Kapitel 12
Kapitel 12
Kapitel 12
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Übungsziele:<br />
• Steuerblindleistung<br />
• Kommutierungsblindleistung<br />
• Folgesteuerung<br />
• Halbgesteuerte Brücke<br />
• Freilauf<br />
Übungsdateien:<br />
MATHCAD: b6.mcd; b6folg.mcd; b6h.mcd; leifak.mcd<br />
SIMPLORER: m3rl.ssh; m3rlfd.ssh; b6rl.ssh; b6hrl.ssh; b6rlfd.ssh<br />
<strong>12</strong>.1 Steuerblindleistung<br />
Der Vorteil, eine veränderbare Gleichspannung durch einen steuerbaren Gleichrichter<br />
zu erhalten, muss mit dem Nachteil einer erhöhten, vom Steuerwinkel abhängigen<br />
Blindleistungsaufnahme bezahlt werden, die zusätzlich zur Verzerrungsblindleistung<br />
vom Netz geliefert werden muss.<br />
ϕ1 = α = 0°<br />
ϕ1 = α = 60°<br />
Bild <strong>12</strong>.1: Steuerblindleistung<br />
x<br />
x
<strong>12</strong>.1 Steuerblindleistung 173<br />
In der idealisierten Stromrichtertheorie mit den Voraussetzungen idealer Glättung<br />
(Ld → ∞) und starrem Versorgungsnetz (Lk = 0) gilt, dass die Grundschwingungsblindleistung<br />
Q1α gleich der Steuerblindleistung ist. Sie bildet sich durch Verschiebung<br />
der Grundschwingung des Leiterstromes iL1 gegenüber der Netzspannung uS.<br />
In Bild <strong>12</strong>.1 sind die Stromgrundschwingungen im Verhältnis zur Versorgungsspannung<br />
einer M3-Schaltung bei α = 0° und α = ϕ1 = 60° gegenübergestellt. Die<br />
Grundschwingung verschiebt sich mit dem Steuerwinkel um den gle ichen Betrag.<br />
Im gesteuerten Bereich entspricht die Wirkleistung auf der Gleichstromseite der<br />
Grundschwingungswirkleistung Pdα = Udiα Id = Udi Id cos(α) = P1 auf der Netzseite des<br />
Stromrichters. Die Grundschwingungsblindleistung beträgt Q1α = Udi Id sin(α). Da<br />
der Phasenwinkel ϕ1 zwischen der Stromgrundschwingung und der Netzspannung<br />
dem Steuerwinkel α entspricht, gilt mit α = ϕ1 entsprechend cos(α) = cos(ϕ1). Die<br />
starre Verbindung zwischen der Gleichspannung Udiα und dem Verschiebungsfaktor<br />
cos(ϕ1) ist charakteristisch für netzgeführte Stromrichter bei idealer Glättung.<br />
2<br />
1á<br />
2<br />
dá<br />
2<br />
2<br />
[ ]<br />
2 2<br />
2<br />
( U + I ) sin ( α)<br />
+ cos ( )<br />
Q + P =<br />
α<br />
di<br />
⎛ Q ⎞ ⎛<br />
1á<br />
P ⎞ dá<br />
⎜<br />
⎟ + ⎜<br />
⎟ = 1<br />
⎝ U diId<br />
⎠ ⎝U<br />
diI<br />
d ⎠<br />
⎛ Q ⎞ ⎛<br />
1á<br />
U<br />
⎜<br />
⎟ + ⎜<br />
⎝ U diId<br />
⎠ ⎝ U<br />
diá<br />
di<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
d<br />
2<br />
2<br />
= 1<br />
(<strong>12</strong>.1)<br />
Aus diesen Beziehungen folgt die Gleichung eines Kreises [s. Gleichung (<strong>12</strong>.1)]<br />
mit dem Mittelpunkt im Koordinatenursprung und dem Radius R = 1. Netzge führte<br />
Stromrichter nehmen im gesteuerten Betrieb Blindleistung auf. Sie wirken induktiv<br />
und arbeiten nur im ersten und zweiten Quadranten (Bild <strong>12</strong>.2), wogegen<br />
selbstgeführte Stromrichter auch im dritten und vierten Quadranten des Leistungsdia<br />
gramms betrieben werden können und deshalb Blindleistung abgeben. Sie wirken<br />
kapazitiv. Im ersten Quadranten wird Wirkleistung verbraucht. In Abhängigkeit<br />
vom Steuerwinkel zeigt das Diagramm sowohl das Leistungs verhältnis als<br />
auch das Spannungsverhältnis als Funktion der Blindleistung an. Sie ist auf die ungesteuerte<br />
Wirkleistung bezogen. Der zweite Quadrant ist nur durch den Ge neratorbetrieb<br />
erreichbar. Dabei kann Energie entweder über die Motorwelle eingegeben<br />
werden oder sie wird beim Bremsen von der Schwungmasse der Maschine geliefert.<br />
Wenn z.B. Gleichstrommotoren über gesteuerte Gleichrichter bei α = 90° angefahren<br />
werden, wird Blindleistung in Höhe der Nennleistung aufgenommen. Das ist<br />
wirtschaftlich nicht tragbar. Deswegen wird die Blindleistung entweder dynamisch<br />
durch Umrichter kompensiert oder es werden Schaltungen eingesetzt, die Blindleistung<br />
besonders im Anfahrbereich einsparen.
174<br />
Bild <strong>12</strong>.2: Ortskurve der Steuerblindleistung<br />
<strong>12</strong>.2 Die Kommutierungsblindleistung<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Wenn am Anschlusspunkt des Gleichrichters eine Kommutierungsinduktivität Lk<br />
wirkt, muss Gleichung (<strong>12</strong>.2) beachtet werden. Die Voraussetzung α = ϕ1 gilt<br />
nicht mehr.<br />
cosϕ = cosα<br />
− d<br />
(<strong>12</strong>.2)<br />
( 1)<br />
( ) x<br />
Der relative induktive Gleichspannungsabfall dx ist der prozentuale Wert des<br />
Gleichspannungsabfalls an der Kommutierungsinduktivität, bezogen auf die ungesteuerte<br />
Gleichspannung Udi. Der Verschiebungsfaktor der Grundschwingung<br />
cos(ϕ1) wird kleiner, da sich ϕ1 des Leiterstromes durch die Kommutierungs induktivität<br />
zusätzlich vergrößert. Die Blindleistungsaufnahme des Gleichrichters steigt<br />
an. Schon bei Vollsteuerung (α = 0°) wird ein kleiner Blindleistungsanteil aufgenommen.<br />
Der Gleichrichter benötigt zusätzliche Kommutierungsblindleistung.<br />
Aus<br />
Q<br />
1á<br />
Q<br />
1á<br />
= P<br />
2ü<br />
+<br />
= Pd<br />
4<br />
d sin(<br />
α)<br />
wird<br />
sin ( 2α)<br />
− sin(<br />
2(<br />
α+<br />
ü )<br />
[ cos(<br />
α)<br />
− cos(<br />
α+<br />
ü)<br />
]<br />
(<strong>12</strong>.3)<br />
Die Steuer- und die Kommutierungsblindleistung berechnen sich gemeinsam nach<br />
Gleichung (<strong>12</strong>.3). Bei gesteuerten Gleichrichtern sind beide Blindleistungen nicht<br />
getrennt zu bestimmen.<br />
Q<br />
1á<br />
0 − sin(<br />
2ü0<br />
)<br />
[ 1 + cos(<br />
ü ) ]<br />
2ü<br />
= Pd<br />
(<strong>12</strong>.4)<br />
4<br />
0
<strong>12</strong>.3 Folgesteuerung 175<br />
Da bei Vollsteuerung ü = ü0 die Steuerblindleistung verschwindet, kann die Kommutierungsblindleistung<br />
allein durch Gleichung (<strong>12</strong>.4) bestimmt werden. Der<br />
Ausdruck nach Gleichung (<strong>12</strong>.3) vereinfacht sich zur Gleichung (<strong>12</strong>.4), die den<br />
Betriebsfall ohne Steuerblindleistung mit alleiniger Aufnahme der Kommutierungsblindleistung<br />
beschreibt.<br />
Q1<br />
S1<br />
sin<br />
=<br />
P S cos<br />
d<br />
1<br />
( ϕ1)<br />
( ϕ )<br />
1<br />
⎡2ü<br />
ϕ1<br />
= arctan⎢<br />
⎣ 4<br />
2<br />
=<br />
4<br />
ü0<br />
− sin(<br />
2ü0)<br />
[ 1−<br />
cos(<br />
ü ) ]<br />
( )<br />
( ( ) ) ⎥ ⎤<br />
0 − sin 2ü0<br />
1−<br />
cos ü0<br />
⎦<br />
0<br />
(<strong>12</strong>.5)<br />
Mit Gleichung (<strong>12</strong>.5) lässt sich die Phasenverschiebung ϕ1 der Grundschwingung<br />
des Leiterstromes zur Spannung in Abhängigkeit vom Überlappungswinkel ü0 berechnen.<br />
Näherungsweise kann Gleichung (<strong>12</strong>.5) durch ϕ1 ≈ ü0/2 mit ausreichender Genauigkeit<br />
ersetzt werden.<br />
<strong>12</strong>.3 Folgesteuerung<br />
Durch die in Folgesteuerung betriebene Drehstrombrückenschaltung kann die<br />
Steuerblindleistung vermindert werden. Die bekannte Schaltungsanordnung der<br />
Brücke bleibt erhalten; es wird nur die Steuerung geändert.<br />
Die Drehstrombrücke wird in Bild <strong>12</strong>.3 aus zwei gleichstromseitig in Reihe geschalteten<br />
M3-Schaltungen aufgebaut, dem Teilstromrichter I und dem Teilstromrichter<br />
II. Die Aussteuerung beginnt mit dem Stromrichter I durch Vergrößern von<br />
αI.. Der Stromrichter II arbeitet so lange in Vollsteuerung, bis αI die Trittgrenze<br />
bei αImax = 180° – γ erreicht hat.<br />
Sobald der Teilstromrichter I an der Wechselrichtertrittgrenze arbeitet, kann der<br />
Teilstromrichter II ebenfalls ausgesteuert werden, um den Gleichrichter in den<br />
Quadranten für den Wechselrichterbetrieb zu bringen, falls dies erforderlich ist.<br />
Bild <strong>12</strong>.4 zeigt die Ortskurven der Teilstromrichter I und II im Vergleich mit der<br />
normalen gesteuerten Brückenschaltung. Die maximale Blindleistungsaufnahme<br />
entspricht der halben Blindleistung einer normal ausgesteuerten Brücke. Im Anfahrpunkt<br />
der Gleichstrommaschine mit der Gleichspannung Udiα = 0 V ist die<br />
Blindleistung in diesem Fall Null, während sie sonst der maximalen Wirkleistung<br />
entspräche.
176<br />
Bild <strong>12</strong>.3: Folgesteuerung<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Bild <strong>12</strong>.4: Blindleistungsortskurve bei Folgesteuerung<br />
Bezeichnet man die Gleichspannungsmomentanwerte der Teilstromrichter bei Aussteuerung<br />
α mit udiα I und udiα II beträgt die Gleichspannung an der Last:<br />
udiα = udiα I − udiα II
<strong>12</strong>.4 Die halbgesteuerte Brückenschaltung B6H 177<br />
Die Steuerkennlinie für den nicht lückenden Betrieb setzt sich aus zwei Teilabschnitten<br />
zusammen.<br />
U<br />
U<br />
diáI<br />
U<br />
di<br />
diáII<br />
U<br />
di<br />
1<br />
=<br />
2<br />
1<br />
=<br />
2<br />
[ cos(<br />
α ) + 1]<br />
I<br />
0 ≤α<br />
≤ α<br />
I<br />
Im ax<br />
und<br />
[ cos(<br />
αIm<br />
ax ) + cos(<br />
αII<br />
) ] 0 ≤ αII<br />
≤αIImax<br />
und αI<br />
= αImax<br />
α<br />
II<br />
= 0<br />
0<br />
(<strong>12</strong>.6)<br />
Die in Bild <strong>12</strong>.4 gezeigten halbkreisförmigen Ortskurven der Steuerblindleistung<br />
werden durch die Einflüsse endlicher Kommutierungs induktivitäten Lk und der<br />
Wechselrichtertrittgrenzen γ in ihrer Lage verändert. Das Beispiel in Bild <strong>12</strong>.5<br />
zeigt eine übertriebene Veränderung, um die Unterschiede zur idealisierten Darstellung<br />
zu verdeutlichen.<br />
Bild <strong>12</strong>.5: Einfluss der Kommutierung und der Wechselrichtertrittgrenze<br />
<strong>12</strong>.4 Die halbgesteuerte Brückenschaltung B6H<br />
Die halbgesteuerte Brückenschaltung ist ein Sonderfall der Folgesteuerung (Bild<br />
<strong>12</strong>.6). Wenn kein Wechselrichterbetrieb erforderlich ist, kann der Teilstromrichter<br />
II immer in Vollsteuerung bei αII = 0° betrieben werden. Die steuerbaren<br />
Ventile werden deswegen durch billigere Dioden ersetzt, da eine Steuerung des<br />
Stromrichters II nicht mehr erforderlich ist. Diese Schaltung lässt nur motorischen<br />
Betrieb zu. Eine Energierückspeisung im Generatorbetrieb ist nicht möglich.
178<br />
Teilgleichrichter<br />
I<br />
Bild <strong>12</strong>.6: Halbgesteuerte Brücke B6H<br />
ud Gleichspannung<br />
Teilgleichrichter<br />
II<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
iV6 Ventilstrom<br />
iV2 Ventilstrom<br />
id Gleichstrom<br />
iL Leiterstrom<br />
τd = <strong>12</strong>0°<br />
iV1 Ventilstrom<br />
Bild <strong>12</strong>.7: Spannung und Strom der B6H-Schaltung (α < 60°)<br />
Bei Vollsteuerung und idealer Glättung (Ld → ∞) fließen in den beiden Brückenhälften<br />
Ventilströme, die sich aus rechteckigen Blöcken mit der Stromführungsdauer<br />
τd von <strong>12</strong>0° zusammensetzen.<br />
Bei endlicher Glättung besteht ein Ventilstromblock aus zwei deutlich voneinander<br />
abgegrenzten, unsymmetrischen Abschnitten A und B. In Bild <strong>12</strong>.7 ist der<br />
entsprechende Spannungs- und Stromverlauf für den Steuerbereich 0 ≤ α ≤ π/3
<strong>12</strong>.4 Die halbgesteuerte Brückenschaltung B6H 179<br />
dargestellt. In diesem Steuerbereich hat der Leiterstrom noch den typischen Verlauf<br />
mit <strong>12</strong>0° Stromführungsdauer. Die Gleichspannung ud ist unsymmetrisch.<br />
Um die Ventilströme mathematisch zu berechnen und mit MATHCAD zu bearbeiten,<br />
werden die Gleichungen für den ohmsch-induktiven Lastfall bei endlicher<br />
Glättungsinduktivität angegeben. Die Stromfunktionen folgen wie bei den Mitte lpunktschaltungen<br />
als Lösung der Differenzialgleichungen, die aus Spannungsgleichgewichtsbedingungen<br />
aufgestellt werden. Man muss zwei Steuerbereiche<br />
unterscheiden, den für α ≤ 60° und den Bereich für α ≥ 60°.<br />
Als Ergebnis entsteht im Intervall 0 ≤ α ≤ π/3 die Gleichung (<strong>12</strong>.7):<br />
i<br />
i<br />
VA<br />
VB<br />
mit<br />
( x)<br />
=<br />
( x)<br />
=<br />
I =<br />
⎡<br />
⎢<br />
sin<br />
ð<br />
6 ⎢<br />
⎛ ⎞<br />
I cos⎜<br />
x + −ϕ<br />
⎟ +<br />
⎢ ⎝ 6 ⎠<br />
⎢<br />
⎣<br />
( ϕ)<br />
⎛ ð ⎞<br />
− sin⎜α+<br />
⎟<br />
⎝ 3 ⎠<br />
e<br />
1−<br />
e<br />
⎡<br />
⎛ ð ⎞<br />
⎢<br />
sin ( ϕ)<br />
− sin⎜α−<br />
⎟<br />
ð<br />
3<br />
6 ⎢<br />
⎛ ⎞<br />
⎝ ⎠ −<br />
I cos⎜<br />
x − −ϕ<br />
⎟ +<br />
e<br />
ρ 2ð<br />
⎢ ⎝ 6 ⎠<br />
−<br />
1 e 3<br />
⎢<br />
−<br />
⎣<br />
U S<br />
2 2 2<br />
R + ω L<br />
und<br />
R<br />
ρ =<br />
ωL<br />
d<br />
= cot( ϕ)<br />
d<br />
ρ 2ð<br />
−<br />
3<br />
− ρx<br />
ρx<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎦<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎦<br />
(<strong>12</strong>.7)<br />
Im Grenzfall α = π/3 = 60° erreicht ud die Nulllinie. Bei weiterer Aussteuerung<br />
lückt die Spannungskurve. Ihre Augenblickswerte können nicht negativ werden,<br />
auch wenn ein genügend großer Glättungsspeicher Ld vorhanden ist. Die idealen<br />
Dioden lassen keinen Spannungsabfall in Durchlassrichtung zu; die Last wird bei<br />
α ≥ 60° durch die Dioden kurzgeschlossen.<br />
In diesem Bereich beziehen die Dioden keine Energie aus dem Netz. Sie wird allein<br />
vom Speicher bereitgestellt, der über die Dioden und den Lastwiderstand<br />
kurzgeschlossen ist. Der Freilaufbereich ist in Bild <strong>12</strong>.9 grau unterlegt. Die Stromführungsdauer<br />
im Leiterstrom wird im Freilaufbereich τd ≤ <strong>12</strong>0°. Die zweite Formel<br />
der Gleichung <strong>12</strong>.8 zeigt den Verlauf des Ventilstromes ohne die zeitabhängige<br />
cos-Komponente. Der Stromverlauf wird allein durch den induktiven Speicher<br />
und den ohmschen Lastwiderstand bestimmt und nach einer e-Funktion entladen.<br />
Der Freilauf ist beendet, sobald der Speicher entladen ist oder ein folgender<br />
Schaltzustand den Speicher erneut lädt.
180<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Für das Intervall π/3 ≤ α ≤ π ergeben sich die folgenden Ventilströme:<br />
iVA<br />
( x)<br />
=<br />
⎡<br />
⎢ ⎛ ð ⎞ sin ( ϕ)<br />
− sin(<br />
α−<br />
ϕ)<br />
6I<br />
⎢cos⎜<br />
x + −ϕ⎟<br />
+<br />
6<br />
ρ 2ð<br />
⎢ ⎝ ⎠<br />
−<br />
1 e 3<br />
⎢⎣<br />
−<br />
⎛ ð ⎞<br />
ρ⎜<br />
α−<br />
⎟<br />
3<br />
e ⎝ ⎠<br />
⎤<br />
⎥<br />
−ρx<br />
e ⎥<br />
⎥<br />
⎥⎦<br />
iVB<br />
( x)<br />
=<br />
⎡<br />
⎢ sin<br />
6I<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎢⎣<br />
mit I =<br />
U S<br />
2 2<br />
R + ω L<br />
( ϕ)<br />
− sin(<br />
α−ϕ)<br />
2<br />
d<br />
1−<br />
e<br />
ρ2ð<br />
−<br />
3<br />
und<br />
e<br />
⎛ ð ⎞<br />
ρ⎜<br />
α−<br />
⎟<br />
⎝ 3 ⎠<br />
R<br />
ρ=<br />
ωL<br />
d<br />
e<br />
⎛ 2ð<br />
⎞<br />
− ρ⎜<br />
−x<br />
⎟<br />
⎝ 3 ⎠<br />
= cot( ϕ)<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥<br />
⎥⎦<br />
(<strong>12</strong>.8)<br />
Mit der B6H-Schaltung ist kein Wechselrichterbetrieb durchführbar. Die Steuerkennlinie<br />
Udiα/Udi =f(α) liegt nur im positiven Bereich. Da die Strangspannung US<br />
bei Brückenschaltungen meist nicht zugänglich ist, wird die Leiterspannung UL zur<br />
Berechnung der Gleichspannung Udi verwendet.<br />
Die Steuerkennlinie der B6H-Brücke (Bild <strong>12</strong>.8) im Vergleich zur B6-Brücke berechnet<br />
sich nach Gleichung (<strong>12</strong>.9):<br />
U<br />
U<br />
diá<br />
di<br />
1<br />
3 3 3<br />
= [ 1+<br />
cos( α ) ] mit U di = 2U<br />
S = 2U<br />
L<br />
(<strong>12</strong>.9)<br />
2<br />
ð ð<br />
Bild <strong>12</strong>.8: Steuerkennlinie der B6H-Brücke<br />
Die Spannungs- und Stromverläufe für α ≥ 60° in Bild <strong>12</strong>.9 zeigen einen Ventilstromanteil<br />
B, der nicht aus dem Netz gedeckt ist. Er hebt sich im Leiterstrom auf.<br />
Mit wachsender Aussteuerung verkürzen sich die Blöcke des Leiterstroms, weil<br />
der Freilaufbereich zunimmt.
<strong>12</strong>.5 Blindleistungseinsparung durch Freilaufdioden 181<br />
ud Gleichspannung<br />
iV1 Ventilstrom<br />
id Gleichstrom<br />
iL Leiterstrom<br />
iV2 Ventilstrom<br />
Bild <strong>12</strong>.9: Spannung und Strom der B6H-Schaltung (α ≥ 60°)<br />
<strong>12</strong>.5 Blindleistungseinsparung durch Freilaufdioden<br />
Die Freilaufwirkung wurde bereits im vorigen Abschnitt erklärt. Durch den Einsatz<br />
von Dioden kann grundsätzlich Blindleistung in gewissen Abschnitten des<br />
Steuerbereichs eingespart werden. Am Beispiel einer M3-Schaltung mit idealer<br />
Glättung (Ld → ∞) wird die Wirkung der Freilaufdiode FD erklärt.<br />
Wird eine Diode parallel zur Last geschaltet, leitet sie, wenn negative Spannungsaugenblickswerte<br />
anliegen und schließt die Last kurz. Die Lastspannung bricht<br />
zusammen. Obwohl in unserem Beispiel ideale Glättung vorausgesetzt wird, kann<br />
die Spannung nicht negativ werden. Sie verhält sich so, als ob kein Speicher vorhanden<br />
wäre. Nur der Strom behält die durch den Speicher bedingte Rechteckform<br />
(Bild <strong>12</strong>.11).<br />
Bild <strong>12</strong>.10: M3-Schaltung mit Freilaufdiode<br />
τd < <strong>12</strong>0°<br />
aus dem Speicher<br />
iV4 Ventilstrom<br />
aus dem Netz<br />
Die Freilaufwirkung der Diode setzt erst beim Überschreiten des Steuerwinkels<br />
αmax = π/2 – π/p ein.
182<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Im Bereich 0 ≤ α ≤ π/2 − π/p gilt für die Steuerkennlinie aus der idealisierten<br />
Stromrichtertheorie ohne Freilaufdiode [s. Gleichung (<strong>12</strong>.10)]:<br />
U<br />
U<br />
diá<br />
di<br />
= cos( α)<br />
(<strong>12</strong>.10)<br />
Im Bereich π/2 π/p ≤ α ≤ π/2 + π/p verhält sich die Spannung so, als ob rein ohmsche<br />
Last vorliegen würde. Die Steuerkennlinie ergibt sich aus:<br />
udiα α = 60°<br />
U<br />
U<br />
diá<br />
di<br />
⎛ ð ⎞ ⎛ ð ⎞<br />
1−<br />
sin⎜α−<br />
⎟ 1−<br />
cos⎜α+<br />
⎟<br />
⎝ p ⎠<br />
=<br />
⎝ p<br />
=<br />
⎠<br />
⎛ ð ⎞<br />
⎛ ð ⎞<br />
2sin⎜<br />
⎟ 2sin⎜<br />
⎟<br />
⎝ p ⎠<br />
⎝ p ⎠<br />
uS1<br />
udiα<br />
x<br />
Bild <strong>12</strong>.11: Strom und Spannung der M3-Schaltung mit Freilaufdiode<br />
Bild <strong>12</strong>.<strong>12</strong>: Blindleistungsdiagramm der M3-Schaltung mit Freilaufdiode<br />
iV<br />
iV<br />
iV<br />
iFD<br />
Ventilstrom iV1<br />
Ventilstrom iV2<br />
Id<br />
Ventilstrom iV3<br />
Strom über Freilaufdiode<br />
(<strong>12</strong>.11)<br />
x<br />
x<br />
x<br />
x
<strong>12</strong>.6 Steuerkennlinien und Leistungsfaktoren 183<br />
Es fehlt die grau unterlegte Fläche, weil in diesem Bereich die Freilaufdiode den<br />
Strom übernimmt und die Last kurzschließt. Durch die fehlende Spannungszeitfläche<br />
steigt der arithmetische Mittelwert der Gleichspannung gegenüber dem Betrieb<br />
ohne Freilaufdiode an. Bild <strong>12</strong>.13 zeigt diesen Effekt, beim Vergleich der<br />
Steuerkennlinien.<br />
Aus dem Beispiel der M3-Schaltung (Bild <strong>12</strong>.<strong>12</strong>) kann die Einsparung der Blindleistung<br />
im Bereich α ≥ 30° entnommen werden. Nur dort wirkt die Freilaufdiode.<br />
Die Ortskurve der Blindleistungen lässt sich durch zwei Kreisabschnitte beschreiben.<br />
Bis α ≤ 30° folgt die Kennlinie dem Kreis mit dem Mittelpunkt im Koor dinatenursprung<br />
und für α ≥ 30° ist die Kreisgleichung durch Gleichung (<strong>12</strong>.<strong>12</strong>) gegeben.<br />
⎛<br />
2 ⎜<br />
⎛ Q1á<br />
⎞ ⎜ U<br />
⎜ ⎟<br />
⎜ ⎟<br />
+ ⎜<br />
⎝ U diId<br />
⎠ ⎜<br />
U<br />
⎜<br />
⎝<br />
diá<br />
di<br />
2<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎞<br />
⎟<br />
1 ⎟<br />
− ⎟<br />
⎛ ð ⎞<br />
2sin⎜<br />
⎟ ⎟<br />
⎝ p ⎠ ⎠<br />
⎜ 1 ⎟<br />
= ⎜ ⎟<br />
⎜<br />
⎛ ð ⎞<br />
2sin<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎜ ⎟<br />
⎟<br />
⎝ ⎝ p ⎠ ⎠<br />
2<br />
(<strong>12</strong>.<strong>12</strong>)<br />
Es handelt sich bei Gleichung (<strong>12</strong>.<strong>12</strong>) um einen Kreis, dessen Mittelpunktskoordinate<br />
für die M3-Schaltung mit p = 3 aus Gleichung (<strong>12</strong>.13) folgt.<br />
⎛ 1 ⎞ 1<br />
M =<br />
⎜ , O<br />
⎟ mit R = = 0,<br />
577<br />
(<strong>12</strong>.13)<br />
⎝ 3 ⎠<br />
3<br />
Es ist kein Wechselrichterbetrieb möglich. Das Blindleistungsdiagramm (Bild<br />
<strong>12</strong>.<strong>12</strong>) liegt im 1. Quadranten.<br />
<strong>12</strong>.6 Steuerkennlinien und Leistungsfaktoren<br />
Beim Vergleich der Steuerkennlinien (Bilder <strong>12</strong>.<strong>12</strong> und <strong>12</strong>.13) ist zu beachten,<br />
dass bezogene arithmetische Mittelwerte der Gleichspannungen über dem Steuerwinkel<br />
aufgetragen sind. Gle iche Steuerkennlinien sagen nichts über die wirkliche<br />
Spannungshöhe und die Schaltung aus. Vollsteuerbare Schaltungen ohne Freilaufverhalten<br />
folgen alle unter den oben genannten idealen Glättungsbe dingungen der<br />
cos-Kennlinie.
184<br />
Udiα<br />
Udi<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,2<br />
0<br />
-0,2<br />
-0,6<br />
Bild <strong>12</strong>.13: Steuerkennlinien der M-Schaltungen<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
-1,0<br />
0° 30° 60° 90° <strong>12</strong>0° 150° 180°<br />
Mit den Randbedingungen einer ideale Glättung (Ld → ∞) und ohne Berücksichtigung<br />
der Kommutierungsinduktivität (Lk = 0) sowie der Wechselrichtertrittgrenze<br />
(γ = 0) lassen sich die mathematische Formulierungen in Tabelle <strong>12</strong>.1 für<br />
die Steuerkennlinien Udiα/Udi = f(α) und die jeweiligen Leistungsfaktoren λ = f(α)<br />
zum Vergleich und zur Überprüfung der Simulationen angeben. Die Grafiken sind<br />
mit der MATHCAD-Datei leifak.mcd berechnet worden.<br />
Udiα<br />
Udi<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,2<br />
0<br />
-0,2<br />
-0,6<br />
M2; M3<br />
B2; B6<br />
M3F M2F<br />
-1,0<br />
0° 30° 60° 90° <strong>12</strong>0° 150° 180°<br />
Bild <strong>12</strong>.14: Steuerkennlinien der B-Schaltungen<br />
Um die Schaltungen hinsichtlich ihrer Blindleistungsaufnahme mit einander zu<br />
vergleichen, sind die Leistungs faktoren λ(α) über dem Steuerwinkel oder über der<br />
bezogenen ausgesteuerten Spannung Udiα/Udi aufgetragen (Bilder <strong>12</strong>.15 und <strong>12</strong>.16).<br />
B6F<br />
α<br />
B2F; B6H<br />
α
<strong>12</strong>.6 Steuerkennlinien und Leistungsfaktoren 185<br />
λ<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Bild <strong>12</strong>.15: Leistungsfaktoren der Mittelpunktschaltungen<br />
Halbgesteuerte Schaltungen und Schaltungen, bei denen eine Freilaufdiode hinzugefügt<br />
wurde, weichen erst nach einem bestimmten Steuerwinkel von dieser idealen<br />
Kennlinie ab. Ähnliche Abweichungen treten auch ein, wenn die Glättungsverhältnisse<br />
nicht ideal sind. Eine Verbesserung des Leistungsfaktors wird durch<br />
den Verzicht auf den Wechselrichterbetrieb des Gleichrichters erkauft.<br />
λ<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,2<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
Udiα<br />
Bild <strong>12</strong>.16: Leistungsfaktoren der Brückenschaltungen<br />
Udi<br />
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1<br />
Udiα<br />
Udi
186<br />
Tabelle <strong>12</strong>.1: Leistungsfaktoren und Steuerkennlinien<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Schaltung Bereich Leistungsfaktor λ Steuerkennlinie<br />
Udiα/Udi = f(α)<br />
M2; B2 0° ≤ α ≤ 180° 2<br />
ð<br />
2 cos( α )<br />
M2F; B2H; B2F 0° ≤ α ≤ 180° 2(<br />
1 + cos( α)<br />
)<br />
M3 0° ≤ α ≤ 180°<br />
M3F 0° ≤ α ≤ 30°<br />
30° ≤ α ≤ 150°<br />
ð<br />
α<br />
1−<br />
ð<br />
3 3 cos( α )<br />
2ð<br />
3<br />
2ð<br />
3 cos( α)<br />
⎛α<br />
6 cos⎜<br />
+<br />
⎝ 2<br />
B6 0° ≤ α ≤ 180° 3<br />
cos( α )<br />
ð<br />
B6F<br />
B6H<br />
0° ≤ α ≤ 60°<br />
60° ≤ α ≤ <strong>12</strong>0°<br />
0° ≤ α ≤ 60°<br />
60° ≤ α ≤ 180°<br />
ð<br />
3<br />
cos( α)<br />
ð<br />
ð<br />
<strong>12</strong><br />
5 α<br />
−<br />
6 ð<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛ ⎛ ð ⎞⎞<br />
3<br />
⎜<br />
⎜1<br />
+ cos⎜α<br />
+ ⎟<br />
3<br />
⎟<br />
⎝ ⎝ ⎠⎠<br />
3α<br />
ð 2 −<br />
ð<br />
3 1+<br />
cos( α)<br />
ð 2<br />
6(<br />
1+<br />
cos( α))<br />
2ð<br />
α<br />
1−<br />
ð<br />
<strong>12</strong>.7 Übungen zum Leistungsvergleich<br />
2<br />
cos(α )<br />
1+ cos( α)<br />
2<br />
cos(α )<br />
cos(α )<br />
⎛ α ð ⎞<br />
2 cos⎜<br />
+ ⎟<br />
⎝ 2 <strong>12</strong> ⎠<br />
ð<br />
cos(α )<br />
cos( α)<br />
5 α<br />
−<br />
6 ð<br />
⎛ ð ⎞<br />
1+<br />
cos⎜α<br />
+ ⎟<br />
⎝ 3 ⎠<br />
1+ cos( α)<br />
2<br />
In diesem Beispiel werden Leistungsdaten der B6-Brücke mit denen der B6H-<br />
Brücke verglichen. Sowohl die Eingangsleistungen auf der Wechselspannungsseite<br />
als auch die Ausgangsleistungen auf der Gleichspannungsseite sind simuliert<br />
worden. Der Einfluss einer Kommutierungsinduktivität wird vernachlä ssigt.<br />
Als Eingabe ist eine ohmsch-induktive Last mit R = 170 Ω und Ld = 10 mH gewählt.<br />
Der Steuerwinkel sei α = 40°.<br />
2
<strong>12</strong>.7 Übungen zum Leistungsvergleich 187<br />
In MATHCAD können die Leiterströme und ihre erste Oberschwingung gemeinsam<br />
mit der Strangspannung in einem normierten Zeitdiagramm ausgegeben werden.<br />
Die Spannungen und Ströme sind auf ihre Effektivwerte bezogen. Mit der<br />
Datei b6rl.mcd wurde Bild <strong>12</strong>.17 und mit b6rlh.mcd Bild <strong>12</strong>.18 erstellt. Die Netzspannung<br />
ist als gestrichelte Sinusfunktion dargestellt.<br />
Bild <strong>12</strong>.17: Leiterströme und Strangspannung (B6)<br />
Die Grundschwingung des Leiterstroms ist als ausgezogene Sinusfunktion gezeichnet.<br />
Die ausgezogenen Geraden entsprechen dem Effektivwert des Leiterstroms<br />
IL und der Strangspannung US und die strichpunktierten Geraden zeigen<br />
den Effektivwert der Grundschwingung I1L. In der B6-Schaltung wurde beim Ausdruck<br />
eine Periode ZP := 1 und bei der B6H-Schaltung zwei Perioden ZP := 2 gezeichnet.<br />
Bild <strong>12</strong>.18: Leiterströme und Strangspannung (B6H)
188<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Bild <strong>12</strong>.19: Leistungswerte der B6-Schaltung (MATHCAD)<br />
Die mathematische Auswertung in MATHCAD ergibt die Leistungsbilanz. Der<br />
Phasenwinkel zwischen der Strangspannung und der Stromgrundschwingung ϕ1<br />
entspricht jetzt nicht mehr dem Steuerwinkel α, weil die Randbedingung der unendlich<br />
guten Glättung nicht mehr eingehalten wurde. Man beachte, dass die Genauigkeit<br />
der Ergebnisse von der gewählten Schrittweite der numerischen Lösungsverfahren<br />
abhängt und nicht von der Stellenzahl der Rechnerausgabe.<br />
In diesem Zusammenhang ist noch auf die Fourier-Analyse des Leiterstroms in der<br />
Übungsdatei hinzuweisen, die bei der halbgesteuerten Brücke jetzt zusätzlich geradzahlige<br />
Anteile hat, was zu einer Verschlechterung des Grundschwingungsgehaltes<br />
führt.
<strong>12</strong>.7 Übungen zum Leistungsvergleich 189<br />
Bild <strong>12</strong>.20: Leistungswerte der B6H-Schaltung (MATHCAD)<br />
Mit den gleichen Eingabewerten wie bei MATHCAD wird im SIMPLOER simuliert<br />
und anschließend die Ergebnisse mit MATHCAD in Tabelle <strong>12</strong>.2 verglichen.<br />
Dazu wurden sowohl der Leiterstrom iL1 als auch die zugehörige Phasenspannung<br />
uS1 in eine ASCII-Datei gespeichert, um sie anschließend im Datenanalyseprogramm<br />
DAY auszuwerten.<br />
Obwohl an beiden Schaltungen gleiche ohmsche Widerstände angeschlossen sind,<br />
ist die Last nicht identisch, da sie an unterschiedlichen Gleichspannungen Udiα liegen<br />
und deswegen verschiedene Leistungen umsetzen.<br />
Die Phasenspannung und der Leiterstrom entsprechen den Grafiken in MATH-<br />
CAD. Allerdings sind sie jetzt nicht normiert. Der Strom ist um den Faktor 100<br />
vergrößert eingetragen. Es fehlt auch die Stromgrundschwingung, die hier nicht so<br />
leicht darzustellen ist. Ströme und Spannungen sind aus den Bildern <strong>12</strong>.21 und<br />
<strong>12</strong>.22 zu entnehmen.<br />
Über die eingebundene Leistungsauswertung in DAY werden die Leistungen pro<br />
Strang gezeigt.
190<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Bild <strong>12</strong>.21: Strom und Spannung aus SIMPLORER (B6)<br />
Die Wirkleistung P = Pdα, die Scheinleistung S, die Blindleistung Qα und der Leistungsfaktor<br />
λ sind aus Bild <strong>12</strong>.23 und Bild <strong>12</strong>.24 zu entnehmen. Um den Phasenwinkel<br />
ϕ1 im SIMPLORER zu ermitteln, muss die Fourier-Analyse sowohl für die<br />
Phasenspannung als auch für den Leiterstrom durchgeführt werden. Die Phasenwinkel<br />
der Grundschwingung in der Spannung müssen von der des Stromes abgezogen<br />
werden, um den Winkel zu ermitteln. Die Phasenleistungen müssen mit dem<br />
Faktor 3 multipliziert werden, um die Drehstromleistung zu erhalten. Die Einheiten<br />
sind entsprechend hinzuzufügen.<br />
Bild <strong>12</strong>.22: Strom und Spannung aus SIMPLORER (B6H)
<strong>12</strong>.7 Übungen zum Leistungsvergleich 191<br />
Unterschiede, die aus dem Vergleich der Ergebnisse beider Verfahren auftreten,<br />
sind auf die verschiedenen Schrittweiten bei der numerischen Integration zurückzuführen.<br />
Die Genauigkeit der Zahlenangaben ist von der Schrittweite der Simulation<br />
abhängig. Im Vergleich der Ergebnisse aus Bild <strong>12</strong>.19 und Bild <strong>12</strong>.20 mit<br />
Bild <strong>12</strong>.23 und Bild <strong>12</strong>.24 gibt es Abweichungen in der zweiten Kommastelle. In<br />
Tabelle <strong>12</strong>.2 sind die Ergebnisse gegenübergestellt.<br />
Bild <strong>12</strong>.23: Leistungen aus SIMPLORER (B6)<br />
In DAY gibt es eine Vorschau der Leistung p(t), die hier über eine Periodendauer<br />
der Speisespannung von 20 ms vorliegt. Es wurde die Möglichkeit genutzt, mit<br />
den Anfangswerten der vorangehenden Simulation weiter zu rechnen, um so den<br />
Einfluss der Einschwingvorgänge auszublenden. Die Wirkleistung P ist der arithmetische<br />
Mittelwert der Leistungsfunktion.<br />
In diesem Beispiel sieht man, dass die Ergebnisse der Fourier-Analyse in MATH-<br />
CAD ausgewertet werden können. Durch die Grenzen mathematischer Beschreibung<br />
ist die Anwendung von MATHCAD eingeschränkt.<br />
Die Auswirkung schwacher Netze oder der Einfluss verzerrter Spannungen sowie<br />
Unsymmetrien auf die Leistungsbilanz können zum Beispiel mit SIMPLORER einfacher<br />
untersucht werden.
192<br />
Tabelle <strong>12</strong>.2: Leistungsvergleich<br />
Bild <strong>12</strong>.24: Leistungen aus SIMPLORER (B6H)<br />
<strong>12</strong> Verkleinerung der Steuerblindleistung<br />
Größe Programm B6 B6H<br />
Eingabedaten: R = 170 Ω; Ld = 10 mH; α = 40°; UL = 400 V<br />
Pda<br />
S<br />
Qα<br />
λ<br />
MATHCAD 1,07 kW 1,39 kW<br />
SIMPLORER 30,353 = 1,06 kW 30,4602 = 1,38 kW<br />
MATHCAD 1,42 kVA 1,62 kVA<br />
SIMPLORER 30,467 = 1,40 kVA 30,534 = 1,60 kVA<br />
MATHCAD 0,93 kvar 0,826 kvar<br />
SIMPLORER 30,303 = 0,91 kvar 30,271 = 0,813 kvar<br />
MATHCAD 0,75 0,86<br />
SIMPLORER 0,75 0,86<br />
Pd 1,32 kW 1,52 kW<br />
Q/Pd 0,78 0,62<br />
Pda/Pd<br />
0,81 0,91