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Asynchronmotor

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Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

Theoretische Grundlagen<br />

Im Leistungsbereich oberhalb 0,75 kW ("integral horsepower") sind etwa 90% der gefertigten<br />

elektrischen Maschinen Drehstromasynchronmaschinen (AsM). Asynchronmaschinen<br />

werden überwiegend als Motoren eingesetzt, hauptsächlich zum Antrieb von Pumpen,<br />

Lüftern, Kompressoren. Die größte wirtschaftliche Bedeutung haben in Europa 2p =<br />

4- polige Niederspannungsasynchronmaschinen im Leistungsbereich zwischen 0,75 kW<br />

und 75 kW.<br />

AsM werden im Ständer mit einer Drehstromwicklung ausgeführt (in der Regel: symmetrische<br />

dreisträngige Wicklung , räumlicher Versatz der gleichartig aufgebauten Wicklungsstränge:<br />

2π/m1p, m1 : Strangzahl, m1 = 3, p: Polpaarzahl). Je nach Läuferbauart<br />

werden AsM mit Käfigläufer und AsM mit Schleifringläufern unterschieden. Die Läuferwicklung<br />

besteht entweder aus in das Läuferblechpaket eingegossenen (Aluminium) oder<br />

eingeschlagenen (Kupfer) Stäben, die an den Enden durch Kurzschlußringe verbunden<br />

sind (Käfigläufer) oder aus drei symmetrisch angeordneten Wicklungssträngen (stets in<br />

Sternschaltung, Sternpunkt im Wickelkopf geschaltet), deren Enden auf Schleifringe<br />

geführt sind, die von außen beschaltet werden können (Schleifringläufer).<br />

Bei Anschluß der Ständerwicklung an ein symmetrisches Drehstromnetz entsteht im<br />

Luftspalt ein räumlich näherungsweise sinusförmig verteiltes Feld, dessen Maximum mit<br />

der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω1 / p umläuft. Die zugehörige Drehzahl<br />

(5.1) n1 = f1 / p<br />

wird als synchrone Drehzahl bezeichnet. Das Luftspaltgrundfeld induziert in der Läuferwicklung<br />

Spannungen der Frequenz<br />

(5.2) f2 = s f1 mit s: Schlupf, s = (n1 - n) / n1, n: Drehzahl<br />

Die Spannungsgleichungen der AsM bei symmetrischer Speisung und Vernachlässigung<br />

der Eisen- und Reibungsverluste lauten<br />

(5.3a) U1 = (R1 + jX1σ) I1 + jXh Iµ<br />

(5.3b) 0 = [(R'2+R' v ) / s + jX'2σ] I'2 + jXh Iµ<br />

Den Spannungsgleichungen entspricht das in Bild 5.1 gezeigte einsträngige Ersatzschaltbild,<br />

wobei zur Berücksichtigung der Eisenverluste ein Widerstand RFe parallel zur<br />

Hauptreaktanz eingezeichnet werden kann. In den meisten Betriebspunkten unterscheiden<br />

sich Ständer- und bezogener Läuferstrom nur wenig, so daß das Betriebsverhalten in<br />

guter Näherung durch das vereinfachte Ersatzschaltbild 5.2 beschrieben werden kann.<br />

Ständer- und bezogene Läuferstreureaktanz sind zur resultierenden Streureaktanz Xk<br />

zusammengefaßt.<br />

Xk = X1σ + X’2σ<br />

32


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

Der Ständerwicklungswiderstand ist in den Läuferkreis eingezeichnet.<br />

U 1<br />

Aus den Spannungsgleichungen kann mit Hilfe des Gesetzes über die Spaltung der<br />

Luftspaltleistung<br />

(5.4) Pδ = m1 2 I'2 R'2 / s<br />

I 1<br />

= PCu2 + Pmech<br />

= s Pδ + (1-s) Pδ<br />

das Drehmoment als Funktion des Schlupfes berechnet werden.<br />

Pmech Pδ (1-s) Pδ<br />

(5.5) M = ⎯⎯ = ⎯⎯⎯⎯⎯ = ⎯⎯<br />

2πn 2πn1 (1-s) 2πn1<br />

Die Drehmoment- Drehzahl- Kennlinie besteht aus zwei Ästen und einem Übergangsbereich<br />

(siehe Bild 5.3):<br />

s « skipp: M(s) ≈ 2 Mkipp s / skipp<br />

s » skipp: M(s) ≈ 2 Mkipp skipp / s<br />

R 1 R' s<br />

X 1σ<br />

I µ<br />

X h<br />

33<br />

X' 2σ<br />

2 /<br />

I' 2<br />

R'V s /<br />

U'2 / s<br />

U1 Strangspannung R1 Wicklungswiderstand der Ständerwicklung (Strang)<br />

I1 Strangstrom (Ständer) R'2 Wicklungswiderstand der Läuferwicklung (bezogen)<br />

I'2 Läuferstrom (bezogen) X1σ Streureaktanz der Ständerwicklung<br />

Iµ Magnetisierungsstrom X'2σ Streureaktanz der Läuferwicklung (bezogen)<br />

s Schlupf R'V Vorwiderstand (bezogen, nur bei Schleifringläufern)<br />

Xh Hauptreaktanz<br />

Bild 5.1 Einsträngiges Ersatzschaltbild einer Drehstromasynchronmaschine<br />

U 1<br />

I 1<br />

I µ<br />

X h<br />

X k<br />

R1 R'2 s /<br />

I' 2<br />

R'V / s<br />

U'2 / s<br />

Bild 5.2 Vereinfachtes einsträngiges Ersatzschaltbild einer Asynchronmaschine<br />

(Bezeichnungen siehe Bild 5.1)


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

mit dem Kippmoment Mkipp und dem Kippschlupf skipp.<br />

5<br />

M/MN 4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Rechnung<br />

Näherungen<br />

-0,2 -1 0<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 n/n1 Gegenstrombremsbereich<br />

Motorbereich<br />

Generatorbereich<br />

Bild 5.3 M- n- Kennlinie (Kloss’sche Formel), Näherungen<br />

(Darstellung für Mkipp = 2 MN, skipp = 0,1)<br />

Das Kippmoment beträgt bei vernachlässigbarem Ständerwicklungswiderstand<br />

(5.6) Mkipp =<br />

2<br />

m1 U1<br />

─── ──── (R1 = 0)<br />

2πn1 2 Xk<br />

mit U1 Strangspannung<br />

Xk = X1σ + X'2σ resultierende Streureaktanz<br />

Das Kippmoment ist ein Maß für die Drehmomentüberlastbarkeit des Motors; es beträgt<br />

nach VDE 0530 Teil 12 mindestens Mkipp = 1,6 MN. Das Kippmoment ändert sich qua-<br />

dratisch mit der Spannung.<br />

Der Kippschlupf ist nur von der resultierenden Streureaktanz und vom Widerstand im<br />

Läuferkreis abhängig:<br />

R'2 (+R'V)<br />

(5.7) skipp = ──────⎯ (R1 = 0)<br />

Xk<br />

Aus den Spannungsgleichungen kann der Ständerstrom als Funktion des Schlupfes<br />

berechnet und in einer komplexen Ebene aufgetragen werden. Die Ortskurve des Ständerstroms<br />

ist ein Kreis (Bild 5.4). Bei Verwendung des vereinfachten einsträngigen<br />

Ersatzschaltbilds liegt der Kreismittelpunkt stets auf der imaginären Achse.<br />

34


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

U 1<br />

Re( I1) ϕ<br />

I µ<br />

I 1<br />

P, s = s 1<br />

I' 2<br />

B<br />

C<br />

P 0 ,s = 0<br />

Aus der Stromortskurve können mit Hilfe der Parametergeraden alle wichtigen Betriebsgrößen<br />

des AsM ermittelt werden, wie zum Beispiel Anlaufstrom IA und Anzugsmoment<br />

MA(s = 1) oder das Kippmoment Mkipp(s = skipp).<br />

a) Kenngeraden der Stromortskurve<br />

a1) Gerade der mechanischen Leistung<br />

A<br />

Der Abstand vom jedem beliebigen Kreispunkt zur Gerade der mechanischen Leistung (=<br />

Verbindung zwischen P0 und Pk), senkrecht zur Imaginärachse gemessen, entspricht der<br />

mechanischen Leistung.<br />

a2) Drehmomentgerade<br />

Motorbereich<br />

P kipp, s = skipp<br />

Drehmomentgerade<br />

Gerade der mechanischen Leistung<br />

P k , s = 1<br />

s = skipp<br />

Gegenstrombremsbereich<br />

Generatorbereich<br />

Der Abstand vom jedem beliebigen Kreispunkt zur Drehmomentgerade (= Verbindung<br />

zwischen P0 und P∞), senkrecht zur Imaginärachse gemessen, entspricht dem Drehmoment.<br />

35<br />

Parametergerade<br />

s = s1<br />

s = 0<br />

D<br />

E F<br />

P , s =<br />

s = −R' 2 / R1<br />

−Im( I1) 2<br />

AB ∼ m1 R'2 I'2 (Läuferverluste) PB ∼ Luftspaltleistung, Drehmoment<br />

2<br />

BC ∼ m1 R1 I'2 (Ständerverluste) PA ∼ mechanische Leistung<br />

Bild 5.4 Stromortskurve mit Kenngeraden und Parametergerade


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

a3) Parametergerade<br />

Jede beliebige Senkrechte auf der Verbindungslinie zwischen Kreismittelpunkt MP und<br />

dem "ideellen" Kurzschlußpunkt P∞ kann als Parametergerade dienen. Die Parametergerade<br />

ist linear geteilt. Der Schnittpunkt zwischen dem zu parametrierenden Kreispunkt<br />

und dem Punkt P∞ liefert den Parameter s dieses Betriebspunktes auf der Parametergerade.<br />

Zur Parametrierung (= Festlegung der Skala der Parametergerade) muß für zwei Kreispunkte<br />

der zugehörige Schlupf bekannt sein.<br />

b) Maßstäbe<br />

b1) Strom: mI: gewählt (Leiterstrom) Einheit: A/cm<br />

b2) Leistung: mP = √3 UN mI Einheit: W/cm<br />

b3) Drehmoment: mM = mP / (2πn1) Einheit: Nm/cm<br />

Zur Berechnung der Stromwärmeverluste in den Wicklungen (I'2: Leiterstrom):<br />

2 2<br />

Y- Schaltung: PCu1 = m1 R1 I'2 PCu2 = m1 R'2 I'2<br />

2 2<br />

∆- Schaltung: PCu1 = R1 I'2 PCu2 = R'2 I'2<br />

Einzelverlustverfahren<br />

Wegen der relativ hohen Wirkungsgrade insbesondere größerer AsM ist die Wirkungsgradbestimmung<br />

durch direkte Messung von aufgenommener und abgegebener Leistung<br />

problematisch. Daher werden die einzelnen Verlustanteile ermittelt.<br />

Ständerstromwärmeverluste PCu1 = m1 R1W 2<br />

I1<br />

R1W = R1k (1 + α∆ϑ)<br />

mit α: Temperaturkoeffizient des elektrischen<br />

Widerstands, α = 0,004 1/K<br />

∆ϑ = 55/75 K für Wärmeklasse B/F,<br />

R1k: Kaltwiderstand bei 20 o C<br />

mechanische Leistung Pmech = 2πn M<br />

Läuferstromwärmeverluste PCu2 = s / (1-s) Pmech<br />

Eisen- und Reibungsverluste PReib + PFe = P0 - m1 R1k 2<br />

I10<br />

mit P0: aufgenommene Leistung<br />

der leerlaufenden Maschine<br />

I10: Leerlaufstrangstrom<br />

Zusatzverluste nach VDE 0530 Pzus = 0,005 PelN (I/IN) 2<br />

Pmech<br />

η = ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯<br />

Pmech + PCu1 + PCu2 + PFe + PReib + Pzus<br />

mit PelN: aufgenommene elektrische<br />

Leistung bei Bemessungsbetrieb<br />

36


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

Betriebsverhalten von Schleifringläufermotoren<br />

Das Betriebsverhalten von AsM mit Schleifringläufern kann durch das Einschalten von<br />

Vorwiderständen in den Läuferkreis variiert werden. Nach Gl. 5.3b ergeben sich mit Vorwiderstand<br />

beim Schlupf s* dieselben Betriebsdaten wie für RV = 0, wenn die Bedingung<br />

s* R2 + RV<br />

(5.8) ── = ──────<br />

s R2<br />

erfüllt ist. Bild 5.5 zeigt die Drehmoment- Drehzahl- Kennlinien eines Schleifringläufermotors<br />

mit verschiedenen Vorwiderständen.<br />

M /M N<br />

Schleifringläufermotoren werden eingesetzt,<br />

- um den Anlaufstrom zu verringern und das Anlaufmoment zu erhöhen,<br />

- für Antriebe mit hohem Trägheitsmoment.<br />

Hierbei kann die in der Läuferwicklung beim Hochlauf entstehende Wärmemenge durch<br />

Einschalten von Vorwiderständen verringert werden.<br />

Eine wichtige Kenngröße der Schleifringläufermotoren ist die Läuferstillstandsspannung<br />

U20, die im Stillstand zwischen den offenen Schleifringen gemessen werden kann (Ständerwicklung<br />

an Bemessungsspannung). Die Läuferstillstandsspannung gestattet die<br />

näherungsweise Bestimmung des Übersetzungsverhältnisses.<br />

R'2 ┌ UN ┐ 2<br />

(5.9) ── = │ ─── │<br />

R2 └ U20 ┘<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

R V = 6,6 R 2<br />

R V = 16,9 R 2<br />

0 0,2 0,4 0,6 0,8 n /n 1<br />

1<br />

37<br />

R V = 2,6 R 2<br />

R V = 0<br />

Bild 5.5 Drehmoment- Drehzahl- Kennlinien eines Schleifringläufermotors<br />

(Parameter Vorwiderstand RV)


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

Betriebsverhalten von Drehstrom- AsM am Wechselstromnetz<br />

Im Bereich kleiner Leistungen werden <strong>Asynchronmotor</strong>en häufig am Wechselstromnetz<br />

betrieben. Einsatzbereiche sind beispielsweise Pumpen für Waschmaschinen und<br />

Geschirrspüler, Antriebe für Wäschetrockner, Kreissägen, Rasenmäher usw. .<br />

Zur Bildung eines zeitlich konstanten Drehmoments ist im Luftspalt einer Asynchronmaschine<br />

ein möglichst sinusförmig verteiltes magnetisches Feld erforderlich, dessen<br />

Maximum mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω1 / p im Luftspalt umläuft. Bei Anschluß<br />

eines oder mehrerer Wicklungsstränge an ein Wechselstromnetz entsteht im Luftspalt<br />

jedoch nur ein Wechselfeld.<br />

Um Drehstrommotoren mit m1 = 3 gleichartigen Wicklungssträngen am Wechselstromnetz<br />

betreiben zu können, wird die sogenannte Steinmetzschaltung nach Bild 5.6 ausgeführt.<br />

Z Z<br />

IZ<br />

I U<br />

U = U<br />

U N<br />

Die Symmetriebedingung für die Ströme lautet<br />

I W<br />

U W<br />

(5.10) IV = IU e -j2π/3 , IW = IU e -j4π/3<br />

Für den Strom durch die Zusatzimpedanz ergibt die Knotenpunktregel<br />

IZ = IV − IW = −j√3IU,<br />

woraus sich für die Zusatzimpedanz die Bedingung<br />

UW UN e -j4π/3 1 UN √3 1<br />

(5.11) ZZ = ⎯ = ⎯⎯⎯⎯ = ⎯ ⎯ [ − ⎯ − j ⎯ ]<br />

IZ -j√3IU √3 IU 2 2<br />

U V<br />

ergibt. Wird die Motorimpedanz Z = UN/IU durch Z = R(s) + jX(s) ersetzt, so kann eine<br />

Bedingung für die Zusatzimpedanz abgeleitet werden.<br />

1 ⎡ √3 1 ⎤<br />

(5.12) ZZ = ⎯ ⎢[R(s) + jX(s)] [ − ⎯ − j ⎯ ] ⎥<br />

√3 ⎣ 2 2 ⎦<br />

38<br />

I V<br />

I<br />

bei Linkslauf<br />

Bild 5.6 Steinmetzschaltung eines Drehstrommotors zum Betrieb am Wechselstromnetz


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

1 ⎡ −√3 1 1 √3 ⎤<br />

= ⎯ ⎢ ⎯ R(s) + ⎯ X(s) − j [ ⎯ R(s) + ⎯ X(s)] ⎥<br />

√3 ⎣ 2 2 2 2 ⎦<br />

Die Symmetrierung nur dann mit einer idealen Kapazität erfolgen, wenn der Realteil verschwindet:<br />

Re(ZZ) = 0 ⇒ R(s*) = X(s*) / √3 ⇒ ⏐tanϕHa⏐ = X(s*) / R(s*) = √3 ⇒ ϕ = −π/3<br />

Im(ZZ) = −jXCB<br />

−j ⎡ 1<br />

= ⎯<br />

√3 ⎤<br />

⎢ ⎯ R(s*) + ⎯ √3 ⎣ 2<br />

X(s*) ⎥<br />

2 ⎦<br />

XCB<br />

Der Netzstrom beträgt<br />

X(s*)<br />

= ⎯⎯<br />

√3<br />

⎡ 1 √3<br />

⎢ ⎯⎯ + ⎯<br />

⎣ 2√3 2<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

2<br />

= ⎯ X(s*)<br />

3<br />

(5.13) I = IU − IV = IU (1 − e −j2π/3 ) = √3 IU e jπ/6 = √3 UN / (Z(s*) e jπ/3 ) e jπ/6<br />

= √3 UN / Z(s*) e -jπ/6<br />

Der Netzleistungsfaktor im Symmetriepunkt ist also<br />

cos(−π/6) = √3/2.<br />

Für den Kondensatorstrom ergibt die Knotenpunktregel<br />

(5.14) IZ = IV − IW = IU (e −j2π/3 − e −j4π/3 ) = √3IU e −jπ/2<br />

= √3UN / (Z(s*) e jπ/3 ) e −jπ/2 = √3UN / Z(s*) e −j5π/6 .<br />

Der Kondensatorstrom ist gleich dem Leiterstrom, d. h. bei symmetrischer Speisung<br />

gleich dem √3-fachen Strangstrom. Das Verhältnis zwischen der Kondensatorblindleistung<br />

QCB und der von der Maschine aufgenommenen Wirkleistung PW beträgt<br />

QCB UC IZ UN √3IU 2<br />

(5.15) ⎯⎯ = ⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯⎯ = ⎯⎯⎯⎯⎯⎯ = ⎯<br />

PW 3 UN IU cosϕU 3 UN IU 0,5 √3<br />

2<br />

Wegen QCB = ωCBUN folgt die Bestimmungsgleichung für die erforderliche Kapazität<br />

2 PW<br />

CB = ⎯⎯⎯⎯<br />

2<br />

√3 ω UN<br />

Da sich die elektrisch aufgenommene und die mechanisch abgegebene Leistung nur<br />

durch den Wirkungsgrad unterscheiden (P = η PW), kann die Kapazität des Symmetrierungskondensators<br />

auch mit Hilfe der mechanischen Leistung ausgedrückt werden:<br />

2 P<br />

(5.16) CB = ⎯⎯⎯⎯⎯<br />

2<br />

η√3 ω UN<br />

Im Leistungsbereich zwischen 0,55 kW und 2,2 kW beträgt der Wirkungsgrad 4poliger<br />

Drehstromasynchronmotoren etwa η ≈ 75%. Für eine Netzspannung von UN = 230 V (∆)<br />

kann bei der Netzfrequenz von f1 = 50 Hz eine „Faustformel“ zur Bestimmung der Kapazität<br />

angegeben werden:<br />

39


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

CB 93 µF<br />

⎯ ≈ ⎯⎯⎯ (UN = 230 V (∆), f1 = 50 Hz)<br />

P kW<br />

Im Symmetrierungspunkt beträgt die mechanische Leistung etwa 50% der Bemessungsleistung<br />

(I/IN ≈ 0,8, cosϕ/cosϕN ≈ 0,5/0,8). Daher kann die Symmetrierungskapazität<br />

überschlägig direkt aus der auf dem Leistungsschild angegebenen Bemessungsleistung<br />

berechnet werden:<br />

CB 93 µF 0,5 47 µF<br />

(5.17) ⎯ ≈ ⎯⎯⎯⎯⎯ = ⎯⎯⎯ (UN = 230 V(∆), f1 = 50 Hz, Pmax ≈ 0,7 PN)<br />

PN kW kW<br />

Die durch die Maschinenerwärmung begrenzte maximale mechanische Leistung des<br />

Motors in Steinmetzschaltung ist etwa 70% der Bemessungsleistung bei Betrieb am<br />

Drehstromnetz.<br />

Beispiel: Drehstrommotor mit UN = 230 V(∆)/400 V(Y), PN = 1,5 kW:<br />

CB ≈ 1,5 kW 47 µF/kW = 70 µF, Pmax ≈ 0,7 1,5 kW ≈ 1 kW<br />

Der Schlupf im symmetrierten Betrieb ist kleiner als der Schlupf im Bemessungsbetrieb<br />

am Drehstromnetz. Im Anlauf (s = 1) bildet sich im allgemeinen ein stark unsymmetrisches<br />

Stromsystem mit der Folge eines verringerten Anzugsmoments aus. Bei Antrieben,<br />

die ein großes Anzugsmoment erfordern, wird daher parallel zum Betriebskondensator<br />

ein Anlaufkondensator geschaltet, der nach erfolgtem Hochlauf (zum Beispiel über ein<br />

Zeitrelais) abgeschaltet wird. Die Anlaufkondensatoren sind wegen des großen Einschaltstroms<br />

deutlich größer als die Betriebskondensatoren.<br />

Versuchsdurchführung<br />

1. Daten des Typenschilds notieren, Bemessungsmoment (Nennmoment) MN berechnen<br />

2. Widerstandmessung<br />

Messen Sie die Wicklungswiderstände von Ständer- und Läuferwicklung (R1k, R2k)<br />

sowie die Raumtemperatur ϑ1.<br />

3. Läuferstillstandsspannung<br />

Messen Sie die Läuferstillstandsspannung (n = 0, zwischen je zwei Schleifringen, Ständerwicklung<br />

an Bemessungsspannung, Schleifringe offen).<br />

4. Leerlaufmessung (U = UN)<br />

Mit Hilfe der Leerlaufmessung werden die Eisen- und Reibungsverluste bestimmt<br />

(wichtig für die Wirkungsgradbestimmung).<br />

Messen Sie bei unbelasteter Maschine den Leerlaufstrom I10 und die Leerlaufverluste<br />

P0.<br />

40


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

5. Bestimmung des bezogenen Läuferwicklungswiderstands<br />

Belasten Sie die Maschine bei kurzgeschlossenen Schleifringen mit dem Bemessungsmoment<br />

MN (U = UN). Messen Sie Ständerstrom I1, die aufgenommene Wirkleistung<br />

PW und die Drehzahl n.<br />

Zeichnen Sie das Zeigerdiagramm für Bemessungsbetrieb (vergl. Betriebspunkt P in<br />

Bild 5.4).<br />

Anleitung: Verwenden Sie den Leerlaufstrom Iµ ≈ I10 aus der Leerlaufmessung 4.,<br />

Bestimmen Sie die Richtung von I1 aus cosϕ = PW / (√3 U I1).<br />

Bestimmen Sie aus dem Zeigerdiagramm den Strom I'2. Berechnen Sie aus<br />

(Gl. 5.4),<br />

PCu2 = s / (1-s) Pmech = m1 R'2 2<br />

I'2 ,<br />

den bezogenen Läuferwicklungswiderstand.<br />

Hinweis: Diese Methode der Bestimmung des Läuferwicklungswiderstands kann<br />

auch bei Käfigläufermotoren angewandt werden.<br />

6. Belastungsmessung<br />

6.1 Betrieb am sinusförmigen Netz (Schaltung nach Bild 5.7, Seite 46)<br />

a) U = UN, ohne Vorwiderstand (RV = 0) und mit zwei verschiedenen Vorwiderständen<br />

(RV1, RV2).<br />

Messen Sie bei Bemessungsspannung die Drehzahl bei verschiedenen motorischen<br />

Belastungen (n = f(M), einschließlich Leerlauf (M = 0)) ohne bzw. mit Vorwiderstand.<br />

Ermitteln Sie bei der Messung ohne Vorwiderstand die Belastung, bei der der<br />

Leistungsfaktor cosϕ = 0,5 beträgt und messen Sie Drehzahl, Drehmoment, Ständerstrom<br />

sowie die elektrisch aufgenommene Leistung.<br />

b) U = UN/√3 (Y), RV = 0<br />

Messen Sie bei reduzierter Spannung, Drehzahl, Ständerstrom und Leistungsfaktor als<br />

Funktion des Drehmoments (motorisch und generatorisch).<br />

6.2. Bestimmung der Wicklungserwärmung<br />

Messen Sie nach den Messungen 6.1 die Wicklungswiderstände der Ständerwicklung.<br />

Anleitung: Setzen Sie zeitgleich mit dem Abschalten der Maschine die Stoppuhr in<br />

Gang. Führen Sie unmittelbar nach dem Abschalten (erste Messung möglichst<br />

innerhalb von 20...30 s nach dem Abschalten!) während einer Zeit von<br />

etwa 5 min nach Abschalten der Maschine mehrere Widerstandsmessungen<br />

durch und notieren Sie zu jeder Messung die Zeit.<br />

6.3 Betrieb am Wechselstromnetz in Steinmetzschaltung (Prinzipschaltung Bild 5.8, Seite<br />

47, Meßschaltung mit Anschluß des Leistungsmeßgeräts Bild 5.9, Seite 48)<br />

Hinweis: Zur zügigen Versuchsdurchführung soll der untersuchte Schleifringläufer<br />

auch für den Betrieb in Steinmetzschaltung verwendet werden. Wegen des<br />

41


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

geringen Anzugsmoments müssen zum Anlauf entweder Vorwiderstände in<br />

den Läuferkreis geschaltet werden, oder es ist ein Anlaufkondensator<br />

parallel zum Betriebskondensator zu verwenden, der nach erfolgtem Hochlauf<br />

sofort abzuschalten ist. Bei direktem Einschalten unter Verwendung<br />

des Anlaufkondensators ist mit großen Strömen und damit mit starker<br />

Erwärmung der Maschine zu rechnen!<br />

Bestimmen Sie zunächst überschlägig die Kapazität des Betriebskondensators nach<br />

Gl.(5.17) (Bemessungsspannung des Motors beachten!).<br />

Belasten Sie die Maschine, bis der Leistungsfaktor in den drei Strängen jeweils etwa<br />

0,5 beträgt. Optimieren Sie in diesem Betriebspunkt die Betriebskapazität (möglichst<br />

geringe Abweichungen zwischen den Leistungsfaktoren und Strömen der drei Wicklungsstränge).<br />

Ermitteln Sie anschließend durch Entlastung das kleinstmögliche thermisch<br />

zulässige Drehmoment Mthmin (max(IU, IV, IW) = IN) , Meßwerte der Ströme beobachten,<br />

Grenze ist erreicht, wenn einer der Strangströme den Bemessungsstrom<br />

erreicht) und analog durch Belastung das größte thermisch zulässige Drehmoment<br />

Mthmax (max(IU, IV, IW) = IN).<br />

Messen Sie bei konstanter Spannung im Symmetrierungspunkt sowie für M = Mthmin,<br />

M = Mthmax<br />

- die Strangströme IU, IV und IW,<br />

- die elektrisch aufgenommenen Leistungen PelU, PelV und PelW,<br />

- die Strangspannungen UU, UV und UW,<br />

- die Drehzahl n.<br />

Versuchsauswertung<br />

2. Berechnen Sie die mittleren Wicklungswiderstände R1k bzw. R2k eines Ständer- bzw.<br />

Läuferwicklungsstranges bei Raumtemperatur.<br />

3. Ermitteln Sie das Übersetzungsverhältnis (Gl. 5.9) und den bezogenen Läuferwiderstand<br />

R’2.<br />

4. Ermitteln Sie die Eisen- und Reibungsverluste für Bemessungsbetrieb (U = UN, n = nN).<br />

5. Vergleichen Sie den aus Gleichstrommessung und Übersetzungsverhältnis bestimmten<br />

bezogenen Läuferwicklungswiderstand mit dem aus der Belastungsmessung für<br />

M = MN ermittelten.<br />

6.1 a) Zeichnen Sie die Drehmoment- Drehzahl- Kennlinien M = f(n) für U = UN ohne bzw.<br />

mit Vorwiderstand (RV1, RV2) sowie für U = UN/√3 (Y), RV = 0 in ein Diagramm. Diskutieren<br />

Sie die Kennlinienverläufe.<br />

42


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

6.1 b) Zeichnen und parametrieren Sie die Stromortskurve für U = UN/√3 (Y), RV = 0.<br />

Anleitung zur Parametrierung: Berechnen Sie<br />

- die Streureaktanz Xk aus dem Kreisdurchmesser I∅ = I'2(s = −R'2 / R1):<br />

Xk = U1Strang/I∅Strang<br />

- die Hauptreaktanz Xh aus dem Leerlaufstrom I10:<br />

Xh = U1Strang/I10Strang<br />

Berechnen Sie für U = UN/√3 (Y) den Anlaufstrom IA = I1(s = 1) und den ideellen Kurzschlußstrom<br />

I1∞ = I1 (s = ∞) mit Hilfe des vereinfachten einsträngigen Ersatzschaltbilds<br />

und zeichnen Sie die Punkte Pk (s = 1) und P∞ (s = ∞) in die Stromortskurve ein.<br />

Ermitteln Sie mit Hilfe der Stromortskurve das Anzugsmoment und das Kippmoment<br />

und rechnen Sie diese sowie den Anlaufstrom auf volle Spannung um. Geben Sie die<br />

Größen als Relativwerte an: mA = MA / MN, iA = IA / IN, mkipp = Mkipp / MN.<br />

Ermitteln Sie das bezogene Anzugsmoment mA und den bezogenen Anlaufstrom iA mit<br />

Vorwiderstand (RV1, RV2).<br />

6.1c) Zeichnen Sie mit Hilfe der Stromortskurve die Strom- Drehzahl- Kennlinie sowie die<br />

Drehmoment- Drehzahl- Kennlinie (U = UN/√3 (Y), 0 < n < n1). Tragen Sie zusätzlich die<br />

Meßwerte für Strom und Drehmoment aus 6.1b) in das Diagramm ein.<br />

Bestimmen Sie für Bemessungsbetrieb (U = UN, M = MN, RV = 0) den Wirkungsgrad<br />

nach dem Einzelverlustverfahren.<br />

6.2 Tragen Sie die nach dem Abschalten gemessenen Wicklungswiderstände über der<br />

Zeit auf und ermitteln Sie durch Interpolation bzw. Extrapolation die Widerstände R1W<br />

zu den Zeitpunkten t = 30 s (entspr. VDE 0530 T 1) bzw. t = 0 (Abschaltzeitpunkt).<br />

Bestimmen Sie die zugehörigen Wicklungserwärmungen aus der Beziehung<br />

ϑ2 + 235 K R1W<br />

⎯⎯⎯⎯⎯ = ⎯⎯<br />

ϑ1 + 235 K R1k<br />

ϑ2: Temperatur nach dem Abschalten (t = 0, t = 30 s)<br />

ϑ1: Raumtemperatur (Messung 2.)<br />

6.3 Vergleichen Sie die meßtechnisch ermittelte optimale Kapazität mit der überschlägig<br />

berechneten.<br />

Beschreiben Sie die zum zügigen Anlauf verwendete Schaltung (Vorwiderstände<br />

und/oder Anlaufkondensator).<br />

Berechnen Sie für alle drei Betriebspunkte die abgegebene mechanische Leistung.<br />

Zeichnen Sie das Zeigerdiagramm aller Spannungen und Ströme im Symmetrierungspunkt<br />

(einschließlich Kondensatorstrom IC und Netzstrom I).<br />

43


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

~<br />

400 V 50 Hz<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

N<br />

Stelltrafo<br />

V<br />

power analyser<br />

CH1 CH2 CH3<br />

Bild 5.7 Drehstromasynchronmotor am Netz: Schaltung<br />

44<br />

R V<br />

K L M<br />

M G<br />

U1<br />

V1<br />

W1<br />

U2 V2 W2


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

U 50 Hz<br />

I<br />

(L2*)<br />

L<br />

N<br />

(L3*)<br />

CH2<br />

U2<br />

V1<br />

Bild 5.8 Steinmetzschaltung: Schaltbild (mit dreiphasigem Wattmeter zur Messung der<br />

Strangleistungen, Rechtslauf)<br />

45<br />

U1<br />

V2<br />

CH1<br />

CH3<br />

W1 W2<br />

I C


Praktikum Elektrische Maschinen Versuch 5: Drehstromasynchronmaschine Kremser 1998<br />

400 V 50 Hz<br />

L1<br />

L2<br />

L3<br />

N<br />

L3*<br />

L2*<br />

Bild 5.9 Steinmetzschaltung: Anschluss des Leistungsmessgerätes<br />

power analyser<br />

46<br />

A<br />

I<br />

U U U<br />

I<br />

I<br />

I<br />

CH2 CH1 U2 U1<br />

CH3<br />

W2<br />

V1<br />

I C<br />

V2 W1<br />

C

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