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Hilfsblätter zu Grundlagen der Elektrotechnik III

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6. Asynchronmaschinen<br />

Die Wirkungsweise <strong>der</strong> Asynchronmaschine beruht auf <strong>der</strong> Entstehung eines Drehfeldes durch<br />

eine mehrsträngige Wicklung. Ihre Erfindung fällt in die Zeit um 1885 durch den Italiener Galileo<br />

Ferraris und den Jugoslawen Nicola Tesla. Michael v. Dolivo-Dobrowolski baute 1889 den ersten<br />

dreiphasigen Asynchronmotor.<br />

Der Asynchronmotor besitzt beson<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Ausführung mit Käfigläufer gegenüber <strong>der</strong><br />

Gleichstrommaschine den Vorteil des wesentlich einfacheren und robusteren konstruktiven<br />

Aufbaus. Er ist damit preisgünstiger und bedarf nur geringer Wartung.<br />

Von Nachteil ist die enge Bindung <strong>der</strong> Betriebsdrehzahl an die Frequenz <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>spannung.<br />

Erst die Entwicklung <strong>der</strong> Leistungselektronik und im beson<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Frequen<strong>zu</strong>mrichter haben<br />

Verfahren <strong>zu</strong>r verlustarmen Drehzahlsteuerung <strong>der</strong> Asynchronmaschinen gebracht.<br />

Kleine Asynchronmotoren unter 1 kW Leistung werden heute in sehr großer Stückzahl als<br />

Einphasenmotoren (230 V) für Haushalt und Gewerbe gebaut. Im Bereich mittlerer Leistung<br />

herrscht <strong>der</strong> Käfigläufer für 400 V bis 1000 V Drehspannung vor.<br />

Die ausführbare Grenzleistung für Drehstrom-Asynchronmaschinen steigt etwa proportional <strong>der</strong><br />

Polzahl und liegt bei Verwendung <strong>der</strong> normalen Luftkühlung für vierpolige Maschinen bei rd.<br />

30 MW und einer Drehspannung von 10 kV.<br />

6.1 Aufbau und Wirkungsweise<br />

Das Stän<strong>der</strong>gehäuse, das sowohl eine Schweißkonstruktion als auch gegossen sein kann, nimmt<br />

das aktive aus gegeneinan<strong>der</strong> isolierten Dynamoblechen geschichtete Eisenpaket auf. Längs <strong>der</strong><br />

Bohrung erhält das Blechpaket Nuten <strong>zu</strong>r Aufnahme <strong>der</strong> meist dreisträngigen Wicklung.<br />

Die Nuten sind bei Maschinen kleiner bis mittlerer Leistung meist halbgeschlossen, so daß die<br />

Drähte <strong>der</strong> Wicklung einzeln eingeträufelt werden müssen. Bei großen Leistungen und höheren<br />

Spannungen verwendet man offene Nuten und fertig isolierte Formspulen.<br />

Nutisolation<br />

Verschlußkappe<br />

Bronzestab<br />

lackierter Leiter<br />

Läufer<br />

Stän<strong>der</strong><br />

Nuten einer Asynchronmaschine<br />

mit Träufelwicklung im Stän<strong>der</strong><br />

und Käfigläufer<br />

Der Läufer trägt ebenfalls ein direkt auf die Welle o<strong>der</strong> auf eine Tragkonstruktion geschichtetes<br />

Blechpaket<br />

mit Nuten <strong>zu</strong>r Aufnahme <strong>der</strong> Läuferwicklung.<br />

Um die Durchflutung (Amperewindundungsbedarf) für die Luftspaltinduktion <strong>der</strong> Maschine<br />

möglichst gering <strong>zu</strong> halten, wird <strong>der</strong> Luftspalt zwischen Stän<strong>der</strong>- und Läufereisen so klein wie<br />

konstruktiv möglich gewählt.<br />

Der Luftspalt liegt bis <strong>zu</strong> mittleren Leistungen bei einigen Zehntel Millimetern. Wärmeaus-<br />

dehnungen<br />

im <strong>zu</strong>lässigen Betriebsbereich müssen hierbei berücksichtigt werden.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 64


In <strong>der</strong> Bauform als Schleifringläufer enthalten auch die Läufernuten eine Drehstromwicklung,<br />

<strong>der</strong>en Enden intern verbunden und <strong>der</strong>en Anfänge über drei Schleifringe und Kohlebürsten <strong>zu</strong> den<br />

Klemmbrett-Anschlüssen geführt werden. Hier können Wi<strong>der</strong>stände o<strong>der</strong> Stromrichter angeschlossen<br />

werden.<br />

In <strong>der</strong> Bauform als Käfigläufer ist die Läuferwicklung nicht mehr <strong>zu</strong>gänglich. Die Nuten sind mit<br />

einem Profilstab aus Kupfer, Bronze o<strong>der</strong> Aluminium ausgefüllt und die Leiter auf beiden Seiten<br />

über Kurzschlußringe verbunden. Bei Verwendung von Aluminium gießt man die Käfigwicklung<br />

komplett in die Läufernuten. Es sind sehr mannigfaltige Nutausführungen mit Einfach- o<strong>der</strong><br />

Doppelkäfigen üblich.<br />

Die Drehstromwicklungen <strong>der</strong> Asynchronmaschine sind prinzipiell wie die Stän<strong>der</strong>wicklung <strong>der</strong><br />

Synchronmaschine aufgebaut (siehe Kap. 5.1).<br />

Wird die Stän<strong>der</strong>wicklung <strong>der</strong> Asynchronmaschine an ein Drehspannungssystem gelegt, so<br />

nehmen die drei Stränge Ströme auf, die je eine zeitlich und räumlich phasenverschobene<br />

Durchflutung aufbauen. Resultierend bildet sich eine Drehdurchflutung und bei Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> räumlichen Grundwelle entsteht ein magnetisches Drehfeld <strong>der</strong> Synchrondrehzahl:<br />

n<br />

f1<br />

=<br />

p<br />

1 (6.1)<br />

Das Drehfeld induziert in den Leitern <strong>der</strong> Läuferwicklung eine Spannung, die von <strong>der</strong><br />

Läuferdrehzahl abhängig ist. Im Stillstand ist diese Spannung am größten und bei Synchronlauf<br />

(Gleichlauf) mit dem Drehfeld wird diese <strong>zu</strong> Null. Den relativen Unterschied zwischen Drehfeld-<br />

und Motordrehzahl bezeichnet man als Schlupf s. Es gilt:<br />

s<br />

=<br />

∆n<br />

n<br />

1<br />

n1<br />

- n<br />

=<br />

n<br />

1<br />

Für die Betriebsdrehzahl <strong>der</strong> Asynchronmaschine gilt damit:<br />

n = n1<br />

⋅ (1-<br />

s)<br />

Die Frequenz von Läuferspannung und -strom ist abhängig vom Schlupf. Es gilt:<br />

(6.3)<br />

∆n<br />

f 2 = ⋅ f1<br />

n<br />

= s ⋅ f1<br />

(6.4)<br />

1<br />

Durch das Drehfeld wird in <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>wicklung eine Spannung induziert. [siehe Gl. (5.19)]<br />

U = 4,44 ⋅ f ⋅ w ⋅ ξ ⋅ Φ<br />

(6.5)<br />

q 1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

h<br />

Entsprechend gilt für die in <strong>der</strong> Läuferwicklung induzierte Spannung:<br />

U = 4,44 ⋅ f ⋅ w ⋅ ξ ⋅ Φ<br />

(6.6)<br />

q 2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

h<br />

Die Größe Φh stellt dabei den mit beiden Wicklungen verketteten Hauptfluß des Grundwellendrehfeldes<br />

<strong>der</strong> Maschine dar. Bezeichnet man die bei s = 1 induzierte sogenannte Läuferstillstandspannung<br />

mit Uq20, so gilt bei beliebiger Drehzahl und konstantem Drehfeld:<br />

U ⋅ (6.7)<br />

q 2 = s U q20<br />

Im Stillstand mit f1 = f2 verhalten sich die induzierten Spannungen in Stän<strong>der</strong>- und Läuferwicklung<br />

wie die wirksamen Windungszahlen.<br />

U q1<br />

w1<br />

⋅ ξ1<br />

=<br />

(6.8)<br />

U w ⋅ ξ<br />

q20<br />

2<br />

2<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 65<br />

(6.2)


6.2 Darstellung <strong>der</strong> Betriebseigenschaften<br />

Wie beim Transformator für die Primär- und Sekundärseite läßt sich bei <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

eine Spannungsgleichung <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>- und <strong>der</strong> Läuferwicklung aufstellen. Sie lauten jeweils für<br />

einen Strang:<br />

U = R ⋅ I + j X σ ⋅ I + U<br />

(6.9)<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

q1<br />

0 = R ⋅ I + s ⋅ j X σ ⋅ I + U<br />

(6.10)<br />

q2<br />

Beide Wicklungen sind mit dem gemeinsam erregten Drehfeld verkettet, dessen Fluß Φh nach den<br />

Gln. (6.5 und 6.6) die Spannungen Uq1 und Uq2 erzeugt.<br />

Die Streublindwi<strong>der</strong>stände X1σ und X2σ berücksichtigen die Selbstinduktion durch Streufel<strong>der</strong>.<br />

Da auf <strong>der</strong> Läuferseite die Frequenz f2 = s · f1 besteht, ist <strong>der</strong> für Stillstand berechnete Wert X2σ<br />

mit dem Schlupf s <strong>zu</strong> multiplizieren.<br />

Um wie beim Transformator eine galvanisch gekoppelte Ersatzschaltung <strong>der</strong> Wicklungen <strong>zu</strong><br />

erhalten, werden die Läufergrößen auf die Stän<strong>der</strong>windungszahl umgerechnet.<br />

Mit Uq1 = Uq und den Gln. (6.7 und 6.8) erhält man für den induzierten Läuferwert:<br />

U ⋅ ⋅<br />

(6.11)<br />

'<br />

'<br />

q 2 = s U q20<br />

= s U q<br />

Die Spannungsgleichungen (6.9 und 6.10) können in nachfolgen<strong>der</strong> Form dargestellt werden.<br />

U = R ⋅ I + j X σ ⋅ I + U<br />

(6.12)<br />

1<br />

1<br />

'<br />

1<br />

1<br />

1<br />

'<br />

q<br />

'<br />

'<br />

0 = R ⋅ I 2 + s ⋅ ( j X σ ⋅ I 2 + U q )<br />

(6.13)<br />

2<br />

2<br />

Aus <strong>der</strong> Bedingung nach gleichbleiben<strong>der</strong> Durchflutung bei <strong>der</strong> Umrechnung folgt für den Strom<br />

bei beliebiger Stän<strong>der</strong>- und Läuferstrangzahl:<br />

' m 2 ⋅ w 2 ⋅ ξ2<br />

I 2 = I 2 ⋅<br />

(6.14)<br />

m ⋅ w ⋅ ξ<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Aus <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Konstanz <strong>der</strong> Kupferverluste und Streublindleistungen<br />

m ⋅ R ⋅ I = m ⋅ R ⋅ I<br />

(6.15)<br />

1<br />

folgt:<br />

R<br />

X<br />

'<br />

2<br />

=<br />

'<br />

2<br />

R<br />

'2<br />

2<br />

m<br />

2<br />

⋅ ( w<br />

2<br />

⋅ ξ )<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1 1 1<br />

2 ⋅ 2<br />

m 2 ⋅ ( w 2 ⋅ ξ2)<br />

(6.16)<br />

m<br />

⋅ ( w<br />

⋅ ξ )<br />

'<br />

2σ<br />

2<br />

1 1 1<br />

= X 2σ<br />

⋅<br />

2<br />

m 2 ⋅ ( w 2 ⋅ ξ2)<br />

(6.17)<br />

Die durch das Hauptfeld induzierte Spannung Uq in den Gln. (6.12 und 6.13) kann wie beim<br />

Transformator als Spannungsfall des Magnetisierungsstromes an <strong>der</strong> Hauptreaktanz Xh <strong>der</strong><br />

Stän<strong>der</strong>wicklung nach Gl. (5.16) dargestellt werden.<br />

1<br />

'<br />

2<br />

I µ = I + I<br />

(6.18)<br />

Dividiert man die Gleichung für die Läuferseite (6.13) noch durch den Schlupf s, dann erhält man:<br />

U<br />

0<br />

1<br />

=<br />

=<br />

R<br />

'<br />

R<br />

s<br />

2<br />

1<br />

'<br />

2<br />

⋅ I + j X σ ⋅ I + j X ⋅ ( I + I )<br />

(6.19)<br />

1<br />

'<br />

2<br />

1<br />

1<br />

'<br />

2<br />

h<br />

1<br />

'<br />

2<br />

'<br />

⋅ I + j X σ ⋅ I + j X ⋅ ( I + I )<br />

(6.20)<br />

2<br />

h<br />

1<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 66


Das Ersatzschaltbild <strong>der</strong> Asynchronmaschine entspricht den Maschengleichungen (6.19 und<br />

6.20).<br />

I 1<br />

U 1<br />

R1 X1σ X'2σ R'2 X h<br />

Ersatzschaltbild <strong>der</strong> Asynchronmaschine mit Darstellung <strong>der</strong> mechanischen Belastung<br />

durch einen Nutzwi<strong>der</strong>stand<br />

R 1·I 1<br />

U 1<br />

jX 1σ·I 1<br />

ϕ 1<br />

U q<br />

I µ<br />

I 0<br />

jX2σ·I ' ' 2<br />

R'2 s<br />

I 1<br />

I Fe<br />

'<br />

·I 2<br />

Vollständiges Zeigerdiagramm<br />

<strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

I 1<br />

R 1<br />

I 2 '<br />

X 1σ<br />

I µ<br />

U q<br />

U1 Xh Uq<br />

R' 2 ·<br />

I' 2<br />

1 - s<br />

s<br />

Dieser Ersatzstromkreis <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

stimmt genau mit dem eines Transformators<br />

überein, <strong>der</strong> mit dem Nutzwi<strong>der</strong>stand R ' 2 · (1 - s)/s<br />

abgeschlossen ist. Bei <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

stellt er die elektrische Nachbildung <strong>der</strong><br />

mechanischen Belastung <strong>der</strong> Welle dar, während<br />

in dem Wi<strong>der</strong>stand R ' 2 die Stromwärmeverluste<br />

<strong>der</strong> Läuferwicklung umgesetzt werden.<br />

Wie beim Transformator lassen sich auch die<br />

Eisenverluste in <strong>der</strong> Ersatzschaltung erfassen.<br />

Vernachläßigt man den Verlustanteil <strong>der</strong> Streuflüsse,<br />

so werden die Eisenverluste des Hauptfeldes<br />

durch den Wi<strong>der</strong>stand RFe berücksichtigt,<br />

<strong>der</strong> parallel <strong>zu</strong>r Hauptreaktanz Xh liegt.<br />

I 0<br />

'<br />

X2σ I Fe<br />

R Fe<br />

'<br />

R2 /s<br />

Vollständiges Ersatzschaltbid <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 67<br />

'<br />

I2


Die Berechnung des Betriebsverhaltens <strong>der</strong> Asynchronmaschine und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Funktion<br />

I1 = f{s} wird wesentlich erleichtert, wenn man die Eisenverlustwi<strong>der</strong>stand RFe parallel <strong>zu</strong> den<br />

Eingangsklemmen legt. Es entsteht damit die vereinfachte Ersatzschaltung, die für die Praxis fast<br />

immer genügend genau ist.<br />

I 1<br />

U 1<br />

R Fe<br />

I Fe<br />

R1 X1σ X'2σ R'2/s X h<br />

I µ<br />

Vereinfachte Ersatzschaltung <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

Die Leistungsbilanz <strong>der</strong> Asynchronmaschine läßt sich qualitativ wie folgt darstellen:<br />

- Von <strong>der</strong> aufgenommenen Wirkleistung P1 werden bereits im Stän<strong>der</strong> die Kupferverluste <strong>der</strong><br />

Wicklung PCu1 und die Eisenverluste PFe in Wärme umgesetzt. Letztere kann man, da im<br />

normalen Betriebsbereich die Läuferfrequenz nur wenige Hertz beträgt, ganz dem Stän<strong>der</strong>eisen<br />

<strong>zu</strong>ordnen.<br />

- Auf den Läufer wird die Luftspaltleistung PL übertragen, von <strong>der</strong> dann die Stromwärmeverluste<br />

<strong>der</strong> Läuferwicklung PCu2 ab<strong>zu</strong>ziehen sind.<br />

- Von <strong>der</strong> restlichen Leistung muß noch <strong>der</strong> Betrag PR <strong>zu</strong>r Deckung <strong>der</strong> mechanischen Reibungs-<br />

und Ventilationsverluste abgezogen werden, um schließlich die an <strong>der</strong> Welle<br />

verfügbare Leistung P2 <strong>zu</strong> erhalten.<br />

Stän<strong>der</strong><br />

Läufer<br />

P R<br />

P L<br />

P 2<br />

P 1<br />

P Cu2<br />

P Fe<br />

P Cu1<br />

I' 2<br />

Leistungsbilanz <strong>der</strong><br />

Asynchronmaschine<br />

Sämtliche in <strong>der</strong> Leistungsbilanz aufgeführten elektrischen Einzelleistungen lassen sich auch über<br />

das Ersatzschaltbild berechnen.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 68


2<br />

U1<br />

PFe = m ⋅ (6.21)<br />

R<br />

Cu1<br />

Fe<br />

P = m ⋅ I ⋅ R<br />

(6.22)<br />

P<br />

L<br />

Cu2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

= P - P - P<br />

1<br />

L<br />

Fe<br />

Cu1<br />

'<br />

'2<br />

R 2<br />

= m ⋅ I 2 ⋅<br />

(6.23)<br />

s<br />

P = P ⋅ s = m ⋅ I ⋅ R<br />

(6.24)<br />

2<br />

L<br />

Cu2<br />

R<br />

'2<br />

2<br />

L<br />

'<br />

2<br />

P = P - P - P = P ⋅ (1-<br />

s) - P<br />

(6.25)<br />

Für das Drehmoment gilt die allgemeine Beziehung:<br />

R<br />

P2<br />

M =<br />

(6.26)<br />

2π<br />

⋅ n<br />

Unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Gln. (6.3 und 6.25) kann das Drehmoment M in das innere<br />

Drehmoment Mi und in den Anteil für die Überwindung <strong>der</strong> eigenen mechanischen Reibung MR<br />

aufgeteilt werden.<br />

M<br />

=<br />

PL<br />

2π<br />

⋅ n<br />

1<br />

PR<br />

-<br />

2π<br />

⋅ n<br />

=<br />

M<br />

i<br />

- M<br />

R<br />

(6.27)<br />

Das innere Drehmoment ist unabhängig von <strong>der</strong> Betriebsdrehzahl und kann stets allein aus <strong>der</strong><br />

Luftspaltleistung berechnet werden.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> vereinfachten Ersatzschaltung <strong>der</strong> Asynchronmaschine gilt für den Stän<strong>der</strong>strom<br />

I1:<br />

I<br />

1<br />

=<br />

R<br />

1<br />

+ jX<br />

1σ<br />

U<br />

1<br />

'<br />

j X ⋅ ( R /s + jX 2σ<br />

)<br />

+<br />

R /s + jX + jX<br />

h<br />

'<br />

2<br />

'<br />

2<br />

'<br />

2σ<br />

h<br />

+<br />

I<br />

Fe<br />

(6.28)<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Ortskurventheorie folgt die Spitze des Stromzeigers I1 einem Kreis allgemeiner<br />

Lage. Aus den Wi<strong>der</strong>standswerten <strong>der</strong> Ersatzschaltung kann <strong>der</strong> Kreis bestimmt werden.<br />

1. Bei dem Schlupf s = 0 liegt Synchronlauf vor; mit dem Läuferkreiswi<strong>der</strong>stand R ' 2/s = ∞ ist<br />

<strong>der</strong> Sekundärkreis offen und stromlos. (I1 = I0)<br />

2. Bei dem Schlupf s = ∞ (ideeller Kurzschluß) wird <strong>der</strong> wirksame Läuferkreis-Wirkwi<strong>der</strong>-<br />

stand R ' 2/s = 0, so daß keine Läuferverluste auftreten können. (I1 = I∞)<br />

3. Bei dem Schlupf s = 1 (Stillstand) wird <strong>der</strong> wirksame Läuferkreis-Wirkwi<strong>der</strong>stand<br />

R ' 2/s = R ' 2. (I1 = Ik)<br />

Verbindet man jeweils die Spitzen zweier Stromzeiger, so schneiden sich <strong>der</strong>en Mittelsenkrechten<br />

im Kreismittelpunkt. Üblicherweise liegt in <strong>der</strong> reellen Achse die Spannung U1. Der Zeiger des<br />

Stän<strong>der</strong>stromes I1 für einen beliebigen Schlupf s ergibt sich vom Koordinaten-Ursprung aus an<br />

den Kreispunkt P(s).<br />

Das Kreisdiagramm wurde um die Jahrhun<strong>der</strong>twende von Heyland und Osanna entdeckt und trägt<br />

daher auch die Bezeichnung Osanna- o<strong>der</strong> Heylandkreis.<br />

Für die Einteilung des Kreisumfangs in Schlupfwerte gibt es verschiedene graphische Verfahren.<br />

Meistens wird wie folgt verfahren:<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 69


Die Parallele <strong>zu</strong>r rellen Achse durch P∞ schneidet den Kreis in PB. Anschließend wird die<br />

Schlupfgerade, eine Parallele <strong>zu</strong> P∞PB konstruiert. Die Gerade P0PB schneidet die Schlupfgerade<br />

bei s = 0 und die Gerade PkPB schneidet die Schlupfgerade bei s = 1.<br />

Die Einteilung <strong>der</strong> Schlupfgeraden ist linear.<br />

P B<br />

0<br />

Im Re<br />

U 1<br />

P 0<br />

s = 0<br />

P(s)<br />

0,2<br />

M K<br />

0,4<br />

P 4 s = s 4<br />

P K<br />

s = s K<br />

0,6 0,8<br />

P k s = s k<br />

1,0<br />

Kreisdiagramm <strong>der</strong> Asynchronmaschine mit<br />

Konstruktion <strong>der</strong> Schlupfgeraden<br />

s<br />

Die Mittelsenkrechte <strong>der</strong> Strecke<br />

P∞P0 schneidet den Kreis im Kipppunkt.<br />

Das Drehmoment kann als<br />

Parallele <strong>zu</strong>r reellen Achse zwischen<br />

<strong>der</strong> Geraden P∞P0 und den Kreispunkten<br />

P(s) ermittelt werden.<br />

Als Parallele <strong>zu</strong>r reellen Achse<br />

können die verschiedenen Leistungen<br />

entsprechend abgegriffen<br />

werden, und zwar zwischen <strong>der</strong> ima-<br />

ginären Achse und <strong>der</strong> Geraden P∞P0<br />

die Stän<strong>der</strong>verlustleistung PCu1, zwi-<br />

schen <strong>der</strong> Geraden P∞P0 und <strong>der</strong><br />

Geraden P∞Pk die Läuferverlustleistung<br />

PCu2 und zwischen <strong>der</strong> Gera-<br />

den P∞Pk und den Kreispunkten P(s)<br />

die abgegebene Wirkleistung P2.<br />

Die Daten des Kippunktes lassen sich unter Vernachläßigung <strong>der</strong> Hauptinduktivität und des Stän<strong>der</strong>wirkwi<strong>der</strong>standes<br />

mit guter Näherung berechnen.<br />

Mit dieser Näherung gilt für den Läuferstrom I ' 2:<br />

'<br />

U1<br />

I1 = − I2<br />

= '<br />

'<br />

R /s + j ⋅ (X + X<br />

2<br />

1σ<br />

Mit den Gln. (6.24 und 6.29) gilt für die Luftspaltleistung:<br />

P<br />

L<br />

2<br />

m ⋅ U1<br />

= ' 2<br />

(R /s)<br />

+ (X<br />

2<br />

1σ<br />

+ X<br />

'<br />

2σ<br />

)<br />

2<br />

2σ<br />

)<br />

'<br />

R 2<br />

⋅<br />

s<br />

Für das innere Drehmoment gilt mit Gl. (6.27):<br />

M<br />

i<br />

PL<br />

=<br />

2π<br />

⋅ n<br />

1<br />

m<br />

=<br />

2π<br />

⋅ n<br />

1<br />

⋅<br />

(X<br />

1σ<br />

U<br />

2<br />

1<br />

+ X<br />

'<br />

2σ<br />

)<br />

⋅<br />

s ⋅ (X<br />

R<br />

1σ<br />

'<br />

2<br />

+ X<br />

'<br />

2σ<br />

)<br />

1<br />

+<br />

s ⋅ (X<br />

+ X<br />

1σ<br />

'<br />

R 2<br />

'<br />

2σ<br />

)<br />

(6.29)<br />

(6.30)<br />

(6.31)<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 70


Entsprechend dem Kreisdiagramm ist ein maximales Drehmoment, das Kippmoment MiK vorhanden.<br />

Es ist verbunden mit dem Höchstwert <strong>der</strong> Luftspaltleistung, die nach <strong>der</strong> Ortskurventheorie<br />

auftritt, wenn Wirk- und Blindwi<strong>der</strong>stand gleich groß sind.<br />

Beim Kippschlupf (6.32) tritt das Kippmoment MiK (6.33) auf.<br />

s<br />

K<br />

'<br />

R 2<br />

= ± (6.32)<br />

X + X<br />

1σ<br />

'<br />

2σ<br />

2<br />

m U1<br />

M iK = ⋅<br />

'<br />

4π<br />

⋅ n (X + X<br />

1<br />

1σ<br />

2σ<br />

)<br />

(6.33)<br />

Allgemein kann das Drehmoment aus Gl. (6.31 bis 6.33) nach <strong>der</strong> Kloßschen Formel (6.34)<br />

angegeben werden:<br />

M<br />

M<br />

i<br />

iK<br />

=<br />

(s / s<br />

K<br />

2<br />

) + (s<br />

K<br />

/ s)<br />

(6.34)<br />

Die Auswertung dieser Formel zeigt, daß <strong>der</strong> Drehmomentenverlauf einerseits bei s < sK mit <strong>der</strong><br />

Drehzahl linear wie bei <strong>der</strong> Gleichstrom-Nebenschlußmaschine verläuft und an<strong>der</strong>erseits bei<br />

s > sK mit <strong>der</strong> Drehzahl nach einer Hyperbel abnimmt.<br />

M / MK<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

2,0<br />

Gegenlauf Motor<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

s<br />

-0,5<br />

Generator<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

Verlauf des<br />

Drehmomentes<br />

nach <strong>der</strong><br />

Kloßschen Formel<br />

Für den Motorbereich <strong>der</strong> Asynchronmaschine lassen sich dem Kreisdiagramm alle Betriebsgrößen,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die für Anlauf, Kippunkt und Leerlauf entnehmen.<br />

Als Herstellerkennlinien werden die Verläufe von Drehmoment M und Stän<strong>der</strong>strom I1 im Dreh-<br />

zahlbereich 0 ≤ n ≤ n1 angegeben, wobei Nennspannung an den Maschinenklemmen voraus-<br />

gesetzt wird. Häufig ist <strong>zu</strong>sätzlich <strong>der</strong> Verlauf des Grundschwingungsverschiebungsfaktors cosϕ<br />

(ohne Oberschwingungen ist dieses <strong>der</strong> Leistungsfaktor λ) mit dargestellt.<br />

Mit <strong>der</strong> Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie (Herstellerkennlinie) wird das Betriebsverhalten <strong>der</strong><br />

Asynchronmaschine vollständig beschrieben. Diese Kennlinien lassen sich beim Motor jedoch in<br />

dem wichtigen Betriebsbereich zwischen Kippmoment und Leerlauf schlecht auswerten.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 71


M / MN<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

I 1 / I N<br />

M / M N<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1<br />

n / n 1<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

I / IN<br />

Verlauf von<br />

Drehmoment und<br />

Stän<strong>der</strong>strom im<br />

Motorbereich<br />

Da das Lastmoment die unabhängige verän<strong>der</strong>liche Größe ist, werden die Motoreigenschaften<br />

auch gern in Abhängigkeit vom Drehmoment M (0 ≤ M < MK) als Belastungskennlinien aufgetragen.<br />

Es sind dieses die lastabhängigen Größen Drehzahl n, Stän<strong>der</strong>strom I1, Grundschwingungs--<br />

Leistungsfaktor cosϕ, aufgenommene elektrische Wirkleistung P1, abgegebene mechanische<br />

Wirkleistung P2 und <strong>der</strong> Wirkungsgrad η. Die Belastungskennlinien, auch Betriebskennlinien genannt,<br />

werden auch auf ihre Nennwerte bezogen dargestellt.<br />

In diesem Betriebsbereich<br />

1,00<br />

1,6 zeigt sich beson<strong>der</strong>s gut das<br />

0,98<br />

0,96<br />

n / n1 I / IN 1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

starre Nebenschlußverhalten<br />

<strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

im Verlauf <strong>der</strong> Drehzahl n.<br />

Der Stän<strong>der</strong>strom I1 sinkt<br />

0,94<br />

0,4 bei Entlastung nicht linear<br />

0,2 ab, son<strong>der</strong>n bleibt auch im<br />

0,92<br />

0,0 Leerlauf wegen des großen<br />

0<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,2 0,4 0,6 0,8<br />

M / MN η<br />

1 1,2 1,4<br />

1,0<br />

0,9<br />

Magnetisierungsstroms verhältnismäßig<br />

groß. Der<br />

Wirkungsgrad η ist auch bei<br />

Teillast noch gut.<br />

n / n1<br />

cos<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

cos ϕ<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4<br />

M / M N<br />

Betriebskennlinien <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 72<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

I / IN


Nimmt man an einer Asynchronmaschine den Stän<strong>der</strong>strom und das Drehmoment vom Leerlauf<br />

bis in den Bremsbetrieb auf, so ergeben sich teils beträchtliche Abweichungen <strong>zu</strong> dem aus <strong>der</strong><br />

Stromortskurve berechneten Verlauf. Dies hat folgende Ursachen:<br />

- Das Kreisdiagramm berücksichtigt wie das angegebene Ersatzschaltbild nur die Grundwelle<br />

des Stän<strong>der</strong>drehfeldes. Alle Oberwellenerscheinungen, die sich vor allem auf das Drehmoment<br />

stark auswirken können, sind <strong>zu</strong>nächst nicht erfaßt.<br />

- Die Wi<strong>der</strong>standswerte <strong>der</strong> Wicklungen gelten für die <strong>der</strong> Berechnung <strong>zu</strong>grunde liegende<br />

Betriebstemperatur. Da <strong>der</strong> ohmsche Wi<strong>der</strong>stand etwa 4 %/10 K ansteigt, können vor allem<br />

zwischen den Anlaufwerten bei kalter o<strong>der</strong> betriebswarmer Maschine merkliche Unterschiede<br />

entstehen.<br />

- Beim Kurzschlußläufer ist außerdem ab einer gewissen Stabhöhe <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Stromverdrängung<br />

<strong>zu</strong> berücksichtigen. Er führt <strong>zu</strong> einer Abhängigkeit von R2 von <strong>der</strong> Läuferfrequenz.<br />

- Die Blindwi<strong>der</strong>stände <strong>der</strong> Ersatzschaltung sind nicht wie angenommen konstant, son<strong>der</strong>n<br />

infolge <strong>der</strong> Eisensättigung stromabhängig. Dabei ist bei kleinen Schlupfwerten die<br />

Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hauptreaktanz und etwa ab dem Kippschlupf die <strong>der</strong> Streureaktanzen<br />

<strong>zu</strong> beachten.<br />

6.3 Steuerung von Drehstrom-Asynchronmaschinen<br />

Beim Hochlauf <strong>der</strong> Asynchronmaschine än<strong>der</strong>t sich <strong>der</strong> Strom, ausgehend vom Anlaufstrom Ik,<br />

bis <strong>zu</strong>m Erreichen des Kippmomentes nur wenig. Große Anlaufströme verursachen dann, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei langsamem Hochlauf (Schweranlauf), störende Spannungschwankungen im Netz, so<br />

daß die Energieversorgungsunternehmen nur Motoren bis <strong>zu</strong> einer bestimmten Grenzleistung <strong>zu</strong>m<br />

direkten Einschalten an das Netz <strong>zu</strong>lassen. Bei größeren Motoren muß man beson<strong>der</strong>e<br />

Anlaßverfahren vorsehen.<br />

Gelegentlich entspricht das An<strong>zu</strong>gsmoment des Dreiphasen-Asynchronmotors auch nicht optimal<br />

den Bedingungen des Antriebs. Beim Dreiphasen-Asynchronmotor mit Schleifringen kann man<br />

dann den Wi<strong>der</strong>stand im Läuferkreis vergrößern, indem man über die Läuferanschlußklemmen K,<br />

L, M einen Anlaßwi<strong>der</strong>stand R2V einschaltet. Hierdurch wird <strong>der</strong> Anlaufstrom verkleinert und das<br />

An<strong>zu</strong>gsdrehmoment vergrößert.<br />

Der Läuferanlasser besteht aus drei Wi<strong>der</strong>ständen, die durch den verschiebbaren, dreiarmigen<br />

Kontaktbügel in Stern geschaltet sind. Je<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand setzt sich aus Teilwi<strong>der</strong>ständen<br />

<strong>zu</strong>sammen, die an Kontakte angeschlossen sind, so daß <strong>der</strong> Anlaßwi<strong>der</strong>stand stufenweise aus dem<br />

Läuferkreis<br />

herausgenommen werden kann. Der Läuferkreis darf hierbei nicht geöffnet werden.<br />

Eine Betrachtung <strong>der</strong> Ersatzschaltung <strong>der</strong> Asynchronmaschine zeigt, daß sich an den Strömen und<br />

somit auch am Drehmoment <strong>der</strong> Asynchronmaschine nichts än<strong>der</strong>t, wenn man nach dem Einschalten<br />

eines Vorwi<strong>der</strong>standes R2V den Schlupf s auf den neuen Wert s * bringt.<br />

Durch den Vorwi<strong>der</strong>stand R2V werden daher auch die Ortskurven und Kennlinien für Ströme und<br />

Drehmoment nicht beeinflußt. Es wird ihnen lediglich ein an<strong>der</strong>er Schlupf s * bzw. eine neue<br />

Drehzahl n * <strong>zu</strong>geordnet. Es gilt daher:<br />

s<br />

*<br />

s<br />

=<br />

R<br />

2<br />

R 2<br />

+ R<br />

2V<br />

(6.35)<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 73


Da die Schaltkontakte des herkömmlichen Läuferanlassers einem hohen Verschleiß ausgesetzt<br />

sind, verwendet man heute vorwiegend <strong>zu</strong>m Anlassen von Dreiphasen-Asynchronmotoren mit<br />

Schleifringen die kontaktlose Pulssteuerung.<br />

M<br />

3 ~<br />

I 2<br />

L I d<br />

R 2P<br />

Dreiphasen-<br />

Schleifringläufermotor mit<br />

Pulssteuerung<br />

Die Vorteile des Schleifringläufers wirken sich nur bei großen Motoren und Schweranlauf voll<br />

aus. Für normale Antriebsfälle ist dagegen <strong>der</strong> Käfigläufer wesentlich billiger und betriebssicherer.<br />

Durch Ausnut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Stromverdrängung kann man ähnlich wie beim Schleifringläufer, allerdings<br />

so<strong>zu</strong>sagen automatisch über die Läuferfrequenz, die Läuferwi<strong>der</strong>stände schlupfabhängig<br />

verän<strong>der</strong>n und somit das Anlaufverhalten entscheidend verbessern.<br />

Durch die verschiedenen Nut- und Stabformen von Käfigläufern läßt sich die gewünschte<br />

Anlaufcharakteristik weitgehend einstellen. Der Käfigläufer mit Rundstab aus Kupfer, <strong>der</strong><br />

weitestgehend das Betriebsverhalten entsprechend dem Kreisdiagramm hat, wird nur noch gelegentlich<br />

bei kleinen Motoren eingesetzt.<br />

Für Leistungen bis rd. 100 kW wird heute bei Normmotoren aus wirtschaftlichen Gründen vorwiegend<br />

die Tropfennut mit Aluminiumdruckverguß hergestellt. Bei höheren Leistungen findet<br />

<strong>der</strong> Hochstabläufer und ab 400 kW gelegentlich <strong>der</strong> Keilstabläufer Anwendung.<br />

Beson<strong>der</strong>s große An<strong>zu</strong>gsmomente (Mk > 2 · MN) bei kleinem Anlaufstrom (Ik < 6 · IN) liefert <strong>der</strong><br />

Doppelkäfigläufer. In seinen Nuten befinden sich Unter- und Oberstäbe, die einen inneren und<br />

einen äußeren Käfig bilden.<br />

Der Oberstab ist meist ein Rundstab aus Messing; er hat während des Anlaufs, wegen des relativ<br />

großen Streublindwi<strong>der</strong>standes des Unterstabes und dessen Wirkwi<strong>der</strong>standserhöhung durch<br />

Stromverdrängung, den Läuferstrom fast allein <strong>zu</strong> führen und erwärmt sich dann infolge seines<br />

großen Wirkwi<strong>der</strong>standes.<br />

Nach dem Hochlauf, z.B. bei Nennlast, bestimmt dagegen wegen <strong>der</strong> geringen Läuferfrequenz <strong>der</strong><br />

innere Kupferkäfig den Läuferwi<strong>der</strong>stand und garantiert gute Nennwerte. Für Leistungen bis<br />

200 kW wird <strong>der</strong> Doppelkäfig aus Kostengründen auch aus Aluminium hergestellt. Die Motorenhersteller<br />

können beim Doppelkäfigläufer die Motoreigenschaften in weiten Grenzen än<strong>der</strong>n.<br />

Für viele Antriebsfälle reicht die durch Stromverdrängung erzielte Verkleinerung des Anlaufstroms<br />

noch nicht aus. Dann muß man durch Herabsetzen <strong>der</strong> Strangspannungen den wirksamen<br />

Fluß verkleinern.<br />

Wenn <strong>der</strong> Dreiphasen-Asynchronmotor für eine betriebsmäßige Dreieckschaltung vorgesehen ist,<br />

kann man ihn für den Anlauf in Stern schalten und so jede Strangwicklung mit dem 1/ 3 fachen<br />

<strong>der</strong> normalen Strangspannung betreiben. Dadurch sinkt <strong>der</strong> Strangstrom auf 1/ 3 und <strong>der</strong><br />

Außenleiterstrom auf ein Drittel des Anlaufstroms in Dreieckschaltung.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 74


Da das Drehmoment quadratisch von <strong>der</strong> Strangspannung abhängt, geht das An<strong>zu</strong>gsmoment<br />

gegenüber <strong>der</strong> Dreieckschaltung bei <strong>der</strong> Sternschaltung auf ein Drittel <strong>zu</strong>rück. Die Stern-Dreieck-<br />

Umschaltung kann bei Lüfterantrieben wegen <strong>der</strong> quadratischen Lastkennlinie und im allgemeinen<br />

bei lastfreiem Anlauf von Antrieben eingesetzt werden.<br />

Durch Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Polzahl kann die Drehzahl in Stufen verstellt werden. Polumschaltung<br />

kommt nur bei Käfigläufern vor. Man kann für jede Polzahl eine eigene Stän<strong>der</strong>wicklung<br />

vorsehen und die Wicklungen in den Nuten übereinan<strong>der</strong> anordnen. Je nach Motorgröße und<br />

Polzahl beträgt die bei Drehzahlstufen erzielbare Leistung etwa die Hälfte bis zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Bauleistung normaler Motoren mit einer Polzahl.<br />

Die Motorleistung kann etwa auf das 0,8fache <strong>der</strong> normalen Bauleistung erhöht werden, wenn<br />

man für die beiden Polzahlen die gleiche Wicklung ausnutzt. Die bekannteste dieser Ein-<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

U<br />

W V<br />

W<br />

kleine Drehzahl große Drehzahl<br />

Dahlan<strong>der</strong>schaltung<br />

V<br />

U<br />

wicklungsschaltungen ist<br />

die Dahlan<strong>der</strong>schaltung. Sie<br />

ermöglicht nur Polumschaltungen<br />

im Verhältnis 1 : 2,<br />

also z.B. 4 auf 8 Pole.<br />

In <strong>der</strong> meist ausgeführten<br />

Dahlan<strong>der</strong>schaltung liefert<br />

die Dreieckschaltung die<br />

kleine und die Doppelsternschaltung<br />

die große Drehzahl.<br />

Das Nennmoment<br />

bleibt hier etwa gleich.<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> Leistungselektronik hat die Verfahren <strong>zu</strong>r Drehzahleinstellung <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

stark beeinflußt.<br />

Drehstromsteller<br />

Die Drehzahlsteuerung <strong>der</strong> Asynchronmaschine durch Absenken <strong>der</strong> Stän<strong>der</strong>spannung erfolgt fast<br />

immer mit einer Stromrichterschaltung mit je einem antiparallelen Thyristorpaar o<strong>der</strong> einem Triac<br />

in den Zuleitungen; diese Schaltung wird Drehstromsteller genannt. Im allgemeinen ist <strong>der</strong><br />

Drehzahlregelung ein Stromregelkreis unterlagert, womit <strong>der</strong> Steuerwinkel α bei einem neuen<br />

Drehzahlsollwert nur im Rahmen <strong>der</strong> eingestellten Stromgrenze geän<strong>der</strong>t werden kann.<br />

Durch Anschnittsteuerung je<strong>der</strong> Halbschwingung mit dem Zündwinkel α wird die am Verbraucher<br />

anliegende Spannung beliebig zwischen dem vollen Wert bei α = αmin und Null bei<br />

α = 180° einstellbar.<br />

Die Kurvenform ist nicht sinusförmig, son<strong>der</strong>n die Spannung enthält Oberschwingungen.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 75


L1<br />

L2<br />

L3<br />

M<br />

3 ~<br />

D<br />

T<br />

α<br />

S<br />

I ist<br />

n ist<br />

R n<br />

R I<br />

n soll<br />

D Drehstromsteller<br />

S Steuergerät<br />

RI Stromregler<br />

Rn Drehzahlregler<br />

T Tachogenerator<br />

Spannungssteuerung<br />

durch einen<br />

Drehstromsteller<br />

Am einfachen Fall des Wechselstromstellers mit ohmsch-induktiver Belastung kann die<br />

Spannungssteuerung gezeigt werden.<br />

u<br />

α<br />

u L<br />

u N<br />

i<br />

α<br />

Spannungssteuerung durch einen Wechselstromsteller<br />

Dem Einsatz des Stellers <strong>zu</strong>r Drehzahlsteuerung sind durch die dabei auftretenden Läuferverluste<br />

Grenzen gesetzt. Häufig wird <strong>der</strong> Drehstromsteller nur <strong>zu</strong>m geregelten Anlauf <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

nach einer Zeitrampe und/o<strong>der</strong> einer Stromgrenze verwendet.<br />

Für die Stromwärmeverluste PCu2 im Läufer gilt:<br />

P = 2π<br />

⋅ (n - n) ⋅ M<br />

(6.36)<br />

Cu2<br />

1<br />

i<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 76<br />

Z<br />

u L<br />

u N<br />

i<br />

ωt


Umrichterbetrieb<br />

<strong>der</strong> Drehstrom-Asynchronmaschine<br />

Die Drehzahlsteuerung <strong>der</strong> Asynchronmaschine über eine Drehspannung einstellbarer Frequenz<br />

erlangt in <strong>der</strong> elektrischen Antriebstechnik wachsende Bedeutung.<br />

Im Vergleich <strong>zu</strong>m klassischen drehzahlgeregelten Antrieb mit <strong>der</strong> stromrichtergespeisten Gleichstrommaschine,<br />

gibt es eine Reihe von Vorteilen wie:<br />

- Höhere Grenzdrehzahlen<br />

- Kleineres Läuferträgheitsmoment und günstigeres Leistungsgewicht<br />

- Keine Stromwen<strong>der</strong>probleme, daher<br />

- Geringerer Wartungsaufwand.<br />

Im Vergleich <strong>zu</strong>r Technik eines netzgeführten Stromrichters für eine Gleichstrommaschine erfor<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> Leistungsteil und die Regelelektronik eines Frequen<strong>zu</strong>mrichters <strong>zu</strong>r Drehzahlsteuerung<br />

<strong>der</strong> Asynchronmaschine einen hohen Aufwand.<br />

Beson<strong>der</strong>er Aufwand ist für den Wechselrichter notwendig, <strong>der</strong> aus den Gleichstromwerten des<br />

Zwischenkreises ein in Frequenz und Effektivwert einstellbares neues Drehspannungssystem<br />

erzeugen muß.<br />

Für die verschiedenen Antriebsaufgaben wurden unterschiedliche Umrichtertechniken entwickelt,<br />

wovon <strong>der</strong> Puls-Umrichter mit konstanter Zwischenkreis-Spannung (Frequen<strong>zu</strong>mrichter) heute<br />

die<br />

größte Bedeutung hat.<br />

Frequen<strong>zu</strong>mrichter (P-Umrichter)<br />

Beim Frequen<strong>zu</strong>mrichter speist im allgemeinen <strong>der</strong> netzseitige, ungesteuerte Stromrichter in<br />

Sechspuls-Brückenschaltung (bis 2 kW auch Zweipuls-Brückenschaltung) den Zwischenkreiskondensator<br />

C mit nahe<strong>zu</strong> konstanter Gleichspannung 2Ed ein.<br />

Der maschinenseitige Puls-Wechselrichter schaltet Spannungsblöcke variabler Breite (Pulsbreitenmodulation)<br />

auf die Maschinenklemmen, so daß sich eine sinusförmige Grundschwingung<br />

<strong>der</strong> gewünschten Frequenz bildet.<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

ND<br />

GR ZK PWR<br />

Drehstrom-Asynchronmaschine mit Frequen<strong>zu</strong>mrichter<br />

SD<br />

ASYM<br />

In <strong>der</strong> Grundschaltung ist beim Frequen<strong>zu</strong>mrichter nur Motorbetrieb möglich, wobei durch<br />

Vertauschen <strong>der</strong> Phasenfolge bei <strong>der</strong> Ansteuerung <strong>der</strong> Transistoren eine Drehrichtungumkehr<br />

entsteht.<br />

Für den Bremsbetrieb wird meistens ein ohmscher Wi<strong>der</strong>stand über einen Wi<strong>der</strong>standsschalter<br />

(Chopper) im Zwischenkreis vorgesehen. Mit hohem Zusatzaufwand ist auch Energierückspeisung<br />

ins Netz bei Bremsbetrieb möglich.<br />

Beim Frequen<strong>zu</strong>mrichter wird durch eine hohe Taktfrequenz <strong>der</strong> Zwischenkreisspannung ein<br />

nahe<strong>zu</strong> sinusförmiger Maschinenstrom angestrebt. Für niedrige Leistungen (bis rd. 3 kVA)<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 77


werden Feldeffekttransistoren mit Taktfrequenzen bis <strong>zu</strong> 100 kHz eingesetzt. Im mittleren und<br />

hohen Leistungsbereich (bis 1000 kVA) kommen IGBT mit Taktfrequenzen bis <strong>zu</strong> 16 kHz <strong>zu</strong>m<br />

Einsatz. Für größte Leistungen finden GTO-Thyristoren und MOS-gesteuerte Thyristoren<br />

Anwendung bei deutlich niedrigen Taktraten (rd. 1 – 2 kHz).<br />

Wegen des weitgehend sinusförmigen Maschinenstromes treten auch bei kleinsten Drehzahlen<br />

(f → 0 Hz) keine Drehmomentenpulsationen auf, wodurch <strong>der</strong> Antrieb einen sehr großen Drehzahlstellbereich<br />

erhält.<br />

400,00<br />

300,00<br />

200,00<br />

100,00<br />

0<br />

u<br />

i i1 0,00<br />

-100,00<br />

-200,00<br />

-300,00<br />

-400,00<br />

u1G Spannungs-Grundschwingung<br />

u 1<br />

+U d<br />

u 1G<br />

Strangspannung u1 und -strom i1 eines Kurzschlußläufermotors bei Betrieb mit<br />

Frequen<strong>zu</strong>mrichter<br />

Das System Asynchronmaschine + Frequen<strong>zu</strong>mrichter ist universell einsetzbar und erreicht bei<br />

geeigneten Regelverfahren die Qualität eines Gleichstromantriebes.<br />

6.4 Unsymmetrischer Betrieb <strong>der</strong> Asynchronmaschine<br />

In einem Dreileiternetz verschwindet zwar die Summe <strong>der</strong> drei Außenleiterspannungen, diese<br />

sind aber nur selten völlig gleich groß, so daß dann auch die gegenseitigen Phasenverschiebungswinkel<br />

von 120° abweichen müssen. Gelegentlich kann eine Zuleitung <strong>zu</strong>m Dreileiternetz<br />

unterbrochen sein, z.B. wegen des Ansprechens eines Sicherungselements, und es<br />

können sogar Wicklungsstränge unterbrochen werden.<br />

Daneben sind Einphasen-Asynchronmotoren ganz allgemein als unsymmetrische Anschlüsse von<br />

Drehfeldmaschinen an<strong>zu</strong>sprechen.<br />

Zur Berechnung <strong>der</strong> unsymmetrischen Schaltungen von Drehfeldmaschinen werden im allgemeinen<br />

die symmetrischen Komponenten mit Mit-, Gegen- und Nullsystem verwendet (Kap. 1.4).<br />

Da in einem Dreileitersystem die komplexe Summe <strong>der</strong> Außenleiter immer Null ist, kann hier<br />

kein Nullsystem auftreten. Das Auftreten eines Gegensystems verursacht eine Reduzierung des<br />

resultierenden Drehmomentes und <strong>der</strong> mechanischen Leistung, die elektrisch aufgenommene<br />

Leistung ist beim Auftreten eines Gegensystems jedoch größer, so daß auch die Verluste durch<br />

das Gegensystem insgesamt größer werden.<br />

Größere Kupferverluste führen <strong>zu</strong> einer größeren Wicklungserwärmung. Daher sieht VDE 0530<br />

vor, daß die Netzspannung "praktisch symmetrisch" sein soll. Ein maximaler Unsymmetriegrad<br />

Ug/Um von 5 % ist noch <strong>zu</strong>lässig.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 78<br />

t<br />

-U d<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

-10,00<br />

-20,00<br />

-30,00<br />

-40,00


Es ist <strong>zu</strong> berücksichtigen, daß bei Nenndrehzahl <strong>der</strong> Schlupf des Gegensystems rd. 2 beträgt, und<br />

dies führt <strong>zu</strong> einer überproportionalen Stromerhöhung in <strong>der</strong> am stärksten belasteten Phase.<br />

Wird beim Dreiphasen-Asynchronmotor eine Zuleitung unterbrochen, das z.B. durch vorzeitigen<br />

Ausfall einer Schmelzsicherung entstehen kann, so geht stets das Drehmoment <strong>zu</strong>rück. Im<br />

Stillstand ist das An<strong>zu</strong>gsmoment sogar Null. Der Strom und die Verluste werden bei gleichen<br />

Lastverhältnissen <strong>zu</strong>nehmen.<br />

Tritt eine Zuleitungsunterbrechung bei einer im Dreieck geschalteten Stän<strong>der</strong>wicklung auf, so<br />

kann <strong>der</strong> Überstromschutz in den Zuleitungen keinen ausreichenden Überlastschutz gewährleisten;<br />

die Wicklungen müssen mit Thermoschutzeinrichtungen <strong>zu</strong>sätzlich versehen sein.<br />

Einphasen-Asynchronmotoren<br />

Einphasen-Asynchronmotoren werden heute als Kleinmotoren mit Leistungen bis <strong>zu</strong> etwa 1 kW<br />

in Großserien gefertigt. Stän<strong>der</strong>paket und Läufer des Einphasen-Asynchronmotors haben den<br />

gleichen Aufbau wie <strong>der</strong> Dreiphasen-Asynchronmotor.<br />

Die Läufer enthalten meist einen Kurzschlußkäfig aus Aluminium, wobei man Stromverdrängungseffekte<br />

vermeidet, da sonst die Verluste <strong>zu</strong> groß werden. Der Einphasenmotor entwickelt<br />

mit seiner Arbeitswicklung allein kein An<strong>zu</strong>gsmoment und liefert wesentlich kleinere Drehmomente<br />

als die normalen Zwei- und Dreiphasenmotoren.<br />

Für den Anlauf des Einphasenmotors ist eine räumlich versetzte zweite Stän<strong>der</strong>wicklung, die<br />

Hilfswicklung, erfor<strong>der</strong>lich, die eine zeitlich phasenverschobene Durchflutung aufbringt, so daß<br />

aus dem Zusammenwirken zweier Wechselfel<strong>der</strong> ein Drehfeld entsteht. Die erfor<strong>der</strong>liche Phasenverschiebung<br />

in <strong>der</strong> Hilfswicklung wird im allgemeinen durch Wirkwi<strong>der</strong>stände o<strong>der</strong> Kondensatoren<br />

erreicht.<br />

Da es den idealen, alle Wünsche erfüllenden Einphasenmotor nicht gibt, ist die Schaltung den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Antriebs an<strong>zu</strong>passen.<br />

M / M N<br />

3<br />

2<br />

1<br />

C B<br />

0<br />

0 0,5 1<br />

n / n1 M / M N<br />

3<br />

2<br />

1<br />

C A<br />

C B<br />

0<br />

0 0,5 1<br />

n / n1 M / M N<br />

3<br />

2<br />

1<br />

C A<br />

0<br />

0 0,5 1<br />

n / n1 Betriebskondensator CB Doppelkondensator CA, CB Anlaufkondensator CA<br />

Drehmomentenkennlinien von Motoren mit Kondensatorhilfswicklung<br />

Der reine Einphasenmotor hat kein An<strong>zu</strong>gsmoment. Der Einphasenmotor mit Betriebskondensator<br />

hat insgesamt einen höheren Drehmomenten / Drehzahlverlauf und ein relativ geringes<br />

Anlaufmoment.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 79


Der Einphasenmotor mit Anlaufkondensator hat ein hohes An<strong>zu</strong>gsmoment; nach dem Abtrennen<br />

<strong>der</strong> Hilfsphase vom Netz verhält er sich wie <strong>der</strong> reine Einphasenmotor und liefert eine entsprechend<br />

kleine Nennleistung.<br />

Der Einphasenmotor mit Doppelkondensator hat ein hohes Anlaufmoment und nach dem<br />

Abschalten des Anlaufkondensators hat er das relativ gute Nennmoment des Einphasenmotors mit<br />

Betriebskondensator.<br />

Die Wi<strong>der</strong>standshilfsphase, die einen gegenüber <strong>der</strong> Arbeitswicklung wesentlich vergrößerten<br />

Wirkwi<strong>der</strong>stand aufweist, erfor<strong>der</strong>t einen geringen Aufwand. Sie erzeugt allerdings bei großen<br />

Einschaltströmen ein hohes An<strong>zu</strong>gsmoment. Auch hier ist nach dem Hochlauf die Hilfswicklung<br />

vom<br />

Netz <strong>zu</strong> trennen, so daß die danach verfügbare Leistung wie<strong>der</strong> gering ist.<br />

Drehstrommotor<br />

am Wechselstromnetz<br />

Man kann auch den Dreiphasen-Asynchronmotor bei recht gutem Betriebsverhalten mit einem<br />

Kondensator an das Einphasennetz anschließen. Aus diesem Grund werden kleine Dreiphasenmotoren<br />

meist für die Spannungen 230 V/400 V ausgelegt. Sie können dann in Sternschaltung am<br />

normalen Dreiphasennetz mit 400 V Außenleiterspannung betrieben o<strong>der</strong> in Dreieck-Stein-<br />

metzschaltung<br />

an ein Einphasennetz mit 230 V gelegt werden.<br />

Wird beim Anschluß an ein Einphasennetz die dritte Phase mit einer Reihenschaltung aus<br />

Wirkwi<strong>der</strong>stand und Kondensator erzeugt, so kann für einen Betriebspunkt völlige Symmetrie<br />

hergestellt<br />

werden. Häufig wird die Hilfsphase nur mit einem Kondensator erzeugt.<br />

Für kleine Motoren bis <strong>zu</strong> einer Leistungsabgabe von 1 kW benötigt man bei <strong>der</strong> Spannung<br />

UE = 230 V und <strong>der</strong> Frequenz f = 50 Hz etwa 70 µF/kW. Es gilt:<br />

C<br />

=<br />

2 ⋅ P<br />

3 ⋅ ω⋅<br />

U<br />

V<br />

I 1<br />

2<br />

E<br />

I V<br />

W<br />

U 1<br />

I C<br />

I W<br />

I U<br />

U<br />

C<br />

U U = U 1<br />

U W = U C<br />

Symmetrierung des Drehstrommotors am Wechselstromnetz bei ϕ = 60° mit <strong>der</strong><br />

Steinmetzschaltung<br />

-I W<br />

V<br />

I U<br />

I C<br />

I V<br />

U V<br />

I 1<br />

-I V<br />

W<br />

60°<br />

U<br />

I W<br />

(6.37)<br />

Die Kondensatorspannung weicht nur gering von <strong>der</strong> Netzspannung ab; sie steigt bei Leerlauf<br />

etwas an, so daß man meist UC ≈ 1,2 · UE wählt. Die Strangströme sind nur bei Nennlast etwa<br />

gleich groß.<br />

Um ein ausreichendes Überlastungsverhältnis <strong>zu</strong> bekommen und um <strong>zu</strong> große Verluste durch<br />

Unsymmetrie <strong>zu</strong> vermeiden, ist daher die Nennleistung bei Einphasenanschluß um etwa 20 bis<br />

25 % kleiner als bei Dreiphasenanschluß <strong>zu</strong> wählen.<br />

G. Schenke, 9.2002 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Elektrotechnik</strong> <strong>III</strong> FB Technik, Abt. E+I 80

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