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September 2002 (PDF) - an.schläge

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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>09/<strong>2002</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september<br />

thema<br />

RegelBlut<br />

Außer im medizinischen Kontext ist die<br />

Menstruation in unserer Kultur tabu<br />

akrobatinnen<br />

OhneNetz<br />

Abseits vom Klischee bringt das Leben im<br />

Zirkus vor allem harte Arbeit mit sich<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–


auf.takt<br />

Das Sommerloch hat in der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />

g<strong>an</strong>z eigenartige Auswirkungen: Alle verschluckten<br />

Kugelschreiber - für den Redaktionsalltag unerlässliche<br />

Werkzeuge - wurden wieder ausgespuckt.<br />

„Da sind so viele Kulis“, war den dem Urlaub<br />

trotzenden Mitarbeiterinnen der Stifte-Segen<br />

schon fast wieder zu viel. Aber die nächste<br />

Produktionswoche ließ nicht l<strong>an</strong>ge auf sich warten<br />

und der Alltag nahm seinen Lauf:„Wo ist ein<br />

Kuli!!!!“<br />

Doch eigentlich war es eine relativ entsp<strong>an</strong>nte<br />

Produktion der <strong>September</strong>-Nummer und die Wiedersehensfreude<br />

im Team war groß. Der Wermutstropfen:<br />

Petra Öllinger hat ihr Akademikerinnentraining<br />

beendet, wird also nicht mehr jeden<br />

Tag durch die Redaktionsräume brausen und<br />

uns mit ihrer Energie mitreißen. Wir vermissen<br />

sie sehr, freuen uns aber, sie als freie Mitarbeiterin<br />

doch noch halten zu können. Mit Anika Susek<br />

hatten wir eine <strong>an</strong>dere engagierte Frau, die beim<br />

Entstehen dieser Ausgabe fleißig mithalf. Anika<br />

studiert in Deutschl<strong>an</strong>d und wird noch weitere<br />

2 Wochen ihr Praktikum bei den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n<br />

absolvieren.<br />

Das Thema im <strong>September</strong> ist die Menstruation,<br />

der sich Verena Fabris und Eva Steinheimer von<br />

mehreren Seiten zu nähern versuchten (ab Seite<br />

16). Was das in letzter Zeit des öfteren zitierte<br />

GATS-Abkommen ist und welche Auswirkungen<br />

es auf uns und die Welt haben wird, beleuchtet<br />

Karin Lukas von feministATTAC (ab Seite 10).<br />

Einen Blick ins Nachbarl<strong>an</strong>d Deutschl<strong>an</strong>d wirft<br />

Irene Gronegger: 4 Jahre Rot-Grün und ein Ende<br />

in Sicht (ab Seite 14).<br />

Der leidliche parlamentarische Untersuchungsausschuss<br />

ist auch (noch?) nicht ausgest<strong>an</strong>den,<br />

im <strong>September</strong> sind weitere Frauen aus der<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion vorgeladen, um sich den absurden<br />

Vorwürfen heldinnenhaft zu stellen. An<br />

dieser Stelle wiederholen wir unsere Nachricht<br />

<strong>an</strong> „die da oben“ g<strong>an</strong>z laut: Von euch lassen wir<br />

uns nicht unterkriegen!!! Einen trockenen Herbst<br />

wünschen wir uns (und den teilweise Hoch-wasser-geplagten<br />

Mitarbeiterinnen) und euch lieben<br />

Leserinnen von Herzen.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Em<strong>an</strong>ze!<br />

Runde 1 im Kampf gegen unfeministische Vorurteile<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

flüchtlingsfrauen<br />

Antrag abgelehnt<br />

Weibliche Flüchtlinge werden kaum wahrgenommen<br />

a ntiglobalisierung<br />

Kapital ist alles…<br />

Still und heimlich wird der Dienstleistungssektor liberalisiert<br />

international.deutschl<strong>an</strong>d<br />

Das war Rot-Grün<br />

Eine ernüchternde Bil<strong>an</strong>z nach vier Jahren Koalition<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

In Verh<strong>an</strong>dlung<br />

Erste Ged<strong>an</strong>ken zur Einführung von 3-Jahres-Subventionen<br />

menstruation<br />

Sacer mens<br />

In unserer Kultur wird über Menstruation kaum gesprochen<br />

forum.wissenschaft<br />

„Ich sehe, was ich weiß“<br />

Stadtspaziergänge gegen das Verdecken weiblicher Geschichte<br />

therapeutinnen<br />

Ausdruck der Seele<br />

Kunsttherapeutinnen definieren ein neues Berufsfeld<br />

zirkus<br />

Akrobatin schöööön!<br />

Das Leben im Zirkus hat nur wenig mit gängigen Klischees gemein<br />

architektur<br />

Schwebende Inseln<br />

Architektinnen brechen mit ihren Konstruktionen alte Rollen auf<br />

niki de saint phalle<br />

Rückkehr der Großen Göttin<br />

Die Weiblichkeit der N<strong>an</strong>as zwischen Subversion und Idealisierung<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Rock on Grrrls!<br />

Rockig und groovig den letzten Rest Sonne genießen<br />

lese.zeichen<br />

Widerständige Offenheit<br />

Feministische Perspektive auf theatrale Diskurse<br />

ge.fragt<br />

Bildungshunger<br />

Unsere Heldin erfuhr Ungerechtigkeiten und Frustrationen<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

22<br />

28<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Der Sommer ist vorbei…<br />

Aber das ist kein Grund zur<br />

Verzweiflung – Herbstblätter<br />

sammeln k<strong>an</strong>n auch Spaß<br />

machen!<br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege .at<br />

http://www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination), Verena<br />

Fabris/vab (web), Angela Heissenberger/AH (Termine,<br />

Abos), Gabi Horak/GaH (Koordination), Kerstin<br />

Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Helga P<strong>an</strong>kratz/ p<strong>an</strong><br />

IInserate, PR: Eva Melnik, e-mail: inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Ständige Mitarbeiterinnen: Anni Bürkl/abü, Heike Ehlers/HE,<br />

Petra Öllinger/PÖ, Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Birgit Haehnel, Anika Susek,<br />

Karin Lukas, Irene Gronegger, Petra Unger, Amelie Cserer,<br />

Doris Brenner<br />

<strong>an</strong>.sage: Renate Brauner & Sigrid Wistrcil<br />

neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

heim.spiel: Angela Heissenberger<br />

wyber.space: Birgit Haehnel<br />

ge.fragt: Elke Koch<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n & Ute Hölzl<br />

plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Cartoon: Gabi Szekatsch<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, UNHCR, Magdalena Blaszczuk,<br />

Michael Zech<strong>an</strong>y, Verena Fabris, Angela Heissenberger,<br />

Cover: Magdalena Blaszczuk<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Andrea Gadler<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft: Homophobie in Schulbuch<br />

gefährdet<br />

Liebe <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redakteurinnen. In ein für<br />

den Unterricht in mittleren und höheren<br />

Schulen verwendeten Deutschlehrbuch<br />

(Autoren: Reinhard und Gerfried<br />

Stockinger „Sprachbausteine Übungsteil<br />

1“, M<strong>an</strong>z Verlag Schulbuch,Wien<br />

2001), wurde folgender Text unkommentiert<br />

hineingeschrieben:„An AIDS-<br />

Risikogruppen insbesondere Drogensüchtige<br />

und Homosexuelle wenden<br />

sich besondere Zeitschriften.“ Wieder<br />

ein Beispiel mehr, wie schon Jugendlichen<br />

suggeriert wird, dass hauptsächlich<br />

bestimmte sexuelle Orientierungen<br />

AIDS-kr<strong>an</strong>k machen.Von den „armen“<br />

heterosexuellen Sextouristen zum Beispiel,<br />

die sich speziell in Asien austoben<br />

und damit genau so gefährdet sind,<br />

schreibt natürlich niem<strong>an</strong>d – und schon<br />

gar nicht in Schulbüchern. Monika M<strong>an</strong>zl,Wörgl<br />

Betrifft: Kurzmeldung „Frauenspuren“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/02<br />

d<strong>an</strong>kbar<br />

Liebe Petra Öllinger, d<strong>an</strong>ke für die Info<br />

zum Projekt WOMENT! Bitte um die<br />

Berichtigung von zwei Namen: die<br />

Künstlerin und Gestalterin der 23 Gedenktafeln<br />

heißt Sabina (nicht Sabine)<br />

Hörtner und mein Name ist Bettina<br />

Behr (nicht Bahr). Freue mich, dass ihr<br />

über das Projekt berichtet habt. D<strong>an</strong>ke<br />

für eure Arbeit – feministische (Gegen-)<br />

Öffentlichkeiten wie die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind<br />

wichtige und motivierende Grundlagen<br />

meines und unseres Tuns!<br />

Liebe Grüße! Bettina Behr, Graz<br />

Betrifft: fehlende Kinderbetreuung<br />

konservativ<br />

Liebe Frauen. Jeden Monat freue ich<br />

mich auf die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Seit 1,5 Jahren lebe<br />

ich mit Familie in Münster und vermisse<br />

Österreich,Wien, vor allem aber<br />

meine Frauenzusammenhänge sehr.<br />

Noch vor meiner Abreise besorgte ich<br />

mir im Frauenzimmer die Adresse der<br />

Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung hier, aber die<br />

gibt es schon l<strong>an</strong>ge nicht mehr. Mir ist<br />

inzwischen klar, dass in so einer Atmosphäre<br />

eine Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

nicht existieren k<strong>an</strong>n. Münster ist wohl<br />

eine der konservativsten Städte in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, was für mich schwerwiegende<br />

Folgen hat: Kindergartenöffnungszeiten<br />

von 7.30 bis 12/12.30 und<br />

14/14.30 bis 16Uhr (entfällt oft), Plätze<br />

mit Glück für Kinder ab 3 Jahren, unter<br />

3 gibt es keine Möglichkeit (außer privat)…<br />

Es ist frustrierend zu sehen, wie<br />

viele Frauen dieses Schicksal einfach<br />

so hinnehmen und nicht mehr Kampfgeist<br />

entwickeln. Ihr seht, die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

sind für mich hier g<strong>an</strong>z wichtig, um<br />

mich nicht unterkriegen zu lassen und<br />

auch um mitzukriegen was sich „zuhause“<br />

tut. Grüße, Edith Lehner-Päßler, Münster (D)<br />

Betrifft:„Technik – nichts für Frauen?“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 6/02<br />

abschreckend<br />

Ich habe diesen Artikel mit großem Interesse<br />

gelesen, da ich selbst einen<br />

technischen Beruf ergreifen möchte.<br />

Es stimmt zwar, dass wenige Frauen<br />

Technik reizvoll finden, aber ich glaube<br />

nicht, dass dieses Desinteresse von<br />

Männern hervorgerufen wird. Im Gegenteil.<br />

Bis jetzt habe ich über meine<br />

Berufswahl von Männern nur positive<br />

Reaktionen bekommen. Frauen sind<br />

hingegen skeptisch. Eine wichtige Rolle<br />

in der lnteressensbildung spielt die Bildungsstätte,<br />

und dass diese Bef<strong>an</strong>genheit<br />

zu einem Großteil <strong>an</strong>erzogen ist.<br />

Es gibt unendlich viele Einflussfaktoren,<br />

aber meines Erachtens lenken sich<br />

Frauen selbst in die „Anti-Technik-Richtung“<br />

und nur sie selbst können dieser<br />

Strömung entgegenwirken.„Frau“ sollte<br />

einfach <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, Frauen und Technik<br />

als selbstverständliche Kombination<br />

zu sehen und solche Artikel in Zukunft<br />

nicht mehr verfassen, denn genau<br />

diese stellen Frauen in der Technik<br />

als Exoten dar und das wirkt eher abschreckend<br />

als ermutigend. Angelika, Wien<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Karin Eckert<br />

Em<strong>an</strong>ze!<br />

Einen guten Magen hätte ich in den letzten Wochen<br />

gebraucht. Der Grund? Der Vorwurf, wir Feministinnen<br />

würden uns nur gegenseitig auf die Schultern klopfen,<br />

uns mit unseren geschützten Frauenräumen der Realität<br />

verweigern.Weit wichtiger wäre es, Andere auf<br />

unsere Seite zu ziehen. Stimmt eigentlich, denke ich mir. Na<br />

gut. Ich nehme die Herausforderung <strong>an</strong>, streife mir – vorsichtshalber<br />

– meine Boxh<strong>an</strong>dschuhe über und steige wagemutig in<br />

den Ring, neugierig, welche Keulen mich treffen werden. Mein<br />

Gegenüber: durchwegs Frauen, die mit beiden Beinen im Leben<br />

stehen, von Feminismus aber wenig halten. Anf<strong>an</strong>gs war’s<br />

ja noch g<strong>an</strong>z witzig:„Was? Du bist eine Feministin? Ich dachte<br />

immer, die seien potthässlich, lesbisch und männerfeindlich!“<br />

Angriff abgewehrt. Es sollte aber noch tiefer kommen.„Heute<br />

sind wir so weit, dass sich die Männer em<strong>an</strong>zipieren müssen.<br />

Diese Feministinnen, wie die Alice Schwarzer, die kommen so<br />

aggressiv daher, kein Wunder, dass die Männer vor denen<br />

zurückschrecken. Das ist ja total kontraproduktiv!“ Es folgt ein<br />

wütender Konter:„Immerhin lebst du heute in einer Situation,<br />

die du Frauen wie Alice Schwarzer zu verd<strong>an</strong>ken hast. Ist dir eigentlich<br />

klar, was wir denen alles zu verd<strong>an</strong>ken haben? Keine<br />

leeren Worte, die haben was erreicht!“ Ich schleudere meinem<br />

Gegenüber eine Tirade entgegen:„Frauenhäuser! Recht auf Abtreibung!<br />

Freie Berufswahl! Mehr Geld für gleiche Arbeit! Kein<br />

Kinder-Kirche-Küche mehr! Unabhängigkeit!…“ Gong, erste<br />

Runde zu Ende. Meine Schwestern fächeln mir Luft zu, spornen<br />

mich <strong>an</strong>. Auf zur nächsten Runde.<br />

Eine relativ gemütlich verlaufende. Der „diese Feministinnen<br />

fühlen sich immer als Opfer. Die sollen nicht so viel<br />

reden und sich beklagen, sondern einfach h<strong>an</strong>deln.“-Schlag<br />

geht d<strong>an</strong>eben. „Das passiert tatsächlich oft bei Frauen, aber<br />

ehrlich: gerade die Feministinnen erobern sich ihren Platz in<br />

der Gesellschaft. Die schwafeln nicht nur, die h<strong>an</strong>deln. Nicht<br />

von ungefähr gibt es so viele Fraueneinrichtungen, sind Frauen<br />

zum Thema in der Politik geworden.“ Beschwingt ziehe<br />

ich mich nach gewonnener Runde in meine Ecke zurück. Meine<br />

Gelassenheit sollte eine vorübergehende sein. Die Frauen<br />

im <strong>an</strong>deren Eck sind nicht zu unterschätzen.<br />

„Ich bin eine Frau, und das ist gut so. Ich will zu keinem<br />

M<strong>an</strong>nweib werden. Die Natur k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nunmal nicht verleugnen.<br />

Kinder kriegen halt einfach die Frauen.“ Vor lauter Verwirrung<br />

ob des offenbar vorliegenden Missverständnisses l<strong>an</strong>det<br />

dieser biologistische Schlag voll in meinem Gesicht. Aber ich gebe<br />

nicht klein bei:„Wer sagt, dass Feministinnen ihr Frausein<br />

verleugnen? Natur schön und gut, aber wie wärs mit einer Veränderung<br />

der sozioökonomischen Bedingungen?“ Mein Schlag<br />

geht ins Leere. Keine Reson<strong>an</strong>z. Stattdessen ein unerwarteter<br />

Volltreffer in die Magengrube:„Wir Frauen haben unsere eigenen<br />

Waffen, Männer dort hinzubekommen, wo wir wollen. Ein<br />

bißl Honig ums Maul schmieren, und geht schon!“ Mir wird<br />

übel. Break. Diskussion mit meinen Schwestern: Eigentlich<br />

möchte ich mir das nicht weiter <strong>an</strong>tun. Also gut.Weiter geht’s.<br />

Ein letzter Versuch noch, mehr Kraft k<strong>an</strong>n und will ich<br />

einfach nicht mehr aufbringen. In dieser letzten Runde sollte<br />

mich die Einzelkämpferinnenthese erwarten:„Frauenquoten<br />

haben wir doch gar nicht nötig. Klar, wir müssen mehr kämpfen,<br />

aber das ist mir noch allemal lieber, als mir vorhalten lassen<br />

zu müssen, ich hab den Job nur wegen der Quote.“ „D<strong>an</strong>n<br />

informier´ dich erst mal, was es mit der Quote genau auf sich<br />

hat.“ Ich bin nicht mehr bereit zu einem fairen Kampf. Schläge<br />

unter die Gürtellinie müssen mit ebensolchen be<strong>an</strong>twortet<br />

werden.„Die Frauen sind ja selber schuld! Wer schreibt ihnen<br />

denn vor, Kinder zu kriegen, wenn sie lieber Karriere machen<br />

wollen? Warum suchen sie sich denn Männer, die sich letztlich<br />

als Machos entpuppen? Es zwingt sie ja niem<strong>an</strong>d dazu!“<br />

Jaja, jede ist ihres Glückes Schmiedin. Es reicht! Ich platze vor<br />

Wut. Null Solidarität. Da liegen einfach Welten dazwischen.<br />

Was soll ich mir das Gesicht zerschlagen lassen, wenn’s eh<br />

nichts bringt. Ich drehe mich um, und gehe.<br />

„Em<strong>an</strong>ze!“ – Ich liege am Boden, statt Sternchen sehe ich<br />

demonstrierende Frauen, Schilder mit der Aufschrift „Frauensolidarität“,„Mein<br />

Körper gehört mir“,„Nieder mit dem Patriarchat“.<br />

Ich lasse mich fallen, wohl wissend, dass sich meine<br />

Schwestern um mich kümmern werden. Meine Boxh<strong>an</strong>dschuhe<br />

liegen inzwischen im Keller. Keine Lust, sie wieder<br />

hervorzukramen. Noch nicht!. ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

frauenhetz-umbau<br />

Phase Eins abgeschlossen<br />

Am 6. Mai wurde die Baustelle für einen rollstuhlgerechten Umbau der<br />

Frauenhetz mit einem Fest eröffnet, jetzt ist die erste Phase des Umbaus<br />

so gut wie abgeschlossen. Vier Wochen l<strong>an</strong>g arbeiteten im Rahmen eines<br />

Workcamps des SCI (Service Civil International) sechs Frauen aus Polen,<br />

der Slowakei, USA, Engl<strong>an</strong>d, Irl<strong>an</strong>d und Belgien und viele <strong>an</strong>dere dar<strong>an</strong>,<br />

die Frauenhetz befahrbar zu machen. Wände wurden versetzt, S<strong>an</strong>itär<strong>an</strong>lagen<br />

installiert und Türen lackiert, es wurde verspachtelt, verfliest<br />

und ausgemalt. Es gibt nun eine rollstuhlgerechte Toilette und der neue<br />

Eing<strong>an</strong>g „Untere Weißgerberstraße“ wurde inst<strong>an</strong>d gesetzt.<br />

Gefeiert werden soll jedoch erst, wenn auch der Lift und die Tor<strong>an</strong>triebe<br />

installiert sind. Dazu fehlt aber noch Geld. Im <strong>September</strong> soll im<br />

Gemeinderat über die Höhe der Subvention für den Umbau entschieden<br />

werden. Inoffiziell zugesagt wurden 18.168,- Euro. Noch immer gibt es<br />

übrigens Umbaukröten ab 15 Euro zu erstehen: Dringend benötigt werden<br />

auch noch Lampen für den Eing<strong>an</strong>gsbereich. Die Räume der Frauenhetz<br />

können ab sofort wieder gemietet werden. vab<br />

Infos: office@frauenhetz.at, T. 01/715 98 88<br />

„Ein M<strong>an</strong>n als Frauenminister ist<br />

höchst provok<strong>an</strong>t, aber innvovativ“<br />

... so Ernst Sittinger (Die Presse) in „Wom<strong>an</strong>“,<br />

wo zu Schulschluss „renommierte Polit-Journalisten“<br />

die blauschwarze Frauenpolitik<br />

benoteten. Er lobte da auch die<br />

„Trendwende weg von Frauen- hin zu Geschlechterpolitik“<br />

und monierte, dass „die<br />

Basis-Frauenbewegungen sehr still geworden“<br />

seien,„obwohl sie niem<strong>an</strong>d am Sprechen<br />

hindert“.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Foto: Verena Fabris<br />

plus.minus<br />

sprechende bilder<br />

u mbenennung<br />

TARA!<br />

Grazer Frauenbeauftragte<br />

Höchst innovativ und obendrein effizient startete<br />

D<strong>an</strong>iela Jauk diesen Sommer in ihre vierjährige<br />

Amtsperiode als neue Frauenbeauftragte<br />

der Stadt Graz. Das mit einem vollbusigen<br />

Model werbende „Körberl“-Plakatsujet der<br />

Österreichischen Bäcker konterte sie mit einem<br />

Männerkörper in Unterhose und dem Text:„Einen<br />

Korb für sexistische Werbung!“. Ohne Geld<br />

zum Plakatieren, aber mit gutem Draht zur<br />

feministischen Basis, initiierte sie eine erfolgreiche<br />

E-Mail-Kampagne, die den Werberat mit<br />

Beschwerden gegen den von der Bäckerinnung<br />

zur Schau gestellten Sexismus eindeckte. (+)<br />

Der Grazer Frauennotruf hat sich umben<strong>an</strong>nt: Aus dem „Frauennotruf“<br />

wurde „TARA“. Der alte Name hatte oft zu Irritationen bezüglich der Arbeitsschwerpunkte<br />

des Vereins geführt, da mit dem Namen häufig eine<br />

auf das Telefon beschränkte Beratung und Krisenintervention assoziiert<br />

wurden. Die Schwerpunkte der Vereinsarbeit liegen jedoch vor allem in<br />

der Beratung, Prozessbegleitung, Psychotherapie und dem Einsatz für<br />

eine Ausweitung von „Opferrechten“. Nach der Ausschreibung eines<br />

Wettbewerbs um eine neuen Namen wurde nun die tibetische Frauengestalt<br />

„TARA“ zur Namensgeberin erkoren. Diese steht für heilende, reinigende<br />

und mitfühlende Kräfte, die vom Schmerz befreien und Hoffnung<br />

und Freude in das Leben zurückbringen sollen. <strong>an</strong>i<br />

Infos: TARA, Geisdorfgürtel 34/II, 8010 Graz, T. 0316-318077, e-mail: office@taraweb.at<br />

abtreibung<br />

Pro Life die hundertste...<br />

Pro Life ist die österreichische Sektion von Hum<strong>an</strong> Life International (HLI),<br />

einem weltweiten Zusammenschluss f<strong>an</strong>atischer Abtreibungsgegner-<br />

Innen. Die aus den USA stammende und mittlerweile international<br />

agierende Org<strong>an</strong>isation k<strong>an</strong>n sich auf „Beist<strong>an</strong>d von oben“ verlassen.<br />

Nicht nur die römisch-katholischen Kirchenspitzen unterstützen HLI<br />

moralisch und fin<strong>an</strong>ziell. HLI-Austria beispielsweise erhält laut Aussage<br />

ihres Leiters Dietmar Fischer ein gutes Drittel seiner Spenden von österreichischen<br />

Priestern. Die Anbetungskapellen in den „Lebenszentren“<br />

von HLI werden gar von der katholischen Kirche (d.h. von Steuergeldern)<br />

fin<strong>an</strong>ziert. Pro Life macht vor allem durch sein aggressives Vorgehen<br />

gegenüber abtreibungswilligen Frauen und dem Personal von<br />

Abtreibungskliniken auf sich aufmerksam. Die Belästigung von Patien-<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

sprechende titel<br />

Steirische L<strong>an</strong>desbibliothek<br />

Auf Wünsche einer Grazerin im „Wunschbuch“<br />

der L<strong>an</strong>desbibliothek, darunter zwei eindeutig<br />

lesbischeTitel, reagierte im Juli die Bibliotheksleitung<br />

mit der E-Mail-Rüge: Sie habe „zu<br />

viele Bücher, <strong>an</strong>geblich lesbische Literatur“<br />

eingetragen. Dabei stünde dem L<strong>an</strong>des-Buchbest<strong>an</strong>d<br />

so eine Aktualisierung gut <strong>an</strong>! Titel à<br />

la „Waidm<strong>an</strong>ns D<strong>an</strong>k – kein leeres Wort“ füllen<br />

meterweise die Regale, während die zwei<br />

einzigen Titel jüngeren Datums aus dem einzigen<br />

Frauenverlag Österreichs die g<strong>an</strong>ze Misere<br />

zu beschreiben scheinen, und wie sie zu ertragen<br />

sei: „Tränenpalast“ und „Mutterwitz“. (–)


tinnen beim Betreten der Klinik gehört ebenso zur Pro Life-Taktik, wie<br />

Morddrohungen und Einschüchterungsversuche gegenüber MitarbeiterInnen.<br />

In den USA kam es bereits mehrfach zu Morden am Personal<br />

von Abtreibungskliniken. In Wien haben sich die Pro Life-Mitglieder nun<br />

seit einiger Zeit den Kampf gegen die Lucina-Klinik (ehemals Mairo) auf<br />

die Fahnen geschrieben. Den AbtreibungsgegnerInnen gel<strong>an</strong>g es, die<br />

Räumlichkeiten der Abtreibungsklinik aufzukaufen. Mittels Räumungsklage<br />

versucht Pro Life nun, die BetreiberInnen der Klinik aus den<br />

Wohnungen zu vertreiben. Unter dem Motto „Ride for Life for the<br />

Right to Life“ findet unterdessen eine Fahrradtour von „Jugend für das<br />

Leben“ durch Österreich statt. Wie Kathpress verlauten ließ, soll die diesjährige<br />

Tour den Auftakt bilden zu einem „europäischen Sternmarsch“<br />

nach Brüssel im Jahr 2004. Das „Aktionskomitee für das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Frau“, ein Bündnis von parteilichen und autonomen<br />

Feministinnen in Österreich, org<strong>an</strong>isiert bereits seit einem Jahr Gegendemonstrationen<br />

zu den Pro Life-Kundgebungen in Wien. Das Bündnis<br />

fordert u.a. eine B<strong>an</strong>nmeile für radikale AbtreibungsgegnerInnen rund<br />

um Kliniken und Praxen. Außerdem wurde eine Kampagne zur Verteidigung<br />

der Lucina-Klinik gestartet, bei der das Bündnis nun auf breite<br />

Unterstützung hofft. Die Grünen haben inzwischen eine Anfrage bezüglich<br />

HLI ins Parlament eingebracht, in der sie auch Bezug auf die Lucina-<br />

Klinik nehmen und eine Offenlegung der (nicht erfolgten) Maßnahmen<br />

gegen die HLI-AktivistInnen seitens des Ministeriums fordern. <strong>an</strong>i<br />

Infos zur Kampagne des Aktionskomitees für das Selbstbestimmungsrecht der Frau:<br />

http://www.slp.at/arbeitsfelder/frauen/mairo.html<br />

bmsg<br />

Weitere Kürzungen<br />

Die Kürzungen für Frauen-, Mädchen und Lesbeneinrichtungen nehmen<br />

immer größere Ausmaße <strong>an</strong>. In Kärnten warnte die L<strong>an</strong>desfrauenreferentin<br />

Gabriele Schaunig-K<strong>an</strong>dut, dass einige Fraueninitiativen vor dem<br />

„fin<strong>an</strong>ziellen Ruin“ stünden. In Innsbruck erhält das Autonome Frauen-<br />

Lesbenzentrum vom Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen,<br />

das zuvor ein Drittel der Grundkosten übernommen hatte,<br />

keinen Euro mehr. In Wien wurde zuletzt das Subventions<strong>an</strong>suchen der<br />

Frauenhetz – Verein für feministische Beratung, Bildung und Kultur für<br />

Juli <strong>2002</strong> - Juni 2003 mit den Worten abgelehnt, dass die Budgetmittel<br />

für <strong>2002</strong> schon verpl<strong>an</strong>t seien. Andere Vereine wie CheckArt, Herausgeberin<br />

der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, oder der Verein AUF-Kultur bekommen schon seit dem<br />

Regierungswechsel keine Gelder mehr aus dem Sozialministerium (ehemaliges<br />

Frauenministerium) . Es steht zu befürchten, dass über kurz<br />

oder l<strong>an</strong>g allen kritischen Frauenprojekten der Geldhahn abgedreht<br />

wird. vab<br />

lokalität<br />

Gina´s Weibar<br />

Nach 25 Jahren im Büro hat Gina Weiß beschlossen, in die Gastronomie<br />

zu gehen. Sprach´s, tat´s, suchte sich ein Lokal und eröffnete Anf<strong>an</strong>g Juni<br />

das Frauenlokal „Gina´s Weibar“. „Women only“ heißt es dort und nur<br />

jene kommen dort auch in den Genuss von italienischem Essen, Wein,<br />

Kaffee und tosk<strong>an</strong>ischem Flair <strong>an</strong>i<br />

Gina´s Weibar, Marchettigasse 11 (Ecke Gumpendorferstr. 95), 1060 Wien,<br />

T. 0699/15071507, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag:17-01.00, Sonntag: Frühstück von 10-16.00<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

K arin Ballauff im Gespräch mit Anika Susek<br />

Lesbendiskriminierung<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

Der Milena-Verlag hat einen Drohbrief bekommen. Was genau ist vorgefallen?<br />

Am Montag, dem 22.7.<strong>2002</strong>, f<strong>an</strong>d ich morgens im Eing<strong>an</strong>g zu unserem<br />

Verlagsbüro eine Notiz, die unter der Tür hineingeschoben wurde.<br />

H<strong>an</strong>dschriftlich st<strong>an</strong>d da auf der Rückseite eines Erlagscheines:<br />

„Gleichgeschlechtliche lesbische Unzucht: Pfui Teufel!“ Der Erlagschein<br />

wurde nicht ausgefüllt, der Empfänger, das Pfarramt Maria-<br />

Treu, lässt aber darauf schließen, dass der/die Täter sich im 8. Bezirk<br />

oder näherer Umgebung des Milena Verlages befinden dürften. Am<br />

25.7. entdeckte ich d<strong>an</strong>n morgens eine Spur von Erbrochenem, exakt<br />

und unmittelbar <strong>an</strong> unserem Eing<strong>an</strong>g entl<strong>an</strong>g und wie ausgemessen<br />

bis zum Ende der Fensterfront des Verlages. Dies k<strong>an</strong>n ein Zufall sein,<br />

muss es aber nicht. Wenngleich hier nicht <strong>an</strong>gezeigt werden k<strong>an</strong>n,<br />

da dies den öffentlichen Gehsteig betrifft, ist ein Zusammenh<strong>an</strong>g für<br />

uns nicht grundsätzlich ausgeschlossen.<br />

Was habt ihr dagegen unternommen?<br />

Freundinnen erzählt, gemailt... Wir wollten Anzeige erstatten bei der<br />

Polizei im 8. Bezirk. Die hat sich jedoch als nicht zuständig herausgestellt,<br />

da es sich um eine Zivilrechtsklage h<strong>an</strong>delt, nicht um eine<br />

Strafrechtsklage. D<strong>an</strong>n haben wir beim Bezirksgericht <strong>an</strong>gerufen.<br />

Dort hat eine zuständige Dame uns geraten, schriftlich Anzeige gegen<br />

Unbek<strong>an</strong>nt zu erstatten, was aber – so informierte sie uns gleich<br />

– 82 Euro (!) koste. Wir haben uns dennoch zu dieser Anzeige entschlossen.<br />

Zwar ist eine Ausforschung des Täters / der Täter schwerlich<br />

möglich, dennoch wollten wir den Tatbest<strong>an</strong>d aktenkundig machen<br />

und deponieren. Zum einen, damit wir uns im Falle von Folgeübergriffen<br />

darauf beziehen können und somit eine Ausforschung<br />

eher möglich werden könnte; und zum <strong>an</strong>deren, weil diese üble<br />

Form der Lesbendiskriminierung keinesfalls als Bagatelle unter den<br />

Tisch fallen darf!<br />

Gibt es schon Reaktionen seitens der Behörden?<br />

Nein, bis jetzt haben wir noch nichts gehört.<br />

Hat es einen ähnlichen Vorfall nochmals gegeben?<br />

Seit damals haben wir glücklicherweise keine Briefe oder dergleichen<br />

mehr erhalten.<br />

Karin Ballauff ist Mitarbeiterin des Milena-Verlages<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


Fo t o s : U N H C R österreichflüchtlingsfrauen<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Antrag abgelehnt<br />

Die Situation von Flüchtlingsfrauen unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von jener der<br />

Männer Dennoch werden sie kaum wahrgenommen, ihre Fluchtgründe als unpolitisch oder<br />

kulturell bedingt und daher irrelev<strong>an</strong>t eingestuft. Von Karin Eckert<br />

Eine Journalistin aus Sierra Leone.<br />

Während des Bürgerkrieges<br />

in ihrem Heimatl<strong>an</strong>d wird sie<br />

gef<strong>an</strong>gen genommen, verhört<br />

und vergewaltigt. Ihr gelingt<br />

die Flucht nach Österreich. Es folgt das<br />

übliche Prozedere: Festhalten ihrer Daten,<br />

Abnahme der Fingerabdrücke und<br />

<strong>an</strong>schließend ein erstes Verhör im Bundesasylamt.<br />

Die Vernehmung wird zwar<br />

von einer Beamtin durchgeführt, allerdings<br />

im Beisein eines männlichen Dolmetschers.<br />

Die Journalistin fühlt sich<br />

nicht im St<strong>an</strong>de, über ihre traumatischen<br />

Erlebnisse zu sprechen. Erst bei<br />

der zweiten Einvernahme erzählt sie ihre<br />

Geschichte und bricht <strong>an</strong>schließend<br />

zusammen. Diagnose: Posttraumati-<br />

sche Belastungsstörung. Ihr Asyl<strong>an</strong>trag<br />

wird abgelehnt. Grund: sie habe sich<br />

widersprochen und erst bei der zweiten<br />

Einvernahme von Vergewaltigung gesprochen.<br />

Daher seien ihre Erklärungen<br />

unglaubwürdig.<br />

Unsichtbar. Frau stelle sich den Exodus<br />

von fast g<strong>an</strong>z Fr<strong>an</strong>kreich vor. Das würde<br />

in etwa der Anzahl von Menschen entsprechen,<br />

die sich derzeit weltweit auf<br />

der Flucht befinden – 50 Millionen. 80%<br />

davon sind Frauen und Kinder, nur ein<br />

Viertel von ihnen gel<strong>an</strong>gt jemals nach<br />

Europa, die meisten bleiben als Binnenflüchtlinge<br />

in der Herkunftsregion. Die<br />

Flucht nach Europa erfordert erhebliche<br />

fin<strong>an</strong>zielle Mittel, über die Frauen in der<br />

Regel nicht verfügen. Wenn ein Familienmitglied<br />

überleben soll, so fällt die<br />

Entscheidung meist zugunsten der<br />

Männer aus. Schwierige Fluchtwege<br />

können mit Kindern kaum bewältigt<br />

werden, die Gefahr, entdeckt zu werden,<br />

ist daher ungleich höher. Meist bleibt<br />

Frauen daher kaum eine Alternative, als<br />

das Leben in Flüchtlingslagern eines<br />

Nachbarstaates.<br />

Gründe. Neben allgemeinen Fluchtmotiven<br />

wie Krieg, Umweltkatastrophen<br />

oder Armut flüchten Frauen auch aus<br />

<strong>an</strong>deren Gründen: Geburtenkontrolle,<br />

Berufsverbot, weibliche Genitalverstümmelung,<br />

Verfolgung wegen Übertretung<br />

von Normen, die nur für Frauen


gelten, sexuelle Gewalt, Gefahr des<br />

Mitgiftmordes oder der Tötung wegen<br />

Verletzung der Familienehre. Im Gegensatz<br />

zu Männern werden politisch<br />

aktive Frauen nicht nur als Oppositionelle<br />

verfolgt. Sie haben den ihnen zugedachten<br />

gesellschaftlichen Wirkungskreis<br />

überschritten. Sexuelle Gewalt<br />

<strong>an</strong> gef<strong>an</strong>genen Frauen soll diese<br />

daher auch auf ihre untergeordnete<br />

Stellung zurückweisen, männliche<br />

Macht demonstrieren. Auch als Angehörige<br />

von ethnischen Minderheiten<br />

werden Frauen besonders oft Opfer sexueller<br />

Gewalt. Vergewaltigung (mit<br />

dem Ziel einer Schw<strong>an</strong>gerschaft) zielt<br />

nicht nur darauf ab, die Identität der<br />

gegnerischen Gruppe, sondern auch,<br />

die Minderheit in ihrem Best<strong>an</strong>d zu<br />

schwächen. „Der Körper der geschändeten<br />

Frau wird zum zeremoniellen<br />

Schlachtfeld. Die Tat, die <strong>an</strong> der Frau<br />

verübt wird, ist eine Botschaft unter<br />

Männern – deutlicher Siegesbeweis für<br />

die einen, Dokument der Niederlage für<br />

die <strong>an</strong>deren.“ 1<br />

In Österreich. Von 30.127 Asyl<strong>an</strong>trägen im<br />

Jahr 2001 waren 6.697 von Frauen. Beim<br />

Großteil dürfte es sich allerdings um<br />

„Erstreckungs<strong>an</strong>träge“ h<strong>an</strong>deln, also für<br />

Frauen von verfolgten Männern. Wenn<br />

Frauen um eigenes Asyl <strong>an</strong>suchen, haben<br />

sie meist große Schwierigkeiten, ihre<br />

Fluchtgründe als relev<strong>an</strong>t und glaubhaft<br />

darzustellen, was auch <strong>an</strong> den<br />

schwammigen Formulierungen der<br />

Genfer Flüchtlingskonvention (GFK)<br />

liegt: für die Anerkennung als Flüchtling<br />

muss eine „begründete Furcht vor Verfolgung“<br />

aufgrund politischer Überzeugung,<br />

Religion, Nationalität, Rasse, Religion<br />

oder der „Zugehörigkeit zu einer<br />

sozialen Gruppe“ vorliegen. Zudem<br />

muss der Heimatstaat nicht in der Lage<br />

oder nicht willens sein, Schutz vor Verfolgung<br />

zu gewähren. Was nun als<br />

„begründet“ durchgeht, ob Frauen als<br />

„soziale Gruppe“ gelten und w<strong>an</strong>n ein<br />

Staat seine BürgerInnen nicht schützen<br />

k<strong>an</strong>n oder will, das entscheidet das<br />

Bundesaslyamt.<br />

Unpolitisch. In den Augen der AsylbeamtInnen<br />

sind politisch Verfolgte offenbar<br />

immer noch bewaffnete „Com<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tes“,<br />

männliche Kaderführer und Bilderbuchhelden.<br />

Frauen entsprechen<br />

diesem Bild selten, obwohl ihre Akti-<br />

vitäten nicht minder gefährlich sind:<br />

sie übernehmen Versorgungsleistungen,<br />

führen Botengänge durch, versorgen<br />

Verwundete oder verstecken<br />

männliche Kämpfer. Als Angehörige<br />

von politisch Verfolgten sind sie zwar<br />

von Verhaftungen bedroht und diese<br />

indirekte Verfolgung entspräche auch<br />

den Kriterien der GFK. Die österreichischen<br />

Behörden sehen das allerdings<br />

<strong>an</strong>ders. Asyl wird nur in Ausnahmefällen<br />

gewährt. Grund: keine individuelle<br />

politische Verfolgung.<br />

Kulturspezifisch. Österreich ist ja recht unbekümmert<br />

in der Verurteilung <strong>an</strong>derer<br />

Kulturen, nicht aber wenn es um die Beurteilung<br />

frauenspezifischer Verfolgung<br />

geht. Da zücken Beamte gerne das kulturrelativistische<br />

Kärtchen. Gefahr der<br />

Tötung wegen fehlender Mitgift? Verfolgung<br />

wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr,<br />

wegen Genitalverstümmelung<br />

oder der Verletzung von<br />

Verhaltensvorschriften? Das betrifft alle<br />

Frauen des L<strong>an</strong>des in gleicher Weise.<br />

Keine Verfolgung, bloß Diskriminierung.<br />

Antrag abgelehnt. Grund: keine individuelle<br />

Verfolgung.<br />

Privat. Bei ihrer Verhaftung nach einer<br />

Demonstration wird eine Frau von einem<br />

Soldaten vergewaltigt. Keine Ausnahmeerscheinung,<br />

vielmehr ist es die<br />

Regel, Frauen so zu Aussagen zu zwingen,<br />

sie zu erniedrigen, zu brechen. Die<br />

hiesigen Behörden meinen, es h<strong>an</strong>dle<br />

sich dabei um die Tat einer Einzelperson,<br />

wenn auch eines staatlichen Org<strong>an</strong>s.<br />

Ein individueller Exzess, Privatvergnügen<br />

sozusagen. Antrag abgelehnt.<br />

Grund: keine staatliche Verfolgung.<br />

Unglaubwürdig. Verfolgung, sowohl von<br />

staatlicher als auch von privater Seite,<br />

droht lesbischen Frauen auch in Ländern,<br />

in denen Homosexualität nicht<br />

explizit verboten ist. Gezielte sexuelle<br />

Gewalt<strong>an</strong>wendungen zum Zwecke der<br />

„Bekehrung“ zur Heterosexualität werden<br />

selten publik, die Betroffenen<br />

fürchten soziale Marginalisierung und<br />

Repression, wenn ihr Lesbischsein bek<strong>an</strong>nt<br />

wird. Sogar örtliche Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />

sind mitunter zurückhaltend,<br />

Übergriffe gegen Lesben <strong>an</strong>zupr<strong>an</strong>gern,<br />

um eine weitere gesellschaftliche<br />

Ausgrenzung zu vermeiden.<br />

Eine Verfolgung wegen sexueller Orien-<br />

tierung nachzuweisen, gestaltet sich<br />

daher als ungeheuer schwierig. Antrag<br />

abgelehnt. Grund: fehlende Glaubhaftigkeit.<br />

Widersprüchlich. Über sexuelle Gewalt zu<br />

sprechen ist für Flüchtlingsfrauen häufig<br />

ein unüberwindbares Hindernis.<br />

Nicht nur, dass sie vor der ersten Anhörung<br />

durch die Asylbehörde u.U. keinen<br />

Kontakt zu einer Beratungsstelle<br />

hatten und somit nicht wissen, wie<br />

wichtig es ist, alle Details gleich bei der<br />

ersten Vernehmung zu erzählen. Aufgrund<br />

ihres kulturellen Hintergrundes<br />

fehlen ihnen vielfach überhaupt die<br />

Worte, um das Widerfahrene zu beschreiben.<br />

Hinzu kommt das typische<br />

posttraumatische Vermeidungsverhalten:<br />

Frauen sind gar nicht, oder erst zu<br />

spät in der Lage, über ihr Trauma zu<br />

sprechen, umsomehr, als die g<strong>an</strong>ze Anhörungssituation<br />

Erinnerungen wach<br />

rufen muss. Inzwischen müssen Frauen,<br />

bei denen Verdacht auf sexuelle Gewalt<br />

vorliegt, zwar ohne (männliche) Angehörige<br />

und von einer Frau einvernommen<br />

werden, ist aber ein männlicher<br />

Dolmetscher zugegen, nützt diese<br />

Bestimmung nicht allzuviel. Wenn Frauen<br />

sich aufgrund gesellschaftlicher Normen<br />

zudem noch schuldig fühlen und<br />

z.B. den Verstoß aus der Familie befürchten,<br />

werden sie kaum einen stimmigen<br />

Bericht abliefern können. Antrag<br />

abgelehnt. Grund: fehlende Glaubhaftigkeit.<br />

Forderungen. Jahrel<strong>an</strong>ge Lobbyarbeit von<br />

NGO’s und des UN-Flüchtlingskommissariats<br />

UNHCR scheint l<strong>an</strong>gsam zu Veränderungen<br />

zu führen. Im Frühjahr<br />

wurde in zwei Fällen von Genitalverstümmelung<br />

positiv beschieden. Zu fordern<br />

gibt es dennoch vieles: Asylwerberinnen<br />

müssen auch nach der ersten<br />

Anhörung sexuelle Gewalt als Fluchtgrund<br />

ins Verfahren einbringen können,<br />

ohne dass dies als „gesteigertes Vorbringen“<br />

gewertet wird. Sie müssen das<br />

Recht auf kostenlose psychotherapeutische<br />

Betreuung erhalten. Frauen dürfen<br />

nicht nochmals über Missbrauchsh<strong>an</strong>dlungen<br />

befragt werden, wenn diese bereits<br />

von einer Ärztin/einem Arzt als unzweifelhaft<br />

festgestellt wurden. Bei Verdacht<br />

auf sexuelle Gewalt ist zwingend<br />

eine Frau als Dolmetscherin hinzuzuziehen.<br />

Hartnäckigkeit ist nun <strong>an</strong>gesagt. ❚<br />

flüchtlingsfrauenösterreich<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.unhcr.ch;<br />

http://www.asyl.at;<br />

http://www.deserteursberatung.at;<br />

http://asyl-in-not.org.<br />

1 Karin Stuchly: Frauen auf der<br />

Flucht. Diplomarbeit, Graz 1999<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o : A rc h i v österreichgats<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Kapital ist alles...<br />

Still und heimlich soll der Dienstleistungssektor weltweit liberalisiert werden. Die<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen zu GATS sind am Laufen, und sie verheissen nichts Gutes - vor allem für<br />

Frauen und für Länder des Südens. Wettbewerb ist das Einzige, was zählt, gesellschaftliche<br />

Entwicklungen interessieren dabei wenig. Zukunftsszenarien zeichnet Karin Lukas<br />

Das Allgemeine Abkommen<br />

über den H<strong>an</strong>del mit Dienstleistungen<br />

(General Agreement<br />

on Trade in Services, kurz GATS)<br />

ist eine der zentralen Säulen<br />

der 1995 gegründeten Welth<strong>an</strong>delsorg<strong>an</strong>isation<br />

WTO. Das GATS zielt auf die<br />

Liberalisierung des Dienstleistungsmarktes<br />

der WTO-Mitgliedstaaten ab.<br />

Dieser macht in den Industrieländern<br />

bereits zwei Drittel der Wirtschaftsleistung<br />

aus, entsprechend groß ist das<br />

Interesse von führenden Unternehmen<br />

<strong>an</strong> einer weltweiten Liberalisierung von<br />

B<strong>an</strong>k- und Versicherungsgeschäften, Telekommunikation,<br />

Post, Elektrizität,<br />

Gas, Wasser, Tr<strong>an</strong>sportwesen, Tourismus,<br />

Medien, Bildung, Gesundheitswesen<br />

und 150 weiteren im GATS aufgelisteten<br />

Dienstleistungen. Mit 30. Juni<br />

dieses Jahres hatten die WTO-Mitgliedstaaten<br />

ihre gegenseitigen Liberalisierungsforderungen<br />

(„requests“) gestellt,<br />

am 31. März 2003 werden die Angebote<br />

(„offers“) der einzelnen Staaten abgegeben.<br />

Zwischen diesen beiden Zeitpunkten<br />

wird verh<strong>an</strong>delt. Aber zu wessen<br />

Vor- und Nachteil? Hier ein kurzer<br />

Überblick über die voraussichtlichen<br />

Entwicklungen.<br />

Sparen <strong>an</strong> Frauen. Frauenbeschäftigung<br />

ist in Europa auf den Dienstleistungssektor<br />

konzentriert, über achtzig Prozent<br />

aller Frauen in der EU arbeiten im Dienstleistungsbereich.<br />

Davon sind viele


Frauen unterbezahlt und in M<strong>an</strong>agementpositionen<br />

unterrepräsentiert –<br />

diese Frauen werden die ersten sein,<br />

die staatliche Budgetkürzungen und<br />

den „erhöhten Wettbewerb“ zu spüren<br />

bekommen.<br />

Private AnbieterInnen werden<br />

gemäß Marktlogik wohl versuchen,<br />

durch „Kostenreduktion“ am Dienstleistungsmarkt<br />

wettbewerbsfähiger zu<br />

sein. Auch Studien haben gezeigt, dass<br />

H<strong>an</strong>delsliberalisierungen nicht zur Reduktion<br />

der Lohnschere zwischen Männern<br />

und Frauen geführt haben. Abzusehen<br />

ist vielmehr ein „Sparen“ der privaten<br />

AnbieterInnen bei Löhnen in den<br />

Niedrigsegmenten, also vermehrt bei<br />

Frauenlöhnen.<br />

Weiters berücksichtigt das GATS<br />

Frauenerwerbsrealitäten in keinster<br />

Weise. Die Dienstleistungen, die grenzüberschreitend<br />

<strong>an</strong>geboten werden<br />

dürfen, sind auf männliche Erwerbsbiografien<br />

zugeschnitten. So will etwa die<br />

Schweiz den Dienstleistungssektor lediglich<br />

für Führungskräfte und SpezialistInnen<br />

(etwa im IT-Bereich) öffnen.<br />

Frauen sind hier extrem unterrepräsentiert<br />

und können daher von den <strong>an</strong>gekündigten<br />

Vorteilen des GATS nicht<br />

profitieren.<br />

Ökonomie statt Ideologie. Das GATS ist, wie<br />

auch die <strong>an</strong>deren WTO-Abkommen, vom<br />

Prinzip der „Nicht-Diskriminierung“ geprägt.<br />

Das klingt auf den ersten Blick<br />

recht gut, hat aber wenig mit dem<br />

menschenrechtlichen Diskriminierungsverbot<br />

(aufgrund des Geschlechts, der<br />

Rasse, Herkunft etc) zu tun. In der WTO<br />

heißt Nicht-Diskriminierung, dass nationale<br />

und ausländische AnbieterInnen<br />

gleichartiger Dienstleistungen<br />

gleich beh<strong>an</strong>delt werden müssen; dabei<br />

ist gleichgültig, ob dieseR AnbieterIn<br />

ein Konzern oder ein Kleinbetrieb,<br />

eine Profit- oder Non-Profit-Org<strong>an</strong>isation<br />

ist. Subventioniert ein WTO-Mitgliedsstaat<br />

beispielsweise eine einheimische<br />

Not-for-Profit Education Org<strong>an</strong>isation,<br />

die gendersensitive Bildungspakete<br />

<strong>an</strong>bietet, muss er diese Subvention<br />

auch einem ausländischen<br />

Konzern gewähren, der nur „genderblinde“<br />

Programme liefert.<br />

Bildung und Gesundheit. Es wäre daher eine<br />

Überraschung, wenn eine marktorientierte<br />

Bildungsliberalisierung zu ei-<br />

nem Abbau der Geschlechterungleichheit<br />

und Geschlechterstereotypen<br />

führen würde. Stattdessen ist wohl zu<br />

erwarten, dass Bildung zum Privileg für<br />

jene wird, die es sich leisten können. Da<br />

siebzig Prozent der Ärmsten Frauen<br />

sind und neunzig Prozent aller Einkommen<br />

weltweit in Männerh<strong>an</strong>d, ist eine<br />

Liberalisierung des Bildungssektors für<br />

Frauen kontraproduktiv.<br />

Bildung mit nachfrageorientierten<br />

Curricula läßt wenig Platz für geschlechtergerechte<br />

Edukation. Der Abbau<br />

traditioneller Geschlechterstereotypen<br />

ist wahrscheinlich nicht im Interesse<br />

eines Wirtschaftssystems, das von<br />

der Ausbeutung billiger Arbeitskraft,<br />

und das ist mehrheitlich Frauenarbeitskraft,<br />

lebt.<br />

Auch die UNO-Sonderberichterstatterin<br />

für das Recht auf Bildung, Katarina<br />

Tomasevski, betont in ihrem jüngsten<br />

Bericht, dass der Zug<strong>an</strong>g Aller zur Bildung<br />

eine Staatenver<strong>an</strong>twortlichkeit<br />

ist, befürchtet jedoch eine Beeinträchtigung<br />

durch den zunehmenden Einfluss<br />

von „Bildungsexportern“. Konsequent<br />

stellt sie die Frage, ob die derzeitige Entwicklung<br />

nicht eher auf eine schrittweise<br />

Liberalisierung des H<strong>an</strong>dels mit Bildung<br />

als auf eine schrittweise Verwirklichung<br />

des Rechts auf Bildung für alle<br />

gerichtet ist.<br />

Nunmehr wurde auch von österreichischer<br />

Seite bestätigt, dass Schulund<br />

Universitätsausbildungen sowie<br />

Gesundheitsdienstleistungen unter das<br />

GATS fallen (parlamentarische Anfrage<br />

<strong>an</strong> Minister Bartenstein vom 25.7.02). Jap<strong>an</strong><br />

hat gegenüber Österreich bereits<br />

eine „request“ bezüglich Erwachsenenbildung<br />

abgegeben.<br />

Auf die Frage, ob mit Forderungen<br />

<strong>an</strong>derer Mitgliedstaaten im Bereich der<br />

Gesundheitsdienstleistungen zu rechnen<br />

sei, heißt es:„Soweit heute abschätzbar,<br />

ist in diesem Bereich nicht<br />

mit Forderungen oder Angeboten zu<br />

rechnen, welche geeignet sein könnten,<br />

die (öffentliche) Gesundheitsversorgung<br />

der Bevölkerung in Frage zu stellen“<br />

(parlamentarische Anfrage <strong>an</strong> Minister<br />

Bartenstein vom 3.7.02).<br />

Der Süden. Auch der jüngste Bericht der<br />

UNO-Menschenrechtskommissarin<br />

Mary Robinson zum GATS warnt eindringlich<br />

vor einem unregulierten Öffnen<br />

sensitiver Bereiche wie Bildung, Ge-<br />

sundheit und Wasser, gerade in den<br />

Ländern des Südens. Auch die bisher<br />

noch wenig liberalisierten Bereiche Bildung<br />

und Gesundheit könnten dem<br />

Verh<strong>an</strong>dlungsdruck vielleicht nicht<br />

st<strong>an</strong>dhalten.<br />

Erste Erfahrungen mit der Liberalisierung<br />

der Wasserversorgung gibt es<br />

bereits aus Bolivien. In Cochabamba<br />

wurde das städtische Wassersystem<br />

privaten Wasser<strong>an</strong>bietern geöffnet. Das<br />

ausländische Unternehmen, das den<br />

Zuschlag erhielt, erhöhte die NutzerInnenpreise<br />

um bis zu 35 Prozent – Massendemonstrationen<br />

und Streiks waren<br />

die Folge. Daraufhin nahm die Regierung<br />

die Entscheidung zurück – mit<br />

dem Ergebnis, dass das Unternehmen<br />

Bolivien beim International Centre for<br />

the Settlement of Investment Disputes<br />

der Weltb<strong>an</strong>k geklagt hat. Der Ausg<strong>an</strong>g<br />

des Streits ist noch offen.<br />

Wider das Stillschweigen. Das sind bedenkliche<br />

Zeichen, vor allem, da weite Teile<br />

der Öffentlichkeit über diese einschneidenden<br />

Vorgänge auf supr<strong>an</strong>ationaler<br />

Ebene nicht informiert sind. Daher wurde<br />

eine „Stop the GATS“-Kampagne gegründet,<br />

der sich bisher 430 Org<strong>an</strong>isationen<br />

aus 53 Ländern, davon 24 aus<br />

dem Süden, <strong>an</strong>geschlossen haben. Beteiligt<br />

sind auch Frauen-NGOs wie das<br />

Asia Pacific Forum on Women, Law <strong>an</strong>d<br />

Development, Equipo de Seguimiento,<br />

Investigación y Propuestas para las Mujeres<br />

(Argentinien), die Townsville Feminist<br />

Collective (Australien), Development<br />

Alternatives with Women for a<br />

New Era (Fidji) und das Education Network<br />

Among Women, America Latina y<br />

el Caribe (Uruguay). Obwohl die Forderungen<br />

der Länder des Südens und Nordens<br />

im Einzelnen differieren, ist die<br />

Richtung, ein Halt der Dienstleistungsliberalisierung<br />

unter dem GATS, allen<br />

gemeinsam. Auch in Österreich läuft<br />

eine europaweit koordinierte GATS-<br />

Kampagne <strong>an</strong>. Eine eigene Website<br />

(http://www.stoppgats.at) wird über<br />

die laufenden Ereignisse und Aktivitäten<br />

informieren. Da das GATS Frauen so<br />

massiv betreffen wird, ist Information<br />

und Aktion aus der Genderperspektive<br />

von entscheidender Bedeutung. Die<br />

GATS-Verh<strong>an</strong>dlungen sollen mit 31.<br />

März 2003 abgeschlossen sein. Bis dahin<br />

ist das letzte Wort noch l<strong>an</strong>ge nicht<br />

gesprochen. ❚<br />

gatsösterreich<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international<strong>an</strong>.riss<br />

nigeria<br />

Nackt<br />

Mehrere tausend Frauen haben seit Anf<strong>an</strong>g Juli das Gelände des Ölriesen<br />

Chevron-Texaco in Nigeria besetzt. 800 Frauen wurden in Folge verletzt,<br />

15 weitere kamen auf ihrer Flucht vor den Sicherheitskräften ums<br />

Leben. Die unbewaffneten Frauen hatten die Zufahrtswege blockiert<br />

und hielten hunderte von Arbeitern über zehn Tage hinweg gef<strong>an</strong>gen.<br />

„Unsere Waffe ist unsere Nacktheit,“ hieß es von Seiten der Aktivistinnen,<br />

die drohten, sich auszuziehen, falls jem<strong>an</strong>d das Gelände verlassen<br />

wolle.<br />

Die Bewohnerinnen der umliegenden Dörfer im von der Armut gezeichneten<br />

Nigerdelta hatten die Schaffung von Arbeitsplätzen für Einheimische<br />

und die Verbesserung der Infrastruktur ihrer Dörfer gefordert.<br />

Nachdem sich der Konzern zunächst kooperativ zeigte und auf die<br />

Forderungen der Frauen teilweise eingeg<strong>an</strong>gen war, wurden nun seitens<br />

der Frauen schwere Vorwürfe gegenüber Chevron-Texaco und<br />

Shell erhoben. Die Konzernleitungen werden beschuldigt, die Gewalt<br />

der Sicherheitskräfte gegen die Frauen ver<strong>an</strong>lasst und den Tod der 15<br />

Frauen verschuldet zu haben. Die Frauen erneuerten inzwischen ihren<br />

Forderungskatalog und kündigten weitergehende Besetzungen <strong>an</strong>, falls<br />

Shell und Chevron-Texaco nicht einlenkten. Des weiteren forderten die<br />

Frauen ein Gespräch mit Präsident Obas<strong>an</strong>jo. Der Konflikt mit den Ölmultis<br />

kommt nicht überraschend, schon seit l<strong>an</strong>gem stehen diese im<br />

Kreuzfeuer der Kritik. Menschenrechtsverletzungen gegen Aktivis-tInnen,<br />

die lautstarke Kritik <strong>an</strong> den Konzernen üben, stehen auf der Tagesordnung.<br />

Hinrichtungen, wie etwa die des oppositionellen Schriftstellers<br />

Ken Saro-Wiwa, sorgten bereits in der Verg<strong>an</strong>genheit für massive Proteste<br />

von Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen. <strong>an</strong>i<br />

http://www.ndwj.kabissa.org<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

i srael/p alästina<br />

Hungerstreik<br />

Seit Anf<strong>an</strong>g August befinden sich 24 weibliche palästinensische Häftlinge<br />

im Hungerstreik. Sie befinden sich in „Administrativhaft“, eine<br />

Maßnahme, die klar gegen die Menschenrechtskonvention verstößt. Bis<br />

zu sechs Monate können Häftlinge so ohne Prozess und Haftbefehl<br />

festgehalten werden, eine Verlängerung wegen „Sicherheitserwägungen“<br />

ist darüber hinaus möglich. Berichten von Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />

zufolge werden derart Menschen oft über Jahre gef<strong>an</strong>gen gehalten.<br />

Die Frauen traten nun in Streik, um auf ihre Lage aufmerksam<br />

zu machen: Sie bekämen nicht genug Nahrungsmittel, dürften sich keine<br />

Kleidung schicken lassen, Briefe und Zeitungen würden nur mit Verspätung<br />

zugestellt. Zudem würden sie von den AufseherInnen schlecht<br />

beh<strong>an</strong>delt und teilweise in Isolationshaft gehalten. keck<br />

deutschl<strong>an</strong>d<br />

Frauen beim Militär<br />

Nachdem im letzten Jahr die Bundeswehr auf Druck des Europäischen<br />

Gerichtshofes hin alle Bereiche für Frauen öffnen musste, hat es nun<br />

einen ersten öffentlich gewordenen Vergewaltigungsfall in der Bundeswehr<br />

gegeben. Ein 23-jähriger Zeitsoldat hatte eine 17-jährige Bundeswehrbewerberin<br />

in sein Zimmer verschleppt und dort stundenl<strong>an</strong>g<br />

missbraucht. Ein Vorgesetzter des Soldaten versuchte in Folge, die Vergewaltigung<br />

zu vertuschen. Selbst nach der nun erfolgten Verurteilung<br />

des M<strong>an</strong>nes zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis wurde dieser von Offizieren<br />

noch in Schutz genommen. Der Richter sei „für den Fall der falsche<br />

M<strong>an</strong>n“ gewesen, das G<strong>an</strong>ze „ein Sk<strong>an</strong>dal, weil m<strong>an</strong> sich den Fall<br />

einfach zurechtgelegt habe“. In Deutschl<strong>an</strong>d wird nun eine Ausweitung<br />

der in staatlichen Institutionen <strong>an</strong>sonsten üblichen Gleichstellungsmaßnahmen<br />

auf die Bundeswehr diskutiert. <strong>an</strong>i<br />

niederl<strong>an</strong>de<br />

Women on Waves<br />

Die niederländische Initiative „Women on Waves“ darf wieder Abtreibungen<br />

mit der Abtreibungspille im frühen Schw<strong>an</strong>gerschaftsstadium<br />

durchführen. Die NGO fährt mit einem Schiff um die Welt, um Hilfe für<br />

Frauen zu leisten, in deren Ländern Abtreibungen illegal sind. Die Lizenz<br />

zur Benutzung der Abtreibungspille war ihnen Anf<strong>an</strong>g des Jahres entzogen<br />

worden. „Women on Waves“ können sich bei ihrer Arbeit auf das<br />

niederländische Abtreibungsrecht berufen, da sie mit ihrem Schiff<br />

außerhalb der 12-Meilen-Zone <strong>an</strong>kern, die das Hoheitsgebiet von <strong>an</strong> der


Küste gelegenen Ländern eingrenzt. Der niederländische Gesundheitsminister<br />

Els Borst hatte der NGO die Lizenz zur Durchführung von Abtreibungen<br />

entzogen und dies u.a. mit der Besorgnis um die Gesundheit<br />

der auf dem Schiff beh<strong>an</strong>delten Frauen begründet. Schätzungen<br />

zufolge stirbt weltweit alle fünf Minuten eine Frau <strong>an</strong> den Folgen einer<br />

illegalen Abtreibung. Im Gegensatz zu den professionell durchgeführten<br />

Abtreibungen auf dem Schiff von „Women on Waves“, sind illegale<br />

Abtreibungen jedoch oft unprofessionell durchgeführt. In einer medizinischen<br />

Expertise nahmen nun über 100 ÄrztInnen, darunter zahlreiche<br />

GynäkologInnen und ÄrztInnen der Marine Stellung und wiesen auf die<br />

medizinische Unbedenklichkeit bei der Durchführung von Abtreibungen<br />

<strong>an</strong> Bord eines Schiffes hin. Mit so viel Gegenwind konfrontiert, sah<br />

sich Borst nun gezwungen, der Initiative die Lizenz für frühe Abtreibungen<br />

mit der Pille wieder zu erteilen. In einer Pressemitteilung kündigte<br />

„Women on Waves“ bereits <strong>an</strong>, ihre Arbeit bald fortsetzen zu wollen. <strong>an</strong>i<br />

http://www.womenonwaves.org<br />

deutschl<strong>an</strong>d II<br />

Kündigungsgrund Homoehe<br />

Das deutsche Bundesverfassungsgericht hat die von der rot-grünen Koalition<br />

durchgesetzte Homoehe kürzlich für grundgesetzkonform erklärt.<br />

Dies ver<strong>an</strong>lasste die deutsche Bischofskonferenz (DBK) nun <strong>an</strong>zukündigen,<br />

dass schwule und lesbische MitarbeiterInnen in ihren Einrichtungen<br />

künftig zu kündigen seien, sollten sich diese zu einer eingetragenen<br />

PartnerInnenschaft entscheiden. Das Gesetz widerspreche „der<br />

Auffassung über Ehe und Familie, wie sie die katholische Kirche lehrt“,<br />

eine „eingetragene Partnerschaft“ sei deshalb ein „schwerwiegender<br />

Loyalitätsverstoß“. Betroffen von der Maßnahme sind nicht nur die Mitglieder<br />

des Klerus, sondern auch alle MitarbeiterInnen von sozialen<br />

Einrichtungen der katholischen Kirche. Allein die Caritas beschäftigt<br />

480.000 Menschen. Während sich die Parteien, vermutlich aufgrund<br />

des näher rückenden Wahltermins, mit ihrer Kritik <strong>an</strong> der DBK zurückhielten,<br />

protestierten Lesben- und Schwulenverbände in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

vehement gegen den diskriminierenden Beschluss. <strong>an</strong>i<br />

wyber.space<br />

www.kulturkontakte<br />

peru<br />

Zw<strong>an</strong>gssterilisationen<br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

Wie sich zweifelhafte PolitikerInnen das frauenfreundliche Mäntelchen<br />

umhängen können, wenn’s opportun erscheint, zeigt der jüngste Sk<strong>an</strong>dal<br />

in Peru. Nach dem Fall des Fujimori-Regimes im verg<strong>an</strong>genen Jahr ist die<br />

neue Regierung unter Alej<strong>an</strong>dro Toledo besonders bemüht, sich vom alten<br />

Regime abzugrenzen, sich fortschrittlich darzustellen, obwohl im Grunde<br />

alles beim Alten geblieben ist. Dazu dient nun auch die Aufdeckung eines<br />

Sk<strong>an</strong>dals: Fujimori wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit 200.000<br />

Zw<strong>an</strong>gssterilisationen, vor allem <strong>an</strong> indigenen Frauen, <strong>an</strong>geordnet zu haben.<br />

Zum Teil sollen Frauen ohne ihr Wissen operiert worden sein, zum<br />

Teil unter Drohungen oder Versprechungen. Die chirurgischen Eingriffe<br />

wurden im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einem von Weltb<strong>an</strong>k und IWF geforderten<br />

Geburtenkontrollprogramm durchgeführt, das Gesundheitsministerium<br />

setzte Quoten fest, die ÄrztInnen durchzusetzen hatten, koste es<br />

was es wolle. Frauenorg<strong>an</strong>isationen wie „M<strong>an</strong>uela Ramos“ oder „Flora<br />

Tristán“, die bereits vor Jahren die Regierungsmaßnahmen kritisierten,<br />

weisen nun auf die Doppelschneidigkeit des initiierten Untersuchungsausschusses<br />

hin. Im Positionspapier hieße es u.a., dass Sterilisationen in<br />

Peru künftig überhaupt verboten werden sollen. Damit würde die jetzige<br />

Regierung aber in das Recht der Frauen eingreifen, über ihren Körper frei<br />

zu entscheiden. Zudem seien die Zahlen aufgebauscht worden, um generell<br />

im L<strong>an</strong>d Stimmung gegen Sterilisationen zu machen. Viele Frauen<br />

würden sich jedoch freiwillig für einen solchen Eingriff entscheiden, eine<br />

Tatsache, die bei der derzeitigen Stimmungslage völlig unter den Tisch zu<br />

fallen scheint. Sterilisation von Männern wird in der Diskussion allerdings<br />

gar nicht thematisiert – weder von der Regierung, noch von den<br />

gen<strong>an</strong>nten Frauenorg<strong>an</strong>isationen. keck<br />

Neues zu Kunst- und Kultureinrichtungen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa<br />

bietet KulturKontakt Austria unter http://www.kulturkontakt.at.<br />

Wahlweise in Englisch und Deutsch können hier Informationen über Bildungskooperationen,<br />

Fördermaßnahmen, Termine und Projekte abgerufen<br />

werden. Die Homepage bietet zwar keine frauenspezifischen<br />

Schwerpunkte, jedoch k<strong>an</strong>n frau sie zum Knüpfen von Kontakten für<br />

ihre Kulturabeit im Bereich bildende Kunst, Literatur, Musik,Theater<br />

usw. nutzen. Die hierfür eingerichtete Internet-Kulturdatenb<strong>an</strong>k<br />

http://www.cee-culture.info ermöglicht eine systematische Suche im<br />

Netz, allerdings nur auf Englisch und auf den neusten Browsern. Ein gelungenes<br />

Beispiel für die Verbindung von Kultur und Kommerz für Frauen,<br />

die ihre Existenzgründung selbst in die H<strong>an</strong>d nehmen möchten, findet<br />

sich unter http://www.museumsart.de. Die ehemalige Sozialwissenschafterin<br />

Ingrid Bl<strong>an</strong>ken machte sich 1999 mit diesem übersichtlich<br />

gestalteten Internet-Shop selbständig. Sie bietet Replikate aus internationalen<br />

Museen und ihren Werkstätten zu erschwinglichen Preisen <strong>an</strong>.<br />

Begleitet wird dieses Angebot von der museums:art-Kolumne mit kurzen<br />

Beiträgen über Frauen im Alten Ägypten. birgit haehnel<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k ( 2 u . 4 ) , A rc h i v<br />

internationaldeutschl<strong>an</strong>d<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Das war Rot-Grün<br />

Anf<strong>an</strong>gs war die Euphorie noch groß. Die Bil<strong>an</strong>z nach vier Jahren rot-grüner Koalition in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d fällt aber eher ernüchternd aus. Von Irene Gronegger<br />

Als Kerstin Müller von der grünen<br />

Parteispitze im Herbst<br />

1998 vor die Fernsehkameras<br />

trat und das Ergebnis der Koalitionsverh<strong>an</strong>dlungen<br />

mit der<br />

SPD für den Justizbereich verkündete,<br />

wurde endgültig klar, was von dieser Regierung<br />

in den nächsten vier Jahren gesellschaftspolitisch<br />

zu erwarten war –<br />

und was nicht: Einführung der doppelten<br />

Staatsbürgerschaft, aber keine<br />

grundsätzliche Rücknahme der Asylrechtseinschränkungen<br />

aus den frühen<br />

neunziger Jahren. Die Schaffung eines<br />

eheähnlichen Statuts’ für gleichgeschlechtliche<br />

Paare, aber keine weit reichende<br />

Gleichstellung nichtehelicher<br />

Lebensformen.<br />

Pazifistische Militäreinsätze. Schon bald<br />

nach Regierungs<strong>an</strong>tritt st<strong>an</strong>den über<br />

Monate hinweg der Krieg im Kosovo,<br />

d<strong>an</strong>n in Mazedonien im politischen<br />

Mittelpunkt. Die Grünen bek<strong>an</strong>nten<br />

sich klar zum Kriegseinsatz der Bundeswehr<br />

auf dem Balk<strong>an</strong>. Der Grundsatz,<br />

die Bundeswehr dürfe nirgendwo eingesetzt<br />

werden, wo im zweiten Weltkrieg<br />

die Wehrmacht gewütet hatte,<br />

galt nicht mehr. KritikerInnen warfen<br />

dem kürzlich aus vergleichsweise b<strong>an</strong>alen<br />

Gründen entlassenen Verteidi-<br />

gungsminister Rudolf Scharping vor, er<br />

habe damals die breite Zustimmung<br />

des Bundestages und der Öffentlichkeit<br />

überhaupt nur deshalb erhalten, weil er<br />

gezielt Falschinformationen über die Situation<br />

auf dem Balk<strong>an</strong> verbreitet hatte.<br />

Mittlerweile gibt es auch Medienberichte,<br />

nach denen Hunderte von deutschen<br />

Soldaten in Mazedonien Bordelle<br />

mit Minderjährigen und Zw<strong>an</strong>gsprostituierten<br />

besuchten. Scharping empfahl<br />

der Frauenhilfsorg<strong>an</strong>isation Medica<br />

Mondiale, das Thema nicht öffentlich<br />

breitzutreten, um die Freundinnen und<br />

Ehefrauen der Soldaten nicht zu verunsichern.<br />

Beim Streit um die Entsendung der<br />

Bundeswehr nach Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> versuchten<br />

die Grünen, mittels bizarrer Kniffe<br />

ihr pazifistisches Image zu retten: Einige<br />

Grüne stimmten gegen den Einsatz<br />

der Bundeswehr, um die PazifistInnen<br />

der Parteibasis zu vertreten, <strong>an</strong>dere<br />

stimmten dafür, um die Parlamentsmehrheit<br />

für den Kriegseinsatz und den<br />

Fortbest<strong>an</strong>d der Koalition zu sichern.<br />

Nach dem 11. <strong>September</strong> verfielen<br />

die Regierenden in hektische Aktivität:<br />

Bei der Rasterfahndung wurden Millionen<br />

BürgerInnen überprüft, das rechtsstaatliche<br />

Prinzip der Unschuldsvermutung<br />

wurde kurzerh<strong>an</strong>d über Bord ge-<br />

worfen. Die von Bundestag und -rat verabschiedeten<br />

Sicherheitspakete enthalten<br />

weitreichende Kompetenzerweiterungen<br />

der Geheimdienste und Einschränkungen<br />

von BürgerInnenrechten<br />

und Datenschutz. Kein Wunder, dass die<br />

Politik von Innenminister Schily selbst<br />

in CSU-Kreisen auf wohlwollende Zustimmung<br />

trifft.<br />

Atomkonsens statt Atomausstieg. Wie<br />

konnte es so weit kommen? Ehemalige<br />

Linke und PazifistInnen sind heute<br />

über ihre Regierungsämter gebunden,<br />

da bleibt nicht mehr viel Platz für<br />

Überzeugungen von früher. Macht korrumpiert<br />

auch auf <strong>an</strong>deren Gebieten:<br />

Eine l<strong>an</strong>gfristige Betriebsgar<strong>an</strong>tie für<br />

Atomkraftwerke heißt in der neuen<br />

Terminologie von Rot-Grün „Atomausstieg“.<br />

Atomreaktoren werden mit<br />

dem Segen der Regierung nach China<br />

exportiert, auch die deutsche Rüstungsindustrie<br />

macht weiterhin gute<br />

Geschäfte. Ein Tempolimit auf deutschen<br />

Autobahnen war für den grünen<br />

Umweltminister Jürgen Trittin in der<br />

Regierung von „Autom<strong>an</strong>n“ Gerhard<br />

Schröder von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> tabu. Angelika<br />

Zahrndt, Vorsitzende des Bundes für Umwelt<br />

und Naturschutz in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

trat 1999 enttäuscht aus der SPD aus.


Abbau des Sozialstaates. Die gesetzliche<br />

Rentenversicherung wurde kürzlich teilprivatisiert:<br />

Bisher galt der Grundsatz,<br />

dass die Beiträge zu den Sozialversicherungen<br />

zu gleichen Teilen von ArbeitgeberInnen<br />

und ArbeitnehmerInnen entrichtet<br />

werden. Doch nun wurden die<br />

Rentenbeiträge abgesenkt, und zur<br />

Schließung der Lücke die „Riester-Rente“<br />

eingeführt: Die nach dem ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

Minister ben<strong>an</strong>nte Form der Altersvorsorge<br />

funktioniert so, dass ArbeitnehmerInnen<br />

auf freiwilliger Basis<br />

private Sparverträge abschließen, die<br />

staatlich bezuschusst werden. In der<br />

gesetzlichen Kr<strong>an</strong>kenversicherung werden<br />

den Versicherten zunehmend fin<strong>an</strong>zielle<br />

Eigenbeteiligungen zugemutet.<br />

Dagegen bleiben Reformen und<br />

Sparmaßnahmen, die in erster Linie die<br />

Pharmaindustrie schmerzlich träfen,<br />

weitgehend aus.<br />

Zu allem Überfluss hat die Regierung<br />

kürzlich die „Hartz-Kommission“<br />

eingesetzt. Ein Think T<strong>an</strong>k, der die Arbeitslosenzahl<br />

halbieren will, indem er<br />

die Arbeitslosen selbst bekämpft: Erhöhung<br />

des Drucks auf L<strong>an</strong>gzeitarbeitslose<br />

und die Schaffung von LeiharbeiterInnen-<br />

und Billigjobs sind die neuen<br />

Rezepte der Sozialdemokratie. Seit Bundesk<strong>an</strong>zler<br />

Gerhard Schröder im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr die Faulenzer-Debatte<br />

<strong>an</strong>gestoßen hatte, fallen derartige Vor<strong>schläge</strong><br />

auf fruchtbaren Boden. Die Beweislast<br />

für die erfolglose Jobsuche<br />

wird verstärkt vom Staat auf das Individuum<br />

verschoben:„Wer keine Arbeit<br />

hat, ist selbst Schuld.“ Darüber hinaus<br />

sollen künftig bei der Arbeitsvermittlung<br />

Menschen mit Familienver<strong>an</strong>twortung<br />

bevorzugt werden – inwieweit<br />

Frauen als solche wahrgenommen werden<br />

oder ob dieser neue Kurs die traditionelle<br />

Ernährerrolle der Männer begünstigen<br />

wird, sollte aufmerksam und<br />

skeptisch verfolgt werden.<br />

Hausfrauenehe mit Steuerprämie… Noch im<br />

Wahlkampf 1998 hatten die Grünen eine<br />

„Regenbogenzeitung“ verteilt, welche<br />

die Gleichstellung nichtehelicher<br />

Paare und den Abbau ehelicher Privilegien<br />

gefordert hatte. Da wäre eine<br />

Menge zu tun gewesen: Das deutsche<br />

Steuerrecht begünstigt einen Einkommensunterschied<br />

in der Ehe, das heißt<br />

vereinfacht gesagt, der besserverdienende<br />

Partner bekommt eine Steuervergünstigung<br />

dafür, dass die Partnerin<br />

weniger verdient oder gar kein eigenes<br />

Einkommen hat („Ehegattensplitting“).<br />

Es gibt einen Verheiratetenzuschlag für<br />

BeamtInnen (ursprünglich zur Ernährung<br />

der Hausfrau gedacht), die soziale<br />

Mitversicherung von nicht erwerbstätigen<br />

EhepartnerInnen ist kostenlos, geht<br />

also auf Kosten der zahlenden Sozialversicherten.<br />

Eheprivilegien gelten unabhängig<br />

davon, ob ein Paar Kinder hat<br />

oder nicht.<br />

Im Gegenzug existiert die gegenseitige<br />

Unterhaltspflicht der PartnerInnen, die<br />

nicht selten in fin<strong>an</strong>zielle Abhängigkeiten<br />

mündet und dem Staat Kosten <strong>an</strong><br />

<strong>an</strong>derer Stelle erspart, zum Beispiel in<br />

der Studienförderung und in der Arbeitslosenhilfe.<br />

…auch für Lesben und Schwule? Die Grünen<br />

streben die Ausdehnung der althergebrachten<br />

Eheprivilegien auf Lesben<br />

und Schwule in der sogen<strong>an</strong>nten Homo-Ehe<br />

<strong>an</strong>. Fl<strong>an</strong>kiert wird diese Politik<br />

vom Lesben- und Schwulenverb<strong>an</strong>d<br />

Deutschl<strong>an</strong>d (LSVD), der personell sehr<br />

eng mit den Grünen verflochten ist. Er<br />

pl<strong>an</strong>t jetzt eine Verfassungsklage, um<br />

auch die zweite Stufe der Eingetragenen<br />

LebenspartnerInnenschaft mit den<br />

darin vorgesehenen Rechten durchzusetzen,<br />

die von der CDU/CSU nach wie<br />

vor im Bundesrat blockiert wird. Der<br />

LSVD betreibt hartnäckige Öffentlichkeitsarbeit<br />

und politische Einflussnahme.<br />

Er wird von einigen eher unpolitischen<br />

Prominenten (Hella von Sinnen,<br />

Ulrike Folkerts u.a.) unterstützt und<br />

nicht selten als Alleinvertreter lesbischschwuler<br />

Interessen wahrgenommen.<br />

Werbesprüche wie „Gleich viel Recht<br />

für gleich viel Liebe“ sicherten die Unterstüt-<br />

zung ebenso wohlmeinender wie<br />

uninformierter Hetera/os: Wer toler<strong>an</strong>t<br />

und aufgeklärt ist oder dafür gehalten<br />

werden will, ist jetzt für die „Homo-<br />

Ehe“.<br />

Ein Lieblingsargument derer, denen<br />

trotz der zahlreichen Jubelpartys gelegentlich<br />

Zweifel <strong>an</strong> der Billig-Ehe kamen,<br />

lautete: durch Heirat mit einer/m deutschen<br />

PartnerIn könnten doch immerhin<br />

von Abschiebung ins Ausl<strong>an</strong>d bedrohte<br />

PartnerInnen in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

bleiben. Das trifft zwar für etliche Paare<br />

tatsächlich zu. Doch die Frage, ob die<br />

Ehe wirklich geeignet ist, die großen<br />

Defizite im Asyl- und AusländerInnenrecht<br />

auszubügeln, geht in der Diskussion<br />

nahezu vollständig unter. Kurz:<br />

Die lesbisch-schwule Bewegung in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d strebt in erster Linie die<br />

Gleichstellung mit Heterosexuellen im<br />

Rahmen der bestehenden Verhältnisse<br />

<strong>an</strong>. Eine Gesellschaftskritik, die darüber<br />

hinausgeht, ist selten geworden. ❚<br />

deutschl<strong>an</strong>dinternational<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Jutta Ditfurth: Das waren die<br />

Grünen. Abschied von einer Hoffnung.<br />

UllsteinTB 2001, Eur 8,70 (Ö)<br />

Eike Stedefeldt: Schwule Macht<br />

oder Die Em<strong>an</strong>zipation von der<br />

Em<strong>an</strong>zipation. Espresso 1998, Eur<br />

16,40 (Ö)<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


themamenstruation<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Sacer mens<br />

Während in vorpartriarchalen Kulturen dem Blut der Frau eine<br />

besondere Stellung zukam, wurden menstruierende Frauen mit<br />

der zunehmenden Vormachtstellung der Männer als unrein und<br />

gefährlich erklärt. In unserer Kultur wird über Menstruation<br />

kaum gesprochen. Von Verena Fabris und Eva Steinheimer<br />

Sie heißt rote T<strong>an</strong>te, Rosenblüte,<br />

T<strong>an</strong>te Rosa aus Amerika, Bloody<br />

Mary, Schokoladezeit, monatliche<br />

Blödigkeit oder the curse,<br />

der Fluch. Beinahe alle Frauen<br />

im gebärfähigen Alter bekommen sie<br />

etwa einmal im Monat: die Regel. Ihre<br />

erste Menstruation– die Menarche– erleben<br />

viele Mädchen völlig unvorbereitet<br />

als wenig erfreuliches Ereignis.<br />

Das erste Mal. Die 25-jährige Studentin Tina,<br />

die ihre Regel mit elf Jahren bekam,<br />

erzählt:„Da bin ich so am Klo gesessen<br />

und habe plötzlich so eine bräunliche<br />

Flüssigkeit entdeckt. Ich habe meine<br />

Oma gerufen, und die hat gesagt: ,Ja<br />

Dirndl, jetzt ist es so weit. Jetzt hast du<br />

die Regel.‘ Und ich hab‘ gedacht:<br />

Scheiße.“ Die 34-jährige Kr<strong>an</strong>kenschwester<br />

Paula hat ihre erste Menstruation<br />

mit siebzehn bekommen:„Ich war ein<br />

ziemlicher Spätzünder. Ich habe schon<br />

drauf gewartet. Einmal habe ich meine<br />

Eltern gehört, wie sie darüber sprachen,<br />

dass ich wahnsinnig werden könnte,<br />

weil ich meine Regel noch nicht hatte.<br />

Die haben gedacht, dass sich d<strong>an</strong>n das<br />

Blut irgendwo staut oder so und du<br />

d<strong>an</strong>n wahnsinnig wirst.“ Gefreut hat<br />

sich hingegen die 51-jährige Unternehmerin<br />

Angela über die „G’schicht“, wie<br />

ihre Großmutter die Regel n<strong>an</strong>nte:„Ich<br />

war durchs Bravo ziemlich aufgeklärt<br />

und hab’ schon immer nachgeschaut, ob<br />

schon was zu sehen ist. Als sie d<strong>an</strong>n<br />

kam, war es g<strong>an</strong>z harmlos. Meine Mutter<br />

hat mir Watte und Zellstoff gegeben,<br />

aber ich wollte moderne Binden – die<br />

musste ich mir allerdings selber kaufen.“<br />

G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders war es für die 43-jährige<br />

Buchautorin Gabriele Pröll:„Ich habe es<br />

der Mama gesagt, und die ist mit mir in<br />

den Erdäpfelkeller geg<strong>an</strong>gen und hat<br />

mir so eine Monatshose gegeben und


Fo t o s : A rc h i v ( l i ) , M a g d a l e n a B l a s zc z u k ( r e )<br />

Binden aus Watte zum Einknüpfen und<br />

hat gesagt: du wirst jetzt eine Frau und<br />

du kriegst das jeden Monat, und d<strong>an</strong>n<br />

ist sie wieder geg<strong>an</strong>gen. Und da bin ich<br />

da in dem Keller gest<strong>an</strong>den und war irritiert<br />

und habe mich irgendwie auch geniert.“<br />

Mütter kommentieren die erste<br />

Menstruation oft mit den Worten:„Nun<br />

bist du eine Frau.“ Sylvia Groth vom<br />

Frauengesundheitszentrum Graz erzählt:„Ich<br />

war am Klo und hab Blut in<br />

der Hose entdeckt, also braune Flecken.<br />

Ich ging mit runtergezogener Hose zu<br />

meiner Mutter und die sagte:‚Jetzt bist<br />

du eine Frau!’ und ich hab nur gedacht:<br />

‚Ouäää!’. Das war doch eine große, plötzliche<br />

Veränderung. Es schien mir eine<br />

un<strong>an</strong>gemessen große Bedeutung für die<br />

Flecken in meiner Hose.“<br />

Menstruationsriten. Eine große Bedeutung<br />

hatte die Menstruation in den meisten<br />

vorpatriarchalen Kulturen, Menstruationsriten<br />

zählten zu den wichtigsten<br />

Kultfeiern. Die bek<strong>an</strong>ntesten sind die<br />

griechischen Thesmophorien (thesmophoria,<br />

gr. = gesetzbringend, Regel), bei<br />

denen sich die Frauen zum rituellen<br />

Menstruieren in den Temenos, einen sakralen<br />

Frauenort, zurückzogen. Im alten<br />

Griechenl<strong>an</strong>d gab es Frühlingsfeste, bei<br />

denen mit Menstruationsblut vermischter<br />

Weizen auf die Erde gestreut<br />

wurde, um die Fruchtbarkeit des Bodens<br />

zu erhöhen. Im alten Ägypten hieß<br />

es, dass roter Wein gemischt mit Menstruationsblut<br />

die spirituelle Kraft vergrößere.<br />

Die Hindus glaubten, dass die<br />

Menschen aus dem Menstruationsblut<br />

der Mutter Erde entst<strong>an</strong>den sind, und<br />

südamerik<strong>an</strong>ische Mythen erzählen,<br />

dass alle Menschen aus dem Menstruationsblut<br />

des Mondes entst<strong>an</strong>den.<br />

Die Menstruation einer Frau wurde<br />

als kosmisches Ereignis gesehen, das<br />

mit den Zyklen des Mondes verbunden<br />

ist. Die Fähigkeit der Frau zu bluten, ohne<br />

sich eine Wunde zuzufügen, wurde<br />

als Macht <strong>an</strong>gesehen. In der Zeit ihrer<br />

Menstruation zogen sich die Frauen oft<br />

zurück, um auf ihre innere Stimme zu<br />

hören. Die Träume und Erkenntnisse, die<br />

sie hatten, waren für den gesamten<br />

Stamm bedeutsam.<br />

Mit dem Verschwinden matriarchaler<br />

Kulturen änderten sich die Einstellungen<br />

gegenüber der Menstruation<br />

und verkehrten sich ins Gegenteil: Menstruation<br />

wurde als unrein und gefährlich<br />

betrachtet. Die heiligen Orte des<br />

Rückzuges wurden zu isolierten Räumen<br />

für menstruierende Frauen. Frauen<br />

wurden unter dem Vorw<strong>an</strong>d der Unreinheit<br />

entmachtet, in der katholischen<br />

Kirche wurde das männliche Blut, das<br />

Blut Christi, für heilig erklärt. Die menstruierende<br />

Frau wurde mit zahlreichen<br />

Tabus belegt. Vom 8. bis zum 11. Jahrhundert<br />

wurde menstruierenden Frauen<br />

zum Beispiel die Kommunion verwehrt.<br />

„Das Unreine hat aber auch etwas<br />

mit dem Heiligen zu tun“, sagt<br />

Caroline Ausserer, die ihre Diplomarbeit<br />

zum Thema Menarcheriten schrieb. In<br />

m<strong>an</strong>chen polynesischen Sprachen gibt<br />

es nur ein Wort für heilig und Verbot.<br />

Die Theologin und Psychologin Jutta<br />

Voss geht davon aus, dass sich das Wort<br />

Sakrament von sacer mens, der heiligen<br />

Menstruation, ableitet.<br />

Gebote und Verbote. Die Blutung der Frauen<br />

ist in jedem Fall etwas Außergewöhnliches,<br />

dem mit zahlreichen Verhaltensregeln,<br />

Ge- und Verboten sowie<br />

speziellen Ritualen begegnet wird. Die<br />

Details dieser Rituale unterscheiden<br />

sich von Kultur zu Kultur, es gibt aber<br />

auch Übereinstimmungen. In der männlich<br />

dominierten Ethnologie wurden<br />

menstruationthema<br />

sämtliche Regeln im Zusammenh<strong>an</strong>g „Der Tampon nimmt Ihre Regel da<br />

mit der Menstruation als Verbote und auf, wo sie stattfindet – im Inneren<br />

Tabus interpretiert. Isolierte Plätze für Ihres Körpers.“ Versteckt und un-<br />

menstruierende Frauen, wie die weit sichtbar soll sie ablaufen, sauber<br />

verbreiteten Menstruationshütten, und diskret! – die Menstruation<br />

wurden von männlichen Forschern als<br />

Orte der Unterdrückung <strong>an</strong>gesehen.<br />

Ausserer erzählt von einem Ethnologen,<br />

der meinte:„Wie geht es uns doch gut.<br />

Frauen können in der Zeit frei herumlaufen.“<br />

Für die Frauen selbst ist die sogen<strong>an</strong>nte<br />

Isolierung vielmehr eine<br />

Rückzugsmöglichkeit, ein Ort, wo sie<br />

sich auf sich selbst einlassen und mit<br />

<strong>an</strong>deren Frauen Zeit verbringen können,<br />

betonen sowohl Ausserer als auch Pröll,<br />

Autorin des Buches „Meine Tage“.<br />

Menstruationsriten sollten nicht<br />

isoliert von <strong>an</strong>deren Regeln und Ritualen<br />

einer Kultur interpretiert werden.<br />

Weit verbreitet ist zum Beispiel das Gebot<br />

zu fasten. Einerseits wird es mit<br />

dem Zust<strong>an</strong>d der rituellen Unreinheit<br />

der Frau begründet. Andererseits ist Fas- Frauengesundheitszentrum Graz<br />

ten ein weit verbreitetes Ritual zur<br />

T. 0316/83 79 98, Brockm<strong>an</strong>n-<br />

Stärkung und keineswegs auf menstrugasse 48/1.Stock, 8010 Graz:<br />

ierende Frauen beschränkt. In vielen http://www.fgz.co.at/ größtes deutsch-<br />

Kulturen gibt es Verbote, bestimmte sprachiges Internetportal zu Frauenge-<br />

Nahrungsmittel zuzubereiten, Feuer zu sundheit<br />

machen, bestimmte Gegenstände zu<br />

berühren und Geschlechtsverkehr zu Frauengesundheitszentrum Kärnten:<br />

haben. Zugrunde liegen den Verboten http://www.fgz-kaernten.at<br />

religiöse oder mythisch überlieferte<br />

Vorstellungen über die Gefahren oder Frauengesundheitszentrum Linz:<br />

Kräfte, die das Menstruationsblut in http://www.fgz-linz.at<br />

sich birgt. Einer Verletzung der Gebote<br />

werden vielfältige Folgen zugeschrie- Frauengesundheitszentrum Tirol:<br />

ben: Missernten, Kinderlosigkeit, Un- http://www.fgztirol.at<br />

wetter oder Tod.<br />

FEM – Frauengesundheitszentren<br />

Die Menarche. Vielerorts genießt die Me- Wien:<br />

narche, die erste Menstruation eines Mäd- http://www.fem.at<br />

chens, besondere Aufmerksamkeit. Sie<br />

wird von der Gemeinschaft mit großer Museum der Menstruation:<br />

Freude und Festen begrüßt, denn sie<br />

http://www.mum.org<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themamenstruation<br />

Die Blutung der Frau ist in jedem<br />

Fall etwas Aussergewöhnliches,<br />

dem mit zahlreichen Verhaltensregeln<br />

begegnet wird.<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

zeugt von der Fortpfl<strong>an</strong>zungsfähigkeit<br />

der jungen Frau und somit dem Fortbest<strong>an</strong>d<br />

der g<strong>an</strong>zen Ethnie. Für das Mädchen<br />

gilt es, die vorgeschriebenen Riten<br />

zu befolgen oder über sich ergehen zu<br />

lassen. Die Ausprägung dieser Rituale ist<br />

sehr unterschiedlich und reicht von rituellen<br />

Tänzen über Tätowierungen bis<br />

hin zu Genitalverstümmelungen. Caroline<br />

Ausserer hat sich in ihrer Diplomarbeit<br />

bewusst nur mit positiv besetzten<br />

Menarcheritualen beschäftigt:„Mir ist es<br />

auch darum geg<strong>an</strong>gen zu zeigen, inwiefern<br />

Rituale unterstützend sein können,<br />

die Menstruation positiv zu erleben.<br />

Schön f<strong>an</strong>d ich zum Beispiel die Initiationsriten<br />

der Ndembu in Sambia.“<br />

Dort laufen die Initiationsriten in drei<br />

Phasen ab: zuerst wird das Mädchen<br />

von der Gruppe getrennt und kommt in<br />

eine Hütte abseits des Dorfes. In einer<br />

zweiten Phase wird sie von einer älteren<br />

Frau, einer Zeremonienleiterin, in verschiedene<br />

Wissensgebiete eingeführt:<br />

Medizin, Sexualität, T<strong>an</strong>z, Umg<strong>an</strong>g mit<br />

dem Körper. In einer dritten Phase wird<br />

sie mit ihrem neuen Wissen in einem<br />

großen Festakt in die Gemeinschaft<br />

reintegriert. Ausserer glaubt, dass wir<br />

aus den Riten der Ndembu etwas für<br />

unsere Gesellschaft lernen könnten:<br />

„Also die Idee von der Mentorin, die<br />

dich einführt, hat mir gut gefallen. Das<br />

finde ich fehlt in unserer Gesellschaft<br />

ja komplett, der Überg<strong>an</strong>g vom Kindzum<br />

Erwachsensein. Das sollte m<strong>an</strong><br />

besser einbetten in eine Entwicklung.“<br />

Giftiges Blut. Auch in der Wissenschaft<br />

f<strong>an</strong>d die Menstruation Beachtung. Bek<strong>an</strong>nte<br />

Philosophen und Gelehrte durch<br />

die Epochen haben sich mit ihr beschäftigt.<br />

Der Umst<strong>an</strong>d, dass es sich dabei<br />

fast ausschließlich um männliche Wissenschafter<br />

h<strong>an</strong>delte, hat die Einstellung<br />

gegenüber der Menstruation und<br />

damit verbunden auch das Frauenbild<br />

nachhaltig geprägt. Wie in vielen <strong>an</strong>deren<br />

Kulturen hat sich auch in Griechenl<strong>an</strong>d<br />

die positive Einstellung gew<strong>an</strong>delt,<br />

sodass in der griechischen Antike die<br />

Menstruation als Beweis für die Minderwertigkeit<br />

der Frau galt, die als unvollkommener<br />

M<strong>an</strong>n gesehen wurde.<br />

Der Philosoph und Mathematiker Pythagoras<br />

(580-496 v.u.Z.) meinte, dass<br />

die Lebenssäfte der Frau in Ungleichgewicht<br />

seien und mit der Menstruation<br />

ein Überschuss aus der Nahrung abgeben<br />

werde. Ähnliche Ansichten vertraten<br />

auch der Arzt Hippokrates (460-377<br />

v.u.Z.) und der Philosoph Aristoteles<br />

(384-322 v.u.Z.). Hintergrund dieser Auffassung<br />

bildet die Humoralpathologie,<br />

die „Viersäftelehre“, wonach die richtige<br />

Mischung der Körpersäfte Gesundheit<br />

bedeutet und deren Ungleichgewicht<br />

Kr<strong>an</strong>kheit hervorruft. Zudem war die<br />

Meinung weit verbreitet, jede Regelblutung<br />

bedeute eine missglückte<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft, da m<strong>an</strong> dachte, der<br />

Embryo entstehe aus dem Blut. In <strong>an</strong>deren<br />

Lehrmeinungen widerum galt das<br />

Blut als Nahrung des Embryos.<br />

Der römische Philosoph Plinius der<br />

Ältere (32-79 n.u.Z.) beschrieb ausführlich<br />

die Gefährlichkeit und Giftigkeit<br />

des Menstruationsblutes:„Der Wein<br />

versauert, die Früchte verdorren, Waffen<br />

und Messer werden stumpf, Metalle<br />

setzen Rost und Grünsp<strong>an</strong> <strong>an</strong>. Schw<strong>an</strong>gere<br />

Stuten abortieren unter dem Blick<br />

von, vor allem zum ersten Mal, menstruierenden<br />

Jungfrauen.“ Allerdings<br />

konnte das Blut laut Plinius auch bestimmte<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten heilen oder Ungeziefer<br />

vertreiben.<br />

Im Mittelalter wurde die Lehrmeinung<br />

von der minderwertigen Frau<br />

weiter tradiert. Immer mehr Einfluss<br />

gew<strong>an</strong>nen kirchliche Lehren, die die<br />

Menstruation auf den Sündenfall im<br />

Paradies zurückführten. Die bek<strong>an</strong>nte<br />

Äbtissin Hildegard von Bingen (1098-<br />

1179) schrieb:„Alle Gefäße des Weibes<br />

würden unversehrt und gesund geblieben<br />

sein, wenn Eva allezeit im Paradies<br />

verblieben wäre.“ Gleichzeitig versuchte<br />

sie aber neben dem Strafcharakter<br />

der Menstruation auch deren Bedeutung<br />

als Voraussetzung für Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

hervorzuheben. Mit dieser teilweise<br />

positiven Deutung st<strong>an</strong>d sie aber<br />

alleine da.<br />

Auch in der Renaiss<strong>an</strong>ce änderte<br />

sich wenig. Die medizinischen Kenntnisse<br />

unterschieden sich kaum von jenen<br />

der Antike. Die Einstellung gegenüber<br />

der Menstruation war geprägt von<br />

Magie, Religion und Humoralpathologie.<br />

So ist es auch wenig verwunderlich,<br />

wenn der berühmte Arzt und Philosoph<br />

Paracelsus (1493-1541) schreibt:„Es gibt<br />

kein Gift in der Welt, das schädlicher ist<br />

als das Menstruationsblut.“ Ab dem 18.<br />

Jahrhundert schließlich kommt es<br />

durch zunehmende medizinische Erkenntnisse<br />

zu einem W<strong>an</strong>del des Frauenbildes:<br />

die Frau ist kein minderwertiger<br />

M<strong>an</strong>n, keine gefährliche, menstruierende<br />

Hexe mehr, sondern der Gegenpol<br />

zum M<strong>an</strong>n, der Kinder gebären<br />

k<strong>an</strong>n. Das Hausmutterideal beg<strong>an</strong>n<br />

sich durchzusetzen.<br />

Ein pathologischer Zust<strong>an</strong>d. L<strong>an</strong>ge Zeit galt<br />

allein der männliche Samen als ausschlaggebend<br />

für die Zeugung. Erst im<br />

Jahr 1827 wurde die weibliche Eizelle<br />

entdeckt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts<br />

glaubten die Mediziner, dass die<br />

Zeit des Eisprungs und der Fruchtbarkeit<br />

zusammenfiele. Schließlich setzte<br />

sich die Überzeugung durch, dass die<br />

Menstruation die Ausstoßung eines<br />

nicht befruchteten Eis darstellt. Mit dieser<br />

Erkenntnis waren jedoch zahlreiche<br />

moralische Bewertungen verknüpft.<br />

Empfängnis, Schw<strong>an</strong>gerschaft und Geburt<br />

wurden als normale Zustände der<br />

Frau erklärt, während die Menstruation


Fo t o s : A rc h i v ( l i ) , Ve r e n a Fa b r i s ( r e )<br />

zu einem pathologischen Zust<strong>an</strong>d gemacht<br />

wurde:„Jedes Ei, welches in die<br />

Gebärmutter gel<strong>an</strong>gt (...) muss stets befruchtet<br />

werden. Wenn jedoch die Frau<br />

den cohabitationsact nicht häufig genug<br />

ausübt, so ist ihr Leben nicht hygienisch,<br />

und die derartige Vernachlässigung<br />

dieser neuen hygienischen Regel<br />

führt zur Menstruation, d.h. (...) zu einem<br />

pathologischen Zust<strong>an</strong>d.“ Psychologen<br />

wie Krafft-Ebing erklärten Frauen<br />

während der Menstruation für verrückt<br />

und erstellten aufwendige Studien über<br />

das „Irre-Sein“ der Frauen. Allen Frauen<br />

wurde die Neigung zur Hysterie (= gr.<br />

für Gebärmutter) attestiert, wobei davon<br />

ausgeg<strong>an</strong>gen wurde, dass der „wild<br />

gewordene Uterus“ für die hysterischen<br />

Leiden ver<strong>an</strong>twortlich sei. Krafft-Ebing<br />

behauptete, dass Frauen zur Zeit der<br />

Menstruation viel häufiger zu Mörderinnen,<br />

Diebinnen oder Br<strong>an</strong>dstifterinnen<br />

würden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

glaubte ein Wiener Arzt, ein Menstruationsgift<br />

entdeckt zu haben, dessen<br />

Existenz erst 1958 widerlegt wurde.<br />

Vielfache Beachtung f<strong>an</strong>d das Prämenstruelle<br />

Syndrom (PMS). PMS bezeichnet<br />

eine Vielzahl von Symptomen,<br />

die Frauen vor oder während ihrer Periode<br />

aufgrund des erhöhten Hormonspiegels<br />

erfahren. In den letzten 30 Jahren<br />

hat die Pharmaindustrie menstruierende<br />

Frauen als Markt entdeckt und<br />

zahlreiche Medikamente gegen PMS<br />

entwickelt. Nicht zuletzt sollen damit<br />

auch wirtschaftliche Interessen befriedigt<br />

werden: die Frau soll funktionieren,<br />

100% einsatzfähig sein.<br />

Zur Zeit gibt es in Jap<strong>an</strong> Forschungstendenzen,<br />

die Menstruation mit Medikamenten<br />

zu unterdrücken. „Viele ,modern<br />

women` wollen nicht bluten“,<br />

meint Frauenärztin Sonja Karasegh.<br />

„Aber was bedeutet das für uns Frauen,<br />

wenn wir nur mehr künstlich funktionieren<br />

und nicht mehr unter einem<br />

natürlichen Rhythmus schwingen?“ Sylvia<br />

Groth vom Grazer Frauengesundheitszentrum<br />

sieht diese Tendenzen in<br />

der medizinischen Forschung in einem<br />

Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g:„Hinter dieser<br />

Forschung steckt aber g<strong>an</strong>z einfach das<br />

Gesamtkonzept, das die heutige Medizin<br />

vom weiblichen Körper hat. Im Fall<br />

der Menstruation sollen die natürlichen<br />

Veränderungen von Frauen abgeschafft<br />

werden. Das finden wir auch bei der<br />

Hormonbeh<strong>an</strong>dlung im Wechsel.“<br />

Rote Rosen. Außer im medizinischen Kontext<br />

wird die Menstruation in unserer<br />

Kultur kaum thematisiert. „Sie kommt<br />

vor über die Werbung zur Monatshygiene.<br />

Da ist jedoch eigentlich die Botschaft,<br />

dass frau sie möglichst verstecken<br />

soll“, attestiert Gabriele Pröll.<br />

Ende des 19. Jahrhunderts wurden<br />

die Wegwerfbinden erfunden. 1950 kam<br />

der Tampon auf den Markt. Doch erst in<br />

den 50er Jahren nahm die Werbung für<br />

Monatshygieneartikel und Schmerzmittel<br />

zu. Statt kleiner versteckter Hinweise<br />

konnte m<strong>an</strong> nun große halb- oder<br />

g<strong>an</strong>zseitige Werbeeinschaltungen finden.<br />

Die Hauptbotschaft der Werbung<br />

in den 60er Jahren lautet: Sicherheit,<br />

Freiheit, Zuverlässigkeit, Schutz. „Tampax<br />

Tampon. Damit du keine Entschuldigung<br />

brauchst. Du k<strong>an</strong>nst ungehindert<br />

die magische Welt des Meeres genießen.<br />

Jederzeit. Keine Ausreden nötig,<br />

wie: Ich habe ein schwere Erkältung<br />

oder: Ich habe eine schlimme Entzündung<br />

am Finger“, lautete eine Werbebotschaft<br />

aus den 60ern. Nach wie vor<br />

operiert die Werbeindustrie mit dem Erzeugen<br />

von Gefühlen wie Freiheit und<br />

Sicherheit und verbindet den Gebrauch<br />

von bestimmten Artikeln mit Begriffen<br />

wie jugendlich, schön, sportlich, aktiv.<br />

Sicherheit, Sauberkeit und Diskretion<br />

des zu bewerbenden Produktes stehen<br />

im Vordergrund, verbreitet wird die Bot-<br />

links: Caroline Ausserer<br />

rechts: Gabriele Pröll bietet<br />

Beratung für Frauen und<br />

Mädchen <strong>an</strong>, die Probleme mit<br />

ihrer Menstruation haben oder<br />

sich näher mit ihr beschäftigen<br />

wollen. Nähere Infos unter:<br />

gabi.proell@chello.at<br />

schaft, dass die Menstruation nicht erwünscht<br />

ist, dass alles get<strong>an</strong> werden<br />

soll, um die Zeit der Menstruation so<br />

„normal“ und unauffällig wie möglich<br />

zu gestalten. Es wird den Frauen vermittelt,<br />

dass sie, wenn sie bestimmte Produkte<br />

benutzen, so funktionsfähig sind,<br />

wie wenn sie ihre Periode nicht haben.<br />

Nur für wenige Frauen spielt die<br />

Menstruation eine positive Rolle in<br />

ihrem Leben. Da kulturell überlieferte<br />

Riten fehlen, schlägt Gabriele Pröll vor,<br />

eigene Riten zu entwickeln. „Alleine,<br />

g<strong>an</strong>z kurz, einmal im Monat sich hinzulegen,<br />

vielleicht eine halbe Stunde, eine<br />

schöne Musik aufzulegen oder irgendwie<br />

eine Stimmung für sich zu erzeugen<br />

und hineinzuspüren, was da eigentlich<br />

passiert.“ Caroline Ausserer erzählt<br />

von einer Freundin, die sich, wenn<br />

sie die Regel bekommt, immer rote Rosen<br />

kauft. Eine <strong>an</strong>dere trägt immer rote<br />

Kleidung.<br />

Das letzte Mal. Keine Regel mehr bekommt<br />

die 56-jährige Malerin Ingrid.<br />

„Und das ist herrlich“, sagt sie lachend.<br />

Zunächst sei es schon eine Umstellung<br />

gewesen, schließlich habe sie die monatliche<br />

Blutung über vierzig Jahre l<strong>an</strong>g<br />

begleitet. Ingrid beg<strong>an</strong>n erst spät, sich<br />

mit ihrem Körper zu beschäftigen. Als<br />

sie mit Mitte fünfzig einmal die Menstruation<br />

nicht pünktlich bekam, dachte<br />

sie schon, das sei nun das letzte Mal gewesen<br />

und der Wechsel schon vorbei.<br />

D<strong>an</strong>n hat sie viel über den weiblichen<br />

Körper gelesen, und erst jetzt k<strong>an</strong>n sie<br />

dazu stehen, dass sie während der Regel<br />

oft sehr sensibel und „leicht <strong>an</strong>gerührt“<br />

war.<br />

Die 43-jährige Ärztin Lisa ist jedes<br />

Monat froh, dass sie ihre Menstruation<br />

noch bekommt:„Für mich ist das schon<br />

ein wichtiger Teil des Frau-Seins“, sagt<br />

sie. „Ich glaube, dass mir d<strong>an</strong>n wirklich<br />

etwas fehlen wird.“ ❚<br />

menstruationthema<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Gabriele Pröll: Meine Tage – Quelle<br />

weiblicher Kraft und Intuition.<br />

Bauer <strong>2002</strong>, Eur 15,50<br />

Caroline Ausserer:„Menstruation<br />

und weibliche Initiationsriten“ in der<br />

Reihe Historische Anthropologische<br />

Studien im Peter L<strong>an</strong>g Verlag der<br />

Wissenschaften (Hg. Hubert<br />

Ch. Ehalt) (erscheint im Herbst)<br />

Jutta Voss: Das Schwarzmond-Tabu.<br />

Die kulturelle Bedeutung des weiblichen<br />

Zyklus. Kreuz Verlag 2001,<br />

15. Auflg., Eur 25,60<br />

Luisa Fr<strong>an</strong>cia: Drachenzeit. Die<br />

verborgene Kraft der Menstruation.<br />

Frauenoffensive 1987, Eur 10,20<br />

Tricia Kreitm<strong>an</strong>, Fiona Finley, Fiona<br />

und Rosemary Jones: Problemlos<br />

durch die Tage. Was Mädchen über<br />

die Periode wissen möchten.<br />

Ueberreuter <strong>2002</strong>, Eur 9,90<br />

Regel-lose Frauen:Wechseljahre im<br />

Kulturvergleich. Hg. von Godula<br />

Kosack und Ulrike Krasberg,<br />

Helmer <strong>2002</strong>, Eur 19,50<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


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wechseljahre<br />

Hormone – alles gut?<br />

Wenn Frauen in die sogen<strong>an</strong>nte dritte Lebensphase wechseln, brauchen<br />

sie sich nicht darum zu sorgen, dass ihr Leben nun l<strong>an</strong>gweiliger verläuft,<br />

nur weil jetzt all die Aufregungen vorbei sind. Mit den Wechseljahren<br />

geht es erst richtig los.<br />

Hitzewallungen, Unpässlichkeiten, Schlaflosigkeit, Herzkreislauferkr<strong>an</strong>kungen<br />

oder Osteoporose. Aber keine Angst, es gibt ja die Hormonbeh<strong>an</strong>dlung.<br />

Fast jeder Frau werde dazu geraten, die Vorteile werden<br />

betont, Risiken verharmlost, so Sylvia Groth, Geschäftsführerin des<br />

Frauengesundheitszentrums in Graz (FGZ). Das FGZ weist bereits seit<br />

Jahren auf die geringe wissenschaftliche Basis der Vorteile einer Hormonbeh<strong>an</strong>dlung<br />

während der Wechseljahre hin und fordert gemeinsam<br />

mit dem bundesdeutschen Arbeitskreis Frauengesundheit, dem<br />

Deutschen Ärztinnenbund und dem deutschen Frauengesundheitszentrum<br />

ein Umdenken.<br />

Verstärkt wird diese Forderung durch alarmierende Resultate einer<br />

l<strong>an</strong>gjährigen Studie in den USA. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde<br />

den Teilnehmerinnen eine Östrogen/Gestagen-Kombination verabreicht.<br />

Schließlich wurde bek<strong>an</strong>nt, dass eine l<strong>an</strong>gjährige Einnahme das<br />

Risiko z.B. für Brustkrebs, Herzinfarkt, Thrombose oder Schlag<strong>an</strong>fall wesentlich<br />

erhöht. Die Studie musste aufgrund der nachgewiesenen gesundheitlichen<br />

Schäden kürzlich abgebrochen werden. Eine breite öffentliche<br />

Diskussion in Österreich über diese Ergebnisse f<strong>an</strong>d bisweilen<br />

noch nicht statt. Das FGZ macht auf mögliche Risiken von Hormoneinnahmen<br />

aufmerksam und informiert über alternative Beh<strong>an</strong>dlungsmethoden.<br />

PÖ<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, 8010 Graz,<br />

T. 0316/83 79 98, e-mail: frauen.gesundheit@fgz.co.at, http://www.fgz.co.at<br />

studie zum studium<br />

Kultur des Drop-outs<br />

„Akademische Grade zwischen Traum und Wirklichkeit“ – so der Titel einer<br />

Studie von Fr<strong>an</strong>k L<strong>an</strong>dler und Rene Dell´mour. Untersucht wurden<br />

die sozialen Bedingungen, welche für Studienerfolg und -dauer ausschlaggebend<br />

sind. Der familiäre Background von Studierenden ist nach<br />

wie vor von großer Bedeutung. Während Kinder aus AkademikerInnenhaushalten<br />

mit einer überdurchschnittlichen Wahrscheinlichkeit rechnen<br />

können, ihr Studium erfolgreich abzuschließen, haben Kinder von<br />

ArbeiterInnen und H<strong>an</strong>dwerkerInnen deutlich geringere Ch<strong>an</strong>cen auf<br />

einen erfolgreichen Studienabschluss. Neben der sozialen Herkunft<br />

spielt die Geschlechtszugehörigkeit eine entscheidende Rolle für den<br />

Studienerfolg. So brechen Studentinnen ihr Studium häufiger ab als ihre<br />

Kollegen.<br />

Generell gebe es in Österreich eine „Kultur des Drop-Outs“, so<br />

L<strong>an</strong>dler, die bereits in den BHS und AHS beginne. Das Projektzentrum<br />

Frauenförderung reagiert auf die hohe Drop-Out-Rate und bietet im<br />

<strong>September</strong> ein dreitägiges Seminar <strong>an</strong>, bei dem sich Studien<strong>an</strong>fängerinnen<br />

mit ihren Wünschen für die berufliche Zukunft ausein<strong>an</strong>der setzen<br />

können. <strong>an</strong>i<br />

„Was will Frau eigentlich von der Uni?“<br />

Seminar für Studien<strong>an</strong>fängerinnen vom 17.09.-19.09.<strong>2002</strong> im Institut für Soziologie,<br />

Rooseveltplatz 2, 1090 Wien (Seminarraum II)<br />

Info und Anmeldung: Projektzentrum Frauenförderung, Marie-Theresien-Str. /17, 1090 Wien,<br />

T. 01/4277/18431, e-mail: femail@univie.ac.at, http://www.univie.ac.at/frauenfoerderung<br />

tagung<br />

Film- und TV-Wissenschaften<br />

<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />

Von 15. bis 18. Mai 2003 findet in Wien eine internationale Tagung mit<br />

dem Titel „Screenwise – St<strong>an</strong>dorte und Szenarien der zeitgenössischen<br />

feministischen Film- und TV-Wissenschaften“ statt. Die von Synema<br />

und dem Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschaftlerinnen in Kooperation<br />

mit dem Österreichischen Filmmuseum org<strong>an</strong>isierte Tagung möchte<br />

neben einer Best<strong>an</strong>dsaufnahme feministischer Film- und TV-Wissenschaften<br />

„Fragen nach der Konstitution und Reflexion des Subjekts der<br />

zeitgenössischen Theorie zu Kino und TV“ aufwerfen. Wissenschafterinnen<br />

aus dem Bereich Film-, Fernseh- und Medienwissenschaften<br />

oder verw<strong>an</strong>dten Gebieten der Geistes- und Sozialwissenschaften können<br />

noch bis zum 15. Oktober ihre Abstracts einsenden, um sich für<br />

einen Vortrag zu bewerben. <strong>an</strong>i<br />

Info: SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien, Neubaugasse 36/1/1/1, A-1070 Wien, e-mail: synema@chello.at<br />

schweiz und eu<br />

Datenb<strong>an</strong>ken<br />

Expertin gesucht? Das sollte kein Problem sein, haben sich der Verein<br />

Feministische Wissenschaft Schweiz und die Schweizerische Akademie<br />

der Naturwissenschaften gedacht und die Expertinnendatenb<strong>an</strong>k „femdat“<br />

initiiert. Die dreisprachige Datenb<strong>an</strong>k ermöglicht die Suche nach<br />

Fachfrauen aus den unterschiedlichsten Bereichen in Wissenschaft und<br />

Praxis. Eintragen können sich alle Frauen, die über einen Abschluss <strong>an</strong><br />

einer Universität oder Fachhochschule oder über mehrjährige Erfahrung<br />

in einem Fachgebiet verfügen. „Women <strong>an</strong>d Science“ heißt die<br />

Internetseite der EU, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Daten über die<br />

Situation von Frauen in der Wissenschaft zu sammeln. Unter den statistisch<br />

aufgearbeiteten Daten über alle fünfzehn Länder der EU findet<br />

sich allerlei nützliches Zahlenmaterial über die Repräsentation von<br />

Frauen in den verschiedenen Fachbereichen, hochschulinternen<br />

Hierarchien und Gremien. Ergänzt wird die Datenfundgrube durch<br />

eine umf<strong>an</strong>greiche Linksammlung. <strong>an</strong>i<br />

Femdat: http://www.femdat.ch<br />

Women <strong>an</strong>d Science: http://europa.eu.int/comm/research/science-society/women/wssi/index_en.html<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


wissenschaftforum<br />

„Ich sehe, was ich weiß“<br />

In der Art, wie eine Stadt mit ihren Häuserfassaden, Denkmälern und Museen<br />

umgeht, zeigt sich der Umg<strong>an</strong>g der Gesellschaft mit ihrer Geschichte und ihrem<br />

Kulturerbe. Gegen das Verdecken weiblicher Geschichte arbeitet Petra Unger<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Seit zehn Jahren arbeite ich als<br />

Kunst- und Kulturvermittlerin in<br />

verschiedensten Ausstellungshäusern,<br />

Museen und als staatlich geprüfte<br />

Fremdenführerin.Vor drei<br />

Jahren beg<strong>an</strong>n ich, im Alleing<strong>an</strong>g kritische,<br />

feministische Frauenstadtspaziergänge<br />

durch Wien und im Kunsthistorischen<br />

Museum <strong>an</strong>zubieten.<br />

Anlass meiner Beschäftigung mit<br />

Frauen in der (Kunst)geschichte war das<br />

eigene Unbehagen: als Frau nicht vorzukommen,<br />

nicht erwähnt zu werden,<br />

mit-gemeint zu sein; ständig Inhalte<br />

vermitteln zu müssen, die mit mir, meiner<br />

Lebenssituation, vor allem meiner<br />

Existenz als Frau, kaum oder gar nichts<br />

zu tun haben. Täglich Herrschafts- und<br />

Männergeschichte zu erzählen, ist mir<br />

immer unmöglicher geworden, der ged<strong>an</strong>kliche<br />

und persönliche Spagat, der<br />

tägliche Akt der Selbstverleugnung in<br />

der Ausübung meines Berufes hat Unruhe<br />

hervorgerufen.<br />

Stadt der Männer. Herrscher-Eliten inszenieren<br />

sich in der Stadt in Form von<br />

Palästen, aufwendigen Wohnbauten,<br />

bestimmte gesellschaftliche Gruppen<br />

ver<strong>an</strong>lassen die Errichtung von Denkmälern<br />

und Gedenktafeln. Frauen<br />

finden sich in der Regel in den historischen<br />

Abbildungen selten wieder. Kaum<br />

eine Straße oder ein Platz, die nach einer<br />

historischen Frau ben<strong>an</strong>nt wurden,<br />

oder vom Denkmal einer solchen geziert<br />

wurden. Zahlreich vorh<strong>an</strong>den aber<br />

Fo t o s : M i c h a e l Ze c h a n y ( g ro s s) , A rc h i v ( k l e i n e )


powerd by:<br />

sind Frauen als allegorische Figuren,<br />

meist halbnackt oder nackt, als Dekoration:<br />

Frauenbilder, aber keine realhistorischen<br />

Frauen.<br />

Ent-decken. Frauengeschichte und ihre<br />

M<strong>an</strong>ifestation in Form von Gebäuden<br />

oder öffentlichen Inszenierungen des<br />

Gedenkens wird häufig als unsichtbar<br />

bezeichnet. Das ist in der Betrachtung<br />

der Stadt und der Museen nur bedingt<br />

richtig. Tatsächlich gibt es auffallend<br />

wenige Denkmäler und Gedenktafeln,<br />

Straßen und Plätze, die nach Frauen ben<strong>an</strong>nt<br />

sind. 1 Die Gebäude, in denen<br />

Frauen Geschichte geschrieben haben,<br />

stehen aber häufig noch. Diese den<br />

Frauen, die darin lebten und wirkten,<br />

wieder zuzuordnen, ist ein wesentlicher<br />

Best<strong>an</strong>dteil feministischer Forschungsund<br />

Vermittlungstätigkeit.<br />

Feministische Geschichtsvermittlung<br />

legt das Gewicht auf die Rolle der<br />

Frauen im historischen Kontext, <strong>an</strong>alysiert<br />

die damaligen Zuschreibungen,<br />

thematisiert die Beschränkungen und<br />

Diskriminierungen, denen Frauen – in<br />

unterschiedlicher Form – in allen Epochen<br />

ausgesetzt waren. Sie thematisiert<br />

die widerständigen Strategien,<br />

um trotz der zahlreichen Hindernisse<br />

zu einem Mindestmaß <strong>an</strong> Selbstverwirklichung<br />

zu kommen. Frauenbiografien<br />

zu erzählen allein, ist nicht genug.<br />

Es braucht eine kritisch-feministische<br />

Analyse, um Rollenzuschreibungen, die<br />

schon seit Jahrzehnten und Jahrhunderten<br />

existieren, nicht ein weiteres Mal<br />

zu reproduzieren bzw. zu verfestigen.<br />

Die kulturell-historischen Zuordnungen<br />

von Eigenschaften müssen in ihrer Entstehungsgeschichte<br />

reflektiert, hinterfragt<br />

und als Konstrukte vermittelt werden,<br />

nicht als unveränderliches Faktum.<br />

Beispiele. Affirmative Zuschreibungen<br />

finden sich häufig auch in Bildbeschriftungen<br />

von Frauenportraits in den Museen.<br />

Ein <strong>an</strong>schauliches Beispiel ist der<br />

Text zu einem Portrait Isabella d’Estes<br />

im Kunsthistorischen Museum Wien 2 :<br />

„Das eine Bild von Tizi<strong>an</strong> zeigt Isabella<br />

als junge Frau (...), wobei dessen Kopie<br />

von Rubens nicht erhalten ist. Das <strong>an</strong>-<br />

dere, die sogen<strong>an</strong>nte „Isabella in Rot“<br />

kam ihrem Alter näher – sie war bereits<br />

über sechzig, aber immer noch putzsüchtig.“<br />

Was soll frau dazu sagen?! Ein<br />

männliches Portrait wird wohl kaum in<br />

dieser Weise beschrieben werden!<br />

Isabella D’Este (1474-1539) war eine<br />

der meistgefeierten Frauen ihrer Zeit,<br />

hochgebildet, eine einflussreiche Kunstmäzenin.<br />

Nicht nur die Inhalte der Bilder<br />

und Objekte müssen daher kritisch hinterfragt<br />

und betrachtet werden, sondern<br />

häufig auch die museologischen Mittel.<br />

Die Abbildung von Vergewaltigung,<br />

sexueller Belästigung und deren gesellschaftlichen<br />

Folgen werden in inhaltlichen<br />

Beschreibungen oft verharmlost.<br />

Vergewaltigung wird als „Verführung“<br />

bezeichnet.Weibliche Verzweiflungstaten<br />

werden bis zur Unkenntlichkeit uminterpretiert.<br />

Die Geschichte der römischen<br />

Mythologie beschreibt Lukrezia,<br />

die Frau eines römischen Feldherren, die<br />

nach einer Vergewaltigung Selbstmord<br />

begeht, um der Diskriminierung als „Geschändete“<br />

zu entgehen. Im Bildkommentar<br />

des Bildes von Veronese im Kunsthistorischen<br />

Museum wird ihre Verzweiflungstat<br />

als „Heldentat“ bezeichnet.<br />

Eine völlig unzulässige Interpretation.<br />

Das Fehlen von Frauengeschichte<br />

zeigt sich auch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des Gemäldes<br />

des Malers Ferdin<strong>an</strong>d Andri mit dem Titel<br />

„Sitzende in rotem Kleid“ 3 . Dahinter<br />

verbirgt sich Helene Zarci, die dem Maler<br />

mehrere Male Modell st<strong>an</strong>d. Das<br />

Fehlen ihres Namens leugnet ihre Existenz<br />

als reale Frau und damit ihre<br />

Geschichte.<br />

Aufgaben. Ein wesentlicher Best<strong>an</strong>dteil<br />

feministischer Kulturvermittlung ist es<br />

auch, Unerwähntes zu benennen. Damit<br />

ist vor allem die Geschichte der widerständigen<br />

und revolutionären Frauen<br />

gemeint. Die besondere Rolle von<br />

Frauen während der Revolution 1848<br />

oder der Feministinnen der Frauenbewegung<br />

soll sichtbar gemacht und in<br />

Beziehung zu heutigen Verhältnissen<br />

gebracht werden. So profitieren heute<br />

noch Frauen von den Errungenschaften<br />

der ersten und zweiten Frauenbewegung.<br />

Anh<strong>an</strong>d dessen läßt sich auch<br />

thematisieren, dass erkämpfte Rechte<br />

immer wieder bedroht sind, weibliche<br />

Errungenschaften immer wieder Gefahr<br />

laufen, abgeschafft zu werden.<br />

Feministische Kunst- und Kulturvermittlung<br />

bietet also ein breite Palette<br />

von Möglichkeiten, die Diskriminierung<br />

von Frauen in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen aufzuzeigen, historische<br />

Vorbilder dem Vergessen oder Verleugnen<br />

zu entreißen. H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten<br />

müssen aufgezeigt werden, indem<br />

auf die Konstruiertheit verschiedener<br />

Phänomene, Werte und Definitionen<br />

hingewiesen wird und damit die<br />

Veränderbarkeit als Dimension eingeführt<br />

werden k<strong>an</strong>n. In diesem Sinne hat<br />

feministische Vermittlungsarbeit das<br />

Ziel, den kritischen Blick zu schärfen,<br />

Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen<br />

und Zukunftsvisionen zu erlauben.<br />

Persönlicher St<strong>an</strong>dpunkt. Feministische<br />

Theorien haben die Konstruktion der<br />

unterschiedlichen Weiblichkeitsbegriffe<br />

sichtbar gemacht und damit auch ihre<br />

Veränderbarkeit.„Weiblichkeit als Schicksal“<br />

ist damit relativiert. Diese Erkenntnis<br />

ist für mich ein wesentlicher Ausg<strong>an</strong>gspunkt<br />

meiner Arbeit in der Kulturvermittlung:<br />

Das historisch-kulturellgesellschaftliche<br />

Gewordensein von<br />

Geschlechterdefinitionen aufzuzeigen<br />

und damit einhergehend das Aufzeigen<br />

der gestalterischen Möglichkeiten, ist<br />

Dreh- und Angelpunkt meiner Tätigkeiten.<br />

Feminismus beinhaltet, Frauen darin<br />

zu bestärken, aktiv zu werden in der<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit ihrer Realität –<br />

auch politisch. Sichtbar machen, Kritikfähigkeit<br />

stärken, Selbstbewusstsein<br />

fördern, Strategien aufgreifen oder die<br />

Entwicklung neuer Strategien initiieren,<br />

Diskussionen in G<strong>an</strong>g bringen, sind zentrale<br />

Momente meines Bemühens als<br />

Kulturvermittlerin. Feministische Theorien<br />

sind mir darin ein wertvolles und<br />

zentrales Instrument, zusammen mit<br />

den Objekten in Museen, Ausstellungen<br />

und der Stadt, die mir als lustvolles und<br />

interess<strong>an</strong>tes Medium der Vermittlung<br />

von Inhalten dienen. Eine Kombination,<br />

die mir ein direktes Vermitteln vor Ort<br />

erlaubt. ❚<br />

forumwissenschaft<br />

Petra Unger schrieb ihre Diplomarbeit<br />

zum Thema:„Ich sehe, was ich<br />

weiss“ Aspekte feministischer<br />

Kulturvermittlung.<br />

Anmeldung für Frauenstadtspaziergänge:<br />

T. 01/595 29 62,<br />

e-mail: p.unger@nextra.at<br />

1 Die Grazer Künstlerin Veronika<br />

Dreier führte 1990 in Graz eine<br />

Studie zur historischen Repräsentation<br />

von Frauen in der Öffentlichkeit<br />

durch. Das Ergebnis war bedenklich:<br />

von 193 Gedenktafeln, Denkmälern<br />

und Plastiken waren g<strong>an</strong>ze vier(!)<br />

Frauen gewidmet. In dem Buch<br />

„Grazer Straßennamen“ von Astrid<br />

Wentner und Karl Kubinsky wird<br />

festgestellt, dass mehr Strassen<br />

nach Vogelnamen als nach Frauen<br />

ben<strong>an</strong>nt sind. In Wien dürfte die<br />

Situation identisch sein.<br />

2 Bild rechts oben<br />

3 Bild rechts unten<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

In Verh<strong>an</strong>dlung<br />

Renate Brauner, Wiener Frauenstadträtin, und Siegrid Wistrcil von TAMAR –<br />

Beratungsstelle für sexuell missbrauchte Frauen und Kinder zur gepl<strong>an</strong>ten Einführung<br />

von 3-Jahresverträgen bei der Subventionierung von Wiener Fraueneinrichtungen.<br />

Renate Brauner<br />

Die Frauenpolitik der derzeitigen Bundesregierung ist „bestenfalls“<br />

nicht vorh<strong>an</strong>den, meistens jedoch rückschrittlich und schädlich<br />

für die Eigenständigkeit der Frauen. Vereinen und Org<strong>an</strong>isationen,<br />

die explizit feministische Ansätze verfolgen, wird ihre Arbeit besonders<br />

schwer gemacht. Wien ist hier sicher <strong>an</strong>ders: mit einem Frauenressort,<br />

einer eigenen Frauenabteilung und einem auch in Zeiten insgesamt<br />

knapper werdender Mittel gesicherten Frauenbudget. Mir ist besonders<br />

auch der kontinuierliche Dialog mit den Wiener Fraueneinrichtungen<br />

und -beratungsstellen wichtig. An dieser Stelle muss jedoch<br />

auch mit Nachdruck festgehalten werden, dass die Stadt Wien nicht<br />

überall dort einspringen k<strong>an</strong>n, wo der Bund kürzt. Derzeit wendet das<br />

Frauenressort der Stadt Wien mit 5,5 Millionen Euro fast doppelt so viele<br />

Mittel für Subventionen auf, als der „Frauenminister“, der für g<strong>an</strong>z Österreich<br />

3 Millionen Euro für die Förderung von Frauenvereinen ausgibt.<br />

Doch auch in Wien wird der fin<strong>an</strong>zielle Spielraum leider zunehmend enger.<br />

In welchen Bereichen Geld für Frauen investiert wird, ist daher stets<br />

eine politische Entscheidung, das zeigt auch das in den letzten Jahren<br />

stets gestiegene Budget des Frauenbüros. Unsere Prioritätensetzung im<br />

Bereich Gewaltschutz ist mit der Eröffnung des 4. Wiener Frauenhauses<br />

klar dokumentiert. In einigen Fällen bemühen wir uns auch, durch Lobbying<br />

auch <strong>an</strong>dere Geldquellen für Vereine, die bereits unter Druck geraten<br />

sind, zu erschließen.<br />

Die Umstellung auf 3-Jahresverträge in Wien bietet sowohl für die<br />

Vereine als auch für die Fördergeberin die Ch<strong>an</strong>ce auf eine l<strong>an</strong>gfristige<br />

Pl<strong>an</strong>ung. Eine mehrjährige Absicherung hätte den unschätzbaren Vorteil,<br />

dass Vereine und ihre engagierten Mitarbeiterinnen wieder in Ruhe<br />

arbeiten könnten. Diese Umstellung ist derzeit Gegenst<strong>an</strong>d von partnerschaftlich<br />

und tr<strong>an</strong>sparent geführten Verh<strong>an</strong>dlungen – auch das unterscheidet<br />

Wien vom Bund. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt,<br />

dass etwa die Jährlichkeit der Förderungen zu Problemen für einige<br />

Einrichtungen geführt hat und zu Beginn des Kalenderjahres Fin<strong>an</strong>zierungslücken<br />

entstehen können. Nicht zuletzt wäre mit den 3-Jahresverträgen<br />

sicher eine Reduzierung des Bürokratieaufw<strong>an</strong>des verbunden,<br />

denn: bereits jetzt gibt es Vereine, die aufgrund der bürokratischen Schik<strong>an</strong>en<br />

der Bundesministerien mehr Zeit und Energie in ihre Abrechnungen<br />

als in ihre Beratungstätigkeit investieren müssen. Das alles k<strong>an</strong>n<br />

und darf nicht zur Normalität werden! ❚<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Siegrid Wistrcil<br />

St<strong>an</strong>dpunkte und<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Ab Herbst <strong>2002</strong> soll nun im Bereich der Frauenförderung der<br />

MA 57 eine längerfristigere Absicherung einiger Beratungstellen<br />

mittels 3-Jahresverträgen, sowie eine Verwaltungsvereinfachung<br />

stattfinden. Wir begrüßen diese Initiative und freuen uns, dass wir zu<br />

den Projekten gehören, die einen 3-Jahresvertrag bekommen, sehen jedoch<br />

auch einige grundsätzliche Probleme.<br />

Die Budgetkürzungen der Bundesregierung und die Beschränkung<br />

der Fördermittel für Frauen auf allen Ebenen (Bund, L<strong>an</strong>d und Stadt) treffen<br />

uns unabhängig davon, ob wir 1- oder 3-Jahresverträge bekommen:<br />

Zum einen wird die Höhe der Förderung am Status Quo eingefroren. Lediglich<br />

mit einer 2-prozentigen Inflationsabgeltung pro Jahr können wir in<br />

Zukunft rechnen. Das heißt, wir können unsere personellen und räumlichen<br />

Kapazitäten nicht mehr ausweiten, obwohl die Nachfrage in den<br />

letzten Jahren stark <strong>an</strong>steigt. Das hängt vielleicht mit einer Zunahme der<br />

sozialen Probleme zusammen, sicherlich aber damit, dass sexuelle Gewalt<br />

immer weniger ein Tabuthema ist und die Frauen heute eher Hilfe in Anspruch<br />

nehmen. Zum <strong>an</strong>deren sind – aufgrund dieser restriktiven Budgetpolitik<br />

– die 3-Jahresverträge nur für einen Teil der Wiener Frauenorg<strong>an</strong>isationen<br />

vorgesehen und <strong>an</strong>dere Projekte müssen um ihren Fortbest<strong>an</strong>d<br />

weiter b<strong>an</strong>gen, wodurch eine größere Konkurrenz innerhalb der Frauenszene<br />

um die insgesamt zu geringen Fin<strong>an</strong>zmittel entstehen k<strong>an</strong>n. Zusammenschluss<br />

und Solidarität ist daher wichtiger denn je!<br />

Ein weiteres Problem sehen wir darin, dass durch die Neuregelung<br />

eine Obergrenze für Gehälter festgelegt wird, was soviel heißt, dass<br />

Kolleginnnen, die viele Jahre in einer Org<strong>an</strong>isation arbeiten, nicht mehr<br />

vorgerückt werden können, wenn sie diese Gehaltsstufe erreicht haben.<br />

Auch wenn diese Obergrenze von den meisten Projekten heute noch<br />

nicht erreicht wird, so ist das ja nur auf die l<strong>an</strong>gjährige Unterbewertung<br />

und Unterbezahlung unserer Arbeit zurückzuführen. Es wäre unseres Erachtens<br />

falsch, darin einen Fortschritt zu sehen, wie es viele Kolleginnen<br />

tun, sondern es ist ein Eingriff in die Autonomie der Vereine, über ihre<br />

Personal- und Fin<strong>an</strong>zpolitik zu entscheiden.<br />

Zusammenfassend würden wir sagen:Wenn wir uns nicht spalten<br />

lassen und unser gemeinsames Ziel, nämlich ausreichende Förderung<br />

der Frauenarbeit und gerechte Entlohnung unserer Arbeit nicht aus den<br />

Augen verlieren, können wir die Neuregelung jedenfalls als einen großen<br />

Fortschritt sehen, haben aber noch viel Weg zurückzulegen. ❚


Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />

o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />

o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />

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Abo-Angebote gelten, wenn nicht <strong>an</strong>ders <strong>an</strong>gegeben, nur in Österreich.<br />

Keine Sorge: Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du k<strong>an</strong>nst es jederzeit verlängern.<br />

T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

An die Redaktion<br />

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DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

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„Texte und Tee“ – Mag. Anni Bürkl,<br />

Journalistin und Autorin. Angenommen<br />

werden Texte aller Art,<br />

in Deutsch und Englisch – zb. für<br />

Web, PR, Kultur-Ver<strong>an</strong>staltungen,<br />

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leider NOCH immer als Männerdomäne<br />

gilt und die meisten nicht<br />

mal wissen, dass auch Frauen diesen<br />

Sport ausüben(können), ist es<br />

leider schwer, neue Mitglieder zu<br />

werben. Wir würden uns sehr freuen,<br />

eine von euch mal bei einem<br />

Schnuppertraining begrüßen zu<br />

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Das Ärgste ist schon überst<strong>an</strong>den. Es wurden Wände versetzt, ein neues Klo eingebaut, ein Estrich verlegt,<br />

diverse Wände verputzt, verspachtelt, <strong>an</strong>gemalt und Tore lackiert, viel Dreck gemacht und wieder<br />

aufgeräumt. Jetzt holen wir tief Luft und hoffen auf die Subvention der MA 57 in voller Höhe.<br />

Noch immer können übrigens Umbaukröten ab 15,- Euro gekauft werden!<br />

Ab sofort können also auch wieder unsere Räume gemietet werden (Seminar-, Ver<strong>an</strong>staltungs- und<br />

Beratungsraum sowie der „Fliegende Schreibtisch“).<br />

Auskunft jederzeit telefonisch oder via e-mail


information<br />

Wom<strong>an</strong>@Work<br />

Nach wie vor sind Frauen stark unterrepräsentiert in den Betrieben des<br />

IT-Bereichs und nur selten erwägen sie, einen technischen Ausbildungsweg<br />

einzuschlagen. Um die aktive Teilnahme von Frauen <strong>an</strong> den Informationstechnologien<br />

zu fördern und sie zu der Wahl einer Ausbildung<br />

im IT-Bereich zu ermutigen, ver<strong>an</strong>staltet die Österreichische Computer<br />

Gesellschaft am 27. <strong>September</strong> einen Kongress für Frauen. Im Rahmen<br />

einer Kleinmesse können sich die Kongressteilnehmerinnen über Berufsmöglichkeiten<br />

in der IT-Br<strong>an</strong>che informieren. Teilnehmen können<br />

Schülerinnen, Studentinnen, Wiedereinsteigerinnen, Umsteigerinnen<br />

und interessierte Frauen im Alter von 18-45 Jahren. <strong>an</strong>i<br />

Kongress „Wom<strong>an</strong>@Work“, 27. <strong>September</strong> <strong>2002</strong>, 9.30-18.00, TU Wien, Neues Elektrotechnisches Institutsgebäude,<br />

Gusshausstraße 25-29, 1040 Wien, Anmeldung:Wom<strong>an</strong>@Work (bei Anmeldung bis 20.9. ist der Eintritt frei),<br />

http://www.ocg.at/events/waw/index.html<br />

bericht<br />

Frauenarmut<br />

Foto: Magdalena Blaszczuk<br />

Das Büro für Frauenfragen und Gleichbeh<strong>an</strong>dlung des L<strong>an</strong>des Salzburg<br />

und das Frauenbüro der Stadt Salzburg haben den Frauenarmutsbericht<br />

<strong>2002</strong> herausgegeben. Der Bericht zeigt auf, wie Armut unter Frauen entsteht,<br />

warum und in welchen Situationen Frauen mit Mittellosigkeit zu<br />

kämpfen haben. Immer noch sind Frauen einem weitaus höheren Armutsrisiko<br />

ausgesetzt als Männer. Schätzungen zufolge gelten in Österreich etwa<br />

500.000 Frauen als armutsgefährdet. Die größte Armutsfalle stellt dabei<br />

nach wie vor die unzureichende Ausbildung von Frauen dar. Erwerbstätigkeit<br />

gilt daher als zentraler Schlüssel zur Armutsvermeidung. Als besonders<br />

gefährdet gelten ausländische, behinderte, alleinerziehende,<br />

geschiedene und ältere Frauen. Scheidungen und Trennungen oder der<br />

Tod des Partners stellen dabei oft den Auslöser für den Weg in die fin<strong>an</strong>zielle<br />

Misere dar. Armut hat viele Gesichter und ist für Außenstehende auf<br />

den ersten Blick oft nicht erkennbar. Migr<strong>an</strong>tinnen sind zum Beispiel besonders<br />

häufig im Niedriglohnsektor oder als Hilfsarbeiterinnen <strong>an</strong>gestellt.<br />

Sie gehören somit zu den „working poor“ – den trotz Erwerbstätigkeit<br />

in Armut lebenden Menschen. Und noch eines machen die Autorinnen<br />

deutlich: Mittellosigkeit bedeutet nicht nur fin<strong>an</strong>zielle Not, sie geht in<br />

der Regel auch einher mit sozialem Ausschluss. Ein Kinobesuch, ein Nachmittag<br />

im Cafe – all dies können sich Menschen, die jeden Cent zweimal<br />

umdrehen müssen, nur selten leisten. Der Frauenarmutsbericht begnügt<br />

sich jedoch nicht mit einer Ursachen<strong>an</strong>alyse, er ist ergänzt um einen<br />

Maßnahmenkatalog, den die Verfasserinnen zur Bekämpfung der Frauenarmut<br />

erarbeitet haben. <strong>an</strong>i<br />

studie<br />

Resignative Zufriedenheit!?<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit<br />

Die ArbeiterInnenkammer Niederösterreich (AKNÖ) hat jetzt eine Studie<br />

in Angriff genommen, die herausfinden soll, wie Frauen die Veränderungen<br />

in der Arbeitswelt erleben. Teilzeitjobs, Zeitarbeitsverträge<br />

und atypische Beschäftigungsverhältnisse – die Veränderungen sind<br />

offensichtlich. Wie gehen Frauen damit um? Wie werden geschlechtsspezifische<br />

Diskriminierungen am Arbeitsplatz von Frauen wahrgenommen?<br />

Ab Herbst <strong>2002</strong> wird die AKNÖ Diskussionsrunden ver<strong>an</strong>stalten,<br />

in denen Licht ins Dunkel bezüglich der frauenspezifischen<br />

Wahrnehmung der Arbeitswelt gebracht werden soll. 900 Frauen sollen<br />

<strong>an</strong> dem Projekt teilnehmen. Die AKNÖ hat dabei durchaus konkrete<br />

Fragestellungen im Sinn:Wie gehen die Niederösterreicherinnen<br />

mit dem Faktum um, dass sie laut Studienvoruntersuchungen um<br />

durchschnittlich 36 Prozent weniger verdienen als die Männer im<br />

L<strong>an</strong>d – ein Wert, der über dem österreichweiten Durchschnitt liegt?<br />

Oder wie ist es um Strategien gegen die „gläserne Decke“ – dem Karrierestopp<br />

aus geschlechtsspezifischen Gründen – bestellt? Diese Fragen<br />

betreffen alle Frauen, unabhängig vom ausgeübten Beruf. AKNÖ-<br />

Expertin Bettina Heise meint, dass Frauen vielfach eine „resignative<br />

Zufriedenheit“ <strong>an</strong> den Tag legten. M<strong>an</strong>gelnde Alternativen und die Zufriedenheit<br />

darüber, überhaupt einen Job gefunden zu haben, führten<br />

vielfach dazu, dass die Frauen sich mit dem Gegebenem arr<strong>an</strong>gierten,<br />

<strong>an</strong>statt weiterführende Interessen zu verfolgen. <strong>an</strong>i<br />

workshop<br />

Call for Papers<br />

Am 15. November findet in Wien ein Workshop der Österreichischen<br />

Feministischen ÖkonomInnen statt. Für den Workshop werden noch<br />

WissenschafterInnen gesucht, die bereit sind, ihr Projekt während des<br />

Workshops vorzustellen. Bewerbungen für Beiträge aus allen Bereichen<br />

der Ökonomie können in Form einer 1 bis 2-seitigen Zusammenfassung<br />

noch bis zum 20. <strong>September</strong> einges<strong>an</strong>dt werden. Einzige Voraussetzung<br />

ist der geschlechtsspezifische Blickwinkel. <strong>an</strong>i<br />

Infos: http://economics.uni-linz.ac.at/members/weichsel/doris.htm<br />

Foto: Magdalena Blaszczuk<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o : A rc h i v kunsttherapeutinnen<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Ausdruck der Seele<br />

KunsttherapeutInnen sind vor allem Frauen, die mit viel Engagement und F<strong>an</strong>tasie ein neues<br />

Berufsfeld definieren. Von Gabi Horak<br />

Durch Malen, Gestalten und Experimentieren<br />

schafft sich die<br />

Seele einen Ausdruck. Kunsttherapie<br />

ist Therapie mit bildnerischen<br />

Mitteln, hilft traumatisierten<br />

und verzweifelten Menschen<br />

aus der Isolation, ist aber prinzipiell für<br />

alle Kinder und Erwachsenen geeignet,<br />

die ihr Leben neu orientieren wollen.<br />

Während im <strong>an</strong>gloamerik<strong>an</strong>ischen<br />

Raum oder auch in Deutschl<strong>an</strong>d und<br />

Holl<strong>an</strong>d „art therapy“ selbstverständlich<br />

in jeder Rehabilitationsklinik <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt<br />

wird, steckt die Kunsttherapie<br />

hierzul<strong>an</strong>de noch in den Kinderschuh-<br />

en. „So weit sind wir in Österreich noch<br />

l<strong>an</strong>ge nicht. Das wird noch zehn Jahre<br />

dauern“, prophezeit Anna Rakos, Kunsttherapeutin<br />

in Wien und alleinerziehende<br />

Mutter zweier Kinder. „In Engl<strong>an</strong>d<br />

und den USA gibt’s hunderte Ausbildungsstätten,<br />

Fortbildungen und Vereine.<br />

Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> gar nicht vergleichen.“<br />

Berufsbild in Entwicklung. Aus – bzw. Weiterbildungstätten<br />

für <strong>an</strong>gehende<br />

KunsttherapeutInnen gibt es in Österreich<br />

einige wenige. Bek<strong>an</strong>nt sind das<br />

österreichische Kolleg für Kunsttherapie<br />

^<br />

am polycollege Stöbergasse und die<br />

Wiener Schule für Kunsttherapie. Beide<br />

Ausbildungen dauern vier Jahre und<br />

sind berufsbegleitend. Das Curriculum<br />

der beiden Schulen orientiert sich <strong>an</strong><br />

europäischen Richtlinien, der Abschluss<br />

berechtigt daher zur Aufnahme im<br />

österreichischen Dachverb<strong>an</strong>d.<br />

Der österreichische Fachverb<strong>an</strong>d<br />

für Kunst– und GestaltungstherapeutInnen<br />

(ÖFKG) wurde 1997 gegründet,<br />

im gleichen Jahr konnten die „Theoretischen<br />

Grundlagen der Kunsttherapie“<br />

im Rahmen des ersten internationalen<br />

Symposiums in Wien einem größeren


Fo t o s : G a b i H o ra k<br />

Fachpublikum vorgestellt werden. Der<br />

Dachverb<strong>an</strong>d leistet viel Vernetzungsarbeit,<br />

gibt einen Folder mit allen in<br />

Österreich tätigen KunsttherapeutInnen<br />

heraus und die ehrenamtlichen Mitglieder<br />

treffen sich zum monatlichen<br />

jour-fixe.<br />

KunsttherapeutIn ist als Beruf hier<br />

zul<strong>an</strong>de noch immer nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.<br />

Der Dachverb<strong>an</strong>d arbeitet <strong>an</strong> der Entwicklung<br />

eines einheitlichen Berufsbildes,<br />

doch das erweist sich schon deshalb<br />

als schwierig, weil es keine geregelte<br />

Berufsausbildung gibt. Kunsttherapie<br />

ist kein psychotherapeutisches<br />

Verfahren im Sinne des Psychotherapiegesetzes,<br />

sondern arbeitet nach eigenen<br />

therapeutischen und pädogogischen<br />

Methoden.<br />

Engagement von Frauen. Die Berufsaussichten<br />

als KunsttherapeutIn sind nicht gerade<br />

rosig. Viele arbeiten nach der Ausbildung<br />

in ihren Ursprungsberufen weiter<br />

und betrachten die Kunsttherapie<br />

als Zusatzqualifikation, m<strong>an</strong>che wagen<br />

den Sprung in die Selbständigkeit und<br />

müssen in mühevoller Kleinarbeit das<br />

neue Berufsfeld erschließen. „M<strong>an</strong> muss<br />

irrsinnig viel arbeiten“, weiß Anna Rakos<br />

aus eigener Erfahrung. „Ich war im Altersheim,<br />

da musst du mal umsonst<br />

arbeiten, d<strong>an</strong>n eine Stunde bezahlt,<br />

d<strong>an</strong>n Vorträge halten und erklären,<br />

was das überhaupt ist. Alle finden das<br />

toll, aber es gibt halt kein Geld. Und<br />

wenn der Dritte kommt und das umsonst<br />

macht, d<strong>an</strong>n gibt´s vielleicht<br />

irgendw<strong>an</strong>n Geld. Das braucht sehr<br />

viel Engagement.“<br />

Ähnlich wie in <strong>an</strong>deren sozialen Berufen<br />

sind auch in der Kunsttherapie<br />

eindeutig mehr Frauen tätig. „Es ist vielleicht<br />

eher ein weibliches Wagnis, sich<br />

auf die ungewissen Berufsaussichten<br />

und die schlechte Bezahlung einzulassen“,<br />

vermutet Anna Rakos.<br />

Sie selbst hat Ethnologie studiert<br />

und wollte „immer gerne die Kunst mit<br />

der Ethnologie verbinden“. Ihre kunsttherapeutische<br />

Ausbildung hat sie am<br />

polycollege Stöbergasse absolviert,<br />

^<br />

^<br />

währenddessen beg<strong>an</strong>n sie im Verein<br />

Hemayat mit traumatisierten Flüchtlingen<br />

zu arbeiten. Mittlerweile hat sie Erfahrungen<br />

in den verschiedensten Institutionen<br />

gesammelt, arbeitete mit verhaltensauffälligen<br />

Kindern, älteren<br />

Menschen und auf der heilpädagogischen<br />

Station im Wiener AKH. Im 18.<br />

Wiener Gemeindebezirk hat sie ein eigenes<br />

Atelier, das für private KlientInnen<br />

genutzt wird. Einmal die Woche<br />

ver<strong>an</strong>staltet sie das „Offene Atelier für<br />

Frauen“, denn „wenn Frauen ohne Männer<br />

zusammen sind, d<strong>an</strong>n laufen die<br />

Gespräche einfach <strong>an</strong>ders. Es kommen<br />

Themen und Gestaltungen, die sich<br />

ähneln, sei es die Farbe Rot oder die Spirale.<br />

Es entwickelt sich ein Solidaritätsgefühl.<br />

Für mich ist es eine lustbetonte<br />

Sache, deshalb will ich auch nur Frauen<br />

dabei haben“. Demnächst tritt sie eine<br />

neue Stelle im St. Anna Kinderspital <strong>an</strong>.<br />

„Das war das erste Mal, dass die Stelle<br />

einer Kunsttherapeutin in der Zeitung<br />

ausgeschrieben war“.<br />

Therapie ohne Grenzen. Hemayat ist ein<br />

Verein zur Betreuung von folter- und<br />

kriegsüberlebenden Flüchtlingen. Anna<br />

Rakos arbeitete zunächst vor allem mit<br />

Frauen, die Opfer von (sexueller) Gewalt<br />

und Folter wurden, später zunehmend<br />

auch mit Kindern, die aus Kriegsgebieten<br />

geflüchtet waren oder ihre Eltern<br />

verloren hatten. „Zuerst setzen wir uns<br />

zu einem Gespräch zusammen, denn<br />

sehr viele wissen nicht, was Kunsttherapie<br />

ist. Es wird festgestellt, ob beispielsweise<br />

die traumatisierte Frau Interesse<br />

hat, sich <strong>an</strong>ders auszudrücken.“ Die Vorteile<br />

von Kunsttherapie zeigen sich gerade<br />

bei der Arbeit mit Flüchtlingen<br />

sehr deutlich: Sprachbarrieren fallen<br />

weg, die Menschen können sich wieder<br />

als H<strong>an</strong>delnde erleben und so ihre Ohnmacht<br />

überwinden. „Es gibt auch Stunden,<br />

wo m<strong>an</strong> einfach nur redet“, erzählt<br />

Anna Rakos,„aber vieles k<strong>an</strong>n leichter<br />

besprochen werden, ohne zu sprechen –<br />

durch das Material.“ Gearbeitet wird<br />

mit Farbe, aber auch mit Ton, Gips,<br />

Draht, Nägeln,... Gerade mit Kindern<br />

^<br />

^<br />

stößt die Kunsttherapeutin schnell <strong>an</strong><br />

ihre Grenzen,„die wissen, wo der wunde<br />

Punkt ist und schütten die Farbe<br />

durch den g<strong>an</strong>zen Raum und schauen<br />

mich d<strong>an</strong>n <strong>an</strong>, wie ich reagiere“.<br />

Kontrolle zurück erl<strong>an</strong>gen. Methodisch wird<br />

in der Kunsttherapie unterschieden<br />

zwischen beschreibendem Verfahren<br />

und verkörpertem Erleben. Letzteres<br />

bringt Unbewusstes stärker zum Vorschein<br />

und führt etwa zum Wiedererleben<br />

einer traumatisierenden Situation.<br />

„Da muss m<strong>an</strong> aber genau wissen, wie<br />

m<strong>an</strong> damit umgeht“, erklärt Anna<br />

Rakos. „Eine Frau beispielsweise arbeitet<br />

mit Ton und erlebt die Vergewaltigungssituation<br />

wieder. Da muss m<strong>an</strong><br />

weiter gehen, weil m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sie ja<br />

nicht so stehen lassen, wenn sie wieder<br />

voll drinnen ist. Vorerst muss m<strong>an</strong> l<strong>an</strong>ge<br />

stabilisieren und d<strong>an</strong>n muss sie wieder<br />

die Kontrolle bekommen, das ist<br />

g<strong>an</strong>z wichtig. Weil diese absolute Ohnmacht<br />

ist ein Merkmal der Traumatisierung.<br />

D<strong>an</strong>n drücke ich ihr mehr Ton in<br />

die H<strong>an</strong>d und frage: ,Was würdest du<br />

jetzt am liebsten machen mit dem<br />

M<strong>an</strong>n, den du da geformt hast’. Dadurch<br />

bekommt sie H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeit.“<br />

Wo liegen bei so einer Situation die<br />

professionellen Grenzen der Kunsttherapeutin?<br />

Anna Rakos <strong>an</strong>twortet selbstbewusst:„Mittlerweile<br />

glaube ich nicht<br />

mehr, dass ein Psychotherapeut das<br />

besser h<strong>an</strong>dhaben könnte als ich. Am<br />

Anf<strong>an</strong>g hatte ich da schon noch Minderwertigkeitskomplexe,<br />

aber wenn ich<br />

mir das so <strong>an</strong>schaue rundherum…<br />

Natürlich kommt es auch auf die Erfahrung<br />

<strong>an</strong>, es ist aber auch g<strong>an</strong>z wichtig,<br />

Supervision zu haben. Ich k<strong>an</strong>n sicher<br />

noch viel lernen, aber ich bin auch nicht<br />

mehr g<strong>an</strong>z am Anf<strong>an</strong>g.“ Ähnliches gilt<br />

für die Kunsttherapie in Österreich:<br />

l<strong>an</strong>gsam aber stetig gelingt es ihr, den<br />

Kinderschuhen zu entwachsen. Die erste<br />

ausgeschriebene feste Anstellung<br />

im St. Anna Kinderspital war hoffentlich<br />

erst der Auftakt zur schwungvollen Pubertät.<br />

❚<br />

^<br />

^<br />

Anna Rakos (rechts) in ihrem Atelier: „Vieles<br />

k<strong>an</strong>n leichter besprochen werden, ohne<br />

zu sprechen.“<br />

^<br />

therapeutinnenkunst<br />

Kunsttherapie–Atelier<br />

Anna Rakosv,<br />

Semperstraße 43/8, 1180 Wien, e–<br />

mail: kunst–therapie@gmx.at,<br />

http://www.8ung.at/kunsttherapie<br />

Offenes Atelier für Frauen,<br />

jeden ersten Mittwoch im Monat<br />

von 19–21.00 (ab Oktober wieder),<br />

im Kinderatelier Wien, Löhrgasse 10,<br />

1150 Wien, Kosten: 14,53 Euro,<br />

Anmeldung erforderlich:<br />

0676/963 43 6 oder e–mail: kunst–<br />

therapie@gmx.at<br />

Fachverb<strong>an</strong>d für Kunst– und GestaltungstherapeutInnen,<br />

Postfach 51, 1090 Wien,<br />

T. 01/317 25 20<br />

Lehrg<strong>an</strong>g für Kunst und Therapie<br />

am polycollege Stöbergasse,<br />

Stöbergasse 11–15, 1050 Wien,<br />

T. 01/54 666–0,<br />

e–mail: kunsttherapie@gmx.at,<br />

http://www.polycollege.ac.at<br />

Wiener Schule für Kunsttherapie,<br />

Porzell<strong>an</strong>gasse 48/6, 1090 Wien,<br />

T. 01/315 65 31,<br />

e–mail: wsk@kunsttherapie–schule.at,<br />

http://www.kunsttherapie–schule.at<br />

weitere links:<br />

http://www.hemayat.org<br />

http://www.arttherapy.org<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

ausstellung I<br />

Identität: Mutter<br />

„Thema:Frauen:Thema“ lautet das diesjährige Motto in der Fotogalerie<br />

Wien. Künstlerinnen aus dem In- und Ausl<strong>an</strong>d äußern sich in ihren<br />

Beiträgen zu Aspekten weiblicher Identitätsstiftung zu Beginn des neuen<br />

Jahrtausends. Sus<strong>an</strong>ne Gamauf, Kuratorin dieser Reihe, möchte einen<br />

Beitrag zur „Sensibilisierung, Meinungsbildung und Politisierung der<br />

Problemfelder von Frauen in unserer heutigen Gesellschaft“ leisten.<br />

Nach dem „Alltag“ im Frühjahr dieses Jahres widmet sich der zweite Teil<br />

der Ausstellungsreihe der „Mutter“: Schw<strong>an</strong>gerschaft, Geburt, Muttersein<br />

als Basis für facettenreiche Beiträge und Szenarien in Form von Fotografien,<br />

Installationen, Fotoobjekten und Texten. Zusätzlich werden<br />

zur Ausstellung verschiedene Informationen geboten: ein Clipboard mit<br />

Material von Frauenorg<strong>an</strong>isationen, eine Bibliothek (u.a. in Zusammenarbeit<br />

mit der Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer) und eine Videothek mit<br />

frauenspezifischen Inhalten. Außerdem wird die Ausstellung erstmals<br />

durch ein Rahmenprogamm begleitet. Am 13. <strong>September</strong> diskutieren<br />

fünf Frauen unter dem Titel „Let’s talk about...“ über soziale und ökonomische<br />

Situationen von Künstlerinnen. Am 27. <strong>September</strong> widmen sich<br />

Eva Ursprung und Nina Wurz in „Inside out“ dem weiblichen Körper in<br />

einer Musik-Video-Perform<strong>an</strong>ce mit <strong>an</strong>schließendem Gespräch. Beginn<br />

dieser beiden Ver<strong>an</strong>staltungen ist jeweils um 19.00 Uhr. Die Ausstellung<br />

selbst wird am 2. <strong>September</strong> um 19.00 Uhr eröffnet und ist vom 3. <strong>September</strong><br />

bis 2. Oktober <strong>2002</strong> zu sehen. PÖ<br />

Fotogalerie Wien, Währinger Straße 59A, 1090 Wien, T. 408 54 62, http://www.fotogalerie-wien.at<br />

Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19.00 Uhr, Sa 10-14.00 Uhr<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Fo to: Fotogalerie Wien<br />

v ernetzung<br />

Ausgezeichnet<br />

FIFTITU%, die Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur, ist mit<br />

dem „Großen L<strong>an</strong>despreis für Initiative Kulturarbeit“ des L<strong>an</strong>des Oberösterreich<br />

ausgezeichnet worden. Die seit vier Jahren bestehende Initiative<br />

hat es sich zum Ziel gemacht, die Situation von Kulturarbeiterinnen<br />

und Künstlerinnen in Oberösterreich zu verbessern. Neben den kulturpolitischen<br />

Aktivitäten geht es den Frauen vor allem darum, die Anwesenheit<br />

von Frauen in diesem Bereich sichtbar zu machen. Die Frauen von<br />

FIFTITU% können sich nun über die Anerkennung ihrer Arbeit freuen.<br />

„Von den politisch Ver<strong>an</strong>twortlichen erwarten wir uns nicht nur Lippenbekenntnisse,<br />

sondern grundsätzliche, politische Entscheidungen für<br />

unsere Arbeit“, erklärte Geschäftsführerin Herta Gurtner. <strong>an</strong>i<br />

FIFTITU% - Vernetzungsstelle für Frauen und Kultur in Oberösterreich,<br />

Kapuzinerstr. 36/1, 4020 Linz, T. 01/72-770353, http://www.fiftitu.at<br />

festival<br />

steirischer herbst<br />

Auch dieses Jahr findet in Graz wieder der steirische herbst statt. Theater<br />

und Musik, Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit Architektur und Literatur und<br />

einigem mehr stehen d<strong>an</strong>n auf dem Programm des Festivals. Der steirische<br />

herbst, welcher sich als „Indikator für gesellschaftliche Veränderung“<br />

und „Beweis für das Unbehagen, damit Jahr für Jahr konfrontiert<br />

zu werden“, sieht, möchte den BesucherInnen „künstlerisch geprägte<br />

Wirklichkeitserfahrungen“ ermöglichen. „Enactments of the Self“ (Inszenierungen<br />

des Selbst) – so beispielsweise der Titel eines Projekts von<br />

Maia Dami<strong>an</strong>ovic, das im Rahmen des Programms zu sehen sein wird.<br />

Durch Perform<strong>an</strong>ces und choreografierte Ereignisse sollen dem Publikum<br />

aktive Beziehungsformen zur Kunst ermöglicht werden. Das<br />

Festival findet von 24. Oktober bis 24. November statt. <strong>an</strong>i<br />

Info und Programm: steirischer herbst <strong>2002</strong>, Sackgasse 17, A-8010 Graz, http://www.steirischerherbst.at<br />

ausstellung II<br />

Louise Bourgeois<br />

Noch bis zum 15. <strong>September</strong> sind im Kunsthaus Bregenz Zeichnungen<br />

und Skulpturen der fr<strong>an</strong>zösischen Künstlerin Louise Bourgeois zu sehen.<br />

Das Werk der 90-Jährigen, die zu den bedeutensten KünstlerInnen der<br />

Gegenwart gezählt wird, umfasst inzwischen sechzig Jahre künstlerischen<br />

Schaffens. Totemähnliche Stelen aus bemaltem Holz aus den<br />

40er Jahren, Skulpturen der 60er und 70er Jahre, begehbare Environments<br />

aus der Zeit der 80er und 90er und Zeichnungen der letzten<br />

Jahre bieten einen Überblick über das Lebenswerk der Künstlerin. Die<br />

stark autobiografisch geprägten Werke von Louise Bourgeois thematisieren<br />

„die Ambivalenz von Schutz und Ausgeliefertsein, Verführung<br />

und Bedrohung, Macht und Zerbrechlichkeit und den Menschen und<br />

seinen Körper mit all seinen zwischenmenschlichen Beziehungen, Ängsten,<br />

Obsessionen und Erinnerungen“, heißt es im Programm. Viele<br />

Kunstwerke werden im Rahmen der bisher größten Ausstellung der<br />

Künstlerin zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. <strong>an</strong>i<br />

Louise Bourgeois: Skulpturen und Zeichnungen. Bis 15. <strong>September</strong> im Kunsthaus Bregenz,<br />

Karl Tizi<strong>an</strong> Platz, 6901 Bregenz, T. 05574/48594-0, http://www.kunsthaus-bregenz.at/html/aus_bourgeois.htm


m alerei<br />

se & males<br />

Die Kombination von Kunst und Haareschneiden gehört bei „Kopfart“<br />

zum Konzept. Als „Ort der Entsp<strong>an</strong>nung“ und „Möglichkeit zur Entfaltung<br />

kreativer Ideen“ sieht Betreiberin Karin Maria Bauer ihren Friseursalon<br />

und org<strong>an</strong>isiert regelmäßig Ausstellungen. Ab dem 19. <strong>September</strong> können<br />

dort Aktbilder in Öl der Künstlerin Judith Grosser beim Haare schneiden<br />

bewundert werden. Titel der Ausstellung ist „se & males“. <strong>an</strong>i<br />

kopfart, Gumpendorferstraße 34, 1060 Wien, T. 01/585 21 34<br />

happy birthday<br />

Isabel Allende<br />

Wer kennt es nicht, das monumentale Werk „Das Geisterhaus“ der chilenischen<br />

Schriftstellerin Isabel Allende. Die am 2. August 1942 in Lima geborene<br />

Nichte des ermordeten Präsidenten Salvador Allende erreichte Weltruhm,<br />

nicht zuletzt auch durch die hochkarätige Verfilmung der Familiengeschichte,<br />

die eindrucksvoll die Geschichte Chiles nachzeichnet. Bis zu<br />

ihrem 15. Lebensjahr lebte Allende in Bolivien, Europa und Ländern des<br />

Mittleren Ostens. D<strong>an</strong>n kehrte sie nach Chile zurück und war zunächst als<br />

Sekretärin bei einer UNO-Org<strong>an</strong>isation beschäftigt. Sehr bald machte sie<br />

sich als Fernsehjournalistin einen Namen, bevor sie der Militärputsch Pinochets<br />

ins Exil nach Venezuela zw<strong>an</strong>g. In den 80er Jahren beg<strong>an</strong>n ihre Karriere<br />

als Schriftstellerin. Nach dem Geisterhaus folgten Bestseller wie „Von<br />

Liebe und Schatten“,„Eva Luna“,„Fortunas Töchter“ und zahlreiche internationale<br />

Auszeichnungen und Ehrungen. Ein sehr persönlicher Rom<strong>an</strong> ist<br />

„Paula“, in dem Allende den Tod ihrer Tochter verarbeitet. Allende ist Zeit<br />

ihres Lebens politisch aktiv. Sie arbeitete als Journalistin, rettete mit ihren<br />

Aktivitäten im Untergrund zahlreiche Menschenleben und meldete sich<br />

schließlich vehement zu Wort, als Pinochet in London festgenommen wurde.<br />

In diesem Sinne zu ihrem 60. Geburtstag ein „Salud“ der Autorin. keck<br />

http://www.isabelallende.com<br />

festival<br />

Hallamasch<br />

Auch dieses Jahr findet wieder das Festival der Kulturen statt. Vom 14.-21.<br />

<strong>September</strong> wird dem Publikum von Afric<strong>an</strong> Rap in der Szene Wien bis hin<br />

zur Poesie am Spittelberg allerlei die Sinne Betörendes geboten. Am 14.<br />

<strong>September</strong> wird das Festival mit einer Nachtparade der Kulturen im Stadtpark<br />

Wien eröffnet. Mit Lampions, Kerzen und Fackeln werden d<strong>an</strong>n<br />

TrommlerInnen, TänzerInnen, MagierInnen und <strong>an</strong>dere KleinkünstlerInnen<br />

durch den Park ziehen. Das vollständige Programm des Festivals ist<br />

im Internet unter http://www.hallamasch.at abrufbar. <strong>an</strong>i<br />

heim.spiel<br />

Angela Heissenberger<br />

Fragen über Fragen<br />

<strong>an</strong>.risskultur<br />

Wir fuhren über die Südautobahn und draußen zog ein Gewitter auf. Es<br />

donnerte bedrohlich, als J<strong>an</strong> die verhängnisvolle Frage stellte:„Wo kommen<br />

die Blitze eigentlich her?“ Ich faselte irgendetwas von dicken<br />

schwarzen Wolken, die <strong>an</strong>ein<strong>an</strong>der krachen, und musste d<strong>an</strong>n gestehen,<br />

es soooo genau auch nicht zu wissen. Tags darauf erwarb ich sofort ein<br />

ungeheuer gescheites Buch über „Unser Wetter“ – vorgeblich für Kinder,<br />

ich k<strong>an</strong>n jedoch versichern: auch Erwachsenen wärmstens zu empfehlen.<br />

In diesem St<strong>an</strong>dardwerk, das in keinem Haushalt fehlen sollte, wird praktischerweise<br />

auch gleich die Regenbogen-Frage geklärt sowie interess<strong>an</strong>te<br />

Experimente mit dem Tiefkühlfach (Eiswürfel), dem Kochtopf (Dampf)<br />

und dem Badezimmerspiegel (Dunst) <strong>an</strong>gestellt. Wir verbrachten eine<br />

g<strong>an</strong>ze Woche mit der Beobachtung von Tautropfen und Wolken.<br />

Bis J<strong>an</strong> abends in der Badew<strong>an</strong>ne ein neues Problemgebiet entdeckte.<br />

„Komm jetzt endlich raus“, drängte ich, bereits mit dem H<strong>an</strong>dtuch<br />

wartend. J<strong>an</strong> kauerte bibbernd in der halbleeren W<strong>an</strong>ne und<br />

schaute dem Wasser beim Verschwinden zu. „Das ist ein Wasserstrudel“,<br />

dozierte ich und wusste im selben Moment, dass das ein Fehler<br />

war. „Warum?“ folgte die Strafe auf dem Fuße. Das Wasser zieht sich in<br />

den Abfluss, aber warum dreht es sich dabei und immer in dieselbe<br />

Richtung? Ich versprach, mich kundig zu machen. Doch Meyer’s Taschenlexikon<br />

ist bei diffizilen Kinderfragen keine wirklich große Hilfe.<br />

Dass es sich bei einem Wasserstrudel um einen „in die Tiefe ziehenden<br />

Wirbel“ h<strong>an</strong>delt, hätte ich auch so gewusst. Umfragen im Bek<strong>an</strong>ntenkreis<br />

blieben ebenso erfolglos bzw. brachten noch mehr Nebel in die<br />

Causa, denn <strong>an</strong>geblich dreht sich der Strudel auf der nördlichen Halbkugel<br />

im Uhrzeigersinn, auf der südlichen gegen den Uhrzeigersinn.<br />

Und wie dreht er sich auf dem Äquator? Gar nicht?<br />

Andere Fragen, <strong>an</strong> denen ich zu scheitern drohe, sind wiederum für<br />

J<strong>an</strong> ein Klacks.„Mama, Detti!“ forderte Nils vehement, als ich gerade das<br />

Wohnmobil durch Südschweden navigierte.„Was willst du?“ rief ich<br />

nach hinten.„Detti!!“ brüllte Nils.„Versteh’ ich nicht“, rätselte ich noch<br />

nach der fünften Wiederholung,„was soll das sein?“ „DETTI!!!“ schallte<br />

es nach vorne. Endlich hatte J<strong>an</strong> Erbarmen, vielleicht nervte ihn auch das<br />

Gekreische.„Mama, der Nils will Soletti haben“, sagte er gel<strong>an</strong>gweilt.<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


gesellschaftzirkus<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Akrobatin schöööön!<br />

Die Zirkusfamilie, die zusammenhält wie Pech und Schwefel, NomadInnenleben, bunte<br />

Pl<strong>an</strong>wagen – Klischees oder Wirklichkeit? Der Zirkus als „ein rundes Paradies in einer harten<br />

und wahnsinnigen Welt“. Petra Öllinger traf die Artistin Barbara Gräf<br />

Wie gestaltet sich der Alltag in<br />

diesem „runden Paradies“, als<br />

das die berühmte Zirkusfrau<br />

Annie Fratellini das Leben für<br />

die M<strong>an</strong>ege bezeichnete? Ein<br />

Termin bei einer Zirkusakrobatin. Unweigerlich<br />

sucht der Blick nach einem<br />

Hochrad, einem gesp<strong>an</strong>nten Drahtseil<br />

oder zumindest einem Trapez. Nichts<br />

davon ist zu finden. Barbara Gräf trai-<br />

niert, wenn sie kein Engagement hat,<br />

zu Hause. Dafür reichen wenige Quadratmeter.<br />

Ihre Nummer besteht aus<br />

einer Mischung von Boden- und Gleichgewichtsakrobatik,<br />

die sie mit einer<br />

Jongliertechnik, dem sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Ballkontakt“, verbindet. Der Ball rollt<br />

immer auf dem „schl<strong>an</strong>genfrauartig“<br />

verbogenen Körper entl<strong>an</strong>g. Wie l<strong>an</strong>ge<br />

muss sie dafür trainieren? „M<strong>an</strong> sollte<br />

ständig im Training sein. Du k<strong>an</strong>nst dir<br />

mehr als eine Woche Pause kaum leisten.<br />

Wenn du zwei Wochen Pause<br />

machst, brauchst du wieder eine Woche,<br />

um das Niveau zu erreichen, das<br />

du vorher hattest.“ Schwierig ist es, hin<br />

und wieder, in Bezug auf Übungsmöglichkeiten<br />

im Zirkus. Viele Zirkusbetriebe<br />

haben wenig Geld, „und d<strong>an</strong>n müsste<br />

m<strong>an</strong> extra das Zelt heizen, damit<br />

Fo t o : A r m i n B a rd e l


ich trainieren k<strong>an</strong>n. Das machen sie<br />

meistens nicht. Das ist ein Problem,<br />

weil für meine Technik und meine<br />

Kreuzarbeit brauche ich es wirklich<br />

sehr warm.“<br />

Akrobatin reich? Kollektivverträge oder<br />

ähnliches gibt es nicht. Die Höhe der<br />

Bezahlung hängt vom Zirkus ab und erfolgt<br />

entweder pro Tag, pro Monat oder<br />

pro Auftritt. „Das ist m<strong>an</strong>chmal sehr,<br />

sehr wenig.“ Gräf nennt als Beispiel einen<br />

Zirkus in Paris, wo sie für drei Stunden<br />

Arbeit etwa 15 Euro erhielt. „Arbeit<br />

und Stress im Zirkus stehen in keinem<br />

Verhältnis zur Bezahlung.“ Allerdings:<br />

Die ArtistInnen sind <strong>an</strong>gemeldet und<br />

sozialversichert. Kosten müssen sie in<br />

m<strong>an</strong>chen Fällen nur für Strom oder<br />

Wasser begleichen. „M<strong>an</strong> muss nicht<br />

extra für den Platz zahlen. M<strong>an</strong>che verl<strong>an</strong>gen<br />

was für die Heizung, oder für<br />

den Wagen, wenn du keinen eigenen<br />

hast oder für das Zugfahrzeug.“ Menschen<br />

unterschiedlichster Herkunft, mit<br />

verschiedensten Tätigkeiten – und unterschiedlichstem<br />

Lohn? Das sei nicht<br />

eindeutig zu be<strong>an</strong>tworten, meint Gräf.<br />

Bei einem Schweizer Zirkus erhielten alle,„vom<br />

Bühnenarbeiter bis zum Artisten“,<br />

dasselbe bezahlt. Sie erzählt aber<br />

auch von Fällen, wo Leute aus dem<br />

Osten zu einem sehr geringen Entgelt<br />

arbeiten müßten. Auf die Frage, wie es<br />

aussehe mit einem Lohngefälle zwischen<br />

den Geschlechtern, <strong>an</strong>twortet sie<br />

mit einem galgenhumorigen „die Arbeitsbedingungen<br />

und Bezahlung von<br />

Artisten sind meist sehr schlecht. Da<br />

gibt’s keine Unterschiede mehr zwischen<br />

weiblichen und männlichen Artisten.“<br />

Das Gefühl, arm zu sein, verspürt<br />

sie nicht. „Mir bleibt sowieso nie Zeit,<br />

das Geld auszugeben.“<br />

In die M<strong>an</strong>ege. In Österreich gibt es noch<br />

keine professionelle Ausbildung. Eine<br />

l<strong>an</strong>ge Tradition haben Zirkusschulen in<br />

Fr<strong>an</strong>kreich, wo sich über 200 befinden –<br />

und „es gehen viele Leute in Zirkusschulen,<br />

so wie sie bei uns ins Fitnesscenter<br />

gehen.“ Viele Ausbildungsstätten befinden<br />

sich auch in Belgien oder in Russl<strong>an</strong>d.<br />

Barbara Gräf war eine Spätberufene,<br />

hat die ehemalige Volksschullehrerin<br />

doch erst mit 29 Jahren ihre dreijährige<br />

Ausbildung in Brüssel<br />

begonnen. Das durchschnittliche Auf-<br />

nahmealter liegt im Moment bei zirka<br />

25 Jahren. Die Zeit bis zur „M<strong>an</strong>egenreife“<br />

ist unterschiedlich l<strong>an</strong>g und hängt<br />

von den eigenen Voraussetzungen, von<br />

der Technik ab. Beim Jonglieren, so die<br />

Artistin, erreichen die Leute zum Beispiel<br />

in Russl<strong>an</strong>d, wo das technische Niveau<br />

sehr hoch ist, bereits nach einem<br />

Jahr Auftrittsreife. Die Gleichgewichtsakrobatik<br />

dauert hingegen sieben Jahre.<br />

Die meisten Schulen bieten eine mehrmonatige<br />

Grundausbildung, die Kraft<br />

und Beweglichkeit, Schauspiel, T<strong>an</strong>z und<br />

Akrobatik umfasst. D<strong>an</strong>ach muss m<strong>an</strong><br />

sich für eine Technik entscheiden.<br />

Und jene, die „ausgedient“ haben?<br />

M<strong>an</strong>che, die keine Akrobatik machen<br />

und körperlich fit sind, arbeiten sehr<br />

l<strong>an</strong>ge. Andere wechseln ihr Fach oder<br />

werden Clown. M<strong>an</strong>che gründen einen<br />

Zirkus. Schwierig ist es, einen Pensions<strong>an</strong>spruch<br />

zu erhalten, vor allem, wenn<br />

die Leute viel in verschiedenen Ländern,<br />

mit unterschiedlichen Regelungen, arbeiten.<br />

NomadInnenleben. Häufiges Zelte-Abbrechen<br />

gehört zum Alltag. Ob und wie<br />

häufig der St<strong>an</strong>dort gewechselt wird,<br />

ist von Zirkus zu Zirkus verschieden. „In<br />

Paris arbeitete ich das g<strong>an</strong>ze Jahr <strong>an</strong> einem<br />

Ort. In der Schweiz waren das<br />

längste zwei Wochen, d<strong>an</strong>n haben wir<br />

schon nach zwei Tagen gewechselt.“<br />

Barbara Gräf kommt ins Schwärmen,<br />

wenn sie erzählt, wie sich ein Parkplatz<br />

oder eine Weidewiese innerhalb von<br />

Stunden in eine Zirkusstadt verw<strong>an</strong>delt.<br />

Zwar gestaltet sich dieses häufige<br />

Umsiedeln sehr <strong>an</strong>strengend, „weil du<br />

meistens nach der Vorstellung gleich<br />

abbauen musst, und du k<strong>an</strong>nst dich<br />

nicht um deinen Körper kümmern.<br />

Hast kaum Zeit zum Essen, kaum Zeit,<br />

den Körper wieder auskühlen zu lassen.“<br />

Also nichts mit fröhlichem Zirkusleben?<br />

Doch, denn „das ist auch wieder<br />

sehr rom<strong>an</strong>tisch. Das ist halt das, was<br />

m<strong>an</strong> sich unter Zirkusleben vorstellt –<br />

Plätze ändern.“ Und sie erzählt von Alltagsh<strong>an</strong>dlungen,<br />

wie etwa Zähne putzen,<br />

das mitten auf der Straße stattfindet.<br />

Arbeitsteilung. Barbara Gräf ist eine sehr<br />

zierliche Frau, wirkt fast zerbrechlich.<br />

Trotzdem ist das Vorurteil, Frauen seien<br />

körperlich schwächer als Männer und<br />

könnten deshalb bestimmte Arbeiten<br />

nicht verrichten, beim Zirkus kein Thema.<br />

„Es geht einfach um eine gute Arbeitskraft,<br />

um eine gute Nummer.“<br />

Beim Zeltaufstellen mache jedeR alles,<br />

„da schleppen alle alles“. Frauen, die<br />

akrobatisch arbeiten, seien im Übrigen<br />

oft stärker als ein „Durchschnittsm<strong>an</strong>n“.<br />

Aber „es k<strong>an</strong>n schon mal passieren, dass<br />

die Frau zuerst gefragt wird, ob sie nicht<br />

die Drecksarbeit machen will, bevor<br />

m<strong>an</strong> zu den Herren geht“. Wer was zu<br />

tun hat, wird vor der Saison besprochen<br />

und ist meistens Verh<strong>an</strong>dlungssache.<br />

„Bei einem Zirkus musste ich schauen,<br />

dass ich den Vorh<strong>an</strong>g repariert habe.“<br />

Oder sie musste die Drehbühne abbauen.<br />

Da sie Volksschullehrerin ist, unterrichtete<br />

sie auch schon mal das Kind<br />

des Direktors.<br />

Familienleben. Die klassische Zirkusfamilie<br />

gibt es teilweise noch, beispielsweise<br />

im österreichischen Zirkus Picard. „Er<br />

besteht aus einem Ehepaar mit drei<br />

Kindern, wo alle auftreten, und d<strong>an</strong>n<br />

haben sie noch zusätzlich Artisten. So<br />

wie es früher auch war.“ Häufig komme<br />

es vor, dass jene, die den Zirkus gegründet<br />

haben, auch selbst spielen, was sehr<br />

schwierig sei. Denn „auf der Bühne sind<br />

sie Kollegen, d<strong>an</strong>n sind sie wieder deine<br />

Vorgesetzten.“ Dort, wo es keine „natürliche“<br />

Zirkusfamilie gibt, werden von<br />

den ArtistInnen selbst Familienb<strong>an</strong>de<br />

geknüpft. Was Barbara Gräf m<strong>an</strong>chmal<br />

lästig fällt, denn „es sind viele, die wollen,<br />

dass m<strong>an</strong> viel mitein<strong>an</strong>der tut“. Sie<br />

hingegen ist gerne für sich alleine und<br />

erntet oft Kritik deswegen. Kurioserweise<br />

erhielt sie auch schon den Ratschlag,<br />

als Frau nie einen M<strong>an</strong>n in ihren Wagen<br />

zu lassen. „Der Zirkus ist wie ein kleines<br />

Dorf. Da wird ja sofort gesprochen, da<br />

weißt du gleich, der war jetzt zwei<br />

Stunden bei der im Wagen, da wird<br />

d<strong>an</strong>n viel getuschelt.“<br />

Trotzdem schätzt sie den Zusammenhalt<br />

zwischen den KollegInnen.<br />

„Die Kollegen unterein<strong>an</strong>der halten total<br />

zusammen, es gibt kaum diese Konkurrenz.<br />

Also die Kollegen, die Artisten<br />

unterein<strong>an</strong>der, sind meistens ein Bündel,<br />

die verschwören sich gerne gegen<br />

den Direktor, wenn mal was nicht passt.“<br />

Für sie passt das ArtistInnenleben.<br />

Und der Zirkuswagen wartet bereits für<br />

die Fahrt ins nächste „runde Paradies“. ❚<br />

zirkusgesellschaft<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


Fo t o s a u s : S o n i a R i co n B a l d e s s a r i n i : „ Wi e Fra u e n b a u e n “<br />

kulturarchitektur<br />

v. li nach re<br />

Die in Bagdad geborene,<br />

international hoch geh<strong>an</strong>delte<br />

Zaha Hadid und das von ihr<br />

entworfene Feuerwehrhaus in<br />

Weil am Rhein.<br />

Itsuko Hasegawa aus Jap<strong>an</strong><br />

und eines ihrer Wohnhausexperimente<br />

in Nerima<br />

Lina Bo Bardi, in Brasilien<br />

lebende italienische Architektin<br />

und ihre Türme des SESC-<br />

Pompéia in Salvador de Bahía<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Schwebende Inseln<br />

Architektinnen stören mit der Konstruktion hängender Systeme, von Membr<strong>an</strong>en und<br />

unabhängigen Fassaden eine räumliche Reproduktion der üblichen Geschlechterrollen.<br />

Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Während der Architekt historisch<br />

als Macher und Künstler<br />

<strong>an</strong> Militär und Staatsmacht gebunden<br />

ist, dem Mythos nach<br />

als Kolonisator erobertes Terrain<br />

nach seinen Maßstäben vermisst<br />

und zu seinem Territorium umorg<strong>an</strong>isiert,<br />

waren Frauen in Österreich bis<br />

1919/20 von den Ausbildungsstätten<br />

der Architektur ausgeschlossen.<br />

Heutige feministische Analysen, die<br />

Architektur als Zeichen einer bestimmten<br />

Zeit sehen, stellen immer den Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zur Frauenbewegung<br />

und ihren Entwicklungen her: Das Geschlecht<br />

(sex) der Architektur ist nicht<br />

Neutrum. „Ich versuche nicht, meine<br />

weibliche Persönlichkeit zu entwickeln,<br />

sondern eher die weibliche Persönlichkeit<br />

der Architekten zu entwickeln. Die<br />

Männer müssen die Weiblichkeit in sich<br />

akzeptieren, so wie ich auch meinen<br />

männlichen Charakter akzeptiere, d<strong>an</strong>n<br />

haben wir nur noch Menschen als Architekten…<br />

Ich bin viel kompletter als<br />

die normalen Männer.“ Die fr<strong>an</strong>zösische<br />

Architektin Fr<strong>an</strong>coise-Helene Jourda<br />

meint, dass die gelernten Kategorien<br />

von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“<br />

in einer Architektur<strong>an</strong>alyse (noch) nicht


ausgeschlossen werden können. Jourda<br />

lehrt seit 1999 am Institut für Raumgestaltung<br />

der Technischen Universität<br />

Wien. Sie hält Architektur für ein Medium<br />

„eines Systems der Kunst als politischer<br />

Aussage“ – als soziale Aussage,<br />

als Vision der Welt. „Ich baue gerade ein<br />

Projekt in Bordeaux, ein bot<strong>an</strong>isches<br />

Museum: Es besteht aus drei verschiedenen<br />

Baukörpern. Die Gewächshäuser<br />

sind Glaskisten, das Museum selbst ist<br />

eine Holzkiste und die <strong>an</strong>deren Räume<br />

wie Vortragssaal, Cafe und Technik, sind<br />

wie Steine, große Betonsteine. Ich könnte<br />

notfalls jede Woche die Position der<br />

Gebäude ändern, da ich keine Vorurteile<br />

habe, wie das Gebäude aussehen soll“,<br />

erklärt Fr<strong>an</strong>coise-Helene Jourda. Andere<br />

internationale Architektinnen lassen<br />

nach Bewegungsstudien bauen oder<br />

entwerfen schwebende Gebäude, hängende<br />

Museen.<br />

Vieles hat sich im Bereich der feministischen<br />

Architektur und L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung<br />

get<strong>an</strong>. Heide Studer vom Büro<br />

für L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung Tilia, die vor<br />

drei Jahren im Wiener Anna Freud Museum<br />

die Tagung „(Bau)Körper. Beiträge<br />

von Frauen zur Architektur“ ver<strong>an</strong>staltete<br />

und damit nicht nur der feministischen<br />

L<strong>an</strong>dschaftspl<strong>an</strong>ung einen<br />

kräftigen Schubser verpasste, freut<br />

sich: „Wir sind in der Umsetzung viel<br />

weiter gekommen als beispielsweise<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Die haben dort meist<br />

geringe Budgets und oft wird feministische<br />

Pl<strong>an</strong>ung mit Angstraumstudien<br />

gleichgesetzt.“ In Wien gibt es <strong>an</strong>dere<br />

Projekte als nur die bessere Beleuchtung<br />

von Parkplätzen. Im Herbst<br />

wird ein deutsches Heft der Reihe „Freiräume“<br />

zum Thema „Macht, Gewalt<br />

und Raum“ erscheinen (d<strong>an</strong>n in der<br />

Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer erhältlich),<br />

in dem Heide Studer die Bedeutung<br />

der Neugestaltung des Einsiedlerplatzes<br />

im fünften Wiener Gemeindebezirk<br />

und des Mädchengartens in<br />

der Szene Wien thematisiert – Zusammenhänge<br />

von Macht und Eigenmacht.<br />

gendered spaces. Die Suche nach verdrängten<br />

Künstlerinnen und die bildliche<br />

Darstellung von Frauen allgemein<br />

bestimmte zu Beginn das feministische<br />

Forschungsfeld im Bereich Architektur,<br />

L<strong>an</strong>dschafts- oder Raumpl<strong>an</strong>ung. Ende<br />

der 70er Jahre wurde d<strong>an</strong>n eine „<strong>an</strong>de-<br />

re“, eine „weibliche“ Ästhetik diskutiert.<br />

„Dem Weiblichen“ wurde zumeist Wohnen,<br />

Interieurfragen und Wohnbau zugeordnet,<br />

also das Häusliche, das Stoffliche,<br />

Dekorative. „Die Festschreibung<br />

eines scheinbar getrennten gesellschaftlichen<br />

Außen (Öffentlichkeit) und<br />

individuellem Innen (Privatheit) gehört<br />

zu den vernaturalisierten Konst<strong>an</strong>ten<br />

der Geschlechtergeschichte“, schreibt<br />

die Wiener Kunsthistorikerin Irene Nierhaus<br />

in „Arch 6. Raum, Geschlecht und<br />

Architektur“. Welche Mech<strong>an</strong>ismen<br />

produzieren Differenz und ordnen damit<br />

auch Architektur und Geschlecht<br />

räumlich?<br />

Das sogen<strong>an</strong>nte „social mapping“<br />

untersuchte später das Leben von Frauen<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g mit physischen,<br />

sozialen und symbolischen Dimensionen<br />

in verschiedenen Regionen der Kontinente.<br />

Räumliche Zonen sind in ihrer<br />

Verbindung von sozialem Status und<br />

räumlicher Herrschaft geordnet. Territorialität<br />

wird über bestimmte Systeme<br />

von Zeichen und Ritualen gebildet und<br />

reicht vom Besetzen eines Liegestuhles<br />

im Freibad bis zu Immigrationsquoten!<br />

Architektur ist eben nicht bloß Produkt<br />

sozialer Beziehungen, sondern konstruiert<br />

selbst soziales Geflecht und damit<br />

die Geschlechter räumlich mit. Irene<br />

Nierhaus:„...die räumliche Org<strong>an</strong>isation<br />

der Gesellschaft als integralen Best<strong>an</strong>dteil<br />

der Herstellung sozialer Verhältnisse<br />

und nicht bloß als ihr Ergebnis<br />

zu verstehen, gehört zu den wichtigsten<br />

Wendepunkten im Nachdenken<br />

über das Verhältnis von Raum und<br />

Geschlecht.“<br />

Kontrollierte „Gartenpforte“. Der englische<br />

Architekturjournalist Robert Kerr sah<br />

schon im 19. Jahrhundert das Haus vor<br />

allem als Kontrollinstrument von Geschlecht<br />

und Klasse <strong>an</strong>. Die Kontrolle<br />

der „Gartenpforte“ (im doppelbödigen<br />

Sinne) gewährleiste die Stabilität der<br />

Familienstruktur. Blicke werden zu Kontrollinstrumenten.<br />

So baute Adolf Loos<br />

für die Tänzerin Josephine Baker ein<br />

Haus mit einem offenen gläsernen<br />

Schwimmbad in der Mitte. „Die Bewohnerin<br />

wird ausgestellt wie ein Schaustück<br />

oder ein Tier“ schreiben Kari Jormakka<br />

und Dörte Kuhlm<strong>an</strong>n in „building<br />

gender“.<br />

Der berühmte Architekt Le Corbusier<br />

w<strong>an</strong>dte den kontrollierenden Blick<br />

auf eigenartige Weise <strong>an</strong>: Er baute sich<br />

eine Hütte mit einem Guckloch – direkt<br />

neben dem von der Designerin<br />

und Architektin Eileen Gray konstruierten<br />

Haus E.1027 in Roquebrune sur<br />

Mer, das einsam in den Felsen am<br />

Meer liegt. Das Haus scheint ihm die<br />

Aktion wert gewesen zu sein. Nach<br />

Grays Auszug bemalte Le Corbusier ihre<br />

Wohnzimmerwände, u.a. mit einem<br />

Gemälde von drei Frauen, was eine<br />

deutliche Provokation für Gray darstellte.<br />

Nazisoldaten wiederum beschossen<br />

später die W<strong>an</strong>dgemälde „jüdischer<br />

Herkunft“.<br />

Die Kloster<strong>an</strong>lagen für Nonnen sehen<br />

<strong>an</strong>ders aus, als die für Mönche.<br />

Nonnenkirchen sind einfache, gerade<br />

Räume ohne Kapellenräume und Annexe<br />

– ohne Mysterium sozusagen, reine<br />

Zweckräume. Denn der Frauenkörper<br />

bietet ja aufgrund seiner Öffnung keine<br />

schützende Hülle für die Seele! Um das<br />

„Sündigen mit den Augen“ während der<br />

Messe zu verhindern, wurden die Frauen<br />

durch Emporen, Vergitterungen,<br />

Stoffbahnen, Vorhänge und Bretter von<br />

den Männern getrennt, Frauen hatten<br />

keinen freien ungehinderten Durchblick<br />

zum Altar. Nonnenklöster dienten u.a.<br />

auch dazu, nicht verheiratete Frauen<br />

von der Straße zu holen – denn eine<br />

Frau, die das Haus verlässt, wird gewissermaßen<br />

femininer und gefährlich.<br />

Geist, Seele, Leib und vor allem die Sexualität<br />

müssen diszipliniert und kontrolliert,<br />

Ekstase beim Empf<strong>an</strong>g der Hostie<br />

verhindert werden. Selbstabtötung<br />

ist gefragt…<br />

Die Architektur der Nonnenklöster<br />

zeigt, dass diese als „Instrument zur<br />

Tr<strong>an</strong>sformation der Individuen“ verwendet<br />

werden. So durften Dormitorien nur<br />

über Aussicht in den Innenhof verfügen,<br />

zwei Betten waren verboten, es<br />

mussten immer drei in einer Zelle sein,<br />

der Kreuzg<strong>an</strong>g wurde extrem schlicht<br />

gehalten, um nicht die sowieso überbordende<br />

F<strong>an</strong>tasie <strong>an</strong>zuregen. Besonders<br />

verdächtig galten der Amtskirche<br />

doch vor allem die italienischen Reuerinnen<br />

oder die Beginen, die ohne festen<br />

Wohnsitz herumzogen, und <strong>an</strong> Klöster<br />

gebunden werden sollten. Die Nachnutzung<br />

der Klöster zeigt in ihrer einschlägigen<br />

Verwendung als Altersheime, Kasernen<br />

oder Polizeigebäude:„An die<br />

Stelle des sehenden Auge Gottes tritt<br />

der Staat.“ ❚<br />

architekturkultur<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Sonia Ricon Baldessarimi „Wie<br />

Frauen bauen: Architektinnen –<br />

von Julia Morg<strong>an</strong> bis Zaha Hadid“<br />

Aviva Verlag 2001<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o s : A rc h i v<br />

kulturn<strong>an</strong>as<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Rückkehr der Großen Göttin<br />

Die monumentale Weiblichkeit der N<strong>an</strong>as von Niki de Saint<br />

Phalle zwischen Subversion, Aberwitz und Idealisierung.<br />

Eine kritische Analyse von Birgit Haehnel<br />

Niki de Saint Phalle erl<strong>an</strong>gte<br />

mit den vor Lebenslust und<br />

Energie sprühenden „N<strong>an</strong>as”<br />

Weltruhm. Die viel geliebten<br />

Damen bestechen durch ihre<br />

voluminösen Rundungen gepaart mit<br />

einer tänzerischen Leichtigkeit. Als<br />

Material benutzte sie vorwiegend Polyester,<br />

dessen giftige Zusammensetzung<br />

schwere Gesundheitsschäden<br />

hervorrief, denen sie am 22. Mai <strong>2002</strong><br />

im Alter von 71 Jahren erlag.<br />

Andersheit. Wer bin ich? Wer ist „die<br />

Frau“? Immer wieder stellte sich Niki<br />

de Saint Phalle diese Fragen. Schon als<br />

Kind wollte sie nicht so werden wie ihre<br />

Mutter, T<strong>an</strong>ten oder deren Freundinnen.<br />

Nur „Wächterinnen des Herdfeuers”<br />

– das war ihr zu wenig. Doch wo<br />

waren die Heldinnen, die starken Frauenbilder?<br />

Nachdem sich Niki de Saint Phalle<br />

Anf<strong>an</strong>g der 60er Jahre von ihrer Wut<br />

auf patriarchale Zwänge in den kämpferischen<br />

Schießbildern befreit hatte,<br />

<strong>an</strong>alysierte sie in ihren Arbeiten tradierte<br />

Frauenbilder, wie die Braut, die<br />

Gebärende oder auch die Hure, aus denen<br />

schließlich die N<strong>an</strong>as hervorgingen.<br />

Mit der bunten Fröhlichkeit der<br />

N<strong>an</strong>as wollte die Künstlerin den patriarchalen<br />

Zeichen von Herrschaft ein<br />

Symbol von Frauenmacht entgegensetzen.<br />

Die N<strong>an</strong>as verfehlten ihre Wirkung<br />

nicht! Seit der ersten Ausstellung<br />

1965 wurde ihr ungestümes Wesen als<br />

Verspottung männlicher Wertvorstellungen<br />

und somit als Angriff auf das<br />

Patriarchat verst<strong>an</strong>den. Von nun <strong>an</strong><br />

träumte Niki de Saint Phalle von riesigen<br />

N<strong>an</strong>as im öffentlichen Raum. Sie<br />

sollten die Macht über die Welt übernehmen.<br />

Riesige Übermacht. 1974 schien sich ihr<br />

Wunsch teilweise zu erfüllen. Sie schuf<br />

für das Leineufer in H<strong>an</strong>nover drei<br />

überlebensgroße N<strong>an</strong>as, die jedoch damals<br />

auf sehr viel Unverständnis<br />

stießen. Mit ihren spielerisch-tänzelnden<br />

Gesten karikieren sie die strengen<br />

und farblosen Denkmäler der männlichen<br />

Repräsentationen von Herrschaft.<br />

Zwar appellieren die N<strong>an</strong>as mit ihren<br />

üppigen Formen <strong>an</strong> ein Mutteridol,


aber durch ihre poppig dynamische<br />

Bemalung beginnen sie zu swingen. So<br />

werden die N<strong>an</strong>as zum Symbol der<br />

fröhlichen befreiten Frau.<br />

Ende der 60er Jahre entst<strong>an</strong>den<br />

die „N<strong>an</strong>a-Dreamhouses“ für Erwachsene,<br />

die gerade groß genug waren,<br />

um darin zu sitzen und zu träumen.<br />

Diese weiblichen Kathedralen waren<br />

Nachfolgerinnen von „Hon“, einer begehbaren<br />

Skulptur, die die Künstlerin<br />

1966 im Moderna Museum Stockholm<br />

baute. Mit 29 Metern Länge, sechs<br />

Metern Höhe und einer Breite von<br />

neun Metern war sie die größte N<strong>an</strong>a.<br />

Die Nähe zu einer Jahrmarktsinszenierung<br />

nahm dieser bunten Hommage<br />

<strong>an</strong> alle Frauen jedes monumentale Pathos.<br />

Im Grunde war Hon eine groß<br />

<strong>an</strong>gelegte Demythologisierung männlicher,<br />

rom<strong>an</strong>tischer Ph<strong>an</strong>tasien über<br />

den weiblichen Körper als „dunkler<br />

Kontinent“.<br />

Idealisierte Mütterlichkeit. Seit den 80er<br />

Jahren interpretierte Niki de Saint<br />

Phalle ihre N<strong>an</strong>as jedoch „als Vorbotinnen<br />

eines neuen matriarchalischen<br />

Zeitalters [...] Sie repräsentieren die<br />

unabhängige, gute, gebende und<br />

glückliche Mutter”. Wegen Ähnlichkeiten<br />

ihrer Figuren mit denen aus prähistorischer<br />

Zeit, wie der Venus von Willendorf,<br />

schloss sie auf eine unbewusste<br />

Verw<strong>an</strong>dtschaft zwischen sich und<br />

den KünstlerInnen der Verg<strong>an</strong>genheit.<br />

Hierin bestärkten sie esoterische<br />

Schriften über Matriarchatsmythen<br />

und Archetypen, weswegen die N<strong>an</strong>as<br />

schließlich auch mit außereuropäischen<br />

Mutter- bzw. Fruchtbarkeitsgöttinnen<br />

verglichen wurden. Sie av<strong>an</strong>cierten<br />

zu Symbolen weiblicher Kraft<br />

als Zeichen gegen das Prinzip des Vaters.<br />

Mit der „Großen Göttin” als Ort<br />

der Identifikation für ihr künstlerisches<br />

Schaffen setzte sie dem männlichen<br />

Künstlermythos des „göttlichen Genies,<br />

eine weibliche Vision der Mutter-<br />

Tochter-Beziehung entgegen. Dieses<br />

Konzept muss im Kontext der politischen<br />

Frauenbewegung in den 70er<br />

Jahren gesehen werden. Diese feierten<br />

die Fähigkeit von Frauen, Leben zu<br />

schenken mit der Wiederentdeckung<br />

archaischer Göttinnen. Gleichzeitig<br />

wehrten sich <strong>an</strong>dere Feministinnen<br />

gegen diese ahistorischen und biologi-<br />

stischen Weiblichkeitsbilder, die Frausein<br />

wieder einseitig auf eine unveränderbare<br />

weibliche Essenz festlegen,<br />

statt ihre komplexen Verschiedenartigkeiten<br />

<strong>an</strong>zuerkennen.<br />

Schwarzer Primitivismus. Den Matriarchatsmythen<br />

huldigte Niki de Saint<br />

Phalle vor allem mit der „Kaiserin“ in<br />

ihrem Tarot-Garten in der Tosc<strong>an</strong>a. In<br />

Gestalt einer schwarzen Sphinx schuf<br />

sie ein Haus, in dem sie wohnte und<br />

ihr „geistiges Zentrum“ als Inspirationsquelle<br />

für ihr Projekt errichtete. Als<br />

eine Verbindung von Fabelwesen und<br />

schwarzem Frauenbild symbolisiert<br />

die Herrscherin gleichermaßen Natur,<br />

Rätselhaftigkeit und Weiblichkeit, wie<br />

auch die vielen „Black N<strong>an</strong>as“, mit denen<br />

sich die Künstlerin sehr stark identifizierte.<br />

Niki de Saint Phalle benutzt<br />

hier das Stereotyp der Schwarzen Frau<br />

als negatives Pend<strong>an</strong>t zur Weißen<br />

Frau, verkehrt deren Bedeutungen jedoch<br />

ins Positive und kreiert so ein alter<br />

ego für die eigene Em<strong>an</strong>zipation.<br />

Diese Umschreibungen erscheinen jedoch<br />

heute, aus der Perspektive einer<br />

postkolonialen Kritik und im Sinne eines<br />

idealisierenden Rassismus, problematisch.<br />

Mit ihren Matriarchatsutopien<br />

reiht sich Niki de Saint Phalle in den<br />

Primitivismusdiskurs der Moderne ein,<br />

der von der Definition des kolonialen<br />

Anderen bzw. der Frau als irrationalem,<br />

sinnlichem Wesen in Abgrenzung zur<br />

Zivilisation des weißen M<strong>an</strong>nes lebt.<br />

Schon die Suche nach dem Archaischen,<br />

auch wenn Umwertungen vorgenommen<br />

werden, bestätigt nur wieder<br />

die westliche patriarchale Gesellschaft,<br />

die ja durch ihr „Anderes“ definiert<br />

ist.<br />

Kontextualisierung. Betrachtet m<strong>an</strong> die<br />

N<strong>an</strong>as dagegen in ihrem spezifischen<br />

Kontext wie in H<strong>an</strong>nover oder Stockholm,<br />

d<strong>an</strong>n tritt ihr subversiver Charakter<br />

in den Vordergrund. Hier befreien<br />

sie sich von den dunklen Rätseln archaischer<br />

Weiblichkeit. Der dunkle<br />

Kontinent darf betreten werden und<br />

entpuppt sich als gesellschaftliches<br />

Konstrukt, wie in der begehbaren<br />

Skulptur Hon. Die Ironie, die respektlose<br />

Inszenierung, den Aberwitz, den sie<br />

versprühen – darin liegt die eigentliche<br />

Stärke der N<strong>an</strong>as. ❚<br />

traum.projekt<br />

Charlotte Eckler und Lisa Rosenblatt<br />

Uncommon Denominator<br />

n<strong>an</strong>askultur<br />

Träume ich oder sehe ich derzeit im US-Bundestaat Massachusetts<br />

Bilder zeitgenössischer österreichischer KünstlerInnen<br />

ausgestellt? Über den g<strong>an</strong>zen Sommer findet das „Vienna Project”<br />

statt, wobei nicht nur umpa-pa-Musik, Wein und Männer<br />

wie Gustav, Anton, Sigmund und Adolf Österreich in den verschiedenen<br />

Museen der bergigen Berkshire-Gegend vertreten.<br />

Ich sehe auch Frauen wie Adri<strong>an</strong>a Czernin, Barbara Eichhorn,<br />

Const<strong>an</strong>ze Ruhm, Joh<strong>an</strong>na K<strong>an</strong>dl, Lois Weinberger und Swetl<strong>an</strong>a<br />

Heger als Teil der Austellung „Uncommon Denominator:<br />

New Art from Vienna”, der ersten Zusammenschau zeitgenössischer<br />

österreichischer Kunst in Nordamerika.<br />

Ver<strong>an</strong>twortlich dafür ist die neu entdeckte Traumfrau,<br />

Laura Heon, Kuratorin des 1999 gegründeten internationalen<br />

Kunstmuseums, MASS MoCa. Jetzt hat sie die Aufgabe <strong>an</strong>genommen,<br />

Wiens zeitgenössische Szene auszustellen. Nach<br />

Monaten in Wien hat sich die 32-Jährige aus Little Rock, Ark<strong>an</strong>sas,<br />

entschlossen, radikal, mixed-media, und kontroversielle<br />

Kunst endlich einem US-amerik<strong>an</strong>ischen Publikum mitzuteilen.<br />

Hier ist nicht nur eine ausgewogene Auswahl von Frauen,<br />

sondern auch „nicht-in-Österreich-Geborene,” die – wie<br />

Heon sagt – „historisch und auch im heutigen Kontext dem<br />

kulturellen Leben Österreichs Intelligenz und Vielfalt bieten.”<br />

Nach ihrem Aufenthalt in Wien f<strong>an</strong>d sie zahlreiche Entdeckungen<br />

für diese Ausstellung und vielleicht für weitere,<br />

da „das Angebot <strong>an</strong> wirklich Interess<strong>an</strong>tem und Neuem für<br />

noch mindestens zehn solche Zusammenschauen reicht”,<br />

meint Heon. Und d<strong>an</strong>k ihrer Vision gibt es wieder eine Traumausstellung<br />

um die Jahrhundertwende… Aber dieses Mal,<br />

ein wirklicher Traum.<br />

MASS MoCa, North Adams, Massachusetts<br />

„Uncommon Denominator: New Art from Vienna”<br />

25 Mai <strong>2002</strong> – März 2003<br />

http://www.BerkshireArts.org<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Sleater-Kinney: „One Beat“<br />

Mary Timony: „The Golden Dove“<br />

Quarks: „Trigger Me Happy“<br />

Ms Dynamite: „A Little Deeper“<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Rock on Grrrls!<br />

Sonja Eism<strong>an</strong> und Ute Hölzl rocken und grooven sich mit<br />

Neuerscheinungen verschiedenster Genres durch Wind und<br />

Wetter – und genießen dabei den letzten Rest <strong>an</strong> Sonne.<br />

Endlich: die neue Sleater-Kinney-<br />

Platte, seit zwei Jahren sehnsüchtig<br />

erwartet, ist da. Die<br />

(Post-)Riot Grrrl-B<strong>an</strong>d aus Portl<strong>an</strong>d,<br />

die vom Times Magazine<br />

noch vor massenwirksamen Testosteron-<br />

Rap-Rockern wie Limp Bizkit zur besten<br />

amerik<strong>an</strong>ischen Rockb<strong>an</strong>d gekürt wurde,<br />

klingt auf „One Beat“ (Kill Rock Stars)<br />

ähnlich rockig-treibend, wie auf dem Vorgänger<br />

„All H<strong>an</strong>ds On The Bad One“. Die<br />

Gitarren greifen in Sleater-Kinney-typischer<br />

M<strong>an</strong>ier inein<strong>an</strong>der, ohne sich dabei<br />

allzu filigr<strong>an</strong> zu verästeln, und die prägn<strong>an</strong>ten<br />

Stimmen von Corin Tucker, vibrierend<br />

und hochemotional, und Carrie<br />

Braunstein, tomboyish und kokett, ergänzen<br />

sich gewohnt genial. Die Texte<br />

sind metaphernreich vielschichtig und<br />

großteils persönlich gefärbt, aber es wird<br />

auch unmissverständlich Kritik geübt am<br />

staatlich verordneten Hauruck-Patriotismus<br />

nach dem 11. <strong>September</strong>:„Since<br />

when is scepticism un-Americ<strong>an</strong>?“<br />

Mary Timony, Ex-Helium und mit<br />

Carrie Brownstein gemeinsam in The<br />

Spells, hat mit „The Golden Dove“ (Matador/Zomba)<br />

ein neues Soloalbum veröffentlicht.<br />

Die Mel<strong>an</strong>ge von Magie mit<br />

60er Jahre Psych-Folk, experimenteller<br />

Elektronik und Prog Rock, die „The Golden<br />

Dove“ prägt, war auch schon in Timonys<br />

früheren Werken ausgeprägt.<br />

Was in „Mountains“, ihrem letzten Solo-<br />

Album, noch dunkler und verzweifelter<br />

kl<strong>an</strong>g, ist jetzt deutlich zarter und balladesker.<br />

Aber die Magie, in beiderlei Sinne,<br />

ist weiterhin vorh<strong>an</strong>den: Mel<strong>an</strong>cholische,<br />

märchenhafte Balladen und dunkle,<br />

versponnene Songs über Kobolde,<br />

Zauberwesen und Geister, dazwischen<br />

immer wieder textliche Brüche in das<br />

Jetzt bilden das Grundgerüst für „The<br />

Golden Dove“. Für Menschen mit Vorliebe<br />

für Mittelalter, Faune und Elfen ist<br />

Mary Timony ein wahre Empfehlung.<br />

Alle <strong>an</strong>deren müssen es eben selbst<br />

ausprobieren.<br />

G<strong>an</strong>z zart geht es auch bei den<br />

Quarks zu, die mit ihrem dritten Longplayer<br />

„Trigger Me Happy“ (Home/Columbia)<br />

endgültig die zu eng gewordene<br />

Verg<strong>an</strong>genheit als niedliche B<strong>an</strong>d aus<br />

der Berliner „Wohnzimmerszene“ abstreifen<br />

und mit den aufwändig produzierten<br />

Songs g<strong>an</strong>z groß POP buchstabieren.<br />

Auch wenn im Hintergrund die Elektronik<br />

blubbert – mittlerweile vielleicht etwas<br />

glatter als die verspielten Sounds<br />

von früher – und synthetische Beats dahintuckern,<br />

verl<strong>an</strong>gsamt die spröde Stimme<br />

von Jov<strong>an</strong>ka von Willsdorf, die jetzt<br />

auch öfters englisch singt, das Tempo der<br />

Songs und taucht sie in eine fast laszivmel<strong>an</strong>cholische<br />

Atmosphäre.<br />

Mit Sentimentalität hat Ms Dynamite,<br />

wie ihr Name schon vermuten<br />

lässt, wenig am Hut. Die junge Engländerin,<br />

die sich zuerst als furchtlose Garage<br />

MC in der Londoner Szene einen<br />

Namen machte, bringt auf ihrem Debütalbum<br />

„A Little Deeper“ (Polydor/<br />

Universal) ihre Vorliebe für tighte,<br />

reggae-beeinflusste Beats, smoothe<br />

R’n’B-Vocals, zungenbrecherische Raps<br />

und sozialkritische Lyrics zusammen.<br />

Dass der explosive Stoff, den Ms Dynamite<br />

mit „A Little Deeper“ auf der internationalen<br />

Musikbühne zündete,<br />

auch entsprechend einschlagen wird,<br />

dar<strong>an</strong> dürfte es nach den bisherigen Reaktionen<br />

auf die outspoken young lady<br />

wohl keinen Zweifel mehr geben. Cause<br />

Ms Dynamite’s fed up, sick’n’tired of<br />

repeating herself, und alle wollen es<br />

hören…<br />

Truth Hurts, die neueste Entdeckung<br />

des allmächtigen Dr. Dre, erhielt ihr Musikerinnen-Alias<br />

<strong>an</strong>geblich deswegen,<br />

weil sie mit ihrer Meinung ebenfalls<br />

nicht gerade hinterm Berg hält, was<br />

wohl m<strong>an</strong>chmal durchaus schmerzhaft<br />

sein k<strong>an</strong>n. Vor allem im traditionell eher<br />

s<strong>an</strong>ft inklinierten Genre des R’n’B, das<br />

sie mit ihrer beeindruckenden Stimmgewalt<br />

(Truth Hurts alias Shari Watson<br />

hat eine Ausbildung als Opernsängerin<br />

im Gepäck) und expliziten Lyrics aufmischt,<br />

fallen die von ihr eingestreuten<br />

Kraftausdrücke auf ihrem ersten Longplayer<br />

„Truthfully Speaking“ (Aftermath/Interscope)<br />

einigermaßen aus<br />

dem Rahmen. Denn wer außer ihr könnte<br />

mit Honigstimme einen Refrain wie<br />

„Bullshit pours down like rain“ überzeugend<br />

bringen? Doch neben den überzuckerten<br />

Bitterkeiten drängen sich vor<br />

allem die perfekt fließenden Vocals und<br />

Raps nachhaltig ins Ohr, die sich kongenial<br />

mit den opulenten Arr<strong>an</strong>gements<br />

und knackigen Beats verbinden. ❚


Widerständige Offenheit<br />

Dem Offenlegen des theatralen Diskurses als männerbündische<br />

Strategie zum Machterhalt widmet sich Katharina Pewny aus<br />

feministischer Perspektive. Von Amelie Cserer.<br />

Theater als Spiel vom Spiel. Wir<br />

spielen die Rollen und sie spielen<br />

uns. Ein Spiegel, um sich zu<br />

fassen. Nachdenkend betrachtend<br />

im Abbild den Grund des<br />

Sees lebendiger Seele finden. Ein Spiegel,<br />

der den Spiegel reflektiert. Ein Spiel,<br />

das das Spielen spielt, ist Theater.<br />

Katharina Pewny nimmt in ihrem<br />

Buch universitäre Theaterwissenschaft<br />

und Repräsentationstheorien „im Zeichen<br />

der Geschlechterdifferenz“ aufs Korn. Die<br />

vernetzende Analyse von Text, Inszenierung<br />

und Rezension der Theaterstücke<br />

von Heidi von Plato: Der elektrische Reiter<br />

(1992), Friederike Roth: Erben und Sterben<br />

(1992) und Marlene Streeruwitz:Tolmezzo<br />

(1994) legt das Augenmerk auf inhaltliche<br />

Verschiebungen repräsentierter<br />

Weiblichkeit. Aus den Stücken filtert die<br />

Autorin frauenspezifische Problemlagen<br />

heraus, die beispielsweise in einem wechselseitigen<br />

Ausschluss von Kunstproduktion<br />

und Weiblichkeit gefunden werden.<br />

MittäterInnenschaft im Nationalsozialismus<br />

und sexuelle Gewalt werden durch<br />

Ver<strong>an</strong>twortungsdelegation realisiert. Ein<br />

frauliches Schicksal gesichtsloser Allgemeinkörper<br />

zu teilen, wird in traditionellen<br />

Charakterisierungen viel zu oft dargestellt.Wenn<br />

demgegenüber jedoch<br />

starke und differenzierte Frauenverhältnisse<br />

auf der Bühne präsent waren, werden<br />

sie durch die Rezension in ihrer feministischen<br />

Bedeutung „geläutert“ und<br />

mit traditionellen Weiblichkeitsmustern<br />

aufgeladen.<br />

Pewny ortet die feministische Relev<strong>an</strong>z<br />

theatraler Repräsentation in Imagination,<br />

Vorstellung und Identifikation.<br />

Spiegelstadium markiert einen Entwicklungsabschnitt,<br />

in dem die Person<br />

bereit sei, ihr imaginäres Selbst <strong>an</strong>zuerkennen<br />

(Lac<strong>an</strong>). Doch welches „weibliche“<br />

Gesicht wird Frauen von einer<br />

abendländischen Gesellschaft zur Orientierung<br />

entgegengehalten? Pewny<br />

verweist hierzu u.a. auf die vorgegebene<br />

Notwendigkeit, mütterliche Urspünge<br />

(Irigaray) und „<strong>an</strong>dersartige Erfahrungsschätze“,<br />

die einem Normfrieden<br />

nicht entsprechen (z.B. sexuelle Gewalt),<br />

zu verdrängen. Relev<strong>an</strong>te Bezüge weiblicher<br />

Existenz werden somit beschnitten<br />

und eingekapselt. Ohne Relation<br />

keine Realität. Die vorm Spiegel vereinzelte<br />

Figur erstarrt in Bewunderung ob<br />

ihrer männerbezogenen Ohnmacht. In<br />

Universitäten und medialer Öffentlichkeit<br />

wird sie zum Spielball patriarchaler<br />

Institutionen.<br />

Pewny bietet verschiedene Strategien<br />

<strong>an</strong>, diese weibliche Verkapselung<br />

zu lösen. Der Attribution von „Anders“,<br />

(Ge)Schlechtigkeit und negativer Tugenden<br />

für „Frau“ auszuweichen, konnte innerhalb<br />

feministischer Theorie sehr wohl<br />

auch der Begriff „Frau“ abgeschafft werden,<br />

doch Pewny empfiehlt in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g eine lustvolle Besetzung<br />

von Devi<strong>an</strong>z. Eine Gewichtung, die<br />

den Positivismen eines patriarchalen<br />

Systems als Machtstrategie jede Relev<strong>an</strong>z<br />

entzieht. In der Forderung, den<br />

Fokus von einer patriarchalen Bedeutungs-<br />

und Identifizierungsgenerierung<br />

zu wenden, lässt sich prinzipiell eine<br />

Grundnote finden, sich als weibliches/<br />

frauliches Wesen dezidiert auf ein<strong>an</strong>der<br />

zu beziehen.<br />

Hierfür sei es auf institutioneller<br />

Ebene der Universität notwendig, beispielsweise<br />

Bewerberinnen von Stipendien<br />

und Lehraufträgen zu unterstützen.<br />

Im Bereich theatraler Repräsentation<br />

fordert Pewny nicht-traditionelle<br />

Rollenbilder weiblicher Existenzweisen,<br />

die starke und selbstbewusste Identifikationsmöglichkeiten<br />

bieten. Denn ein<br />

Subjekt sei „sämtliche Geschichte aller<br />

Identifizierungen“. Kollektive Arbeitsstrukturen<br />

und mütterliche Autorinnenschaft<br />

klassifiziert die Autorin als<br />

feministische Strategien. Mit dem Aufbrechen<br />

einer dichotomen Verteilung<br />

der Welt, verabschiedet sie auch das<br />

Konzept der Unterscheidung zwischen<br />

Realität und Kunst. Sie betont, dass solche<br />

Vorstellungen nicht einem Weltverständnis<br />

gerecht werden, das „alles Gegebene<br />

als Gemachtes begreift“. H<strong>an</strong>deln<br />

und Denken, Imagination und Realität<br />

vollführen einen sich gegenseitig<br />

nachahmenden T<strong>an</strong>z. Die zirkuläre Offenheit,<br />

die gesellschaftliche Determination<br />

bricht, fängt sich in einem Geflecht<br />

splitternder Identitäten. ❚<br />

Katharina Pewny: Ihre Welt Bedeuten<br />

Feminismus, Theater, Repräsentation<br />

Ulrike Helmer Verlag <strong>2002</strong>, e 23,60 (Ö)<br />

lese.zeichen<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


k<br />

lese.zeichen<br />

kkk<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Verl<strong>an</strong>gsamung<br />

Eine Karrierefrau, eine alte Dame und<br />

ein junges Mädchen: Drei Geschichten<br />

um Frauen unterschiedlicher Generationen,<br />

die verschiedener nicht sein<br />

können und doch untrennbar inein<strong>an</strong>der<br />

verwoben sind. Mireille, die Karrierefrau,<br />

trifft auf die „Dame in Blau“, eine<br />

Begegnung, die ihr Leben schlagartig<br />

verändert. Statt Stress und Karriere<br />

wird plötzlich das intensive Erleben<br />

von L<strong>an</strong>gsamkeit und Genuss zu ihrem<br />

Lebensmittelpunkt.<br />

Eine wunderbare Geschichte, die<br />

nur <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs wie eine absurde Reise in<br />

eine F<strong>an</strong>tasiewelt <strong>an</strong>mutet. Am Ende<br />

war in mir nur noch der Wunsch, es<br />

Mireille gleich zu tun und einfach alle<br />

Zwänge und Ideale über Bord zu werfen<br />

und meinen Lebensrythmus zu<br />

verl<strong>an</strong>gsamen.<br />

Auch Marthe befindet sich knapp<br />

vor einem Wendepunkt in ihrem Leben,<br />

als sie der „Klatschmohnfrau“ begegnet.<br />

Marthe befreit sich aus dem<br />

erstarrten Witwen-Dasein und verliebt<br />

sich erneut. Aber noch wichtiger:<br />

Sie lernt wieder, sich selbst zu lieben<br />

und ihre eigenen Wünsche denen ihrer<br />

Familie zumindest nicht mehr unter<br />

zu ordnen. Zum ersten Mal hingegen<br />

erfährt das „Sonnenblumenmädchen“,<br />

was Liebe sein k<strong>an</strong>n. Der<br />

letzte Sommer vor Schuleintritt wird<br />

für Mathilde zum unvergesslichen<br />

Erlebnis.<br />

Ein wenig irritierend sind jedoch<br />

die Rollenmuster, mit denen Chatelet ^<br />

sich offensichtlich der ersten jungen<br />

Liebe nähert: Von der selbstbewussten<br />

und ihr (Liebes)Leben selbst bestimmenden<br />

Frau, wie sie in den zwei Rom<strong>an</strong>en<br />

zuvor dargestellt wurde, ist bei<br />

Mathilde noch wenig zu erkennen. Alles<br />

in allem ein wunderbares Buch mit<br />

drei Rom<strong>an</strong>en, die eigentlich zusammen<br />

gehören. Warum? Diese Überra-<br />

Frauenzimmer<br />

schung möchte ich den Leserinnen<br />

nicht nehmen.<br />

Gabi Horak<br />

Noelle Chatelet: ^<br />

Die Dame in Blau, Die Klatschmohnfrau,<br />

Das Sonnenblumenmädchen<br />

Drei Rom<strong>an</strong>e.<br />

Kiepenheuer und Witsch <strong>2002</strong>, e 12,40 (Ö)<br />

Wüstenwind<br />

„Für meinen Körper… ein Zeltpflock, gekreuzigt<br />

unter freiem Himmel“ – Schon<br />

die einleitende Widmung lässt auf keine<br />

leichte Buch-Kost schließen, und der<br />

erste Verdacht der Leserin bestätigt sich<br />

auf den folgenden Seiten.<br />

Al-Tahawis Erstlingsrom<strong>an</strong> ist eine<br />

schnörkellose und von bedrückender<br />

Realität geprägte Schilderung der Frauenschicksale<br />

einer Beduinenfamilie. Erzählt<br />

wird aus der Perspektive Fatimas,<br />

die als jüngste Tochter eines Beduinenscheichs<br />

mit ihren älteren Schwestern<br />

unter rauen Bedingungen – nicht zuletzt<br />

menschlicher Art – in der ägyptischen<br />

Wüste aufwächst. Die Familie<br />

steht unter dem strengen Regiment<br />

der verhassten Großmutter, die die<br />

Mädchen täglich deren Minderwertigkeit<br />

als Frauen spüren lässt und deren<br />

Mutter verflucht, denn kein Sohn überlebt<br />

die Geburt, was die Mutter schließlich<br />

in den Wahnsinn flüchten lässt. Der<br />

geliebte Vater kommt und geht wie der<br />

Wüstenwind, bleibt unnahbar. Unter<br />

diesen trostlosen Umständen bleibt Fatima<br />

nur ihre Traumwelt, in die sie sich<br />

flüchtet, wenn die Realität untragbar<br />

wird.<br />

Mit ihrer lyrischen Sprache lässt<br />

al-Tahawi die Ph<strong>an</strong>tasie des Mädchens<br />

Wirklichkeit werden und sich mit der<br />

Realität zu einem wundersamen Ge-<br />

spinst vereinen, das die Grenzen zwischen<br />

Traum und Realität aufzuheben<br />

vermag. Anf<strong>an</strong>gs nur Zuhörerin märchenhafter<br />

Geschichten übernimmt<br />

Fatima schließlich selbst die Rolle der<br />

Geschichtenerzählerin und führt die Leserin<br />

dabei nicht selten in die Irre. „Das<br />

Zelt“ ist ein mel<strong>an</strong>cholisch beklemmender<br />

Rom<strong>an</strong> des harten Wüstenlebens,<br />

bei dessen Lektüre der Leserin der Wüstenwind<br />

um die Ohren pfeift und ihr<br />

S<strong>an</strong>d in die Augen treibt.<br />

Doris Brenner<br />

Miral al Tahawi: Das Zelt<br />

Unionsverlag 2001, e 15,41(Ö)<br />

Eisiger Sommer<br />

„Weit in der Ferne stoßen Himmel und<br />

Meer aufein<strong>an</strong>der. Weiter als bis dorthin<br />

k<strong>an</strong>n sie nicht schauen, dort ist die Welt<br />

zu Ende. Aber der graublaue Streifen<br />

am Horizont hält sie auf der Erde fest<br />

und sorgt dafür, dass sie nicht über den<br />

R<strong>an</strong>d fällt. Immerhin etwas.“ Madde ist<br />

16, als sie von zwei Schulkollegen nach<br />

der Schulabschlussfeier vergewaltigt<br />

wird. Betrunken war sie und schick gekleidet<br />

in ihrem neuen kurzen roten<br />

Kleid, hauteng und mit tiefem Ausschnitt.<br />

Eine klare Herausforderung, verteidigen<br />

sich ihre Mitschüler. Und<br />

Madde glaubt fast selbst dar<strong>an</strong>, ist<br />

eingeschüchtert, verängstigt, fühlt<br />

sich schmutzig. Doch das Schwierigste<br />

kommt noch: die Gerichtsverh<strong>an</strong>dlung.<br />

Madde ist verzweifelt, doch ihre Anwältin<br />

gibt ihr Zuspruch und macht ihr<br />

Mut. Mut, sie selbst zu sein, zu sich<br />

und ihrem Körper zu stehen und alle<br />

Selbst<strong>an</strong>schuldigungen zu verwerfen.<br />

Madde begreift, dass sie das Gesche-<br />

…die feministische Buchh<strong>an</strong>dlung<br />

1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />

kkk<br />

k


hene nicht ungeschehen machen<br />

k<strong>an</strong>n, und dass es im Leben noch viele<br />

Dinge gibt, die sie kennen lernen muss<br />

– vor allem sich selbst. Christina Wahldén<br />

geht mit diesem wichtigen tabuisierten<br />

Thema zwar behutsam um, will<br />

die Geschichte des Opfers erzählen,<br />

beschränkt sich jedoch allzu sehr und<br />

in bedrückend <strong>an</strong>schaulicher Weise auf<br />

den Tatherg<strong>an</strong>g und den <strong>an</strong>schließenden<br />

Prozess. Zu sehr wird die Geschichte<br />

mit Problemen überfrachtet und<br />

Madde als Tochter einer arbeitslosen,<br />

Shoppingk<strong>an</strong>al-surfenden und -süchtigen<br />

Mutter noch weiter <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d<br />

der Gesellschaft gedrängt und so ihre<br />

Außenseiterinnenperspektive gerechtfertigt,<br />

um sie allerdings später wieder<br />

aufzuheben.<br />

Dennoch:„Kurzer Rock“ ist ein<br />

wichtiges Buch, das jungen Leserinnen<br />

Mut machen will und durch seine beklemmend<br />

dist<strong>an</strong>zlose Erzählweise sehr<br />

betroffen macht. Der Knoten im Magen<br />

ist vorprogrammiert.<br />

Doris Brenner<br />

Christina Wahldén: Kurzer Rock<br />

Oetinger Verlag, 2001, e 10,20 (Ö)<br />

Engagierte Stellungnahmen<br />

Die Sammlung aktueller politischer Essays<br />

der indischen Schriftstellerin<br />

Arundhati Roy beinhaltet Themen, die<br />

von den Medien gerne ausgespart werden.<br />

Ausgenommen davon sind eventuell<br />

die Ereignisse vom 11. <strong>September</strong><br />

2001. Als eine von wenigen kritisierte<br />

Roy die amerik<strong>an</strong>ische Vorgehensweise,<br />

und sie nahm bereits damals politische<br />

Folgeentwicklungen vorweg. Ein großer<br />

Teil ihrer engagierten Stellungnahmen,<br />

die ihr zahlreiche Klagen und sogar einen<br />

Gefängnisaufenthalt einbrachten,<br />

ist dem Staudammprojekt im Narmada<br />

Tal gewidmet. Ein Projekt das, fin<strong>an</strong>ziell<br />

tatkräftig unterstützt von der Weltb<strong>an</strong>k<br />

und <strong>an</strong>deren wirtschaftlichen MachthaberInnen,<br />

weitreichende katastrofale<br />

Folgen für die Menschen und die Umwelt<br />

hat. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g erhalten<br />

nett gemeinte Wiedergutmachungsbegriffe<br />

wie „Umsiedlung“ oder<br />

„fin<strong>an</strong>zielle Entschädigung“ eine völlig<br />

<strong>an</strong>dere Bedeutung. Ein Kennzeichen ihrer<br />

Essays ist u.a., dass Roy sich nicht<br />

mit Lamentieren über die Opferrolle der<br />

indischen Bevölkerung zufrieden gibt.<br />

Sie sieht durchaus deren Mitver<strong>an</strong>twortung<br />

für die politische Situation. Roys<br />

leidenschaftliches „Einmischen“ kippt<br />

<strong>an</strong> wenigen Stellen ins Polemische oder<br />

wird begrifflich unscharf, wenn sie z.B.<br />

die „Judenfrage“ und die Situation in<br />

den KZ´s während der NS-Zeit mit der<br />

heutigen indischen Lage vergleicht und<br />

bewertet.<br />

Motto:Wer mehr Opfer aufweist,<br />

ist schlimmer dr<strong>an</strong>. Als ob sich menschliches<br />

Elend beziffern ließe. Trotz dieser<br />

„Aufrechnungen“ zeigt sich in den Essays<br />

ein fundiertes Wissen. Das belegen<br />

zahlreiche interess<strong>an</strong>te Querverweise<br />

und Anmerkungen.<br />

Petra Öllinger<br />

Arundhati Roy: Die Politik der Macht<br />

btb <strong>2002</strong>, e 8,30 (Ö)<br />

Vielfalt<br />

Der 4. Journalistik-Tag im November<br />

2001 am Institut für Kommunikationswissenschaft<br />

der Universität Salzburg<br />

war g<strong>an</strong>z den Frauen in Medienbetrieben<br />

bzw. feministischen Perspektiven in<br />

der Medienwissenschaft gewidmet. Die<br />

thematische Vielfalt der Referate, die in<br />

diesem B<strong>an</strong>d versammelt sind, reicht<br />

von Pionierinnen des Journalismus über<br />

feministische Öffentlichkeiten bis zu<br />

Frauenbildern im Fernsehen. Viefältig<br />

sind auch die Her<strong>an</strong>gehensweisen:<br />

m<strong>an</strong>chmal stehen MedienakteurInnen,<br />

d<strong>an</strong>n wieder RezipientInnen im Vordergrund,<br />

Analyse wechselt sich ab mit<br />

vorsichtiger Prognose. Und immer wieder<br />

die ernüchternde Feststellung: Die<br />

Situation von Frauen in den Medien hat<br />

sich in den letzten Jahren nur minimal<br />

verbessert. Zahlreiche Literaturhinweise<br />

am Ende jedes Referates regen zur weiteren<br />

Beschäftigung mit den unterschiedlichen<br />

Themen <strong>an</strong>.<br />

Gabi Horak<br />

Julia Neissl (Hg): der/die journalismus<br />

Geschlechterperspektiven in den Medien<br />

Studienverlag <strong>2002</strong>, e 19,- (Ö)<br />

neu.l<strong>an</strong>d<br />

Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

Der kleine große Unterschied<br />

lese.zeichen<br />

Beograd – „Die weiße Stadt“. Nach fünf Jahren. Die Reise mit<br />

dem Auto wieder unkompliziert wie früher. Keine Extraversicherung<br />

mehr. Die grüne Karte, in der „YU“ nicht durchgestrichen<br />

ist, gilt wieder. Keine Ausreisegebühr. Keine Schik<strong>an</strong>e<br />

wegen ausländischer Kennzeichentafeln. Nur haben sich<br />

die Grenzen vermehrt. Drei Grenzübergänge statt eines. Und<br />

mehr Währungen unterwegs: Tolar, Kuna, Dinar. Aber Euro ist<br />

überall willkommen. Die Autobahn Zagreb – Belgrad mit<br />

dem einst symbolischen Namen „Die Autobahn der Brüderlichkeit<br />

und Einheit“ fast leer, niem<strong>an</strong>den mehr verbindet<br />

die Brüderlichkeit und Einheit, kaum jem<strong>an</strong>den diese Autobahn.<br />

Belgrad. Verkehrschaos wie immer. Blinker beim Streifenwechseln,<br />

eine große Unbek<strong>an</strong>nte. Anhalten in der rechten<br />

Fahrspur, um einzukaufen, eine normale alltägliche Erscheinung.<br />

Trotzdem keine Unfälle. Chaos hat eine unsichtbare<br />

Ordnung. Die Straßen und Restaur<strong>an</strong>ts voll, die Oberfläche<br />

glänzt, die Großstadt lebt und pulsiert. Du fühlst dich<br />

wohl; du bist nur ein paar Tage da, du lebst nicht da, du musst<br />

nicht um deine Existenz b<strong>an</strong>gen. Die meisten Menschen,<br />

die du magst, sind nicht mehr da, nur wenige gibt es, die du<br />

sehen willst und k<strong>an</strong>nst. Die getrennt gelebte Zeit steht<br />

d<strong>an</strong>n zwischen euch, getrennte Erlebnisse, verschieden<br />

wahrgenommene Ereignisse, getrennte Zukunft. Aber euch<br />

verbindet trotzdem etwas Unsichtbares, etwas Unaussprechbares,<br />

etwas Undefinierbares, etwas im Inneren Gespeichertes,<br />

das keine getrennt gelebte Zeit löschen k<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>n<br />

kommst du zurück. Salzburg. Die Festspielzeit. TouristInnen.<br />

TouristInnen. TouristInnen. Mozart. Mozart. Mozart. Kitsch.<br />

Kitsch. Kitsch. Nichts Neues, nichts Unbek<strong>an</strong>ntes. Nur fällt<br />

das jetzt irgendwie besonders auf. Der Magen steigt hoch,<br />

du hast ihn aber unter Kontrolle. Die Selbstbeherrschung<br />

hast du mit Erfolg absolviert. Sonst könntest du nicht verkraften,<br />

dass es keine Menschen um dich gibt, mit denen du<br />

auf eine unaussprechbare, undefinierbare Weise gemeinsam<br />

„kotzen“ k<strong>an</strong>nst, und zwar so, dass es euch Spaß macht.<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


ge.fragt<br />

Bildungshunger<br />

Von Elke Koch<br />

Auflösung aus 7-8/02<br />

Die schillernde Persönlichkeit der<br />

Sommernummer war Tamara de<br />

Lempicka. Unser Buchpreis geht<br />

diesmal <strong>an</strong>: Nadine Hafner aus<br />

Feldkirch! Gratulación!<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Unsere politische Heldin erblickt<br />

am 6. Juni 1836 in Wien<br />

das Licht der Welt und wächst<br />

in der liberalen, kultivierten Atmosphäre<br />

eines freisinnigen jüdischen<br />

Bürgerhauses auf. Der Vater ist<br />

Chemiker und Erfinder und verwirklicht<br />

seine Ideen durch den Bau der ersten<br />

Pergamentfabrik in Europa. Er bemüht<br />

sich, durch Maßnahmen wie Arbeitszeitverkürzung<br />

oder Kr<strong>an</strong>kenversicherung<br />

den zumeist eingew<strong>an</strong>derten ArbeiterInnen<br />

halbwegs erträgliche Arbeitsbedingungen<br />

zu schaffen. Nach<br />

dem Tod des Vaters übernimmt die<br />

Mutter die Leitung der Fabrik im fünften<br />

Wiener Gemeindebezirk und wird<br />

zur Ernährerin der vielköpfigen Familie.<br />

In ihrem Betrieb richtet sie eine der ersten<br />

Schulküchen Wiens ein – unsere<br />

Heldin wechselt sich mit ihren fünf<br />

Schwestern beim Küchendienst ab. Die<br />

Arbeit in der Fabrik gewährt ihr erste<br />

Einblicke in soziale Missstände. Nach<br />

dem pl<strong>an</strong>mäßigen Besuch der Volksund<br />

Bürgerschule in Wien erhält sie<br />

zunächst Privatunterricht und besucht<br />

einzelne Vorlesungen <strong>an</strong> der Wiener<br />

Universität. „Richtig“ studieren dürfen<br />

aber nur ihre Brüder, das vorherrschende<br />

Bildungssystem untersagt Frauen<br />

nämlich den Besuch der Universität.<br />

Diese Unmöglichkeit, ihren Bildungs-<br />

hunger <strong>an</strong>gemessen ausleben zu können,<br />

bezeichnet unsere Heldin stets als<br />

größte Triebfeder für ihren Einsatz auf<br />

dem Gebiet der Frauen- und Mädchenbildung.<br />

1888 heiratet sie einen B<strong>an</strong>kbeamten,<br />

nach der Geburt ihrer Tochter Anna<br />

wird unsere Heldin mit Rotlauf infiziert<br />

und erkr<strong>an</strong>kt am Kindbettfieber. Sie<br />

muss viele Monate im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

verbringen und behält eine Körperbehinderung<br />

zurück. Der Ehem<strong>an</strong>n stirbt<br />

früh <strong>an</strong> Tuberkulose, die Tochter leidet<br />

<strong>an</strong> Depressionen und nimmt sich<br />

schließlich das Leben. In dieser Zeit<br />

enormer psychischer Belastungen erhält<br />

sie durch ihre Freundinnen Marie<br />

L<strong>an</strong>g und Auguste Fickert Zug<strong>an</strong>g zur<br />

bürgerlichen Frauenbewegung und<br />

wird Mitglied im „Allgemeinen Österreichischen<br />

Frauenverein“. Sie beginnt<br />

publizistisch zu arbeiten. In der „Volksstimme“<br />

fordert sie in ihren Artikeln<br />

die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium<br />

ein, verl<strong>an</strong>gt eine Verbesserung<br />

des Arbeitsschutzes für Frauen,<br />

vor allem aber die Einführung des Frauenwahlrechtes.<br />

Sie lernt Adelheid Popp,<br />

Anna Boschek, Viktor Adler und Käthe<br />

Leichter kennen und wird Mitglied der<br />

Soziademokratischen Partei. Im Rahmen<br />

ihrer politischen Tätigkeit hält sie<br />

zahlreiche Vorträge und veröffentlicht<br />

Ungerechtigkeiten und Frustrationen, die sie am eigenen Leib<br />

erfahren musste, wollte sie <strong>an</strong>deren Frauen ersparen.<br />

Wer ist unsere <strong>September</strong>-Kämpferin? Antworten bitte bis<br />

13. <strong>September</strong> <strong>an</strong> die Redaktion<br />

Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 01/920 16 76, Fax: 715 98 88,<br />

e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Artikel und Aufsätze in der „Volksstimme“,<br />

der „Arbeiterzeitung“, in „Die Unzufriedene“<br />

oder in der Berliner „Neuen<br />

Zeit“. In ihren Publikationen ruft sie<br />

zum Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung<br />

und Benachteiligung der ArbeiterInnenschaft<br />

auf und verschont<br />

weder Staat noch Kirche mit ihrer Kritik.<br />

Sie wehrt sich gegen die vielschichtigen<br />

Ungerechtigkeiten, mit denen die<br />

Frauen der damaligen Zeit zu kämpfen<br />

hatten – vor allem wegen ihrer persönlichen<br />

„Bildungsbenachteiligung“ ist<br />

ihr die Bildung des „Frauenproletariats“<br />

ein besonderes Anliegen. Mit ihren<br />

Schriften gelingt es ihr, Bildung als<br />

Waffe gegen die Ausbeutung zu tr<strong>an</strong>sportieren<br />

und dadurch zur gesellschaftskritischen<br />

Bewusstseinsbildung<br />

und politischen Aufklärung beizutragen.<br />

Sie zählt zu den Mitbegründerinnen<br />

des „Vereins sozialdemokratischer<br />

Frauen und Mädchen“, ist Abgeordnete<br />

in der Konstituierenden Nationalversammlung<br />

und Mitglied des Bundesrates.<br />

Aus ihrer Feder stammt der „Frauenteil“<br />

des „Linzer Programms“ der Sozialdemokraten.<br />

Nach dem Anschluss<br />

Österreichs muss sie nach Fr<strong>an</strong>kreich<br />

flüchten, weil ihr die neuen <strong>an</strong>tisemitischen<br />

Gesetze kein politisches und soziales<br />

Leben in Österreich erlauben. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

7. 9., 19.30 u. 8. 9., 11.00, Eisenstadt<br />

Margarete Babinsky:„Der große<br />

Sonatenzyklus“. Klavier<br />

Schloss Esterházy, T. 02682/61 866<br />

8. 9., 11.00, Innsbruck<br />

Kl<strong>an</strong>gspuren – Musik aus Jap<strong>an</strong>:<br />

Mayumi Miyata, Sho<br />

SOWI Innsbruck, T. 05242/73 582<br />

10. 9., 19.30, Wien<br />

Di<strong>an</strong>a Krall<br />

Stadthalle, 15., Vogelweidplatz 14,<br />

T. 98 100/79 999 79<br />

15. 9., 20.00, Wien<br />

1. Wiener Pawlatschen AG:<br />

Tini Kainrath, Doris Windhaber,<br />

Duo Emersberger/Hojsa<br />

Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 485 38 70<br />

16. 9., 21.00, Salzburg<br />

C<strong>an</strong>dy K<strong>an</strong>e & B<strong>an</strong>d. Blues<br />

Rockhouse Salzburg, 5020, Schallmooser<br />

Hauptstraße 46, T. 0662/88 49 14<br />

17. 9., 19.30, Baden<br />

Ingrid Wagner-Kraft, Violoncello;<br />

Nadia Saharova, Klavier<br />

Casino Baden, 2500, Kurpark,<br />

T. 02252/444 96 444<br />

17. 9., 20.30, Dornbirn<br />

Ida Kelarova<br />

Spielboden, 6850, Färbergasse 15,<br />

T. 05572/219 33/0<br />

19. 9., 20.00, Wien<br />

Lena Rothstein:„Spelunkenlieder“.<br />

Ethno, Klezmer, Swing<br />

Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, T. 749 33 41<br />

20. 9., 11.00, Eisenstadt<br />

Ruth Gabrielli:„Liebesfreud & Liebesleid“.<br />

Sopr<strong>an</strong> + Klavier<br />

Schloss Esterházy, T. 02682/61 866<br />

20. 9., 19.00, Salzburg<br />

Editta Braun Comp<strong>an</strong>y:„Luvos, archives 3“<br />

Republic, 5020, Anton-Neumayr-Platz 2,<br />

T. 0662/84 34 48 od. www.sommerszene.net<br />

21. 9., 19.00, Fels<br />

Trio non & pur:„Aus dem Urgrund auf<br />

dem Weg ins LIcht“. Lieder der Hildegard<br />

von Bingen und ihrer Zeit<br />

Schloss Thürnthal, 3481 Fels am Wagram,<br />

T. 02738/70 77<br />

21. 9., 20.00, St. Pölten<br />

Liz McComb. Gospel, Soul und Jazz<br />

Festspielhaus, 3100, Fr<strong>an</strong>z Schubert-Platz 2,<br />

T. 02742/90 80 80/222<br />

21. 9., 20.00, Nüziders<br />

Mari<strong>an</strong>ne Mendt & B<strong>an</strong>d:„Vom<br />

Wienerlied zum Jazz“<br />

Sonnbergsaal, 6714 Nüziders/Vbg.<br />

ab 23. 9., 20.00, Wien<br />

Ella geht l(i)eben. Ein musikalischer<br />

Abend. Mit Berenice Pahl<br />

Bar & Co, 1., Drachengasse 2, T. 512 14 44<br />

24. 9., 20.00, Wien<br />

1. Wiener Pawlatschen AG:<br />

Tini Kainrath, Doris Windhaber,<br />

Duo Emersberger/Hojsa<br />

Café Schmid H<strong>an</strong>sl, 18., Schulgasse 31,<br />

T. 406 36 58<br />

ab 25. 9., 10.00, St. Pölten<br />

Julia & R. Eine Hip Hopera.<br />

Mit Astrid Herbich, L<strong>an</strong>a Cencic u.a.<br />

Bühne im Hof, 3100, Linzer Straße 18,<br />

T. 02742/35 22 91<br />

26. 9., 21.00, Wien<br />

Mary Gauthier<br />

B 72, 8., Hernalser Gürtel, Bogen 72,<br />

T. 409 21 28<br />

27. 9., 19.00, Wien<br />

Eva Ursprung & Nina Wurz:„Inside<br />

Out“. Musik-Video-Perform<strong>an</strong>ce<br />

Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59<br />

28. 9., 19.30, Vöcklabruck<br />

Editta Braun Comp<strong>an</strong>y:„Nebensonnen“<br />

Stadtsaal Vöcklabruck, T. 07672/266 44 u.<br />

tourist.voe@asak.at<br />

28. 9., 19.30, Wien<br />

Jazz Chor & FrauenVokalEnsemble der<br />

vokal.akademie.wien. Jazzst<strong>an</strong>dards<br />

Konzerthaus, 3., Lothringerstraße 20,<br />

T. 242 002<br />

29. 9., 21.00, Wien<br />

Mary Timony<br />

B 72, 8., Hernalser Gürtel, Bogen 72,<br />

T. 409 21 28<br />

film<br />

4. 9., 20.00, Wien<br />

Filmabend: Fire. Indien,<br />

R: Deepa Mehta<br />

HOSI, 2., Novaragasse 40<br />

13. 9., 20.00, Graz<br />

Lesbenfilmabend: Desert Hearts<br />

Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24<br />

ab 13. 9., Österreich<br />

8 Frauen. F <strong>2002</strong>. Mit Catherine Deneuve,<br />

Isabelle Huppert, F<strong>an</strong>ny Ard<strong>an</strong>t,<br />

Em<strong>an</strong>uelle Béart, Virginie Ledoyen u.a.<br />

österr. Kinos<br />

19.-20. 9., Wien<br />

Filmtage „Geburt“. Aktuelle Dokumentarfilme<br />

zum Thema Geburt<br />

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöbergasse 11-15,<br />

T. 54 666/30<br />

ab 20. 9., Österreich<br />

Nackt. D <strong>2002</strong>. R: Doris Dörrie<br />

österr. Kinos<br />

23. 9., 19.30, Wien<br />

... und wenn Du Dich damit beschäftigst.<br />

Filmpremiere zum Thema Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; kostenlos<br />

ab 27. 9., Österreich<br />

Bibi Blocksberg. D 2001, R: Hermine<br />

Huntgeburth. Mit Katja Riem<strong>an</strong>n und<br />

Corinna Harfouch<br />

österr. Kinos<br />

29. 9., 11.00, Wien<br />

Premiere u. Sonntagsmatinee:„In -<br />

Out. Bewege die Welt“. Ö <strong>2002</strong>,<br />

R u. Musik: Christina Zurbrügg.<br />

Mit Birgit Heyn<br />

Künstlerhaus-Kino, 1., Karlsplatz 5<br />

theater.kabarett<br />

1.-8. 9., 20.00, Salzburg<br />

Meisterklasse.<br />

Hommage <strong>an</strong> Maria Callas<br />

Elisabethbühne, 5020,<br />

Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/80 85/85<br />

5. 9., 20.00, Wien<br />

Dolores Schmidinger:„Operation<br />

Punschkrapferl“<br />

Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />

T. 332 42 31<br />

12. 9., 20.00, St. Flori<strong>an</strong> bei Linz<br />

Die l<strong>an</strong>ge Nacht des Kabaretts:<br />

Die Divas u.a.<br />

Altes Kino, 4490, Wiener Straße 8,<br />

T. 07224/41 01<br />

13. 9., 20.00, Wien<br />

Andrea Händler:„Paradies“<br />

Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />

T. 332 42 31<br />

16. 9., 19.30, Wien<br />

Meisterklasse. Anlässlich des 25. Todestages<br />

von Maria Callas. Mit Andrea<br />

Eckert<br />

Volkstheater, 1., Neustiftgasse 1, T. 523 35 01<br />

17.-21. 9., 20.00, Wien<br />

Andrea Händler:„Paradies“<br />

Orhpeum, 22., Steigenteschgasse 94b,<br />

T. 481 17 17<br />

George S<strong>an</strong>d<br />

18.-21. 9., 20.15, Pürbach<br />

Eifersucht. Komödie von Esther Vilar<br />

Wald4tler Hoftheater, 3944 Pürbach Nr. 14,<br />

T. 02853/784 69<br />

20. 9., 20.00, Salzburg<br />

Nora. Ein Puppenheim. Schauspiel von<br />

Ibsen, R: Katharina Rupp<br />

Kammerspiele Salzburg, 5020,<br />

Schwarzstraße 24, T. 0662/87 15 12<br />

22. 9., 20.00, Wien<br />

Nicole Käser:„Anleitung zur sexuellen<br />

Unzufriedenheit“<br />

Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />

T. 332 42 31<br />

27. u. 28. 9., 20.00, Bludenz<br />

Hilde Fehr:„reduziert“<br />

Remise, 6700, Am Raiffeisenplatz,<br />

T. 05552/33 407<br />

27.-28. 9., 20.00, Wien<br />

Nessi Tausendschön:„Herz, mein Herz“<br />

Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,<br />

T. 332 42 31<br />

seminar.workshop<br />

ab Sept., Baden od. Wr. Neustadt<br />

Rituale von Frauen für Frauen. Mit<br />

Brigitte Bader und Brigitte Benczak<br />

Anm.: Mag. Bader, T. 0676/315 63 50,<br />

Mag. Benczak, T. 0664/195 01 71; eur 87,-<br />

(3 Abende) od. 66,- (Sa 9-20.00 Uhr)<br />

ab Sept., Baden od. Wr. Neustadt<br />

Wohlfühlgruppe im Kreis von/für<br />

Frauen. Mit Brigitte Bader und<br />

Brigitte Benczak<br />

Anm.: Mag. Bader, T. 0676/315 63 50,<br />

Mag. Benczak, T. 0664/195 01 71;<br />

eur 100,- (4 Abende)<br />

12.-14. 9., Bregenz<br />

Führen statt leiden. Personalm<strong>an</strong>agement<br />

für Frauen in Leitungspositionen.<br />

Mit Brigitte Siegel<br />

Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />

Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />

14.-15. 9., Drosendorf<br />

Jazz-Vocal-Workshop.<br />

Mit Ines Reiger<br />

Anm.: Jazzkeller Drosendorf, 2095,<br />

Hornerstraße 1, T. 02915/29 90/0 u.<br />

www.schauplatz.at<br />

ab 16. 9., 16-19.00, Wien<br />

Fortlaufende Selbsterfahrungsgruppe<br />

für Mädchen mit Essstörungen.<br />

Mit Martina Nöster<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 7,-/Einheit<br />

17.-20. 9., Bregenz<br />

Sag dem Konflikt, dass ich komme.<br />

Führungs- und Konfliktm<strong>an</strong>agement-<br />

Fortbildung mit Gisela Ströttges<br />

Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />

Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />

ab 19. 9., 19-21.00, Wien<br />

Set.point. Selbsthilfegruppe für<br />

Frauen und Mädchen mit<br />

Essstörungen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 2,90/Treffen.<br />

Info: www.setpoint.at<br />

26.-28. 9., Graz<br />

Männer sind <strong>an</strong>ders... Frauen auch.<br />

Gender Kompetenz Training.<br />

Mit Sigrid Fischer und Hubert<br />

Gerlich<br />

Anm.: Frauenservice, 8020,<br />

Idlhofgasse 22/1. Stock, T. 0316/71 60 22;<br />

eur 350,-<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

In ihrem Salon verkehrte die gesamte Pariser Kulturszene des 19. Jahrhunderts. Der<br />

bürgerliche Name von Am<strong>an</strong>dine-Lucie-Aurore Dupin, verehelichte Baronin Dudev<strong>an</strong>t,<br />

ist jedoch nur wenigen bek<strong>an</strong>nt, denn berühmt wurde die fr<strong>an</strong>zösische Schriftstellerin<br />

unter dem Pseudonym George S<strong>an</strong>d. Die Kämpferin für Selbstbestimmung<br />

und Gleichberechtigung scherte sich zeitlebens wenig um Konventionen, trug Männerkleidung<br />

und rauchte Zigarren. Mit dem 1839 erschienenen Rom<strong>an</strong> „Ein Winter<br />

auf Mallorca“ kompromittierte sie ihren Liebhaber Frédéric Chopin. Die Schauspielerin<br />

Mijou Kovacs liest in St. Pölten aus diesem Schlüsselrom<strong>an</strong>.<br />

Festspielhaus, Haydn-Saal, 3100 St. Pölten, Fr<strong>an</strong>z-Schubert-Platz 2,<br />

T. 02742/90 80 80/222; 20. 9., 20.00 Uhr<br />

ab 26. 9., 18-19.30, Wien<br />

Frauenpower im 19. u. 20. Jh.<br />

Mit Christine Zippel<br />

Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />

Straße 29, T. 715 08 00; eur 31,50<br />

ab 26. 9., 18-20.00, Wien<br />

Gruppe für Frauen mit Esssucht.<br />

Mit Christine Bischof<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 109,-<br />

27.-29. 9., Bregenz<br />

Göttin für den Garten.<br />

Mit H<strong>an</strong>na Rothenbücher<br />

Petras Werkstatt, L<strong>an</strong>genegg.<br />

Anm.: Frauengetriebe,<br />

6900, Schillerstraße 2,<br />

T. 05574/45 538<br />

27.-29. 9., Bregenz<br />

Spurensuche im Lebenslauf. Einführung<br />

in Biografiearbeit.<br />

Mit Christine Cologna<br />

Anm.: Frauengetriebe, 6900,<br />

Schillerstraße 2, T. 05574/45 538<br />

ab 27. 9., 18-20.00, Wien<br />

Die sinnlich-kreative Schreibwerkstatt.<br />

Mit Petra Öllinger und Anni Bürkl<br />

Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />

Straße 29, T. 715 08 00; eur 56,ab<br />

27. 9., 9-13.00, Wien<br />

EDV für Frauen I<br />

Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />

Straße 29, T. 715 08 00; eur 160,ab<br />

1. 10., 17-20.00, Wien<br />

Fortlaufende Selbsterfahrungsgruppe<br />

für Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Renate Gänszle<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 36,30/Einheit,<br />

Vorgespräch erforderlich!<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

ab 2. 10., 9.30-11.00, Wien<br />

Treffpunkt für Junggebliebene – Jahresgruppe<br />

für Frauen ab der Lebensmitte.<br />

Mit Margarete Kunz<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 29,-<br />

4.-5. 10., Wien<br />

Professionell schreiben. Mit Verena<br />

Fabris und Angela Heissenberger<br />

Anm. (bis 30.9.): VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3.,<br />

Hainburger Straße 29, T. 715 08 00;<br />

eur 66,-<br />

7. 11.-6. 2., Wien<br />

Gender Kompetenz in modernen<br />

Org<strong>an</strong>isationen. Praxen und Theorien<br />

– im gesellschaftlichen Kontext.<br />

Ausbildungslehrg<strong>an</strong>g für BeraterInnen<br />

und TrainerInnen. Mit Gabriele<br />

Bargehr, Sabine Steinbacher, Jo<br />

Schmeiser, Joh<strong>an</strong>na Schaffer u.a.<br />

Info u. Anm. (bis 7.10.): polycollege, 5.,<br />

Stöbergasse 11-15, T. 54 666/31 od. Institut<br />

Im Kontext, 7., Lerchenfelderstraße 65/15,<br />

T. 92 30 529; eur 3.050,-.<br />

Infoabend: 23. u. 30.9., 18.30-20.00 Uhr<br />

vortrag.diskussion<br />

2. 9., 19.00, Linz<br />

Politisches Café mit A. Brown:<br />

„CEDAW“<br />

AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200<br />

3. 9., 20.00, Wien<br />

Sabina L<strong>an</strong>kisch:„Saheli – Die Helpline<br />

für Frauen in Südindien“.<br />

Diavortrag<br />

HOSI, 2., Novaragasse 40<br />

9. 9., 19.00, Wien<br />

Infoabend zum Thema Essstörung für<br />

Betroffene, Angehörige und Interessierte.<br />

Mit Martina Nöster<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 5,-<br />

13. 9., 19.00, Wien<br />

Let’s talk about... 5 Frauen im Gespräch<br />

zur sozialen und ökonomischen<br />

Situation von Künstlerinnen.<br />

Mit Eva Schlegel, Andrea Fuchs,<br />

Magdalena Frey, Karin H<strong>an</strong>dlbauer<br />

und Edith Almhofer<br />

Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59<br />

14. 9., 11-13.00, Wien<br />

Frauen wehren sich! Strategien und<br />

Ansätze zur erfolgreichen Gewaltprävention.<br />

Podiumsdiskussion mit Ingrid<br />

Nikolay-Leitner, Rosa Logar, Gabriele<br />

V<strong>an</strong>a-Kowarzik und Bente Knoll.<br />

Anschl. Seito Boei-Schnupperseminar<br />

VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15<br />

21. 9., Wien<br />

Visionale – 3. Messe der Zivilgesellschaft.<br />

Mit Heide Schmidt, Mari<strong>an</strong>ne<br />

Mendt, Sonja Puntscher-Riekm<strong>an</strong>n<br />

u.a.<br />

Depot, 7., Museumsplatz 1.<br />

Info: Christi<strong>an</strong> Apl, 0664/79 86 52<br />

23. 9., 18-21.00, Wien<br />

Gabriela Baz<strong>an</strong>t:„Mobbing“<br />

Anm.: VHS L<strong>an</strong>dstraße, 3., Hainburger<br />

Straße 29, T. 715 08 00; eur 12,-<br />

24. 9., 18-20.00, Wien<br />

Barbara Stekl/Bettina Zehetner:„Alles<br />

was Recht ist“. Vortrag und Beratung<br />

zu rechtlichen und psychologischen<br />

Fragen um Scheidung, Trennung und<br />

Obsorge<br />

Anm.: Frauen beraten Frauen, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50<br />

2. 10., 19.00, Wien<br />

Infoabend: Heilpädagogisches Reiten<br />

für Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Joh<strong>an</strong>na Foltinek<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 5,-<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

24.-26. 10., Alpbach<br />

Kongress Essstörungen.<br />

10. Int. Wissenschaftl. Tagung<br />

Info: Netzwerk Essstörungen,<br />

6020 Innsbruck, Fritz-Pregl-Straße 5,<br />

T. 0512/57 60 26<br />

austellung<br />

bis Ende Oktober, Weizelsdorf<br />

Kiki Kogelnik:„Veneti<strong>an</strong> Heads“<br />

Schloß Ebenau im Rosental, 9162<br />

Weizelsdorf/Ktn.; Fr, Sa, So 14-18.00 Uhr<br />

bis 3. 11., Schloss Albeck/Ktn.<br />

Kraft der Liebe – Frauen gestalten<br />

ihre Welt. Frauen in der Geschichte:<br />

Königin Hatschepsut, Je<strong>an</strong>ne d’Arc,<br />

Ida Pfeiffer u.a.<br />

Schloss Albeck<br />

bis 22. 9., St. Pölten<br />

Garten der Frauen. Werke von Maria<br />

Bilj<strong>an</strong>-Bilger, Elis Stemberger u.a.<br />

NÖ Dokumentationszentreum für Kunst,<br />

3100, Pr<strong>an</strong>dtauerstraße 2;<br />

Di-Sa 10-17.00 Uhr<br />

bis 13. 10., Wr. Neustadt<br />

Ulrike Truger. Steinskulpturen<br />

Hauptplatz, Wr. Neustadt<br />

bis 6. 10., Salzburg<br />

Elizabeth Peyton:<br />

Porträtdarstellungen<br />

Salzburger Kunstverein, 5020, Hellbrunner<br />

Straße 3; Mo-Fr 9-13.00, Di-So 12-19.00 Uhr<br />

bis 15. 9., Bregenz<br />

Louise Bourgeois: Zeichnungen u.<br />

Skulpturen<br />

Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizi<strong>an</strong>-Platz;<br />

Di-So 10-18.00, Do 10-21.00 Uhr<br />

Dauerausstellung, Wien<br />

Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis<br />

VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />

Mo-Fr 8.30-19.30 Uhr<br />

bis 22. 9., Wien<br />

Margherita Spiluttini:„Nach der<br />

Natur. Konstruktionen der L<strong>an</strong>dschaft“.<br />

Fotografien<br />

Technisches Museum, 14., Mariahilfer<br />

Straße 212; Mo-Sa 9-18.00, Do bis 20.00,<br />

So/Fei 10-18.00 Uhr<br />

bis 6. 10., Wien<br />

Aller Anf<strong>an</strong>g. Eine Kulturgeschichte<br />

der Geburt<br />

Museum für Volkskunde,<br />

8., Laudongasse 15-19; Di-So/Fei 10-17.00 Uhr<br />

3. 9.-2. 10., Wien<br />

Thema:Frauen:Thema II:„Mutter“.<br />

Fotografie, Video, Installationen von<br />

Hildegund Bachler, Magdalena Frey,<br />

Marikke Heinz-Hoek, Ulla Jokisalo,<br />

Ina Litzl, Isolde Loock, Mel<strong>an</strong>ie<br />

M<strong>an</strong>chot und Margriet Smulders<br />

Fotogalerie Wien, 9., Währinger Straße 59;<br />

Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00 Uhr<br />

ab 12. 9., Wien<br />

Barbara Graf:„Anatomische<br />

Elemente“<br />

Galerie Atrium ed Arte, 7.,<br />

Lerchenfelderstraße 31; Di-Fr 14-18.30,<br />

Sa 11-14.00 Uhr<br />

ab 13. 9., Wien<br />

Designs für die wirkliche Welt. Werke<br />

von Azra Aksamija, Marjetica Potrc u.a.<br />

Generali Foundation,<br />

4., Wiedner Hauptstraße 15<br />

18. 9., 10.00, Wien<br />

Frauengespräche zur Ausstellung<br />

„Aller Anf<strong>an</strong>g“<br />

Anm.: Museum für Volkskunde,<br />

8., Laudongasse 15-19, T. 406 89 05/16<br />

19. 9.-19. 10., Wien<br />

Let’s twist again (Worüber m<strong>an</strong> nicht<br />

denken k<strong>an</strong>n, darüber soll m<strong>an</strong> t<strong>an</strong>zen)<br />

Kunsthalle Exnergasse, 9., Währinger<br />

Straße 59; Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00 Uhr<br />

20.-27. 9., Innsbruck<br />

A room of one’s own<br />

AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15.<br />

Vernissage mit Buffet: 20.9., 20.30 Uhr<br />

26.-29. 9., Klosterneuburg<br />

emerging artists: Barbara Sturm<br />

Sammlung Essl, An der Donau-Au 1;<br />

Di-So 10-19.00, Mi 10-21.00 Uhr<br />

ab 28. 9., 18.00, Wien<br />

Ceija Stojka, Bilder. Vernissage mit<br />

großem Roma-Fest, Musik: Ensemble<br />

Ruzsa Nikolic Lakatos, Ceija, Hoida u.<br />

Christi<strong>an</strong> Stojka<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />

lesung<br />

11. 9., 20.30, Innsbruck<br />

Ingrid Schacherl:„Die Vielfalt von<br />

Frauen erleben... Feministische<br />

Studien <strong>an</strong> der Hochschule“.<br />

Buchpräsentation<br />

AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15<br />

17. 9., 20.00, Wien<br />

Gin Be<strong>an</strong>s Club:„Städte ihrer Zeit –<br />

Literaturinnen für Zahlenfreunde“. Es<br />

lesen 3, 7, 4 & ZeitZoo 8<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8.<br />

Info: www.gbcnezwork.at<br />

20. 9., 20.00, St. Pölten<br />

Ein Winter auf Mallorca. Mijou Kovacs<br />

liest George S<strong>an</strong>d, Klavier: Ekatarina<br />

Doubkova<br />

Festspielhaus, Haydn-Saal, 3100, Fr<strong>an</strong>z<br />

Schubert-Platz 2, T. 02742/90 80 80/222<br />

24. 9., Ansfelden<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />

Städtische Bücherei Ansfelden/OÖ<br />

25. 9., 20.00, Salzburg<br />

Elfriede Jelinek<br />

Literaturhaus Salzburg,<br />

5020, Strubergasse 23, T. 0662/42 24 10<br />

25. 9., 20.00, Innsbruck<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />

AFLZ Innsbruck, 6020, Liebeneggstraße 15<br />

26. 9., 20.00, Bregenz<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer Sicht“<br />

Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />

26. 9., 19.00, Wien<br />

Lydia Mischkulnig:„Umarmung“.<br />

Rom<strong>an</strong><br />

Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9<br />

26. 9., 20.00, Wien<br />

PROSAprogrammPROGRAMMprosa.<br />

Von und mit Mechthild Podzeit-<br />

Lütjen, Judith Fischer, .werkschaft &<br />

SpokenWordPoetry<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />

27. 9., 20.00, Wien<br />

Tataj<strong>an</strong>a Sehic:„Moving Letters“.<br />

Buchpräsentation<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8<br />

28. 9., 20.00, Linz<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz:„Aus lesbischer<br />

Sicht“<br />

AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200<br />

selbstverteidigung<br />

14. 9., 14.30-17.00, Wien<br />

Seito Boei-Fortsetzungstreffen für<br />

Absolventinnen von Grundkursen<br />

VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15,<br />

T. 408 81 11; eur 7,-<br />

14. 9., 14.30-17.00, Wien<br />

Seito Boei-Schnupperseminar<br />

VHS Hernals, 17., Rötzergasse 15,<br />

T. 408 81 11; eur 7,-<br />

27.-28. 9., Wr. Neustadt<br />

SV für Frauen, Technik: Drehungen.<br />

Mit S. Bali und Mel<strong>an</strong>ie Zeller<br />

Anm.: Frauenberatung Wendepunkt,<br />

2700, Raugasse 16, T. 02622/82 596<br />

27.-28. 9., Linz<br />

SV-Kurs für Mädchen von 8-10 Jahren<br />

Anm.: AFZ, 4020, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200<br />

27.-29. 9., Wien<br />

SV für Mädchen, Technik: Drehungen.<br />

Mit H<strong>an</strong>ja Dirnbacher und Martina<br />

Strasser<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 50,-<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Elterngruppe. Für Eltern homosexueller<br />

Töchter und Söhne<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,<br />

T. 0732/60 98 98/1.<br />

Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr<br />

Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben<br />

Linz<br />

Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.<br />

Jeden Mo ab 18.00 Uhr<br />

Frauencafé<br />

AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602<br />

200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr<br />

Politisches Café<br />

AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.<br />

Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv<br />

begegnen<br />

Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />

Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen zum<br />

Thema: Verlust eines Kindes<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22.<br />

Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr<br />

Frauencafé<br />

FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.<br />

Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da noch nicht so<br />

sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29/7,<br />

T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr;<br />

eur 21,-/Abend<br />

Internet-Café für Frauen und<br />

Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />

Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr<br />

Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch<br />

orientierte Jahresgruppe.<br />

Mit Renate Frotzler-Dittrich<br />

Anm.: Frauen beraten Frauen,<br />

6., Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.<br />

Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.<br />

Einstieg jederzeit möglich!<br />

Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische (Co-)Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30,<br />

eur 3,6/Abend<br />

Dienstag<br />

Frauencafé der Frauengruppe<br />

ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />

abraxa@goplay.com.<br />

Jeden Di 14-18.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />

Gewalt betroffene Frauen<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.<br />

T. 0732/60 22 00/60.<br />

Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr<br />

Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe<br />

für Mütter von Kindern<br />

mit Essstörungen.<br />

Mit Christine Saiko-Jog<strong>an</strong><br />

Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />

8010 Graz, Brockm<strong>an</strong>ng. 48,T. 0316/ 83 79 98.<br />

Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe:„Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr<br />

Telefonische Verhütungsberatung –<br />

kompetent, <strong>an</strong>onym, kostenlos<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, T. 0664/<br />

99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr. Infos auch<br />

unter http://www.fgz.co.at/links.htm<br />

Hotline für gynäkologische Fragen.<br />

Mit Christine L<strong>an</strong>g<br />

F.E.M., T. 01/601 91/52 03.<br />

Jeden Di 14-15.00 Uhr<br />

Team for girls: Gruppe für weibliche<br />

Lehrlinge<br />

Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-<br />

24/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.<br />

Jeden Di 18-21.00 Uhr<br />

Therapeutische Gruppe für Frauen<br />

mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen.<br />

Mit Bettina Reinisch<br />

Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;<br />

eur 21,-/Abend<br />

Mittwoch<br />

Schreibwerkstatt für Frauen.<br />

Mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg.<br />

Jeden Mi 19.00 Uhr. Anm.: T. 02626/677 10<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen nach<br />

einer Scheidung/Trennung<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,<br />

T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr<br />

Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt<br />

dem Deutschkurs für ausländ. Frauen<br />

zugute<br />

Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von<br />

Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr<br />

Come in. Offene Gruppe für Lesben<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,<br />

T. 586 81 50. Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr<br />

Dein Körper, deine Verbündete.<br />

Gruppe für Frauen,„einfach zum<br />

Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz<br />

Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,<br />

eur 21,-/Abend<br />

FrauenART – offenes Atelier für<br />

Frauen. Lustvolles Experimentieren<br />

steht im Vordergrund, keine künstl.<br />

Vorkenntnisse nötig<br />

Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.:<br />

Anna Rakos, T. 478 63 88<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen u.<br />

Mädchen, T. 523 222. Jeden Mi 18.00 Uhr<br />

Heilpädagogisches Reiten für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Joh<strong>an</strong>na Foltinek<br />

Reit<strong>an</strong>lage des ASKÖ Wien, Freudenau.<br />

Vorgespräch und Anm. erforderlich: F.E.M.,<br />

18., Bastiengasse 36-38, T. 476 15/57 71;<br />

eur 33,-/Einheit. Fortlaufender Kurs,<br />

jeweils Mi Nachmittag<br />

HOSI Lesbengruppe<br />

Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.<br />

Jeden Mi ab 19.00 Uhr<br />

Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />

zu <strong>an</strong>deren Frauen suchen<br />

Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />

T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Brustkrebs<br />

Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/<br />

Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.<br />

Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr


Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Angststörungen<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;<br />

eur 3,6/Abend<br />

Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,<br />

Schwimmbecken und Tepedarium.<br />

Women only ...<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.<br />

Jeden 3. Mi 20-24.00, Anm f. Massage<br />

T. 892 78 64<br />

Donnerstag<br />

Die Tür – Frauencafé<br />

7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,<br />

02682/66 124; 7210 Mattersburg,<br />

Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.<br />

Jeden Do 10-12.00 Uhr<br />

Treffpunkt Internetcafé. surfen –<br />

mailen – chatten und dazwischen<br />

plaudern. Mit Sylvia Körbler<br />

Frauenberatung, 3910 Zwettl,<br />

Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3.<br />

Do 16-19.00, T. 02822/522 71-0<br />

Selbsthilfegruppe für Angehörige von<br />

Frauen, die von sexualisierter Gewalt<br />

betroffen sind<br />

AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr<br />

Gynäkologische Ordination und<br />

„zweite“ Meinung.<br />

Mit Mari<strong>an</strong>ne Stögerer<br />

Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98.<br />

Jeden Do<br />

Comgirls. Kostenlos chatten, mailen<br />

und surfen für Mädchen<br />

Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/Stg. 1/<br />

Top 1, T. 789 45 45/14.<br />

Jeden Do 16-19.00 Uhr<br />

Feministische Schreibwerkstatt<br />

Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11.<br />

Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr<br />

Kostenloser Deutschkurs für<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen. Mit Irmtrud Pohl<br />

Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr<br />

Muttertag. Kostenlose<br />

Kinderbetreuung<br />

Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,<br />

T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />

1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.<br />

Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />

Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do<br />

19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Essstörungen. Mit Olivia Wollinger<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend<br />

sistaD<strong>an</strong>ce-Toptraining<br />

4., Rienößlgasse 4. Jeden Do<br />

Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken<br />

etc.) willkommen: http://<br />

www.awadalla.at/el/kalender.at<br />

Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,<br />

Ballhausplatz 1a.<br />

Jeden Do 17-19.00 Uhr<br />

Freitag<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr<br />

ab 20.00 Uhr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.<br />

Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.<br />

T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr<br />

Frauendisco<br />

Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.<br />

Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr<br />

Frauendisco. Powered by Las Chicas<br />

Rosebud, 2., Obere Augartenstraße 5.<br />

Jeden Fr ab 21.00 Uhr<br />

Intenet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00<br />

Uhr, jeder letzte Fr, speziell für Mädchen!<br />

Resis.d<strong>an</strong>se-T<strong>an</strong>zabend<br />

HOSI, 2., Novaragasse 40.<br />

Jeden Fr 21.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />

22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.<br />

Info: T. 0676/78 79 144<br />

Therapeutisches Malen.<br />

Mit Karin Herber<br />

Anm.: Frauen beraten Frauen, 1.,<br />

Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50. Jeden<br />

Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend. Neue<br />

Gruppe ab Sept., Vorgespräch erforderlich!<br />

Samstag<br />

Club Anderwelt<br />

6., Theobaldgasse 10.<br />

Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr<br />

Sonntag<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2<br />

T. 05574/ 45 538. Jeden 1. So ab 11.00 Uhr<br />

Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln<br />

„á la Sonja“ und Spezialistinnen<br />

für H<strong>an</strong>d, Fuß, Düfte und<br />

Massage<br />

Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />

T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Esssüchtige<br />

13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.<br />

Info: T. 0676/78 79 144<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, Jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstraße 26,<br />

T. 03322/430 01<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />

Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />

7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2<br />

02682/66 124<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen. Auch muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />

Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und<br />

Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,<br />

Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.<br />

Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr<br />

Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch.<br />

Einmalige, kurzfristige<br />

Unterstützung in einer schwierigen<br />

Lebenssituation.<br />

Mit Christine Saiko-Jog<strong>an</strong><br />

Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />

8010, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />

eur 22,50<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe<br />

und Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />

und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98;<br />

Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />

Missbrauchserfahrungen in<br />

der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />

5/7. Info: T. 0676/717 29 67,<br />

e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39<br />

8 Frauen<br />

Coaching und Supervision für<br />

berufstätige Frauen.<br />

Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Einzelberatung für Angehörige von<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen.<br />

Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />

Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u.<br />

Do 14-16.00 unter T. 476 15/57 75<br />

sowie per e-mail: fem@aon.at<br />

Einzelberatung für Raucherinnen.<br />

Mit Doris Gartner<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 7,-<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

In einer verschneiten Villa trifft sich in den 50er Jahren<br />

eine Großfamilie, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.<br />

Doch statt eines besinnlichen Festes gibt es eine<br />

Leiche: Das Familienoberhaupt, einziges männliches<br />

Mitglied der illustren Gesellschaft, wird ermordet aufgefunden.<br />

Verdächtig sind alle acht Frauen des Cl<strong>an</strong>s, hat<br />

doch jede von ihnen etwas zu verbergen. Bis die Polizei<br />

eintrifft – und das k<strong>an</strong>n bei den widrigen Wetterbedingungen<br />

noch Tage dauern –, versucht sich jede der acht<br />

als Detektivin. Nicht zuletzt, um den Verdacht auf <strong>an</strong>dere<br />

zu lenken. Die Besetzung dieser Krimikomödie k<strong>an</strong>n<br />

sich sehen lassen: von Catherine Deneuve und Isabelle<br />

Huppert abwärts ist die Spitzenriege des fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Films <strong>an</strong>getreten und räumte bei der Berlinale auch<br />

gleich den Silbernen Bären ab. Auch die Synchronisation<br />

lässt die Ohren spitzen: H<strong>an</strong>nelore Elsner, Ruth-Maria<br />

Kubitschek u.a. liehen den Diven ihre Stimmen.<br />

ab 13. <strong>September</strong> in den österreichischen Kinos<br />

Einzelberatung und Therapie bei Essstörungen<br />

für betroffene Frauen.<br />

Mit Renate Gänszle<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />

Einzelberatung und Therapie bei Essstörungen<br />

für Mädchen.<br />

Mit Martina Nöster<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!<br />

Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen.<br />

Mit Renate Gänszle<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Help – schnelle Hilfe für junge Leute<br />

bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe<br />

und Sexualität<br />

F.E.M., T. 476 15/57 72<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

september <strong>2002</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden<br />

Thorax<br />

„Anatomische Elemente“ nennt die Schweizer Künstlerin<br />

Barbara Graf ihre textilen Objekte. Wie Knochen<br />

oder Maschinenteile fügen sich Kartonschnallen zu<br />

einer Wirbelsäule, stilisierte Knochen sind auch auf<br />

die Stoffteile genäht – alles in Einzelteile zerlegbar,<br />

die passende Tasche gibt’s gleich dazu. Das „Thoraxkleid“,<br />

eine 2001/02 in Kairo entst<strong>an</strong>dene Arbeit, ironisiert<br />

die häufig gewünschte unbegrenzte Flexibilität<br />

des Körpers. Aus org<strong>an</strong>ischen Elementen wird<br />

Körperarchitektur; leere Hüllen mit skurrilen Zusatzfunktionen<br />

wie „W<strong>an</strong>genklappen“ oder einer „H<strong>an</strong>dausruheschachtel“.<br />

Galerie Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstraße 31; 13. 9.-25. 10.,<br />

Di-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00 Uhr, Vernissage: 12. 9., 19.00 Uhr<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit<br />

Essstörungen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Schulworkshops zum Thema Essstörungen.<br />

Mit Sus<strong>an</strong>ne Schmölzer<br />

und Martina Nöster<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Schw<strong>an</strong>ger – was nun?<br />

Beratungshotline<br />

F.E.M., T. 476 15/57 71<br />

Sexualberatung.<br />

Mit Renate Türk-Lindmaier<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; eur 10,-<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“<br />

Mit Martina Nöster<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,<br />

T. 476 15/57 72<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2002</strong><br />

Women first: Selbstbestimmung für<br />

behinderte Frauen<br />

Info: Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39<br />

Your line. Für Mädchen, die gerade<br />

eine Lehre machen und darüber<br />

reden wollen<br />

Sprungbrett, T. 789 45 45/12.<br />

Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr<br />

radio.fixtermin<br />

Jeder 1. Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />

Di 18-19.00<br />

ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.Von Frauen<br />

für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz<br />

Mi 18-19.00<br />

Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine zu<br />

Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />

/ bauch.bein.po – Die Sendung für<br />

die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />

Do 18-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/<br />

La m<strong>an</strong>ifesta (2. Do)/Görls linkup<br />

(3. Do)/Lourdes (4. Do)<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />

Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30<br />

SPACEfemFM. Frauenradio<br />

Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />

für Lesben/frauenforum<br />

RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 19.00-19.15<br />

hot news for the sisters<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />

Jeden 2. Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

5. 9., Wien<br />

Sommerfest im Mädchengarten.<br />

Spielen, grillen, kennenlernen.<br />

Für Töchter und Mütter<br />

Mädchengarten, 11., Hauffgasse 26,<br />

Eing<strong>an</strong>g beim Fuß- und Radweg<br />

„Am K<strong>an</strong>al“.<br />

Info: Verein Wirbel, 6., Hofmühlg. 20/18,<br />

T. 587 36 83/30;<br />

http://www.maedchengarten.at<br />

diverses<br />

1. 9., 14.00, Wien<br />

Frauenstadtführung.<br />

Mit Petra Unger<br />

Treffpunkt: Parlament; eur 18,-.<br />

Info: www.unbek<strong>an</strong>nteswien.at<br />

bis 28. 9., 14.00, Wien<br />

Stadtspazierg<strong>an</strong>g:„Josefine Mutzenbacher:<br />

Auf den Wegen der Lust im<br />

alten Wien“. Stadtspazierg<strong>an</strong>g<br />

mit Anna Ehrlich<br />

Treffpunkt: vor der Michaelerkirche.<br />

Info: T. 0676/922 77 73 u.<br />

www.wienfuehrung.com<br />

21. 9., 10.00, Bregenz<br />

Multikulturelles Frühstück.<br />

Für Frauen aus unterschiedlichen<br />

Kulturen bzw. für interessierte<br />

Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />

24. 9., 17.00, Bregenz<br />

Feministische Reflexionen.<br />

Arbeitsgruppe<br />

Frauengetriebe, 6900, Schillerstraße 2<br />

28. 9., 14.00, Salzburg<br />

B<strong>an</strong>d Casting für Mädchen und<br />

junge Frauen<br />

(Rockhouse B<strong>an</strong>dprojekt)<br />

Rockhouse Salzburg, 5020, Schallmooser<br />

Hauptstraße 46, T. 0662/88 49 14<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 10/02: 9.9. <strong>2002</strong><br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

ge.winnen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> – Abonnentinnen<br />

sind Gewinnerinnen!<br />

An alle führerscheinlosen Frauen!<br />

Gutscheine der Wiener Fahrschule<br />

„Easy Drivers“ zu 182,- E zu gewinnen.<br />

Wenn du eine Freundin,<br />

Kollegin, deine Mutter oder<br />

Schwiegermutter davon überzeugen<br />

k<strong>an</strong>nst, dass ihr zum<br />

Glück nur noch ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> –<br />

Abo fehlt, bist du dabei.<br />

Ruf <strong>an</strong> oder maile, gib uns<br />

deinen Namen und die Daten<br />

der Neuabonnentin bek<strong>an</strong>nt.<br />

Die ersten neun<br />

können sich freu’n!<br />

T. 01/920 16 76, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at


Was, w<strong>an</strong>n, warum?<br />

Die Auswertung der LeserInnenbefragung brachte interess<strong>an</strong>te Details <strong>an</strong>s Tageslicht. Lesegewohnheiten,<br />

Bewertungen einzelner Rubriken, kritische Anmerkungen und viele Anregungen <strong>an</strong>alysiert Eva Steinheimer<br />

Wir bed<strong>an</strong>ken uns herzlich bei allen, die<br />

<strong>an</strong> unserer LeserInnenbefragung teilgenommen<br />

haben. Wir waren sehr erstaunt<br />

und erfreut über Eure zahlreichen<br />

Antworten. Über zehn Prozent der<br />

AbonnentInnen haben ge<strong>an</strong>twortet. Ziel der Befragung<br />

war es einerseits, ein Feedback auf unsere<br />

Arbeit zu erhalten, <strong>an</strong>dererseits unsere LeserInnen<br />

und ihr Leseverhalten besser kennen<br />

zu lernen.<br />

Im Durchschnitt. Unsere LeserInnen sind sehr vielfältige<br />

Persönlichkeiten. Trotzdem lässt sich rein<br />

rechnerisch einE „DurchschnittsleserIn“ zeichnen:<br />

dieseR ist – wenig überraschend – eine 36–<br />

jährige Frau, die grün wählen würde. Sie hat einen<br />

Uniabschluss und verdient als Angestellte<br />

zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Die Hälfte der<br />

Antworten kam aus Wien, wobei sechzig Prozent<br />

unserer AbonnentInnen aus der Bundeshauptstadt<br />

kommen. 53 Prozent der LeserInnen<br />

bezeichnen sich als heterosexuell, 20 Prozent als<br />

lesbisch und 15 Prozent als bisexuell. Einige<br />

wollten sich in keine Kategorie einordnen lassen.<br />

62 Prozent der LeserInnen lesen den St<strong>an</strong>dard,<br />

8 Prozent außerdem derst<strong>an</strong>dard.at. 15<br />

Prozent lesen diest<strong>an</strong>dard.at.<br />

Lesegewohnheiten. Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> lesen sie durchschnittlich<br />

seit fünf Jahren, und zwar neunzig<br />

Prozent von ihnen jeden Monat im Abonnement.<br />

Die beliebtesten Orte <strong>an</strong> denen die<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gelesen werden, sind mit Abst<strong>an</strong>d die<br />

eigenen vier Wände oder öffentliche Verkehrsmittel;<br />

im Büro oder <strong>an</strong> der Uni haben nur wenige<br />

dafür Zeit. Gefreut hat uns zu hören, dass nur<br />

elf Prozent der LeserInnen die Zeitung nach dem<br />

Lesen wegwerfen, 84 Prozent heben alle oder<br />

zumindest m<strong>an</strong>che Hefte auf. Die am häufig-<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

sten gelesenen Rubriken sind die Kurzmeldungen<br />

Österreich, plus.minus, die internationalen<br />

Kurzmeldungen, Politik international und Thema.<br />

Am seltensten gelesen werden <strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g,<br />

neu.l<strong>an</strong>d, traum.projekt, ge.fragt und der<br />

wyber.space. Preis und Umf<strong>an</strong>g der Zeitung<br />

finden fast alle in Ordnung.<br />

Beurteilungen. Die Qualität der einzelnen Rubriken<br />

wurde durchwegs sehr hoch eingeschätzt.<br />

Der Großteil erhielt Durchschnittsnoten von unter<br />

zwei. Am besten schnitten die internationalen<br />

und österreichischen Kurzmeldungen, plus.<br />

minus, Politik Österreich und das Thema ab. Am<br />

wenigsten gefallen unseren LeserInnen der Comic,<br />

die LeserInnenbriefe, die CD-Rezensionen,<br />

traum.projekt und heim.spiel.<br />

Und was gefällt <strong>an</strong> den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n (insgesamt)<br />

am besten? Öfter gen<strong>an</strong>nt wurden die<br />

klare feministische Orientierung, Informationsgehalt<br />

und Überblick, die Kurzmeldungen, das<br />

Forum Wissenschaft und die Termine. Einzelnen<br />

gefallen der klare St<strong>an</strong>dpunkt, die Einzigartigkeit,<br />

das Layout und die Interviews g<strong>an</strong>z besonders.<br />

Noch mehr Echo gab es auf die Frage, was<br />

die LeserInnen vermissen. Besonders oft gen<strong>an</strong>nt<br />

wurde hier der Bundesländerbezug, Witz<br />

und Humor, Berichte über Spielfilme und mehr<br />

Infos über die Lesbenszene. Andere wiederum<br />

vermissen Dinge wie Dichte, Farbe, Unbeschwertheit<br />

und mehr positive Meldungen.<br />

Spitzenreiter auf die Frage, was ihr abschaffen<br />

würdet, war der Comic, den viele unverständlich<br />

finden (<strong>an</strong>dere wieder finden ihn ausgezeichnet).<br />

An den Terminen wurde kritisiert,<br />

dass sie unvollständig, oft zu spät und zu sehr<br />

Wien–bezogen seien. Jeweils einE LeserIn würde<br />

den Titel, Familienthemen und die theoretischen<br />

Artikel abschaffen.<br />

be.fragt<br />

Das Erscheinungsbild der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> (Übersichtlichkeit,<br />

Schrift, Fotos) f<strong>an</strong>den die meisten<br />

gut oder sehr gut.<br />

Charakter. Die letzte LeserInnenbefragung gab es<br />

1996. Eine Frage die wir damals wie heute stellten,<br />

war die nach einer Charakterisierung. Dabei<br />

zeigen sich interess<strong>an</strong>te Unterschiede. Die drei<br />

am öftesten gen<strong>an</strong>nten Eigenschaften waren in<br />

beiden Umfragen dieselben, <strong>2002</strong> allerdings auf<br />

höherem Niveau: informativ (1996: 81,5%; <strong>2002</strong>:<br />

93,7%), feministisch (83%; 92,4%) und aktuell<br />

(50,8%; 77,2%). Gesunken sind jeweils die Zustimmung<br />

zu den Begriffen fad (7,7%; 1,3%), humorvoll<br />

(30,8%; 24,1%) und lesbendominiert<br />

(29,2%; 14,1%).<br />

Nicht nur Zeitung. Die Aktivitäten der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

gehen über das Herausbringen der Zeitung hinaus.<br />

Diese Aktivitäten sind allerdings nur bedingt<br />

bek<strong>an</strong>nt. Nur ein Drittel der LeserInnen<br />

kennt die Homepage. Der Großteil davon besucht<br />

sie allerdings seltener als ein Mal pro Monat.<br />

Etwas mehr als die Hälfte der LeserInnen<br />

kennt das Buch „Wien lesbisch. Die Stadtverführerin.“<br />

Achtzig Prozent aller LeserInnen finden,<br />

dass die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> mehr Bücher und Broschüren<br />

publizieren sollten und haben auch<br />

massenhaft Vor<strong>schläge</strong>: mehrfach gewünscht<br />

wurde ein Buch „Österreich lesbisch“, außerdem<br />

Reiseführerinnen, Frauenrom<strong>an</strong>e und Ratgeberinnen<br />

zu den unterschiedlichsten Themen.<br />

Insgesamt sind wir mit den positiven Rückmeldungen<br />

sehr zufrieden. Über Kritikpunkte<br />

und die zahlreichen Anregungen werden wir im<br />

Laufe der Wochen in der Redaktion diskutieren<br />

und unsere Arbeit dadurch hoffentlich noch verbessern..<br />

❚<br />

februar 2001<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 47


aus.blick<br />

thema<br />

Durchgeknallt?<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im oktober<br />

Frauen müssen viele, oft widersprüchliche Rollen<br />

erfüllen. Die Reaktion darauf ist nicht selten ein<br />

psychischer Zusammenbruch.<br />

österreich<br />

Paragrafen<br />

Der 209er ist weg, der 207er ist da. Über die l<strong>an</strong>ge<br />

Geschichte einer Diskriminierung und die Frage:<br />

was bringt der neue Paragraf?<br />

gesellschaft<br />

Feministen<br />

Profeministische Männerbewegung: Zwischen <strong>an</strong>tifeministischem<br />

Backlash und der Suche nach alternativen<br />

Rollenbildern?<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Winter<br />

Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Jeller<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1040<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4600<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Margaretenstr. 35<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Dragonerstr. 22<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 09/02, september <strong>2002</strong>/16. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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