Dezember 2004/Jänner 2005 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>12 01/<strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />
porträt<br />
ValieExport<br />
Die Sammlung Essl zeigt ab Februar eine<br />
vielbeachtete Werkschau der Künstlerin<br />
indikation<br />
StreitPunkt<br />
Die Förderung der pränatalen Diagnostik<br />
sollte auch Feministinnen zu denken geben
`<br />
CAFÉ<br />
STANDARD<br />
1050 Wien, Margaretenstraße 63/ Straussengasse<br />
Das Café St<strong>an</strong>dard ist mehr als nur ein Wiener<br />
Kaffeehaus, in dem Kaffe- und Kuchenvariationen<br />
neben einer Zeitung genossen und verschiedene<br />
Speisen sowie Tagesgerichte konsumiert werden<br />
können.<br />
Der Name des Cafés steht für alle Kulturen und<br />
Lebensformen, die STANDARD sind oder noch<br />
werden sollen.<br />
Ein Ver<strong>an</strong>staltungs- und T<strong>an</strong>zraum ist mit einer<br />
induktiven Hör<strong>an</strong>lage für schwerhörige Menschen<br />
ausgestattet. Das Lokal ist rollstuhlgerecht und<br />
entspricht der Ö-Norm für barrierefreies Leben.<br />
Vom T<strong>an</strong>zverein "Resisd<strong>an</strong>se" werden jeden<br />
Mittwoch (21.00 Uhr) und Donnerstag (20.00 Uhr)<br />
T<strong>an</strong>zabende <strong>an</strong>geboten.<br />
Öffnungszeiten: täglich 11.00 bis 24.00 Uhr<br />
Telefon: 01/581 05 86<br />
PO LITIK BRA U CH T<br />
FRA U EN ...<br />
...auf allen Ebenen<br />
Mindestens 50% Grüne M<strong>an</strong>datar innen nach den<br />
nächsten Wr. Gemeinde- und Bezirksrats-Wahlen<br />
machen feministische Politik auch auf Bezirksebene<br />
gegen gesellschaftliche Barrieren für Frauen<br />
INTERESSIERTE<br />
NTERESSIERTE FRAUEN RAUEN BITTE MELDE N<br />
D ie G rünen Frauen W ien<br />
D ie fem inistische<br />
O pposition<br />
Lindeng. 40, 1070 Wien,<br />
: 521 25/234<br />
gruene.frauen.wien@<br />
gruene.at<br />
http://wien.gruene.at/<br />
frauenorg<strong>an</strong>isation/<br />
DIE GRÜNEN<br />
GRÜNE FRAUEN WIEN<br />
weil uns die Natur nicht sagt, was zusammengehört weil uns ein<br />
Professorinnen<strong>an</strong>teil von 4 % zu wenig ist weil wir uns nicht damit<br />
zufrieden geben, dass die Gleichberechtigung der Genderforschung im<br />
Universitätsstudiengesetz festgeschrieben ist weil niem<strong>an</strong>d das Recht<br />
hat zu gehorchen weil Feminismus nicht nur „Frauen<strong>an</strong>liegen“ heißt<br />
weil aus unterschiedlichen Lebensbedingungen unterschiedliche<br />
Bedürfnisse entstehen weil die Behauptung wissenschaftlicher<br />
Objektivität der wissenschaftlichen Objektivität widerspricht weil wir<br />
von bell hooks, Judith Butler und Trinh T. Minh-ha genauso viel gelernt<br />
haben wie von Marx, Freud und Bourdieu weil es nicht reicht, gesellschaftliche<br />
Benachteiligung zu erkennen, wenn wir ihr selbst ausgesetzt<br />
sind weil Repräsentationspolitik Radikalität braucht weil es für<br />
eine vert<strong>an</strong>e Gegenwart keinen Ersatz gibt weil Studentinnen erst<br />
Studenten sind, wenn Studenten auch Studentinnen werden weil<br />
Cyborgs super sind weil Schweigen erst schön ist, wenn unsere Reden<br />
gehört werden weil uns (Gender-)Mainstreaming zu wenig ist weil wir<br />
es eine Zumutung finden, dass sich Lehrende Sorgen um die Qualität<br />
eines Studiums machen, wenn sich der Frauen<strong>an</strong>teil erhöht weil wir<br />
wollen, dass Frauen auch mit 70 noch selbstständig leben können weil<br />
das Patriarchat für uns kein Nebenwiderspruch ist weil wir nicht nur<br />
wissen, was Verlust, sondern auch, was Profit aus gesellschaftlichen<br />
Machtverhältnissen heißt weil wir nicht warten wollen, bis uns das<br />
Lachen verg<strong>an</strong>gen ist weil uns die Klarheit genauso wichtig ist wie der<br />
Zweifel weil wir unsere Gründe nicht ständig erklären wollen weil uns<br />
heterosexistische Normierung <strong>an</strong>kotzt weil Wissenschaft nicht männlich<br />
ist weil Begehren vielfältig ist weil es nervt, ständig und ausschließlich<br />
als Frau betrachtet zu werden weil wir Frauen<strong>an</strong>liegen<br />
nicht einem weiblichen Frauenminister überlassen wollen weil uns<br />
zwei Geschlechter zu wenig sind weil uns Mehrheiten genauso interessieren<br />
wie Minderheiten, wenn auch aus <strong>an</strong>deren Gründen weil Feiern<br />
mit Frauen Spaß macht weil Feminismus für uns nicht ist, wenn<br />
österreichische Männer „ihre Frauen“ verteidigen weil die Diskussion<br />
über Körperhaare nervt weil Differenz eine Konstruktion ist weil<br />
Differenz wirkt weil es nervt, sich ständig gegen Zuschreibungen<br />
wehren zu müssen weil Denken Raum braucht weil Widerst<strong>an</strong>d gegen<br />
Studiengebühren für uns auch heißt, die besondere Betroffenheit von<br />
Frauen zu thematisieren weil queer H<strong>an</strong>deln geübt sein will weil<br />
Feminismus nichts mit Biologie zu tun hat weil uns die eigene gesellschaftliche<br />
Benachteiligung nicht über die <strong>an</strong>derer geht weil das Leben<br />
durch Feminismus schöner, besser und froher wird weil Gewalt kein<br />
Privatthema ist weil das Persönliche politisch ist weil uns physische,<br />
symbolische und virtuelle Räume wichtig sind, in denen wir uns von<br />
der Macht der Zuschreibungen entsp<strong>an</strong>nen können weil wir uns<br />
Zwänge nicht als Privilegien oder Freiheiten verkaufen lassen weil ihre<br />
Fesseln nur spürt wer sich bewegt weil es uns groovy<br />
nicht interessiert uns für<br />
feministische Positionen zu rechtfertigen weil Liabe überall hin
auf.takt<br />
So, die Doppelnummer ist fertig! Das Gewurdl in<br />
der Redaktion war wieder einmal außerordentlich<br />
heftig und böse Zungen behaupten, Renate würde<br />
die Kolleginnen in der Hektik des Org<strong>an</strong>isierens<br />
mit ihren Schülern (!) verwechseln. Martina<br />
machte unterdessen ein Schnelldiplom in Grafikdesign,<br />
weil die GrafikerInnen sämtlicher Werbeagenturen<br />
die Grippe hatten und die meisten Inserate<br />
häppchenweise bei uns eintrudelten. Aber<br />
zum Glück ist da noch Leni, unsere auch bei der<br />
Aktion kritischer SchülerInnen aktive Praktik<strong>an</strong>tin,<br />
die uns tatkräftig unterstützte...<br />
Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Ob das kommende<br />
Jahr unter einem feministischeren Stern<br />
stehen wird als das verg<strong>an</strong>gene, bleibt zu bezweifeln.<br />
Der Existenzkampf zahlreicher Frauenprojekte<br />
wird weitergehen. Für m<strong>an</strong>che rückt das Aus<br />
immer näher. Ein trauriges Beispiel von vielen hat<br />
Gabi Horak zum Anlass genommen, niederösterreichische<br />
Frauenprojekte unter die Lupe zu nehmen<br />
(ab Seite 10).<br />
Den <strong>an</strong>tifeministischen Sparstiften zum Trotz<br />
werden Frauen aber auch weiterhin streitbare<br />
Akteurinnen bleiben, ihre Utopien festhalten und<br />
sie zu verwirklichen versuchen, sei es nun als politisch<br />
H<strong>an</strong>delnde oder künstlerisch Gestaltende.<br />
Wir bleiben sichtbar, oder wie die feministische<br />
Hörspielmacherin Caroline Hofer, hörbar. Letztere<br />
bietet ab Seite 16 einen sp<strong>an</strong>nenden Einblick in<br />
ihr Hörspielprojekt „a topless dj is a topless dj“,<br />
das sich intensiv mit der Frage der Selbstdefinition<br />
als Künstlerin ausein<strong>an</strong>dersetzt.<br />
Selbstdefinition hat immer auch etwas mit<br />
Selbstbestimmung zu tun. Das führt uns auch<br />
gleich zum Thema Abtreibung:Warum die Fristenlösung<br />
das Recht auf weibliche Selbstbestimmung<br />
gewährleistet, die gesetzlichen Regelungen<br />
zur eugenischen Indikation diese jedoch<br />
in Frage stellt, argumentiert Birgit Primig, die seit<br />
Jahren in Interessenvertretungen von Behindertenorg<strong>an</strong>isationen<br />
tätig ist (Seite 8f.).<br />
Das und vieles mehr erwartet euch in diesem<br />
Heft – und nicht vergessen:Wir erwarten euch<br />
am 3.<strong>Dezember</strong> zu einem gemeinsamen Glas<br />
Punsch!<br />
Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
Gottes Staats-Männer<br />
Packt Euch am eigenen Schopf Ihr EuropäerInnen<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
streitpunkt.indikation<br />
Schon ungeboren diskriminiert<br />
Kollidieren Rechte von Frauen und Behinderten?<br />
n iederösterreich.beratungsstellen<br />
Auf Sparflamme<br />
Fehlende Fin<strong>an</strong>zierung gefährdet Frauenberatung<br />
krieg.sud<strong>an</strong><br />
Am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />
Gewalt von und gegen Frauen im Bürgerkrieg<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Feministische Weihnachten?<br />
Hat Frau am 24. den Gewissenskonflikt vorm Baum?<br />
thema.hörspiel<br />
Hörspiel und Kunst?<br />
Eine Hörspielkünstlerin über Arbeit und Identitäten<br />
forum.wissenschaft<br />
Kein Platz für Frauen<br />
Sprengt den Männerbund Gewerkschaft, ihr Frauen!<br />
arbeit.portrait.busfahrerin<br />
Frauen hinters Lenkrad!<br />
Wie war das – als erste Busfahrerin der Wiener Linien?<br />
ethno.kult<br />
Jungle Fever<br />
Wie Schwarze Kultur von Weißen vereinnahmt wird<br />
ausstellung.export<br />
Die Zwischenzone<br />
Valie Export und die unhaltbare Illusion des Sichtbaren<br />
frühes.kino<br />
Der unheimliche Blick<br />
Die feministische Seite des deutschen Stummfilms<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Rap Game<br />
Wie weibliche MCs gegen das Patriarchat <strong>an</strong>singen<br />
lese.zeichen<br />
Was <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen so lesen ...<br />
... und euch allen wärmstens empfehlen wollen<br />
ge.sehen<br />
Früh übt sich…<br />
Die Spielzeugindustrie trennt strikt die Geschlechter<br />
05<br />
08<br />
10<br />
14<br />
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42
<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktionskollektiv: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination),<br />
Martina Madner/MM (Gesamtkoordination), Karin<br />
Eckert/keck (Koordination <strong>an</strong>riss.international), Verena<br />
Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Abos ), Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek,<br />
Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/ p<strong>an</strong><br />
Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Ständige Mitarbeiterinnen: D<strong>an</strong>iela Fohn/DF (Koordination<br />
<strong>an</strong>riss.kultur), Svenja Häfner/svh (Koordination <strong>an</strong>riss.<br />
arbeit), Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek , Sabine Klein/bik (Koordination<br />
<strong>an</strong>riss.wissenschaft), Zoraida Nieto, Eva Steinheimer/ESt<br />
(Koordination <strong>an</strong>riss.österreich)<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Paula Bolyos/pabo, Ishraga<br />
Mustafa Hamid, Caroline Hofer, Jennifer Imhoff, Zoraida<br />
Nieto, Birgit Primig, Bettina Surtm<strong>an</strong>n, Leni Wiebach<br />
<strong>an</strong>.sage: Renate T<strong>an</strong>zberger & Miriam Wischer<br />
neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />
ge.sehen: Petra Öllinger<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Vina Yun<br />
plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Cartoon: J<strong>an</strong>a Grabner<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Cover: Sabina Sarnitz<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, AUF-Eine Frauenzeitschrift, Magdalena<br />
Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Centre national<br />
de la photografie, Filmarchiv Austria, Pez Hejduk, Gabi<br />
Horak, Martina Madner, Petra Öllinger, Österreichische<br />
Nationalbibliothek/Lucca Chmel, Julia Scheierm<strong>an</strong>n, Eva<br />
Steinheimer, UNHCR, Verein Wiener Frauenhäuser/Fotographie<br />
Lenz,Women on Waves, YaYa<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Andrea Gadler<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Warm <strong>an</strong>ziehen – empfehlen Karin und Petra<br />
Betrifft: www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Lästige Werbung<br />
Eine nette Seite, wenn nur die lästige<br />
Werbung nicht wäre...<br />
liebe feministische Grüße, Eli<br />
Liebe Eli, viele Zeitschriften sind auch im<br />
Internet nur noch gegen eine Gebühr zu<br />
abonnieren. Da wir unser Onlineservice<br />
weiterhin gratis <strong>an</strong>bieten möchten und<br />
Inserate einen Großteil der Fin<strong>an</strong>zierungsmöglichkeiten<br />
für Medien darstellen,<br />
können auch wir uns dieser Tatsache<br />
nicht entziehen.Wir legen jedoch großen<br />
Wert auf Inhalt, Qualität und ethische<br />
Grundsätze, was die Auswahl der Werbeschaltungen<br />
sowohl in unserer Print- als<br />
auch unserer Onlineausgabe betrifft.<br />
Liebe Grüße, die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />
Betrifft:„HOSI Wien (k)ein Platz für Lesben?“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />
Fehlende Errungenschaften<br />
Widersprechen sich die beiden HOSI-Obfrauen<br />
da etwa gegenseitig? Die eine hat<br />
1981 die Lesbengruppe gegründet. Die<br />
<strong>an</strong>dere sieht erst Jahre später Lesben in<br />
den Verein kommen. Ich jedenfalls habe<br />
die HOSI-Lesben ab 1982 als eine wichtige<br />
Kraft in der Frauen/Lesbenbewegung<br />
erlebt. Bei den gesamtösterreichischen<br />
Lesbentreffen und den 8.März-Demos<br />
waren sie immer vorne mit dabei. Anf<strong>an</strong>g<br />
der 90er prozessierten sie gegen<br />
die Werbefirma GEWISTA, als die sich<br />
weigerte, den Spruch „Lesben sind immer<br />
und überall“ zu plakatieren. Damals<br />
habe ich auch viele sp<strong>an</strong>nende Diskussionen<br />
und Vorträge von und für Lesben<br />
in der HOSI besucht.Warum keine der<br />
zwei Obfrauen so tolle Sachen erwähnt<br />
hat, verstehe ich nicht! Evi Svatos<br />
Das leiten wir gerne weiter!<br />
Betrifft: Elfriede Jelinek in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />
Erfüllter Wunsch<br />
Vielen D<strong>an</strong>k dafür, dass ihr als einziges<br />
der vielen Medien, die ich in den letzten<br />
Wochen in der H<strong>an</strong>d hatte, nicht Cover<br />
und Innenleben mit Fotos von Elfriede<br />
Jelinek gefüllt habt. Genau das wollte<br />
und will die Literaturnobelpreisträgerin<br />
nämlich nicht. Ihr seid diesem Wunsch<br />
nachgekommen und habt ihre Leistungen<br />
in Textform trotzdem gewürdigt.<br />
Sehr gut. Kathi aus Wien<br />
Betrifft:„30 Jahre AEP – Grund zum Feiern“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />
Schöner Geburtstag<br />
Vielen D<strong>an</strong>k für den schönen Beitrag<br />
in eurem letzten Heft zu unserem Geburtstag!<br />
Liebe Grüße, Monika Jarosch<br />
AEP – Arbeitskreis Em<strong>an</strong>zipation und Partnerschaft<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Gottes Staats-Männer<br />
Ich wollte mich <strong>an</strong> dieser Stelle zwar über die Wiederwahl<br />
des rechten Gottesm<strong>an</strong>nes G. W. Bush ins<br />
Amt eines Präsidenten der USA auslassen, dessen<br />
Kampf gegen die „Macht des Bösen“ mit militärischen<br />
Mitteln für die g<strong>an</strong>ze Welt in den nächsten<br />
vier Jahren nichts Gutes verheißt. Aber die Missstände, die<br />
Bushs Geistesbrüder im österreichischen und europäischen<br />
Diesseits produzieren, verdienen eine mindestens ebenso<br />
große Aufmerksamkeit wie die offenkundigen Missstände<br />
jenseits des Atl<strong>an</strong>tik.<br />
Diesen Sommer habe ich mich über die überproportionale<br />
Medienpräsenz oft geärgert, die der rechte politische<br />
Flügel des österreichischen Katholizismus hatte. Das unwürdige<br />
Schauspiel bis zum Rückzug von Bischof Krenn zog sich<br />
über Monate hin. Es füllte nicht bloß Spalten, sondern viele<br />
Seiten und Titelseiten, nicht Sendeminuten, sondern Sendestunden<br />
in den Medien. Kaum hatte der Vatik<strong>an</strong> die Sache<br />
Krenn halbwegs über die Bühne gebracht, blieb uns die<br />
schon vorprogrammierte Seligsprechung des Krampfadern-<br />
Wunderheiler-Kaisers Karl nicht erspart: Der krönende Abschluss<br />
eines von rechten Katholiken – unter ihnen Bischof<br />
Krenn – mit zäher Geduld betriebenen Projekts.<br />
Nicht vergessen sollten wir über all diesen Ereignissen,<br />
dass heute nach Wahlerfolgen des Österreichischen Bundesk<strong>an</strong>zlers<br />
– oder dem, was sich als solche ausgeben lässt – zuallererst<br />
dem lieben Gott ged<strong>an</strong>kt wird und erst d<strong>an</strong>ach<br />
WahlhelferInnen, eventuellen K<strong>an</strong>didatInnen wie Ursula<br />
Stenzel und den Menschen, die ÖVP gewählt haben. Nicht<br />
vergessen sollten wir, dass Nationalratspräsident Andreas<br />
Khol sich dafür ausgesprochen hat, Gott in die Österreichische<br />
Verfassung aufzunehmen. Nicht überhören sollten wir<br />
die notorischen Anti-Islam-Parolen des FP-Rechtsaußen<br />
Ewald Stadler. Seine patriarchal-katholisch unterfütterten<br />
Holzhammer-Attacken gegen weibliche Selbstbestimmung<br />
und die Unabhängigkeit der Gerichte, die die Sendung<br />
„Volks<strong>an</strong>walt“ zu einem absurden Spektakel machen, haben<br />
ihm bereits den Spitznamen „Volks<strong>an</strong>waldi“ eingetragen, wie<br />
Armin Thurnher im Falter 43/04 bemerkt. Im Falter 44/04<br />
spricht Thurnher übrigens treffend von einem „Gottesstaat<br />
light und Gutsherrenstaat heavy“, den wir seit über vier Jahren<br />
in Österreich ertragen.<br />
Und d<strong>an</strong>n kam der Fall Buttiglione. Ein enger Vertrauter<br />
des polnischen Papstes, ein deklarierter Feind der Homosexuellen-<br />
und der Frauenem<strong>an</strong>zipation. Von der italienischen<br />
Berlusconi-Regierung in die Europäische Kommission ents<strong>an</strong>dt.<br />
Vom portugiesischen Kommissionspräsidenten Barroso<br />
für das sensible Justizressort vorgesehen: Dort hätte er<br />
auch die Aufgabe gehabt, die Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinie<br />
in jenen Ländern zu überwachen, die – wie<br />
Schüssels Österreich – bis zum Stichtag im Juli <strong>2004</strong> keine<br />
ausreichenden Maßnahmen gesetzt hatten, weshalb sie<br />
auch aus Brüssel gerügt wurden. Aufgrund seiner Welt<strong>an</strong>schauung,<br />
die den in den letzten Jahrzehnten – beziehungsweise<br />
den letzten paar Jahrhunderten – in Europa vollzogenen<br />
gesellschaftlichen Wertew<strong>an</strong>del gänzlich ignoriert, war<br />
Buttiglione für diesen Posten augenscheinlich nicht qualifiziert.<br />
Probiert haben es „Rocco und seine Brüder“, wie Georg<br />
Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof im profil vom 18. Oktober so schön sagt,<br />
aber dennoch. Da sie im EU-Parlament abblitzten, ist es gerade<br />
noch einmal glimpflich ausgeg<strong>an</strong>gen. „Der politische Katholizismus<br />
verliert in den europäischen Gesellschaften <strong>an</strong><br />
Einfluss. Umso mehr versucht er, auf der politischen Ebene<br />
seine Claims abzustecken“, meint Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof im erwähnten<br />
Kommentar.<br />
Und der nächste Coup von Gottes streitbaren Männern<br />
in der EU ist schon da: An genau jenem Wochenende, <strong>an</strong> dem<br />
sich die Staatsspitzen in Rom am R<strong>an</strong>de ihres Treffens einig<br />
waren, dass Buttiglione wieder in die Mottenkiste – pardon:<br />
italienische Politik – zurück muss, st<strong>an</strong>d im Zentrum der Zusammenkunft<br />
die Ratifizierung des EU-Verfassungsentwurfs,<br />
in dem nicht nur die Ch<strong>an</strong>cengleichheit der Geschlechter<br />
überhaupt nicht ver<strong>an</strong>kert ist. Wie u.a. Hilde Grammel in (sic!)<br />
vom November <strong>2004</strong> aufmerksam macht, hat das neue Mitglied<br />
Polen einen Artikel 46 hinein reklamiert, der der katholischen<br />
Kirche einen Beobachterstatus bescheren soll. –<br />
Schöne Bescherung! ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
Fo t o : Pe z H e j d u k<br />
homophobie<br />
ÖBB verweigert HOSI-Züge<br />
In der letzten Ausgabe freuten wir uns noch über zwei HOSI-Züge, die<br />
bald durch Österreich rollen sollten. Doch das ÖBB-M<strong>an</strong>agement legt sich<br />
quer. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der HOSI Wien wollten die AktivistInnen<br />
tief in die Vereinskassa greifen, um zwei Eilzüge „Homosexuelle<br />
Initiative“ taufen zu lassen. Diese sollten d<strong>an</strong>n ein Jahr l<strong>an</strong>g (bis <strong>Dezember</strong><br />
<strong>2005</strong>) zwischen Passau und Wien sowie zwischen Salzburg und Innsbruck<br />
verkehren.„Bereits bei der Agentur fix gebucht und <strong>an</strong>gezahlt, wurde der<br />
Auftrag von dieser storniert, nachdem das zuständige ÖBB-Gremium den<br />
Zugnamen abgelehnt hatte“, empört sich HOSI-Wien Obm<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong><br />
Högl. ÖBB-Vorst<strong>an</strong>dssprecher Martin Huber und Verkehrsminister Hubert<br />
Gorbach wurden in Briefen dazu aufgefordert ein Machtwort zu sprechen<br />
und die Zugpatron<strong>an</strong>z – zumindest zu einem späteren Zeitpunkt – doch<br />
noch zu ermöglichen. Und:„Wir werden diesen Fall <strong>an</strong> die neue EU-Kommission<br />
her<strong>an</strong>tragen, zeigt er doch <strong>an</strong>schaulich, dass die bisherigen EU-<br />
Antidiskriminierungsrichtlinien nicht ausreichen“, gibt sich HOSI-Wien<br />
Obfrau Bettina Nemeth kämpferisch.Weiter so! GaH<br />
www.hosiwien.at<br />
„Geschlechtsparitätische<br />
Moderation“<br />
Das so <strong>an</strong>gekündigte Duo, das beim 25-<br />
Jahr-Fest der HOSI Wien durch den Abend<br />
führte, best<strong>an</strong>d aus einem Schwulen im Anzug<br />
und einem Schwulen im Kleid. Eine Perform<strong>an</strong>ce,<br />
die für alles mögliche beklatscht<br />
werden k<strong>an</strong>n – als queerer Joke oder als<br />
schwule 70er-Jahre-Nostalgie – aber für eines<br />
sicher nicht: für Geschlechterparität.<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
plus.minus<br />
„unpolitisch“<br />
f rauenarmut<br />
Spenden-Aktion<br />
Schik<strong>an</strong>e gegen Asyl<strong>an</strong>wältInnen<br />
Der Menschenrechtsbeirat im Innenministerium<br />
wurde eingerichtet, um Menschenrechtsverletzungen<br />
durch die Polizei zu verhindern. Nun versucht<br />
das Ministerium die unbequemen Beiratsmitglieder<br />
Georg Bürstmayr und Nadja Lorenz<br />
los zu werden. Lorenz, SOS-Mitmensch-Sprecherin<br />
und Anwältin der Witwe von Seib<strong>an</strong>e Wague,<br />
ist eine von nur zwei Frauen der 22-köpfigen<br />
Kommission des Beirats. Mit fadenscheinigen<br />
Argumenten und ohne echte Beweise wurde sie<br />
wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen<br />
Gesetze“ <strong>an</strong>gezeigt.„Was soll dar<strong>an</strong> bitte politisch<br />
sein?“, wies Strassers Sprecher den Vorwurf<br />
politisch motivierter Verfolgung zurück. (-)<br />
Derzeit läuft in Österreich eine Spenden-Kampagne der Caritas speziell<br />
für Frauen in Not. Die Ausg<strong>an</strong>gssituation ist traurig, denn Armut ist in<br />
Österreich immer noch meist weiblich. Die Gründe dafür sind im System<br />
zu suchen: niedrigere Einkommen, sowie die Allein- oder Hauptver<strong>an</strong>twortung<br />
für reproduktive Aufgaben. 200.000 Frauen leben in Österreich<br />
in Armut, weitere 536.000 sind stark armutsgefährdet. Besonders<br />
betroffen sind Alleinerzieherinnen, Frauen in kinderreichen Familien<br />
und Pensionistinnen. Die Caritas-Spendenkampagne unter dem Motto<br />
„Leben ohne Ausweg – Helfen Sie Frauen in Not“ soll Betroffenen einen<br />
Ausweg aus der Sackgasse Armut weisen. ESt<br />
Spendenkonto: PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: „Inl<strong>an</strong>dshilfe“<br />
graz<br />
„Exitus“ für Fraueneinrichtungen<br />
Die Stadt Graz muss sparen. Wo sich am leichtesten <strong>an</strong>setzen lässt, wurde<br />
auf einer Klausur der ÖVP-SPÖ-Stadtregierung geklärt. Das Ergebnis:<br />
„überflüssig“ scheint zum Beispiel das DOKU GRAZ (Frauendokumentations-,<br />
Forschungs- und Bildungszentrum). <strong>2005</strong> bekommt es keine Subventionen<br />
mehr und ist somit in seiner Existenz bedroht. Das DOKU Graz<br />
bietet eine feministische Bibliothek mit 5.000 Büchern und ein Archiv mit<br />
über 700 Plakaten und 3.000 Fotos über Grazer und Steirische Frauengeschichte<br />
und Frauenorg<strong>an</strong>isationen. Frauenstadträtin Kaltenbeck-Michl<br />
findet die Einrichtung zwar aus frauenpolitischer Sicht wichtig, aber in<br />
fin<strong>an</strong>ziell schwierigen Zeiten müssten „neue Schwerpunkte“ gefunden<br />
werden. Wohl kein Zufall, dass mit dem Sparen gerade bei einer Org<strong>an</strong>isation<br />
begonnen wird, die die Leistungen der Grazer Frauen dokumentiert.<br />
Für 2006 wurde d<strong>an</strong>n der „Exitus“ der restlichen Frauenprojekte<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
„konform“<br />
Entscheid gegen Homorechte<br />
Ein Deutscher und ein US-Bürger haben vor drei<br />
Jahren im niederländischen Delft st<strong>an</strong>desamtlich<br />
geheiratet. Als der Deutsche in Wien einen<br />
gut dotierten Job <strong>an</strong>nehmen und dabei sein EU-<br />
Recht auf Niederlassung samt Familiennachzug<br />
in Anspruch nehmen wollte, weigerten sich die<br />
österreichischen Behörden, die in Holl<strong>an</strong>d geschlossene<br />
gleichgeschlechtliche Ehe <strong>an</strong>zuerkennen<br />
und verwehrten seinem Partner die<br />
Niederlassungsbewilligung. Der ging mit dem<br />
Fall vor den Verfassungsgerichtshof. Welcher<br />
nun seine Erkenntnis bek<strong>an</strong>ntgab, dass diese<br />
Form der Lesben- und Schwulendiskriminierung<br />
in Österreich nicht verfassungswidrig sei. (-)
<strong>an</strong>gekündigt. Ein Szenario, das laut Kaltenbeck-Michl wohl nicht zur Gänze<br />
eintreffen werde, aber alle Referate müssten Einsparungen bek<strong>an</strong>nt<br />
geben, so eben auch das Frauenreferat. Dass Frauenreferate sowieso vergleichsweise<br />
geringe Budgets verwalten, der Einsparungseffekt also marginal<br />
sein dürfte, wird nicht erwähnt. Für die betroffenen Vereine ist nur<br />
eines klar: ihre auf drei Jahre abgeschlossenen Förderverträge wackeln.<br />
Wir wünschen trotzdem viel Motivation fürs neue Jahr! ESt<br />
www.doku.at/; www.graz.spoe.at/news_details.asp?ID=320<br />
wien<br />
Mädchentelefon<br />
Seit Ende Oktober gibt es in Wien das von Frauenstadträtin Sonja Wehsely<br />
versprochene „Mädchentelefon 13-17“. Die Infostelle für Mädchen und<br />
junge Frauen hat als Zielgruppe vor allem die 13-17–Jährigen, aber auch<br />
deren Angehörige oder Vertrauenspersonen. Unter der kostenlosen Telefonnummer<br />
0800/21 13 17 stehen Montag bis Freitag, jeweils von 13 bis<br />
17 Uhr, geschulte Mitarbeiterinnen für Fragen zu Schule, Familie, Freundschaft,<br />
Ausbildung, Beruf, Liebe und Sexualität zur Verfügung. Und das<br />
kostenlos, vertraulich und <strong>an</strong>onym. Auch die Kontaktaufnahme per E-mail<br />
ist möglich. D<strong>an</strong>eben ist die Weiterleitung <strong>an</strong> spezialisierte Serviceeinrichtungen<br />
eine wichtige Aufgabe des Mädchentelefons. ESt<br />
maedchentelefon@m57.magwien.gv.at<br />
sexualität<br />
Faschingsscherz?<br />
Dass über Agenturen hereinschneiende „frauenrelev<strong>an</strong>te“ Meldungen<br />
meist wenig feministisch sind, ist ja bek<strong>an</strong>nt. M<strong>an</strong>chmal sind die Meldungen<br />
aber so skurril, dass es sich wohl nur um einen Faschingsscherz h<strong>an</strong>deln<br />
k<strong>an</strong>n. So vermeldete kürzlich ein – <strong>an</strong>geblich international bek<strong>an</strong>nter –<br />
Sexualwissenschafter aus Wien, einen Apparat zum Beckenbodentraining<br />
erfunden zu haben. Das Ding, das die unzulängliche weibliche Anatomie<br />
auf Vorderm<strong>an</strong>n bringen soll, trägt den verheißungsvollen Namen C.O.M.E.<br />
(Clinical Orgasm Muscle Exerciser) und verspricht frau nach nur wenigen<br />
Wochen einen längst vergessen geglaubten Mythos zu erleben: den vaginalen<br />
Orgasmus! Wissenschaftlich bewiesen, 35 Jahren Frauenbewegung zum<br />
Trotz. Da bleibt nur auf den Aschermittwoch zu hoffen! ESt<br />
www.come.at<br />
künstlerinnenfestival<br />
Neubau goes Europe<br />
Noch bis 31. <strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong> läuft die Bewerbungsfrist für die Teilnahme am internationalen<br />
Künstlerinnenfestival, das im März 2006 – während der österreichischen<br />
EU-PräsidentInnenschaft – unter dem Titel „Her Position in Tr<strong>an</strong>sition“<br />
stattfinden soll. Künstlerinnen aller Sparten können mit ihren Produktionen,<br />
Projekten und theoretischen Konzepten teilnehmen. Auf Initiative<br />
des KosmosTheaters stellen zahlreiche Kulturinstitutionen des Wiener Bezirks<br />
Neubau ihre Räume und Ressourcen für das gemeinsame Festival zur<br />
Verfügung. Kunstproduktionen für den öffentlichen Raum sind gefragt. ESt<br />
Infos zu Festival und Bewerbung: www.kosmostheater.at.<br />
Kontakt & Festivalzentrum: KosmosTheater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at.<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
Leni Wiebach sprach mit Judith Schwentner<br />
Bal<strong>an</strong>ce im gesellschaftlichen Gefüge<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
Was hat Sie ver<strong>an</strong>lasst, die Chefredaktion der Obdachlosenzeitung Megaphon<br />
zu übernehmen und was interessiert Sie speziell dar<strong>an</strong>?<br />
Der Anlass war eigentlich ein b<strong>an</strong>aler: Mein Vorgänger hat sich beruflich<br />
verändert. Ich war seit 2000 als Redakteurin tätig, am Projekt, auch als<br />
soziale Initiative, liegt mir sehr viel. Die Möglichkeit, noch intensiver gestaltend<br />
mitzuwirken war daher eine willkommene Herausforderung.<br />
Macht es für Sie einen Unterschied, gerade als Frau in dieser Position tätig<br />
zu sein?<br />
Ja, allein aus dem Grund, dass ich als Mitarbeiterin in einem reinen Männerteam<br />
zur Chefin geworden bin. Auch unsere beinahe ausschließlich<br />
aus Afrika stammenden VerkäuferInnen – Frauen sind in der absoluten<br />
Minderheit – mussten sich erst dar<strong>an</strong> gewöhnen, dass da<br />
jetzt eine Frau „bestimmt“.<br />
Sind Frauen <strong>an</strong>ders von Obdachlosigkeit betroffen als Männer?<br />
In jedem Fall.Weibliche Obdachlosigkeit ist weniger sichtbar: Zum einen<br />
ist der öffentliche Raum eindeutig männlich konnotiert, zum <strong>an</strong>deren haben<br />
Frauen <strong>an</strong>dere soziale Netze – sie kommen noch immer eher wo<strong>an</strong>ders<br />
unter oder versuchen sich auf <strong>an</strong>dere Weise zu helfen – m<strong>an</strong>övrieren<br />
sich aber aus Scham und Angst oft in neue Abhängigkeitsverhältnisse.<br />
Ihr neuestes Projekt, die Megaphon-Uni, bietet Obdachlosen eine alternative<br />
Möglichkeit des Bildungszug<strong>an</strong>ges.Was macht die Megaphon-Uni aus?<br />
Die Megaphon-Uni ist Bildung ohne Grenzen, für Menschen, die aufgrund<br />
ihrer Ausbildung, Herkunft oder sozialen Stellung mit dem universitären<br />
Bildungs<strong>an</strong>gebot sonst nicht in Berührung kommen. Aktuelle<br />
wissenschaftliche Inhalte werden verständlich und sp<strong>an</strong>nend näher<br />
gebracht. Wir möchten damit Menschen mit ihren Projekten und<br />
Ideen in den Mittelpunkt stellen, die sich sonst – warum auch immer –<br />
eher am R<strong>an</strong>de der Gesellschaft bewegen. In dem Sinne geht es auch<br />
immer um eine gewisse Bal<strong>an</strong>ce im gesellschaftlichen Gefüge.<br />
Haben Sie sich für die Zeitung konkrete persönliche Ziele gesteckt?<br />
Welche sind das?<br />
Sicher: mehr Seiten, mehr Inhalt, Schreibwerkstätten mit Menschen<br />
aus sozialen R<strong>an</strong>dgruppen! Doch das scheitert leider zu oft <strong>an</strong> den<br />
fin<strong>an</strong>ziellen Rahmenbedingungen...<br />
Judith Schwentner ist Chefredakteurin der Grazer Obdachlosenzeitung<br />
Megaphon, www.megaphon.at<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />
streitpunktindikation<br />
Schon ungeboren diskriminiert<br />
Birgit Primig ist seit mehr als<br />
20 Jahren in und für Interessenvertretungen<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
tätig. Sie ist seit 2001 Vorsitzende<br />
der „Ethikkommission FÜR die Bundesregierung“,<br />
einer Interessengemeinschaft,<br />
die sich mit Fragen der Bioethik<br />
im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
Behinderung engagiert.<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Frauen und Menschen mit Behinderung haben ein gemeinsames politisches Ziel: eine gleichberechtigte<br />
Gesellschaft, frei von Diskriminierungen. Nur punkto Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
mit einem eventuell behinderten Kind sind sie auf Kollisionskurs, meint Birgit Primig<br />
„Mein Bauch gehört mir“ war einer<br />
jener Slog<strong>an</strong>s, mit dem Frauen<br />
einst die Fristenlösung durchgesetzt<br />
haben. Den Argumenten<br />
hinter den Slog<strong>an</strong>s hatte die Politik<br />
wenig entgegenzusetzen. Mit dem<br />
Beschluss des Paragraphen 97 StGB wurde<br />
Abtreibung innerhalb einer bestimmten<br />
Frist straffrei gestellt. Konservative<br />
Kräfte versuchen bis heute, den gesellschaftlichen<br />
Konsens zu durchbrechen<br />
und Abtreibungen mit aller Macht zu<br />
verhindern. Eine L<strong>an</strong>deshauptfrau, die in<br />
einer L<strong>an</strong>desklinik Abtreibungen durchführen<br />
lassen will, k<strong>an</strong>n sich gegen Protestkampagnen<br />
aus dem katholischen<br />
Lager nicht ohne weiteres durchsetzen.<br />
Zwei Klassen. Wer die Möglichkeit einer<br />
straffreien Abtreibung innerhalb der<br />
ersten drei Monate nie in Frage gestellt<br />
hat, ist die Interessenvertretung behinderter<br />
Menschen. Bekämpft wird ausschließlich<br />
die eugenische Indikation.<br />
Diese besagt, dass eine Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
mit einem möglicherweise behinderten<br />
Kind ohne jegliche zeitliche<br />
Frist abgebrochen werden darf. Die Fristenlösung<br />
überlässt es einer Frau zu<br />
entscheiden, ob sie überhaupt ein Kind<br />
haben will. Die eugenische Indikation<br />
weitet diese Entscheidungsmöglichkeit<br />
aus. Nicht mehr „ob überhaupt<br />
ein Kind“, sondern „ob dieses g<strong>an</strong>z bestimmte<br />
Kind“ – definiert über das<br />
Merkmal „behindert“ – erwünscht ist,<br />
steht zur Wahl. Menschen mit und ohne<br />
Behinderung werden damit bereits<br />
vor ihrer Geburt in zwei Klassen geteilt.<br />
Behinderung wird im Gesetzestext als<br />
„Gefahr“ dargestellt. In einer immer<br />
noch gültigen Verordnung des Gesundheitsministeriums<br />
(1981) wird die pränatale<br />
Diagnose für Frauen ab 35 Jahren<br />
sogar als „vordringliche Maßnahme zur<br />
Erhaltung der Volksgesundheit“ empfohlen.<br />
Differenzierung fehlt. W<strong>an</strong>n immer die Forderung<br />
nach Abschaffung der eugenischen<br />
Indikation <strong>an</strong> die Öffentlichkeit<br />
gel<strong>an</strong>gt, kontert die Frauenpolitik mit
den ewig gleichen Aussagen. Vom „Anschlag<br />
auf die weibliche Autonomie“<br />
bis hin zum gänzlich falschen Vorwurf,<br />
die Bestrafung jeder Abtreibung werde<br />
erneut gefordert, ist d<strong>an</strong>n die Rede.<br />
Die Entscheidungsfreiheit der Frau<br />
über ihr Leben und ihre Lebensumstände<br />
ist das am häufigsten verwendete<br />
Argument für die Beibehaltung der eugenischen<br />
Indikation. Ein Argument, das<br />
aktuell viele Frauen vor jenen Problemen<br />
bewahrt, die ein Leben mit einem<br />
behinderten Kind mit sich bringen. Es<br />
ist somit ein Argument, das für Einzelschicksale<br />
seine Gültigkeit haben mag.<br />
Aus Sicht der Behindertenbewegung<br />
ist diese Argumentation einseitig und<br />
kurzsichtig. Einseitig deshalb, weil sie<br />
die Möglichkeit erst gar nicht offen<br />
lässt, dass auch ein Leben mit einem<br />
behinderten Kind sehr viele positive Seiten<br />
haben k<strong>an</strong>n. Einseitig auch deshalb,<br />
weil sie das Selbstbestimmungsrecht<br />
der Frauen ungleich höher bewertet<br />
als das Lebensrecht von behinderten<br />
Menschen.<br />
Bumer<strong>an</strong>g. Die Kurzsichtigkeit des Argumentes<br />
schadet zunächst Menschen<br />
mit Behinderung in ihrem Kampf gegen<br />
Diskriminierung: Eine Gesellschaft<br />
müsste schon sehr schizophren sein,<br />
um „Behinderung“ so gering zu bewerten,<br />
dass sie mit allen Mitteln verhindert<br />
werden muss, gleichzeitig aber<br />
Menschen mit diesem Merkmal als<br />
gleichberechtigt <strong>an</strong>zuerkennen. Wer<br />
besser nicht geboren werden soll, gilt<br />
später als bemitleidenswert. Anstelle<br />
von Rechten bekommen Menschen mit<br />
Behinderung Almosen, bekommen Licht<br />
ins Dunkel. Das Argument wird in seiner<br />
Kurzsichtigkeit auch zum Bumer<strong>an</strong>g<br />
für Frauen selbst. Jene Mütter, deren<br />
Kinder behindert sind, müssen sich im-<br />
Stichwort Indikation.<br />
mer öfter die Frage gefallen lassen, ob<br />
denn „das“ wirklich nicht zu verhindern<br />
war. Die Behindertenbewegung fordert<br />
den Ausbau umfassender Unterstützungsmaßnahmen<br />
für die gesamten<br />
Familien und frühzeitige Förderung von<br />
behinderten Kindern. Stattdessen werden<br />
soziale Mittel eingefroren, gekürzt.<br />
Die Frauenbewegung setzt sich für diese<br />
Mütter kaum und wenn, d<strong>an</strong>n nur<br />
sehr leise ein. Das so hoch geschätzte<br />
Selbstbestimmungsrecht der Frau besteht<br />
nur noch bedingt.<br />
Aufgrund des gesellschaftlichen<br />
Drucks k<strong>an</strong>n sich kaum mehr eine<br />
schw<strong>an</strong>gere Frau der medizinischen<br />
Diagnostik entziehen. Bei einem „positiven“<br />
Befund der Pränataldiagnostik<br />
muss sie innerhalb kürzester Zeit eine<br />
Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes<br />
Kind treffen. Sie hat nur selten<br />
die Ch<strong>an</strong>ce, alle notwendigen Informationen<br />
für eine fundierte Entscheidung<br />
zu bekommen. In vielen Fällen hat<br />
die Gesellschaft längst für sie entschieden.<br />
Verschärfung durch PID. Immer lauter wird<br />
auch in Österreich die Forderung, bei<br />
künstlicher Befruchtung nur noch genetisch<br />
einw<strong>an</strong>dfreie und überprüfte<br />
Embryonen zu verwenden, die „Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />
(PID) gesetzlich<br />
zuzulassen. Für die Behindertenbewegung<br />
ist das eine Vorverlegung der Selektion,<br />
aber auch die Spiegelung eines<br />
gesellschaftlichen Klimas, in dem der<br />
Preis steigen darf, um Behinderung zu<br />
verhindern. Der Wert von Menschen<br />
mit Behinderung sinkt weiter. Immer<br />
wieder wird dagegen gehalten, dass<br />
damit die „Schw<strong>an</strong>gerschaft auf Probe“<br />
ein Ende hätte. Tatsache ist, dass sich<br />
Frauen dadurch einer weiteren und<br />
nicht ausschließlich einer „<strong>an</strong>deren“<br />
medizinischen Prozedur unterziehen<br />
(müssen). Denn auf die PID folgt so gut<br />
wie immer auch eine pränatale Diagnostik,<br />
um die „Fehler“ der PID<br />
während der Schw<strong>an</strong>gerschaft auszumerzen.<br />
Die PID forciert ein neues Rollenbild:<br />
Die Frau von heute ist gebildet,<br />
macht Karriere, und bekommt – immer<br />
älter – zum exakt gepl<strong>an</strong>ten Termin das<br />
„perfekte“ Kind. Die Medizin lässt uns<br />
glauben, dass sie diese Perfektion schaffen<br />
k<strong>an</strong>n – und ist immer öfter mit Klagen<br />
konfrontiert, wenn Perfektion nicht<br />
eingetreten ist. Das Aufbegehren gegen<br />
die PID wird gerne abgewiegelt:„Es<br />
geht ja nur um eine H<strong>an</strong>d voll Fälle“. Die<br />
In<strong>an</strong>spruchnahme von Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />
hält sich – wo sie erlaubt<br />
ist – noch in den engen Grenzen fin<strong>an</strong>ziell<br />
sehr gut gestellter Kreise. Immer<br />
wieder verwenden BefürworterInnen<br />
„niedrige Zahlen“ als Argumente, um<br />
die Bedeutung der behindertenpolitischen<br />
Forderungen zu schwächen. Umgekehrt<br />
würde es die Frauenbewegung<br />
kaum zulassen, wenn eine deutliche<br />
Diskriminierung von Frauen als unwesentlich<br />
– weil selten – dargestellt würde.<br />
Es ist höchste Zeit, dass sich Frauenbewegung<br />
und Behindertenbewegung<br />
abseits der Öffentlichkeit, abseits<br />
von WählerInnenstimmen zu einem<br />
echten Dialog zusammentun. Die Interessen<br />
von Frauen und die Interessen<br />
von Menschen mit Behinderung müssen<br />
nicht zw<strong>an</strong>gsläufig aufein<strong>an</strong>derprallen.<br />
Es gibt auch Frauen mit Behinderung.<br />
Sie haben sich längst international<br />
org<strong>an</strong>isiert. Ihre Heimat ist die<br />
Behindertenbewegung. Die Frauenbewegung<br />
hat dieses Potenzial <strong>an</strong> Mitstreiterinnen<br />
für Gleichberechtigung<br />
noch nicht erk<strong>an</strong>nt.. ❚<br />
Nach österreichischem Recht ist jeder vorsätzliche Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch zunächst verboten und strafbar und daher<br />
auch im Strafgesetz ver<strong>an</strong>kert. Auf Wunsch der Schw<strong>an</strong>geren k<strong>an</strong>n ein Abbruch – sofern er von einer Ärztin / einem<br />
Arzt durchgeführt wird – in folgenden Fällen ausnahmsweise straflos sein:<br />
● während der ersten drei Monate der Schw<strong>an</strong>gerschaft: die „Fristenlösung“<br />
● „wenn eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“<br />
(§ 97, Abs. 1, Z2, Fall 2 StGB): die eugenische oder embryopathische Indikation. Es ist keine Frist gesetzt und die<br />
Abtreibung k<strong>an</strong>n bis zum Beginn der Geburt durchgeführt werden.<br />
indikationstreitpunkt<br />
Lebenshilfe Österreich (Hg.):<br />
Rasterfahndung nach behindertem<br />
Leben, Wien 2003<br />
Fundierte und umfassende Broschüre<br />
aus Sicht der Behindertenbewegung<br />
zu Problemstellungen bei<br />
Pränataldiagnose und Impl<strong>an</strong>tationstechnik.<br />
Bietet neben einem<br />
umf<strong>an</strong>greichen, herausnehmbaren<br />
Glossar auch einen Einblick in die<br />
ethische Problematik der Biomedizin<br />
und Biotechnik.<br />
Kostenlos erhältlich bei Lebenshilfe<br />
Österreich, T. 01/812 26 42,<br />
sekretariat@lebenshilfe.at<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o s : G a b i H o ra k niederösterreichberatungsstellen<br />
Friederike Grühbaum bezweifelt,<br />
dass weitere Stunden- und<br />
Programmkürzungen die richtige<br />
Überlebensstrategie sind: „Das<br />
wäre die Devise: Durchtauchen.<br />
Aber wohin?“<br />
1 Es ist wichtig, zwischen Frauenplätzen<br />
und Kinderplätzen zu unterscheiden:<br />
Es gibt Zimmer mit mehreren<br />
Betten für eine Frau und ihre<br />
Kinder. Aber natürlich kommt nicht<br />
jede Frau mit Kindern. Die Auslastung<br />
seitens der Frauenbetten ist<br />
fast überall hundert Prozent, Kinderbetten<br />
bleiben m<strong>an</strong>chmal frei.<br />
Lilith braucht jede Hilfe, um den<br />
laufenden Betrieb im nächsten Jahr<br />
aufrecht erhalten zu können. Bitte<br />
um Spenden auf das Konto: FPF<br />
Krems, Frauencafe Lilith, Nr. 105.775,<br />
BLZ 32397, Raiffeisenb<strong>an</strong>k Krems<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Auf Sparflamme<br />
Eine der wenigen wertvollen Frauenberatungsstellen im tiefschwarzen Niederösterreich<br />
muss <strong>2005</strong> voraussichtlich zusperren. Grund genug für Gabi Horak, sich im<br />
größten Bundesl<strong>an</strong>d Österreichs umzusehen.<br />
Das Herbstprogramm sowie<br />
das Frauencafé sind gut be-sucht<br />
und in diesem Jahr wurden<br />
schon über 2.100 Frauen aus<br />
Krems und der Region betreut.<br />
Damit könnte im nächsten Jahr schlagartig<br />
Schluss sein, denn „Lilith“ steht vor<br />
dem Aus. Der Bund hatte schon das diesjährige<br />
Budget – ohne Angabe von Gründen<br />
– um vierzig Prozent gekürzt, die<br />
Stadt Krems die Subvention g<strong>an</strong>z gestrichen.„Das<br />
können wir natürlich nicht<br />
einfach so hinnehmen, schließlich sind<br />
wir die einzige Frauenberatungsstelle<br />
im niederösterreichischen Zentralraum“,<br />
gibt sich Friederike Grühbaum vom siebenköpfigen<br />
Lilith-Team kämpferisch.<br />
Tatsächlich ist die nächstgelegene Frauenberatungsstelle<br />
in Zwettl fünfzig Kilometer<br />
entfernt – mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
eine Halbtagsreise.<br />
Mit insgesamt zehn Frauen- und<br />
Mädchenberatungsstellen ist das große<br />
L<strong>an</strong>d Niederösterreich alles <strong>an</strong>dere als<br />
flächendeckend versorgt. Die 790.000<br />
Niederösterreicherinnen haben nur in<br />
neun der 25 Bezirke eine Beratungsstelle<br />
zur Verfügung. Der Bezirk rund um<br />
die L<strong>an</strong>deshauptstadt St. Pölten ist keiner<br />
von ihnen. Hier gibt es aber zumindest<br />
ein Frauenhaus, das in Kürze sein<br />
20-jähriges Bestehen feiert.<br />
Status und Macht. In der Liste der „Frauenservicestellen“<br />
des Frauenministeriums<br />
werden „Lilith“ und auch „Undine“ in<br />
Baden nicht geführt. Sie wurden erst<br />
vor wenigen Jahren gegründet und haben<br />
den Status einer Frauenservicestelle<br />
nicht bekommen. Die Folge: ihre Subventionen<br />
konnten vom Ministerium<br />
massiv gekürzt werden. Die acht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten<br />
Beratungsstellen in Niederösterreich<br />
sind nicht von der Existenz<br />
bedroht, bekommen <strong>2005</strong> sogar ein bisschen<br />
mehr Geld. Das Frauenministerium<br />
hat sich verpflichtet, zumindest <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte<br />
Frauenservicestellen zu halten,<br />
deshalb gibt es gerade so viel Geld, um<br />
den laufenden Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten.<br />
„Dabei ist die Kategorie<br />
Frauenservicestelle schwer zu definieren,<br />
weil jede Stelle <strong>an</strong>ders arbeitet“,<br />
sagt Rosemarie Ertl vom Netzwerk<br />
Österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.<br />
Der Status werde nun<br />
kaum mehr vergeben, weil das Ministerium<br />
so keine fin<strong>an</strong>zielle Verpflichtung<br />
eingehen muss. „Das ist der Versuch, einen<br />
Keil zwischen die Frauenberatungsstellen<br />
zu treiben.“<br />
Dabei gibt selbst das Ministerium<br />
zu, dass neue Beratungseinrichtungen<br />
in unterversorgten Gebieten dringend<br />
notwendig wären. Liselotte Haschke,<br />
Leiterin der Abteilung für Frauenprojekteförderung,<br />
hatte bei einem Gespräch<br />
mit den Servicestellen und Notrufen<br />
Ende Oktober auch eine Lösung<br />
parat: Warum nicht Außenstellen von<br />
bestehenden Frauenservicestellen in<br />
unterversorgten Gebieten gründen?
„Davon halten wir aber nicht viel“,<br />
meint Rosemarie Ertl. Nach den Vorstellungen<br />
der Sektionsleiterin sollten<br />
dazu Gemeinderäume <strong>an</strong>gemietet<br />
werden, „was dem Autonomie-Ged<strong>an</strong>ken<br />
widersprechen würde“, so Ertl. Und<br />
die Mitarbeiterinnen sollten die Beratungen<br />
in der Außenstelle innerhalb ihrer<br />
Arbeitszeit zusätzlich bewältigen.<br />
„Unmöglich“, weiß Rosemarie Ertl, „die<br />
Beratungsstellen sind schon jetzt total<br />
ausgelastet, teilweise gibt es l<strong>an</strong>ge<br />
Wartelisten.“ Die Beratungs<strong>an</strong>fragen<br />
sind insgesamt in den letzten Jahren<br />
stark gestiegen. Es gebe zwar Beispiele,<br />
dass bestehende Serviceeinrichtungen<br />
Außenstellen in <strong>an</strong>deren Bezirken gegründet<br />
haben, aber ohne zusätzliches<br />
Geld für zusätzliche Aufwendungen<br />
geht es nicht.<br />
Solidarität und Kampf. Seit der letzten Erhöhung<br />
im Jahr 2001 bekommt jede<br />
Frauenberatungsstelle (außer „Unida“<br />
in Amstetten, die übers AMS fin<strong>an</strong>ziert<br />
ist) vom niederösterreichischen Frauenreferat<br />
knapp 7.300,- Euro Jahressubvention.<br />
Beim letzten Vernetzungstreffen<br />
der NÖ Frauenservicestellen haben<br />
die Mitarbeiterinnen beschlossen, dass<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen über eine Erhöhung der<br />
Subventionen überfällig sind. Und sie<br />
wollen „Lilith“ ihre Solidarität zeigen, erzählt<br />
Anneliese Erdemgil-Br<strong>an</strong>dstätter<br />
von „Kass<strong>an</strong>dra“ in Mödling:„Wir sollten<br />
uns bei ihnen melden und gemeinsame<br />
Aktionen überlegen – um das Problem<br />
öffentlich präsent zu machen, um<br />
Geld zu sammeln.“<br />
Aus ihrer Arbeit weiß sie, wie wichtig<br />
jede einzelne Frauenberatungsstelle<br />
ist:„Den Frauen in Niederösterreich geht<br />
es teilweise sehr schlecht. Im reichen<br />
Mödling gibt es Frauen, die hungern.“<br />
Die „Kass<strong>an</strong>dra“-Mitarbeiterinnen<br />
führen jährlich 3.000 Beratungen durch.<br />
Frauenpolitik. Der Niederösterreichische<br />
L<strong>an</strong>dtag zählt 56 Mitglieder: Die überwältigende<br />
Mehrheit von 31 Sitzen<br />
gehört der ÖVP, 19 PolitikerInnen sind<br />
SPÖ-Abgeordnete, 4 Grüne und 2 von<br />
der FPÖ. Die L<strong>an</strong>desregierung bilden die<br />
zwei stimmenstärksten Parteien: ÖVP<br />
und SPÖ.<br />
Die für Frauenfragen zuständige<br />
L<strong>an</strong>desrätin Joh<strong>an</strong>na Mikl-Leitner und<br />
Maria Rigler, Leiterin des NÖ-Frauenreferats,<br />
erlebt Rosemarie Ertl als „bemüht“,<br />
aber beide verstünden die Probleme<br />
nicht immer.<br />
SP-Frauensprecherin Karin Kadenbach<br />
meldete sich Ende Oktober mit der<br />
Forderung nach einem geschlechtergerechten<br />
Budget zu Wort:„Die Zeit ist<br />
auch (sic!) in Niederösterreich dafür reif,<br />
dass die volkswirtschaftlich bedeutenden<br />
Leistungen der Frauen endlich im<br />
Budget ihren Niederschlag finden und<br />
damit entsprechend gewürdigt werden.“<br />
Die Klubobfrau der Grünen NÖ, Madeleine<br />
Petrovic, erachtet das als äußerst unrealistisch.<br />
Sie verh<strong>an</strong>delt die Ver<strong>an</strong>kerung<br />
von Gender-Budgets – zu dessen erbittertsten<br />
GegnerInnen Fin<strong>an</strong>zminister<br />
Finz gehöre – gerade im Verfassungskonvent.<br />
Erst wenn es hier zu einem Ergebnis<br />
komme, würden sich wohl auch die<br />
Länder d<strong>an</strong>ach richten müssen.<br />
Es sei ideologisch gewollt, dass<br />
Frauen im Begriff Familie aufgehen,<br />
meint Madeleine Petrovic. Joh<strong>an</strong>na Mikl-<br />
Leitner sei persönlich zwar durchaus engagiert,<br />
aber „in Niederösterreich passiert<br />
nichts, was der L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>n<br />
Pröll nicht will. Und dem ist Frauenpolitik<br />
kein Anliegen“. Petrovic hat soeben<br />
eine Studie in Auftrag gegeben, die die<br />
Situation von Frauenberatungsstellen in<br />
Niederösterreich erheben soll:Welche<br />
gibt es? Wie geht es ihnen? Wird Frauenberatung,<br />
die den Namen auch verdient,<br />
gefördert? Die Ergebnisse sollen noch<br />
vor den Gemeinderatswahlen im März<br />
<strong>2005</strong> vorliegen. Für „Lilith“ ist das vielleicht<br />
zu spät, sie brauchen schnelle<br />
Hilfe. Dass die Frauenberatung in Krems<br />
kurz vor dem Aus steht, hat selbst Madeleine<br />
Petrovic erst jetzt von den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n<br />
erfahren.<br />
Warten aufs Christkind. Das Lilith-Team<br />
hofft auf eine Erhöhung der fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Mittel. Ob sie im nächsten Jahr überhaupt<br />
noch einmal aufsperren können,<br />
wird sich aber erst in letzter Minute entscheiden.„Derzeit<br />
verh<strong>an</strong>deln der Bund<br />
und das L<strong>an</strong>d mitein<strong>an</strong>der, weil das Ministerium<br />
will, dass Niederösterreich mehr<br />
zu den Frauenberatungsstellen beiträgt“,<br />
erklärt Friederike Grühbaum. Eine Fin<strong>an</strong>zierungszusage<br />
des L<strong>an</strong>des werde es erst<br />
im <strong>Dezember</strong> geben, was die Pl<strong>an</strong>ung für<br />
<strong>2005</strong> unmöglich macht. Die Stadt Krems<br />
konnten die Liliths soweit bringen, eventuell<br />
ein paar Euro beizusteuern.„Aber<br />
sie übernehmen nicht wirklich Ver<strong>an</strong>twortung.“<br />
❚<br />
beratungsstellenniederösterreich<br />
Frauenberatungsstellen in NÖ<br />
Lilith, Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, 3504 Krems-Stein, T. 02732/85 555,<br />
e-mail: lilith.krems@aon.at;<br />
Kass<strong>an</strong>dra, F. Krib<strong>an</strong>yg. 1, 2340 Mödling, T. 02236/420 35,<br />
e-mail: kass<strong>an</strong>dra@computerhaus.org<br />
Frauentreffpunkt Mostviertel, Wienerstr. 47/1, 3300<br />
Amstetten, T. 07472/63 297, www.frauenberatung.co.at;<br />
Unida Coaching, Wienerstr. 87, 3300 Amstetten,<br />
T. 07472/23 407, www.unida.at<br />
Frauen für Frauen, Kirchenplatz 1-2a, 2020 Hollabrunn,<br />
T. 02952/21 82, www.frauenfuerfrauen.at;<br />
Frauenberatung Zwettl, Galgenbergstr. 2, 3910 Zwettl,<br />
T. 02822/52 271, www.frauenberatung.zwettl.at<br />
Frauenforum Gänserndorf, Bahnstr. 73, 2230 Gänserndorf, T.<br />
02282/26 38, www.frauenforum-gsdf.at<br />
Wendepunkt, Raug. 16, 2700 Wr. Neustadt, T. 02622/82 596,<br />
e-mail: wendepunkt@aon.at<br />
Freiraum, Wiener Str. 4/9, 2620 Neunkirchen, T. 02635/61<br />
125, www.frauenberatung-freiraum.at<br />
Stützpunkt Undine, Schwartstr. 50, 2500 Baden, T.<br />
02252/9025-406, e-mail: undine@ebos.at<br />
Frauenhäuser in NÖ:<br />
Amstetten, T. 07472/66 500,<br />
www.frauenhaus-amstetten.at<br />
Mistelbach, T. 02572/5088, e-mail: frauenteam@kolping.at<br />
Neunkirchen, T. 02635/689 71,<br />
www.frauenhaus-neunkirchen.at<br />
Sozialhilfezentrum für Frauen, Mödling, T. 02236/465 49,<br />
e-mail: frh.moedl@frauenhaus-moedling.kabsi.at<br />
Haus der Frau, St. Pölten, T. 02742/366 514,<br />
e-mail: hausderfrau.stpoelten@pgv.at<br />
Frauennotwohnung, Wr.Neustadt, T. 02622/825 96,<br />
e-mail: wendepunkt@aon.at<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
Fo t o : Wo m e n o n Wav e s<br />
international<strong>an</strong>.riss<br />
portugal<br />
Angeklagt<br />
Ende Oktober st<strong>an</strong>d eine junge Frau vor Gericht, die beschuldigt wurde,<br />
vor fünf Jahren eine Abtreibung vorgenommen zu haben. Die damals<br />
17-Jährige nahm Misoprostol ein und wurde im Anschluss wegen starker<br />
Blutungen in die Notaufnahme des Amadora-Spitals in Sintra eingeliefert.<br />
Die diensthabende Kr<strong>an</strong>kenschwester f<strong>an</strong>d Tablettenreste,<br />
und statt dem Mädchen zu helfen, verständigte sie die Polizei, die auch<br />
prompt erschien. Die junge Frau gest<strong>an</strong>d – und nun drohen ihr bis zu<br />
drei Jahre Haft.<br />
In Portugal ist ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch nur bei Gefahr für<br />
Leben und Gesundheit der Schw<strong>an</strong>geren, bei Vergewaltigung oder<br />
möglicher Behinderung des Kindes erlaubt. Aber auch in diesen Fällen<br />
ist eine Abtreibung nicht immer möglich, da sich Spitäler und<br />
ÄrztInnen mitunter weigern, einen Abbruch durchzuführen. Portugal<br />
ist zudem das einzige EU-L<strong>an</strong>d, in dem Frauen und abtreibende MedizinerInnen<br />
aktiv gerichtlich verfolgt werden. Trotz dieser widrigen<br />
Umstände werden laut Gesundheitsministerium jährlich mindestens<br />
20.000 Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche durchgeführt. Etwa 5.000 Frauen<br />
l<strong>an</strong>den wegen Komplikationen in der Notaufnahme, auch einige Todesfälle<br />
sind jährlich zu beklagen. Women on Waves, die erst im August vor<br />
Portugal ge<strong>an</strong>kert hatten, um portugiesischen Frauen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />
zu ermöglichen und die damit zu einem heftigen öffentlichen<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Disput beigetragen hatten, schätzen, dass Frauen in Portugal ein 150fach<br />
höheres Risiko haben, <strong>an</strong> einer Abtreibung zu sterben, als Frauen<br />
aus den Niederl<strong>an</strong>den. Der aktuelle Prozess gegen die junge Frau könnte<br />
dazu beitragen, dieses Risiko noch um einiges zu erhöhen, da Frauen<br />
aus Angst vor einer Anzeige im Falle von Komplikationen zukünftig gar<br />
nicht erst ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. keck<br />
www.womenonwaves.org/<br />
ä gypten<br />
No peace without women<br />
Am 25. Oktober wurde die ägyptische Schriftstellerin und Feministin<br />
Nawal El Saadawi wie auch der fr<strong>an</strong>zösische Diplomat Stepháne Hessel<br />
mit dem Nord-Süd-Preis des Europarates ausgezeichnet. Dieser wird für<br />
außergewöhnliche Leistungen im Bereich Menschenrechte und Partner-<br />
Innenschaft zwischen Norden und Süden vergeben. El Saadawi, geboren<br />
1931 im ägyptischen Dorf Kafir Thala, arbeitete als Ärztin für Allgemeinmedizin<br />
und Psychiatrie. Als sie beg<strong>an</strong>n, sich für die Rechte von Frauen<br />
zu engagieren und sich zu Themen wie Genitalverstümmelung und<br />
Prostitution zu äußern, setzten zahlreiche Repressionen gegen sie ein:<br />
1972 verlor El Sadaawi ihre Anstellung bei der Gesundheitsbehörde, im<br />
Jahr 1981 wurde sie unter der Regierung Sadat wegen ihres politischen<br />
Einsatzes verhaftet und 1992 erschien ihr Name auf einer Todesliste religiöser<br />
Fundamentalisten. Ein Verfahren wegen „Abfalls vom Glauben“<br />
wurde inzwischen vertagt. Nawal el Saadawi, die 1982 die „Arab Women’s<br />
Solidarity Association“ gegründet hatte, schreibt in ihrem Artikel „War<br />
against Women <strong>an</strong>d Women against War“: „There will be no better world<br />
without org<strong>an</strong>izing women everywhere, there will be no peace, no justice,<br />
no real democracy. But it is only women, women themselves, who c<strong>an</strong><br />
free themselves from all forms of gender oppression <strong>an</strong>d so become a<br />
vital dynamic force, capable of creating <strong>an</strong>other world.“ pabo<br />
vereinigte arabische emirate<br />
Wirtschaftsministerin<br />
In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Anf<strong>an</strong>g November erstmals<br />
seit der Staatsgründung 1971 eine Frau Regierungsmitglied geworden.<br />
Sheika Lubna Al Qasimi wurde zur Ministerin für Pl<strong>an</strong>ung und Wirtschaft<br />
ern<strong>an</strong>nt. Damit ist sie im 21-köpfigen Kabinett die einzige Frau.<br />
Zwar beginnen immer mehr Frauen, die in Amerika oder in Europa ausgebildet<br />
wurden, vor allem in der Wirtschaft Spitzenpositionen zu erklimmen,<br />
dennoch ist die M<strong>an</strong>agerin und IT-Fachfrau Lubna Al Qasimi<br />
immer noch eine Ausnahmeerscheinung. Dass sie weitgehend akzeptiert<br />
wird, liegt wohl auch <strong>an</strong> ihrer Herkunft aus einer der berühmten<br />
Herrscherfamilien des L<strong>an</strong>des. keck<br />
kolumbien<br />
Zwischen den Fronten<br />
Terror ist im Bürgerkriegsl<strong>an</strong>d Kolumbien seit vierzig Jahren so alltäglich,<br />
dass die internationale Medienwelt kaum noch davon Notiz nimmt.<br />
Amnesty international (ai) dokumentierte nun in einem grauenhaften<br />
Bericht, wie Frauen und Mädchen entführt, ermordet, verstümmelt,
vergewaltigt, oder in sexuelle Sklaverei gezwungen werden und fordert<br />
dringend konkrete Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt. Als gesellschaftliches<br />
Tabuthema wird sexuelle Gewalt nach Möglichkeit totgeschwiegen,<br />
und auch die Betroffenen selbst schweigen aus Scham und<br />
Angst vor noch größerem Leid. Die <strong>an</strong> diesen Gräueltaten Schuldigen können<br />
mit größter Sicherheit damit rechnen straflos davonzukommen – das<br />
Büro des Präsidenten gab amnesty international auf die Anfrage, was die<br />
Regierung derzeit unternehme, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen<br />
zu verhindern und zu bestrafen, noch nicht einmal eine Antwort... amnesty<br />
appelliert daher dringend, die online-Petition <strong>an</strong> den kolumbi<strong>an</strong>ischen<br />
Staatspräsidenten Álvaro Uribe Vélez zu unterzeichnen. keck<br />
http://www.amnesty.co.at/vaw<br />
sp<strong>an</strong>ien<br />
Wider die Gewalt<br />
Die sp<strong>an</strong>ische Regierung greift nun härter durch gegen Männer, die wegen<br />
Gewalttaten <strong>an</strong> ihren Ehefrauen verurteilt worden sind. Zukünftig müssen<br />
sie zur Überwachung ein elektronisches Armb<strong>an</strong>d tragen. Als erste Region<br />
stellte Madrid das neue Schutzsystem vor. Demnach sollen die betroffenen<br />
Frauen ein H<strong>an</strong>dy-ähnliches Gerät bekommen, das ihnen signalisiert, wenn<br />
ihr M<strong>an</strong>n sich ihnen in einem Umkreis von 500 Metern nähert. Zugleich<br />
wird automatisch die Polizei alarmiert. Der M<strong>an</strong>n muss ein neonfarbenes<br />
B<strong>an</strong>d tragen, das Alarm auslöst, sobald der Träger es abnimmt oder es beschädigt.<br />
Gewalt gegen Frauen ist in Sp<strong>an</strong>ien in den letzten Jahren immer<br />
mehr gestiegen. 2003 waren von 98 ermordeten Sp<strong>an</strong>ierinnen 81 Opfer ihres<br />
Ehem<strong>an</strong>nes oder Lebensgefährten. Im ersten Halbjahr <strong>2004</strong> wurden 51<br />
Frauen von ihren Partnern getötet. Die Regierung unter dem Sozialisten<br />
José Luis Rodríguez Zapatero, der sich selbst als Feminist bezeichnet, hat<br />
daher den Kampf gegen häusliche Gewalt zu einer ihrer Prioritäten erklärt.<br />
Erst Anf<strong>an</strong>g Oktober verabschiedete das sp<strong>an</strong>ische Parlament ein Gesetz<br />
gegen Gewalt in der Ehe. Der von allen Fraktionen gebilligte Entwurf sieht<br />
härtere Strafen für Männer vor, die ihre Frauen missh<strong>an</strong>deln. Außerdem<br />
sollen zukünftig Sondergerichte für Missh<strong>an</strong>dlungsfälle geschaffen und<br />
ein Netzwerk zur Unterstützung der Opfer aufgebaut werden. keck<br />
wyber.space<br />
www.sexarbeit<br />
sierra leone<br />
F<strong>an</strong>nyAnn Eddy ermordet<br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
Die lesbische Aktivistin F<strong>an</strong>nyAnn Eddy ist am Morgen des 29. September<br />
tot im Büro der SLLAGA (Sierra Leone Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Association)<br />
aufgefunden worden. Offenbar waren ihre zwei MörderInnen am Abend<br />
vorher in die Büroräume eingedrungen, hatten Eddy dort mehrfach vergewaltigt<br />
und ihr das Genick gebrochen. Die in g<strong>an</strong>z Afrika bek<strong>an</strong>nte<br />
Kämpferin für Menschenrechte von Lesben und Schwulen hatte 2002<br />
die SLLAGA gegründet, obwohl in Sierra Leone, wie in den meisten afrik<strong>an</strong>ischen<br />
Ländern, Homosexualität gesetzlich verboten ist. Die Gruppe,<br />
die soziale und psychologische Unterstützung <strong>an</strong>bietet, und für deren<br />
Mitglieder Angst und Unsichtbarkeit zum Alltag gehören, hatte sich<br />
erst Anf<strong>an</strong>g des Jahres in einer UN-Konferenz kritisch zum Verhalten<br />
ihres L<strong>an</strong>des gegenüber Lesben und Schwulen geäußert. „Wir sind perm<strong>an</strong>ent<br />
mit Belästigungen und Gewalt (...) konfrontiert“, erklärte sie<br />
der Kommission. Da homophobe Angriffe von den Behörden nicht verfolgt<br />
werden, hatte Eddy noch <strong>an</strong> die Kommission appelliert, das Schweigen,<br />
das Lesben und Schwule so verletzlich mache, zu brechen. Für F<strong>an</strong>ny-<br />
Ann Eddy kommt jedenfalls jede Hilfe zu spät. Die TäterInnen konnten<br />
übrigens (noch?) nicht gefasst werden. keck<br />
Sexarbeiterinnen haben sich das erste Mal in den 1970er Jahren in<br />
Fr<strong>an</strong>kreich org<strong>an</strong>isiert, um auf ihre Rechte aufmerksam zu machen:<br />
mehr als 100 Sexarbeiterinnen besetzten am 2. Juni 1975 eine Kirche<br />
in Lyon. Die erste autonome Hurenorg<strong>an</strong>isation in Deutschl<strong>an</strong>d wurde<br />
1980 ins Leben gerufen (www.hydra-ev.org). Der diesjährige Hurenkongress<br />
f<strong>an</strong>d im Oktober in Dortmund statt, ver<strong>an</strong>staltet von der<br />
Dortmunder Mitternachtsmisson (http://d1a.de/mitternachtsmission/).<br />
Wer Infos zu Sexarbeit in Europa sucht, wird bei www.femmigration.net<br />
fündig. International gibt sich die Seite des Prostitutes<br />
Education Network Baysw<strong>an</strong> (www.baysw<strong>an</strong>.org) – mit umfassenden<br />
Infos auf englisch, unter <strong>an</strong>derem zum Sex Worker Film Fest, das im<br />
Frühjahr <strong>2005</strong> in S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco stattfinden wird. In Österreich gibt es<br />
im Vergleich zu <strong>an</strong>deren europäischen Ländern nur wenige Beratungsstellen.<br />
Während es zum Beispiel in Italien über 100 sind, befassen<br />
sich in Österreich gerade einmal vier Einrichtungen mit dem Thema<br />
Sexarbeit: SILA (www.sila.or.at) und LEFÖ (www.lefoe.at) in Wien,<br />
sowie MAIZ (http://maiz.at/cms/front_content.php) und LENA<br />
(www.caritas.at/oesterreich/spezprojekte_482.html) in Linz. vab<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : U N H C R<br />
kriegsud<strong>an</strong><br />
Ishraga Mustafa Hamid ist gebürtige<br />
Sud<strong>an</strong>esin und lebt seit 11 Jahren<br />
in Wien. Sie studierte im Sud<strong>an</strong> wie<br />
auch in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaften,<br />
ist freie<br />
Wissenschafterin und seit 2001<br />
Lektorin <strong>an</strong> der Uni Wien, Institut<br />
für Politikwissenschaft.<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />
Im Sud<strong>an</strong> kämpfen Frauen tagtäglich für sich und ihre Kinder ums nackte Überleben.<br />
Über die traumatisierte Situation intervertriebener Flüchtlingsfrauen berichtet<br />
Ishraga Mustafa Hamid<br />
Im Sud<strong>an</strong> kämpfen verschiedene<br />
Gruppierungen für die<br />
Gleichberechtigung aller Sud<strong>an</strong>esen,<br />
unabhängig von ihrer<br />
Volkszugehörigkeit, Religion<br />
und politischen Ausrichtung – die<br />
Kategorie Geschlecht wird dabei bis<br />
zum heutigen Tag übersehen. Die Ursachen<br />
dieses Krieges liegen in der ungerechten<br />
Ressourcenverteilung zwischen<br />
den vielfältigen Volksgruppen<br />
bzw. Kulturen, Identitäten und Religionen.<br />
Der Sud<strong>an</strong> gilt mit der Vielfalt seiner<br />
Ethnien als für Afrika repräsentativ.<br />
Repräsentativ ist er auch hinsichtlich<br />
ungleicher Verteilung von Macht und<br />
Ressourcen.<br />
„Westliche“ Kriegsbilder. Die Vorstellung<br />
„westlicher“ Länder, wonach religiöse<br />
Sp<strong>an</strong>nungen für den Krieg im Sud<strong>an</strong> ver<strong>an</strong>twortlich<br />
seien, entspricht nicht der<br />
historischen Realität. Die viel zitierte<br />
Spaltung in einen muslimisch-arabischen<br />
„Norden“ und einen christlich-afrik<strong>an</strong>ischen<br />
„Süden“ wurde sowohl vom<br />
Westen als auch von der jetzigen Regierung<br />
sehr stark gefördert. Diese Polarisierung<br />
negiert die gesellschaftliche Vielfalt.<br />
So sind die im Nordsud<strong>an</strong> lebenden<br />
NubierInnen zwar MuslimInnen, jedoch<br />
keine AraberInnen. Auch die im Westsu-<br />
d<strong>an</strong> lebenden Nuba, Four und Masaleet<br />
werden als Nordsud<strong>an</strong>esen identifiziert.<br />
Erst seit der Einführung der Scharia<br />
1983 spielt Religion eine außergewöhnliche<br />
Rolle. Seit die „Muslimbrüderschaft“<br />
1989 mit einem Militärputsch die Macht<br />
übernahm, wird Religion sehr stark mit<br />
Politik vermischt. Politik wird seither islamisiert<br />
und der Djhad im Namen vom<br />
Allah gegen alle, die dieser Partei nicht<br />
<strong>an</strong>gehören, geführt. Doch trotz <strong>an</strong>gestrebter<br />
Islamisierung der gesamten Gesellschaft<br />
liegen die Kriegsursachen aus<br />
politischer Sicht in ungleichen Machtverhältnissen<br />
und ungleicher Ressourcenverteilung.<br />
Mittäterinnen. Wie Haidar Ibrahim in seinem<br />
Buch „Islamisierung der Politik im<br />
Sud<strong>an</strong>“ 1 <strong>an</strong>führt, spielt(e) die Vereinigung<br />
der „Muslim Sisterhood“ beim Anheizen<br />
des Krieges eine außergewöhnliche<br />
Rolle. Frauen wurden und werden<br />
rekrutiert und in die Kriegsgebiete gebracht,<br />
um gegen die sogen<strong>an</strong>nten Ungläubigen<br />
zu kämpfen. Der Djhad wird<br />
gegen Nicht-MuslimInnen und gegen<br />
muslimische RegierungsgegnerInnen<br />
geführt. Die „Muslim Sisterhood“ verwendet<br />
die gleichen politischen und<br />
agitatorischen Strategien wie die Regierung.<br />
Kinder und Jugendliche werden<br />
überzeugt, für Allah zu kämpfen und als<br />
Belohnung dafür, dass sie im Krieg fallen,<br />
werden ihnen die schönen Huria im<br />
Paradies versprochen. Mütter, die ihre<br />
Söhne – oft gegen deren Willen – in die<br />
Kriegsgebiete schicken, müssen damit<br />
rechnen, dass sie diese nie wieder sehen.<br />
Von den Müttern wird erwartet,<br />
über den „Märtyrertod“ ihrer Söhne<br />
nicht zu weinen, sondern sich zu freuen.<br />
Mit surrealen Himmels-Feiern sollen<br />
sie beruhigt werden, von den Muslimschwestern<br />
erhalten sie Geschenke.<br />
M<strong>an</strong>che Mütter nehmen diese Geschenke<br />
nicht <strong>an</strong> und lehnen weinend<br />
das Treffen mit den Muslimschwestern<br />
ab. Die Rollen von TäterIn und Opfer<br />
sind <strong>an</strong> diesem Beispiel sehr differenziert<br />
zu bewerten.<br />
In diesem l<strong>an</strong>gen und vergessenen<br />
Krieg gibt es viele verschwiegene und tabuisierte<br />
Themen, wie Gewalt gegen und<br />
Vergewaltigung von Frauen als Kriegsstrategie.<br />
Die Regierung bzw. die Muslimschwestern<br />
lehnten das internationale<br />
UN-Abkommen gegen Gewalt <strong>an</strong><br />
Frauen (CEDAW) mit der Begründung ab,<br />
dass es von westlichen Ländern verfasst<br />
wurde. Das einzige Gender-Zentrum im<br />
Sud<strong>an</strong> wurde vor einem Jahr von der Regierung<br />
geschlossen, die AktivistInnen<br />
wurden inhaftiert.
M<strong>an</strong>gelnde Friedenskultur. Seit einiger Zeit<br />
gibt es, unter Druck der USA, wieder Friedensverh<strong>an</strong>dlungen<br />
im Sud<strong>an</strong>, die allerdings<br />
auf nur zwei Parteien begrenzt<br />
sind: die Regierung und das „Sud<strong>an</strong>ese<br />
People’s Liberation movement“ (SPLM).<br />
Fast die gesamte Zivilgesellschaft wird<br />
ausgeschlossen, bei den Verh<strong>an</strong>dlungen<br />
nimmt keine einzige Frau teil. Die Dauerhaftigkeit<br />
eines möglichen Verh<strong>an</strong>dlungserfolges<br />
ist daher sehr fragwürdig,<br />
zumal darüber hinaus die enorme Kluft<br />
zwischen Arm und Reich seitens der Regierung<br />
ignoriert wird. In den Schulbüchern<br />
oder in den Medien wird keine<br />
Friedenskultur vermittelt. In den Grundschulen<br />
weist nur ein Schulgedicht auf<br />
den Frieden zwischen den „Südsud<strong>an</strong>eseInnen“<br />
und „Nordsud<strong>an</strong>eseInnen“ hin.<br />
Friedenserziehung sollte grundsätzlich<br />
vom Kindergarten <strong>an</strong> beginnen, das ist<br />
jedoch aufgrund m<strong>an</strong>gelnder Strukturen<br />
im Sud<strong>an</strong> nicht möglich. Daher sollten<br />
Ersatzstrategien entwickelt werden, die<br />
alle Zivilgesellschaften involvieren.<br />
Ein Friedensabkommen zwischen<br />
der Regierung in Khartum und SPLM<br />
schloss sowohl Frauen als auch NGOs<br />
von den Verh<strong>an</strong>dlungen aus. Auch<br />
wenn ein für die Verh<strong>an</strong>dler akzeptables<br />
Abkommen geschlossen werden<br />
konnte, bleibt unbe<strong>an</strong>twortet, welche<br />
Strategien für Probleme wie Armut,<br />
wirtschaftliche und politische Instabilität<br />
und nicht zuletzt das Problem der<br />
Binnenflüchtlinge entwickelt werden<br />
können. Die Nachkriegssituation muss<br />
aufgearbeitet werden. Vor allem hinsichtlich<br />
Gewalt gegen Frauen gibt es<br />
keine geschlechtsspezifische Kriegsfolgenbewältigung.<br />
Konfliktlösungen, Entmilitarisierung<br />
und Wiederaufbau sollten<br />
Frauen aktiv beteiligen. Offen bleibt<br />
jedoch, ob Frauen im Sud<strong>an</strong> als „Peace-<br />
Keeper“ <strong>an</strong>gesehen werden.<br />
Frauen am R<strong>an</strong>de. Laut der Studie „Am<br />
R<strong>an</strong>de des Lebens: soziökonomische<br />
Analyse intervertriebener Frauen im<br />
Sud<strong>an</strong>“ 2 stellen Frauen, die aus dem<br />
West- und Südsud<strong>an</strong> kommen, eine<br />
besondere Zielgruppe dar, da sie seit<br />
Jahren unter Krieg und Konfliktssituationen<br />
leiden. Sie mussten ihr Heimatl<strong>an</strong>d<br />
verlassen und nach Khartum<br />
flüchten. Ihre damit verknüpften Hoffnungen<br />
auf Ruhe und Sicherheit werden<br />
von der bitteren Realität eingeholt.<br />
Sie leben unter sehr schlechten<br />
Bedingungen und sind weiterhin von<br />
Gewalt und Vergewaltigung bedroht.<br />
Im Flüchtlingslager kämpfen die Frauen<br />
ums Überleben, wie die Ergebnisse<br />
der vorliegenden Studie aufzeigen.<br />
Meistens arbeiten sie als illegale Teeund<br />
Kaffeeverkäuferinnen am Straßenr<strong>an</strong>d,<br />
oder h<strong>an</strong>deln mit Alkohol, was im<br />
Sud<strong>an</strong> durch die Scharia verboten ist.<br />
Sie werden häufig inhaftiert, einige sogar<br />
mit ihren Kindern. Andere werden<br />
zur Prostitution gezwungen. Die Frauen<br />
kämpfen um ausreichend Nahrung<br />
und Trinkwasser, medizinische Versorgung<br />
können sie sich zumeist nicht leisten.<br />
Viele Kr<strong>an</strong>kheiten sind verbreitet,<br />
vor allem Malaria und Typhus – Kr<strong>an</strong>kheiten,<br />
die in direkter Verbindung zur<br />
Armut stehen. Viele intervertriebene<br />
Frauen, deren Männer im Krieg gestorben<br />
oder einfach verschwunden sind,<br />
befinden sich völlig allein in einer neuen<br />
Situation. Sie haben trotzdem neue<br />
Fähigkeiten gewonnen, versuchen irgendwie<br />
ihre Probleme zu meistern.<br />
Sie sorgen für ihre Kinder, wollen diese<br />
in Schulen schicken, was aufgrund von<br />
Schulgebühren vielfach nicht gelingt.<br />
Wenn Frauen wegen Alkoholh<strong>an</strong>dels<br />
inhaftiert sind, bleibt ihren Familien<br />
nichts zum Überleben.<br />
Notwendige Hilfe. Einige der Regierung nahestehende<br />
NGOs instrumentalisieren<br />
ihre Unterstützungsprogramme für politische<br />
Zwecke. Etwa wenn gef<strong>an</strong>gene<br />
Frauen früher aus der Haft entlassen<br />
werden, wenn sie die arabische Sprache<br />
gut lernen. Es ist kritisch zu hinterfragen,<br />
ob diese Frauen die Sprache wirklich lernen<br />
wollen oder lieber ihre eigenen Sprachen<br />
als wichtigen Best<strong>an</strong>dteil ihrer<br />
Identitäten <strong>an</strong> die bereits in Flüchtlingslagern<br />
geborenen Kinder weiter geben<br />
wollen. Auch die Programme internationaler<br />
NGOs, die im Lager arbeiten, sollten<br />
hinsichtlich der ausreichenden Berücksichtigung<br />
von Bedürfnissen und Anliegen<br />
sowie geschlechtsspezifischer Unterschiede<br />
befragt werden. Die Studie<br />
hat gezeigt, dass mehr Projekte durchgeführt<br />
werden müssen, um Frauen Traumata<br />
durch Gewalt und Vergewaltigung<br />
überwinden zu lassen. Bewusstseinsbildende<br />
Programme zur Bekämpfung von<br />
Armut, HIV und AIDS sowie zu reproduktiven<br />
Rechten sind ebenfalls dringend<br />
notwendig. Die Betroffenen haben Sehnsucht<br />
nach ihrer alten Heimat, aber auch<br />
Ängste, Hoffnungslosigkeit und Entmutigung.<br />
Daher ist es wichtig, dass sie in<br />
Rückkehrprogramme involviert werden,<br />
sie sollen entscheiden können, ob sie in<br />
Khartum bleiben wollen – allerdings unter<br />
menschlichen Bedingungen.<br />
Um solche Projekte durchzuführen,<br />
braucht es internationale Unterstützung,<br />
vor allem von EU-Seite, damit sich für die<br />
vergessenen Frauen am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />
ein neuer Horizont öffnen k<strong>an</strong>n. ❚<br />
sud<strong>an</strong>krieg<br />
1 „El Islam El Siasi in Sud<strong>an</strong> –<br />
El Jabh el Islamia nemozagn“–<br />
in arabischer Sprache (Islamisierung<br />
der Politik im Sud<strong>an</strong> – die Islamic<br />
National Front als Beispiel),<br />
Kairo 1991<br />
2 Die Studie wurde von Ishraga<br />
M. Hamid durchgeführt und im<br />
September dieses Jahres präsentiert.<br />
Die Studie wurde von der ev<strong>an</strong>gelischen<br />
Frauenarbeit/Brot für Hungernde,<br />
der Ev<strong>an</strong>gelischen Weltmission<br />
und Dreikönigsaktion fin<strong>an</strong>ziert<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
A l l e Fo t o s : M a r t i n a M a d n e r themahörspiel<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Hörspiel und Kunst?<br />
Gebrauchs<strong>an</strong>weisung für ein Leben für und in der Akustik. Das Hörspielfeature „a topless dj<br />
is a topless dj“ und ein persönlicher Einblick in meine Arbeit im Traditionsgenre Hörspiel.<br />
Und was m<strong>an</strong> darin alles machen k<strong>an</strong>n. Von Caroline Hofer
„Hallo! Mein Name ist April. Hallo!<br />
Mein Name ist Alma. Ich<br />
schreibe Texte. Ich schreibe, seit<br />
ich klein bin, oder seit ich schreiben<br />
k<strong>an</strong>n. Ich werde dir jetzt ein<br />
paar Fragen stellen und ich warte darauf,<br />
dass du sie mir be<strong>an</strong>twortest. In dieses<br />
Buch hier, schreib sie mir auf. D<strong>an</strong>n<br />
schreibe ich daraus ein neues Stück, oder<br />
ich schreibe dir einen Brief, oder einen<br />
Dialog. D<strong>an</strong>n mache ich daraus eine Geschichte,<br />
oder eine Story. So wie diesen<br />
hier. So wie diese hier.“ (April & Alma in<br />
a topless dj is a topless dj. Ein Leben für<br />
und in der Akustik. Frauen und Kunst.<br />
SWR <strong>2004</strong>)<br />
Der Anf<strong>an</strong>g. Meistens, so wie oben, beginne<br />
ich meine Geschichten damit, mich<br />
vorzustellen, oder besser gesagt, ich lasse<br />
die Protagonistin meiner Stücke sich<br />
darin vorstellen. M<strong>an</strong>chmal aber lasse<br />
ich die Protagonistin zu sich einladen,<br />
in ihre Welt, d<strong>an</strong>n erst beginnt die Geschichte<br />
– eingebettet in eine Hörspielstruktur.<br />
Ich bin fünfundzw<strong>an</strong>zig Jahre alt und<br />
ich schreibe und spreche Hörspiele. Mehr<br />
schreibe ich als ich spreche, aber so genau<br />
k<strong>an</strong>n ich das nie trennen. Ich mache also<br />
Hörspielkunst, seit sieben Jahren.„Eine<br />
l<strong>an</strong>ge Zeit“, denke ich mir oft, lehne mich<br />
zurück und stelle mir vor, wie ich einmal –<br />
umgeben von einem Hörspielarchiv statt<br />
einer Bücherw<strong>an</strong>d – im Lehnsessel liege<br />
und meine Ohren reibe. Hm. So genau.<br />
Stimmt eigentlich nicht. Ich mache Hörspiele,<br />
hören tue ich sie nur selten.<br />
Produzieren aus Leidenschaft, sozusagen.<br />
Angef<strong>an</strong>gen hat alles auf der Theaterwissenschaft<br />
in Wien. Ich holte – in<br />
der heute nicht mehr existenten Hörspielwerkstatt<br />
– einen Text aus der<br />
Schublade und er kam <strong>an</strong>. Ich traf auf<br />
Leute, allen vor<strong>an</strong> die Musikerin Catarina<br />
Pratter (550rondy), die sich mit mir auf<br />
den Hype begaben, ein Kurzhörspiel zu<br />
produzieren. Es folgte der berühmte<br />
Sprung ins kalte Wasser, auf das Echo<br />
unserer Arbeit war ich nicht gefasst. Der<br />
Anf<strong>an</strong>g in der deutschsprachigen Hörspielwelt<br />
war mühsam und steinig und<br />
schlecht koordiniert. Davon abgesehen,<br />
waren Hörspiele für mich ein neues Terrain.<br />
Meine Texte hatten und haben keine<br />
typische dramatische Struktur. Eigentlich<br />
sind es „lyrische Prosa“-Texte,<br />
hat m<strong>an</strong> mir gesagt. M<strong>an</strong>gels einer<br />
neueren Definition schreibe ich immer<br />
„Hörspiel“ darunter, wenn ich etwas verfasse.<br />
Und blieb bis jetzt dabei, denn<br />
Hörspiele sind super Medien, um einen<br />
Text lebendig zu machen, durch Stimme,<br />
akustische Räume und Musik. Das kollektive<br />
Arbeiten schlägt sich in der Produktion<br />
nieder. Gut Ding braucht oft<br />
Weile, Hörspielproduktionen brauchen<br />
stundenl<strong>an</strong>ge Diskussionen, Abendessen<br />
und viel Terminkoordination.<br />
Meistens rückt m<strong>an</strong> für eine Produktion<br />
eng zusammen, um sich d<strong>an</strong>ach<br />
wieder ein wenig zu trennen. Die Menschen<br />
kommen sich vor allem auf geistiger<br />
Ebene sehr nahe und das Gefühl, eine<br />
platonische Beziehung zu führen,<br />
entsteht sehr schnell.<br />
„Ich glaube immer, dass alle Menschen<br />
genauso denken wie ich, aber das<br />
stimmt nicht, glaube ich. Ich würde gerne<br />
meinen Kopf dazu befragen, aber er<br />
ist voll von wirren Assoziationen. Ich<br />
würde den Kopf gerne entleeren, denn<br />
ein geleerter Kopf ist ein guter Kopf. Vor<br />
dem Einschlafen spucke ich den Restmüll<br />
in den Eimer, ich denke, so geht es los.“<br />
(April in a topless dj is a topless dj.)<br />
Die Szene. Deutschsprachige Hörspiele lassen<br />
sich über das Sendegebiet Österreich,<br />
Schweiz und Deutschl<strong>an</strong>d verteilen.<br />
Während von den staatlichen Sendern in<br />
Österreich nur Ö1 und in der Schweiz<br />
DRS2 Hörspiele sendet, gibt es in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d eine Reihe von ARD-Stationen<br />
und zahlreichere Sendeplätze. In<br />
Österreich gab es bis vor einigen Jahren<br />
eine jährliche Hörspieltagung in Rust, die<br />
vom Ö1 L<strong>an</strong>desstudio Burgenl<strong>an</strong>d org<strong>an</strong>isiert<br />
wurde. Die TagungsteilnehmerInnen<br />
trafen sich, um kollektiv Hörspielen zu<br />
lauschen und am Ende wurde der<br />
„Schlappes“ verliehen. Ein nach Publikumsgunst<br />
vergebener Hörspielpreis. Zur<br />
Zeit werden in Österreich besonders<br />
durch freie Ver<strong>an</strong>stalterInnen Hörspielfestivals<br />
auf die Beine gestellt, im November<br />
f<strong>an</strong>d etwa ein von Radio-Helsinki ver<strong>an</strong>staltetes<br />
Festival in Graz statt. Im Februar<br />
gibt es d<strong>an</strong>n die l<strong>an</strong>ge Nacht des<br />
Hörspiels im Radiokulturhaus. In diesem<br />
Rahmen wird das Hörspiel des Jahres prämiert,<br />
außerdem ist ein Wettbewerb für<br />
Kurzhörspiele ausgeschrieben (www.hoerspiele.co.at/kurzhoerspiel.htm,Einsendeschluss:<br />
21.<strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong>). Für dieses Jahr<br />
sind die meisten Events schon gelaufen.<br />
Das nächste Festival findet vom 14. bis<br />
zum 16. <strong>Jänner</strong> in Erl<strong>an</strong>gen, Deutschl<strong>an</strong>d<br />
statt. Dort ist die Hörl<strong>an</strong>dschaft viel unübersichtlicher.<br />
Die größten FörderInnen<br />
der Hörspielszene sind der WDR/Köln<br />
und die Filmstiftung NRW, die gemeinsam<br />
einmal pro Jahr ein Hörspielforum<br />
ver<strong>an</strong>stalten, bei dem sich AutorInnen,<br />
RegisseurInnen und ProduzentInnen treffen.<br />
Am 13. November <strong>2004</strong> f<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der<br />
Akademie der Künste in Berlin die Verleihung<br />
des Plopp-Awards statt, der Preis<br />
der freien Hörspielszene.<br />
Es gibt in Deutschl<strong>an</strong>d mehr als nur eine<br />
H<strong>an</strong>d voll Preise, von freien wie von<br />
staatlichen Sendern und die „Szene“<br />
ist sehr aktiv. Einer der renommiertesten<br />
Preise ist der Radiopreis der<br />
Kriegsblinden. Natürlich gilt hier, wie<br />
bei allen <strong>an</strong>deren Kunst-Wettbewerben,<br />
dass die Ch<strong>an</strong>cen auf Gewinn,<br />
ob der vielen Einreichungen, minimal<br />
sind. Probieren lohnt sich allemal und<br />
eine Deadline fördert auch die eigene<br />
Produktivität. „Hörspiel heißt die neue<br />
Scheiße“, las ich mal in einer deutschen<br />
Zeitungskritik. Trifft in dieser<br />
Saison wieder zu.<br />
A topless dj is a topless dj. Meine erste Arbeit,<br />
die ich g<strong>an</strong>z „außer Haus“ gab, also<br />
bei der ich tatsächlich nur für den Text<br />
ver<strong>an</strong>twortlich war und für nichts <strong>an</strong>deres<br />
<strong>an</strong> der Produktion, beschäftigte sich<br />
mit (m)einer Identität als Künstlerin.<br />
Ich halte mir sehr oft vor Augen,<br />
dass ich Künstlerin bin. Ich verwende es<br />
als Ausrede, als Grund, als Basis und als<br />
Beweis. Für mich. Meine Lebenspl<strong>an</strong>ung.<br />
Meine Sichtweise von Dingen<br />
und Alltäglichem. Vor <strong>an</strong>deren sage ich<br />
das nicht immer gerne und habe ab<br />
und zu echt „Schwierigkeiten“ damit.<br />
2002 entschloss ich mich, ein Hörspielfeature<br />
zu kreieren, in dem ich mich<br />
mit meiner Suche nach der künstlerischen<br />
Entwicklung ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />
wollte. Ich hatte gerade ein halbes Jahr<br />
in Bern verbracht, in völlig unkünstlerischer<br />
Umgebung, und kam mir dort<br />
wie ein Alien vor. Weiters interessierte<br />
mich der Blickwinkel aus der Frauen-<br />
Perspektive. Für meine Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit dem Thema „recherchierte“<br />
ich in meinem Gedächtnis bis in die<br />
Schulzeit und Kindheit zurück. Ich verharrte<br />
in der Gymnasialzeit, in der ich<br />
stundenl<strong>an</strong>g mit Anna, meiner Tischnachbarin,<br />
abwechselnd Bücher vollschrieb,<br />
in denen meistens nicht mehr<br />
hörspielthema<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themahörspiel<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
st<strong>an</strong>d, als:„Hallo, wie geht’s dir“. Ich<br />
hielt bei dieser Erinnerung inne und<br />
traf Anna, um mit ihr darüber zu reden.<br />
Ich besuchte sie in ihrem Studio. Sie<br />
hatte nach der Schule <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen <strong>an</strong><br />
der Angew<strong>an</strong>dten zu studieren und<br />
st<strong>an</strong>d kurz vor ihrem Abschluss für Modedesign.<br />
Soweit die Basis für den Plot.<br />
Für mein Vorhaben „holte“ ich mir einen<br />
Auftrag beim Südwestrundfunk<br />
Baden-Baden, in der Dschungel-Redaktion<br />
bei Katrin Zipse, und beg<strong>an</strong>n mein<br />
M<strong>an</strong>uskript. Das Stück sollte zwei Ebenen<br />
haben: die Geschichte von Alma<br />
und April, zwei „reflektierenden Künstlerinnen“,<br />
die in alten Schreib-Tagebüchern<br />
kramen, um ihre Jugend und<br />
Identität aufzustöbern. Weitere Erinnerungen<br />
und Meinungen <strong>an</strong>derer Künstlerinnen<br />
sollten darin montiert werden.<br />
Das Thema Kunst und Frauen wurde<br />
Inhalt des Stücks. Ohne statistische<br />
Daten zu verarbeiten, sondern sich auf<br />
„authentisches“ Material stützend. Ich<br />
entwarf einen Mini-Fragebogen, diesen<br />
verschickte ich <strong>an</strong> befreundete und<br />
nicht befreundete Künstlerinnen bzw.<br />
ließ ihn <strong>an</strong> solche weiterleiten, etwa <strong>an</strong><br />
Lotte Ingrisch, Catarina Pratter (550rondy),<br />
Barca Bax<strong>an</strong>t (Princess Him), Julia<br />
Starsky und <strong>an</strong>dere Schauspielerinnen,<br />
Sängerinnen, Theaterpädagoginnen, Visual-Artists,<br />
Musikerinnen, Regisseurinnen.<br />
Die Fragen kamen mir faktisch aus<br />
dem Bauch heraus:<br />
- Welche Tätigkeit machst du und<br />
seit w<strong>an</strong>n?<br />
- Hast du schon in der Schule dein<br />
Ding <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen? Hast du eine besondere<br />
Erinnerung dar<strong>an</strong>?<br />
- Was hat sich seither verändert? An<br />
der Einstellung oder <strong>an</strong> der Materie?<br />
- Machst du nebenbei noch <strong>an</strong>dere<br />
künstlerische Sachen?<br />
- Wenn die künstlerische Tätigkeit<br />
deine Arbeit ist, denkst du, dass du eine<br />
besondere Ver<strong>an</strong>twortung trägst, die du<br />
mit einer <strong>an</strong>deren Arbeit nicht tragen<br />
würdest? Siehst du das (d<strong>an</strong>n) positiv<br />
oder negativ?<br />
- Kommt das Wort Selbstverwirklichung<br />
in deinem Wortschatz vor?<br />
Das alles ging mir selbst durch den<br />
Sinn. Ich überlegte mir, ob ich durch die<br />
Antworten der <strong>an</strong>deren meinen Antworten<br />
ein Stück näher komme. Ich wollte<br />
ged<strong>an</strong>klich dort weitermachen, wo ich<br />
seit meiner ersten Produktion stehen<br />
geblieben war. Bei der Frage nach Ver<strong>an</strong>twortung,<br />
Selbstverwirklichung und<br />
auch der Gratw<strong>an</strong>derung zwischen Arbeit<br />
und Vergnügen. Zwischen:„Das<br />
Glück zu haben mit seiner Leidenschaft<br />
Geld zu machen“ und dem „Scheitern<br />
am Alltäglichen“... Ein bisschen so.<br />
„M<strong>an</strong>chmal suche ich nach dem<br />
Punkt, von dem ich denke, dass von da <strong>an</strong><br />
alles beg<strong>an</strong>n, dass ich zu schreiben <strong>an</strong>fing,<br />
ich frage mich, ob es mir eines Tages<br />
einfallen wird, w<strong>an</strong>n es war.“ (April in a<br />
topless dj is a topless dj)<br />
Das M<strong>an</strong>uskript. Ich f<strong>an</strong>d meine Künstlerinnen<br />
nicht nur in meinem Freundeskreis.<br />
Source Nummer zwei war die<br />
Künstlerinnen Datenb<strong>an</strong>k „female_pressure“<br />
bei der ich seit einigen Jahren Mitglied<br />
bin. Electric Indigo, die Leitfrau der<br />
österreichischen Elektronikszene, hat sie<br />
gegründet. Ich habe mit der Electronicszene<br />
als Texterin zu tun, die Mailinglist<br />
stockte die Anzahl der Künstlerinnen<br />
auf, einige, wie etwa die Musikerin Ci<br />
d’or <strong>an</strong>tworten mir auf meinen Fragebogen<br />
per Mail.<br />
In die Zeit meiner Recherche fiel eine<br />
Mailinglist-Diskussion. Eine Dj<strong>an</strong>e,<br />
wahrscheinlich in New York, war oben<br />
ohne am Pult gest<strong>an</strong>den und hatte Platten<br />
gedreht, eine englischsprachige<br />
Mailflut ging in meine Inbox. Die Frauen<br />
stritten sich darüber, was eine solche Aktion<br />
hervorruft. Ich blieb <strong>an</strong> dem Satz<br />
hängen, der die Diskussion l<strong>an</strong>gsam<br />
zum Erliegen brachte: A topless dj is a<br />
topless dj.<br />
Ein Text ist ein Text, ein Hörspiel ist<br />
ein Hörspiel, ein Titel ist ein Titel.<br />
A topless dj is a topless dj. Frauen<br />
und Kunst. Ein Leben für und in der Akustik.<br />
So hieß mein M<strong>an</strong>uskript.<br />
Mein Pl<strong>an</strong> war, die Antworten der<br />
Frauen zusammenzulegen und ihnen<br />
eine Stimme im Stück zuzuordnen –<br />
sie wurde die Stimme aus dem Buch.<br />
Während Alma und April im Studio sitzen<br />
und in einem ihrer alten Tagebücher<br />
lesen, kommt diese Stimme aus den<br />
Büchern heraus und erzählt.<br />
„Ich habe schon immer gemalt. Ich<br />
habe schon immer Theater gespielt, ich<br />
habe schon immer Seilbahnen durch<br />
mein Zimmer gebaut und wenn Mama<br />
sagte, es geht nicht, d<strong>an</strong>n hat es viel besser<br />
funktioniert. Ich bin Musikerin, seit<br />
Mitte der achtziger Jahre, ich habe Drehbücher<br />
geschrieben, Styling, quasi mein<br />
g<strong>an</strong>zes Leben l<strong>an</strong>g, ich habe Barbie gestylt,<br />
seit zwei Jahren versuche ich mich<br />
als Sängerin. Schauspielerin seit 1952,<br />
Tänzerin, seit ich denken k<strong>an</strong>n, leben<br />
seitdem ich geboren bin und ich schreibe<br />
und träume von textbasierten Installationen.“<br />
(Stimme in a topless dj is a<br />
topless dj)<br />
Die Produktion. Der Text wurde beim SWR<br />
eingespielt und produziert. Ein Autechre<br />
Remix von den Chicks On Speed bestimmt<br />
sein akustisches Erscheinungsbild.<br />
Die Produktion lag also nicht mehr<br />
in meiner H<strong>an</strong>d.
Im Gegensatz dazu k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich<br />
bei einer freien Hörspielproduktion alles<br />
aussuchen, die Musik, die RegisseurIn,<br />
die SchauspielerInnen. M<strong>an</strong> erlebt<br />
die Studioatmosphäre, die in die fertige<br />
Arbeit einfließt. Die No-Budget Produktionen<br />
haben den Vorteil unabhängig<br />
zu sein, ohne Einfluss von Radio-<br />
RedakteurInnen oder SendungsmacherInnen.<br />
Sie haben eigentlich auch keinen<br />
Nachteil, abgesehen von der doch eher<br />
geringen Pauschale, die sich ein mehrköpfiges<br />
KünstlerInnen-Team teilt, sobald<br />
ein Sender die AutorInnenproduktion<br />
für eine einmalige Sendung übernimmt.<br />
Kunst also. Und Hörspiele und<br />
KünstlerInnen/Kollektiv.<br />
Ich kenne keine Regeln dafür, sich<br />
jahrel<strong>an</strong>g im „Geschäft“ zu halten, ständig<br />
up to date zu sein, auf der Suche<br />
nach neuen Aufträgen, neuer Zusammenarbeit,<br />
neuen Ideen. Mit dem Wunsch<br />
zu leben, einmal eine(n) AssistentIn zu<br />
fin<strong>an</strong>zieren, sich ein M<strong>an</strong>agement zu leisten,<br />
doch noch eine Website zu installieren.<br />
Der Wunsch, die „Karriere“ auszubauen<br />
wechselt mit dem Wunsch leiserzutreten.<br />
Der Wunsch sich zurückzuziehen<br />
wechselt mit dem Wunsch was Neues<br />
zu machen. So oder so.<br />
„Irgendw<strong>an</strong>n konnte ich mich nicht<br />
mehr konzentrieren. Ich wurde beim Formeln<br />
Erstellen darauf aufmerksam, dass<br />
mir Logik nichts bedeutete. Ich brach das<br />
Lernen ab und beg<strong>an</strong>n nachts zu arbeiten,<br />
war ständig müde und hab’ mich gefragt,<br />
ob ich das ein Leben l<strong>an</strong>g machen<br />
werde. Untertags habe ich Theater gespielt,<br />
ich war gut darin, aber ich wollte<br />
mich nicht nur auf meinen Körper und<br />
die Kunst konzentrieren, ich beg<strong>an</strong>n über<br />
die Form meines Tuns nachzudenken,<br />
wer hätte gedacht, dass es so etwas wie<br />
Theaterpädagogik überhaupt gibt?“<br />
(Stimme in a topless dj is a topless dj)<br />
Während ich hier <strong>an</strong> meinem Computer<br />
sitze, um diesen Artikel zu schreiben,<br />
bin ich umgeben von Hörspielmaterial:<br />
Cds, Newsletter, Zeitungsartikel, Verträge,<br />
Skizzen. Aktuell bin ich auf der Suche<br />
nach einem Hörspiellabel, die bisher<br />
erfolglos blieb. Diese Suche warf neue<br />
Möglichkeiten auf: Die Selbstständigkeit.<br />
„Ich versuche jeden Tag mich selbstzuverwirklichen,<br />
sei es beim Haare Färben,<br />
am Fin<strong>an</strong>zamt Sitzen oder beim<br />
Gassi Gehen.<br />
Selbstverwirklichung? Veränderung?<br />
Ich glaube, es kam spielerisch, ich zog meine<br />
Entwürfe aus dem Rock hervor und sie<br />
sagten, das ist gut, das machen wir mit<br />
dir. Es beg<strong>an</strong>n alles schon sehr früh, ich<br />
war gerade volljährig geworden, als ich<br />
meinen ersten Vertrag unterschrieb.“<br />
(Stimme in a topless dj is a topless dj)<br />
Die Antworten der Frauen waren eine<br />
große Bestätigung für mich. Eigentlich<br />
alle hatten nicht nur eine künstlerische<br />
Tätigkeit, der sie nachgingen, sondern<br />
mehrere „Aktionen“ auf Lager.<br />
„Ich schreibe Sachbücher, die Wissenschaft<br />
interessiert mich inzwischen mehr<br />
als die Kunst. Im h<strong>an</strong>dwerklichen Bereich,<br />
wenn ich gerade etwas brauche (Blumengestecke,<br />
Nähen, etc.). Bereits mit fünf<br />
Jahren wollte ich Clown werden, Plattenflohmärkte<br />
und Mixkassetten habe ich<br />
gebastelt, Läden besucht, w<strong>an</strong>n immer es<br />
möglich war. Ich war in einer Kunstschule,<br />
alle haben xagt, dass ich viel F<strong>an</strong>tasie habe,<br />
jetzt habe ich weniger Illusion gegenüber<br />
dem Kunstbetrieb. Die Kunst erscheint<br />
als Ding <strong>an</strong> sich, meine Kunst ist<br />
das Singen, obwohl singen nicht künstlich<br />
ist, aber deswegen habe ich die Schule<br />
nicht zu Ende gemacht.“ (Stimme in a topless<br />
dj is a topless dj)<br />
Die Namen der Künstlerinnen verwendete<br />
ich nicht im Stück, m<strong>an</strong> bat<br />
mich nur fiktive Namen zu gebrauchen,<br />
weil „jede aus dem G<strong>an</strong>zen genommene<br />
oder in ein fremdes G<strong>an</strong>zes eingebundene<br />
Antwort verändert die Persönlichkeit.“<br />
Das habe ich get<strong>an</strong>.<br />
„April schreibt neue Sätze in die Texte,<br />
neue Wörter in die Seiten, neue Bücher,<br />
die elenden Variablen machen aus den<br />
Wörtern g<strong>an</strong>ze Vari<strong>an</strong>ten, aus den Sätzen<br />
g<strong>an</strong>ze Texte, aus den Worten wird die Kunst<br />
nur, wenn m<strong>an</strong> sie richtig stellt. Alma<br />
schlägt ein neues Buch auf: Kunst und<br />
Frauen? Was hat das mit mir zu tun?“<br />
(Erzähler in a topless dj is a topless dj)<br />
Die Antworten auf die Fragen waren<br />
unterschiedlich, aber die enge Beziehung<br />
zwischen den Frauen und ihrer Kunst ist<br />
ersichtlich. Und das herauszufinden war<br />
mir auch wichtig. Ich sammelte diese<br />
Eindrücke und das was mir blieb, brachte<br />
mir die Bestätigung auf dem richtigen<br />
Weg und nicht allein damit zu sein!<br />
„Kunst machen ermüdet mich, es<br />
bedeutet Isolation, es bedeutet, dass du<br />
m<strong>an</strong>chmal doppelt so schnell leben<br />
musst, dein Leben und das deiner Kunst.“<br />
(April in a topless dj is a topless dj)<br />
Es gibt Phasen, in denen nur gearbeitet<br />
wird und vor lauter Bäumen...<br />
und d<strong>an</strong>n kommen die Phasen, in denen<br />
du dich zurücklehnst und... träumst... und<br />
d<strong>an</strong>n... wieder mal reflektierst... und<br />
d<strong>an</strong>n wieder produzierst und träumst<br />
und... ein Text ist ein Text... ein Hörspiel<br />
ist ein Hörspiel. ❚<br />
hörspielthema<br />
Das Hörspiel „Milkynights“ von<br />
Caroline Hofer. In Kooperation mit<br />
dem Schweizer Radio DRS mit <strong>an</strong>schließender<br />
Lesung und Diskussion<br />
21.12, 21.00 Uhr, Theater Gessnerallee<br />
Zürich, Gessnerallee 8,<br />
CH-8001 Zürich, T. 0041 44/225 81 10<br />
Weitere Infos: www.drs2.ch,<br />
www.gessnerallee.ch<br />
Die Hörspiele „7 Gedichte“ und<br />
„Tuvalu“ werden im Sommer <strong>2005</strong><br />
bei Ö1 gesendet.<br />
Infos dazu: www.oe1.at<br />
Musik von e.stonji und 550rondy<br />
www.estonji.com,<br />
www.550rondy.com<br />
Caroline Hofer, H<strong>an</strong>s Platzgumer:<br />
Welche Farbe hat Rainhard Fendrich?<br />
soundstories/materialmeeting,<br />
Sampler intermedium rec, Bayerischer<br />
Rundfunk 2001, 14,99 Euro (D)<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
30 Jahre AUF – Eine Frauenzeitschrift<br />
Aus diesem Anlass wurde beim Jubiläums-Symposium<br />
im November drei Tage l<strong>an</strong>g getagt, geworkshopt, so m<strong>an</strong>cher<br />
Frust abgelassen und reichlich Kraft für neue feministische<br />
Heldinnentaten get<strong>an</strong>kt. D<strong>an</strong>ke, AUF!<br />
FILM<br />
ARCHIV<br />
AUSTRIA<br />
Frauen im frühen Kino<br />
14.01. bis 02.02.<strong>2005</strong>, Metro Kino<br />
www.filmarchiv.at<br />
PERNDL+CO<br />
3 Jahre ASF<br />
Arbeit - Lust - Freiheit - Utopie<br />
Unter diesem Motto, das bei einem der<br />
gen<strong>an</strong>nten AUF-Workshops entst<strong>an</strong>den<br />
war, treffen sich Aktivistinnen des feministischen<br />
Forums des ASF (und solche, die<br />
es noch werden möchten) zur<br />
Vorbereitung konkreter Aktionen während<br />
des 3. ASF<br />
Zeit/Ort: Samstag, 29. 1. <strong>2005</strong>, 10.30-18.00,<br />
FZ Wien, Währingerstr./Prechtlg.
d emokratieverlust<br />
Umfärbung der ÖH<br />
Am 11.11.<strong>2004</strong> informierte die ÖVP über den Entwurf zur Novelle des<br />
Hochschülerschaftsgesetzes (HSG), das die Org<strong>an</strong>isation der Österreichischen<br />
HochschülerInnenschaft regelt. Um das Begutachtungsverfahren<br />
zu umgehen, wurde der Gesetzesvorschlag in Form eines Initiativ<strong>an</strong>trages<br />
eingebracht. Neben der Verringerung des Budgets der Bundesvertretung<br />
(BV) zugunsten der Universitätsvertretungen sieht der Entwurf<br />
die Abschaffung der Direktwahl der BV vor. Durch das neue Wahlrecht<br />
wird außerdem die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft massiv bevorzugt<br />
und Studierende werden praktisch mundtot gemacht. pabo<br />
Infos unter: www.mundtot.at oder mundtot@oeh.ac.at<br />
esf<br />
Initiativ<br />
Wie schlecht es um die Frauenquote in der Wissenschaft bestellt ist, war<br />
<strong>an</strong> dieser Stelle schon oft Thema. Auch der Europäische Sozialfonds in<br />
Österreich (esf) ist sich dessen offenbar bewusst, weshalb verstärkt in<br />
die (Weiter-)Bildung von Frauen investiert wird.<br />
Frau k<strong>an</strong>n sich zum Beispiel bis zum 10. <strong>Dezember</strong> um eine Hertha-<br />
Firnberg-Nachwuchsstelle bemühen. Das Angebot richtet sich grundsätzlich<br />
<strong>an</strong> Uni-Absolventinnen aller Studienrichtungen, besonders aber<br />
<strong>an</strong> jene aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaft, die am Anf<strong>an</strong>g<br />
ihrer Karriere stehen oder Unterstützung beim nachwuchsbedingten<br />
Wiedereinstieg brauchen.<br />
Eine nennenswerte Initiative in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist auch das<br />
Arbeitsvermittlungsprogramm ABAk, das sich in den Dienst von AkademikerInnen<br />
mit Behinderung und/oder chronischer Erkr<strong>an</strong>kung stellt<br />
und sich um die Vermittlung geeigneter Arbeitsplätze bemüht. bik<br />
Infos und downloads unter: Europäische Sozialfonds in Österreich: www.esf.at, Hertha-Firnberg-Programm: www.fwf.ac.at,<br />
Arbeitsvermittlung für AkademikerInnen mit Behinderung und/oder chronischer Erkr<strong>an</strong>kung: www.abak.at<br />
ringvorlesung<br />
Gender & Kunst<br />
Die Akademie der bildenden Künste Wien, die Universität für Angew<strong>an</strong>dte<br />
Kunst Wien und die Kunstuniversität Linz haben heuer erstmals eine<br />
gemeinsame Ringvorlesung ins Leben gerufen, die als Vorlesung für Gender<br />
Studies, Kunstgeschichte oder Kunsttheorie <strong>an</strong>rechenbar ist. Die Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
in Wien werden am 10. <strong>Dezember</strong> in Linz fortgesetzt. Das<br />
Programm umfasst genderrelev<strong>an</strong>te Fragen der Institutionen-, Medienund<br />
Technikkritik und beh<strong>an</strong>delt verschiedene Positionen der Kunstwissenschaft<br />
in Sachen Gender. Ziel ist es, die kunstwissenschaftlichen Gender<br />
Studies vor<strong>an</strong>zutreiben. Gerade im gegenwärtigen neoliberalen Kontext<br />
sei dies – so die Ver<strong>an</strong>stalterInnen – „ein umso dringlicheres Desiderat“.<br />
Besonders interess<strong>an</strong>t am letzten Teil der Vortragsreihe ist der gemeinsame<br />
Besuch des Lentos Kunstmuseums und der aktuellen Ausstellung<br />
„Paula’s Home“. Abschließend steht eine Gesprächsrunde zum<br />
Thema „Feminismus und Museum“, u.a. mit der Lentos-Direktorin Stella<br />
Rollig, auf dem Programm. Auf nach Linz also! bik<br />
Infos unter: www.ufg.ac.at/portal/DE/institut_fuer_bildende_kunst/kunstgeschichte_und_kunsttheorie/1037<br />
frauenschicksal<br />
Marietta Blau<br />
<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />
Marietta Blau wäre heuer 110 Jahre alt geworden. Ihre Matura hat sie<br />
vor genau neunzig Jahren am Gymnasium in der Wiener Rahlgasse abgelegt.<br />
Für die Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely Anlass genug, sie<br />
mit einer Gedenktafel vor der Schule zu ehren. Marietta Blaus Schicksal<br />
darf als symptomatisch betrachtet werden: Zuerst war sie eine der ersten<br />
Frauen <strong>an</strong> der Uni Wien, später kam sie durch Stipendien nach Göttingen<br />
und Paris, wo sie am Institut von Marie Curie forschte. Gemeinsam<br />
mit Herta Wambacher erhielt sie 1937 den Lieben-Preis für ihre<br />
Untersuchungen <strong>an</strong> Gamma-Strahlen. Als Jüdin musste sie Österreich<br />
noch im selben Jahr verlassen, ging zuerst nach Oslo, später d<strong>an</strong>n nach<br />
Mexiko und New York.<br />
Als sie 1960 nach Österreich heimkehrte, wurde ihr in ihrer Heimat<br />
ein eher kühler Empf<strong>an</strong>g bereitet (was aber bek<strong>an</strong>ntlich kein Einzelfall<br />
war). Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen in männlichem Umfeld<br />
erhielt sie 1962 den Schrödinger-Preis. Insgesamt drei (!) Mal wurde<br />
sie für den Nobel-Preis nominiert, erhalten hat sie ihn freilich nie. Zeit<br />
ihres Lebens war es ihr nicht vergönnt, Anerkennung zu finden „als<br />
Frau und als Jüdin in einer Wissenschaft, die nicht nur damals von<br />
Männern dominiert war“, so Wehsely in ihrer Laudatio. Dem ist bedauerlicherweise<br />
nichts hinzuzufügen. bik<br />
salzburg<br />
Erika Weinzierl-Preise<br />
Schon zum zweiten Mal wurden heuer <strong>an</strong> der Uni Salzburg der Erika<br />
Weinzierl-Preis und ein Förderpreis verliehen. Geehrt werden mit dieser<br />
Auszeichnung Diplomarbeiten und Dissertationen mit genderspezifischem<br />
Inhalt.<br />
Heuer waren das die Arbeiten von Ulrike Heiglmair und Christine<br />
Molnar. Dass gerade Erika Weinzierl als Namensgeberin der Preise fungiert,<br />
ist kein Zufall. Ihr 1975 erschienenes Buch „Em<strong>an</strong>zipation? Österreichische<br />
Frauen im 20. Jahrhundert“ war die erste Best<strong>an</strong>dsaufnahme<br />
der Frauensituation in Österreich mit Breitenwirkung. Weinzierl selbst<br />
war eine der ersten Professorinnen Österreichs. bik<br />
Infos unter: www.gendup.sbg.ac.at<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r<br />
wissenschaftforum<br />
Bettina Surtm<strong>an</strong>n schrieb ihre<br />
Diplomarbeit 2003 zum Thema<br />
„Die Frauenpolitik der GPA.<br />
Eine aktuelle Best<strong>an</strong>dsaufnahme“.<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Kein Platz für Frauen?<br />
Gewerkschaftliche Interessenpolitik gar<strong>an</strong>tiert keineswegs, dass Frauenpolitik darin enthalten<br />
ist. Frauen mussten ihren Platz in den Gewerkschaften erst erkämpfen.<br />
Von Bettina Surtm<strong>an</strong>n<br />
Die Abstimmung zur Gründung<br />
eines Betriebsrats k<strong>an</strong>n für eine<br />
junge linke Em<strong>an</strong>ze – Göttin<br />
bewahre mich vor politischer<br />
Vereinnahmung – zur Nagelprobe<br />
werden: Umgeben von chauvinistischen<br />
KollegInnen und ignor<strong>an</strong>ten<br />
Vorgesetzten habe ich erlebt, wie hoch<br />
meine Erwartungen <strong>an</strong> eine gewerkschaftliche<br />
Interessenpolitik für Frauen<br />
gewesen waren. Ist heute, viele Jahre<br />
später, dieser Anspruch überholt, als naiv<br />
und kurzsichtig zu sehen? Was k<strong>an</strong>n<br />
eine Gewerkschaft eigentlich für Frauen<br />
tun? Und warum sollten wir in diesen<br />
neoliberalen Zeiten Gewerkschaften<br />
unser Vertrauen schenken?<br />
Frauen keine Zielgruppe. Gewerkschaften<br />
sind Männerbünde, traditionell gewachsene<br />
Org<strong>an</strong>isationen, die vor allem<br />
in Österreich fest im politischen System<br />
ver<strong>an</strong>kert waren und sind. So mächtig,<br />
dass sie Politik maßgeblich nicht nur<br />
mitgestaltet sondern gemacht haben.<br />
Bek<strong>an</strong>nt unter dem Namen Sozialpart-<br />
nerschaft, einigten sich Regierung und<br />
Interessenorg<strong>an</strong>isationen hinter gepolsterten<br />
Türen, ohne dass die breite Öffentlichkeit<br />
davon viel mitbekommen<br />
hätte.<br />
Wir leben nicht mehr in den<br />
1970ern, aber diese feste Ordnung hat<br />
auch die politische Wende vor beinahe<br />
fünf Jahren nicht völlig missachten können.<br />
Frauen, ihre Interessen und vor allem<br />
ihre Mitentscheidungen waren weniger<br />
gefragt. Sie waren und sind großteils<br />
keine Zielgruppe für gewerkschaft
liche Interessenpolitik. Frauen haben<br />
<strong>an</strong>dere Probleme am Arbeitsmarkt als<br />
Männer. Sie arbeiten oft Teilzeit oder<br />
nur stundenweise, unterbrechen ihre<br />
Berufslaufbahn, um sich der Kindererziehung<br />
oder Partnerunterstützung zu<br />
widmen und sind nicht so leicht zu motivieren<br />
für ihre Interessen einzutreten.<br />
Schließlich sehen viele Gewerkschafter<br />
im Kampf gegen das Kapital keinen<br />
Platz für Frauenpolitik und ignorieren<br />
einfach das ungleiche Geschlechterverhältnis.<br />
Gewerkschaften orientieren<br />
sich nach der Mehrheit ihrer Mitglieder:<br />
vollzeitbeschäftigten Männern, die zumeist<br />
ohne l<strong>an</strong>ge Pausen im Beruf stehen<br />
können.<br />
Normalbiografie aufgeben. Partnerschaftliche<br />
oder geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen<br />
werden durch politische<br />
Konzepte unterstützt oder behindert.<br />
Gleiche Bezahlung für gleichwertige<br />
Arbeit und leistbare Kinderbetreuung<br />
sind Faktoren, die die Interessen der<br />
g<strong>an</strong>zen Gesellschaft widerspiegeln –<br />
wie ernst diese Interessen genommen<br />
werden, zeigt sich dar<strong>an</strong>, ob Frauen<br />
nur am R<strong>an</strong>de oder in alle Bereiche integriert<br />
werden.<br />
Für Gewerkschaften sind Interessen<br />
von Frauen am Arbeitsmarkt<br />
schwierig zu bearbeiten. Frauen werden<br />
mit <strong>an</strong>deren Problemen konfrontiert:<br />
Sie verdienen bis zu einem Drittel<br />
weniger als Kollegen mit gleicher Qualifikation,<br />
28 Prozent arbeiten in Teilzeit<br />
und von den geringfügig Beschäftigten<br />
sind 72 Prozent weiblich. Gewerkschaften<br />
versuchen deshalb einerseits<br />
die vorwiegend männliche,<br />
vollzeitbeschäftigte Stammklientel<br />
nicht vor den Kopf zu stoßen, <strong>an</strong>dererseits<br />
zwingt sie der Mitgliederverlust<br />
zu neuen Strategien. Erwerbsarbeit ist<br />
ein Status, der Prestige, Erfolg und<br />
Selbstwert verkörpert. Die Diskriminierung<br />
von Frauen gerade in diesem Bereich<br />
ist ein Kampf um traditionelle<br />
Privilegien und Vorrechte. Dieser findet<br />
nicht nur in den Betrieben statt, sondern<br />
auch in den Gewerkschaften.<br />
Frauen werden nicht nur schlechter<br />
entlohnt als ihre Kollegen, sie sind <strong>an</strong><br />
der Gestaltung von Interessenpolitik<br />
erst gar nicht ausreichend beteiligt.<br />
Deshalb ist die Durchsetzung der Forderungen<br />
von Frauen schon innerhalb<br />
der Org<strong>an</strong>isation ein Problem.<br />
Gewerkschaften sind ein Sprachrohr,<br />
über das aktuelle Anliegen der ArbeitnehmerInnen<br />
artikuliert werden.<br />
Gewerkschaftliche Frauenpolitik gestaltet<br />
die Arbeitswelt und entscheidet<br />
über die Verteilung von bezahlter und<br />
unbezahlter Arbeit mit. Sie ist widersprüchlich,<br />
weil Frauen nicht zur <strong>an</strong>gestammten<br />
Klientel von Gewerkschaften<br />
zählen. Im Gegenteil: Frauen in den<br />
Erwerbsarbeitsmarkt zu integrieren<br />
war l<strong>an</strong>ge Zeit umstritten, weil dadurch<br />
die männliche Normalbiografie,<br />
die gewerkschaftlicher Arbeit unterlegt<br />
war, aufgegeben werden musste. Offensichtliche<br />
Widersprüche gibt es immer<br />
wieder zwischen Familien- und<br />
Frauenpolitik:„Unsere Unterstützung<br />
bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
ist der Wunsch unserer Mitglieder,<br />
dem müssen wir Rechnung tragen.<br />
Tatsächlich betrifft dies hauptsächlich<br />
Frauen, deshalb h<strong>an</strong>delt es sich hier<br />
um Frauenpolitik, nicht um Familienpolitik“,<br />
so eine Referentin der GPA-Frauenabteilung<br />
(Gewerkschaft der Privat<strong>an</strong>gestellten).<br />
Frauenabteilungen. In fast allen Fachgewerkschaften<br />
sind Frauenabteilungen<br />
eingerichtet. Sie versuchen ihre Stellung<br />
und Entscheidungsmacht auszubauen<br />
und zu festigen. Sie fordern ein<br />
ausgewogenes Geschlechterverhältnis<br />
in den politischen Entscheidungsgremien,<br />
um ihre Politik durchsetzen zu können.<br />
Damit erhöht sich ebenfalls die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass frauenrelev<strong>an</strong>te<br />
Probleme verstärkt in die politische<br />
Arbeit aufgenommen werden. Interessen<br />
erwerbstätiger Frauen müssten verstärkt<br />
Teil gewerkschaftspolitischen<br />
Problembewusstseins werden, bevor<br />
die Gewerkschaften davon sprechen<br />
können, sich für „alle Beschäftigten“<br />
einzusetzen. Es gibt jedoch auch Anzeichen<br />
eines W<strong>an</strong>dels: So ist in den Statuten<br />
der GPA seit der Org<strong>an</strong>isationsreform<br />
2002 eine Frauenquote für alle beschlussfassenden<br />
Gremien verpflichtend<br />
festgeschrieben worden, d.h. der<br />
Frauen<strong>an</strong>teil ist entsprechend der weiblichen<br />
Mitgliederzahl (43 Prozent, 2002)<br />
definiert. Diese und weitere Änderungen<br />
in den österreichischen Fachgewerkschaften<br />
wie etwa GenderMainstreaming-Strategien<br />
haben zu einer<br />
Debatte um die Stellung von Frauen in<br />
den Gewerkschaften geführt. Frauen<br />
sind als Akteurinnen und Mitglieder zu<br />
einem wichtigen Faktor für Interessensorg<strong>an</strong>isationen<br />
geworden. Was aber ist<br />
mit den bek<strong>an</strong>nten Widersprüchen zwischen<br />
Frauen als homogene Zielgruppe<br />
und deren unterschiedlichen Wünschen?<br />
Keine Politik k<strong>an</strong>n jemals alle befriedigend<br />
integrieren. Aber Politik k<strong>an</strong>n<br />
versuchen, sie zum Thema zu machen;<br />
darüber reden, dass es darum geht, den<br />
Frauen die Freiheit zu geben, über ihr<br />
Leben und Arbeiten selbst zu entscheiden.<br />
Traditionen. Genau hier beginnt die Grenze<br />
dessen, was eine Gewerkschaft leisten<br />
k<strong>an</strong>n. Sie ist <strong>an</strong> Zielgruppen orientiert,<br />
trachtet nach möglichst einfachen<br />
Lösungen und tut sich schwer mit Minderheitenthemen<br />
– wie es Frauenthemen<br />
l<strong>an</strong>ge waren. Also doch kein gewerkschaftlicher<br />
Kampf um Frauenrechte?<br />
Die Gewerkschaften bieten uns<br />
neben gen<strong>an</strong>nten Änderungen neue<br />
Formen von Vertretung, wie die der Interessengemeinschaften<br />
work@flex<br />
oder work@social, die basisdemokratisch<br />
strukturiert sind. Es werden nicht<br />
g<strong>an</strong>ze Berufsgruppen <strong>an</strong>gesprochen,<br />
sondern zentrale Probleme stellen die<br />
Basis für eine Interessengemeinschaft<br />
für Sozialberufe, Werkverträge oder<br />
neue Selbständigkeit.<br />
Vieles wird Frauenpolitik gen<strong>an</strong>nt,<br />
wo in Wirklichkeit Gewerkschafterinnen<br />
gegen den Widerst<strong>an</strong>d in den eigenen<br />
Reihen die Geschlechterverhältnisse<br />
thematisieren. Sie schaffen Bewusstsein<br />
dafür, dass es viele blinde Flecken<br />
gibt, die Frauen kategorisch benachteiligen<br />
– nicht nur in den Betrieben, sondern<br />
in der eigenen Org<strong>an</strong>isation. Gewerkschaften<br />
halten vielerorts weiter<br />
<strong>an</strong> frauenfeindlichen Rollenbildern fest.<br />
Sie fordern bessere Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie, doch dabei vergessen<br />
sie auf die Wurzel des Übels: die Tradition,<br />
Frauen unbezahlte Versorgungsarbeiten<br />
und wirtschaftliche Abhängigkeiten<br />
zuzumuten.<br />
Trotzdem bleibe ich dabei: Gewerkschaften<br />
sind wichtige AkteurInnen am<br />
Arbeitsmarkt. Frauen sollten darin ihre<br />
Interessen sichtbar machen, auch auf<br />
die Gefahr hin, stellenweise vereinnahmt<br />
zu werden. Sie sollten sich wehren<br />
gegen männerbündische Verallgemeinerungen<br />
und Ignor<strong>an</strong>z, innerhalb<br />
und außerhalb der Gewerkschaft! ❚<br />
forumwissenschaft<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
Feministische Weihnachten?<br />
Wir haben Renate T<strong>an</strong>zberger vom Verein Efeu und Miriam Wischer von der Frauenhetz<br />
gefragt, ob und wie sie diesen ideologischen Gewissenskonflikt Jahr für Jahr<br />
bewältigen...<br />
Renate T<strong>an</strong>zberger<br />
Einen ideologischen Gewissenskonflikt k<strong>an</strong>n ich zu Weihnachten<br />
(schon l<strong>an</strong>ge) nicht mehr ausmachen. Als ich Feministin wurde<br />
(und parallel dazu aus der Kirche austrat), hatte ich noch Schwierigkeiten<br />
mit dem Singen von religiösen Liedern. Dabei waren das die<br />
einzigen Lieder, deren Texte ich auswendig k<strong>an</strong>nte. Inzwischen geht<br />
auch das wieder, wenn ich einfach des Singens wegen singen will (g<strong>an</strong>z<br />
heimlich für mich alleine).<br />
Familien-Weihnachtsfeiern lehnte ich bald strikt ab, und das ist bis<br />
heute so geblieben. Ich verweigerte diese zunächst, indem ich über acht<br />
Jahre hindurch zu den Weihnachtstagen in ein Haus nach Niederösterreich<br />
fuhr, das ich mit mehreren Menschen gemeinsam gemietet hatte.<br />
Um den 24. herum f<strong>an</strong>den sich d<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>che von diesen ein, brachten<br />
<strong>an</strong>dere mit ... selten war klar, wie viele wir im Laufe der Tage werden würden<br />
... es wurde gut gekocht, gesungen (m<strong>an</strong>chmal sogar Weihnachtslieder,<br />
meist aber <strong>an</strong>dere), einmal gab es <strong>an</strong>wesenden Kindern (und Erwachsenen)<br />
zuliebe sogar einen Baum. Diese Tradition des Zusammenkommens<br />
am 24.12. habe ich beibehalten, nur dass dies nun in Wien<br />
stattfindet, in meiner Wohnung oder im Brot & Rosen. Frauen, die Lust<br />
und Zeit oder es dringend nötig haben (weil sie von einer Familienfeier<br />
kommen oder sie Weihnachten prinzipiell depressiv stimmt), finden sich<br />
ein, ein Truthahn schmort bereits seit Stunden im Rohr, einige machen<br />
Salate, Glühwein oder eine Nachspeise ... ja und seit zwei Jahren beuge<br />
ich mich der Mehrheit (ich bräuchte ja wirklich keinen Baum!!!) und<br />
stimme zu, dass für dieses Zusammentreffen ein Baum geschmückt<br />
wird (<strong>an</strong> der Spitze ein kleines Teufelchen – das ist das Mindeste, was<br />
sein muss). M<strong>an</strong>chmal ist ausgemacht, dass alle kleine Geschenke mitbringen,<br />
die d<strong>an</strong>n verlost werden. Und (das lasse ich mir d<strong>an</strong>n doch nicht<br />
nehmen) meiner und meinen Liebsten schenke ich auch etwas. Die vorletzten<br />
Weihnachten haben in einem Streitgespräch über das Kosmos<br />
geendet (apropos „Oh du fröhliche ...“), aber <strong>an</strong>sonsten geht es meist<br />
eher beschaulich/lustig zu.<br />
In den letzten 15 Jahren habe ich erst ein Mal Weihnachten allein<br />
verbracht, g<strong>an</strong>z bewusst und in der Gewissheit, dass mir Weihnachten<br />
egal ist. Ich habe den Abend genutzt und mich in Ged<strong>an</strong>ken mit Menschen<br />
ausein<strong>an</strong>der gesetzt, die mir wichtig sind. Dass Weihnachten ursprünglich<br />
der Geburt Jesu gedenkt – das interessiert mich nicht (mehr).<br />
Ich nutze die Möglichkeit, mit <strong>an</strong>deren ein Fest zu feiern. Und g<strong>an</strong>z ehrlich:<br />
wesentlich wichtiger ist mir Silvestra, wo ich (für mich und mit<br />
<strong>an</strong>deren Frauen) einen Jahresrückblick halte und mich auf den Mitternachtswalzer<br />
freue. ❚<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Miriam Wischer<br />
Frauenhetz: www.frauenhetz.at<br />
Efeu: http://members.chello.at/<br />
verein.efeu<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Ich finde,Weihnachten sollte unbedingt gefeiert werden. Es sollte<br />
selbstverständlich feministisch gefeiert werden.„Ein Wort mit fünf<br />
Buchstaben, wie Paula, beginnend mit L“, verpackt es meine ältere<br />
Tochter in ein Rätsel,„etwas Rom<strong>an</strong>tisches“ ... Genau darum geht’s: bei<br />
Weihnachten, Hochzeiten, Geburtstagen, der Regenbogenparade: um<br />
Konsum, Kritik, Spaß, Demonstration, das Besinnen auf gemeinsame Werte<br />
oder die Demaskierung dahinter verborgener Interessen.<br />
Ich würde gern einmal am verschneiten Schwedenplatz einen Weihnachtsbaum<br />
kaufen, mir dicke H<strong>an</strong>dschuhe einpacken, weil ich mag einen<br />
Baum, der piekst. Seit Jahren sammle ich glitzernde Gegenstände,<br />
mit denen ich meinen Baum verzieren würde. Und ich fände es schön,<br />
wenn in meiner Küche einmal der Duft von frischen Nussplätzchen hinge.<br />
Meine Freundinnen mit Rotwein bedüselt und mit Mehl bestäubt,<br />
wären in <strong>an</strong>geregte oder leise Gespräche vertieft. Vielleicht säßen unter<br />
ihnen welche, die ich noch nicht kenne. Die Mädchen würden sich freilich<br />
das Recht nicht nehmen lassen, eine kleine Aufführung zu inszenieren<br />
und ich finde ein <strong>an</strong>gemessener Höhepunkt wäre, wenn B. sich auf<br />
den Besen schwingen und die Weihnachtshexe mimen würde. Es wäre<br />
auch sp<strong>an</strong>nend, Weihnachten als Gästin unterwegs zu sein. In einem<br />
großen roten Sack hätte ich ein paar Mitbringsel dabei. Das eine oder<br />
<strong>an</strong>dere Buch aus der Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, jede Menge Schnaps<br />
und Süßigkeiten und die in der Frauenhetz fabrizierten Kekse. Ich zöge<br />
von Haus zu Haus und ließe mir erzählen, wie jede den Tag zugebracht<br />
hat, welchen Ged<strong>an</strong>ken, Sorgen und Erinnerungen sie nachhängt. Ich<br />
könnte mir auch vorstellen, mit Kind und Kegel bei einer <strong>an</strong>deren Familie<br />
einzufallen, mich in den Menüpl<strong>an</strong> hinein zu reklamieren. Die Kinder<br />
könnten wir vor die Glotze setzen, bis sie glänzende Augen bekommen.<br />
Es wäre Zeit für Gespräche, die sich sonst nicht ereignen. Ich würde meinen<br />
Besen vor der Einfahrt parken, alle Schnapsvorräte niedermachen<br />
und einfach dick und drall das Weihnachten der <strong>an</strong>deren genießen als<br />
wäre es mein eigenes. Es gäbe jede Menge Gründe auch zu z<strong>an</strong>ken, aber<br />
keine hätte so richtig Lust. Ich könnte meine dieses Jahr frisch erworbenen<br />
mediatorischen Kenntnisse zum Feldversuch bringen. Meine Töchter<br />
möchten am liebsten selbst die Weihnachtsfrau sein. Es k<strong>an</strong>n aber nur<br />
eine geben, oder?<br />
Es sollte mehr Weihnachten geben, vielleicht im Sommer – es gibt<br />
doch so viele Gründe zusammen zu sein. Feministinnen sollten mit Flügeln<br />
zur Welt kommen und alle Menschen <strong>an</strong>imieren, sich in immer wieder<br />
neuen Grüppchen zusammen zu hocken, um schwesterlich zu teilen,<br />
was ihnen heilig ist. ❚
Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />
o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />
o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />
o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />
Absenderin<br />
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An die Redaktion<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />
Untere Weißgerberstr. 41<br />
1030 Wien
u msetzungsarbeit<br />
„Innovationsfaktor: weiblich“<br />
Für jene UnternehmerInnen, die endlich das Potential erk<strong>an</strong>nt haben, das<br />
in der Beschäftigung von Mädchen und jungen Frauen in technischen<br />
und h<strong>an</strong>dwerklichen Berufen liegt, bietet der Leitfaden „Innovation weiblich“<br />
nun Unterstützung für die konkrete Umsetzung. Er enthält Anregungen<br />
und Tipps für die Zeit vor der Ausbildung, für die Dauer der gesamten<br />
Lehrzeit und die Zeit d<strong>an</strong>ach. Grundlage dieses Leitfadens war eine im<br />
Rahmen des EU-Projekts „girls crack-it“ durchgeführte Befragung in steirischen<br />
Betrieben: In 101 qualitativen Interviews zum Thema „Erfahrungen<br />
in der Ausbildung mit jungen Frauen in technischen/h<strong>an</strong>dwerklichen Berufen“<br />
berichteten UnternehmerInnen, PersonalchefInnen, LehrausbilderInnen<br />
und Auszubildende bzw. FacharbeiterInnen von ihren Erfahrungen<br />
in der Zusammenarbeit, von den überwiegend positiven Auswirkungen<br />
auf das Betriebsklima und die Produktivität. UnternehmerInnen, nehmt<br />
euch ein Beispiel dar<strong>an</strong> und zeigt euch auch „weiblich innovativ“! svh<br />
Der Leitfaden k<strong>an</strong>n kostenlos heruntergeladen werden unter: www.girls-crack-it.org<br />
frauenbudget <strong>2005</strong><br />
Unterdotiert<br />
Anf<strong>an</strong>g November wurde das Ressortbudget von Gesundheits- und Frauenministerin<br />
Maria Rauch-Kallat im Nationalrat beschlossen – mit den<br />
Stimmen der Koalition und unter massiver Kritik von Frauenpolitikerinnen<br />
der Opposition. Das Frauenbudget für <strong>2005</strong> beträgt 6,05 Millionen Euro,<br />
weniger als ein Hundertstel des Gesamtbudgets. <strong>2004</strong> war es mit 5,49<br />
Millionen Euro nur geringfügig kleiner. Das Budget für das Gesundheitsressort<br />
wurde dagegen um 13 Millionen Euro auf 623 Millionen erhöht.<br />
SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek stellt einen <strong>an</strong>deren Vergleich<br />
auf: Für eine Schweinedatenb<strong>an</strong>k seien drei Millionen Euro vorh<strong>an</strong>den,<br />
für Frauen- und Mädchenprojekte dreieinhalb Millionen. GaH<br />
niederösterreich<br />
Hoffnungslos arbeitslos<br />
Die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich war Ende Oktober im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 3,6 Prozent höher. Steigende Beschäftigung verzeichnet<br />
das AMS Niederösterreich dagegen in typischen Teilzeitbr<strong>an</strong>chen (H<strong>an</strong>del,<br />
Gesundheitswesen). „Die Einstiegsch<strong>an</strong>cen für ohnehin am Arbeitsmarkt<br />
benachteiligte Personen sind weiterhin schlecht“, erklärt Werner<br />
Homrighausen, L<strong>an</strong>desgeschäftsführer des AMS NÖ. Und welche Überraschung:<br />
vor allem Frauen, Jugendliche und Migr<strong>an</strong>tInnen seien verstärkt<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen. „Die Situation bleibt dramatisch“,<br />
reagiert Heidemarie Onodi, Vorsitzende der niederösterreichischen SPÖ,<br />
auf die aktuellen Zahlen. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders sieht das natürlich die ÖVP-L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>nstellvertreterin<br />
Liese Prokop: Niederösterreich liege mit<br />
einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent unter dem österreichweiten<br />
Durchschnitt. „Um gezielt Frauen und Jugendliche zu unterstützen, haben<br />
wir kürzlich mit einem sehr ehrgeizigen Arbeitsprogramm im NÖ<br />
Beschäftigungspaket Maßnahmen beschlossen.“ Tatsache ist: Von den<br />
127 Millionen Euro, die für das Beschäftigungspaket <strong>2005</strong> zur Verfügung<br />
stehen, sind gerade einmal 15 Millionen Euro explizit für frauenspezifische<br />
Maßnahmen reserviert. GaH<br />
Foto: Gabi Horak<br />
frauenfaktenmesse<br />
Zum zweiten Mal<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit<br />
Auch im kommenden Jahr org<strong>an</strong>isiert Sonja Ruß (Foto) wieder die Messe,<br />
wo Frau sich vernetzen k<strong>an</strong>n. Am 2. April <strong>2005</strong> können Frauennetzwerke,<br />
-org<strong>an</strong>isationen und -initiativen sich und ihre Arbeit einen g<strong>an</strong>zen Tag<br />
l<strong>an</strong>g einem breiten Publikum präsentieren. Wer sich beteiligen möchte,<br />
k<strong>an</strong>n sich bereits <strong>an</strong>melden unter: russ@remaprint.at. Sonja freut sich<br />
auf euer Kommen! svh<br />
seminar<br />
Antidiskriminierungsarbeit<br />
Eine Arbeitsgruppe der Initiative Minderheiten und befreundeter ExpertInnen<br />
ist seit Oktober 2003 dabei, eine allgemein <strong>an</strong>wendbare Betriebsvereinbarung<br />
(BV) zur strukturellen Ver<strong>an</strong>kerung von Nichtdiskriminierung<br />
in Unternehmen zu erarbeiten. Ziel der Muster-BV ist es <strong>an</strong>tidiskriminatorische<br />
betriebliche Arbeitsst<strong>an</strong>dards zu schaffen, um den<br />
ArbeitnehmerInnen ein wirksames Instrument im Kampf gegen Diskriminierung<br />
am Arbeitsplatz zu geben. Derzeit wird vom ÖGB in Zusammenarbeit<br />
mit AK und der Initiative Minderheiten eine Kampagne<br />
zur Verbreitung der Muster-Betriebsvereinbarung vorbereitet. In Form<br />
eines Seminars sollen nun verstärkt BetriebsrätInnen für die Antidiskriminierungsarbeit<br />
ausgebildet werden. Die TeilnehmerInnen werden<br />
sich mit der eigenen Position im Rahmen verschiedener gesellschaftlicher<br />
Machtsymmetrien ausein<strong>an</strong>dersetzen, Diskriminierungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
<strong>an</strong>alysieren, Lösungsalternativen suchen und Instrumentarien für<br />
den eigenen betrieblichen Kontext entwickeln und weitergeben. Die<br />
Teilnahme am Seminar ist kostenlos. svh<br />
Seminar, Do 2.12., 10-16.00 und Fr 3.12., 10-18.00, GPA, 1., Börsegasse 18, Sitzungssaal 1, Infos und Anmeldung: Ildikò Naetat-<br />
Bakcsi, Peregrina-Open up, 8., Laudongasse 4/4, T. 01/912 16 17/14, e-mail: ildiko.naetar-bakcsi@no-racism.net<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o : G a b i H o ra k<br />
arbeitporträtbusfahrerin<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Frauen hinters Lenkrad!<br />
Valerie Ertl war die dritte Frau Österreichs mit Ausbildung zur Berufskraftfahrerin und vor<br />
zwölf Jahren die erste Busfahrerin bei den Wiener Linien. Gabi Horak über eine Frau<br />
mit Vorbildwirkung.<br />
„Du bist aber eine liebe Busfahrerin“,<br />
war eines der denkwürdigsten<br />
Komplimente, das Valerie<br />
Ertl im Laufe ihrer Laufbahn<br />
hörte. Es kam von einem kleinen<br />
Mädchen, das ein paar Stationen<br />
l<strong>an</strong>g mit der Lenkerin plauderte:„Muss<br />
m<strong>an</strong> viel lernen, wenn m<strong>an</strong> Busfahrerin<br />
werden will?“ fragte sie, um auch gleich<br />
zu versichern, dass sie selbst sehr<br />
fleißig sei. Zum Abschied gab es für das<br />
Vorbild hinterm Lenkrad sogar ein W<strong>an</strong>genbussi.<br />
Die Reaktionen auf die erste<br />
Buslenkerin der Wiener Linien waren<br />
klarer Weise nicht immer so erfreulich.<br />
Als Valerie Ertl im <strong>Jänner</strong> 1993 ihren<br />
Dienst <strong>an</strong>trat, musste sie sich gegenüber<br />
den Kollegen erst beweisen. „Es<br />
hat schon drei Jahre gedauert, bis ich<br />
akzeptiert wurde“, erzählt sie. Mittlerweile<br />
habe sie das Gefühl, dass Frauen<br />
zumindest bei den Kollegen vollständig<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt seien.<br />
Keine Vorbilder. Die Wiener Linien sind<br />
mit über 8.000 Beschäftigten eine der<br />
größten ArbeitgeberInnen der Bundeshauptstadt.<br />
Knapp elf Prozent davon<br />
sind Frauen, von denen wiederum nicht<br />
einmal ein Drittel im Fahrtdienst tätig<br />
ist, also tatsächlich im Lenkabteil von U-<br />
Bahn (53 Frauen), Straßenbahn (187)<br />
oder Autobus (30) sitzt.<br />
Vermeintliche Aufstiegsmöglichkeiten<br />
sind in Wirklichkeit ein Abstieg,<br />
meint Valerie Ertl. In der Streckenkoordination<br />
oder Garagenleitung verdienen<br />
die Bediensteten weniger als hinter<br />
dem Lenkrad. „Und außerdem liegt mir<br />
diese Büroarbeit gar nicht.“ Ihre Leidenschaft<br />
ist das Busfahren, und das war<br />
schon immer so.
„So wie Chrisu, der kleine Drache,<br />
immer schon Feuerwehrm<strong>an</strong>n werden<br />
wollte, wollte ich immer schon Bus oder<br />
LKW fahren.“ Zuerst habe sie sich aber<br />
nicht hinters Lenkrad getraut und vorerst<br />
Köchin/Kellnerin gelernt. D<strong>an</strong>n<br />
jobbte sie als Taxi-Lenkerin und Fahrlehrerin,<br />
bis sie schließlich den Entschluss<br />
fasste:Wenn Frauen Straßenbahn und<br />
U-Bahn lenken dürfen, d<strong>an</strong>n muss es<br />
auch möglich sein, einen Autobus zu<br />
fahren.<br />
1992 dr<strong>an</strong>g sie zur Personalabteilung<br />
der Wiener Verkehrsbetriebe vor<br />
und eröffnete dem verdutzten Mitarbeiter:<br />
Ich möchte bei euch Bus fahren.<br />
„Der M<strong>an</strong>n schaute mich g<strong>an</strong>z entsetzt<br />
<strong>an</strong> und sagte im ersten Schock: Nein,<br />
das geht nicht“, erzählt Valerie Ertl heute<br />
amüsiert. „Ich dachte:Wir leben im<br />
20.Jahrhundert, das muss möglich<br />
sein.“ Mit der hastig geäußerten Begründung,<br />
Frauen könnten nicht Buslenkerinnen<br />
werden, weil die s<strong>an</strong>itären<br />
Einrichtungen fehlten, gab sie sich nicht<br />
zufrieden. Sie meldete sich für die<br />
Straßenbahn-Ausbildung <strong>an</strong>, mit dem<br />
Zusatz, sobald wie möglich auf Buslenkerin<br />
umsatteln zu wollen.<br />
Wollen Sie noch? Als hätte sie vom Vorhaben<br />
der Valerie Ertl gewusst, erkämpfte<br />
Frauenministerin Joh<strong>an</strong>na Dohnal<br />
im selben Jahr die Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />
im Beruf: Frauen mit gleichen Qualifikationen<br />
sollten die gleichen Berufe<br />
wie Männer ausüben dürfen. Im Falle<br />
von BusfahrerInnen bei den Wiener Linien<br />
ist das mindestens dreijährige<br />
PKW-Erfahrung. LKW-Ausbildung und<br />
die <strong>an</strong>schließende Autobus-Ausbildung<br />
werden im Betrieb absolviert. Angesichts<br />
der neuen Gesetzeslage konnten<br />
sich die Verkehrsbetriebe nicht<br />
mehr über Valerie Ertls Begehren hinwegsetzen:<br />
Der schriftlichen Mitteilung<br />
über die best<strong>an</strong>dene Aufnahmeprüfung<br />
für die Straßenbahn-Ausbildung<br />
war ein h<strong>an</strong>dschriftlicher Vermerk<br />
beigefügt: „Wenn Sie noch Bus<br />
fahren wollen, melden Sie sich.“ Das<br />
tat sie auch und wurde die erste Busfahrerin.<br />
Damit gab sie sich aber nicht zufrieden:<br />
Nach vier Jahren im Dienst legte<br />
sie auch noch die „Ergänzungsprüfung<br />
zum Berufskraftfahrer“ ab, die<br />
zum Lenken jedes Busses berechtigt,<br />
auch außerhalb des Ortslinienverkehrs.<br />
Diese Prüfung machte sie als dritte Frau<br />
Österreichs. „Im Ausbildungszertifikat<br />
steht sogar die weibliche Bezeichnung<br />
,Berufskraftfahrerin’. Das hab ich ihnen<br />
hoch <strong>an</strong>gerechnet.“<br />
Flexibilität vorausgesetzt. Die mit „Jubiläumsgeld“<br />
gekrönten zw<strong>an</strong>zig<br />
Dienstjahre strebt Valerie Ertl aber nicht<br />
<strong>an</strong>. Busfahren sei immer noch eine Leidenschaft,<br />
aber einerseits kamen neue<br />
Interessen dazu und <strong>an</strong>derseits seien<br />
die Rahmenbedingungen bei den Wiener<br />
Linien für sie kaum mehr tragbar.<br />
Vom Gemeindebetrieb ausgegliedert,<br />
wird die Holding immer mehr Privatunternehmen<br />
<strong>an</strong>geglichen. Es werden nur<br />
noch Kollektivvertrags-Bedienstete aufgenommen<br />
und seit Anf<strong>an</strong>g September<br />
gilt „zehn Prozent mehr Leistung für<br />
gleiche Bezahlung“, die noch dazu den<br />
Anforderungen nicht <strong>an</strong>gemessen sei.<br />
Der 24 Stunden Autobus-Betrieb<br />
wird über Turnus-Dienste bespielt. In<br />
den Grundzügen ist der Turnus bek<strong>an</strong>nt,<br />
aber die genauen Dienstzeiten<br />
erfahren die LenkerInnen erst jeweils<br />
drei Tage vorher. Flexibilität wird vorausgesetzt.<br />
Die Ruhezeiten zwischen<br />
zwei Schichten betragen oft nur acht<br />
Stunden. „Das heißt: ich muss heimfahren,<br />
essen, schlafen, in den Dienst fahren<br />
– und d<strong>an</strong>n soll m<strong>an</strong> noch verkehrssicher<br />
unterwegs sein. Das halte ich für<br />
sehr bedenklich.“ Die Gewerkschaft habe<br />
sich gegen diese Bedingungen nicht<br />
ausreichend gewehrt, meint Valerie<br />
Ertl.<br />
Ihre Ausbildung zur Buslenkerin beinhaltete<br />
keine spezielle Schulung, etwa<br />
wie in Ausnahmefällen mit betrunkenen<br />
oder aggressiven Fahrgästen umzugehen<br />
sei. Seit einigen Jahren wird eine<br />
psychologische 2-Tages-Fortbildung<br />
<strong>an</strong>geboten, um den besseren Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Stress-Situationen zu besprechen.<br />
Valerie Ertl beurteilt das gespalten. „Ich<br />
halte es für eine gute Einrichtung, aber<br />
es sollte regelmäßig stattfinden. Auch<br />
die psychologische Betreuung im Falle<br />
eines Unfalls mit Personenschaden finde<br />
ich nicht ausreichend.“<br />
Schwer vereinbar. Am Anf<strong>an</strong>g ihrer<br />
Dienstzeit wurde der ersten Buslenkerin<br />
das Engagement in der Personalvertretung<br />
<strong>an</strong>s Herz gelegt. Damals lehnte<br />
sie ab. „Mittlerweile haben sie gemerkt,<br />
dass ich mir kein Blatt vor den Mund<br />
nehme und Ungerechtigkeiten auch<br />
bei Vorgesetzten <strong>an</strong>spreche. Jetzt wollen<br />
sie mich lieber nicht haben, damit<br />
sie sich nicht mit mir <strong>an</strong>legen müssen.“<br />
Valerie Ertl initiierte lieber einen<br />
Stammtisch für Busfahrerinnen, der allerdings<br />
nur ein paar Mal stattf<strong>an</strong>d.<br />
Das Interesse der Frauen war zu gering.<br />
Heute gibt es in jeder Garage eine Kontaktfrau,<br />
die wiederum mit der Frauenbeauftragten<br />
der Wiener Linien in Kontakt<br />
steht. Dienstbegünstigungen für<br />
Eltern werden jeweils von der Garagenleitung<br />
entschieden – je nach Personaldichte.<br />
Valerie Ertl hat beobachtet, dass<br />
Männer sich hier häufiger durchsetzen,<br />
weil sie selbstbewusst bis zur obersten<br />
Stelle gehen, um familienfreundlichere<br />
Dienstzeiten zu verl<strong>an</strong>gen. „Frauen sind<br />
da nicht so rigoros und wenn die Frauenbeauftragte<br />
versagt, werden die<br />
Dienstzeiten unter der H<strong>an</strong>d vergeben.“<br />
Maßnahmen zur Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie – beispielsweise Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />
– seien in<br />
einem Unternehmen wie den Wiener Linien<br />
schwer zu verwirklichen, meint der<br />
Leiter der Pressestelle, Joh<strong>an</strong>n Ehrengruber.<br />
Denn die MitarbeiterInnen seien<br />
in g<strong>an</strong>z Wien unterwegs. Die Möglichkeit<br />
zur Teilzeitarbeit wird derzeit lediglich<br />
von 29 Männern und 22 Frauen genutzt.<br />
Neue Talente. „Der Dr<strong>an</strong>g, etwas <strong>an</strong>deres<br />
zu machen, war noch nie so groß wie<br />
jetzt“, resümiert Valerie Ertl. Sie org<strong>an</strong>isiert<br />
in ihrer Freizeit bereits Naturführungen<br />
und Auftritte für eine jüdisch-persische<br />
Musikgruppe. Ihr Talent<br />
zur Org<strong>an</strong>isation oder ihre Interessen<br />
für Gesundheitsförderung würde sie<br />
nur zu gerne zum Beruf machen, aber<br />
der Zeitpunkt, den sicheren Job aufzugeben<br />
muss gut gewählt sein.<br />
Die Leidenschaft, hinter dem Lenkrad<br />
eines Busses zu sitzen, wird sie aber<br />
nie verlieren. Deshalb k<strong>an</strong>n sie jungen<br />
Frauen den Beruf auf jeden Fall empfehlen:„Je<br />
mehr Busfahrerinnen es gibt,<br />
umso leichter wird es. Vielleicht verbessern<br />
sich d<strong>an</strong>n auch die Rahmenbedingungen<br />
in den Betrieben.“ Und irgendwo<br />
läuft d<strong>an</strong>n ein kleines Mädchen<br />
durch Wien und weiß gar nicht mehr,<br />
welche Busfahrerin sie zuerst abbusseln<br />
soll – und k<strong>an</strong>n es nicht erwarten,<br />
es ihnen nachzumachen. ❚<br />
busfahrerinporträtarbeit<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
Fo t o : Pe t ra Ö l l i n g e r<br />
südtirol<br />
Frauenmuseum<br />
Da werden kleine Städte – vor allem, wenn es sich um Kurstädte h<strong>an</strong>delt<br />
– von „wichtigen“ großen Ballungsräumen häufig ob ihrer <strong>an</strong>geblich<br />
provinziellen Museumsl<strong>an</strong>dschaft belächelt. Wie so oft zu unrecht.<br />
Bestätigung gefällig? Das Frauenmuseum in Mer<strong>an</strong> tritt die Beweisführung<br />
<strong>an</strong>.<br />
Mit der Intention, weibliche Lebensführung aus dem Verborgenen<br />
zu holen, wurde das Museum 1988 von Evelyn Ortner gegründet. In<br />
mehrere kleine Räume aufgeteilt, bietet es einen guten Überblick über<br />
Bereiche aus dem Frauenleben des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit viel<br />
Sorgfalt wurden die vielen Gegenstände des Haushalts- und Berufsalltags,<br />
Kleider, Dokumente aufbereitet. Neben Einblicken in die einzelnen<br />
Lebensstationen erfährt Frau auch einiges über das Bildungssystem<br />
rund um die Jahrhundertwende. Abgerundet wird das Angebot durch<br />
eine umfassende fachspezifische Bibliothek, Spezialausstellungen, Tagungen,<br />
Seminare, Lesungen und <strong>an</strong>deres mehr. Wenn auch Kennerinnen<br />
der „Materie“ etwas mehr <strong>an</strong> Tiefg<strong>an</strong>g bei den Infos und eine kritischere<br />
Betrachtung wünschen, ist es doch eine Wohltat zu wissen, dass<br />
sich unter den „Lauben“ ein Blick auf weibliche Geschichte erhaschen<br />
lässt. Mit aufgeblasenen Großstädten und deren oft „hingeschluderten“<br />
Ausstellungen k<strong>an</strong>n das Frauenmuseum auf alle Fälle mithalten. PÖ<br />
Museia, Lauben 68, I-39012 Mer<strong>an</strong>, T. 00390/473/231 216, email: info@museia.org, www.museia.org<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
r egenbogenball<br />
G<strong>an</strong>z schön nobel<br />
Am 29. <strong>Jänner</strong> ver<strong>an</strong>staltet die Hosi Wien zum mittlerweile achten Mal<br />
den lesbischwulen Regenbogenball. Wie auch schon in den Jahren davor,<br />
findet die rauschende Ballnacht im Parkhotel Schönbrunn statt.<br />
„Nobel-dekadent“ sei das Flair, wie der Ankündigungstext auf www.hosi<br />
wien.at verspricht. Ob frau sich damit wirklich identifiziert, stellen wir<br />
einmal höflich fragend in den Raum...<br />
Naja, wir freuen uns trotzdem auf die wehende Regenbogenfahne<br />
am Hietzinger Nobelschuppen, das Walzert<strong>an</strong>zen im Autodrom-Stil,<br />
begleitet von der Wiener Damenkapelle Joh<strong>an</strong>n Strauß, die T<strong>an</strong>zeinlage<br />
von Les SchuhSchuh oder den Auftritt von Murielle Stadelm<strong>an</strong>n. Für<br />
alle, die vor diesem (oder einem <strong>an</strong>deren bevorstehenden) T<strong>an</strong>zereignis<br />
ihr eingeschlafenes T<strong>an</strong>zbein auf Vorderfrau bringen möchten, bietet<br />
der FrauenT<strong>an</strong>zClub resis.d<strong>an</strong>se am 13. u. 14. <strong>Jänner</strong> noch einen „Fit-fürden-Ball“<br />
Crashkurs <strong>an</strong>! reb<br />
Wiener Regenbogenball <strong>2005</strong>, 29.1.05, ab 20.00 Uhr. Infos zu Programm und Tickets: www.hosiwien.at/ball,<br />
Infos zum T<strong>an</strong>zkurs: www.resisd<strong>an</strong>se.at<br />
weihnachten<br />
Christakind<br />
Eine liebgewordene Tradition sind mittlerweile Christa Urb<strong>an</strong>eks Adventprogramme<br />
geworden, die schräg, kitschfrei und fernab vom Mainstream<br />
das vorweihnachtliche Warten bereichern und erleichtern sollen. Heuer<br />
findet das Special am 19. <strong>Dezember</strong> ab 18.00 Uhr im Wiener Spektakel<br />
statt. Viele Gäste wie Ludwig Müller, Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Eva D., Eva Poltrona,<br />
Richard Weihs & Claus Tieber, Zauberer Christoph Käs, Chris Kay<br />
alias „Elvis Presley“ – in Begleitung von „Marilyn Monroe“ stehen auf<br />
Christakinds Einladungsliste. Natürlich wäre es nicht Urb<strong>an</strong>ek, wenn<br />
der Reinerlös der Eintrittskarten, deren Preis vom Publikum heuer übrigens<br />
erwürfelt werden muss, nicht einem guten Zweck zukommen<br />
würde. Die Aktion Schlafsack, die obdachlosen Menschen winterfeste<br />
Schlafsäcke zur Verfügung stellt, wird dieses Jahr die Spenden erhalten.<br />
Also liebe Frauen: hingehen, würfeln, spenden und einen heiter vorweihnachtlichen<br />
Abend genießen! DF<br />
Spektakel, 5., Hamburger Straße 14, T. 01/587 06 53, email: karten@spektakel.biz<br />
aufruf<br />
Save The Frauencafe<br />
Das Frauencafe soll’s weiter geben! Wie in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n 11/04 berichtet,<br />
ist das älteste Frauenlokal in Wien vom Zusperren bedroht.<br />
1977 hat es als eines der ersten Projekte der Neuen Frauen- und Lesbenbewegung<br />
seine Pforten für die Community in Österreich geöffnet, der<br />
30. Geburtstag ist nicht mehr weit und für Tausende Frauen hatte und<br />
hat dieser Raum Bedeutung: Als erste Anlaufstelle, als sicherer Hafen,<br />
als Ort für politische Visionen, als Treffpunkt für Liebende, als Kulturzentrum<br />
oder einfach als gemütlicher Ort zum Entsp<strong>an</strong>nen mit Bier<br />
oder Tee.<br />
Da die l<strong>an</strong>gjährige Betreiberin, Eva Prinz, nun leider die Kräfte verlassen<br />
und die fin<strong>an</strong>zielle Situation nicht mehr tragbar für sie ist, muss das<br />
Cafe Ende <strong>Dezember</strong> schließen. Damit wollen sich viele Frauen, darunter
Maria Amschl, Sus<strong>an</strong>ne Hajdu, Di<strong>an</strong>a Voigt, nicht abfinden und haben<br />
deshalb „eine ebenso gute wie kühne Idee“ geboren, die mit Eurer Hilfe<br />
funktionieren k<strong>an</strong>n: Das Frauencafe soll als kollektives Projekt seiner<br />
Betreiberinnen weitergeführt werden. Eine möglichst große Anzahl <strong>an</strong><br />
engagierten, solidarischen Unterstützerinnen – zumindest 300 Frauen –<br />
leisten einen monatlichen Clubbeitrag zwischen Euro 5,- bis 15,- (Grenze<br />
nach oben hin offen). Davon werden laufende Betriebskosten und<br />
ein Arbeitsplatz für eine Frau bezahlt, die den abendlichen Betrieb,<br />
Bestellungen und Service gar<strong>an</strong>tiert. Projekte darüber hinaus werden<br />
von einem „Inner Circle“ von Frauen, die sich mehr engagieren wollen,<br />
bzw. von einem sich neu zu konstituierenden Vorst<strong>an</strong>dsgremium beschlossen.<br />
Mitfrauen genießen besondere Vergünstigungen wie z.B.<br />
regelmäßige Information über Ver<strong>an</strong>staltungen und vergünstigte Eintritte,<br />
die Möglichkeit, die Räume für eigene Ver<strong>an</strong>staltungen, Feiern<br />
und Projekte zu nützen und vielleicht auch günstigere Konsumation.<br />
Maria Amschl, Sus<strong>an</strong>ne Hajdu und Di<strong>an</strong>a Voigt appellieren <strong>an</strong> eure<br />
Solidarität, <strong>an</strong> Eure Liebe zum Frauencafe, <strong>an</strong> Eure Freude <strong>an</strong> Frauenorten,<br />
Euer Engagement, Eure Nostalgie, Eure Ph<strong>an</strong>tasie – <strong>an</strong> alles, was<br />
uns und Euch nur einfällt, denn nur so wird es das Frauencafe weiter<br />
geben. Inner Circle/MM<br />
Wer diese Idee unterstützen will, meldet sich bitte bis 8.12. (wirklich absolut letzter Termin!) mit einer Zusage unter folgender<br />
email-Adresse: savethefrauencafe@hotmail.com<br />
ausstellung<br />
Schnittiges<br />
Soziale Polarisierungsprozesse werden immer weniger aus der Perspektive<br />
sozialer Gerechtigkeit, sondern als Problem der öffentlichen Sicherheit<br />
und Ordnung thematisiert. Den Mitschnitt von Lebensbereichen<br />
sichtbar und Einschnitte in der Lebensqualität bewusst machen, will eine<br />
Video-Ausstellung im KAPU in Linz, org<strong>an</strong>isiert von den Kulturvereinen<br />
FIFTITU, KAPU und MEDEA. Unter dem Titel „LiFE:Cut“ werden neben<br />
internationalen Arbeiten Videos von regionalen KünstlerInnen sowie eine<br />
Dokumentation der Aktion „System 77 Civil Counter Reconnaiss<strong>an</strong>ce“<br />
gezeigt. „S<strong>an</strong> Preccario alla COOP“ etwa ist eine Doku über Arbeiterinnen<br />
einer Supermarktkette, die sich mit Hilfe einer imaginären Heiligen gegen<br />
Überwachung am Arbeitsplatz wehren. Zur Eröffnung am 9. <strong>Dezember</strong><br />
hält die Bildhauerin Martina Berger den Vortrag „Der Frosch im heissen<br />
Wasser“ zur Militarisierung des Öffentlichen Raumes. Anita Fricek<br />
zeigt ein Still aus der Videoarbeit „Euro girl: exploding, v<strong>an</strong>ishing“. (Foto)<br />
Die Ver<strong>an</strong>staltungen sind Teil einer Reihe zum Thema „Überwachung“,<br />
die sich ebenfalls LIFE:CUT nennt. kek<br />
KAPU, Kapuzinerstraße 36/1, 4020 Linz, Mo-Fr 11-16.00 Uhr, bis 21.12., T. 0732/779 660, www.fiftitu.at<br />
Fo t o : A n i t a Fr i c e k<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
„Mein“<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Nachdem Lenni und ich letzte Woche kr<strong>an</strong>k waren und ich das Vergnügen<br />
hatte, kr<strong>an</strong>k ein kr<strong>an</strong>kes Kind zu pflegen, bin ich meines Mama-<br />
Jobs moment<strong>an</strong> ziemlich überdrüssig. Zum Glück ist Lenni aufgeweckter<br />
denn je und macht einen Entwicklungsschub nach dem <strong>an</strong>deren;<br />
das lenkt ab. Dabei geht es nun oft richtig amüs<strong>an</strong>t zu, wenn Lenni seine<br />
neuen Sprachkenntnisse einsetzt. Ein wichtiger Schritt für ihn war<br />
das Erlernen des Wortes „Mein“. Wenn er nun etwas haben will, muss<br />
er nicht mehr darauf deuten und „Äh-Äh-Äh“ rufen. Es reicht ein kurzes<br />
komm<strong>an</strong>dohaftes „Mein!!“ – d<strong>an</strong>n gibt es keinen Zweifel mehr dar<strong>an</strong>,<br />
was er begehrt. Dass mir in Zukunft allerh<strong>an</strong>d interess<strong>an</strong>te Diskussionen<br />
mit Lenni bevorstehen, ist mir spätestens klar, seit er mir sozusagen<br />
das Wort im Mund verdreht. Wenn er etwas haben will, das er nicht<br />
haben darf, und ich ihm erkläre: „Das gehört der Mama“, d<strong>an</strong>n zeigt er<br />
g<strong>an</strong>z selbstverständlich auf sich und erklärt: „Mama“. So einfach ist<br />
das. Da wird nicht l<strong>an</strong>ge über Besitzverhältnisse gestritten, sondern es<br />
werden einfach die Identitäten getauscht.<br />
Sehr niedlich ist es, wenn er Wörter kombiniert. Mein Lieblingsausspruch,<br />
meist im Sprechges<strong>an</strong>g vorgetragen, ist: „Meine Mamma, meine<br />
Mamma, meine Mamma...“ – noch, denn schon beginnt er so ein<br />
raunziges „Maama, Maaama“ als Zermürbungstaktik <strong>an</strong>zuwenden.<br />
Aufregender sind da die neuen Wörter, die er so Tag für Tag in seinen<br />
Sprachschatz aufnimmt, die ich aber erst verstehen lernen muss. Gestern<br />
st<strong>an</strong>d er plötzlich neben mir, strich sich immer mit den Händen<br />
über die W<strong>an</strong>gen und sagte: „Mingkh! Mingkh!“. Nachdem ich ihn nicht<br />
verst<strong>an</strong>d, schleppte er mich ins Bad, schmierte sich (Popo!)Salbe ins Gesicht:<br />
„Minken!“. Endlich begriff ich, was er meinte und war umso verwirrter.<br />
Ich hab nach seiner Geburt aus reinem Zeitm<strong>an</strong>gel aufgehört<br />
mir täglich Creme ins Gesicht zu schmieren oder mich gar zu schminken,<br />
und hab auch nur sehr unregelmäßig wieder damit <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen.<br />
Aber Lenni beeindruckt es <strong>an</strong>scheinend sehr.<br />
Mehr von uns gibt es wieder im neuen Jahr zu berichten: bis dahin haben<br />
wir d<strong>an</strong>n Geburtstag, Nikolo, Lucia, Weihnachten und Silvester hinter<br />
uns. Da hat Lenni sicher genügend Gesprächsstoff!<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31<br />
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at
Fo t o : Ya Ya ethnokult<br />
Auf die Auswahl und Beratung<br />
kommt es <strong>an</strong>: Ya Ya betreibt<br />
einen Afroshop in der<br />
Josefstädterstraße<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Jungle fever<br />
Über ein Phänomen exotisierend rassistischer Kultur<strong>an</strong>eignung in Österreich.<br />
Von Jennifer Imhoff<br />
Wir kennen sie alle zur Genüge,<br />
die Probleme der Minderheiten,<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen und AusländerInnen<br />
in unserem kleinen aber<br />
feinen Nationalstaat. Und wir<br />
kennen auch die Probleme vieler InländerInnen<br />
mit Migr<strong>an</strong>tInnen, AusländerInnen<br />
und Minderheiten. Sichtbar gescheiterte<br />
Integrationsversuche in den<br />
Ballungsbezirken, rassistische Übergriffe,<br />
illegale Prostitution und herumstreunende<br />
Jugendcl<strong>an</strong>s erinnern uns<br />
täglich dar<strong>an</strong>, dass die Kommunikation<br />
zwischen den Ethnizitäten nicht so<br />
g<strong>an</strong>z stimmig ist. Doch die alten chronischen<br />
Beschwerden der Patientin Gesellschaft<br />
werden neuerdings durch ei-<br />
nen nicht völlig unbek<strong>an</strong>nten Virus abgemildert,<br />
der den eigentlichen Kr<strong>an</strong>kheitserreger<br />
Rassismus beinahe in Vergessenheit<br />
geraten lässt – „Jungle fever“<br />
benennt ihn ein umg<strong>an</strong>gssprachlicher<br />
Szenebegriff, der kurz und prägn<strong>an</strong>t ein<br />
in Mode gekommenes Phänomen beschreibt:<br />
Ethno ist retro. „So ein süßes, braunes<br />
Schokoladenbaby.“ Mit Statements wie<br />
diesem sieht frau sich konfrontiert,<br />
wenn sie ein bi- oder multikulturelles<br />
Menschlein ihr Kind nennt. Unerklärlich,<br />
warum sich dieses „Süß-Sein“ auswächst<br />
und das Kind, wenn es d<strong>an</strong>n<br />
einmal ein stattlicher Schwarzer<br />
Mensch geworden ist, alles <strong>an</strong>dere als<br />
süße Kommentare zu hören bekommt.<br />
G<strong>an</strong>z abgesehen davon, dass der Kampf<br />
um innere Werte schon zu l<strong>an</strong>ge währt,<br />
ist eine dunkle Hautfarbe den meisten<br />
Menschen gegeben und nicht gewählt<br />
worden. Vorausgesetzt, m<strong>an</strong> hat nicht<br />
irgendw<strong>an</strong>n einmal die Mitgliedschaft<br />
in einem Solarium erworben. Ist m<strong>an</strong><br />
d<strong>an</strong>n eigentlich auch schwarz oder nur<br />
braun? Und wenn m<strong>an</strong> nur braun ist,<br />
inwieweit unterscheidet m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n<br />
phänotypisch von den als so <strong>an</strong>ders <strong>an</strong>gesehenen<br />
Menschen dunkler Hautfarbe?<br />
Doch vom Jungle fever gepackte<br />
Menschen denken <strong>an</strong>ders; Hautfarbe
wird zum Kult. Mal wird ungekonnt-gewollt<br />
traditionelle afrik<strong>an</strong>ische Kleidung<br />
mit europäischer Ware gemixt<br />
oder Haare geflochten, mal dienen<br />
äthiopische Kreuze der dezenten Verschönerung<br />
weiblicher Dekolletees. Die<br />
Jugend hört „black music“ und ergibt<br />
sich den propagierten Medienklischees<br />
der Film-, Musik- und Sportindustrie.<br />
Das „Dritte-Welt“ - Image hat ausgedient,<br />
bringt der Wirtschaft zu wenig<br />
Profit und lässt Afrik<strong>an</strong>erInnen als hilfsbedürftig<br />
und bemitleidenswert erscheinen.<br />
Weitaus profitabler und innovativer<br />
erscheint da die Möglichkeit,<br />
Schwarzen Frauen ein vollkommen neues<br />
Image aufzuerlegen, sie zu Musikund<br />
Sportikonen hochzustilisieren, ihnen<br />
knappe Outfits zu verpassen und<br />
sie in die T<strong>an</strong>zschule zu schicken. Ihre<br />
musische Begabung sei ja sowieso fest<br />
in den Genen ver<strong>an</strong>kert.<br />
Fakten. Die Politikwissenschafterin und<br />
Publizistin Ishraga Hamid arbeitet <strong>an</strong><br />
ihrer Dissertation über den Empowerment-Prozess<br />
Schwarzer Frauen afrik<strong>an</strong>ischer<br />
Herkunft in Wien und steht<br />
dem Phänomen „Jungle fever“ mit einem<br />
gewissen Unverständnis gegenüber:„Ich<br />
k<strong>an</strong>n leider nicht verstehen,<br />
dass Weiße Menschen sich selbst als<br />
Schwarz identifizieren. Sie sind ‚Produkte‘<br />
eines <strong>an</strong>deren Systems, das Rassismus<br />
erzeugt hat. Rassismus bedeutet<br />
für mich im internationalen Kontext:<br />
MACHT haben, bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />
zu marginalisieren und<br />
<strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d zu drängen. Dieses System<br />
hat unsere Welt in zwei Teile aufgespalten:<br />
Arm und Reich. Die Armen wurden<br />
kolonialisiert. Weißen Menschen fehlt<br />
diese Erfahrung aus den Nachwirkungen<br />
des Sklavenh<strong>an</strong>dels. Sie werden<br />
nicht als ‚Neger‘ bezeichnet und haben<br />
einen privilegierten Status in der Gesellschaft.<br />
‚Weiß sein‘ oder ‚Schwarz<br />
sein‘ hat für mich mehr mit Machtstrukturen<br />
zu tun als mit Hautfarbe.“<br />
Deswegen reiche es nicht, sich Schwarz<br />
zu „fühlen“. Schwarz sein habe seine<br />
Geschichte, seinen historischen Kontext<br />
und seinen Prozess. Dass Weiße Menschen<br />
sich „Schwarz fühlen“, versteht<br />
Ishraga Hamid als Solidaritätsakt, als<br />
mehr nicht.<br />
Ethno goes business. Dass es hellhäutige<br />
Menschen gibt, die sich nach Schwar-<br />
zer Kultur sehnen, weiß auch die Geschäftsfrau<br />
YaYa, deren Ursprünge in<br />
Guinea und Senegal liegen und die<br />
seit dreizehn Jahren in Österreich lebt.<br />
Mittlerweile ist sie Eigentümerin eines<br />
florierenden Afroshops in der Wiener<br />
Josefstädter Straße. Achtzig bis neunzig<br />
Prozent ihrer KundInnen sind<br />
ÖsterreicherInnen, die sich für afrik<strong>an</strong>ischen<br />
Schmuck, importierte Kunstgegenstände<br />
oder Frisuren interessieren.<br />
Die Ware wird oft nicht im Kontext<br />
der jeweiligen Kultur gesehen – interess<strong>an</strong>t<br />
ist, was Exotik bietet, ausgefallen<br />
wirkt oder ein „Schwarzes Image“<br />
verschafft.<br />
Zwar betont YaYa, dass viele Frauen<br />
mittlerweile Stammkundinnen sind<br />
und ein gutes Verhältnis zu ihr pflegen,<br />
doch gelegentlich kommt es auch zu<br />
un<strong>an</strong>genehmen Situationen. Der Naivität<br />
junger Mädchen, die sich Alicia-<br />
Keys- oder Beyonce-Frisuren wünschen,<br />
begegnet YaYa mit Aufklärung. „Ich sehe<br />
meine Aufgabe nicht nur in der jeweiligen<br />
Dienstleistung, sondern auch<br />
darin, den Frauen ein Bild davon zu verschaffen,<br />
was ‚Schwarz sein’ wirklich bedeutet.“<br />
Einer Kundin, die sich für die<br />
Taufe ihrer afro-österreichischen Tochter<br />
eine Rasta-Frisur wünscht, um <strong>an</strong>gemessen<br />
zu erscheinen, entgegnet sie,<br />
dass eine Frau nicht durch eine neue<br />
Frisur zur Schwarzen werden könne.<br />
Nur wenn sich Jugendliche in den Shop<br />
verirren, um Drogen zu kaufen, d<strong>an</strong>n<br />
weiß auch YaYa nicht weiter. In jedem<br />
Fall setzt sie auf eine ausführliche KundInnenberatung:<br />
„Wichtig ist nicht,<br />
dass eine afrik<strong>an</strong>ische Frisur das<br />
Haupt verschönert, sondern dass sie<br />
individuell <strong>an</strong>gemessen und passend<br />
erscheint.“<br />
Doch viele afrik<strong>an</strong>ische Geschäftsfrauen<br />
und -männer haben aus dem<br />
Jungle fever Syndrom längst Profit geschlagen<br />
und bieten auch jungen und<br />
unaufgeklärten Mädchen überteuerte<br />
und unpassende Frisuren <strong>an</strong>. Die Herkunft<br />
der Ware ist unbek<strong>an</strong>nt, Rastazöpfe<br />
sind St<strong>an</strong>dardprodukt. Wichtige Fragen<br />
rund um Pflege und H<strong>an</strong>dhabe der<br />
Frisuren bleiben unbe<strong>an</strong>twortet, Beratung<br />
muss erbeten werden. YaYa entscheidet<br />
bei der Wahl ihrer Produkte<br />
nach eigenem Geschmack, die kunstvoll<br />
geschnitzten Masken <strong>an</strong> den Wänden<br />
des Shops stammen aus Westafrika,<br />
Kamerun oder der Cote d’Ivoire. Dass<br />
Ethnoware den Trend der Zukunft bestimmen<br />
wird, steht für YaYa außer Frage,<br />
vorausgesetzt,„es findet ein Umdenken<br />
hinsichtlich KundInnenbetreuung<br />
statt“.<br />
Klischees. Dass sich nicht alle Schwarzen<br />
Frauen so um Aufklärung bemühen wie<br />
YaYa, ist verständlich und legitim. Zumal<br />
es oft scheint, als ob auch sie selbst den<br />
Klischees der Industrie und der Gesellschaft<br />
gerecht werden wollten. Nicht<br />
jede Frau ist selbstbewusst und stark<br />
genug, den ständigen Blicken der Menschen<br />
mit natürlichem, ungeflochtenem<br />
Haar oder nicht „stilgetreuer“ Kleidung<br />
entgegenzutreten. Viele Frauen<br />
stellen <strong>an</strong> das eigene Aussehen Bedingungen:<br />
Mädchen und Frauen sollten<br />
eine <strong>an</strong>gemessene Frisur haben oder<br />
sich die Haare glätten und Ohrringe tragen.<br />
Jedoch gilt es immer noch zwischen<br />
kulturellen und sozialen, sowie<br />
künstlichen Bedingungen zu unterscheiden.<br />
Doch die Ged<strong>an</strong>ken-Schubladen<br />
sind voller gemachter und übernommener<br />
Bilder. Wo sie nicht durch Industrie<br />
und Wirtschaft geprägt werden,<br />
wirken Politik, Marketing (schockierende<br />
Bilder ausgehungerter Kinder oder<br />
aidskr<strong>an</strong>ker Menschen bringen nun einmal<br />
das benötigte Geld für die „Entwicklungshilfe“<br />
ein) oder die Medien.<br />
„Black is beautiful“ – Schwarz sein<br />
heißt jedoch auch, sich täglich mit Diskriminierung<br />
ausein<strong>an</strong>der setzen zu<br />
müssen. Da hilft es auch nicht Menschen<br />
zu verniedlichen oder mit Lebensmitteln<br />
zu vergleichen. Und hat<br />
frau das Gefühl, sich mit „Jungle fever“<br />
<strong>an</strong>gesteckt zu haben, so ist es nur ratsam,<br />
die verstaubten Geschichtsbücher<br />
rauszukramen und ein bisschen in ihnen<br />
zu schmökern. Vielleicht hilft es<br />
auch, die Intention, Schwarz sein zu<br />
wollen zu hinterfragen und sich mit<br />
der Realität in Österreich lebender<br />
Schwarzer Menschen ausein<strong>an</strong>der zu<br />
setzen. Denn unabhängig von ihren Lebensumständen<br />
– nicht alle Afrik<strong>an</strong>erinnen<br />
haben sich als Asylwerberinnen<br />
deklariert oder einen Vertrag bei einem<br />
Plattenlabel unterschrieben – haben<br />
sie eines gemeinsam: sie werden mit<br />
Oberflächlichkeiten in Verbindung gebracht,<br />
die für wirtschaftliche Zwecke<br />
kreiert und mit Bildern assoziiert wurden,<br />
die längst veraltet sind. You better<br />
look twice... ❚<br />
kultethno<br />
Angela Davis: Women, race, class.<br />
(Englisches Original)<br />
R<strong>an</strong>domhouse 1981, Dollar 13,-<br />
Angela Davis: Rassismus und Sexismus.<br />
Aus dem Amerik<strong>an</strong>ischen<br />
übersetzt von Erika Stöppler.<br />
Elef<strong>an</strong>ten Press 1982, (vergriffen)<br />
Erwin Eberm<strong>an</strong>n (Hg.): Afrik<strong>an</strong>er in<br />
Wien. Zwischen Mystifizierung und Verteufelung.<br />
Erfahrungen und Analysen.<br />
Lit Verlag 2002, Euro 37,-<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
ausstellungexport<br />
Die<br />
Frau mit Tisch, Valie Export 1992<br />
M<strong>an</strong>n mit Tisch, Valie Export 1992<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Zwischenzone<br />
Was oder wen sehen wir „wirklich“? Die Medienkünstlerin VALIE EXPORT arbeitet mit Bildern.<br />
Anf<strong>an</strong>g Februar <strong>2005</strong> wird in der Sammlung Essl eine Werkschau gezeigt, die bereits<br />
durch Paris, Sevilla, Genf und London tourte. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Etwas verunsichert aber brav<br />
betrachten die BesucherInnen<br />
der Vernissage ein Foto nach<br />
dem <strong>an</strong>deren, galoppieren einen<br />
Kreis um die Videokameras in<br />
der Mitte des hohen Raumes mit Glasdach,<br />
um in den Monitoren hocherfreut<br />
einen Blick auf sich selbst zu erhaschen.<br />
Denn „Split Video Mobile“ ist eine „Closed-Circuit-Video<br />
Installation“ (auf<br />
deutsch: ein Teufelskreis?). Einen Raum<br />
weiter werden 24 brennende Glühbirnen<br />
<strong>an</strong> l<strong>an</strong>gen Eisenst<strong>an</strong>gen als „Fragmente<br />
der Bilder einer Berührung“ in<br />
Glasbehälter mit farbigem Öl und Wasser<br />
getaucht. Im Ambrosi-Museum, zwischen<br />
Bäumen und Skulpturen am R<strong>an</strong>de<br />
des Wiener Augartens gelegen, stellt<br />
eine gr<strong>an</strong>de dame der Medienkunst aus:<br />
Frau Professor VALIE EXPORT zeigt „Serien“<br />
von L<strong>an</strong>dschaften, Häusern, Straßen,<br />
Leitern, Zügen. In Brüchen, Verzerrungen<br />
und in verschiedenen Winkeln und Wiederholungen.<br />
Es geht ihr um die Zurichtung<br />
des Wirklichen mit Hilfe der fotografischen<br />
Apparatur, um die „unhaltbare<br />
Illusion eines objektiv Sichtbaren“, um<br />
die „Darstellung der Vorstellung der<br />
Wahrnehmung“ (EXPORT). Es kommt zu<br />
einer Spaltung des Blicks über die Beweglichkeit<br />
der Kamera. Im Riss, im<br />
Schnitt sehen wir ein für uns neues,<br />
ebenfalls „wirkliches“ Bild.„Als Betrachter<br />
hat m<strong>an</strong> nicht das Gefühl eingeengt<br />
zu werden“, sagt D<strong>an</strong>iel, Kunststudent<br />
bei Gunter Damisch.„Jetzt ist mehr Dist<strong>an</strong>z<br />
zu den Bildern möglich, EXPORT<br />
hat eine eigene Dist<strong>an</strong>z zu ihren Bildern<br />
entwickelt, ein rethinking ver<strong>an</strong>staltet.“<br />
D<strong>an</strong>iel täuscht sich: Denn der Großteil<br />
der hier ausgestellten Arbeiten stammt<br />
aus den gleichen 70er Jahren, wie EX-<br />
Fo t o s : Kat a l o g d e s Ce nt r e n at i o n a l d e l a p h o t o g ra f i e , Pa r i s
PORTs berühmte Perform<strong>an</strong>ce-Fotos.<br />
Bloß wurden diese <strong>an</strong>scheinend bisher<br />
nicht so beachtet, von den provok<strong>an</strong>ten,<br />
spektakulären Körperbildern überlagert.<br />
Nur kurz gönnen die meisten BesucherInnen<br />
den „Schriftzeichen/Schreibversuchen“<br />
EXPORTs einen Blick, in denen<br />
sie einen Text von Michel Foucault<br />
gleichzeitig mit links und rechts<br />
schreibt, mit unterschiedlicher Konzentration<br />
auf eine oder beide Hände, oder<br />
nach Diktat, oder blind geschrieben. Foucaults<br />
Text beh<strong>an</strong>delt die Konventionen<br />
der Psychopathologie, die „Verdoppelung<br />
des Körpers“, die „Bildung eines alter<br />
ego“, des „dämonischen Doppelgängers“<br />
– nicht nur bei PatientInnen...<br />
EXPORT probiert Foucault aus.„so besteht<br />
die subversion in valie exports<br />
werk gerade darin, dass das innen ins<br />
außen fällt, m<strong>an</strong> könnte sagen: mit der<br />
tür ins haus, und umgekehrt, dass das<br />
g<strong>an</strong>ze immer aus dem fragmentierten<br />
entsteht, das stets gefahr läuft, sich in<br />
die umgebung hinein vollkommen aufzulösen<br />
oder, umgekehrt, aus der auflösung<br />
ins konkrete hinein zu materialisieren“,<br />
schrieb Elfriede Jelinek 1997 in dem<br />
Text „sich vom raum eine spalte abschneiden“.<br />
(Eröffnungsrede zur Ausstellung<br />
VALIE EXPORT Split:Reality, Museum<br />
moderner Kunst, 20er Haus,Wien 1997)<br />
Images fixes. Im patriarchalen Repräsentationssystem<br />
existiert die Frau nur als<br />
Körper und als Bild, den Doubles des Realen,<br />
versucht aber gleichzeitig immer<br />
mehr zu sein als Körper und Bild. Sie ist<br />
von Bildern bedeckt. Die Bilder der Frau,<br />
die unsere Kultur erzeugt, sind Abbilder<br />
einer Realität, die als sozial konstruierte<br />
verschiedene Interessen vertritt.„In unseren<br />
Köpfen haben wir kein Foto, sondern<br />
das Bild eines Bildes“, betonte EX-<br />
PORT in einem Interview mit Elisabeth<br />
Lebovici für den Werkschau-Katalog.„Wir<br />
können sagen, dass wir nicht wissen, ob<br />
dieses Bild existiert, aber wir stimmen<br />
überein, dass das Objekt existiert. Das ist<br />
eine Übereinkunft zwischen allen Menschen<br />
auf diesem Pl<strong>an</strong>eten.Was wir sehen,<br />
hören oder fühlen, entstammt dieser<br />
Übereinkunft, d<strong>an</strong>n besitzen wir aber<br />
noch eine Reihe von Bildern, die wir g<strong>an</strong>z<br />
alleine m<strong>an</strong>agen.“ Und hier findet sich<br />
die Verbindung zu ihren im Ambrosi-Museum<br />
ausgestellten Arbeiten. Bilder wurden<br />
schon immer als „Realität“ geh<strong>an</strong>delt<br />
und verkauft. Doch nicht allein Bil-<br />
der von Frauen. Die nordamerik<strong>an</strong>ische<br />
Kunsthistorikerin Rosalyn Deutsche beschrieb<br />
vor kurzem auf einem Symposium<br />
der Sezession die Schablonisierung<br />
und Entmenschlichung der Gesichter<br />
von Osama bin Laden und Sadam Hussein<br />
und die nackten Gesichter nach der<br />
Entschleierung der Frauen Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>s<br />
als Beispiel der Vermenschlichung des<br />
Krieges. Mit Hilfe von „Triumphbildern“,<br />
die der Unmenschlichkeit, eben dem<br />
Krieg, dienen. Feministinnen traten immer<br />
wieder auf verschiedene Weise gegen<br />
„totalisierende Bilder“ auf, auch um<br />
sich den Modellen patriarchaler Tr<strong>an</strong>szendenz,<br />
die ein Subjekt mit Hilfe des<br />
Todes <strong>an</strong>derer,„unwichtiger“ Menschen<br />
in die (mediale) Unsterblichkeit hebt, zu<br />
entziehen. Die südafrik<strong>an</strong>ische Künstlerin<br />
Marlene Dumas, die gerade in der<br />
Bawag Foundation ausstellt, meint dazu:<br />
„Bilder <strong>an</strong>zuschauen, führt uns nicht zur<br />
Wahrheit, sondern in die Versuchung.<br />
Das bedeutet nicht, dass das Medium<br />
(Fotografie) gestorben wäre, sondern,<br />
dass alle Medien suspekt geworden sind.<br />
Nicht die subjektiven Angelegenheiten<br />
von KünstlerInnen stehen auf dem Prüfst<strong>an</strong>d,<br />
sondern ihre Motivationen. Jetzt,<br />
wo wir wissen, dass Bilder bedeuten<br />
können, was immer jem<strong>an</strong>d sie bedeuten<br />
lassen will, vertrauen wir niem<strong>an</strong>dem<br />
mehr, besonders nicht uns selbst.“<br />
EXPORT will mit ihren Fotos, mit den<br />
Brüchen in ihren Bildern, bewusste<br />
Tr<strong>an</strong>sformationen möglich machen:<br />
Die Grenzen zwischen realer und möglicher<br />
Wirklichkeit sollen sich öffnen,<br />
eine bewusste Zwischenzone, die zwischen<br />
der Wirklichkeit und ihrem Abbild<br />
liegt, entstehen. Sie vertritt die Idee eines<br />
polyphonen, intermedialen, exp<strong>an</strong>siven<br />
Prozesses – inklusive einiger Dekonstruktionen<br />
natürlich.„Die Kunst erhält<br />
ihr zufolge die Aufgabe, die Regeln<br />
des Sozialen, genauer die strukturellen<br />
Gewaltformen gewöhnlicher und kollektiver<br />
Wahrnehmung, ausfindig zu machen<br />
und zu dekonstruieren“, schreibt<br />
Kurator Thomas Trummer im Augarten-<br />
Katalog. Noch eine Klammer zu den<br />
Körper-Perform<strong>an</strong>ces.<br />
Weiter Bogen. Die Ausstellung, die in die<br />
Sammlung Essl kommt, deckt die l<strong>an</strong>ge<br />
Schaffensperiode von 1965 bis heute ab.<br />
Generalkuratorin Caroline Bourgeois betonte,<br />
dass es schwierig sei, die Arbeiten<br />
EXPORTs nur <strong>an</strong> ihren Bildern zu messen,<br />
da sie vor allem eine Forscherin sei.„Ich<br />
hatte das Gefühl, meine künstlerischen<br />
Arbeiten in einen theoretischen Kontext<br />
bringen zu müssen, da dieser den Kontext<br />
des Denkens, des Lebens und weiterer<br />
Theorien ausmacht. Das Kunstwerk<br />
als solches ist nicht die Hauptsache,<br />
denn die Theorie verbindet in die heutige<br />
als auch in die verg<strong>an</strong>gene Zeit, in<br />
die Geschichte und in die Zukunft“, sagte<br />
VALIE EXPORT im Interview mit Elisabeth<br />
Lebovici. Die Werkschau arbeitet<br />
mit Hauptkategorien: Die Kategorie<br />
„Identität“ umfasst die ersten Werke,<br />
in denen sich EXPORT mit Sex und Geschlecht<br />
befasst und in einem Akt der<br />
Sabotage „Freud gegen Freud ausspielt“,<br />
wie Regis Michel im Katalog für die Ausstellung<br />
im Centre national de la photografie<br />
in Paris (2003) schreibt. Der Katalog<br />
wurde auch bei der Präsentation<br />
der Ausstellung im Centre Andaluz de<br />
Arte Contempor<strong>an</strong>eo, Sevilla (<strong>2004</strong>), im<br />
Mamco in Genf (<strong>2004</strong>) und auch jetzt<br />
im Londoner Camden arts center (<strong>2004</strong>)<br />
verwendet und tourt mit nach Klosterneuburg<br />
in die Sammlung Essl. Es folgt<br />
die Totalkunst der Perform<strong>an</strong>ces, die „die<br />
Grenzen zwischen künstlicher und natürlicher<br />
Realität, zwischen realer und<br />
möglicher Wirklichkeit, zwischen dem<br />
Produkt und den ProduzentInnen, zwischen<br />
dem Menschen und dem Objekt<br />
aufreißt“ (Katalog).„Exp<strong>an</strong>ded Movies“<br />
beschäftigen sich mit dem Thema „Feminismus<br />
und Gewalt“, zum Beispiel in einem<br />
Projekt zu Genitalverstümmelung.<br />
„Konzeptuelle Fotografie“ setzt sich mit<br />
dem „space-time-cut“ von Bildern und<br />
Images ausein<strong>an</strong>der. Was ist vor dem<br />
Bild, was nachher, was ist das eigentliche<br />
Bild? Bilder können im Raum-Zeit-<br />
Schnitt nur willkürlich ausein<strong>an</strong>dergehalten<br />
werden. Die Definitionen sind<br />
variabel.„Die Reorg<strong>an</strong>isierung von Information<br />
tritt auf“ (Katalog). Es folgen<br />
„Video Installationen und Filme“,„Körper-Konfigurationen“,<br />
die den kulturellen<br />
Körper-Code demaskieren sollen<br />
und „Zeichnungen“.<br />
VALIE EXPORT in dem Buch „Kunst<br />
machen? Gespräche und Essays“, herausgegeben<br />
von Sara Rogenhofer und<br />
Flori<strong>an</strong> Rötzer:„Die Gesellschaft hat den<br />
Schock heute so in sich aufgesogen und<br />
aufgef<strong>an</strong>gen, dass m<strong>an</strong> das kritische Bewusstsein<br />
nicht mehr auf die alte, dadaistische<br />
und happeningartige Weise<br />
freisetzen k<strong>an</strong>n.“ Also, auf ein Neues! ❚<br />
exportausstellung<br />
Sammlung Essl, An der Donau-Au 1,<br />
Klosterneuburg, T. 0800 232 800,<br />
www.SAMMLUNG-ESSL.AT, 10.2. bis<br />
10.4.<strong>2005</strong> Werkschau VALIE EXPORT,<br />
Di-So 10-19.00, Mi 10-21.00, 19-21.00<br />
freier Eintritt<br />
Atelier Augarten im Ambrosi<br />
Museum, 2., Scherzerg. 1a,<br />
T. 01/795 57-134, www.atelieraugarten.at,<br />
bis 20.2.<strong>2005</strong><br />
VALIE EXPORT:Serien, Di-So 10-18.00<br />
Studienraum in der Generali<br />
Foundation: Sammlung der Medien<br />
von und über VALIE EXPORT<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o : Fi l m a rc h i v Au s t r i a<br />
früheskino<br />
Das besondere <strong>an</strong> Asta Nielsen war<br />
die große Ausdruckskraft<br />
ihrer Körpersprache<br />
Infos zur Filmreihe: www.filmarchiv/at<br />
Kinothek Asta Nielsen: www.kinothek–<br />
asta–nielsen.de/<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Der unheimliche Blick<br />
Eine Filmreihe des Filmarchivs Austria nimmt sich im <strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong> der feministischen Seite<br />
des deutschen Stummfilms <strong>an</strong>. Von D<strong>an</strong>iela Fohn und Leni Wiebach<br />
Wenn in deutschen Kinosälen<br />
um 1910 die Lichter ausgingen<br />
und der Pi<strong>an</strong>ist zu spielen beg<strong>an</strong>n,<br />
best<strong>an</strong>d die Mehrheit<br />
des Publikums aus Frauen. Die<br />
Geschichten in Zelluloid umfassten<br />
zahlreiche Frauenthemen, die großteils<br />
aus dem Alltag gegriffen wurden. 1912<br />
entwickelte sich daraus ein eigenes<br />
Genre – das soziale Drama – in dem<br />
aus dem Leben von Dienstbotinnen, Arbeiterinnen,<br />
von Muttersorgen, Eheproblemen,<br />
Klassenverhältnissen und vielen<br />
<strong>an</strong>deren Problematiken erzählt<br />
wurde. Heide Schlüpm<strong>an</strong>n, Expertin<br />
auf dem Gebiet des wilhelminischen<br />
Kinos und Autorin der wissenschaftli-<br />
chen Studie „Die Unheimlichkeit des<br />
Blicks. Das Drama des frühen deutschen<br />
Kinos (1990)“, sieht im weiblichen Publikum<br />
ein starkes Element des sozialen<br />
Dramas:„Das Kino korrespondiert<br />
viel mehr mit dem Publikum als das<br />
Theater, weil Kino nicht inszeniert wird,<br />
sondern beobachtend ist. Auch weil ja<br />
mit Stummfilm begonnen wurde, war<br />
für die Frauen die Möglichkeit viel größer<br />
sich auszudrücken, durch Gebärden,<br />
Gestiken, eine Körpersprache.“<br />
Selbstbewusst. Im Zentrum der meisten<br />
Filme steht aber auch eine erste selbstbewusste<br />
Forderung nach Erotik, sexueller<br />
Lust, oft im Konflikt mit männli-<br />
chen Herrschafts<strong>an</strong>sprüchen. Wesentlich<br />
beeinflusst wurde das soziale Drama<br />
von den Schauspielerinnen Lissi<br />
Nebuschka, W<strong>an</strong>da Treum<strong>an</strong>n, Asta<br />
Nielsen und Henny Porten. Die beiden<br />
letzteren waren wohl die herausragendsten<br />
und ebenso berühmtesten,<br />
wobei beide Frauen g<strong>an</strong>z unterschiedliche<br />
Ausdrucksformen besaßen.<br />
Asta Nielsen. Asta Nielsen stammt aus<br />
ärmlichen Verhältnissen – sie wurde<br />
als Tochter einer Wäscherin in Kopenhagen<br />
geboren. Schon früh hatte sich<br />
Nielsen in den Kopf gesetzt, zum<br />
Theater zu gehen, sah sie doch darin<br />
die einzige Möglichkeit, all den Zorn
über eine ungerechte Gesellschaft<br />
und die Rolle von Frauen darin auszudrücken.<br />
Eine Tatsache, die ihr Spiel<br />
sicher umso authentischer machte.<br />
Ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden<br />
st<strong>an</strong>den einige Hindernisse im<br />
Weg, aber selbst eine frühe Mutterschaft<br />
konnte sie nicht dar<strong>an</strong> hindern,<br />
Unterricht am königlichen Theater<br />
Kopenhagen zu nehmen. Nach einer<br />
künstlerisch für sie wenig befriedigenden<br />
Theaterkarriere w<strong>an</strong>dte sie<br />
sich dem Film zu. Asta Nielsen wurde<br />
sozusagen über Nacht berühmt, ein<br />
Beispiel der sagenhaften „overnightcelebrity“.<br />
Sie verströmte eine unglaubliche<br />
Faszination, eigentlich wie<br />
kaum zuvor eine Schauspielerin des<br />
noch jungen Filmgenres. Greta Garbo<br />
sagte über sie: „In the visual interpretation,<br />
<strong>an</strong>d the abilities of expression<br />
<strong>an</strong>d tr<strong>an</strong>sformation, I’m a nobody<br />
compared to her.“ Auch Heide Schlüpm<strong>an</strong>n<br />
betont die große Wirkung der<br />
Schauspielerin: „Das besondere <strong>an</strong><br />
Asta Nielsen war die große Ausdruckskraft<br />
ihrer Körpersprache, das enorme<br />
Selbstbewusstsein, etwas Neues zu<br />
schaffen. Sie hat auch sehr viel nachgedacht,<br />
sie wählte ihre Kleidung<br />
selbst aus, die Stoffe, die Schnitte,<br />
weil sie damit ihren Körper auch inszenieren<br />
konnte.“ Sie hatte eine enorme<br />
Ausdruckskraft allein durch ihre<br />
Gestik und Mimik, durch ihre Blicke.<br />
Das ermöglichte ihr, alles was ihr wichtig<br />
war, ihre g<strong>an</strong>ze Person, mit ihrem<br />
Wesen und ihren Ideen massiv einfließen<br />
zu lassen und so ein g<strong>an</strong>zes Genre<br />
wesentlich zu beeinflussen. Asta Nielsen<br />
spielte für Befreiung, was sie jedoch<br />
einer gewissen Ambivalenz aussetzte.<br />
Auf der <strong>an</strong>deren Seite st<strong>an</strong>den<br />
nämlich die Blicke und Begehrlichkeiten<br />
der Männer, Nielsens „Ausgestellt<br />
Sein“, ihr Sich-selbst-zur-Schau-Stellen<br />
– gilt sie doch auch als Schöpferin der<br />
erotischen Ausdrucksform im Film.<br />
Henny Porten. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders die Ausdrucksform<br />
von Henny Porten: Im Gegensatz<br />
zu Nielsen lehnte sie Rollen<br />
als Prostituierte strikt ab. Mit ihrer immer<br />
weiten und sackartigen Kleidung<br />
verhüllte sie weitgehend ihre Körperkonturen.<br />
Sie verkörperte das Asexuelle.<br />
Besonders deutlich wird dies in einem<br />
ihrer wohl bek<strong>an</strong>ntesten Filme<br />
„Die Geier Wally“. Als sogen<strong>an</strong>nte klas-<br />
sische Brunhilde Figur konnte Henny<br />
Porten in ihren Rollen dem M<strong>an</strong>n somit<br />
gleichberechtigt entgegentreten,<br />
nicht nur, weil sie in ihren Rollen jeden<br />
Ausdruck von Liebe weit von sich<br />
fernhält. Was sie so <strong>an</strong>ziehend für<br />
ein Kinopublikum macht, begründet<br />
Schlüpm<strong>an</strong>n: „Als jeder Sexualität<br />
gänzlich entbehrende Person wurde<br />
sie zu einer fabelhaften Identifikationsfigur<br />
junger Mädchen.“ Die Liebe<br />
des Publikums zu Henny Porten hat allerdings<br />
auch mit dem falschen Gl<strong>an</strong>z<br />
des Starbilds und seiner verborgenen<br />
Geschichte zu tun. Über ihre Biografie<br />
ist nämlich wenig bek<strong>an</strong>nt. 1890 geboren,<br />
machte sie ihre ersten filmischen<br />
Erfahrungen bereits 1906. Zehn<br />
Jahre später waren ihre Filme Kassenschlager.<br />
Sie gründete eine eigene<br />
Produktionsfirma, die aber bald b<strong>an</strong>krott<br />
ging.<br />
Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus<br />
erhielt sie kaum mehr<br />
Angebote, da sie sich weigerte, ihren<br />
jüdischen M<strong>an</strong>n zu verlassen. 1953 ging<br />
sie in die neugegründete DDR, wo sie<br />
mehrere Film<strong>an</strong>gebote erhielt, bevor<br />
sie 1960 völlig verarmt starb.<br />
Wiederentdeckt. Die Filmreihe „Statt Sittlichkeit<br />
finden wir Sinnlichkeit. Die<br />
Subversion der Geschlechter im Wilhelminischen<br />
Kino“ im Wiener Filmarchiv<br />
(14.1. - 2.2.), bei dem Heide Schlüpm<strong>an</strong>n<br />
neben Karola Gram<strong>an</strong>n von der<br />
Kinothek Asta Nielsen (Fr<strong>an</strong>kfurt am<br />
Main) selbst kuratorisch tätig war,<br />
zeigt nun ausgewählte Filme aus den<br />
Jahren 1909 bis 1918. Erst Ende der<br />
1980er Jahre wurde ein Großteil dieser<br />
Filme wiederentdeckt und in intensiver<br />
Kleinarbeit restauriert. Eine besondere<br />
Stellung im Programm kommt<br />
auch dem Regisseur Fr<strong>an</strong>z Hofer zu,<br />
der seinerzeit so berühmt war, dass<br />
mit seinem Namen geworben wurde.<br />
„Die Arbeitsteilung zwischen Regisseur,<br />
Produzent und Drehbuchautor<br />
war nicht so ausgefeilt wie heute. Es<br />
wurde sehr frei gedreht, also von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> improvisiert und von daher<br />
konnten und mussten die Schauspielerinnen<br />
ihre g<strong>an</strong>z eigene Geschichte erzählen“,<br />
erklärt Schlüpm<strong>an</strong>n. Fr<strong>an</strong>z Hofer<br />
erk<strong>an</strong>nte diese Potenziale des Kinos<br />
für Frauen und Geschlechterverhältnisse<br />
und setzte sie mit seinen Filmen<br />
wirkungsvoll um. ❚<br />
lesben.nest<br />
Anahita<br />
Wein-Nacht!<br />
kinofrühes<br />
„Guten Morgen, Mama. Wie viele Tage sind’s denn noch?“ –<br />
Große Göttin! Nun zeigt die Kalendra erst Mitte November<br />
und dieser lästige kleine Weihnachtsf<strong>an</strong>atiker k<strong>an</strong>n es schon<br />
nicht mehr erwarten! Wie ich solch unnötig wiederkehrende<br />
Feste hasse. Zu meinem Glück wird das f<strong>an</strong>atische Christkindlein<br />
fristgerecht zum Herrn Papa geschickt, um dort eine<br />
klassische Bescherung serviert zu bekommen. Es sei ihm von<br />
Herzen vergönnt, denn meine eigene Kindheit war im Vergleich<br />
dazu von linksliberalen Alternativfeiern begleitet:<br />
Im atheistischen Haushalt wurde <strong>an</strong>stelle von Weihnachten<br />
das „Fest der Liebe“ gefeiert (mit Bert Brecht Gedichten und<br />
der Internationalen...) – der Christbaum war ein liebevoll<br />
geschmückter „Friedensbaum“, <strong>an</strong> dessen Spitze kein Stern,<br />
sondern eine kleine weiße Friedenstaube steckte. Also müsste<br />
ich heute, um die Tradition zu verfeinern, eigentlich die<br />
„Stille Nacht“ mit einem hell erleuchteten Gendermainstreaming-Baum<br />
mit rosa und lila Schleifchen sowie einer prachtvollen<br />
Doppelaxt on the top zelebrieren. Für mich allein klingt<br />
das alles ja sehr verlockend – aber fraglich, ob sich mein Kind<br />
darüber freuen würde. Auch stelle ich mir gerne vor, die<br />
WEINacht im Frauenkreis mit ein paar guten Gläschen Glühendem<br />
zu feiern. Wir hören Anti-WeihnACH!tslieder, t<strong>an</strong>zen<br />
dazu ein paar Runden (B)auch und benehmen uns so richtig<br />
schön unweihnachtlich. Bisher scheiterte die Durchführung<br />
meines Wunschged<strong>an</strong>kens dar<strong>an</strong>, dass die Frauen, mit denen<br />
ich solche Gelage besonders gerne ver<strong>an</strong>staltet hätte, just <strong>an</strong><br />
diesem Termin grad <strong>an</strong>derweitige Verpflichtungen hatten.<br />
Die Mädels, die <strong>an</strong>sonsten öfters mit mir ne Nacht durchmachen,<br />
sind schon bei so einem „geilen Gay-XXX-mas-Event“...<br />
also geb ich es auf, eine ketzerische Lesben-Wein-Nacht feiern<br />
zu wollen und bleibe dabei, meine Feiern auf zwei Mal<br />
im Jahr zu beschränken: am 30. 4. (Belt<strong>an</strong>e) und 31. 10 zu<br />
Samhain wird so richtig magisch-hexisch zelebriert – auf<br />
weibliche Weise! Aber das ist schon wieder eine völlig<br />
<strong>an</strong>dere Geschichte...<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Je<strong>an</strong> Grae: „This Week“<br />
www.je<strong>an</strong>-grae.com<br />
Pyr<strong>an</strong>ja: „Frauen & Technik“<br />
www.pyr<strong>an</strong>ja.de<br />
Estelle: „The 18th Day“<br />
www.estellemusic.com<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Rap Game<br />
Berlin - London - New York. Die drei Metropolen haben etwas gemeinsam:<br />
Exzellente Neuerscheinungen herausragender HipHopperinnen,<br />
probegehört von Vina Yun<br />
„Fuck the rap game. Fuck the boys<br />
club mentality that they have <strong>an</strong>d<br />
the vision they lack.“ Je<strong>an</strong> Grae<br />
machte auf www.allhiphop.com<br />
ihrem Ärger über das männliche<br />
HipHop-Business ordentlich Luft. Obwohl<br />
die New Yorkerin als eine der besten<br />
weiblichen MCs in den USA geh<strong>an</strong>delt<br />
und mit Lorbeeren nur so überschüttet<br />
wird, k<strong>an</strong>n sich Grae auf keine ökonomische<br />
Basis verlassen – egal wie sehr ihr<br />
Debütalbum „Attack Of The Attacking<br />
Things“ (2002) und die „Bootleg Of The<br />
Bootleg“-EP vom Vorjahr gelobt wurden.<br />
Tatsächlich wird dieser Dame außerhalb<br />
InsiderInnen-Klüngel noch viel zu wenig<br />
Aufmerksamkeit zuteil. Einigen dürfte sie<br />
noch als What?What? bek<strong>an</strong>nt sein (u.a.<br />
Kooperationen mit Herbaliser), ihre unzähligen<br />
Gastauftritte haben Je<strong>an</strong> Grae –<br />
ben<strong>an</strong>nt nach der Heldin Je<strong>an</strong> Grey aus<br />
dem Marvel-Comic „X-Men“ – gar den Titel<br />
„Cameo Queen“ eingebracht.Wo immer<br />
sie ihre softe, klare Stimme erhebt,<br />
hinterlässt sie mit ihren abstrakt-komplexen<br />
Rhymes und ihrem unnachahmbar<br />
präzisen Flow nachhaltigen Eindruck. So<br />
m<strong>an</strong>che Gl<strong>an</strong>zlichter ihres neuen Album<br />
„This Week“ (Orchestral/Babygr<strong>an</strong>de/<br />
CNR), wie etwa „Supa Luv“ mit den hochgepitchten<br />
70ies-Soul-Vocals, der Party-<br />
Track „You Don’t W<strong>an</strong>t It“ oder „P.S.“, hätten<br />
zweifelsohne das Zeug, sie aus dem<br />
HipHop-Underground endlich in den<br />
Mainstream zu katapultieren.„It’s not<br />
easy just to come across a girl like Je<strong>an</strong>“,<br />
rappt sie und wahrlich, eine solche MC<br />
with Attitude findet m<strong>an</strong> nicht alle Tage.<br />
Auch Pyr<strong>an</strong>ja, einst eines der Aushängeschilder<br />
in Sachen „Female Rap“<br />
made in Germ<strong>an</strong>y schlägt wieder zu:<br />
ein neues Album mit dem provok<strong>an</strong>ten<br />
Titel „Frauen & Technik“ (Pyr<strong>an</strong>ja Records/Groove<br />
Attack), eigenes Plattenlabel,<br />
d<strong>an</strong>eben noch ein Longplayer mit<br />
ihren Freunden von Ostblokk und eine<br />
Filmrolle im HipHop-Movie „Status Yo“.<br />
Soviel Präsenz war der 25-jährigen<br />
Wahlberlinerin bei ihrem Debüt „Wurzeln<br />
und Flügel“ nicht vergönnt. Kurz<br />
vor der Veröffentlichung machte ihr<br />
Label Def Jam Germ<strong>an</strong>y praktisch über<br />
Nacht dicht und setzte die gesignten<br />
KünstlerInnen vor die Tür. Pyr<strong>an</strong>ja gründete<br />
daraufhin kurzerh<strong>an</strong>d ihr eigenes<br />
Business. Als willensstark und entschlossen<br />
kennen wir Pyr<strong>an</strong>ja schon<br />
seit der EP „Im Kreis“. Em<strong>an</strong>zipiert ja –<br />
„Feminismus“ gehört allerdings nicht<br />
unbedingt zu Pyr<strong>an</strong>jas Vokabular. Muss<br />
es eigentlich auch nicht, denn wie sie<br />
schon einst im Track „Fremdkörper“ klar<br />
gemacht hat, ist sich Pyr<strong>an</strong>ja trotz aller<br />
Gender-verneinenden Antworten auf<br />
Fragen zu „Frauenrap“ des herrschenden<br />
Titten&Ärsche-Machismus bewusst.<br />
Ihre Strategie: tougher sein als der Rest<br />
da draußen:„Ich mess’ mich nicht mit<br />
Jungs, ich mach den Männern Konkurrenz“.<br />
Kompromisslose Härte legt Pyr<strong>an</strong>ja<br />
auch bei ihren Geschlechtsgenossinnen<br />
<strong>an</strong>, denn „Ich geb ‘nen Fick auf<br />
euch peinliche Tussis/<strong>an</strong> alle Typen, die<br />
mich mögen, leckt meine Pussy“ – wenn<br />
allerdings Donna Summers Disco-Hit<br />
„Bad Girls“ im Hintergrund tönt, dürfte<br />
die Ironie-Keule nicht weit entfernt<br />
sein.<br />
Geboren am 18. Oktober, beschloss<br />
Estelle <strong>an</strong> ihrem 18. Geburtstag, eine<br />
Karriere als Rapperin einzuschlagen. Zuvor<br />
jobbte sie im HipHop-Plattenladen<br />
Deal Real in Soho, London und schrieb<br />
für die Urb<strong>an</strong>-Website darkerth<strong>an</strong>blue.<br />
Getreu dem Motto „this is a business, so<br />
get educated about it“ schlug Estelle einen<br />
Deal mit BMG aus und signte lieber<br />
bei V2, wo sie ihre künstlerischen Freiheiten<br />
gewährleistet sah. D<strong>an</strong>eben startete<br />
sie ihr eigenes Label Stellarents<br />
und veröffentlichte unter <strong>an</strong>derem die<br />
superbe „Da Heat“-Mixtape-Serie. Auch<br />
auf ihrem Debütalbum stellt die Londonerin<br />
neben ihren Skills als Rapperin ihre<br />
Qualitäten als Sängerin unter Beweis,<br />
weswegen sie schon mal mit Lauryn Hill<br />
verglichen wird. Andere wiederum wollen<br />
Estelle in direkter Konkurrenz zu Ms.<br />
Dynamitee sehen – davon will Estelle<br />
aber nichts wissen. Ihr Debüt „The 18th<br />
Day“ (V2/Rough Trade) ist ein HipHop-<br />
Album mit jeder Menge Nahrung für die<br />
Seele, gewonnen aus Gospel und Motown<br />
– so könnten für die Feel-Good-Single<br />
„Free“ die Jackson Five stolz Pate gest<strong>an</strong>den<br />
haben. Optimismus und Überlebenswille<br />
sprechen auch aus dem Track „1980“,<br />
in dem Estelle ihre Erinnerungen <strong>an</strong> eine<br />
in Armut verbrachte Kindheit in den 80er<br />
Jahren in Westlondon festhält:„They say<br />
that every-thing you go through in life is<br />
what you become/If that’s the case I’m<br />
becoming number one“. Wir wünschen<br />
uns nichts <strong>an</strong>deres. ❚
Virtuelle Wesen<br />
Was <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen so lesen...<br />
L<strong>an</strong>ge gepl<strong>an</strong>t und doch immer wieder verschoben, kommen sie nun: Rezensionen<br />
unserer Lieblingsbücher, die wir euch wärmstens empfehlen wollen.<br />
Nun lese ich es schon wieder! Mein Lieblingsbuch<br />
ist ein Buch, das jedes Mal <strong>an</strong>ders<br />
ausschaut. Je nach seelischem Zust<strong>an</strong>d<br />
springen mir <strong>an</strong>dere Textpassagen<br />
ins Auge, bei denen mir der Mund offen<br />
steht. Das Buch lebt sozusagen.Was gar<br />
nicht sein k<strong>an</strong>n, aber gestern Abend<br />
schon wieder passiert ist. Bei meinem<br />
Lieblingsbuch h<strong>an</strong>delt es sich um Marge<br />
Piercys „Frau am Abgrund der Zeit/Wom<strong>an</strong><br />
at the edge of time“, einer „Social<br />
F<strong>an</strong>tasy“. Die in den USA lebende Chic<strong>an</strong>a<br />
Consuelo pendelt zwischen der gewaltigen,<br />
gewalttätigen Realität der Psychiatrie<br />
und einer <strong>an</strong>deren, zukünftigen<br />
Welt, für die das Codewort NINO steht<br />
(„Nonsense in, Nonsense out“ – auch der<br />
Name meines leider schon verstorbenen<br />
Hundes!). Diese Utopie-Welt gefällt Consuelo<br />
aber auch nicht hundertprozentig.<br />
Gestern spr<strong>an</strong>g mir nun plötzlich der<br />
Satz ins Auge:„Sie hasste sie, die s<strong>an</strong>ften<br />
Retortenmonster der Zukunft, die ohne<br />
Schmerzen geboren wurden, bunt wie<br />
ein Wurf junger Hunde, ohne die Wundmale<br />
von Rasse und Geschlecht.“ Ich<br />
könnte schwören, dass dieser Satz das<br />
letzte Mal noch nicht da war!<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Marge Piercy: Frau am Abgrund der Zeit.<br />
Argument/Zweite Reihe 1996, Euro 10,50<br />
Lebendige Tote<br />
Dort, wo österreichische Pensionsgäste<br />
jährlich zusammenkommen zum Schifahren<br />
und um ein Stück Heimat zu erfahren,<br />
in den Bergketten der Alpen g<strong>an</strong>z<br />
in der Nähe des begehrten Edelweiß, wo<br />
viele Kulturträger,Tradition aber auch<br />
Konsumenten strengen Richtlinien un-<br />
terworfen sind und oft als rechtskonservativ<br />
bis -extrem zu bezeichnen sind,<br />
versuchen drei lebende Tote gegen Geschichtsverdrängung<br />
und Vergessenheit<br />
<strong>an</strong>zukämpfen und ins reale Leben<br />
zurückzukehren.<br />
Insbesondere mit einer weiblichen<br />
Figur k<strong>an</strong>n ich mich als Leserin identifizieren:<br />
Hier entlädt sich feministische<br />
Wut, Hass aus tiefster Überzeugung, Ärger<br />
über das, wie Menschen so sind. Ein<br />
kleiner Komplexler träumt beispielsweise<br />
sein g<strong>an</strong>zes Leben davon, der größte<br />
Bundesk<strong>an</strong>zler Österreichs zu sein. Frau<br />
hat beinahe Lust, ihn zu ermorden, ihm<br />
zumindest auf die Brille zu treten.<br />
Zoraida Nieto<br />
Elfriede Jelinek: Die Kinder der Toten.<br />
Rowohlt Taschenbuch, Euro 9,90 (D)<br />
Die schönen Bilder<br />
„Mama, warum ist m<strong>an</strong> auf der Welt?“<br />
fragt Catherine eines Abends ihre Mutter.<br />
Die reiche, schöne Laurence weiß keine<br />
Antwort darauf.„Die Menschen sind<br />
da, um ein<strong>an</strong>der glücklich zu machen“,<br />
sagt sie einer Eingebung folgend.„Aber<br />
die Menschen, die nicht glücklich sind,<br />
warum sind die da?“ Simone de Beauvoirs<br />
„Die Welt der schönen Bilder“ spiegelt<br />
die Welt der Neureichen im Paris der<br />
1960er Jahre wider. Oberflächlich und<br />
ästhetisch wie ein Werbespot plätschert<br />
das Leben dahin. Bel<strong>an</strong>gloses Politisieren,<br />
gleichmütige Plaudereien umrahmen<br />
die Treffen mit Freunden. Catherines Frage<br />
stürzt Laurence in eine tiefe Sinnkrise,<br />
die bei ihrer Familie auf wenig Verständnis<br />
stößt. Bis heute – vierzig Jahre später<br />
– hat diese Erzählung beängstigende<br />
Gültigkeit: Die Oberflächlichkeit hat<br />
längst auf die gesamte westliche Gesell-<br />
schaft übergegriffen, wir leben in einer<br />
Welt der sinnentleerten, „schönen“ Medienbilder,<br />
meist ohne Bezug zur eigenen<br />
Realität. Simone de Beauvoir <strong>an</strong>imierte<br />
immer wieder zu polarisierenden Aussagen<br />
über ihr Werk und ihre Person. In der<br />
Öffentlichkeit oft missverst<strong>an</strong>den und<br />
diffamiert, bleibt sie für mich persönlich<br />
eine der größten Autorinnen des 20.<br />
Jahrhunderts.<br />
D<strong>an</strong>iela Fohn<br />
Simone de Beauvoir: Die Welt der schönen Bilder.<br />
Rowohlt Taschenbuch 2001, Euro 5,90 (D)<br />
Dorf_gemein_schaft<br />
„Auf dem L<strong>an</strong>d ist es schön“ beginnt<br />
Stef<strong>an</strong>ie Holzer ihren Rom<strong>an</strong>, um auf<br />
den restlichen 160 Seiten stilistisch eindrucksvoll<br />
den Gegenbeweis <strong>an</strong>zutreten.<br />
Gumping ist eine oberösterreichische<br />
Gemeinde, die – trotz genauer<br />
geografischer Beschreibung – nicht<br />
und nicht auf der L<strong>an</strong>dkarte ausfindig<br />
zu machen ist.<br />
In Wirklichkeit ist Gumping aber<br />
sowieso überall, ein Dorf wie jedes <strong>an</strong>dere.<br />
Die BewohnerInnen oder „die Insassen“,<br />
wie sie Stef<strong>an</strong>ie Holzer nennt,<br />
sind dabei fast von nachr<strong>an</strong>giger Bedeutung,<br />
ob sie nun „Obermeierin“,<br />
„Seppl“ oder „Res“ heißen.<br />
Lakonisch-sarkastisch wird das<br />
tragikbehaftete Leben im Dorf beschrieben,<br />
wo bisweilen die Dorfgemeinschaft<br />
mehr Gemeinheit als Gemeinschaft<br />
schafft. Eine ungeheuer komische<br />
Dorfbeschreibung aus der gnadenlosen<br />
Sicht einer Städterin.<br />
Bibi Klein<br />
Stef<strong>an</strong>ie Holzer: Gumping.<br />
Deuticke 1994, M<strong>an</strong>delbaum <strong>2004</strong>, Euro 14,90 (Ö)<br />
lese.zeichen<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Tiefe Wasser<br />
Ein Lieblingsbuch auszuwählen ist gar<br />
nicht so einfach, aber ich habe eine Lieblingsautorin:<br />
die Schwedin Kerstin Ekm<strong>an</strong>.<br />
Eigentlich bestehen meine Lieblingsbücher<br />
aus ihrer Rom<strong>an</strong>tetralogie<br />
„Die Frauen und die Stadt“ oder ihre Trilogie<br />
„Wolfshaut“. Doch die würden hier<br />
den Rahmen sprengen. Sehr viele ihrer<br />
Themen, Motive und Milieus finden sich<br />
aber auch in „Geschehnisse am Wasser“<br />
verdichtet wieder. Eine junge Frau<br />
kommt <strong>an</strong> einem Mittsommerabend in<br />
den 1970er Jahren in einen entlegenen<br />
Ort im schwedischen Fjäll. Auf einer Alm<br />
will sie mit ihrer kleinen Tochter in einer<br />
Kommune leben. Die Fremde wird im<br />
Dorf misstrauisch empf<strong>an</strong>gen und d<strong>an</strong>n<br />
auch noch Zeugin eines Verbrechens.<br />
Zw<strong>an</strong>zig Jahre später kommen diese Ereignisse<br />
wieder <strong>an</strong> die Oberfläche und<br />
finden ihre Aufklärung sowie ein dramatisches<br />
Ende. Ekm<strong>an</strong>s Erzählweise bezaubert.<br />
Auch in der Übersetzung überzeugen<br />
ihre Natur- und Menschenschilderungen.<br />
Dabei verbindet der Rom<strong>an</strong> so<br />
vieles: eine Krimih<strong>an</strong>dlung ist eingebettet<br />
in eine Milieuschilderung des schwedischen<br />
Nordens. Komplexe Beziehungen<br />
der ProtagonistInnen, verschiedene<br />
Erzählebenen und -stränge machen daraus<br />
ein besonderes Leseerlebnis.<br />
Eva Steinheimer<br />
Kerstin Ekm<strong>an</strong>: Geschehnisse am Wasser.<br />
Aus dem Schwedischen von Hedwig M. Binder.<br />
Bertelm<strong>an</strong>n Taschenbuch 2002. Euro 10,- (D)<br />
Die Seherin<br />
Ich gehöre zu jenen Leserinnen, für die<br />
Bücher meist mehr sind als bloß Leselektüre:<br />
Ich streiche <strong>an</strong>, was ich nicht vergessen<br />
will, mach mir Notizen, wenn<br />
mich Passagen besonders beschäftigen.<br />
Je <strong>an</strong>gekritzelter ein Buch ist, desto wichtiger<br />
ist es mir – gemessen dar<strong>an</strong> ist<br />
Christa Wolfs „Kass<strong>an</strong>dra“ eine Spitzenreiterin.<br />
Kurz vor ihrem Tod erinnert sich<br />
die Seherin <strong>an</strong> ihr Leben, nicht in chronologischer<br />
Reihenfolge, sondern im Wechsel<br />
zwischen Kindheitserfahrungen und<br />
solchen, die sie vor wenigen Stunden gemacht<br />
hat. Und trotzdem ist der innere<br />
Monolog vom ersten bis zum letzten<br />
Wort aus einem Guss. Aus diesem Buch<br />
stammen einige der erschütterndsten<br />
und einige der wunderbarsten Sätze, die<br />
ich kenne,Worte, die g<strong>an</strong>ze Welten in<br />
sich tragen:„W<strong>an</strong>n Krieg beginnt, das<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wissen, aber w<strong>an</strong>n beginnt<br />
der Vorkrieg.“oder „ Wir sagten uns kaum<br />
mehr als unsre Namen, ein schöneres<br />
Liebesgedicht hatte ich nie gehört.“ Christa<br />
Wolfs Kass<strong>an</strong>dra ist eine Frau, die ihres<br />
Geschlechts wegens zwar Priesterin,<br />
aber kein Orakel sein durfte. Die als<br />
Mädchen, wie alle Mädchen nach der ersten<br />
Blutung, von fremden Männer rituell<br />
entjungfert werden sollte – und sich<br />
erfolgreich dagegen wehrte. Die sich<br />
auch gegen die Vergewaltigung durch einen<br />
Soldaten wehrte – diesmal erfolglos.<br />
Kass<strong>an</strong>dra war eine Seherin, der niem<strong>an</strong>d<br />
glaubte. Historie und Mythen erzählen<br />
vom Unterg<strong>an</strong>g Trojas, einem<br />
Reich mutiger Männer. Aber hier stehen<br />
nicht die Heldentaten im Mittelpunkt,<br />
sondern das Sterben der Hoffnungen:<br />
„Gegen eine Zeit, die Helden braucht,<br />
richten wir nichts aus...“<br />
Gabi Horak<br />
Christa Wolf: Kass<strong>an</strong>dra.<br />
Luchterh<strong>an</strong>d <strong>2004</strong>, Euro 7,80 (Ö)<br />
Mit einem Blick von unten<br />
Als Kleinwüchsige bleibt Trudi Montag<br />
Zeit ihres Lebens eine Außenseiterin, es<br />
gibt nur wenige Momente, in denen sie<br />
ihr Anderssein akzeptiert. Aufgewachsen<br />
während der Nazizeit in Burgdorf, einer<br />
kleinen Stadt am Rhein, dringt sie unbeachtet<br />
in die Lebenswelten der StadtbewohnerInnen<br />
ein. Sie erfährt Geschichten<br />
und Geheimnisse, blickt unter ihre<br />
Oberfläche, kennt die Unterströmungen,<br />
Strudel, die verborgenen Felsen. Aus ihrer<br />
Perspektive wird Zeitgeschichte lebendig:<br />
Bek<strong>an</strong>nte werden zu Nazi-MitläuferInnen<br />
und -TäterInnen, NachbarInnen<br />
riskieren unerwartet ihr Leben, werden<br />
HeldInnen.Während des Lesens liebe, leide<br />
und hasse ich mit Trudi Montag. Bis<br />
zur letzten Seite wünscht sich mein hoffnungslos<br />
rom<strong>an</strong>tisches Ich – während<br />
der kalten Jahreszeit ist es besonders<br />
ausgeprägt –, dass sie sich mit ihrem Körper<br />
aussöhnt und stolz auf ihre Taten ist.<br />
Svenja Häfner<br />
Ursula Hegi: Die Andere.<br />
Rowohlt Taschenbuch 1999, Euro 10,80<br />
Schmutzige Wäsche<br />
Nur EIN Lieblingsbuch? Nur EINE Autorin?<br />
Nun, in die Ruth-Rendell-alias-Barbara-Vine-Kiste<br />
gegriffen. Sie ist eine der<br />
produktivsten Autorinnen, der es zudem<br />
gelingt, sowohl ein hohes inhaltliches als<br />
auch sprachliches Niveau aufrecht zu erhalten.<br />
So auch in „Adam <strong>an</strong>d Eve <strong>an</strong>d<br />
Pinch me“.<br />
Mehrere Personen und Begebenheiten<br />
laufen nach und nach zu einem<br />
Str<strong>an</strong>g zusammen: Drei Frauen, die zur<br />
selben Zeit mit dem selben M<strong>an</strong>n, Jock-<br />
Jeff-Jerry, liiert waren, erhalten die Nachricht,<br />
dass dieser bei einem Zugsunglück<br />
umgekommen ist. Er taucht wieder auf,<br />
wäscht viel „schmutzige Wäsche“ und ist<br />
schließlich wirklich tot.<br />
Eine der Frauen, Zillah, nimmt den<br />
Heirats<strong>an</strong>trag des Homosexuellen Jim<br />
<strong>an</strong>, damit dieser den „normalen“ Schein
wahren und seine Politikerkarriere weiter<br />
verfolgen k<strong>an</strong>n – Einblicke in die Strukturen<br />
konservativer Politik und die britische<br />
Medienwelt, sowie deren Einfluss auf<br />
das Privatleben von PolitikerInnen.<br />
Eine der sp<strong>an</strong>nendsten Figuren ist<br />
übrigens Minty: In einer Reinigung bügelt<br />
sie Tag für Tag T-Shirts, sie zieht sich<br />
drei Mal täglich um und desinfiziert sogar<br />
ihr Essbesteck. Für einen ihrer größten<br />
Wünsche, eine Dusche, fehlt das<br />
Geld. Fast möchte frau glauben, Ruth<br />
Rendell sei selbst von Waschzw<strong>an</strong>g und<br />
Par<strong>an</strong>oia „heimgesucht“ worden, so genau<br />
und klar ist die Ged<strong>an</strong>ken- und Lebenswelt<br />
dieser Frau – nachvollziehbarer<br />
als in jedem Psychologie-Lehrbuch.<br />
Und – whos dunn it? Die Antwort:<br />
wie immer überraschend.<br />
Petra Öllinger<br />
Ruth Rendell. Adam <strong>an</strong>d Eve <strong>an</strong>d Pinch me.<br />
Arrow Books 2002, Euro 12,30<br />
Die Suche nach dem ICH<br />
Sätze, die ich als Fünfjährige kaum entziffern,<br />
aber trotzdem „lesen“ konnte – weil<br />
so oft vorgelesen, dass sie auch heute<br />
noch vertraut klingen:„Auf der bunten<br />
Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren,<br />
w<strong>an</strong>dert unter grünen Halmen, w<strong>an</strong>dert<br />
unter Schierlingspalmen, freut sich,<br />
dass die Vögel singen, freut sich <strong>an</strong> den<br />
Schmetterlingen, freut sich, dass sich`s<br />
freuen k<strong>an</strong>n. Aber d<strong>an</strong>n...“<br />
Ja, d<strong>an</strong>n beginnt die Geschichte von<br />
dem namenslosen, bunten Wesen, das<br />
über die Wiese w<strong>an</strong>dert, zuerst glücklich<br />
und zufrieden. Erst als der Frosch auf den<br />
fehlenden Namen aufmerksam macht,<br />
beginnt die Suche nach der Zugehörigkeit,<br />
nach einer Identität und es wird immer<br />
trauriger, weil es nirgends so richtig<br />
dazugehört – nicht zu den Pferden, nicht<br />
zu den Fischen, nicht zu den Papageien.<br />
Bis es schließlich dahinter kommt, dass<br />
es einfach gut ist, so zu sein, wie es ist.<br />
Eine lohnende Erkenntnis auch für Fünfjährige<br />
– egal, ob sie nun schüchtern sind<br />
und eine unglaublich dicke Brille tragen,<br />
oder unter <strong>an</strong>deren Dingen „leiden“ –<br />
ich bin ich!<br />
Martina Madner<br />
Mira Lobe: Das kleine Ich Bin Ich.<br />
Jungbrunnen 1972. Euro 13,40 Euro<br />
Ronja, nicht Pippi<br />
„In der Nacht als Ronja geboren wurde,<br />
rollte der Donner über die Berge, ja, es<br />
war eine Gewitternacht, dass sich selbst<br />
alle Unholde die im Mattiswald hausten,<br />
erschrocken in ihre Höhlen und Schlupfwinkel<br />
verkrochen.“ So beginnt es, mein<br />
erstes Buch, das gleichzeitig auch mein<br />
liebstes wurde.<br />
Wie gern wäre ich selbst in jener Gewitternacht<br />
geboren. Als Gute Nacht<br />
Gruß hätte ich das Wolfslied vorgesungen<br />
bekommen. Nur vor den Wilddruden,<br />
grausige Vögel mit Menschenköpfen, die<br />
mit Gekreisch um die Mattisburg flogen,<br />
fürchtete ich mich. Ich wollte immer Ronja<br />
sein, nie Pippi. Pippi L<strong>an</strong>gstrumpf – die<br />
ewig Fröhliche, die nie vor etwas Angst<br />
hat, nie etwas falsch macht. Das hat mich<br />
erschreckt und sie, obwohl ich das Buch<br />
mag, von mir ferngehalten. Ronja ist viel<br />
interess<strong>an</strong>ter, eigentlich auch stärker, vielleicht<br />
weil sie trotz oder gerade wegen ihrer<br />
Angst und Fehler ein unendlich mutiges,<br />
kluges Mädchen ist.<br />
Leni Wiebach<br />
Astrid Lindgren: Ronja Räubertochter.<br />
Oettinger 1982, Euro 12,90 (D)<br />
Irrlauf im Kopf<br />
Hertha Müller beschreibt ein Leben in der<br />
rumänischen Diktatur: Ihre Kindheit in<br />
dem deutschsprachigen Dorf, den Umzug<br />
in die Stadt, die Repressalien durch den<br />
Geheimdienst unter Ceauscescu. In erster<br />
Linie aber berichtet sie vom Schreiben:<br />
Wie Sprache verwendet wird,Wörter wirken.<br />
Sprache als Instrument der Unterdrückung<br />
und des Widerst<strong>an</strong>ds. Die Qualität<br />
eines Textes, zeige sich, wenn es „zu<br />
einem stummen Irrlauf im Kopf“ kommt.<br />
Und genau diesen lösen ihre Sätze aus.<br />
Jeder einzelne „mündet im Kopf dorthin,<br />
wo das, was er auslöst, <strong>an</strong>ders mit sich<br />
spricht als in Worten“.<br />
„Der König verneigt sich und tötet“<br />
ist ein sprachliches Kunstwerk, bei dem<br />
nicht nur das Ende einer Geschichte, sondern<br />
das eines jeden Satzes mit Sp<strong>an</strong>nung<br />
erwartet werden k<strong>an</strong>n.<br />
Paula Bolyos<br />
Herta Müller: Der König verneigt sich und tötet.<br />
H<strong>an</strong>ser 2003, Euro 18,40<br />
neu.l<strong>an</strong>d<br />
Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />
Before Celebration<br />
lese.zeichen<br />
Ein neues Jahr kommt. Aber nicht irgendeins. Das große Jubiläumsjahr.<br />
Das Jahr <strong>2005</strong>. Wer feiert was? Wer inszeniert<br />
sich? Celebrating itself. Sechzig Jahre werden in fünfzig<br />
Jahre übergehen. In fünfzig Jahren untergehen. Ein mathematisches<br />
Wunder. Im Lotto-L<strong>an</strong>d ist alles möglich. Und<br />
weil alles möglich ist, ist es auch nicht unmöglich, mit dem<br />
Begriff „Befreiung“ zu spielen und sich befreiend von der<br />
Entnazifizierung zu befreien. Nach dem Motto: so good, so<br />
far, so what!<br />
Und deshalb, wie eine Art Hausaufgabe, die ich zwar persönlich<br />
nicht brauche, schreibe ich trotzdem sechzig Mal<br />
für jedes dieser sechzig Jahre:<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />
Entnazifizierung.<br />
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Entnazifizierung nie<br />
stattgefunden hat. Und viele ihre Hausaufgaben nicht gemacht<br />
haben.<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
Fo t o s : Pe t ra Ö l l i n g e r ge.sehen<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Früh übt sich...<br />
Damit aus Hänschen und Gretchen einmal ein gst<strong>an</strong>dener H<strong>an</strong>s und eine brave Grete wird,<br />
schwört sie die Spielzeugindustrie auf Geschlechterstereotypen ein. Von Petra Öllinger<br />
Elfi weigert sich, ihrer Tochter<br />
Lena ein Kleid <strong>an</strong>zuziehen. Jedes<br />
Drängen in ein Rollenklischee<br />
soll vermieden werden,<br />
dazu zählt auch: Nur Hosen für<br />
Lena. Letztens ist Lena in einem Kleid<br />
aufgetaucht. Es sei unmöglich gewesen,<br />
die Hosen-Tour durchzuziehen, so<br />
Elfi, im Kindergarten tragen plötzlich alle<br />
Mädchen Kleid oder Rock. „In Rosa,<br />
mit Hasen und Bären drauf!“ Igitt!<br />
Es scheint recht schwierig, die Kleinen<br />
vor Rollenklischees zu bewahren.<br />
Dabei gibt es noch viel perfidere Methoden<br />
als offensichtliche Kleidchenund<br />
Röckchen-Auferstehung. Da legt<br />
Frau gemütlich die Füße hoch und<br />
zappt zwischen Biber-Brüder, Rosarotem<br />
P<strong>an</strong>ther und Spongebob ein bisschen<br />
hin und her. Plötzlich erschallt eine<br />
beinahe sich überschlagende männliche<br />
Stimme aus dem Off, um den<br />
Terrain Twister <strong>an</strong>zupreisen. Recht unschuldig<br />
gerät Frau zuerst in die Fänge<br />
der Spielzeugindustrie (genau genommen<br />
deren Werbung), um d<strong>an</strong>n mit der<br />
Zeit und immer heftigerem Kopfschütteln<br />
die Wikinger von Playmobil, California<br />
Girl aus der Mattel-Barbie-Dynastie<br />
oder Baby-Born-Zapf-Kreationen zu „bestaunen“.<br />
Spongebob und Konsorten<br />
verlieren bei soviel „Aaactionnn“ und<br />
„Zum Spielen und Liiiebhaben“ sowieso<br />
<strong>an</strong> Bedeutung. Werbeblöcke für Kinder<br />
sind da schon sp<strong>an</strong>nender – genau betrachtet,<br />
sind sie jedoch gar nicht lustig.<br />
Denn da wird <strong>an</strong> ausgewiesenem Mäd-<br />
chen- und Jungenspielzeug festgehalten,<br />
was beim ersten, oberflächlichen<br />
Hinschauen gar nicht so recht auffallen<br />
mag. Welche jedoch tapfer den Werbeblock<br />
durchhält, wird Erstaunliches feststellen.<br />
Mama Bär. Die erwähnte Stimme gellt<br />
uns eines der Super-Autos ins Ohr. Das<br />
brettert durchs Geländer, k<strong>an</strong>n auf dem<br />
Dach durch Wald, Bach und Dreck fahren.<br />
Die Bilder des Spots: Ras<strong>an</strong>t, actionreich,<br />
schnell – und in der freien Wildbahn.<br />
Schnitt. Der nächste Spot: auch<br />
eine Begegnung mit der Wildnis, allerdings<br />
der <strong>an</strong>deren Art. Zwei Mädchen<br />
hegen und pflegen Bären, geben ihnen<br />
Fläschchen und schunkeln das Plüschvieh,<br />
damit es „Bäuerchen“ machen<br />
k<strong>an</strong>n. Früh übt sich, welche eine liebevolle<br />
Mutter werden will! Schnitt.<br />
Weil es nicht immer lustig ist, alleine<br />
mit dem Terrain Twister durch den<br />
Gatsch zu düsen, bietet Carrera die gute<br />
alte Rennbahn, wo es sich temporeich<br />
um den ersten Platz fahren lässt – von<br />
zwei Jungs. Die aufgepeppte Vari<strong>an</strong>te<br />
nennt sich Police Action – Polizei jagt<br />
Gauner. Wettkampf, Leistung, Bewegung.<br />
Früh übt sich. Schnitt. Pastellig,<br />
ruhiger Bildablauf, liebliche Musik –<br />
Baby Annabell lässt grüßen. Die Puppenmutti<br />
holt ein rosa Mäntelchen oder<br />
Kleidchen aus dem Baby Annabell-Kästchen.<br />
Gemeinsam spielen, beisammen<br />
sitzen, mit und über die Babypuppen<br />
plaudern. Früh übt sich.<br />
Von Waffeln und Ungeheuern. Damit die Kleinen<br />
nicht immer nur <strong>an</strong>s Spielen denken,<br />
sondern auch was Ordentliches in<br />
den Bauch bekommen, gibt es dazwischen<br />
ernährungsphysiologische Vollwertigkeiten<br />
à la Kinder Country (mit<br />
Cerealien! Da lernt das Kind gleich Fachvokabular),<br />
Ahoi Brause und H<strong>an</strong>uta-<br />
Waffeln. Die Erwachsenen sollen auch<br />
nicht zu kurz kommen (vielleicht, weil<br />
sie die Rennautos und Puppen bezahlen<br />
müssen?). So findet sich zwischen den<br />
Spots für Kids Wissenswertes über Verdauungs<strong>an</strong>kurbelung<br />
oder „Amüs<strong>an</strong>tes“<br />
mit Nena und dem Waschpulver. D<strong>an</strong>n<br />
geht’s auf zur Fashion Show von und<br />
mit Barbie. Was ziehen Mädchen Barbie<br />
<strong>an</strong>? Während die darüber nachdenken,<br />
tummeln sich die strammen Playmobil<br />
Wikinger auf den Meeren, braten dem<br />
Seeungeheuer eins über und bringen<br />
die Beute sicher nach Hause. Wahrscheinlich<br />
in das Puppenhaus derselben<br />
Firma, das von zwei Mädchen bespielt<br />
wird – selbstverständlich auf dem Zimmer...<br />
Nachdem den Lego-Piraten in Jungenh<strong>an</strong>d<br />
die K<strong>an</strong>onenkugeln um die Ohren<br />
fliegen, stellen sich im nächsten Spot<br />
die „My-Scene-Girls“ dem großen Problem.<br />
Naaa? Erraten! Was ziehen wir <strong>an</strong>?<br />
Für Elfi hat sich diese Frage bis auf<br />
weiteres erübrigt. Lena kümmert sich<br />
kein bisschen um ihr Rosa-Hasen-Kleid.<br />
Sie zieht ihr Holzauto im Wettlauf mit<br />
den Buben durch herbstliche Laub-<br />
Matsch-Haufen: schnell, geschickt<br />
und laut. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
5.12., 18.00, Wien<br />
Gospel und Weihnachtslieder aus aller<br />
Welt. Mit Zohreh Jooya u.a.<br />
Interkulttheater, 6., Fillgraderg.16,<br />
T. 01/587 05 30, www.interkulttheater.at<br />
7.12., 20.00, Wien<br />
Cella. Mit Marie Orsini-Rosenberg –<br />
Cello, Verena Lohbauer – Klavier<br />
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />
Karten: T.01/24 9 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />
Sargfabrik<br />
11.12., 20.15, Wien<br />
Die Nacht der Amateure. Mit Wilma<br />
von Dovestone<br />
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />
Karten: T.01/24 9 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />
Sargfabrik<br />
14./15.12., 20.30, Wien<br />
J<strong>an</strong> Fabre: Qu<strong>an</strong>do l’uomo principale è<br />
una donna. Ein T<strong>an</strong>zsolo für Lisbeth<br />
Gruwez<br />
T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />
1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />
17./18.12., 20.30, Wien<br />
J<strong>an</strong> Fabre: She was <strong>an</strong>d she is, even/<br />
Et<strong>an</strong>t donnés. Mit Els Deceukelier<br />
T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />
1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />
18.12., 23.15, Wien<br />
Jennifer Lacey/Nadia Lauro: Diskreter<br />
seitlicher Eing<strong>an</strong>g A squatting project<br />
T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />
1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />
19.12., 20.00, Wien<br />
4She. Voices: Leni Lust, Caroline Ath<strong>an</strong>asiadis,<br />
Iris Such<strong>an</strong>, Ramona Steiner<br />
Bar & Co. / Theater Drachengasse, 1.,<br />
Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, karten@<br />
drachengasse.at, www.drachengasse.at<br />
film<br />
ab <strong>Dezember</strong><br />
Die fetten Jahre sind vorbei.<br />
Mit Julia Jentsch u.a.<br />
In den österreichischen Kinos<br />
10.12., ab 10.30, Wien<br />
Steht die Bewegung? 10.30-13.00:<br />
Repräsentationen der neuen Protest-<br />
Bewegungen, 15-18.00: Politische Inhalte<br />
und Strategien der neuen Bewegungen,<br />
19.30: Filmpräsentation: Venezuela<br />
von unten. Mit Sylvia Riedm<strong>an</strong>n,<br />
Stef<strong>an</strong>ie Kron, Nicole Scheyerer u.a.<br />
Depot, 7., Breiteg. 3, T. 01/522 76 13,<br />
www.depot.or.at<br />
18.12., 19.00, Innsbruck<br />
Lesben sind immer und überall – auch<br />
im Film. Überraschungfilme und<br />
Diskussion mit Barbara Reumüller<br />
und Andrea Braidt<br />
In den Räumen des Vereins Frauen aus<br />
allen Ländern, 6020, Schöpfstr. 4,<br />
Info: archfem@aon.at<br />
ab 23.12.<br />
Comme une image schau mich <strong>an</strong>!<br />
R. Agnès Jaoui<br />
In den österreichischen Kinos<br />
14.1.-2.2.05<br />
Frauen im frühen Kino. Filmreihe des<br />
Filmarchiv Austria<br />
Metro Kino, 1., Joh<strong>an</strong>nesgasse 4,<br />
T. 01/512 18 03, Infos: www.filmarchiv.at<br />
theater.kabarett<br />
bis 14.12., Di-Sa, 20.00, Wien<br />
Oskar und die Dame in rosa.<br />
Mit Joh<strong>an</strong>na Tomek<br />
Theater Drachengasse, 1., Fleischmarkt 22,<br />
T. 01/513 14 44, karten@drachengasse.at,<br />
www.drachengasse.at<br />
2.,18., 19. u. 23.12., 18.00, Wien<br />
God save America. Von Bilj<strong>an</strong>a<br />
Srblj<strong>an</strong>ovic<br />
Akademietheater, 3., Lisztstraße 1, T. 01/514<br />
44-4140, www.burgtheater.at<br />
3. u. 4.12., 20.00, Wien<br />
„Seele brennt!“– a tribute to Werner<br />
Schwab. Mit Hilde Sochor<br />
Theater Rabenhof, 3., Rabengasse 3, T.<br />
01/712 82 82<br />
9.-11.12., 20.00, Wien<br />
Andrea Händler: Einsendeschluss<br />
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6, T.<br />
01/332 42 31, www.vindobona.at<br />
10.12., 18.30, Wien<br />
Das Werk. Von Elfriede Jelinek<br />
Akademietheater, 3., Lisztstraße 1, T. 01/514<br />
44-4140, www.burgtheater.at<br />
10.12., 23.00, Wien<br />
Weihnachtsspecial mit Christa Urb<strong>an</strong>ek<br />
KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />
Karten: T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at<br />
10.-12.12 u. 17.-19.12., 20.00, Wien<br />
LebkuchenLegenden. Honigsüß und<br />
M<strong>an</strong>delbitter. Von und mit Martina<br />
Winkler<br />
Theater ohne Grenzen, 7., Zieglergasse<br />
34a/2, T. 01/402 57 10, www.tog.at<br />
11.12., 20.00, Wien<br />
Heute abend: Lola Blau<br />
Kasino am Schwarzenbergplatz, 3., Am<br />
Schwarzenbergplatz 1, T. 01/514 44-4830,<br />
www.burgtheater.at<br />
13.12., 20.00, Wien<br />
Christa Urb<strong>an</strong>ek: Weihnachtslesung<br />
Spektakel Salon, 5., Hamburger Straße 18,<br />
Karten: T. 01/587 06 53 od. karten@spektakel.biz<br />
19.12., 18.00, Wien<br />
Christa Urb<strong>an</strong>eks großes Weihnachtsspecial<br />
Spektakel Salon, 5., Hamburger Straße 18,<br />
Kartenr: T. 01/587 06 53 od. karten@spektakel.biz<br />
theater.kabarett<br />
2. u. 16.12., 17-19.00, Graz<br />
Selbsthilfegruppe: Angst- und P<strong>an</strong>ikattacken<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98, UKB: 8,–<br />
Euro, Anmeldung erforderlich<br />
seminar.workshop<br />
1.12., 19.00, Innsbruck<br />
Textilie als Text: Kleider – Lesben – Codes.<br />
Lesben-Kleider. Identität-Maskiert<br />
Kunstraum Innsbruck, Maria Theresien Str.<br />
34, Arkadenhof, T. 0512/584 000<br />
1.12., 18.30, Wien<br />
Lebensrealitäten von Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />
Diskussionsver<strong>an</strong>staltung mit Vertreterinnen<br />
von Lefö, Fibel, der<br />
Schwarzen Frauen Community<br />
und von FeMigra<br />
Secession, 1., Friedrichstraße 12,<br />
Infos unter: ag-frauen@amnesty.at<br />
1.12., 9.00, Wien<br />
Enquete der ÖGB-Frauen: Elternteilzeit<br />
– ein Recht oder nur ein Wort?<br />
BAWAG-Hochholzerhof, 1.,<br />
Seitzergasse 2-4<br />
10.12., 18-21.00, Wien<br />
Verschleierte Lebenswelten. Vortrag<br />
von Monika Höglinger zum Thema<br />
Bedeutung des Kopftuchs für muslimische<br />
Frauen in Österreich<br />
fibel – Fraueninitiatve Bikulturelle Ehen<br />
und Lebensgemeinschaften, 2.,<br />
Heinestraße 43, www.verein-fibel.at<br />
Lucca Chmel<br />
10.12., ab 10.30, Wien<br />
Steht die Bewegung? 10.30-13.00:<br />
Repräsentationen der neuen Protest-<br />
Bewegungen, 15-18.00: Politische<br />
Inhalte und Strategien der neuen<br />
Bewegungen, 19.30: Filmpräsentation:<br />
Venezuela von unten. Mit Sylvia<br />
Riedm<strong>an</strong>n, Stef<strong>an</strong>ie Kron, Nicole<br />
Scheyerer u.a.<br />
Depot, 7., Breiteg. 3, T. 01/522 76 13,<br />
www.depot.or.at<br />
14.12., 18.30, Wien<br />
biografiA/Frauen im Exil – Schwerpunkt:<br />
Die weibliche Perspektive.<br />
Charlotte Kohn: Luftfrauen. Der Mythos<br />
einer jüdischen Frauenidentität –<br />
Ein Buchprojekt. Moderation: Dr. Evelyn<br />
Adunka (Wien)<br />
IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42,<br />
homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />
12.01.05, 18.30, Wien<br />
Feministische Theorie und Geschlechterforschung.<br />
Buchpräsentation: Bettina<br />
Schmitz, Maria Isabel Pena Aguado:<br />
Das zerstückelte Leben. Ein philosophischer<br />
Briefwechsel. Mit einem kommentierenden<br />
Brief von Elisabeth<br />
Schäfer<br />
IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42, homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />
18.01.05, 18.30, Wien<br />
biografiA/ Frauen im Exil – Schwerpunkt:<br />
Die weibliche Perspektive.<br />
Buchpräsentation: Siglinde Bolbecher,<br />
Beate Schmeichel-Falkenberg (Hg.):<br />
Frauen im Exil (Zwischenwelt 8)<br />
Moderation: S<strong>an</strong>dra Wiesinger-Stock<br />
IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42, homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />
26.01.05, 18.30, Wien<br />
Feministische Theorie und Geschlechterforschung.<br />
Natascha Vittorelli:<br />
Zagreb als k/ein Ort der „Frauenbewegung“<br />
um 1900<br />
IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42,<br />
homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />
ausstellung<br />
bis 3.12., Wien<br />
Dorota Sadovská: Korporalitis<br />
Quartier 21, 7., Museumsplatz 1. T. 01/522 01 86-<br />
1922, tägl. 14-18.00, Mo geschlossen<br />
bis 8.12., Wien<br />
Paris Wien ➝ Berlin. Mit Arbeiten<br />
von Sus<strong>an</strong>ne Gamauf, Fiona Rukschcio,<br />
Moira Zoitl, u.a.<br />
Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59,<br />
T. 01/498 54 62, www.fotogalerie-wien.at,<br />
Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Im Rahmen des „Monats der Fotografie“, der im November in Wien, Berlin und Paris<br />
beg<strong>an</strong>gen wurde, zeigt die Galerie Westlicht noch bis zum 9. <strong>Jänner</strong> die Fotografien<br />
von Lucca Chmel. Die 1999 verstorbene Künstlerin gilt als die erste Architekturfotografin<br />
Österreichs, ihre Interieur- und Detailaufnahmen vermitteln eindrucksvoll<br />
Zeitstil, Design und Alltagsästhetik der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte. Hervorragend<br />
sind die außergewöhnlichen Lichtkompositionen ihrer Bilder.<br />
Bis 9.1.05, Galerie Westlicht, 7., Westbahnstr. 40, T. 01/522 66 36-0, www.westlicht.com,<br />
Di, Mi u. Fr 14-19.00 Uhr, Do 14-21.00 Uhr, Sa u. So 11-19.00 Uhr<br />
➝<br />
Fo t o : © Ö s t e r r e i c h i s c h e N at i o n a l b i b l i o t h e k / L u c c a C h m e l )<br />
bis 10.12., Wien<br />
Geraldine Blazejovsky: Fischmarkt<br />
Galerie vor Ort, 2., Wohlmutstraße 14-16,<br />
T. 01/276 37 66, www.galerievorort.at<br />
bis 10.12., Wien<br />
Jutta Ninic<br />
Galerie vor Ort, 2., Wohlmutstraße 14-16,<br />
T. 01/276 37 66, www.galerievorort.at<br />
bis 10.12., Wien<br />
LA MU<br />
FORTSCHNITT. Aktionsraum für Kunst und<br />
Gewerbe, 4., Rechte Wienzeile 15,<br />
Mo 9-18.00, Di-Fr 9-20.00, Sa 9-14.00<br />
bis 19.12, Wien<br />
Collected Views from West to East<br />
Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />
T. 01/504 98 80, foundation.generali.at,<br />
Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00<br />
bis 21.12., Linz<br />
LIFE:CUT – Den Mitschnitt von Lebensbereichen<br />
sichtbar und Einschnitte in<br />
der Lebensqualität bewusst machen…<br />
KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstraße 36/1,<br />
Info: www.fiftitu.at, Mo-Fr 11-16.00 und<br />
nach telefonischer Vereinbarung:<br />
0732/779 660 od. 0732770 353<br />
bis 2.1.05, Wien<br />
Tamara de Lempicka<br />
BA-CA-Kunstforum, 1., Freyung 8,<br />
T. 01/537 33, www.kunstforum.wien.at<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
bis 6.1.05, Wien<br />
Ruth Beckerm<strong>an</strong>n: europamemoria<br />
MUMOK, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/525 00, www.mumok.at,<br />
Di-So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />
bis 9.1.05, Wien<br />
Lucca Chmel: Architekturfotografie<br />
1945-1970<br />
Westlicht, 7., Westbahnstr. 40,<br />
T. 01/522 66 36-0, www.westlicht.com,<br />
Di, Mi u. Fr 14-19.00, Do 14-21.00,<br />
Sa u. So 11-19.00<br />
bis 14.1.05, Wien<br />
Weiche Welten – Fotos, Texte und<br />
Musik von Liesl Ujvary<br />
Ausstellungskabinett der Wiener Stadtund<br />
L<strong>an</strong>desbibliothek, Rathaus, 1. Stock,<br />
Stiege 4, Mo-Do 9-18.30, Fr 9-16.30<br />
bis 16.1.05, Wien<br />
Dorit Margreiter: 10104 Angelo View<br />
Drive<br />
MUMOK, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/525 00, www.mumok.at,<br />
Di-So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />
bis 23.1.05, Wien<br />
Josephine Pryde<br />
Secession, 1., Friedrichstr. 12,<br />
T. 01/587 53 07-34, www.secession.at,<br />
Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />
bis 23.1.05, Wien<br />
Nicole Wermers<br />
Secession, 1., Friedrichstr. 12,<br />
T. 01/587 53 07-34, www.secession.at,<br />
Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />
bis 28.01.05, Wien<br />
Alles muss raus! Künstlerische<br />
Positionen im Angebot<br />
Agitas, 3., Apostelgasse 23,<br />
Info: www.diever<strong>an</strong>da.at,<br />
Mo-Do 8-17.00, Fr 8-14.00<br />
bis 30.1.05, Wien<br />
Africa Screams. Das Böse in Kino,<br />
Kunst und Kult<br />
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at,<br />
tägl. 10-19.00, Do 10-22.00,<br />
Mi geschlossen<br />
bis 31.1.05, Linz<br />
Uli Aigner<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />
Ernst-Koref-Promenade 1,<br />
T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />
tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />
bis 7.2.05, Linz<br />
Paula‘s Home<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />
Ernst-Koref-Promenade 1,<br />
T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />
tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />
bis 20.2.05, Wien<br />
Valie Export: Serien<br />
Atelier Augarten, 2., Scherzerg. 1a,<br />
T. 01/795 57-134, www.atelier-augarten.at,<br />
Di-So 10-18.00<br />
bis 20.02.05, Wien<br />
Skulptur. Prekärer Realismus zwischen<br />
Mel<strong>an</strong>cholie und Komik<br />
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 01/521 89-33,<br />
www.kunsthallewien.at<br />
bis 28.02.05, Linz<br />
Monika Oechsler: Parallel States<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />
Ernst-Koref-Promenade 1,<br />
T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />
tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />
bis 3.4.05, Wien<br />
Die Liebens. 150 Jahre einer<br />
Wiener Familie<br />
Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />
Dorotheergasse 11. T.01/535 04 31,<br />
www.jmw.at, So-Fr 10-18.00,<br />
Do 10-20.00<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
lesung<br />
2.12., 19.00, Mattersburg<br />
Lesung mit Musik. Gunda König<br />
liest aus: Kindheit/ Fragment einer<br />
Autobiographie<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/ 67 71 012<br />
6.12., 19.00, Wien<br />
Dialektoffensive: Aus ihren Neuerscheinungen<br />
lesen Eugenie Kain,<br />
Annemarie Regensburger und<br />
Elisabeth Wäger<br />
Literaturhaus, 7., Zieglergasse 26A,<br />
www.literaturhaus.at<br />
7.12., 16.00, Mattersburg<br />
Lesefest der Kinderschreibwerkstatt<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/ 67 71 012<br />
9.12., 19.30, Graz<br />
„Sappho küsst die Sterne und<br />
<strong>an</strong>dere(s)...“ Helga P<strong>an</strong>kratz und Karin<br />
Rick lesen aus ihren Neuerscheinungen<br />
<strong>2004</strong><br />
palaver connected, 8020 Graz, Griesgasse 8<br />
14.12., 19.00, Wien<br />
Terézia Mora: Alle Tage<br />
Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />
T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at<br />
15.12., 17.30, Mattersburg<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10-12<br />
15.12., 19.00, Mattersburg<br />
Terézia Mora: Alle Tage<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />
selbstverteidigung<br />
11./12.12., jeweils 10-19.00, Wien<br />
WEN DO. Fortgeschrittenenkurs<br />
Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />
FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />
Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Infos: T. 01/408 50 57<br />
ab 17.1.05, 15.30-18.00, Wien<br />
WEN DO. Grundkurs für Mädchen<br />
(8 -12 Jahre), 8x, montags<br />
Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />
FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />
Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Infos: T. 01/408 50 57<br />
22./23.1.05, 15.30-18.00, Wien<br />
WEN DO-Grundkurs<br />
Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />
FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />
Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Infos: T. 01/408 50 57<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Frauencafé<br />
autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo,<br />
18.00-22.00<br />
Politisches Café im Frauencafé<br />
autonomes FRAUEN zentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo ab 19.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben.<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
ab 20.30<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />
Lesben und Schwule<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage<br />
2, jeden 1. Mo<br />
Internet-Café für Frauen und<br />
Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />
Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T. 01/895 72 67, jeden Mo 15.00-18.00<br />
Jour Fixe für lesbische Frauen über 50.<br />
Leitung: Andrea Scheutz<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />
jeden 1. und 3. Mo 19.00-20.30<br />
„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />
UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00<br />
Offene Encounter-Gruppe für Lesben<br />
und Frauen, die sich DA nicht so<br />
sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />
jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />
Anm. erforderlich<br />
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />
Erfahrungsaustausch für<br />
lesbische [Co]Mütter.<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />
UKB: 3,6.– Euro/Abend,<br />
Anmeldung erforderlich, jeden 1. Mo 19.30<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14.00-18.00<br />
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />
Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
8010 Graz, Volksschule Brockm<strong>an</strong>ng. 119,<br />
Anm. erforderlich: T. 0316/83 79 98-30,<br />
jeden Di, 19.00-21.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />
zu sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/71 60 220, e-mail: office@frauenservice.at,<br />
jeden Di, 19.30-21.00<br />
Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />
Babys ein Film aus dem aktuellen<br />
Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />
den Kinosaal mitgenommen werden<br />
können.<br />
Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden Di 11.00<br />
Geheimer Garten für Frauen und<br />
Mädchen<br />
Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum<br />
Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67,<br />
www.zeitraum.co.at<br />
Gesprächsgruppe für Frauen in<br />
Patchwork-Familien<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, Anm. erf., 14-tägig<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
Mittwoch<br />
Schreibwerkstatt für Frauen.<br />
Mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, jeden Mi 19.00.<br />
Anm.: T. 02626/677 10<br />
Frauencafé<br />
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi<br />
Mittwochs-Frauentratsch mit<br />
Netz<strong>an</strong>schluss<br />
Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620<br />
Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />
T. 02635/611 25, e-mail: freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />
jeden 1. Mi im Monat<br />
Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at,<br />
jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />
Dick und fit – Schwimmen.<br />
Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />
Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30,<br />
jeden Mi 17.00-18.00; Anm. erforderlich!<br />
Frauen aller Länder-Café.<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/580839,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at<br />
Dein Körper – Deine Verbündete.<br />
Leitung: Andrea Scheutz<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />
jeden 2. Mi, 18.00-19.30,<br />
Anm. erforderlich!<br />
Frauen-Treffpunkt<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, UKB: 1,50 Euro, jeden Mi<br />
18-20, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen<br />
Frauenfest im U4<br />
U4, 12., Schönbrunner Str. 222, jeden 1. Mi<br />
im Monat, ab 22.00<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reisch.<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/5232222,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />
14tägig. Kostenbeitrag: 16.– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />
BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />
Training jeden Mi 19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Jahresgruppe für Frauen.<br />
Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />
UKB: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />
Einstieg jederzeit möglich<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18.00-<br />
20.00, Anm. Frauen beraten Frauen,<br />
T. 01/587 67 50<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />
Hofstattgasse 15/10, 18., Info und Anmeldung:<br />
T. 01/478 63 88, Kosten: 15 .– Euro/<br />
Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi<br />
von 19.00-21.00
Que(e)r-Beisl<br />
Ernst Kirchweger Haus, 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />
www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat: www.haltdergewalt.at<br />
bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />
jeden Do 20.00-23.00<br />
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />
für Frauen. Leiterin: Theresia<br />
Blatnek-Wondraczek<br />
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,<br />
Do 19.00-20.00<br />
„Komm Oma – surf mit mir!“<br />
Internet-Café für Jung und Alt<br />
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />
T. 07289/66 55, keine Anm. erforderlich,<br />
Surfgebühr: 1,50 Euro/h, jeden Do 15-18.00<br />
Regenbogen Stammtisch<br />
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
HOSI-Jugendabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />
T. 01/589 80/0, jeden Do 14-19.00<br />
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />
für Frauen, Lesben und<br />
Mädchen mit Barbara Tiwari<br />
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />
jeden Do 17.30-19.00<br />
Schmökern, gustieren, plaudern,<br />
Tee trinken, Bücher kaufen<br />
Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse<br />
28, T. 01/522 48 92, e-mail: frauenzimmer@aon.at,<br />
jeden Do bis 21.00<br />
Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />
feuerschlucken etc.) willkommen:<br />
www.awadalla.at/content/widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />
Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,<br />
Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />
Freitag<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 4. Fr. ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />
meist einmal im Monat, 19-23.00,<br />
Info unter T. 0316/366 601<br />
Frauencafé feel free<br />
Steirisches Schwulen- & Lesbenzentrum,<br />
Graz, Rapoldgasse 24, T. 0316/366 60,<br />
www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
jeden Fr 19-23.00<br />
Frauen aller Länder-Café<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00<br />
Foto: Verein Wiener Frauenhäuser/Fotografie Lenz<br />
Benefiz gegen Gewalt<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/580 839,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at<br />
Internet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />
jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Samstag<br />
Club Anderwelt<br />
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Frauenclub...just the girls<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />
jeden 1. Sa ab 21.00<br />
Homoriental. Der multikulturelle Club<br />
für ein lesbisch/schwules Publikum<br />
und FreundInnen<br />
Club Massiv 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />
homoriental@gmx.net, Clubmitgliedschaft/Nacht:<br />
6,50 Euro, jeden 2. Sa<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />
Steinschlag<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />
Glockengasse 4, Frühstücksbuffet<br />
und Kaffee/Tee, UKB: 7,-/5,-<br />
(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />
Labrys Lounge<br />
Café Barcelona, 8010 Graz,<br />
Reitschulg. 20, Kontakt: Verein Labrys,<br />
Martina Kump, www.labrys.gundl.at,<br />
e-mail: labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />
Sonntagsfrühstück für Alleinerzieherinnen<br />
Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz,<br />
Bergm<strong>an</strong>ngasse 10/1, T. 0316/37 81 40,<br />
e-mail: info@ekiz-graz-at,<br />
www.ekiz-graz.at, So 9.00-12.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/45 538, e-mail: frauengetriebe<br />
@aon.at, jeden 1. So ab 11.00<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www. sargfabrik.at, Eintritt: 14.–. Bitte um<br />
Anmeldung bis jeweils Samstag!<br />
Per E-Mail: sonja.c@gmx.at oder<br />
T. 01/988 98- 214, jeden 3. So<br />
Rosa‘s T<strong>an</strong>zBar. T<strong>an</strong>zvergnügen für<br />
Lesben und Schwule. St<strong>an</strong>dard und<br />
Latein-T<strong>an</strong>z zu ausgesuchten<br />
Lieblingsmelodien<br />
Cheek2Cheek, 8, L<strong>an</strong>ge Gasse 50, 19.00,<br />
UKB: 5,- Euro, RosasT<strong>an</strong>zBar@gmx.at,<br />
www.cheek2cheek.at, jeden 4. So<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30,<br />
T. 0676/787 91 44<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für schwule und lesbische Paare<br />
aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />
Infos: 0 15 20 / 2 99 11 43,<br />
info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5,<br />
T. 03352/338 55; 7540 Güssing,<br />
Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/67 71 012<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />
T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt,<br />
Joachimstr. 11/2, T. 02682/66 124<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen. Auch muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />
Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17.00-20.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen<br />
und Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,<br />
Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55<br />
G<strong>an</strong>zheitliche Beratung zu Wechseljahren,<br />
Brustveränderungen,<br />
Myomen, u.a.m.<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />
kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />
Mo, Do 16.00-19.00; Mi 9.00-12.00<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(1,50 Euro), Hilfe zur<br />
Selbsthilfe und Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />
und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />
Mo-Mi und Fr 9.00-13.00, Do 15.00-19.00<br />
Verhütung für Frauen.<br />
Mit Monika Vucsak<br />
Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />
8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring 3,<br />
T. 0316/83 79 98, 5.– Euro<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Die klassische Kernfamilie, wie es sie überall in Österreich geben k<strong>an</strong>n. Noch etwas ist klassisch: die immer wiederkehrende<br />
Gewalttätigkeit des M<strong>an</strong>nes. Alle Versuche etwas zu ändern scheitern, deshalb ist bei diesem Theaterstück<br />
der Grazer Theatergruppe „Interact“ das Publikum gefragt: Interaktiv k<strong>an</strong>n und soll es auf die Szenen verändernd,<br />
gewaltminimierend einwirken. Benefiz, die herausfordert.<br />
8.12., ab 19.00, Benefiz zugunsten des Vereins Wiener Frauenhäuser mit <strong>an</strong>schließender Diskussion und Buffet zum Auskl<strong>an</strong>g,<br />
Hofstallung im Museumsquartier, 7., Museumsplatz 1, Hof 4, Kartenvorverkauf: Verein Wiener Frauenhäuser, T. 01/485 30 30<br />
(Mo-Fr 9-16.00), Preis: 30,- Euro<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />
Missbrauchserfahrungen in<br />
der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />
5/7, Info: T. 0676/717 29 67<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 01/714 39 39<br />
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />
Tel. Beratung Di 10.00-12.00 u. Do. 14.00-<br />
16.00 unter T. 01/476 15-57 75 sowie<br />
unter fem@aon.at<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster,<br />
Kinder- u. Jugendpsychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 72,<br />
Erstgespräch kostenlos, weitere: 4,- Euro<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />
Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin:<br />
Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin<br />
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />
UKB : 23,- Euro<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15/57 71<br />
Medizinische Sprechstunde für Mädchen<br />
und Frauen mit Essstörungen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />
Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />
Sexualberatung – Was Sie schon<br />
l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />
besprechen wollten. Leitung: Julia<br />
Kastenhuber, Psychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71,<br />
UKB: Euro 10,-/Einzel-oder Paar<br />
dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden<br />
Terézia Mora<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.<br />
Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772<br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />
(Telekabel Wien 92,7), jeden 1. Mo<br />
Di 18.00-19.00<br />
ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.<br />
Von Frauen für Frauen. Von Lesben<br />
für Lesben<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feminist.<br />
Radioprogramm<br />
radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine<br />
zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po<br />
– Die Sendung<br />
für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do), La<br />
m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do),<br />
Lourdes (4. Do)<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />
Fr 16.30-17.30<br />
SPACEfemFM. Frauenradio<br />
Radio FRO, 105 MHz (Linz), jeden 1. u. 3. Fr<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />
Foto: Julia Scheierm<strong>an</strong>n<br />
Die in Berlin lebende Ungarin Terézia Mora ist mit<br />
dem Erzählb<strong>an</strong>d „Seltsame Materie“ bek<strong>an</strong>nt geworden.<br />
Sprachgewaltig schildert sie darin das Leben in<br />
ihrem Geburtsort Sopron. 1999 erhielt sie den Ingeborg-Bachm<strong>an</strong>n-Preis.<br />
Nun ist ihr erster Rom<strong>an</strong> erschienen:<br />
„Alle Tage“. Am 14.12. liest sie daraus in der<br />
Alten Schmiede in Wien, am 15.12. im Literaturhaus<br />
Mattersburg.<br />
14.12., 19.00, Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9, T. 01/512 83 29,<br />
www.alteschmiede.at<br />
15.12., 19.00, Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2,<br />
Infos: T. 02626/677 10 12<br />
Fr 19.00-20.00<br />
SPACEfemFM Frauenradio<br />
Auf Radio FRO. 105,0 MHz in Linz.<br />
Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />
für Lesben/Frauenforum<br />
radio helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz,<br />
jeden 1. Fr<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
10.12., 21.00, Wien<br />
Ein Fest für Elfriede Jelinek<br />
Burgtheater, 1., Dr. Karl-Lueger-Ring 2,<br />
T. 01/514 44-4140,<br />
www.burgtheater.at<br />
15./16.1.05, 13.30-16.30, Wien<br />
Fit für den Ball – Survival Training fürs<br />
T<strong>an</strong>zparkett<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63<br />
(Ecke Straußengasse), Infos und Anmeldung:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at,<br />
UKB: 36 Euro<br />
17.12., ab 19.00, Innsbruck<br />
Feste im Frauencafé: Marokk<strong>an</strong>isches<br />
Fest<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstraße 4, T. 0512/56 47 78<br />
20.12., ab 19.00, Wien<br />
Festabend zum 80. Geburtstag von<br />
Friedericke Mayröcker<br />
Akademietheater, 3., Lisztstraße 1,<br />
T. 01/514 44-4140 ,<br />
www.burgtheater.at<br />
21.1.05, ab 19.00, Innsbruck<br />
Feste im Frauencafé: Buenas Tardes,<br />
Mexiko!<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstraße 4, T. 0512/56 47 78<br />
22.12., 20.30, Wien<br />
Wieder schöne Weihnachten... jedem<br />
eine faire Ch<strong>an</strong>ce. Weihnachtsspecial.<br />
Im Anschluss <strong>an</strong> die Vorstellung,<br />
ab 22.00:Weihnachtsfete<br />
T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7. Wien,<br />
Museumsplatz 1, T. 01/581 35 91,<br />
www.tqw.at<br />
29.1.05, ab 20.00, Wien<br />
Wiener Regenbogen-Ball<br />
Parkhotel Schönbrunn, 13.,<br />
Hietzinger Hauptstr. 10-20,<br />
Info: www.hosiwien.at/ball, Karten:<br />
Buchh<strong>an</strong>dlung Löwenherz, Café Berg,<br />
Café St<strong>an</strong>dard, Café Willendorf, Ex Equo,<br />
Felixx, Frauencafé, Ginas Weibar, Tiberius,<br />
T<strong>an</strong>zschule St<strong>an</strong>ek und auf www.hosiwien.at<br />
sowie in allen Zweigstellen der<br />
B<strong>an</strong>k Austria-Credit<strong>an</strong>stalt<br />
diverses<br />
bis 10.12.<br />
16 TAGE GEGEN GEWALT <strong>2004</strong>.<br />
Kampagne für die Anerkennung<br />
von Frauenrechten als Menschenrechte<br />
Infos und Ver<strong>an</strong>staltungskalender unter:<br />
www.aoef.at/tage/kalenderframe.htm<br />
1.12., 18.30, Wien<br />
Fackelzug am Welt AIDS Tag.<br />
Treffpunkt: 1., Herbert von Karaj<strong>an</strong> Platz<br />
neben der Staatsoper,<br />
Abmarsch: 19.00<br />
3.12., 20.00, Wien<br />
Das bösze Salonorchester. Mit Annelie<br />
Gahl, Helga Stark, Maria Frod, Burgi<br />
Pichler, Lisbeth Ehn-Moseby u.<br />
M<strong>an</strong>uela Höfler.<br />
Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />
Karten: T.01/249 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />
Sargfabrik<br />
11.12, 20.00, Wien<br />
BRANDREDEN 1:„Der Großinquisitor“.<br />
Mit Nicola Filipelli in der<br />
Hauptrolle.<br />
Kabelwerk-Bunker, 12. , Oswaldgasse 33,<br />
Karten: T. 01/577 22 65 od. www.hubsikramar.net,<br />
Warme Kleidung, festes Schuhwerk<br />
und eine Taschenlampe<br />
sind nützlich!<br />
aus.schreibung<br />
bis 31.12.<br />
Anthologie-Ausschreibung. Fragestellung:„Wie<br />
wird Begehren, Beziehung,<br />
oder eben bewusst Nicht-<br />
Beziehung, gelebt?“ Gesucht sind<br />
literarische Geschichten.<br />
Texte bitte per e-mail oder/und Briefpost<br />
(auf Datenträger samt Ausdruck) <strong>an</strong><br />
den Verlag. Einsendeschluss: 31. 12. <strong>2004</strong>,<br />
e-mail für genauere Auskünfte und Textzusendungen:frauenverlag@milenaverlag.at<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 2/05: 11.01.05<br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
aus.blick<br />
arbeit<br />
Pilotinnen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im februar<br />
Ein Bericht aus den Lüften – wir befragen Frauen<br />
im Cockpit zu Beruf, Barrieren und Wünschen in<br />
einem (noch) männerdominierten Metier.<br />
thema<br />
Frauenobdachlosigkeit<br />
Nachgereicht – weibliche Wohungslosigkeit führt<br />
oft zu ZweckpartnerInnenschaften. Frauen tauschen<br />
Wohnraum gegen sexuelle Verfügbarkeit.<br />
k ultur<br />
IG Kultur Vorarlberg<br />
In einem Maßnahmenkatalog zeigen Vorarlbergs<br />
Kulturschaffende Defizite der Kulturförderung auf<br />
und fordern politische Lösungen ein.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Averroes<br />
Leporello<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Yellow<br />
Auhof<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
Paracelsus<br />
Leykam<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
10701<br />
080<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
4040<br />
4600<br />
5020<br />
8010<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 20<br />
Liechtensteinstr. 17<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Garnisongasse 7<br />
Altenbergerstr. 40<br />
Dragonerstr. 22<br />
Steingasse 47<br />
Stempfergasse 3