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Dezember 2004/Jänner 2005 (PDF) - an.schläge

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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>12 01/<strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />

porträt<br />

ValieExport<br />

Die Sammlung Essl zeigt ab Februar eine<br />

vielbeachtete Werkschau der Künstlerin<br />

indikation<br />

StreitPunkt<br />

Die Förderung der pränatalen Diagnostik<br />

sollte auch Feministinnen zu denken geben


`<br />

CAFÉ<br />

STANDARD<br />

1050 Wien, Margaretenstraße 63/ Straussengasse<br />

Das Café St<strong>an</strong>dard ist mehr als nur ein Wiener<br />

Kaffeehaus, in dem Kaffe- und Kuchenvariationen<br />

neben einer Zeitung genossen und verschiedene<br />

Speisen sowie Tagesgerichte konsumiert werden<br />

können.<br />

Der Name des Cafés steht für alle Kulturen und<br />

Lebensformen, die STANDARD sind oder noch<br />

werden sollen.<br />

Ein Ver<strong>an</strong>staltungs- und T<strong>an</strong>zraum ist mit einer<br />

induktiven Hör<strong>an</strong>lage für schwerhörige Menschen<br />

ausgestattet. Das Lokal ist rollstuhlgerecht und<br />

entspricht der Ö-Norm für barrierefreies Leben.<br />

Vom T<strong>an</strong>zverein "Resisd<strong>an</strong>se" werden jeden<br />

Mittwoch (21.00 Uhr) und Donnerstag (20.00 Uhr)<br />

T<strong>an</strong>zabende <strong>an</strong>geboten.<br />

Öffnungszeiten: täglich 11.00 bis 24.00 Uhr<br />

Telefon: 01/581 05 86<br />

PO LITIK BRA U CH T<br />

FRA U EN ...<br />

...auf allen Ebenen<br />

Mindestens 50% Grüne M<strong>an</strong>datar innen nach den<br />

nächsten Wr. Gemeinde- und Bezirksrats-Wahlen<br />

machen feministische Politik auch auf Bezirksebene<br />

gegen gesellschaftliche Barrieren für Frauen<br />

INTERESSIERTE<br />

NTERESSIERTE FRAUEN RAUEN BITTE MELDE N<br />

D ie G rünen Frauen W ien<br />

D ie fem inistische<br />

O pposition<br />

Lindeng. 40, 1070 Wien,<br />

: 521 25/234<br />

gruene.frauen.wien@<br />

gruene.at<br />

http://wien.gruene.at/<br />

frauenorg<strong>an</strong>isation/<br />

DIE GRÜNEN<br />

GRÜNE FRAUEN WIEN<br />

weil uns die Natur nicht sagt, was zusammengehört weil uns ein<br />

Professorinnen<strong>an</strong>teil von 4 % zu wenig ist weil wir uns nicht damit<br />

zufrieden geben, dass die Gleichberechtigung der Genderforschung im<br />

Universitätsstudiengesetz festgeschrieben ist weil niem<strong>an</strong>d das Recht<br />

hat zu gehorchen weil Feminismus nicht nur „Frauen<strong>an</strong>liegen“ heißt<br />

weil aus unterschiedlichen Lebensbedingungen unterschiedliche<br />

Bedürfnisse entstehen weil die Behauptung wissenschaftlicher<br />

Objektivität der wissenschaftlichen Objektivität widerspricht weil wir<br />

von bell hooks, Judith Butler und Trinh T. Minh-ha genauso viel gelernt<br />

haben wie von Marx, Freud und Bourdieu weil es nicht reicht, gesellschaftliche<br />

Benachteiligung zu erkennen, wenn wir ihr selbst ausgesetzt<br />

sind weil Repräsentationspolitik Radikalität braucht weil es für<br />

eine vert<strong>an</strong>e Gegenwart keinen Ersatz gibt weil Studentinnen erst<br />

Studenten sind, wenn Studenten auch Studentinnen werden weil<br />

Cyborgs super sind weil Schweigen erst schön ist, wenn unsere Reden<br />

gehört werden weil uns (Gender-)Mainstreaming zu wenig ist weil wir<br />

es eine Zumutung finden, dass sich Lehrende Sorgen um die Qualität<br />

eines Studiums machen, wenn sich der Frauen<strong>an</strong>teil erhöht weil wir<br />

wollen, dass Frauen auch mit 70 noch selbstständig leben können weil<br />

das Patriarchat für uns kein Nebenwiderspruch ist weil wir nicht nur<br />

wissen, was Verlust, sondern auch, was Profit aus gesellschaftlichen<br />

Machtverhältnissen heißt weil wir nicht warten wollen, bis uns das<br />

Lachen verg<strong>an</strong>gen ist weil uns die Klarheit genauso wichtig ist wie der<br />

Zweifel weil wir unsere Gründe nicht ständig erklären wollen weil uns<br />

heterosexistische Normierung <strong>an</strong>kotzt weil Wissenschaft nicht männlich<br />

ist weil Begehren vielfältig ist weil es nervt, ständig und ausschließlich<br />

als Frau betrachtet zu werden weil wir Frauen<strong>an</strong>liegen<br />

nicht einem weiblichen Frauenminister überlassen wollen weil uns<br />

zwei Geschlechter zu wenig sind weil uns Mehrheiten genauso interessieren<br />

wie Minderheiten, wenn auch aus <strong>an</strong>deren Gründen weil Feiern<br />

mit Frauen Spaß macht weil Feminismus für uns nicht ist, wenn<br />

österreichische Männer „ihre Frauen“ verteidigen weil die Diskussion<br />

über Körperhaare nervt weil Differenz eine Konstruktion ist weil<br />

Differenz wirkt weil es nervt, sich ständig gegen Zuschreibungen<br />

wehren zu müssen weil Denken Raum braucht weil Widerst<strong>an</strong>d gegen<br />

Studiengebühren für uns auch heißt, die besondere Betroffenheit von<br />

Frauen zu thematisieren weil queer H<strong>an</strong>deln geübt sein will weil<br />

Feminismus nichts mit Biologie zu tun hat weil uns die eigene gesellschaftliche<br />

Benachteiligung nicht über die <strong>an</strong>derer geht weil das Leben<br />

durch Feminismus schöner, besser und froher wird weil Gewalt kein<br />

Privatthema ist weil das Persönliche politisch ist weil uns physische,<br />

symbolische und virtuelle Räume wichtig sind, in denen wir uns von<br />

der Macht der Zuschreibungen entsp<strong>an</strong>nen können weil wir uns<br />

Zwänge nicht als Privilegien oder Freiheiten verkaufen lassen weil ihre<br />

Fesseln nur spürt wer sich bewegt weil es uns groovy<br />

nicht interessiert uns für<br />

feministische Positionen zu rechtfertigen weil Liabe überall hin


auf.takt<br />

So, die Doppelnummer ist fertig! Das Gewurdl in<br />

der Redaktion war wieder einmal außerordentlich<br />

heftig und böse Zungen behaupten, Renate würde<br />

die Kolleginnen in der Hektik des Org<strong>an</strong>isierens<br />

mit ihren Schülern (!) verwechseln. Martina<br />

machte unterdessen ein Schnelldiplom in Grafikdesign,<br />

weil die GrafikerInnen sämtlicher Werbeagenturen<br />

die Grippe hatten und die meisten Inserate<br />

häppchenweise bei uns eintrudelten. Aber<br />

zum Glück ist da noch Leni, unsere auch bei der<br />

Aktion kritischer SchülerInnen aktive Praktik<strong>an</strong>tin,<br />

die uns tatkräftig unterstützte...<br />

Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Ob das kommende<br />

Jahr unter einem feministischeren Stern<br />

stehen wird als das verg<strong>an</strong>gene, bleibt zu bezweifeln.<br />

Der Existenzkampf zahlreicher Frauenprojekte<br />

wird weitergehen. Für m<strong>an</strong>che rückt das Aus<br />

immer näher. Ein trauriges Beispiel von vielen hat<br />

Gabi Horak zum Anlass genommen, niederösterreichische<br />

Frauenprojekte unter die Lupe zu nehmen<br />

(ab Seite 10).<br />

Den <strong>an</strong>tifeministischen Sparstiften zum Trotz<br />

werden Frauen aber auch weiterhin streitbare<br />

Akteurinnen bleiben, ihre Utopien festhalten und<br />

sie zu verwirklichen versuchen, sei es nun als politisch<br />

H<strong>an</strong>delnde oder künstlerisch Gestaltende.<br />

Wir bleiben sichtbar, oder wie die feministische<br />

Hörspielmacherin Caroline Hofer, hörbar. Letztere<br />

bietet ab Seite 16 einen sp<strong>an</strong>nenden Einblick in<br />

ihr Hörspielprojekt „a topless dj is a topless dj“,<br />

das sich intensiv mit der Frage der Selbstdefinition<br />

als Künstlerin ausein<strong>an</strong>dersetzt.<br />

Selbstdefinition hat immer auch etwas mit<br />

Selbstbestimmung zu tun. Das führt uns auch<br />

gleich zum Thema Abtreibung:Warum die Fristenlösung<br />

das Recht auf weibliche Selbstbestimmung<br />

gewährleistet, die gesetzlichen Regelungen<br />

zur eugenischen Indikation diese jedoch<br />

in Frage stellt, argumentiert Birgit Primig, die seit<br />

Jahren in Interessenvertretungen von Behindertenorg<strong>an</strong>isationen<br />

tätig ist (Seite 8f.).<br />

Das und vieles mehr erwartet euch in diesem<br />

Heft – und nicht vergessen:Wir erwarten euch<br />

am 3.<strong>Dezember</strong> zu einem gemeinsamen Glas<br />

Punsch!<br />

Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Gottes Staats-Männer<br />

Packt Euch am eigenen Schopf Ihr EuropäerInnen<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

streitpunkt.indikation<br />

Schon ungeboren diskriminiert<br />

Kollidieren Rechte von Frauen und Behinderten?<br />

n iederösterreich.beratungsstellen<br />

Auf Sparflamme<br />

Fehlende Fin<strong>an</strong>zierung gefährdet Frauenberatung<br />

krieg.sud<strong>an</strong><br />

Am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />

Gewalt von und gegen Frauen im Bürgerkrieg<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Feministische Weihnachten?<br />

Hat Frau am 24. den Gewissenskonflikt vorm Baum?<br />

thema.hörspiel<br />

Hörspiel und Kunst?<br />

Eine Hörspielkünstlerin über Arbeit und Identitäten<br />

forum.wissenschaft<br />

Kein Platz für Frauen<br />

Sprengt den Männerbund Gewerkschaft, ihr Frauen!<br />

arbeit.portrait.busfahrerin<br />

Frauen hinters Lenkrad!<br />

Wie war das – als erste Busfahrerin der Wiener Linien?<br />

ethno.kult<br />

Jungle Fever<br />

Wie Schwarze Kultur von Weißen vereinnahmt wird<br />

ausstellung.export<br />

Die Zwischenzone<br />

Valie Export und die unhaltbare Illusion des Sichtbaren<br />

frühes.kino<br />

Der unheimliche Blick<br />

Die feministische Seite des deutschen Stummfilms<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Rap Game<br />

Wie weibliche MCs gegen das Patriarchat <strong>an</strong>singen<br />

lese.zeichen<br />

Was <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen so lesen ...<br />

... und euch allen wärmstens empfehlen wollen<br />

ge.sehen<br />

Früh übt sich…<br />

Die Spielzeugindustrie trennt strikt die Geschlechter<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

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28<br />

32<br />

34<br />

36<br />

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39<br />

42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktionskollektiv: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination),<br />

Martina Madner/MM (Gesamtkoordination), Karin<br />

Eckert/keck (Koordination <strong>an</strong>riss.international), Verena<br />

Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Abos ), Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek,<br />

Petra Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/ p<strong>an</strong><br />

Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Ständige Mitarbeiterinnen: D<strong>an</strong>iela Fohn/DF (Koordination<br />

<strong>an</strong>riss.kultur), Svenja Häfner/svh (Koordination <strong>an</strong>riss.<br />

arbeit), Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek , Sabine Klein/bik (Koordination<br />

<strong>an</strong>riss.wissenschaft), Zoraida Nieto, Eva Steinheimer/ESt<br />

(Koordination <strong>an</strong>riss.österreich)<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Paula Bolyos/pabo, Ishraga<br />

Mustafa Hamid, Caroline Hofer, Jennifer Imhoff, Zoraida<br />

Nieto, Birgit Primig, Bettina Surtm<strong>an</strong>n, Leni Wiebach<br />

<strong>an</strong>.sage: Renate T<strong>an</strong>zberger & Miriam Wischer<br />

neu.l<strong>an</strong>d: Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />

ge.sehen: Petra Öllinger<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Vina Yun<br />

plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Cartoon: J<strong>an</strong>a Grabner<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Cover: Sabina Sarnitz<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, AUF-Eine Frauenzeitschrift, Magdalena<br />

Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Centre national<br />

de la photografie, Filmarchiv Austria, Pez Hejduk, Gabi<br />

Horak, Martina Madner, Petra Öllinger, Österreichische<br />

Nationalbibliothek/Lucca Chmel, Julia Scheierm<strong>an</strong>n, Eva<br />

Steinheimer, UNHCR, Verein Wiener Frauenhäuser/Fotographie<br />

Lenz,Women on Waves, YaYa<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Andrea Gadler<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Warm <strong>an</strong>ziehen – empfehlen Karin und Petra<br />

Betrifft: www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Lästige Werbung<br />

Eine nette Seite, wenn nur die lästige<br />

Werbung nicht wäre...<br />

liebe feministische Grüße, Eli<br />

Liebe Eli, viele Zeitschriften sind auch im<br />

Internet nur noch gegen eine Gebühr zu<br />

abonnieren. Da wir unser Onlineservice<br />

weiterhin gratis <strong>an</strong>bieten möchten und<br />

Inserate einen Großteil der Fin<strong>an</strong>zierungsmöglichkeiten<br />

für Medien darstellen,<br />

können auch wir uns dieser Tatsache<br />

nicht entziehen.Wir legen jedoch großen<br />

Wert auf Inhalt, Qualität und ethische<br />

Grundsätze, was die Auswahl der Werbeschaltungen<br />

sowohl in unserer Print- als<br />

auch unserer Onlineausgabe betrifft.<br />

Liebe Grüße, die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />

Betrifft:„HOSI Wien (k)ein Platz für Lesben?“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />

Fehlende Errungenschaften<br />

Widersprechen sich die beiden HOSI-Obfrauen<br />

da etwa gegenseitig? Die eine hat<br />

1981 die Lesbengruppe gegründet. Die<br />

<strong>an</strong>dere sieht erst Jahre später Lesben in<br />

den Verein kommen. Ich jedenfalls habe<br />

die HOSI-Lesben ab 1982 als eine wichtige<br />

Kraft in der Frauen/Lesbenbewegung<br />

erlebt. Bei den gesamtösterreichischen<br />

Lesbentreffen und den 8.März-Demos<br />

waren sie immer vorne mit dabei. Anf<strong>an</strong>g<br />

der 90er prozessierten sie gegen<br />

die Werbefirma GEWISTA, als die sich<br />

weigerte, den Spruch „Lesben sind immer<br />

und überall“ zu plakatieren. Damals<br />

habe ich auch viele sp<strong>an</strong>nende Diskussionen<br />

und Vorträge von und für Lesben<br />

in der HOSI besucht.Warum keine der<br />

zwei Obfrauen so tolle Sachen erwähnt<br />

hat, verstehe ich nicht! Evi Svatos<br />

Das leiten wir gerne weiter!<br />

Betrifft: Elfriede Jelinek in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />

Erfüllter Wunsch<br />

Vielen D<strong>an</strong>k dafür, dass ihr als einziges<br />

der vielen Medien, die ich in den letzten<br />

Wochen in der H<strong>an</strong>d hatte, nicht Cover<br />

und Innenleben mit Fotos von Elfriede<br />

Jelinek gefüllt habt. Genau das wollte<br />

und will die Literaturnobelpreisträgerin<br />

nämlich nicht. Ihr seid diesem Wunsch<br />

nachgekommen und habt ihre Leistungen<br />

in Textform trotzdem gewürdigt.<br />

Sehr gut. Kathi aus Wien<br />

Betrifft:„30 Jahre AEP – Grund zum Feiern“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/04<br />

Schöner Geburtstag<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für den schönen Beitrag<br />

in eurem letzten Heft zu unserem Geburtstag!<br />

Liebe Grüße, Monika Jarosch<br />

AEP – Arbeitskreis Em<strong>an</strong>zipation und Partnerschaft<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Gottes Staats-Männer<br />

Ich wollte mich <strong>an</strong> dieser Stelle zwar über die Wiederwahl<br />

des rechten Gottesm<strong>an</strong>nes G. W. Bush ins<br />

Amt eines Präsidenten der USA auslassen, dessen<br />

Kampf gegen die „Macht des Bösen“ mit militärischen<br />

Mitteln für die g<strong>an</strong>ze Welt in den nächsten<br />

vier Jahren nichts Gutes verheißt. Aber die Missstände, die<br />

Bushs Geistesbrüder im österreichischen und europäischen<br />

Diesseits produzieren, verdienen eine mindestens ebenso<br />

große Aufmerksamkeit wie die offenkundigen Missstände<br />

jenseits des Atl<strong>an</strong>tik.<br />

Diesen Sommer habe ich mich über die überproportionale<br />

Medienpräsenz oft geärgert, die der rechte politische<br />

Flügel des österreichischen Katholizismus hatte. Das unwürdige<br />

Schauspiel bis zum Rückzug von Bischof Krenn zog sich<br />

über Monate hin. Es füllte nicht bloß Spalten, sondern viele<br />

Seiten und Titelseiten, nicht Sendeminuten, sondern Sendestunden<br />

in den Medien. Kaum hatte der Vatik<strong>an</strong> die Sache<br />

Krenn halbwegs über die Bühne gebracht, blieb uns die<br />

schon vorprogrammierte Seligsprechung des Krampfadern-<br />

Wunderheiler-Kaisers Karl nicht erspart: Der krönende Abschluss<br />

eines von rechten Katholiken – unter ihnen Bischof<br />

Krenn – mit zäher Geduld betriebenen Projekts.<br />

Nicht vergessen sollten wir über all diesen Ereignissen,<br />

dass heute nach Wahlerfolgen des Österreichischen Bundesk<strong>an</strong>zlers<br />

– oder dem, was sich als solche ausgeben lässt – zuallererst<br />

dem lieben Gott ged<strong>an</strong>kt wird und erst d<strong>an</strong>ach<br />

WahlhelferInnen, eventuellen K<strong>an</strong>didatInnen wie Ursula<br />

Stenzel und den Menschen, die ÖVP gewählt haben. Nicht<br />

vergessen sollten wir, dass Nationalratspräsident Andreas<br />

Khol sich dafür ausgesprochen hat, Gott in die Österreichische<br />

Verfassung aufzunehmen. Nicht überhören sollten wir<br />

die notorischen Anti-Islam-Parolen des FP-Rechtsaußen<br />

Ewald Stadler. Seine patriarchal-katholisch unterfütterten<br />

Holzhammer-Attacken gegen weibliche Selbstbestimmung<br />

und die Unabhängigkeit der Gerichte, die die Sendung<br />

„Volks<strong>an</strong>walt“ zu einem absurden Spektakel machen, haben<br />

ihm bereits den Spitznamen „Volks<strong>an</strong>waldi“ eingetragen, wie<br />

Armin Thurnher im Falter 43/04 bemerkt. Im Falter 44/04<br />

spricht Thurnher übrigens treffend von einem „Gottesstaat<br />

light und Gutsherrenstaat heavy“, den wir seit über vier Jahren<br />

in Österreich ertragen.<br />

Und d<strong>an</strong>n kam der Fall Buttiglione. Ein enger Vertrauter<br />

des polnischen Papstes, ein deklarierter Feind der Homosexuellen-<br />

und der Frauenem<strong>an</strong>zipation. Von der italienischen<br />

Berlusconi-Regierung in die Europäische Kommission ents<strong>an</strong>dt.<br />

Vom portugiesischen Kommissionspräsidenten Barroso<br />

für das sensible Justizressort vorgesehen: Dort hätte er<br />

auch die Aufgabe gehabt, die Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinie<br />

in jenen Ländern zu überwachen, die – wie<br />

Schüssels Österreich – bis zum Stichtag im Juli <strong>2004</strong> keine<br />

ausreichenden Maßnahmen gesetzt hatten, weshalb sie<br />

auch aus Brüssel gerügt wurden. Aufgrund seiner Welt<strong>an</strong>schauung,<br />

die den in den letzten Jahrzehnten – beziehungsweise<br />

den letzten paar Jahrhunderten – in Europa vollzogenen<br />

gesellschaftlichen Wertew<strong>an</strong>del gänzlich ignoriert, war<br />

Buttiglione für diesen Posten augenscheinlich nicht qualifiziert.<br />

Probiert haben es „Rocco und seine Brüder“, wie Georg<br />

Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof im profil vom 18. Oktober so schön sagt,<br />

aber dennoch. Da sie im EU-Parlament abblitzten, ist es gerade<br />

noch einmal glimpflich ausgeg<strong>an</strong>gen. „Der politische Katholizismus<br />

verliert in den europäischen Gesellschaften <strong>an</strong><br />

Einfluss. Umso mehr versucht er, auf der politischen Ebene<br />

seine Claims abzustecken“, meint Hoffm<strong>an</strong>n-Ostenhof im erwähnten<br />

Kommentar.<br />

Und der nächste Coup von Gottes streitbaren Männern<br />

in der EU ist schon da: An genau jenem Wochenende, <strong>an</strong> dem<br />

sich die Staatsspitzen in Rom am R<strong>an</strong>de ihres Treffens einig<br />

waren, dass Buttiglione wieder in die Mottenkiste – pardon:<br />

italienische Politik – zurück muss, st<strong>an</strong>d im Zentrum der Zusammenkunft<br />

die Ratifizierung des EU-Verfassungsentwurfs,<br />

in dem nicht nur die Ch<strong>an</strong>cengleichheit der Geschlechter<br />

überhaupt nicht ver<strong>an</strong>kert ist. Wie u.a. Hilde Grammel in (sic!)<br />

vom November <strong>2004</strong> aufmerksam macht, hat das neue Mitglied<br />

Polen einen Artikel 46 hinein reklamiert, der der katholischen<br />

Kirche einen Beobachterstatus bescheren soll. –<br />

Schöne Bescherung! ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

Fo t o : Pe z H e j d u k<br />

homophobie<br />

ÖBB verweigert HOSI-Züge<br />

In der letzten Ausgabe freuten wir uns noch über zwei HOSI-Züge, die<br />

bald durch Österreich rollen sollten. Doch das ÖBB-M<strong>an</strong>agement legt sich<br />

quer. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der HOSI Wien wollten die AktivistInnen<br />

tief in die Vereinskassa greifen, um zwei Eilzüge „Homosexuelle<br />

Initiative“ taufen zu lassen. Diese sollten d<strong>an</strong>n ein Jahr l<strong>an</strong>g (bis <strong>Dezember</strong><br />

<strong>2005</strong>) zwischen Passau und Wien sowie zwischen Salzburg und Innsbruck<br />

verkehren.„Bereits bei der Agentur fix gebucht und <strong>an</strong>gezahlt, wurde der<br />

Auftrag von dieser storniert, nachdem das zuständige ÖBB-Gremium den<br />

Zugnamen abgelehnt hatte“, empört sich HOSI-Wien Obm<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong><br />

Högl. ÖBB-Vorst<strong>an</strong>dssprecher Martin Huber und Verkehrsminister Hubert<br />

Gorbach wurden in Briefen dazu aufgefordert ein Machtwort zu sprechen<br />

und die Zugpatron<strong>an</strong>z – zumindest zu einem späteren Zeitpunkt – doch<br />

noch zu ermöglichen. Und:„Wir werden diesen Fall <strong>an</strong> die neue EU-Kommission<br />

her<strong>an</strong>tragen, zeigt er doch <strong>an</strong>schaulich, dass die bisherigen EU-<br />

Antidiskriminierungsrichtlinien nicht ausreichen“, gibt sich HOSI-Wien<br />

Obfrau Bettina Nemeth kämpferisch.Weiter so! GaH<br />

www.hosiwien.at<br />

„Geschlechtsparitätische<br />

Moderation“<br />

Das so <strong>an</strong>gekündigte Duo, das beim 25-<br />

Jahr-Fest der HOSI Wien durch den Abend<br />

führte, best<strong>an</strong>d aus einem Schwulen im Anzug<br />

und einem Schwulen im Kleid. Eine Perform<strong>an</strong>ce,<br />

die für alles mögliche beklatscht<br />

werden k<strong>an</strong>n – als queerer Joke oder als<br />

schwule 70er-Jahre-Nostalgie – aber für eines<br />

sicher nicht: für Geschlechterparität.<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

plus.minus<br />

„unpolitisch“<br />

f rauenarmut<br />

Spenden-Aktion<br />

Schik<strong>an</strong>e gegen Asyl<strong>an</strong>wältInnen<br />

Der Menschenrechtsbeirat im Innenministerium<br />

wurde eingerichtet, um Menschenrechtsverletzungen<br />

durch die Polizei zu verhindern. Nun versucht<br />

das Ministerium die unbequemen Beiratsmitglieder<br />

Georg Bürstmayr und Nadja Lorenz<br />

los zu werden. Lorenz, SOS-Mitmensch-Sprecherin<br />

und Anwältin der Witwe von Seib<strong>an</strong>e Wague,<br />

ist eine von nur zwei Frauen der 22-köpfigen<br />

Kommission des Beirats. Mit fadenscheinigen<br />

Argumenten und ohne echte Beweise wurde sie<br />

wegen „Aufforderung zum Ungehorsam gegen<br />

Gesetze“ <strong>an</strong>gezeigt.„Was soll dar<strong>an</strong> bitte politisch<br />

sein?“, wies Strassers Sprecher den Vorwurf<br />

politisch motivierter Verfolgung zurück. (-)<br />

Derzeit läuft in Österreich eine Spenden-Kampagne der Caritas speziell<br />

für Frauen in Not. Die Ausg<strong>an</strong>gssituation ist traurig, denn Armut ist in<br />

Österreich immer noch meist weiblich. Die Gründe dafür sind im System<br />

zu suchen: niedrigere Einkommen, sowie die Allein- oder Hauptver<strong>an</strong>twortung<br />

für reproduktive Aufgaben. 200.000 Frauen leben in Österreich<br />

in Armut, weitere 536.000 sind stark armutsgefährdet. Besonders<br />

betroffen sind Alleinerzieherinnen, Frauen in kinderreichen Familien<br />

und Pensionistinnen. Die Caritas-Spendenkampagne unter dem Motto<br />

„Leben ohne Ausweg – Helfen Sie Frauen in Not“ soll Betroffenen einen<br />

Ausweg aus der Sackgasse Armut weisen. ESt<br />

Spendenkonto: PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: „Inl<strong>an</strong>dshilfe“<br />

graz<br />

„Exitus“ für Fraueneinrichtungen<br />

Die Stadt Graz muss sparen. Wo sich am leichtesten <strong>an</strong>setzen lässt, wurde<br />

auf einer Klausur der ÖVP-SPÖ-Stadtregierung geklärt. Das Ergebnis:<br />

„überflüssig“ scheint zum Beispiel das DOKU GRAZ (Frauendokumentations-,<br />

Forschungs- und Bildungszentrum). <strong>2005</strong> bekommt es keine Subventionen<br />

mehr und ist somit in seiner Existenz bedroht. Das DOKU Graz<br />

bietet eine feministische Bibliothek mit 5.000 Büchern und ein Archiv mit<br />

über 700 Plakaten und 3.000 Fotos über Grazer und Steirische Frauengeschichte<br />

und Frauenorg<strong>an</strong>isationen. Frauenstadträtin Kaltenbeck-Michl<br />

findet die Einrichtung zwar aus frauenpolitischer Sicht wichtig, aber in<br />

fin<strong>an</strong>ziell schwierigen Zeiten müssten „neue Schwerpunkte“ gefunden<br />

werden. Wohl kein Zufall, dass mit dem Sparen gerade bei einer Org<strong>an</strong>isation<br />

begonnen wird, die die Leistungen der Grazer Frauen dokumentiert.<br />

Für 2006 wurde d<strong>an</strong>n der „Exitus“ der restlichen Frauenprojekte<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

„konform“<br />

Entscheid gegen Homorechte<br />

Ein Deutscher und ein US-Bürger haben vor drei<br />

Jahren im niederländischen Delft st<strong>an</strong>desamtlich<br />

geheiratet. Als der Deutsche in Wien einen<br />

gut dotierten Job <strong>an</strong>nehmen und dabei sein EU-<br />

Recht auf Niederlassung samt Familiennachzug<br />

in Anspruch nehmen wollte, weigerten sich die<br />

österreichischen Behörden, die in Holl<strong>an</strong>d geschlossene<br />

gleichgeschlechtliche Ehe <strong>an</strong>zuerkennen<br />

und verwehrten seinem Partner die<br />

Niederlassungsbewilligung. Der ging mit dem<br />

Fall vor den Verfassungsgerichtshof. Welcher<br />

nun seine Erkenntnis bek<strong>an</strong>ntgab, dass diese<br />

Form der Lesben- und Schwulendiskriminierung<br />

in Österreich nicht verfassungswidrig sei. (-)


<strong>an</strong>gekündigt. Ein Szenario, das laut Kaltenbeck-Michl wohl nicht zur Gänze<br />

eintreffen werde, aber alle Referate müssten Einsparungen bek<strong>an</strong>nt<br />

geben, so eben auch das Frauenreferat. Dass Frauenreferate sowieso vergleichsweise<br />

geringe Budgets verwalten, der Einsparungseffekt also marginal<br />

sein dürfte, wird nicht erwähnt. Für die betroffenen Vereine ist nur<br />

eines klar: ihre auf drei Jahre abgeschlossenen Förderverträge wackeln.<br />

Wir wünschen trotzdem viel Motivation fürs neue Jahr! ESt<br />

www.doku.at/; www.graz.spoe.at/news_details.asp?ID=320<br />

wien<br />

Mädchentelefon<br />

Seit Ende Oktober gibt es in Wien das von Frauenstadträtin Sonja Wehsely<br />

versprochene „Mädchentelefon 13-17“. Die Infostelle für Mädchen und<br />

junge Frauen hat als Zielgruppe vor allem die 13-17–Jährigen, aber auch<br />

deren Angehörige oder Vertrauenspersonen. Unter der kostenlosen Telefonnummer<br />

0800/21 13 17 stehen Montag bis Freitag, jeweils von 13 bis<br />

17 Uhr, geschulte Mitarbeiterinnen für Fragen zu Schule, Familie, Freundschaft,<br />

Ausbildung, Beruf, Liebe und Sexualität zur Verfügung. Und das<br />

kostenlos, vertraulich und <strong>an</strong>onym. Auch die Kontaktaufnahme per E-mail<br />

ist möglich. D<strong>an</strong>eben ist die Weiterleitung <strong>an</strong> spezialisierte Serviceeinrichtungen<br />

eine wichtige Aufgabe des Mädchentelefons. ESt<br />

maedchentelefon@m57.magwien.gv.at<br />

sexualität<br />

Faschingsscherz?<br />

Dass über Agenturen hereinschneiende „frauenrelev<strong>an</strong>te“ Meldungen<br />

meist wenig feministisch sind, ist ja bek<strong>an</strong>nt. M<strong>an</strong>chmal sind die Meldungen<br />

aber so skurril, dass es sich wohl nur um einen Faschingsscherz h<strong>an</strong>deln<br />

k<strong>an</strong>n. So vermeldete kürzlich ein – <strong>an</strong>geblich international bek<strong>an</strong>nter –<br />

Sexualwissenschafter aus Wien, einen Apparat zum Beckenbodentraining<br />

erfunden zu haben. Das Ding, das die unzulängliche weibliche Anatomie<br />

auf Vorderm<strong>an</strong>n bringen soll, trägt den verheißungsvollen Namen C.O.M.E.<br />

(Clinical Orgasm Muscle Exerciser) und verspricht frau nach nur wenigen<br />

Wochen einen längst vergessen geglaubten Mythos zu erleben: den vaginalen<br />

Orgasmus! Wissenschaftlich bewiesen, 35 Jahren Frauenbewegung zum<br />

Trotz. Da bleibt nur auf den Aschermittwoch zu hoffen! ESt<br />

www.come.at<br />

künstlerinnenfestival<br />

Neubau goes Europe<br />

Noch bis 31. <strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong> läuft die Bewerbungsfrist für die Teilnahme am internationalen<br />

Künstlerinnenfestival, das im März 2006 – während der österreichischen<br />

EU-PräsidentInnenschaft – unter dem Titel „Her Position in Tr<strong>an</strong>sition“<br />

stattfinden soll. Künstlerinnen aller Sparten können mit ihren Produktionen,<br />

Projekten und theoretischen Konzepten teilnehmen. Auf Initiative<br />

des KosmosTheaters stellen zahlreiche Kulturinstitutionen des Wiener Bezirks<br />

Neubau ihre Räume und Ressourcen für das gemeinsame Festival zur<br />

Verfügung. Kunstproduktionen für den öffentlichen Raum sind gefragt. ESt<br />

Infos zu Festival und Bewerbung: www.kosmostheater.at.<br />

Kontakt & Festivalzentrum: KosmosTheater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien, T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at.<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Leni Wiebach sprach mit Judith Schwentner<br />

Bal<strong>an</strong>ce im gesellschaftlichen Gefüge<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

Was hat Sie ver<strong>an</strong>lasst, die Chefredaktion der Obdachlosenzeitung Megaphon<br />

zu übernehmen und was interessiert Sie speziell dar<strong>an</strong>?<br />

Der Anlass war eigentlich ein b<strong>an</strong>aler: Mein Vorgänger hat sich beruflich<br />

verändert. Ich war seit 2000 als Redakteurin tätig, am Projekt, auch als<br />

soziale Initiative, liegt mir sehr viel. Die Möglichkeit, noch intensiver gestaltend<br />

mitzuwirken war daher eine willkommene Herausforderung.<br />

Macht es für Sie einen Unterschied, gerade als Frau in dieser Position tätig<br />

zu sein?<br />

Ja, allein aus dem Grund, dass ich als Mitarbeiterin in einem reinen Männerteam<br />

zur Chefin geworden bin. Auch unsere beinahe ausschließlich<br />

aus Afrika stammenden VerkäuferInnen – Frauen sind in der absoluten<br />

Minderheit – mussten sich erst dar<strong>an</strong> gewöhnen, dass da<br />

jetzt eine Frau „bestimmt“.<br />

Sind Frauen <strong>an</strong>ders von Obdachlosigkeit betroffen als Männer?<br />

In jedem Fall.Weibliche Obdachlosigkeit ist weniger sichtbar: Zum einen<br />

ist der öffentliche Raum eindeutig männlich konnotiert, zum <strong>an</strong>deren haben<br />

Frauen <strong>an</strong>dere soziale Netze – sie kommen noch immer eher wo<strong>an</strong>ders<br />

unter oder versuchen sich auf <strong>an</strong>dere Weise zu helfen – m<strong>an</strong>övrieren<br />

sich aber aus Scham und Angst oft in neue Abhängigkeitsverhältnisse.<br />

Ihr neuestes Projekt, die Megaphon-Uni, bietet Obdachlosen eine alternative<br />

Möglichkeit des Bildungszug<strong>an</strong>ges.Was macht die Megaphon-Uni aus?<br />

Die Megaphon-Uni ist Bildung ohne Grenzen, für Menschen, die aufgrund<br />

ihrer Ausbildung, Herkunft oder sozialen Stellung mit dem universitären<br />

Bildungs<strong>an</strong>gebot sonst nicht in Berührung kommen. Aktuelle<br />

wissenschaftliche Inhalte werden verständlich und sp<strong>an</strong>nend näher<br />

gebracht. Wir möchten damit Menschen mit ihren Projekten und<br />

Ideen in den Mittelpunkt stellen, die sich sonst – warum auch immer –<br />

eher am R<strong>an</strong>de der Gesellschaft bewegen. In dem Sinne geht es auch<br />

immer um eine gewisse Bal<strong>an</strong>ce im gesellschaftlichen Gefüge.<br />

Haben Sie sich für die Zeitung konkrete persönliche Ziele gesteckt?<br />

Welche sind das?<br />

Sicher: mehr Seiten, mehr Inhalt, Schreibwerkstätten mit Menschen<br />

aus sozialen R<strong>an</strong>dgruppen! Doch das scheitert leider zu oft <strong>an</strong> den<br />

fin<strong>an</strong>ziellen Rahmenbedingungen...<br />

Judith Schwentner ist Chefredakteurin der Grazer Obdachlosenzeitung<br />

Megaphon, www.megaphon.at<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />

streitpunktindikation<br />

Schon ungeboren diskriminiert<br />

Birgit Primig ist seit mehr als<br />

20 Jahren in und für Interessenvertretungen<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

tätig. Sie ist seit 2001 Vorsitzende<br />

der „Ethikkommission FÜR die Bundesregierung“,<br />

einer Interessengemeinschaft,<br />

die sich mit Fragen der Bioethik<br />

im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

Behinderung engagiert.<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Frauen und Menschen mit Behinderung haben ein gemeinsames politisches Ziel: eine gleichberechtigte<br />

Gesellschaft, frei von Diskriminierungen. Nur punkto Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

mit einem eventuell behinderten Kind sind sie auf Kollisionskurs, meint Birgit Primig<br />

„Mein Bauch gehört mir“ war einer<br />

jener Slog<strong>an</strong>s, mit dem Frauen<br />

einst die Fristenlösung durchgesetzt<br />

haben. Den Argumenten<br />

hinter den Slog<strong>an</strong>s hatte die Politik<br />

wenig entgegenzusetzen. Mit dem<br />

Beschluss des Paragraphen 97 StGB wurde<br />

Abtreibung innerhalb einer bestimmten<br />

Frist straffrei gestellt. Konservative<br />

Kräfte versuchen bis heute, den gesellschaftlichen<br />

Konsens zu durchbrechen<br />

und Abtreibungen mit aller Macht zu<br />

verhindern. Eine L<strong>an</strong>deshauptfrau, die in<br />

einer L<strong>an</strong>desklinik Abtreibungen durchführen<br />

lassen will, k<strong>an</strong>n sich gegen Protestkampagnen<br />

aus dem katholischen<br />

Lager nicht ohne weiteres durchsetzen.<br />

Zwei Klassen. Wer die Möglichkeit einer<br />

straffreien Abtreibung innerhalb der<br />

ersten drei Monate nie in Frage gestellt<br />

hat, ist die Interessenvertretung behinderter<br />

Menschen. Bekämpft wird ausschließlich<br />

die eugenische Indikation.<br />

Diese besagt, dass eine Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

mit einem möglicherweise behinderten<br />

Kind ohne jegliche zeitliche<br />

Frist abgebrochen werden darf. Die Fristenlösung<br />

überlässt es einer Frau zu<br />

entscheiden, ob sie überhaupt ein Kind<br />

haben will. Die eugenische Indikation<br />

weitet diese Entscheidungsmöglichkeit<br />

aus. Nicht mehr „ob überhaupt<br />

ein Kind“, sondern „ob dieses g<strong>an</strong>z bestimmte<br />

Kind“ – definiert über das<br />

Merkmal „behindert“ – erwünscht ist,<br />

steht zur Wahl. Menschen mit und ohne<br />

Behinderung werden damit bereits<br />

vor ihrer Geburt in zwei Klassen geteilt.<br />

Behinderung wird im Gesetzestext als<br />

„Gefahr“ dargestellt. In einer immer<br />

noch gültigen Verordnung des Gesundheitsministeriums<br />

(1981) wird die pränatale<br />

Diagnose für Frauen ab 35 Jahren<br />

sogar als „vordringliche Maßnahme zur<br />

Erhaltung der Volksgesundheit“ empfohlen.<br />

Differenzierung fehlt. W<strong>an</strong>n immer die Forderung<br />

nach Abschaffung der eugenischen<br />

Indikation <strong>an</strong> die Öffentlichkeit<br />

gel<strong>an</strong>gt, kontert die Frauenpolitik mit


den ewig gleichen Aussagen. Vom „Anschlag<br />

auf die weibliche Autonomie“<br />

bis hin zum gänzlich falschen Vorwurf,<br />

die Bestrafung jeder Abtreibung werde<br />

erneut gefordert, ist d<strong>an</strong>n die Rede.<br />

Die Entscheidungsfreiheit der Frau<br />

über ihr Leben und ihre Lebensumstände<br />

ist das am häufigsten verwendete<br />

Argument für die Beibehaltung der eugenischen<br />

Indikation. Ein Argument, das<br />

aktuell viele Frauen vor jenen Problemen<br />

bewahrt, die ein Leben mit einem<br />

behinderten Kind mit sich bringen. Es<br />

ist somit ein Argument, das für Einzelschicksale<br />

seine Gültigkeit haben mag.<br />

Aus Sicht der Behindertenbewegung<br />

ist diese Argumentation einseitig und<br />

kurzsichtig. Einseitig deshalb, weil sie<br />

die Möglichkeit erst gar nicht offen<br />

lässt, dass auch ein Leben mit einem<br />

behinderten Kind sehr viele positive Seiten<br />

haben k<strong>an</strong>n. Einseitig auch deshalb,<br />

weil sie das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Frauen ungleich höher bewertet<br />

als das Lebensrecht von behinderten<br />

Menschen.<br />

Bumer<strong>an</strong>g. Die Kurzsichtigkeit des Argumentes<br />

schadet zunächst Menschen<br />

mit Behinderung in ihrem Kampf gegen<br />

Diskriminierung: Eine Gesellschaft<br />

müsste schon sehr schizophren sein,<br />

um „Behinderung“ so gering zu bewerten,<br />

dass sie mit allen Mitteln verhindert<br />

werden muss, gleichzeitig aber<br />

Menschen mit diesem Merkmal als<br />

gleichberechtigt <strong>an</strong>zuerkennen. Wer<br />

besser nicht geboren werden soll, gilt<br />

später als bemitleidenswert. Anstelle<br />

von Rechten bekommen Menschen mit<br />

Behinderung Almosen, bekommen Licht<br />

ins Dunkel. Das Argument wird in seiner<br />

Kurzsichtigkeit auch zum Bumer<strong>an</strong>g<br />

für Frauen selbst. Jene Mütter, deren<br />

Kinder behindert sind, müssen sich im-<br />

Stichwort Indikation.<br />

mer öfter die Frage gefallen lassen, ob<br />

denn „das“ wirklich nicht zu verhindern<br />

war. Die Behindertenbewegung fordert<br />

den Ausbau umfassender Unterstützungsmaßnahmen<br />

für die gesamten<br />

Familien und frühzeitige Förderung von<br />

behinderten Kindern. Stattdessen werden<br />

soziale Mittel eingefroren, gekürzt.<br />

Die Frauenbewegung setzt sich für diese<br />

Mütter kaum und wenn, d<strong>an</strong>n nur<br />

sehr leise ein. Das so hoch geschätzte<br />

Selbstbestimmungsrecht der Frau besteht<br />

nur noch bedingt.<br />

Aufgrund des gesellschaftlichen<br />

Drucks k<strong>an</strong>n sich kaum mehr eine<br />

schw<strong>an</strong>gere Frau der medizinischen<br />

Diagnostik entziehen. Bei einem „positiven“<br />

Befund der Pränataldiagnostik<br />

muss sie innerhalb kürzester Zeit eine<br />

Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes<br />

Kind treffen. Sie hat nur selten<br />

die Ch<strong>an</strong>ce, alle notwendigen Informationen<br />

für eine fundierte Entscheidung<br />

zu bekommen. In vielen Fällen hat<br />

die Gesellschaft längst für sie entschieden.<br />

Verschärfung durch PID. Immer lauter wird<br />

auch in Österreich die Forderung, bei<br />

künstlicher Befruchtung nur noch genetisch<br />

einw<strong>an</strong>dfreie und überprüfte<br />

Embryonen zu verwenden, die „Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik“<br />

(PID) gesetzlich<br />

zuzulassen. Für die Behindertenbewegung<br />

ist das eine Vorverlegung der Selektion,<br />

aber auch die Spiegelung eines<br />

gesellschaftlichen Klimas, in dem der<br />

Preis steigen darf, um Behinderung zu<br />

verhindern. Der Wert von Menschen<br />

mit Behinderung sinkt weiter. Immer<br />

wieder wird dagegen gehalten, dass<br />

damit die „Schw<strong>an</strong>gerschaft auf Probe“<br />

ein Ende hätte. Tatsache ist, dass sich<br />

Frauen dadurch einer weiteren und<br />

nicht ausschließlich einer „<strong>an</strong>deren“<br />

medizinischen Prozedur unterziehen<br />

(müssen). Denn auf die PID folgt so gut<br />

wie immer auch eine pränatale Diagnostik,<br />

um die „Fehler“ der PID<br />

während der Schw<strong>an</strong>gerschaft auszumerzen.<br />

Die PID forciert ein neues Rollenbild:<br />

Die Frau von heute ist gebildet,<br />

macht Karriere, und bekommt – immer<br />

älter – zum exakt gepl<strong>an</strong>ten Termin das<br />

„perfekte“ Kind. Die Medizin lässt uns<br />

glauben, dass sie diese Perfektion schaffen<br />

k<strong>an</strong>n – und ist immer öfter mit Klagen<br />

konfrontiert, wenn Perfektion nicht<br />

eingetreten ist. Das Aufbegehren gegen<br />

die PID wird gerne abgewiegelt:„Es<br />

geht ja nur um eine H<strong>an</strong>d voll Fälle“. Die<br />

In<strong>an</strong>spruchnahme von Präimpl<strong>an</strong>tationsdiagnostik<br />

hält sich – wo sie erlaubt<br />

ist – noch in den engen Grenzen fin<strong>an</strong>ziell<br />

sehr gut gestellter Kreise. Immer<br />

wieder verwenden BefürworterInnen<br />

„niedrige Zahlen“ als Argumente, um<br />

die Bedeutung der behindertenpolitischen<br />

Forderungen zu schwächen. Umgekehrt<br />

würde es die Frauenbewegung<br />

kaum zulassen, wenn eine deutliche<br />

Diskriminierung von Frauen als unwesentlich<br />

– weil selten – dargestellt würde.<br />

Es ist höchste Zeit, dass sich Frauenbewegung<br />

und Behindertenbewegung<br />

abseits der Öffentlichkeit, abseits<br />

von WählerInnenstimmen zu einem<br />

echten Dialog zusammentun. Die Interessen<br />

von Frauen und die Interessen<br />

von Menschen mit Behinderung müssen<br />

nicht zw<strong>an</strong>gsläufig aufein<strong>an</strong>derprallen.<br />

Es gibt auch Frauen mit Behinderung.<br />

Sie haben sich längst international<br />

org<strong>an</strong>isiert. Ihre Heimat ist die<br />

Behindertenbewegung. Die Frauenbewegung<br />

hat dieses Potenzial <strong>an</strong> Mitstreiterinnen<br />

für Gleichberechtigung<br />

noch nicht erk<strong>an</strong>nt.. ❚<br />

Nach österreichischem Recht ist jeder vorsätzliche Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch zunächst verboten und strafbar und daher<br />

auch im Strafgesetz ver<strong>an</strong>kert. Auf Wunsch der Schw<strong>an</strong>geren k<strong>an</strong>n ein Abbruch – sofern er von einer Ärztin / einem<br />

Arzt durchgeführt wird – in folgenden Fällen ausnahmsweise straflos sein:<br />

● während der ersten drei Monate der Schw<strong>an</strong>gerschaft: die „Fristenlösung“<br />

● „wenn eine ernste Gefahr besteht, dass das Kind geistig oder körperlich schwer geschädigt sein werde“<br />

(§ 97, Abs. 1, Z2, Fall 2 StGB): die eugenische oder embryopathische Indikation. Es ist keine Frist gesetzt und die<br />

Abtreibung k<strong>an</strong>n bis zum Beginn der Geburt durchgeführt werden.<br />

indikationstreitpunkt<br />

Lebenshilfe Österreich (Hg.):<br />

Rasterfahndung nach behindertem<br />

Leben, Wien 2003<br />

Fundierte und umfassende Broschüre<br />

aus Sicht der Behindertenbewegung<br />

zu Problemstellungen bei<br />

Pränataldiagnose und Impl<strong>an</strong>tationstechnik.<br />

Bietet neben einem<br />

umf<strong>an</strong>greichen, herausnehmbaren<br />

Glossar auch einen Einblick in die<br />

ethische Problematik der Biomedizin<br />

und Biotechnik.<br />

Kostenlos erhältlich bei Lebenshilfe<br />

Österreich, T. 01/812 26 42,<br />

sekretariat@lebenshilfe.at<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o s : G a b i H o ra k niederösterreichberatungsstellen<br />

Friederike Grühbaum bezweifelt,<br />

dass weitere Stunden- und<br />

Programmkürzungen die richtige<br />

Überlebensstrategie sind: „Das<br />

wäre die Devise: Durchtauchen.<br />

Aber wohin?“<br />

1 Es ist wichtig, zwischen Frauenplätzen<br />

und Kinderplätzen zu unterscheiden:<br />

Es gibt Zimmer mit mehreren<br />

Betten für eine Frau und ihre<br />

Kinder. Aber natürlich kommt nicht<br />

jede Frau mit Kindern. Die Auslastung<br />

seitens der Frauenbetten ist<br />

fast überall hundert Prozent, Kinderbetten<br />

bleiben m<strong>an</strong>chmal frei.<br />

Lilith braucht jede Hilfe, um den<br />

laufenden Betrieb im nächsten Jahr<br />

aufrecht erhalten zu können. Bitte<br />

um Spenden auf das Konto: FPF<br />

Krems, Frauencafe Lilith, Nr. 105.775,<br />

BLZ 32397, Raiffeisenb<strong>an</strong>k Krems<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Auf Sparflamme<br />

Eine der wenigen wertvollen Frauenberatungsstellen im tiefschwarzen Niederösterreich<br />

muss <strong>2005</strong> voraussichtlich zusperren. Grund genug für Gabi Horak, sich im<br />

größten Bundesl<strong>an</strong>d Österreichs umzusehen.<br />

Das Herbstprogramm sowie<br />

das Frauencafé sind gut be-sucht<br />

und in diesem Jahr wurden<br />

schon über 2.100 Frauen aus<br />

Krems und der Region betreut.<br />

Damit könnte im nächsten Jahr schlagartig<br />

Schluss sein, denn „Lilith“ steht vor<br />

dem Aus. Der Bund hatte schon das diesjährige<br />

Budget – ohne Angabe von Gründen<br />

– um vierzig Prozent gekürzt, die<br />

Stadt Krems die Subvention g<strong>an</strong>z gestrichen.„Das<br />

können wir natürlich nicht<br />

einfach so hinnehmen, schließlich sind<br />

wir die einzige Frauenberatungsstelle<br />

im niederösterreichischen Zentralraum“,<br />

gibt sich Friederike Grühbaum vom siebenköpfigen<br />

Lilith-Team kämpferisch.<br />

Tatsächlich ist die nächstgelegene Frauenberatungsstelle<br />

in Zwettl fünfzig Kilometer<br />

entfernt – mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

eine Halbtagsreise.<br />

Mit insgesamt zehn Frauen- und<br />

Mädchenberatungsstellen ist das große<br />

L<strong>an</strong>d Niederösterreich alles <strong>an</strong>dere als<br />

flächendeckend versorgt. Die 790.000<br />

Niederösterreicherinnen haben nur in<br />

neun der 25 Bezirke eine Beratungsstelle<br />

zur Verfügung. Der Bezirk rund um<br />

die L<strong>an</strong>deshauptstadt St. Pölten ist keiner<br />

von ihnen. Hier gibt es aber zumindest<br />

ein Frauenhaus, das in Kürze sein<br />

20-jähriges Bestehen feiert.<br />

Status und Macht. In der Liste der „Frauenservicestellen“<br />

des Frauenministeriums<br />

werden „Lilith“ und auch „Undine“ in<br />

Baden nicht geführt. Sie wurden erst<br />

vor wenigen Jahren gegründet und haben<br />

den Status einer Frauenservicestelle<br />

nicht bekommen. Die Folge: ihre Subventionen<br />

konnten vom Ministerium<br />

massiv gekürzt werden. Die acht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten<br />

Beratungsstellen in Niederösterreich<br />

sind nicht von der Existenz<br />

bedroht, bekommen <strong>2005</strong> sogar ein bisschen<br />

mehr Geld. Das Frauenministerium<br />

hat sich verpflichtet, zumindest <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte<br />

Frauenservicestellen zu halten,<br />

deshalb gibt es gerade so viel Geld, um<br />

den laufenden Betrieb irgendwie aufrechtzuerhalten.<br />

„Dabei ist die Kategorie<br />

Frauenservicestelle schwer zu definieren,<br />

weil jede Stelle <strong>an</strong>ders arbeitet“,<br />

sagt Rosemarie Ertl vom Netzwerk<br />

Österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen.<br />

Der Status werde nun<br />

kaum mehr vergeben, weil das Ministerium<br />

so keine fin<strong>an</strong>zielle Verpflichtung<br />

eingehen muss. „Das ist der Versuch, einen<br />

Keil zwischen die Frauenberatungsstellen<br />

zu treiben.“<br />

Dabei gibt selbst das Ministerium<br />

zu, dass neue Beratungseinrichtungen<br />

in unterversorgten Gebieten dringend<br />

notwendig wären. Liselotte Haschke,<br />

Leiterin der Abteilung für Frauenprojekteförderung,<br />

hatte bei einem Gespräch<br />

mit den Servicestellen und Notrufen<br />

Ende Oktober auch eine Lösung<br />

parat: Warum nicht Außenstellen von<br />

bestehenden Frauenservicestellen in<br />

unterversorgten Gebieten gründen?


„Davon halten wir aber nicht viel“,<br />

meint Rosemarie Ertl. Nach den Vorstellungen<br />

der Sektionsleiterin sollten<br />

dazu Gemeinderäume <strong>an</strong>gemietet<br />

werden, „was dem Autonomie-Ged<strong>an</strong>ken<br />

widersprechen würde“, so Ertl. Und<br />

die Mitarbeiterinnen sollten die Beratungen<br />

in der Außenstelle innerhalb ihrer<br />

Arbeitszeit zusätzlich bewältigen.<br />

„Unmöglich“, weiß Rosemarie Ertl, „die<br />

Beratungsstellen sind schon jetzt total<br />

ausgelastet, teilweise gibt es l<strong>an</strong>ge<br />

Wartelisten.“ Die Beratungs<strong>an</strong>fragen<br />

sind insgesamt in den letzten Jahren<br />

stark gestiegen. Es gebe zwar Beispiele,<br />

dass bestehende Serviceeinrichtungen<br />

Außenstellen in <strong>an</strong>deren Bezirken gegründet<br />

haben, aber ohne zusätzliches<br />

Geld für zusätzliche Aufwendungen<br />

geht es nicht.<br />

Solidarität und Kampf. Seit der letzten Erhöhung<br />

im Jahr 2001 bekommt jede<br />

Frauenberatungsstelle (außer „Unida“<br />

in Amstetten, die übers AMS fin<strong>an</strong>ziert<br />

ist) vom niederösterreichischen Frauenreferat<br />

knapp 7.300,- Euro Jahressubvention.<br />

Beim letzten Vernetzungstreffen<br />

der NÖ Frauenservicestellen haben<br />

die Mitarbeiterinnen beschlossen, dass<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen über eine Erhöhung der<br />

Subventionen überfällig sind. Und sie<br />

wollen „Lilith“ ihre Solidarität zeigen, erzählt<br />

Anneliese Erdemgil-Br<strong>an</strong>dstätter<br />

von „Kass<strong>an</strong>dra“ in Mödling:„Wir sollten<br />

uns bei ihnen melden und gemeinsame<br />

Aktionen überlegen – um das Problem<br />

öffentlich präsent zu machen, um<br />

Geld zu sammeln.“<br />

Aus ihrer Arbeit weiß sie, wie wichtig<br />

jede einzelne Frauenberatungsstelle<br />

ist:„Den Frauen in Niederösterreich geht<br />

es teilweise sehr schlecht. Im reichen<br />

Mödling gibt es Frauen, die hungern.“<br />

Die „Kass<strong>an</strong>dra“-Mitarbeiterinnen<br />

führen jährlich 3.000 Beratungen durch.<br />

Frauenpolitik. Der Niederösterreichische<br />

L<strong>an</strong>dtag zählt 56 Mitglieder: Die überwältigende<br />

Mehrheit von 31 Sitzen<br />

gehört der ÖVP, 19 PolitikerInnen sind<br />

SPÖ-Abgeordnete, 4 Grüne und 2 von<br />

der FPÖ. Die L<strong>an</strong>desregierung bilden die<br />

zwei stimmenstärksten Parteien: ÖVP<br />

und SPÖ.<br />

Die für Frauenfragen zuständige<br />

L<strong>an</strong>desrätin Joh<strong>an</strong>na Mikl-Leitner und<br />

Maria Rigler, Leiterin des NÖ-Frauenreferats,<br />

erlebt Rosemarie Ertl als „bemüht“,<br />

aber beide verstünden die Probleme<br />

nicht immer.<br />

SP-Frauensprecherin Karin Kadenbach<br />

meldete sich Ende Oktober mit der<br />

Forderung nach einem geschlechtergerechten<br />

Budget zu Wort:„Die Zeit ist<br />

auch (sic!) in Niederösterreich dafür reif,<br />

dass die volkswirtschaftlich bedeutenden<br />

Leistungen der Frauen endlich im<br />

Budget ihren Niederschlag finden und<br />

damit entsprechend gewürdigt werden.“<br />

Die Klubobfrau der Grünen NÖ, Madeleine<br />

Petrovic, erachtet das als äußerst unrealistisch.<br />

Sie verh<strong>an</strong>delt die Ver<strong>an</strong>kerung<br />

von Gender-Budgets – zu dessen erbittertsten<br />

GegnerInnen Fin<strong>an</strong>zminister<br />

Finz gehöre – gerade im Verfassungskonvent.<br />

Erst wenn es hier zu einem Ergebnis<br />

komme, würden sich wohl auch die<br />

Länder d<strong>an</strong>ach richten müssen.<br />

Es sei ideologisch gewollt, dass<br />

Frauen im Begriff Familie aufgehen,<br />

meint Madeleine Petrovic. Joh<strong>an</strong>na Mikl-<br />

Leitner sei persönlich zwar durchaus engagiert,<br />

aber „in Niederösterreich passiert<br />

nichts, was der L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>n<br />

Pröll nicht will. Und dem ist Frauenpolitik<br />

kein Anliegen“. Petrovic hat soeben<br />

eine Studie in Auftrag gegeben, die die<br />

Situation von Frauenberatungsstellen in<br />

Niederösterreich erheben soll:Welche<br />

gibt es? Wie geht es ihnen? Wird Frauenberatung,<br />

die den Namen auch verdient,<br />

gefördert? Die Ergebnisse sollen noch<br />

vor den Gemeinderatswahlen im März<br />

<strong>2005</strong> vorliegen. Für „Lilith“ ist das vielleicht<br />

zu spät, sie brauchen schnelle<br />

Hilfe. Dass die Frauenberatung in Krems<br />

kurz vor dem Aus steht, hat selbst Madeleine<br />

Petrovic erst jetzt von den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n<br />

erfahren.<br />

Warten aufs Christkind. Das Lilith-Team<br />

hofft auf eine Erhöhung der fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Mittel. Ob sie im nächsten Jahr überhaupt<br />

noch einmal aufsperren können,<br />

wird sich aber erst in letzter Minute entscheiden.„Derzeit<br />

verh<strong>an</strong>deln der Bund<br />

und das L<strong>an</strong>d mitein<strong>an</strong>der, weil das Ministerium<br />

will, dass Niederösterreich mehr<br />

zu den Frauenberatungsstellen beiträgt“,<br />

erklärt Friederike Grühbaum. Eine Fin<strong>an</strong>zierungszusage<br />

des L<strong>an</strong>des werde es erst<br />

im <strong>Dezember</strong> geben, was die Pl<strong>an</strong>ung für<br />

<strong>2005</strong> unmöglich macht. Die Stadt Krems<br />

konnten die Liliths soweit bringen, eventuell<br />

ein paar Euro beizusteuern.„Aber<br />

sie übernehmen nicht wirklich Ver<strong>an</strong>twortung.“<br />

❚<br />

beratungsstellenniederösterreich<br />

Frauenberatungsstellen in NÖ<br />

Lilith, Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, 3504 Krems-Stein, T. 02732/85 555,<br />

e-mail: lilith.krems@aon.at;<br />

Kass<strong>an</strong>dra, F. Krib<strong>an</strong>yg. 1, 2340 Mödling, T. 02236/420 35,<br />

e-mail: kass<strong>an</strong>dra@computerhaus.org<br />

Frauentreffpunkt Mostviertel, Wienerstr. 47/1, 3300<br />

Amstetten, T. 07472/63 297, www.frauenberatung.co.at;<br />

Unida Coaching, Wienerstr. 87, 3300 Amstetten,<br />

T. 07472/23 407, www.unida.at<br />

Frauen für Frauen, Kirchenplatz 1-2a, 2020 Hollabrunn,<br />

T. 02952/21 82, www.frauenfuerfrauen.at;<br />

Frauenberatung Zwettl, Galgenbergstr. 2, 3910 Zwettl,<br />

T. 02822/52 271, www.frauenberatung.zwettl.at<br />

Frauenforum Gänserndorf, Bahnstr. 73, 2230 Gänserndorf, T.<br />

02282/26 38, www.frauenforum-gsdf.at<br />

Wendepunkt, Raug. 16, 2700 Wr. Neustadt, T. 02622/82 596,<br />

e-mail: wendepunkt@aon.at<br />

Freiraum, Wiener Str. 4/9, 2620 Neunkirchen, T. 02635/61<br />

125, www.frauenberatung-freiraum.at<br />

Stützpunkt Undine, Schwartstr. 50, 2500 Baden, T.<br />

02252/9025-406, e-mail: undine@ebos.at<br />

Frauenhäuser in NÖ:<br />

Amstetten, T. 07472/66 500,<br />

www.frauenhaus-amstetten.at<br />

Mistelbach, T. 02572/5088, e-mail: frauenteam@kolping.at<br />

Neunkirchen, T. 02635/689 71,<br />

www.frauenhaus-neunkirchen.at<br />

Sozialhilfezentrum für Frauen, Mödling, T. 02236/465 49,<br />

e-mail: frh.moedl@frauenhaus-moedling.kabsi.at<br />

Haus der Frau, St. Pölten, T. 02742/366 514,<br />

e-mail: hausderfrau.stpoelten@pgv.at<br />

Frauennotwohnung, Wr.Neustadt, T. 02622/825 96,<br />

e-mail: wendepunkt@aon.at<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


Fo t o : Wo m e n o n Wav e s<br />

international<strong>an</strong>.riss<br />

portugal<br />

Angeklagt<br />

Ende Oktober st<strong>an</strong>d eine junge Frau vor Gericht, die beschuldigt wurde,<br />

vor fünf Jahren eine Abtreibung vorgenommen zu haben. Die damals<br />

17-Jährige nahm Misoprostol ein und wurde im Anschluss wegen starker<br />

Blutungen in die Notaufnahme des Amadora-Spitals in Sintra eingeliefert.<br />

Die diensthabende Kr<strong>an</strong>kenschwester f<strong>an</strong>d Tablettenreste,<br />

und statt dem Mädchen zu helfen, verständigte sie die Polizei, die auch<br />

prompt erschien. Die junge Frau gest<strong>an</strong>d – und nun drohen ihr bis zu<br />

drei Jahre Haft.<br />

In Portugal ist ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch nur bei Gefahr für<br />

Leben und Gesundheit der Schw<strong>an</strong>geren, bei Vergewaltigung oder<br />

möglicher Behinderung des Kindes erlaubt. Aber auch in diesen Fällen<br />

ist eine Abtreibung nicht immer möglich, da sich Spitäler und<br />

ÄrztInnen mitunter weigern, einen Abbruch durchzuführen. Portugal<br />

ist zudem das einzige EU-L<strong>an</strong>d, in dem Frauen und abtreibende MedizinerInnen<br />

aktiv gerichtlich verfolgt werden. Trotz dieser widrigen<br />

Umstände werden laut Gesundheitsministerium jährlich mindestens<br />

20.000 Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche durchgeführt. Etwa 5.000 Frauen<br />

l<strong>an</strong>den wegen Komplikationen in der Notaufnahme, auch einige Todesfälle<br />

sind jährlich zu beklagen. Women on Waves, die erst im August vor<br />

Portugal ge<strong>an</strong>kert hatten, um portugiesischen Frauen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />

zu ermöglichen und die damit zu einem heftigen öffentlichen<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Disput beigetragen hatten, schätzen, dass Frauen in Portugal ein 150fach<br />

höheres Risiko haben, <strong>an</strong> einer Abtreibung zu sterben, als Frauen<br />

aus den Niederl<strong>an</strong>den. Der aktuelle Prozess gegen die junge Frau könnte<br />

dazu beitragen, dieses Risiko noch um einiges zu erhöhen, da Frauen<br />

aus Angst vor einer Anzeige im Falle von Komplikationen zukünftig gar<br />

nicht erst ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. keck<br />

www.womenonwaves.org/<br />

ä gypten<br />

No peace without women<br />

Am 25. Oktober wurde die ägyptische Schriftstellerin und Feministin<br />

Nawal El Saadawi wie auch der fr<strong>an</strong>zösische Diplomat Stepháne Hessel<br />

mit dem Nord-Süd-Preis des Europarates ausgezeichnet. Dieser wird für<br />

außergewöhnliche Leistungen im Bereich Menschenrechte und Partner-<br />

Innenschaft zwischen Norden und Süden vergeben. El Saadawi, geboren<br />

1931 im ägyptischen Dorf Kafir Thala, arbeitete als Ärztin für Allgemeinmedizin<br />

und Psychiatrie. Als sie beg<strong>an</strong>n, sich für die Rechte von Frauen<br />

zu engagieren und sich zu Themen wie Genitalverstümmelung und<br />

Prostitution zu äußern, setzten zahlreiche Repressionen gegen sie ein:<br />

1972 verlor El Sadaawi ihre Anstellung bei der Gesundheitsbehörde, im<br />

Jahr 1981 wurde sie unter der Regierung Sadat wegen ihres politischen<br />

Einsatzes verhaftet und 1992 erschien ihr Name auf einer Todesliste religiöser<br />

Fundamentalisten. Ein Verfahren wegen „Abfalls vom Glauben“<br />

wurde inzwischen vertagt. Nawal el Saadawi, die 1982 die „Arab Women’s<br />

Solidarity Association“ gegründet hatte, schreibt in ihrem Artikel „War<br />

against Women <strong>an</strong>d Women against War“: „There will be no better world<br />

without org<strong>an</strong>izing women everywhere, there will be no peace, no justice,<br />

no real democracy. But it is only women, women themselves, who c<strong>an</strong><br />

free themselves from all forms of gender oppression <strong>an</strong>d so become a<br />

vital dynamic force, capable of creating <strong>an</strong>other world.“ pabo<br />

vereinigte arabische emirate<br />

Wirtschaftsministerin<br />

In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Anf<strong>an</strong>g November erstmals<br />

seit der Staatsgründung 1971 eine Frau Regierungsmitglied geworden.<br />

Sheika Lubna Al Qasimi wurde zur Ministerin für Pl<strong>an</strong>ung und Wirtschaft<br />

ern<strong>an</strong>nt. Damit ist sie im 21-köpfigen Kabinett die einzige Frau.<br />

Zwar beginnen immer mehr Frauen, die in Amerika oder in Europa ausgebildet<br />

wurden, vor allem in der Wirtschaft Spitzenpositionen zu erklimmen,<br />

dennoch ist die M<strong>an</strong>agerin und IT-Fachfrau Lubna Al Qasimi<br />

immer noch eine Ausnahmeerscheinung. Dass sie weitgehend akzeptiert<br />

wird, liegt wohl auch <strong>an</strong> ihrer Herkunft aus einer der berühmten<br />

Herrscherfamilien des L<strong>an</strong>des. keck<br />

kolumbien<br />

Zwischen den Fronten<br />

Terror ist im Bürgerkriegsl<strong>an</strong>d Kolumbien seit vierzig Jahren so alltäglich,<br />

dass die internationale Medienwelt kaum noch davon Notiz nimmt.<br />

Amnesty international (ai) dokumentierte nun in einem grauenhaften<br />

Bericht, wie Frauen und Mädchen entführt, ermordet, verstümmelt,


vergewaltigt, oder in sexuelle Sklaverei gezwungen werden und fordert<br />

dringend konkrete Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt. Als gesellschaftliches<br />

Tabuthema wird sexuelle Gewalt nach Möglichkeit totgeschwiegen,<br />

und auch die Betroffenen selbst schweigen aus Scham und<br />

Angst vor noch größerem Leid. Die <strong>an</strong> diesen Gräueltaten Schuldigen können<br />

mit größter Sicherheit damit rechnen straflos davonzukommen – das<br />

Büro des Präsidenten gab amnesty international auf die Anfrage, was die<br />

Regierung derzeit unternehme, um Gewalt gegen Frauen und Mädchen<br />

zu verhindern und zu bestrafen, noch nicht einmal eine Antwort... amnesty<br />

appelliert daher dringend, die online-Petition <strong>an</strong> den kolumbi<strong>an</strong>ischen<br />

Staatspräsidenten Álvaro Uribe Vélez zu unterzeichnen. keck<br />

http://www.amnesty.co.at/vaw<br />

sp<strong>an</strong>ien<br />

Wider die Gewalt<br />

Die sp<strong>an</strong>ische Regierung greift nun härter durch gegen Männer, die wegen<br />

Gewalttaten <strong>an</strong> ihren Ehefrauen verurteilt worden sind. Zukünftig müssen<br />

sie zur Überwachung ein elektronisches Armb<strong>an</strong>d tragen. Als erste Region<br />

stellte Madrid das neue Schutzsystem vor. Demnach sollen die betroffenen<br />

Frauen ein H<strong>an</strong>dy-ähnliches Gerät bekommen, das ihnen signalisiert, wenn<br />

ihr M<strong>an</strong>n sich ihnen in einem Umkreis von 500 Metern nähert. Zugleich<br />

wird automatisch die Polizei alarmiert. Der M<strong>an</strong>n muss ein neonfarbenes<br />

B<strong>an</strong>d tragen, das Alarm auslöst, sobald der Träger es abnimmt oder es beschädigt.<br />

Gewalt gegen Frauen ist in Sp<strong>an</strong>ien in den letzten Jahren immer<br />

mehr gestiegen. 2003 waren von 98 ermordeten Sp<strong>an</strong>ierinnen 81 Opfer ihres<br />

Ehem<strong>an</strong>nes oder Lebensgefährten. Im ersten Halbjahr <strong>2004</strong> wurden 51<br />

Frauen von ihren Partnern getötet. Die Regierung unter dem Sozialisten<br />

José Luis Rodríguez Zapatero, der sich selbst als Feminist bezeichnet, hat<br />

daher den Kampf gegen häusliche Gewalt zu einer ihrer Prioritäten erklärt.<br />

Erst Anf<strong>an</strong>g Oktober verabschiedete das sp<strong>an</strong>ische Parlament ein Gesetz<br />

gegen Gewalt in der Ehe. Der von allen Fraktionen gebilligte Entwurf sieht<br />

härtere Strafen für Männer vor, die ihre Frauen missh<strong>an</strong>deln. Außerdem<br />

sollen zukünftig Sondergerichte für Missh<strong>an</strong>dlungsfälle geschaffen und<br />

ein Netzwerk zur Unterstützung der Opfer aufgebaut werden. keck<br />

wyber.space<br />

www.sexarbeit<br />

sierra leone<br />

F<strong>an</strong>nyAnn Eddy ermordet<br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

Die lesbische Aktivistin F<strong>an</strong>nyAnn Eddy ist am Morgen des 29. September<br />

tot im Büro der SLLAGA (Sierra Leone Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Association)<br />

aufgefunden worden. Offenbar waren ihre zwei MörderInnen am Abend<br />

vorher in die Büroräume eingedrungen, hatten Eddy dort mehrfach vergewaltigt<br />

und ihr das Genick gebrochen. Die in g<strong>an</strong>z Afrika bek<strong>an</strong>nte<br />

Kämpferin für Menschenrechte von Lesben und Schwulen hatte 2002<br />

die SLLAGA gegründet, obwohl in Sierra Leone, wie in den meisten afrik<strong>an</strong>ischen<br />

Ländern, Homosexualität gesetzlich verboten ist. Die Gruppe,<br />

die soziale und psychologische Unterstützung <strong>an</strong>bietet, und für deren<br />

Mitglieder Angst und Unsichtbarkeit zum Alltag gehören, hatte sich<br />

erst Anf<strong>an</strong>g des Jahres in einer UN-Konferenz kritisch zum Verhalten<br />

ihres L<strong>an</strong>des gegenüber Lesben und Schwulen geäußert. „Wir sind perm<strong>an</strong>ent<br />

mit Belästigungen und Gewalt (...) konfrontiert“, erklärte sie<br />

der Kommission. Da homophobe Angriffe von den Behörden nicht verfolgt<br />

werden, hatte Eddy noch <strong>an</strong> die Kommission appelliert, das Schweigen,<br />

das Lesben und Schwule so verletzlich mache, zu brechen. Für F<strong>an</strong>ny-<br />

Ann Eddy kommt jedenfalls jede Hilfe zu spät. Die TäterInnen konnten<br />

übrigens (noch?) nicht gefasst werden. keck<br />

Sexarbeiterinnen haben sich das erste Mal in den 1970er Jahren in<br />

Fr<strong>an</strong>kreich org<strong>an</strong>isiert, um auf ihre Rechte aufmerksam zu machen:<br />

mehr als 100 Sexarbeiterinnen besetzten am 2. Juni 1975 eine Kirche<br />

in Lyon. Die erste autonome Hurenorg<strong>an</strong>isation in Deutschl<strong>an</strong>d wurde<br />

1980 ins Leben gerufen (www.hydra-ev.org). Der diesjährige Hurenkongress<br />

f<strong>an</strong>d im Oktober in Dortmund statt, ver<strong>an</strong>staltet von der<br />

Dortmunder Mitternachtsmisson (http://d1a.de/mitternachtsmission/).<br />

Wer Infos zu Sexarbeit in Europa sucht, wird bei www.femmigration.net<br />

fündig. International gibt sich die Seite des Prostitutes<br />

Education Network Baysw<strong>an</strong> (www.baysw<strong>an</strong>.org) – mit umfassenden<br />

Infos auf englisch, unter <strong>an</strong>derem zum Sex Worker Film Fest, das im<br />

Frühjahr <strong>2005</strong> in S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco stattfinden wird. In Österreich gibt es<br />

im Vergleich zu <strong>an</strong>deren europäischen Ländern nur wenige Beratungsstellen.<br />

Während es zum Beispiel in Italien über 100 sind, befassen<br />

sich in Österreich gerade einmal vier Einrichtungen mit dem Thema<br />

Sexarbeit: SILA (www.sila.or.at) und LEFÖ (www.lefoe.at) in Wien,<br />

sowie MAIZ (http://maiz.at/cms/front_content.php) und LENA<br />

(www.caritas.at/oesterreich/spezprojekte_482.html) in Linz. vab<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : U N H C R<br />

kriegsud<strong>an</strong><br />

Ishraga Mustafa Hamid ist gebürtige<br />

Sud<strong>an</strong>esin und lebt seit 11 Jahren<br />

in Wien. Sie studierte im Sud<strong>an</strong> wie<br />

auch in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaften,<br />

ist freie<br />

Wissenschafterin und seit 2001<br />

Lektorin <strong>an</strong> der Uni Wien, Institut<br />

für Politikwissenschaft.<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />

Im Sud<strong>an</strong> kämpfen Frauen tagtäglich für sich und ihre Kinder ums nackte Überleben.<br />

Über die traumatisierte Situation intervertriebener Flüchtlingsfrauen berichtet<br />

Ishraga Mustafa Hamid<br />

Im Sud<strong>an</strong> kämpfen verschiedene<br />

Gruppierungen für die<br />

Gleichberechtigung aller Sud<strong>an</strong>esen,<br />

unabhängig von ihrer<br />

Volkszugehörigkeit, Religion<br />

und politischen Ausrichtung – die<br />

Kategorie Geschlecht wird dabei bis<br />

zum heutigen Tag übersehen. Die Ursachen<br />

dieses Krieges liegen in der ungerechten<br />

Ressourcenverteilung zwischen<br />

den vielfältigen Volksgruppen<br />

bzw. Kulturen, Identitäten und Religionen.<br />

Der Sud<strong>an</strong> gilt mit der Vielfalt seiner<br />

Ethnien als für Afrika repräsentativ.<br />

Repräsentativ ist er auch hinsichtlich<br />

ungleicher Verteilung von Macht und<br />

Ressourcen.<br />

„Westliche“ Kriegsbilder. Die Vorstellung<br />

„westlicher“ Länder, wonach religiöse<br />

Sp<strong>an</strong>nungen für den Krieg im Sud<strong>an</strong> ver<strong>an</strong>twortlich<br />

seien, entspricht nicht der<br />

historischen Realität. Die viel zitierte<br />

Spaltung in einen muslimisch-arabischen<br />

„Norden“ und einen christlich-afrik<strong>an</strong>ischen<br />

„Süden“ wurde sowohl vom<br />

Westen als auch von der jetzigen Regierung<br />

sehr stark gefördert. Diese Polarisierung<br />

negiert die gesellschaftliche Vielfalt.<br />

So sind die im Nordsud<strong>an</strong> lebenden<br />

NubierInnen zwar MuslimInnen, jedoch<br />

keine AraberInnen. Auch die im Westsu-<br />

d<strong>an</strong> lebenden Nuba, Four und Masaleet<br />

werden als Nordsud<strong>an</strong>esen identifiziert.<br />

Erst seit der Einführung der Scharia<br />

1983 spielt Religion eine außergewöhnliche<br />

Rolle. Seit die „Muslimbrüderschaft“<br />

1989 mit einem Militärputsch die Macht<br />

übernahm, wird Religion sehr stark mit<br />

Politik vermischt. Politik wird seither islamisiert<br />

und der Djhad im Namen vom<br />

Allah gegen alle, die dieser Partei nicht<br />

<strong>an</strong>gehören, geführt. Doch trotz <strong>an</strong>gestrebter<br />

Islamisierung der gesamten Gesellschaft<br />

liegen die Kriegsursachen aus<br />

politischer Sicht in ungleichen Machtverhältnissen<br />

und ungleicher Ressourcenverteilung.<br />

Mittäterinnen. Wie Haidar Ibrahim in seinem<br />

Buch „Islamisierung der Politik im<br />

Sud<strong>an</strong>“ 1 <strong>an</strong>führt, spielt(e) die Vereinigung<br />

der „Muslim Sisterhood“ beim Anheizen<br />

des Krieges eine außergewöhnliche<br />

Rolle. Frauen wurden und werden<br />

rekrutiert und in die Kriegsgebiete gebracht,<br />

um gegen die sogen<strong>an</strong>nten Ungläubigen<br />

zu kämpfen. Der Djhad wird<br />

gegen Nicht-MuslimInnen und gegen<br />

muslimische RegierungsgegnerInnen<br />

geführt. Die „Muslim Sisterhood“ verwendet<br />

die gleichen politischen und<br />

agitatorischen Strategien wie die Regierung.<br />

Kinder und Jugendliche werden<br />

überzeugt, für Allah zu kämpfen und als<br />

Belohnung dafür, dass sie im Krieg fallen,<br />

werden ihnen die schönen Huria im<br />

Paradies versprochen. Mütter, die ihre<br />

Söhne – oft gegen deren Willen – in die<br />

Kriegsgebiete schicken, müssen damit<br />

rechnen, dass sie diese nie wieder sehen.<br />

Von den Müttern wird erwartet,<br />

über den „Märtyrertod“ ihrer Söhne<br />

nicht zu weinen, sondern sich zu freuen.<br />

Mit surrealen Himmels-Feiern sollen<br />

sie beruhigt werden, von den Muslimschwestern<br />

erhalten sie Geschenke.<br />

M<strong>an</strong>che Mütter nehmen diese Geschenke<br />

nicht <strong>an</strong> und lehnen weinend<br />

das Treffen mit den Muslimschwestern<br />

ab. Die Rollen von TäterIn und Opfer<br />

sind <strong>an</strong> diesem Beispiel sehr differenziert<br />

zu bewerten.<br />

In diesem l<strong>an</strong>gen und vergessenen<br />

Krieg gibt es viele verschwiegene und tabuisierte<br />

Themen, wie Gewalt gegen und<br />

Vergewaltigung von Frauen als Kriegsstrategie.<br />

Die Regierung bzw. die Muslimschwestern<br />

lehnten das internationale<br />

UN-Abkommen gegen Gewalt <strong>an</strong><br />

Frauen (CEDAW) mit der Begründung ab,<br />

dass es von westlichen Ländern verfasst<br />

wurde. Das einzige Gender-Zentrum im<br />

Sud<strong>an</strong> wurde vor einem Jahr von der Regierung<br />

geschlossen, die AktivistInnen<br />

wurden inhaftiert.


M<strong>an</strong>gelnde Friedenskultur. Seit einiger Zeit<br />

gibt es, unter Druck der USA, wieder Friedensverh<strong>an</strong>dlungen<br />

im Sud<strong>an</strong>, die allerdings<br />

auf nur zwei Parteien begrenzt<br />

sind: die Regierung und das „Sud<strong>an</strong>ese<br />

People’s Liberation movement“ (SPLM).<br />

Fast die gesamte Zivilgesellschaft wird<br />

ausgeschlossen, bei den Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

nimmt keine einzige Frau teil. Die Dauerhaftigkeit<br />

eines möglichen Verh<strong>an</strong>dlungserfolges<br />

ist daher sehr fragwürdig,<br />

zumal darüber hinaus die enorme Kluft<br />

zwischen Arm und Reich seitens der Regierung<br />

ignoriert wird. In den Schulbüchern<br />

oder in den Medien wird keine<br />

Friedenskultur vermittelt. In den Grundschulen<br />

weist nur ein Schulgedicht auf<br />

den Frieden zwischen den „Südsud<strong>an</strong>eseInnen“<br />

und „Nordsud<strong>an</strong>eseInnen“ hin.<br />

Friedenserziehung sollte grundsätzlich<br />

vom Kindergarten <strong>an</strong> beginnen, das ist<br />

jedoch aufgrund m<strong>an</strong>gelnder Strukturen<br />

im Sud<strong>an</strong> nicht möglich. Daher sollten<br />

Ersatzstrategien entwickelt werden, die<br />

alle Zivilgesellschaften involvieren.<br />

Ein Friedensabkommen zwischen<br />

der Regierung in Khartum und SPLM<br />

schloss sowohl Frauen als auch NGOs<br />

von den Verh<strong>an</strong>dlungen aus. Auch<br />

wenn ein für die Verh<strong>an</strong>dler akzeptables<br />

Abkommen geschlossen werden<br />

konnte, bleibt unbe<strong>an</strong>twortet, welche<br />

Strategien für Probleme wie Armut,<br />

wirtschaftliche und politische Instabilität<br />

und nicht zuletzt das Problem der<br />

Binnenflüchtlinge entwickelt werden<br />

können. Die Nachkriegssituation muss<br />

aufgearbeitet werden. Vor allem hinsichtlich<br />

Gewalt gegen Frauen gibt es<br />

keine geschlechtsspezifische Kriegsfolgenbewältigung.<br />

Konfliktlösungen, Entmilitarisierung<br />

und Wiederaufbau sollten<br />

Frauen aktiv beteiligen. Offen bleibt<br />

jedoch, ob Frauen im Sud<strong>an</strong> als „Peace-<br />

Keeper“ <strong>an</strong>gesehen werden.<br />

Frauen am R<strong>an</strong>de. Laut der Studie „Am<br />

R<strong>an</strong>de des Lebens: soziökonomische<br />

Analyse intervertriebener Frauen im<br />

Sud<strong>an</strong>“ 2 stellen Frauen, die aus dem<br />

West- und Südsud<strong>an</strong> kommen, eine<br />

besondere Zielgruppe dar, da sie seit<br />

Jahren unter Krieg und Konfliktssituationen<br />

leiden. Sie mussten ihr Heimatl<strong>an</strong>d<br />

verlassen und nach Khartum<br />

flüchten. Ihre damit verknüpften Hoffnungen<br />

auf Ruhe und Sicherheit werden<br />

von der bitteren Realität eingeholt.<br />

Sie leben unter sehr schlechten<br />

Bedingungen und sind weiterhin von<br />

Gewalt und Vergewaltigung bedroht.<br />

Im Flüchtlingslager kämpfen die Frauen<br />

ums Überleben, wie die Ergebnisse<br />

der vorliegenden Studie aufzeigen.<br />

Meistens arbeiten sie als illegale Teeund<br />

Kaffeeverkäuferinnen am Straßenr<strong>an</strong>d,<br />

oder h<strong>an</strong>deln mit Alkohol, was im<br />

Sud<strong>an</strong> durch die Scharia verboten ist.<br />

Sie werden häufig inhaftiert, einige sogar<br />

mit ihren Kindern. Andere werden<br />

zur Prostitution gezwungen. Die Frauen<br />

kämpfen um ausreichend Nahrung<br />

und Trinkwasser, medizinische Versorgung<br />

können sie sich zumeist nicht leisten.<br />

Viele Kr<strong>an</strong>kheiten sind verbreitet,<br />

vor allem Malaria und Typhus – Kr<strong>an</strong>kheiten,<br />

die in direkter Verbindung zur<br />

Armut stehen. Viele intervertriebene<br />

Frauen, deren Männer im Krieg gestorben<br />

oder einfach verschwunden sind,<br />

befinden sich völlig allein in einer neuen<br />

Situation. Sie haben trotzdem neue<br />

Fähigkeiten gewonnen, versuchen irgendwie<br />

ihre Probleme zu meistern.<br />

Sie sorgen für ihre Kinder, wollen diese<br />

in Schulen schicken, was aufgrund von<br />

Schulgebühren vielfach nicht gelingt.<br />

Wenn Frauen wegen Alkoholh<strong>an</strong>dels<br />

inhaftiert sind, bleibt ihren Familien<br />

nichts zum Überleben.<br />

Notwendige Hilfe. Einige der Regierung nahestehende<br />

NGOs instrumentalisieren<br />

ihre Unterstützungsprogramme für politische<br />

Zwecke. Etwa wenn gef<strong>an</strong>gene<br />

Frauen früher aus der Haft entlassen<br />

werden, wenn sie die arabische Sprache<br />

gut lernen. Es ist kritisch zu hinterfragen,<br />

ob diese Frauen die Sprache wirklich lernen<br />

wollen oder lieber ihre eigenen Sprachen<br />

als wichtigen Best<strong>an</strong>dteil ihrer<br />

Identitäten <strong>an</strong> die bereits in Flüchtlingslagern<br />

geborenen Kinder weiter geben<br />

wollen. Auch die Programme internationaler<br />

NGOs, die im Lager arbeiten, sollten<br />

hinsichtlich der ausreichenden Berücksichtigung<br />

von Bedürfnissen und Anliegen<br />

sowie geschlechtsspezifischer Unterschiede<br />

befragt werden. Die Studie<br />

hat gezeigt, dass mehr Projekte durchgeführt<br />

werden müssen, um Frauen Traumata<br />

durch Gewalt und Vergewaltigung<br />

überwinden zu lassen. Bewusstseinsbildende<br />

Programme zur Bekämpfung von<br />

Armut, HIV und AIDS sowie zu reproduktiven<br />

Rechten sind ebenfalls dringend<br />

notwendig. Die Betroffenen haben Sehnsucht<br />

nach ihrer alten Heimat, aber auch<br />

Ängste, Hoffnungslosigkeit und Entmutigung.<br />

Daher ist es wichtig, dass sie in<br />

Rückkehrprogramme involviert werden,<br />

sie sollen entscheiden können, ob sie in<br />

Khartum bleiben wollen – allerdings unter<br />

menschlichen Bedingungen.<br />

Um solche Projekte durchzuführen,<br />

braucht es internationale Unterstützung,<br />

vor allem von EU-Seite, damit sich für die<br />

vergessenen Frauen am R<strong>an</strong>de des Lebens<br />

ein neuer Horizont öffnen k<strong>an</strong>n. ❚<br />

sud<strong>an</strong>krieg<br />

1 „El Islam El Siasi in Sud<strong>an</strong> –<br />

El Jabh el Islamia nemozagn“–<br />

in arabischer Sprache (Islamisierung<br />

der Politik im Sud<strong>an</strong> – die Islamic<br />

National Front als Beispiel),<br />

Kairo 1991<br />

2 Die Studie wurde von Ishraga<br />

M. Hamid durchgeführt und im<br />

September dieses Jahres präsentiert.<br />

Die Studie wurde von der ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Frauenarbeit/Brot für Hungernde,<br />

der Ev<strong>an</strong>gelischen Weltmission<br />

und Dreikönigsaktion fin<strong>an</strong>ziert<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


A l l e Fo t o s : M a r t i n a M a d n e r themahörspiel<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Hörspiel und Kunst?<br />

Gebrauchs<strong>an</strong>weisung für ein Leben für und in der Akustik. Das Hörspielfeature „a topless dj<br />

is a topless dj“ und ein persönlicher Einblick in meine Arbeit im Traditionsgenre Hörspiel.<br />

Und was m<strong>an</strong> darin alles machen k<strong>an</strong>n. Von Caroline Hofer


„Hallo! Mein Name ist April. Hallo!<br />

Mein Name ist Alma. Ich<br />

schreibe Texte. Ich schreibe, seit<br />

ich klein bin, oder seit ich schreiben<br />

k<strong>an</strong>n. Ich werde dir jetzt ein<br />

paar Fragen stellen und ich warte darauf,<br />

dass du sie mir be<strong>an</strong>twortest. In dieses<br />

Buch hier, schreib sie mir auf. D<strong>an</strong>n<br />

schreibe ich daraus ein neues Stück, oder<br />

ich schreibe dir einen Brief, oder einen<br />

Dialog. D<strong>an</strong>n mache ich daraus eine Geschichte,<br />

oder eine Story. So wie diesen<br />

hier. So wie diese hier.“ (April & Alma in<br />

a topless dj is a topless dj. Ein Leben für<br />

und in der Akustik. Frauen und Kunst.<br />

SWR <strong>2004</strong>)<br />

Der Anf<strong>an</strong>g. Meistens, so wie oben, beginne<br />

ich meine Geschichten damit, mich<br />

vorzustellen, oder besser gesagt, ich lasse<br />

die Protagonistin meiner Stücke sich<br />

darin vorstellen. M<strong>an</strong>chmal aber lasse<br />

ich die Protagonistin zu sich einladen,<br />

in ihre Welt, d<strong>an</strong>n erst beginnt die Geschichte<br />

– eingebettet in eine Hörspielstruktur.<br />

Ich bin fünfundzw<strong>an</strong>zig Jahre alt und<br />

ich schreibe und spreche Hörspiele. Mehr<br />

schreibe ich als ich spreche, aber so genau<br />

k<strong>an</strong>n ich das nie trennen. Ich mache also<br />

Hörspielkunst, seit sieben Jahren.„Eine<br />

l<strong>an</strong>ge Zeit“, denke ich mir oft, lehne mich<br />

zurück und stelle mir vor, wie ich einmal –<br />

umgeben von einem Hörspielarchiv statt<br />

einer Bücherw<strong>an</strong>d – im Lehnsessel liege<br />

und meine Ohren reibe. Hm. So genau.<br />

Stimmt eigentlich nicht. Ich mache Hörspiele,<br />

hören tue ich sie nur selten.<br />

Produzieren aus Leidenschaft, sozusagen.<br />

Angef<strong>an</strong>gen hat alles auf der Theaterwissenschaft<br />

in Wien. Ich holte – in<br />

der heute nicht mehr existenten Hörspielwerkstatt<br />

– einen Text aus der<br />

Schublade und er kam <strong>an</strong>. Ich traf auf<br />

Leute, allen vor<strong>an</strong> die Musikerin Catarina<br />

Pratter (550rondy), die sich mit mir auf<br />

den Hype begaben, ein Kurzhörspiel zu<br />

produzieren. Es folgte der berühmte<br />

Sprung ins kalte Wasser, auf das Echo<br />

unserer Arbeit war ich nicht gefasst. Der<br />

Anf<strong>an</strong>g in der deutschsprachigen Hörspielwelt<br />

war mühsam und steinig und<br />

schlecht koordiniert. Davon abgesehen,<br />

waren Hörspiele für mich ein neues Terrain.<br />

Meine Texte hatten und haben keine<br />

typische dramatische Struktur. Eigentlich<br />

sind es „lyrische Prosa“-Texte,<br />

hat m<strong>an</strong> mir gesagt. M<strong>an</strong>gels einer<br />

neueren Definition schreibe ich immer<br />

„Hörspiel“ darunter, wenn ich etwas verfasse.<br />

Und blieb bis jetzt dabei, denn<br />

Hörspiele sind super Medien, um einen<br />

Text lebendig zu machen, durch Stimme,<br />

akustische Räume und Musik. Das kollektive<br />

Arbeiten schlägt sich in der Produktion<br />

nieder. Gut Ding braucht oft<br />

Weile, Hörspielproduktionen brauchen<br />

stundenl<strong>an</strong>ge Diskussionen, Abendessen<br />

und viel Terminkoordination.<br />

Meistens rückt m<strong>an</strong> für eine Produktion<br />

eng zusammen, um sich d<strong>an</strong>ach<br />

wieder ein wenig zu trennen. Die Menschen<br />

kommen sich vor allem auf geistiger<br />

Ebene sehr nahe und das Gefühl, eine<br />

platonische Beziehung zu führen,<br />

entsteht sehr schnell.<br />

„Ich glaube immer, dass alle Menschen<br />

genauso denken wie ich, aber das<br />

stimmt nicht, glaube ich. Ich würde gerne<br />

meinen Kopf dazu befragen, aber er<br />

ist voll von wirren Assoziationen. Ich<br />

würde den Kopf gerne entleeren, denn<br />

ein geleerter Kopf ist ein guter Kopf. Vor<br />

dem Einschlafen spucke ich den Restmüll<br />

in den Eimer, ich denke, so geht es los.“<br />

(April in a topless dj is a topless dj.)<br />

Die Szene. Deutschsprachige Hörspiele lassen<br />

sich über das Sendegebiet Österreich,<br />

Schweiz und Deutschl<strong>an</strong>d verteilen.<br />

Während von den staatlichen Sendern in<br />

Österreich nur Ö1 und in der Schweiz<br />

DRS2 Hörspiele sendet, gibt es in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d eine Reihe von ARD-Stationen<br />

und zahlreichere Sendeplätze. In<br />

Österreich gab es bis vor einigen Jahren<br />

eine jährliche Hörspieltagung in Rust, die<br />

vom Ö1 L<strong>an</strong>desstudio Burgenl<strong>an</strong>d org<strong>an</strong>isiert<br />

wurde. Die TagungsteilnehmerInnen<br />

trafen sich, um kollektiv Hörspielen zu<br />

lauschen und am Ende wurde der<br />

„Schlappes“ verliehen. Ein nach Publikumsgunst<br />

vergebener Hörspielpreis. Zur<br />

Zeit werden in Österreich besonders<br />

durch freie Ver<strong>an</strong>stalterInnen Hörspielfestivals<br />

auf die Beine gestellt, im November<br />

f<strong>an</strong>d etwa ein von Radio-Helsinki ver<strong>an</strong>staltetes<br />

Festival in Graz statt. Im Februar<br />

gibt es d<strong>an</strong>n die l<strong>an</strong>ge Nacht des<br />

Hörspiels im Radiokulturhaus. In diesem<br />

Rahmen wird das Hörspiel des Jahres prämiert,<br />

außerdem ist ein Wettbewerb für<br />

Kurzhörspiele ausgeschrieben (www.hoerspiele.co.at/kurzhoerspiel.htm,Einsendeschluss:<br />

21.<strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong>). Für dieses Jahr<br />

sind die meisten Events schon gelaufen.<br />

Das nächste Festival findet vom 14. bis<br />

zum 16. <strong>Jänner</strong> in Erl<strong>an</strong>gen, Deutschl<strong>an</strong>d<br />

statt. Dort ist die Hörl<strong>an</strong>dschaft viel unübersichtlicher.<br />

Die größten FörderInnen<br />

der Hörspielszene sind der WDR/Köln<br />

und die Filmstiftung NRW, die gemeinsam<br />

einmal pro Jahr ein Hörspielforum<br />

ver<strong>an</strong>stalten, bei dem sich AutorInnen,<br />

RegisseurInnen und ProduzentInnen treffen.<br />

Am 13. November <strong>2004</strong> f<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der<br />

Akademie der Künste in Berlin die Verleihung<br />

des Plopp-Awards statt, der Preis<br />

der freien Hörspielszene.<br />

Es gibt in Deutschl<strong>an</strong>d mehr als nur eine<br />

H<strong>an</strong>d voll Preise, von freien wie von<br />

staatlichen Sendern und die „Szene“<br />

ist sehr aktiv. Einer der renommiertesten<br />

Preise ist der Radiopreis der<br />

Kriegsblinden. Natürlich gilt hier, wie<br />

bei allen <strong>an</strong>deren Kunst-Wettbewerben,<br />

dass die Ch<strong>an</strong>cen auf Gewinn,<br />

ob der vielen Einreichungen, minimal<br />

sind. Probieren lohnt sich allemal und<br />

eine Deadline fördert auch die eigene<br />

Produktivität. „Hörspiel heißt die neue<br />

Scheiße“, las ich mal in einer deutschen<br />

Zeitungskritik. Trifft in dieser<br />

Saison wieder zu.<br />

A topless dj is a topless dj. Meine erste Arbeit,<br />

die ich g<strong>an</strong>z „außer Haus“ gab, also<br />

bei der ich tatsächlich nur für den Text<br />

ver<strong>an</strong>twortlich war und für nichts <strong>an</strong>deres<br />

<strong>an</strong> der Produktion, beschäftigte sich<br />

mit (m)einer Identität als Künstlerin.<br />

Ich halte mir sehr oft vor Augen,<br />

dass ich Künstlerin bin. Ich verwende es<br />

als Ausrede, als Grund, als Basis und als<br />

Beweis. Für mich. Meine Lebenspl<strong>an</strong>ung.<br />

Meine Sichtweise von Dingen<br />

und Alltäglichem. Vor <strong>an</strong>deren sage ich<br />

das nicht immer gerne und habe ab<br />

und zu echt „Schwierigkeiten“ damit.<br />

2002 entschloss ich mich, ein Hörspielfeature<br />

zu kreieren, in dem ich mich<br />

mit meiner Suche nach der künstlerischen<br />

Entwicklung ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />

wollte. Ich hatte gerade ein halbes Jahr<br />

in Bern verbracht, in völlig unkünstlerischer<br />

Umgebung, und kam mir dort<br />

wie ein Alien vor. Weiters interessierte<br />

mich der Blickwinkel aus der Frauen-<br />

Perspektive. Für meine Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit dem Thema „recherchierte“<br />

ich in meinem Gedächtnis bis in die<br />

Schulzeit und Kindheit zurück. Ich verharrte<br />

in der Gymnasialzeit, in der ich<br />

stundenl<strong>an</strong>g mit Anna, meiner Tischnachbarin,<br />

abwechselnd Bücher vollschrieb,<br />

in denen meistens nicht mehr<br />

hörspielthema<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themahörspiel<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

st<strong>an</strong>d, als:„Hallo, wie geht’s dir“. Ich<br />

hielt bei dieser Erinnerung inne und<br />

traf Anna, um mit ihr darüber zu reden.<br />

Ich besuchte sie in ihrem Studio. Sie<br />

hatte nach der Schule <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen <strong>an</strong><br />

der Angew<strong>an</strong>dten zu studieren und<br />

st<strong>an</strong>d kurz vor ihrem Abschluss für Modedesign.<br />

Soweit die Basis für den Plot.<br />

Für mein Vorhaben „holte“ ich mir einen<br />

Auftrag beim Südwestrundfunk<br />

Baden-Baden, in der Dschungel-Redaktion<br />

bei Katrin Zipse, und beg<strong>an</strong>n mein<br />

M<strong>an</strong>uskript. Das Stück sollte zwei Ebenen<br />

haben: die Geschichte von Alma<br />

und April, zwei „reflektierenden Künstlerinnen“,<br />

die in alten Schreib-Tagebüchern<br />

kramen, um ihre Jugend und<br />

Identität aufzustöbern. Weitere Erinnerungen<br />

und Meinungen <strong>an</strong>derer Künstlerinnen<br />

sollten darin montiert werden.<br />

Das Thema Kunst und Frauen wurde<br />

Inhalt des Stücks. Ohne statistische<br />

Daten zu verarbeiten, sondern sich auf<br />

„authentisches“ Material stützend. Ich<br />

entwarf einen Mini-Fragebogen, diesen<br />

verschickte ich <strong>an</strong> befreundete und<br />

nicht befreundete Künstlerinnen bzw.<br />

ließ ihn <strong>an</strong> solche weiterleiten, etwa <strong>an</strong><br />

Lotte Ingrisch, Catarina Pratter (550rondy),<br />

Barca Bax<strong>an</strong>t (Princess Him), Julia<br />

Starsky und <strong>an</strong>dere Schauspielerinnen,<br />

Sängerinnen, Theaterpädagoginnen, Visual-Artists,<br />

Musikerinnen, Regisseurinnen.<br />

Die Fragen kamen mir faktisch aus<br />

dem Bauch heraus:<br />

- Welche Tätigkeit machst du und<br />

seit w<strong>an</strong>n?<br />

- Hast du schon in der Schule dein<br />

Ding <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen? Hast du eine besondere<br />

Erinnerung dar<strong>an</strong>?<br />

- Was hat sich seither verändert? An<br />

der Einstellung oder <strong>an</strong> der Materie?<br />

- Machst du nebenbei noch <strong>an</strong>dere<br />

künstlerische Sachen?<br />

- Wenn die künstlerische Tätigkeit<br />

deine Arbeit ist, denkst du, dass du eine<br />

besondere Ver<strong>an</strong>twortung trägst, die du<br />

mit einer <strong>an</strong>deren Arbeit nicht tragen<br />

würdest? Siehst du das (d<strong>an</strong>n) positiv<br />

oder negativ?<br />

- Kommt das Wort Selbstverwirklichung<br />

in deinem Wortschatz vor?<br />

Das alles ging mir selbst durch den<br />

Sinn. Ich überlegte mir, ob ich durch die<br />

Antworten der <strong>an</strong>deren meinen Antworten<br />

ein Stück näher komme. Ich wollte<br />

ged<strong>an</strong>klich dort weitermachen, wo ich<br />

seit meiner ersten Produktion stehen<br />

geblieben war. Bei der Frage nach Ver<strong>an</strong>twortung,<br />

Selbstverwirklichung und<br />

auch der Gratw<strong>an</strong>derung zwischen Arbeit<br />

und Vergnügen. Zwischen:„Das<br />

Glück zu haben mit seiner Leidenschaft<br />

Geld zu machen“ und dem „Scheitern<br />

am Alltäglichen“... Ein bisschen so.<br />

„M<strong>an</strong>chmal suche ich nach dem<br />

Punkt, von dem ich denke, dass von da <strong>an</strong><br />

alles beg<strong>an</strong>n, dass ich zu schreiben <strong>an</strong>fing,<br />

ich frage mich, ob es mir eines Tages<br />

einfallen wird, w<strong>an</strong>n es war.“ (April in a<br />

topless dj is a topless dj)<br />

Das M<strong>an</strong>uskript. Ich f<strong>an</strong>d meine Künstlerinnen<br />

nicht nur in meinem Freundeskreis.<br />

Source Nummer zwei war die<br />

Künstlerinnen Datenb<strong>an</strong>k „female_pressure“<br />

bei der ich seit einigen Jahren Mitglied<br />

bin. Electric Indigo, die Leitfrau der<br />

österreichischen Elektronikszene, hat sie<br />

gegründet. Ich habe mit der Electronicszene<br />

als Texterin zu tun, die Mailinglist<br />

stockte die Anzahl der Künstlerinnen<br />

auf, einige, wie etwa die Musikerin Ci<br />

d’or <strong>an</strong>tworten mir auf meinen Fragebogen<br />

per Mail.<br />

In die Zeit meiner Recherche fiel eine<br />

Mailinglist-Diskussion. Eine Dj<strong>an</strong>e,<br />

wahrscheinlich in New York, war oben<br />

ohne am Pult gest<strong>an</strong>den und hatte Platten<br />

gedreht, eine englischsprachige<br />

Mailflut ging in meine Inbox. Die Frauen<br />

stritten sich darüber, was eine solche Aktion<br />

hervorruft. Ich blieb <strong>an</strong> dem Satz<br />

hängen, der die Diskussion l<strong>an</strong>gsam<br />

zum Erliegen brachte: A topless dj is a<br />

topless dj.<br />

Ein Text ist ein Text, ein Hörspiel ist<br />

ein Hörspiel, ein Titel ist ein Titel.<br />

A topless dj is a topless dj. Frauen<br />

und Kunst. Ein Leben für und in der Akustik.<br />

So hieß mein M<strong>an</strong>uskript.<br />

Mein Pl<strong>an</strong> war, die Antworten der<br />

Frauen zusammenzulegen und ihnen<br />

eine Stimme im Stück zuzuordnen –<br />

sie wurde die Stimme aus dem Buch.<br />

Während Alma und April im Studio sitzen<br />

und in einem ihrer alten Tagebücher<br />

lesen, kommt diese Stimme aus den<br />

Büchern heraus und erzählt.<br />

„Ich habe schon immer gemalt. Ich<br />

habe schon immer Theater gespielt, ich<br />

habe schon immer Seilbahnen durch<br />

mein Zimmer gebaut und wenn Mama<br />

sagte, es geht nicht, d<strong>an</strong>n hat es viel besser<br />

funktioniert. Ich bin Musikerin, seit<br />

Mitte der achtziger Jahre, ich habe Drehbücher<br />

geschrieben, Styling, quasi mein<br />

g<strong>an</strong>zes Leben l<strong>an</strong>g, ich habe Barbie gestylt,<br />

seit zwei Jahren versuche ich mich<br />

als Sängerin. Schauspielerin seit 1952,<br />

Tänzerin, seit ich denken k<strong>an</strong>n, leben<br />

seitdem ich geboren bin und ich schreibe<br />

und träume von textbasierten Installationen.“<br />

(Stimme in a topless dj is a<br />

topless dj)<br />

Die Produktion. Der Text wurde beim SWR<br />

eingespielt und produziert. Ein Autechre<br />

Remix von den Chicks On Speed bestimmt<br />

sein akustisches Erscheinungsbild.<br />

Die Produktion lag also nicht mehr<br />

in meiner H<strong>an</strong>d.


Im Gegensatz dazu k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich<br />

bei einer freien Hörspielproduktion alles<br />

aussuchen, die Musik, die RegisseurIn,<br />

die SchauspielerInnen. M<strong>an</strong> erlebt<br />

die Studioatmosphäre, die in die fertige<br />

Arbeit einfließt. Die No-Budget Produktionen<br />

haben den Vorteil unabhängig<br />

zu sein, ohne Einfluss von Radio-<br />

RedakteurInnen oder SendungsmacherInnen.<br />

Sie haben eigentlich auch keinen<br />

Nachteil, abgesehen von der doch eher<br />

geringen Pauschale, die sich ein mehrköpfiges<br />

KünstlerInnen-Team teilt, sobald<br />

ein Sender die AutorInnenproduktion<br />

für eine einmalige Sendung übernimmt.<br />

Kunst also. Und Hörspiele und<br />

KünstlerInnen/Kollektiv.<br />

Ich kenne keine Regeln dafür, sich<br />

jahrel<strong>an</strong>g im „Geschäft“ zu halten, ständig<br />

up to date zu sein, auf der Suche<br />

nach neuen Aufträgen, neuer Zusammenarbeit,<br />

neuen Ideen. Mit dem Wunsch<br />

zu leben, einmal eine(n) AssistentIn zu<br />

fin<strong>an</strong>zieren, sich ein M<strong>an</strong>agement zu leisten,<br />

doch noch eine Website zu installieren.<br />

Der Wunsch, die „Karriere“ auszubauen<br />

wechselt mit dem Wunsch leiserzutreten.<br />

Der Wunsch sich zurückzuziehen<br />

wechselt mit dem Wunsch was Neues<br />

zu machen. So oder so.<br />

„Irgendw<strong>an</strong>n konnte ich mich nicht<br />

mehr konzentrieren. Ich wurde beim Formeln<br />

Erstellen darauf aufmerksam, dass<br />

mir Logik nichts bedeutete. Ich brach das<br />

Lernen ab und beg<strong>an</strong>n nachts zu arbeiten,<br />

war ständig müde und hab’ mich gefragt,<br />

ob ich das ein Leben l<strong>an</strong>g machen<br />

werde. Untertags habe ich Theater gespielt,<br />

ich war gut darin, aber ich wollte<br />

mich nicht nur auf meinen Körper und<br />

die Kunst konzentrieren, ich beg<strong>an</strong>n über<br />

die Form meines Tuns nachzudenken,<br />

wer hätte gedacht, dass es so etwas wie<br />

Theaterpädagogik überhaupt gibt?“<br />

(Stimme in a topless dj is a topless dj)<br />

Während ich hier <strong>an</strong> meinem Computer<br />

sitze, um diesen Artikel zu schreiben,<br />

bin ich umgeben von Hörspielmaterial:<br />

Cds, Newsletter, Zeitungsartikel, Verträge,<br />

Skizzen. Aktuell bin ich auf der Suche<br />

nach einem Hörspiellabel, die bisher<br />

erfolglos blieb. Diese Suche warf neue<br />

Möglichkeiten auf: Die Selbstständigkeit.<br />

„Ich versuche jeden Tag mich selbstzuverwirklichen,<br />

sei es beim Haare Färben,<br />

am Fin<strong>an</strong>zamt Sitzen oder beim<br />

Gassi Gehen.<br />

Selbstverwirklichung? Veränderung?<br />

Ich glaube, es kam spielerisch, ich zog meine<br />

Entwürfe aus dem Rock hervor und sie<br />

sagten, das ist gut, das machen wir mit<br />

dir. Es beg<strong>an</strong>n alles schon sehr früh, ich<br />

war gerade volljährig geworden, als ich<br />

meinen ersten Vertrag unterschrieb.“<br />

(Stimme in a topless dj is a topless dj)<br />

Die Antworten der Frauen waren eine<br />

große Bestätigung für mich. Eigentlich<br />

alle hatten nicht nur eine künstlerische<br />

Tätigkeit, der sie nachgingen, sondern<br />

mehrere „Aktionen“ auf Lager.<br />

„Ich schreibe Sachbücher, die Wissenschaft<br />

interessiert mich inzwischen mehr<br />

als die Kunst. Im h<strong>an</strong>dwerklichen Bereich,<br />

wenn ich gerade etwas brauche (Blumengestecke,<br />

Nähen, etc.). Bereits mit fünf<br />

Jahren wollte ich Clown werden, Plattenflohmärkte<br />

und Mixkassetten habe ich<br />

gebastelt, Läden besucht, w<strong>an</strong>n immer es<br />

möglich war. Ich war in einer Kunstschule,<br />

alle haben xagt, dass ich viel F<strong>an</strong>tasie habe,<br />

jetzt habe ich weniger Illusion gegenüber<br />

dem Kunstbetrieb. Die Kunst erscheint<br />

als Ding <strong>an</strong> sich, meine Kunst ist<br />

das Singen, obwohl singen nicht künstlich<br />

ist, aber deswegen habe ich die Schule<br />

nicht zu Ende gemacht.“ (Stimme in a topless<br />

dj is a topless dj)<br />

Die Namen der Künstlerinnen verwendete<br />

ich nicht im Stück, m<strong>an</strong> bat<br />

mich nur fiktive Namen zu gebrauchen,<br />

weil „jede aus dem G<strong>an</strong>zen genommene<br />

oder in ein fremdes G<strong>an</strong>zes eingebundene<br />

Antwort verändert die Persönlichkeit.“<br />

Das habe ich get<strong>an</strong>.<br />

„April schreibt neue Sätze in die Texte,<br />

neue Wörter in die Seiten, neue Bücher,<br />

die elenden Variablen machen aus den<br />

Wörtern g<strong>an</strong>ze Vari<strong>an</strong>ten, aus den Sätzen<br />

g<strong>an</strong>ze Texte, aus den Worten wird die Kunst<br />

nur, wenn m<strong>an</strong> sie richtig stellt. Alma<br />

schlägt ein neues Buch auf: Kunst und<br />

Frauen? Was hat das mit mir zu tun?“<br />

(Erzähler in a topless dj is a topless dj)<br />

Die Antworten auf die Fragen waren<br />

unterschiedlich, aber die enge Beziehung<br />

zwischen den Frauen und ihrer Kunst ist<br />

ersichtlich. Und das herauszufinden war<br />

mir auch wichtig. Ich sammelte diese<br />

Eindrücke und das was mir blieb, brachte<br />

mir die Bestätigung auf dem richtigen<br />

Weg und nicht allein damit zu sein!<br />

„Kunst machen ermüdet mich, es<br />

bedeutet Isolation, es bedeutet, dass du<br />

m<strong>an</strong>chmal doppelt so schnell leben<br />

musst, dein Leben und das deiner Kunst.“<br />

(April in a topless dj is a topless dj)<br />

Es gibt Phasen, in denen nur gearbeitet<br />

wird und vor lauter Bäumen...<br />

und d<strong>an</strong>n kommen die Phasen, in denen<br />

du dich zurücklehnst und... träumst... und<br />

d<strong>an</strong>n... wieder mal reflektierst... und<br />

d<strong>an</strong>n wieder produzierst und träumst<br />

und... ein Text ist ein Text... ein Hörspiel<br />

ist ein Hörspiel. ❚<br />

hörspielthema<br />

Das Hörspiel „Milkynights“ von<br />

Caroline Hofer. In Kooperation mit<br />

dem Schweizer Radio DRS mit <strong>an</strong>schließender<br />

Lesung und Diskussion<br />

21.12, 21.00 Uhr, Theater Gessnerallee<br />

Zürich, Gessnerallee 8,<br />

CH-8001 Zürich, T. 0041 44/225 81 10<br />

Weitere Infos: www.drs2.ch,<br />

www.gessnerallee.ch<br />

Die Hörspiele „7 Gedichte“ und<br />

„Tuvalu“ werden im Sommer <strong>2005</strong><br />

bei Ö1 gesendet.<br />

Infos dazu: www.oe1.at<br />

Musik von e.stonji und 550rondy<br />

www.estonji.com,<br />

www.550rondy.com<br />

Caroline Hofer, H<strong>an</strong>s Platzgumer:<br />

Welche Farbe hat Rainhard Fendrich?<br />

soundstories/materialmeeting,<br />

Sampler intermedium rec, Bayerischer<br />

Rundfunk 2001, 14,99 Euro (D)<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


30 Jahre AUF – Eine Frauenzeitschrift<br />

Aus diesem Anlass wurde beim Jubiläums-Symposium<br />

im November drei Tage l<strong>an</strong>g getagt, geworkshopt, so m<strong>an</strong>cher<br />

Frust abgelassen und reichlich Kraft für neue feministische<br />

Heldinnentaten get<strong>an</strong>kt. D<strong>an</strong>ke, AUF!<br />

FILM<br />

ARCHIV<br />

AUSTRIA<br />

Frauen im frühen Kino<br />

14.01. bis 02.02.<strong>2005</strong>, Metro Kino<br />

www.filmarchiv.at<br />

PERNDL+CO<br />

3 Jahre ASF<br />

Arbeit - Lust - Freiheit - Utopie<br />

Unter diesem Motto, das bei einem der<br />

gen<strong>an</strong>nten AUF-Workshops entst<strong>an</strong>den<br />

war, treffen sich Aktivistinnen des feministischen<br />

Forums des ASF (und solche, die<br />

es noch werden möchten) zur<br />

Vorbereitung konkreter Aktionen während<br />

des 3. ASF<br />

Zeit/Ort: Samstag, 29. 1. <strong>2005</strong>, 10.30-18.00,<br />

FZ Wien, Währingerstr./Prechtlg.


d emokratieverlust<br />

Umfärbung der ÖH<br />

Am 11.11.<strong>2004</strong> informierte die ÖVP über den Entwurf zur Novelle des<br />

Hochschülerschaftsgesetzes (HSG), das die Org<strong>an</strong>isation der Österreichischen<br />

HochschülerInnenschaft regelt. Um das Begutachtungsverfahren<br />

zu umgehen, wurde der Gesetzesvorschlag in Form eines Initiativ<strong>an</strong>trages<br />

eingebracht. Neben der Verringerung des Budgets der Bundesvertretung<br />

(BV) zugunsten der Universitätsvertretungen sieht der Entwurf<br />

die Abschaffung der Direktwahl der BV vor. Durch das neue Wahlrecht<br />

wird außerdem die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft massiv bevorzugt<br />

und Studierende werden praktisch mundtot gemacht. pabo<br />

Infos unter: www.mundtot.at oder mundtot@oeh.ac.at<br />

esf<br />

Initiativ<br />

Wie schlecht es um die Frauenquote in der Wissenschaft bestellt ist, war<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle schon oft Thema. Auch der Europäische Sozialfonds in<br />

Österreich (esf) ist sich dessen offenbar bewusst, weshalb verstärkt in<br />

die (Weiter-)Bildung von Frauen investiert wird.<br />

Frau k<strong>an</strong>n sich zum Beispiel bis zum 10. <strong>Dezember</strong> um eine Hertha-<br />

Firnberg-Nachwuchsstelle bemühen. Das Angebot richtet sich grundsätzlich<br />

<strong>an</strong> Uni-Absolventinnen aller Studienrichtungen, besonders aber<br />

<strong>an</strong> jene aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaft, die am Anf<strong>an</strong>g<br />

ihrer Karriere stehen oder Unterstützung beim nachwuchsbedingten<br />

Wiedereinstieg brauchen.<br />

Eine nennenswerte Initiative in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist auch das<br />

Arbeitsvermittlungsprogramm ABAk, das sich in den Dienst von AkademikerInnen<br />

mit Behinderung und/oder chronischer Erkr<strong>an</strong>kung stellt<br />

und sich um die Vermittlung geeigneter Arbeitsplätze bemüht. bik<br />

Infos und downloads unter: Europäische Sozialfonds in Österreich: www.esf.at, Hertha-Firnberg-Programm: www.fwf.ac.at,<br />

Arbeitsvermittlung für AkademikerInnen mit Behinderung und/oder chronischer Erkr<strong>an</strong>kung: www.abak.at<br />

ringvorlesung<br />

Gender & Kunst<br />

Die Akademie der bildenden Künste Wien, die Universität für Angew<strong>an</strong>dte<br />

Kunst Wien und die Kunstuniversität Linz haben heuer erstmals eine<br />

gemeinsame Ringvorlesung ins Leben gerufen, die als Vorlesung für Gender<br />

Studies, Kunstgeschichte oder Kunsttheorie <strong>an</strong>rechenbar ist. Die Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

in Wien werden am 10. <strong>Dezember</strong> in Linz fortgesetzt. Das<br />

Programm umfasst genderrelev<strong>an</strong>te Fragen der Institutionen-, Medienund<br />

Technikkritik und beh<strong>an</strong>delt verschiedene Positionen der Kunstwissenschaft<br />

in Sachen Gender. Ziel ist es, die kunstwissenschaftlichen Gender<br />

Studies vor<strong>an</strong>zutreiben. Gerade im gegenwärtigen neoliberalen Kontext<br />

sei dies – so die Ver<strong>an</strong>stalterInnen – „ein umso dringlicheres Desiderat“.<br />

Besonders interess<strong>an</strong>t am letzten Teil der Vortragsreihe ist der gemeinsame<br />

Besuch des Lentos Kunstmuseums und der aktuellen Ausstellung<br />

„Paula’s Home“. Abschließend steht eine Gesprächsrunde zum<br />

Thema „Feminismus und Museum“, u.a. mit der Lentos-Direktorin Stella<br />

Rollig, auf dem Programm. Auf nach Linz also! bik<br />

Infos unter: www.ufg.ac.at/portal/DE/institut_fuer_bildende_kunst/kunstgeschichte_und_kunsttheorie/1037<br />

frauenschicksal<br />

Marietta Blau<br />

<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />

Marietta Blau wäre heuer 110 Jahre alt geworden. Ihre Matura hat sie<br />

vor genau neunzig Jahren am Gymnasium in der Wiener Rahlgasse abgelegt.<br />

Für die Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely Anlass genug, sie<br />

mit einer Gedenktafel vor der Schule zu ehren. Marietta Blaus Schicksal<br />

darf als symptomatisch betrachtet werden: Zuerst war sie eine der ersten<br />

Frauen <strong>an</strong> der Uni Wien, später kam sie durch Stipendien nach Göttingen<br />

und Paris, wo sie am Institut von Marie Curie forschte. Gemeinsam<br />

mit Herta Wambacher erhielt sie 1937 den Lieben-Preis für ihre<br />

Untersuchungen <strong>an</strong> Gamma-Strahlen. Als Jüdin musste sie Österreich<br />

noch im selben Jahr verlassen, ging zuerst nach Oslo, später d<strong>an</strong>n nach<br />

Mexiko und New York.<br />

Als sie 1960 nach Österreich heimkehrte, wurde ihr in ihrer Heimat<br />

ein eher kühler Empf<strong>an</strong>g bereitet (was aber bek<strong>an</strong>ntlich kein Einzelfall<br />

war). Trotz schwieriger Arbeitsbedingungen in männlichem Umfeld<br />

erhielt sie 1962 den Schrödinger-Preis. Insgesamt drei (!) Mal wurde<br />

sie für den Nobel-Preis nominiert, erhalten hat sie ihn freilich nie. Zeit<br />

ihres Lebens war es ihr nicht vergönnt, Anerkennung zu finden „als<br />

Frau und als Jüdin in einer Wissenschaft, die nicht nur damals von<br />

Männern dominiert war“, so Wehsely in ihrer Laudatio. Dem ist bedauerlicherweise<br />

nichts hinzuzufügen. bik<br />

salzburg<br />

Erika Weinzierl-Preise<br />

Schon zum zweiten Mal wurden heuer <strong>an</strong> der Uni Salzburg der Erika<br />

Weinzierl-Preis und ein Förderpreis verliehen. Geehrt werden mit dieser<br />

Auszeichnung Diplomarbeiten und Dissertationen mit genderspezifischem<br />

Inhalt.<br />

Heuer waren das die Arbeiten von Ulrike Heiglmair und Christine<br />

Molnar. Dass gerade Erika Weinzierl als Namensgeberin der Preise fungiert,<br />

ist kein Zufall. Ihr 1975 erschienenes Buch „Em<strong>an</strong>zipation? Österreichische<br />

Frauen im 20. Jahrhundert“ war die erste Best<strong>an</strong>dsaufnahme<br />

der Frauensituation in Österreich mit Breitenwirkung. Weinzierl selbst<br />

war eine der ersten Professorinnen Österreichs. bik<br />

Infos unter: www.gendup.sbg.ac.at<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r<br />

wissenschaftforum<br />

Bettina Surtm<strong>an</strong>n schrieb ihre<br />

Diplomarbeit 2003 zum Thema<br />

„Die Frauenpolitik der GPA.<br />

Eine aktuelle Best<strong>an</strong>dsaufnahme“.<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Kein Platz für Frauen?<br />

Gewerkschaftliche Interessenpolitik gar<strong>an</strong>tiert keineswegs, dass Frauenpolitik darin enthalten<br />

ist. Frauen mussten ihren Platz in den Gewerkschaften erst erkämpfen.<br />

Von Bettina Surtm<strong>an</strong>n<br />

Die Abstimmung zur Gründung<br />

eines Betriebsrats k<strong>an</strong>n für eine<br />

junge linke Em<strong>an</strong>ze – Göttin<br />

bewahre mich vor politischer<br />

Vereinnahmung – zur Nagelprobe<br />

werden: Umgeben von chauvinistischen<br />

KollegInnen und ignor<strong>an</strong>ten<br />

Vorgesetzten habe ich erlebt, wie hoch<br />

meine Erwartungen <strong>an</strong> eine gewerkschaftliche<br />

Interessenpolitik für Frauen<br />

gewesen waren. Ist heute, viele Jahre<br />

später, dieser Anspruch überholt, als naiv<br />

und kurzsichtig zu sehen? Was k<strong>an</strong>n<br />

eine Gewerkschaft eigentlich für Frauen<br />

tun? Und warum sollten wir in diesen<br />

neoliberalen Zeiten Gewerkschaften<br />

unser Vertrauen schenken?<br />

Frauen keine Zielgruppe. Gewerkschaften<br />

sind Männerbünde, traditionell gewachsene<br />

Org<strong>an</strong>isationen, die vor allem<br />

in Österreich fest im politischen System<br />

ver<strong>an</strong>kert waren und sind. So mächtig,<br />

dass sie Politik maßgeblich nicht nur<br />

mitgestaltet sondern gemacht haben.<br />

Bek<strong>an</strong>nt unter dem Namen Sozialpart-<br />

nerschaft, einigten sich Regierung und<br />

Interessenorg<strong>an</strong>isationen hinter gepolsterten<br />

Türen, ohne dass die breite Öffentlichkeit<br />

davon viel mitbekommen<br />

hätte.<br />

Wir leben nicht mehr in den<br />

1970ern, aber diese feste Ordnung hat<br />

auch die politische Wende vor beinahe<br />

fünf Jahren nicht völlig missachten können.<br />

Frauen, ihre Interessen und vor allem<br />

ihre Mitentscheidungen waren weniger<br />

gefragt. Sie waren und sind großteils<br />

keine Zielgruppe für gewerkschaft


liche Interessenpolitik. Frauen haben<br />

<strong>an</strong>dere Probleme am Arbeitsmarkt als<br />

Männer. Sie arbeiten oft Teilzeit oder<br />

nur stundenweise, unterbrechen ihre<br />

Berufslaufbahn, um sich der Kindererziehung<br />

oder Partnerunterstützung zu<br />

widmen und sind nicht so leicht zu motivieren<br />

für ihre Interessen einzutreten.<br />

Schließlich sehen viele Gewerkschafter<br />

im Kampf gegen das Kapital keinen<br />

Platz für Frauenpolitik und ignorieren<br />

einfach das ungleiche Geschlechterverhältnis.<br />

Gewerkschaften orientieren<br />

sich nach der Mehrheit ihrer Mitglieder:<br />

vollzeitbeschäftigten Männern, die zumeist<br />

ohne l<strong>an</strong>ge Pausen im Beruf stehen<br />

können.<br />

Normalbiografie aufgeben. Partnerschaftliche<br />

oder geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen<br />

werden durch politische<br />

Konzepte unterstützt oder behindert.<br />

Gleiche Bezahlung für gleichwertige<br />

Arbeit und leistbare Kinderbetreuung<br />

sind Faktoren, die die Interessen der<br />

g<strong>an</strong>zen Gesellschaft widerspiegeln –<br />

wie ernst diese Interessen genommen<br />

werden, zeigt sich dar<strong>an</strong>, ob Frauen<br />

nur am R<strong>an</strong>de oder in alle Bereiche integriert<br />

werden.<br />

Für Gewerkschaften sind Interessen<br />

von Frauen am Arbeitsmarkt<br />

schwierig zu bearbeiten. Frauen werden<br />

mit <strong>an</strong>deren Problemen konfrontiert:<br />

Sie verdienen bis zu einem Drittel<br />

weniger als Kollegen mit gleicher Qualifikation,<br />

28 Prozent arbeiten in Teilzeit<br />

und von den geringfügig Beschäftigten<br />

sind 72 Prozent weiblich. Gewerkschaften<br />

versuchen deshalb einerseits<br />

die vorwiegend männliche,<br />

vollzeitbeschäftigte Stammklientel<br />

nicht vor den Kopf zu stoßen, <strong>an</strong>dererseits<br />

zwingt sie der Mitgliederverlust<br />

zu neuen Strategien. Erwerbsarbeit ist<br />

ein Status, der Prestige, Erfolg und<br />

Selbstwert verkörpert. Die Diskriminierung<br />

von Frauen gerade in diesem Bereich<br />

ist ein Kampf um traditionelle<br />

Privilegien und Vorrechte. Dieser findet<br />

nicht nur in den Betrieben statt, sondern<br />

auch in den Gewerkschaften.<br />

Frauen werden nicht nur schlechter<br />

entlohnt als ihre Kollegen, sie sind <strong>an</strong><br />

der Gestaltung von Interessenpolitik<br />

erst gar nicht ausreichend beteiligt.<br />

Deshalb ist die Durchsetzung der Forderungen<br />

von Frauen schon innerhalb<br />

der Org<strong>an</strong>isation ein Problem.<br />

Gewerkschaften sind ein Sprachrohr,<br />

über das aktuelle Anliegen der ArbeitnehmerInnen<br />

artikuliert werden.<br />

Gewerkschaftliche Frauenpolitik gestaltet<br />

die Arbeitswelt und entscheidet<br />

über die Verteilung von bezahlter und<br />

unbezahlter Arbeit mit. Sie ist widersprüchlich,<br />

weil Frauen nicht zur <strong>an</strong>gestammten<br />

Klientel von Gewerkschaften<br />

zählen. Im Gegenteil: Frauen in den<br />

Erwerbsarbeitsmarkt zu integrieren<br />

war l<strong>an</strong>ge Zeit umstritten, weil dadurch<br />

die männliche Normalbiografie,<br />

die gewerkschaftlicher Arbeit unterlegt<br />

war, aufgegeben werden musste. Offensichtliche<br />

Widersprüche gibt es immer<br />

wieder zwischen Familien- und<br />

Frauenpolitik:„Unsere Unterstützung<br />

bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

ist der Wunsch unserer Mitglieder,<br />

dem müssen wir Rechnung tragen.<br />

Tatsächlich betrifft dies hauptsächlich<br />

Frauen, deshalb h<strong>an</strong>delt es sich hier<br />

um Frauenpolitik, nicht um Familienpolitik“,<br />

so eine Referentin der GPA-Frauenabteilung<br />

(Gewerkschaft der Privat<strong>an</strong>gestellten).<br />

Frauenabteilungen. In fast allen Fachgewerkschaften<br />

sind Frauenabteilungen<br />

eingerichtet. Sie versuchen ihre Stellung<br />

und Entscheidungsmacht auszubauen<br />

und zu festigen. Sie fordern ein<br />

ausgewogenes Geschlechterverhältnis<br />

in den politischen Entscheidungsgremien,<br />

um ihre Politik durchsetzen zu können.<br />

Damit erhöht sich ebenfalls die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass frauenrelev<strong>an</strong>te<br />

Probleme verstärkt in die politische<br />

Arbeit aufgenommen werden. Interessen<br />

erwerbstätiger Frauen müssten verstärkt<br />

Teil gewerkschaftspolitischen<br />

Problembewusstseins werden, bevor<br />

die Gewerkschaften davon sprechen<br />

können, sich für „alle Beschäftigten“<br />

einzusetzen. Es gibt jedoch auch Anzeichen<br />

eines W<strong>an</strong>dels: So ist in den Statuten<br />

der GPA seit der Org<strong>an</strong>isationsreform<br />

2002 eine Frauenquote für alle beschlussfassenden<br />

Gremien verpflichtend<br />

festgeschrieben worden, d.h. der<br />

Frauen<strong>an</strong>teil ist entsprechend der weiblichen<br />

Mitgliederzahl (43 Prozent, 2002)<br />

definiert. Diese und weitere Änderungen<br />

in den österreichischen Fachgewerkschaften<br />

wie etwa GenderMainstreaming-Strategien<br />

haben zu einer<br />

Debatte um die Stellung von Frauen in<br />

den Gewerkschaften geführt. Frauen<br />

sind als Akteurinnen und Mitglieder zu<br />

einem wichtigen Faktor für Interessensorg<strong>an</strong>isationen<br />

geworden. Was aber ist<br />

mit den bek<strong>an</strong>nten Widersprüchen zwischen<br />

Frauen als homogene Zielgruppe<br />

und deren unterschiedlichen Wünschen?<br />

Keine Politik k<strong>an</strong>n jemals alle befriedigend<br />

integrieren. Aber Politik k<strong>an</strong>n<br />

versuchen, sie zum Thema zu machen;<br />

darüber reden, dass es darum geht, den<br />

Frauen die Freiheit zu geben, über ihr<br />

Leben und Arbeiten selbst zu entscheiden.<br />

Traditionen. Genau hier beginnt die Grenze<br />

dessen, was eine Gewerkschaft leisten<br />

k<strong>an</strong>n. Sie ist <strong>an</strong> Zielgruppen orientiert,<br />

trachtet nach möglichst einfachen<br />

Lösungen und tut sich schwer mit Minderheitenthemen<br />

– wie es Frauenthemen<br />

l<strong>an</strong>ge waren. Also doch kein gewerkschaftlicher<br />

Kampf um Frauenrechte?<br />

Die Gewerkschaften bieten uns<br />

neben gen<strong>an</strong>nten Änderungen neue<br />

Formen von Vertretung, wie die der Interessengemeinschaften<br />

work@flex<br />

oder work@social, die basisdemokratisch<br />

strukturiert sind. Es werden nicht<br />

g<strong>an</strong>ze Berufsgruppen <strong>an</strong>gesprochen,<br />

sondern zentrale Probleme stellen die<br />

Basis für eine Interessengemeinschaft<br />

für Sozialberufe, Werkverträge oder<br />

neue Selbständigkeit.<br />

Vieles wird Frauenpolitik gen<strong>an</strong>nt,<br />

wo in Wirklichkeit Gewerkschafterinnen<br />

gegen den Widerst<strong>an</strong>d in den eigenen<br />

Reihen die Geschlechterverhältnisse<br />

thematisieren. Sie schaffen Bewusstsein<br />

dafür, dass es viele blinde Flecken<br />

gibt, die Frauen kategorisch benachteiligen<br />

– nicht nur in den Betrieben, sondern<br />

in der eigenen Org<strong>an</strong>isation. Gewerkschaften<br />

halten vielerorts weiter<br />

<strong>an</strong> frauenfeindlichen Rollenbildern fest.<br />

Sie fordern bessere Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie, doch dabei vergessen<br />

sie auf die Wurzel des Übels: die Tradition,<br />

Frauen unbezahlte Versorgungsarbeiten<br />

und wirtschaftliche Abhängigkeiten<br />

zuzumuten.<br />

Trotzdem bleibe ich dabei: Gewerkschaften<br />

sind wichtige AkteurInnen am<br />

Arbeitsmarkt. Frauen sollten darin ihre<br />

Interessen sichtbar machen, auch auf<br />

die Gefahr hin, stellenweise vereinnahmt<br />

zu werden. Sie sollten sich wehren<br />

gegen männerbündische Verallgemeinerungen<br />

und Ignor<strong>an</strong>z, innerhalb<br />

und außerhalb der Gewerkschaft! ❚<br />

forumwissenschaft<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

Feministische Weihnachten?<br />

Wir haben Renate T<strong>an</strong>zberger vom Verein Efeu und Miriam Wischer von der Frauenhetz<br />

gefragt, ob und wie sie diesen ideologischen Gewissenskonflikt Jahr für Jahr<br />

bewältigen...<br />

Renate T<strong>an</strong>zberger<br />

Einen ideologischen Gewissenskonflikt k<strong>an</strong>n ich zu Weihnachten<br />

(schon l<strong>an</strong>ge) nicht mehr ausmachen. Als ich Feministin wurde<br />

(und parallel dazu aus der Kirche austrat), hatte ich noch Schwierigkeiten<br />

mit dem Singen von religiösen Liedern. Dabei waren das die<br />

einzigen Lieder, deren Texte ich auswendig k<strong>an</strong>nte. Inzwischen geht<br />

auch das wieder, wenn ich einfach des Singens wegen singen will (g<strong>an</strong>z<br />

heimlich für mich alleine).<br />

Familien-Weihnachtsfeiern lehnte ich bald strikt ab, und das ist bis<br />

heute so geblieben. Ich verweigerte diese zunächst, indem ich über acht<br />

Jahre hindurch zu den Weihnachtstagen in ein Haus nach Niederösterreich<br />

fuhr, das ich mit mehreren Menschen gemeinsam gemietet hatte.<br />

Um den 24. herum f<strong>an</strong>den sich d<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>che von diesen ein, brachten<br />

<strong>an</strong>dere mit ... selten war klar, wie viele wir im Laufe der Tage werden würden<br />

... es wurde gut gekocht, gesungen (m<strong>an</strong>chmal sogar Weihnachtslieder,<br />

meist aber <strong>an</strong>dere), einmal gab es <strong>an</strong>wesenden Kindern (und Erwachsenen)<br />

zuliebe sogar einen Baum. Diese Tradition des Zusammenkommens<br />

am 24.12. habe ich beibehalten, nur dass dies nun in Wien<br />

stattfindet, in meiner Wohnung oder im Brot & Rosen. Frauen, die Lust<br />

und Zeit oder es dringend nötig haben (weil sie von einer Familienfeier<br />

kommen oder sie Weihnachten prinzipiell depressiv stimmt), finden sich<br />

ein, ein Truthahn schmort bereits seit Stunden im Rohr, einige machen<br />

Salate, Glühwein oder eine Nachspeise ... ja und seit zwei Jahren beuge<br />

ich mich der Mehrheit (ich bräuchte ja wirklich keinen Baum!!!) und<br />

stimme zu, dass für dieses Zusammentreffen ein Baum geschmückt<br />

wird (<strong>an</strong> der Spitze ein kleines Teufelchen – das ist das Mindeste, was<br />

sein muss). M<strong>an</strong>chmal ist ausgemacht, dass alle kleine Geschenke mitbringen,<br />

die d<strong>an</strong>n verlost werden. Und (das lasse ich mir d<strong>an</strong>n doch nicht<br />

nehmen) meiner und meinen Liebsten schenke ich auch etwas. Die vorletzten<br />

Weihnachten haben in einem Streitgespräch über das Kosmos<br />

geendet (apropos „Oh du fröhliche ...“), aber <strong>an</strong>sonsten geht es meist<br />

eher beschaulich/lustig zu.<br />

In den letzten 15 Jahren habe ich erst ein Mal Weihnachten allein<br />

verbracht, g<strong>an</strong>z bewusst und in der Gewissheit, dass mir Weihnachten<br />

egal ist. Ich habe den Abend genutzt und mich in Ged<strong>an</strong>ken mit Menschen<br />

ausein<strong>an</strong>der gesetzt, die mir wichtig sind. Dass Weihnachten ursprünglich<br />

der Geburt Jesu gedenkt – das interessiert mich nicht (mehr).<br />

Ich nutze die Möglichkeit, mit <strong>an</strong>deren ein Fest zu feiern. Und g<strong>an</strong>z ehrlich:<br />

wesentlich wichtiger ist mir Silvestra, wo ich (für mich und mit<br />

<strong>an</strong>deren Frauen) einen Jahresrückblick halte und mich auf den Mitternachtswalzer<br />

freue. ❚<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Miriam Wischer<br />

Frauenhetz: www.frauenhetz.at<br />

Efeu: http://members.chello.at/<br />

verein.efeu<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Ich finde,Weihnachten sollte unbedingt gefeiert werden. Es sollte<br />

selbstverständlich feministisch gefeiert werden.„Ein Wort mit fünf<br />

Buchstaben, wie Paula, beginnend mit L“, verpackt es meine ältere<br />

Tochter in ein Rätsel,„etwas Rom<strong>an</strong>tisches“ ... Genau darum geht’s: bei<br />

Weihnachten, Hochzeiten, Geburtstagen, der Regenbogenparade: um<br />

Konsum, Kritik, Spaß, Demonstration, das Besinnen auf gemeinsame Werte<br />

oder die Demaskierung dahinter verborgener Interessen.<br />

Ich würde gern einmal am verschneiten Schwedenplatz einen Weihnachtsbaum<br />

kaufen, mir dicke H<strong>an</strong>dschuhe einpacken, weil ich mag einen<br />

Baum, der piekst. Seit Jahren sammle ich glitzernde Gegenstände,<br />

mit denen ich meinen Baum verzieren würde. Und ich fände es schön,<br />

wenn in meiner Küche einmal der Duft von frischen Nussplätzchen hinge.<br />

Meine Freundinnen mit Rotwein bedüselt und mit Mehl bestäubt,<br />

wären in <strong>an</strong>geregte oder leise Gespräche vertieft. Vielleicht säßen unter<br />

ihnen welche, die ich noch nicht kenne. Die Mädchen würden sich freilich<br />

das Recht nicht nehmen lassen, eine kleine Aufführung zu inszenieren<br />

und ich finde ein <strong>an</strong>gemessener Höhepunkt wäre, wenn B. sich auf<br />

den Besen schwingen und die Weihnachtshexe mimen würde. Es wäre<br />

auch sp<strong>an</strong>nend, Weihnachten als Gästin unterwegs zu sein. In einem<br />

großen roten Sack hätte ich ein paar Mitbringsel dabei. Das eine oder<br />

<strong>an</strong>dere Buch aus der Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, jede Menge Schnaps<br />

und Süßigkeiten und die in der Frauenhetz fabrizierten Kekse. Ich zöge<br />

von Haus zu Haus und ließe mir erzählen, wie jede den Tag zugebracht<br />

hat, welchen Ged<strong>an</strong>ken, Sorgen und Erinnerungen sie nachhängt. Ich<br />

könnte mir auch vorstellen, mit Kind und Kegel bei einer <strong>an</strong>deren Familie<br />

einzufallen, mich in den Menüpl<strong>an</strong> hinein zu reklamieren. Die Kinder<br />

könnten wir vor die Glotze setzen, bis sie glänzende Augen bekommen.<br />

Es wäre Zeit für Gespräche, die sich sonst nicht ereignen. Ich würde meinen<br />

Besen vor der Einfahrt parken, alle Schnapsvorräte niedermachen<br />

und einfach dick und drall das Weihnachten der <strong>an</strong>deren genießen als<br />

wäre es mein eigenes. Es gäbe jede Menge Gründe auch zu z<strong>an</strong>ken, aber<br />

keine hätte so richtig Lust. Ich könnte meine dieses Jahr frisch erworbenen<br />

mediatorischen Kenntnisse zum Feldversuch bringen. Meine Töchter<br />

möchten am liebsten selbst die Weihnachtsfrau sein. Es k<strong>an</strong>n aber nur<br />

eine geben, oder?<br />

Es sollte mehr Weihnachten geben, vielleicht im Sommer – es gibt<br />

doch so viele Gründe zusammen zu sein. Feministinnen sollten mit Flügeln<br />

zur Welt kommen und alle Menschen <strong>an</strong>imieren, sich in immer wieder<br />

neuen Grüppchen zusammen zu hocken, um schwesterlich zu teilen,<br />

was ihnen heilig ist. ❚


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o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />

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T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

An die Redaktion<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

Untere Weißgerberstr. 41<br />

1030 Wien


u msetzungsarbeit<br />

„Innovationsfaktor: weiblich“<br />

Für jene UnternehmerInnen, die endlich das Potential erk<strong>an</strong>nt haben, das<br />

in der Beschäftigung von Mädchen und jungen Frauen in technischen<br />

und h<strong>an</strong>dwerklichen Berufen liegt, bietet der Leitfaden „Innovation weiblich“<br />

nun Unterstützung für die konkrete Umsetzung. Er enthält Anregungen<br />

und Tipps für die Zeit vor der Ausbildung, für die Dauer der gesamten<br />

Lehrzeit und die Zeit d<strong>an</strong>ach. Grundlage dieses Leitfadens war eine im<br />

Rahmen des EU-Projekts „girls crack-it“ durchgeführte Befragung in steirischen<br />

Betrieben: In 101 qualitativen Interviews zum Thema „Erfahrungen<br />

in der Ausbildung mit jungen Frauen in technischen/h<strong>an</strong>dwerklichen Berufen“<br />

berichteten UnternehmerInnen, PersonalchefInnen, LehrausbilderInnen<br />

und Auszubildende bzw. FacharbeiterInnen von ihren Erfahrungen<br />

in der Zusammenarbeit, von den überwiegend positiven Auswirkungen<br />

auf das Betriebsklima und die Produktivität. UnternehmerInnen, nehmt<br />

euch ein Beispiel dar<strong>an</strong> und zeigt euch auch „weiblich innovativ“! svh<br />

Der Leitfaden k<strong>an</strong>n kostenlos heruntergeladen werden unter: www.girls-crack-it.org<br />

frauenbudget <strong>2005</strong><br />

Unterdotiert<br />

Anf<strong>an</strong>g November wurde das Ressortbudget von Gesundheits- und Frauenministerin<br />

Maria Rauch-Kallat im Nationalrat beschlossen – mit den<br />

Stimmen der Koalition und unter massiver Kritik von Frauenpolitikerinnen<br />

der Opposition. Das Frauenbudget für <strong>2005</strong> beträgt 6,05 Millionen Euro,<br />

weniger als ein Hundertstel des Gesamtbudgets. <strong>2004</strong> war es mit 5,49<br />

Millionen Euro nur geringfügig kleiner. Das Budget für das Gesundheitsressort<br />

wurde dagegen um 13 Millionen Euro auf 623 Millionen erhöht.<br />

SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek stellt einen <strong>an</strong>deren Vergleich<br />

auf: Für eine Schweinedatenb<strong>an</strong>k seien drei Millionen Euro vorh<strong>an</strong>den,<br />

für Frauen- und Mädchenprojekte dreieinhalb Millionen. GaH<br />

niederösterreich<br />

Hoffnungslos arbeitslos<br />

Die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich war Ende Oktober im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 3,6 Prozent höher. Steigende Beschäftigung verzeichnet<br />

das AMS Niederösterreich dagegen in typischen Teilzeitbr<strong>an</strong>chen (H<strong>an</strong>del,<br />

Gesundheitswesen). „Die Einstiegsch<strong>an</strong>cen für ohnehin am Arbeitsmarkt<br />

benachteiligte Personen sind weiterhin schlecht“, erklärt Werner<br />

Homrighausen, L<strong>an</strong>desgeschäftsführer des AMS NÖ. Und welche Überraschung:<br />

vor allem Frauen, Jugendliche und Migr<strong>an</strong>tInnen seien verstärkt<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen. „Die Situation bleibt dramatisch“,<br />

reagiert Heidemarie Onodi, Vorsitzende der niederösterreichischen SPÖ,<br />

auf die aktuellen Zahlen. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders sieht das natürlich die ÖVP-L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>nstellvertreterin<br />

Liese Prokop: Niederösterreich liege mit<br />

einer Arbeitslosenquote von sechs Prozent unter dem österreichweiten<br />

Durchschnitt. „Um gezielt Frauen und Jugendliche zu unterstützen, haben<br />

wir kürzlich mit einem sehr ehrgeizigen Arbeitsprogramm im NÖ<br />

Beschäftigungspaket Maßnahmen beschlossen.“ Tatsache ist: Von den<br />

127 Millionen Euro, die für das Beschäftigungspaket <strong>2005</strong> zur Verfügung<br />

stehen, sind gerade einmal 15 Millionen Euro explizit für frauenspezifische<br />

Maßnahmen reserviert. GaH<br />

Foto: Gabi Horak<br />

frauenfaktenmesse<br />

Zum zweiten Mal<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit<br />

Auch im kommenden Jahr org<strong>an</strong>isiert Sonja Ruß (Foto) wieder die Messe,<br />

wo Frau sich vernetzen k<strong>an</strong>n. Am 2. April <strong>2005</strong> können Frauennetzwerke,<br />

-org<strong>an</strong>isationen und -initiativen sich und ihre Arbeit einen g<strong>an</strong>zen Tag<br />

l<strong>an</strong>g einem breiten Publikum präsentieren. Wer sich beteiligen möchte,<br />

k<strong>an</strong>n sich bereits <strong>an</strong>melden unter: russ@remaprint.at. Sonja freut sich<br />

auf euer Kommen! svh<br />

seminar<br />

Antidiskriminierungsarbeit<br />

Eine Arbeitsgruppe der Initiative Minderheiten und befreundeter ExpertInnen<br />

ist seit Oktober 2003 dabei, eine allgemein <strong>an</strong>wendbare Betriebsvereinbarung<br />

(BV) zur strukturellen Ver<strong>an</strong>kerung von Nichtdiskriminierung<br />

in Unternehmen zu erarbeiten. Ziel der Muster-BV ist es <strong>an</strong>tidiskriminatorische<br />

betriebliche Arbeitsst<strong>an</strong>dards zu schaffen, um den<br />

ArbeitnehmerInnen ein wirksames Instrument im Kampf gegen Diskriminierung<br />

am Arbeitsplatz zu geben. Derzeit wird vom ÖGB in Zusammenarbeit<br />

mit AK und der Initiative Minderheiten eine Kampagne<br />

zur Verbreitung der Muster-Betriebsvereinbarung vorbereitet. In Form<br />

eines Seminars sollen nun verstärkt BetriebsrätInnen für die Antidiskriminierungsarbeit<br />

ausgebildet werden. Die TeilnehmerInnen werden<br />

sich mit der eigenen Position im Rahmen verschiedener gesellschaftlicher<br />

Machtsymmetrien ausein<strong>an</strong>dersetzen, Diskriminierungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

<strong>an</strong>alysieren, Lösungsalternativen suchen und Instrumentarien für<br />

den eigenen betrieblichen Kontext entwickeln und weitergeben. Die<br />

Teilnahme am Seminar ist kostenlos. svh<br />

Seminar, Do 2.12., 10-16.00 und Fr 3.12., 10-18.00, GPA, 1., Börsegasse 18, Sitzungssaal 1, Infos und Anmeldung: Ildikò Naetat-<br />

Bakcsi, Peregrina-Open up, 8., Laudongasse 4/4, T. 01/912 16 17/14, e-mail: ildiko.naetar-bakcsi@no-racism.net<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o : G a b i H o ra k<br />

arbeitporträtbusfahrerin<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Frauen hinters Lenkrad!<br />

Valerie Ertl war die dritte Frau Österreichs mit Ausbildung zur Berufskraftfahrerin und vor<br />

zwölf Jahren die erste Busfahrerin bei den Wiener Linien. Gabi Horak über eine Frau<br />

mit Vorbildwirkung.<br />

„Du bist aber eine liebe Busfahrerin“,<br />

war eines der denkwürdigsten<br />

Komplimente, das Valerie<br />

Ertl im Laufe ihrer Laufbahn<br />

hörte. Es kam von einem kleinen<br />

Mädchen, das ein paar Stationen<br />

l<strong>an</strong>g mit der Lenkerin plauderte:„Muss<br />

m<strong>an</strong> viel lernen, wenn m<strong>an</strong> Busfahrerin<br />

werden will?“ fragte sie, um auch gleich<br />

zu versichern, dass sie selbst sehr<br />

fleißig sei. Zum Abschied gab es für das<br />

Vorbild hinterm Lenkrad sogar ein W<strong>an</strong>genbussi.<br />

Die Reaktionen auf die erste<br />

Buslenkerin der Wiener Linien waren<br />

klarer Weise nicht immer so erfreulich.<br />

Als Valerie Ertl im <strong>Jänner</strong> 1993 ihren<br />

Dienst <strong>an</strong>trat, musste sie sich gegenüber<br />

den Kollegen erst beweisen. „Es<br />

hat schon drei Jahre gedauert, bis ich<br />

akzeptiert wurde“, erzählt sie. Mittlerweile<br />

habe sie das Gefühl, dass Frauen<br />

zumindest bei den Kollegen vollständig<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt seien.<br />

Keine Vorbilder. Die Wiener Linien sind<br />

mit über 8.000 Beschäftigten eine der<br />

größten ArbeitgeberInnen der Bundeshauptstadt.<br />

Knapp elf Prozent davon<br />

sind Frauen, von denen wiederum nicht<br />

einmal ein Drittel im Fahrtdienst tätig<br />

ist, also tatsächlich im Lenkabteil von U-<br />

Bahn (53 Frauen), Straßenbahn (187)<br />

oder Autobus (30) sitzt.<br />

Vermeintliche Aufstiegsmöglichkeiten<br />

sind in Wirklichkeit ein Abstieg,<br />

meint Valerie Ertl. In der Streckenkoordination<br />

oder Garagenleitung verdienen<br />

die Bediensteten weniger als hinter<br />

dem Lenkrad. „Und außerdem liegt mir<br />

diese Büroarbeit gar nicht.“ Ihre Leidenschaft<br />

ist das Busfahren, und das war<br />

schon immer so.


„So wie Chrisu, der kleine Drache,<br />

immer schon Feuerwehrm<strong>an</strong>n werden<br />

wollte, wollte ich immer schon Bus oder<br />

LKW fahren.“ Zuerst habe sie sich aber<br />

nicht hinters Lenkrad getraut und vorerst<br />

Köchin/Kellnerin gelernt. D<strong>an</strong>n<br />

jobbte sie als Taxi-Lenkerin und Fahrlehrerin,<br />

bis sie schließlich den Entschluss<br />

fasste:Wenn Frauen Straßenbahn und<br />

U-Bahn lenken dürfen, d<strong>an</strong>n muss es<br />

auch möglich sein, einen Autobus zu<br />

fahren.<br />

1992 dr<strong>an</strong>g sie zur Personalabteilung<br />

der Wiener Verkehrsbetriebe vor<br />

und eröffnete dem verdutzten Mitarbeiter:<br />

Ich möchte bei euch Bus fahren.<br />

„Der M<strong>an</strong>n schaute mich g<strong>an</strong>z entsetzt<br />

<strong>an</strong> und sagte im ersten Schock: Nein,<br />

das geht nicht“, erzählt Valerie Ertl heute<br />

amüsiert. „Ich dachte:Wir leben im<br />

20.Jahrhundert, das muss möglich<br />

sein.“ Mit der hastig geäußerten Begründung,<br />

Frauen könnten nicht Buslenkerinnen<br />

werden, weil die s<strong>an</strong>itären<br />

Einrichtungen fehlten, gab sie sich nicht<br />

zufrieden. Sie meldete sich für die<br />

Straßenbahn-Ausbildung <strong>an</strong>, mit dem<br />

Zusatz, sobald wie möglich auf Buslenkerin<br />

umsatteln zu wollen.<br />

Wollen Sie noch? Als hätte sie vom Vorhaben<br />

der Valerie Ertl gewusst, erkämpfte<br />

Frauenministerin Joh<strong>an</strong>na Dohnal<br />

im selben Jahr die Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

im Beruf: Frauen mit gleichen Qualifikationen<br />

sollten die gleichen Berufe<br />

wie Männer ausüben dürfen. Im Falle<br />

von BusfahrerInnen bei den Wiener Linien<br />

ist das mindestens dreijährige<br />

PKW-Erfahrung. LKW-Ausbildung und<br />

die <strong>an</strong>schließende Autobus-Ausbildung<br />

werden im Betrieb absolviert. Angesichts<br />

der neuen Gesetzeslage konnten<br />

sich die Verkehrsbetriebe nicht<br />

mehr über Valerie Ertls Begehren hinwegsetzen:<br />

Der schriftlichen Mitteilung<br />

über die best<strong>an</strong>dene Aufnahmeprüfung<br />

für die Straßenbahn-Ausbildung<br />

war ein h<strong>an</strong>dschriftlicher Vermerk<br />

beigefügt: „Wenn Sie noch Bus<br />

fahren wollen, melden Sie sich.“ Das<br />

tat sie auch und wurde die erste Busfahrerin.<br />

Damit gab sie sich aber nicht zufrieden:<br />

Nach vier Jahren im Dienst legte<br />

sie auch noch die „Ergänzungsprüfung<br />

zum Berufskraftfahrer“ ab, die<br />

zum Lenken jedes Busses berechtigt,<br />

auch außerhalb des Ortslinienverkehrs.<br />

Diese Prüfung machte sie als dritte Frau<br />

Österreichs. „Im Ausbildungszertifikat<br />

steht sogar die weibliche Bezeichnung<br />

,Berufskraftfahrerin’. Das hab ich ihnen<br />

hoch <strong>an</strong>gerechnet.“<br />

Flexibilität vorausgesetzt. Die mit „Jubiläumsgeld“<br />

gekrönten zw<strong>an</strong>zig<br />

Dienstjahre strebt Valerie Ertl aber nicht<br />

<strong>an</strong>. Busfahren sei immer noch eine Leidenschaft,<br />

aber einerseits kamen neue<br />

Interessen dazu und <strong>an</strong>derseits seien<br />

die Rahmenbedingungen bei den Wiener<br />

Linien für sie kaum mehr tragbar.<br />

Vom Gemeindebetrieb ausgegliedert,<br />

wird die Holding immer mehr Privatunternehmen<br />

<strong>an</strong>geglichen. Es werden nur<br />

noch Kollektivvertrags-Bedienstete aufgenommen<br />

und seit Anf<strong>an</strong>g September<br />

gilt „zehn Prozent mehr Leistung für<br />

gleiche Bezahlung“, die noch dazu den<br />

Anforderungen nicht <strong>an</strong>gemessen sei.<br />

Der 24 Stunden Autobus-Betrieb<br />

wird über Turnus-Dienste bespielt. In<br />

den Grundzügen ist der Turnus bek<strong>an</strong>nt,<br />

aber die genauen Dienstzeiten<br />

erfahren die LenkerInnen erst jeweils<br />

drei Tage vorher. Flexibilität wird vorausgesetzt.<br />

Die Ruhezeiten zwischen<br />

zwei Schichten betragen oft nur acht<br />

Stunden. „Das heißt: ich muss heimfahren,<br />

essen, schlafen, in den Dienst fahren<br />

– und d<strong>an</strong>n soll m<strong>an</strong> noch verkehrssicher<br />

unterwegs sein. Das halte ich für<br />

sehr bedenklich.“ Die Gewerkschaft habe<br />

sich gegen diese Bedingungen nicht<br />

ausreichend gewehrt, meint Valerie<br />

Ertl.<br />

Ihre Ausbildung zur Buslenkerin beinhaltete<br />

keine spezielle Schulung, etwa<br />

wie in Ausnahmefällen mit betrunkenen<br />

oder aggressiven Fahrgästen umzugehen<br />

sei. Seit einigen Jahren wird eine<br />

psychologische 2-Tages-Fortbildung<br />

<strong>an</strong>geboten, um den besseren Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Stress-Situationen zu besprechen.<br />

Valerie Ertl beurteilt das gespalten. „Ich<br />

halte es für eine gute Einrichtung, aber<br />

es sollte regelmäßig stattfinden. Auch<br />

die psychologische Betreuung im Falle<br />

eines Unfalls mit Personenschaden finde<br />

ich nicht ausreichend.“<br />

Schwer vereinbar. Am Anf<strong>an</strong>g ihrer<br />

Dienstzeit wurde der ersten Buslenkerin<br />

das Engagement in der Personalvertretung<br />

<strong>an</strong>s Herz gelegt. Damals lehnte<br />

sie ab. „Mittlerweile haben sie gemerkt,<br />

dass ich mir kein Blatt vor den Mund<br />

nehme und Ungerechtigkeiten auch<br />

bei Vorgesetzten <strong>an</strong>spreche. Jetzt wollen<br />

sie mich lieber nicht haben, damit<br />

sie sich nicht mit mir <strong>an</strong>legen müssen.“<br />

Valerie Ertl initiierte lieber einen<br />

Stammtisch für Busfahrerinnen, der allerdings<br />

nur ein paar Mal stattf<strong>an</strong>d.<br />

Das Interesse der Frauen war zu gering.<br />

Heute gibt es in jeder Garage eine Kontaktfrau,<br />

die wiederum mit der Frauenbeauftragten<br />

der Wiener Linien in Kontakt<br />

steht. Dienstbegünstigungen für<br />

Eltern werden jeweils von der Garagenleitung<br />

entschieden – je nach Personaldichte.<br />

Valerie Ertl hat beobachtet, dass<br />

Männer sich hier häufiger durchsetzen,<br />

weil sie selbstbewusst bis zur obersten<br />

Stelle gehen, um familienfreundlichere<br />

Dienstzeiten zu verl<strong>an</strong>gen. „Frauen sind<br />

da nicht so rigoros und wenn die Frauenbeauftragte<br />

versagt, werden die<br />

Dienstzeiten unter der H<strong>an</strong>d vergeben.“<br />

Maßnahmen zur Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie – beispielsweise Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

– seien in<br />

einem Unternehmen wie den Wiener Linien<br />

schwer zu verwirklichen, meint der<br />

Leiter der Pressestelle, Joh<strong>an</strong>n Ehrengruber.<br />

Denn die MitarbeiterInnen seien<br />

in g<strong>an</strong>z Wien unterwegs. Die Möglichkeit<br />

zur Teilzeitarbeit wird derzeit lediglich<br />

von 29 Männern und 22 Frauen genutzt.<br />

Neue Talente. „Der Dr<strong>an</strong>g, etwas <strong>an</strong>deres<br />

zu machen, war noch nie so groß wie<br />

jetzt“, resümiert Valerie Ertl. Sie org<strong>an</strong>isiert<br />

in ihrer Freizeit bereits Naturführungen<br />

und Auftritte für eine jüdisch-persische<br />

Musikgruppe. Ihr Talent<br />

zur Org<strong>an</strong>isation oder ihre Interessen<br />

für Gesundheitsförderung würde sie<br />

nur zu gerne zum Beruf machen, aber<br />

der Zeitpunkt, den sicheren Job aufzugeben<br />

muss gut gewählt sein.<br />

Die Leidenschaft, hinter dem Lenkrad<br />

eines Busses zu sitzen, wird sie aber<br />

nie verlieren. Deshalb k<strong>an</strong>n sie jungen<br />

Frauen den Beruf auf jeden Fall empfehlen:„Je<br />

mehr Busfahrerinnen es gibt,<br />

umso leichter wird es. Vielleicht verbessern<br />

sich d<strong>an</strong>n auch die Rahmenbedingungen<br />

in den Betrieben.“ Und irgendwo<br />

läuft d<strong>an</strong>n ein kleines Mädchen<br />

durch Wien und weiß gar nicht mehr,<br />

welche Busfahrerin sie zuerst abbusseln<br />

soll – und k<strong>an</strong>n es nicht erwarten,<br />

es ihnen nachzumachen. ❚<br />

busfahrerinporträtarbeit<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

Fo t o : Pe t ra Ö l l i n g e r<br />

südtirol<br />

Frauenmuseum<br />

Da werden kleine Städte – vor allem, wenn es sich um Kurstädte h<strong>an</strong>delt<br />

– von „wichtigen“ großen Ballungsräumen häufig ob ihrer <strong>an</strong>geblich<br />

provinziellen Museumsl<strong>an</strong>dschaft belächelt. Wie so oft zu unrecht.<br />

Bestätigung gefällig? Das Frauenmuseum in Mer<strong>an</strong> tritt die Beweisführung<br />

<strong>an</strong>.<br />

Mit der Intention, weibliche Lebensführung aus dem Verborgenen<br />

zu holen, wurde das Museum 1988 von Evelyn Ortner gegründet. In<br />

mehrere kleine Räume aufgeteilt, bietet es einen guten Überblick über<br />

Bereiche aus dem Frauenleben des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit viel<br />

Sorgfalt wurden die vielen Gegenstände des Haushalts- und Berufsalltags,<br />

Kleider, Dokumente aufbereitet. Neben Einblicken in die einzelnen<br />

Lebensstationen erfährt Frau auch einiges über das Bildungssystem<br />

rund um die Jahrhundertwende. Abgerundet wird das Angebot durch<br />

eine umfassende fachspezifische Bibliothek, Spezialausstellungen, Tagungen,<br />

Seminare, Lesungen und <strong>an</strong>deres mehr. Wenn auch Kennerinnen<br />

der „Materie“ etwas mehr <strong>an</strong> Tiefg<strong>an</strong>g bei den Infos und eine kritischere<br />

Betrachtung wünschen, ist es doch eine Wohltat zu wissen, dass<br />

sich unter den „Lauben“ ein Blick auf weibliche Geschichte erhaschen<br />

lässt. Mit aufgeblasenen Großstädten und deren oft „hingeschluderten“<br />

Ausstellungen k<strong>an</strong>n das Frauenmuseum auf alle Fälle mithalten. PÖ<br />

Museia, Lauben 68, I-39012 Mer<strong>an</strong>, T. 00390/473/231 216, email: info@museia.org, www.museia.org<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

r egenbogenball<br />

G<strong>an</strong>z schön nobel<br />

Am 29. <strong>Jänner</strong> ver<strong>an</strong>staltet die Hosi Wien zum mittlerweile achten Mal<br />

den lesbischwulen Regenbogenball. Wie auch schon in den Jahren davor,<br />

findet die rauschende Ballnacht im Parkhotel Schönbrunn statt.<br />

„Nobel-dekadent“ sei das Flair, wie der Ankündigungstext auf www.hosi<br />

wien.at verspricht. Ob frau sich damit wirklich identifiziert, stellen wir<br />

einmal höflich fragend in den Raum...<br />

Naja, wir freuen uns trotzdem auf die wehende Regenbogenfahne<br />

am Hietzinger Nobelschuppen, das Walzert<strong>an</strong>zen im Autodrom-Stil,<br />

begleitet von der Wiener Damenkapelle Joh<strong>an</strong>n Strauß, die T<strong>an</strong>zeinlage<br />

von Les SchuhSchuh oder den Auftritt von Murielle Stadelm<strong>an</strong>n. Für<br />

alle, die vor diesem (oder einem <strong>an</strong>deren bevorstehenden) T<strong>an</strong>zereignis<br />

ihr eingeschlafenes T<strong>an</strong>zbein auf Vorderfrau bringen möchten, bietet<br />

der FrauenT<strong>an</strong>zClub resis.d<strong>an</strong>se am 13. u. 14. <strong>Jänner</strong> noch einen „Fit-fürden-Ball“<br />

Crashkurs <strong>an</strong>! reb<br />

Wiener Regenbogenball <strong>2005</strong>, 29.1.05, ab 20.00 Uhr. Infos zu Programm und Tickets: www.hosiwien.at/ball,<br />

Infos zum T<strong>an</strong>zkurs: www.resisd<strong>an</strong>se.at<br />

weihnachten<br />

Christakind<br />

Eine liebgewordene Tradition sind mittlerweile Christa Urb<strong>an</strong>eks Adventprogramme<br />

geworden, die schräg, kitschfrei und fernab vom Mainstream<br />

das vorweihnachtliche Warten bereichern und erleichtern sollen. Heuer<br />

findet das Special am 19. <strong>Dezember</strong> ab 18.00 Uhr im Wiener Spektakel<br />

statt. Viele Gäste wie Ludwig Müller, Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Eva D., Eva Poltrona,<br />

Richard Weihs & Claus Tieber, Zauberer Christoph Käs, Chris Kay<br />

alias „Elvis Presley“ – in Begleitung von „Marilyn Monroe“ stehen auf<br />

Christakinds Einladungsliste. Natürlich wäre es nicht Urb<strong>an</strong>ek, wenn<br />

der Reinerlös der Eintrittskarten, deren Preis vom Publikum heuer übrigens<br />

erwürfelt werden muss, nicht einem guten Zweck zukommen<br />

würde. Die Aktion Schlafsack, die obdachlosen Menschen winterfeste<br />

Schlafsäcke zur Verfügung stellt, wird dieses Jahr die Spenden erhalten.<br />

Also liebe Frauen: hingehen, würfeln, spenden und einen heiter vorweihnachtlichen<br />

Abend genießen! DF<br />

Spektakel, 5., Hamburger Straße 14, T. 01/587 06 53, email: karten@spektakel.biz<br />

aufruf<br />

Save The Frauencafe<br />

Das Frauencafe soll’s weiter geben! Wie in den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n 11/04 berichtet,<br />

ist das älteste Frauenlokal in Wien vom Zusperren bedroht.<br />

1977 hat es als eines der ersten Projekte der Neuen Frauen- und Lesbenbewegung<br />

seine Pforten für die Community in Österreich geöffnet, der<br />

30. Geburtstag ist nicht mehr weit und für Tausende Frauen hatte und<br />

hat dieser Raum Bedeutung: Als erste Anlaufstelle, als sicherer Hafen,<br />

als Ort für politische Visionen, als Treffpunkt für Liebende, als Kulturzentrum<br />

oder einfach als gemütlicher Ort zum Entsp<strong>an</strong>nen mit Bier<br />

oder Tee.<br />

Da die l<strong>an</strong>gjährige Betreiberin, Eva Prinz, nun leider die Kräfte verlassen<br />

und die fin<strong>an</strong>zielle Situation nicht mehr tragbar für sie ist, muss das<br />

Cafe Ende <strong>Dezember</strong> schließen. Damit wollen sich viele Frauen, darunter


Maria Amschl, Sus<strong>an</strong>ne Hajdu, Di<strong>an</strong>a Voigt, nicht abfinden und haben<br />

deshalb „eine ebenso gute wie kühne Idee“ geboren, die mit Eurer Hilfe<br />

funktionieren k<strong>an</strong>n: Das Frauencafe soll als kollektives Projekt seiner<br />

Betreiberinnen weitergeführt werden. Eine möglichst große Anzahl <strong>an</strong><br />

engagierten, solidarischen Unterstützerinnen – zumindest 300 Frauen –<br />

leisten einen monatlichen Clubbeitrag zwischen Euro 5,- bis 15,- (Grenze<br />

nach oben hin offen). Davon werden laufende Betriebskosten und<br />

ein Arbeitsplatz für eine Frau bezahlt, die den abendlichen Betrieb,<br />

Bestellungen und Service gar<strong>an</strong>tiert. Projekte darüber hinaus werden<br />

von einem „Inner Circle“ von Frauen, die sich mehr engagieren wollen,<br />

bzw. von einem sich neu zu konstituierenden Vorst<strong>an</strong>dsgremium beschlossen.<br />

Mitfrauen genießen besondere Vergünstigungen wie z.B.<br />

regelmäßige Information über Ver<strong>an</strong>staltungen und vergünstigte Eintritte,<br />

die Möglichkeit, die Räume für eigene Ver<strong>an</strong>staltungen, Feiern<br />

und Projekte zu nützen und vielleicht auch günstigere Konsumation.<br />

Maria Amschl, Sus<strong>an</strong>ne Hajdu und Di<strong>an</strong>a Voigt appellieren <strong>an</strong> eure<br />

Solidarität, <strong>an</strong> Eure Liebe zum Frauencafe, <strong>an</strong> Eure Freude <strong>an</strong> Frauenorten,<br />

Euer Engagement, Eure Nostalgie, Eure Ph<strong>an</strong>tasie – <strong>an</strong> alles, was<br />

uns und Euch nur einfällt, denn nur so wird es das Frauencafe weiter<br />

geben. Inner Circle/MM<br />

Wer diese Idee unterstützen will, meldet sich bitte bis 8.12. (wirklich absolut letzter Termin!) mit einer Zusage unter folgender<br />

email-Adresse: savethefrauencafe@hotmail.com<br />

ausstellung<br />

Schnittiges<br />

Soziale Polarisierungsprozesse werden immer weniger aus der Perspektive<br />

sozialer Gerechtigkeit, sondern als Problem der öffentlichen Sicherheit<br />

und Ordnung thematisiert. Den Mitschnitt von Lebensbereichen<br />

sichtbar und Einschnitte in der Lebensqualität bewusst machen, will eine<br />

Video-Ausstellung im KAPU in Linz, org<strong>an</strong>isiert von den Kulturvereinen<br />

FIFTITU, KAPU und MEDEA. Unter dem Titel „LiFE:Cut“ werden neben<br />

internationalen Arbeiten Videos von regionalen KünstlerInnen sowie eine<br />

Dokumentation der Aktion „System 77 Civil Counter Reconnaiss<strong>an</strong>ce“<br />

gezeigt. „S<strong>an</strong> Preccario alla COOP“ etwa ist eine Doku über Arbeiterinnen<br />

einer Supermarktkette, die sich mit Hilfe einer imaginären Heiligen gegen<br />

Überwachung am Arbeitsplatz wehren. Zur Eröffnung am 9. <strong>Dezember</strong><br />

hält die Bildhauerin Martina Berger den Vortrag „Der Frosch im heissen<br />

Wasser“ zur Militarisierung des Öffentlichen Raumes. Anita Fricek<br />

zeigt ein Still aus der Videoarbeit „Euro girl: exploding, v<strong>an</strong>ishing“. (Foto)<br />

Die Ver<strong>an</strong>staltungen sind Teil einer Reihe zum Thema „Überwachung“,<br />

die sich ebenfalls LIFE:CUT nennt. kek<br />

KAPU, Kapuzinerstraße 36/1, 4020 Linz, Mo-Fr 11-16.00 Uhr, bis 21.12., T. 0732/779 660, www.fiftitu.at<br />

Fo t o : A n i t a Fr i c e k<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

„Mein“<br />

<strong>an</strong>.risskultur<br />

Nachdem Lenni und ich letzte Woche kr<strong>an</strong>k waren und ich das Vergnügen<br />

hatte, kr<strong>an</strong>k ein kr<strong>an</strong>kes Kind zu pflegen, bin ich meines Mama-<br />

Jobs moment<strong>an</strong> ziemlich überdrüssig. Zum Glück ist Lenni aufgeweckter<br />

denn je und macht einen Entwicklungsschub nach dem <strong>an</strong>deren;<br />

das lenkt ab. Dabei geht es nun oft richtig amüs<strong>an</strong>t zu, wenn Lenni seine<br />

neuen Sprachkenntnisse einsetzt. Ein wichtiger Schritt für ihn war<br />

das Erlernen des Wortes „Mein“. Wenn er nun etwas haben will, muss<br />

er nicht mehr darauf deuten und „Äh-Äh-Äh“ rufen. Es reicht ein kurzes<br />

komm<strong>an</strong>dohaftes „Mein!!“ – d<strong>an</strong>n gibt es keinen Zweifel mehr dar<strong>an</strong>,<br />

was er begehrt. Dass mir in Zukunft allerh<strong>an</strong>d interess<strong>an</strong>te Diskussionen<br />

mit Lenni bevorstehen, ist mir spätestens klar, seit er mir sozusagen<br />

das Wort im Mund verdreht. Wenn er etwas haben will, das er nicht<br />

haben darf, und ich ihm erkläre: „Das gehört der Mama“, d<strong>an</strong>n zeigt er<br />

g<strong>an</strong>z selbstverständlich auf sich und erklärt: „Mama“. So einfach ist<br />

das. Da wird nicht l<strong>an</strong>ge über Besitzverhältnisse gestritten, sondern es<br />

werden einfach die Identitäten getauscht.<br />

Sehr niedlich ist es, wenn er Wörter kombiniert. Mein Lieblingsausspruch,<br />

meist im Sprechges<strong>an</strong>g vorgetragen, ist: „Meine Mamma, meine<br />

Mamma, meine Mamma...“ – noch, denn schon beginnt er so ein<br />

raunziges „Maama, Maaama“ als Zermürbungstaktik <strong>an</strong>zuwenden.<br />

Aufregender sind da die neuen Wörter, die er so Tag für Tag in seinen<br />

Sprachschatz aufnimmt, die ich aber erst verstehen lernen muss. Gestern<br />

st<strong>an</strong>d er plötzlich neben mir, strich sich immer mit den Händen<br />

über die W<strong>an</strong>gen und sagte: „Mingkh! Mingkh!“. Nachdem ich ihn nicht<br />

verst<strong>an</strong>d, schleppte er mich ins Bad, schmierte sich (Popo!)Salbe ins Gesicht:<br />

„Minken!“. Endlich begriff ich, was er meinte und war umso verwirrter.<br />

Ich hab nach seiner Geburt aus reinem Zeitm<strong>an</strong>gel aufgehört<br />

mir täglich Creme ins Gesicht zu schmieren oder mich gar zu schminken,<br />

und hab auch nur sehr unregelmäßig wieder damit <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen.<br />

Aber Lenni beeindruckt es <strong>an</strong>scheinend sehr.<br />

Mehr von uns gibt es wieder im neuen Jahr zu berichten: bis dahin haben<br />

wir d<strong>an</strong>n Geburtstag, Nikolo, Lucia, Weihnachten und Silvester hinter<br />

uns. Da hat Lenni sicher genügend Gesprächsstoff!<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31<br />

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at


Fo t o : Ya Ya ethnokult<br />

Auf die Auswahl und Beratung<br />

kommt es <strong>an</strong>: Ya Ya betreibt<br />

einen Afroshop in der<br />

Josefstädterstraße<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Jungle fever<br />

Über ein Phänomen exotisierend rassistischer Kultur<strong>an</strong>eignung in Österreich.<br />

Von Jennifer Imhoff<br />

Wir kennen sie alle zur Genüge,<br />

die Probleme der Minderheiten,<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen und AusländerInnen<br />

in unserem kleinen aber<br />

feinen Nationalstaat. Und wir<br />

kennen auch die Probleme vieler InländerInnen<br />

mit Migr<strong>an</strong>tInnen, AusländerInnen<br />

und Minderheiten. Sichtbar gescheiterte<br />

Integrationsversuche in den<br />

Ballungsbezirken, rassistische Übergriffe,<br />

illegale Prostitution und herumstreunende<br />

Jugendcl<strong>an</strong>s erinnern uns<br />

täglich dar<strong>an</strong>, dass die Kommunikation<br />

zwischen den Ethnizitäten nicht so<br />

g<strong>an</strong>z stimmig ist. Doch die alten chronischen<br />

Beschwerden der Patientin Gesellschaft<br />

werden neuerdings durch ei-<br />

nen nicht völlig unbek<strong>an</strong>nten Virus abgemildert,<br />

der den eigentlichen Kr<strong>an</strong>kheitserreger<br />

Rassismus beinahe in Vergessenheit<br />

geraten lässt – „Jungle fever“<br />

benennt ihn ein umg<strong>an</strong>gssprachlicher<br />

Szenebegriff, der kurz und prägn<strong>an</strong>t ein<br />

in Mode gekommenes Phänomen beschreibt:<br />

Ethno ist retro. „So ein süßes, braunes<br />

Schokoladenbaby.“ Mit Statements wie<br />

diesem sieht frau sich konfrontiert,<br />

wenn sie ein bi- oder multikulturelles<br />

Menschlein ihr Kind nennt. Unerklärlich,<br />

warum sich dieses „Süß-Sein“ auswächst<br />

und das Kind, wenn es d<strong>an</strong>n<br />

einmal ein stattlicher Schwarzer<br />

Mensch geworden ist, alles <strong>an</strong>dere als<br />

süße Kommentare zu hören bekommt.<br />

G<strong>an</strong>z abgesehen davon, dass der Kampf<br />

um innere Werte schon zu l<strong>an</strong>ge währt,<br />

ist eine dunkle Hautfarbe den meisten<br />

Menschen gegeben und nicht gewählt<br />

worden. Vorausgesetzt, m<strong>an</strong> hat nicht<br />

irgendw<strong>an</strong>n einmal die Mitgliedschaft<br />

in einem Solarium erworben. Ist m<strong>an</strong><br />

d<strong>an</strong>n eigentlich auch schwarz oder nur<br />

braun? Und wenn m<strong>an</strong> nur braun ist,<br />

inwieweit unterscheidet m<strong>an</strong> sich d<strong>an</strong>n<br />

phänotypisch von den als so <strong>an</strong>ders <strong>an</strong>gesehenen<br />

Menschen dunkler Hautfarbe?<br />

Doch vom Jungle fever gepackte<br />

Menschen denken <strong>an</strong>ders; Hautfarbe


wird zum Kult. Mal wird ungekonnt-gewollt<br />

traditionelle afrik<strong>an</strong>ische Kleidung<br />

mit europäischer Ware gemixt<br />

oder Haare geflochten, mal dienen<br />

äthiopische Kreuze der dezenten Verschönerung<br />

weiblicher Dekolletees. Die<br />

Jugend hört „black music“ und ergibt<br />

sich den propagierten Medienklischees<br />

der Film-, Musik- und Sportindustrie.<br />

Das „Dritte-Welt“ - Image hat ausgedient,<br />

bringt der Wirtschaft zu wenig<br />

Profit und lässt Afrik<strong>an</strong>erInnen als hilfsbedürftig<br />

und bemitleidenswert erscheinen.<br />

Weitaus profitabler und innovativer<br />

erscheint da die Möglichkeit,<br />

Schwarzen Frauen ein vollkommen neues<br />

Image aufzuerlegen, sie zu Musikund<br />

Sportikonen hochzustilisieren, ihnen<br />

knappe Outfits zu verpassen und<br />

sie in die T<strong>an</strong>zschule zu schicken. Ihre<br />

musische Begabung sei ja sowieso fest<br />

in den Genen ver<strong>an</strong>kert.<br />

Fakten. Die Politikwissenschafterin und<br />

Publizistin Ishraga Hamid arbeitet <strong>an</strong><br />

ihrer Dissertation über den Empowerment-Prozess<br />

Schwarzer Frauen afrik<strong>an</strong>ischer<br />

Herkunft in Wien und steht<br />

dem Phänomen „Jungle fever“ mit einem<br />

gewissen Unverständnis gegenüber:„Ich<br />

k<strong>an</strong>n leider nicht verstehen,<br />

dass Weiße Menschen sich selbst als<br />

Schwarz identifizieren. Sie sind ‚Produkte‘<br />

eines <strong>an</strong>deren Systems, das Rassismus<br />

erzeugt hat. Rassismus bedeutet<br />

für mich im internationalen Kontext:<br />

MACHT haben, bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />

zu marginalisieren und<br />

<strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d zu drängen. Dieses System<br />

hat unsere Welt in zwei Teile aufgespalten:<br />

Arm und Reich. Die Armen wurden<br />

kolonialisiert. Weißen Menschen fehlt<br />

diese Erfahrung aus den Nachwirkungen<br />

des Sklavenh<strong>an</strong>dels. Sie werden<br />

nicht als ‚Neger‘ bezeichnet und haben<br />

einen privilegierten Status in der Gesellschaft.<br />

‚Weiß sein‘ oder ‚Schwarz<br />

sein‘ hat für mich mehr mit Machtstrukturen<br />

zu tun als mit Hautfarbe.“<br />

Deswegen reiche es nicht, sich Schwarz<br />

zu „fühlen“. Schwarz sein habe seine<br />

Geschichte, seinen historischen Kontext<br />

und seinen Prozess. Dass Weiße Menschen<br />

sich „Schwarz fühlen“, versteht<br />

Ishraga Hamid als Solidaritätsakt, als<br />

mehr nicht.<br />

Ethno goes business. Dass es hellhäutige<br />

Menschen gibt, die sich nach Schwar-<br />

zer Kultur sehnen, weiß auch die Geschäftsfrau<br />

YaYa, deren Ursprünge in<br />

Guinea und Senegal liegen und die<br />

seit dreizehn Jahren in Österreich lebt.<br />

Mittlerweile ist sie Eigentümerin eines<br />

florierenden Afroshops in der Wiener<br />

Josefstädter Straße. Achtzig bis neunzig<br />

Prozent ihrer KundInnen sind<br />

ÖsterreicherInnen, die sich für afrik<strong>an</strong>ischen<br />

Schmuck, importierte Kunstgegenstände<br />

oder Frisuren interessieren.<br />

Die Ware wird oft nicht im Kontext<br />

der jeweiligen Kultur gesehen – interess<strong>an</strong>t<br />

ist, was Exotik bietet, ausgefallen<br />

wirkt oder ein „Schwarzes Image“<br />

verschafft.<br />

Zwar betont YaYa, dass viele Frauen<br />

mittlerweile Stammkundinnen sind<br />

und ein gutes Verhältnis zu ihr pflegen,<br />

doch gelegentlich kommt es auch zu<br />

un<strong>an</strong>genehmen Situationen. Der Naivität<br />

junger Mädchen, die sich Alicia-<br />

Keys- oder Beyonce-Frisuren wünschen,<br />

begegnet YaYa mit Aufklärung. „Ich sehe<br />

meine Aufgabe nicht nur in der jeweiligen<br />

Dienstleistung, sondern auch<br />

darin, den Frauen ein Bild davon zu verschaffen,<br />

was ‚Schwarz sein’ wirklich bedeutet.“<br />

Einer Kundin, die sich für die<br />

Taufe ihrer afro-österreichischen Tochter<br />

eine Rasta-Frisur wünscht, um <strong>an</strong>gemessen<br />

zu erscheinen, entgegnet sie,<br />

dass eine Frau nicht durch eine neue<br />

Frisur zur Schwarzen werden könne.<br />

Nur wenn sich Jugendliche in den Shop<br />

verirren, um Drogen zu kaufen, d<strong>an</strong>n<br />

weiß auch YaYa nicht weiter. In jedem<br />

Fall setzt sie auf eine ausführliche KundInnenberatung:<br />

„Wichtig ist nicht,<br />

dass eine afrik<strong>an</strong>ische Frisur das<br />

Haupt verschönert, sondern dass sie<br />

individuell <strong>an</strong>gemessen und passend<br />

erscheint.“<br />

Doch viele afrik<strong>an</strong>ische Geschäftsfrauen<br />

und -männer haben aus dem<br />

Jungle fever Syndrom längst Profit geschlagen<br />

und bieten auch jungen und<br />

unaufgeklärten Mädchen überteuerte<br />

und unpassende Frisuren <strong>an</strong>. Die Herkunft<br />

der Ware ist unbek<strong>an</strong>nt, Rastazöpfe<br />

sind St<strong>an</strong>dardprodukt. Wichtige Fragen<br />

rund um Pflege und H<strong>an</strong>dhabe der<br />

Frisuren bleiben unbe<strong>an</strong>twortet, Beratung<br />

muss erbeten werden. YaYa entscheidet<br />

bei der Wahl ihrer Produkte<br />

nach eigenem Geschmack, die kunstvoll<br />

geschnitzten Masken <strong>an</strong> den Wänden<br />

des Shops stammen aus Westafrika,<br />

Kamerun oder der Cote d’Ivoire. Dass<br />

Ethnoware den Trend der Zukunft bestimmen<br />

wird, steht für YaYa außer Frage,<br />

vorausgesetzt,„es findet ein Umdenken<br />

hinsichtlich KundInnenbetreuung<br />

statt“.<br />

Klischees. Dass sich nicht alle Schwarzen<br />

Frauen so um Aufklärung bemühen wie<br />

YaYa, ist verständlich und legitim. Zumal<br />

es oft scheint, als ob auch sie selbst den<br />

Klischees der Industrie und der Gesellschaft<br />

gerecht werden wollten. Nicht<br />

jede Frau ist selbstbewusst und stark<br />

genug, den ständigen Blicken der Menschen<br />

mit natürlichem, ungeflochtenem<br />

Haar oder nicht „stilgetreuer“ Kleidung<br />

entgegenzutreten. Viele Frauen<br />

stellen <strong>an</strong> das eigene Aussehen Bedingungen:<br />

Mädchen und Frauen sollten<br />

eine <strong>an</strong>gemessene Frisur haben oder<br />

sich die Haare glätten und Ohrringe tragen.<br />

Jedoch gilt es immer noch zwischen<br />

kulturellen und sozialen, sowie<br />

künstlichen Bedingungen zu unterscheiden.<br />

Doch die Ged<strong>an</strong>ken-Schubladen<br />

sind voller gemachter und übernommener<br />

Bilder. Wo sie nicht durch Industrie<br />

und Wirtschaft geprägt werden,<br />

wirken Politik, Marketing (schockierende<br />

Bilder ausgehungerter Kinder oder<br />

aidskr<strong>an</strong>ker Menschen bringen nun einmal<br />

das benötigte Geld für die „Entwicklungshilfe“<br />

ein) oder die Medien.<br />

„Black is beautiful“ – Schwarz sein<br />

heißt jedoch auch, sich täglich mit Diskriminierung<br />

ausein<strong>an</strong>der setzen zu<br />

müssen. Da hilft es auch nicht Menschen<br />

zu verniedlichen oder mit Lebensmitteln<br />

zu vergleichen. Und hat<br />

frau das Gefühl, sich mit „Jungle fever“<br />

<strong>an</strong>gesteckt zu haben, so ist es nur ratsam,<br />

die verstaubten Geschichtsbücher<br />

rauszukramen und ein bisschen in ihnen<br />

zu schmökern. Vielleicht hilft es<br />

auch, die Intention, Schwarz sein zu<br />

wollen zu hinterfragen und sich mit<br />

der Realität in Österreich lebender<br />

Schwarzer Menschen ausein<strong>an</strong>der zu<br />

setzen. Denn unabhängig von ihren Lebensumständen<br />

– nicht alle Afrik<strong>an</strong>erinnen<br />

haben sich als Asylwerberinnen<br />

deklariert oder einen Vertrag bei einem<br />

Plattenlabel unterschrieben – haben<br />

sie eines gemeinsam: sie werden mit<br />

Oberflächlichkeiten in Verbindung gebracht,<br />

die für wirtschaftliche Zwecke<br />

kreiert und mit Bildern assoziiert wurden,<br />

die längst veraltet sind. You better<br />

look twice... ❚<br />

kultethno<br />

Angela Davis: Women, race, class.<br />

(Englisches Original)<br />

R<strong>an</strong>domhouse 1981, Dollar 13,-<br />

Angela Davis: Rassismus und Sexismus.<br />

Aus dem Amerik<strong>an</strong>ischen<br />

übersetzt von Erika Stöppler.<br />

Elef<strong>an</strong>ten Press 1982, (vergriffen)<br />

Erwin Eberm<strong>an</strong>n (Hg.): Afrik<strong>an</strong>er in<br />

Wien. Zwischen Mystifizierung und Verteufelung.<br />

Erfahrungen und Analysen.<br />

Lit Verlag 2002, Euro 37,-<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


ausstellungexport<br />

Die<br />

Frau mit Tisch, Valie Export 1992<br />

M<strong>an</strong>n mit Tisch, Valie Export 1992<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Zwischenzone<br />

Was oder wen sehen wir „wirklich“? Die Medienkünstlerin VALIE EXPORT arbeitet mit Bildern.<br />

Anf<strong>an</strong>g Februar <strong>2005</strong> wird in der Sammlung Essl eine Werkschau gezeigt, die bereits<br />

durch Paris, Sevilla, Genf und London tourte. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Etwas verunsichert aber brav<br />

betrachten die BesucherInnen<br />

der Vernissage ein Foto nach<br />

dem <strong>an</strong>deren, galoppieren einen<br />

Kreis um die Videokameras in<br />

der Mitte des hohen Raumes mit Glasdach,<br />

um in den Monitoren hocherfreut<br />

einen Blick auf sich selbst zu erhaschen.<br />

Denn „Split Video Mobile“ ist eine „Closed-Circuit-Video<br />

Installation“ (auf<br />

deutsch: ein Teufelskreis?). Einen Raum<br />

weiter werden 24 brennende Glühbirnen<br />

<strong>an</strong> l<strong>an</strong>gen Eisenst<strong>an</strong>gen als „Fragmente<br />

der Bilder einer Berührung“ in<br />

Glasbehälter mit farbigem Öl und Wasser<br />

getaucht. Im Ambrosi-Museum, zwischen<br />

Bäumen und Skulpturen am R<strong>an</strong>de<br />

des Wiener Augartens gelegen, stellt<br />

eine gr<strong>an</strong>de dame der Medienkunst aus:<br />

Frau Professor VALIE EXPORT zeigt „Serien“<br />

von L<strong>an</strong>dschaften, Häusern, Straßen,<br />

Leitern, Zügen. In Brüchen, Verzerrungen<br />

und in verschiedenen Winkeln und Wiederholungen.<br />

Es geht ihr um die Zurichtung<br />

des Wirklichen mit Hilfe der fotografischen<br />

Apparatur, um die „unhaltbare<br />

Illusion eines objektiv Sichtbaren“, um<br />

die „Darstellung der Vorstellung der<br />

Wahrnehmung“ (EXPORT). Es kommt zu<br />

einer Spaltung des Blicks über die Beweglichkeit<br />

der Kamera. Im Riss, im<br />

Schnitt sehen wir ein für uns neues,<br />

ebenfalls „wirkliches“ Bild.„Als Betrachter<br />

hat m<strong>an</strong> nicht das Gefühl eingeengt<br />

zu werden“, sagt D<strong>an</strong>iel, Kunststudent<br />

bei Gunter Damisch.„Jetzt ist mehr Dist<strong>an</strong>z<br />

zu den Bildern möglich, EXPORT<br />

hat eine eigene Dist<strong>an</strong>z zu ihren Bildern<br />

entwickelt, ein rethinking ver<strong>an</strong>staltet.“<br />

D<strong>an</strong>iel täuscht sich: Denn der Großteil<br />

der hier ausgestellten Arbeiten stammt<br />

aus den gleichen 70er Jahren, wie EX-<br />

Fo t o s : Kat a l o g d e s Ce nt r e n at i o n a l d e l a p h o t o g ra f i e , Pa r i s


PORTs berühmte Perform<strong>an</strong>ce-Fotos.<br />

Bloß wurden diese <strong>an</strong>scheinend bisher<br />

nicht so beachtet, von den provok<strong>an</strong>ten,<br />

spektakulären Körperbildern überlagert.<br />

Nur kurz gönnen die meisten BesucherInnen<br />

den „Schriftzeichen/Schreibversuchen“<br />

EXPORTs einen Blick, in denen<br />

sie einen Text von Michel Foucault<br />

gleichzeitig mit links und rechts<br />

schreibt, mit unterschiedlicher Konzentration<br />

auf eine oder beide Hände, oder<br />

nach Diktat, oder blind geschrieben. Foucaults<br />

Text beh<strong>an</strong>delt die Konventionen<br />

der Psychopathologie, die „Verdoppelung<br />

des Körpers“, die „Bildung eines alter<br />

ego“, des „dämonischen Doppelgängers“<br />

– nicht nur bei PatientInnen...<br />

EXPORT probiert Foucault aus.„so besteht<br />

die subversion in valie exports<br />

werk gerade darin, dass das innen ins<br />

außen fällt, m<strong>an</strong> könnte sagen: mit der<br />

tür ins haus, und umgekehrt, dass das<br />

g<strong>an</strong>ze immer aus dem fragmentierten<br />

entsteht, das stets gefahr läuft, sich in<br />

die umgebung hinein vollkommen aufzulösen<br />

oder, umgekehrt, aus der auflösung<br />

ins konkrete hinein zu materialisieren“,<br />

schrieb Elfriede Jelinek 1997 in dem<br />

Text „sich vom raum eine spalte abschneiden“.<br />

(Eröffnungsrede zur Ausstellung<br />

VALIE EXPORT Split:Reality, Museum<br />

moderner Kunst, 20er Haus,Wien 1997)<br />

Images fixes. Im patriarchalen Repräsentationssystem<br />

existiert die Frau nur als<br />

Körper und als Bild, den Doubles des Realen,<br />

versucht aber gleichzeitig immer<br />

mehr zu sein als Körper und Bild. Sie ist<br />

von Bildern bedeckt. Die Bilder der Frau,<br />

die unsere Kultur erzeugt, sind Abbilder<br />

einer Realität, die als sozial konstruierte<br />

verschiedene Interessen vertritt.„In unseren<br />

Köpfen haben wir kein Foto, sondern<br />

das Bild eines Bildes“, betonte EX-<br />

PORT in einem Interview mit Elisabeth<br />

Lebovici für den Werkschau-Katalog.„Wir<br />

können sagen, dass wir nicht wissen, ob<br />

dieses Bild existiert, aber wir stimmen<br />

überein, dass das Objekt existiert. Das ist<br />

eine Übereinkunft zwischen allen Menschen<br />

auf diesem Pl<strong>an</strong>eten.Was wir sehen,<br />

hören oder fühlen, entstammt dieser<br />

Übereinkunft, d<strong>an</strong>n besitzen wir aber<br />

noch eine Reihe von Bildern, die wir g<strong>an</strong>z<br />

alleine m<strong>an</strong>agen.“ Und hier findet sich<br />

die Verbindung zu ihren im Ambrosi-Museum<br />

ausgestellten Arbeiten. Bilder wurden<br />

schon immer als „Realität“ geh<strong>an</strong>delt<br />

und verkauft. Doch nicht allein Bil-<br />

der von Frauen. Die nordamerik<strong>an</strong>ische<br />

Kunsthistorikerin Rosalyn Deutsche beschrieb<br />

vor kurzem auf einem Symposium<br />

der Sezession die Schablonisierung<br />

und Entmenschlichung der Gesichter<br />

von Osama bin Laden und Sadam Hussein<br />

und die nackten Gesichter nach der<br />

Entschleierung der Frauen Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>s<br />

als Beispiel der Vermenschlichung des<br />

Krieges. Mit Hilfe von „Triumphbildern“,<br />

die der Unmenschlichkeit, eben dem<br />

Krieg, dienen. Feministinnen traten immer<br />

wieder auf verschiedene Weise gegen<br />

„totalisierende Bilder“ auf, auch um<br />

sich den Modellen patriarchaler Tr<strong>an</strong>szendenz,<br />

die ein Subjekt mit Hilfe des<br />

Todes <strong>an</strong>derer,„unwichtiger“ Menschen<br />

in die (mediale) Unsterblichkeit hebt, zu<br />

entziehen. Die südafrik<strong>an</strong>ische Künstlerin<br />

Marlene Dumas, die gerade in der<br />

Bawag Foundation ausstellt, meint dazu:<br />

„Bilder <strong>an</strong>zuschauen, führt uns nicht zur<br />

Wahrheit, sondern in die Versuchung.<br />

Das bedeutet nicht, dass das Medium<br />

(Fotografie) gestorben wäre, sondern,<br />

dass alle Medien suspekt geworden sind.<br />

Nicht die subjektiven Angelegenheiten<br />

von KünstlerInnen stehen auf dem Prüfst<strong>an</strong>d,<br />

sondern ihre Motivationen. Jetzt,<br />

wo wir wissen, dass Bilder bedeuten<br />

können, was immer jem<strong>an</strong>d sie bedeuten<br />

lassen will, vertrauen wir niem<strong>an</strong>dem<br />

mehr, besonders nicht uns selbst.“<br />

EXPORT will mit ihren Fotos, mit den<br />

Brüchen in ihren Bildern, bewusste<br />

Tr<strong>an</strong>sformationen möglich machen:<br />

Die Grenzen zwischen realer und möglicher<br />

Wirklichkeit sollen sich öffnen,<br />

eine bewusste Zwischenzone, die zwischen<br />

der Wirklichkeit und ihrem Abbild<br />

liegt, entstehen. Sie vertritt die Idee eines<br />

polyphonen, intermedialen, exp<strong>an</strong>siven<br />

Prozesses – inklusive einiger Dekonstruktionen<br />

natürlich.„Die Kunst erhält<br />

ihr zufolge die Aufgabe, die Regeln<br />

des Sozialen, genauer die strukturellen<br />

Gewaltformen gewöhnlicher und kollektiver<br />

Wahrnehmung, ausfindig zu machen<br />

und zu dekonstruieren“, schreibt<br />

Kurator Thomas Trummer im Augarten-<br />

Katalog. Noch eine Klammer zu den<br />

Körper-Perform<strong>an</strong>ces.<br />

Weiter Bogen. Die Ausstellung, die in die<br />

Sammlung Essl kommt, deckt die l<strong>an</strong>ge<br />

Schaffensperiode von 1965 bis heute ab.<br />

Generalkuratorin Caroline Bourgeois betonte,<br />

dass es schwierig sei, die Arbeiten<br />

EXPORTs nur <strong>an</strong> ihren Bildern zu messen,<br />

da sie vor allem eine Forscherin sei.„Ich<br />

hatte das Gefühl, meine künstlerischen<br />

Arbeiten in einen theoretischen Kontext<br />

bringen zu müssen, da dieser den Kontext<br />

des Denkens, des Lebens und weiterer<br />

Theorien ausmacht. Das Kunstwerk<br />

als solches ist nicht die Hauptsache,<br />

denn die Theorie verbindet in die heutige<br />

als auch in die verg<strong>an</strong>gene Zeit, in<br />

die Geschichte und in die Zukunft“, sagte<br />

VALIE EXPORT im Interview mit Elisabeth<br />

Lebovici. Die Werkschau arbeitet<br />

mit Hauptkategorien: Die Kategorie<br />

„Identität“ umfasst die ersten Werke,<br />

in denen sich EXPORT mit Sex und Geschlecht<br />

befasst und in einem Akt der<br />

Sabotage „Freud gegen Freud ausspielt“,<br />

wie Regis Michel im Katalog für die Ausstellung<br />

im Centre national de la photografie<br />

in Paris (2003) schreibt. Der Katalog<br />

wurde auch bei der Präsentation<br />

der Ausstellung im Centre Andaluz de<br />

Arte Contempor<strong>an</strong>eo, Sevilla (<strong>2004</strong>), im<br />

Mamco in Genf (<strong>2004</strong>) und auch jetzt<br />

im Londoner Camden arts center (<strong>2004</strong>)<br />

verwendet und tourt mit nach Klosterneuburg<br />

in die Sammlung Essl. Es folgt<br />

die Totalkunst der Perform<strong>an</strong>ces, die „die<br />

Grenzen zwischen künstlicher und natürlicher<br />

Realität, zwischen realer und<br />

möglicher Wirklichkeit, zwischen dem<br />

Produkt und den ProduzentInnen, zwischen<br />

dem Menschen und dem Objekt<br />

aufreißt“ (Katalog).„Exp<strong>an</strong>ded Movies“<br />

beschäftigen sich mit dem Thema „Feminismus<br />

und Gewalt“, zum Beispiel in einem<br />

Projekt zu Genitalverstümmelung.<br />

„Konzeptuelle Fotografie“ setzt sich mit<br />

dem „space-time-cut“ von Bildern und<br />

Images ausein<strong>an</strong>der. Was ist vor dem<br />

Bild, was nachher, was ist das eigentliche<br />

Bild? Bilder können im Raum-Zeit-<br />

Schnitt nur willkürlich ausein<strong>an</strong>dergehalten<br />

werden. Die Definitionen sind<br />

variabel.„Die Reorg<strong>an</strong>isierung von Information<br />

tritt auf“ (Katalog). Es folgen<br />

„Video Installationen und Filme“,„Körper-Konfigurationen“,<br />

die den kulturellen<br />

Körper-Code demaskieren sollen<br />

und „Zeichnungen“.<br />

VALIE EXPORT in dem Buch „Kunst<br />

machen? Gespräche und Essays“, herausgegeben<br />

von Sara Rogenhofer und<br />

Flori<strong>an</strong> Rötzer:„Die Gesellschaft hat den<br />

Schock heute so in sich aufgesogen und<br />

aufgef<strong>an</strong>gen, dass m<strong>an</strong> das kritische Bewusstsein<br />

nicht mehr auf die alte, dadaistische<br />

und happeningartige Weise<br />

freisetzen k<strong>an</strong>n.“ Also, auf ein Neues! ❚<br />

exportausstellung<br />

Sammlung Essl, An der Donau-Au 1,<br />

Klosterneuburg, T. 0800 232 800,<br />

www.SAMMLUNG-ESSL.AT, 10.2. bis<br />

10.4.<strong>2005</strong> Werkschau VALIE EXPORT,<br />

Di-So 10-19.00, Mi 10-21.00, 19-21.00<br />

freier Eintritt<br />

Atelier Augarten im Ambrosi<br />

Museum, 2., Scherzerg. 1a,<br />

T. 01/795 57-134, www.atelieraugarten.at,<br />

bis 20.2.<strong>2005</strong><br />

VALIE EXPORT:Serien, Di-So 10-18.00<br />

Studienraum in der Generali<br />

Foundation: Sammlung der Medien<br />

von und über VALIE EXPORT<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o : Fi l m a rc h i v Au s t r i a<br />

früheskino<br />

Das besondere <strong>an</strong> Asta Nielsen war<br />

die große Ausdruckskraft<br />

ihrer Körpersprache<br />

Infos zur Filmreihe: www.filmarchiv/at<br />

Kinothek Asta Nielsen: www.kinothek–<br />

asta–nielsen.de/<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Der unheimliche Blick<br />

Eine Filmreihe des Filmarchivs Austria nimmt sich im <strong>Jänner</strong> <strong>2005</strong> der feministischen Seite<br />

des deutschen Stummfilms <strong>an</strong>. Von D<strong>an</strong>iela Fohn und Leni Wiebach<br />

Wenn in deutschen Kinosälen<br />

um 1910 die Lichter ausgingen<br />

und der Pi<strong>an</strong>ist zu spielen beg<strong>an</strong>n,<br />

best<strong>an</strong>d die Mehrheit<br />

des Publikums aus Frauen. Die<br />

Geschichten in Zelluloid umfassten<br />

zahlreiche Frauenthemen, die großteils<br />

aus dem Alltag gegriffen wurden. 1912<br />

entwickelte sich daraus ein eigenes<br />

Genre – das soziale Drama – in dem<br />

aus dem Leben von Dienstbotinnen, Arbeiterinnen,<br />

von Muttersorgen, Eheproblemen,<br />

Klassenverhältnissen und vielen<br />

<strong>an</strong>deren Problematiken erzählt<br />

wurde. Heide Schlüpm<strong>an</strong>n, Expertin<br />

auf dem Gebiet des wilhelminischen<br />

Kinos und Autorin der wissenschaftli-<br />

chen Studie „Die Unheimlichkeit des<br />

Blicks. Das Drama des frühen deutschen<br />

Kinos (1990)“, sieht im weiblichen Publikum<br />

ein starkes Element des sozialen<br />

Dramas:„Das Kino korrespondiert<br />

viel mehr mit dem Publikum als das<br />

Theater, weil Kino nicht inszeniert wird,<br />

sondern beobachtend ist. Auch weil ja<br />

mit Stummfilm begonnen wurde, war<br />

für die Frauen die Möglichkeit viel größer<br />

sich auszudrücken, durch Gebärden,<br />

Gestiken, eine Körpersprache.“<br />

Selbstbewusst. Im Zentrum der meisten<br />

Filme steht aber auch eine erste selbstbewusste<br />

Forderung nach Erotik, sexueller<br />

Lust, oft im Konflikt mit männli-<br />

chen Herrschafts<strong>an</strong>sprüchen. Wesentlich<br />

beeinflusst wurde das soziale Drama<br />

von den Schauspielerinnen Lissi<br />

Nebuschka, W<strong>an</strong>da Treum<strong>an</strong>n, Asta<br />

Nielsen und Henny Porten. Die beiden<br />

letzteren waren wohl die herausragendsten<br />

und ebenso berühmtesten,<br />

wobei beide Frauen g<strong>an</strong>z unterschiedliche<br />

Ausdrucksformen besaßen.<br />

Asta Nielsen. Asta Nielsen stammt aus<br />

ärmlichen Verhältnissen – sie wurde<br />

als Tochter einer Wäscherin in Kopenhagen<br />

geboren. Schon früh hatte sich<br />

Nielsen in den Kopf gesetzt, zum<br />

Theater zu gehen, sah sie doch darin<br />

die einzige Möglichkeit, all den Zorn


über eine ungerechte Gesellschaft<br />

und die Rolle von Frauen darin auszudrücken.<br />

Eine Tatsache, die ihr Spiel<br />

sicher umso authentischer machte.<br />

Ihrem Wunsch, Schauspielerin zu werden<br />

st<strong>an</strong>den einige Hindernisse im<br />

Weg, aber selbst eine frühe Mutterschaft<br />

konnte sie nicht dar<strong>an</strong> hindern,<br />

Unterricht am königlichen Theater<br />

Kopenhagen zu nehmen. Nach einer<br />

künstlerisch für sie wenig befriedigenden<br />

Theaterkarriere w<strong>an</strong>dte sie<br />

sich dem Film zu. Asta Nielsen wurde<br />

sozusagen über Nacht berühmt, ein<br />

Beispiel der sagenhaften „overnightcelebrity“.<br />

Sie verströmte eine unglaubliche<br />

Faszination, eigentlich wie<br />

kaum zuvor eine Schauspielerin des<br />

noch jungen Filmgenres. Greta Garbo<br />

sagte über sie: „In the visual interpretation,<br />

<strong>an</strong>d the abilities of expression<br />

<strong>an</strong>d tr<strong>an</strong>sformation, I’m a nobody<br />

compared to her.“ Auch Heide Schlüpm<strong>an</strong>n<br />

betont die große Wirkung der<br />

Schauspielerin: „Das besondere <strong>an</strong><br />

Asta Nielsen war die große Ausdruckskraft<br />

ihrer Körpersprache, das enorme<br />

Selbstbewusstsein, etwas Neues zu<br />

schaffen. Sie hat auch sehr viel nachgedacht,<br />

sie wählte ihre Kleidung<br />

selbst aus, die Stoffe, die Schnitte,<br />

weil sie damit ihren Körper auch inszenieren<br />

konnte.“ Sie hatte eine enorme<br />

Ausdruckskraft allein durch ihre<br />

Gestik und Mimik, durch ihre Blicke.<br />

Das ermöglichte ihr, alles was ihr wichtig<br />

war, ihre g<strong>an</strong>ze Person, mit ihrem<br />

Wesen und ihren Ideen massiv einfließen<br />

zu lassen und so ein g<strong>an</strong>zes Genre<br />

wesentlich zu beeinflussen. Asta Nielsen<br />

spielte für Befreiung, was sie jedoch<br />

einer gewissen Ambivalenz aussetzte.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite st<strong>an</strong>den<br />

nämlich die Blicke und Begehrlichkeiten<br />

der Männer, Nielsens „Ausgestellt<br />

Sein“, ihr Sich-selbst-zur-Schau-Stellen<br />

– gilt sie doch auch als Schöpferin der<br />

erotischen Ausdrucksform im Film.<br />

Henny Porten. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders die Ausdrucksform<br />

von Henny Porten: Im Gegensatz<br />

zu Nielsen lehnte sie Rollen<br />

als Prostituierte strikt ab. Mit ihrer immer<br />

weiten und sackartigen Kleidung<br />

verhüllte sie weitgehend ihre Körperkonturen.<br />

Sie verkörperte das Asexuelle.<br />

Besonders deutlich wird dies in einem<br />

ihrer wohl bek<strong>an</strong>ntesten Filme<br />

„Die Geier Wally“. Als sogen<strong>an</strong>nte klas-<br />

sische Brunhilde Figur konnte Henny<br />

Porten in ihren Rollen dem M<strong>an</strong>n somit<br />

gleichberechtigt entgegentreten,<br />

nicht nur, weil sie in ihren Rollen jeden<br />

Ausdruck von Liebe weit von sich<br />

fernhält. Was sie so <strong>an</strong>ziehend für<br />

ein Kinopublikum macht, begründet<br />

Schlüpm<strong>an</strong>n: „Als jeder Sexualität<br />

gänzlich entbehrende Person wurde<br />

sie zu einer fabelhaften Identifikationsfigur<br />

junger Mädchen.“ Die Liebe<br />

des Publikums zu Henny Porten hat allerdings<br />

auch mit dem falschen Gl<strong>an</strong>z<br />

des Starbilds und seiner verborgenen<br />

Geschichte zu tun. Über ihre Biografie<br />

ist nämlich wenig bek<strong>an</strong>nt. 1890 geboren,<br />

machte sie ihre ersten filmischen<br />

Erfahrungen bereits 1906. Zehn<br />

Jahre später waren ihre Filme Kassenschlager.<br />

Sie gründete eine eigene<br />

Produktionsfirma, die aber bald b<strong>an</strong>krott<br />

ging.<br />

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus<br />

erhielt sie kaum mehr<br />

Angebote, da sie sich weigerte, ihren<br />

jüdischen M<strong>an</strong>n zu verlassen. 1953 ging<br />

sie in die neugegründete DDR, wo sie<br />

mehrere Film<strong>an</strong>gebote erhielt, bevor<br />

sie 1960 völlig verarmt starb.<br />

Wiederentdeckt. Die Filmreihe „Statt Sittlichkeit<br />

finden wir Sinnlichkeit. Die<br />

Subversion der Geschlechter im Wilhelminischen<br />

Kino“ im Wiener Filmarchiv<br />

(14.1. - 2.2.), bei dem Heide Schlüpm<strong>an</strong>n<br />

neben Karola Gram<strong>an</strong>n von der<br />

Kinothek Asta Nielsen (Fr<strong>an</strong>kfurt am<br />

Main) selbst kuratorisch tätig war,<br />

zeigt nun ausgewählte Filme aus den<br />

Jahren 1909 bis 1918. Erst Ende der<br />

1980er Jahre wurde ein Großteil dieser<br />

Filme wiederentdeckt und in intensiver<br />

Kleinarbeit restauriert. Eine besondere<br />

Stellung im Programm kommt<br />

auch dem Regisseur Fr<strong>an</strong>z Hofer zu,<br />

der seinerzeit so berühmt war, dass<br />

mit seinem Namen geworben wurde.<br />

„Die Arbeitsteilung zwischen Regisseur,<br />

Produzent und Drehbuchautor<br />

war nicht so ausgefeilt wie heute. Es<br />

wurde sehr frei gedreht, also von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> improvisiert und von daher<br />

konnten und mussten die Schauspielerinnen<br />

ihre g<strong>an</strong>z eigene Geschichte erzählen“,<br />

erklärt Schlüpm<strong>an</strong>n. Fr<strong>an</strong>z Hofer<br />

erk<strong>an</strong>nte diese Potenziale des Kinos<br />

für Frauen und Geschlechterverhältnisse<br />

und setzte sie mit seinen Filmen<br />

wirkungsvoll um. ❚<br />

lesben.nest<br />

Anahita<br />

Wein-Nacht!<br />

kinofrühes<br />

„Guten Morgen, Mama. Wie viele Tage sind’s denn noch?“ –<br />

Große Göttin! Nun zeigt die Kalendra erst Mitte November<br />

und dieser lästige kleine Weihnachtsf<strong>an</strong>atiker k<strong>an</strong>n es schon<br />

nicht mehr erwarten! Wie ich solch unnötig wiederkehrende<br />

Feste hasse. Zu meinem Glück wird das f<strong>an</strong>atische Christkindlein<br />

fristgerecht zum Herrn Papa geschickt, um dort eine<br />

klassische Bescherung serviert zu bekommen. Es sei ihm von<br />

Herzen vergönnt, denn meine eigene Kindheit war im Vergleich<br />

dazu von linksliberalen Alternativfeiern begleitet:<br />

Im atheistischen Haushalt wurde <strong>an</strong>stelle von Weihnachten<br />

das „Fest der Liebe“ gefeiert (mit Bert Brecht Gedichten und<br />

der Internationalen...) – der Christbaum war ein liebevoll<br />

geschmückter „Friedensbaum“, <strong>an</strong> dessen Spitze kein Stern,<br />

sondern eine kleine weiße Friedenstaube steckte. Also müsste<br />

ich heute, um die Tradition zu verfeinern, eigentlich die<br />

„Stille Nacht“ mit einem hell erleuchteten Gendermainstreaming-Baum<br />

mit rosa und lila Schleifchen sowie einer prachtvollen<br />

Doppelaxt on the top zelebrieren. Für mich allein klingt<br />

das alles ja sehr verlockend – aber fraglich, ob sich mein Kind<br />

darüber freuen würde. Auch stelle ich mir gerne vor, die<br />

WEINacht im Frauenkreis mit ein paar guten Gläschen Glühendem<br />

zu feiern. Wir hören Anti-WeihnACH!tslieder, t<strong>an</strong>zen<br />

dazu ein paar Runden (B)auch und benehmen uns so richtig<br />

schön unweihnachtlich. Bisher scheiterte die Durchführung<br />

meines Wunschged<strong>an</strong>kens dar<strong>an</strong>, dass die Frauen, mit denen<br />

ich solche Gelage besonders gerne ver<strong>an</strong>staltet hätte, just <strong>an</strong><br />

diesem Termin grad <strong>an</strong>derweitige Verpflichtungen hatten.<br />

Die Mädels, die <strong>an</strong>sonsten öfters mit mir ne Nacht durchmachen,<br />

sind schon bei so einem „geilen Gay-XXX-mas-Event“...<br />

also geb ich es auf, eine ketzerische Lesben-Wein-Nacht feiern<br />

zu wollen und bleibe dabei, meine Feiern auf zwei Mal<br />

im Jahr zu beschränken: am 30. 4. (Belt<strong>an</strong>e) und 31. 10 zu<br />

Samhain wird so richtig magisch-hexisch zelebriert – auf<br />

weibliche Weise! Aber das ist schon wieder eine völlig<br />

<strong>an</strong>dere Geschichte...<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Je<strong>an</strong> Grae: „This Week“<br />

www.je<strong>an</strong>-grae.com<br />

Pyr<strong>an</strong>ja: „Frauen & Technik“<br />

www.pyr<strong>an</strong>ja.de<br />

Estelle: „The 18th Day“<br />

www.estellemusic.com<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Rap Game<br />

Berlin - London - New York. Die drei Metropolen haben etwas gemeinsam:<br />

Exzellente Neuerscheinungen herausragender HipHopperinnen,<br />

probegehört von Vina Yun<br />

„Fuck the rap game. Fuck the boys<br />

club mentality that they have <strong>an</strong>d<br />

the vision they lack.“ Je<strong>an</strong> Grae<br />

machte auf www.allhiphop.com<br />

ihrem Ärger über das männliche<br />

HipHop-Business ordentlich Luft. Obwohl<br />

die New Yorkerin als eine der besten<br />

weiblichen MCs in den USA geh<strong>an</strong>delt<br />

und mit Lorbeeren nur so überschüttet<br />

wird, k<strong>an</strong>n sich Grae auf keine ökonomische<br />

Basis verlassen – egal wie sehr ihr<br />

Debütalbum „Attack Of The Attacking<br />

Things“ (2002) und die „Bootleg Of The<br />

Bootleg“-EP vom Vorjahr gelobt wurden.<br />

Tatsächlich wird dieser Dame außerhalb<br />

InsiderInnen-Klüngel noch viel zu wenig<br />

Aufmerksamkeit zuteil. Einigen dürfte sie<br />

noch als What?What? bek<strong>an</strong>nt sein (u.a.<br />

Kooperationen mit Herbaliser), ihre unzähligen<br />

Gastauftritte haben Je<strong>an</strong> Grae –<br />

ben<strong>an</strong>nt nach der Heldin Je<strong>an</strong> Grey aus<br />

dem Marvel-Comic „X-Men“ – gar den Titel<br />

„Cameo Queen“ eingebracht.Wo immer<br />

sie ihre softe, klare Stimme erhebt,<br />

hinterlässt sie mit ihren abstrakt-komplexen<br />

Rhymes und ihrem unnachahmbar<br />

präzisen Flow nachhaltigen Eindruck. So<br />

m<strong>an</strong>che Gl<strong>an</strong>zlichter ihres neuen Album<br />

„This Week“ (Orchestral/Babygr<strong>an</strong>de/<br />

CNR), wie etwa „Supa Luv“ mit den hochgepitchten<br />

70ies-Soul-Vocals, der Party-<br />

Track „You Don’t W<strong>an</strong>t It“ oder „P.S.“, hätten<br />

zweifelsohne das Zeug, sie aus dem<br />

HipHop-Underground endlich in den<br />

Mainstream zu katapultieren.„It’s not<br />

easy just to come across a girl like Je<strong>an</strong>“,<br />

rappt sie und wahrlich, eine solche MC<br />

with Attitude findet m<strong>an</strong> nicht alle Tage.<br />

Auch Pyr<strong>an</strong>ja, einst eines der Aushängeschilder<br />

in Sachen „Female Rap“<br />

made in Germ<strong>an</strong>y schlägt wieder zu:<br />

ein neues Album mit dem provok<strong>an</strong>ten<br />

Titel „Frauen & Technik“ (Pyr<strong>an</strong>ja Records/Groove<br />

Attack), eigenes Plattenlabel,<br />

d<strong>an</strong>eben noch ein Longplayer mit<br />

ihren Freunden von Ostblokk und eine<br />

Filmrolle im HipHop-Movie „Status Yo“.<br />

Soviel Präsenz war der 25-jährigen<br />

Wahlberlinerin bei ihrem Debüt „Wurzeln<br />

und Flügel“ nicht vergönnt. Kurz<br />

vor der Veröffentlichung machte ihr<br />

Label Def Jam Germ<strong>an</strong>y praktisch über<br />

Nacht dicht und setzte die gesignten<br />

KünstlerInnen vor die Tür. Pyr<strong>an</strong>ja gründete<br />

daraufhin kurzerh<strong>an</strong>d ihr eigenes<br />

Business. Als willensstark und entschlossen<br />

kennen wir Pyr<strong>an</strong>ja schon<br />

seit der EP „Im Kreis“. Em<strong>an</strong>zipiert ja –<br />

„Feminismus“ gehört allerdings nicht<br />

unbedingt zu Pyr<strong>an</strong>jas Vokabular. Muss<br />

es eigentlich auch nicht, denn wie sie<br />

schon einst im Track „Fremdkörper“ klar<br />

gemacht hat, ist sich Pyr<strong>an</strong>ja trotz aller<br />

Gender-verneinenden Antworten auf<br />

Fragen zu „Frauenrap“ des herrschenden<br />

Titten&Ärsche-Machismus bewusst.<br />

Ihre Strategie: tougher sein als der Rest<br />

da draußen:„Ich mess’ mich nicht mit<br />

Jungs, ich mach den Männern Konkurrenz“.<br />

Kompromisslose Härte legt Pyr<strong>an</strong>ja<br />

auch bei ihren Geschlechtsgenossinnen<br />

<strong>an</strong>, denn „Ich geb ‘nen Fick auf<br />

euch peinliche Tussis/<strong>an</strong> alle Typen, die<br />

mich mögen, leckt meine Pussy“ – wenn<br />

allerdings Donna Summers Disco-Hit<br />

„Bad Girls“ im Hintergrund tönt, dürfte<br />

die Ironie-Keule nicht weit entfernt<br />

sein.<br />

Geboren am 18. Oktober, beschloss<br />

Estelle <strong>an</strong> ihrem 18. Geburtstag, eine<br />

Karriere als Rapperin einzuschlagen. Zuvor<br />

jobbte sie im HipHop-Plattenladen<br />

Deal Real in Soho, London und schrieb<br />

für die Urb<strong>an</strong>-Website darkerth<strong>an</strong>blue.<br />

Getreu dem Motto „this is a business, so<br />

get educated about it“ schlug Estelle einen<br />

Deal mit BMG aus und signte lieber<br />

bei V2, wo sie ihre künstlerischen Freiheiten<br />

gewährleistet sah. D<strong>an</strong>eben startete<br />

sie ihr eigenes Label Stellarents<br />

und veröffentlichte unter <strong>an</strong>derem die<br />

superbe „Da Heat“-Mixtape-Serie. Auch<br />

auf ihrem Debütalbum stellt die Londonerin<br />

neben ihren Skills als Rapperin ihre<br />

Qualitäten als Sängerin unter Beweis,<br />

weswegen sie schon mal mit Lauryn Hill<br />

verglichen wird. Andere wiederum wollen<br />

Estelle in direkter Konkurrenz zu Ms.<br />

Dynamitee sehen – davon will Estelle<br />

aber nichts wissen. Ihr Debüt „The 18th<br />

Day“ (V2/Rough Trade) ist ein HipHop-<br />

Album mit jeder Menge Nahrung für die<br />

Seele, gewonnen aus Gospel und Motown<br />

– so könnten für die Feel-Good-Single<br />

„Free“ die Jackson Five stolz Pate gest<strong>an</strong>den<br />

haben. Optimismus und Überlebenswille<br />

sprechen auch aus dem Track „1980“,<br />

in dem Estelle ihre Erinnerungen <strong>an</strong> eine<br />

in Armut verbrachte Kindheit in den 80er<br />

Jahren in Westlondon festhält:„They say<br />

that every-thing you go through in life is<br />

what you become/If that’s the case I’m<br />

becoming number one“. Wir wünschen<br />

uns nichts <strong>an</strong>deres. ❚


Virtuelle Wesen<br />

Was <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen so lesen...<br />

L<strong>an</strong>ge gepl<strong>an</strong>t und doch immer wieder verschoben, kommen sie nun: Rezensionen<br />

unserer Lieblingsbücher, die wir euch wärmstens empfehlen wollen.<br />

Nun lese ich es schon wieder! Mein Lieblingsbuch<br />

ist ein Buch, das jedes Mal <strong>an</strong>ders<br />

ausschaut. Je nach seelischem Zust<strong>an</strong>d<br />

springen mir <strong>an</strong>dere Textpassagen<br />

ins Auge, bei denen mir der Mund offen<br />

steht. Das Buch lebt sozusagen.Was gar<br />

nicht sein k<strong>an</strong>n, aber gestern Abend<br />

schon wieder passiert ist. Bei meinem<br />

Lieblingsbuch h<strong>an</strong>delt es sich um Marge<br />

Piercys „Frau am Abgrund der Zeit/Wom<strong>an</strong><br />

at the edge of time“, einer „Social<br />

F<strong>an</strong>tasy“. Die in den USA lebende Chic<strong>an</strong>a<br />

Consuelo pendelt zwischen der gewaltigen,<br />

gewalttätigen Realität der Psychiatrie<br />

und einer <strong>an</strong>deren, zukünftigen<br />

Welt, für die das Codewort NINO steht<br />

(„Nonsense in, Nonsense out“ – auch der<br />

Name meines leider schon verstorbenen<br />

Hundes!). Diese Utopie-Welt gefällt Consuelo<br />

aber auch nicht hundertprozentig.<br />

Gestern spr<strong>an</strong>g mir nun plötzlich der<br />

Satz ins Auge:„Sie hasste sie, die s<strong>an</strong>ften<br />

Retortenmonster der Zukunft, die ohne<br />

Schmerzen geboren wurden, bunt wie<br />

ein Wurf junger Hunde, ohne die Wundmale<br />

von Rasse und Geschlecht.“ Ich<br />

könnte schwören, dass dieser Satz das<br />

letzte Mal noch nicht da war!<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Marge Piercy: Frau am Abgrund der Zeit.<br />

Argument/Zweite Reihe 1996, Euro 10,50<br />

Lebendige Tote<br />

Dort, wo österreichische Pensionsgäste<br />

jährlich zusammenkommen zum Schifahren<br />

und um ein Stück Heimat zu erfahren,<br />

in den Bergketten der Alpen g<strong>an</strong>z<br />

in der Nähe des begehrten Edelweiß, wo<br />

viele Kulturträger,Tradition aber auch<br />

Konsumenten strengen Richtlinien un-<br />

terworfen sind und oft als rechtskonservativ<br />

bis -extrem zu bezeichnen sind,<br />

versuchen drei lebende Tote gegen Geschichtsverdrängung<br />

und Vergessenheit<br />

<strong>an</strong>zukämpfen und ins reale Leben<br />

zurückzukehren.<br />

Insbesondere mit einer weiblichen<br />

Figur k<strong>an</strong>n ich mich als Leserin identifizieren:<br />

Hier entlädt sich feministische<br />

Wut, Hass aus tiefster Überzeugung, Ärger<br />

über das, wie Menschen so sind. Ein<br />

kleiner Komplexler träumt beispielsweise<br />

sein g<strong>an</strong>zes Leben davon, der größte<br />

Bundesk<strong>an</strong>zler Österreichs zu sein. Frau<br />

hat beinahe Lust, ihn zu ermorden, ihm<br />

zumindest auf die Brille zu treten.<br />

Zoraida Nieto<br />

Elfriede Jelinek: Die Kinder der Toten.<br />

Rowohlt Taschenbuch, Euro 9,90 (D)<br />

Die schönen Bilder<br />

„Mama, warum ist m<strong>an</strong> auf der Welt?“<br />

fragt Catherine eines Abends ihre Mutter.<br />

Die reiche, schöne Laurence weiß keine<br />

Antwort darauf.„Die Menschen sind<br />

da, um ein<strong>an</strong>der glücklich zu machen“,<br />

sagt sie einer Eingebung folgend.„Aber<br />

die Menschen, die nicht glücklich sind,<br />

warum sind die da?“ Simone de Beauvoirs<br />

„Die Welt der schönen Bilder“ spiegelt<br />

die Welt der Neureichen im Paris der<br />

1960er Jahre wider. Oberflächlich und<br />

ästhetisch wie ein Werbespot plätschert<br />

das Leben dahin. Bel<strong>an</strong>gloses Politisieren,<br />

gleichmütige Plaudereien umrahmen<br />

die Treffen mit Freunden. Catherines Frage<br />

stürzt Laurence in eine tiefe Sinnkrise,<br />

die bei ihrer Familie auf wenig Verständnis<br />

stößt. Bis heute – vierzig Jahre später<br />

– hat diese Erzählung beängstigende<br />

Gültigkeit: Die Oberflächlichkeit hat<br />

längst auf die gesamte westliche Gesell-<br />

schaft übergegriffen, wir leben in einer<br />

Welt der sinnentleerten, „schönen“ Medienbilder,<br />

meist ohne Bezug zur eigenen<br />

Realität. Simone de Beauvoir <strong>an</strong>imierte<br />

immer wieder zu polarisierenden Aussagen<br />

über ihr Werk und ihre Person. In der<br />

Öffentlichkeit oft missverst<strong>an</strong>den und<br />

diffamiert, bleibt sie für mich persönlich<br />

eine der größten Autorinnen des 20.<br />

Jahrhunderts.<br />

D<strong>an</strong>iela Fohn<br />

Simone de Beauvoir: Die Welt der schönen Bilder.<br />

Rowohlt Taschenbuch 2001, Euro 5,90 (D)<br />

Dorf_gemein_schaft<br />

„Auf dem L<strong>an</strong>d ist es schön“ beginnt<br />

Stef<strong>an</strong>ie Holzer ihren Rom<strong>an</strong>, um auf<br />

den restlichen 160 Seiten stilistisch eindrucksvoll<br />

den Gegenbeweis <strong>an</strong>zutreten.<br />

Gumping ist eine oberösterreichische<br />

Gemeinde, die – trotz genauer<br />

geografischer Beschreibung – nicht<br />

und nicht auf der L<strong>an</strong>dkarte ausfindig<br />

zu machen ist.<br />

In Wirklichkeit ist Gumping aber<br />

sowieso überall, ein Dorf wie jedes <strong>an</strong>dere.<br />

Die BewohnerInnen oder „die Insassen“,<br />

wie sie Stef<strong>an</strong>ie Holzer nennt,<br />

sind dabei fast von nachr<strong>an</strong>giger Bedeutung,<br />

ob sie nun „Obermeierin“,<br />

„Seppl“ oder „Res“ heißen.<br />

Lakonisch-sarkastisch wird das<br />

tragikbehaftete Leben im Dorf beschrieben,<br />

wo bisweilen die Dorfgemeinschaft<br />

mehr Gemeinheit als Gemeinschaft<br />

schafft. Eine ungeheuer komische<br />

Dorfbeschreibung aus der gnadenlosen<br />

Sicht einer Städterin.<br />

Bibi Klein<br />

Stef<strong>an</strong>ie Holzer: Gumping.<br />

Deuticke 1994, M<strong>an</strong>delbaum <strong>2004</strong>, Euro 14,90 (Ö)<br />

lese.zeichen<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Tiefe Wasser<br />

Ein Lieblingsbuch auszuwählen ist gar<br />

nicht so einfach, aber ich habe eine Lieblingsautorin:<br />

die Schwedin Kerstin Ekm<strong>an</strong>.<br />

Eigentlich bestehen meine Lieblingsbücher<br />

aus ihrer Rom<strong>an</strong>tetralogie<br />

„Die Frauen und die Stadt“ oder ihre Trilogie<br />

„Wolfshaut“. Doch die würden hier<br />

den Rahmen sprengen. Sehr viele ihrer<br />

Themen, Motive und Milieus finden sich<br />

aber auch in „Geschehnisse am Wasser“<br />

verdichtet wieder. Eine junge Frau<br />

kommt <strong>an</strong> einem Mittsommerabend in<br />

den 1970er Jahren in einen entlegenen<br />

Ort im schwedischen Fjäll. Auf einer Alm<br />

will sie mit ihrer kleinen Tochter in einer<br />

Kommune leben. Die Fremde wird im<br />

Dorf misstrauisch empf<strong>an</strong>gen und d<strong>an</strong>n<br />

auch noch Zeugin eines Verbrechens.<br />

Zw<strong>an</strong>zig Jahre später kommen diese Ereignisse<br />

wieder <strong>an</strong> die Oberfläche und<br />

finden ihre Aufklärung sowie ein dramatisches<br />

Ende. Ekm<strong>an</strong>s Erzählweise bezaubert.<br />

Auch in der Übersetzung überzeugen<br />

ihre Natur- und Menschenschilderungen.<br />

Dabei verbindet der Rom<strong>an</strong> so<br />

vieles: eine Krimih<strong>an</strong>dlung ist eingebettet<br />

in eine Milieuschilderung des schwedischen<br />

Nordens. Komplexe Beziehungen<br />

der ProtagonistInnen, verschiedene<br />

Erzählebenen und -stränge machen daraus<br />

ein besonderes Leseerlebnis.<br />

Eva Steinheimer<br />

Kerstin Ekm<strong>an</strong>: Geschehnisse am Wasser.<br />

Aus dem Schwedischen von Hedwig M. Binder.<br />

Bertelm<strong>an</strong>n Taschenbuch 2002. Euro 10,- (D)<br />

Die Seherin<br />

Ich gehöre zu jenen Leserinnen, für die<br />

Bücher meist mehr sind als bloß Leselektüre:<br />

Ich streiche <strong>an</strong>, was ich nicht vergessen<br />

will, mach mir Notizen, wenn<br />

mich Passagen besonders beschäftigen.<br />

Je <strong>an</strong>gekritzelter ein Buch ist, desto wichtiger<br />

ist es mir – gemessen dar<strong>an</strong> ist<br />

Christa Wolfs „Kass<strong>an</strong>dra“ eine Spitzenreiterin.<br />

Kurz vor ihrem Tod erinnert sich<br />

die Seherin <strong>an</strong> ihr Leben, nicht in chronologischer<br />

Reihenfolge, sondern im Wechsel<br />

zwischen Kindheitserfahrungen und<br />

solchen, die sie vor wenigen Stunden gemacht<br />

hat. Und trotzdem ist der innere<br />

Monolog vom ersten bis zum letzten<br />

Wort aus einem Guss. Aus diesem Buch<br />

stammen einige der erschütterndsten<br />

und einige der wunderbarsten Sätze, die<br />

ich kenne,Worte, die g<strong>an</strong>ze Welten in<br />

sich tragen:„W<strong>an</strong>n Krieg beginnt, das<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wissen, aber w<strong>an</strong>n beginnt<br />

der Vorkrieg.“oder „ Wir sagten uns kaum<br />

mehr als unsre Namen, ein schöneres<br />

Liebesgedicht hatte ich nie gehört.“ Christa<br />

Wolfs Kass<strong>an</strong>dra ist eine Frau, die ihres<br />

Geschlechts wegens zwar Priesterin,<br />

aber kein Orakel sein durfte. Die als<br />

Mädchen, wie alle Mädchen nach der ersten<br />

Blutung, von fremden Männer rituell<br />

entjungfert werden sollte – und sich<br />

erfolgreich dagegen wehrte. Die sich<br />

auch gegen die Vergewaltigung durch einen<br />

Soldaten wehrte – diesmal erfolglos.<br />

Kass<strong>an</strong>dra war eine Seherin, der niem<strong>an</strong>d<br />

glaubte. Historie und Mythen erzählen<br />

vom Unterg<strong>an</strong>g Trojas, einem<br />

Reich mutiger Männer. Aber hier stehen<br />

nicht die Heldentaten im Mittelpunkt,<br />

sondern das Sterben der Hoffnungen:<br />

„Gegen eine Zeit, die Helden braucht,<br />

richten wir nichts aus...“<br />

Gabi Horak<br />

Christa Wolf: Kass<strong>an</strong>dra.<br />

Luchterh<strong>an</strong>d <strong>2004</strong>, Euro 7,80 (Ö)<br />

Mit einem Blick von unten<br />

Als Kleinwüchsige bleibt Trudi Montag<br />

Zeit ihres Lebens eine Außenseiterin, es<br />

gibt nur wenige Momente, in denen sie<br />

ihr Anderssein akzeptiert. Aufgewachsen<br />

während der Nazizeit in Burgdorf, einer<br />

kleinen Stadt am Rhein, dringt sie unbeachtet<br />

in die Lebenswelten der StadtbewohnerInnen<br />

ein. Sie erfährt Geschichten<br />

und Geheimnisse, blickt unter ihre<br />

Oberfläche, kennt die Unterströmungen,<br />

Strudel, die verborgenen Felsen. Aus ihrer<br />

Perspektive wird Zeitgeschichte lebendig:<br />

Bek<strong>an</strong>nte werden zu Nazi-MitläuferInnen<br />

und -TäterInnen, NachbarInnen<br />

riskieren unerwartet ihr Leben, werden<br />

HeldInnen.Während des Lesens liebe, leide<br />

und hasse ich mit Trudi Montag. Bis<br />

zur letzten Seite wünscht sich mein hoffnungslos<br />

rom<strong>an</strong>tisches Ich – während<br />

der kalten Jahreszeit ist es besonders<br />

ausgeprägt –, dass sie sich mit ihrem Körper<br />

aussöhnt und stolz auf ihre Taten ist.<br />

Svenja Häfner<br />

Ursula Hegi: Die Andere.<br />

Rowohlt Taschenbuch 1999, Euro 10,80<br />

Schmutzige Wäsche<br />

Nur EIN Lieblingsbuch? Nur EINE Autorin?<br />

Nun, in die Ruth-Rendell-alias-Barbara-Vine-Kiste<br />

gegriffen. Sie ist eine der<br />

produktivsten Autorinnen, der es zudem<br />

gelingt, sowohl ein hohes inhaltliches als<br />

auch sprachliches Niveau aufrecht zu erhalten.<br />

So auch in „Adam <strong>an</strong>d Eve <strong>an</strong>d<br />

Pinch me“.<br />

Mehrere Personen und Begebenheiten<br />

laufen nach und nach zu einem<br />

Str<strong>an</strong>g zusammen: Drei Frauen, die zur<br />

selben Zeit mit dem selben M<strong>an</strong>n, Jock-<br />

Jeff-Jerry, liiert waren, erhalten die Nachricht,<br />

dass dieser bei einem Zugsunglück<br />

umgekommen ist. Er taucht wieder auf,<br />

wäscht viel „schmutzige Wäsche“ und ist<br />

schließlich wirklich tot.<br />

Eine der Frauen, Zillah, nimmt den<br />

Heirats<strong>an</strong>trag des Homosexuellen Jim<br />

<strong>an</strong>, damit dieser den „normalen“ Schein


wahren und seine Politikerkarriere weiter<br />

verfolgen k<strong>an</strong>n – Einblicke in die Strukturen<br />

konservativer Politik und die britische<br />

Medienwelt, sowie deren Einfluss auf<br />

das Privatleben von PolitikerInnen.<br />

Eine der sp<strong>an</strong>nendsten Figuren ist<br />

übrigens Minty: In einer Reinigung bügelt<br />

sie Tag für Tag T-Shirts, sie zieht sich<br />

drei Mal täglich um und desinfiziert sogar<br />

ihr Essbesteck. Für einen ihrer größten<br />

Wünsche, eine Dusche, fehlt das<br />

Geld. Fast möchte frau glauben, Ruth<br />

Rendell sei selbst von Waschzw<strong>an</strong>g und<br />

Par<strong>an</strong>oia „heimgesucht“ worden, so genau<br />

und klar ist die Ged<strong>an</strong>ken- und Lebenswelt<br />

dieser Frau – nachvollziehbarer<br />

als in jedem Psychologie-Lehrbuch.<br />

Und – whos dunn it? Die Antwort:<br />

wie immer überraschend.<br />

Petra Öllinger<br />

Ruth Rendell. Adam <strong>an</strong>d Eve <strong>an</strong>d Pinch me.<br />

Arrow Books 2002, Euro 12,30<br />

Die Suche nach dem ICH<br />

Sätze, die ich als Fünfjährige kaum entziffern,<br />

aber trotzdem „lesen“ konnte – weil<br />

so oft vorgelesen, dass sie auch heute<br />

noch vertraut klingen:„Auf der bunten<br />

Blumenwiese geht ein buntes Tier spazieren,<br />

w<strong>an</strong>dert unter grünen Halmen, w<strong>an</strong>dert<br />

unter Schierlingspalmen, freut sich,<br />

dass die Vögel singen, freut sich <strong>an</strong> den<br />

Schmetterlingen, freut sich, dass sich`s<br />

freuen k<strong>an</strong>n. Aber d<strong>an</strong>n...“<br />

Ja, d<strong>an</strong>n beginnt die Geschichte von<br />

dem namenslosen, bunten Wesen, das<br />

über die Wiese w<strong>an</strong>dert, zuerst glücklich<br />

und zufrieden. Erst als der Frosch auf den<br />

fehlenden Namen aufmerksam macht,<br />

beginnt die Suche nach der Zugehörigkeit,<br />

nach einer Identität und es wird immer<br />

trauriger, weil es nirgends so richtig<br />

dazugehört – nicht zu den Pferden, nicht<br />

zu den Fischen, nicht zu den Papageien.<br />

Bis es schließlich dahinter kommt, dass<br />

es einfach gut ist, so zu sein, wie es ist.<br />

Eine lohnende Erkenntnis auch für Fünfjährige<br />

– egal, ob sie nun schüchtern sind<br />

und eine unglaublich dicke Brille tragen,<br />

oder unter <strong>an</strong>deren Dingen „leiden“ –<br />

ich bin ich!<br />

Martina Madner<br />

Mira Lobe: Das kleine Ich Bin Ich.<br />

Jungbrunnen 1972. Euro 13,40 Euro<br />

Ronja, nicht Pippi<br />

„In der Nacht als Ronja geboren wurde,<br />

rollte der Donner über die Berge, ja, es<br />

war eine Gewitternacht, dass sich selbst<br />

alle Unholde die im Mattiswald hausten,<br />

erschrocken in ihre Höhlen und Schlupfwinkel<br />

verkrochen.“ So beginnt es, mein<br />

erstes Buch, das gleichzeitig auch mein<br />

liebstes wurde.<br />

Wie gern wäre ich selbst in jener Gewitternacht<br />

geboren. Als Gute Nacht<br />

Gruß hätte ich das Wolfslied vorgesungen<br />

bekommen. Nur vor den Wilddruden,<br />

grausige Vögel mit Menschenköpfen, die<br />

mit Gekreisch um die Mattisburg flogen,<br />

fürchtete ich mich. Ich wollte immer Ronja<br />

sein, nie Pippi. Pippi L<strong>an</strong>gstrumpf – die<br />

ewig Fröhliche, die nie vor etwas Angst<br />

hat, nie etwas falsch macht. Das hat mich<br />

erschreckt und sie, obwohl ich das Buch<br />

mag, von mir ferngehalten. Ronja ist viel<br />

interess<strong>an</strong>ter, eigentlich auch stärker, vielleicht<br />

weil sie trotz oder gerade wegen ihrer<br />

Angst und Fehler ein unendlich mutiges,<br />

kluges Mädchen ist.<br />

Leni Wiebach<br />

Astrid Lindgren: Ronja Räubertochter.<br />

Oettinger 1982, Euro 12,90 (D)<br />

Irrlauf im Kopf<br />

Hertha Müller beschreibt ein Leben in der<br />

rumänischen Diktatur: Ihre Kindheit in<br />

dem deutschsprachigen Dorf, den Umzug<br />

in die Stadt, die Repressalien durch den<br />

Geheimdienst unter Ceauscescu. In erster<br />

Linie aber berichtet sie vom Schreiben:<br />

Wie Sprache verwendet wird,Wörter wirken.<br />

Sprache als Instrument der Unterdrückung<br />

und des Widerst<strong>an</strong>ds. Die Qualität<br />

eines Textes, zeige sich, wenn es „zu<br />

einem stummen Irrlauf im Kopf“ kommt.<br />

Und genau diesen lösen ihre Sätze aus.<br />

Jeder einzelne „mündet im Kopf dorthin,<br />

wo das, was er auslöst, <strong>an</strong>ders mit sich<br />

spricht als in Worten“.<br />

„Der König verneigt sich und tötet“<br />

ist ein sprachliches Kunstwerk, bei dem<br />

nicht nur das Ende einer Geschichte, sondern<br />

das eines jeden Satzes mit Sp<strong>an</strong>nung<br />

erwartet werden k<strong>an</strong>n.<br />

Paula Bolyos<br />

Herta Müller: Der König verneigt sich und tötet.<br />

H<strong>an</strong>ser 2003, Euro 18,40<br />

neu.l<strong>an</strong>d<br />

Jasmina J<strong>an</strong>kovic’<br />

Before Celebration<br />

lese.zeichen<br />

Ein neues Jahr kommt. Aber nicht irgendeins. Das große Jubiläumsjahr.<br />

Das Jahr <strong>2005</strong>. Wer feiert was? Wer inszeniert<br />

sich? Celebrating itself. Sechzig Jahre werden in fünfzig<br />

Jahre übergehen. In fünfzig Jahren untergehen. Ein mathematisches<br />

Wunder. Im Lotto-L<strong>an</strong>d ist alles möglich. Und<br />

weil alles möglich ist, ist es auch nicht unmöglich, mit dem<br />

Begriff „Befreiung“ zu spielen und sich befreiend von der<br />

Entnazifizierung zu befreien. Nach dem Motto: so good, so<br />

far, so what!<br />

Und deshalb, wie eine Art Hausaufgabe, die ich zwar persönlich<br />

nicht brauche, schreibe ich trotzdem sechzig Mal<br />

für jedes dieser sechzig Jahre:<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung. Entnazifizierung. Entnazifizierung.<br />

Entnazifizierung.<br />

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Entnazifizierung nie<br />

stattgefunden hat. Und viele ihre Hausaufgaben nicht gemacht<br />

haben.<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


Fo t o s : Pe t ra Ö l l i n g e r ge.sehen<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Früh übt sich...<br />

Damit aus Hänschen und Gretchen einmal ein gst<strong>an</strong>dener H<strong>an</strong>s und eine brave Grete wird,<br />

schwört sie die Spielzeugindustrie auf Geschlechterstereotypen ein. Von Petra Öllinger<br />

Elfi weigert sich, ihrer Tochter<br />

Lena ein Kleid <strong>an</strong>zuziehen. Jedes<br />

Drängen in ein Rollenklischee<br />

soll vermieden werden,<br />

dazu zählt auch: Nur Hosen für<br />

Lena. Letztens ist Lena in einem Kleid<br />

aufgetaucht. Es sei unmöglich gewesen,<br />

die Hosen-Tour durchzuziehen, so<br />

Elfi, im Kindergarten tragen plötzlich alle<br />

Mädchen Kleid oder Rock. „In Rosa,<br />

mit Hasen und Bären drauf!“ Igitt!<br />

Es scheint recht schwierig, die Kleinen<br />

vor Rollenklischees zu bewahren.<br />

Dabei gibt es noch viel perfidere Methoden<br />

als offensichtliche Kleidchenund<br />

Röckchen-Auferstehung. Da legt<br />

Frau gemütlich die Füße hoch und<br />

zappt zwischen Biber-Brüder, Rosarotem<br />

P<strong>an</strong>ther und Spongebob ein bisschen<br />

hin und her. Plötzlich erschallt eine<br />

beinahe sich überschlagende männliche<br />

Stimme aus dem Off, um den<br />

Terrain Twister <strong>an</strong>zupreisen. Recht unschuldig<br />

gerät Frau zuerst in die Fänge<br />

der Spielzeugindustrie (genau genommen<br />

deren Werbung), um d<strong>an</strong>n mit der<br />

Zeit und immer heftigerem Kopfschütteln<br />

die Wikinger von Playmobil, California<br />

Girl aus der Mattel-Barbie-Dynastie<br />

oder Baby-Born-Zapf-Kreationen zu „bestaunen“.<br />

Spongebob und Konsorten<br />

verlieren bei soviel „Aaactionnn“ und<br />

„Zum Spielen und Liiiebhaben“ sowieso<br />

<strong>an</strong> Bedeutung. Werbeblöcke für Kinder<br />

sind da schon sp<strong>an</strong>nender – genau betrachtet,<br />

sind sie jedoch gar nicht lustig.<br />

Denn da wird <strong>an</strong> ausgewiesenem Mäd-<br />

chen- und Jungenspielzeug festgehalten,<br />

was beim ersten, oberflächlichen<br />

Hinschauen gar nicht so recht auffallen<br />

mag. Welche jedoch tapfer den Werbeblock<br />

durchhält, wird Erstaunliches feststellen.<br />

Mama Bär. Die erwähnte Stimme gellt<br />

uns eines der Super-Autos ins Ohr. Das<br />

brettert durchs Geländer, k<strong>an</strong>n auf dem<br />

Dach durch Wald, Bach und Dreck fahren.<br />

Die Bilder des Spots: Ras<strong>an</strong>t, actionreich,<br />

schnell – und in der freien Wildbahn.<br />

Schnitt. Der nächste Spot: auch<br />

eine Begegnung mit der Wildnis, allerdings<br />

der <strong>an</strong>deren Art. Zwei Mädchen<br />

hegen und pflegen Bären, geben ihnen<br />

Fläschchen und schunkeln das Plüschvieh,<br />

damit es „Bäuerchen“ machen<br />

k<strong>an</strong>n. Früh übt sich, welche eine liebevolle<br />

Mutter werden will! Schnitt.<br />

Weil es nicht immer lustig ist, alleine<br />

mit dem Terrain Twister durch den<br />

Gatsch zu düsen, bietet Carrera die gute<br />

alte Rennbahn, wo es sich temporeich<br />

um den ersten Platz fahren lässt – von<br />

zwei Jungs. Die aufgepeppte Vari<strong>an</strong>te<br />

nennt sich Police Action – Polizei jagt<br />

Gauner. Wettkampf, Leistung, Bewegung.<br />

Früh übt sich. Schnitt. Pastellig,<br />

ruhiger Bildablauf, liebliche Musik –<br />

Baby Annabell lässt grüßen. Die Puppenmutti<br />

holt ein rosa Mäntelchen oder<br />

Kleidchen aus dem Baby Annabell-Kästchen.<br />

Gemeinsam spielen, beisammen<br />

sitzen, mit und über die Babypuppen<br />

plaudern. Früh übt sich.<br />

Von Waffeln und Ungeheuern. Damit die Kleinen<br />

nicht immer nur <strong>an</strong>s Spielen denken,<br />

sondern auch was Ordentliches in<br />

den Bauch bekommen, gibt es dazwischen<br />

ernährungsphysiologische Vollwertigkeiten<br />

à la Kinder Country (mit<br />

Cerealien! Da lernt das Kind gleich Fachvokabular),<br />

Ahoi Brause und H<strong>an</strong>uta-<br />

Waffeln. Die Erwachsenen sollen auch<br />

nicht zu kurz kommen (vielleicht, weil<br />

sie die Rennautos und Puppen bezahlen<br />

müssen?). So findet sich zwischen den<br />

Spots für Kids Wissenswertes über Verdauungs<strong>an</strong>kurbelung<br />

oder „Amüs<strong>an</strong>tes“<br />

mit Nena und dem Waschpulver. D<strong>an</strong>n<br />

geht’s auf zur Fashion Show von und<br />

mit Barbie. Was ziehen Mädchen Barbie<br />

<strong>an</strong>? Während die darüber nachdenken,<br />

tummeln sich die strammen Playmobil<br />

Wikinger auf den Meeren, braten dem<br />

Seeungeheuer eins über und bringen<br />

die Beute sicher nach Hause. Wahrscheinlich<br />

in das Puppenhaus derselben<br />

Firma, das von zwei Mädchen bespielt<br />

wird – selbstverständlich auf dem Zimmer...<br />

Nachdem den Lego-Piraten in Jungenh<strong>an</strong>d<br />

die K<strong>an</strong>onenkugeln um die Ohren<br />

fliegen, stellen sich im nächsten Spot<br />

die „My-Scene-Girls“ dem großen Problem.<br />

Naaa? Erraten! Was ziehen wir <strong>an</strong>?<br />

Für Elfi hat sich diese Frage bis auf<br />

weiteres erübrigt. Lena kümmert sich<br />

kein bisschen um ihr Rosa-Hasen-Kleid.<br />

Sie zieht ihr Holzauto im Wettlauf mit<br />

den Buben durch herbstliche Laub-<br />

Matsch-Haufen: schnell, geschickt<br />

und laut. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

5.12., 18.00, Wien<br />

Gospel und Weihnachtslieder aus aller<br />

Welt. Mit Zohreh Jooya u.a.<br />

Interkulttheater, 6., Fillgraderg.16,<br />

T. 01/587 05 30, www.interkulttheater.at<br />

7.12., 20.00, Wien<br />

Cella. Mit Marie Orsini-Rosenberg –<br />

Cello, Verena Lohbauer – Klavier<br />

Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />

Karten: T.01/24 9 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />

Sargfabrik<br />

11.12., 20.15, Wien<br />

Die Nacht der Amateure. Mit Wilma<br />

von Dovestone<br />

Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />

Karten: T.01/24 9 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />

Sargfabrik<br />

14./15.12., 20.30, Wien<br />

J<strong>an</strong> Fabre: Qu<strong>an</strong>do l’uomo principale è<br />

una donna. Ein T<strong>an</strong>zsolo für Lisbeth<br />

Gruwez<br />

T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />

1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />

17./18.12., 20.30, Wien<br />

J<strong>an</strong> Fabre: She was <strong>an</strong>d she is, even/<br />

Et<strong>an</strong>t donnés. Mit Els Deceukelier<br />

T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />

1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />

18.12., 23.15, Wien<br />

Jennifer Lacey/Nadia Lauro: Diskreter<br />

seitlicher Eing<strong>an</strong>g A squatting project<br />

T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7., Museumsplatz<br />

1, T. 01/581 35 91, www.tqw.at<br />

19.12., 20.00, Wien<br />

4She. Voices: Leni Lust, Caroline Ath<strong>an</strong>asiadis,<br />

Iris Such<strong>an</strong>, Ramona Steiner<br />

Bar & Co. / Theater Drachengasse, 1.,<br />

Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, karten@<br />

drachengasse.at, www.drachengasse.at<br />

film<br />

ab <strong>Dezember</strong><br />

Die fetten Jahre sind vorbei.<br />

Mit Julia Jentsch u.a.<br />

In den österreichischen Kinos<br />

10.12., ab 10.30, Wien<br />

Steht die Bewegung? 10.30-13.00:<br />

Repräsentationen der neuen Protest-<br />

Bewegungen, 15-18.00: Politische Inhalte<br />

und Strategien der neuen Bewegungen,<br />

19.30: Filmpräsentation: Venezuela<br />

von unten. Mit Sylvia Riedm<strong>an</strong>n,<br />

Stef<strong>an</strong>ie Kron, Nicole Scheyerer u.a.<br />

Depot, 7., Breiteg. 3, T. 01/522 76 13,<br />

www.depot.or.at<br />

18.12., 19.00, Innsbruck<br />

Lesben sind immer und überall – auch<br />

im Film. Überraschungfilme und<br />

Diskussion mit Barbara Reumüller<br />

und Andrea Braidt<br />

In den Räumen des Vereins Frauen aus<br />

allen Ländern, 6020, Schöpfstr. 4,<br />

Info: archfem@aon.at<br />

ab 23.12.<br />

Comme une image schau mich <strong>an</strong>!<br />

R. Agnès Jaoui<br />

In den österreichischen Kinos<br />

14.1.-2.2.05<br />

Frauen im frühen Kino. Filmreihe des<br />

Filmarchiv Austria<br />

Metro Kino, 1., Joh<strong>an</strong>nesgasse 4,<br />

T. 01/512 18 03, Infos: www.filmarchiv.at<br />

theater.kabarett<br />

bis 14.12., Di-Sa, 20.00, Wien<br />

Oskar und die Dame in rosa.<br />

Mit Joh<strong>an</strong>na Tomek<br />

Theater Drachengasse, 1., Fleischmarkt 22,<br />

T. 01/513 14 44, karten@drachengasse.at,<br />

www.drachengasse.at<br />

2.,18., 19. u. 23.12., 18.00, Wien<br />

God save America. Von Bilj<strong>an</strong>a<br />

Srblj<strong>an</strong>ovic<br />

Akademietheater, 3., Lisztstraße 1, T. 01/514<br />

44-4140, www.burgtheater.at<br />

3. u. 4.12., 20.00, Wien<br />

„Seele brennt!“– a tribute to Werner<br />

Schwab. Mit Hilde Sochor<br />

Theater Rabenhof, 3., Rabengasse 3, T.<br />

01/712 82 82<br />

9.-11.12., 20.00, Wien<br />

Andrea Händler: Einsendeschluss<br />

Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6, T.<br />

01/332 42 31, www.vindobona.at<br />

10.12., 18.30, Wien<br />

Das Werk. Von Elfriede Jelinek<br />

Akademietheater, 3., Lisztstraße 1, T. 01/514<br />

44-4140, www.burgtheater.at<br />

10.12., 23.00, Wien<br />

Weihnachtsspecial mit Christa Urb<strong>an</strong>ek<br />

KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />

Karten: T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at<br />

10.-12.12 u. 17.-19.12., 20.00, Wien<br />

LebkuchenLegenden. Honigsüß und<br />

M<strong>an</strong>delbitter. Von und mit Martina<br />

Winkler<br />

Theater ohne Grenzen, 7., Zieglergasse<br />

34a/2, T. 01/402 57 10, www.tog.at<br />

11.12., 20.00, Wien<br />

Heute abend: Lola Blau<br />

Kasino am Schwarzenbergplatz, 3., Am<br />

Schwarzenbergplatz 1, T. 01/514 44-4830,<br />

www.burgtheater.at<br />

13.12., 20.00, Wien<br />

Christa Urb<strong>an</strong>ek: Weihnachtslesung<br />

Spektakel Salon, 5., Hamburger Straße 18,<br />

Karten: T. 01/587 06 53 od. karten@spektakel.biz<br />

19.12., 18.00, Wien<br />

Christa Urb<strong>an</strong>eks großes Weihnachtsspecial<br />

Spektakel Salon, 5., Hamburger Straße 18,<br />

Kartenr: T. 01/587 06 53 od. karten@spektakel.biz<br />

theater.kabarett<br />

2. u. 16.12., 17-19.00, Graz<br />

Selbsthilfegruppe: Angst- und P<strong>an</strong>ikattacken<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98, UKB: 8,–<br />

Euro, Anmeldung erforderlich<br />

seminar.workshop<br />

1.12., 19.00, Innsbruck<br />

Textilie als Text: Kleider – Lesben – Codes.<br />

Lesben-Kleider. Identität-Maskiert<br />

Kunstraum Innsbruck, Maria Theresien Str.<br />

34, Arkadenhof, T. 0512/584 000<br />

1.12., 18.30, Wien<br />

Lebensrealitäten von Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />

Diskussionsver<strong>an</strong>staltung mit Vertreterinnen<br />

von Lefö, Fibel, der<br />

Schwarzen Frauen Community<br />

und von FeMigra<br />

Secession, 1., Friedrichstraße 12,<br />

Infos unter: ag-frauen@amnesty.at<br />

1.12., 9.00, Wien<br />

Enquete der ÖGB-Frauen: Elternteilzeit<br />

– ein Recht oder nur ein Wort?<br />

BAWAG-Hochholzerhof, 1.,<br />

Seitzergasse 2-4<br />

10.12., 18-21.00, Wien<br />

Verschleierte Lebenswelten. Vortrag<br />

von Monika Höglinger zum Thema<br />

Bedeutung des Kopftuchs für muslimische<br />

Frauen in Österreich<br />

fibel – Fraueninitiatve Bikulturelle Ehen<br />

und Lebensgemeinschaften, 2.,<br />

Heinestraße 43, www.verein-fibel.at<br />

Lucca Chmel<br />

10.12., ab 10.30, Wien<br />

Steht die Bewegung? 10.30-13.00:<br />

Repräsentationen der neuen Protest-<br />

Bewegungen, 15-18.00: Politische<br />

Inhalte und Strategien der neuen<br />

Bewegungen, 19.30: Filmpräsentation:<br />

Venezuela von unten. Mit Sylvia<br />

Riedm<strong>an</strong>n, Stef<strong>an</strong>ie Kron, Nicole<br />

Scheyerer u.a.<br />

Depot, 7., Breiteg. 3, T. 01/522 76 13,<br />

www.depot.or.at<br />

14.12., 18.30, Wien<br />

biografiA/Frauen im Exil – Schwerpunkt:<br />

Die weibliche Perspektive.<br />

Charlotte Kohn: Luftfrauen. Der Mythos<br />

einer jüdischen Frauenidentität –<br />

Ein Buchprojekt. Moderation: Dr. Evelyn<br />

Adunka (Wien)<br />

IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42,<br />

homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />

12.01.05, 18.30, Wien<br />

Feministische Theorie und Geschlechterforschung.<br />

Buchpräsentation: Bettina<br />

Schmitz, Maria Isabel Pena Aguado:<br />

Das zerstückelte Leben. Ein philosophischer<br />

Briefwechsel. Mit einem kommentierenden<br />

Brief von Elisabeth<br />

Schäfer<br />

IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42, homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />

18.01.05, 18.30, Wien<br />

biografiA/ Frauen im Exil – Schwerpunkt:<br />

Die weibliche Perspektive.<br />

Buchpräsentation: Siglinde Bolbecher,<br />

Beate Schmeichel-Falkenberg (Hg.):<br />

Frauen im Exil (Zwischenwelt 8)<br />

Moderation: S<strong>an</strong>dra Wiesinger-Stock<br />

IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42, homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />

26.01.05, 18.30, Wien<br />

Feministische Theorie und Geschlechterforschung.<br />

Natascha Vittorelli:<br />

Zagreb als k/ein Ort der „Frauenbewegung“<br />

um 1900<br />

IWK, 9., Bergg. 17, T. 01/317 43 42,<br />

homehobel.phl.univie.ac.at/~iwk/welcome.html<br />

ausstellung<br />

bis 3.12., Wien<br />

Dorota Sadovská: Korporalitis<br />

Quartier 21, 7., Museumsplatz 1. T. 01/522 01 86-<br />

1922, tägl. 14-18.00, Mo geschlossen<br />

bis 8.12., Wien<br />

Paris Wien ➝ Berlin. Mit Arbeiten<br />

von Sus<strong>an</strong>ne Gamauf, Fiona Rukschcio,<br />

Moira Zoitl, u.a.<br />

Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59,<br />

T. 01/498 54 62, www.fotogalerie-wien.at,<br />

Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Im Rahmen des „Monats der Fotografie“, der im November in Wien, Berlin und Paris<br />

beg<strong>an</strong>gen wurde, zeigt die Galerie Westlicht noch bis zum 9. <strong>Jänner</strong> die Fotografien<br />

von Lucca Chmel. Die 1999 verstorbene Künstlerin gilt als die erste Architekturfotografin<br />

Österreichs, ihre Interieur- und Detailaufnahmen vermitteln eindrucksvoll<br />

Zeitstil, Design und Alltagsästhetik der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte. Hervorragend<br />

sind die außergewöhnlichen Lichtkompositionen ihrer Bilder.<br />

Bis 9.1.05, Galerie Westlicht, 7., Westbahnstr. 40, T. 01/522 66 36-0, www.westlicht.com,<br />

Di, Mi u. Fr 14-19.00 Uhr, Do 14-21.00 Uhr, Sa u. So 11-19.00 Uhr<br />

➝<br />

Fo t o : © Ö s t e r r e i c h i s c h e N at i o n a l b i b l i o t h e k / L u c c a C h m e l )<br />

bis 10.12., Wien<br />

Geraldine Blazejovsky: Fischmarkt<br />

Galerie vor Ort, 2., Wohlmutstraße 14-16,<br />

T. 01/276 37 66, www.galerievorort.at<br />

bis 10.12., Wien<br />

Jutta Ninic<br />

Galerie vor Ort, 2., Wohlmutstraße 14-16,<br />

T. 01/276 37 66, www.galerievorort.at<br />

bis 10.12., Wien<br />

LA MU<br />

FORTSCHNITT. Aktionsraum für Kunst und<br />

Gewerbe, 4., Rechte Wienzeile 15,<br />

Mo 9-18.00, Di-Fr 9-20.00, Sa 9-14.00<br />

bis 19.12, Wien<br />

Collected Views from West to East<br />

Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />

T. 01/504 98 80, foundation.generali.at,<br />

Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00<br />

bis 21.12., Linz<br />

LIFE:CUT – Den Mitschnitt von Lebensbereichen<br />

sichtbar und Einschnitte in<br />

der Lebensqualität bewusst machen…<br />

KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstraße 36/1,<br />

Info: www.fiftitu.at, Mo-Fr 11-16.00 und<br />

nach telefonischer Vereinbarung:<br />

0732/779 660 od. 0732770 353<br />

bis 2.1.05, Wien<br />

Tamara de Lempicka<br />

BA-CA-Kunstforum, 1., Freyung 8,<br />

T. 01/537 33, www.kunstforum.wien.at<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

bis 6.1.05, Wien<br />

Ruth Beckerm<strong>an</strong>n: europamemoria<br />

MUMOK, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/525 00, www.mumok.at,<br />

Di-So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />

bis 9.1.05, Wien<br />

Lucca Chmel: Architekturfotografie<br />

1945-1970<br />

Westlicht, 7., Westbahnstr. 40,<br />

T. 01/522 66 36-0, www.westlicht.com,<br />

Di, Mi u. Fr 14-19.00, Do 14-21.00,<br />

Sa u. So 11-19.00<br />

bis 14.1.05, Wien<br />

Weiche Welten – Fotos, Texte und<br />

Musik von Liesl Ujvary<br />

Ausstellungskabinett der Wiener Stadtund<br />

L<strong>an</strong>desbibliothek, Rathaus, 1. Stock,<br />

Stiege 4, Mo-Do 9-18.30, Fr 9-16.30<br />

bis 16.1.05, Wien<br />

Dorit Margreiter: 10104 Angelo View<br />

Drive<br />

MUMOK, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/525 00, www.mumok.at,<br />

Di-So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />

bis 23.1.05, Wien<br />

Josephine Pryde<br />

Secession, 1., Friedrichstr. 12,<br />

T. 01/587 53 07-34, www.secession.at,<br />

Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />

bis 23.1.05, Wien<br />

Nicole Wermers<br />

Secession, 1., Friedrichstr. 12,<br />

T. 01/587 53 07-34, www.secession.at,<br />

Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />

bis 28.01.05, Wien<br />

Alles muss raus! Künstlerische<br />

Positionen im Angebot<br />

Agitas, 3., Apostelgasse 23,<br />

Info: www.diever<strong>an</strong>da.at,<br />

Mo-Do 8-17.00, Fr 8-14.00<br />

bis 30.1.05, Wien<br />

Africa Screams. Das Böse in Kino,<br />

Kunst und Kult<br />

Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at,<br />

tägl. 10-19.00, Do 10-22.00,<br />

Mi geschlossen<br />

bis 31.1.05, Linz<br />

Uli Aigner<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />

Ernst-Koref-Promenade 1,<br />

T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />

tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />

bis 7.2.05, Linz<br />

Paula‘s Home<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />

Ernst-Koref-Promenade 1,<br />

T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />

tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />

bis 20.2.05, Wien<br />

Valie Export: Serien<br />

Atelier Augarten, 2., Scherzerg. 1a,<br />

T. 01/795 57-134, www.atelier-augarten.at,<br />

Di-So 10-18.00<br />

bis 20.02.05, Wien<br />

Skulptur. Prekärer Realismus zwischen<br />

Mel<strong>an</strong>cholie und Komik<br />

Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 01/521 89-33,<br />

www.kunsthallewien.at<br />

bis 28.02.05, Linz<br />

Monika Oechsler: Parallel States<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020,<br />

Ernst-Koref-Promenade 1,<br />

T. 070/7070-3600, www.lentos.at,<br />

tägl. außer Di 10-18.00, Do 10-22.00<br />

bis 3.4.05, Wien<br />

Die Liebens. 150 Jahre einer<br />

Wiener Familie<br />

Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />

Dorotheergasse 11. T.01/535 04 31,<br />

www.jmw.at, So-Fr 10-18.00,<br />

Do 10-20.00<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

lesung<br />

2.12., 19.00, Mattersburg<br />

Lesung mit Musik. Gunda König<br />

liest aus: Kindheit/ Fragment einer<br />

Autobiographie<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/ 67 71 012<br />

6.12., 19.00, Wien<br />

Dialektoffensive: Aus ihren Neuerscheinungen<br />

lesen Eugenie Kain,<br />

Annemarie Regensburger und<br />

Elisabeth Wäger<br />

Literaturhaus, 7., Zieglergasse 26A,<br />

www.literaturhaus.at<br />

7.12., 16.00, Mattersburg<br />

Lesefest der Kinderschreibwerkstatt<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/ 67 71 012<br />

9.12., 19.30, Graz<br />

„Sappho küsst die Sterne und<br />

<strong>an</strong>dere(s)...“ Helga P<strong>an</strong>kratz und Karin<br />

Rick lesen aus ihren Neuerscheinungen<br />

<strong>2004</strong><br />

palaver connected, 8020 Graz, Griesgasse 8<br />

14.12., 19.00, Wien<br />

Terézia Mora: Alle Tage<br />

Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9,<br />

T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at<br />

15.12., 17.30, Mattersburg<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10-12<br />

15.12., 19.00, Mattersburg<br />

Terézia Mora: Alle Tage<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />

selbstverteidigung<br />

11./12.12., jeweils 10-19.00, Wien<br />

WEN DO. Fortgeschrittenenkurs<br />

Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />

Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Infos: T. 01/408 50 57<br />

ab 17.1.05, 15.30-18.00, Wien<br />

WEN DO. Grundkurs für Mädchen<br />

(8 -12 Jahre), 8x, montags<br />

Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />

Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Infos: T. 01/408 50 57<br />

22./23.1.05, 15.30-18.00, Wien<br />

WEN DO-Grundkurs<br />

Kursort: FZ Autonomes feministisches<br />

FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 9.,<br />

Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Infos: T. 01/408 50 57<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Frauencafé<br />

autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo,<br />

18.00-22.00<br />

Politisches Café im Frauencafé<br />

autonomes FRAUEN zentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo ab 19.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben.<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

ab 20.30<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />

Lesben und Schwule<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage<br />

2, jeden 1. Mo<br />

Internet-Café für Frauen und<br />

Mädchen. Auch Anfängerinnen.<br />

Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T. 01/895 72 67, jeden Mo 15.00-18.00<br />

Jour Fixe für lesbische Frauen über 50.<br />

Leitung: Andrea Scheutz<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />

jeden 1. und 3. Mo 19.00-20.30<br />

„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />

UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00<br />

Offene Encounter-Gruppe für Lesben<br />

und Frauen, die sich DA nicht so<br />

sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />

jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich<br />

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />

Erfahrungsaustausch für<br />

lesbische [Co]Mütter.<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />

UKB: 3,6.– Euro/Abend,<br />

Anmeldung erforderlich, jeden 1. Mo 19.30<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14.00-18.00<br />

Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />

Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

8010 Graz, Volksschule Brockm<strong>an</strong>ng. 119,<br />

Anm. erforderlich: T. 0316/83 79 98-30,<br />

jeden Di, 19.00-21.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen<br />

zu sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/71 60 220, e-mail: office@frauenservice.at,<br />

jeden Di, 19.30-21.00<br />

Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />

Babys ein Film aus dem aktuellen<br />

Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />

den Kinosaal mitgenommen werden<br />

können.<br />

Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />

T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden Di 11.00<br />

Geheimer Garten für Frauen und<br />

Mädchen<br />

Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum<br />

Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67,<br />

www.zeitraum.co.at<br />

Gesprächsgruppe für Frauen in<br />

Patchwork-Familien<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, Anm. erf., 14-tägig<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

Mittwoch<br />

Schreibwerkstatt für Frauen.<br />

Mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, jeden Mi 19.00.<br />

Anm.: T. 02626/677 10<br />

Frauencafé<br />

Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi<br />

Mittwochs-Frauentratsch mit<br />

Netz<strong>an</strong>schluss<br />

Frauenberatungsstelle Freiraum, 2620<br />

Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />

T. 02635/611 25, e-mail: freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />

jeden 1. Mi im Monat<br />

Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at,<br />

jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />

Dick und fit – Schwimmen.<br />

Leiterin: Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />

Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30,<br />

jeden Mi 17.00-18.00; Anm. erforderlich!<br />

Frauen aller Länder-Café.<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/580839,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at<br />

Dein Körper – Deine Verbündete.<br />

Leitung: Andrea Scheutz<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/895 84 40, e-mail: office@frauensache.at,<br />

jeden 2. Mi, 18.00-19.30,<br />

Anm. erforderlich!<br />

Frauen-Treffpunkt<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, UKB: 1,50 Euro, jeden Mi<br />

18-20, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen<br />

Frauenfest im U4<br />

U4, 12., Schönbrunner Str. 222, jeden 1. Mi<br />

im Monat, ab 22.00<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reisch.<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/5232222,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />

14tägig. Kostenbeitrag: 16.– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />

BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />

Training jeden Mi 19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Jahresgruppe für Frauen.<br />

Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />

UKB: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />

Einstieg jederzeit möglich<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18.00-<br />

20.00, Anm. Frauen beraten Frauen,<br />

T. 01/587 67 50<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />

Hofstattgasse 15/10, 18., Info und Anmeldung:<br />

T. 01/478 63 88, Kosten: 15 .– Euro/<br />

Abend (Material inbegriffen), jeden 1. Mi<br />

von 19.00-21.00


Que(e)r-Beisl<br />

Ernst Kirchweger Haus, 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />

www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat: www.haltdergewalt.at<br />

bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />

jeden Do 20.00-23.00<br />

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />

für Frauen. Leiterin: Theresia<br />

Blatnek-Wondraczek<br />

Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />

Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,<br />

Do 19.00-20.00<br />

„Komm Oma – surf mit mir!“<br />

Internet-Café für Jung und Alt<br />

Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />

T. 07289/66 55, keine Anm. erforderlich,<br />

Surfgebühr: 1,50 Euro/h, jeden Do 15-18.00<br />

Regenbogen Stammtisch<br />

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

HOSI-Jugendabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />

Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />

T. 01/589 80/0, jeden Do 14-19.00<br />

Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />

für Frauen, Lesben und<br />

Mädchen mit Barbara Tiwari<br />

FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />

jeden Do 17.30-19.00<br />

Schmökern, gustieren, plaudern,<br />

Tee trinken, Bücher kaufen<br />

Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7., Zieglergasse<br />

28, T. 01/522 48 92, e-mail: frauenzimmer@aon.at,<br />

jeden Do bis 21.00<br />

Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />

feuerschlucken etc.) willkommen:<br />

www.awadalla.at/content/widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />

Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,<br />

Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />

Freitag<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 4. Fr. ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />

meist einmal im Monat, 19-23.00,<br />

Info unter T. 0316/366 601<br />

Frauencafé feel free<br />

Steirisches Schwulen- & Lesbenzentrum,<br />

Graz, Rapoldgasse 24, T. 0316/366 60,<br />

www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

jeden Fr 19-23.00<br />

Frauen aller Länder-Café<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00<br />

Foto: Verein Wiener Frauenhäuser/Fotografie Lenz<br />

Benefiz gegen Gewalt<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstr. 15, T. 0512/580 839,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at<br />

Internet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />

jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Samstag<br />

Club Anderwelt<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Frauenclub...just the girls<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />

jeden 1. Sa ab 21.00<br />

Homoriental. Der multikulturelle Club<br />

für ein lesbisch/schwules Publikum<br />

und FreundInnen<br />

Club Massiv 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />

homoriental@gmx.net, Clubmitgliedschaft/Nacht:<br />

6,50 Euro, jeden 2. Sa<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />

Steinschlag<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />

Glockengasse 4, Frühstücksbuffet<br />

und Kaffee/Tee, UKB: 7,-/5,-<br />

(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />

Labrys Lounge<br />

Café Barcelona, 8010 Graz,<br />

Reitschulg. 20, Kontakt: Verein Labrys,<br />

Martina Kump, www.labrys.gundl.at,<br />

e-mail: labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />

Sonntagsfrühstück für Alleinerzieherinnen<br />

Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz,<br />

Bergm<strong>an</strong>ngasse 10/1, T. 0316/37 81 40,<br />

e-mail: info@ekiz-graz-at,<br />

www.ekiz-graz.at, So 9.00-12.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/45 538, e-mail: frauengetriebe<br />

@aon.at, jeden 1. So ab 11.00<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www. sargfabrik.at, Eintritt: 14.–. Bitte um<br />

Anmeldung bis jeweils Samstag!<br />

Per E-Mail: sonja.c@gmx.at oder<br />

T. 01/988 98- 214, jeden 3. So<br />

Rosa‘s T<strong>an</strong>zBar. T<strong>an</strong>zvergnügen für<br />

Lesben und Schwule. St<strong>an</strong>dard und<br />

Latein-T<strong>an</strong>z zu ausgesuchten<br />

Lieblingsmelodien<br />

Cheek2Cheek, 8, L<strong>an</strong>ge Gasse 50, 19.00,<br />

UKB: 5,- Euro, RosasT<strong>an</strong>zBar@gmx.at,<br />

www.cheek2cheek.at, jeden 4. So<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30,<br />

T. 0676/787 91 44<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für schwule und lesbische Paare<br />

aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4,<br />

Infos: 0 15 20 / 2 99 11 43,<br />

info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5,<br />

T. 03352/338 55; 7540 Güssing,<br />

Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/67 71 012<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />

T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt,<br />

Joachimstr. 11/2, T. 02682/66 124<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen. Auch muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />

Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17.00-20.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen<br />

und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,<br />

Willibald Hauthalerstr. 12, T. 0662/44 22 55<br />

G<strong>an</strong>zheitliche Beratung zu Wechseljahren,<br />

Brustveränderungen,<br />

Myomen, u.a.m.<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />

kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />

Mo, Do 16.00-19.00; Mi 9.00-12.00<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(1,50 Euro), Hilfe zur<br />

Selbsthilfe und Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />

und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />

Mo-Mi und Fr 9.00-13.00, Do 15.00-19.00<br />

Verhütung für Frauen.<br />

Mit Monika Vucsak<br />

Anm.: Frauengesundheitszentrum,<br />

8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring 3,<br />

T. 0316/83 79 98, 5.– Euro<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Die klassische Kernfamilie, wie es sie überall in Österreich geben k<strong>an</strong>n. Noch etwas ist klassisch: die immer wiederkehrende<br />

Gewalttätigkeit des M<strong>an</strong>nes. Alle Versuche etwas zu ändern scheitern, deshalb ist bei diesem Theaterstück<br />

der Grazer Theatergruppe „Interact“ das Publikum gefragt: Interaktiv k<strong>an</strong>n und soll es auf die Szenen verändernd,<br />

gewaltminimierend einwirken. Benefiz, die herausfordert.<br />

8.12., ab 19.00, Benefiz zugunsten des Vereins Wiener Frauenhäuser mit <strong>an</strong>schließender Diskussion und Buffet zum Auskl<strong>an</strong>g,<br />

Hofstallung im Museumsquartier, 7., Museumsplatz 1, Hof 4, Kartenvorverkauf: Verein Wiener Frauenhäuser, T. 01/485 30 30<br />

(Mo-Fr 9-16.00), Preis: 30,- Euro<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />

Missbrauchserfahrungen in<br />

der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />

5/7, Info: T. 0676/717 29 67<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 01/714 39 39<br />

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!<br />

Tel. Beratung Di 10.00-12.00 u. Do. 14.00-<br />

16.00 unter T. 01/476 15-57 75 sowie<br />

unter fem@aon.at<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster,<br />

Kinder- u. Jugendpsychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 72,<br />

Erstgespräch kostenlos, weitere: 4,- Euro<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />

Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin:<br />

Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin<br />

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />

UKB : 23,- Euro<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15/57 71<br />

Medizinische Sprechstunde für Mädchen<br />

und Frauen mit Essstörungen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />

Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />

Sexualberatung – Was Sie schon<br />

l<strong>an</strong>ge oder gerade jetzt dringend<br />

besprechen wollten. Leitung: Julia<br />

Kastenhuber, Psychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71,<br />

UKB: Euro 10,-/Einzel-oder Paar<br />

dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden<br />

Terézia Mora<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.<br />

Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772<br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />

(Telekabel Wien 92,7), jeden 1. Mo<br />

Di 18.00-19.00<br />

ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.<br />

Von Frauen für Frauen. Von Lesben<br />

für Lesben<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feminist.<br />

Radioprogramm<br />

radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine<br />

zu Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po<br />

– Die Sendung<br />

für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do), La<br />

m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do),<br />

Lourdes (4. Do)<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 Mhz<br />

Fr 16.30-17.30<br />

SPACEfemFM. Frauenradio<br />

Radio FRO, 105 MHz (Linz), jeden 1. u. 3. Fr<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2004</strong> <strong>2005</strong><br />

Foto: Julia Scheierm<strong>an</strong>n<br />

Die in Berlin lebende Ungarin Terézia Mora ist mit<br />

dem Erzählb<strong>an</strong>d „Seltsame Materie“ bek<strong>an</strong>nt geworden.<br />

Sprachgewaltig schildert sie darin das Leben in<br />

ihrem Geburtsort Sopron. 1999 erhielt sie den Ingeborg-Bachm<strong>an</strong>n-Preis.<br />

Nun ist ihr erster Rom<strong>an</strong> erschienen:<br />

„Alle Tage“. Am 14.12. liest sie daraus in der<br />

Alten Schmiede in Wien, am 15.12. im Literaturhaus<br />

Mattersburg.<br />

14.12., 19.00, Alte Schmiede, 1., Schönlaterng.9, T. 01/512 83 29,<br />

www.alteschmiede.at<br />

15.12., 19.00, Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände 2,<br />

Infos: T. 02626/677 10 12<br />

Fr 19.00-20.00<br />

SPACEfemFM Frauenradio<br />

Auf Radio FRO. 105,0 MHz in Linz.<br />

Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />

für Lesben/Frauenforum<br />

radio helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94 MHz,<br />

jeden 1. Fr<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

10.12., 21.00, Wien<br />

Ein Fest für Elfriede Jelinek<br />

Burgtheater, 1., Dr. Karl-Lueger-Ring 2,<br />

T. 01/514 44-4140,<br />

www.burgtheater.at<br />

15./16.1.05, 13.30-16.30, Wien<br />

Fit für den Ball – Survival Training fürs<br />

T<strong>an</strong>zparkett<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstraße 63<br />

(Ecke Straußengasse), Infos und Anmeldung:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at,<br />

UKB: 36 Euro<br />

17.12., ab 19.00, Innsbruck<br />

Feste im Frauencafé: Marokk<strong>an</strong>isches<br />

Fest<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstraße 4, T. 0512/56 47 78<br />

20.12., ab 19.00, Wien<br />

Festabend zum 80. Geburtstag von<br />

Friedericke Mayröcker<br />

Akademietheater, 3., Lisztstraße 1,<br />

T. 01/514 44-4140 ,<br />

www.burgtheater.at<br />

21.1.05, ab 19.00, Innsbruck<br />

Feste im Frauencafé: Buenas Tardes,<br />

Mexiko!<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstraße 4, T. 0512/56 47 78<br />

22.12., 20.30, Wien<br />

Wieder schöne Weihnachten... jedem<br />

eine faire Ch<strong>an</strong>ce. Weihnachtsspecial.<br />

Im Anschluss <strong>an</strong> die Vorstellung,<br />

ab 22.00:Weihnachtsfete<br />

T<strong>an</strong>zquartier Wien, Halle G, 7. Wien,<br />

Museumsplatz 1, T. 01/581 35 91,<br />

www.tqw.at<br />

29.1.05, ab 20.00, Wien<br />

Wiener Regenbogen-Ball<br />

Parkhotel Schönbrunn, 13.,<br />

Hietzinger Hauptstr. 10-20,<br />

Info: www.hosiwien.at/ball, Karten:<br />

Buchh<strong>an</strong>dlung Löwenherz, Café Berg,<br />

Café St<strong>an</strong>dard, Café Willendorf, Ex Equo,<br />

Felixx, Frauencafé, Ginas Weibar, Tiberius,<br />

T<strong>an</strong>zschule St<strong>an</strong>ek und auf www.hosiwien.at<br />

sowie in allen Zweigstellen der<br />

B<strong>an</strong>k Austria-Credit<strong>an</strong>stalt<br />

diverses<br />

bis 10.12.<br />

16 TAGE GEGEN GEWALT <strong>2004</strong>.<br />

Kampagne für die Anerkennung<br />

von Frauenrechten als Menschenrechte<br />

Infos und Ver<strong>an</strong>staltungskalender unter:<br />

www.aoef.at/tage/kalenderframe.htm<br />

1.12., 18.30, Wien<br />

Fackelzug am Welt AIDS Tag.<br />

Treffpunkt: 1., Herbert von Karaj<strong>an</strong> Platz<br />

neben der Staatsoper,<br />

Abmarsch: 19.00<br />

3.12., 20.00, Wien<br />

Das bösze Salonorchester. Mit Annelie<br />

Gahl, Helga Stark, Maria Frod, Burgi<br />

Pichler, Lisbeth Ehn-Moseby u.<br />

M<strong>an</strong>uela Höfler.<br />

Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,<br />

Karten: T.01/249 24 od. im Cafe-Restaur<strong>an</strong>t<br />

Sargfabrik<br />

11.12, 20.00, Wien<br />

BRANDREDEN 1:„Der Großinquisitor“.<br />

Mit Nicola Filipelli in der<br />

Hauptrolle.<br />

Kabelwerk-Bunker, 12. , Oswaldgasse 33,<br />

Karten: T. 01/577 22 65 od. www.hubsikramar.net,<br />

Warme Kleidung, festes Schuhwerk<br />

und eine Taschenlampe<br />

sind nützlich!<br />

aus.schreibung<br />

bis 31.12.<br />

Anthologie-Ausschreibung. Fragestellung:„Wie<br />

wird Begehren, Beziehung,<br />

oder eben bewusst Nicht-<br />

Beziehung, gelebt?“ Gesucht sind<br />

literarische Geschichten.<br />

Texte bitte per e-mail oder/und Briefpost<br />

(auf Datenträger samt Ausdruck) <strong>an</strong><br />

den Verlag. Einsendeschluss: 31. 12. <strong>2004</strong>,<br />

e-mail für genauere Auskünfte und Textzusendungen:frauenverlag@milenaverlag.at<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 2/05: 11.01.05<br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

aus.blick<br />

arbeit<br />

Pilotinnen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im februar<br />

Ein Bericht aus den Lüften – wir befragen Frauen<br />

im Cockpit zu Beruf, Barrieren und Wünschen in<br />

einem (noch) männerdominierten Metier.<br />

thema<br />

Frauenobdachlosigkeit<br />

Nachgereicht – weibliche Wohungslosigkeit führt<br />

oft zu ZweckpartnerInnenschaften. Frauen tauschen<br />

Wohnraum gegen sexuelle Verfügbarkeit.<br />

k ultur<br />

IG Kultur Vorarlberg<br />

In einem Maßnahmenkatalog zeigen Vorarlbergs<br />

Kulturschaffende Defizite der Kulturförderung auf<br />

und fordern politische Lösungen ein.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Averroes<br />

Leporello<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Yellow<br />

Auhof<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Paracelsus<br />

Leykam<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

10701<br />

080<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

4040<br />

4600<br />

5020<br />

8010<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 20<br />

Liechtensteinstr. 17<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Garnisongasse 7<br />

Altenbergerstr. 40<br />

Dragonerstr. 22<br />

Steingasse 47<br />

Stempfergasse 3

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