September 2002 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>09/<strong>2002</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september<br />
thema<br />
RegelBlut<br />
Außer im medizinischen Kontext ist die<br />
Menstruation in unserer Kultur tabu<br />
akrobatinnen<br />
OhneNetz<br />
Abseits vom Klischee bringt das Leben im<br />
Zirkus vor allem harte Arbeit mit sich<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
auf.takt<br />
Das Sommerloch hat in der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />
g<strong>an</strong>z eigenartige Auswirkungen: Alle verschluckten<br />
Kugelschreiber - für den Redaktionsalltag unerlässliche<br />
Werkzeuge - wurden wieder ausgespuckt.<br />
„Da sind so viele Kulis“, war den dem Urlaub<br />
trotzenden Mitarbeiterinnen der Stifte-Segen<br />
schon fast wieder zu viel. Aber die nächste<br />
Produktionswoche ließ nicht l<strong>an</strong>ge auf sich warten<br />
und der Alltag nahm seinen Lauf:„Wo ist ein<br />
Kuli!!!!“<br />
Doch eigentlich war es eine relativ entsp<strong>an</strong>nte<br />
Produktion der <strong>September</strong>-Nummer und die Wiedersehensfreude<br />
im Team war groß. Der Wermutstropfen:<br />
Petra Öllinger hat ihr Akademikerinnentraining<br />
beendet, wird also nicht mehr jeden<br />
Tag durch die Redaktionsräume brausen und<br />
uns mit ihrer Energie mitreißen. Wir vermissen<br />
sie sehr, freuen uns aber, sie als freie Mitarbeiterin<br />
doch noch halten zu können. Mit Anika Susek<br />
hatten wir eine <strong>an</strong>dere engagierte Frau, die beim<br />
Entstehen dieser Ausgabe fleißig mithalf. Anika<br />
studiert in Deutschl<strong>an</strong>d und wird noch weitere<br />
2 Wochen ihr Praktikum bei den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n<br />
absolvieren.<br />
Das Thema im <strong>September</strong> ist die Menstruation,<br />
der sich Verena Fabris und Eva Steinheimer von<br />
mehreren Seiten zu nähern versuchten (ab Seite<br />
16). Was das in letzter Zeit des öfteren zitierte<br />
GATS-Abkommen ist und welche Auswirkungen<br />
es auf uns und die Welt haben wird, beleuchtet<br />
Karin Lukas von feministATTAC (ab Seite 10).<br />
Einen Blick ins Nachbarl<strong>an</strong>d Deutschl<strong>an</strong>d wirft<br />
Irene Gronegger: 4 Jahre Rot-Grün und ein Ende<br />
in Sicht (ab Seite 14).<br />
Der leidliche parlamentarische Untersuchungsausschuss<br />
ist auch (noch?) nicht ausgest<strong>an</strong>den,<br />
im <strong>September</strong> sind weitere Frauen aus der<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion vorgeladen, um sich den absurden<br />
Vorwürfen heldinnenhaft zu stellen. An<br />
dieser Stelle wiederholen wir unsere Nachricht<br />
<strong>an</strong> „die da oben“ g<strong>an</strong>z laut: Von euch lassen wir<br />
uns nicht unterkriegen!!! Einen trockenen Herbst<br />
wünschen wir uns (und den teilweise Hoch-wasser-geplagten<br />
Mitarbeiterinnen) und euch lieben<br />
Leserinnen von Herzen.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
Em<strong>an</strong>ze!<br />
Runde 1 im Kampf gegen unfeministische Vorurteile<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
flüchtlingsfrauen<br />
Antrag abgelehnt<br />
Weibliche Flüchtlinge werden kaum wahrgenommen<br />
a ntiglobalisierung<br />
Kapital ist alles…<br />
Still und heimlich wird der Dienstleistungssektor liberalisiert<br />
international.deutschl<strong>an</strong>d<br />
Das war Rot-Grün<br />
Eine ernüchternde Bil<strong>an</strong>z nach vier Jahren Koalition<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
In Verh<strong>an</strong>dlung<br />
Erste Ged<strong>an</strong>ken zur Einführung von 3-Jahres-Subventionen<br />
menstruation<br />
Sacer mens<br />
In unserer Kultur wird über Menstruation kaum gesprochen<br />
forum.wissenschaft<br />
„Ich sehe, was ich weiß“<br />
Stadtspaziergänge gegen das Verdecken weiblicher Geschichte<br />
therapeutinnen<br />
Ausdruck der Seele<br />
Kunsttherapeutinnen definieren ein neues Berufsfeld<br />
zirkus<br />
Akrobatin schöööön!<br />
Das Leben im Zirkus hat nur wenig mit gängigen Klischees gemein<br />
architektur<br />
Schwebende Inseln<br />
Architektinnen brechen mit ihren Konstruktionen alte Rollen auf<br />
niki de saint phalle<br />
Rückkehr der Großen Göttin<br />
Die Weiblichkeit der N<strong>an</strong>as zwischen Subversion und Idealisierung<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Rock on Grrrls!<br />
Rockig und groovig den letzten Rest Sonne genießen<br />
lese.zeichen<br />
Widerständige Offenheit<br />
Feministische Perspektive auf theatrale Diskurse<br />
ge.fragt<br />
Bildungshunger<br />
Unsere Heldin erfuhr Ungerechtigkeiten und Frustrationen<br />
05<br />
08<br />
10<br />
14<br />
24<br />
16<br />
22<br />
28<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
39<br />
42
<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Der Sommer ist vorbei…<br />
Aber das ist kein Grund zur<br />
Verzweiflung – Herbstblätter<br />
sammeln k<strong>an</strong>n auch Spaß<br />
machen!<br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege .at<br />
http://www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination), Verena<br />
Fabris/vab (web), Angela Heissenberger/AH (Termine,<br />
Abos), Gabi Horak/GaH (Koordination), Kerstin<br />
Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Helga P<strong>an</strong>kratz/ p<strong>an</strong><br />
IInserate, PR: Eva Melnik, e-mail: inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Ständige Mitarbeiterinnen: Anni Bürkl/abü, Heike Ehlers/HE,<br />
Petra Öllinger/PÖ, Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Birgit Haehnel, Anika Susek,<br />
Karin Lukas, Irene Gronegger, Petra Unger, Amelie Cserer,<br />
Doris Brenner<br />
<strong>an</strong>.sage: Renate Brauner & Sigrid Wistrcil<br />
neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
heim.spiel: Angela Heissenberger<br />
wyber.space: Birgit Haehnel<br />
ge.fragt: Elke Koch<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n & Ute Hölzl<br />
plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Cartoon: Gabi Szekatsch<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, UNHCR, Magdalena Blaszczuk,<br />
Michael Zech<strong>an</strong>y, Verena Fabris, Angela Heissenberger,<br />
Cover: Magdalena Blaszczuk<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Andrea Gadler<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft: Homophobie in Schulbuch<br />
gefährdet<br />
Liebe <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redakteurinnen. In ein für<br />
den Unterricht in mittleren und höheren<br />
Schulen verwendeten Deutschlehrbuch<br />
(Autoren: Reinhard und Gerfried<br />
Stockinger „Sprachbausteine Übungsteil<br />
1“, M<strong>an</strong>z Verlag Schulbuch,Wien<br />
2001), wurde folgender Text unkommentiert<br />
hineingeschrieben:„An AIDS-<br />
Risikogruppen insbesondere Drogensüchtige<br />
und Homosexuelle wenden<br />
sich besondere Zeitschriften.“ Wieder<br />
ein Beispiel mehr, wie schon Jugendlichen<br />
suggeriert wird, dass hauptsächlich<br />
bestimmte sexuelle Orientierungen<br />
AIDS-kr<strong>an</strong>k machen.Von den „armen“<br />
heterosexuellen Sextouristen zum Beispiel,<br />
die sich speziell in Asien austoben<br />
und damit genau so gefährdet sind,<br />
schreibt natürlich niem<strong>an</strong>d – und schon<br />
gar nicht in Schulbüchern. Monika M<strong>an</strong>zl,Wörgl<br />
Betrifft: Kurzmeldung „Frauenspuren“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/02<br />
d<strong>an</strong>kbar<br />
Liebe Petra Öllinger, d<strong>an</strong>ke für die Info<br />
zum Projekt WOMENT! Bitte um die<br />
Berichtigung von zwei Namen: die<br />
Künstlerin und Gestalterin der 23 Gedenktafeln<br />
heißt Sabina (nicht Sabine)<br />
Hörtner und mein Name ist Bettina<br />
Behr (nicht Bahr). Freue mich, dass ihr<br />
über das Projekt berichtet habt. D<strong>an</strong>ke<br />
für eure Arbeit – feministische (Gegen-)<br />
Öffentlichkeiten wie die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind<br />
wichtige und motivierende Grundlagen<br />
meines und unseres Tuns!<br />
Liebe Grüße! Bettina Behr, Graz<br />
Betrifft: fehlende Kinderbetreuung<br />
konservativ<br />
Liebe Frauen. Jeden Monat freue ich<br />
mich auf die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Seit 1,5 Jahren lebe<br />
ich mit Familie in Münster und vermisse<br />
Österreich,Wien, vor allem aber<br />
meine Frauenzusammenhänge sehr.<br />
Noch vor meiner Abreise besorgte ich<br />
mir im Frauenzimmer die Adresse der<br />
Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung hier, aber die<br />
gibt es schon l<strong>an</strong>ge nicht mehr. Mir ist<br />
inzwischen klar, dass in so einer Atmosphäre<br />
eine Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
nicht existieren k<strong>an</strong>n. Münster ist wohl<br />
eine der konservativsten Städte in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d, was für mich schwerwiegende<br />
Folgen hat: Kindergartenöffnungszeiten<br />
von 7.30 bis 12/12.30 und<br />
14/14.30 bis 16Uhr (entfällt oft), Plätze<br />
mit Glück für Kinder ab 3 Jahren, unter<br />
3 gibt es keine Möglichkeit (außer privat)…<br />
Es ist frustrierend zu sehen, wie<br />
viele Frauen dieses Schicksal einfach<br />
so hinnehmen und nicht mehr Kampfgeist<br />
entwickeln. Ihr seht, die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
sind für mich hier g<strong>an</strong>z wichtig, um<br />
mich nicht unterkriegen zu lassen und<br />
auch um mitzukriegen was sich „zuhause“<br />
tut. Grüße, Edith Lehner-Päßler, Münster (D)<br />
Betrifft:„Technik – nichts für Frauen?“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 6/02<br />
abschreckend<br />
Ich habe diesen Artikel mit großem Interesse<br />
gelesen, da ich selbst einen<br />
technischen Beruf ergreifen möchte.<br />
Es stimmt zwar, dass wenige Frauen<br />
Technik reizvoll finden, aber ich glaube<br />
nicht, dass dieses Desinteresse von<br />
Männern hervorgerufen wird. Im Gegenteil.<br />
Bis jetzt habe ich über meine<br />
Berufswahl von Männern nur positive<br />
Reaktionen bekommen. Frauen sind<br />
hingegen skeptisch. Eine wichtige Rolle<br />
in der lnteressensbildung spielt die Bildungsstätte,<br />
und dass diese Bef<strong>an</strong>genheit<br />
zu einem Großteil <strong>an</strong>erzogen ist.<br />
Es gibt unendlich viele Einflussfaktoren,<br />
aber meines Erachtens lenken sich<br />
Frauen selbst in die „Anti-Technik-Richtung“<br />
und nur sie selbst können dieser<br />
Strömung entgegenwirken.„Frau“ sollte<br />
einfach <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, Frauen und Technik<br />
als selbstverständliche Kombination<br />
zu sehen und solche Artikel in Zukunft<br />
nicht mehr verfassen, denn genau<br />
diese stellen Frauen in der Technik<br />
als Exoten dar und das wirkt eher abschreckend<br />
als ermutigend. Angelika, Wien<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Karin Eckert<br />
Em<strong>an</strong>ze!<br />
Einen guten Magen hätte ich in den letzten Wochen<br />
gebraucht. Der Grund? Der Vorwurf, wir Feministinnen<br />
würden uns nur gegenseitig auf die Schultern klopfen,<br />
uns mit unseren geschützten Frauenräumen der Realität<br />
verweigern.Weit wichtiger wäre es, Andere auf<br />
unsere Seite zu ziehen. Stimmt eigentlich, denke ich mir. Na<br />
gut. Ich nehme die Herausforderung <strong>an</strong>, streife mir – vorsichtshalber<br />
– meine Boxh<strong>an</strong>dschuhe über und steige wagemutig in<br />
den Ring, neugierig, welche Keulen mich treffen werden. Mein<br />
Gegenüber: durchwegs Frauen, die mit beiden Beinen im Leben<br />
stehen, von Feminismus aber wenig halten. Anf<strong>an</strong>gs war’s<br />
ja noch g<strong>an</strong>z witzig:„Was? Du bist eine Feministin? Ich dachte<br />
immer, die seien potthässlich, lesbisch und männerfeindlich!“<br />
Angriff abgewehrt. Es sollte aber noch tiefer kommen.„Heute<br />
sind wir so weit, dass sich die Männer em<strong>an</strong>zipieren müssen.<br />
Diese Feministinnen, wie die Alice Schwarzer, die kommen so<br />
aggressiv daher, kein Wunder, dass die Männer vor denen<br />
zurückschrecken. Das ist ja total kontraproduktiv!“ Es folgt ein<br />
wütender Konter:„Immerhin lebst du heute in einer Situation,<br />
die du Frauen wie Alice Schwarzer zu verd<strong>an</strong>ken hast. Ist dir eigentlich<br />
klar, was wir denen alles zu verd<strong>an</strong>ken haben? Keine<br />
leeren Worte, die haben was erreicht!“ Ich schleudere meinem<br />
Gegenüber eine Tirade entgegen:„Frauenhäuser! Recht auf Abtreibung!<br />
Freie Berufswahl! Mehr Geld für gleiche Arbeit! Kein<br />
Kinder-Kirche-Küche mehr! Unabhängigkeit!…“ Gong, erste<br />
Runde zu Ende. Meine Schwestern fächeln mir Luft zu, spornen<br />
mich <strong>an</strong>. Auf zur nächsten Runde.<br />
Eine relativ gemütlich verlaufende. Der „diese Feministinnen<br />
fühlen sich immer als Opfer. Die sollen nicht so viel<br />
reden und sich beklagen, sondern einfach h<strong>an</strong>deln.“-Schlag<br />
geht d<strong>an</strong>eben. „Das passiert tatsächlich oft bei Frauen, aber<br />
ehrlich: gerade die Feministinnen erobern sich ihren Platz in<br />
der Gesellschaft. Die schwafeln nicht nur, die h<strong>an</strong>deln. Nicht<br />
von ungefähr gibt es so viele Fraueneinrichtungen, sind Frauen<br />
zum Thema in der Politik geworden.“ Beschwingt ziehe<br />
ich mich nach gewonnener Runde in meine Ecke zurück. Meine<br />
Gelassenheit sollte eine vorübergehende sein. Die Frauen<br />
im <strong>an</strong>deren Eck sind nicht zu unterschätzen.<br />
„Ich bin eine Frau, und das ist gut so. Ich will zu keinem<br />
M<strong>an</strong>nweib werden. Die Natur k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nunmal nicht verleugnen.<br />
Kinder kriegen halt einfach die Frauen.“ Vor lauter Verwirrung<br />
ob des offenbar vorliegenden Missverständnisses l<strong>an</strong>det<br />
dieser biologistische Schlag voll in meinem Gesicht. Aber ich gebe<br />
nicht klein bei:„Wer sagt, dass Feministinnen ihr Frausein<br />
verleugnen? Natur schön und gut, aber wie wärs mit einer Veränderung<br />
der sozioökonomischen Bedingungen?“ Mein Schlag<br />
geht ins Leere. Keine Reson<strong>an</strong>z. Stattdessen ein unerwarteter<br />
Volltreffer in die Magengrube:„Wir Frauen haben unsere eigenen<br />
Waffen, Männer dort hinzubekommen, wo wir wollen. Ein<br />
bißl Honig ums Maul schmieren, und geht schon!“ Mir wird<br />
übel. Break. Diskussion mit meinen Schwestern: Eigentlich<br />
möchte ich mir das nicht weiter <strong>an</strong>tun. Also gut.Weiter geht’s.<br />
Ein letzter Versuch noch, mehr Kraft k<strong>an</strong>n und will ich<br />
einfach nicht mehr aufbringen. In dieser letzten Runde sollte<br />
mich die Einzelkämpferinnenthese erwarten:„Frauenquoten<br />
haben wir doch gar nicht nötig. Klar, wir müssen mehr kämpfen,<br />
aber das ist mir noch allemal lieber, als mir vorhalten lassen<br />
zu müssen, ich hab den Job nur wegen der Quote.“ „D<strong>an</strong>n<br />
informier´ dich erst mal, was es mit der Quote genau auf sich<br />
hat.“ Ich bin nicht mehr bereit zu einem fairen Kampf. Schläge<br />
unter die Gürtellinie müssen mit ebensolchen be<strong>an</strong>twortet<br />
werden.„Die Frauen sind ja selber schuld! Wer schreibt ihnen<br />
denn vor, Kinder zu kriegen, wenn sie lieber Karriere machen<br />
wollen? Warum suchen sie sich denn Männer, die sich letztlich<br />
als Machos entpuppen? Es zwingt sie ja niem<strong>an</strong>d dazu!“<br />
Jaja, jede ist ihres Glückes Schmiedin. Es reicht! Ich platze vor<br />
Wut. Null Solidarität. Da liegen einfach Welten dazwischen.<br />
Was soll ich mir das Gesicht zerschlagen lassen, wenn’s eh<br />
nichts bringt. Ich drehe mich um, und gehe.<br />
„Em<strong>an</strong>ze!“ – Ich liege am Boden, statt Sternchen sehe ich<br />
demonstrierende Frauen, Schilder mit der Aufschrift „Frauensolidarität“,„Mein<br />
Körper gehört mir“,„Nieder mit dem Patriarchat“.<br />
Ich lasse mich fallen, wohl wissend, dass sich meine<br />
Schwestern um mich kümmern werden. Meine Boxh<strong>an</strong>dschuhe<br />
liegen inzwischen im Keller. Keine Lust, sie wieder<br />
hervorzukramen. Noch nicht!. ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
frauenhetz-umbau<br />
Phase Eins abgeschlossen<br />
Am 6. Mai wurde die Baustelle für einen rollstuhlgerechten Umbau der<br />
Frauenhetz mit einem Fest eröffnet, jetzt ist die erste Phase des Umbaus<br />
so gut wie abgeschlossen. Vier Wochen l<strong>an</strong>g arbeiteten im Rahmen eines<br />
Workcamps des SCI (Service Civil International) sechs Frauen aus Polen,<br />
der Slowakei, USA, Engl<strong>an</strong>d, Irl<strong>an</strong>d und Belgien und viele <strong>an</strong>dere dar<strong>an</strong>,<br />
die Frauenhetz befahrbar zu machen. Wände wurden versetzt, S<strong>an</strong>itär<strong>an</strong>lagen<br />
installiert und Türen lackiert, es wurde verspachtelt, verfliest<br />
und ausgemalt. Es gibt nun eine rollstuhlgerechte Toilette und der neue<br />
Eing<strong>an</strong>g „Untere Weißgerberstraße“ wurde inst<strong>an</strong>d gesetzt.<br />
Gefeiert werden soll jedoch erst, wenn auch der Lift und die Tor<strong>an</strong>triebe<br />
installiert sind. Dazu fehlt aber noch Geld. Im <strong>September</strong> soll im<br />
Gemeinderat über die Höhe der Subvention für den Umbau entschieden<br />
werden. Inoffiziell zugesagt wurden 18.168,- Euro. Noch immer gibt es<br />
übrigens Umbaukröten ab 15 Euro zu erstehen: Dringend benötigt werden<br />
auch noch Lampen für den Eing<strong>an</strong>gsbereich. Die Räume der Frauenhetz<br />
können ab sofort wieder gemietet werden. vab<br />
Infos: office@frauenhetz.at, T. 01/715 98 88<br />
„Ein M<strong>an</strong>n als Frauenminister ist<br />
höchst provok<strong>an</strong>t, aber innvovativ“<br />
... so Ernst Sittinger (Die Presse) in „Wom<strong>an</strong>“,<br />
wo zu Schulschluss „renommierte Polit-Journalisten“<br />
die blauschwarze Frauenpolitik<br />
benoteten. Er lobte da auch die<br />
„Trendwende weg von Frauen- hin zu Geschlechterpolitik“<br />
und monierte, dass „die<br />
Basis-Frauenbewegungen sehr still geworden“<br />
seien,„obwohl sie niem<strong>an</strong>d am Sprechen<br />
hindert“.<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Foto: Verena Fabris<br />
plus.minus<br />
sprechende bilder<br />
u mbenennung<br />
TARA!<br />
Grazer Frauenbeauftragte<br />
Höchst innovativ und obendrein effizient startete<br />
D<strong>an</strong>iela Jauk diesen Sommer in ihre vierjährige<br />
Amtsperiode als neue Frauenbeauftragte<br />
der Stadt Graz. Das mit einem vollbusigen<br />
Model werbende „Körberl“-Plakatsujet der<br />
Österreichischen Bäcker konterte sie mit einem<br />
Männerkörper in Unterhose und dem Text:„Einen<br />
Korb für sexistische Werbung!“. Ohne Geld<br />
zum Plakatieren, aber mit gutem Draht zur<br />
feministischen Basis, initiierte sie eine erfolgreiche<br />
E-Mail-Kampagne, die den Werberat mit<br />
Beschwerden gegen den von der Bäckerinnung<br />
zur Schau gestellten Sexismus eindeckte. (+)<br />
Der Grazer Frauennotruf hat sich umben<strong>an</strong>nt: Aus dem „Frauennotruf“<br />
wurde „TARA“. Der alte Name hatte oft zu Irritationen bezüglich der Arbeitsschwerpunkte<br />
des Vereins geführt, da mit dem Namen häufig eine<br />
auf das Telefon beschränkte Beratung und Krisenintervention assoziiert<br />
wurden. Die Schwerpunkte der Vereinsarbeit liegen jedoch vor allem in<br />
der Beratung, Prozessbegleitung, Psychotherapie und dem Einsatz für<br />
eine Ausweitung von „Opferrechten“. Nach der Ausschreibung eines<br />
Wettbewerbs um eine neuen Namen wurde nun die tibetische Frauengestalt<br />
„TARA“ zur Namensgeberin erkoren. Diese steht für heilende, reinigende<br />
und mitfühlende Kräfte, die vom Schmerz befreien und Hoffnung<br />
und Freude in das Leben zurückbringen sollen. <strong>an</strong>i<br />
Infos: TARA, Geisdorfgürtel 34/II, 8010 Graz, T. 0316-318077, e-mail: office@taraweb.at<br />
abtreibung<br />
Pro Life die hundertste...<br />
Pro Life ist die österreichische Sektion von Hum<strong>an</strong> Life International (HLI),<br />
einem weltweiten Zusammenschluss f<strong>an</strong>atischer Abtreibungsgegner-<br />
Innen. Die aus den USA stammende und mittlerweile international<br />
agierende Org<strong>an</strong>isation k<strong>an</strong>n sich auf „Beist<strong>an</strong>d von oben“ verlassen.<br />
Nicht nur die römisch-katholischen Kirchenspitzen unterstützen HLI<br />
moralisch und fin<strong>an</strong>ziell. HLI-Austria beispielsweise erhält laut Aussage<br />
ihres Leiters Dietmar Fischer ein gutes Drittel seiner Spenden von österreichischen<br />
Priestern. Die Anbetungskapellen in den „Lebenszentren“<br />
von HLI werden gar von der katholischen Kirche (d.h. von Steuergeldern)<br />
fin<strong>an</strong>ziert. Pro Life macht vor allem durch sein aggressives Vorgehen<br />
gegenüber abtreibungswilligen Frauen und dem Personal von<br />
Abtreibungskliniken auf sich aufmerksam. Die Belästigung von Patien-<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
sprechende titel<br />
Steirische L<strong>an</strong>desbibliothek<br />
Auf Wünsche einer Grazerin im „Wunschbuch“<br />
der L<strong>an</strong>desbibliothek, darunter zwei eindeutig<br />
lesbischeTitel, reagierte im Juli die Bibliotheksleitung<br />
mit der E-Mail-Rüge: Sie habe „zu<br />
viele Bücher, <strong>an</strong>geblich lesbische Literatur“<br />
eingetragen. Dabei stünde dem L<strong>an</strong>des-Buchbest<strong>an</strong>d<br />
so eine Aktualisierung gut <strong>an</strong>! Titel à<br />
la „Waidm<strong>an</strong>ns D<strong>an</strong>k – kein leeres Wort“ füllen<br />
meterweise die Regale, während die zwei<br />
einzigen Titel jüngeren Datums aus dem einzigen<br />
Frauenverlag Österreichs die g<strong>an</strong>ze Misere<br />
zu beschreiben scheinen, und wie sie zu ertragen<br />
sei: „Tränenpalast“ und „Mutterwitz“. (–)
tinnen beim Betreten der Klinik gehört ebenso zur Pro Life-Taktik, wie<br />
Morddrohungen und Einschüchterungsversuche gegenüber MitarbeiterInnen.<br />
In den USA kam es bereits mehrfach zu Morden am Personal<br />
von Abtreibungskliniken. In Wien haben sich die Pro Life-Mitglieder nun<br />
seit einiger Zeit den Kampf gegen die Lucina-Klinik (ehemals Mairo) auf<br />
die Fahnen geschrieben. Den AbtreibungsgegnerInnen gel<strong>an</strong>g es, die<br />
Räumlichkeiten der Abtreibungsklinik aufzukaufen. Mittels Räumungsklage<br />
versucht Pro Life nun, die BetreiberInnen der Klinik aus den<br />
Wohnungen zu vertreiben. Unter dem Motto „Ride for Life for the<br />
Right to Life“ findet unterdessen eine Fahrradtour von „Jugend für das<br />
Leben“ durch Österreich statt. Wie Kathpress verlauten ließ, soll die diesjährige<br />
Tour den Auftakt bilden zu einem „europäischen Sternmarsch“<br />
nach Brüssel im Jahr 2004. Das „Aktionskomitee für das Selbstbestimmungsrecht<br />
der Frau“, ein Bündnis von parteilichen und autonomen<br />
Feministinnen in Österreich, org<strong>an</strong>isiert bereits seit einem Jahr Gegendemonstrationen<br />
zu den Pro Life-Kundgebungen in Wien. Das Bündnis<br />
fordert u.a. eine B<strong>an</strong>nmeile für radikale AbtreibungsgegnerInnen rund<br />
um Kliniken und Praxen. Außerdem wurde eine Kampagne zur Verteidigung<br />
der Lucina-Klinik gestartet, bei der das Bündnis nun auf breite<br />
Unterstützung hofft. Die Grünen haben inzwischen eine Anfrage bezüglich<br />
HLI ins Parlament eingebracht, in der sie auch Bezug auf die Lucina-<br />
Klinik nehmen und eine Offenlegung der (nicht erfolgten) Maßnahmen<br />
gegen die HLI-AktivistInnen seitens des Ministeriums fordern. <strong>an</strong>i<br />
Infos zur Kampagne des Aktionskomitees für das Selbstbestimmungsrecht der Frau:<br />
http://www.slp.at/arbeitsfelder/frauen/mairo.html<br />
bmsg<br />
Weitere Kürzungen<br />
Die Kürzungen für Frauen-, Mädchen und Lesbeneinrichtungen nehmen<br />
immer größere Ausmaße <strong>an</strong>. In Kärnten warnte die L<strong>an</strong>desfrauenreferentin<br />
Gabriele Schaunig-K<strong>an</strong>dut, dass einige Fraueninitiativen vor dem<br />
„fin<strong>an</strong>ziellen Ruin“ stünden. In Innsbruck erhält das Autonome Frauen-<br />
Lesbenzentrum vom Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen,<br />
das zuvor ein Drittel der Grundkosten übernommen hatte,<br />
keinen Euro mehr. In Wien wurde zuletzt das Subventions<strong>an</strong>suchen der<br />
Frauenhetz – Verein für feministische Beratung, Bildung und Kultur für<br />
Juli <strong>2002</strong> - Juni 2003 mit den Worten abgelehnt, dass die Budgetmittel<br />
für <strong>2002</strong> schon verpl<strong>an</strong>t seien. Andere Vereine wie CheckArt, Herausgeberin<br />
der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, oder der Verein AUF-Kultur bekommen schon seit dem<br />
Regierungswechsel keine Gelder mehr aus dem Sozialministerium (ehemaliges<br />
Frauenministerium) . Es steht zu befürchten, dass über kurz<br />
oder l<strong>an</strong>g allen kritischen Frauenprojekten der Geldhahn abgedreht<br />
wird. vab<br />
lokalität<br />
Gina´s Weibar<br />
Nach 25 Jahren im Büro hat Gina Weiß beschlossen, in die Gastronomie<br />
zu gehen. Sprach´s, tat´s, suchte sich ein Lokal und eröffnete Anf<strong>an</strong>g Juni<br />
das Frauenlokal „Gina´s Weibar“. „Women only“ heißt es dort und nur<br />
jene kommen dort auch in den Genuss von italienischem Essen, Wein,<br />
Kaffee und tosk<strong>an</strong>ischem Flair <strong>an</strong>i<br />
Gina´s Weibar, Marchettigasse 11 (Ecke Gumpendorferstr. 95), 1060 Wien,<br />
T. 0699/15071507, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag:17-01.00, Sonntag: Frühstück von 10-16.00<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
K arin Ballauff im Gespräch mit Anika Susek<br />
Lesbendiskriminierung<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
Der Milena-Verlag hat einen Drohbrief bekommen. Was genau ist vorgefallen?<br />
Am Montag, dem 22.7.<strong>2002</strong>, f<strong>an</strong>d ich morgens im Eing<strong>an</strong>g zu unserem<br />
Verlagsbüro eine Notiz, die unter der Tür hineingeschoben wurde.<br />
H<strong>an</strong>dschriftlich st<strong>an</strong>d da auf der Rückseite eines Erlagscheines:<br />
„Gleichgeschlechtliche lesbische Unzucht: Pfui Teufel!“ Der Erlagschein<br />
wurde nicht ausgefüllt, der Empfänger, das Pfarramt Maria-<br />
Treu, lässt aber darauf schließen, dass der/die Täter sich im 8. Bezirk<br />
oder näherer Umgebung des Milena Verlages befinden dürften. Am<br />
25.7. entdeckte ich d<strong>an</strong>n morgens eine Spur von Erbrochenem, exakt<br />
und unmittelbar <strong>an</strong> unserem Eing<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g und wie ausgemessen<br />
bis zum Ende der Fensterfront des Verlages. Dies k<strong>an</strong>n ein Zufall sein,<br />
muss es aber nicht. Wenngleich hier nicht <strong>an</strong>gezeigt werden k<strong>an</strong>n,<br />
da dies den öffentlichen Gehsteig betrifft, ist ein Zusammenh<strong>an</strong>g für<br />
uns nicht grundsätzlich ausgeschlossen.<br />
Was habt ihr dagegen unternommen?<br />
Freundinnen erzählt, gemailt... Wir wollten Anzeige erstatten bei der<br />
Polizei im 8. Bezirk. Die hat sich jedoch als nicht zuständig herausgestellt,<br />
da es sich um eine Zivilrechtsklage h<strong>an</strong>delt, nicht um eine<br />
Strafrechtsklage. D<strong>an</strong>n haben wir beim Bezirksgericht <strong>an</strong>gerufen.<br />
Dort hat eine zuständige Dame uns geraten, schriftlich Anzeige gegen<br />
Unbek<strong>an</strong>nt zu erstatten, was aber – so informierte sie uns gleich<br />
– 82 Euro (!) koste. Wir haben uns dennoch zu dieser Anzeige entschlossen.<br />
Zwar ist eine Ausforschung des Täters / der Täter schwerlich<br />
möglich, dennoch wollten wir den Tatbest<strong>an</strong>d aktenkundig machen<br />
und deponieren. Zum einen, damit wir uns im Falle von Folgeübergriffen<br />
darauf beziehen können und somit eine Ausforschung<br />
eher möglich werden könnte; und zum <strong>an</strong>deren, weil diese üble<br />
Form der Lesbendiskriminierung keinesfalls als Bagatelle unter den<br />
Tisch fallen darf!<br />
Gibt es schon Reaktionen seitens der Behörden?<br />
Nein, bis jetzt haben wir noch nichts gehört.<br />
Hat es einen ähnlichen Vorfall nochmals gegeben?<br />
Seit damals haben wir glücklicherweise keine Briefe oder dergleichen<br />
mehr erhalten.<br />
Karin Ballauff ist Mitarbeiterin des Milena-Verlages<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
Fo t o s : U N H C R österreichflüchtlingsfrauen<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Antrag abgelehnt<br />
Die Situation von Flüchtlingsfrauen unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von jener der<br />
Männer Dennoch werden sie kaum wahrgenommen, ihre Fluchtgründe als unpolitisch oder<br />
kulturell bedingt und daher irrelev<strong>an</strong>t eingestuft. Von Karin Eckert<br />
Eine Journalistin aus Sierra Leone.<br />
Während des Bürgerkrieges<br />
in ihrem Heimatl<strong>an</strong>d wird sie<br />
gef<strong>an</strong>gen genommen, verhört<br />
und vergewaltigt. Ihr gelingt<br />
die Flucht nach Österreich. Es folgt das<br />
übliche Prozedere: Festhalten ihrer Daten,<br />
Abnahme der Fingerabdrücke und<br />
<strong>an</strong>schließend ein erstes Verhör im Bundesasylamt.<br />
Die Vernehmung wird zwar<br />
von einer Beamtin durchgeführt, allerdings<br />
im Beisein eines männlichen Dolmetschers.<br />
Die Journalistin fühlt sich<br />
nicht im St<strong>an</strong>de, über ihre traumatischen<br />
Erlebnisse zu sprechen. Erst bei<br />
der zweiten Einvernahme erzählt sie ihre<br />
Geschichte und bricht <strong>an</strong>schließend<br />
zusammen. Diagnose: Posttraumati-<br />
sche Belastungsstörung. Ihr Asyl<strong>an</strong>trag<br />
wird abgelehnt. Grund: sie habe sich<br />
widersprochen und erst bei der zweiten<br />
Einvernahme von Vergewaltigung gesprochen.<br />
Daher seien ihre Erklärungen<br />
unglaubwürdig.<br />
Unsichtbar. Frau stelle sich den Exodus<br />
von fast g<strong>an</strong>z Fr<strong>an</strong>kreich vor. Das würde<br />
in etwa der Anzahl von Menschen entsprechen,<br />
die sich derzeit weltweit auf<br />
der Flucht befinden – 50 Millionen. 80%<br />
davon sind Frauen und Kinder, nur ein<br />
Viertel von ihnen gel<strong>an</strong>gt jemals nach<br />
Europa, die meisten bleiben als Binnenflüchtlinge<br />
in der Herkunftsregion. Die<br />
Flucht nach Europa erfordert erhebliche<br />
fin<strong>an</strong>zielle Mittel, über die Frauen in der<br />
Regel nicht verfügen. Wenn ein Familienmitglied<br />
überleben soll, so fällt die<br />
Entscheidung meist zugunsten der<br />
Männer aus. Schwierige Fluchtwege<br />
können mit Kindern kaum bewältigt<br />
werden, die Gefahr, entdeckt zu werden,<br />
ist daher ungleich höher. Meist bleibt<br />
Frauen daher kaum eine Alternative, als<br />
das Leben in Flüchtlingslagern eines<br />
Nachbarstaates.<br />
Gründe. Neben allgemeinen Fluchtmotiven<br />
wie Krieg, Umweltkatastrophen<br />
oder Armut flüchten Frauen auch aus<br />
<strong>an</strong>deren Gründen: Geburtenkontrolle,<br />
Berufsverbot, weibliche Genitalverstümmelung,<br />
Verfolgung wegen Übertretung<br />
von Normen, die nur für Frauen
gelten, sexuelle Gewalt, Gefahr des<br />
Mitgiftmordes oder der Tötung wegen<br />
Verletzung der Familienehre. Im Gegensatz<br />
zu Männern werden politisch<br />
aktive Frauen nicht nur als Oppositionelle<br />
verfolgt. Sie haben den ihnen zugedachten<br />
gesellschaftlichen Wirkungskreis<br />
überschritten. Sexuelle Gewalt<br />
<strong>an</strong> gef<strong>an</strong>genen Frauen soll diese<br />
daher auch auf ihre untergeordnete<br />
Stellung zurückweisen, männliche<br />
Macht demonstrieren. Auch als Angehörige<br />
von ethnischen Minderheiten<br />
werden Frauen besonders oft Opfer sexueller<br />
Gewalt. Vergewaltigung (mit<br />
dem Ziel einer Schw<strong>an</strong>gerschaft) zielt<br />
nicht nur darauf ab, die Identität der<br />
gegnerischen Gruppe, sondern auch,<br />
die Minderheit in ihrem Best<strong>an</strong>d zu<br />
schwächen. „Der Körper der geschändeten<br />
Frau wird zum zeremoniellen<br />
Schlachtfeld. Die Tat, die <strong>an</strong> der Frau<br />
verübt wird, ist eine Botschaft unter<br />
Männern – deutlicher Siegesbeweis für<br />
die einen, Dokument der Niederlage für<br />
die <strong>an</strong>deren.“ 1<br />
In Österreich. Von 30.127 Asyl<strong>an</strong>trägen im<br />
Jahr 2001 waren 6.697 von Frauen. Beim<br />
Großteil dürfte es sich allerdings um<br />
„Erstreckungs<strong>an</strong>träge“ h<strong>an</strong>deln, also für<br />
Frauen von verfolgten Männern. Wenn<br />
Frauen um eigenes Asyl <strong>an</strong>suchen, haben<br />
sie meist große Schwierigkeiten, ihre<br />
Fluchtgründe als relev<strong>an</strong>t und glaubhaft<br />
darzustellen, was auch <strong>an</strong> den<br />
schwammigen Formulierungen der<br />
Genfer Flüchtlingskonvention (GFK)<br />
liegt: für die Anerkennung als Flüchtling<br />
muss eine „begründete Furcht vor Verfolgung“<br />
aufgrund politischer Überzeugung,<br />
Religion, Nationalität, Rasse, Religion<br />
oder der „Zugehörigkeit zu einer<br />
sozialen Gruppe“ vorliegen. Zudem<br />
muss der Heimatstaat nicht in der Lage<br />
oder nicht willens sein, Schutz vor Verfolgung<br />
zu gewähren. Was nun als<br />
„begründet“ durchgeht, ob Frauen als<br />
„soziale Gruppe“ gelten und w<strong>an</strong>n ein<br />
Staat seine BürgerInnen nicht schützen<br />
k<strong>an</strong>n oder will, das entscheidet das<br />
Bundesaslyamt.<br />
Unpolitisch. In den Augen der AsylbeamtInnen<br />
sind politisch Verfolgte offenbar<br />
immer noch bewaffnete „Com<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tes“,<br />
männliche Kaderführer und Bilderbuchhelden.<br />
Frauen entsprechen<br />
diesem Bild selten, obwohl ihre Akti-<br />
vitäten nicht minder gefährlich sind:<br />
sie übernehmen Versorgungsleistungen,<br />
führen Botengänge durch, versorgen<br />
Verwundete oder verstecken<br />
männliche Kämpfer. Als Angehörige<br />
von politisch Verfolgten sind sie zwar<br />
von Verhaftungen bedroht und diese<br />
indirekte Verfolgung entspräche auch<br />
den Kriterien der GFK. Die österreichischen<br />
Behörden sehen das allerdings<br />
<strong>an</strong>ders. Asyl wird nur in Ausnahmefällen<br />
gewährt. Grund: keine individuelle<br />
politische Verfolgung.<br />
Kulturspezifisch. Österreich ist ja recht unbekümmert<br />
in der Verurteilung <strong>an</strong>derer<br />
Kulturen, nicht aber wenn es um die Beurteilung<br />
frauenspezifischer Verfolgung<br />
geht. Da zücken Beamte gerne das kulturrelativistische<br />
Kärtchen. Gefahr der<br />
Tötung wegen fehlender Mitgift? Verfolgung<br />
wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr,<br />
wegen Genitalverstümmelung<br />
oder der Verletzung von<br />
Verhaltensvorschriften? Das betrifft alle<br />
Frauen des L<strong>an</strong>des in gleicher Weise.<br />
Keine Verfolgung, bloß Diskriminierung.<br />
Antrag abgelehnt. Grund: keine individuelle<br />
Verfolgung.<br />
Privat. Bei ihrer Verhaftung nach einer<br />
Demonstration wird eine Frau von einem<br />
Soldaten vergewaltigt. Keine Ausnahmeerscheinung,<br />
vielmehr ist es die<br />
Regel, Frauen so zu Aussagen zu zwingen,<br />
sie zu erniedrigen, zu brechen. Die<br />
hiesigen Behörden meinen, es h<strong>an</strong>dle<br />
sich dabei um die Tat einer Einzelperson,<br />
wenn auch eines staatlichen Org<strong>an</strong>s.<br />
Ein individueller Exzess, Privatvergnügen<br />
sozusagen. Antrag abgelehnt.<br />
Grund: keine staatliche Verfolgung.<br />
Unglaubwürdig. Verfolgung, sowohl von<br />
staatlicher als auch von privater Seite,<br />
droht lesbischen Frauen auch in Ländern,<br />
in denen Homosexualität nicht<br />
explizit verboten ist. Gezielte sexuelle<br />
Gewalt<strong>an</strong>wendungen zum Zwecke der<br />
„Bekehrung“ zur Heterosexualität werden<br />
selten publik, die Betroffenen<br />
fürchten soziale Marginalisierung und<br />
Repression, wenn ihr Lesbischsein bek<strong>an</strong>nt<br />
wird. Sogar örtliche Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />
sind mitunter zurückhaltend,<br />
Übergriffe gegen Lesben <strong>an</strong>zupr<strong>an</strong>gern,<br />
um eine weitere gesellschaftliche<br />
Ausgrenzung zu vermeiden.<br />
Eine Verfolgung wegen sexueller Orien-<br />
tierung nachzuweisen, gestaltet sich<br />
daher als ungeheuer schwierig. Antrag<br />
abgelehnt. Grund: fehlende Glaubhaftigkeit.<br />
Widersprüchlich. Über sexuelle Gewalt zu<br />
sprechen ist für Flüchtlingsfrauen häufig<br />
ein unüberwindbares Hindernis.<br />
Nicht nur, dass sie vor der ersten Anhörung<br />
durch die Asylbehörde u.U. keinen<br />
Kontakt zu einer Beratungsstelle<br />
hatten und somit nicht wissen, wie<br />
wichtig es ist, alle Details gleich bei der<br />
ersten Vernehmung zu erzählen. Aufgrund<br />
ihres kulturellen Hintergrundes<br />
fehlen ihnen vielfach überhaupt die<br />
Worte, um das Widerfahrene zu beschreiben.<br />
Hinzu kommt das typische<br />
posttraumatische Vermeidungsverhalten:<br />
Frauen sind gar nicht, oder erst zu<br />
spät in der Lage, über ihr Trauma zu<br />
sprechen, umsomehr, als die g<strong>an</strong>ze Anhörungssituation<br />
Erinnerungen wach<br />
rufen muss. Inzwischen müssen Frauen,<br />
bei denen Verdacht auf sexuelle Gewalt<br />
vorliegt, zwar ohne (männliche) Angehörige<br />
und von einer Frau einvernommen<br />
werden, ist aber ein männlicher<br />
Dolmetscher zugegen, nützt diese<br />
Bestimmung nicht allzuviel. Wenn Frauen<br />
sich aufgrund gesellschaftlicher Normen<br />
zudem noch schuldig fühlen und<br />
z.B. den Verstoß aus der Familie befürchten,<br />
werden sie kaum einen stimmigen<br />
Bericht abliefern können. Antrag<br />
abgelehnt. Grund: fehlende Glaubhaftigkeit.<br />
Forderungen. Jahrel<strong>an</strong>ge Lobbyarbeit von<br />
NGO’s und des UN-Flüchtlingskommissariats<br />
UNHCR scheint l<strong>an</strong>gsam zu Veränderungen<br />
zu führen. Im Frühjahr<br />
wurde in zwei Fällen von Genitalverstümmelung<br />
positiv beschieden. Zu fordern<br />
gibt es dennoch vieles: Asylwerberinnen<br />
müssen auch nach der ersten<br />
Anhörung sexuelle Gewalt als Fluchtgrund<br />
ins Verfahren einbringen können,<br />
ohne dass dies als „gesteigertes Vorbringen“<br />
gewertet wird. Sie müssen das<br />
Recht auf kostenlose psychotherapeutische<br />
Betreuung erhalten. Frauen dürfen<br />
nicht nochmals über Missbrauchsh<strong>an</strong>dlungen<br />
befragt werden, wenn diese bereits<br />
von einer Ärztin/einem Arzt als unzweifelhaft<br />
festgestellt wurden. Bei Verdacht<br />
auf sexuelle Gewalt ist zwingend<br />
eine Frau als Dolmetscherin hinzuzuziehen.<br />
Hartnäckigkeit ist nun <strong>an</strong>gesagt. ❚<br />
flüchtlingsfrauenösterreich<br />
Weitere Informationen unter:<br />
http://www.unhcr.ch;<br />
http://www.asyl.at;<br />
http://www.deserteursberatung.at;<br />
http://asyl-in-not.org.<br />
1 Karin Stuchly: Frauen auf der<br />
Flucht. Diplomarbeit, Graz 1999<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o : A rc h i v österreichgats<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Kapital ist alles...<br />
Still und heimlich soll der Dienstleistungssektor weltweit liberalisiert werden. Die<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen zu GATS sind am Laufen, und sie verheissen nichts Gutes - vor allem für<br />
Frauen und für Länder des Südens. Wettbewerb ist das Einzige, was zählt, gesellschaftliche<br />
Entwicklungen interessieren dabei wenig. Zukunftsszenarien zeichnet Karin Lukas<br />
Das Allgemeine Abkommen<br />
über den H<strong>an</strong>del mit Dienstleistungen<br />
(General Agreement<br />
on Trade in Services, kurz GATS)<br />
ist eine der zentralen Säulen<br />
der 1995 gegründeten Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />
WTO. Das GATS zielt auf die<br />
Liberalisierung des Dienstleistungsmarktes<br />
der WTO-Mitgliedstaaten ab.<br />
Dieser macht in den Industrieländern<br />
bereits zwei Drittel der Wirtschaftsleistung<br />
aus, entsprechend groß ist das<br />
Interesse von führenden Unternehmen<br />
<strong>an</strong> einer weltweiten Liberalisierung von<br />
B<strong>an</strong>k- und Versicherungsgeschäften, Telekommunikation,<br />
Post, Elektrizität,<br />
Gas, Wasser, Tr<strong>an</strong>sportwesen, Tourismus,<br />
Medien, Bildung, Gesundheitswesen<br />
und 150 weiteren im GATS aufgelisteten<br />
Dienstleistungen. Mit 30. Juni<br />
dieses Jahres hatten die WTO-Mitgliedstaaten<br />
ihre gegenseitigen Liberalisierungsforderungen<br />
(„requests“) gestellt,<br />
am 31. März 2003 werden die Angebote<br />
(„offers“) der einzelnen Staaten abgegeben.<br />
Zwischen diesen beiden Zeitpunkten<br />
wird verh<strong>an</strong>delt. Aber zu wessen<br />
Vor- und Nachteil? Hier ein kurzer<br />
Überblick über die voraussichtlichen<br />
Entwicklungen.<br />
Sparen <strong>an</strong> Frauen. Frauenbeschäftigung<br />
ist in Europa auf den Dienstleistungssektor<br />
konzentriert, über achtzig Prozent<br />
aller Frauen in der EU arbeiten im Dienstleistungsbereich.<br />
Davon sind viele
Frauen unterbezahlt und in M<strong>an</strong>agementpositionen<br />
unterrepräsentiert –<br />
diese Frauen werden die ersten sein,<br />
die staatliche Budgetkürzungen und<br />
den „erhöhten Wettbewerb“ zu spüren<br />
bekommen.<br />
Private AnbieterInnen werden<br />
gemäß Marktlogik wohl versuchen,<br />
durch „Kostenreduktion“ am Dienstleistungsmarkt<br />
wettbewerbsfähiger zu<br />
sein. Auch Studien haben gezeigt, dass<br />
H<strong>an</strong>delsliberalisierungen nicht zur Reduktion<br />
der Lohnschere zwischen Männern<br />
und Frauen geführt haben. Abzusehen<br />
ist vielmehr ein „Sparen“ der privaten<br />
AnbieterInnen bei Löhnen in den<br />
Niedrigsegmenten, also vermehrt bei<br />
Frauenlöhnen.<br />
Weiters berücksichtigt das GATS<br />
Frauenerwerbsrealitäten in keinster<br />
Weise. Die Dienstleistungen, die grenzüberschreitend<br />
<strong>an</strong>geboten werden<br />
dürfen, sind auf männliche Erwerbsbiografien<br />
zugeschnitten. So will etwa die<br />
Schweiz den Dienstleistungssektor lediglich<br />
für Führungskräfte und SpezialistInnen<br />
(etwa im IT-Bereich) öffnen.<br />
Frauen sind hier extrem unterrepräsentiert<br />
und können daher von den <strong>an</strong>gekündigten<br />
Vorteilen des GATS nicht<br />
profitieren.<br />
Ökonomie statt Ideologie. Das GATS ist, wie<br />
auch die <strong>an</strong>deren WTO-Abkommen, vom<br />
Prinzip der „Nicht-Diskriminierung“ geprägt.<br />
Das klingt auf den ersten Blick<br />
recht gut, hat aber wenig mit dem<br />
menschenrechtlichen Diskriminierungsverbot<br />
(aufgrund des Geschlechts, der<br />
Rasse, Herkunft etc) zu tun. In der WTO<br />
heißt Nicht-Diskriminierung, dass nationale<br />
und ausländische AnbieterInnen<br />
gleichartiger Dienstleistungen<br />
gleich beh<strong>an</strong>delt werden müssen; dabei<br />
ist gleichgültig, ob dieseR AnbieterIn<br />
ein Konzern oder ein Kleinbetrieb,<br />
eine Profit- oder Non-Profit-Org<strong>an</strong>isation<br />
ist. Subventioniert ein WTO-Mitgliedsstaat<br />
beispielsweise eine einheimische<br />
Not-for-Profit Education Org<strong>an</strong>isation,<br />
die gendersensitive Bildungspakete<br />
<strong>an</strong>bietet, muss er diese Subvention<br />
auch einem ausländischen<br />
Konzern gewähren, der nur „genderblinde“<br />
Programme liefert.<br />
Bildung und Gesundheit. Es wäre daher eine<br />
Überraschung, wenn eine marktorientierte<br />
Bildungsliberalisierung zu ei-<br />
nem Abbau der Geschlechterungleichheit<br />
und Geschlechterstereotypen<br />
führen würde. Stattdessen ist wohl zu<br />
erwarten, dass Bildung zum Privileg für<br />
jene wird, die es sich leisten können. Da<br />
siebzig Prozent der Ärmsten Frauen<br />
sind und neunzig Prozent aller Einkommen<br />
weltweit in Männerh<strong>an</strong>d, ist eine<br />
Liberalisierung des Bildungssektors für<br />
Frauen kontraproduktiv.<br />
Bildung mit nachfrageorientierten<br />
Curricula läßt wenig Platz für geschlechtergerechte<br />
Edukation. Der Abbau<br />
traditioneller Geschlechterstereotypen<br />
ist wahrscheinlich nicht im Interesse<br />
eines Wirtschaftssystems, das von<br />
der Ausbeutung billiger Arbeitskraft,<br />
und das ist mehrheitlich Frauenarbeitskraft,<br />
lebt.<br />
Auch die UNO-Sonderberichterstatterin<br />
für das Recht auf Bildung, Katarina<br />
Tomasevski, betont in ihrem jüngsten<br />
Bericht, dass der Zug<strong>an</strong>g Aller zur Bildung<br />
eine Staatenver<strong>an</strong>twortlichkeit<br />
ist, befürchtet jedoch eine Beeinträchtigung<br />
durch den zunehmenden Einfluss<br />
von „Bildungsexportern“. Konsequent<br />
stellt sie die Frage, ob die derzeitige Entwicklung<br />
nicht eher auf eine schrittweise<br />
Liberalisierung des H<strong>an</strong>dels mit Bildung<br />
als auf eine schrittweise Verwirklichung<br />
des Rechts auf Bildung für alle<br />
gerichtet ist.<br />
Nunmehr wurde auch von österreichischer<br />
Seite bestätigt, dass Schulund<br />
Universitätsausbildungen sowie<br />
Gesundheitsdienstleistungen unter das<br />
GATS fallen (parlamentarische Anfrage<br />
<strong>an</strong> Minister Bartenstein vom 25.7.02). Jap<strong>an</strong><br />
hat gegenüber Österreich bereits<br />
eine „request“ bezüglich Erwachsenenbildung<br />
abgegeben.<br />
Auf die Frage, ob mit Forderungen<br />
<strong>an</strong>derer Mitgliedstaaten im Bereich der<br />
Gesundheitsdienstleistungen zu rechnen<br />
sei, heißt es:„Soweit heute abschätzbar,<br />
ist in diesem Bereich nicht<br />
mit Forderungen oder Angeboten zu<br />
rechnen, welche geeignet sein könnten,<br />
die (öffentliche) Gesundheitsversorgung<br />
der Bevölkerung in Frage zu stellen“<br />
(parlamentarische Anfrage <strong>an</strong> Minister<br />
Bartenstein vom 3.7.02).<br />
Der Süden. Auch der jüngste Bericht der<br />
UNO-Menschenrechtskommissarin<br />
Mary Robinson zum GATS warnt eindringlich<br />
vor einem unregulierten Öffnen<br />
sensitiver Bereiche wie Bildung, Ge-<br />
sundheit und Wasser, gerade in den<br />
Ländern des Südens. Auch die bisher<br />
noch wenig liberalisierten Bereiche Bildung<br />
und Gesundheit könnten dem<br />
Verh<strong>an</strong>dlungsdruck vielleicht nicht<br />
st<strong>an</strong>dhalten.<br />
Erste Erfahrungen mit der Liberalisierung<br />
der Wasserversorgung gibt es<br />
bereits aus Bolivien. In Cochabamba<br />
wurde das städtische Wassersystem<br />
privaten Wasser<strong>an</strong>bietern geöffnet. Das<br />
ausländische Unternehmen, das den<br />
Zuschlag erhielt, erhöhte die NutzerInnenpreise<br />
um bis zu 35 Prozent – Massendemonstrationen<br />
und Streiks waren<br />
die Folge. Daraufhin nahm die Regierung<br />
die Entscheidung zurück – mit<br />
dem Ergebnis, dass das Unternehmen<br />
Bolivien beim International Centre for<br />
the Settlement of Investment Disputes<br />
der Weltb<strong>an</strong>k geklagt hat. Der Ausg<strong>an</strong>g<br />
des Streits ist noch offen.<br />
Wider das Stillschweigen. Das sind bedenkliche<br />
Zeichen, vor allem, da weite Teile<br />
der Öffentlichkeit über diese einschneidenden<br />
Vorgänge auf supr<strong>an</strong>ationaler<br />
Ebene nicht informiert sind. Daher wurde<br />
eine „Stop the GATS“-Kampagne gegründet,<br />
der sich bisher 430 Org<strong>an</strong>isationen<br />
aus 53 Ländern, davon 24 aus<br />
dem Süden, <strong>an</strong>geschlossen haben. Beteiligt<br />
sind auch Frauen-NGOs wie das<br />
Asia Pacific Forum on Women, Law <strong>an</strong>d<br />
Development, Equipo de Seguimiento,<br />
Investigación y Propuestas para las Mujeres<br />
(Argentinien), die Townsville Feminist<br />
Collective (Australien), Development<br />
Alternatives with Women for a<br />
New Era (Fidji) und das Education Network<br />
Among Women, America Latina y<br />
el Caribe (Uruguay). Obwohl die Forderungen<br />
der Länder des Südens und Nordens<br />
im Einzelnen differieren, ist die<br />
Richtung, ein Halt der Dienstleistungsliberalisierung<br />
unter dem GATS, allen<br />
gemeinsam. Auch in Österreich läuft<br />
eine europaweit koordinierte GATS-<br />
Kampagne <strong>an</strong>. Eine eigene Website<br />
(http://www.stoppgats.at) wird über<br />
die laufenden Ereignisse und Aktivitäten<br />
informieren. Da das GATS Frauen so<br />
massiv betreffen wird, ist Information<br />
und Aktion aus der Genderperspektive<br />
von entscheidender Bedeutung. Die<br />
GATS-Verh<strong>an</strong>dlungen sollen mit 31.<br />
März 2003 abgeschlossen sein. Bis dahin<br />
ist das letzte Wort noch l<strong>an</strong>ge nicht<br />
gesprochen. ❚<br />
gatsösterreich<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international<strong>an</strong>.riss<br />
nigeria<br />
Nackt<br />
Mehrere tausend Frauen haben seit Anf<strong>an</strong>g Juli das Gelände des Ölriesen<br />
Chevron-Texaco in Nigeria besetzt. 800 Frauen wurden in Folge verletzt,<br />
15 weitere kamen auf ihrer Flucht vor den Sicherheitskräften ums<br />
Leben. Die unbewaffneten Frauen hatten die Zufahrtswege blockiert<br />
und hielten hunderte von Arbeitern über zehn Tage hinweg gef<strong>an</strong>gen.<br />
„Unsere Waffe ist unsere Nacktheit,“ hieß es von Seiten der Aktivistinnen,<br />
die drohten, sich auszuziehen, falls jem<strong>an</strong>d das Gelände verlassen<br />
wolle.<br />
Die Bewohnerinnen der umliegenden Dörfer im von der Armut gezeichneten<br />
Nigerdelta hatten die Schaffung von Arbeitsplätzen für Einheimische<br />
und die Verbesserung der Infrastruktur ihrer Dörfer gefordert.<br />
Nachdem sich der Konzern zunächst kooperativ zeigte und auf die<br />
Forderungen der Frauen teilweise eingeg<strong>an</strong>gen war, wurden nun seitens<br />
der Frauen schwere Vorwürfe gegenüber Chevron-Texaco und<br />
Shell erhoben. Die Konzernleitungen werden beschuldigt, die Gewalt<br />
der Sicherheitskräfte gegen die Frauen ver<strong>an</strong>lasst und den Tod der 15<br />
Frauen verschuldet zu haben. Die Frauen erneuerten inzwischen ihren<br />
Forderungskatalog und kündigten weitergehende Besetzungen <strong>an</strong>, falls<br />
Shell und Chevron-Texaco nicht einlenkten. Des weiteren forderten die<br />
Frauen ein Gespräch mit Präsident Obas<strong>an</strong>jo. Der Konflikt mit den Ölmultis<br />
kommt nicht überraschend, schon seit l<strong>an</strong>gem stehen diese im<br />
Kreuzfeuer der Kritik. Menschenrechtsverletzungen gegen Aktivis-tInnen,<br />
die lautstarke Kritik <strong>an</strong> den Konzernen üben, stehen auf der Tagesordnung.<br />
Hinrichtungen, wie etwa die des oppositionellen Schriftstellers<br />
Ken Saro-Wiwa, sorgten bereits in der Verg<strong>an</strong>genheit für massive Proteste<br />
von Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen. <strong>an</strong>i<br />
http://www.ndwj.kabissa.org<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
i srael/p alästina<br />
Hungerstreik<br />
Seit Anf<strong>an</strong>g August befinden sich 24 weibliche palästinensische Häftlinge<br />
im Hungerstreik. Sie befinden sich in „Administrativhaft“, eine<br />
Maßnahme, die klar gegen die Menschenrechtskonvention verstößt. Bis<br />
zu sechs Monate können Häftlinge so ohne Prozess und Haftbefehl<br />
festgehalten werden, eine Verlängerung wegen „Sicherheitserwägungen“<br />
ist darüber hinaus möglich. Berichten von Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />
zufolge werden derart Menschen oft über Jahre gef<strong>an</strong>gen gehalten.<br />
Die Frauen traten nun in Streik, um auf ihre Lage aufmerksam<br />
zu machen: Sie bekämen nicht genug Nahrungsmittel, dürften sich keine<br />
Kleidung schicken lassen, Briefe und Zeitungen würden nur mit Verspätung<br />
zugestellt. Zudem würden sie von den AufseherInnen schlecht<br />
beh<strong>an</strong>delt und teilweise in Isolationshaft gehalten. keck<br />
deutschl<strong>an</strong>d<br />
Frauen beim Militär<br />
Nachdem im letzten Jahr die Bundeswehr auf Druck des Europäischen<br />
Gerichtshofes hin alle Bereiche für Frauen öffnen musste, hat es nun<br />
einen ersten öffentlich gewordenen Vergewaltigungsfall in der Bundeswehr<br />
gegeben. Ein 23-jähriger Zeitsoldat hatte eine 17-jährige Bundeswehrbewerberin<br />
in sein Zimmer verschleppt und dort stundenl<strong>an</strong>g<br />
missbraucht. Ein Vorgesetzter des Soldaten versuchte in Folge, die Vergewaltigung<br />
zu vertuschen. Selbst nach der nun erfolgten Verurteilung<br />
des M<strong>an</strong>nes zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis wurde dieser von Offizieren<br />
noch in Schutz genommen. Der Richter sei „für den Fall der falsche<br />
M<strong>an</strong>n“ gewesen, das G<strong>an</strong>ze „ein Sk<strong>an</strong>dal, weil m<strong>an</strong> sich den Fall<br />
einfach zurechtgelegt habe“. In Deutschl<strong>an</strong>d wird nun eine Ausweitung<br />
der in staatlichen Institutionen <strong>an</strong>sonsten üblichen Gleichstellungsmaßnahmen<br />
auf die Bundeswehr diskutiert. <strong>an</strong>i<br />
niederl<strong>an</strong>de<br />
Women on Waves<br />
Die niederländische Initiative „Women on Waves“ darf wieder Abtreibungen<br />
mit der Abtreibungspille im frühen Schw<strong>an</strong>gerschaftsstadium<br />
durchführen. Die NGO fährt mit einem Schiff um die Welt, um Hilfe für<br />
Frauen zu leisten, in deren Ländern Abtreibungen illegal sind. Die Lizenz<br />
zur Benutzung der Abtreibungspille war ihnen Anf<strong>an</strong>g des Jahres entzogen<br />
worden. „Women on Waves“ können sich bei ihrer Arbeit auf das<br />
niederländische Abtreibungsrecht berufen, da sie mit ihrem Schiff<br />
außerhalb der 12-Meilen-Zone <strong>an</strong>kern, die das Hoheitsgebiet von <strong>an</strong> der
Küste gelegenen Ländern eingrenzt. Der niederländische Gesundheitsminister<br />
Els Borst hatte der NGO die Lizenz zur Durchführung von Abtreibungen<br />
entzogen und dies u.a. mit der Besorgnis um die Gesundheit<br />
der auf dem Schiff beh<strong>an</strong>delten Frauen begründet. Schätzungen<br />
zufolge stirbt weltweit alle fünf Minuten eine Frau <strong>an</strong> den Folgen einer<br />
illegalen Abtreibung. Im Gegensatz zu den professionell durchgeführten<br />
Abtreibungen auf dem Schiff von „Women on Waves“, sind illegale<br />
Abtreibungen jedoch oft unprofessionell durchgeführt. In einer medizinischen<br />
Expertise nahmen nun über 100 ÄrztInnen, darunter zahlreiche<br />
GynäkologInnen und ÄrztInnen der Marine Stellung und wiesen auf die<br />
medizinische Unbedenklichkeit bei der Durchführung von Abtreibungen<br />
<strong>an</strong> Bord eines Schiffes hin. Mit so viel Gegenwind konfrontiert, sah<br />
sich Borst nun gezwungen, der Initiative die Lizenz für frühe Abtreibungen<br />
mit der Pille wieder zu erteilen. In einer Pressemitteilung kündigte<br />
„Women on Waves“ bereits <strong>an</strong>, ihre Arbeit bald fortsetzen zu wollen. <strong>an</strong>i<br />
http://www.womenonwaves.org<br />
deutschl<strong>an</strong>d II<br />
Kündigungsgrund Homoehe<br />
Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat die von der rot-grünen Koalition<br />
durchgesetzte Homoehe kürzlich für grundgesetzkonform erklärt.<br />
Dies ver<strong>an</strong>lasste die deutsche Bischofskonferenz (DBK) nun <strong>an</strong>zukündigen,<br />
dass schwule und lesbische MitarbeiterInnen in ihren Einrichtungen<br />
künftig zu kündigen seien, sollten sich diese zu einer eingetragenen<br />
PartnerInnenschaft entscheiden. Das Gesetz widerspreche „der<br />
Auffassung über Ehe und Familie, wie sie die katholische Kirche lehrt“,<br />
eine „eingetragene Partnerschaft“ sei deshalb ein „schwerwiegender<br />
Loyalitätsverstoß“. Betroffen von der Maßnahme sind nicht nur die Mitglieder<br />
des Klerus, sondern auch alle MitarbeiterInnen von sozialen<br />
Einrichtungen der katholischen Kirche. Allein die Caritas beschäftigt<br />
480.000 Menschen. Während sich die Parteien, vermutlich aufgrund<br />
des näher rückenden Wahltermins, mit ihrer Kritik <strong>an</strong> der DBK zurückhielten,<br />
protestierten Lesben- und Schwulenverbände in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
vehement gegen den diskriminierenden Beschluss. <strong>an</strong>i<br />
wyber.space<br />
www.kulturkontakte<br />
peru<br />
Zw<strong>an</strong>gssterilisationen<br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
Wie sich zweifelhafte PolitikerInnen das frauenfreundliche Mäntelchen<br />
umhängen können, wenn’s opportun erscheint, zeigt der jüngste Sk<strong>an</strong>dal<br />
in Peru. Nach dem Fall des Fujimori-Regimes im verg<strong>an</strong>genen Jahr ist die<br />
neue Regierung unter Alej<strong>an</strong>dro Toledo besonders bemüht, sich vom alten<br />
Regime abzugrenzen, sich fortschrittlich darzustellen, obwohl im Grunde<br />
alles beim Alten geblieben ist. Dazu dient nun auch die Aufdeckung eines<br />
Sk<strong>an</strong>dals: Fujimori wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit 200.000<br />
Zw<strong>an</strong>gssterilisationen, vor allem <strong>an</strong> indigenen Frauen, <strong>an</strong>geordnet zu haben.<br />
Zum Teil sollen Frauen ohne ihr Wissen operiert worden sein, zum<br />
Teil unter Drohungen oder Versprechungen. Die chirurgischen Eingriffe<br />
wurden im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einem von Weltb<strong>an</strong>k und IWF geforderten<br />
Geburtenkontrollprogramm durchgeführt, das Gesundheitsministerium<br />
setzte Quoten fest, die ÄrztInnen durchzusetzen hatten, koste es<br />
was es wolle. Frauenorg<strong>an</strong>isationen wie „M<strong>an</strong>uela Ramos“ oder „Flora<br />
Tristán“, die bereits vor Jahren die Regierungsmaßnahmen kritisierten,<br />
weisen nun auf die Doppelschneidigkeit des initiierten Untersuchungsausschusses<br />
hin. Im Positionspapier hieße es u.a., dass Sterilisationen in<br />
Peru künftig überhaupt verboten werden sollen. Damit würde die jetzige<br />
Regierung aber in das Recht der Frauen eingreifen, über ihren Körper frei<br />
zu entscheiden. Zudem seien die Zahlen aufgebauscht worden, um generell<br />
im L<strong>an</strong>d Stimmung gegen Sterilisationen zu machen. Viele Frauen<br />
würden sich jedoch freiwillig für einen solchen Eingriff entscheiden, eine<br />
Tatsache, die bei der derzeitigen Stimmungslage völlig unter den Tisch zu<br />
fallen scheint. Sterilisation von Männern wird in der Diskussion allerdings<br />
gar nicht thematisiert – weder von der Regierung, noch von den<br />
gen<strong>an</strong>nten Frauenorg<strong>an</strong>isationen. keck<br />
Neues zu Kunst- und Kultureinrichtungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa<br />
bietet KulturKontakt Austria unter http://www.kulturkontakt.at.<br />
Wahlweise in Englisch und Deutsch können hier Informationen über Bildungskooperationen,<br />
Fördermaßnahmen, Termine und Projekte abgerufen<br />
werden. Die Homepage bietet zwar keine frauenspezifischen<br />
Schwerpunkte, jedoch k<strong>an</strong>n frau sie zum Knüpfen von Kontakten für<br />
ihre Kulturabeit im Bereich bildende Kunst, Literatur, Musik,Theater<br />
usw. nutzen. Die hierfür eingerichtete Internet-Kulturdatenb<strong>an</strong>k<br />
http://www.cee-culture.info ermöglicht eine systematische Suche im<br />
Netz, allerdings nur auf Englisch und auf den neusten Browsern. Ein gelungenes<br />
Beispiel für die Verbindung von Kultur und Kommerz für Frauen,<br />
die ihre Existenzgründung selbst in die H<strong>an</strong>d nehmen möchten, findet<br />
sich unter http://www.museumsart.de. Die ehemalige Sozialwissenschafterin<br />
Ingrid Bl<strong>an</strong>ken machte sich 1999 mit diesem übersichtlich<br />
gestalteten Internet-Shop selbständig. Sie bietet Replikate aus internationalen<br />
Museen und ihren Werkstätten zu erschwinglichen Preisen <strong>an</strong>.<br />
Begleitet wird dieses Angebot von der museums:art-Kolumne mit kurzen<br />
Beiträgen über Frauen im Alten Ägypten. birgit haehnel<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k ( 2 u . 4 ) , A rc h i v<br />
internationaldeutschl<strong>an</strong>d<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Das war Rot-Grün<br />
Anf<strong>an</strong>gs war die Euphorie noch groß. Die Bil<strong>an</strong>z nach vier Jahren rot-grüner Koalition in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d fällt aber eher ernüchternd aus. Von Irene Gronegger<br />
Als Kerstin Müller von der grünen<br />
Parteispitze im Herbst<br />
1998 vor die Fernsehkameras<br />
trat und das Ergebnis der Koalitionsverh<strong>an</strong>dlungen<br />
mit der<br />
SPD für den Justizbereich verkündete,<br />
wurde endgültig klar, was von dieser Regierung<br />
in den nächsten vier Jahren gesellschaftspolitisch<br />
zu erwarten war –<br />
und was nicht: Einführung der doppelten<br />
Staatsbürgerschaft, aber keine<br />
grundsätzliche Rücknahme der Asylrechtseinschränkungen<br />
aus den frühen<br />
neunziger Jahren. Die Schaffung eines<br />
eheähnlichen Statuts’ für gleichgeschlechtliche<br />
Paare, aber keine weit reichende<br />
Gleichstellung nichtehelicher<br />
Lebensformen.<br />
Pazifistische Militäreinsätze. Schon bald<br />
nach Regierungs<strong>an</strong>tritt st<strong>an</strong>den über<br />
Monate hinweg der Krieg im Kosovo,<br />
d<strong>an</strong>n in Mazedonien im politischen<br />
Mittelpunkt. Die Grünen bek<strong>an</strong>nten<br />
sich klar zum Kriegseinsatz der Bundeswehr<br />
auf dem Balk<strong>an</strong>. Der Grundsatz,<br />
die Bundeswehr dürfe nirgendwo eingesetzt<br />
werden, wo im zweiten Weltkrieg<br />
die Wehrmacht gewütet hatte,<br />
galt nicht mehr. KritikerInnen warfen<br />
dem kürzlich aus vergleichsweise b<strong>an</strong>alen<br />
Gründen entlassenen Verteidi-<br />
gungsminister Rudolf Scharping vor, er<br />
habe damals die breite Zustimmung<br />
des Bundestages und der Öffentlichkeit<br />
überhaupt nur deshalb erhalten, weil er<br />
gezielt Falschinformationen über die Situation<br />
auf dem Balk<strong>an</strong> verbreitet hatte.<br />
Mittlerweile gibt es auch Medienberichte,<br />
nach denen Hunderte von deutschen<br />
Soldaten in Mazedonien Bordelle<br />
mit Minderjährigen und Zw<strong>an</strong>gsprostituierten<br />
besuchten. Scharping empfahl<br />
der Frauenhilfsorg<strong>an</strong>isation Medica<br />
Mondiale, das Thema nicht öffentlich<br />
breitzutreten, um die Freundinnen und<br />
Ehefrauen der Soldaten nicht zu verunsichern.<br />
Beim Streit um die Entsendung der<br />
Bundeswehr nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> versuchten<br />
die Grünen, mittels bizarrer Kniffe<br />
ihr pazifistisches Image zu retten: Einige<br />
Grüne stimmten gegen den Einsatz<br />
der Bundeswehr, um die PazifistInnen<br />
der Parteibasis zu vertreten, <strong>an</strong>dere<br />
stimmten dafür, um die Parlamentsmehrheit<br />
für den Kriegseinsatz und den<br />
Fortbest<strong>an</strong>d der Koalition zu sichern.<br />
Nach dem 11. <strong>September</strong> verfielen<br />
die Regierenden in hektische Aktivität:<br />
Bei der Rasterfahndung wurden Millionen<br />
BürgerInnen überprüft, das rechtsstaatliche<br />
Prinzip der Unschuldsvermutung<br />
wurde kurzerh<strong>an</strong>d über Bord ge-<br />
worfen. Die von Bundestag und -rat verabschiedeten<br />
Sicherheitspakete enthalten<br />
weitreichende Kompetenzerweiterungen<br />
der Geheimdienste und Einschränkungen<br />
von BürgerInnenrechten<br />
und Datenschutz. Kein Wunder, dass die<br />
Politik von Innenminister Schily selbst<br />
in CSU-Kreisen auf wohlwollende Zustimmung<br />
trifft.<br />
Atomkonsens statt Atomausstieg. Wie<br />
konnte es so weit kommen? Ehemalige<br />
Linke und PazifistInnen sind heute<br />
über ihre Regierungsämter gebunden,<br />
da bleibt nicht mehr viel Platz für<br />
Überzeugungen von früher. Macht korrumpiert<br />
auch auf <strong>an</strong>deren Gebieten:<br />
Eine l<strong>an</strong>gfristige Betriebsgar<strong>an</strong>tie für<br />
Atomkraftwerke heißt in der neuen<br />
Terminologie von Rot-Grün „Atomausstieg“.<br />
Atomreaktoren werden mit<br />
dem Segen der Regierung nach China<br />
exportiert, auch die deutsche Rüstungsindustrie<br />
macht weiterhin gute<br />
Geschäfte. Ein Tempolimit auf deutschen<br />
Autobahnen war für den grünen<br />
Umweltminister Jürgen Trittin in der<br />
Regierung von „Autom<strong>an</strong>n“ Gerhard<br />
Schröder von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> tabu. Angelika<br />
Zahrndt, Vorsitzende des Bundes für Umwelt<br />
und Naturschutz in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />
trat 1999 enttäuscht aus der SPD aus.
Abbau des Sozialstaates. Die gesetzliche<br />
Rentenversicherung wurde kürzlich teilprivatisiert:<br />
Bisher galt der Grundsatz,<br />
dass die Beiträge zu den Sozialversicherungen<br />
zu gleichen Teilen von ArbeitgeberInnen<br />
und ArbeitnehmerInnen entrichtet<br />
werden. Doch nun wurden die<br />
Rentenbeiträge abgesenkt, und zur<br />
Schließung der Lücke die „Riester-Rente“<br />
eingeführt: Die nach dem ver<strong>an</strong>twortlichen<br />
Minister ben<strong>an</strong>nte Form der Altersvorsorge<br />
funktioniert so, dass ArbeitnehmerInnen<br />
auf freiwilliger Basis<br />
private Sparverträge abschließen, die<br />
staatlich bezuschusst werden. In der<br />
gesetzlichen Kr<strong>an</strong>kenversicherung werden<br />
den Versicherten zunehmend fin<strong>an</strong>zielle<br />
Eigenbeteiligungen zugemutet.<br />
Dagegen bleiben Reformen und<br />
Sparmaßnahmen, die in erster Linie die<br />
Pharmaindustrie schmerzlich träfen,<br />
weitgehend aus.<br />
Zu allem Überfluss hat die Regierung<br />
kürzlich die „Hartz-Kommission“<br />
eingesetzt. Ein Think T<strong>an</strong>k, der die Arbeitslosenzahl<br />
halbieren will, indem er<br />
die Arbeitslosen selbst bekämpft: Erhöhung<br />
des Drucks auf L<strong>an</strong>gzeitarbeitslose<br />
und die Schaffung von LeiharbeiterInnen-<br />
und Billigjobs sind die neuen<br />
Rezepte der Sozialdemokratie. Seit Bundesk<strong>an</strong>zler<br />
Gerhard Schröder im verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahr die Faulenzer-Debatte<br />
<strong>an</strong>gestoßen hatte, fallen derartige Vor<strong>schläge</strong><br />
auf fruchtbaren Boden. Die Beweislast<br />
für die erfolglose Jobsuche<br />
wird verstärkt vom Staat auf das Individuum<br />
verschoben:„Wer keine Arbeit<br />
hat, ist selbst Schuld.“ Darüber hinaus<br />
sollen künftig bei der Arbeitsvermittlung<br />
Menschen mit Familienver<strong>an</strong>twortung<br />
bevorzugt werden – inwieweit<br />
Frauen als solche wahrgenommen werden<br />
oder ob dieser neue Kurs die traditionelle<br />
Ernährerrolle der Männer begünstigen<br />
wird, sollte aufmerksam und<br />
skeptisch verfolgt werden.<br />
Hausfrauenehe mit Steuerprämie… Noch im<br />
Wahlkampf 1998 hatten die Grünen eine<br />
„Regenbogenzeitung“ verteilt, welche<br />
die Gleichstellung nichtehelicher<br />
Paare und den Abbau ehelicher Privilegien<br />
gefordert hatte. Da wäre eine<br />
Menge zu tun gewesen: Das deutsche<br />
Steuerrecht begünstigt einen Einkommensunterschied<br />
in der Ehe, das heißt<br />
vereinfacht gesagt, der besserverdienende<br />
Partner bekommt eine Steuervergünstigung<br />
dafür, dass die Partnerin<br />
weniger verdient oder gar kein eigenes<br />
Einkommen hat („Ehegattensplitting“).<br />
Es gibt einen Verheiratetenzuschlag für<br />
BeamtInnen (ursprünglich zur Ernährung<br />
der Hausfrau gedacht), die soziale<br />
Mitversicherung von nicht erwerbstätigen<br />
EhepartnerInnen ist kostenlos, geht<br />
also auf Kosten der zahlenden Sozialversicherten.<br />
Eheprivilegien gelten unabhängig<br />
davon, ob ein Paar Kinder hat<br />
oder nicht.<br />
Im Gegenzug existiert die gegenseitige<br />
Unterhaltspflicht der PartnerInnen, die<br />
nicht selten in fin<strong>an</strong>zielle Abhängigkeiten<br />
mündet und dem Staat Kosten <strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>derer Stelle erspart, zum Beispiel in<br />
der Studienförderung und in der Arbeitslosenhilfe.<br />
…auch für Lesben und Schwule? Die Grünen<br />
streben die Ausdehnung der althergebrachten<br />
Eheprivilegien auf Lesben<br />
und Schwule in der sogen<strong>an</strong>nten Homo-Ehe<br />
<strong>an</strong>. Fl<strong>an</strong>kiert wird diese Politik<br />
vom Lesben- und Schwulenverb<strong>an</strong>d<br />
Deutschl<strong>an</strong>d (LSVD), der personell sehr<br />
eng mit den Grünen verflochten ist. Er<br />
pl<strong>an</strong>t jetzt eine Verfassungsklage, um<br />
auch die zweite Stufe der Eingetragenen<br />
LebenspartnerInnenschaft mit den<br />
darin vorgesehenen Rechten durchzusetzen,<br />
die von der CDU/CSU nach wie<br />
vor im Bundesrat blockiert wird. Der<br />
LSVD betreibt hartnäckige Öffentlichkeitsarbeit<br />
und politische Einflussnahme.<br />
Er wird von einigen eher unpolitischen<br />
Prominenten (Hella von Sinnen,<br />
Ulrike Folkerts u.a.) unterstützt und<br />
nicht selten als Alleinvertreter lesbischschwuler<br />
Interessen wahrgenommen.<br />
Werbesprüche wie „Gleich viel Recht<br />
für gleich viel Liebe“ sicherten die Unterstüt-<br />
zung ebenso wohlmeinender wie<br />
uninformierter Hetera/os: Wer toler<strong>an</strong>t<br />
und aufgeklärt ist oder dafür gehalten<br />
werden will, ist jetzt für die „Homo-<br />
Ehe“.<br />
Ein Lieblingsargument derer, denen<br />
trotz der zahlreichen Jubelpartys gelegentlich<br />
Zweifel <strong>an</strong> der Billig-Ehe kamen,<br />
lautete: durch Heirat mit einer/m deutschen<br />
PartnerIn könnten doch immerhin<br />
von Abschiebung ins Ausl<strong>an</strong>d bedrohte<br />
PartnerInnen in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
bleiben. Das trifft zwar für etliche Paare<br />
tatsächlich zu. Doch die Frage, ob die<br />
Ehe wirklich geeignet ist, die großen<br />
Defizite im Asyl- und AusländerInnenrecht<br />
auszubügeln, geht in der Diskussion<br />
nahezu vollständig unter. Kurz:<br />
Die lesbisch-schwule Bewegung in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d strebt in erster Linie die<br />
Gleichstellung mit Heterosexuellen im<br />
Rahmen der bestehenden Verhältnisse<br />
<strong>an</strong>. Eine Gesellschaftskritik, die darüber<br />
hinausgeht, ist selten geworden. ❚<br />
deutschl<strong>an</strong>dinternational<br />
Zum Weiterlesen:<br />
Jutta Ditfurth: Das waren die<br />
Grünen. Abschied von einer Hoffnung.<br />
UllsteinTB 2001, Eur 8,70 (Ö)<br />
Eike Stedefeldt: Schwule Macht<br />
oder Die Em<strong>an</strong>zipation von der<br />
Em<strong>an</strong>zipation. Espresso 1998, Eur<br />
16,40 (Ö)<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
themamenstruation<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Sacer mens<br />
Während in vorpartriarchalen Kulturen dem Blut der Frau eine<br />
besondere Stellung zukam, wurden menstruierende Frauen mit<br />
der zunehmenden Vormachtstellung der Männer als unrein und<br />
gefährlich erklärt. In unserer Kultur wird über Menstruation<br />
kaum gesprochen. Von Verena Fabris und Eva Steinheimer<br />
Sie heißt rote T<strong>an</strong>te, Rosenblüte,<br />
T<strong>an</strong>te Rosa aus Amerika, Bloody<br />
Mary, Schokoladezeit, monatliche<br />
Blödigkeit oder the curse,<br />
der Fluch. Beinahe alle Frauen<br />
im gebärfähigen Alter bekommen sie<br />
etwa einmal im Monat: die Regel. Ihre<br />
erste Menstruation– die Menarche– erleben<br />
viele Mädchen völlig unvorbereitet<br />
als wenig erfreuliches Ereignis.<br />
Das erste Mal. Die 25-jährige Studentin Tina,<br />
die ihre Regel mit elf Jahren bekam,<br />
erzählt:„Da bin ich so am Klo gesessen<br />
und habe plötzlich so eine bräunliche<br />
Flüssigkeit entdeckt. Ich habe meine<br />
Oma gerufen, und die hat gesagt: ,Ja<br />
Dirndl, jetzt ist es so weit. Jetzt hast du<br />
die Regel.‘ Und ich hab‘ gedacht:<br />
Scheiße.“ Die 34-jährige Kr<strong>an</strong>kenschwester<br />
Paula hat ihre erste Menstruation<br />
mit siebzehn bekommen:„Ich war ein<br />
ziemlicher Spätzünder. Ich habe schon<br />
drauf gewartet. Einmal habe ich meine<br />
Eltern gehört, wie sie darüber sprachen,<br />
dass ich wahnsinnig werden könnte,<br />
weil ich meine Regel noch nicht hatte.<br />
Die haben gedacht, dass sich d<strong>an</strong>n das<br />
Blut irgendwo staut oder so und du<br />
d<strong>an</strong>n wahnsinnig wirst.“ Gefreut hat<br />
sich hingegen die 51-jährige Unternehmerin<br />
Angela über die „G’schicht“, wie<br />
ihre Großmutter die Regel n<strong>an</strong>nte:„Ich<br />
war durchs Bravo ziemlich aufgeklärt<br />
und hab’ schon immer nachgeschaut, ob<br />
schon was zu sehen ist. Als sie d<strong>an</strong>n<br />
kam, war es g<strong>an</strong>z harmlos. Meine Mutter<br />
hat mir Watte und Zellstoff gegeben,<br />
aber ich wollte moderne Binden – die<br />
musste ich mir allerdings selber kaufen.“<br />
G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders war es für die 43-jährige<br />
Buchautorin Gabriele Pröll:„Ich habe es<br />
der Mama gesagt, und die ist mit mir in<br />
den Erdäpfelkeller geg<strong>an</strong>gen und hat<br />
mir so eine Monatshose gegeben und
Fo t o s : A rc h i v ( l i ) , M a g d a l e n a B l a s zc z u k ( r e )<br />
Binden aus Watte zum Einknüpfen und<br />
hat gesagt: du wirst jetzt eine Frau und<br />
du kriegst das jeden Monat, und d<strong>an</strong>n<br />
ist sie wieder geg<strong>an</strong>gen. Und da bin ich<br />
da in dem Keller gest<strong>an</strong>den und war irritiert<br />
und habe mich irgendwie auch geniert.“<br />
Mütter kommentieren die erste<br />
Menstruation oft mit den Worten:„Nun<br />
bist du eine Frau.“ Sylvia Groth vom<br />
Frauengesundheitszentrum Graz erzählt:„Ich<br />
war am Klo und hab Blut in<br />
der Hose entdeckt, also braune Flecken.<br />
Ich ging mit runtergezogener Hose zu<br />
meiner Mutter und die sagte:‚Jetzt bist<br />
du eine Frau!’ und ich hab nur gedacht:<br />
‚Ouäää!’. Das war doch eine große, plötzliche<br />
Veränderung. Es schien mir eine<br />
un<strong>an</strong>gemessen große Bedeutung für die<br />
Flecken in meiner Hose.“<br />
Menstruationsriten. Eine große Bedeutung<br />
hatte die Menstruation in den meisten<br />
vorpatriarchalen Kulturen, Menstruationsriten<br />
zählten zu den wichtigsten<br />
Kultfeiern. Die bek<strong>an</strong>ntesten sind die<br />
griechischen Thesmophorien (thesmophoria,<br />
gr. = gesetzbringend, Regel), bei<br />
denen sich die Frauen zum rituellen<br />
Menstruieren in den Temenos, einen sakralen<br />
Frauenort, zurückzogen. Im alten<br />
Griechenl<strong>an</strong>d gab es Frühlingsfeste, bei<br />
denen mit Menstruationsblut vermischter<br />
Weizen auf die Erde gestreut<br />
wurde, um die Fruchtbarkeit des Bodens<br />
zu erhöhen. Im alten Ägypten hieß<br />
es, dass roter Wein gemischt mit Menstruationsblut<br />
die spirituelle Kraft vergrößere.<br />
Die Hindus glaubten, dass die<br />
Menschen aus dem Menstruationsblut<br />
der Mutter Erde entst<strong>an</strong>den sind, und<br />
südamerik<strong>an</strong>ische Mythen erzählen,<br />
dass alle Menschen aus dem Menstruationsblut<br />
des Mondes entst<strong>an</strong>den.<br />
Die Menstruation einer Frau wurde<br />
als kosmisches Ereignis gesehen, das<br />
mit den Zyklen des Mondes verbunden<br />
ist. Die Fähigkeit der Frau zu bluten, ohne<br />
sich eine Wunde zuzufügen, wurde<br />
als Macht <strong>an</strong>gesehen. In der Zeit ihrer<br />
Menstruation zogen sich die Frauen oft<br />
zurück, um auf ihre innere Stimme zu<br />
hören. Die Träume und Erkenntnisse, die<br />
sie hatten, waren für den gesamten<br />
Stamm bedeutsam.<br />
Mit dem Verschwinden matriarchaler<br />
Kulturen änderten sich die Einstellungen<br />
gegenüber der Menstruation<br />
und verkehrten sich ins Gegenteil: Menstruation<br />
wurde als unrein und gefährlich<br />
betrachtet. Die heiligen Orte des<br />
Rückzuges wurden zu isolierten Räumen<br />
für menstruierende Frauen. Frauen<br />
wurden unter dem Vorw<strong>an</strong>d der Unreinheit<br />
entmachtet, in der katholischen<br />
Kirche wurde das männliche Blut, das<br />
Blut Christi, für heilig erklärt. Die menstruierende<br />
Frau wurde mit zahlreichen<br />
Tabus belegt. Vom 8. bis zum 11. Jahrhundert<br />
wurde menstruierenden Frauen<br />
zum Beispiel die Kommunion verwehrt.<br />
„Das Unreine hat aber auch etwas<br />
mit dem Heiligen zu tun“, sagt<br />
Caroline Ausserer, die ihre Diplomarbeit<br />
zum Thema Menarcheriten schrieb. In<br />
m<strong>an</strong>chen polynesischen Sprachen gibt<br />
es nur ein Wort für heilig und Verbot.<br />
Die Theologin und Psychologin Jutta<br />
Voss geht davon aus, dass sich das Wort<br />
Sakrament von sacer mens, der heiligen<br />
Menstruation, ableitet.<br />
Gebote und Verbote. Die Blutung der Frauen<br />
ist in jedem Fall etwas Außergewöhnliches,<br />
dem mit zahlreichen Verhaltensregeln,<br />
Ge- und Verboten sowie<br />
speziellen Ritualen begegnet wird. Die<br />
Details dieser Rituale unterscheiden<br />
sich von Kultur zu Kultur, es gibt aber<br />
auch Übereinstimmungen. In der männlich<br />
dominierten Ethnologie wurden<br />
menstruationthema<br />
sämtliche Regeln im Zusammenh<strong>an</strong>g „Der Tampon nimmt Ihre Regel da<br />
mit der Menstruation als Verbote und auf, wo sie stattfindet – im Inneren<br />
Tabus interpretiert. Isolierte Plätze für Ihres Körpers.“ Versteckt und un-<br />
menstruierende Frauen, wie die weit sichtbar soll sie ablaufen, sauber<br />
verbreiteten Menstruationshütten, und diskret! – die Menstruation<br />
wurden von männlichen Forschern als<br />
Orte der Unterdrückung <strong>an</strong>gesehen.<br />
Ausserer erzählt von einem Ethnologen,<br />
der meinte:„Wie geht es uns doch gut.<br />
Frauen können in der Zeit frei herumlaufen.“<br />
Für die Frauen selbst ist die sogen<strong>an</strong>nte<br />
Isolierung vielmehr eine<br />
Rückzugsmöglichkeit, ein Ort, wo sie<br />
sich auf sich selbst einlassen und mit<br />
<strong>an</strong>deren Frauen Zeit verbringen können,<br />
betonen sowohl Ausserer als auch Pröll,<br />
Autorin des Buches „Meine Tage“.<br />
Menstruationsriten sollten nicht<br />
isoliert von <strong>an</strong>deren Regeln und Ritualen<br />
einer Kultur interpretiert werden.<br />
Weit verbreitet ist zum Beispiel das Gebot<br />
zu fasten. Einerseits wird es mit<br />
dem Zust<strong>an</strong>d der rituellen Unreinheit<br />
der Frau begründet. Andererseits ist Fas- Frauengesundheitszentrum Graz<br />
ten ein weit verbreitetes Ritual zur<br />
T. 0316/83 79 98, Brockm<strong>an</strong>n-<br />
Stärkung und keineswegs auf menstrugasse 48/1.Stock, 8010 Graz:<br />
ierende Frauen beschränkt. In vielen http://www.fgz.co.at/ größtes deutsch-<br />
Kulturen gibt es Verbote, bestimmte sprachiges Internetportal zu Frauenge-<br />
Nahrungsmittel zuzubereiten, Feuer zu sundheit<br />
machen, bestimmte Gegenstände zu<br />
berühren und Geschlechtsverkehr zu Frauengesundheitszentrum Kärnten:<br />
haben. Zugrunde liegen den Verboten http://www.fgz-kaernten.at<br />
religiöse oder mythisch überlieferte<br />
Vorstellungen über die Gefahren oder Frauengesundheitszentrum Linz:<br />
Kräfte, die das Menstruationsblut in http://www.fgz-linz.at<br />
sich birgt. Einer Verletzung der Gebote<br />
werden vielfältige Folgen zugeschrie- Frauengesundheitszentrum Tirol:<br />
ben: Missernten, Kinderlosigkeit, Un- http://www.fgztirol.at<br />
wetter oder Tod.<br />
FEM – Frauengesundheitszentren<br />
Die Menarche. Vielerorts genießt die Me- Wien:<br />
narche, die erste Menstruation eines Mäd- http://www.fem.at<br />
chens, besondere Aufmerksamkeit. Sie<br />
wird von der Gemeinschaft mit großer Museum der Menstruation:<br />
Freude und Festen begrüßt, denn sie<br />
http://www.mum.org<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themamenstruation<br />
Die Blutung der Frau ist in jedem<br />
Fall etwas Aussergewöhnliches,<br />
dem mit zahlreichen Verhaltensregeln<br />
begegnet wird.<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
zeugt von der Fortpfl<strong>an</strong>zungsfähigkeit<br />
der jungen Frau und somit dem Fortbest<strong>an</strong>d<br />
der g<strong>an</strong>zen Ethnie. Für das Mädchen<br />
gilt es, die vorgeschriebenen Riten<br />
zu befolgen oder über sich ergehen zu<br />
lassen. Die Ausprägung dieser Rituale ist<br />
sehr unterschiedlich und reicht von rituellen<br />
Tänzen über Tätowierungen bis<br />
hin zu Genitalverstümmelungen. Caroline<br />
Ausserer hat sich in ihrer Diplomarbeit<br />
bewusst nur mit positiv besetzten<br />
Menarcheritualen beschäftigt:„Mir ist es<br />
auch darum geg<strong>an</strong>gen zu zeigen, inwiefern<br />
Rituale unterstützend sein können,<br />
die Menstruation positiv zu erleben.<br />
Schön f<strong>an</strong>d ich zum Beispiel die Initiationsriten<br />
der Ndembu in Sambia.“<br />
Dort laufen die Initiationsriten in drei<br />
Phasen ab: zuerst wird das Mädchen<br />
von der Gruppe getrennt und kommt in<br />
eine Hütte abseits des Dorfes. In einer<br />
zweiten Phase wird sie von einer älteren<br />
Frau, einer Zeremonienleiterin, in verschiedene<br />
Wissensgebiete eingeführt:<br />
Medizin, Sexualität, T<strong>an</strong>z, Umg<strong>an</strong>g mit<br />
dem Körper. In einer dritten Phase wird<br />
sie mit ihrem neuen Wissen in einem<br />
großen Festakt in die Gemeinschaft<br />
reintegriert. Ausserer glaubt, dass wir<br />
aus den Riten der Ndembu etwas für<br />
unsere Gesellschaft lernen könnten:<br />
„Also die Idee von der Mentorin, die<br />
dich einführt, hat mir gut gefallen. Das<br />
finde ich fehlt in unserer Gesellschaft<br />
ja komplett, der Überg<strong>an</strong>g vom Kindzum<br />
Erwachsensein. Das sollte m<strong>an</strong><br />
besser einbetten in eine Entwicklung.“<br />
Giftiges Blut. Auch in der Wissenschaft<br />
f<strong>an</strong>d die Menstruation Beachtung. Bek<strong>an</strong>nte<br />
Philosophen und Gelehrte durch<br />
die Epochen haben sich mit ihr beschäftigt.<br />
Der Umst<strong>an</strong>d, dass es sich dabei<br />
fast ausschließlich um männliche Wissenschafter<br />
h<strong>an</strong>delte, hat die Einstellung<br />
gegenüber der Menstruation und<br />
damit verbunden auch das Frauenbild<br />
nachhaltig geprägt. Wie in vielen <strong>an</strong>deren<br />
Kulturen hat sich auch in Griechenl<strong>an</strong>d<br />
die positive Einstellung gew<strong>an</strong>delt,<br />
sodass in der griechischen Antike die<br />
Menstruation als Beweis für die Minderwertigkeit<br />
der Frau galt, die als unvollkommener<br />
M<strong>an</strong>n gesehen wurde.<br />
Der Philosoph und Mathematiker Pythagoras<br />
(580-496 v.u.Z.) meinte, dass<br />
die Lebenssäfte der Frau in Ungleichgewicht<br />
seien und mit der Menstruation<br />
ein Überschuss aus der Nahrung abgeben<br />
werde. Ähnliche Ansichten vertraten<br />
auch der Arzt Hippokrates (460-377<br />
v.u.Z.) und der Philosoph Aristoteles<br />
(384-322 v.u.Z.). Hintergrund dieser Auffassung<br />
bildet die Humoralpathologie,<br />
die „Viersäftelehre“, wonach die richtige<br />
Mischung der Körpersäfte Gesundheit<br />
bedeutet und deren Ungleichgewicht<br />
Kr<strong>an</strong>kheit hervorruft. Zudem war die<br />
Meinung weit verbreitet, jede Regelblutung<br />
bedeute eine missglückte<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft, da m<strong>an</strong> dachte, der<br />
Embryo entstehe aus dem Blut. In <strong>an</strong>deren<br />
Lehrmeinungen widerum galt das<br />
Blut als Nahrung des Embryos.<br />
Der römische Philosoph Plinius der<br />
Ältere (32-79 n.u.Z.) beschrieb ausführlich<br />
die Gefährlichkeit und Giftigkeit<br />
des Menstruationsblutes:„Der Wein<br />
versauert, die Früchte verdorren, Waffen<br />
und Messer werden stumpf, Metalle<br />
setzen Rost und Grünsp<strong>an</strong> <strong>an</strong>. Schw<strong>an</strong>gere<br />
Stuten abortieren unter dem Blick<br />
von, vor allem zum ersten Mal, menstruierenden<br />
Jungfrauen.“ Allerdings<br />
konnte das Blut laut Plinius auch bestimmte<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten heilen oder Ungeziefer<br />
vertreiben.<br />
Im Mittelalter wurde die Lehrmeinung<br />
von der minderwertigen Frau<br />
weiter tradiert. Immer mehr Einfluss<br />
gew<strong>an</strong>nen kirchliche Lehren, die die<br />
Menstruation auf den Sündenfall im<br />
Paradies zurückführten. Die bek<strong>an</strong>nte<br />
Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-<br />
1179) schrieb:„Alle Gefäße des Weibes<br />
würden unversehrt und gesund geblieben<br />
sein, wenn Eva allezeit im Paradies<br />
verblieben wäre.“ Gleichzeitig versuchte<br />
sie aber neben dem Strafcharakter<br />
der Menstruation auch deren Bedeutung<br />
als Voraussetzung für Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
hervorzuheben. Mit dieser teilweise<br />
positiven Deutung st<strong>an</strong>d sie aber<br />
alleine da.<br />
Auch in der Renaiss<strong>an</strong>ce änderte<br />
sich wenig. Die medizinischen Kenntnisse<br />
unterschieden sich kaum von jenen<br />
der Antike. Die Einstellung gegenüber<br />
der Menstruation war geprägt von<br />
Magie, Religion und Humoralpathologie.<br />
So ist es auch wenig verwunderlich,<br />
wenn der berühmte Arzt und Philosoph<br />
Paracelsus (1493-1541) schreibt:„Es gibt<br />
kein Gift in der Welt, das schädlicher ist<br />
als das Menstruationsblut.“ Ab dem 18.<br />
Jahrhundert schließlich kommt es<br />
durch zunehmende medizinische Erkenntnisse<br />
zu einem W<strong>an</strong>del des Frauenbildes:<br />
die Frau ist kein minderwertiger<br />
M<strong>an</strong>n, keine gefährliche, menstruierende<br />
Hexe mehr, sondern der Gegenpol<br />
zum M<strong>an</strong>n, der Kinder gebären<br />
k<strong>an</strong>n. Das Hausmutterideal beg<strong>an</strong>n<br />
sich durchzusetzen.<br />
Ein pathologischer Zust<strong>an</strong>d. L<strong>an</strong>ge Zeit galt<br />
allein der männliche Samen als ausschlaggebend<br />
für die Zeugung. Erst im<br />
Jahr 1827 wurde die weibliche Eizelle<br />
entdeckt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />
glaubten die Mediziner, dass die<br />
Zeit des Eisprungs und der Fruchtbarkeit<br />
zusammenfiele. Schließlich setzte<br />
sich die Überzeugung durch, dass die<br />
Menstruation die Ausstoßung eines<br />
nicht befruchteten Eis darstellt. Mit dieser<br />
Erkenntnis waren jedoch zahlreiche<br />
moralische Bewertungen verknüpft.<br />
Empfängnis, Schw<strong>an</strong>gerschaft und Geburt<br />
wurden als normale Zustände der<br />
Frau erklärt, während die Menstruation
Fo t o s : A rc h i v ( l i ) , Ve r e n a Fa b r i s ( r e )<br />
zu einem pathologischen Zust<strong>an</strong>d gemacht<br />
wurde:„Jedes Ei, welches in die<br />
Gebärmutter gel<strong>an</strong>gt (...) muss stets befruchtet<br />
werden. Wenn jedoch die Frau<br />
den cohabitationsact nicht häufig genug<br />
ausübt, so ist ihr Leben nicht hygienisch,<br />
und die derartige Vernachlässigung<br />
dieser neuen hygienischen Regel<br />
führt zur Menstruation, d.h. (...) zu einem<br />
pathologischen Zust<strong>an</strong>d.“ Psychologen<br />
wie Krafft-Ebing erklärten Frauen<br />
während der Menstruation für verrückt<br />
und erstellten aufwendige Studien über<br />
das „Irre-Sein“ der Frauen. Allen Frauen<br />
wurde die Neigung zur Hysterie (= gr.<br />
für Gebärmutter) attestiert, wobei davon<br />
ausgeg<strong>an</strong>gen wurde, dass der „wild<br />
gewordene Uterus“ für die hysterischen<br />
Leiden ver<strong>an</strong>twortlich sei. Krafft-Ebing<br />
behauptete, dass Frauen zur Zeit der<br />
Menstruation viel häufiger zu Mörderinnen,<br />
Diebinnen oder Br<strong>an</strong>dstifterinnen<br />
würden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
glaubte ein Wiener Arzt, ein Menstruationsgift<br />
entdeckt zu haben, dessen<br />
Existenz erst 1958 widerlegt wurde.<br />
Vielfache Beachtung f<strong>an</strong>d das Prämenstruelle<br />
Syndrom (PMS). PMS bezeichnet<br />
eine Vielzahl von Symptomen,<br />
die Frauen vor oder während ihrer Periode<br />
aufgrund des erhöhten Hormonspiegels<br />
erfahren. In den letzten 30 Jahren<br />
hat die Pharmaindustrie menstruierende<br />
Frauen als Markt entdeckt und<br />
zahlreiche Medikamente gegen PMS<br />
entwickelt. Nicht zuletzt sollen damit<br />
auch wirtschaftliche Interessen befriedigt<br />
werden: die Frau soll funktionieren,<br />
100% einsatzfähig sein.<br />
Zur Zeit gibt es in Jap<strong>an</strong> Forschungstendenzen,<br />
die Menstruation mit Medikamenten<br />
zu unterdrücken. „Viele ,modern<br />
women` wollen nicht bluten“,<br />
meint Frauenärztin Sonja Karasegh.<br />
„Aber was bedeutet das für uns Frauen,<br />
wenn wir nur mehr künstlich funktionieren<br />
und nicht mehr unter einem<br />
natürlichen Rhythmus schwingen?“ Sylvia<br />
Groth vom Grazer Frauengesundheitszentrum<br />
sieht diese Tendenzen in<br />
der medizinischen Forschung in einem<br />
Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g:„Hinter dieser<br />
Forschung steckt aber g<strong>an</strong>z einfach das<br />
Gesamtkonzept, das die heutige Medizin<br />
vom weiblichen Körper hat. Im Fall<br />
der Menstruation sollen die natürlichen<br />
Veränderungen von Frauen abgeschafft<br />
werden. Das finden wir auch bei der<br />
Hormonbeh<strong>an</strong>dlung im Wechsel.“<br />
Rote Rosen. Außer im medizinischen Kontext<br />
wird die Menstruation in unserer<br />
Kultur kaum thematisiert. „Sie kommt<br />
vor über die Werbung zur Monatshygiene.<br />
Da ist jedoch eigentlich die Botschaft,<br />
dass frau sie möglichst verstecken<br />
soll“, attestiert Gabriele Pröll.<br />
Ende des 19. Jahrhunderts wurden<br />
die Wegwerfbinden erfunden. 1950 kam<br />
der Tampon auf den Markt. Doch erst in<br />
den 50er Jahren nahm die Werbung für<br />
Monatshygieneartikel und Schmerzmittel<br />
zu. Statt kleiner versteckter Hinweise<br />
konnte m<strong>an</strong> nun große halb- oder<br />
g<strong>an</strong>zseitige Werbeeinschaltungen finden.<br />
Die Hauptbotschaft der Werbung<br />
in den 60er Jahren lautet: Sicherheit,<br />
Freiheit, Zuverlässigkeit, Schutz. „Tampax<br />
Tampon. Damit du keine Entschuldigung<br />
brauchst. Du k<strong>an</strong>nst ungehindert<br />
die magische Welt des Meeres genießen.<br />
Jederzeit. Keine Ausreden nötig,<br />
wie: Ich habe ein schwere Erkältung<br />
oder: Ich habe eine schlimme Entzündung<br />
am Finger“, lautete eine Werbebotschaft<br />
aus den 60ern. Nach wie vor<br />
operiert die Werbeindustrie mit dem Erzeugen<br />
von Gefühlen wie Freiheit und<br />
Sicherheit und verbindet den Gebrauch<br />
von bestimmten Artikeln mit Begriffen<br />
wie jugendlich, schön, sportlich, aktiv.<br />
Sicherheit, Sauberkeit und Diskretion<br />
des zu bewerbenden Produktes stehen<br />
im Vordergrund, verbreitet wird die Bot-<br />
links: Caroline Ausserer<br />
rechts: Gabriele Pröll bietet<br />
Beratung für Frauen und<br />
Mädchen <strong>an</strong>, die Probleme mit<br />
ihrer Menstruation haben oder<br />
sich näher mit ihr beschäftigen<br />
wollen. Nähere Infos unter:<br />
gabi.proell@chello.at<br />
schaft, dass die Menstruation nicht erwünscht<br />
ist, dass alles get<strong>an</strong> werden<br />
soll, um die Zeit der Menstruation so<br />
„normal“ und unauffällig wie möglich<br />
zu gestalten. Es wird den Frauen vermittelt,<br />
dass sie, wenn sie bestimmte Produkte<br />
benutzen, so funktionsfähig sind,<br />
wie wenn sie ihre Periode nicht haben.<br />
Nur für wenige Frauen spielt die<br />
Menstruation eine positive Rolle in<br />
ihrem Leben. Da kulturell überlieferte<br />
Riten fehlen, schlägt Gabriele Pröll vor,<br />
eigene Riten zu entwickeln. „Alleine,<br />
g<strong>an</strong>z kurz, einmal im Monat sich hinzulegen,<br />
vielleicht eine halbe Stunde, eine<br />
schöne Musik aufzulegen oder irgendwie<br />
eine Stimmung für sich zu erzeugen<br />
und hineinzuspüren, was da eigentlich<br />
passiert.“ Caroline Ausserer erzählt<br />
von einer Freundin, die sich, wenn<br />
sie die Regel bekommt, immer rote Rosen<br />
kauft. Eine <strong>an</strong>dere trägt immer rote<br />
Kleidung.<br />
Das letzte Mal. Keine Regel mehr bekommt<br />
die 56-jährige Malerin Ingrid.<br />
„Und das ist herrlich“, sagt sie lachend.<br />
Zunächst sei es schon eine Umstellung<br />
gewesen, schließlich habe sie die monatliche<br />
Blutung über vierzig Jahre l<strong>an</strong>g<br />
begleitet. Ingrid beg<strong>an</strong>n erst spät, sich<br />
mit ihrem Körper zu beschäftigen. Als<br />
sie mit Mitte fünfzig einmal die Menstruation<br />
nicht pünktlich bekam, dachte<br />
sie schon, das sei nun das letzte Mal gewesen<br />
und der Wechsel schon vorbei.<br />
D<strong>an</strong>n hat sie viel über den weiblichen<br />
Körper gelesen, und erst jetzt k<strong>an</strong>n sie<br />
dazu stehen, dass sie während der Regel<br />
oft sehr sensibel und „leicht <strong>an</strong>gerührt“<br />
war.<br />
Die 43-jährige Ärztin Lisa ist jedes<br />
Monat froh, dass sie ihre Menstruation<br />
noch bekommt:„Für mich ist das schon<br />
ein wichtiger Teil des Frau-Seins“, sagt<br />
sie. „Ich glaube, dass mir d<strong>an</strong>n wirklich<br />
etwas fehlen wird.“ ❚<br />
menstruationthema<br />
Zum Weiterlesen:<br />
Gabriele Pröll: Meine Tage – Quelle<br />
weiblicher Kraft und Intuition.<br />
Bauer <strong>2002</strong>, Eur 15,50<br />
Caroline Ausserer:„Menstruation<br />
und weibliche Initiationsriten“ in der<br />
Reihe Historische Anthropologische<br />
Studien im Peter L<strong>an</strong>g Verlag der<br />
Wissenschaften (Hg. Hubert<br />
Ch. Ehalt) (erscheint im Herbst)<br />
Jutta Voss: Das Schwarzmond-Tabu.<br />
Die kulturelle Bedeutung des weiblichen<br />
Zyklus. Kreuz Verlag 2001,<br />
15. Auflg., Eur 25,60<br />
Luisa Fr<strong>an</strong>cia: Drachenzeit. Die<br />
verborgene Kraft der Menstruation.<br />
Frauenoffensive 1987, Eur 10,20<br />
Tricia Kreitm<strong>an</strong>, Fiona Finley, Fiona<br />
und Rosemary Jones: Problemlos<br />
durch die Tage. Was Mädchen über<br />
die Periode wissen möchten.<br />
Ueberreuter <strong>2002</strong>, Eur 9,90<br />
Regel-lose Frauen:Wechseljahre im<br />
Kulturvergleich. Hg. von Godula<br />
Kosack und Ulrike Krasberg,<br />
Helmer <strong>2002</strong>, Eur 19,50<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
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wechseljahre<br />
Hormone – alles gut?<br />
Wenn Frauen in die sogen<strong>an</strong>nte dritte Lebensphase wechseln, brauchen<br />
sie sich nicht darum zu sorgen, dass ihr Leben nun l<strong>an</strong>gweiliger verläuft,<br />
nur weil jetzt all die Aufregungen vorbei sind. Mit den Wechseljahren<br />
geht es erst richtig los.<br />
Hitzewallungen, Unpässlichkeiten, Schlaflosigkeit, Herzkreislauferkr<strong>an</strong>kungen<br />
oder Osteoporose. Aber keine Angst, es gibt ja die Hormonbeh<strong>an</strong>dlung.<br />
Fast jeder Frau werde dazu geraten, die Vorteile werden<br />
betont, Risiken verharmlost, so Sylvia Groth, Geschäftsführerin des<br />
Frauengesundheitszentrums in Graz (FGZ). Das FGZ weist bereits seit<br />
Jahren auf die geringe wissenschaftliche Basis der Vorteile einer Hormonbeh<strong>an</strong>dlung<br />
während der Wechseljahre hin und fordert gemeinsam<br />
mit dem bundesdeutschen Arbeitskreis Frauengesundheit, dem<br />
Deutschen Ärztinnenbund und dem deutschen Frauengesundheitszentrum<br />
ein Umdenken.<br />
Verstärkt wird diese Forderung durch alarmierende Resultate einer<br />
l<strong>an</strong>gjährigen Studie in den USA. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde<br />
den Teilnehmerinnen eine Östrogen/Gestagen-Kombination verabreicht.<br />
Schließlich wurde bek<strong>an</strong>nt, dass eine l<strong>an</strong>gjährige Einnahme das<br />
Risiko z.B. für Brustkrebs, Herzinfarkt, Thrombose oder Schlag<strong>an</strong>fall wesentlich<br />
erhöht. Die Studie musste aufgrund der nachgewiesenen gesundheitlichen<br />
Schäden kürzlich abgebrochen werden. Eine breite öffentliche<br />
Diskussion in Österreich über diese Ergebnisse f<strong>an</strong>d bisweilen<br />
noch nicht statt. Das FGZ macht auf mögliche Risiken von Hormoneinnahmen<br />
aufmerksam und informiert über alternative Beh<strong>an</strong>dlungsmethoden.<br />
PÖ<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, 8010 Graz,<br />
T. 0316/83 79 98, e-mail: frauen.gesundheit@fgz.co.at, http://www.fgz.co.at<br />
studie zum studium<br />
Kultur des Drop-outs<br />
„Akademische Grade zwischen Traum und Wirklichkeit“ – so der Titel einer<br />
Studie von Fr<strong>an</strong>k L<strong>an</strong>dler und Rene Dell´mour. Untersucht wurden<br />
die sozialen Bedingungen, welche für Studienerfolg und -dauer ausschlaggebend<br />
sind. Der familiäre Background von Studierenden ist nach<br />
wie vor von großer Bedeutung. Während Kinder aus AkademikerInnenhaushalten<br />
mit einer überdurchschnittlichen Wahrscheinlichkeit rechnen<br />
können, ihr Studium erfolgreich abzuschließen, haben Kinder von<br />
ArbeiterInnen und H<strong>an</strong>dwerkerInnen deutlich geringere Ch<strong>an</strong>cen auf<br />
einen erfolgreichen Studienabschluss. Neben der sozialen Herkunft<br />
spielt die Geschlechtszugehörigkeit eine entscheidende Rolle für den<br />
Studienerfolg. So brechen Studentinnen ihr Studium häufiger ab als ihre<br />
Kollegen.<br />
Generell gebe es in Österreich eine „Kultur des Drop-Outs“, so<br />
L<strong>an</strong>dler, die bereits in den BHS und AHS beginne. Das Projektzentrum<br />
Frauenförderung reagiert auf die hohe Drop-Out-Rate und bietet im<br />
<strong>September</strong> ein dreitägiges Seminar <strong>an</strong>, bei dem sich Studien<strong>an</strong>fängerinnen<br />
mit ihren Wünschen für die berufliche Zukunft ausein<strong>an</strong>der setzen<br />
können. <strong>an</strong>i<br />
„Was will Frau eigentlich von der Uni?“<br />
Seminar für Studien<strong>an</strong>fängerinnen vom 17.09.-19.09.<strong>2002</strong> im Institut für Soziologie,<br />
Rooseveltplatz 2, 1090 Wien (Seminarraum II)<br />
Info und Anmeldung: Projektzentrum Frauenförderung, Marie-Theresien-Str. /17, 1090 Wien,<br />
T. 01/4277/18431, e-mail: femail@univie.ac.at, http://www.univie.ac.at/frauenfoerderung<br />
tagung<br />
Film- und TV-Wissenschaften<br />
<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />
Von 15. bis 18. Mai 2003 findet in Wien eine internationale Tagung mit<br />
dem Titel „Screenwise – St<strong>an</strong>dorte und Szenarien der zeitgenössischen<br />
feministischen Film- und TV-Wissenschaften“ statt. Die von Synema<br />
und dem Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschaftlerinnen in Kooperation<br />
mit dem Österreichischen Filmmuseum org<strong>an</strong>isierte Tagung möchte<br />
neben einer Best<strong>an</strong>dsaufnahme feministischer Film- und TV-Wissenschaften<br />
„Fragen nach der Konstitution und Reflexion des Subjekts der<br />
zeitgenössischen Theorie zu Kino und TV“ aufwerfen. Wissenschafterinnen<br />
aus dem Bereich Film-, Fernseh- und Medienwissenschaften<br />
oder verw<strong>an</strong>dten Gebieten der Geistes- und Sozialwissenschaften können<br />
noch bis zum 15. Oktober ihre Abstracts einsenden, um sich für<br />
einen Vortrag zu bewerben. <strong>an</strong>i<br />
Info: SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien, Neubaugasse 36/1/1/1, A-1070 Wien, e-mail: synema@chello.at<br />
schweiz und eu<br />
Datenb<strong>an</strong>ken<br />
Expertin gesucht? Das sollte kein Problem sein, haben sich der Verein<br />
Feministische Wissenschaft Schweiz und die Schweizerische Akademie<br />
der Naturwissenschaften gedacht und die Expertinnendatenb<strong>an</strong>k „femdat“<br />
initiiert. Die dreisprachige Datenb<strong>an</strong>k ermöglicht die Suche nach<br />
Fachfrauen aus den unterschiedlichsten Bereichen in Wissenschaft und<br />
Praxis. Eintragen können sich alle Frauen, die über einen Abschluss <strong>an</strong><br />
einer Universität oder Fachhochschule oder über mehrjährige Erfahrung<br />
in einem Fachgebiet verfügen. „Women <strong>an</strong>d Science“ heißt die<br />
Internetseite der EU, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Daten über die<br />
Situation von Frauen in der Wissenschaft zu sammeln. Unter den statistisch<br />
aufgearbeiteten Daten über alle fünfzehn Länder der EU findet<br />
sich allerlei nützliches Zahlenmaterial über die Repräsentation von<br />
Frauen in den verschiedenen Fachbereichen, hochschulinternen<br />
Hierarchien und Gremien. Ergänzt wird die Datenfundgrube durch<br />
eine umf<strong>an</strong>greiche Linksammlung. <strong>an</strong>i<br />
Femdat: http://www.femdat.ch<br />
Women <strong>an</strong>d Science: http://europa.eu.int/comm/research/science-society/women/wssi/index_en.html<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
wissenschaftforum<br />
„Ich sehe, was ich weiß“<br />
In der Art, wie eine Stadt mit ihren Häuserfassaden, Denkmälern und Museen<br />
umgeht, zeigt sich der Umg<strong>an</strong>g der Gesellschaft mit ihrer Geschichte und ihrem<br />
Kulturerbe. Gegen das Verdecken weiblicher Geschichte arbeitet Petra Unger<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Seit zehn Jahren arbeite ich als<br />
Kunst- und Kulturvermittlerin in<br />
verschiedensten Ausstellungshäusern,<br />
Museen und als staatlich geprüfte<br />
Fremdenführerin.Vor drei<br />
Jahren beg<strong>an</strong>n ich, im Alleing<strong>an</strong>g kritische,<br />
feministische Frauenstadtspaziergänge<br />
durch Wien und im Kunsthistorischen<br />
Museum <strong>an</strong>zubieten.<br />
Anlass meiner Beschäftigung mit<br />
Frauen in der (Kunst)geschichte war das<br />
eigene Unbehagen: als Frau nicht vorzukommen,<br />
nicht erwähnt zu werden,<br />
mit-gemeint zu sein; ständig Inhalte<br />
vermitteln zu müssen, die mit mir, meiner<br />
Lebenssituation, vor allem meiner<br />
Existenz als Frau, kaum oder gar nichts<br />
zu tun haben. Täglich Herrschafts- und<br />
Männergeschichte zu erzählen, ist mir<br />
immer unmöglicher geworden, der ged<strong>an</strong>kliche<br />
und persönliche Spagat, der<br />
tägliche Akt der Selbstverleugnung in<br />
der Ausübung meines Berufes hat Unruhe<br />
hervorgerufen.<br />
Stadt der Männer. Herrscher-Eliten inszenieren<br />
sich in der Stadt in Form von<br />
Palästen, aufwendigen Wohnbauten,<br />
bestimmte gesellschaftliche Gruppen<br />
ver<strong>an</strong>lassen die Errichtung von Denkmälern<br />
und Gedenktafeln. Frauen<br />
finden sich in der Regel in den historischen<br />
Abbildungen selten wieder. Kaum<br />
eine Straße oder ein Platz, die nach einer<br />
historischen Frau ben<strong>an</strong>nt wurden,<br />
oder vom Denkmal einer solchen geziert<br />
wurden. Zahlreich vorh<strong>an</strong>den aber<br />
Fo t o s : M i c h a e l Ze c h a n y ( g ro s s) , A rc h i v ( k l e i n e )
powerd by:<br />
sind Frauen als allegorische Figuren,<br />
meist halbnackt oder nackt, als Dekoration:<br />
Frauenbilder, aber keine realhistorischen<br />
Frauen.<br />
Ent-decken. Frauengeschichte und ihre<br />
M<strong>an</strong>ifestation in Form von Gebäuden<br />
oder öffentlichen Inszenierungen des<br />
Gedenkens wird häufig als unsichtbar<br />
bezeichnet. Das ist in der Betrachtung<br />
der Stadt und der Museen nur bedingt<br />
richtig. Tatsächlich gibt es auffallend<br />
wenige Denkmäler und Gedenktafeln,<br />
Straßen und Plätze, die nach Frauen ben<strong>an</strong>nt<br />
sind. 1 Die Gebäude, in denen<br />
Frauen Geschichte geschrieben haben,<br />
stehen aber häufig noch. Diese den<br />
Frauen, die darin lebten und wirkten,<br />
wieder zuzuordnen, ist ein wesentlicher<br />
Best<strong>an</strong>dteil feministischer Forschungsund<br />
Vermittlungstätigkeit.<br />
Feministische Geschichtsvermittlung<br />
legt das Gewicht auf die Rolle der<br />
Frauen im historischen Kontext, <strong>an</strong>alysiert<br />
die damaligen Zuschreibungen,<br />
thematisiert die Beschränkungen und<br />
Diskriminierungen, denen Frauen – in<br />
unterschiedlicher Form – in allen Epochen<br />
ausgesetzt waren. Sie thematisiert<br />
die widerständigen Strategien,<br />
um trotz der zahlreichen Hindernisse<br />
zu einem Mindestmaß <strong>an</strong> Selbstverwirklichung<br />
zu kommen. Frauenbiografien<br />
zu erzählen allein, ist nicht genug.<br />
Es braucht eine kritisch-feministische<br />
Analyse, um Rollenzuschreibungen, die<br />
schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten<br />
existieren, nicht ein weiteres Mal<br />
zu reproduzieren bzw. zu verfestigen.<br />
Die kulturell-historischen Zuordnungen<br />
von Eigenschaften müssen in ihrer Entstehungsgeschichte<br />
reflektiert, hinterfragt<br />
und als Konstrukte vermittelt werden,<br />
nicht als unveränderliches Faktum.<br />
Beispiele. Affirmative Zuschreibungen<br />
finden sich häufig auch in Bildbeschriftungen<br />
von Frauenportraits in den Museen.<br />
Ein <strong>an</strong>schauliches Beispiel ist der<br />
Text zu einem Portrait Isabella d’Estes<br />
im Kunsthistorischen Museum Wien 2 :<br />
„Das eine Bild von Tizi<strong>an</strong> zeigt Isabella<br />
als junge Frau (...), wobei dessen Kopie<br />
von Rubens nicht erhalten ist. Das <strong>an</strong>-<br />
dere, die sogen<strong>an</strong>nte „Isabella in Rot“<br />
kam ihrem Alter näher – sie war bereits<br />
über sechzig, aber immer noch putzsüchtig.“<br />
Was soll frau dazu sagen?! Ein<br />
männliches Portrait wird wohl kaum in<br />
dieser Weise beschrieben werden!<br />
Isabella D’Este (1474-1539) war eine<br />
der meistgefeierten Frauen ihrer Zeit,<br />
hochgebildet, eine einflussreiche Kunstmäzenin.<br />
Nicht nur die Inhalte der Bilder<br />
und Objekte müssen daher kritisch hinterfragt<br />
und betrachtet werden, sondern<br />
häufig auch die museologischen Mittel.<br />
Die Abbildung von Vergewaltigung,<br />
sexueller Belästigung und deren gesellschaftlichen<br />
Folgen werden in inhaltlichen<br />
Beschreibungen oft verharmlost.<br />
Vergewaltigung wird als „Verführung“<br />
bezeichnet.Weibliche Verzweiflungstaten<br />
werden bis zur Unkenntlichkeit uminterpretiert.<br />
Die Geschichte der römischen<br />
Mythologie beschreibt Lukrezia,<br />
die Frau eines römischen Feldherren, die<br />
nach einer Vergewaltigung Selbstmord<br />
begeht, um der Diskriminierung als „Geschändete“<br />
zu entgehen. Im Bildkommentar<br />
des Bildes von Veronese im Kunsthistorischen<br />
Museum wird ihre Verzweiflungstat<br />
als „Heldentat“ bezeichnet.<br />
Eine völlig unzulässige Interpretation.<br />
Das Fehlen von Frauengeschichte<br />
zeigt sich auch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des Gemäldes<br />
des Malers Ferdin<strong>an</strong>d Andri mit dem Titel<br />
„Sitzende in rotem Kleid“ 3 . Dahinter<br />
verbirgt sich Helene Zarci, die dem Maler<br />
mehrere Male Modell st<strong>an</strong>d. Das<br />
Fehlen ihres Namens leugnet ihre Existenz<br />
als reale Frau und damit ihre<br />
Geschichte.<br />
Aufgaben. Ein wesentlicher Best<strong>an</strong>dteil<br />
feministischer Kulturvermittlung ist es<br />
auch, Unerwähntes zu benennen. Damit<br />
ist vor allem die Geschichte der widerständigen<br />
und revolutionären Frauen<br />
gemeint. Die besondere Rolle von<br />
Frauen während der Revolution 1848<br />
oder der Feministinnen der Frauenbewegung<br />
soll sichtbar gemacht und in<br />
Beziehung zu heutigen Verhältnissen<br />
gebracht werden. So profitieren heute<br />
noch Frauen von den Errungenschaften<br />
der ersten und zweiten Frauenbewegung.<br />
Anh<strong>an</strong>d dessen läßt sich auch<br />
thematisieren, dass erkämpfte Rechte<br />
immer wieder bedroht sind, weibliche<br />
Errungenschaften immer wieder Gefahr<br />
laufen, abgeschafft zu werden.<br />
Feministische Kunst- und Kulturvermittlung<br />
bietet also ein breite Palette<br />
von Möglichkeiten, die Diskriminierung<br />
von Frauen in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen aufzuzeigen, historische<br />
Vorbilder dem Vergessen oder Verleugnen<br />
zu entreißen. H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten<br />
müssen aufgezeigt werden, indem<br />
auf die Konstruiertheit verschiedener<br />
Phänomene, Werte und Definitionen<br />
hingewiesen wird und damit die<br />
Veränderbarkeit als Dimension eingeführt<br />
werden k<strong>an</strong>n. In diesem Sinne hat<br />
feministische Vermittlungsarbeit das<br />
Ziel, den kritischen Blick zu schärfen,<br />
Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen<br />
und Zukunftsvisionen zu erlauben.<br />
Persönlicher St<strong>an</strong>dpunkt. Feministische<br />
Theorien haben die Konstruktion der<br />
unterschiedlichen Weiblichkeitsbegriffe<br />
sichtbar gemacht und damit auch ihre<br />
Veränderbarkeit.„Weiblichkeit als Schicksal“<br />
ist damit relativiert. Diese Erkenntnis<br />
ist für mich ein wesentlicher Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />
meiner Arbeit in der Kulturvermittlung:<br />
Das historisch-kulturellgesellschaftliche<br />
Gewordensein von<br />
Geschlechterdefinitionen aufzuzeigen<br />
und damit einhergehend das Aufzeigen<br />
der gestalterischen Möglichkeiten, ist<br />
Dreh- und Angelpunkt meiner Tätigkeiten.<br />
Feminismus beinhaltet, Frauen darin<br />
zu bestärken, aktiv zu werden in der<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit ihrer Realität –<br />
auch politisch. Sichtbar machen, Kritikfähigkeit<br />
stärken, Selbstbewusstsein<br />
fördern, Strategien aufgreifen oder die<br />
Entwicklung neuer Strategien initiieren,<br />
Diskussionen in G<strong>an</strong>g bringen, sind zentrale<br />
Momente meines Bemühens als<br />
Kulturvermittlerin. Feministische Theorien<br />
sind mir darin ein wertvolles und<br />
zentrales Instrument, zusammen mit<br />
den Objekten in Museen, Ausstellungen<br />
und der Stadt, die mir als lustvolles und<br />
interess<strong>an</strong>tes Medium der Vermittlung<br />
von Inhalten dienen. Eine Kombination,<br />
die mir ein direktes Vermitteln vor Ort<br />
erlaubt. ❚<br />
forumwissenschaft<br />
Petra Unger schrieb ihre Diplomarbeit<br />
zum Thema:„Ich sehe, was ich<br />
weiss“ Aspekte feministischer<br />
Kulturvermittlung.<br />
Anmeldung für Frauenstadtspaziergänge:<br />
T. 01/595 29 62,<br />
e-mail: p.unger@nextra.at<br />
1 Die Grazer Künstlerin Veronika<br />
Dreier führte 1990 in Graz eine<br />
Studie zur historischen Repräsentation<br />
von Frauen in der Öffentlichkeit<br />
durch. Das Ergebnis war bedenklich:<br />
von 193 Gedenktafeln, Denkmälern<br />
und Plastiken waren g<strong>an</strong>ze vier(!)<br />
Frauen gewidmet. In dem Buch<br />
„Grazer Straßennamen“ von Astrid<br />
Wentner und Karl Kubinsky wird<br />
festgestellt, dass mehr Strassen<br />
nach Vogelnamen als nach Frauen<br />
ben<strong>an</strong>nt sind. In Wien dürfte die<br />
Situation identisch sein.<br />
2 Bild rechts oben<br />
3 Bild rechts unten<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
In Verh<strong>an</strong>dlung<br />
Renate Brauner, Wiener Frauenstadträtin, und Siegrid Wistrcil von TAMAR –<br />
Beratungsstelle für sexuell missbrauchte Frauen und Kinder zur gepl<strong>an</strong>ten Einführung<br />
von 3-Jahresverträgen bei der Subventionierung von Wiener Fraueneinrichtungen.<br />
Renate Brauner<br />
Die Frauenpolitik der derzeitigen Bundesregierung ist „bestenfalls“<br />
nicht vorh<strong>an</strong>den, meistens jedoch rückschrittlich und schädlich<br />
für die Eigenständigkeit der Frauen. Vereinen und Org<strong>an</strong>isationen,<br />
die explizit feministische Ansätze verfolgen, wird ihre Arbeit besonders<br />
schwer gemacht. Wien ist hier sicher <strong>an</strong>ders: mit einem Frauenressort,<br />
einer eigenen Frauenabteilung und einem auch in Zeiten insgesamt<br />
knapper werdender Mittel gesicherten Frauenbudget. Mir ist besonders<br />
auch der kontinuierliche Dialog mit den Wiener Fraueneinrichtungen<br />
und -beratungsstellen wichtig. An dieser Stelle muss jedoch<br />
auch mit Nachdruck festgehalten werden, dass die Stadt Wien nicht<br />
überall dort einspringen k<strong>an</strong>n, wo der Bund kürzt. Derzeit wendet das<br />
Frauenressort der Stadt Wien mit 5,5 Millionen Euro fast doppelt so viele<br />
Mittel für Subventionen auf, als der „Frauenminister“, der für g<strong>an</strong>z Österreich<br />
3 Millionen Euro für die Förderung von Frauenvereinen ausgibt.<br />
Doch auch in Wien wird der fin<strong>an</strong>zielle Spielraum leider zunehmend enger.<br />
In welchen Bereichen Geld für Frauen investiert wird, ist daher stets<br />
eine politische Entscheidung, das zeigt auch das in den letzten Jahren<br />
stets gestiegene Budget des Frauenbüros. Unsere Prioritätensetzung im<br />
Bereich Gewaltschutz ist mit der Eröffnung des 4. Wiener Frauenhauses<br />
klar dokumentiert. In einigen Fällen bemühen wir uns auch, durch Lobbying<br />
auch <strong>an</strong>dere Geldquellen für Vereine, die bereits unter Druck geraten<br />
sind, zu erschließen.<br />
Die Umstellung auf 3-Jahresverträge in Wien bietet sowohl für die<br />
Vereine als auch für die Fördergeberin die Ch<strong>an</strong>ce auf eine l<strong>an</strong>gfristige<br />
Pl<strong>an</strong>ung. Eine mehrjährige Absicherung hätte den unschätzbaren Vorteil,<br />
dass Vereine und ihre engagierten Mitarbeiterinnen wieder in Ruhe<br />
arbeiten könnten. Diese Umstellung ist derzeit Gegenst<strong>an</strong>d von partnerschaftlich<br />
und tr<strong>an</strong>sparent geführten Verh<strong>an</strong>dlungen – auch das unterscheidet<br />
Wien vom Bund. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt,<br />
dass etwa die Jährlichkeit der Förderungen zu Problemen für einige<br />
Einrichtungen geführt hat und zu Beginn des Kalenderjahres Fin<strong>an</strong>zierungslücken<br />
entstehen können. Nicht zuletzt wäre mit den 3-Jahresverträgen<br />
sicher eine Reduzierung des Bürokratieaufw<strong>an</strong>des verbunden,<br />
denn: bereits jetzt gibt es Vereine, die aufgrund der bürokratischen Schik<strong>an</strong>en<br />
der Bundesministerien mehr Zeit und Energie in ihre Abrechnungen<br />
als in ihre Beratungstätigkeit investieren müssen. Das alles k<strong>an</strong>n<br />
und darf nicht zur Normalität werden! ❚<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Siegrid Wistrcil<br />
St<strong>an</strong>dpunkte und<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Ab Herbst <strong>2002</strong> soll nun im Bereich der Frauenförderung der<br />
MA 57 eine längerfristigere Absicherung einiger Beratungstellen<br />
mittels 3-Jahresverträgen, sowie eine Verwaltungsvereinfachung<br />
stattfinden. Wir begrüßen diese Initiative und freuen uns, dass wir zu<br />
den Projekten gehören, die einen 3-Jahresvertrag bekommen, sehen jedoch<br />
auch einige grundsätzliche Probleme.<br />
Die Budgetkürzungen der Bundesregierung und die Beschränkung<br />
der Fördermittel für Frauen auf allen Ebenen (Bund, L<strong>an</strong>d und Stadt) treffen<br />
uns unabhängig davon, ob wir 1- oder 3-Jahresverträge bekommen:<br />
Zum einen wird die Höhe der Förderung am Status Quo eingefroren. Lediglich<br />
mit einer 2-prozentigen Inflationsabgeltung pro Jahr können wir in<br />
Zukunft rechnen. Das heißt, wir können unsere personellen und räumlichen<br />
Kapazitäten nicht mehr ausweiten, obwohl die Nachfrage in den<br />
letzten Jahren stark <strong>an</strong>steigt. Das hängt vielleicht mit einer Zunahme der<br />
sozialen Probleme zusammen, sicherlich aber damit, dass sexuelle Gewalt<br />
immer weniger ein Tabuthema ist und die Frauen heute eher Hilfe in Anspruch<br />
nehmen. Zum <strong>an</strong>deren sind – aufgrund dieser restriktiven Budgetpolitik<br />
– die 3-Jahresverträge nur für einen Teil der Wiener Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />
vorgesehen und <strong>an</strong>dere Projekte müssen um ihren Fortbest<strong>an</strong>d<br />
weiter b<strong>an</strong>gen, wodurch eine größere Konkurrenz innerhalb der Frauenszene<br />
um die insgesamt zu geringen Fin<strong>an</strong>zmittel entstehen k<strong>an</strong>n. Zusammenschluss<br />
und Solidarität ist daher wichtiger denn je!<br />
Ein weiteres Problem sehen wir darin, dass durch die Neuregelung<br />
eine Obergrenze für Gehälter festgelegt wird, was soviel heißt, dass<br />
Kolleginnnen, die viele Jahre in einer Org<strong>an</strong>isation arbeiten, nicht mehr<br />
vorgerückt werden können, wenn sie diese Gehaltsstufe erreicht haben.<br />
Auch wenn diese Obergrenze von den meisten Projekten heute noch<br />
nicht erreicht wird, so ist das ja nur auf die l<strong>an</strong>gjährige Unterbewertung<br />
und Unterbezahlung unserer Arbeit zurückzuführen. Es wäre unseres Erachtens<br />
falsch, darin einen Fortschritt zu sehen, wie es viele Kolleginnen<br />
tun, sondern es ist ein Eingriff in die Autonomie der Vereine, über ihre<br />
Personal- und Fin<strong>an</strong>zpolitik zu entscheiden.<br />
Zusammenfassend würden wir sagen:Wenn wir uns nicht spalten<br />
lassen und unser gemeinsames Ziel, nämlich ausreichende Förderung<br />
der Frauenarbeit und gerechte Entlohnung unserer Arbeit nicht aus den<br />
Augen verlieren, können wir die Neuregelung jedenfalls als einen großen<br />
Fortschritt sehen, haben aber noch viel Weg zurückzulegen. ❚
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o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />
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o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />
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gilt und die meisten nicht<br />
mal wissen, dass auch Frauen diesen<br />
Sport ausüben(können), ist es<br />
leider schwer, neue Mitglieder zu<br />
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Das Ärgste ist schon überst<strong>an</strong>den. Es wurden Wände versetzt, ein neues Klo eingebaut, ein Estrich verlegt,<br />
diverse Wände verputzt, verspachtelt, <strong>an</strong>gemalt und Tore lackiert, viel Dreck gemacht und wieder<br />
aufgeräumt. Jetzt holen wir tief Luft und hoffen auf die Subvention der MA 57 in voller Höhe.<br />
Noch immer können übrigens Umbaukröten ab 15,- Euro gekauft werden!<br />
Ab sofort können also auch wieder unsere Räume gemietet werden (Seminar-, Ver<strong>an</strong>staltungs- und<br />
Beratungsraum sowie der „Fliegende Schreibtisch“).<br />
Auskunft jederzeit telefonisch oder via e-mail
information<br />
Wom<strong>an</strong>@Work<br />
Nach wie vor sind Frauen stark unterrepräsentiert in den Betrieben des<br />
IT-Bereichs und nur selten erwägen sie, einen technischen Ausbildungsweg<br />
einzuschlagen. Um die aktive Teilnahme von Frauen <strong>an</strong> den Informationstechnologien<br />
zu fördern und sie zu der Wahl einer Ausbildung<br />
im IT-Bereich zu ermutigen, ver<strong>an</strong>staltet die Österreichische Computer<br />
Gesellschaft am 27. <strong>September</strong> einen Kongress für Frauen. Im Rahmen<br />
einer Kleinmesse können sich die Kongressteilnehmerinnen über Berufsmöglichkeiten<br />
in der IT-Br<strong>an</strong>che informieren. Teilnehmen können<br />
Schülerinnen, Studentinnen, Wiedereinsteigerinnen, Umsteigerinnen<br />
und interessierte Frauen im Alter von 18-45 Jahren. <strong>an</strong>i<br />
Kongress „Wom<strong>an</strong>@Work“, 27. <strong>September</strong> <strong>2002</strong>, 9.30-18.00, TU Wien, Neues Elektrotechnisches Institutsgebäude,<br />
Gusshausstraße 25-29, 1040 Wien, Anmeldung:Wom<strong>an</strong>@Work (bei Anmeldung bis 20.9. ist der Eintritt frei),<br />
http://www.ocg.at/events/waw/index.html<br />
bericht<br />
Frauenarmut<br />
Foto: Magdalena Blaszczuk<br />
Das Büro für Frauenfragen und Gleichbeh<strong>an</strong>dlung des L<strong>an</strong>des Salzburg<br />
und das Frauenbüro der Stadt Salzburg haben den Frauenarmutsbericht<br />
<strong>2002</strong> herausgegeben. Der Bericht zeigt auf, wie Armut unter Frauen entsteht,<br />
warum und in welchen Situationen Frauen mit Mittellosigkeit zu<br />
kämpfen haben. Immer noch sind Frauen einem weitaus höheren Armutsrisiko<br />
ausgesetzt als Männer. Schätzungen zufolge gelten in Österreich etwa<br />
500.000 Frauen als armutsgefährdet. Die größte Armutsfalle stellt dabei<br />
nach wie vor die unzureichende Ausbildung von Frauen dar. Erwerbstätigkeit<br />
gilt daher als zentraler Schlüssel zur Armutsvermeidung. Als besonders<br />
gefährdet gelten ausländische, behinderte, alleinerziehende,<br />
geschiedene und ältere Frauen. Scheidungen und Trennungen oder der<br />
Tod des Partners stellen dabei oft den Auslöser für den Weg in die fin<strong>an</strong>zielle<br />
Misere dar. Armut hat viele Gesichter und ist für Außenstehende auf<br />
den ersten Blick oft nicht erkennbar. Migr<strong>an</strong>tinnen sind zum Beispiel besonders<br />
häufig im Niedriglohnsektor oder als Hilfsarbeiterinnen <strong>an</strong>gestellt.<br />
Sie gehören somit zu den „working poor“ – den trotz Erwerbstätigkeit<br />
in Armut lebenden Menschen. Und noch eines machen die Autorinnen<br />
deutlich: Mittellosigkeit bedeutet nicht nur fin<strong>an</strong>zielle Not, sie geht in<br />
der Regel auch einher mit sozialem Ausschluss. Ein Kinobesuch, ein Nachmittag<br />
im Cafe – all dies können sich Menschen, die jeden Cent zweimal<br />
umdrehen müssen, nur selten leisten. Der Frauenarmutsbericht begnügt<br />
sich jedoch nicht mit einer Ursachen<strong>an</strong>alyse, er ist ergänzt um einen<br />
Maßnahmenkatalog, den die Verfasserinnen zur Bekämpfung der Frauenarmut<br />
erarbeitet haben. <strong>an</strong>i<br />
studie<br />
Resignative Zufriedenheit!?<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit<br />
Die ArbeiterInnenkammer Niederösterreich (AKNÖ) hat jetzt eine Studie<br />
in Angriff genommen, die herausfinden soll, wie Frauen die Veränderungen<br />
in der Arbeitswelt erleben. Teilzeitjobs, Zeitarbeitsverträge<br />
und atypische Beschäftigungsverhältnisse – die Veränderungen sind<br />
offensichtlich. Wie gehen Frauen damit um? Wie werden geschlechtsspezifische<br />
Diskriminierungen am Arbeitsplatz von Frauen wahrgenommen?<br />
Ab Herbst <strong>2002</strong> wird die AKNÖ Diskussionsrunden ver<strong>an</strong>stalten,<br />
in denen Licht ins Dunkel bezüglich der frauenspezifischen<br />
Wahrnehmung der Arbeitswelt gebracht werden soll. 900 Frauen sollen<br />
<strong>an</strong> dem Projekt teilnehmen. Die AKNÖ hat dabei durchaus konkrete<br />
Fragestellungen im Sinn:Wie gehen die Niederösterreicherinnen<br />
mit dem Faktum um, dass sie laut Studienvoruntersuchungen um<br />
durchschnittlich 36 Prozent weniger verdienen als die Männer im<br />
L<strong>an</strong>d – ein Wert, der über dem österreichweiten Durchschnitt liegt?<br />
Oder wie ist es um Strategien gegen die „gläserne Decke“ – dem Karrierestopp<br />
aus geschlechtsspezifischen Gründen – bestellt? Diese Fragen<br />
betreffen alle Frauen, unabhängig vom ausgeübten Beruf. AKNÖ-<br />
Expertin Bettina Heise meint, dass Frauen vielfach eine „resignative<br />
Zufriedenheit“ <strong>an</strong> den Tag legten. M<strong>an</strong>gelnde Alternativen und die Zufriedenheit<br />
darüber, überhaupt einen Job gefunden zu haben, führten<br />
vielfach dazu, dass die Frauen sich mit dem Gegebenem arr<strong>an</strong>gierten,<br />
<strong>an</strong>statt weiterführende Interessen zu verfolgen. <strong>an</strong>i<br />
workshop<br />
Call for Papers<br />
Am 15. November findet in Wien ein Workshop der Österreichischen<br />
Feministischen ÖkonomInnen statt. Für den Workshop werden noch<br />
WissenschafterInnen gesucht, die bereit sind, ihr Projekt während des<br />
Workshops vorzustellen. Bewerbungen für Beiträge aus allen Bereichen<br />
der Ökonomie können in Form einer 1 bis 2-seitigen Zusammenfassung<br />
noch bis zum 20. <strong>September</strong> einges<strong>an</strong>dt werden. Einzige Voraussetzung<br />
ist der geschlechtsspezifische Blickwinkel. <strong>an</strong>i<br />
Infos: http://economics.uni-linz.ac.at/members/weichsel/doris.htm<br />
Foto: Magdalena Blaszczuk<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o : A rc h i v kunsttherapeutinnen<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Ausdruck der Seele<br />
KunsttherapeutInnen sind vor allem Frauen, die mit viel Engagement und F<strong>an</strong>tasie ein neues<br />
Berufsfeld definieren. Von Gabi Horak<br />
Durch Malen, Gestalten und Experimentieren<br />
schafft sich die<br />
Seele einen Ausdruck. Kunsttherapie<br />
ist Therapie mit bildnerischen<br />
Mitteln, hilft traumatisierten<br />
und verzweifelten Menschen<br />
aus der Isolation, ist aber prinzipiell für<br />
alle Kinder und Erwachsenen geeignet,<br />
die ihr Leben neu orientieren wollen.<br />
Während im <strong>an</strong>gloamerik<strong>an</strong>ischen<br />
Raum oder auch in Deutschl<strong>an</strong>d und<br />
Holl<strong>an</strong>d „art therapy“ selbstverständlich<br />
in jeder Rehabilitationsklinik <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />
wird, steckt die Kunsttherapie<br />
hierzul<strong>an</strong>de noch in den Kinderschuh-<br />
en. „So weit sind wir in Österreich noch<br />
l<strong>an</strong>ge nicht. Das wird noch zehn Jahre<br />
dauern“, prophezeit Anna Rakos, Kunsttherapeutin<br />
in Wien und alleinerziehende<br />
Mutter zweier Kinder. „In Engl<strong>an</strong>d<br />
und den USA gibt’s hunderte Ausbildungsstätten,<br />
Fortbildungen und Vereine.<br />
Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> gar nicht vergleichen.“<br />
Berufsbild in Entwicklung. Aus – bzw. Weiterbildungstätten<br />
für <strong>an</strong>gehende<br />
KunsttherapeutInnen gibt es in Österreich<br />
einige wenige. Bek<strong>an</strong>nt sind das<br />
österreichische Kolleg für Kunsttherapie<br />
^<br />
am polycollege Stöbergasse und die<br />
Wiener Schule für Kunsttherapie. Beide<br />
Ausbildungen dauern vier Jahre und<br />
sind berufsbegleitend. Das Curriculum<br />
der beiden Schulen orientiert sich <strong>an</strong><br />
europäischen Richtlinien, der Abschluss<br />
berechtigt daher zur Aufnahme im<br />
österreichischen Dachverb<strong>an</strong>d.<br />
Der österreichische Fachverb<strong>an</strong>d<br />
für Kunst– und GestaltungstherapeutInnen<br />
(ÖFKG) wurde 1997 gegründet,<br />
im gleichen Jahr konnten die „Theoretischen<br />
Grundlagen der Kunsttherapie“<br />
im Rahmen des ersten internationalen<br />
Symposiums in Wien einem größeren
Fo t o s : G a b i H o ra k<br />
Fachpublikum vorgestellt werden. Der<br />
Dachverb<strong>an</strong>d leistet viel Vernetzungsarbeit,<br />
gibt einen Folder mit allen in<br />
Österreich tätigen KunsttherapeutInnen<br />
heraus und die ehrenamtlichen Mitglieder<br />
treffen sich zum monatlichen<br />
jour-fixe.<br />
KunsttherapeutIn ist als Beruf hier<br />
zul<strong>an</strong>de noch immer nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />
Der Dachverb<strong>an</strong>d arbeitet <strong>an</strong> der Entwicklung<br />
eines einheitlichen Berufsbildes,<br />
doch das erweist sich schon deshalb<br />
als schwierig, weil es keine geregelte<br />
Berufsausbildung gibt. Kunsttherapie<br />
ist kein psychotherapeutisches<br />
Verfahren im Sinne des Psychotherapiegesetzes,<br />
sondern arbeitet nach eigenen<br />
therapeutischen und pädogogischen<br />
Methoden.<br />
Engagement von Frauen. Die Berufsaussichten<br />
als KunsttherapeutIn sind nicht gerade<br />
rosig. Viele arbeiten nach der Ausbildung<br />
in ihren Ursprungsberufen weiter<br />
und betrachten die Kunsttherapie<br />
als Zusatzqualifikation, m<strong>an</strong>che wagen<br />
den Sprung in die Selbständigkeit und<br />
müssen in mühevoller Kleinarbeit das<br />
neue Berufsfeld erschließen. „M<strong>an</strong> muss<br />
irrsinnig viel arbeiten“, weiß Anna Rakos<br />
aus eigener Erfahrung. „Ich war im Altersheim,<br />
da musst du mal umsonst<br />
arbeiten, d<strong>an</strong>n eine Stunde bezahlt,<br />
d<strong>an</strong>n Vorträge halten und erklären,<br />
was das überhaupt ist. Alle finden das<br />
toll, aber es gibt halt kein Geld. Und<br />
wenn der Dritte kommt und das umsonst<br />
macht, d<strong>an</strong>n gibt´s vielleicht<br />
irgendw<strong>an</strong>n Geld. Das braucht sehr<br />
viel Engagement.“<br />
Ähnlich wie in <strong>an</strong>deren sozialen Berufen<br />
sind auch in der Kunsttherapie<br />
eindeutig mehr Frauen tätig. „Es ist vielleicht<br />
eher ein weibliches Wagnis, sich<br />
auf die ungewissen Berufsaussichten<br />
und die schlechte Bezahlung einzulassen“,<br />
vermutet Anna Rakos.<br />
Sie selbst hat Ethnologie studiert<br />
und wollte „immer gerne die Kunst mit<br />
der Ethnologie verbinden“. Ihre kunsttherapeutische<br />
Ausbildung hat sie am<br />
polycollege Stöbergasse absolviert,<br />
^<br />
^<br />
währenddessen beg<strong>an</strong>n sie im Verein<br />
Hemayat mit traumatisierten Flüchtlingen<br />
zu arbeiten. Mittlerweile hat sie Erfahrungen<br />
in den verschiedensten Institutionen<br />
gesammelt, arbeitete mit verhaltensauffälligen<br />
Kindern, älteren<br />
Menschen und auf der heilpädagogischen<br />
Station im Wiener AKH. Im 18.<br />
Wiener Gemeindebezirk hat sie ein eigenes<br />
Atelier, das für private KlientInnen<br />
genutzt wird. Einmal die Woche<br />
ver<strong>an</strong>staltet sie das „Offene Atelier für<br />
Frauen“, denn „wenn Frauen ohne Männer<br />
zusammen sind, d<strong>an</strong>n laufen die<br />
Gespräche einfach <strong>an</strong>ders. Es kommen<br />
Themen und Gestaltungen, die sich<br />
ähneln, sei es die Farbe Rot oder die Spirale.<br />
Es entwickelt sich ein Solidaritätsgefühl.<br />
Für mich ist es eine lustbetonte<br />
Sache, deshalb will ich auch nur Frauen<br />
dabei haben“. Demnächst tritt sie eine<br />
neue Stelle im St. Anna Kinderspital <strong>an</strong>.<br />
„Das war das erste Mal, dass die Stelle<br />
einer Kunsttherapeutin in der Zeitung<br />
ausgeschrieben war“.<br />
Therapie ohne Grenzen. Hemayat ist ein<br />
Verein zur Betreuung von folter- und<br />
kriegsüberlebenden Flüchtlingen. Anna<br />
Rakos arbeitete zunächst vor allem mit<br />
Frauen, die Opfer von (sexueller) Gewalt<br />
und Folter wurden, später zunehmend<br />
auch mit Kindern, die aus Kriegsgebieten<br />
geflüchtet waren oder ihre Eltern<br />
verloren hatten. „Zuerst setzen wir uns<br />
zu einem Gespräch zusammen, denn<br />
sehr viele wissen nicht, was Kunsttherapie<br />
ist. Es wird festgestellt, ob beispielsweise<br />
die traumatisierte Frau Interesse<br />
hat, sich <strong>an</strong>ders auszudrücken.“ Die Vorteile<br />
von Kunsttherapie zeigen sich gerade<br />
bei der Arbeit mit Flüchtlingen<br />
sehr deutlich: Sprachbarrieren fallen<br />
weg, die Menschen können sich wieder<br />
als H<strong>an</strong>delnde erleben und so ihre Ohnmacht<br />
überwinden. „Es gibt auch Stunden,<br />
wo m<strong>an</strong> einfach nur redet“, erzählt<br />
Anna Rakos,„aber vieles k<strong>an</strong>n leichter<br />
besprochen werden, ohne zu sprechen –<br />
durch das Material.“ Gearbeitet wird<br />
mit Farbe, aber auch mit Ton, Gips,<br />
Draht, Nägeln,... Gerade mit Kindern<br />
^<br />
^<br />
stößt die Kunsttherapeutin schnell <strong>an</strong><br />
ihre Grenzen,„die wissen, wo der wunde<br />
Punkt ist und schütten die Farbe<br />
durch den g<strong>an</strong>zen Raum und schauen<br />
mich d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>, wie ich reagiere“.<br />
Kontrolle zurück erl<strong>an</strong>gen. Methodisch wird<br />
in der Kunsttherapie unterschieden<br />
zwischen beschreibendem Verfahren<br />
und verkörpertem Erleben. Letzteres<br />
bringt Unbewusstes stärker zum Vorschein<br />
und führt etwa zum Wiedererleben<br />
einer traumatisierenden Situation.<br />
„Da muss m<strong>an</strong> aber genau wissen, wie<br />
m<strong>an</strong> damit umgeht“, erklärt Anna<br />
Rakos. „Eine Frau beispielsweise arbeitet<br />
mit Ton und erlebt die Vergewaltigungssituation<br />
wieder. Da muss m<strong>an</strong><br />
weiter gehen, weil m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sie ja<br />
nicht so stehen lassen, wenn sie wieder<br />
voll drinnen ist. Vorerst muss m<strong>an</strong> l<strong>an</strong>ge<br />
stabilisieren und d<strong>an</strong>n muss sie wieder<br />
die Kontrolle bekommen, das ist<br />
g<strong>an</strong>z wichtig. Weil diese absolute Ohnmacht<br />
ist ein Merkmal der Traumatisierung.<br />
D<strong>an</strong>n drücke ich ihr mehr Ton in<br />
die H<strong>an</strong>d und frage: ,Was würdest du<br />
jetzt am liebsten machen mit dem<br />
M<strong>an</strong>n, den du da geformt hast’. Dadurch<br />
bekommt sie H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeit.“<br />
Wo liegen bei so einer Situation die<br />
professionellen Grenzen der Kunsttherapeutin?<br />
Anna Rakos <strong>an</strong>twortet selbstbewusst:„Mittlerweile<br />
glaube ich nicht<br />
mehr, dass ein Psychotherapeut das<br />
besser h<strong>an</strong>dhaben könnte als ich. Am<br />
Anf<strong>an</strong>g hatte ich da schon noch Minderwertigkeitskomplexe,<br />
aber wenn ich<br />
mir das so <strong>an</strong>schaue rundherum…<br />
Natürlich kommt es auch auf die Erfahrung<br />
<strong>an</strong>, es ist aber auch g<strong>an</strong>z wichtig,<br />
Supervision zu haben. Ich k<strong>an</strong>n sicher<br />
noch viel lernen, aber ich bin auch nicht<br />
mehr g<strong>an</strong>z am Anf<strong>an</strong>g.“ Ähnliches gilt<br />
für die Kunsttherapie in Österreich:<br />
l<strong>an</strong>gsam aber stetig gelingt es ihr, den<br />
Kinderschuhen zu entwachsen. Die erste<br />
ausgeschriebene feste Anstellung<br />
im St. Anna Kinderspital war hoffentlich<br />
erst der Auftakt zur schwungvollen Pubertät.<br />
❚<br />
^<br />
^<br />
Anna Rakos (rechts) in ihrem Atelier: „Vieles<br />
k<strong>an</strong>n leichter besprochen werden, ohne<br />
zu sprechen.“<br />
^<br />
therapeutinnenkunst<br />
Kunsttherapie–Atelier<br />
Anna Rakosv,<br />
Semperstraße 43/8, 1180 Wien, e–<br />
mail: kunst–therapie@gmx.at,<br />
http://www.8ung.at/kunsttherapie<br />
Offenes Atelier für Frauen,<br />
jeden ersten Mittwoch im Monat<br />
von 19–21.00 (ab Oktober wieder),<br />
im Kinderatelier Wien, Löhrgasse 10,<br />
1150 Wien, Kosten: 14,53 Euro,<br />
Anmeldung erforderlich:<br />
0676/963 43 6 oder e–mail: kunst–<br />
therapie@gmx.at<br />
Fachverb<strong>an</strong>d für Kunst– und GestaltungstherapeutInnen,<br />
Postfach 51, 1090 Wien,<br />
T. 01/317 25 20<br />
Lehrg<strong>an</strong>g für Kunst und Therapie<br />
am polycollege Stöbergasse,<br />
Stöbergasse 11–15, 1050 Wien,<br />
T. 01/54 666–0,<br />
e–mail: kunsttherapie@gmx.at,<br />
http://www.polycollege.ac.at<br />
Wiener Schule für Kunsttherapie,<br />
Porzell<strong>an</strong>gasse 48/6, 1090 Wien,<br />
T. 01/315 65 31,<br />
e–mail: wsk@kunsttherapie–schule.at,<br />
http://www.kunsttherapie–schule.at<br />
weitere links:<br />
http://www.hemayat.org<br />
http://www.arttherapy.org<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
ausstellung I<br />
Identität: Mutter<br />
„Thema:Frauen:Thema“ lautet das diesjährige Motto in der Fotogalerie<br />
Wien. Künstlerinnen aus dem In- und Ausl<strong>an</strong>d äußern sich in ihren<br />
Beiträgen zu Aspekten weiblicher Identitätsstiftung zu Beginn des neuen<br />
Jahrtausends. Sus<strong>an</strong>ne Gamauf, Kuratorin dieser Reihe, möchte einen<br />
Beitrag zur „Sensibilisierung, Meinungsbildung und Politisierung der<br />
Problemfelder von Frauen in unserer heutigen Gesellschaft“ leisten.<br />
Nach dem „Alltag“ im Frühjahr dieses Jahres widmet sich der zweite Teil<br />
der Ausstellungsreihe der „Mutter“: Schw<strong>an</strong>gerschaft, Geburt, Muttersein<br />
als Basis für facettenreiche Beiträge und Szenarien in Form von Fotografien,<br />
Installationen, Fotoobjekten und Texten. Zusätzlich werden<br />
zur Ausstellung verschiedene Informationen geboten: ein Clipboard mit<br />
Material von Frauenorg<strong>an</strong>isationen, eine Bibliothek (u.a. in Zusammenarbeit<br />
mit der Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer) und eine Videothek mit<br />
frauenspezifischen Inhalten. Außerdem wird die Ausstellung erstmals<br />
durch ein Rahmenprogamm begleitet. Am 13. <strong>September</strong> diskutieren<br />
fünf Frauen unter dem Titel „Let’s talk about...“ über soziale und ökonomische<br />
Situationen von Künstlerinnen. Am 27. <strong>September</strong> widmen sich<br />
Eva Ursprung und Nina Wurz in „Inside out“ dem weiblichen Körper in<br />
einer Musik-Video-Perform<strong>an</strong>ce mit <strong>an</strong>schließendem Gespräch. Beginn<br />
dieser beiden Ver<strong>an</strong>staltungen ist jeweils um 19.00 Uhr. Die Ausstellung<br />
selbst wird am 2. <strong>September</strong> um 19.00 Uhr eröffnet und ist vom 3. <strong>September</strong><br />
bis 2. Oktober <strong>2002</strong> zu sehen. PÖ<br />
Fotogalerie Wien, Währinger Straße 59A, 1090 Wien, T. 408 54 62, http://www.fotogalerie-wien.at<br />
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19.00 Uhr, Sa 10-14.00 Uhr<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Fo to: Fotogalerie Wien<br />
v ernetzung<br />
Ausgezeichnet<br />
FIFTITU%, die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur, ist mit<br />
dem „Großen L<strong>an</strong>despreis für Initiative Kulturarbeit“ des L<strong>an</strong>des Oberösterreich<br />
ausgezeichnet worden. Die seit vier Jahren bestehende Initiative<br />
hat es sich zum Ziel gemacht, die Situation von Kulturarbeiterinnen<br />
und Künstlerinnen in Oberösterreich zu verbessern. Neben den kulturpolitischen<br />
Aktivitäten geht es den Frauen vor allem darum, die Anwesenheit<br />
von Frauen in diesem Bereich sichtbar zu machen. Die Frauen von<br />
FIFTITU% können sich nun über die Anerkennung ihrer Arbeit freuen.<br />
„Von den politisch Ver<strong>an</strong>twortlichen erwarten wir uns nicht nur Lippenbekenntnisse,<br />
sondern grundsätzliche, politische Entscheidungen für<br />
unsere Arbeit“, erklärte Geschäftsführerin Herta Gurtner. <strong>an</strong>i<br />
FIFTITU% - Vernetzungsstelle für Frauen und Kultur in Oberösterreich,<br />
Kapuzinerstr. 36/1, 4020 Linz, T. 01/72-770353, http://www.fiftitu.at<br />
festival<br />
steirischer herbst<br />
Auch dieses Jahr findet in Graz wieder der steirische herbst statt. Theater<br />
und Musik, Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Architektur und Literatur und<br />
einigem mehr stehen d<strong>an</strong>n auf dem Programm des Festivals. Der steirische<br />
herbst, welcher sich als „Indikator für gesellschaftliche Veränderung“<br />
und „Beweis für das Unbehagen, damit Jahr für Jahr konfrontiert<br />
zu werden“, sieht, möchte den BesucherInnen „künstlerisch geprägte<br />
Wirklichkeitserfahrungen“ ermöglichen. „Enactments of the Self“ (Inszenierungen<br />
des Selbst) – so beispielsweise der Titel eines Projekts von<br />
Maia Dami<strong>an</strong>ovic, das im Rahmen des Programms zu sehen sein wird.<br />
Durch Perform<strong>an</strong>ces und choreografierte Ereignisse sollen dem Publikum<br />
aktive Beziehungsformen zur Kunst ermöglicht werden. Das<br />
Festival findet von 24. Oktober bis 24. November statt. <strong>an</strong>i<br />
Info und Programm: steirischer herbst <strong>2002</strong>, Sackgasse 17, A-8010 Graz, http://www.steirischerherbst.at<br />
ausstellung II<br />
Louise Bourgeois<br />
Noch bis zum 15. <strong>September</strong> sind im Kunsthaus Bregenz Zeichnungen<br />
und Skulpturen der fr<strong>an</strong>zösischen Künstlerin Louise Bourgeois zu sehen.<br />
Das Werk der 90-Jährigen, die zu den bedeutensten KünstlerInnen der<br />
Gegenwart gezählt wird, umfasst inzwischen sechzig Jahre künstlerischen<br />
Schaffens. Totemähnliche Stelen aus bemaltem Holz aus den<br />
40er Jahren, Skulpturen der 60er und 70er Jahre, begehbare Environments<br />
aus der Zeit der 80er und 90er und Zeichnungen der letzten<br />
Jahre bieten einen Überblick über das Lebenswerk der Künstlerin. Die<br />
stark autobiografisch geprägten Werke von Louise Bourgeois thematisieren<br />
„die Ambivalenz von Schutz und Ausgeliefertsein, Verführung<br />
und Bedrohung, Macht und Zerbrechlichkeit und den Menschen und<br />
seinen Körper mit all seinen zwischenmenschlichen Beziehungen, Ängsten,<br />
Obsessionen und Erinnerungen“, heißt es im Programm. Viele<br />
Kunstwerke werden im Rahmen der bisher größten Ausstellung der<br />
Künstlerin zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. <strong>an</strong>i<br />
Louise Bourgeois: Skulpturen und Zeichnungen. Bis 15. <strong>September</strong> im Kunsthaus Bregenz,<br />
Karl Tizi<strong>an</strong> Platz, 6901 Bregenz, T. 05574/48594-0, http://www.kunsthaus-bregenz.at/html/aus_bourgeois.htm
m alerei<br />
se & males<br />
Die Kombination von Kunst und Haareschneiden gehört bei „Kopfart“<br />
zum Konzept. Als „Ort der Entsp<strong>an</strong>nung“ und „Möglichkeit zur Entfaltung<br />
kreativer Ideen“ sieht Betreiberin Karin Maria Bauer ihren Friseursalon<br />
und org<strong>an</strong>isiert regelmäßig Ausstellungen. Ab dem 19. <strong>September</strong> können<br />
dort Aktbilder in Öl der Künstlerin Judith Grosser beim Haare schneiden<br />
bewundert werden. Titel der Ausstellung ist „se & males“. <strong>an</strong>i<br />
kopfart, Gumpendorferstraße 34, 1060 Wien, T. 01/585 21 34<br />
happy birthday<br />
Isabel Allende<br />
Wer kennt es nicht, das monumentale Werk „Das Geisterhaus“ der chilenischen<br />
Schriftstellerin Isabel Allende. Die am 2. August 1942 in Lima geborene<br />
Nichte des ermordeten Präsidenten Salvador Allende erreichte Weltruhm,<br />
nicht zuletzt auch durch die hochkarätige Verfilmung der Familiengeschichte,<br />
die eindrucksvoll die Geschichte Chiles nachzeichnet. Bis zu<br />
ihrem 15. Lebensjahr lebte Allende in Bolivien, Europa und Ländern des<br />
Mittleren Ostens. D<strong>an</strong>n kehrte sie nach Chile zurück und war zunächst als<br />
Sekretärin bei einer UNO-Org<strong>an</strong>isation beschäftigt. Sehr bald machte sie<br />
sich als Fernsehjournalistin einen Namen, bevor sie der Militärputsch Pinochets<br />
ins Exil nach Venezuela zw<strong>an</strong>g. In den 80er Jahren beg<strong>an</strong>n ihre Karriere<br />
als Schriftstellerin. Nach dem Geisterhaus folgten Bestseller wie „Von<br />
Liebe und Schatten“,„Eva Luna“,„Fortunas Töchter“ und zahlreiche internationale<br />
Auszeichnungen und Ehrungen. Ein sehr persönlicher Rom<strong>an</strong> ist<br />
„Paula“, in dem Allende den Tod ihrer Tochter verarbeitet. Allende ist Zeit<br />
ihres Lebens politisch aktiv. Sie arbeitete als Journalistin, rettete mit ihren<br />
Aktivitäten im Untergrund zahlreiche Menschenleben und meldete sich<br />
schließlich vehement zu Wort, als Pinochet in London festgenommen wurde.<br />
In diesem Sinne zu ihrem 60. Geburtstag ein „Salud“ der Autorin. keck<br />
http://www.isabelallende.com<br />
festival<br />
Hallamasch<br />
Auch dieses Jahr findet wieder das Festival der Kulturen statt. Vom 14.-21.<br />
<strong>September</strong> wird dem Publikum von Afric<strong>an</strong> Rap in der Szene Wien bis hin<br />
zur Poesie am Spittelberg allerlei die Sinne Betörendes geboten. Am 14.<br />
<strong>September</strong> wird das Festival mit einer Nachtparade der Kulturen im Stadtpark<br />
Wien eröffnet. Mit Lampions, Kerzen und Fackeln werden d<strong>an</strong>n<br />
TrommlerInnen, TänzerInnen, MagierInnen und <strong>an</strong>dere KleinkünstlerInnen<br />
durch den Park ziehen. Das vollständige Programm des Festivals ist<br />
im Internet unter http://www.hallamasch.at abrufbar. <strong>an</strong>i<br />
heim.spiel<br />
Angela Heissenberger<br />
Fragen über Fragen<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Wir fuhren über die Südautobahn und draußen zog ein Gewitter auf. Es<br />
donnerte bedrohlich, als J<strong>an</strong> die verhängnisvolle Frage stellte:„Wo kommen<br />
die Blitze eigentlich her?“ Ich faselte irgendetwas von dicken<br />
schwarzen Wolken, die <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der krachen, und musste d<strong>an</strong>n gestehen,<br />
es soooo genau auch nicht zu wissen. Tags darauf erwarb ich sofort ein<br />
ungeheuer gescheites Buch über „Unser Wetter“ – vorgeblich für Kinder,<br />
ich k<strong>an</strong>n jedoch versichern: auch Erwachsenen wärmstens zu empfehlen.<br />
In diesem St<strong>an</strong>dardwerk, das in keinem Haushalt fehlen sollte, wird praktischerweise<br />
auch gleich die Regenbogen-Frage geklärt sowie interess<strong>an</strong>te<br />
Experimente mit dem Tiefkühlfach (Eiswürfel), dem Kochtopf (Dampf)<br />
und dem Badezimmerspiegel (Dunst) <strong>an</strong>gestellt. Wir verbrachten eine<br />
g<strong>an</strong>ze Woche mit der Beobachtung von Tautropfen und Wolken.<br />
Bis J<strong>an</strong> abends in der Badew<strong>an</strong>ne ein neues Problemgebiet entdeckte.<br />
„Komm jetzt endlich raus“, drängte ich, bereits mit dem H<strong>an</strong>dtuch<br />
wartend. J<strong>an</strong> kauerte bibbernd in der halbleeren W<strong>an</strong>ne und<br />
schaute dem Wasser beim Verschwinden zu. „Das ist ein Wasserstrudel“,<br />
dozierte ich und wusste im selben Moment, dass das ein Fehler<br />
war. „Warum?“ folgte die Strafe auf dem Fuße. Das Wasser zieht sich in<br />
den Abfluss, aber warum dreht es sich dabei und immer in dieselbe<br />
Richtung? Ich versprach, mich kundig zu machen. Doch Meyer’s Taschenlexikon<br />
ist bei diffizilen Kinderfragen keine wirklich große Hilfe.<br />
Dass es sich bei einem Wasserstrudel um einen „in die Tiefe ziehenden<br />
Wirbel“ h<strong>an</strong>delt, hätte ich auch so gewusst. Umfragen im Bek<strong>an</strong>ntenkreis<br />
blieben ebenso erfolglos bzw. brachten noch mehr Nebel in die<br />
Causa, denn <strong>an</strong>geblich dreht sich der Strudel auf der nördlichen Halbkugel<br />
im Uhrzeigersinn, auf der südlichen gegen den Uhrzeigersinn.<br />
Und wie dreht er sich auf dem Äquator? Gar nicht?<br />
Andere Fragen, <strong>an</strong> denen ich zu scheitern drohe, sind wiederum für<br />
J<strong>an</strong> ein Klacks.„Mama, Detti!“ forderte Nils vehement, als ich gerade das<br />
Wohnmobil durch Südschweden navigierte.„Was willst du?“ rief ich<br />
nach hinten.„Detti!!“ brüllte Nils.„Versteh’ ich nicht“, rätselte ich noch<br />
nach der fünften Wiederholung,„was soll das sein?“ „DETTI!!!“ schallte<br />
es nach vorne. Endlich hatte J<strong>an</strong> Erbarmen, vielleicht nervte ihn auch das<br />
Gekreische.„Mama, der Nils will Soletti haben“, sagte er gel<strong>an</strong>gweilt.<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
gesellschaftzirkus<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Akrobatin schöööön!<br />
Die Zirkusfamilie, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, NomadInnenleben, bunte<br />
Pl<strong>an</strong>wagen – Klischees oder Wirklichkeit? Der Zirkus als „ein rundes Paradies in einer harten<br />
und wahnsinnigen Welt“. Petra Öllinger traf die Artistin Barbara Gräf<br />
Wie gestaltet sich der Alltag in<br />
diesem „runden Paradies“, als<br />
das die berühmte Zirkusfrau<br />
Annie Fratellini das Leben für<br />
die M<strong>an</strong>ege bezeichnete? Ein<br />
Termin bei einer Zirkusakrobatin. Unweigerlich<br />
sucht der Blick nach einem<br />
Hochrad, einem gesp<strong>an</strong>nten Drahtseil<br />
oder zumindest einem Trapez. Nichts<br />
davon ist zu finden. Barbara Gräf trai-<br />
niert, wenn sie kein Engagement hat,<br />
zu Hause. Dafür reichen wenige Quadratmeter.<br />
Ihre Nummer besteht aus<br />
einer Mischung von Boden- und Gleichgewichtsakrobatik,<br />
die sie mit einer<br />
Jongliertechnik, dem sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Ballkontakt“, verbindet. Der Ball rollt<br />
immer auf dem „schl<strong>an</strong>genfrauartig“<br />
verbogenen Körper entl<strong>an</strong>g. Wie l<strong>an</strong>ge<br />
muss sie dafür trainieren? „M<strong>an</strong> sollte<br />
ständig im Training sein. Du k<strong>an</strong>nst dir<br />
mehr als eine Woche Pause kaum leisten.<br />
Wenn du zwei Wochen Pause<br />
machst, brauchst du wieder eine Woche,<br />
um das Niveau zu erreichen, das<br />
du vorher hattest.“ Schwierig ist es, hin<br />
und wieder, in Bezug auf Übungsmöglichkeiten<br />
im Zirkus. Viele Zirkusbetriebe<br />
haben wenig Geld, „und d<strong>an</strong>n müsste<br />
m<strong>an</strong> extra das Zelt heizen, damit<br />
Fo t o : A r m i n B a rd e l
ich trainieren k<strong>an</strong>n. Das machen sie<br />
meistens nicht. Das ist ein Problem,<br />
weil für meine Technik und meine<br />
Kreuzarbeit brauche ich es wirklich<br />
sehr warm.“<br />
Akrobatin reich? Kollektivverträge oder<br />
ähnliches gibt es nicht. Die Höhe der<br />
Bezahlung hängt vom Zirkus ab und erfolgt<br />
entweder pro Tag, pro Monat oder<br />
pro Auftritt. „Das ist m<strong>an</strong>chmal sehr,<br />
sehr wenig.“ Gräf nennt als Beispiel einen<br />
Zirkus in Paris, wo sie für drei Stunden<br />
Arbeit etwa 15 Euro erhielt. „Arbeit<br />
und Stress im Zirkus stehen in keinem<br />
Verhältnis zur Bezahlung.“ Allerdings:<br />
Die ArtistInnen sind <strong>an</strong>gemeldet und<br />
sozialversichert. Kosten müssen sie in<br />
m<strong>an</strong>chen Fällen nur für Strom oder<br />
Wasser begleichen. „M<strong>an</strong> muss nicht<br />
extra für den Platz zahlen. M<strong>an</strong>che verl<strong>an</strong>gen<br />
was für die Heizung, oder für<br />
den Wagen, wenn du keinen eigenen<br />
hast oder für das Zugfahrzeug.“ Menschen<br />
unterschiedlichster Herkunft, mit<br />
verschiedensten Tätigkeiten – und unterschiedlichstem<br />
Lohn? Das sei nicht<br />
eindeutig zu be<strong>an</strong>tworten, meint Gräf.<br />
Bei einem Schweizer Zirkus erhielten alle,„vom<br />
Bühnenarbeiter bis zum Artisten“,<br />
dasselbe bezahlt. Sie erzählt aber<br />
auch von Fällen, wo Leute aus dem<br />
Osten zu einem sehr geringen Entgelt<br />
arbeiten müßten. Auf die Frage, wie es<br />
aussehe mit einem Lohngefälle zwischen<br />
den Geschlechtern, <strong>an</strong>twortet sie<br />
mit einem galgenhumorigen „die Arbeitsbedingungen<br />
und Bezahlung von<br />
Artisten sind meist sehr schlecht. Da<br />
gibt’s keine Unterschiede mehr zwischen<br />
weiblichen und männlichen Artisten.“<br />
Das Gefühl, arm zu sein, verspürt<br />
sie nicht. „Mir bleibt sowieso nie Zeit,<br />
das Geld auszugeben.“<br />
In die M<strong>an</strong>ege. In Österreich gibt es noch<br />
keine professionelle Ausbildung. Eine<br />
l<strong>an</strong>ge Tradition haben Zirkusschulen in<br />
Fr<strong>an</strong>kreich, wo sich über 200 befinden –<br />
und „es gehen viele Leute in Zirkusschulen,<br />
so wie sie bei uns ins Fitnesscenter<br />
gehen.“ Viele Ausbildungsstätten befinden<br />
sich auch in Belgien oder in Russl<strong>an</strong>d.<br />
Barbara Gräf war eine Spätberufene,<br />
hat die ehemalige Volksschullehrerin<br />
doch erst mit 29 Jahren ihre dreijährige<br />
Ausbildung in Brüssel<br />
begonnen. Das durchschnittliche Auf-<br />
nahmealter liegt im Moment bei zirka<br />
25 Jahren. Die Zeit bis zur „M<strong>an</strong>egenreife“<br />
ist unterschiedlich l<strong>an</strong>g und hängt<br />
von den eigenen Voraussetzungen, von<br />
der Technik ab. Beim Jonglieren, so die<br />
Artistin, erreichen die Leute zum Beispiel<br />
in Russl<strong>an</strong>d, wo das technische Niveau<br />
sehr hoch ist, bereits nach einem<br />
Jahr Auftrittsreife. Die Gleichgewichtsakrobatik<br />
dauert hingegen sieben Jahre.<br />
Die meisten Schulen bieten eine mehrmonatige<br />
Grundausbildung, die Kraft<br />
und Beweglichkeit, Schauspiel, T<strong>an</strong>z und<br />
Akrobatik umfasst. D<strong>an</strong>ach muss m<strong>an</strong><br />
sich für eine Technik entscheiden.<br />
Und jene, die „ausgedient“ haben?<br />
M<strong>an</strong>che, die keine Akrobatik machen<br />
und körperlich fit sind, arbeiten sehr<br />
l<strong>an</strong>ge. Andere wechseln ihr Fach oder<br />
werden Clown. M<strong>an</strong>che gründen einen<br />
Zirkus. Schwierig ist es, einen Pensions<strong>an</strong>spruch<br />
zu erhalten, vor allem, wenn<br />
die Leute viel in verschiedenen Ländern,<br />
mit unterschiedlichen Regelungen, arbeiten.<br />
NomadInnenleben. Häufiges Zelte-Abbrechen<br />
gehört zum Alltag. Ob und wie<br />
häufig der St<strong>an</strong>dort gewechselt wird,<br />
ist von Zirkus zu Zirkus verschieden. „In<br />
Paris arbeitete ich das g<strong>an</strong>ze Jahr <strong>an</strong> einem<br />
Ort. In der Schweiz waren das<br />
längste zwei Wochen, d<strong>an</strong>n haben wir<br />
schon nach zwei Tagen gewechselt.“<br />
Barbara Gräf kommt ins Schwärmen,<br />
wenn sie erzählt, wie sich ein Parkplatz<br />
oder eine Weidewiese innerhalb von<br />
Stunden in eine Zirkusstadt verw<strong>an</strong>delt.<br />
Zwar gestaltet sich dieses häufige<br />
Umsiedeln sehr <strong>an</strong>strengend, „weil du<br />
meistens nach der Vorstellung gleich<br />
abbauen musst, und du k<strong>an</strong>nst dich<br />
nicht um deinen Körper kümmern.<br />
Hast kaum Zeit zum Essen, kaum Zeit,<br />
den Körper wieder auskühlen zu lassen.“<br />
Also nichts mit fröhlichem Zirkusleben?<br />
Doch, denn „das ist auch wieder<br />
sehr rom<strong>an</strong>tisch. Das ist halt das, was<br />
m<strong>an</strong> sich unter Zirkusleben vorstellt –<br />
Plätze ändern.“ Und sie erzählt von Alltagsh<strong>an</strong>dlungen,<br />
wie etwa Zähne putzen,<br />
das mitten auf der Straße stattfindet.<br />
Arbeitsteilung. Barbara Gräf ist eine sehr<br />
zierliche Frau, wirkt fast zerbrechlich.<br />
Trotzdem ist das Vorurteil, Frauen seien<br />
körperlich schwächer als Männer und<br />
könnten deshalb bestimmte Arbeiten<br />
nicht verrichten, beim Zirkus kein Thema.<br />
„Es geht einfach um eine gute Arbeitskraft,<br />
um eine gute Nummer.“<br />
Beim Zeltaufstellen mache jedeR alles,<br />
„da schleppen alle alles“. Frauen, die<br />
akrobatisch arbeiten, seien im Übrigen<br />
oft stärker als ein „Durchschnittsm<strong>an</strong>n“.<br />
Aber „es k<strong>an</strong>n schon mal passieren, dass<br />
die Frau zuerst gefragt wird, ob sie nicht<br />
die Drecksarbeit machen will, bevor<br />
m<strong>an</strong> zu den Herren geht“. Wer was zu<br />
tun hat, wird vor der Saison besprochen<br />
und ist meistens Verh<strong>an</strong>dlungssache.<br />
„Bei einem Zirkus musste ich schauen,<br />
dass ich den Vorh<strong>an</strong>g repariert habe.“<br />
Oder sie musste die Drehbühne abbauen.<br />
Da sie Volksschullehrerin ist, unterrichtete<br />
sie auch schon mal das Kind<br />
des Direktors.<br />
Familienleben. Die klassische Zirkusfamilie<br />
gibt es teilweise noch, beispielsweise<br />
im österreichischen Zirkus Picard. „Er<br />
besteht aus einem Ehepaar mit drei<br />
Kindern, wo alle auftreten, und d<strong>an</strong>n<br />
haben sie noch zusätzlich Artisten. So<br />
wie es früher auch war.“ Häufig komme<br />
es vor, dass jene, die den Zirkus gegründet<br />
haben, auch selbst spielen, was sehr<br />
schwierig sei. Denn „auf der Bühne sind<br />
sie Kollegen, d<strong>an</strong>n sind sie wieder deine<br />
Vorgesetzten.“ Dort, wo es keine „natürliche“<br />
Zirkusfamilie gibt, werden von<br />
den ArtistInnen selbst Familienb<strong>an</strong>de<br />
geknüpft. Was Barbara Gräf m<strong>an</strong>chmal<br />
lästig fällt, denn „es sind viele, die wollen,<br />
dass m<strong>an</strong> viel mitein<strong>an</strong>der tut“. Sie<br />
hingegen ist gerne für sich alleine und<br />
erntet oft Kritik deswegen. Kurioserweise<br />
erhielt sie auch schon den Ratschlag,<br />
als Frau nie einen M<strong>an</strong>n in ihren Wagen<br />
zu lassen. „Der Zirkus ist wie ein kleines<br />
Dorf. Da wird ja sofort gesprochen, da<br />
weißt du gleich, der war jetzt zwei<br />
Stunden bei der im Wagen, da wird<br />
d<strong>an</strong>n viel getuschelt.“<br />
Trotzdem schätzt sie den Zusammenhalt<br />
zwischen den KollegInnen.<br />
„Die Kollegen unterein<strong>an</strong>der halten total<br />
zusammen, es gibt kaum diese Konkurrenz.<br />
Also die Kollegen, die Artisten<br />
unterein<strong>an</strong>der, sind meistens ein Bündel,<br />
die verschwören sich gerne gegen<br />
den Direktor, wenn mal was nicht passt.“<br />
Für sie passt das ArtistInnenleben.<br />
Und der Zirkuswagen wartet bereits für<br />
die Fahrt ins nächste „runde Paradies“. ❚<br />
zirkusgesellschaft<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
Fo t o s a u s : S o n i a R i co n B a l d e s s a r i n i : „ Wi e Fra u e n b a u e n “<br />
kulturarchitektur<br />
v. li nach re<br />
Die in Bagdad geborene,<br />
international hoch geh<strong>an</strong>delte<br />
Zaha Hadid und das von ihr<br />
entworfene Feuerwehrhaus in<br />
Weil am Rhein.<br />
Itsuko Hasegawa aus Jap<strong>an</strong><br />
und eines ihrer Wohnhausexperimente<br />
in Nerima<br />
Lina Bo Bardi, in Brasilien<br />
lebende italienische Architektin<br />
und ihre Türme des SESC-<br />
Pompéia in Salvador de Bahía<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Schwebende Inseln<br />
Architektinnen stören mit der Konstruktion hängender Systeme, von Membr<strong>an</strong>en und<br />
unabhängigen Fassaden eine räumliche Reproduktion der üblichen Geschlechterrollen.<br />
Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Während der Architekt historisch<br />
als Macher und Künstler<br />
<strong>an</strong> Militär und Staatsmacht gebunden<br />
ist, dem Mythos nach<br />
als Kolonisator erobertes Terrain<br />
nach seinen Maßstäben vermisst<br />
und zu seinem Territorium umorg<strong>an</strong>isiert,<br />
waren Frauen in Österreich bis<br />
1919/20 von den Ausbildungsstätten<br />
der Architektur ausgeschlossen.<br />
Heutige feministische Analysen, die<br />
Architektur als Zeichen einer bestimmten<br />
Zeit sehen, stellen immer den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zur Frauenbewegung<br />
und ihren Entwicklungen her: Das Geschlecht<br />
(sex) der Architektur ist nicht<br />
Neutrum. „Ich versuche nicht, meine<br />
weibliche Persönlichkeit zu entwickeln,<br />
sondern eher die weibliche Persönlichkeit<br />
der Architekten zu entwickeln. Die<br />
Männer müssen die Weiblichkeit in sich<br />
akzeptieren, so wie ich auch meinen<br />
männlichen Charakter akzeptiere, d<strong>an</strong>n<br />
haben wir nur noch Menschen als Architekten…<br />
Ich bin viel kompletter als<br />
die normalen Männer.“ Die fr<strong>an</strong>zösische<br />
Architektin Fr<strong>an</strong>coise-Helene Jourda<br />
meint, dass die gelernten Kategorien<br />
von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“<br />
in einer Architektur<strong>an</strong>alyse (noch) nicht
ausgeschlossen werden können. Jourda<br />
lehrt seit 1999 am Institut für Raumgestaltung<br />
der Technischen Universität<br />
Wien. Sie hält Architektur für ein Medium<br />
„eines Systems der Kunst als politischer<br />
Aussage“ – als soziale Aussage,<br />
als Vision der Welt. „Ich baue gerade ein<br />
Projekt in Bordeaux, ein bot<strong>an</strong>isches<br />
Museum: Es besteht aus drei verschiedenen<br />
Baukörpern. Die Gewächshäuser<br />
sind Glaskisten, das Museum selbst ist<br />
eine Holzkiste und die <strong>an</strong>deren Räume<br />
wie Vortragssaal, Cafe und Technik, sind<br />
wie Steine, große Betonsteine. Ich könnte<br />
notfalls jede Woche die Position der<br />
Gebäude ändern, da ich keine Vorurteile<br />
habe, wie das Gebäude aussehen soll“,<br />
erklärt Fr<strong>an</strong>coise-Helene Jourda. Andere<br />
internationale Architektinnen lassen<br />
nach Bewegungsstudien bauen oder<br />
entwerfen schwebende Gebäude, hängende<br />
Museen.<br />
Vieles hat sich im Bereich der feministischen<br />
Architektur und L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung<br />
get<strong>an</strong>. Heide Studer vom Büro<br />
für L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung Tilia, die vor<br />
drei Jahren im Wiener Anna Freud Museum<br />
die Tagung „(Bau)Körper. Beiträge<br />
von Frauen zur Architektur“ ver<strong>an</strong>staltete<br />
und damit nicht nur der feministischen<br />
L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung einen<br />
kräftigen Schubser verpasste, freut<br />
sich: „Wir sind in der Umsetzung viel<br />
weiter gekommen als beispielsweise<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d. Die haben dort meist<br />
geringe Budgets und oft wird feministische<br />
Pl<strong>an</strong>ung mit Angstraumstudien<br />
gleichgesetzt.“ In Wien gibt es <strong>an</strong>dere<br />
Projekte als nur die bessere Beleuchtung<br />
von Parkplätzen. Im Herbst<br />
wird ein deutsches Heft der Reihe „Freiräume“<br />
zum Thema „Macht, Gewalt<br />
und Raum“ erscheinen (d<strong>an</strong>n in der<br />
Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer erhältlich),<br />
in dem Heide Studer die Bedeutung<br />
der Neugestaltung des Einsiedlerplatzes<br />
im fünften Wiener Gemeindebezirk<br />
und des Mädchengartens in<br />
der Szene Wien thematisiert – Zusammenhänge<br />
von Macht und Eigenmacht.<br />
gendered spaces. Die Suche nach verdrängten<br />
Künstlerinnen und die bildliche<br />
Darstellung von Frauen allgemein<br />
bestimmte zu Beginn das feministische<br />
Forschungsfeld im Bereich Architektur,<br />
L<strong>an</strong>dschafts- oder Raumpl<strong>an</strong>ung. Ende<br />
der 70er Jahre wurde d<strong>an</strong>n eine „<strong>an</strong>de-<br />
re“, eine „weibliche“ Ästhetik diskutiert.<br />
„Dem Weiblichen“ wurde zumeist Wohnen,<br />
Interieurfragen und Wohnbau zugeordnet,<br />
also das Häusliche, das Stoffliche,<br />
Dekorative. „Die Festschreibung<br />
eines scheinbar getrennten gesellschaftlichen<br />
Außen (Öffentlichkeit) und<br />
individuellem Innen (Privatheit) gehört<br />
zu den vernaturalisierten Konst<strong>an</strong>ten<br />
der Geschlechtergeschichte“, schreibt<br />
die Wiener Kunsthistorikerin Irene Nierhaus<br />
in „Arch 6. Raum, Geschlecht und<br />
Architektur“. Welche Mech<strong>an</strong>ismen<br />
produzieren Differenz und ordnen damit<br />
auch Architektur und Geschlecht<br />
räumlich?<br />
Das sogen<strong>an</strong>nte „social mapping“<br />
untersuchte später das Leben von Frauen<br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g mit physischen,<br />
sozialen und symbolischen Dimensionen<br />
in verschiedenen Regionen der Kontinente.<br />
Räumliche Zonen sind in ihrer<br />
Verbindung von sozialem Status und<br />
räumlicher Herrschaft geordnet. Territorialität<br />
wird über bestimmte Systeme<br />
von Zeichen und Ritualen gebildet und<br />
reicht vom Besetzen eines Liegestuhles<br />
im Freibad bis zu Immigrationsquoten!<br />
Architektur ist eben nicht bloß Produkt<br />
sozialer Beziehungen, sondern konstruiert<br />
selbst soziales Geflecht und damit<br />
die Geschlechter räumlich mit. Irene<br />
Nierhaus:„...die räumliche Org<strong>an</strong>isation<br />
der Gesellschaft als integralen Best<strong>an</strong>dteil<br />
der Herstellung sozialer Verhältnisse<br />
und nicht bloß als ihr Ergebnis<br />
zu verstehen, gehört zu den wichtigsten<br />
Wendepunkten im Nachdenken<br />
über das Verhältnis von Raum und<br />
Geschlecht.“<br />
Kontrollierte „Gartenpforte“. Der englische<br />
Architekturjournalist Robert Kerr sah<br />
schon im 19. Jahrhundert das Haus vor<br />
allem als Kontrollinstrument von Geschlecht<br />
und Klasse <strong>an</strong>. Die Kontrolle<br />
der „Gartenpforte“ (im doppelbödigen<br />
Sinne) gewährleiste die Stabilität der<br />
Familienstruktur. Blicke werden zu Kontrollinstrumenten.<br />
So baute Adolf Loos<br />
für die Tänzerin Josephine Baker ein<br />
Haus mit einem offenen gläsernen<br />
Schwimmbad in der Mitte. „Die Bewohnerin<br />
wird ausgestellt wie ein Schaustück<br />
oder ein Tier“ schreiben Kari Jormakka<br />
und Dörte Kuhlm<strong>an</strong>n in „building<br />
gender“.<br />
Der berühmte Architekt Le Corbusier<br />
w<strong>an</strong>dte den kontrollierenden Blick<br />
auf eigenartige Weise <strong>an</strong>: Er baute sich<br />
eine Hütte mit einem Guckloch – direkt<br />
neben dem von der Designerin<br />
und Architektin Eileen Gray konstruierten<br />
Haus E.1027 in Roquebrune sur<br />
Mer, das einsam in den Felsen am<br />
Meer liegt. Das Haus scheint ihm die<br />
Aktion wert gewesen zu sein. Nach<br />
Grays Auszug bemalte Le Corbusier ihre<br />
Wohnzimmerwände, u.a. mit einem<br />
Gemälde von drei Frauen, was eine<br />
deutliche Provokation für Gray darstellte.<br />
Nazisoldaten wiederum beschossen<br />
später die W<strong>an</strong>dgemälde „jüdischer<br />
Herkunft“.<br />
Die Kloster<strong>an</strong>lagen für Nonnen sehen<br />
<strong>an</strong>ders aus, als die für Mönche.<br />
Nonnenkirchen sind einfache, gerade<br />
Räume ohne Kapellenräume und Annexe<br />
– ohne Mysterium sozusagen, reine<br />
Zweckräume. Denn der Frauenkörper<br />
bietet ja aufgrund seiner Öffnung keine<br />
schützende Hülle für die Seele! Um das<br />
„Sündigen mit den Augen“ während der<br />
Messe zu verhindern, wurden die Frauen<br />
durch Emporen, Vergitterungen,<br />
Stoffbahnen, Vorhänge und Bretter von<br />
den Männern getrennt, Frauen hatten<br />
keinen freien ungehinderten Durchblick<br />
zum Altar. Nonnenklöster dienten u.a.<br />
auch dazu, nicht verheiratete Frauen<br />
von der Straße zu holen – denn eine<br />
Frau, die das Haus verlässt, wird gewissermaßen<br />
femininer und gefährlich.<br />
Geist, Seele, Leib und vor allem die Sexualität<br />
müssen diszipliniert und kontrolliert,<br />
Ekstase beim Empf<strong>an</strong>g der Hostie<br />
verhindert werden. Selbstabtötung<br />
ist gefragt…<br />
Die Architektur der Nonnenklöster<br />
zeigt, dass diese als „Instrument zur<br />
Tr<strong>an</strong>sformation der Individuen“ verwendet<br />
werden. So durften Dormitorien nur<br />
über Aussicht in den Innenhof verfügen,<br />
zwei Betten waren verboten, es<br />
mussten immer drei in einer Zelle sein,<br />
der Kreuzg<strong>an</strong>g wurde extrem schlicht<br />
gehalten, um nicht die sowieso überbordende<br />
F<strong>an</strong>tasie <strong>an</strong>zuregen. Besonders<br />
verdächtig galten der Amtskirche<br />
doch vor allem die italienischen Reuerinnen<br />
oder die Beginen, die ohne festen<br />
Wohnsitz herumzogen, und <strong>an</strong> Klöster<br />
gebunden werden sollten. Die Nachnutzung<br />
der Klöster zeigt in ihrer einschlägigen<br />
Verwendung als Altersheime, Kasernen<br />
oder Polizeigebäude:„An die<br />
Stelle des sehenden Auge Gottes tritt<br />
der Staat.“ ❚<br />
architekturkultur<br />
Zum Weiterlesen:<br />
Sonia Ricon Baldessarimi „Wie<br />
Frauen bauen: Architektinnen –<br />
von Julia Morg<strong>an</strong> bis Zaha Hadid“<br />
Aviva Verlag 2001<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o s : A rc h i v<br />
kulturn<strong>an</strong>as<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Rückkehr der Großen Göttin<br />
Die monumentale Weiblichkeit der N<strong>an</strong>as von Niki de Saint<br />
Phalle zwischen Subversion, Aberwitz und Idealisierung.<br />
Eine kritische Analyse von Birgit Haehnel<br />
Niki de Saint Phalle erl<strong>an</strong>gte<br />
mit den vor Lebenslust und<br />
Energie sprühenden „N<strong>an</strong>as”<br />
Weltruhm. Die viel geliebten<br />
Damen bestechen durch ihre<br />
voluminösen Rundungen gepaart mit<br />
einer tänzerischen Leichtigkeit. Als<br />
Material benutzte sie vorwiegend Polyester,<br />
dessen giftige Zusammensetzung<br />
schwere Gesundheitsschäden<br />
hervorrief, denen sie am 22. Mai <strong>2002</strong><br />
im Alter von 71 Jahren erlag.<br />
Andersheit. Wer bin ich? Wer ist „die<br />
Frau“? Immer wieder stellte sich Niki<br />
de Saint Phalle diese Fragen. Schon als<br />
Kind wollte sie nicht so werden wie ihre<br />
Mutter, T<strong>an</strong>ten oder deren Freundinnen.<br />
Nur „Wächterinnen des Herdfeuers”<br />
– das war ihr zu wenig. Doch wo<br />
waren die Heldinnen, die starken Frauenbilder?<br />
Nachdem sich Niki de Saint Phalle<br />
Anf<strong>an</strong>g der 60er Jahre von ihrer Wut<br />
auf patriarchale Zwänge in den kämpferischen<br />
Schießbildern befreit hatte,<br />
<strong>an</strong>alysierte sie in ihren Arbeiten tradierte<br />
Frauenbilder, wie die Braut, die<br />
Gebärende oder auch die Hure, aus denen<br />
schließlich die N<strong>an</strong>as hervorgingen.<br />
Mit der bunten Fröhlichkeit der<br />
N<strong>an</strong>as wollte die Künstlerin den patriarchalen<br />
Zeichen von Herrschaft ein<br />
Symbol von Frauenmacht entgegensetzen.<br />
Die N<strong>an</strong>as verfehlten ihre Wirkung<br />
nicht! Seit der ersten Ausstellung<br />
1965 wurde ihr ungestümes Wesen als<br />
Verspottung männlicher Wertvorstellungen<br />
und somit als Angriff auf das<br />
Patriarchat verst<strong>an</strong>den. Von nun <strong>an</strong><br />
träumte Niki de Saint Phalle von riesigen<br />
N<strong>an</strong>as im öffentlichen Raum. Sie<br />
sollten die Macht über die Welt übernehmen.<br />
Riesige Übermacht. 1974 schien sich ihr<br />
Wunsch teilweise zu erfüllen. Sie schuf<br />
für das Leineufer in H<strong>an</strong>nover drei<br />
überlebensgroße N<strong>an</strong>as, die jedoch damals<br />
auf sehr viel Unverständnis<br />
stießen. Mit ihren spielerisch-tänzelnden<br />
Gesten karikieren sie die strengen<br />
und farblosen Denkmäler der männlichen<br />
Repräsentationen von Herrschaft.<br />
Zwar appellieren die N<strong>an</strong>as mit ihren<br />
üppigen Formen <strong>an</strong> ein Mutteridol,
aber durch ihre poppig dynamische<br />
Bemalung beginnen sie zu swingen. So<br />
werden die N<strong>an</strong>as zum Symbol der<br />
fröhlichen befreiten Frau.<br />
Ende der 60er Jahre entst<strong>an</strong>den<br />
die „N<strong>an</strong>a-Dreamhouses“ für Erwachsene,<br />
die gerade groß genug waren,<br />
um darin zu sitzen und zu träumen.<br />
Diese weiblichen Kathedralen waren<br />
Nachfolgerinnen von „Hon“, einer begehbaren<br />
Skulptur, die die Künstlerin<br />
1966 im Moderna Museum Stockholm<br />
baute. Mit 29 Metern Länge, sechs<br />
Metern Höhe und einer Breite von<br />
neun Metern war sie die größte N<strong>an</strong>a.<br />
Die Nähe zu einer Jahrmarktsinszenierung<br />
nahm dieser bunten Hommage<br />
<strong>an</strong> alle Frauen jedes monumentale Pathos.<br />
Im Grunde war Hon eine groß<br />
<strong>an</strong>gelegte Demythologisierung männlicher,<br />
rom<strong>an</strong>tischer Ph<strong>an</strong>tasien über<br />
den weiblichen Körper als „dunkler<br />
Kontinent“.<br />
Idealisierte Mütterlichkeit. Seit den 80er<br />
Jahren interpretierte Niki de Saint<br />
Phalle ihre N<strong>an</strong>as jedoch „als Vorbotinnen<br />
eines neuen matriarchalischen<br />
Zeitalters [...] Sie repräsentieren die<br />
unabhängige, gute, gebende und<br />
glückliche Mutter”. Wegen Ähnlichkeiten<br />
ihrer Figuren mit denen aus prähistorischer<br />
Zeit, wie der Venus von Willendorf,<br />
schloss sie auf eine unbewusste<br />
Verw<strong>an</strong>dtschaft zwischen sich und<br />
den KünstlerInnen der Verg<strong>an</strong>genheit.<br />
Hierin bestärkten sie esoterische<br />
Schriften über Matriarchatsmythen<br />
und Archetypen, weswegen die N<strong>an</strong>as<br />
schließlich auch mit außereuropäischen<br />
Mutter- bzw. Fruchtbarkeitsgöttinnen<br />
verglichen wurden. Sie av<strong>an</strong>cierten<br />
zu Symbolen weiblicher Kraft<br />
als Zeichen gegen das Prinzip des Vaters.<br />
Mit der „Großen Göttin” als Ort<br />
der Identifikation für ihr künstlerisches<br />
Schaffen setzte sie dem männlichen<br />
Künstlermythos des „göttlichen Genies,<br />
eine weibliche Vision der Mutter-<br />
Tochter-Beziehung entgegen. Dieses<br />
Konzept muss im Kontext der politischen<br />
Frauenbewegung in den 70er<br />
Jahren gesehen werden. Diese feierten<br />
die Fähigkeit von Frauen, Leben zu<br />
schenken mit der Wiederentdeckung<br />
archaischer Göttinnen. Gleichzeitig<br />
wehrten sich <strong>an</strong>dere Feministinnen<br />
gegen diese ahistorischen und biologi-<br />
stischen Weiblichkeitsbilder, die Frausein<br />
wieder einseitig auf eine unveränderbare<br />
weibliche Essenz festlegen,<br />
statt ihre komplexen Verschiedenartigkeiten<br />
<strong>an</strong>zuerkennen.<br />
Schwarzer Primitivismus. Den Matriarchatsmythen<br />
huldigte Niki de Saint<br />
Phalle vor allem mit der „Kaiserin“ in<br />
ihrem Tarot-Garten in der Tosc<strong>an</strong>a. In<br />
Gestalt einer schwarzen Sphinx schuf<br />
sie ein Haus, in dem sie wohnte und<br />
ihr „geistiges Zentrum“ als Inspirationsquelle<br />
für ihr Projekt errichtete. Als<br />
eine Verbindung von Fabelwesen und<br />
schwarzem Frauenbild symbolisiert<br />
die Herrscherin gleichermaßen Natur,<br />
Rätselhaftigkeit und Weiblichkeit, wie<br />
auch die vielen „Black N<strong>an</strong>as“, mit denen<br />
sich die Künstlerin sehr stark identifizierte.<br />
Niki de Saint Phalle benutzt<br />
hier das Stereotyp der Schwarzen Frau<br />
als negatives Pend<strong>an</strong>t zur Weißen<br />
Frau, verkehrt deren Bedeutungen jedoch<br />
ins Positive und kreiert so ein alter<br />
ego für die eigene Em<strong>an</strong>zipation.<br />
Diese Umschreibungen erscheinen jedoch<br />
heute, aus der Perspektive einer<br />
postkolonialen Kritik und im Sinne eines<br />
idealisierenden Rassismus, problematisch.<br />
Mit ihren Matriarchatsutopien<br />
reiht sich Niki de Saint Phalle in den<br />
Primitivismusdiskurs der Moderne ein,<br />
der von der Definition des kolonialen<br />
Anderen bzw. der Frau als irrationalem,<br />
sinnlichem Wesen in Abgrenzung zur<br />
Zivilisation des weißen M<strong>an</strong>nes lebt.<br />
Schon die Suche nach dem Archaischen,<br />
auch wenn Umwertungen vorgenommen<br />
werden, bestätigt nur wieder<br />
die westliche patriarchale Gesellschaft,<br />
die ja durch ihr „Anderes“ definiert<br />
ist.<br />
Kontextualisierung. Betrachtet m<strong>an</strong> die<br />
N<strong>an</strong>as dagegen in ihrem spezifischen<br />
Kontext wie in H<strong>an</strong>nover oder Stockholm,<br />
d<strong>an</strong>n tritt ihr subversiver Charakter<br />
in den Vordergrund. Hier befreien<br />
sie sich von den dunklen Rätseln archaischer<br />
Weiblichkeit. Der dunkle<br />
Kontinent darf betreten werden und<br />
entpuppt sich als gesellschaftliches<br />
Konstrukt, wie in der begehbaren<br />
Skulptur Hon. Die Ironie, die respektlose<br />
Inszenierung, den Aberwitz, den sie<br />
versprühen – darin liegt die eigentliche<br />
Stärke der N<strong>an</strong>as. ❚<br />
traum.projekt<br />
Charlotte Eckler und Lisa Rosenblatt<br />
Uncommon Denominator<br />
n<strong>an</strong>askultur<br />
Träume ich oder sehe ich derzeit im US-Bundestaat Massachusetts<br />
Bilder zeitgenössischer österreichischer KünstlerInnen<br />
ausgestellt? Über den g<strong>an</strong>zen Sommer findet das „Vienna Project”<br />
statt, wobei nicht nur umpa-pa-Musik, Wein und Männer<br />
wie Gustav, Anton, Sigmund und Adolf Österreich in den verschiedenen<br />
Museen der bergigen Berkshire-Gegend vertreten.<br />
Ich sehe auch Frauen wie Adri<strong>an</strong>a Czernin, Barbara Eichhorn,<br />
Const<strong>an</strong>ze Ruhm, Joh<strong>an</strong>na K<strong>an</strong>dl, Lois Weinberger und Swetl<strong>an</strong>a<br />
Heger als Teil der Austellung „Uncommon Denominator:<br />
New Art from Vienna”, der ersten Zusammenschau zeitgenössischer<br />
österreichischer Kunst in Nordamerika.<br />
Ver<strong>an</strong>twortlich dafür ist die neu entdeckte Traumfrau,<br />
Laura Heon, Kuratorin des 1999 gegründeten internationalen<br />
Kunstmuseums, MASS MoCa. Jetzt hat sie die Aufgabe <strong>an</strong>genommen,<br />
Wiens zeitgenössische Szene auszustellen. Nach<br />
Monaten in Wien hat sich die 32-Jährige aus Little Rock, Ark<strong>an</strong>sas,<br />
entschlossen, radikal, mixed-media, und kontroversielle<br />
Kunst endlich einem US-amerik<strong>an</strong>ischen Publikum mitzuteilen.<br />
Hier ist nicht nur eine ausgewogene Auswahl von Frauen,<br />
sondern auch „nicht-in-Österreich-Geborene,” die – wie<br />
Heon sagt – „historisch und auch im heutigen Kontext dem<br />
kulturellen Leben Österreichs Intelligenz und Vielfalt bieten.”<br />
Nach ihrem Aufenthalt in Wien f<strong>an</strong>d sie zahlreiche Entdeckungen<br />
für diese Ausstellung und vielleicht für weitere,<br />
da „das Angebot <strong>an</strong> wirklich Interess<strong>an</strong>tem und Neuem für<br />
noch mindestens zehn solche Zusammenschauen reicht”,<br />
meint Heon. Und d<strong>an</strong>k ihrer Vision gibt es wieder eine Traumausstellung<br />
um die Jahrhundertwende… Aber dieses Mal,<br />
ein wirklicher Traum.<br />
MASS MoCa, North Adams, Massachusetts<br />
„Uncommon Denominator: New Art from Vienna”<br />
25 Mai <strong>2002</strong> – März 2003<br />
http://www.BerkshireArts.org<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Sleater-Kinney: „One Beat“<br />
Mary Timony: „The Golden Dove“<br />
Quarks: „Trigger Me Happy“<br />
Ms Dynamite: „A Little Deeper“<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Rock on Grrrls!<br />
Sonja Eism<strong>an</strong> und Ute Hölzl rocken und grooven sich mit<br />
Neuerscheinungen verschiedenster Genres durch Wind und<br />
Wetter – und genießen dabei den letzten Rest <strong>an</strong> Sonne.<br />
Endlich: die neue Sleater-Kinney-<br />
Platte, seit zwei Jahren sehnsüchtig<br />
erwartet, ist da. Die<br />
(Post-)Riot Grrrl-B<strong>an</strong>d aus Portl<strong>an</strong>d,<br />
die vom Times Magazine<br />
noch vor massenwirksamen Testosteron-<br />
Rap-Rockern wie Limp Bizkit zur besten<br />
amerik<strong>an</strong>ischen Rockb<strong>an</strong>d gekürt wurde,<br />
klingt auf „One Beat“ (Kill Rock Stars)<br />
ähnlich rockig-treibend, wie auf dem Vorgänger<br />
„All H<strong>an</strong>ds On The Bad One“. Die<br />
Gitarren greifen in Sleater-Kinney-typischer<br />
M<strong>an</strong>ier inein<strong>an</strong>der, ohne sich dabei<br />
allzu filigr<strong>an</strong> zu verästeln, und die prägn<strong>an</strong>ten<br />
Stimmen von Corin Tucker, vibrierend<br />
und hochemotional, und Carrie<br />
Braunstein, tomboyish und kokett, ergänzen<br />
sich gewohnt genial. Die Texte<br />
sind metaphernreich vielschichtig und<br />
großteils persönlich gefärbt, aber es wird<br />
auch unmissverständlich Kritik geübt am<br />
staatlich verordneten Hauruck-Patriotismus<br />
nach dem 11. <strong>September</strong>:„Since<br />
when is scepticism un-Americ<strong>an</strong>?“<br />
Mary Timony, Ex-Helium und mit<br />
Carrie Brownstein gemeinsam in The<br />
Spells, hat mit „The Golden Dove“ (Matador/Zomba)<br />
ein neues Soloalbum veröffentlicht.<br />
Die Mel<strong>an</strong>ge von Magie mit<br />
60er Jahre Psych-Folk, experimenteller<br />
Elektronik und Prog Rock, die „The Golden<br />
Dove“ prägt, war auch schon in Timonys<br />
früheren Werken ausgeprägt.<br />
Was in „Mountains“, ihrem letzten Solo-<br />
Album, noch dunkler und verzweifelter<br />
kl<strong>an</strong>g, ist jetzt deutlich zarter und balladesker.<br />
Aber die Magie, in beiderlei Sinne,<br />
ist weiterhin vorh<strong>an</strong>den: Mel<strong>an</strong>cholische,<br />
märchenhafte Balladen und dunkle,<br />
versponnene Songs über Kobolde,<br />
Zauberwesen und Geister, dazwischen<br />
immer wieder textliche Brüche in das<br />
Jetzt bilden das Grundgerüst für „The<br />
Golden Dove“. Für Menschen mit Vorliebe<br />
für Mittelalter, Faune und Elfen ist<br />
Mary Timony ein wahre Empfehlung.<br />
Alle <strong>an</strong>deren müssen es eben selbst<br />
ausprobieren.<br />
G<strong>an</strong>z zart geht es auch bei den<br />
Quarks zu, die mit ihrem dritten Longplayer<br />
„Trigger Me Happy“ (Home/Columbia)<br />
endgültig die zu eng gewordene<br />
Verg<strong>an</strong>genheit als niedliche B<strong>an</strong>d aus<br />
der Berliner „Wohnzimmerszene“ abstreifen<br />
und mit den aufwändig produzierten<br />
Songs g<strong>an</strong>z groß POP buchstabieren.<br />
Auch wenn im Hintergrund die Elektronik<br />
blubbert – mittlerweile vielleicht etwas<br />
glatter als die verspielten Sounds<br />
von früher – und synthetische Beats dahintuckern,<br />
verl<strong>an</strong>gsamt die spröde Stimme<br />
von Jov<strong>an</strong>ka von Willsdorf, die jetzt<br />
auch öfters englisch singt, das Tempo der<br />
Songs und taucht sie in eine fast laszivmel<strong>an</strong>cholische<br />
Atmosphäre.<br />
Mit Sentimentalität hat Ms Dynamite,<br />
wie ihr Name schon vermuten<br />
lässt, wenig am Hut. Die junge Engländerin,<br />
die sich zuerst als furchtlose Garage<br />
MC in der Londoner Szene einen<br />
Namen machte, bringt auf ihrem Debütalbum<br />
„A Little Deeper“ (Polydor/<br />
Universal) ihre Vorliebe für tighte,<br />
reggae-beeinflusste Beats, smoothe<br />
R’n’B-Vocals, zungenbrecherische Raps<br />
und sozialkritische Lyrics zusammen.<br />
Dass der explosive Stoff, den Ms Dynamite<br />
mit „A Little Deeper“ auf der internationalen<br />
Musikbühne zündete,<br />
auch entsprechend einschlagen wird,<br />
dar<strong>an</strong> dürfte es nach den bisherigen Reaktionen<br />
auf die outspoken young lady<br />
wohl keinen Zweifel mehr geben. Cause<br />
Ms Dynamite’s fed up, sick’n’tired of<br />
repeating herself, und alle wollen es<br />
hören…<br />
Truth Hurts, die neueste Entdeckung<br />
des allmächtigen Dr. Dre, erhielt ihr Musikerinnen-Alias<br />
<strong>an</strong>geblich deswegen,<br />
weil sie mit ihrer Meinung ebenfalls<br />
nicht gerade hinterm Berg hält, was<br />
wohl m<strong>an</strong>chmal durchaus schmerzhaft<br />
sein k<strong>an</strong>n. Vor allem im traditionell eher<br />
s<strong>an</strong>ft inklinierten Genre des R’n’B, das<br />
sie mit ihrer beeindruckenden Stimmgewalt<br />
(Truth Hurts alias Shari Watson<br />
hat eine Ausbildung als Opernsängerin<br />
im Gepäck) und expliziten Lyrics aufmischt,<br />
fallen die von ihr eingestreuten<br />
Kraftausdrücke auf ihrem ersten Longplayer<br />
„Truthfully Speaking“ (Aftermath/Interscope)<br />
einigermaßen aus<br />
dem Rahmen. Denn wer außer ihr könnte<br />
mit Honigstimme einen Refrain wie<br />
„Bullshit pours down like rain“ überzeugend<br />
bringen? Doch neben den überzuckerten<br />
Bitterkeiten drängen sich vor<br />
allem die perfekt fließenden Vocals und<br />
Raps nachhaltig ins Ohr, die sich kongenial<br />
mit den opulenten Arr<strong>an</strong>gements<br />
und knackigen Beats verbinden. ❚
Widerständige Offenheit<br />
Dem Offenlegen des theatralen Diskurses als männerbündische<br />
Strategie zum Machterhalt widmet sich Katharina Pewny aus<br />
feministischer Perspektive. Von Amelie Cserer.<br />
Theater als Spiel vom Spiel. Wir<br />
spielen die Rollen und sie spielen<br />
uns. Ein Spiegel, um sich zu<br />
fassen. Nachdenkend betrachtend<br />
im Abbild den Grund des<br />
Sees lebendiger Seele finden. Ein Spiegel,<br />
der den Spiegel reflektiert. Ein Spiel,<br />
das das Spielen spielt, ist Theater.<br />
Katharina Pewny nimmt in ihrem<br />
Buch universitäre Theaterwissenschaft<br />
und Repräsentationstheorien „im Zeichen<br />
der Geschlechterdifferenz“ aufs Korn. Die<br />
vernetzende Analyse von Text, Inszenierung<br />
und Rezension der Theaterstücke<br />
von Heidi von Plato: Der elektrische Reiter<br />
(1992), Friederike Roth: Erben und Sterben<br />
(1992) und Marlene Streeruwitz:Tolmezzo<br />
(1994) legt das Augenmerk auf inhaltliche<br />
Verschiebungen repräsentierter<br />
Weiblichkeit. Aus den Stücken filtert die<br />
Autorin frauenspezifische Problemlagen<br />
heraus, die beispielsweise in einem wechselseitigen<br />
Ausschluss von Kunstproduktion<br />
und Weiblichkeit gefunden werden.<br />
MittäterInnenschaft im Nationalsozialismus<br />
und sexuelle Gewalt werden durch<br />
Ver<strong>an</strong>twortungsdelegation realisiert. Ein<br />
frauliches Schicksal gesichtsloser Allgemeinkörper<br />
zu teilen, wird in traditionellen<br />
Charakterisierungen viel zu oft dargestellt.Wenn<br />
demgegenüber jedoch<br />
starke und differenzierte Frauenverhältnisse<br />
auf der Bühne präsent waren, werden<br />
sie durch die Rezension in ihrer feministischen<br />
Bedeutung „geläutert“ und<br />
mit traditionellen Weiblichkeitsmustern<br />
aufgeladen.<br />
Pewny ortet die feministische Relev<strong>an</strong>z<br />
theatraler Repräsentation in Imagination,<br />
Vorstellung und Identifikation.<br />
Spiegelstadium markiert einen Entwicklungsabschnitt,<br />
in dem die Person<br />
bereit sei, ihr imaginäres Selbst <strong>an</strong>zuerkennen<br />
(Lac<strong>an</strong>). Doch welches „weibliche“<br />
Gesicht wird Frauen von einer<br />
abendländischen Gesellschaft zur Orientierung<br />
entgegengehalten? Pewny<br />
verweist hierzu u.a. auf die vorgegebene<br />
Notwendigkeit, mütterliche Urspünge<br />
(Irigaray) und „<strong>an</strong>dersartige Erfahrungsschätze“,<br />
die einem Normfrieden<br />
nicht entsprechen (z.B. sexuelle Gewalt),<br />
zu verdrängen. Relev<strong>an</strong>te Bezüge weiblicher<br />
Existenz werden somit beschnitten<br />
und eingekapselt. Ohne Relation<br />
keine Realität. Die vorm Spiegel vereinzelte<br />
Figur erstarrt in Bewunderung ob<br />
ihrer männerbezogenen Ohnmacht. In<br />
Universitäten und medialer Öffentlichkeit<br />
wird sie zum Spielball patriarchaler<br />
Institutionen.<br />
Pewny bietet verschiedene Strategien<br />
<strong>an</strong>, diese weibliche Verkapselung<br />
zu lösen. Der Attribution von „Anders“,<br />
(Ge)Schlechtigkeit und negativer Tugenden<br />
für „Frau“ auszuweichen, konnte innerhalb<br />
feministischer Theorie sehr wohl<br />
auch der Begriff „Frau“ abgeschafft werden,<br />
doch Pewny empfiehlt in diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g eine lustvolle Besetzung<br />
von Devi<strong>an</strong>z. Eine Gewichtung, die<br />
den Positivismen eines patriarchalen<br />
Systems als Machtstrategie jede Relev<strong>an</strong>z<br />
entzieht. In der Forderung, den<br />
Fokus von einer patriarchalen Bedeutungs-<br />
und Identifizierungsgenerierung<br />
zu wenden, lässt sich prinzipiell eine<br />
Grundnote finden, sich als weibliches/<br />
frauliches Wesen dezidiert auf ein<strong>an</strong>der<br />
zu beziehen.<br />
Hierfür sei es auf institutioneller<br />
Ebene der Universität notwendig, beispielsweise<br />
Bewerberinnen von Stipendien<br />
und Lehraufträgen zu unterstützen.<br />
Im Bereich theatraler Repräsentation<br />
fordert Pewny nicht-traditionelle<br />
Rollenbilder weiblicher Existenzweisen,<br />
die starke und selbstbewusste Identifikationsmöglichkeiten<br />
bieten. Denn ein<br />
Subjekt sei „sämtliche Geschichte aller<br />
Identifizierungen“. Kollektive Arbeitsstrukturen<br />
und mütterliche Autorinnenschaft<br />
klassifiziert die Autorin als<br />
feministische Strategien. Mit dem Aufbrechen<br />
einer dichotomen Verteilung<br />
der Welt, verabschiedet sie auch das<br />
Konzept der Unterscheidung zwischen<br />
Realität und Kunst. Sie betont, dass solche<br />
Vorstellungen nicht einem Weltverständnis<br />
gerecht werden, das „alles Gegebene<br />
als Gemachtes begreift“. H<strong>an</strong>deln<br />
und Denken, Imagination und Realität<br />
vollführen einen sich gegenseitig<br />
nachahmenden T<strong>an</strong>z. Die zirkuläre Offenheit,<br />
die gesellschaftliche Determination<br />
bricht, fängt sich in einem Geflecht<br />
splitternder Identitäten. ❚<br />
Katharina Pewny: Ihre Welt Bedeuten<br />
Feminismus, Theater, Repräsentation<br />
Ulrike Helmer Verlag <strong>2002</strong>, e 23,60 (Ö)<br />
lese.zeichen<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
k<br />
lese.zeichen<br />
kkk<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Verl<strong>an</strong>gsamung<br />
Eine Karrierefrau, eine alte Dame und<br />
ein junges Mädchen: Drei Geschichten<br />
um Frauen unterschiedlicher Generationen,<br />
die verschiedener nicht sein<br />
können und doch untrennbar inein<strong>an</strong>der<br />
verwoben sind. Mireille, die Karrierefrau,<br />
trifft auf die „Dame in Blau“, eine<br />
Begegnung, die ihr Leben schlagartig<br />
verändert. Statt Stress und Karriere<br />
wird plötzlich das intensive Erleben<br />
von L<strong>an</strong>gsamkeit und Genuss zu ihrem<br />
Lebensmittelpunkt.<br />
Eine wunderbare Geschichte, die<br />
nur <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs wie eine absurde Reise in<br />
eine F<strong>an</strong>tasiewelt <strong>an</strong>mutet. Am Ende<br />
war in mir nur noch der Wunsch, es<br />
Mireille gleich zu tun und einfach alle<br />
Zwänge und Ideale über Bord zu werfen<br />
und meinen Lebensrythmus zu<br />
verl<strong>an</strong>gsamen.<br />
Auch Marthe befindet sich knapp<br />
vor einem Wendepunkt in ihrem Leben,<br />
als sie der „Klatschmohnfrau“ begegnet.<br />
Marthe befreit sich aus dem<br />
erstarrten Witwen-Dasein und verliebt<br />
sich erneut. Aber noch wichtiger:<br />
Sie lernt wieder, sich selbst zu lieben<br />
und ihre eigenen Wünsche denen ihrer<br />
Familie zumindest nicht mehr unter<br />
zu ordnen. Zum ersten Mal hingegen<br />
erfährt das „Sonnenblumenmädchen“,<br />
was Liebe sein k<strong>an</strong>n. Der<br />
letzte Sommer vor Schuleintritt wird<br />
für Mathilde zum unvergesslichen<br />
Erlebnis.<br />
Ein wenig irritierend sind jedoch<br />
die Rollenmuster, mit denen Chatelet ^<br />
sich offensichtlich der ersten jungen<br />
Liebe nähert: Von der selbstbewussten<br />
und ihr (Liebes)Leben selbst bestimmenden<br />
Frau, wie sie in den zwei Rom<strong>an</strong>en<br />
zuvor dargestellt wurde, ist bei<br />
Mathilde noch wenig zu erkennen. Alles<br />
in allem ein wunderbares Buch mit<br />
drei Rom<strong>an</strong>en, die eigentlich zusammen<br />
gehören. Warum? Diese Überra-<br />
Frauenzimmer<br />
schung möchte ich den Leserinnen<br />
nicht nehmen.<br />
Gabi Horak<br />
Noelle Chatelet: ^<br />
Die Dame in Blau, Die Klatschmohnfrau,<br />
Das Sonnenblumenmädchen<br />
Drei Rom<strong>an</strong>e.<br />
Kiepenheuer und Witsch <strong>2002</strong>, e 12,40 (Ö)<br />
Wüstenwind<br />
„Für meinen Körper… ein Zeltpflock, gekreuzigt<br />
unter freiem Himmel“ – Schon<br />
die einleitende Widmung lässt auf keine<br />
leichte Buch-Kost schließen, und der<br />
erste Verdacht der Leserin bestätigt sich<br />
auf den folgenden Seiten.<br />
Al-Tahawis Erstlingsrom<strong>an</strong> ist eine<br />
schnörkellose und von bedrückender<br />
Realität geprägte Schilderung der Frauenschicksale<br />
einer Beduinenfamilie. Erzählt<br />
wird aus der Perspektive Fatimas,<br />
die als jüngste Tochter eines Beduinenscheichs<br />
mit ihren älteren Schwestern<br />
unter rauen Bedingungen – nicht zuletzt<br />
menschlicher Art – in der ägyptischen<br />
Wüste aufwächst. Die Familie<br />
steht unter dem strengen Regiment<br />
der verhassten Großmutter, die die<br />
Mädchen täglich deren Minderwertigkeit<br />
als Frauen spüren lässt und deren<br />
Mutter verflucht, denn kein Sohn überlebt<br />
die Geburt, was die Mutter schließlich<br />
in den Wahnsinn flüchten lässt. Der<br />
geliebte Vater kommt und geht wie der<br />
Wüstenwind, bleibt unnahbar. Unter<br />
diesen trostlosen Umständen bleibt Fatima<br />
nur ihre Traumwelt, in die sie sich<br />
flüchtet, wenn die Realität untragbar<br />
wird.<br />
Mit ihrer lyrischen Sprache lässt<br />
al-Tahawi die Ph<strong>an</strong>tasie des Mädchens<br />
Wirklichkeit werden und sich mit der<br />
Realität zu einem wundersamen Ge-<br />
spinst vereinen, das die Grenzen zwischen<br />
Traum und Realität aufzuheben<br />
vermag. Anf<strong>an</strong>gs nur Zuhörerin märchenhafter<br />
Geschichten übernimmt<br />
Fatima schließlich selbst die Rolle der<br />
Geschichtenerzählerin und führt die Leserin<br />
dabei nicht selten in die Irre. „Das<br />
Zelt“ ist ein mel<strong>an</strong>cholisch beklemmender<br />
Rom<strong>an</strong> des harten Wüstenlebens,<br />
bei dessen Lektüre der Leserin der Wüstenwind<br />
um die Ohren pfeift und ihr<br />
S<strong>an</strong>d in die Augen treibt.<br />
Doris Brenner<br />
Miral al Tahawi: Das Zelt<br />
Unionsverlag 2001, e 15,41(Ö)<br />
Eisiger Sommer<br />
„Weit in der Ferne stoßen Himmel und<br />
Meer aufein<strong>an</strong>der. Weiter als bis dorthin<br />
k<strong>an</strong>n sie nicht schauen, dort ist die Welt<br />
zu Ende. Aber der graublaue Streifen<br />
am Horizont hält sie auf der Erde fest<br />
und sorgt dafür, dass sie nicht über den<br />
R<strong>an</strong>d fällt. Immerhin etwas.“ Madde ist<br />
16, als sie von zwei Schulkollegen nach<br />
der Schulabschlussfeier vergewaltigt<br />
wird. Betrunken war sie und schick gekleidet<br />
in ihrem neuen kurzen roten<br />
Kleid, hauteng und mit tiefem Ausschnitt.<br />
Eine klare Herausforderung, verteidigen<br />
sich ihre Mitschüler. Und<br />
Madde glaubt fast selbst dar<strong>an</strong>, ist<br />
eingeschüchtert, verängstigt, fühlt<br />
sich schmutzig. Doch das Schwierigste<br />
kommt noch: die Gerichtsverh<strong>an</strong>dlung.<br />
Madde ist verzweifelt, doch ihre Anwältin<br />
gibt ihr Zuspruch und macht ihr<br />
Mut. Mut, sie selbst zu sein, zu sich<br />
und ihrem Körper zu stehen und alle<br />
Selbst<strong>an</strong>schuldigungen zu verwerfen.<br />
Madde begreift, dass sie das Gesche-<br />
…die feministische Buchh<strong>an</strong>dlung<br />
1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />
kkk<br />
k
hene nicht ungeschehen machen<br />
k<strong>an</strong>n, und dass es im Leben noch viele<br />
Dinge gibt, die sie kennen lernen muss<br />
– vor allem sich selbst. Christina Wahldén<br />
geht mit diesem wichtigen tabuisierten<br />
Thema zwar behutsam um, will<br />
die Geschichte des Opfers erzählen,<br />
beschränkt sich jedoch allzu sehr und<br />
in bedrückend <strong>an</strong>schaulicher Weise auf<br />
den Tatherg<strong>an</strong>g und den <strong>an</strong>schließenden<br />
Prozess. Zu sehr wird die Geschichte<br />
mit Problemen überfrachtet und<br />
Madde als Tochter einer arbeitslosen,<br />
Shoppingk<strong>an</strong>al-surfenden und -süchtigen<br />
Mutter noch weiter <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d<br />
der Gesellschaft gedrängt und so ihre<br />
Außenseiterinnenperspektive gerechtfertigt,<br />
um sie allerdings später wieder<br />
aufzuheben.<br />
Dennoch:„Kurzer Rock“ ist ein<br />
wichtiges Buch, das jungen Leserinnen<br />
Mut machen will und durch seine beklemmend<br />
dist<strong>an</strong>zlose Erzählweise sehr<br />
betroffen macht. Der Knoten im Magen<br />
ist vorprogrammiert.<br />
Doris Brenner<br />
Christina Wahldén: Kurzer Rock<br />
Oetinger Verlag, 2001, e 10,20 (Ö)<br />
Engagierte Stellungnahmen<br />
Die Sammlung aktueller politischer Essays<br />
der indischen Schriftstellerin<br />
Arundhati Roy beinhaltet Themen, die<br />
von den Medien gerne ausgespart werden.<br />
Ausgenommen davon sind eventuell<br />
die Ereignisse vom 11. <strong>September</strong><br />
2001. Als eine von wenigen kritisierte<br />
Roy die amerik<strong>an</strong>ische Vorgehensweise,<br />
und sie nahm bereits damals politische<br />
Folgeentwicklungen vorweg. Ein großer<br />
Teil ihrer engagierten Stellungnahmen,<br />
die ihr zahlreiche Klagen und sogar einen<br />
Gefängnisaufenthalt einbrachten,<br />
ist dem Staudammprojekt im Narmada<br />
Tal gewidmet. Ein Projekt das, fin<strong>an</strong>ziell<br />
tatkräftig unterstützt von der Weltb<strong>an</strong>k<br />
und <strong>an</strong>deren wirtschaftlichen MachthaberInnen,<br />
weitreichende katastrofale<br />
Folgen für die Menschen und die Umwelt<br />
hat. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g erhalten<br />
nett gemeinte Wiedergutmachungsbegriffe<br />
wie „Umsiedlung“ oder<br />
„fin<strong>an</strong>zielle Entschädigung“ eine völlig<br />
<strong>an</strong>dere Bedeutung. Ein Kennzeichen ihrer<br />
Essays ist u.a., dass Roy sich nicht<br />
mit Lamentieren über die Opferrolle der<br />
indischen Bevölkerung zufrieden gibt.<br />
Sie sieht durchaus deren Mitver<strong>an</strong>twortung<br />
für die politische Situation. Roys<br />
leidenschaftliches „Einmischen“ kippt<br />
<strong>an</strong> wenigen Stellen ins Polemische oder<br />
wird begrifflich unscharf, wenn sie z.B.<br />
die „Judenfrage“ und die Situation in<br />
den KZ´s während der NS-Zeit mit der<br />
heutigen indischen Lage vergleicht und<br />
bewertet.<br />
Motto:Wer mehr Opfer aufweist,<br />
ist schlimmer dr<strong>an</strong>. Als ob sich menschliches<br />
Elend beziffern ließe. Trotz dieser<br />
„Aufrechnungen“ zeigt sich in den Essays<br />
ein fundiertes Wissen. Das belegen<br />
zahlreiche interess<strong>an</strong>te Querverweise<br />
und Anmerkungen.<br />
Petra Öllinger<br />
Arundhati Roy: Die Politik der Macht<br />
btb <strong>2002</strong>, e 8,30 (Ö)<br />
Vielfalt<br />
Der 4. Journalistik-Tag im November<br />
2001 am Institut für Kommunikationswissenschaft<br />
der Universität Salzburg<br />
war g<strong>an</strong>z den Frauen in Medienbetrieben<br />
bzw. feministischen Perspektiven in<br />
der Medienwissenschaft gewidmet. Die<br />
thematische Vielfalt der Referate, die in<br />
diesem B<strong>an</strong>d versammelt sind, reicht<br />
von Pionierinnen des Journalismus über<br />
feministische Öffentlichkeiten bis zu<br />
Frauenbildern im Fernsehen. Viefältig<br />
sind auch die Her<strong>an</strong>gehensweisen:<br />
m<strong>an</strong>chmal stehen MedienakteurInnen,<br />
d<strong>an</strong>n wieder RezipientInnen im Vordergrund,<br />
Analyse wechselt sich ab mit<br />
vorsichtiger Prognose. Und immer wieder<br />
die ernüchternde Feststellung: Die<br />
Situation von Frauen in den Medien hat<br />
sich in den letzten Jahren nur minimal<br />
verbessert. Zahlreiche Literaturhinweise<br />
am Ende jedes Referates regen zur weiteren<br />
Beschäftigung mit den unterschiedlichen<br />
Themen <strong>an</strong>.<br />
Gabi Horak<br />
Julia Neissl (Hg): der/die journalismus<br />
Geschlechterperspektiven in den Medien<br />
Studienverlag <strong>2002</strong>, e 19,- (Ö)<br />
neu.l<strong>an</strong>d<br />
Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
Der kleine große Unterschied<br />
lese.zeichen<br />
Beograd – „Die weiße Stadt“. Nach fünf Jahren. Die Reise mit<br />
dem Auto wieder unkompliziert wie früher. Keine Extraversicherung<br />
mehr. Die grüne Karte, in der „YU“ nicht durchgestrichen<br />
ist, gilt wieder. Keine Ausreisegebühr. Keine Schik<strong>an</strong>e<br />
wegen ausländischer Kennzeichentafeln. Nur haben sich<br />
die Grenzen vermehrt. Drei Grenzübergänge statt eines. Und<br />
mehr Währungen unterwegs: Tolar, Kuna, Dinar. Aber Euro ist<br />
überall willkommen. Die Autobahn Zagreb – Belgrad mit<br />
dem einst symbolischen Namen „Die Autobahn der Brüderlichkeit<br />
und Einheit“ fast leer, niem<strong>an</strong>den mehr verbindet<br />
die Brüderlichkeit und Einheit, kaum jem<strong>an</strong>den diese Autobahn.<br />
Belgrad. Verkehrschaos wie immer. Blinker beim Streifenwechseln,<br />
eine große Unbek<strong>an</strong>nte. Anhalten in der rechten<br />
Fahrspur, um einzukaufen, eine normale alltägliche Erscheinung.<br />
Trotzdem keine Unfälle. Chaos hat eine unsichtbare<br />
Ordnung. Die Straßen und Restaur<strong>an</strong>ts voll, die Oberfläche<br />
glänzt, die Großstadt lebt und pulsiert. Du fühlst dich<br />
wohl; du bist nur ein paar Tage da, du lebst nicht da, du musst<br />
nicht um deine Existenz b<strong>an</strong>gen. Die meisten Menschen,<br />
die du magst, sind nicht mehr da, nur wenige gibt es, die du<br />
sehen willst und k<strong>an</strong>nst. Die getrennt gelebte Zeit steht<br />
d<strong>an</strong>n zwischen euch, getrennte Erlebnisse, verschieden<br />
wahrgenommene Ereignisse, getrennte Zukunft. Aber euch<br />
verbindet trotzdem etwas Unsichtbares, etwas Unaussprechbares,<br />
etwas Undefinierbares, etwas im Inneren Gespeichertes,<br />
das keine getrennt gelebte Zeit löschen k<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>n<br />
kommst du zurück. Salzburg. Die Festspielzeit. TouristInnen.<br />
TouristInnen. TouristInnen. Mozart. Mozart. Mozart. Kitsch.<br />
Kitsch. Kitsch. Nichts Neues, nichts Unbek<strong>an</strong>ntes. Nur fällt<br />
das jetzt irgendwie besonders auf. Der Magen steigt hoch,<br />
du hast ihn aber unter Kontrolle. Die Selbstbeherrschung<br />
hast du mit Erfolg absolviert. Sonst könntest du nicht verkraften,<br />
dass es keine Menschen um dich gibt, mit denen du<br />
auf eine unaussprechbare, undefinierbare Weise gemeinsam<br />
„kotzen“ k<strong>an</strong>nst, und zwar so, dass es euch Spaß macht.<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
ge.fragt<br />
Bildungshunger<br />
Von Elke Koch<br />
Auflösung aus 7-8/02<br />
Die schillernde Persönlichkeit der<br />
Sommernummer war Tamara de<br />
Lempicka. Unser Buchpreis geht<br />
diesmal <strong>an</strong>: Nadine Hafner aus<br />
Feldkirch! Gratulación!<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Unsere politische Heldin erblickt<br />
am 6. Juni 1836 in Wien<br />
das Licht der Welt und wächst<br />
in der liberalen, kultivierten Atmosphäre<br />
eines freisinnigen jüdischen<br />
Bürgerhauses auf. Der Vater ist<br />
Chemiker und Erfinder und verwirklicht<br />
seine Ideen durch den Bau der ersten<br />
Pergamentfabrik in Europa. Er bemüht<br />
sich, durch Maßnahmen wie Arbeitszeitverkürzung<br />
oder Kr<strong>an</strong>kenversicherung<br />
den zumeist eingew<strong>an</strong>derten ArbeiterInnen<br />
halbwegs erträgliche Arbeitsbedingungen<br />
zu schaffen. Nach<br />
dem Tod des Vaters übernimmt die<br />
Mutter die Leitung der Fabrik im fünften<br />
Wiener Gemeindebezirk und wird<br />
zur Ernährerin der vielköpfigen Familie.<br />
In ihrem Betrieb richtet sie eine der ersten<br />
Schulküchen Wiens ein – unsere<br />
Heldin wechselt sich mit ihren fünf<br />
Schwestern beim Küchendienst ab. Die<br />
Arbeit in der Fabrik gewährt ihr erste<br />
Einblicke in soziale Missstände. Nach<br />
dem pl<strong>an</strong>mäßigen Besuch der Volksund<br />
Bürgerschule in Wien erhält sie<br />
zunächst Privatunterricht und besucht<br />
einzelne Vorlesungen <strong>an</strong> der Wiener<br />
Universität. „Richtig“ studieren dürfen<br />
aber nur ihre Brüder, das vorherrschende<br />
Bildungssystem untersagt Frauen<br />
nämlich den Besuch der Universität.<br />
Diese Unmöglichkeit, ihren Bildungs-<br />
hunger <strong>an</strong>gemessen ausleben zu können,<br />
bezeichnet unsere Heldin stets als<br />
größte Triebfeder für ihren Einsatz auf<br />
dem Gebiet der Frauen- und Mädchenbildung.<br />
1888 heiratet sie einen B<strong>an</strong>kbeamten,<br />
nach der Geburt ihrer Tochter Anna<br />
wird unsere Heldin mit Rotlauf infiziert<br />
und erkr<strong>an</strong>kt am Kindbettfieber. Sie<br />
muss viele Monate im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
verbringen und behält eine Körperbehinderung<br />
zurück. Der Ehem<strong>an</strong>n stirbt<br />
früh <strong>an</strong> Tuberkulose, die Tochter leidet<br />
<strong>an</strong> Depressionen und nimmt sich<br />
schließlich das Leben. In dieser Zeit<br />
enormer psychischer Belastungen erhält<br />
sie durch ihre Freundinnen Marie<br />
L<strong>an</strong>g und Auguste Fickert Zug<strong>an</strong>g zur<br />
bürgerlichen Frauenbewegung und<br />
wird Mitglied im „Allgemeinen Österreichischen<br />
Frauenverein“. Sie beginnt<br />
publizistisch zu arbeiten. In der „Volksstimme“<br />
fordert sie in ihren Artikeln<br />
die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium<br />
ein, verl<strong>an</strong>gt eine Verbesserung<br />
des Arbeitsschutzes für Frauen,<br />
vor allem aber die Einführung des Frauenwahlrechtes.<br />
Sie lernt Adelheid Popp,<br />
Anna Boschek, Viktor Adler und Käthe<br />
Leichter kennen und wird Mitglied der<br />
Soziademokratischen Partei. Im Rahmen<br />
ihrer politischen Tätigkeit hält sie<br />
zahlreiche Vorträge und veröffentlicht<br />
Ungerechtigkeiten und Frustrationen, die sie am eigenen Leib<br />
erfahren musste, wollte sie <strong>an</strong>deren Frauen ersparen.<br />
Wer ist unsere <strong>September</strong>-Kämpferin? Antworten bitte bis<br />
13. <strong>September</strong> <strong>an</strong> die Redaktion<br />
Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 01/920 16 76, Fax: 715 98 88,<br />
e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Artikel und Aufsätze in der „Volksstimme“,<br />
der „Arbeiterzeitung“, in „Die Unzufriedene“<br />
oder in der Berliner „Neuen<br />
Zeit“. In ihren Publikationen ruft sie<br />
zum Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung<br />
und Benachteiligung der ArbeiterInnenschaft<br />
auf und verschont<br />
weder Staat noch Kirche mit ihrer Kritik.<br />
Sie wehrt sich gegen die vielschichtigen<br />
Ungerechtigkeiten, mit denen die<br />
Frauen der damaligen Zeit zu kämpfen<br />
hatten – vor allem wegen ihrer persönlichen<br />
„Bildungsbenachteiligung“ ist<br />
ihr die Bildung des „Frauenproletariats“<br />
ein besonderes Anliegen. Mit ihren<br />
Schriften gelingt es ihr, Bildung als<br />
Waffe gegen die Ausbeutung zu tr<strong>an</strong>sportieren<br />
und dadurch zur gesellschaftskritischen<br />
Bewusstseinsbildung<br />
und politischen Aufklärung beizutragen.<br />
Sie zählt zu den Mitbegründerinnen<br />
des „Vereins sozialdemokratischer<br />
Frauen und Mädchen“, ist Abgeordnete<br />
in der Konstituierenden Nationalversammlung<br />
und Mitglied des Bundesrates.<br />
Aus ihrer Feder stammt der „Frauenteil“<br />
des „Linzer Programms“ der Sozialdemokraten.<br />
Nach dem Anschluss<br />
Österreichs muss sie nach Fr<strong>an</strong>kreich<br />
flüchten, weil ihr die neuen <strong>an</strong>tisemitischen<br />
Gesetze kein politisches und soziales<br />
Leben in Österreich erlauben. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
7. 9., 19.30 u. 8. 9., 11.00, Eisenstadt<br />
Margarete Babinsky:„Der große<br />
Sonatenzyklus“. Klavier<br />
Schloss Esterházy, T. 02682/61 866<br />
8. 9., 11.00, Innsbruck<br />
Kl<strong>an</strong>gspuren – Musik aus Jap<strong>an</strong>:<br />
Mayumi Miyata, Sho<br />
SOWI Innsbruck, T. 05242/73 582<br />
10. 9., 19.30, Wien<br />
Di<strong>an</strong>a Krall<br />
Stadthalle, 15., Vogelweidplatz 14,<br />
T. 98 100/79 999 79<br />
15. 9., 20.00, Wien<br />
1. Wiener Pawlatschen AG:<br />
Tini Kainrath, Doris Windhaber,<br />
Duo Emersberger/Hojsa<br />
Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 485 38 70<br />
16. 9., 21.00, Salzburg<br />
C<strong>an</strong>dy K<strong>an</strong>e & B<strong>an</strong>d. Blues<br />
Rockhouse Salzburg, 5020, Schallmooser<br />
Hauptstraße 46, T. 0662/88 49 14<br />
17. 9., 19.30, Baden<br />
Ingrid Wagner-Kraft, Violoncello;<br />
Nadia Saharova, Klavier<br />
Casino Baden, 2500, Kurpark,<br />
T. 02252/444 96 444<br />
17. 9., 20.30, Dornbirn<br />
Ida Kelarova<br />
Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />
T. 05572/219 33/0<br />
19. 9., 20.00, Wien<br />
Lena Rothstein:„Spelunkenlieder“.<br />
Ethno, Klezmer, Swing<br />
Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, T. 749 33 41<br />
20. 9., 11.00, Eisenstadt<br />
Ruth Gabrielli:„Liebesfreud & Liebesleid“.<br />
Sopr<strong>an</strong> + Klavier<br />
Schloss Esterházy, T. 02682/61 866<br />
20. 9., 19.00, Salzburg<br />
Editta Braun Comp<strong>an</strong>y:„Luvos, archives 3“<br />
Republic, 5020, Anton-Neumayr-Platz 2,<br />
T. 0662/84 34 48 od. www.sommerszene.net<br />
21. 9., 19.00, Fels<br />
Trio non & pur:„Aus dem Urgrund auf<br />
dem Weg ins LIcht“. Lieder der Hildegard<br />
von Bingen und ihrer Zeit<br />
Schloss Thürnthal, 3481 Fels am Wagram,<br />
T. 02738/70 77<br />
21. 9., 20.00, St. Pölten<br />
Liz McComb. Gospel, Soul und Jazz<br />
Festspielhaus, 3100, Fr<strong>an</strong>z Schubert-Platz 2,<br />
T. 02742/90 80 80/222<br />
21. 9., 20.00, Nüziders<br />
Mari<strong>an</strong>ne Mendt & B<strong>an</strong>d:„Vom<br />
Wienerlied zum Jazz“<br />
Sonnbergsaal, 6714 Nüziders/Vbg.<br />
ab 23. 9., 20.00, Wien<br />
Ella geht l(i)eben. Ein musikalischer<br />
Abend. Mit Berenice Pahl<br />
Bar & Co, 1., Drachengasse 2, T. 512 14 44<br />
24. 9., 20.00, Wien<br />
1. Wiener Pawlatschen AG:<br />
Tini Kainrath, Doris Windhaber,<br />
Duo Emersberger/Hojsa<br />
Café Schmid H<strong>an</strong>sl, 18., Schulgasse 31,<br />
T. 406 36 58<br />
ab 25. 9., 10.00, St. Pölten<br />
Julia & R. Eine Hip Hopera.<br />
Mit Astrid Herbich, L<strong>an</strong>a Cencic u.a.<br />
Bühne im Hof, 3100, Linzer Straße 18,<br />
T. 02742/35 22 91<br />
26. 9., 21.00, Wien<br />
Mary Gauthier<br />
B 72, 8., Hernalser Gürtel, Bogen 72,<br />
T. 409 21 28<br />
27. 9., 19.00, Wien<br />
Eva Ursprung & Nina Wurz:„Inside<br />
Out“. Musik-Video-Perform<strong>an</strong>ce<br />
Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59<br />
28. 9., 19.30, Vöcklabruck<br />
Editta Braun Comp<strong>an</strong>y:„Nebensonnen“<br />
Stadtsaal Vöcklabruck, T. 07672/266 44 u.<br />
tourist.voe@asak.at<br />
28. 9., 19.30, Wien<br />
Jazz Chor & FrauenVokalEnsemble der<br />
vokal.akademie.wien. Jazzst<strong>an</strong>dards<br />
Konzerthaus, 3., Lothringerstraße 20,<br />
T. 242 002<br />
29. 9., 21.00, Wien<br />
Mary Timony<br />
B 72, 8., Hernalser Gürtel, Bogen 72,<br />
T. 409 21 28<br />
film<br />
4. 9., 20.00, Wien<br />
Filmabend: Fire. Indien,<br />
R: Deepa Mehta<br />
HOSI, 2., Novaragasse 40<br />
13. 9., 20.00, Graz<br />
Lesbenfilmabend: Desert Hearts<br />
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24<br />
ab 13. 9., Österreich<br />
8 Frauen. F <strong>2002</strong>. Mit Catherine Deneuve,<br />
Isabelle Huppert, F<strong>an</strong>ny Ard<strong>an</strong>t,<br />
Em<strong>an</strong>uelle Béart, Virginie Ledoyen u.a.<br />
österr. Kinos<br />
19.-20. 9., Wien<br />
Filmtage „Geburt“. Aktuelle Dokumentarfilme<br />
zum Thema Geburt<br />
Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöbergasse 11-15,<br />
T. 54 666/30<br />
ab 20. 9., Österreich<br />
Nackt. D <strong>2002</strong>. R: Doris Dörrie<br />
österr. Kinos<br />
23. 9., 19.30, Wien<br />
... und wenn Du Dich damit beschäftigst.<br />
Filmpremiere zum Thema Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; kostenlos<br />
ab 27. 9., Österreich<br />
Bibi Blocksberg. D 2001, R: Hermine<br />
Huntgeburth. Mit Katja Riem<strong>an</strong>n und<br />
Corinna Harfouch<br />
österr. Kinos<br />
29. 9., 11.00, Wien<br />
Premiere u. Sonntagsmatinee:„In -<br />
Out. Bewege die Welt“. Ö <strong>2002</strong>,<br />
R u. Musik: Christina Zurbrügg.<br />
Mit Birgit Heyn<br />
Künstlerhaus-Kino, 1., Karlsplatz 5<br />
theater.kabarett<br />
1.-8. 9., 20.00, Salzburg<br />
Meisterklasse.<br />
Hommage <strong>an</strong> Maria Callas<br />
Elisabethbühne, 5020,<br />
Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/80 85/85<br />
5. 9., 20.00, Wien<br />
Dolores Schmidinger:„Operation<br />
Punschkrapferl“<br />
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />
T. 332 42 31<br />
12. 9., 20.00, St. Flori<strong>an</strong> bei Linz<br />
Die l<strong>an</strong>ge Nacht des Kabaretts:<br />
Die Divas u.a.<br />
Altes Kino, 4490, Wiener Straße 8,<br />
T. 07224/41 01<br />
13. 9., 20.00, Wien<br />
Andrea Händler:„Paradies“<br />
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />
T. 332 42 31<br />
16. 9., 19.30, Wien<br />
Meisterklasse. Anlässlich des 25. Todestages<br />
von Maria Callas. Mit Andrea<br />
Eckert<br />
Volkstheater, 1., Neustiftgasse 1, T. 523 35 01<br />
17.-21. 9., 20.00, Wien<br />
Andrea Händler:„Paradies“<br />
Orhpeum, 22., Steigenteschgasse 94b,<br />
T. 481 17 17<br />
George S<strong>an</strong>d<br />
18.-21. 9., 20.15, Pürbach<br />
Eifersucht. Komödie von Esther Vilar<br />
Wald4tler Hoftheater, 3944 Pürbach Nr. 14,<br />
T. 02853/784 69<br />
20. 9., 20.00, Salzburg<br />
Nora. Ein Puppenheim. Schauspiel von<br />
Ibsen, R: Katharina Rupp<br />
Kammerspiele Salzburg, 5020,<br />
Schwarzstraße 24, T. 0662/87 15 12<br />
22. 9., 20.00, Wien<br />
Nicole Käser:„Anleitung zur sexuellen<br />
Unzufriedenheit“<br />
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />
T. 332 42 31<br />
27. u. 28. 9., 20.00, Bludenz<br />
Hilde Fehr:„reduziert“<br />
Remise, 6700, Am Raiffeisenplatz,<br />
T. 05552/33 407<br />
27.-28. 9., 20.00, Wien<br />
Nessi Tausendschön:„Herz, mein Herz“<br />
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />
T. 332 42 31<br />
seminar.workshop<br />
ab Sept., Baden od. Wr. Neustadt<br />
Rituale von Frauen für Frauen. Mit<br />
Brigitte Bader und Brigitte Benczak<br />
Anm.: Mag. Bader, T. 0676/315 63 50,<br />
Mag. Benczak, T. 0664/195 01 71; eur 87,-<br />
(3 Abende) od. 66,- (Sa 9-20.00 Uhr)<br />
ab Sept., Baden od. Wr. Neustadt<br />
Wohlfühlgruppe im Kreis von/für<br />
Frauen. Mit Brigitte Bader und<br />
Brigitte Benczak<br />
Anm.: Mag. Bader, T. 0676/315 63 50,<br />
Mag. Benczak, T. 0664/195 01 71;<br />
eur 100,- (4 Abende)<br />
12.-14. 9., Bregenz<br />
Führen statt leiden. Personalm<strong>an</strong>agement<br />
für Frauen in Leitungspositionen.<br />
Mit Brigitte Siegel<br />
Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />
Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />
14.-15. 9., Drosendorf<br />
Jazz-Vocal-Workshop.<br />
Mit Ines Reiger<br />
Anm.: Jazzkeller Drosendorf, 2095,<br />
Hornerstraße 1, T. 02915/29 90/0 u.<br />
www.schauplatz.at<br />
ab 16. 9., 16-19.00, Wien<br />
Fortlaufende Selbsterfahrungsgruppe<br />
für Mädchen mit Essstörungen.<br />
Mit Martina Nöster<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 7,-/Einheit<br />
17.-20. 9., Bregenz<br />
Sag dem Konflikt, dass ich komme.<br />
Führungs- und Konfliktm<strong>an</strong>agement-<br />
Fortbildung mit Gisela Ströttges<br />
Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />
Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />
ab 19. 9., 19-21.00, Wien<br />
Set.point. Selbsthilfegruppe für<br />
Frauen und Mädchen mit<br />
Essstörungen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 2,90/Treffen.<br />
Info: www.setpoint.at<br />
26.-28. 9., Graz<br />
Männer sind <strong>an</strong>ders... Frauen auch.<br />
Gender Kompetenz Training.<br />
Mit Sigrid Fischer und Hubert<br />
Gerlich<br />
Anm.: Frauenservice, 8020,<br />
Idlhofgasse 22/1. Stock, T. 0316/71 60 22;<br />
eur 350,-<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
In ihrem Salon verkehrte die gesamte Pariser Kulturszene des 19. Jahrhunderts. Der<br />
bürgerliche Name von Am<strong>an</strong>dine-Lucie-Aurore Dupin, verehelichte Baronin Dudev<strong>an</strong>t,<br />
ist jedoch nur wenigen bek<strong>an</strong>nt, denn berühmt wurde die fr<strong>an</strong>zösische Schriftstellerin<br />
unter dem Pseudonym George S<strong>an</strong>d. Die Kämpferin für Selbstbestimmung<br />
und Gleichberechtigung scherte sich zeitlebens wenig um Konventionen, trug Männerkleidung<br />
und rauchte Zigarren. Mit dem 1839 erschienenen Rom<strong>an</strong> „Ein Winter<br />
auf Mallorca“ kompromittierte sie ihren Liebhaber Frédéric Chopin. Die Schauspielerin<br />
Mijou Kovacs liest in St. Pölten aus diesem Schlüsselrom<strong>an</strong>.<br />
Festspielhaus, Haydn-Saal, 3100 St. Pölten, Fr<strong>an</strong>z-Schubert-Platz 2,<br />
T. 02742/90 80 80/222; 20. 9., 20.00 Uhr<br />
ab 26. 9., 18-19.30, Wien<br />
Frauenpower im 19. u. 20. Jh.<br />
Mit Christine Zippel<br />
Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />
Straße 29, T. 715 08 00; eur 31,50<br />
ab 26. 9., 18-20.00, Wien<br />
Gruppe für Frauen mit Esssucht.<br />
Mit Christine Bischof<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 109,-<br />
27.-29. 9., Bregenz<br />
Göttin für den Garten.<br />
Mit H<strong>an</strong>na Rothenbücher<br />
Petras Werkstatt, L<strong>an</strong>genegg.<br />
Anm.: Frauengetriebe,<br />
6900, Schillerstraße 2,<br />
T. 05574/45 538<br />
27.-29. 9., Bregenz<br />
Spurensuche im Lebenslauf. Einführung<br />
in Biografiearbeit.<br />
Mit Christine Cologna<br />
Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />
Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />
ab 27. 9., 18-20.00, Wien<br />
Die sinnlich-kreative Schreibwerkstatt.<br />
Mit Petra Öllinger und Anni Bürkl<br />
Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />
Straße 29, T. 715 08 00; eur 56,ab<br />
27. 9., 9-13.00, Wien<br />
EDV für Frauen I<br />
Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />
Straße 29, T. 715 08 00; eur 160,ab<br />
1. 10., 17-20.00, Wien<br />
Fortlaufende Selbsterfahrungsgruppe<br />
für Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Renate Gänszle<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 36,30/Einheit,<br />
Vorgespräch erforderlich!<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
ab 2. 10., 9.30-11.00, Wien<br />
Treffpunkt für Junggebliebene – Jahresgruppe<br />
für Frauen ab der Lebensmitte.<br />
Mit Margarete Kunz<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 29,-<br />
4.-5. 10., Wien<br />
Professionell schreiben. Mit Verena<br />
Fabris und Angela Heissenberger<br />
Anm. (bis 30.9.): VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3.,<br />
Hainburger Straße 29, T. 715 08 00;<br />
eur 66,-<br />
7. 11.-6. 2., Wien<br />
Gender Kompetenz in modernen<br />
Org<strong>an</strong>isationen. Praxen und Theorien<br />
– im gesellschaftlichen Kontext.<br />
Ausbildungslehrg<strong>an</strong>g für BeraterInnen<br />
und TrainerInnen. Mit Gabriele<br />
Bargehr, Sabine Steinbacher, Jo<br />
Schmeiser, Joh<strong>an</strong>na Schaffer u.a.<br />
Info u. Anm. (bis 7.10.): polycollege, 5.,<br />
Stöbergasse 11-15, T. 54 666/31 od. Institut<br />
Im Kontext, 7., Lerchenfelderstraße 65/15,<br />
T. 92 30 529; eur 3.050,-.<br />
Infoabend: 23. u. 30.9., 18.30-20.00 Uhr<br />
vortrag.diskussion<br />
2. 9., 19.00, Linz<br />
Politisches Café mit A. Brown:<br />
„CEDAW“<br />
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200<br />
3. 9., 20.00, Wien<br />
Sabina L<strong>an</strong>kisch:„Saheli – Die Helpline<br />
für Frauen in Südindien“.<br />
Diavortrag<br />
HOSI, 2., Novaragasse 40<br />
9. 9., 19.00, Wien<br />
Infoabend zum Thema Essstörung für<br />
Betroffene, Angehörige und Interessierte.<br />
Mit Martina Nöster<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 5,-<br />
13. 9., 19.00, Wien<br />
Let’s talk about... 5 Frauen im Gespräch<br />
zur sozialen und ökonomischen<br />
Situation von Künstlerinnen.<br />
Mit Eva Schlegel, Andrea Fuchs,<br />
Magdalena Frey, Karin H<strong>an</strong>dlbauer<br />
und Edith Almhofer<br />
Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59<br />
14. 9., 11-13.00, Wien<br />
Frauen wehren sich! Strategien und<br />
Ansätze zur erfolgreichen Gewaltprävention.<br />
Podiumsdiskussion mit Ingrid<br />
Nikolay-Leitner, Rosa Logar, Gabriele<br />
V<strong>an</strong>a-Kowarzik und Bente Knoll.<br />
Anschl. Seito Boei-Schnupperseminar<br />
VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15<br />
21. 9., Wien<br />
Visionale – 3. Messe der Zivilgesellschaft.<br />
Mit Heide Schmidt, Mari<strong>an</strong>ne<br />
Mendt, Sonja Puntscher-Riekm<strong>an</strong>n<br />
u.a.<br />
Depot, 7., Museumsplatz 1.<br />
Info: Christi<strong>an</strong> Apl, 0664/79 86 52<br />
23. 9., 18-21.00, Wien<br />
Gabriela Baz<strong>an</strong>t:„Mobbing“<br />
Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />
Straße 29, T. 715 08 00; eur 12,-<br />
24. 9., 18-20.00, Wien<br />
Barbara Stekl/Bettina Zehetner:„Alles<br />
was Recht ist“. Vortrag und Beratung<br />
zu rechtlichen und psychologischen<br />
Fragen um Scheidung, Trennung und<br />
Obsorge<br />
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50<br />
2. 10., 19.00, Wien<br />
Infoabend: Heilpädagogisches Reiten<br />
für Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Joh<strong>an</strong>na Foltinek<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 5,-<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
24.-26. 10., Alpbach<br />
Kongress Essstörungen.<br />
10. Int. Wissenschaftl. Tagung<br />
Info: Netzwerk Essstörungen,<br />
6020 Innsbruck, Fritz-Pregl-Straße 5,<br />
T. 0512/57 60 26<br />
austellung<br />
bis Ende Oktober, Weizelsdorf<br />
Kiki Kogelnik:„Veneti<strong>an</strong> Heads“<br />
Schloß Ebenau im Rosental, 9162<br />
Weizelsdorf/Ktn.; Fr, Sa, So 14-18.00 Uhr<br />
bis 3. 11., Schloss Albeck/Ktn.<br />
Kraft der Liebe – Frauen gestalten<br />
ihre Welt. Frauen in der Geschichte:<br />
Königin Hatschepsut, Je<strong>an</strong>ne d’Arc,<br />
Ida Pfeiffer u.a.<br />
Schloss Albeck<br />
bis 22. 9., St. Pölten<br />
Garten der Frauen. Werke von Maria<br />
Bilj<strong>an</strong>-Bilger, Elis Stemberger u.a.<br />
NÖ Dokumentationszentreum für Kunst,<br />
3100, Pr<strong>an</strong>dtauerstraße 2;<br />
Di-Sa 10-17.00 Uhr<br />
bis 13. 10., Wr. Neustadt<br />
Ulrike Truger. Steinskulpturen<br />
Hauptplatz, Wr. Neustadt<br />
bis 6. 10., Salzburg<br />
Elizabeth Peyton:<br />
Porträtdarstellungen<br />
Salzburger Kunstverein, 5020, Hellbrunner<br />
Straße 3; Mo-Fr 9-13.00, Di-So 12-19.00 Uhr<br />
bis 15. 9., Bregenz<br />
Louise Bourgeois: Zeichnungen u.<br />
Skulpturen<br />
Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizi<strong>an</strong>-Platz;<br />
Di-So 10-18.00, Do 10-21.00 Uhr<br />
Dauerausstellung, Wien<br />
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis<br />
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />
Mo-Fr 8.30-19.30 Uhr<br />
bis 22. 9., Wien<br />
Margherita Spiluttini:„Nach der<br />
Natur. Konstruktionen der L<strong>an</strong>dschaft“.<br />
Fotografien<br />
Technisches Museum, 14., Mariahilfer<br />
Straße 212; Mo-Sa 9-18.00, Do bis 20.00,<br />
So/Fei 10-18.00 Uhr<br />
bis 6. 10., Wien<br />
Aller Anf<strong>an</strong>g. Eine Kulturgeschichte<br />
der Geburt<br />
Museum für Volkskunde,<br />
8., Laudongasse 15-19; Di-So/Fei 10-17.00 Uhr<br />
3. 9.-2. 10., Wien<br />
Thema:Frauen:Thema II:„Mutter“.<br />
Fotografie, Video, Installationen von<br />
Hildegund Bachler, Magdalena Frey,<br />
Marikke Heinz-Hoek, Ulla Jokisalo,<br />
Ina Litzl, Isolde Loock, Mel<strong>an</strong>ie<br />
M<strong>an</strong>chot und Margriet Smulders<br />
Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59;<br />
Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00 Uhr<br />
ab 12. 9., Wien<br />
Barbara Graf:„Anatomische<br />
Elemente“<br />
Galerie Atrium ed Arte, 7.,<br />
Lerchenfelderstraße 31; Di-Fr 14-18.30,<br />
Sa 11-14.00 Uhr<br />
ab 13. 9., Wien<br />
Designs für die wirkliche Welt. Werke<br />
von Azra Aksamija, Marjetica Potrc u.a.<br />
Generali Foundation,<br />
4., Wiedner Hauptstraße 15<br />
18. 9., 10.00, Wien<br />
Frauengespräche zur Ausstellung<br />
„Aller Anf<strong>an</strong>g“<br />
Anm.: Museum für Volkskunde,<br />
8., Laudongasse 15-19, T. 406 89 05/16<br />
19. 9.-19. 10., Wien<br />
Let’s twist again (Worüber m<strong>an</strong> nicht<br />
denken k<strong>an</strong>n, darüber soll m<strong>an</strong> t<strong>an</strong>zen)<br />
Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger<br />
Straße 59; Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00 Uhr<br />
20.-27. 9., Innsbruck<br />
A room of one’s own<br />
AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15.<br />
Vernissage mit Buffet: 20.9., 20.30 Uhr<br />
26.-29. 9., Klosterneuburg<br />
emerging artists: Barbara Sturm<br />
Sammlung Essl, An der Donau-Au 1;<br />
Di-So 10-19.00, Mi 10-21.00 Uhr<br />
ab 28. 9., 18.00, Wien<br />
Ceija Stojka, Bilder. Vernissage mit<br />
großem Roma-Fest, Musik: Ensemble<br />
Ruzsa Nikolic Lakatos, Ceija, Hoida u.<br />
Christi<strong>an</strong> Stojka<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />
lesung<br />
11. 9., 20.30, Innsbruck<br />
Ingrid Schacherl:„Die Vielfalt von<br />
Frauen erleben... Feministische<br />
Studien <strong>an</strong> der Hochschule“.<br />
Buchpräsentation<br />
AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15<br />
17. 9., 20.00, Wien<br />
Gin Be<strong>an</strong>s Club:„Städte ihrer Zeit –<br />
Literaturinnen für Zahlenfreunde“. Es<br />
lesen 3, 7, 4 & ZeitZoo 8<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8.<br />
Info: www.gbcnezwork.at<br />
20. 9., 20.00, St. Pölten<br />
Ein Winter auf Mallorca. Mijou Kovacs<br />
liest George S<strong>an</strong>d, Klavier: Ekatarina<br />
Doubkova<br />
Festspielhaus, Haydn-Saal, 3100, Fr<strong>an</strong>z<br />
Schubert-Platz 2, T. 02742/90 80 80/222<br />
24. 9., Ansfelden<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />
Städtische Bücherei Ansfelden/OÖ<br />
25. 9., 20.00, Salzburg<br />
Elfriede Jelinek<br />
Literaturhaus Salzburg,<br />
5020, Strubergasse 23, T. 0662/42 24 10<br />
25. 9., 20.00, Innsbruck<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />
AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15<br />
26. 9., 20.00, Bregenz<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />
Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />
26. 9., 19.00, Wien<br />
Lydia Mischkulnig:„Umarmung“.<br />
Rom<strong>an</strong><br />
Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9<br />
26. 9., 20.00, Wien<br />
PROSAprogrammPROGRAMMprosa.<br />
Von und mit Mechthild Podzeit-<br />
Lütjen, Judith Fischer, .werkschaft &<br />
SpokenWordPoetry<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />
27. 9., 20.00, Wien<br />
Tataj<strong>an</strong>a Sehic:„Moving Letters“.<br />
Buchpräsentation<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />
28. 9., 20.00, Linz<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer<br />
Sicht“<br />
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200<br />
selbstverteidigung<br />
14. 9., 14.30-17.00, Wien<br />
Seito Boei-Fortsetzungstreffen für<br />
Absolventinnen von Grundkursen<br />
VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15,<br />
T. 408 81 11; eur 7,-<br />
14. 9., 14.30-17.00, Wien<br />
Seito Boei-Schnupperseminar<br />
VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15,<br />
T. 408 81 11; eur 7,-<br />
27.-28. 9., Wr. Neustadt<br />
SV für Frauen, Technik: Drehungen.<br />
Mit S. Bali und Mel<strong>an</strong>ie Zeller<br />
Anm.: Frauenberatung Wendepunkt,<br />
2700, Raugasse 16, T. 02622/82 596<br />
27.-28. 9., Linz<br />
SV-Kurs für Mädchen von 8-10 Jahren<br />
Anm.: AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200<br />
27.-29. 9., Wien<br />
SV für Mädchen, Technik: Drehungen.<br />
Mit H<strong>an</strong>ja Dirnbacher und Martina<br />
Strasser<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 50,-<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller<br />
Töchter und Söhne<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,<br />
T. 0732/60 98 98/1.<br />
Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr<br />
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben<br />
Linz<br />
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.<br />
Jeden Mo ab 18.00 Uhr<br />
Frauencafé<br />
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602<br />
200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr<br />
Politisches Café<br />
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.<br />
Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv<br />
begegnen<br />
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen zum<br />
Thema: Verlust eines Kindes<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22.<br />
Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr<br />
Frauencafé<br />
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.<br />
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da noch nicht so<br />
sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29/7,<br />
T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr;<br />
eur 21,-/Abend<br />
Internet-Café für Frauen und<br />
Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />
Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr<br />
Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch<br />
orientierte Jahresgruppe.<br />
Mit Renate Frotzler-Dittrich<br />
Anm.: Frauen beraten Frauen,<br />
6., Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.<br />
Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.<br />
Einstieg jederzeit möglich!<br />
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische (Co-)Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30,<br />
eur 3,6/Abend<br />
Dienstag<br />
Frauencafé der Frauengruppe<br />
ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />
abraxa@goplay.com.<br />
Jeden Di 14-18.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />
Gewalt betroffene Frauen<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.<br />
T. 0732/60 22 00/60.<br />
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr<br />
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe<br />
für Mütter von Kindern<br />
mit Essstörungen.<br />
Mit Christine Saiko-Jog<strong>an</strong><br />
Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />
8010 Graz, Brockm<strong>an</strong>ng. 48,T. 0316/ 83 79 98.<br />
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe:„Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr<br />
Telefonische Verhütungsberatung –<br />
kompetent, <strong>an</strong>onym, kostenlos<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0664/<br />
99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr. Infos auch<br />
unter http://www.fgz.co.at/links.htm<br />
Hotline für gynäkologische Fragen.<br />
Mit Christine L<strong>an</strong>g<br />
F.E.M., T. 01/601 91/52 03.<br />
Jeden Di 14-15.00 Uhr<br />
Team for girls: Gruppe für weibliche<br />
Lehrlinge<br />
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-<br />
24/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.<br />
Jeden Di 18-21.00 Uhr<br />
Therapeutische Gruppe für Frauen<br />
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen.<br />
Mit Bettina Reinisch<br />
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;<br />
eur 21,-/Abend<br />
Mittwoch<br />
Schreibwerkstatt für Frauen.<br />
Mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg.<br />
Jeden Mi 19.00 Uhr. Anm.: T. 02626/677 10<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen nach<br />
einer Scheidung/Trennung<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,<br />
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr<br />
Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt<br />
dem Deutschkurs für ausländ. Frauen<br />
zugute<br />
Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von<br />
Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr<br />
Come in. Offene Gruppe für Lesben<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,<br />
T. 586 81 50. Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr<br />
Dein Körper, deine Verbündete.<br />
Gruppe für Frauen,„einfach zum<br />
Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz<br />
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,<br />
eur 21,-/Abend<br />
FrauenART – offenes Atelier für<br />
Frauen. Lustvolles Experimentieren<br />
steht im Vordergrund, keine künstl.<br />
Vorkenntnisse nötig<br />
Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.:<br />
Anna Rakos, T. 478 63 88<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen<br />
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen u.<br />
Mädchen, T. 523 222. Jeden Mi 18.00 Uhr<br />
Heilpädagogisches Reiten für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Joh<strong>an</strong>na Foltinek<br />
Reit<strong>an</strong>lage des ASKÖ Wien, Freudenau.<br />
Vorgespräch und Anm. erforderlich: F.E.M.,<br />
18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71;<br />
eur 33,-/Einheit. Fortlaufender Kurs,<br />
jeweils Mi Nachmittag<br />
HOSI Lesbengruppe<br />
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.<br />
Jeden Mi ab 19.00 Uhr<br />
Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />
zu <strong>an</strong>deren Frauen suchen<br />
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Brustkrebs<br />
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/<br />
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.<br />
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Angststörungen<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;<br />
eur 3,6/Abend<br />
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,<br />
Schwimmbecken und Tepedarium.<br />
Women only ...<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />
Jeden 3. Mi 20-24.00, Anm f. Massage<br />
T. 892 78 64<br />
Donnerstag<br />
Die Tür – Frauencafé<br />
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,<br />
02682/66 124; 7210 Mattersburg,<br />
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.<br />
Jeden Do 10-12.00 Uhr<br />
Treffpunkt Internetcafé. surfen –<br />
mailen – chatten und dazwischen<br />
plaudern. Mit Sylvia Körbler<br />
Frauenberatung, 3910 Zwettl,<br />
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3.<br />
Do 16-19.00, T. 02822/522 71-0<br />
Selbsthilfegruppe für Angehörige von<br />
Frauen, die von sexualisierter Gewalt<br />
betroffen sind<br />
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr<br />
Gynäkologische Ordination und<br />
„zweite“ Meinung.<br />
Mit Mari<strong>an</strong>ne Stögerer<br />
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />
Jeden Do<br />
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen<br />
und surfen für Mädchen<br />
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/Stg. 1/<br />
Top 1, T. 789 45 45/14.<br />
Jeden Do 16-19.00 Uhr<br />
Feministische Schreibwerkstatt<br />
Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11.<br />
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr<br />
Kostenloser Deutschkurs für<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen. Mit Irmtrud Pohl<br />
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr<br />
Muttertag. Kostenlose<br />
Kinderbetreuung<br />
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,<br />
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.<br />
Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />
Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do<br />
19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Essstörungen. Mit Olivia Wollinger<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend<br />
sistaD<strong>an</strong>ce-Toptraining<br />
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do<br />
Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken<br />
etc.) willkommen: http://<br />
www.awadalla.at/el/kalender.at<br />
Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,<br />
Ballhausplatz 1a.<br />
Jeden Do 17-19.00 Uhr<br />
Freitag<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr<br />
ab 20.00 Uhr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.<br />
Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.<br />
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr<br />
Frauendisco<br />
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.<br />
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr<br />
Frauendisco. Powered by Las Chicas<br />
Rosebud, 2., Obere Augartenstraße 5.<br />
Jeden Fr ab 21.00 Uhr<br />
Intenet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00<br />
Uhr, jeder letzte Fr, speziell für Mädchen!<br />
Resis.d<strong>an</strong>se-T<strong>an</strong>zabend<br />
HOSI, 2., Novaragasse 40.<br />
Jeden Fr 21.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />
22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.<br />
Info: T. 0676/78 79 144<br />
Therapeutisches Malen.<br />
Mit Karin Herber<br />
Anm.: Frauen beraten Frauen, 1.,<br />
Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50. Jeden<br />
Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend. Neue<br />
Gruppe ab Sept., Vorgespräch erforderlich!<br />
Samstag<br />
Club Anderwelt<br />
6., Theobaldgasse 10.<br />
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr<br />
Sonntag<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2<br />
T. 05574/ 45 538. Jeden 1. So ab 11.00 Uhr<br />
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln<br />
„á la Sonja“ und Spezialistinnen<br />
für H<strong>an</strong>d, Fuß, Düfte und<br />
Massage<br />
Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />
T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />
13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.<br />
Info: T. 0676/78 79 144<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, Jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstraße 26,<br />
T. 03322/430 01<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2<br />
02682/66 124<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen. Auch muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und<br />
Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,<br />
Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.<br />
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr<br />
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch.<br />
Einmalige, kurzfristige<br />
Unterstützung in einer schwierigen<br />
Lebenssituation.<br />
Mit Christine Saiko-Jog<strong>an</strong><br />
Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />
8010, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />
eur 22,50<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe<br />
und Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />
und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />
Missbrauchserfahrungen in<br />
der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />
5/7. Info: T. 0676/717 29 67,<br />
e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39<br />
8 Frauen<br />
Coaching und Supervision für<br />
berufstätige Frauen.<br />
Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Einzelberatung für Angehörige von<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />
Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />
Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u.<br />
Do 14-16.00 unter T. 476 15/57 75<br />
sowie per e-mail: fem@aon.at<br />
Einzelberatung für Raucherinnen.<br />
Mit Doris Gartner<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
In einer verschneiten Villa trifft sich in den 50er Jahren<br />
eine Großfamilie, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.<br />
Doch statt eines besinnlichen Festes gibt es eine<br />
Leiche: Das Familienoberhaupt, einziges männliches<br />
Mitglied der illustren Gesellschaft, wird ermordet aufgefunden.<br />
Verdächtig sind alle acht Frauen des Cl<strong>an</strong>s, hat<br />
doch jede von ihnen etwas zu verbergen. Bis die Polizei<br />
eintrifft – und das k<strong>an</strong>n bei den widrigen Wetterbedingungen<br />
noch Tage dauern –, versucht sich jede der acht<br />
als Detektivin. Nicht zuletzt, um den Verdacht auf <strong>an</strong>dere<br />
zu lenken. Die Besetzung dieser Krimikomödie k<strong>an</strong>n<br />
sich sehen lassen: von Catherine Deneuve und Isabelle<br />
Huppert abwärts ist die Spitzenriege des fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Films <strong>an</strong>getreten und räumte bei der Berlinale auch<br />
gleich den Silbernen Bären ab. Auch die Synchronisation<br />
lässt die Ohren spitzen: H<strong>an</strong>nelore Elsner, Ruth-Maria<br />
Kubitschek u.a. liehen den Diven ihre Stimmen.<br />
ab 13. <strong>September</strong> in den österreichischen Kinos<br />
Einzelberatung und Therapie bei Essstörungen<br />
für betroffene Frauen.<br />
Mit Renate Gänszle<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />
Einzelberatung und Therapie bei Essstörungen<br />
für Mädchen.<br />
Mit Martina Nöster<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!<br />
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen.<br />
Mit Renate Gänszle<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Help – schnelle Hilfe für junge Leute<br />
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe<br />
und Sexualität<br />
F.E.M., T. 476 15/57 72<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden<br />
Thorax<br />
„Anatomische Elemente“ nennt die Schweizer Künstlerin<br />
Barbara Graf ihre textilen Objekte. Wie Knochen<br />
oder Maschinenteile fügen sich Kartonschnallen zu<br />
einer Wirbelsäule, stilisierte Knochen sind auch auf<br />
die Stoffteile genäht – alles in Einzelteile zerlegbar,<br />
die passende Tasche gibt’s gleich dazu. Das „Thoraxkleid“,<br />
eine 2001/02 in Kairo entst<strong>an</strong>dene Arbeit, ironisiert<br />
die häufig gewünschte unbegrenzte Flexibilität<br />
des Körpers. Aus org<strong>an</strong>ischen Elementen wird<br />
Körperarchitektur; leere Hüllen mit skurrilen Zusatzfunktionen<br />
wie „W<strong>an</strong>genklappen“ oder einer „H<strong>an</strong>dausruheschachtel“.<br />
Galerie Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstraße 31; 13. 9.-25. 10.,<br />
Di-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00 Uhr, Vernissage: 12. 9., 19.00 Uhr<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit<br />
Essstörungen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Schulworkshops zum Thema Essstörungen.<br />
Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />
und Martina Nöster<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Schw<strong>an</strong>ger – was nun?<br />
Beratungshotline<br />
F.E.M., T. 476 15/57 71<br />
Sexualberatung.<br />
Mit Renate Türk-Lindmaier<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; eur 10,-<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“<br />
Mit Martina Nöster<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />
T. 476 15/57 72<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />
Women first: Selbstbestimmung für<br />
behinderte Frauen<br />
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39<br />
Your line. Für Mädchen, die gerade<br />
eine Lehre machen und darüber<br />
reden wollen<br />
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.<br />
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr<br />
radio.fixtermin<br />
Jeder 1. Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />
Di 18-19.00<br />
ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.Von Frauen<br />
für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz<br />
Mi 18-19.00<br />
Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine zu<br />
Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />
/ bauch.bein.po – Die Sendung für<br />
die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />
Do 18-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/<br />
La m<strong>an</strong>ifesta (2. Do)/Görls linkup<br />
(3. Do)/Lourdes (4. Do)<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30<br />
SPACEfemFM. Frauenradio<br />
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />
für Lesben/frauenforum<br />
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 19.00-19.15<br />
hot news for the sisters<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />
Jeden 2. Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
5. 9., Wien<br />
Sommerfest im Mädchengarten.<br />
Spielen, grillen, kennenlernen.<br />
Für Töchter und Mütter<br />
Mädchengarten, 11., Hauffgasse 26,<br />
Eing<strong>an</strong>g beim Fuß- und Radweg<br />
„Am K<strong>an</strong>al“.<br />
Info: Verein Wirbel, 6., Hofmühlg. 20/18,<br />
T. 587 36 83/30;<br />
http://www.maedchengarten.at<br />
diverses<br />
1. 9., 14.00, Wien<br />
Frauenstadtführung.<br />
Mit Petra Unger<br />
Treffpunkt: Parlament; eur 18,-.<br />
Info: www.unbek<strong>an</strong>nteswien.at<br />
bis 28. 9., 14.00, Wien<br />
Stadtspazierg<strong>an</strong>g:„Josefine Mutzenbacher:<br />
Auf den Wegen der Lust im<br />
alten Wien“. Stadtspazierg<strong>an</strong>g<br />
mit Anna Ehrlich<br />
Treffpunkt: vor der Michaelerkirche.<br />
Info: T. 0676/922 77 73 u.<br />
www.wienfuehrung.com<br />
21. 9., 10.00, Bregenz<br />
Multikulturelles Frühstück.<br />
Für Frauen aus unterschiedlichen<br />
Kulturen bzw. für interessierte<br />
Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />
24. 9., 17.00, Bregenz<br />
Feministische Reflexionen.<br />
Arbeitsgruppe<br />
Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />
28. 9., 14.00, Salzburg<br />
B<strong>an</strong>d Casting für Mädchen und<br />
junge Frauen<br />
(Rockhouse B<strong>an</strong>dprojekt)<br />
Rockhouse Salzburg, 5020, Schallmooser<br />
Hauptstraße 46, T. 0662/88 49 14<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 10/02: 9.9. <strong>2002</strong><br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
ge.winnen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> – Abonnentinnen<br />
sind Gewinnerinnen!<br />
An alle führerscheinlosen Frauen!<br />
Gutscheine der Wiener Fahrschule<br />
„Easy Drivers“ zu 182,- E zu gewinnen.<br />
Wenn du eine Freundin,<br />
Kollegin, deine Mutter oder<br />
Schwiegermutter davon überzeugen<br />
k<strong>an</strong>nst, dass ihr zum<br />
Glück nur noch ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> –<br />
Abo fehlt, bist du dabei.<br />
Ruf <strong>an</strong> oder maile, gib uns<br />
deinen Namen und die Daten<br />
der Neuabonnentin bek<strong>an</strong>nt.<br />
Die ersten neun<br />
können sich freu’n!<br />
T. 01/920 16 76, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at
Was, w<strong>an</strong>n, warum?<br />
Die Auswertung der LeserInnenbefragung brachte interess<strong>an</strong>te Details <strong>an</strong>s Tageslicht. Lesegewohnheiten,<br />
Bewertungen einzelner Rubriken, kritische Anmerkungen und viele Anregungen <strong>an</strong>alysiert Eva Steinheimer<br />
Wir bed<strong>an</strong>ken uns herzlich bei allen, die<br />
<strong>an</strong> unserer LeserInnenbefragung teilgenommen<br />
haben. Wir waren sehr erstaunt<br />
und erfreut über Eure zahlreichen<br />
Antworten. Über zehn Prozent der<br />
AbonnentInnen haben ge<strong>an</strong>twortet. Ziel der Befragung<br />
war es einerseits, ein Feedback auf unsere<br />
Arbeit zu erhalten, <strong>an</strong>dererseits unsere LeserInnen<br />
und ihr Leseverhalten besser kennen<br />
zu lernen.<br />
Im Durchschnitt. Unsere LeserInnen sind sehr vielfältige<br />
Persönlichkeiten. Trotzdem lässt sich rein<br />
rechnerisch einE „DurchschnittsleserIn“ zeichnen:<br />
dieseR ist – wenig überraschend – eine 36–<br />
jährige Frau, die grün wählen würde. Sie hat einen<br />
Uniabschluss und verdient als Angestellte<br />
zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Die Hälfte der<br />
Antworten kam aus Wien, wobei sechzig Prozent<br />
unserer AbonnentInnen aus der Bundeshauptstadt<br />
kommen. 53 Prozent der LeserInnen<br />
bezeichnen sich als heterosexuell, 20 Prozent als<br />
lesbisch und 15 Prozent als bisexuell. Einige<br />
wollten sich in keine Kategorie einordnen lassen.<br />
62 Prozent der LeserInnen lesen den St<strong>an</strong>dard,<br />
8 Prozent außerdem derst<strong>an</strong>dard.at. 15<br />
Prozent lesen diest<strong>an</strong>dard.at.<br />
Lesegewohnheiten. Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> lesen sie durchschnittlich<br />
seit fünf Jahren, und zwar neunzig<br />
Prozent von ihnen jeden Monat im Abonnement.<br />
Die beliebtesten Orte <strong>an</strong> denen die<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gelesen werden, sind mit Abst<strong>an</strong>d die<br />
eigenen vier Wände oder öffentliche Verkehrsmittel;<br />
im Büro oder <strong>an</strong> der Uni haben nur wenige<br />
dafür Zeit. Gefreut hat uns zu hören, dass nur<br />
elf Prozent der LeserInnen die Zeitung nach dem<br />
Lesen wegwerfen, 84 Prozent heben alle oder<br />
zumindest m<strong>an</strong>che Hefte auf. Die am häufig-<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
sten gelesenen Rubriken sind die Kurzmeldungen<br />
Österreich, plus.minus, die internationalen<br />
Kurzmeldungen, Politik international und Thema.<br />
Am seltensten gelesen werden <strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g,<br />
neu.l<strong>an</strong>d, traum.projekt, ge.fragt und der<br />
wyber.space. Preis und Umf<strong>an</strong>g der Zeitung<br />
finden fast alle in Ordnung.<br />
Beurteilungen. Die Qualität der einzelnen Rubriken<br />
wurde durchwegs sehr hoch eingeschätzt.<br />
Der Großteil erhielt Durchschnittsnoten von unter<br />
zwei. Am besten schnitten die internationalen<br />
und österreichischen Kurzmeldungen, plus.<br />
minus, Politik Österreich und das Thema ab. Am<br />
wenigsten gefallen unseren LeserInnen der Comic,<br />
die LeserInnenbriefe, die CD-Rezensionen,<br />
traum.projekt und heim.spiel.<br />
Und was gefällt <strong>an</strong> den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n (insgesamt)<br />
am besten? Öfter gen<strong>an</strong>nt wurden die<br />
klare feministische Orientierung, Informationsgehalt<br />
und Überblick, die Kurzmeldungen, das<br />
Forum Wissenschaft und die Termine. Einzelnen<br />
gefallen der klare St<strong>an</strong>dpunkt, die Einzigartigkeit,<br />
das Layout und die Interviews g<strong>an</strong>z besonders.<br />
Noch mehr Echo gab es auf die Frage, was<br />
die LeserInnen vermissen. Besonders oft gen<strong>an</strong>nt<br />
wurde hier der Bundesländerbezug, Witz<br />
und Humor, Berichte über Spielfilme und mehr<br />
Infos über die Lesbenszene. Andere wiederum<br />
vermissen Dinge wie Dichte, Farbe, Unbeschwertheit<br />
und mehr positive Meldungen.<br />
Spitzenreiter auf die Frage, was ihr abschaffen<br />
würdet, war der Comic, den viele unverständlich<br />
finden (<strong>an</strong>dere wieder finden ihn ausgezeichnet).<br />
An den Terminen wurde kritisiert,<br />
dass sie unvollständig, oft zu spät und zu sehr<br />
Wien–bezogen seien. Jeweils einE LeserIn würde<br />
den Titel, Familienthemen und die theoretischen<br />
Artikel abschaffen.<br />
be.fragt<br />
Das Erscheinungsbild der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (Übersichtlichkeit,<br />
Schrift, Fotos) f<strong>an</strong>den die meisten<br />
gut oder sehr gut.<br />
Charakter. Die letzte LeserInnenbefragung gab es<br />
1996. Eine Frage die wir damals wie heute stellten,<br />
war die nach einer Charakterisierung. Dabei<br />
zeigen sich interess<strong>an</strong>te Unterschiede. Die drei<br />
am öftesten gen<strong>an</strong>nten Eigenschaften waren in<br />
beiden Umfragen dieselben, <strong>2002</strong> allerdings auf<br />
höherem Niveau: informativ (1996: 81,5%; <strong>2002</strong>:<br />
93,7%), feministisch (83%; 92,4%) und aktuell<br />
(50,8%; 77,2%). Gesunken sind jeweils die Zustimmung<br />
zu den Begriffen fad (7,7%; 1,3%), humorvoll<br />
(30,8%; 24,1%) und lesbendominiert<br />
(29,2%; 14,1%).<br />
Nicht nur Zeitung. Die Aktivitäten der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
gehen über das Herausbringen der Zeitung hinaus.<br />
Diese Aktivitäten sind allerdings nur bedingt<br />
bek<strong>an</strong>nt. Nur ein Drittel der LeserInnen<br />
kennt die Homepage. Der Großteil davon besucht<br />
sie allerdings seltener als ein Mal pro Monat.<br />
Etwas mehr als die Hälfte der LeserInnen<br />
kennt das Buch „Wien lesbisch. Die Stadtverführerin.“<br />
Achtzig Prozent aller LeserInnen finden,<br />
dass die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> mehr Bücher und Broschüren<br />
publizieren sollten und haben auch<br />
massenhaft Vor<strong>schläge</strong>: mehrfach gewünscht<br />
wurde ein Buch „Österreich lesbisch“, außerdem<br />
Reiseführerinnen, Frauenrom<strong>an</strong>e und Ratgeberinnen<br />
zu den unterschiedlichsten Themen.<br />
Insgesamt sind wir mit den positiven Rückmeldungen<br />
sehr zufrieden. Über Kritikpunkte<br />
und die zahlreichen Anregungen werden wir im<br />
Laufe der Wochen in der Redaktion diskutieren<br />
und unsere Arbeit dadurch hoffentlich noch verbessern..<br />
❚<br />
februar 2001<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 47
aus.blick<br />
thema<br />
Durchgeknallt?<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im oktober<br />
Frauen müssen viele, oft widersprüchliche Rollen<br />
erfüllen. Die Reaktion darauf ist nicht selten ein<br />
psychischer Zusammenbruch.<br />
österreich<br />
Paragrafen<br />
Der 209er ist weg, der 207er ist da. Über die l<strong>an</strong>ge<br />
Geschichte einer Diskriminierung und die Frage:<br />
was bringt der neue Paragraf?<br />
gesellschaft<br />
Feministen<br />
Profeministische Männerbewegung: Zwischen <strong>an</strong>tifeministischem<br />
Backlash und der Suche nach alternativen<br />
Rollenbildern?<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Winter<br />
Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Jeller<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1040<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4600<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Margaretenstr. 35<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Dragonerstr. 22<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 09/02, september <strong>2002</strong>/16. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M