebenfalls ein magnetisches Drehfeld, das Rotordrehfeld<br />

erzeugen. Durch das Zusammenwirken des resultierenden Drehfeldes im Luftspalt, das sich<br />

durch Überlagerung des Ständer-und Rotordrehfeldes bildet, entstehen am Rotor durch die<br />

Lorentzkraft Tangentialkräfte und folglich ein Drehmoment. Entsprechend der Lenzschen<br />

Regel läuft der Rotor im Motorbetrieb bzw. im Leerlauf in Drehfeldrichtung an, um die<br />

relative Drehzahl zum Luftspaltfeldrehfeld zu verringern und der Ursache der<br />

Spannungsinduktion im Rotor entgegenzuwirken. Je näher sich die Rotordrehzahl der<br />

Drehfeldrehzahl nähert, je mehr nimmt auch die Induktionswirkung im Rotor ab, da die<br />

relative Flußänderung abnimmt. Bei synchroner Drehzahl n S des Rotors verschwindet die<br />

Induktionswirkung, da nunmehr bezüglich des Rotors keine Flußänderung mehr erfolgt. Da<br />

im Synchronismus keine Spannungsinduktion erfolgt, werden die Rotorströme Null und die<br />

Maschine entwickelt folglich kein Drehmoment. Hieraus wird ersichtlich, daß die<br />

Asynchronmaschine aufgrund der stets vorhandenen Lager- und Luftreibungsverluste die<br />

synchrone Drehzahl niemals von alleine erreichen kann. Der beschriebene Energiewandler


Skript zum Laborversuch ASM 7<br />

wird daher Asynchronmaschine genannt, da er nur im asynchronen Lauf ein Drehmoment<br />

entwickelt.<br />

6.2. Einige wichtige Beziehungen<br />

6.2.<strong>1.</strong> Schlupf<br />

Der Schlupf s ist die bezogene Differenz zwischen Ständerdrehfeld- und Rotordrehzahl, nS bzw. nm :<br />

nS − nm<br />

ΩS − Ωm<br />

s = =<br />

n Ω<br />

(12)<br />

S<br />

6.2.2. Läuferfrequenz<br />

m<br />

Für die Frequenz f 2 des Läuferstromes I 2 , der bei kurzgeschlossener Läuferwicklung durch<br />

einen Induktionsvorgang hervorgerufen wird, gilt die Beziehung:<br />

f2 = f1 − pfm = sf1<br />

(13)<br />

Diese Gleichung folgt aus Gl.(12), da die Relativbewegung der Bewegungsdifferenz von<br />

Ständer- und mechanischer Drehfrequenz (multipliziert mit der Polpaarzahl p) entspricht.<br />

6.2.3. Läuferspannung<br />

Für die im Läufer eines Schleifringläufers induzierte Spannung U 2 gilt bei offenen<br />

Schleifringen in Abhängigkeit des Schlupfes s:<br />

U 2 = sU 20<br />

(14)<br />

Hierbei ist U 20 die im Stillstand, d.h. s = 1, induzierte Spannung, die sog.<br />

Läuferstillstandsspannung.<br />

7. T-Ersatzschaltbild für stationären Betrieb<br />

Eine stillstehende dreisträngige Asynchronmaschine mit herausgeführten Läuferwicklungen<br />

verhält sich grundsätzlich wie ein Drehstromtransformator. Unter der Voraussetzung eines<br />

symmetrischen Aufbaues der drei Stränge und dem Betrieb an einem symmetrischen<br />

Drehstromnetz, kann man für den stationären Betrieb vom einphasigen Ersatzschaltbild eines<br />

Einphasentransformators ausgehen. Hieraus kann das sog. T-Ersatzschaltbild der<br />

Asynchronmaschine abgeleitet werden, das mit einer Modifikation auch für den stationären<br />

Betrieb für Drehzahlen ungleich Null gilt.<br />

7.<strong>1.</strong> Transformatorersatzschaltbild<br />

Ein einfacher Einphasen-Transformator besteht aus einem geschlossenen Eisenkern und zwei<br />

auf dem Eisenkern sitzenden Spulen. Um ein Modell zu erhalten, muß man die einzelnen<br />

Komponenten des Transformators kennen und im Ersatzschaltbild berücksichtigen.


8 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 9: Schema eines Transformators<br />

Die ohmschen Widerstände der Wicklungen denkt man sich als Vorwiderstände R1 und R2 in<br />

die Zuleitungen verlegt. Die magnetischen Flüsse, die nicht durch beide Spulen gehen, tragen<br />

nicht zur Energieübertragung bei und werden daher Streuflüsse Φ1σ , Φ2σ genannt. Den<br />

Streuflüssen werden die Streuinduktivitäten L1σ und L2σ bzw. die Streureaktanzen X1σ und X2σ zugeordnet, die ebenfalls in die Zuleitungen gelegt werden. Der Hauptfluß, durch den beide<br />

Wicklungen magnetisch miteinander gekoppelt sind, wird im Ersatzschaltbild schließlich<br />

durch die Hauptinduktivität L1h bzw. durch die Reaktanz X1h dargestellt.<br />

Für den allgemeinen Fall, daß die Windungszahlen der Primär- und Sekundärwicklung nicht<br />

gleich sind, müssen die Elememente des Sekundärkreises auf die Primärseite umgerechnet<br />

werden. Dies geschieht durch Multiplikation der Reaktanz X2σ und dem Widerstand R2 mit<br />

dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses ü, das wie folgt definiert ist:<br />

ü w1<br />

= (15)<br />

w<br />

2<br />

Bild 10: T-Ersatzschaltbild eines Transformators<br />

Entsprechend dem ohmschen Widerstand und der Reaktanzen werden auch die sekundäre<br />

Spannung und der Strom auf die Primärseite bezogen. Dies geschieht durch Multiplizieren<br />

bzw. Dividieren mit dem Übersetzungsverhältnis ü. Die auf die Primärseite bezogenen<br />

Größen werden durch einen hochgestellten Strich gekennzeichnet. Im einzelnen gilt:<br />

’ 2<br />

X = ü X<br />

2σ 2σ<br />

’ 2<br />

R = ü R<br />

2 2<br />

’<br />

U = üU<br />

2 2<br />

I<br />

ü I<br />

’ 1<br />

2 = 2<br />

Mit Hilfe der Kirchhoffschen Gesetze lassen sich die Spannungsgleichungen für den Primärund<br />

Sekundärkreis ableiten:<br />

( ) ( )<br />

U = I R + jX + jX + I jX = I R + jX + I jX<br />

(16)<br />

’ ’ (17)<br />

1 1 1 1σ 1h 2 1h 1 1 1 2 1h


Skript zum Laborversuch ASM 9<br />

( ) ( )<br />

U = I jX + I R + jX + jX = I jX + I R + jX<br />

’ ’ ’ ’ ’ ’ ’<br />

2 1 1h 2 2 2σ 1h 1 1h 2 2 2<br />

7.2. Ersatzschaltbild der Asynchronmaschine<br />

Bei Drehzahlen ungleich Null muß nun berücksichtigt werden, daß die Spannungen und<br />

Ströme des Rotorstromkreises nunmehr nicht mehr ständerfrequent sind, sondern mit dem<br />

Schlupf s veränderlich sind. Für die Rotorfrequenz f2 gilt im allgemeinen stationären<br />

Betriebsfall die Beziehung laut Gl.(13), was in der Rotorspannungsgleichung Gl.(18) durch<br />

Multiplikation der frequenzabhängigen Reaktanzen mit dem Schlupf s berücksichtigt wird,<br />

d.h.<br />

’ ’ ’ ’<br />

U = I jsX + I R + jsX . (19)<br />

( )<br />

2 1 1h 2 2 2<br />

Hierbei gilt für die Hauptreaktanz<br />

sX = sω L = s2πf L = 2 πf L = ω L<br />

(20)<br />

1h 1 1h 1 1h 2 1h 2 1h<br />

und entsprechend für die Rotorreaktanz<br />

’<br />

sX = sω L = ω L . (21)<br />

2 1 2 2 2<br />

Die Ständerspannungsgleichung Gl.(17) wird dagegen unverändert übernommen, da hier<br />

sämtliche Spannungen und Ströme ständerfrequent sind.<br />

Im normalen Betrieb sind die Rotorwicklungen beim Schleifringläufer kurzgeschlossen, was<br />

beim Käfig- bzw. Kurzschlußläufer konstruktiv bedingt, ohnehin immer der Fall ist. Für die<br />

Rotorspannungsgleichung gilt folglich:<br />

’ ’ ’ ’<br />

U = I jsX + I R + jsX = 0. (22)<br />

( )<br />

2 1 1h 2 2 2<br />

Dividiert man nun die Rotorspannungsgleichung durch den Schlupf s, so erhält man das<br />

Gleichungssystem der Asynchronmaschine im stationären Betrieb zu<br />

U = I R + jX + I jX<br />

’<br />

(23)<br />

( )<br />

1 1 1 1 2 1h<br />

⎛<br />

0 = I jX + I ⎜ +<br />

⎝<br />

R<br />

’<br />

’ 2<br />

1 1h 2 jX<br />

s<br />

’<br />

2<br />

(18)<br />

⎞<br />

⎟.<br />

(24)<br />

⎠<br />

Diesem Gleichungssystem kann das in Bild 11 dargestellte Ersatzschaltbild zugeordnet<br />

werden, in dem nicht nur die Rotorströme bezüglich des Übersetzungsverhältnisses ü auf den<br />

Ständer umgerechnet sind, sondern auch bezüglich der Frequenz. Die Asynchronmaschine<br />

verhält sich somit wie ein sekundärseitig kurzgeschlossener Transformator, dessen sekundärer<br />

Wirkwiderstand nicht R´ 2 , sondern R´ 2 /s ist.<br />

Bild 11: T-Ersatzschaltbild der AM im stationären Betrieb<br />

Mathematisch liefert die gezeigte Vorgehensweise eine korrekte Beschreibung des stationären<br />

Betriebsverhaltens der Asynchronmaschine, allerdings Bedarf der resultierende


10 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Rotorwiderstand R´ 2 /s einer physikalischen Erklärung bezüglich der Leistungsbilanz. Dem<br />

Rotor wird im Motorbetrieb die Wirkleistung, die sog. Luftspaltleistung<br />

’<br />

2<br />

’ R2<br />

Pδ = 3 I 2<br />

(25)<br />

s<br />

zugeführt. Der Faktor 3 berücksichtigt dabei alle drei Stränge, wobei im Ersatzschaltbild nur<br />

ein Strang betrachtet wird! Die Luftspaltleistung setzt sich unter Vernachlässigung der<br />

Eisenverluste aus den Kupferverlusten<br />

2<br />

’ ’<br />

Cu,2 2 2<br />

P = 3 I R<br />

und der mechanischen Wirkleistung<br />

P I R I<br />

s<br />

s R<br />

= 3<br />

2<br />

= 3<br />

2 1−<br />

’ ’ ’<br />

m 2 m 2 2<br />

zusammen. Dieser Sachverhalt kann im Ersatzschaltbild durch Aufteilung von R´ 2 /s in R´ 2<br />

und R mech wie in Bild 12 dargestellt berücksichtigt werden. Im Generator- bzw. Bremsbetrieb<br />

der Asynchronmaschine gilt die gleiche Betrachtung. Im Generatorbetrieb erfolgt der<br />

Leistungsfluß von der Welle zum Rotor und abzüglich der Kupferverluste im Rotor zum<br />

Ständer. Bei Bremsbetrieb wird die gesamte über die Welle zugeführte mechanische Leistung<br />

und die vom Netz bezogenen elektrische Leistung abzüglich der Ständerverluste im<br />

Rotorstromkreis in Wärme umgesetzt.<br />

Bild 12: Ersatzschaltbild mit Aufteilung von Kupferverlusten und mechanischer Leistung<br />

Schaltet man z.B. zum Anlassen eines Schleifringläufers in den Rotorstromkreis einen<br />

externen Zusatzwiderstand RZ , so berechnet sich Rmech zu:<br />

’ s ’ ’<br />

Rmech<br />

= ( R2 RZ<br />

)<br />

s<br />

− 1<br />

+ . (28)<br />

Das zugehörige Ersatzschaltbild ist in Bild 13 dargestellt.<br />

Bild 13: Ersatzschaltbild mit Zusatzwiderstand im Rotorkreis<br />

(26)<br />

(27)


Skript zum Laborversuch ASM 11<br />

8. Ortskurve des Ständerstromes<br />

Unter der Ortskurve des Ständerstromes versteht man den geometrischen Ort der Endpunkte<br />

des komplexen Stromzeigers I 1 in der Gaußschen Zahlenebene in Abhängigkeit des Schlupfes<br />

s, mit<br />

−∞ ≤ s ≤ ∞.<br />

Die Ortskurve, auch Ossanna-Kreis genannt, erhält man aus der Gleichung des<br />

Ständerstromes, die aus den Spannungsgleichungen Gl.(23) und Gl.(24) oder direkt aus dem<br />

Ersatzschaltbild (Bild 11) folgt:<br />

1<br />

I 1 = U 1<br />

R1 + j( X 1σ + X 1h ) + ’<br />

R2 1<br />

= U 1 = U 1Y(<br />

s)<br />

Z( s) 1<br />

2 = U 1<br />

2<br />

X 1h<br />

X 1h<br />

’ R1 + jX 1 + ’ ’<br />

s + j( X 2σ + X 1h )<br />

R2 s + jX 2 (29)<br />

Legt man den Strangspannungszeiger U 1 in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene, so<br />

entspricht die Ortskurve des Ständerstromes gerade der Ortskurve der Admitanz Y(s), die aus<br />

der Inversion der Ortskurve der Impedanz Z(s) hervorgeht.<br />

8.<strong>1.</strong> Ossanna-Kreis der Ströme<br />

Legt man den Ständerspannungszeiger U 1 in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene, so<br />

erhält man die in Bild 14 dargestellte Ortskurve des Ständerstromes I 1 (s). Die Projektion des<br />

Stromzeigers I 1 auf die reelle Achse liefert den Wirkanteil, während die Projektion auf die<br />

imaginäre Achse den Blindanteil des Ständerstromes darstellt. Aus dem Ossanakreis sind<br />

weiterhin folgende Aspekte ersichtlich:<br />

- Die Asynchronmaschine kann als Motor, Generator und Bremse arbeiten.<br />

- Die Asynchronmaschine bezieht immer induktive Blindleistung aus dem Netz.


12 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 14: Ossannakreis der Ströme<br />

8.2. Ossanna-Kreis der Leistungen<br />

Mit der Definition der komplexen Scheinleistung gem.<br />

S = P + jQ<br />

*<br />

= 3U<br />

I<br />

1 1 1 1 1<br />

erhält man unter der Voraussetzung U 1 = U1<br />

die Ortskurve der Scheinleistung aus der<br />

konjugiert-komplexen Ortskurve der Ständerströme zu<br />

*<br />

S = 3U<br />

I<br />

(31)<br />

1 1 1<br />

In der Praxis genügt es dabei die negative imaginäre Achse mit der positiven im<br />

Kreisdiagramm der Ströme zu tauschen. Bei der genannten Definition der Scheinleistung wird<br />

induktive Blindleistung mit positivem und kapazitive mit negativem Vorzeichen aufgetragen.<br />

Bild 14 entnimmt man, daß die Asynchronmaschine stets ein Verbraucher induktiver<br />

Blindleistung ist. Für die in Bild 14 eingezeichneten Betriebsbereiche gilt im einzelnen:<br />

a. Motorbetrieb 0 ≤ s ≤ 1: Elektrische Leistung wird aufgenommen,<br />

mechanische Leistung abgegeben.<br />

b. Generatorbetrieb s´´ ≤ s ≤ s´: Mechanische Leistung wird aufgenommen,<br />

elektrische abgegegeben.<br />

c. Bremsbetrieb 1 ≤ s < ∞: Elektrische und mechanische Leistung werden<br />

aufgenommen, die gesamte Leistung wird in der<br />

Maschine in Wärme umgesetzt.<br />

(30)


Skript zum Laborversuch ASM 13<br />

8.3. Meßtechnische Erfassung des Ossanna-Kreises<br />

Die exakte Konstruktion des Ossanna-Kreises bei bekannten Maschinenparametern unter<br />

Vernachlässigung der Eisenverluste ist in der entsprechenden Literarur, beispielsweise in [2]<br />

ausführlich erläutert. Im folgenden wird eine vereinfachte Konstruktion vorgestellt, die im<br />

Rahmen der Meß- und Zeichenungenauigkeiten praktisch sehr brauchbare Ergebnisse liefert<br />

und für die Versuchsauswertung empfohlen wird (vgl. Bild 15).<br />

Die Strangspannung legt man in die reelle Achse der Gaußschen Zahlenebene und zeichnet<br />

die mittels Leerlauf- und Kurzschlußversuch gemessenen Zeiger des Leerlauf- bzw.<br />

Kurzschlußstromes I 1,0 bzw. I 1,K . Hieraus erhält man die beiden Punkte P 0 und P K . Der<br />

Mittelpunkt des Kreises liegt nun näherungsweise auf einer Parallelen zur imaginären Achse<br />

durch den Punkt P 0 und der Mittelsenkrechten der mechanischen Leistungslinie, der Strecke<br />

P0 PK . Den meßtechnisch nicht erfaßbaren Punkt P∞ erhält man, indem man durch PK das Lot<br />

auf die imaginäre Achse fällt und die Strecke PK D entprechend dem Verhältnis der Ständerund<br />

Rotorkupferverluste teilt. Hierzu trägt man von der imaginären Achse die Strecke<br />

2<br />

3I1, K R1<br />

PCu , 1 ~ CD = (32)<br />

m<br />

P<br />

ab (mP ist der Leistungsmaßstab, s.u.). Der Punkt P∞ liegt dann auf dem zweiten Schnittpunkt<br />

der Drehmomentenlinie, der Geraden durch P0 und C, mit dem Kreis. Die Strecke PK C<br />

entspricht den Kupferverlusten im Rotor<br />

2<br />

3I2 , K R2<br />

PCu , 2 ~ PK C = , (33)<br />

m<br />

P<br />

woraus der Rotorwiderstand R´ 2 bestimmt werden kann. Dabei gilt für den Rotorkurzschlußstrom:<br />

’<br />

I = m P P . (34)<br />

2, K I 0 K<br />

Die Maßstäbe werden im einzelnen wie folgt ermittelt:<br />

- Strommaßstab:<br />

m<br />

I<br />

I1,K<br />

= (35)<br />

0P<br />

- Leistungsmaßstab:<br />

K<br />

mP = 3 U 1mI (36)<br />

- Drehmomentenmaßstab:<br />

m<br />

M<br />

−<br />

mP mP<br />

= = − ⋅<br />

Ω<br />

n<br />

60<br />

1<br />

min<br />

1<br />

s 2π<br />

S<br />

S<br />

(37)


14 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 15: Vereinfachte Konstruktion des Ossanna-Kreises<br />

Das Kippmoment MKipp im motorischen Betrieb entspricht der Strecke PKipp B,<br />

der maximalen<br />

mechanischen Leistung Pm,max die Strecke Pmax A und dem Anlaufmoment MA die Strecke PK C.<br />

Die Konstruktion der Betriebspunkte PKipp und Pmax erfolgt entsprechend der Darstellung in<br />

Bild 15. Um den einzelnen Betriebspunkten konkrete Schlupfwerte zuzuordnen kann die<br />

Schlupfgerade konstruiert werden. Hierzu wählt man zunächst auf dem unteren Halbkreis<br />

einen beliebigen Bezugspunkt S und zeichnet die Verbindungslinien P0 S und P∞ S.<br />

Parallel<br />

zur letzteren wird die Schlupfgerade gelegt, wobei der Schnittpunkt mit der Strecke P0 S dem<br />

Schlupf s = 0 und der Schnittpunkt mit der Geraden durch S und PK dem Schlupf s = 1<br />

entspricht. Vom Bezugspunkt S ausgehende Strahlen kennzeichnen auf dem Kreis jene<br />

Schlupfwerte, die durch die Schnittpunkte auf der Schlupfgeraden bestimmt sind. Die<br />

Skalierung der Schlupfwerte auf der Schlupfgeraden erfolgt dabei linear.


Skript zum Laborversuch ASM 15<br />

9. Drehmomentberechnung nach Kloß<br />

Die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie, die aus dem Ossanna-Kreis ermittelt werden kann, läßt<br />

sich auch mit Hilfe einer groben Näherung aus dem vereinfachten Ersatzschaltbild der<br />

Asynchronmaschine herleiten. Unter Vernachlässigung des Ständerwiderstandes und unter<br />

der Annahme einer sehr großen Hauptinduktivität X 1h →€∞, erhält man eine Reihenschaltung<br />

aus der Streuinduktivität<br />

X = X + X<br />

σ 1σ ’<br />

2σ<br />

und dem schlupfabhängigen Rotorwiderstand R´ 2 /s.<br />

Durch die Annahme R 1 = 0 wird der Ständer als verlustlos angenommen, so daß die gesamte<br />

vom Netz zugeführte Wirkleistung als Luftspaltleistung dem Rotor zugeführt wird:<br />

’<br />

’<br />

2 R2<br />

Pδ = 3 I 2 = 3 I 1<br />

s<br />

’<br />

2 R2<br />

s<br />

2<br />

’<br />

U1<br />

R2<br />

= 3 ⋅<br />

’ 2<br />

⎛ R ⎞ s<br />

2 2<br />

⎜ ⎟ + X σ<br />

⎝ s ⎠<br />

. (39)<br />

Für das innere Drehmoment gilt (vgl. Gl.(25)):<br />

P P<br />

M p P<br />

m δ δ<br />

= = =<br />

Ω Ω ω<br />

m S 1<br />

p U<br />

R<br />

p<br />

R s<br />

X<br />

s<br />

U<br />

1<br />

2 1<br />

= ⋅<br />

1 ⎛ ⎞<br />

R sX X<br />

2<br />

1 2<br />

⎜ ⎟ sX R<br />

⎝ ⎠<br />

2<br />

+<br />

2<br />

’<br />

2<br />

3 1 3 1 1<br />

⋅ = ⋅ ⋅<br />

ω ’<br />

2<br />

’<br />

ω<br />

2<br />

+<br />

σ<br />

’<br />

σ<br />

σ σ<br />

Das maximale Drehmoment, das Kippmoment MKipp ,erhält man durch Setzen von<br />

dM<br />

= 0, (41)<br />

ds<br />

für den Kippschlupf sKipp ’ ’<br />

R2<br />

R2<br />

sKipp<br />

= ± = ±<br />

X X + X<br />

zu<br />

M<br />

Kipp<br />

σ 1σ ’<br />

2σ<br />

(38)<br />

(40)<br />

(42)<br />

2 2<br />

3p<br />

U1<br />

3p<br />

U1<br />

= ± ⋅ = ⋅<br />

’ . (43)<br />

2ω<br />

X 2ω<br />

X + X<br />

1<br />

σ 1 1σ 2σ<br />

Bezieht man die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie M = f(s) auf das Kippmoment M kipp , so<br />

erhält man die Kloßsche Formel mit<br />

M<br />

M Kipp<br />

=<br />

s<br />

s<br />

Kipp<br />

2<br />

s<br />

+<br />

s<br />

Kipp<br />

. (44)


16 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Bild 16:Drehmoment-Schlupfkennlinie nach der Kloßschen Formel


Skript zum Laborversuch ASM 17<br />

10. Stationäres Betriebsverhalten<br />

10.<strong>1.</strong> Betriebskennlinien<br />

Das stationäre Betriebsverhalten einer Asynchronmaschine bei konstanter Netzfrequenz und -<br />

spannung, kann anhand der Betriebskennlinien beurteilt werden. Bild 17 zeigt die typischen<br />

motorischen Betriebskennlinien einer Drehstromasynchronmaschine für einen Lastbereich<br />

von 0..1,5P N .<br />

Bild 17:Betriebskennlinien eines Schleifringläufers<br />

Die Schlupfkennlinie zeigt das starre Nebenschlußverhalten der Asynchronmaschine bis zum<br />

Kippmoment. Der Strom sinkt bei Entlastung nicht linear ab, sondern bleibt auch im Leerlauf<br />

aufgrund des Magnetisierungstromes relativ groß. Durch den großen Blindanteil des<br />

Ständerstromes wird auch der Leistungsfaktor cosϕ bei Entlastung sehr schlecht. Der<br />

Wirkungsgrad η ist in einem weiten Belastungsbereich konstant. Um einen guten<br />

Leistungsfaktor cosϕ zu erhalten, sollte eine Asynchronmaschine möglichst im<br />

Nennbetriebsbereich arbeiten.<br />

10.2. Ungesteuerter Betrieb<br />

10.2.<strong>1.</strong> Belastungskennlinien des Schleifringläufers<br />

Die Drehmoment-Schlupf-Kennlinie für die möglichen Betriebszustände einer<br />

Asynchronmaschine sind in Bild 18 dargestellt. Diese kann beispielsweise aus dem Ossanna-<br />

Kreis oder direkt meßtechnisch erfaßt werden. Dem Motorbetrieb entspricht der<br />

Schlupfbereich 0 ≤€s ≤ 1, bzw. der Drehzahlbereich n S ≥€n€≥€0. Wird die Maschine über<br />

die synchrone Drehzahl n S hinaus angetrieben, so wird der Schlupf negativ, und die Maschine<br />

arbeitet generatorisch (allerdings nicht im gesamten Bereich bis s →€−∞, vgl. Ossanna-<br />

Kreis). Im Bereich negativer Drehzahlen, d.h. bei entgegengesetztem Drehsinn von Drehfeld


18 Skript zum Laborversuch ASM<br />

und Rotor, wirkt die Maschine als Bremse. Diese Betriebsart wird z.B. bei Hebezeugen (z.B.<br />

Kränen) angewendet.<br />

Bild 18: Belastungskennlinie und Betriebsbereiche eines Schleifringläufers<br />

10.2.2. Asynchronmaschine mit Käfigläufer<br />

Die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie kann neben steuerungstechnischen Maßnahmen auch<br />

konstruktiv beeinflußt werden. Hierzu wird der Stromverdrängungseffekt ausgenutzt, der sich<br />

bei in Nuten eingelegten massiven Leitern schon bei relativ geringen Frequenzen bemerkbar<br />

macht. Durch die Formgebung der Kurzschlußstäbe beim Käfigläufer wird die<br />

Stromverdrängung gezielt zur Erhöhung des Rotorwiderstandes im Bereich des Stillstandes<br />

bzw. kleiner Drehzahlen eingesetzt. Im Stillstand der Asynchronmaschine haben die<br />

Rotorströme gleiche Frequenz wie das speisende Netz, die Stromverdrängung führt folglich<br />

zu einem großen Rotorwiderstand und damit zu einem hohen Anlaufmoment. Mit<br />

zunehmender Drehzahl sinkt die Frequenz der im Rotor induzierten Ströme und der Einfluß<br />

der Stromverdrängung nimmt ab. Im Nennbetriebsbereich beträgt der Schlupf typischerweise<br />

nur ca. 2-4%, die Frequenz der Rotorströme ist folglich so niedrig, daß die Stromverdrängung<br />

praktischen keinen Einfluß mehr auf das Betriebsverhalten hat.<br />

In Bild 19 sind die typischen Drehzahl-Drehmoment- bzw.-Ständerstromkennlinien für<br />

verschiedene Ausführungsformen von Läuferstäben angegeben. Asynchronmaschinen mit<br />

Stromverdrängungsläufer besitzen im Vergleich zu Schleifringläufern ein höheres<br />

Anlaufmoment und ein kleineres Kippmoment. Die Kennlinie des Käfigläufers mit<br />

Rundstäben ähnelt am meisten dem des Schleifringläufers.


Skript zum Laborversuch ASM 19<br />

Bild 19: Drehmoment-Drehzahl-Kennlinien für verschiedene Rotorbauformen<br />

10.3. Gesteuerter Betrieb<br />

10.3.<strong>1.</strong> Stabilität im Arbeitspunkt<br />

Ein stabiler Betriebspunkt bei einer konstanten Drehzahl ist nur dann möglich, wenn<br />

zwischen dem Lastmoment der Arbeitsmaschine und dem Motormoment des Antriebsmotors<br />

ein Gleichgewicht besteht. Dies bedeutet, daß auch bei kleinen Abweichungen vom<br />

Gleichsgewichtzustand, beispielsweise infolge von<br />

Bild 20: Zur Stabilität im<br />

Lastschwankungen oder Spannungseinbrüchen, das System<br />

von selbst wieder in den Gleichgewichtszustand zurückkehren<br />

muß. Zeichnet man die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie des<br />

Motors und die der Arbeitsmaschine in ein gemeinsames<br />

Koordinatensystem, so entspricht der Schnittpunkt beider<br />

Kurven dem stationären Betriebs- bzw. Arbeitspunkt.<br />

Ausgehend von einer Drehzahlerhöhung Δn gegenüber der<br />

Drehzahl nA im Arbeitspunkt, wird der Antrieb nur dann in<br />

den Gleichgewichtszustand (n = nA ) zurückkehren, wenn das<br />

Lastmoment überwiegt (das Lastmoment wirkt bremsend).<br />

Arbeitspunkt<br />

Umgekehrt muß bei einer Drehzahlabsenkung das<br />

Motormoment überwiegen (das Motormoment wirkt<br />

beschleunigend). Die Stabilitätsbedingung für den stationären Betrieb kann damit wie folgt<br />

formuliert werden:<br />

dM<br />

dn<br />

dM<br />

> (45)<br />

dn<br />

L M


20 Skript zum Laborversuch ASM<br />

10.3.2. Stabilität im Hochlauf- und im Betriebsbereich<br />

Bild 21: Stabilität im Hochlauf- und<br />

Betriebsbereich<br />

10.3.3. Anlaßverfahren<br />

Sowohl im Hochlauf- als auch im<br />

Betriebsbereich der<br />

Asynchronmaschine können stabile<br />

Arbeitspunkte auftreten. Damit im<br />

motorischen Betrieb ein normaler<br />

Betriebszustand eintreten kann, d.h<br />

0 < s < s Kipp , darf die Lastkennlinie<br />

keinen stabilen Betriebspunkt im<br />

Hochlauf erreichen. Dies würde<br />

aufgrund des großen Anlaufstromes<br />

zu einer übermäßigen Erwärmung<br />

der Maschine führen (d.h.<br />

Dauerbetrieb ist im Hochlaufbereich<br />

nicht möglich).<br />

Im allgemeinen sind in der Antriebstechnik relativ große Drehmomente während des<br />

Anlaufvorganges erwünscht, die für eine große Beschleunigung und folglich für kurze<br />

Hochlaufzeiten sorgen. Allerdings ist in manchen Fällen eine kleine Beschleunigung<br />

wünschenswert, um mechanische Übertragungsglieder, beispielsweise Kupplungen und<br />

Getriebe nicht zu beschädigen. Bei großen Asynchronmaschinen sind die großen<br />

Anlaufströme problematisch, die entweder zu Störungen in Energieübertragungssystemen<br />

führen, oder u.U. gar nicht zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Anlaßverfahren dienen somit zur Herabsetzung der Anlaufströme und des<br />

Anlaufdrehmomentes. Allerdings ist zu beachten, daß das Lastmoment im Bereich des<br />

Hochlaufes stets kleiner ist als das Drehmoment der Maschine (s.o).<br />

10.3.3.<strong>1.</strong> Direktes Einschalten<br />

Das einfachste und am häufigsten angewandte Anlaßverfahren ist das direkte Einschalten des<br />

Motors in der Betriebsschaltung. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß der Anlaufstrom des<br />

Motors das 4 - 8fache des Nennstromes betragen kann. Leistungsfähige<br />

Stromversorgungsnetze großer Industriekomplexe gestatten das direkte Einschalten von<br />

Motoren mit Leistungen bis zu einigen Megawatt. Kann das Netz jedoch nicht ausreichende<br />

Einschaltströme zur Verfügung stellen, so müssen spezielle Anlaßverfahren angewendet<br />

werden.<br />

10.3.3.2. Anlassen von Kurzschlußläufermotoren<br />

Das Verringern der Ständerspannung führt grundsätzlich zu einer Herabsetzung der Anlaufbzw.<br />

Einschaltströme und des Anlaufmomentes. Allerdings ist zu beachten, daß das Anlassen<br />

mit verminderter Spannung nur dann möglich ist, wenn kein allzu großes Anlaufmoment<br />

erforderlich ist (z.B. Leeranlauf von Werkzeugmaschinen). Die Absenkung der<br />

Ständerspannung kann auf verschiedene Weise erreicht werden:<br />

• Vorschaltwiderstände oder -drosseln.


Skript zum Laborversuch ASM 21<br />

• Anlaßtransformator<br />

• Stern-Dreieck-Hochlauf<br />

• Drehstromsteller<br />

Bei der in Bild 22a dargestellten Kusa-Schaltung (Kurzschluß-Sanftanlauf) wird in einen<br />

Außenleiter ein ohmscher Widerstand einer Strangwicklung des Motors vorgeschaltet. Durch<br />

diese Maßnahme wird das Anlaufmoment reduziert, wobei der Anlaßstrom nur in der<br />

Wicklung mit dem vorgeschalteten Widerstand reduziert wird. In den beiden anderen<br />

Wicklungssträngen ist der Anzugsstrom etwas größer als bei direktem Einschalten. Motoren<br />

größerer Leistung werden zur Vermeidung unsymmetrischer Netzbelastung während des<br />

Anlaufes Vorwiderstände in alle drei Stränge eingeschaltet. Einen ähnlichen Effekt erreicht<br />

man, wenn anstelle eines dreisträngigen Vorwiderstandes eine Reiheninduktivität eingesetzt<br />

wird (vgl. Bild 22b).<br />

Bild 22: Anlassen mit a. Vorwiderstand, b. Vordrossel und c. mit Anlaßtransformator<br />

Beim Anlauf mit Anlaßtransformator wird anstelle von Drosselspulen ein Spartransformator<br />

in den Ständerkreis geschaltet (vgl. Bild 22c). Der Sternpunkt des Transformators ist<br />

herausgeführt und beim Anlauf der Maschine kurzgeschlossen. Der Motor läuft mit der<br />

Teilspannung<br />

U Mot = üTU N<br />

(46)<br />

an, die durch das Übersetzungsverhältnis üT des Transformators bestimmt wird (üT < 1). Das<br />

Anzugsmoment wird dadurch auf den Wert<br />

* 2<br />

M A = üT M A<br />

(47)<br />

reduziert und der Anzugstrom auf<br />

*<br />

I = ü I . (48)<br />

1, A T 1, A<br />

Eines der wichtigsten Anlaßverfahren, das zur Herabsetzung des Anlaufstromes und<br />

-drehmomentes eingesetzt wird, ist der sogenannte Stern-Dreieck-Hochlauf (vgl. Bild 23).<br />

Zum Anlassen wird der Motor im Stern geschaltet und nach dem Hochlauf auf Dreieck<br />

umgeschaltet. In der Sternschaltung liegt an einem Ständerwicklungsstrang<br />

U1 = U N<br />

1<br />

(49)<br />

3


22 Skript zum Laborversuch ASM<br />

in der Dreieckschaltung dagegen U N (vgl. Bild 23c). Bei Sternschaltung verkleinert sich der<br />

Außenleiterstrom um 1/3, der Strangstrom um 1 3 gegenüber der Dreieckschaltung. Da das<br />

Anzugsmoment proportional dem Quadrat der Strangspannung ist, gilt:<br />

M<br />

M<br />

A,<br />

Υ<br />

A,<br />

Δ<br />

≈ 1<br />

3<br />

Bild 23: Stern-Dreieck-Hochlauf<br />

Wechsel- bzw. Drehstromstromsteller nach Bild 22 in eine bzw. alle drei Phasen anstelle von<br />

Vorwiderständen oder Drosseln geschaltet, können ebenfalls zum Sanftanlauf eingesetzt<br />

werden. Durch eine stetige Phasenanschnittsteuerung im Bereich von 0 bis 180° kann beim<br />

Einsatz eines Wechselstromstellers der in Bild 24c dargestellte Bereich stufenlos durchfahren<br />

werden.<br />

(50)


Skript zum Laborversuch ASM 23<br />

Bild 24: a. Wechsel- und b. Drehstromsteller für Sanftanlauf,<br />

c. Momentenstellbereich bei Wechselstromsteller<br />

10.3.3.3. Anlassen von Schleifringläufermotoren<br />

Die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Verfahren können im Prinzip ohne weiteres auch<br />

zum Anlassen von Schleifringläufern eingesetzt werden. Da Asynchronmaschinen mit<br />

Schleifringläufer jedoch in der Regel für Antriebe mit großen Anlaufmomenten bei<br />

gleichzeitiger Begrenzung der Anlaufströme eingesetzt werden, werden die bisher erläuterten<br />

Anlaßschaltungen nicht angewendet.<br />

Durch Einschalten externer Widerstände in den Rotorstromkreis, können Strom und<br />

Drehmoment des Motors beim Anzug und beim Hochlauf in weiten Grenzen geändert werden<br />

(vgl. Bild 25).<br />

Bild 25: Anlassen mit Zusatzwiderständen im Rotorstromkreis<br />

Die Zusatzwiderstände im Läuferkreis verändern das Verhältnis der Blind- zu den<br />

Wirkwiderständen und damit den Kippschlupf s Kipp (vgl. Gl. (42)). Der Kippschlupf wächst


24 Skript zum Laborversuch ASM<br />

dabei proportional mit dem Zusatzwiderstand R Z , wobei das Kippmoment konstant bleibt (vgl.<br />

Kloßsche Formel). Durch das Einschalten von Zusatzwiderständen kann die Drehzahl-<br />

Drehmoment-Kennlinie so eingestellt werden, daß die Maschine eine größere<br />

Drehzahländerung bei Belastung zeigt. Damit ist es möglich, das Anlaufmoment M A bis zum<br />

Kippmoment M kipp zu vergrößern.<br />

1<strong>1.</strong> Drehzahlsteuerung<br />

Die belastetet Asynchronmaschine hat im motorischen Betrieb normalerweise eine Drehzahl,<br />

die nur wenige Prozent unterhalb der Synchrondrehzahl nS liegt. Soll die Drehzahl stetig oder<br />

in Stufen geändert werden, so können verschiedene Verfahren eingesetzt werden, die<br />

entweder mit Hilfe von leistungselektronischen Stellgliedern oder einfachen Schaltungen<br />

realisiert werden können. Der Einsatz von Leistungselektronik ist zwar relativ aufwendig, hat<br />

aber den Vorteil größerer Flexibilität und geringerem Energieeinsatz. Die Möglichkeiten zur<br />

Drehzahlsteuerung kann man an der Gleichung für die Drehzahl ablesen:<br />

n s f1<br />

= ( 1 − ) .<br />

p<br />

• Änderung der synchronen Drehzahl:<br />

a. Stetig durch Änderung der Ständerfrequenz.<br />

b. In Stufen durch ändern der Polpaarzahl (polumschaltbare Maschinen).<br />

• Änderung des Schlupfes:<br />

a. Änderung der Ständerspannung.<br />

b. Einschalten von Widerständen in den Rotorstromkreis beim Schleifringläufer.<br />

Die Wahl des zweckmäßigsten Verfahrens hängt von den Forderungen an das Antriebssystem<br />

ab, sie ist darüber hinaus auch eine wirtschaftliche Frage.<br />

1<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Drehrichtungsumkehr<br />

Zur Änderung der Drehrichtung muß der Drehsinn des Ständerdrehfeldes geändert werden,<br />

beim Betrieb am Drehstromnetz genügt hierzu das Vertauschen zweier Außenleiter.<br />

1<strong>1.</strong>2. Frequenzänderung bei konstanter Bertriebsspannung<br />

Wird bei einer Asynchronmaschine die Netzfrequenz f1 bei konstanter Spannung geändert, so<br />

verändern sich mit der Frequenz auch die frequenzabhängigen Widerstände und folglich auch<br />

der magnetische Fluß Φh , sowie der Magnetisierungsstrom I µ . Dieser entspricht ungefähr dem<br />

Leerlaufstrom I1,0 . Mit dem Nennfluß Φh,N und dem Leerlaufstrom I1,0,N bei Nennfrequenz f1,N gilt:<br />

Φ f h 1, N I1,<br />

0<br />

= ≈ . (51)<br />

Φ f I<br />

h, N<br />

1<br />

1,0, N<br />

Die synchrone Drehzahl n S der Maschine ändert sich linear mit der Frequenz, während sich<br />

das Kippmoment M kipp , unter Vernachlässigung der Eisensättigung näherungsweise<br />

umgekehrt proportional mit dem Quadrat der Frequenz ändert (vgl. Bild 26). Dieser<br />

Sachverhalt läßt sich sehr einfach aus der Kloßschen Formel ableiten, es gilt bei U 1 = const.:


Skript zum Laborversuch ASM 25<br />

M = M<br />

Kipp Kipp, N<br />

⎛ f ,<br />

⎜<br />

⎝ f<br />

1 N<br />

1<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(52)<br />

Bild 26: Strom- und Momentenver-<br />

lauf bei Frequenzänderung:<br />

U = U N<br />

a. Stromverlauf bei f N<br />

b. Stromverlauf bei 1,2f N<br />

c. Momentenverlauf bei f N<br />

d. Momentenverlauf bei 1,2f N<br />

1<strong>1.</strong>3. Änderung der Betriebsspannung bei konstanter Frequenz<br />

Verändert man die Spannung U1 des speisenden Netzes, so ändert sich der magnetische Fluß<br />

Φh und der Strom I1 , unter Vorrausetzung linearer magnetischer Verhältnisse, proportional<br />

mit der Spannung. Es gilt:<br />

Φh<br />

U1<br />

I1<br />

≈ = . (53)<br />

Φ U I<br />

h, N 1, N 1, N<br />

Das Drehmoment M, das dem Produkt aus Hauptfluß Φh und dem Ständerstrom I1 proportional ist, ändert sich folglich mit dem Quadrat der Spannung:<br />

M s M s U ⎛<br />

( ) = N ( )<br />

⎜<br />

⎝U<br />

,<br />

1<br />

1 N<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Die Änderung der Ständerspannung kann beispielsweise mit dem im Bild 24b dargestellten<br />

Drehstromsteller erfolgen.<br />

Bild 27: Strom- und Momentenverlauf bei<br />

Spannungsänderung:<br />

f 1 = f N<br />

a. Stromverlauf bei U N<br />

b. Stromverlauf bei 0,8U N<br />

c. Momentenverlauf bei U N<br />

d. Momentenverlauf bei 0,8U N<br />

1<strong>1.</strong>4. Spannungs-Frequenzsteuerung (U-f-Steuerung)<br />

Fordert man über einen großen Drehzahlbereich einen unveränderten Drehmomentverlauf, so<br />

muß der magnetische Fluß Φ h in der Maschine konstant gehalten werden. Wegen<br />

(54)


26 Skript zum Laborversuch ASM<br />

U<br />

U<br />

= = (55)<br />

1 1, N<br />

Φh ~ const.<br />

f1<br />

f1,<br />

N<br />

wird die Ständerspannung U1 proportional mit der Ständerfrequenz f1 verändert. Allerdings<br />

kann der Betrag der Ständerspannung nicht beliebig über ihren Nennwert erhöht werden. Bei<br />

Frequenzen oberhalb der Nennfrequenz wird daher die Spannung bei variabler Frequenz<br />

konstant gehalten. Da in diesem Bereich der Fluß<br />

umgekehrt proportional mit dem Quadrat der Frequenz<br />

abnimmt, spricht man hier vom Feldschwächbereich.<br />

Bild 29 zeigt die Drehzahl-Drehmoment-Verläufe bei<br />

Spannungs-Freguenz-Steuerung für verschiedene<br />

bezogene Frequenzen v = f1 /f1,N . In Bild 28 ist die<br />

Steuerkennlinie U1 = f(f1 ) zusammen mit dem<br />

Drehmomentverlauf MKipp,N = f(f1 ) dargestellt. Um den<br />

Bild 28: Kennlinien bei U-f- Spannungsabfall am Ständerwiderstand und der<br />

Steuerung<br />

Ständerstreuung zu berücksichtigen, muß die<br />

Ständerspannung für f1 = 0 um den Betrag Umin größer als<br />

Null gewählt werden.<br />

Bild 29: Momentenkennlinien bei Spannungs-Frequenz-Steuerung<br />

Die Steuerung von Spannung und Frequenz erfolgt heute mittels leistungselektronischer<br />

Stellglieder, sog. Frequenzumrichter. Im Versuch wird ein Frequenzumrichter mit<br />

Spannungszwischenkreis, eingangseitigem Gleichrichter in Drehstrombrückenschaltung und<br />

einem transistorisierten Pulswechselrichter am Ausgang eingesetzt (vgl. Bild 30). Der<br />

Bremschopper setzt im gegeneratorischen Betrieb der Asynchronmaschine die zugeführte<br />

mechanische Energie in Wärme um, eine Rückspeisung in das Netz ist bei Einsatz eines<br />

Wechselrichters anstelle des Gleichrichters ebenfalls möglich.


Skript zum Laborversuch ASM 27<br />

Bild 30: Frequenzumrichter mit transistorisiertem Pulswechselrichter<br />

12. Wirk- und Blindleistungsmessung<br />

Wirkleistungsmesser bilden den zeitlichen Mittelwert aus dem Produkt von Strom und<br />

Spannung, d.h. der Ausschlag α ist proportional der mittleren Wirkleistung gem.<br />

T<br />

1<br />

α ~ P = u( t) ⋅ i( t) dt . (56)<br />

T<br />

∫<br />

0<br />

Bei sinusförmigen Spannungen und Strömen entspricht diese dem Realteil aus dem Produkt<br />

der Effektivwerte von Spannung und Strom, d.h.:<br />

P = Re U ⋅ I = U ⋅ I cosϕ (57)<br />

{ }<br />

Die Scheinleistung eines Drehstromsystems ist definiert durch:<br />

3<br />

* ∑ υ υ<br />

υ=<br />

1<br />

S = U ⋅ I<br />

. (58)<br />

Unter der Voraussetzung, daß der Sternpunkt am Verbraucher nicht angeschlossen ist, d.h.<br />

3<br />

∑I υ = 0,<br />

(59)<br />

υ=<br />

1<br />

gilt daher auch<br />

S = U −U *<br />

⋅ I + U −U *<br />

⋅ I = U<br />

*<br />

⋅ I + U<br />

*<br />

⋅ I = P + jQ.<br />

(60)<br />

( ) ( )<br />

1 3 1 2 3 2 13 1 23 2<br />

Zur Wirkleistungsmessung in einem beliebigen Drehstromsystem ohne angeschlossenen<br />

Nulleiter kann daher die im Bild 32. links dargestellte Schaltung benutzt werden, da die<br />

Ausschläge der Meßgeräte proportional dem Realteil aus dem Produkt der Effektivwerte der<br />

Spannungen und Ströme sind. Es gilt:<br />

P = CW ⋅ ( α1 + α 2 ) . (61)<br />

Die Konstante C W bestimmt dabei die Umrechnung des Ausschlages α in Skalenteilen in die<br />

Einheit W bzw. kW.


28 Skript zum Laborversuch ASM<br />

Die Blindleistung kann man mit einer ähnlichen Schaltung messen, wenn man die<br />

Spannungen U13 bzw. U23 um 90°el. dreht; die Summe<br />

Wirkleistungsmesser ist in diesem Falle (beachte: U I = P-jQ):<br />

der Auschläge der<br />

Re jU ⋅ I + jU ⋅ I = Re jP + Q = Q.<br />

(62)<br />

{ } { }<br />

13 1 23 2<br />

Da dies ohne zusätzliche Bauelemente nicht möglich ist, kann man in einem symmetrischen<br />

Drehstromsystem anstelle der gedrehten verketteten Spannungen die Strangspannungen U2 bzw. U1 verwenden (s. Bild 33.):<br />

jU = − 3 ⋅U<br />

bzw. jU = 3 ⋅U<br />

. (63)<br />

13 2<br />

23 1<br />

Bei der im Bild 32 rechts dargestellten Schaltung erhält man die Blindleistung wegen<br />

Re{ − 3U 2 ⋅ I 1 + 3U<br />

1 ⋅ I 2 } = Re{<br />

jP + Q} = Q,<br />

(64)<br />

aus den Ausschlägen β 1 bzw. β 2 der Leistungsmesser mit der Gleichung<br />

( )<br />

Q = 3 ⋅ CW ⋅ β1 + β 2 . (65)<br />

Die Konstante C W erhält man je nach Einstellung der Strom- bzw. Spannungswandler aus den<br />

in Tabelle 3 angegebenen Meßbereichen, d.h. beispielsweise C W = 8kW/10Skt.<br />

(Skt = Skalenteile) oder C W = 4kVAr/10Skt.. Desweiteren ist zu beachten, daß die Auschläge<br />

der Leistungsmesser vorzeichenrichtig zu addieren sind.<br />

Bild 31: Wirk- und Blindleistungsmessung mittels Zweiwattmeter-Methode (Aronschaltung)


Skript zum Laborversuch ASM 29<br />

Bild 32: Spannungszeiger eines symmetrischen Drehstromnetzes

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!