Juni 2007 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>06/<strong>2007</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni<br />
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />
politik<br />
FairFuck<br />
Sexarbeiterinnen fordern rechte<br />
thema<br />
FilmFest<br />
Queere Filmfestivals allerorten
auf.takt<br />
Es ist Feiertag. Aber Produktionswoche. Das<br />
Ladyfest ist in der Stadt und übermorgen sollen<br />
die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ihr Projekt „You c<strong>an</strong> Feminism“ bei<br />
SOHO in Ottakring mit einer Radical Cheerleading-Perform<strong>an</strong>ce<br />
eröffnen. Für die es noch keine<br />
Pom-Poms gibt. Und auch noch nicht genug Tänzerinnen.<br />
Und die paar, die sich bis jetzt gefunden<br />
haben, können die komplizierte Schrittfolge noch<br />
nicht. Vom Text gar nicht zu reden.<br />
Saskya liegt mit einer schlimmen Nierenbeckenentzündung<br />
– die sie tagel<strong>an</strong>g für einen<br />
beim Kampf mit einem geplatzten Fahrradschlauch<br />
zugezogenen Hexenschuss gehalten<br />
hatte – im Bett. Und fehlt g<strong>an</strong>z fürchterlich. Mit<br />
ihr auch noch nahezu alle Fotos fürs Heft. Von<br />
Bergen unbe<strong>an</strong>tworteter Mails und unredigierter<br />
Texte gar nicht zu reden.<br />
Außerdem ist schon wieder in die Redaktion<br />
eingebrochen worden, zum zweiten Mal in wenigen<br />
Monaten. Spurensicherung und Schlüsseldienst<br />
schwächten die stark dezimierten Arbeitskräfte<br />
zusätzlich. Haselnüsse und Dönerfleisch<br />
auch. Miri, die Praktik<strong>an</strong>tin, leidet nach Kebabverzehr<br />
<strong>an</strong> einer Lebensmittelvergiftung. Katharina,<br />
die ihren Feiertag pflichtbewusst opfern wollte,<br />
um einzuspringen, verbringt ihn nun stattdessen<br />
im Kr<strong>an</strong>kenhaus. Die Nüsse haben einen allergischen<br />
Schock ausgelöst. Er ist glücklich überwunden,<br />
aber mit juckenden Ohren und geschwollen<br />
Augen ist <strong>an</strong> Korrekturlesen natürlich nicht zu<br />
denken.<br />
Übrig sind Irmi und Lea. Die auch geschwollene<br />
Augen haben. Vom Durcharbeiten. Aber<br />
auch von der Ladyfest-Sexparty letzte Nacht. Sie<br />
wollten aus Recherchegründen für das gepl<strong>an</strong>te<br />
Sexthema in der nächsten Ausgabe hin. Und sind<br />
in Darkroom und Folterkammer gel<strong>an</strong>det. Und da<br />
so schnell nicht wieder rausgekommen. Und<br />
müssen die Berge nun alleine bewältigen.<br />
Vom Radical Cheerleading gar nicht zu<br />
reden.<br />
Eure Redakteurinnen<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
...und zum Dritten!<br />
„Ab dem Dritten wird es einfacher“: Kinder kriegen<br />
sex.arbeit<br />
Stolz und Vorurteil<br />
Mit Schirm, wenn Charme nicht hilft: SexarbeiterInnen kämpfen<br />
ö sterreich.armut<br />
Armut wird gemacht<br />
Die alte Geschichte: Frauen sind ärmer, auch in Österreich<br />
vaterrechts.bewegung<br />
In Nomine Patris<br />
Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Happy, funny, geil und steil!<br />
Die Regenbogenparade: Kommerzscheiß oder super Sache?<br />
film.festivals<br />
Jetzt in den europäischen Kinos<br />
Queer, lesbischwul, musikalisch, türkisch … Filme für alle<br />
forum.wissenschaft<br />
Der durchschnittliche User<br />
Aus der Traum, Frau Haraway: Technik hat ein Geschlecht<br />
küchen.hilfe<br />
Aschenbrödel<br />
Walraff wider Willen im härtesten Job des Lebens<br />
prekarisierungs.prozesse<br />
Entsichert<br />
Weibliche Prekarisierung braucht feministische Gegenstrategien<br />
prinzessinnen.bad<br />
Ich komm’ aus Kreuzberg<br />
Die Filmemacherin Bettina Blümner spricht über Berliner Mädchen<br />
kunst.regeln<br />
Not For You<br />
Die Chicks On Speed sind Superstars. Wie konnte es dazu kommen?<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Lieder für jede Witterung<br />
Frühjahrsalben: Von heißem Lesbenpop zu lauer Mel<strong>an</strong>cholie<br />
lese.zeichen<br />
Zwielicht<br />
Momente der Prostitution, unterschiedlich beleuchtet<br />
ge.sehen<br />
Verwickelte Verarbeitung<br />
Das Theaterstück „Die Troerinnen” erzählt von den „Trostfrauen”<br />
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<strong>an</strong>. uns<br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />
Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya<br />
Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />
Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination),<br />
Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude<br />
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Beatrice Achaleke, Doris Allhutter,<br />
Andrea Auerbach/AndA, Karin Eckert/keck, Anita Heiliger,<br />
Gabi Horak/GaH, Miriam Kollm<strong>an</strong>n/miri, Helga P<strong>an</strong>kratz,,<br />
Stef<strong>an</strong>ie Schlüter, Judith Schoßböck, Elena Stöhr, Sarah<br />
Stutte, Michèle Thoma/MiT, Bärbel Traunsteiner<br />
<strong>an</strong>.sage: Marty Huber und Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
neu.l<strong>an</strong>d Beatrice Achaleke<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Jenny Unger<br />
ge.sehen: Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl<br />
plus.minus: Eva Steinheimer<br />
Cartoon: Mel<strong>an</strong>ie Letschnig<br />
Unsere Werbung: id:dev, identity development<br />
Cover: Miriam Kollm<strong>an</strong>n<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Ute Bock, Filmmuseum, Svenja Häfner,<br />
identities, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln,<br />
Jens Kastner, Miriam Kollm<strong>an</strong>n, Kunsthausforum<br />
Bern, Pink Apple, Polyfilm, Anna Rauchenberger,<br />
Schauspielhaus, Christina Schröder, Schwarze Frauen<br />
Community, Stef<strong>an</strong>ie Seibold, Eva Steinheimer, Türkisches<br />
FrauenFilmFestival, Irmi Wutscher, Zoom Medienfabrik<br />
Layout: Lea Susemichel<br />
Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
ISSN 1993-3002<br />
Fo t o : J e n s Ka s t n e r<br />
I n 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> i n Neapel<br />
Liebe <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen,<br />
Beim Verweilen auf der sehr vergnüglichen<br />
Humorstrecke erinnerte<br />
ich mich <strong>an</strong> verg<strong>an</strong>gene Zeiten.<br />
Recht lustig mag es beim Verfassen<br />
der abgelichteten Anzeige zugeg<strong>an</strong>gen<br />
sein (s. unten). Ironie und Selbstironie<br />
wirken hier sehr befreiend.<br />
Leider verstarb „Die schwarze Botin“<br />
gut zwei Jahre später.<br />
Doch die in so vieler Hinsicht über-<br />
zeugenden <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> nähren eine<br />
Hoffnung: Die Töchter fechten’s besser<br />
aus! Die Literaturwissenschaftlerin<br />
D<strong>an</strong>iela Strigl erläuterte kürzlich<br />
in Hamburg, dass, <strong>an</strong>ders als in der<br />
Literatur Deutschl<strong>an</strong>ds, in Österreichs<br />
Humor eher „über B<strong>an</strong>de“ gespielt<br />
würde. Sehr schön.<br />
Eine nie versiegende Humorquelle<br />
wünscht Euch,<br />
Themis Lorenzen, Hamburg<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:
Svenja Häfner<br />
... und zum Dritten!<br />
Unlängst kam es zu folgendem Dialog: Frau A:„Wie<br />
viele Kinder haben Sie denn?“ Frau B:„Zwei.“ Frau A:<br />
„G<strong>an</strong>z schön stressig, nicht wahr? Als ich mein zweites<br />
bekam, empf<strong>an</strong>d ich das auch als sehr stressig.<br />
Mit dem dritten wurde es d<strong>an</strong>n viel einfacher.“ Frau<br />
B:„Einfacher? Wieso?“ Frau A:„Mit zwei Kindern war ich immer<br />
noch hin und her gerissen zwischen meinem Beruf und<br />
den Kindern, mit drei hat sich die Sache d<strong>an</strong>n erledigt. Da<br />
war g<strong>an</strong>z klar, dass ich mich nur noch um Haushalt und Kinder<br />
kümmere.“<br />
Ich fühle mich verst<strong>an</strong>den, möchte am liebsten gleich<br />
noch ein drittes Kind, damit ich endlich zufriedener werde;<br />
denn Kinder – seien es d<strong>an</strong>n auch drei – und Haushalt allein,<br />
das wird sich doch hoffentlich packen lassen. Meinen beruflichen<br />
Ehrgeiz k<strong>an</strong>n ich ja für ein paar Jahre hint<strong>an</strong>stellen.<br />
D<strong>an</strong>n brauche ich nicht mehr auf den Mittagsschlaf meiner<br />
Jüngsten zu warten (wenn er denn d<strong>an</strong>n kommt), um endlich<br />
mal zügig meiner bezahlten Arbeit nachzugehen oder um<br />
was <strong>an</strong>deres zu lesen als das Titelblatt der Tageszeitung. Es<br />
plagt mich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich am<br />
Abend meinen intellektuellen Horizont bei der Millionenshow<br />
erweitere, <strong>an</strong>statt mich meinem Studium zu widmen,<br />
weil ich nach einem Kindertag am Abend zu keiner größeren<br />
geistigen Tätigkeit mehr fähig bin. Aber ich habe ja nun die<br />
wichtige Aufgabe, mich um drei Kinder zu kümmern. Und<br />
überhaupt soll das Image der „nur“ Hausfrau in der Öffentlichkeit<br />
wieder aufgewertet werden. Als Familienm<strong>an</strong>agerin<br />
werde ich nun den Besen schwingen, die Windeln wechseln,<br />
<strong>an</strong>ziehen, baden, Spielsachen und sonstigen Dreck wegräumen,<br />
Einkaufen gehen, Essen zubereiten, ein Freizeitprogramm<br />
erarbeiten, mir die Endlosgeschichten meiner Tochter<br />
<strong>an</strong>hören, zehnmal am Tag Mutter-Vater-Kind spielen (bin ich<br />
nicht eh schon die Mutter?) oder Geschichten von Cinderella<br />
und Arielle vorlesen, die einfach gähnend l<strong>an</strong>gweilig sind.<br />
Nicht zu vergessen, dass meine wertvolle Arbeit mit den<br />
Kleinsten auch noch bezahlt wird. 14,53 Euro Kinderbetreuungsgeld<br />
am Tag die ersten zweieinhalb Jahre. Das sind bei<br />
diesem zwölf Stunden Job (unter der Voraussetzung, dass die<br />
Kinder die restlichen zwölf Stunden schlafen) ein Stundenlohn<br />
von 1,21 Euro. Doch ich leiste eine für die Gesellschaft<br />
wichtige Arbeit, da soll es mir auf einen Euro mehr oder weniger<br />
nicht <strong>an</strong>kommen. Meine Kinder werden mir meine Aufopferung<br />
hoffentlich eines Tages d<strong>an</strong>ken.<br />
Doch leider muss ich feststellen, dass mich nur Haushalt<br />
und Kinderversorgen nerven, mich zeitweise (zum Glück)<br />
eher aggressiv als depressiv machen und ungeheuer <strong>an</strong> meinem<br />
Selbstwertgefühl nagen. Ich will mehr und vor allem<br />
will ich fin<strong>an</strong>zielle Unabhängigkeit durch einen gut bezahlten<br />
Job und das mit Kindern. Und ich will, dass dies in unserer<br />
Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit ist und nicht<br />
mehr in Frage gestellt wird.<br />
Noch ist es nicht soweit. Allerdings wird die Ressource<br />
„Mutter“ von Politik und Wirtschaft wieder mal kräftig umworben.<br />
Es geht darum, der Gebärunlust vieler Frauen entgegenzuwirken<br />
und die gut ausgebildeten und hochqualifizierten<br />
weiblichen Arbeitskräfte der Wirtschaft zu erhalten. Ein<br />
Zauberwort hierbei ist die so gen<strong>an</strong>nte „Wahlfreiheit“. Frauen<br />
sollen sich entscheiden können, ob sie ihre Kinder selber<br />
zu Hause betreuen und dafür eine Zeit l<strong>an</strong>g aus ihrem Beruf<br />
aussteigen oder sie während ihrer Arbeitszeit in eine Fremdbetreuung<br />
geben. Die Politik will sich bemühen, hierfür die<br />
nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Eher beiläufig<br />
wird in dieser Diskussion darauf hingewiesen, dass eine zu<br />
l<strong>an</strong>ge Babypause den beruflichen Wiedereinstieg erschwert<br />
und die Frauen mit einigen Nachteilen rechnen müssen.<br />
Dass diese Nachteile oftmals aus schlechter Bezahlung und<br />
einer nicht ihrer Ausbildung entsprechenden Tätigkeit bestehen,<br />
wenn sie denn einen Job finden, kommt dabei kaum rüber.<br />
Nicht zu vergessen, dass die Frauen in fin<strong>an</strong>zielle Abhängigkeit<br />
vom Partner kommen, die der Forderung nach Gleichberechtigung<br />
zwischen den Geschlechtern nun völlig entgegenläuft.<br />
Also kein drittes Kind? Oder doch? Es gibt Momente, wie<br />
heute, wenn draußen die Sonne scheint, ich in Ruhe am Computer<br />
sitze und schreibe, die Kleine neben mir Selbstgespräche<br />
führt, meine Große im Vorbeigehen meint:„Mama,<br />
ich lieb dich!“ und mein Freund die Kinderwäsche aussortiert,<br />
wo mir die g<strong>an</strong>ze Diskussion um die Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie am Arsch vorbeigeht und ich denke: Ein<br />
Drittes packen wir auch noch. ❚<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich <strong>an</strong>.riss<br />
Fo t o : w w w. f ra u b o c k . at<br />
flüchtlingshilfe<br />
Bock auf Bier reloaded<br />
Bier trinken macht wieder Sinn: Die erfolgreiche „Bock auf Bier“-Kampagne<br />
von 2003 wird fortgesetzt. In 73 Wiener Lokalen fließen wieder zehn<br />
Cent pro Bier <strong>an</strong> das Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Das Projekt der Ute<br />
Bock wird vor allem durch private Spendengelder, SponsorInnen und<br />
Preisgelder fin<strong>an</strong>ziert. Das Team kümmert sich um AsylwerberInnen, die<br />
sonst allein gelassen wären: Es werden Wohnungen org<strong>an</strong>isiert, Beratung<br />
und psychologische Betreuung sowie Deutsch- und EDV-Kurse. „In<br />
Österreich müssen Flüchtlinge jahrel<strong>an</strong>g auf den Ausg<strong>an</strong>g ihres Asylverfahrens<br />
warten. Sie dürfen nicht arbeiten, erhalten wenig oder gar kein<br />
Geld vom Staat und haben in vielen Fällen nicht einmal eine Unterkunft<br />
oder eine Kr<strong>an</strong>kenversicherung – und das in einem der reichsten Länder<br />
der Welt“, sagt Ute Bock. Ihr Flüchtlingsprojekt wurde schon mehrfach<br />
ausgezeichnet, u. a. mit dem UNHCR-Flüchtlingspreis (2000), dem Bruno-Kreisky-Preis<br />
für Menschenrechte (2002) und dem Dr. Karl-Renner-<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
„Gender Ice Creaming“<br />
Unter diesem Motto bringt der Konzern<br />
Unilever ein Bubeneis mit Frisbee und ein<br />
Mädcheneis mit Glitzerschminke auf den<br />
Markt. Auf diese tolle Marketingidee brachte<br />
den Konzern eine Auftragsstudie, die<br />
wieder einmal „beweist“, dass Mädchen<br />
und Buben g<strong>an</strong>z verschieden sind, weil erstens<br />
ihre Gehirne unterschiedlich funktionieren<br />
(!) und sie zweitens von ihrer Umwelt<br />
in ihrem Rollenverhalten geprägt werden.<br />
Was schließt also so ein Konzern daraus?<br />
Klischeeproduktlinien müssen her!<br />
Wär’ doch gelacht, wenn sich da nicht ein<br />
paar Machos und Tussis als KonsumentInnen<br />
für morgen konstruieren ließen!<br />
hungern<br />
Appetitzügler<br />
Zwischen all den Muttertagsberichten, in denen<br />
Mütter beteuern, wie sie nicht allen Unbill<br />
des Lebens vergessen, sobald sie ihres geliebten<br />
Nachwuchses <strong>an</strong>sichtig werden, f<strong>an</strong>d sich<br />
in der Zeitung Österreich auch noch ein wenig<br />
Platz für gewichtigere Themen. Nämlich, wie<br />
schaffe ich es, innerhalb von wenigen Tagen<br />
wieder in mein „kleines Schwarzes“ zu passen?<br />
Die Rat<strong>schläge</strong> dazu altbek<strong>an</strong>nt: nix essen,<br />
viel bewegen. Doch d<strong>an</strong>n der Geheimtipp:<br />
Appetitzügler aus der Apotheke! Ziemlich unglaublich,<br />
was mittlerweile als völlig „normaler“<br />
Abnehmtipp durchgeht, galt vor kurzem<br />
noch als Indiz für eine Essstörung. –<br />
Preis (2003). Spendengelder in jeder Höhe werden dringend benötigt:<br />
Verein Ute Bock, BLZ 57000 (Hypo Tirol B<strong>an</strong>k), Kontonr. 520 110 174 99.<br />
Oder online spenden unter: https://www.e-spende.at/fraubock GaH<br />
Liste der Bock auf Bier-Lokale unter: www.fraubock.at/bockaufbier<br />
frauenbericht<br />
Frauenbericht 2010<br />
Seit 1975 wurde alle zehn Jahre ein umfassender Bericht über die Situation<br />
von Frauen in Österreich vom Frauenministerium/Bundesk<strong>an</strong>zleramt<br />
erstellt. Im Jahr 2005 wäre wieder ein Frauenbericht fällig gewesen,<br />
Gesundheitsministerin Rauch-Kallat hat ihn jedoch nie in Auftrag gegeben,<br />
mit dem Argument, das wäre zu teuer und das Frauenberichtswesen<br />
werde neu org<strong>an</strong>isiert. Die neue Frauenministerin Doris Bures hat<br />
nun einen großen Frauenbericht für 2010 – nach 15 Jahren Pause – <strong>an</strong>gekündigt.<br />
Die wissenschaftliche Studie dazu werde im Herbst ausgeschrieben.<br />
Ein Kapitel soll speziell die soziale und wirtschaftliche Situation<br />
von Migr<strong>an</strong>tInnen beh<strong>an</strong>deln. GaH<br />
www.frauen.bka.gv.at<br />
wien<br />
Infokampagne der Frauenhäuser<br />
Ständig steigende Beratungszahlen zeigen, dass der Bedarf <strong>an</strong> Schutzräumen<br />
für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder groß ist. Der Verein<br />
Wiener Frauenhäuser betreibt vier Frauenhäuser in der Bundeshauptstadt<br />
mit insgesamt 164 Wohnplätzen, außerdem eine ambul<strong>an</strong>te<br />
Beratungsstelle und ein Notruftelefon. 2006 nahmen 565 Frauen und<br />
fast ebenso viele Kinder Hilfe in Anspruch, telefonisch gingen 4.000<br />
Notrufe ein. Um die vielen Betroffenen, die noch nicht den Weg aus der<br />
hetzen<br />
Nachzügler<br />
Wieder einmal Songcontest. Nun k<strong>an</strong>n eine<br />
über diese Ver<strong>an</strong>staltung denken, wie sie will,<br />
aber was sich da einige Songcontest-„Spezialisten“<br />
in der Aftershow-Sendung auf ARD <strong>an</strong><br />
Entgleisungen geleistet haben, ist <strong>an</strong> Peinlichkeit<br />
nicht mehr zu überbieten. Nachdem<br />
der deutsche Chauvi-K<strong>an</strong>didat nur auf den<br />
letzten Plätzen herumgrundelte, musste <strong>an</strong>ders<br />
Dampf abgelassen werden, also machten<br />
sich die versammelten schwulen Aushängepromis<br />
des deutschen Fernsehens ausgiebig<br />
über die serbische Wettbewerbssiegerin<br />
Marija Serifovic als „kleine, dickliche Lesbe<br />
mit Brillen“ lustig. –
Gewaltspirale gefunden haben, über das Angebot der Frauenhäuser<br />
zu informieren, startet der Verein eine neue Infokampagne mit Kinound<br />
Fernsehspots. Bei der Präsentation meinte Geschäftsführerin<br />
Andrea Brem:„Es muss sichergestellt sein, dass Frauen, die Opfer von<br />
Gewalt sind, auch den Weg zu uns finden.“ Die Wiener Frauenstadträtin<br />
S<strong>an</strong>dra Frauenberger forderte bei der Gelegenheit außerdem,<br />
dass das Aufenthaltsrecht von Migr<strong>an</strong>tinnen nicht länger <strong>an</strong> das des<br />
Ehem<strong>an</strong>nes gekoppelt sein dürfe. GaH<br />
Notruf: 05 77 22, Beratungsstellen: 01/512 38 39, www.frauenhaeuser-wien.at (Kinospot ist online <strong>an</strong>zusehen)<br />
nachruf<br />
Adieu Agnes!<br />
Am 14. April <strong>2007</strong> verstarb eine der sicherlich mutigsten Persönlichkeiten<br />
der jüngeren Geschichte, die Widerst<strong>an</strong>dskämpferin Agnes Primocic.<br />
Sie wurde 102 Jahre alt. Die 1905 in Hallein geborene Frau musste<br />
schon ab ihrem 16. Lebensjahr ihren Unterhalt in einer Zigarrenfabrik<br />
verdienen, bereits mit 25 Jahren setzte sie sich als Gewerkschafterin<br />
und Betriebsrätin für faire Arbeitsbedingungen im Betrieb ein.<br />
Während der NS-Zeit wurde Primocic wegen ihres politischen Engagements<br />
mehrmals von der Gestapo festgenommen. Trotzdem unterstützte<br />
sie weiterhin aktiv diverse Widerst<strong>an</strong>dsgruppen. Unmittelbar<br />
vor Kriegsende rettete sie 17 KZ-InsassInnen in Hallein das Leben, indem<br />
sie den Lagerkomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten mit dem Einmarsch der US-amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Truppen unter Druck setzte. Nach 1945 war sie als L<strong>an</strong>dessekretärin<br />
der KPÖ Salzburg tätig. Ab den 1980er Jahren ging die damals<br />
schon 75-Jährige in die Schulen, um über ihre Erlebnisse zu berichten<br />
und um die Erinnerungen <strong>an</strong> diese Zeit nicht verloren gehen zu lassen.<br />
Anders als viele hat sie nicht vor den Verbrechen der Nazis die Augen<br />
verschlossen, spät wurde sie dafür auch von öffentlicher Seite geehrt.<br />
Ihre Lebenserinnerungen sind in dem Buch „Nicht stillhalten, wenn<br />
Unrecht geschieht“ festgehalten. AndA<br />
abtreibungen<br />
Unterschriften für „Schutzzone“<br />
Eine Gruppe feministischer AkteurInnen (Frauenprojekte und einzelne<br />
Frauen), die sich im Rahmen der FrauenFrühlingsUni gefunden hat,<br />
hat Lippenbekenntnisse von PolitikerInnen satt, denn „<strong>an</strong>getastet werden<br />
die noch immer mehr als unbefriedigenden Umstände, unter welchen<br />
Frauen hierzul<strong>an</strong>de ungewollte Schw<strong>an</strong>gerschaften abbrechen<br />
müssen, jedoch nicht“. Deshalb hat der Zusammenschluss bek<strong>an</strong>nte<br />
Forderungen formuliert, die jede Frau mit ihrer Unterschrift auf Papier<br />
oder online unterstützen k<strong>an</strong>n. Die AkteurInnen hoffen auf „Massen<br />
von Unterschriften“, um so Druck auf politische EntscheidungsträgerInnen<br />
ausüben zu können. Die Forderungen: Einführung von Schutzzonen<br />
vor Abtreibungskliniken, Ver<strong>an</strong>kerung des Selbstbestimmungsrechtes<br />
der Frauen über ihre Gebärfähigkeit in der Verfassung, freier<br />
Zug<strong>an</strong>g zu Verhütung und <strong>an</strong>derer Mittel und Einrichtungen zur Familienpl<strong>an</strong>ung,<br />
Kostenübernahme durch öffentliche H<strong>an</strong>d, und nicht zuletzt:<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch! Die<br />
eigens dafür eingerichtete Homepage lautet www.schutzzone.at.tf.<br />
„Wir hoffen auf eure Solidarität, auf bundesweite Verbreitung der Forderungen<br />
und Verlinkungen auf euren Webseiten.“ GaH<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz sprach mit Ute Stutzig, der neuen Obfrau<br />
der HOSI Wien<br />
Feminismus ist eine Lebensmaxime<br />
Ute, du bist Magistra. In welchem Fach? Mit welchem Diplomarbeitsthema?<br />
Ich habe Soziologie <strong>an</strong> der Uni Wien studiert. Die Diplomarbeit beh<strong>an</strong>delte<br />
die Rolle und Bedeutung der Frau im Männerbund.<br />
Wie kamst du zur HOSI?<br />
2002 im Zuge der Lesben- und Schwulenforschung bei Gudrun Hauer.<br />
Wir arbeiteten <strong>an</strong> einem auch die HOSI betreffenden Thema.<br />
Was war für dich seither das sp<strong>an</strong>nendste Erlebnis im Verein?<br />
Die Herausforderung, sich für Menschenrechte einsetzen zu dürfen<br />
und zu erleben, wie in Österreich Politik gemacht wird und wo welche<br />
Kräfte wirken.<br />
Bist du ein politischer Mensch?<br />
Ich bin nicht parteipolitisch, kein Parteimitglied. Mich interessieren<br />
soziale Zusammenhänge und gesellschaftlicher W<strong>an</strong>del. Mir sind gesellschaftspolitisches<br />
Engagement und Mitgestaltung, persönliche<br />
Freiheit und Autonomie sehr wichtig.<br />
Was bedeutet Feminismus für dich? Und welchen Stellenwert hat er in<br />
deinem Engagement in der LBST-Bewegung?<br />
Feminismus ist eine Lebensmaxime und bedeutet für mich die absolute<br />
Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. In der Bewegung<br />
bedeutet das, die vor allem medial forcierte Zentrierung auf den<br />
M<strong>an</strong>n, die Fixierung auf das männliche Geschlecht aufzubrechen und<br />
für eine verstärkte Sichtbarkeit der Frauen zu sorgen.<br />
Was sind – in Schlagworten – deine wichtigsten Anliegen als Obfrau des<br />
größten und ältesten Homosexuellenvereins Österreichs?<br />
An der Verwirklichung der Gleichberechtigung mitarbeiten und den<br />
politischen Diskurs in G<strong>an</strong>g halten. Themen: Eingetragene Partnerschaft,<br />
Adoption, künstliche Befruchtung. Frauenförderung innerhalb<br />
der HOSI. Die Vernetzung der einzelnen Arbeitsgruppen im Verein fördern.<br />
Du schreibst eine Doktorarbeit: Worüber?<br />
Es wird eine international <strong>an</strong>gelegte, stark empirische Arbeit über<br />
gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern.<br />
Wie wirst du HOSI-Obfrauschaft und Studium unter einen Hut bringen?<br />
Zeit ist Luxus. Zeit für die HOSI nehme ich mir aber g<strong>an</strong>z bewusst.<br />
Außerdem gibt es in der HOSI ein großes kompetentes Team, in dem<br />
Kommunikation und Arbeitsteilung funktionieren.<br />
Mag. a Ute Stutzig ist seit April <strong>2007</strong> Obfrau der HOSI Wien<br />
<strong>an</strong>.riss österreich<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
sex arbeit<br />
1 Die Lesung „Ich bin eine Hure und<br />
stolz darauf. Ansichten über einen Job<br />
ohne Rechte“ f<strong>an</strong>d am 4. Mai <strong>2007</strong>, im<br />
Rahmen der Kampagne „SexarbeiterInnen<br />
haben Lust... auf ihre Rechte!“<br />
im Literaturhaus statt.<br />
Die Texte wurden zusammengestellt<br />
von Barbara Korb und Elisa Heinrich,<br />
mit dramaturgischer Unterstützung<br />
von Genia Enzelberger.<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Stolz und Vorurteil<br />
Sexarbeit legalisieren, gegen Stigmatisierungen von SexarbeiterInnen und für die Rechte<br />
von Migr<strong>an</strong>tInnen kämpfen. Das sind die Ziele der Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust<br />
… auf ihre Rechte“. Von Lea Susemichel<br />
„Wenn hier von Prostitution die<br />
Rede ist, (...) sprechen wir über<br />
Sexarbeit. Wo da der Unterschied<br />
ist? Durch den Begriff<br />
Sexarbeit wird die freiwillige<br />
Entscheidung zur Ausführung sexueller<br />
Dienstleistungen und eine selbstbewusste<br />
Eigendefinition ausgedrückt. (...)<br />
Wir sprechen nicht über so gen<strong>an</strong>nte<br />
Zw<strong>an</strong>gsprostitution. Denn die gibt es<br />
nicht. Denn ohne Einvernehmlichkeit<br />
beider Seiten h<strong>an</strong>delt es sich um erzwungene<br />
Sexualität und damit um<br />
sexualisierte Gewalt.“ Diese Definition<br />
wird bei der Lesung „Ich bin eine Hure<br />
und stolz darauf. Ansichten über einen<br />
Job ohne Rechte“ vorgetragen. Asli<br />
Kislal, Aneta Hristova und Inge Stecher-<br />
Schubert lesen Text-Passagen, die großteils<br />
Aussagen von Sexarbeiterinnen<br />
wiedergeben und von Liedern der kuba-<br />
~<br />
nischen Sängerin Milagros Pinera begleitet<br />
werden. Nicht aber von Statements<br />
Berufsfremder. Die Beschreibung<br />
und Beurteilung des Berufs Sexarbeit<br />
soll jenen überlassen bleiben, die ihn<br />
ausüben.<br />
Der Abend findet im Rahmen der<br />
bundesweiten Kampagne „SexarbeiterInnen<br />
haben Lust … auf ihre Rechte!“<br />
statt, die von LEFÖ – Beratung, Bildung<br />
und Begleitung für Migr<strong>an</strong>tinnen – initiiert<br />
und in Kooperation mit maiz, Zentrum<br />
von und für Migr<strong>an</strong>tinnen, vom 8.<br />
März (Internationaler Frauentag) bis<br />
zum 2. <strong>Juni</strong> (Internationaler Hurentag)<br />
org<strong>an</strong>isiert wird. 1<br />
Auch Maria Cristina Boidi, Koordinatorin<br />
des Vereins LEFÖ, der sich seit<br />
mehr als 13 Jahren auch für die Rechte<br />
von Sexarbeiterinnen einsetzt, legt<br />
ebenfalls großen Wert auf die Unterscheidung<br />
zwischen Frauenh<strong>an</strong>del und<br />
Sexarbeit, dem Erbringen einer Dienstleistung.<br />
Prostitution darf nicht mit sexueller<br />
Gewalt gleichgesetzt werden.<br />
Natürlich sind auch SexarbeiterInnen<br />
immer wieder Opfer männlicher Gewalt,<br />
doch dies ist kein spezifisches, vor<br />
allem die Prostitution betreffendes Faktum.<br />
In Österreich sind etwa zw<strong>an</strong>zig<br />
Ka r e n Ke l l e r u n d Re n at e B i l l e t h m i t J a n i s, Fo t o : E l i s a b e t h S c h o e p e<br />
Irmi unter LEFÖ-Schirm, Foto: Miriam Kollm<strong>an</strong>n
Prozent aller Frauen immer wieder von<br />
Gewalt betroffen. Aber ebenso, wie es<br />
sich bei häuslicher Gewalt eben nicht<br />
um eine „Familien<strong>an</strong>gelegenheit“, sondern<br />
um einen Straftatbest<strong>an</strong>d h<strong>an</strong>delt,<br />
so stellt sie hier ein Sexualdelikt dar.<br />
„Punkt.“<br />
Debatten. Boidi setzt damit den pragmatischen<br />
Schlusspunkt einer Diskussion,<br />
die unter Feministinnen so heftig geführt<br />
wurde wie kaum eine <strong>an</strong>dere. Von<br />
„Freiwilligkeit“ könne bei bestehender<br />
Diskriminierung von Frauen auch auf<br />
dem Arbeitsmarkt keine Rede sein, bei<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung<br />
schon gar nicht,<br />
so ein Argument der Prostitutionsgegnerinnen.<br />
Befürworterinnen hingegen<br />
wollen SexarbeiterInnen von Stigmatisierung<br />
und Opfer-Status befreien und<br />
betrachten die Legalisierung von Sexarbeit<br />
als zentrale Voraussetzung für<br />
sichere und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen.<br />
Beide Positionen führten in Europa<br />
zu konkreten politischen Ergebnissen.<br />
So diente die Abolitionistin Sheila Jeffreys<br />
der schwedischen Regierung bei<br />
der Umsetzung ihres restriktiven Prostitutionsgesetzes<br />
als Beraterin. Die dort<br />
beschlossene Kriminalisierung von Freiern<br />
kommt jedoch letztlich als Bumer<strong>an</strong>g<br />
zu den Frauen zurück, weiß Boidi.<br />
Aber auch in Ländern wie Deutschl<strong>an</strong>d<br />
und Holl<strong>an</strong>d, in denen sich die Befürworterinnen<br />
durchsetzen und eine Legalisierung<br />
erkämpfen konnten, sieht<br />
sie deutlichen Reformbedarf. Denn die<br />
Legalisierung hat die prekäre Situation<br />
von Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit nicht<br />
wesentlich verbessert, KritikerInnen der<br />
Legalisierung sprechen sogar von einer<br />
weiteren Verschlechterung. Boidi sieht<br />
darin nicht das Resultat der Legalisierung,<br />
sondern vielmehr der Nichtberücksichtigung<br />
der spezifischen Situation<br />
von Migr<strong>an</strong>tinnen im Gesetz. In<br />
den europäischen Ländern sind oft<br />
mehr als zwei Drittel der SexarbeiterInnen<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen, weshalb LEFÖ immer<br />
wieder dar<strong>an</strong> erinnert, wie wichtig<br />
es ist, ihre Lage bei Gesetzesentwürfen<br />
von vornherein miteinzubeziehen.<br />
Besonders gefreut hat sich die<br />
LEFÖ-Mitarbeiterin Renate Blum aus<br />
diesem Grund auch über den Vorstoß<br />
von SPÖ-Frauensprecherin Heinisch-Hosek,<br />
die sich nicht nur für die rechtliche<br />
Anerkennung von Sexarbeit, sondern<br />
auch für eine entsprechende Harmonisierung<br />
der für Migr<strong>an</strong>tInnen relev<strong>an</strong>ten<br />
Gesetze ausgesprochen hat.<br />
Erfolg. Insgesamt k<strong>an</strong>n die Kampagne<br />
„Sexarbeiterinnen haben Lust... auf ihre<br />
Rechte“ als Erfolg verbucht werden, resümiert<br />
Blum. Die öffentliche Diskussion<br />
des Themas hat in den verg<strong>an</strong>genen<br />
Monaten deutlich zugenommen<br />
und die Berichterstattung beschränkt<br />
sich dabei nicht auf eine voyeuristische<br />
Reproduktion von Klischees. Die Unterstützung<br />
von Einzelpersonen, NGOs<br />
und Frauenorg<strong>an</strong>isationen ist groß und<br />
auch bei feministischen Gruppen sind<br />
die Forderungen kaum auf Ablehnung<br />
gestoßen. „In Österreich gibt es innerhalb<br />
der Frauenbewegung wenig abolitionistische<br />
Positionen, in südlichen<br />
Ländern wie z. B. Sp<strong>an</strong>ien ist die Lage<br />
weitaus polarisierter“, so Boidi.<br />
Die Ver<strong>an</strong>staltungen der Kampagne<br />
stießen auf großes Interesse und<br />
waren immer außerordentlich gut<br />
besucht. Mit Workshops in Wien und<br />
Oberösterreich, der Präsentation des<br />
Films „Princesas“, dem Forumtheaterstück<br />
„Fair Fuck“ und der Podiumsdiskussion<br />
mit Maria Cristina Boidi, Heide<br />
Schmidt, Birgit Sauer und Steph<strong>an</strong>ie<br />
Klee ist es zudem gelungen, immer<br />
wieder <strong>an</strong>dere Zielgruppen zu erreichen.<br />
Erfreulicherweise auch viele Sexarbeiterinnen<br />
selbst, die sich rege <strong>an</strong><br />
den Debatten beteiligt haben und dadurch<br />
das wichtigste Ziel von LEFÖ mitverfolgen:<br />
Die Selbstorg<strong>an</strong>isation der<br />
Frauen, damit sie aktiv für ihre Rechte<br />
eintreten können.<br />
Schizophren. Ein wichtiges Ziel der Kampagne<br />
ist es,„die Schizophrenie“ der Situation<br />
in Österreich deutlich zu machen.<br />
Sexarbeit ist zwar sittenwidrig,<br />
versteuert werden muss das daraus erworbene<br />
Einkommen dennoch. Und obwohl<br />
Prostitution in Österreich seit 1975<br />
nicht mehr strafbar ist, wird sie durch<br />
unzählige Bestimmungen streng kontrolliert.<br />
SexarbeiterInnen müssen sich<br />
wöchentlich einer amtsärztlichen Untersuchung<br />
unterziehen. Das Prostitutionsgesetz<br />
ist Sache der Bundesländer<br />
und die Rechtslage variiert entsprechend<br />
stark. Darüber hinaus sind in der<br />
Prostitution arbeitende Personen aber<br />
auch von Bundesgesetzen betroffen,<br />
neben dem Einkommensteuergesetz<br />
etwa vom Ausländerbeschäftigungsund<br />
Fremdengesetz. Durch das Inkrafttreten<br />
des neuen Niederlassungs- und<br />
Aufenthaltsgesetzes (NAG) haben viele<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit Arbeitsund<br />
Aufenthaltsrecht verloren. Ein<br />
Neu<strong>an</strong>trag ihres befristeten Visums<br />
muss nun vom Ausl<strong>an</strong>d aus gestellt<br />
werden. Dringend geboten ist außer<br />
der Amnestie der von NAG 2005 Illegalisierten<br />
deshalb auch eine Niederlassungsmöglichkeit<br />
für migr<strong>an</strong>tische<br />
SexarbeiterInnen.<br />
Le n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />
Diskriminierungen. Die Forderung der<br />
Kampagne nach Gleichstellung der Prostitution<br />
mit <strong>an</strong>deren Erwerbstätigkeiten<br />
betrifft nicht nur die Legalisierung,<br />
sondern auch den Schutz vor Diskriminierung.<br />
Geltendes Vertragsrecht würde<br />
es nicht nur möglich machen, gegen<br />
nicht zahlende Kunden vorzugehen,<br />
sondern auch <strong>an</strong>dere Vertragsverletzungen<br />
– etwa die Nötigung zu sexuellen<br />
H<strong>an</strong>dlungen, die nicht Teil der Vereinbarung<br />
sind – zu ahnden. „Wenn sich<br />
eine mal traut zur Polizei zu gehen,<br />
d<strong>an</strong>n heißt’s nur: Berufsrisiko“, wird die<br />
gegenwärtige Situation bei der Lesung<br />
im Literaturhaus beschrieben.<br />
Diskriminiert werden die Frauen<br />
aber nicht allein durch diese Ungleichbeh<strong>an</strong>dlungen:„Ich<br />
würde gerne, wenn<br />
ich am Weg zur Arbeit meinen Nachbarn<br />
am G<strong>an</strong>g treffe, einfach sagen<br />
können, dass ich zur Arbeit gehe. Ohne<br />
mir irgendwelche Geschichten ausdenken<br />
zu müssen, wo ich um diese Uhrzeit<br />
hingehe. Ohne dass mich jem<strong>an</strong>d deswegen<br />
blöd <strong>an</strong>schaut.“ Oft sei gar nicht<br />
die Arbeit selbst qualvoll, sondern der<br />
Umg<strong>an</strong>g der <strong>an</strong>deren damit. Das k<strong>an</strong>n<br />
die Ächtung im Wohnviertel oder der<br />
Ausschluss der Kinder aus ihrem Freundeskreis<br />
sein, wenn bek<strong>an</strong>nt wird, welchen<br />
Job die Mutter hat, aber auch die<br />
mitleidsvolle Dist<strong>an</strong>zierung vom armen<br />
Opfer patriarchaler Gewaltverhältnisse,<br />
mit der FeministInnen mitunter die Betroffenen<br />
entwürdigen.<br />
Am Internationalen Hurentag wird<br />
die Kampagne mit einem hoffentlich<br />
Aufsehen erregenden, festlichen<br />
Schlussakt beendet. Gestartet wurde<br />
sie g<strong>an</strong>z bewusst am Internationalen<br />
Frauentag: Um deutlich zu machen,<br />
dass Sexarbeiterinnenrechte Frauenrechte<br />
sind. ❚<br />
www.lustaufrechte.at<br />
www.lefoe.at<br />
www.maiz.at<br />
sex arbeit<br />
M<strong>an</strong>ifest der europäischen<br />
SexarbeiterInnen:<br />
www.sexworkeurope.org/site/<br />
images/<strong>PDF</strong>s/m<strong>an</strong>ifest_de.pdf<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
österreich armut<br />
www.armutskonferenz.at<br />
www.bmsk.gv.at<br />
(Fachbereich Soziales/Sozialpolitik)<br />
1 „Soziale Eingliederung“ bezeichnet<br />
den Prozess, durch den gewährleistet<br />
wird, dass von Armut und sozialer<br />
Ausgrenzung bedrohte Personen<br />
Ch<strong>an</strong>cen und Mittel erhalten, um am<br />
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />
Geschehen voll teilzunehmen<br />
und den Lebensst<strong>an</strong>dard zu genießen,<br />
der in der Gesellschaft in der<br />
sie leben, als normal gilt.<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Armut wird gemacht<br />
Aktuelle Zahlen zur Armut in Österreich erzählen die bek<strong>an</strong>nte Geschichte: Armut ist<br />
weiblich. Wirkungsvolle Armutsbekämpfung kommt nur l<strong>an</strong>gsam ins Rollen, m<strong>an</strong>chmal<br />
wird die Armut sogar per Gesetz verordnet. Von Gabi Horak<br />
Zu alt, zu unerfahren, zu l<strong>an</strong>ge<br />
Kinderpausen, zu unflexibel<br />
durch die Kinder – die Liste der<br />
<strong>an</strong>geblichen Gründe, warum<br />
Frauen am Arbeitsmarkt weniger<br />
Ch<strong>an</strong>cen haben, ist l<strong>an</strong>g. Gerade<br />
Alleinerzieherinnen, Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />
Frauen mit mehreren Kindern tun sich<br />
bei der Arbeitssuche sehr schwer. Dabei<br />
sind Erwerbstätigkeit und die Höhe des<br />
Verdienstes die wichtigsten Kriterien<br />
bei der Bekämpfung von Armut. Kein<br />
Wunder also, dass Armut auch hierzul<strong>an</strong>de<br />
ein überwiegend weibliches Phänomen<br />
ist.<br />
„Ich kenne Frauen, die nach Abzug<br />
der Fixkosten wie Strom und Miete für<br />
sich und die zwei Kinder hundert Euro<br />
im Monat für alles <strong>an</strong>dere Wichtige wie<br />
Lebensmittel zur Verfügung haben“, erzählt<br />
die Alleinerzieherin Sylvia Hiptmair.<br />
Gemeinsam mit <strong>an</strong>deren Betroffenen<br />
aus Österreich, Menschen mit Behinderungen,<br />
Obdachlosen, Erwerbsarbeitslosen<br />
und Migr<strong>an</strong>tInnen, flog sie<br />
Anf<strong>an</strong>g Mai nach Brüssel zur europaweiten<br />
Vernetzung von Menschen mit<br />
Armutserfahrungen. Vor dem Abflug<br />
am Wiener Flughafen wurde noch ein<br />
kurzes Treffen mit Österreichs Sozialminister<br />
Erwin Buchinger (SPÖ), der gerade<br />
gel<strong>an</strong>det war, eingeschoben. Der Sozialminister<br />
hörte sich die Probleme<br />
und Forderungen zumindest <strong>an</strong>.<br />
Fotos: KIK<br />
Fotos: Jens Kastner<br />
Armut per Gesetz. Sylvia Hiptmair forderte<br />
mehr Respekt und Verständnis für Arbeitssuchende<br />
mit Kinderbetreuungspflichten,<br />
etwa Betreuungsplätze<br />
während der Jobsuche oder AMS-Kursen.<br />
Ein <strong>an</strong>derer Appell <strong>an</strong> den Sozialminister<br />
kam von der Asylwerberin Ljubov<br />
Kortschikova:„Ich möchte Sie bitten,<br />
Ihren Einfluss geltend zu machen, dass<br />
aus Familien nicht per Gesetz Sozialfälle<br />
gemacht werden.“<br />
Ljubov Kortschikova lebt seit mehr<br />
als fünf Jahren in Österreich und genauso<br />
l<strong>an</strong>ge arbeiten sie und ihr M<strong>an</strong>n<br />
auch hier. Die zwei Kinder besuchen<br />
höhere Schulen, gemeinsam wohnen<br />
sie in einem Haus in Graz. „Mit den neuen<br />
Gesetzen wurde uns im Herbst 2006<br />
die Familienbeihilfe gestrichen, meine<br />
Kinder bekommen keine Fahrtkostenbeihilfe<br />
mehr“, erzählt Kortschikova.<br />
„Und meine Arbeitserlaubnis wird nun<br />
auch nicht mehr verlängert.“ Dieses eine<br />
Beispiel von vielen zeigt, dass Armutsbekämpfung<br />
allzu oft am Willen<br />
oder m<strong>an</strong>gelnder Weitsicht der GesetzgeberInnen<br />
scheitert.<br />
Arbeit als Risikofaktor. Anf<strong>an</strong>g Mai wurde<br />
der aktuellste Bericht zu Einkommen,<br />
Armut und Lebensbedingungen für<br />
Österreich (im Rahmen einer EU-weiten<br />
Erhebung) präsentiert. Er beinhaltet<br />
u. a. die letzten Armutszahlen von 2005.<br />
Die „Armutsgefährdung“ wurde dabei<br />
den europäischen Statistik-Richtlinien<br />
entsprechend nach dem Nettoeinkommen<br />
eines Haushaltes berechnet: Die<br />
Armutsgefährdungsschwelle liegt demnach<br />
für Österreich bei rund 900 Euro<br />
für Einpersonenhaushalte, sowie 1.170<br />
Euro für Haushalte mit einer/einem Erwachsenen<br />
und einem Kind.<br />
2005 waren in Österreich nach dieser<br />
Berechnung 12 Prozent der Bevölkerung<br />
armutsgefährdet. Im Geschlechtervergleich<br />
liegen Männer 11 Prozent<br />
unter diesem Gesamtwert und Frauen<br />
13 Prozent darüber. Frauen sind also<br />
weitaus häufiger armutsgefährdet, besonders<br />
allein lebende Frauen.<br />
Allein lebende Pensionistinnen haben<br />
mit 25 Prozent ein sehr hohes Risiko,<br />
in Armut zu geraten. Noch größer,<br />
nämlich 27 Prozent, ist das Risiko für Alleinerziehende.<br />
Die Hälfte aller Haushalte<br />
von Alleinerziehenden k<strong>an</strong>n keine<br />
Ausgaben über die laufenden Kosten<br />
hinaus fin<strong>an</strong>zieren. Besonders gefährdet<br />
sind auch Haushalte mit drei oder<br />
mehr Kindern sowie Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />
Über alle Untergruppen hinweg<br />
sind Erwerbslosigkeit und geringes Einkommen<br />
die größten Armutsrisiken.<br />
Über sechzig Prozent der armutsgefährdeten<br />
Frauen im Erwerbsalter sind<br />
nicht berufsstätig. Weibliche Erwerbsläufe<br />
sind oft gekennzeichnet durch
Berufsunterbrechungen und schlechtere<br />
Entlohnung. Außerdem drücken sie<br />
die Pension. Teilzeitarbeit und geringfügige<br />
Beschäftigung – prekäre Beschäftigungsverhältnisse,<br />
in denen zum größten<br />
Teil Frauen arbeiten – bringen ebenso<br />
ein deutlich höheres Armutsrisiko.<br />
Ankündigungen. Frauenministerin Doris<br />
Bures hat diese frauenspezifischen Ergebnisse<br />
des Armutsberichtes in einer<br />
eigenen Pressekonferenz präsentiert.<br />
Dabei kündigte sie mehrere Maßnahmen<br />
zur Verringerung der Frauenarmut<br />
<strong>an</strong>, wobei einiges schon passiert sein<br />
soll: Mit der Einführung der Mindestpension<br />
und der Flexibilisierung des Kindergeldes<br />
seien erste Schritte gemacht.<br />
Nun hofft sie darauf, dass sich die Sozialpartner<br />
noch vor dem Sommer auf die<br />
kollektivvertragliche Einführung eines<br />
Mindestlohns von 1.000 Euro einigen.<br />
Damit würden 60.000 Arbeitnehmerinnen<br />
über die Armutsgrenze gehoben. Alle<br />
armutsgefährdeten Frauen werden<br />
damit natürlich noch immer nicht erreicht.<br />
Weitere Forderungen der Frauenministerin:<br />
Mindestsicherung durch Reform<br />
der Notst<strong>an</strong>dshilfe und ein Ausbau<br />
der Kinderbetreuung. Am 29. Mai<br />
steht der Kinderbetreuungsgipfel <strong>an</strong>,<br />
der zum Ziel haben müsse, einen „verbindlichen<br />
Strukturpl<strong>an</strong>“ zu erstellen.<br />
„Über das Stadium, darüber zu diskutieren,<br />
wie viele Plätze wir wirklich brauchen,<br />
sind wir jetzt hinweg“, meint die<br />
Frauenministerin.<br />
Arme Kinder. Die Armutsgefährdung von<br />
Kindern in Österreich liegt laut aktuellem<br />
Armutsbericht mit 15 Prozent noch<br />
einige Prozentpunkte über der allgemeinen<br />
Gefährdung.<br />
Die meisten von Armut bedrohten<br />
Kinder leben in Kärnten: 21 Prozent oder<br />
27.000 Kinder. Auf hohe Werte kommen<br />
auch Tirol (zw<strong>an</strong>zig Prozent), Niederö-<br />
Armutsbericht für Wien<br />
sterreich (18 Prozent) und Wien (17 Prozent).<br />
In der Bundeshauptstadt sind<br />
rund 53.000 Kinder armutsgefährdet.<br />
Die geringste Quote – sowohl bei der<br />
allgemeinen Gefährdung, als auch bei<br />
Kindern – erreicht Salzburg: Hier sind<br />
8,7 Prozent der Bevölkerung und sieben<br />
Prozent der Kinder von Armut bedroht.<br />
Die unterschiedlichen Armutsraten<br />
in den Bundesländern hängen laut Armutskonferenz<br />
mit unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen zusammen: von<br />
Ausbildungsmöglichkeiten bis zu Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />
Die unterschiedlichen<br />
Sozialhilfegesetze<br />
scheinen damit in keinem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zu stehen. Nichtsdestotrotz fordert<br />
die Armutskonferenz, die Sozialhilfe<br />
universell und bundesweit neu zu regeln.<br />
Aktionspläne. Die Europäische Union hat<br />
ihre Ziele zur Beseitigung von Armut<br />
und sozialer Ausgrenzung schon 2000<br />
in Lissabon formuliert. Damals wurden<br />
die Mitgliedsstaaten aufgefordert, alle<br />
zwei Jahre Strategien in „Nationalen Aktionsplänen<br />
für soziale Eingliederung“ 1<br />
(kurz: NAPincl) vorzulegen, für deren<br />
Umsetzung die jeweilige Bundesregierung<br />
zuständig ist.<br />
Die letzten beiden NAPincl von<br />
Österreich (für die Jahre 2003-2005<br />
bzw. 2006-2008) legen den Fokus auf<br />
die Schaffung von Arbeitsplätzen als<br />
Mittel zur Armutsbekämpfung. ArmutsforscherInnen<br />
und die Armutskonferenz<br />
kritisierten, dass die Aktionspläne<br />
hauptsächlich ein Katalog existierender<br />
Maßnahmen sind und kaum<br />
Strategien und neue Ideen zur Lösung<br />
künftiger Probleme beinhalten. Es fehlen<br />
noch immer verbindliche und<br />
messbare Ziele sowie ein klarer Zeitund<br />
Budgetpl<strong>an</strong>. Mutige Politik ist also<br />
gefragt, um die Schere zwischen Arm<br />
und Reich nicht noch weiter ausein<strong>an</strong>der<br />
driften zu lassen. ❚<br />
Soziologie-Studierende der Uni Wien haben im Forschungslabor „Angew<strong>an</strong>dte Armuts-<br />
und Sozialberichterstattung“ im verg<strong>an</strong>genen Jahr erarbeitet, was die<br />
Stadt bisher nicht geschafft hat: einen Armutsbericht für Wien. Grundlage waren<br />
Daten der Statistik Austria und <strong>an</strong>derer Erhebungen aus dem Jahr 2003. Die Studie<br />
wurde mit dem Titel „Armutslagen in Wien“ veröffentlicht und k<strong>an</strong>n im Internet<br />
herunter geladen werden:<br />
www.armutskonferenz.at/armutslagen_in_wien_web.pdf<br />
Beatrice Achaleke<br />
Weiß die EU, was sie tut?<br />
armut österreich<br />
Migration ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen<br />
der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Es gibt zahlreiche<br />
Debatten, Direktiven, Richtlinien, Gesetze, etc. <strong>2007</strong> ist zum<br />
Europäischen Jahr der Ch<strong>an</strong>cengleichheit für alle deklariert<br />
worden. Immer mehr ist die Rede von interkultureller Kr<strong>an</strong>kenpflege,<br />
demnach braucht Europa Migr<strong>an</strong>tInnen vor allem<br />
im Pflegebereich. Deshalb wird die Frage diskutiert, wie Migr<strong>an</strong>tInnen<br />
für Kr<strong>an</strong>ken- bzw. Heimpflegeberufe ausgebildet<br />
werden können.<br />
Für mich stellen sich <strong>an</strong> dieser Stelle g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Fragen:<br />
Was würde passieren, wenn sich Migr<strong>an</strong>tInnen weigern<br />
würden, Pflege- bzw. Haushaltsberufe, wie von Mehrheits<strong>an</strong>gehörigen<br />
erwartet, zu übernehmen? Was ist, wenn sie<br />
einfach <strong>an</strong>dere Positionen wollen, in der Privatwirtschaft, in<br />
der Politik, in allen gesellschaftlichen Bereichen? Gäbe es da<br />
Platz für sie? Würde m<strong>an</strong> sie zurückweisen? Was ist, wenn<br />
sie sich auf die in vielen EU-Gesetzen ver<strong>an</strong>kerte „Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />
für alle“ berufen würden? Werden die EU und ihre<br />
Mitgliedsstaaten in der Lage sein, dieser Herausforderung<br />
gerecht zu werden? K<strong>an</strong>n und will es sich die EU überhaupt<br />
leisten, Ch<strong>an</strong>cengleichheit für alle in die Praxis umzusetzen?<br />
Was k<strong>an</strong>n ein Europäisches Jahr für Ch<strong>an</strong>cengleichheit den<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen <strong>an</strong>bieten? K<strong>an</strong>n es sein, dass die EU in dieser<br />
Frage so überfordert ist, dass sie gar nicht mehr weiß, was<br />
sie tut?<br />
Und was bedeutet dieser Zust<strong>an</strong>d und diese Herausforderung<br />
für die Zusammenarbeit zwischen migr<strong>an</strong>tischen<br />
Selbstorg<strong>an</strong>isationen (die immer mehr und immer lauter<br />
werden) einerseits und etablierten Einrichtungen <strong>an</strong>dererseits?<br />
Es ist <strong>an</strong> der Zeit umzudenken. Sp<strong>an</strong>nend wird es jedenfalls!<br />
Beatrice Achaleke ist Begründerin und Obfrau des International Center for Black Women’s Perspectives –<br />
AFRA, www.blackwomencenter.org. Mitbegründerin und Obfrau des Vereins Schwarze Frauen Community,<br />
Obfrau von ENARA - Europe<strong>an</strong> Network Against Racism. Sie verfügt über l<strong>an</strong>gjährige (Trainings-)Erfahrungen<br />
in den Bereichen: Erwachsenen- und Schulbildung, Anti-Rassismus-Arbeit, Migration etc. Derzeit<br />
leitet sie das Equality Mentoring Modul für schwarze Frauen: www.schwarzefrauen.net/mentoring<br />
Fo t o : w w w. s c h w a r ze f ra u e n . n e t<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international <strong>an</strong>.riss<br />
kenia<br />
Ausbeutung treibt Blüten<br />
Beinahe jede vierte in Österreich verkaufte Blume kommt mittlerweile<br />
aus Kenia, Blumen sind mittlerweile nach Tee Kenias zweitwichtigstes<br />
Exportgut. Was dabei aber kaum <strong>an</strong> die Öffentlichkeit dringt, ist, dass<br />
die Blumen in Kenia unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen<br />
Arbeitsbedingungen produziert werden.<br />
So berichten ArbeiterInnen von 21-Stunden-Arbeitstagen, von unbezahlten<br />
Überstunden und nicht vorh<strong>an</strong>dener Schutzkleidung. Es gibt<br />
keine Gewerkschaften oder Betriebsräte. Wer davon spricht, sie zu<br />
gründen oder auch nur um Schutzkleidung bittet, wird entlassen. Frauen<br />
berichten außerdem von sexueller Belästigung durch Vorgesetzte<br />
und darüber, dass eine Beförderung ohne sexuelle Gefälligkeiten kaum<br />
möglich ist.<br />
Mittlerweile regt sich Widerst<strong>an</strong>d und AktivistInnen gründen Org<strong>an</strong>isationen,<br />
um die Arbeitsbedingungen zu ändern. Deren Anliegen ist<br />
es vor allem, die KonsumentInnen in Europa aufzuklären. Ein Boykott ist<br />
nicht im Sinne der AktivistInnen, die europäischen KonsumentInnen sollen<br />
stattdessen bessere Arbeitsbedingungen fördern, indem sie bewusst<br />
einkaufen: Viele Supermärkte in Österreich bieten Rosen mit dem Fair-<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Fo t o : C h r i s t i n e S c h rö d e r / S ü d w i n d<br />
Trade-Gütesiegel <strong>an</strong>, FloristInnen führen Blumen die mit dem Flower Label<br />
Programe (FLP) zertifiziert sind. trude<br />
Infos zu fairen Kaufalternativen: www.fi<strong>an</strong>.at, www.fairtrade.at<br />
www.suedwind-agentur.at<br />
china<br />
Die Hälfte des Himmels<br />
Eine fragwürdig <strong>an</strong>mutende Idee um den Tourismus <strong>an</strong>zukurbeln wird<br />
bis 2012 im Südwesten Chinas realisiert. Unter dem Titel „Frauenstadt“<br />
entsteht mit einem Investitionsvolumen von rund 28,5 Millionen<br />
Euro Steuergeldern in der Stadt Chongqing ein neuer Stadtteil,<br />
der nach Angaben der zuständigen Behörden, ausschließlich den<br />
Frauen gehören soll.<br />
Nicht mehr nur RucksacktouristInnen sollen die Unberührtheit des<br />
L<strong>an</strong>dkreises Ningl<strong>an</strong>g und die kulturelle Besonderheit rund um den Lugu-See<br />
bewundern. Zukünftig soll das „Märchenl<strong>an</strong>d“ für den Massentourismus<br />
adaptiert werden.<br />
Das einzigartige matriarchale Gesellschaftssystem der Moso sei dadurch<br />
bedroht und überliefertes Wissen könnte unwiederbringlich verloren<br />
gehen, befürchten hingegen Sozial<strong>an</strong>thropologInnen. Die meisten<br />
Moso sind BuddhistInnen und kennen weder Monogamie noch Ehe. Die<br />
Männer leben von den Frauen getrennt, kommen lediglich auf Besuch<br />
und werden höflich ausgeladen, wenn sie nicht mehr erwünscht sind.<br />
Für die Betreuung der Kinder sind de facto die Frauen alleine zuständig.<br />
Frauen leiten den Familienverb<strong>an</strong>d oder sind Cl<strong>an</strong>chefinnen, sie führen<br />
in der Erbfolge und sind für die ökonomischen und sozialen Fragen der<br />
Großfamilie zuständig. Lediglich beim Hausbau und bei Beerdigungszeremonien<br />
übernehmen Männer die Führung. Um eine Familie zu leiten<br />
muss frau nicht unbedingt die Älteste sein. Entscheidend sind die<br />
Fähigkeit, Streitigkeiten und Probleme zu lösen, das Engagement für die<br />
Kinder des Cl<strong>an</strong>s und das gute Auskommen mit allen Familienmitgliedern.<br />
besu<br />
http://matriarchat.net/grundlagen/zusammenleben/frauen_in_china.html<br />
http://diest<strong>an</strong>dard.at/?id=2859005<br />
http://oe1.orf.at/highlights/22294.html<br />
deutschl<strong>an</strong>d<br />
Staatliche Repression<br />
Am Abend des 9. Mai wurden deutschl<strong>an</strong>dweit vierzig linke Vereine,<br />
Wohnprojekte und Arbeitsstätten durchsucht.<br />
Begründet wurden diese Razzien mit Verdacht auf Gründung einer<br />
terroristischen Vereinigung. Der Ablauf des G8-Gipfels solle mit einer milit<strong>an</strong>ten<br />
Kampagne gestört werden. Nicht einmal zwei Prozent der Durchsuchungen<br />
brachten Ergebnisse. Bundesweit war sich nicht allein die Linke<br />
einig, dass die Aktion den Hintergrund hat, die Mobilisierungen gegen<br />
G8 zu kriminalisieren. Die Razzien zogen deutschl<strong>an</strong>dweite Proteste und<br />
Demonstrationen nach sich, die größten davon in Hamburg und Berlin.<br />
Unter <strong>an</strong>derem wurde von G8-GegnerInnen dabei auch das Polizeiforum<br />
www.germ<strong>an</strong>-police.org gehackt und persönliche Daten sowie private<br />
Nachrichten öffentlich gemacht, mit dem Kommentar:„Dieses Forum<br />
wurde präventiv vor dem G8-Gipfel beschlagnahmt.“ trude<br />
www.gipfelsoli.org<br />
www.indymedia.org
mexiko<br />
Durchbruch beim Abbruch<br />
Trotz wochenl<strong>an</strong>ger, massiver Medienkampagne, Protestaktionen und<br />
sogar Morddrohungen der konservativen Kräfte Mexikos, beschloss das<br />
links dominierte Parlament von Mexiko-Stadt am 24. April mit 46 zu 17<br />
Stimmen die Legalisierung der Abtreibung. Bis zur 12. Schw<strong>an</strong>gerschaftswoche<br />
können Frauen der Hauptstadt nun nicht nur legal, sondern<br />
sogar kostenfrei abtreiben – ein Privileg im Vergleich zur Situation<br />
der meisten Lateinamerik<strong>an</strong>erinnen. Nur in Kuba, Guay<strong>an</strong>a und Puerto<br />
Rico gilt die Fristenregelung. In Chile, El Salvador, Honduras und Nicaragua<br />
gibt es überhaupt ein Totalverbot für Abtreibungen, in den übrigen<br />
Ländern Lateinamerikas und auch im Rest Mexikos werden Gründe wie<br />
Vergewaltigung und/oder medizinische Indikation <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. „Es ist ein<br />
Triumph für die Rechte der Frau“, freut sich María Mejía von „Katholikinnen<br />
für das Recht auf Entscheidung“. Eher sauer reagierte die katholische<br />
Kirche:Was Benedikts Interventionen im Vorfeld nicht verhindern<br />
konnten, versucht der mexik<strong>an</strong>ische Erzbischof Felipe Aguirre nach der<br />
Bescherung auszubügeln: Er exkommunizierte flugs UnterstützerInnen<br />
der Reform – unter ihnen der Bürgermeister von Mexiko-Stadt – und rief<br />
zum Ungehorsam gegen das Gesetz auf. Laut Umfragen befürwortet jedoch<br />
eine Mehrheit der BewohnerInnen der Hauptstadt das neue Gesetz.<br />
keck<br />
gebaermutterhalskrebs.or.at<br />
usbekist<strong>an</strong><br />
Menschenrechtsaktivistin in Haft<br />
<strong>an</strong>.riss international<br />
Wegen des Vorwurfs „subversive Literatur“ geschmuggelt und die Grenze<br />
illegal übertreten zu haben, wurde die Menschenrechtsaktivistin<br />
Umida Niavozova am 22. Jänner beim Grenzübertritt von Kirgisien in ihre<br />
Heimat verhaftet. Tatsächlich h<strong>an</strong>delte es sich bei den Daten auf ihrem<br />
Laptop um einen Report der US-amerik<strong>an</strong>ischen NGO Hum<strong>an</strong> Rights<br />
Watch (HRW) über das Massaker von Andisch<strong>an</strong> im Mai 2005 sowie um<br />
entsprechende ZeugInnenaussagen. Denn bis heute gibt es keine Klarheit<br />
über die Ereignisse, bei denen rund 200 Menschen getötet wurden.<br />
Seit 26. Jänner sitzt Niavozova in der Hauptstadt Taschkent in Untersuchungshaft.<br />
Nun wurde die 32-jährige nach Angaben von HRW<br />
in einem unfairen Verfahren zu sieben Jahren Haft verurteilt. Unter<br />
Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne ZeugInnen zu ihrer Verteidigung<br />
vor Gericht aussagen zu lassen und ohne Stellungnahme von offizieller<br />
Seite. Amnesty International (ai) forderte nach bek<strong>an</strong>nt werden des<br />
Urteils die sofortige Freilassung von Niavozova. Die Journalistin ist für<br />
internationale NGOs als Übersetzerin tätig und kämpft für gerechte<br />
Arbeitsbedingungen der AktivistInnen. Der Vorsitzende der Internationalen<br />
Gesellschaft Für Menschenrechte (IGFM), Marat Zakhidow, stellt<br />
auf deren Homepage fest: „Nachdem die Behörden die meisten ausländischen<br />
NGOs aus Usbekist<strong>an</strong> verb<strong>an</strong>nt haben, arbeiten sie von<br />
Kirgisien aus, wo unsere Menschenrechtsaktivisten hinfahren. Die<br />
Behörden fassen dies als staatsfeindliche Tätigkeit auf und verschärfen<br />
die Strafen.“<br />
Seit dem Frühling 2005 ist die Pressefreiheit quasi nicht mehr vorh<strong>an</strong>den,<br />
politische Oppositionsparteien wurden verboten. Scharia, Korruption<br />
und Cl<strong>an</strong>chefs haben das Sagen. Die Entscheidung über die Verlängerung<br />
der EU-S<strong>an</strong>ktionen gegen das L<strong>an</strong>d mit reichlich Erdgas- und<br />
Erdölvorkommen soll noch im Mai erfolgen. besu<br />
www.igfm.de/index.php?id=384<br />
www.igfm.de/index.php?id=535<br />
http://web.amnesty.org/library/print/ENGEUR62003<strong>2007</strong><br />
Seit Herbst 2006 ist es möglich, sich gegen den Großteil der Viren<br />
impfen zu lassen, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. Eigentlich<br />
ist das eine freudige Nachricht, die Impfung ist nur leider mit verhältnismäßig<br />
hohen Kosten verbunden und so längst nicht für alle leistbar.<br />
Gegen diese Zwei-Klassen-Medizin setzt sich die Österreichische<br />
Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs ein. Unterstützungserklärungen<br />
für die Forderung nach einer kostenlosen Impfung können auf<br />
der Homepage abgegeben werden. Weiteres Ziel der Initiative ist es,<br />
Frauen und Mädchen besser über die Erkr<strong>an</strong>kung zu informieren. Es<br />
gibt zahlreiche Informationen über ihre Verlaufsform, Ansteckung<br />
und mögliche Präventionsmaßnahmen.<br />
Die Initiative hat schon den ersten Teilerfolg zu verzeichnen: Das<br />
L<strong>an</strong>d Niederösterreich ermöglicht nun eine vergünstigte Impfung<br />
(270,- Euro, zahlbar in drei Teilbeträgen) – für viele jedoch weiterhin<br />
zu teuer. Die Liste haben bisher schon weit über 80.000 Personen unterzeichnet.<br />
Jede weitere Stimme ist wichtig! AndA<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r vaterrechtsbewegung<br />
Der Titel ist dem arte-Film<br />
„In Nomine Patris – Die Interessen der<br />
Väterbewegung“ von Miryam Toneletto<br />
und marc h<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n entlehnt,<br />
NDR – La Bascule 2005.<br />
Mehr zum Thema: Anita Heiliger/<br />
Traudel Wischnewski (Hg.): Verrat am<br />
Kindeswohl. Probleme von Müttern<br />
mit dem Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrecht in<br />
hochstreitigen Fällen,<br />
München 2003.<br />
a.heiliger@t-online.de<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
In Nomine Patris<br />
Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung. Von profeministischen<br />
Männergruppen zur Rekonstitution patriarchaler Macht. Von Anita Heiliger<br />
Wie konnte es nur passieren,<br />
dass PolitikerInnen bei der Verfassung<br />
des neuen Kindschaftsrechts<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
den Antifeminismus und die<br />
<strong>an</strong>tiem<strong>an</strong>zipatorische Linie der Vaterrechtler<br />
nicht erk<strong>an</strong>nt haben?<br />
Gar keine „neuen Väter“. Die Vaterrechtsbewegung<br />
entwickelte sich zu einer regelrechten<br />
Gegenbewegung: gegen das<br />
Bemühen um Verständigung zwischen<br />
den Geschlechtern, gegen die Aufhe-<br />
bung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung<br />
und gegen gleiche Aufteilung<br />
von Versorgungsarbeiten. Sie<br />
konnte Widerstände nutzen, die sich<br />
den Erfolgen und Forderungen des<br />
Feminismus entgegen zu stellen beg<strong>an</strong>nen:<br />
Der Hausm<strong>an</strong>n der 1980er Jahre,<br />
der sich um Verständigung und Rollenänderung<br />
bemüht hatte, wurde<br />
lächerlich gemacht. „Abstieg zum Dummerchen“,<br />
lautete die entsprechende<br />
Überschrift eines Spiegel-Artikels und<br />
nachfolgend ein Titel desselben Maga-<br />
zins:„Genervt vom Feminismus – Die<br />
Männer schlagen zurück“. Die „Bewegung“<br />
konnte sogar noch <strong>an</strong>docken <strong>an</strong><br />
die kritische Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
Männlichkeit, die in den 1980er Jahren<br />
beg<strong>an</strong>n, in den 1990er Jahren jedoch –<br />
mit der gewachsenen Bereitschaft von<br />
Politik und Gesellschaft, Männer in<br />
ihrem Reflexionsprozess zu fördern – eine<br />
Kehrtwendung nahm: Männerzentren<br />
und Männerprojekte wurden etabliert,<br />
von denen einige unter dem Deckm<strong>an</strong>tel<br />
kritischer Ausein<strong>an</strong>dersetzung
die Männer als Opfer der weiblichen<br />
Em<strong>an</strong>zipation und der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung zur Gleichberechtigung<br />
entdeckten und eine neue Phase<br />
von Frauenfeindlichkeit einläuteten<br />
und praktizierten. Diese Projekte wurden<br />
Anlaufstellen vor allem für Männer,<br />
die den Machtverlust im Geschlechterverhältnis<br />
nicht akzeptieren und nicht<br />
verarbeiten konnten. In Gruppen konnten<br />
sie sich ihres Opferstatus versichern<br />
und Frauen als Täterinnen stilisieren,<br />
gegen die nun der Kampf <strong>an</strong>gesagt sei.<br />
Verquickungen der so gen<strong>an</strong>nten<br />
Männerbewegung – oder Maskulinisten<br />
– mit der Vaterrechtsbewegung im<br />
Kampf um Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrecht<br />
sowie mit der Täterlobby zum Schutz<br />
sexueller Missbraucher wurden sichtbar.<br />
Gewalt. Gewalt wird von der Vaterrechtsbewegung<br />
schlicht überg<strong>an</strong>gen bzw.<br />
geleugnet. Der Thematisierung von<br />
Männergewalt gegen Frauen wird mit<br />
der Behauptung begegnet, Frauen seien<br />
ebenso gewalttätig oder sogar noch gewalttätiger<br />
als Männer, nur die Scham,<br />
dies zuzugeben, sei bei betroffenen<br />
Männern noch weit mehr ausgeprägt<br />
als bei Frauen. Auch Männergewalt gegen<br />
Kinder existiert in den Pamphleten<br />
der Vaterrechtsbewegung nicht. Vernünftige,<br />
plausible oder sogar notwendige<br />
Gründe für Frauen, Männer zu verlassen<br />
und Kinder vor ihnen zu schützen,<br />
existieren in ihren Augen nicht. Allenfalls<br />
wird eingest<strong>an</strong>den, dass es<br />
einzelne Fälle von Gewalt geben möge,<br />
aber wirklich nur g<strong>an</strong>z selten (vgl.<br />
www.frauenhausluege.de).<br />
Die vorliegende, z. T. äußerst polemische,<br />
Literatur zum Thema im Kontext<br />
der Vaterrechtsbewegung weist<br />
durchgehend einen gravierenden Konstruktionsfehler<br />
auf: Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen,<br />
dass die Trennung der Beziehungspartner<br />
einen vorher positiven<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g quasi abrupt und völlig<br />
unverständlich beende. Der Vater sei<br />
ein aufmerksamer Ehem<strong>an</strong>n und liebender<br />
Vater der Kinder gewesen, die<br />
Frau verweigere ihm die Kinder ohne<br />
jeden Grund.<br />
Geld. Vor allem dominiert in den Pamphleten<br />
der Väterbewegung das Bild der<br />
geldgeilen Mutter, die den armen Exm<strong>an</strong>n<br />
ausbeute und abzocke. Zu Recht<br />
wehre sich dieser daher und versuche<br />
mit allen Mitteln, Geldleistungen zu<br />
vermeiden. Die hohe Zahl der Unterhaltsverweigerer<br />
gilt als verständlich<br />
und legitim – auch wenn die Frau ihrerseits<br />
den Umg<strong>an</strong>g gar nicht verweigert.<br />
Konflikte in der Beziehung sind überhaupt<br />
kein Thema, familiäre Gewalt von<br />
Männern gegen Frauen wird hier nur<br />
als <strong>an</strong>gebliche Strategie der Frau erwähnt,<br />
um den Kontakt zum Kind<br />
selbstsüchtig und völlig grundlos zu<br />
unterbinden.<br />
Gleichberechtigung g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Dass solche<br />
Äußerungen PolitikerInnen und VertreterInnen<br />
von Institutionen beeindrucken<br />
können, ist wirklich nur sehr<br />
schwer nachvollziehbar. Der Erfolg<br />
gründet sich zum einen vermutlich auf<br />
einen <strong>an</strong>haltend festen Bodensatz patriarchalen<br />
Ged<strong>an</strong>kenguts und entsprechender<br />
Wünsche. Zum <strong>an</strong>deren basiert<br />
er auf scheinbar fortschrittlichen Interessen,<br />
denn die Vaterrechtsbewegung<br />
beruft sich auf Gleichberechtigung.<br />
Allerdings fordert sie die Gleichstellung<br />
des M<strong>an</strong>nes in der Gesellschaft, die<br />
nach ihrer Darstellung Müttern mittlerweile<br />
mehr Rechte als Vätern einräume.<br />
Sie fordern Gleichberechtigung, wenn<br />
es darum geht, die Kinder zu sehen –<br />
allerdings nicht darin, sie auch zu versorgen.<br />
Sie fordern hälftige Verfügung<br />
über Kinder und Teilhabe <strong>an</strong> der fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Vergünstigung. Sie unterstellen,<br />
Mütter würden Väter nur ausbeuten<br />
wollen. Ihr eigenes fin<strong>an</strong>zielles Interesse,<br />
sich der Versorgung der Kinder zu<br />
entziehen, wenn die Frau sie verlassen<br />
hat, projizieren sie auf die Frauen. Sie<br />
neiden ihnen staatliche Unterstützung<br />
und behaupten, vom Staat benachteiligt<br />
zu sein. Sie fordern die gemeinsame<br />
elterliche Sorge, um der Frau diese<br />
Förderung zu entziehen. Es geht auch<br />
um Steuerfreibeträge, die dem Vater<br />
nach der Trennung entzogen werden<br />
und es geht um Zug<strong>an</strong>g zu Sozialwohnungen:<br />
Es geht also massiv um fin<strong>an</strong>zielle<br />
Interessen. Es ist allgemein bek<strong>an</strong>nt,<br />
dass viele unterhaltspflichtige<br />
Väter in der „Schattenwirtschaft“ verschwinden,<br />
um als nicht zahlungsfähig<br />
zu gelten.<br />
Die Vaterrechtler werfen den Regierungen<br />
vor, mit der Unterstützung von<br />
Müttern nach Trennungen die Scheidung<br />
zu fördern und möchten hier den<br />
Rückwärtsg<strong>an</strong>g einlegen, um die Abhängigkeit<br />
der Frauen wieder zu festigen<br />
und Trennungen zu erschweren.<br />
Mit dem neuen Kindschaftsrecht ist<br />
dieser Weg in Deutschl<strong>an</strong>d ja bereits<br />
eingeschlagen worden, denn die Frauen<br />
bleiben über die Kinder <strong>an</strong> den M<strong>an</strong>n<br />
gebunden und seinem Einfluss, seiner<br />
Macht weiter ausgesetzt. Die „Mütterschlampen“<br />
sollen kein gutes Leben<br />
ohne sie haben.<br />
Männliches Leid wird als Sk<strong>an</strong>dal<br />
hingestellt, weibliches Leid gilt als normal,<br />
nicht der Rede wert – patriarchale<br />
Verhältnisse eben.<br />
G<strong>an</strong>z normal: reaktionär-patriarchal. Die<br />
Sozialisation und Kultur patriarchaler<br />
Männlichkeit wird hier verfestigt, statt<br />
in Frage gestellt und verändert. Den Bestrebungen<br />
nach Entwicklung gewaltfreier<br />
und em<strong>an</strong>zipierter Männlichkeiten<br />
wird massiv entgegen gearbeitet. In<br />
ihren Medienauftritten und Eingaben<br />
<strong>an</strong> die Politik wird der <strong>an</strong>tiem<strong>an</strong>zipatorische<br />
Einsatz der Vaterrechtsbewegung<br />
als Interesse <strong>an</strong> Kindern und Übernahme<br />
ver<strong>an</strong>twortungsvoller Vaterschaft<br />
gründlich fehlinterpretiert bzw. bewusst<br />
fehlgeleitet. Hier ist der Hebel,<br />
um die Wiedereinsetzung männlicher<br />
Vorrechte unter dem Vorw<strong>an</strong>d des Interesses<br />
<strong>an</strong> Kindern zu erreichen.<br />
Die Ziele der internationalen Vaterrechtsbewegung<br />
sind reaktionär-patriarchal.<br />
Ihre Methoden sind Verleugnung<br />
von Gewalt, massiver Druck auf<br />
Politik und Institution, gezielte Fehlinformationen<br />
über Zusammenhänge,<br />
Terror gegen Frauen und Kinder, sowie<br />
Bedrohung von Richtern und Jugendämtern.<br />
Sie betreibt wirksame Lobbyarbeit<br />
bei Regierungen und Parlamenten,<br />
um eine Gesetzgebung zu erreichen, die<br />
in ihren Augen die Diskriminierung der<br />
Väter abstellt. Sie hat bereits erreicht,<br />
dass Gewalt in der Beziehung kaum<br />
noch ein Thema in den Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrechtsverfahren<br />
ist, sondern eher<br />
als Trick von Müttern begriffen wird, um<br />
alleine über die Kinder zu verfügen und<br />
höhere Unterhaltszahlungen zu erwirken.<br />
Viele unfassbare Fälle, die sich in<br />
Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrechtsverfahren<br />
abspielen, zeigen, wie weit diese Bewegung<br />
schon gekommen ist und wie<br />
groß die Gefahr weiterer Rückschritte<br />
zu patriarchaler Herrschaft ist. ❚<br />
bewegung vaterrecht<br />
Daher ist ein internationaler Kongress<br />
der Zentralen Informationsstelle der<br />
autonomen Frauenhäuser in Pl<strong>an</strong>ung,<br />
der hier Aufklärung leisten und<br />
Veränderungen bewirken will,<br />
Kontakt: zif-frauen@gmx.de<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
film festivals<br />
Jetzt in den europäischen Kinos<br />
i dentities <strong>2007</strong>: „The Aggressives", D<strong>an</strong>iel D<strong>an</strong>iel Peddle<br />
Peddle<br />
B i l d : J u l e K r u s c h ke<br />
identities <strong>2007</strong>: The Watermelon Wom<strong>an</strong>", Cherly Dunye<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Identity Tour<br />
Das Queer Film Festival in Wien erkundet Identitäten.<br />
Diesmal auch die eigene. Von Jenny Unger<br />
Filmfestivals sind. In Wien. G<strong>an</strong>z<br />
viele. Von da bis da. Und gehen<br />
alle <strong>an</strong> mir vorbei. Merke nicht<br />
einmal, dass sie sind. Aber auf<br />
eines warte ich. Zwei Jahre<br />
l<strong>an</strong>g. Denn nur alle zwei Jahre ist es. Eigentlich<br />
ist es gar nicht mehr. Es findet<br />
statt. Es ist ein Ereignis. Denn mittlerweile<br />
k<strong>an</strong>n eine mit einem ÖBB-Festival-Ticket<br />
<strong>an</strong>reisen, k<strong>an</strong>n in vier verschiedenen<br />
Kinos herumhängen, k<strong>an</strong>n<br />
Filmpreisfilme sehen, k<strong>an</strong>n Premierenfeiern<br />
beiwohnen und SchaupielerInnen<br />
„<strong>an</strong>greifen“. Und mittlerweile ist es<br />
das zweitgrößte internationale Filmfestival<br />
in Wien. Und eigentlich ist es<br />
noch gar nicht so alt. Nicht einmal 15<br />
Jahre l<strong>an</strong>g existiert es, das Queer Film<br />
Festival „identities“. Oder ist das eher<br />
ein „schon“? Schon bald 15 Jahre existiert<br />
es, das Queer Film Festival „identities“.<br />
Denn 1994 hört sich weit weg <strong>an</strong>.<br />
Und 1994 war das erste queere Festival<br />
in Wien („Tr<strong>an</strong>s X – eine filmische Identity<br />
Tour“ im Filmcasino). Und das war<br />
auch die Zeit, als die amerik<strong>an</strong>ische<br />
Filmkritikerin B. Ruby Rich das New<br />
Queer Cinema entdeckte, das nicht nur<br />
namensgebend für „identities“ ist. In<br />
diesen Jahren ist das Festival g<strong>an</strong>z ordentlich<br />
<strong>an</strong>gewachsen. 25 Prozent von<br />
Festival zu Festival und heuer sogar auf<br />
110 Filme.<br />
Altes. <strong>2007</strong> will sich das Festival Zeit für<br />
einen Rückblick auf diese 15 Jahre New<br />
Queer Cinema nehmen und wird historische<br />
Höhepunkte des queeren Filmschaffens<br />
zeigen. Gut, nicht nur der<br />
letzten 15 Jahre. Zu sehen sein werden<br />
auch „Desert Hearts“ von 1985 – das ist<br />
der Film mit der legendären Wolkenbruch-Kuss-Szene<br />
in der Wüste, aber vor<br />
allem der, der für einen Paradigmen-<br />
wechsel in der Darstellung queerer Liebe<br />
im kommerziellen Kino steht. Und<br />
„Born in Flames“ von 1983 – in dieser<br />
feministischen Utopie org<strong>an</strong>isieren sich<br />
Frauen unterschiedlichster Herkunft<br />
und Identitäten, um gegen Sexismus<br />
und Rassismus zu kämpfen. Und der<br />
Av<strong>an</strong>tgardefilm „Je tu il elle“ von 1974<br />
und noch viele <strong>an</strong>dere. Stopp. Noch ein<br />
wichtiger Film, für die, die ihn noch<br />
nicht gesehen haben:„Paris is burning“<br />
von 1990 – das ist dieser Dokumentarfilm<br />
über tr<strong>an</strong>sgender-schwule Drag-<br />
Bälle in Harlem, über den viel gesagt<br />
und vor allem viel geschrieben wurde.<br />
Der Film zeigt die Zusammenhänge von<br />
Race, Class und Gender, aber auch queere<br />
Identitätsentwürfe, die in den geschützten<br />
Räumen der Drag-Bälle erprobt<br />
werden.<br />
Neues. Ja, ja. Natürlich gibt es nicht nur<br />
Historisches zu sehen. Genauso wenig<br />
wie es nur Höhepunkte oder nur ein<br />
„Best of“ des aktuellen queeren Filmgeschehens<br />
gibt. (Aktive Gleichstellungspolitik<br />
ist das, wenn große Namen neben<br />
noch kleinen stehen). Vielfältig ist<br />
das Programm und jeder Film wird den<br />
„Horizont ein Stückchen erweitern“,<br />
meint die Festivalmacherin Barbara<br />
Reumüller. Das auf jeden Fall, sind doch<br />
rund 90 Prozent der Filme, die gezeigt<br />
werden, Österreich-Premieren. Der<br />
Festival-Schwerpunkt zu Black Lesbi<strong>an</strong><br />
Identities wird es vor allem für mich<br />
sein. Spielfilme, Dokumentationen und<br />
Kurzfilme setzen sich mit der doppelten<br />
Diskriminierung, mit dem Ringen um<br />
Civil und Gay Rights ausein<strong>an</strong>der. „The<br />
Watermelon Wom<strong>an</strong>“ zeigt das Fehlen<br />
schwarzer, lesbischer Geschichte. „A<br />
Knock Out“ ist eine Dokumentation<br />
über die Kickbox-Weltmeisterin Michele
Foto: Paula Bolyos<br />
Aboro, der trotz sportlicher Erfolge der<br />
Vertrag gekündigt wird, weil sie nicht<br />
„vermarktbar“ ist. „The Aggressives“,<br />
wieder eine Dokumentation, diesmal<br />
über die urb<strong>an</strong>e Subkultur der butches<br />
of color in den USA der 90er Jahre. Und<br />
d<strong>an</strong>n noch „gAySIA“ und Kurzfilme aus<br />
Österreich und Arbeiten von Filmschulen<br />
und der Fokus Israel und … bitte Programm<br />
besorgen, da geht es weiter.<br />
Wichtiges. Also. Das Festival bringt viele,<br />
gute Filme nach Wien, aber nicht nur<br />
das. Es macht auch etwas <strong>an</strong>deres. Etwas<br />
g<strong>an</strong>z Wichtiges. Es macht aus Wien<br />
Berlin. Und Amsterdam. Und New York.<br />
Und S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco. Es macht, was in diesen<br />
Städten g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />
scheint. Es macht queeres Leben zu einem<br />
Teil der Stadtöffentlichkeit. Es<br />
macht, dass ich irgendwo zwischen<br />
Gartenbaukino und Filmcasino küssen<br />
k<strong>an</strong>n und Händchen halten k<strong>an</strong>n und<br />
was ich sonst noch machen will ohne<br />
das, was sonst im Nacken sitzt. ❚<br />
identities. Queer Film Festival: 7.-15. <strong>Juni</strong>, www. identities.at<br />
Lesbische Kür<br />
Das lesbisch-schwule Filmfestival Pink Apple feiert 10. Geburtstag. Von Sarah Stutte<br />
Eine Frau wird nachts von einem<br />
Polizisten wegen überhöhter<br />
Geschwindigkeit <strong>an</strong>gehalten.<br />
Er vermutet, dass sie zuviel<br />
getrunken hat. Sie will jedoch<br />
nur so schnell wie möglich zu ihrer Geliebten.<br />
Sie muss aussteigen. Einen Al-<br />
Pink Apple <strong>2007</strong>: „Go West", Ahmed Imamovic<br />
koholtest machen. Nichts. Der Polizist<br />
ist noch nicht überzeugt. Sie soll auf<br />
dem Seitenstreifen bal<strong>an</strong>cieren. Es erklingen<br />
die ersten leisen Töne von J<strong>an</strong>e<br />
Sibbery’s Taxi Ride, während sie<br />
lächelnd ihre Schuhe auszieht und voller<br />
Anmut eine Kür aus verschiedenen<br />
Sprüngen und Salti auf dieser Linie vorführt.<br />
Die Kür, die sie vor so vielen Jahren<br />
auf dem Schwebebalken nicht zu<br />
Ende bringen konnte, weil sie stürzte …<br />
Diese wunderschöne Szene ist aus dem<br />
Film „The Gymnast“ und wurde am diesjährigen<br />
Pink Apple in Zürich gezeigt.<br />
Ticketschlacht. Das Schwullesbische Filmfestival<br />
feiert dieses Jahr sein 10jähriges<br />
Jubiläum. Aus diesem Grund hat sich<br />
auch das Arthouse Le Paris, in dem die<br />
Eröffnung stattf<strong>an</strong>d, nicht lumpen lassen<br />
und im Rahmen des Lunchkino sieben<br />
lesbisch-schwule Reprisen auf die<br />
Kinoleinw<strong>an</strong>d gezaubert. Doch auch die<br />
Neuheiten waren gut besucht. Wer<br />
nicht schon im Vorverkauf Tickets bestellt<br />
oder <strong>an</strong> der Abendkasse reserviert<br />
hatte, der konnte nur mit g<strong>an</strong>z viel<br />
Glück noch Plätze für die einzelnen Filme<br />
ergattern. Zwar wurden eine Stunde<br />
vor Beginn der Filme die Reservierungen<br />
aufgehoben und es wurde ein Restkon-<br />
festival films<br />
Pink Apple <strong>2007</strong>: „Les filles du bot<strong>an</strong>iste", Silje Dal<br />
Sarah Stutte ist Redaktionsleiterin der<br />
Fraz Frauenzeitung in Zürich.<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
film festivals<br />
tingent verteilt, dafür musste m<strong>an</strong> aber<br />
auch g<strong>an</strong>z vorne in der Reihe stehen<br />
und auf viele von plötzlichem Fieber befallene<br />
Menschen hoffen, die aus diesem<br />
Grund ihre Tickets nicht abholen<br />
konnten. Schon der Eröffnungsfilm „The<br />
Bubble“ war ausverkauft und am <strong>an</strong>schließenden<br />
Apéro tummelten sich<br />
ungefähr 80 Leute vor dem Kino Arthouse<br />
Le Paris. „Zum ersten Mal gab es<br />
eine gemeinsame Eröffnung vor dem<br />
eigentlichen Festival und es war toll“,<br />
freute sich Doris Senn, die zusammen<br />
mit Rol<strong>an</strong>d Loosli für das Programm des<br />
Festivals ver<strong>an</strong>twortlich ist. Das bedeutet<br />
ein halbes Jahr Vorbereitung und bis<br />
zu 400 Filme, die <strong>an</strong>geschaut werden<br />
müssen. Sei es bei Festivals oder zuhause.<br />
Ungefähr siebzig werden für Pink<br />
Apple ausgewählt. „Wir schauen vor allem<br />
auf den Inhalt und die Machart. Wir<br />
möchten ein möglichst großes Spektrum<br />
von Mainstream bis zu Kurzfilm<br />
und Doku <strong>an</strong>bieten“, erklärt Doris Senn.<br />
Und auf die Frage, ob sie denn die Filme<br />
d<strong>an</strong>n überhaupt noch genießen k<strong>an</strong>n,<br />
<strong>an</strong>twortet sie:„Natürlich. Jeder Film ist<br />
eine Entdeckung. Es ist unheimlich<br />
sp<strong>an</strong>nend für mich, zu sehen, wie die<br />
Leute reagieren, wenn sie aus dem Kino<br />
kommen. Ob die Filme, die mich begeistert<br />
haben, sie auch begeistern konnten.“<br />
Geboren im Apfelk<strong>an</strong>ton. Angef<strong>an</strong>gen hatte<br />
alles im Thurgau. Daher auch der Name<br />
des Festivals, frei nach dem Apfelk<strong>an</strong>ton.<br />
Dass das Pink Apple quasi in der<br />
Provinz geboren wurde, ist ungewöhnlich.<br />
Das Haupt<strong>an</strong>liegen der Org<strong>an</strong>isatorinnen<br />
und Org<strong>an</strong>isatoren war, Homosexualität<br />
sichtbar zu machen und Akzept<strong>an</strong>z<br />
zu schaffen. Am Anliegen hat<br />
sich nicht viel geändert, aber am Zulauf.<br />
Gab es in Frauenfeld damals noch eine<br />
überschaubare BesucherInnenzahl,<br />
stieg diese mit der Ausweitung des<br />
Festivals nach Zürich im Jahre 2000 in<br />
schwindelnde Höhen. Letztes Jahr<br />
konnte das Pink Apple mehr als 5000<br />
Filmbegeisterte verzeichnen und ist damit<br />
zum größten schwullesbischen<br />
Filmfestival in der Schweiz aufgestiegen.<br />
Und auch dieses Jahr zeichnet sich<br />
wieder ein Erfolg ab. M<strong>an</strong> darf gesp<strong>an</strong>nt<br />
sein auf das, was kommt. ❚<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
IFFF <strong>2007</strong>: „Full Metal Village", Sung Hyung Cho<br />
Musik Marathon<br />
Foto: Kathrin Schwab<br />
Musik satt beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln.<br />
Von Elena Stöhr<br />
In Dortmund f<strong>an</strong>d vom 17. bis 22.<br />
April das Internationale Frauenfilmfestival<br />
Dortmund/Köln (IFFF) statt.<br />
Im Mai 2006 schlossen sich die<br />
Dortmunder Femme Totale und die<br />
Kölner Feminale zu einem Filmfestival zusammen,<br />
das seither alternierend in beiden<br />
Städten stattfindet. Während die Feminale<br />
vorigen Oktober mehrere Themen aufgriff,<br />
beschränkte sich der Dortmunder Ableger<br />
auf das Thema Musik. Dabei lag das<br />
Hauptaugenmerk darauf, wie Filmemacherinnen<br />
sich einerseits mit dem (männerdominierten)<br />
Thema ausein<strong>an</strong>dersetzen und welchen<br />
Stellenwert die Musik <strong>an</strong>dererseits innerhalb<br />
eines Films einnimmt. Das Programm,<br />
das ca. 80 (Kurz-)Filme umfasste, war<br />
breit gefächert und mit seinen vielen Unterkategorien<br />
und Mottos („Jazz-Ikonen“,„Erinnerung“,„Wem<br />
gehört das Lied?“,„Because I<br />
sing“ usw.) fast schon unübersichtlich. Neben<br />
dem eigentlichen Programm gab es verschiedene<br />
Rahmenver<strong>an</strong>staltungen, unter<br />
<strong>an</strong>derem den Internationalen Spielfilmwettbewerb<br />
für Regisseurinnen, einen Förderpreis<br />
für junge Kamerafrauen, Werkstattgespräche,<br />
Stummfilme mit musikalischer Begleitung,<br />
Workshops, Musikvideo-Programme<br />
und Partys.<br />
Zu den acht nominierten Filmen aus<br />
dem Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen<br />
– den Andrea Arnold mit ihrem Film „Red<br />
Road“ gew<strong>an</strong>n – gehörten auch „Fallen“ von<br />
Barbara Albert sowie „Steph<strong>an</strong>ie Daley“ von<br />
Hilary Brougher.<br />
„Steph<strong>an</strong>ie Daley“ beginnt mit starken<br />
Bildern. Die 16-jährige Steph<strong>an</strong>ie (Amber<br />
Tamblyn) hinterlässt Blutspuren im Schnee.<br />
IFFF <strong>2007</strong>: „Steph<strong>an</strong>ie Daley“, Hilary Brougher<br />
Später wird sie <strong>an</strong>geklagt, ihr Kind getötet zu<br />
haben. Für die Verh<strong>an</strong>dlung soll die schw<strong>an</strong>gere<br />
Psychologin Lydie Cr<strong>an</strong>e (Tilda Swinton)<br />
ein Gutachten erstellen. Die Tatsache, dass<br />
sie selbst einmal ein Kind verloren hat,<br />
scheint zunächst kein Hindernis zu sein …<br />
„Steph<strong>an</strong>ie Daley“ überzeugt mit fragmentierten<br />
Bildern, ausdrucksstarken Farben und<br />
versteckten Details. Der Regisseurin gelingt<br />
es auf beeindruckende Art und Weise, eine<br />
Verbindung zwischen den beiden Frauen<br />
herzustellen, die auf den ersten Blick nicht<br />
unterschiedlicher sein könnten.<br />
Intim. Im Rahmen des Workshops für junge<br />
Kamerafrauen zeigte das IFFF „Zuneigung“<br />
von Quinka F. Stoehr, einen Dokumentarfilm<br />
über die Filmemacherin, Kamerafrau und<br />
Cutterin Gisela Tuchtenhagen. Sie begibt sich<br />
auf eine Reise, kehrt <strong>an</strong> bedeutungsvolle Orte<br />
zurück und wird mit dort mit ihrer Verg<strong>an</strong>genheit<br />
konfrontiert. Tuchtenhagen gewährt<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihres Tagebuchs einen sehr intimen<br />
Einblick in ihr bewegtes Leben. Während der<br />
Film zeigt, wie sie das Heim sucht, aus dem<br />
sie als Kind so oft weggelaufen ist, oder wie<br />
sie nach Paris reist, um ihren Sohn zu treffen<br />
und über den Tod des Vaters zu sprechen,<br />
sind Ausschnitte aus dem Tagebuch zu<br />
hören. Zuneigung ist ein zentrales Thema in<br />
Gisela Tuchtenhagens Arbeit. Ihre Warmherzigkeit<br />
und Offenheit machen es möglich,<br />
dass die Menschen sich ihr „zuneigen“ und<br />
genau das macht ihre Filme so außergewöhnlich<br />
und emotional. Auch durch die jahrel<strong>an</strong>ge<br />
Freundschaft zwischen Quinka F.<br />
Stoehr und Gisela Tuchtenhagen erhält „Zuneigung“<br />
seine Authentizität und Intimität.
Illuster. Warum die Dokumentation „Full<br />
Metal Village“ gezeigt wird, scheint<br />
zunächst eher unklar, da das Programmheft<br />
sagt:„Sie [die Regisseurin<br />
Sung-Hyung Cho] zeigt das kleine Dorf<br />
Wacken, wo jährlich das bedeutendste<br />
Metal-Festival Deutschl<strong>an</strong>ds stattfindet.“<br />
Eine Doku über ein Metal-Festival?<br />
Muss das sein? Sämtliche Vorurteile bestätigen<br />
sich, als sich der kleine Kinosaal<br />
l<strong>an</strong>gsam füllt. Ungefähr dreißig<br />
junge Metaller stürmen den Raum<br />
rücksichtslos. Sung-Hyung Cho wird<br />
verspottet, als sie ihren Film <strong>an</strong>kündigt<br />
und „ihr musst Respekt haben“ sagt. Sie<br />
wirkt dadurch allerdings in keiner Weise<br />
irritiert und stellt klar:„In dem Film geht<br />
es nicht um euch, es geht um die BewohnerInnen<br />
des Dorfes“. Es hilft alles<br />
nichts, der Vorfilm, die herzergreifende<br />
Strick<strong>an</strong>imation “Woolly Town – Woolly<br />
Head” von Vera Neubauer geht völlig in<br />
pubertären Gegröle und „Wackööön“-<br />
Rufen unter. Aber „Full Metal Village“<br />
macht Spaß, da er die Erwartungshaltung<br />
der Metaller mit Sicherheit nicht<br />
erfüllt und sich fast ausschließlich dem<br />
Leben der WackenerInnen widmet. Die<br />
BewohnerInnen des Dorfes sind eine<br />
Comedytruppe der traurigen Art. Da<br />
wäre zum Beispiel der Bauer, der erklärt,<br />
dass m<strong>an</strong>n nach 40 Jahren Ehe einfach<br />
Türkisches FrauenFilmFestival: Melek Özm<strong>an</strong><br />
eine Geliebte haben muss,„um die Frau<br />
auch mal zu schonen“, um d<strong>an</strong>n plötzlich<br />
einzuwerfen:„Du nimmst das jetzt<br />
nicht auf, oder?“. Oder der ehemalige<br />
Ver<strong>an</strong>stalter, der damals ausstieg, weil<br />
die Böhsen Onkelz spielen sollten und<br />
sich im nächsten Atemzug über die vielen<br />
ausländischen Arbeiter beschwert.<br />
Oder die beiden Mädchen, die den<br />
g<strong>an</strong>zen Tag Kalorien ausrechnen, und<br />
ihr eigenes kleines Fitnessstudio haben.<br />
Eine wird später in einem Buch über<br />
den Zweiten Weltkrieg blättern und<br />
sich wünschen, dabei gewesen zu sein.<br />
„Einmal mittendrin sein – das wäre<br />
toll“. Der triste Dorfalltag wird einmal<br />
pro Jahr jäh unterbrochen, wenn bis zu<br />
60.000 Metalf<strong>an</strong>s nach Wacken kommen.<br />
Die Straßenschilder werden abmontiert,<br />
einige BewohnerInnen flüchten<br />
und der Supermarkt macht mehr<br />
Umsatz als im gesamten restlichen<br />
Jahr. Das Spezielle <strong>an</strong> Wacken ist, dass<br />
alle mithelfen (müssen), wenn ein so<br />
„besonderes“ Ereignis stattfindet. Aber<br />
nach dem Festival ist vor dem Festival<br />
und alles bleibt beim Alten.<br />
Illustrationen. Zum Programm gehörte<br />
auch eine Reihe Dokumentarfilme über<br />
MusikerInnen, zum Beispiel „Club Q –<br />
The legendary d<strong>an</strong>ce party for women“<br />
Türkei Trip<br />
April 07: Das erste türkische<br />
FrauenFilmFestival findet in Wien<br />
statt! Frauen mit türkischem<br />
Background bestimmen vier Tage<br />
l<strong>an</strong>g die filmischen Inhalte<br />
des Top Kinos und dies mit enormem<br />
Erfolg. Filmemacherinnen aus der Türkei<br />
sowie aus Österreich zeigten ihr Schaffen<br />
erstmals in großem österreichischen<br />
Rahmen. Das Publikum kam<br />
scharenweise; die Räumlichkeiten waren<br />
für den Menschen<strong>an</strong>sturm beinahe<br />
nicht mehr ausreichend.<br />
Die vielfältige Kombination aus<br />
künstlerischen Kurzfilmen und Dokumentarproduktionen<br />
bot einen äußerst<br />
sp<strong>an</strong>nenden Mix: Von der Thematisie-<br />
von Kristen Wolf (zu sehen auch beim<br />
Okto-Fokus „You c<strong>an</strong> Feminism“). Club Q<br />
war fünfzehn Jahre l<strong>an</strong>g die wichtigste<br />
Party für Lesben und ihre Freundinnen.<br />
Bis zu 1000 Frauen trafen sich einmal<br />
im Monat unter DJ<strong>an</strong>e Page Hodels<br />
Motto „Celebrate being alive!“. „East Of<br />
Hav<strong>an</strong>a“ von Emilia Menocal und Jauretsi<br />
Saizarbitoria gibt einen Einblick in<br />
den kub<strong>an</strong>ischen HipHop-Underground<br />
und seine politischen Inhalte.<br />
„Hitlers Hitparade“ von Oliver Axer<br />
und Sus<strong>an</strong>ne Benze lief unter dem Motto<br />
„Erinnerungen“ und konnte trotz<br />
oder gerade wegen der kontroversen<br />
Diskussion im Vorfeld nicht überzeugen.<br />
Die FilmemacherInnen kombinieren<br />
Zusammenschnitte aus Filmen und<br />
Reportagen der Nazizeit mit Musik, um<br />
„die Gleichzeitigkeit von Schrecklichem<br />
und Schönen“ zu illustrieren und zu zeigen<br />
„wie Verführung funktioniert“. Laut<br />
Sus<strong>an</strong>ne Benze will „Hitlers Hitparade“<br />
das damalige Geschehen „erklären“.<br />
Das gelingt nicht.<br />
Ein absolutes Highlight des Festivals<br />
war zweifelsohne „Kurz davor ist es<br />
passiert“ von Anja Salomonowitz. Der<br />
Film verbindet zwiebelschichtartig Realität<br />
und Fiktion und – so Salomonowitz<br />
in der Diskussion – „nimmt dem Thema<br />
Frauenh<strong>an</strong>del das Mitleid.“ ❚<br />
Vom Kopftuch bis zum kurdischen Muschelverkäufer: Das türkische<br />
FrauenFilmFestival in Wien. Von Bärbel Traunsteiner<br />
rung des Kopftuches bis zur Begleitung<br />
Kurdischer Muschelverkäufer in Ist<strong>an</strong>bul<br />
war alles zu sehen. Die <strong>an</strong>wesenden<br />
KünstlerInnen st<strong>an</strong>den für Fragen<br />
der ZuschauerInnen in mehreren Vorstellungen<br />
zur Verfügung und ermöglichten<br />
dadurch eine aktive und kontroversielle<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />
gebotenen Inhalten. Das geschlechtergemischte<br />
Publikum zeigte, dass sowohl<br />
in Österreich lebende Frauen als<br />
auch Männer mit Interesse <strong>an</strong> die Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit türkischen Inhalten,<br />
Visionen und Lebensrealitäten her<strong>an</strong>gehen.<br />
Wir sind schon auf eine Fortsetzung<br />
gesp<strong>an</strong>nt! ❚<br />
festival films<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
Feministin werden<br />
Bereits zum sechsten Mal f<strong>an</strong>d am 26. April der Wiener Töchtertag statt. Mit dabei natürlich auch diesmal die<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> als „Arbeitgeberin“ für einen Tag. Elf Mädchen übernahmen die Redaktion, hielten Sitzung,<br />
diskutierten und verfassten Artikel. Hier die Ergebnisse.<br />
Dünn oder dick, was ist schick?<br />
Immer mehr Mädchen glauben dar<strong>an</strong><br />
und leben d<strong>an</strong>ach: nur dünn ist schön<br />
und frau ist nie dünn genug. Zwei<br />
Schwestern aus Brasilien hatten ihr Leben<br />
l<strong>an</strong>g mit Hunger zu kämpfen, doch<br />
erst als sie zu weltbek<strong>an</strong>nten Topmodels wurden<br />
und es um sie herum einen Überschuss <strong>an</strong> Essen<br />
gab, aßen sie fast nichts mehr. Schon nach kurzer<br />
Zeit starben sie <strong>an</strong> Nahrungsm<strong>an</strong>gel. Fakt ist,<br />
dass sich immer mehr Mädchen nur noch in<br />
Größe 36 oder weniger schön fühlen, da es ihnen<br />
ihre Stars so vorleben.<br />
Auch das <strong>an</strong>dere Extrem tritt immer häufiger<br />
auf: Fettsucht! Viele Jugendliche sitzen den<br />
g<strong>an</strong>zen Tag über zu Hause auf der Couch und<br />
stopfen Fastfood in sich hinein. Die Spätfolgen<br />
sind verheerend, unter <strong>an</strong>derem: Plattfüße, verfrühte<br />
Pubertät, Fettleber, Gallensteine, nächtlicher<br />
Atemstillst<strong>an</strong>d, Asthma, Bluthochdruck.<br />
Lucia Müllauer (11), Pamina Reichm<strong>an</strong>n (12), Clara Peterlik (12), Rosa Fuchs (12)<br />
Tierversuche<br />
In der EU sterben jährlich etwa 300.000<br />
Versuchstiere einen sinnlosen Tod. Seit<br />
1999 gibt es in Österreich ein Verbot der<br />
Tierversuche für Kosmetika. Auch wir<br />
sind gegen Tierversuche , weil wir finden,<br />
dass es nicht notwendig ist Tiere für die Schönheit<br />
zu quälen. Es gibt auch Alternativen, beispielsweise<br />
Zellkulturen und Computermodelle,<br />
die stattdessen verwendet werden können. Was<br />
du tun k<strong>an</strong>nst? Es gibt eine Internetseite:<br />
www.marktcheck.at – eine Produktdatenb<strong>an</strong>k,<br />
die Produkte im Bezug auf Tierschutz bewertet<br />
und darauf achtet, tierversuchsfreie Produkte zu<br />
präsentieren.<br />
Veronika Schober (12), Barbara Binder (12)<br />
Burschen und Mädchen<br />
Mädchen haben genau die gleichen<br />
Rechte wie Burschen und sind genauso<br />
gescheit wie Burschen. Burschen glauben<br />
immer, dass sie gescheiter sind,<br />
doch es stimmt nicht.<br />
Wir haben für euch ein paar Burschen und<br />
Mädchen gefragt, was sie davon halten, dass<br />
nur Burschen klug sind: Die Männer meinten,<br />
Frauen sind genauso gescheit wie Männer. Ein<br />
junger M<strong>an</strong>n f<strong>an</strong>d, dass es scheiße ist, wenn<br />
Männer Frauen schlagen. Der Zweite hat ge<strong>an</strong>twortet,<br />
er weiß nicht, wie er Gleichberechtigung<br />
und Gewalt <strong>an</strong> Frauen findet und er würde seiner<br />
Freundin eine Ohrfeige geben, sie aber nicht<br />
schlagen. Der Dritte meinte: Es spricht sich herum,<br />
dass Frauen <strong>an</strong>geblich nicht Auto fahren<br />
können, dass das m<strong>an</strong>chmal stimmt und dass er<br />
es nicht beurteilen k<strong>an</strong>n.<br />
Eine Frau sagte, sie würde ihren Freund <strong>an</strong>zeigen,<br />
wenn er sie schlägt. Die zweite Frau <strong>an</strong>twortete,<br />
für sie ist es nicht verständlich, dass<br />
Männer <strong>an</strong>geblich gescheiter und besser als<br />
Frauen sind. Frauen sind nämlich genauso gut<br />
wie Männer.<br />
T<strong>an</strong>ja Rippel (11), Lisa Zivsa (13), Lisa Gross (13), Julia Stary (13)<br />
Vergessen wir den Krieg?<br />
Viele Menschen finden es schrecklich,<br />
dass in den USA jem<strong>an</strong>d Amok gelaufen<br />
ist. Ich frage Sie, ist es nicht so, dass in<br />
Kriegsgebieten jeden Tag viel mehr<br />
Menschen sterben als die „paar“ bei einem<br />
Amokläufer oder bei einem Mord?<br />
In der Schule, im Fernsehen und in der Zeitung<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> fast täglich schreckliche Bilder<br />
finden und schlimme Neuigkeiten über Kriegsgebiete<br />
hören. Doch ein Mensch verliert leicht<br />
das Interesse <strong>an</strong> einer Sache, wenn diese ihm<br />
täglich präsentiert wird.<br />
Ich will mit diesem Artikel nicht behaupten,<br />
dass Vergewaltigungen, Amoklauf und was es<br />
sonst noch für schreckliche Dinge auf der Welt<br />
gibt, nicht schlimm sind. Ich will den LeserInnen<br />
nur näher bringen, dass es, grob ausgedrückt, eigentlich<br />
unfair ist, dass für die Menschen die<br />
von einem Amokläufer getötet wurden Schweigeminuten<br />
gehalten werden, aber nicht für die<br />
Menschen, die im Krieg sterben.<br />
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen<br />
nicht nur für die, die durch die H<strong>an</strong>d von<br />
Amokläufern oder Mördern sterben, beten,<br />
sondern dass noch mehr Menschen <strong>an</strong> die<br />
Menschen im Krieg denken und etwas ändern<br />
wollen.<br />
Viele von Ihnen denken sich sicher, nicht<br />
nur der Ged<strong>an</strong>ke zählt, ich will Ihnen aber sagen:<br />
Das stimmt nicht! Und wenn sie sich „nur“<br />
über diesen Artikel unterhalten, es hilft allein<br />
das!<br />
Stef<strong>an</strong>ie Rischer (14)<br />
töchter tag<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
wissenschaft forum<br />
G rafik aus einer Informatik-Lehrver<strong>an</strong>staltungsunterlage<br />
1 Das Forschungsprojekt wurde von<br />
Doris Allhutter, Sara John und Edeltraud<br />
H<strong>an</strong>appi-Egger in der Abteilung<br />
Gender <strong>an</strong>d Diversity in<br />
Org<strong>an</strong>izations der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien durchgeführt.<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Der durchschnittliche User<br />
Wie kommt Geschlecht in technologische Artefakte? Mit der Ausblendung sozialer<br />
Dimensionen in der Informatik und Geschlechterkonstruktionen in der Software-<br />
Entwicklung beschäftigte sich das Forschungsprojekt „Gendered Software Design”. 1<br />
Von Doris Allhutter<br />
Feministische Technikforschung<br />
setzt sich mit der<br />
Ko-Konstruktion von Technologie<br />
und Geschlecht ausein<strong>an</strong>der.<br />
Technik wird in diesem Ansatz<br />
als sozial geformt und damit auch<br />
vergeschlechtlicht verst<strong>an</strong>den. Sie dient<br />
darüber hinaus als bedeutendes Moment<br />
in der Konstruktion dessen, was<br />
gesellschaftlich als „weiblich“ und<br />
„männlich“ verst<strong>an</strong>den wird und trägt<br />
damit zur (Re-)Produktion von Geschlechterverhältnissen<br />
wesentlich bei.<br />
Im Gegensatz dazu verstehen die<br />
Technikwissenschaften ihre Theorien,<br />
Methoden und praktischen Anwendungsfelder<br />
weiterhin großteils als objektiv<br />
und neutral. In diesem positivistischen<br />
Wissenschaftsverständnis gilt<br />
Technikentwicklung als logisches und<br />
rationales Verfahren, das gesellschaftlichen<br />
Fortschritt intendiert.<br />
Ein Verständnis von technologischen<br />
Artefakten als sozial verh<strong>an</strong>delte<br />
Konstruktionen erfordert allerdings<br />
eine tiefer gehende Infragestellung<br />
zentraler Paradigmen des technologischen<br />
Entwicklungsprozesses und auch<br />
des ihm zugrunde liegenden Qualitätsbegriffs.<br />
Software-Qualität und Geschlecht? Traditionelle<br />
Definitionen von Software Qualität<br />
sind vorr<strong>an</strong>gig auf die technische<br />
Machbarkeit ausgerichtet und orientieren<br />
sich <strong>an</strong> technikzentrierten Qualitätsst<strong>an</strong>dards<br />
wie Funktionalität, Effizienz,<br />
Usability und Fehlerfreiheit. Soziale<br />
Dimensionen, wie etwa vergeschlechtlichte<br />
Annahmen über zukünftige<br />
UserInnen, ihre Anforderung und<br />
technischen Kompetenzen, die in die<br />
Software Entwicklung einfließen und<br />
sich in technologischen Artefakten materialisieren,<br />
werden dabei ausgeblendet.<br />
„Gendered Software Design“ widmet<br />
sich den geschlechterrelev<strong>an</strong>ten<br />
Aspekten in Software Engineering Prozessen<br />
und dem ihnen zugrunde lie-<br />
genden Qualitätsverständnis. Im Rahmen<br />
des Projekts wurden Fallstudien<br />
mit Software-Entwicklungsteams<br />
durchgeführt, die zeigen, durch welche<br />
impliziten Mech<strong>an</strong>ismen unbewusste<br />
Annahmen der EntwicklerInnen und soziale<br />
Geschlechterkonstruktionen in<br />
Entwicklungsprozessen immer wieder<br />
reproduziert werden. Als ausschlaggebend<br />
dafür erweist sich weniger das<br />
Geschlecht der EntwicklerInnen selber,<br />
sondern hegemoniale Wahrnehmungsmuster,<br />
die sich Software-EntwicklerInnen<br />
im Rahmen ihrer Ausbildung und<br />
beruflichen Praxis in Form von informationstechnologischen<br />
Theorien und Methoden,<br />
aber auch durch öffentliche<br />
Diskurse und Alltagserfahrungen <strong>an</strong>geeignet<br />
haben.<br />
Theorie und Praxis. Theoretische Modelle<br />
beschreiben Software-Entwicklung als<br />
Prozess, in dem <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer Anforderungs<strong>an</strong>alyse<br />
technische Spezifikationen<br />
und Modelle erstellt werden. Diese<br />
Fo t o s : Le a S u s e m i c h e l
würden unmittelbar in eine entsprechende<br />
Implementierung münden, deren<br />
„Qualität“ noch dazu als objektiv<br />
messbar gilt. In der Praxis aktivieren<br />
EntwicklerInnen jedoch perm<strong>an</strong>ent unbewusste<br />
Vor<strong>an</strong>nahmen über UserInnen<br />
und treffen Design-Entscheidungen<br />
auf Basis sozial konstruierter Vorstellungen<br />
über den in einer Software<br />
abgebildeten „Realitätsausschnitt“. So<br />
werden beispielsweise Annahmen über<br />
geschlechtsspezifische Arbeitsteilung<br />
in die Modellierung von Arbeitsabläufen<br />
in Workflow M<strong>an</strong>agement Software<br />
eingeschrieben oder stereotype Annahmen<br />
über die Präferenzen „durchschnittlicher“<br />
Nutzer(!) z. B. in Informationssysteme<br />
oder Computerspiele eingebaut.<br />
Aus den Fallstudien geht hervor,<br />
dass diese als „Gender Scripts“<br />
bezeichneten Annahmen unbewusst in<br />
allen Entwicklungsphasen mitwirken.<br />
EntwicklerInnen versuchen sich den<br />
Präferenzen von UserInnen außerdem<br />
dadurch <strong>an</strong>zunähern, dass sie eigene<br />
Vorlieben oder Kenntnisse als repräsentativ<br />
für jene der zukünftigen UserInnen<br />
verstehen. Auch diese als „I-Methodolgy“<br />
bezeichnete Vorgehensweise<br />
führt zu Ausschließungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
in der Nutzung technologischer Artefakte.<br />
Gender Scripts. Während NutzerInnenbilder<br />
in der Entwicklung tatsächlich eine<br />
große Rolle spielen, zeigten die Fallstudien<br />
mit einem Team aus der Spieleentwicklung<br />
sowie mit EntwicklerInnen<br />
von Suchmaschinen, dass zukünftige<br />
Nutzungskontexte explizit eher entpersonifiziert<br />
beschrieben werden. Entwickelt<br />
wird für den „durchschnittlichen“<br />
User – für „alle“ also, meinen die<br />
EntwicklerInnen. In der Beschreibung<br />
des „normalen“ Users zeigt sich allerdings,<br />
welche UserInnen dieser Norm<br />
eben nicht entsprechen.<br />
In der Spieleentwicklung gilt der<br />
„durchschnittliche“ User etwa als<br />
männlich, heterosexuell, weiß und als<br />
jem<strong>an</strong>d mit dem Mainstream entsprechenden<br />
Unterhaltungspräferenzen.<br />
Obwohl dieses Bild im Entwicklungsprozess<br />
nicht explizit in Form einer Zielgruppenspezifikation<br />
ben<strong>an</strong>nt, sondern<br />
nur implizit mitgedacht wurde, zeigen<br />
sich die Auswirkungen auf unterschiedlichsten<br />
Ebenen. So wurden bei der Modellierung<br />
von Spielecharakteren ge-<br />
schlechtsspezifischeDarstellungskonventionen <strong>an</strong>gelegt, die auf unterschiedlichen<br />
St<strong>an</strong>dards für deren grafischen<br />
„Realismus“ beruhen und die Figuren<br />
als „weiblich“ und als „männlich“<br />
glaubhaft machen sollen. Um eine<br />
Identifikation des Spielers mit dem<br />
männlichen Character zu ermöglichen,<br />
sollte dieser ein normaler Durchschnittstyp<br />
sein. Als Referenzmaterial wurden<br />
daher Fotos eines Schauspielers her<strong>an</strong>gezogen<br />
und darauf abgezielt, den<br />
männlichen Character <strong>an</strong>atomisch korrekt<br />
zu modellieren. Im Gegensatz dazu<br />
wurde als Referenzmaterial für die zentrale<br />
weibliche Figur bereits ein 3D-Character<br />
gewählt. Das Ziel war, den weiblichen<br />
Character „hübsch und sexy“ zu<br />
gestalten, weshalb er bis zu einem gewissen<br />
Grad nicht <strong>an</strong>atomisch korrekt<br />
sein durfte.<br />
Ebenso wurden in den Spielverlauf<br />
gegenderte Narrative eingebaut, über<br />
die in der Wahrnehmung der EntwicklerInnen<br />
offensichtlich soweit gesellschaftliche<br />
Einigkeit herrscht, dass ein<br />
Teil der Spielelogik nur nachvollzogen<br />
werden k<strong>an</strong>n, wenn die Narration im<br />
Spiel entl<strong>an</strong>g traditioneller Geschlechterstereotype<br />
entschlüsselt wird.<br />
Anders als beim „durchschnittlichen“<br />
User wurden spezifische UserInnengruppen<br />
durch „abweichende“<br />
Merkmale wie Geschlecht, Alter und<br />
Nationalität differenziert. Userinnen<br />
wurden dabei schnell über althergebrachte<br />
Geschlechterstereotypien abgewertet,<br />
die sich auf „weibliche” Präferenzen,<br />
Kompetenzen und Interessen<br />
beziehen.<br />
Eine ähnliche Vorg<strong>an</strong>gsweise findet<br />
sich in der Entwicklung von Suchmaschinen,<br />
die Informationen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von<br />
Klassifikationen abbilden und in Form<br />
von Über-, Unterordnungen oder Vernetzungen<br />
org<strong>an</strong>isieren. Durch die<br />
Struktur der Abfragemöglichkeiten sowie<br />
die Suchprozesse selbst werden als<br />
relev<strong>an</strong>t definierte von als nicht-relev<strong>an</strong>t<br />
definierten Informationen unterschieden.<br />
Zentral sind hier wiederum<br />
die gesellschaftlich geprägten Sichtweisen<br />
der EntwicklerInnen. Für wen soll<br />
ein bestimmtes Suchergebnis relev<strong>an</strong>t<br />
sein? Für „g<strong>an</strong>z normale Durchschnittsbürger“,<br />
so die Antwort, in bestimmten<br />
Fällen aber auch für Migr<strong>an</strong>tInnen,<br />
Frauen oder regional Benachteiligte. Am<br />
Beispiel eines konkreten Informations-<br />
systems definieren die EntwicklerInnen<br />
etwa, was es bedeutet, auch Frauen als<br />
UserInnengruppe mitzudenken:„Wir<br />
könnten doch Kinderbetreuung als Feld<br />
dazu nehmen!“ Rekonstruiert m<strong>an</strong> den<br />
Weg, den die Anforderung nimmt, Frauen<br />
als Userinnen mitzumeinen, zeigt<br />
sich, wie sich die Verknüpfung von Frau<br />
und Kinderbetreuung in der Ordnungslogik<br />
des Informationssystems m<strong>an</strong>ifestiert.<br />
Erst durch das Mitbedenken von<br />
Frauen als UserInnen und die Reproduktion<br />
der Kinderbetreuung als weiblichem<br />
Tätigkeitsbereich, findet diese Information<br />
Eing<strong>an</strong>g in das System. Die hierarchische<br />
Einordnung Kinderbetreuung<br />
als Subkategorie gibt darüber hinaus<br />
Auskunft über die gesellschaftliche Relev<strong>an</strong>z<br />
dieser Information.<br />
„Qualität“ als Machtfrage! Insgesamt zeigt<br />
sich, dass sich EntwicklerInnen bei der<br />
Frage nach Software Qualität nach wie<br />
vor ausschließlich auf technikzentrierte,<br />
„objektive“ St<strong>an</strong>dards beziehen,<br />
während sie darüber hinaus auch implizit<br />
immer wieder betonen, dass<br />
nicht messbare, soziale Aspekte ebenso<br />
zentral sind. Diese werden allerdings<br />
als „subjektive Geschmackssache“<br />
und nicht operationalisierbar begriffen,<br />
da sie aus dem traditionellen<br />
Qualitätsverständnis der Informatik<br />
herausfallen.<br />
Soziale und vergeschlechtlichte<br />
Qualitätsdimensionen werden weitgehend<br />
ausgeblendet und können somit<br />
nicht verh<strong>an</strong>delt werden. Stattdessen<br />
wird unbewusst auf Verfahren zurückgegriffen,<br />
die d<strong>an</strong>n als Einfallstor für<br />
Gender Scripts und soziale Konstruktionen<br />
dienen. Durch I-Methodology und<br />
imaginäre NutzerInnenbilder werden<br />
gesellschaftliche Vorstellungen und<br />
Stereotype unreflektiert in die Software<br />
eingeschrieben. Ihre Materialisierung in<br />
Artefakten reproduziert hierarchische<br />
Gesellschaftsstrukturen.<br />
Um Gender Scripts sichtbar und<br />
hinterfragbar zu machen, ist es notwendig,<br />
bisherige Qualitätskonzepte<br />
um implizite Qualitätsvorstellungen zu<br />
erweitern. Als Projektergebnis erweist<br />
sich eine prozessorientierte Definition<br />
von Software Qualität, welche die<br />
wechselseitige Beeinflussung von technologischen<br />
und sozialen Aspekten<br />
grundsätzlich einbezieht, als zielführend.<br />
❚<br />
forum wissenschaft<br />
Vgl. Allhutter/H<strong>an</strong>appi-Egger/John<br />
<strong>2007</strong>. Gendered Software Design: Zur<br />
Sichtbarmachung von Gender Scripts<br />
in technologischen Artefakten. Forschungsbericht,<br />
Abteilung Gender<br />
<strong>an</strong>d Diversity in Org<strong>an</strong>izations, WU<br />
Wien.<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Happy, funny, geil und steil<br />
Ist gig<strong>an</strong>tom<strong>an</strong>isch gerade gut genug? Oder hat die Regenbogenparade den Zenit der Eventkultur<br />
schon l<strong>an</strong>ge überschritten? Marty Huber und Helga P<strong>an</strong>kratz sind uneins.<br />
Wir sind wieder soweit, wir sind bereit, den Schlachtruf der Lesbi<strong>an</strong><br />
Avengers auszupacken:„Queer“ verkommt, die Regenbogenparade<br />
hat den Zenit der Eventkultur schon l<strong>an</strong>ge überschritten,<br />
von nun <strong>an</strong> geht es bergab. Wir holen uns die Straße zurück.<br />
In den letzten Jahren war ich nicht die einzige, die über die Kommerzialisierung<br />
der CSDs, der Regenbogenparaden, der Pride Marches lamentierte.<br />
Aber das Blatt wendet sich und das nicht nur bei uns. Wir erinnern<br />
uns: Christopher Street Day beg<strong>an</strong>n mit Riots, mit fünftägigen<br />
Straßenkrawallen, er vereinte Drag Queens, Butches, Schwuchteln, von<br />
der Polizei sekkierte Outlaws. Seitdem ist viel passiert und der Kapitalismus<br />
hat das gemacht, was er immer macht: Er frisst, eignet sich <strong>an</strong>, kommerzialisiert,<br />
sagt: Sol<strong>an</strong>ge ihr nach unserer Pfeife t<strong>an</strong>zt, könnt ihr ruhig<br />
schwul t<strong>an</strong>zen. Wie wenig realpopolitische Konsequenz diese Toler<strong>an</strong>z<br />
mit sich zieht, merken wir sehr gut in der „Werte“gemeinschaft Europäische<br />
Union, wo in Polen Homo-Hatz betrieben werden k<strong>an</strong>n, ohne dass<br />
sich irgendein Popo von den PopolitikerInnen rührt. Dafür habt ihr ja die<br />
Homo-Ehe bekommen und kusch. Das wird auch in Österreich nicht <strong>an</strong>ders<br />
sein. Oder wen rührt da schon die Ermordung von Henriëtte Wiersinga,<br />
einer Tr<strong>an</strong>sfrau am helllichten Tag in den Straßen von Den Haag<br />
Ende März dieses Jahres? Wie es scheint, müssen wir uns nicht nur die<br />
Nacht zurückholen, sondern auch den Tag.<br />
Was nützt uns die Sichtbarkeit am Tag der Regenbogenparade,<br />
wenn es die letzte „politische“ Forderung in Österreich zu sein scheint,<br />
endlich die Fähigkeit zum bürgerlichen Leben <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt zu bekommen,<br />
sprich im Hafen der Ehe zu kentern. Diese „Wir sind g<strong>an</strong>z normal-Mentalität!“<br />
wird mir besonders unerträglich, wenn es die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />
der Parade nicht zu stören scheint, dass auf einem der letzten großen<br />
Trucks zig österreichische Fahnen hängen, mit der Forderung nach „Gleiche<br />
Rechte für alle Österreicher!“ und alle <strong>an</strong>deren sollen draußen bleiben,<br />
oder was? Oder ist das die Bedeutung von „Wir sind g<strong>an</strong>z normal –<br />
Rassisten, Sexisten und Klassisten.“<br />
Was nützt uns die Sichtbarkeit von Softdrinks, Alkoholika und Kosmetika<br />
auf der Parade? Und die Sichtbarkeit von Parteien? Was nützt uns<br />
die Schweigeminute am Morzinplatz, wo es bald ein nichtssagendes<br />
Denkmal für die „queeren“ Opfer des Nationalsozialismus geben soll,<br />
wenn es wieder nicht möglich ist, lesbische und schwule MitläuferInnen<br />
oder die aktive Teilhabe <strong>an</strong> Verbrechen durch schwule Nazis zu benennen.<br />
Suchen wir uns Geschichte aus, wie wir sie gerade brauchen?<br />
Die Parade hat es bisweilen verabsäumt sich selbst zu revolutionieren,<br />
aber wie gesagt:„We recruit!“ ❚<br />
Marty Huber ist Mitarbeiterin von Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, Kontakt: lesbenberatung@villa.at<br />
Dass eine Straßenschlacht zwischen Lesben, Schwulen und<br />
Tr<strong>an</strong>sgender auf der einen Seite und der New Yorker Polizei auf<br />
der <strong>an</strong>deren am Anf<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d? Der wütende, sich politisierende<br />
queere Aufst<strong>an</strong>d gegen Unterdrückung und Polizeigewalt vor<br />
nunmehr 38 Jahren? Das merkt m<strong>an</strong>/frau den heutigen Paraden<br />
von NY, SF, Paris, Köln oder Wien g<strong>an</strong>z und gar nicht mehr <strong>an</strong>. Frau könnte<br />
fast meinen, dass etliche der wild geschminkt, schillernd be- beziehungsweise<br />
entkleideten jungen Menschen, die sich auf diesem gig<strong>an</strong>tischen<br />
Volksfest der <strong>an</strong>deren Art austoben, von diesen Anfängen nicht einmal<br />
wissen.<br />
Die Parade, in Wien seit 1996 alljährlich – meist gegen die Fahrtrichtung<br />
– über den Ring ziehend, gleicht, wie ihre Schwestern in den USA,<br />
Australien und <strong>an</strong>deren westeuropäischen Städten, einem großen, schrillen<br />
Faschingsumzug zu Sommerbeginn. Happy, funny, geil und steil. Nicht<br />
kleckern, sondern klotzen; nicht meckern, sondern protzen ist die Devise.<br />
Ein Indiz dafür, dass selbst diese durchaus zum Teil als „entpolitisiert”,<br />
als „kommerzialisiert” zu bezeichnende Form noch eine subversive<br />
Sprengkraft in sich trägt und dass das Ende der (Regenbogen-)Fahnenst<strong>an</strong>ge<br />
europaweit noch längst nicht erreicht ist, ist aber der erbitterte<br />
Widerst<strong>an</strong>d, auf den Lesben und Schwule stoßen, die in ihren Ländern<br />
diese Art der öffentlichen Sichtbarkeit neu einführen wollen: Sei es in Polen,<br />
Russl<strong>an</strong>d, Serbien, Kroatien ...<br />
Es ist eine Errungenschaft, dass die Stadt Wien voll und g<strong>an</strong>z hinter<br />
dieser Ver<strong>an</strong>staltung steht, ja sogar die hinter dem g<strong>an</strong>zen Trubel herfahrende<br />
Müllabfuhr sichtbar mitfeiert. Dass die Polizei tatsächlich ausschließlich<br />
die Funktion der FreundInnen und HelferInnen innehat. Dass<br />
die Straßenbahnen der Stadt regenbogenbeflaggt sind. Das alles wäre<br />
noch vor 15 Jahren in Wien in dieser Weise nicht vorstellbar gewesen:<br />
Nicht diese (verschwenderische) Pracht, diese selbstbewusste Selbstverständlichkeit.<br />
Und vor allem nicht: die massenhafte Beteiligung. Hier vor<br />
allem liegt der Knackpunkt, warum ich unbedingt für die Regenbogen<br />
Parade in dieser gig<strong>an</strong>tom<strong>an</strong>ischen Dimension bin: Das Auftreten als<br />
Masse in der Öffentlichkeit. Von Pass<strong>an</strong>tInnen, TouristInnen, heterosexuellen<br />
Familien freundlich bestaunt, welche die Straße säumen oder sogar<br />
das Abschlusskonzert besuchen.<br />
W<strong>an</strong>n, wie und wo sonst wäre es denn möglich, dass eine Minderheitengruppe<br />
(ca. zehn Prozent der Bevölkerung) sich selbst und den<br />
Mitmenschen so deutlich sichtbar vor Augen führt, was wir vor ca.<br />
dreißig Jahren in einem Slog<strong>an</strong> ausgedrückt haben, der lautete:„Wir sind<br />
Lesben. Wir sind viele. Gemeinsam sind wir unwiderstehlich“! ❚<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz, seit 26 Jahren in der HOSI Wien aktiv, www.hosiwien.at<br />
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
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frauen.studie<br />
Alles beim Alten<br />
Die niederösterreichische L<strong>an</strong>desrätin Joh<strong>an</strong>na Mikl-Leitner präsentierte<br />
die Eckdaten der Frauenstudie <strong>2007</strong> – „Was Frauen wirklich wollen!“. In<br />
dieser Studie wurden 700 Frauen im Alter von 19 bis 65 Jahren befragt.<br />
Ziel war es, Wünsche und Bedürfnisse von Frauen zu erforschen, um so<br />
Maßnahmen und Initiativen für mehr Ch<strong>an</strong>cengleichheit setzen zu können.<br />
Die vorgelegten Ergebnisse bringen nichts Neues: Frauen verdienen<br />
weniger als Männer, Frauen sind weit öfter teilzeitbeschäftigt (43 Prozent,<br />
bei den Männern sind es zehn Prozent), Frauen wählen großteils<br />
Dienstleistungsberufe. Und nach wie vor liegt die Reproduktionsarbeit<br />
in weiblicher H<strong>an</strong>d: Achtzig Prozent der Frauen sind für unbezahlte<br />
Hausarbeit zuständig, Frauen übernehmen zu 75 Prozent die Kinderbetreuung.<br />
Ob diese Ergebnisse nun wirklich für eine Verbesserung der Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />
sorgen werden, bleibt abzuwarten. be<br />
salzburg<br />
Abseits der Mozartkugel<br />
Um ein paar Klischees zu bedienen und gleich wieder zu verwerfen: Die<br />
Stadt Salzburg hat mehr zu bieten als Mozartkugeln, Schloss Mirabell<br />
oder den Jederm<strong>an</strong>n. Die „Internationale Pädagogische Werktagung<br />
Salzburg“ zum Beispiel. Das heurige Thema vom 16.-20. Juli lautet „Sprache<br />
leben. Kommunizieren & Verstehen“. Ein Blick auf das Programm<br />
verheißt eine Vielzahl <strong>an</strong> inspirierenden Arbeitskreisen und Workshops,<br />
beispielsweise jenen der P<strong>an</strong>tomimin Sabine Wallner „Eine Geste sagt<br />
mehr als 1000 Worte“ oder einen von Ute Lauterbach, ihres Zeichens<br />
Glücks- und Schicksalsforscherin, Philosophin und Autorin mit dem Titel<br />
„Anders sprechen – <strong>an</strong>ders sein“. D<strong>an</strong>eben findet eine Reihe von Vorträgen<br />
statt. So widmet sich unter <strong>an</strong>derem Sabine Weinert, Universitätsprofessorin<br />
für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie, der Frage<br />
„Wie Sprache das Wissen und Denken beeinflusst“.<br />
Die Vielfalt von Themen und ReferentInnen (AutorInnen, ErziehungswissenschafterInnen,<br />
PsychotherapeutInnen, SprachwissenschafterInnen,<br />
HorterzieherInnen …) bildet die Basis einer <strong>an</strong>sprechenden –<br />
im wahrsten Sinn des Wortes – Ver<strong>an</strong>staltungsreihe; auch für Nicht-<br />
PädagogInnen. Übrigens: Die übersichtlich gestaltete Homepage bietet<br />
einen Fundus <strong>an</strong> interess<strong>an</strong>ten (Ton-)Dokumenten. PÖ<br />
Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg, 5061 Elsbethen, Raiffeisenstraße 2, T. 0662/8047-7511, Fax: 0662/8047-<br />
7519, Die Tagungskarte für alle Vorträge, einen Arbeitskreis und den Tagungsb<strong>an</strong>d kostet 170,- Euro . Die Arbeitskreiskarte ohne<br />
Vorträge und ohne Tagungsb<strong>an</strong>d kostet 130,- Euro .<br />
E-mail: pwt@bildung.kirchen.net, www.pwt.kirchen.net<br />
prekär<br />
Generation Praktikum<br />
Die Internet-Plattform generation-praktikum.at liefert mit einer Umfrage<br />
unter 400 Studierenden und AkademikerInnen erstmals Daten und<br />
Fakten zur Situation von Praktik<strong>an</strong>tInnen in Österreich. Ebenso auffallendes<br />
wie trauriges Ergebnis der Umfrage:„Frauen sind häufiger Praktik<strong>an</strong>tinnen<br />
und weisen auch eine höhere Anzahl <strong>an</strong> Praktika auf“, sagt<br />
Julia Uhlik von generation-praktikum.at. Viele Unternehmen sehen Prak-<br />
<strong>an</strong>.riss arbeit<br />
tik<strong>an</strong>tInnen bewusst als billige und trotzdem hochmotivierte Arbeitskräfte,<br />
die in der Hoffnung auf einen fixen Job bis zu vierzig Stunden die<br />
Woche arbeiten. Hauptbetroffene der Situation sind HochschulabsolventInnen,<br />
denen „die geringe Wertschätzung und das Gefühl der Ausbeutung<br />
besonders zu schaffen macht“, so Uhlik. Ein guter Rat zum<br />
Schluss: es wird empfohlen, nicht zu viele Praktika <strong>an</strong>zusammeln. Eine<br />
gute Alternative sind AMS-Arbeitstrainings. Sie sind auf drei Monate beschränkt,<br />
das AMS übernimmt die Deckung des Lebensunterhaltes und<br />
frau ist sozial-, kr<strong>an</strong>ken- und pensionsversichert. pix<br />
www.generation-praktikum.at<br />
A d a Pe l l e r t<br />
uni.politik<br />
Wo bleiben die Rektorinnen?<br />
Erst in der letzten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Nummer haben wir berichtet, dass auf der<br />
Akademie der bildenden Künste (Wien) die erstgereihte Clémentine Deliss<br />
nicht zur Rektorin gewählt wurde; nun passiert das Gleiche <strong>an</strong> der<br />
Donau-Universität Krems (DUK) und <strong>an</strong> der Wiener Universität für Bodenkultur<br />
(BOKU): An der DUK war im Dreier-Vorschlag des Senats die<br />
amtierende Vizerektorin Ada Pellert nicht enthalten, obwohl sie alle Kriterien<br />
der Ausschreibung erfüllt hatte. Als Rektor wurde stattdessen der<br />
deutsche Burschenschafter Heinrich Kern gewählt. Eine Gruppe von<br />
ProfessorInnen der DUK ist empört und fordert in einem offenen Brief<br />
eine Neuwahl des Senats sowie eine Neuerstellung des Dreier-Vorschlags.<br />
Ähnliches <strong>an</strong> der BOKU, hier war Ingela Bruner die Erstgereihte im<br />
Dreiervorschlag des Senats. Der Universitätsrat der BOKU jedoch will sie<br />
nicht zur Rektorin machen – er bevorzugt den amtierenden Rektor Hubert<br />
Dürrstein, der nicht einmal im Dreier-Vorschlag aufgeschienen ist.<br />
Frauenministerin Doris Bures spricht von einer „Sch<strong>an</strong>de“ und fordert<br />
Konsequenzen.<br />
In Österreich gibt es <strong>an</strong> den Universitäten keine einzige Rektorin,<br />
und auch bei den ProfessorInnen ist Österreich EU-weit unter den<br />
Schlusslichtern: Obwohl bei den StudienabgängerInnen Frauen klar vorne<br />
liegen, sind von insgesamt 1.304 ProfessorInnen nur 142 Frauen. be<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
Fo t o s : A rc h i v<br />
küchen hilfe<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Aschenbrödel<br />
Kürzlich brauchte ich Geld und zwar sofort. Zufällig traf es sich, dass einem Promi-Wirt<br />
zwei Tage vor der Eröffnung die Küchenhilfe abh<strong>an</strong>den gekommen war. Also arbeitete<br />
ich, Wallraff wider Willen sozusagen, eine Woche im härtesten Job meines Lebens.<br />
Von Katharina Nagele<br />
Eine Gastronomie-Küche ist<br />
eine durchorg<strong>an</strong>isierte Minifabrik<br />
und Köche wie Hilfskräfte<br />
verrichten Fließb<strong>an</strong>darbeit.<br />
Steht erst einmal die Speisekarte<br />
fest, gleicht das Kochen in einer<br />
solchen Küche in nichts dem alchimistischen<br />
Vorg<strong>an</strong>g, der in privaten<br />
Küchen stattfindet. Jeder H<strong>an</strong>dgriff ist<br />
auf höchste Effizienz ausgerichtet. Gearbeitet<br />
wird im unerbittlichen Takt, in<br />
dem die Bonmaschine eine Bestellung<br />
nach der <strong>an</strong>deren ausspuckt und bei jedem<br />
neuen Bon enervierend piept. Mit<br />
rotem Kopf ruft der Küchenchef die Bestellung<br />
so laut aus, dass es die g<strong>an</strong>ze<br />
Küche hört. Leichte P<strong>an</strong>ik steigt auf. Ein<br />
Tisch mit zehn Personen, Vorspeise<br />
Hauptspeise, Beilagen, Nachtisch;<br />
„Piep“, der nächste Bon:„Zwei Salat, eine<br />
Suppe, ein Clubs<strong>an</strong>dwich als Vorspeise!<br />
D<strong>an</strong>n: Zwei Filet Mignon, einmal<br />
…“ Und wieder „Piep“, ohne Unterlass.<br />
Von 9.00 Uhr früh bis Küchenschluss<br />
um 22.00 Uhr scheint alle Welt<br />
pausenlos zu essen.<br />
Die Hektik. Jetzt gilt es, alles liegen und<br />
stehen zu lassen, das Gemüse wird<br />
später geschnitten, die Berge <strong>an</strong><br />
schmutzigem Geschirr müssen einstweilen<br />
stehen bleiben. Die Küchenhilfe<br />
arbeitet dem Koch zu, bereitet die Beilagen<br />
und richtet die Essen <strong>an</strong>. Genau<br />
genommen hat sie die Letztver<strong>an</strong>twortung,<br />
denn der Koch k<strong>an</strong>n sich um<br />
nichts <strong>an</strong>deres kümmern, als dass das<br />
Steak punktgenau medium ist. Mehrere<br />
Gerichte stehen auf der Karte, die die<br />
KellnerInnen nicht ohne weiteres unterscheiden<br />
können, also richtet die<br />
Küchenhilfe für jedes Gericht als Kennung<br />
eine <strong>an</strong>dere Salatgarnitur <strong>an</strong>. In<br />
Spitzenzeiten kommt es vor, dass das<br />
Geschirr knapp ist. Die Küchenhilfe<br />
muss jede Sekunde dazwischen abwaschen.<br />
Wenn <strong>an</strong> bis zu fünf Bestellungen<br />
gleichzeitig gekocht wird, während<br />
bereits fünf weitere Bestellungen warten,<br />
wobei darauf zu achten ist, dass<br />
die Beilagen gleichzeitig mit der<br />
Hauptspeise, beides zusammen nicht<br />
früher als die Vorspeise fertig wird und<br />
die KellnerInnen die Speisen auch<br />
rechtzeitig servieren, d<strong>an</strong>n werden von<br />
allen logistische Spitzenleistungen erbracht.<br />
Die Menschen. Küchenhilfen brauchen eine<br />
schnelle Auffassungsgabe, Org<strong>an</strong>i-<br />
sationstalent, Kraft, Ausdauer und<br />
Schnelligkeit. Es mag <strong>an</strong> der unglücklichen<br />
Formulierung der Anfrage gelegen<br />
haben, jedenfalls teilt mir Robert<br />
Maggale von der Gewerkschaft Hotel,<br />
Gastgewerbe, Persönlicher Dienst<br />
(früher HGPD, jetzt fusioniert mit den<br />
Eisenbahnern und der Gewerkschaft<br />
H<strong>an</strong>del und Tr<strong>an</strong>sport zu VIDA) mit „Es<br />
gibt kein Berufsbild Küchenhilfe.“ Damit<br />
ist gemeint, dass Küchenhilfen ungelernte<br />
Hilfskräfte sind – trotz dieser<br />
Anforderungen. Es gibt auch keine Zahlen<br />
darüber, wie viel Küchenhilfen bei<br />
der Gewerkschaft sind. Robert Maggale:„Es<br />
geht uns um den Menschen<br />
selbst, wir schauen nicht auf den Beruf.<br />
Entweder die Leute eines Betriebs treten<br />
bei oder eben nicht.“ Auf die Frage,<br />
wie die Gewerkschaft denn die Leute<br />
<strong>an</strong>spricht, kommt d<strong>an</strong>n doch:„Wir gehen<br />
halt in die Betriebe und machen<br />
Informationsver<strong>an</strong>staltungen.“ Etwa 70<br />
Prozent aller Küchenhilfen sind weiblich,<br />
sicher siebzig bis achtzig Prozent<br />
sind Migr<strong>an</strong>tInnen.<br />
Kollegin Lena kommt aus Rumänien,<br />
hat eigentlich Näherin gelernt, in<br />
Österreich ein schlecht bezahltes, aussterbendes<br />
Gewerbe. Für die besseren
Boutiquen konnte sie zu wenig<br />
Deutsch, um mit den Kundinnen, für<br />
die sie die Kleidung ändern sollte, zu<br />
sprechen. Also arbeitete sie als Putzfrau,<br />
d<strong>an</strong>n als Erntehelferin in den Wiener<br />
Weinbergen, schließlich hinter der<br />
Sch<strong>an</strong>k eines Heurigen und d<strong>an</strong>n in der<br />
Küche. Generell ein Problem im Gastgewerbe<br />
ist die Schwarzarbeit, aber für<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen ohne Arbeitsbewilligung<br />
ist sie oft die einzige Möglichkeit, ihren<br />
Lebensunterhalt zu verdienen. Daher<br />
schwächen die seit 2006 verschärften<br />
Bestimmungen des Fremdenrechts die<br />
Verh<strong>an</strong>dlungsposition der Gewerkschaft<br />
zusätzlich. Entsprechend mager<br />
ist der Kollektivlohn von 1095,- Euro<br />
monatlich.<br />
Der Lohn. „Wenn ich nur den Kollektivlohn<br />
bekomme, bleibe ich nicht.<br />
Hackelst den g<strong>an</strong>zen Tag wie ein Viech<br />
und kriegst einen Scheißdreck dafür.<br />
Ich bekomme sofort was <strong>an</strong>deres. Ich<br />
kenn’ mich aus in der Küch’“, sagt Kollegin<br />
Lena. Nach wochenl<strong>an</strong>ger Vorbereitungszeit<br />
wird erst einen Tag nach der<br />
Eröffnung über die Bezahlung gesprochen.<br />
Als ich <strong>an</strong> diesem Tag nach Hause<br />
gehe, weine ich: Bei 5,- Euro pro Stunde<br />
habe ich am Eröffnungstag 16 Stunden<br />
ohne Pause für nur 80,- Euro gearbeitet.<br />
Nur wer die tiefe Erschöpfung nach<br />
einer solchen Arbeit gespürt hat, versteht,<br />
welche Demütigung eine solche<br />
Bezahlung ist.<br />
Am nächsten Tag wird wütend in<br />
der Küche getuschelt: Wir sollten beim<br />
Abendgeschäft, wenn eine hungrige<br />
Meute das Lokal stürmt, die Arbeit hinschmeißen<br />
und ultimativ mehr Geld<br />
verl<strong>an</strong>gen. Aber es bleibt beim Sturm<br />
im Wasserglas: Die zweite Köchin bekäme<br />
nur 300,- Euro Notst<strong>an</strong>dshilfe, weil<br />
sie bei ihrer vorigen Stelle nicht für die<br />
gesamte geleistete Wochenarbeitszeit<br />
<strong>an</strong>gemeldet war, ich brauche, wie erwähnt,<br />
sofort Geld und auch Lena<br />
sucht sich einfach etwas <strong>an</strong>deres. Es<br />
zahlt sich nicht aus zu bleiben und zu<br />
kämpfen. Stattdessen träumen wir lieber<br />
vom Lottogewinn. Die Köchin würde<br />
sich ein Jahr Schönheitsfarm gönnen<br />
um abzunehmen. In der Küche ist<br />
nie Zeit zu Essen und so nascht sie immer<br />
nur zwischendurch Frittiertes, das<br />
geht schnell. Lena würde ein eigenes<br />
Lokal eröffnen:„Das ist mein Traum.<br />
Oder eigentlich der meines M<strong>an</strong>n. Er ist<br />
gelernter Koch.“<br />
Bildung statt Kampf. Auch Gewerkschafter<br />
Robert Maggale sieht Streik als das<br />
letzte Mittel. Zuerst werden juristische<br />
Maßnahmen ergriffen, wird das Gespräch<br />
gesucht. Er weiß um die Probleme<br />
speziell der Migr<strong>an</strong>tInnen, kommt<br />
selbst aus einem Betrieb mit KollegInnen<br />
aus 27 Nationen. Dem hohen Anteil<br />
<strong>an</strong> Frauen und Migr<strong>an</strong>tInnen wird<br />
mit Deutschkursen Rechnung getragen,<br />
die durch Kooperation mit der Arbeiterkammer<br />
sehr günstig bis gratis<br />
sind, sowie mit Hilfe bei der Kinderbetreuung.<br />
Es wird auf Weiterbildung gesetzt,<br />
damit speziell Migr<strong>an</strong>tInnen aus<br />
dem HilfsarbeiterInnenbereich herauskommen,<br />
einen Lehrabschluss nachholen<br />
und so bessere Bezahlung einfordern<br />
können.<br />
Maggale ist stolz darauf, dass bis<br />
jetzt niem<strong>an</strong>d durchgefallen und 60<br />
Prozent die Lehrabschlussprüfung sogar<br />
mit Auszeichnung best<strong>an</strong>den haben.<br />
Durch die gastgewerbetypischen<br />
Arbeitszeiten k<strong>an</strong>n das Kurs<strong>an</strong>gebot<br />
allerdings nur von einem Teil der Beschäftigten<br />
genutzt werden. Wochen-<br />
endzu<strong>schläge</strong> gibt es keine. Immerhin<br />
fallen weibliche Küchenhilfen unter<br />
die Schwerarbeiterregelung. Die<br />
männlichen Kollegen hingegen erreichen<br />
nicht den geforderten Kalorienumsatz.<br />
Das Ende. Nachdem Anna, die dritte<br />
Küchenhilfe, sich kr<strong>an</strong>k gemeldet hat,<br />
bleiben nur mehr zwei Küchenhilfen<br />
und der Besitzer bietet nun doch 6,-<br />
Euro pro Stunde.<br />
Anna hatte so schwere Rückenschmerzen,<br />
dass sie nicht aus dem Bett<br />
aufstehen konnte. Die frühere Hausbesorgerin<br />
ist arbeitslos, mit der Küchenarbeit<br />
wollte sie sich etwas zu der<br />
Arbeitslosenunterstützung unter der<br />
Armutsgrenze dazuverdienen. Aber die<br />
Jahre körperlicher Arbeit sind eben<br />
nicht spurlos <strong>an</strong> ihr vorüber geg<strong>an</strong>gen.<br />
Sie bekommt am nächsten Tag drei<br />
Spritzen verpasst und der Orthopäde<br />
teilt ihr mit, dass sie gelähmt wird,<br />
wenn sie noch einmal so eine schwere<br />
Arbeit verrichtet.<br />
Kr<strong>an</strong>kheiten des Stützapparates<br />
sind im Gastgewerbe vorprogrammiert.<br />
Küchenhilfen arbeiten dazu<br />
noch viel mit Wasser und aggressiven<br />
Putzmitteln. So leiden viele unter Hautkr<strong>an</strong>kheiten.<br />
Lenas Hände sind unnatürlich<br />
breit, geschwollen und rot.<br />
Meine Hände pochen oder fühlen sich<br />
taub <strong>an</strong>. Von den Schnittwunden und<br />
Br<strong>an</strong>dblasen, von denen ich mir am ersten<br />
Tag gleich zwei zugezogen habe,<br />
g<strong>an</strong>z zu schweigen. Wenn ich nachts<br />
heimfahre, rieche ich wie w<strong>an</strong>delnde<br />
Pommes Frittes. Duschen gibt es keine.<br />
Aber Kollegin Lena meint:„Wenn einer<br />
auf der Baustelle arbeitet, k<strong>an</strong>n er sich<br />
auch nicht immer duschen, bevor er<br />
heimfährt.“ ❚<br />
hilfe küchen<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur <strong>an</strong>.riss<br />
film.museum<br />
Diven versus subversive Backfische<br />
Vom 8. bis 24. <strong>Juni</strong> huldigt das Filmmuseum den Komikerinnen und<br />
Diven im Kino der 1910er Jahre. Claudia Preschl und Katja Wiederspahn<br />
kuratieren das vierzig Filme sowie Workshops und Vorträge<br />
umfassende Programm.<br />
Die Filme der 1910er Jahre erzählen Alltagsgeschichten mit großem<br />
und oft grotesk-komischem Körpereinsatz. Verrenkungen, Ausbrüche,<br />
Attacken, Zerstörungswut: Auch den Schauspielerinnen war Körper-<br />
Slapstick und körperliche Un<strong>an</strong>gepasstheit gestattet. Als rebellische<br />
und subversive Backfische führen Asta Nielsen, Ossi Oswalda und<br />
Dorrit Weixler im deutschen Film dieser Epoche weibliche Lebensrealitäten<br />
ungeschönt vor.<br />
Der Ausdruck der italienischen Diven dieser Zeit war artifizieller und<br />
zurückhaltender. Aber auch Lydia Borelli, Fr<strong>an</strong>cesca Bertini, Pina Menichelli<br />
wurde genug Raum gegeben, um mit Mimik und Gestik „unvergessliche<br />
Bilder von erotischer Entfesselung und Ekstase“ zu schaffen.<br />
miri<br />
8. bis 24. <strong>Juni</strong>, Lachende Körper Exzentrische Gesten, Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstr. 1, T. 01/ 533 70 54,<br />
www.filmmuseum.at<br />
t<strong>an</strong>z<br />
Verklärte Nacht<br />
Die belgische Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker schaffte<br />
1983 mit der von ihr gegründeten T<strong>an</strong>zcompagnie Rosas sofort mit<br />
der ersten gemeinsamen Produktion „Rosas d<strong>an</strong>st Rosas“ den internationalen<br />
Durchbruch. Im Laufe der Jahre setzte sie immer wieder neue<br />
Maßstäbe im zeitgenössischen T<strong>an</strong>z. Mit ihr beehrt eine der international<br />
bedeutendsten Choreographinnen der jüngeren Generation<br />
heuer die Wiener Festwochen, die Produktion „Nacht“ entst<strong>an</strong>d in Koproduktion<br />
mit ImPulsT<strong>an</strong>z.<br />
In „Nacht“ kombiniert Anne Teresa De Keersmaeker drei Werke ihres<br />
Repertoires. Mit den Choreographien zu Béla Bartóks „Streichquartett<br />
Nr.4“, Ludwig v<strong>an</strong> Beethovens „Große Fuge“ und Arnold Schönbergs<br />
„Verklärte Nacht“ bringt sie drei außergewöhnliche Dialoge zwischen<br />
T<strong>an</strong>z und Musik auf die Bühne. Wieder einmal sind die Hauptthemen<br />
in der musikalisch-tänzerischen Inszenierung Beziehungen<br />
und vor allem Missverständnisse zwischen Frauen und Männern unterschiedlichen<br />
Alters und sozialer Herkunft. miri<br />
13. + 15. + 16. <strong>Juni</strong>, 20.00, Theater <strong>an</strong> der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien www.impulst<strong>an</strong>z.com<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Foto: Filmmuseum, Ernst Lubitsch 1918: „Ich möchte kein M<strong>an</strong>n sein“<br />
t<strong>an</strong>z.lesung<br />
La place du singe<br />
Hassliebe zum Vater. Zur Bourgeoisie, der Klasse des Vaters, mit der und<br />
mit dem sie sich identifiziert. Zerrissenheit zwischen den Klassen, zwischen<br />
Vater und der aus der Mittelschicht stammenden Mutter. Inzucht.<br />
Lesbische Liebe.<br />
Die nackte Sprache der Christine Angot. 1959 ist sie geboren. Hat<br />
die fr<strong>an</strong>zösische Literaturszene ordentlich aufgemischt mit ihren autobiographisch-intimen<br />
Rom<strong>an</strong>en. Bestsellerautorin, uncharm<strong>an</strong>te Talkshow-Teilnehmerin.<br />
Packt ihr Leben aus und knallt es hin. Knallhart.<br />
Unsentimental und berührend. Ihr Text ein T<strong>an</strong>z mit dem Messer zwischen<br />
den Zähnen. Sie ist bewaffnet bis <strong>an</strong> die Zähne und vollkommen<br />
nackt. Ein Messer, immer wieder in die eigene Wunde gestochen. Anklagend.<br />
Vermessen. Frech. Forsch. Draufgängerisch. Die Bestsellerin „L’ Inceste“:<br />
besessener Liebes-Hass-Monolog. Liebe zu einer Frau,„ich war 3<br />
Monate l<strong>an</strong>g lesbisch,“ immer wieder die Flashbacks der Vater-Tochter-<br />
Liebesbeziehung.<br />
„Ich war eifersüchtig auf euch. Ich bin es immer noch.“ Der letzte<br />
Satz in „La Place du Singe“ („Der Platz des Affen“) im T<strong>an</strong>zquartier Wien.<br />
Wirft ihn in den Zuschauerraum, den Satz, der <strong>an</strong> die Halbgeschwister<br />
gerichtet ist, die beim Vater leben durften. Die g<strong>an</strong>z einfach und normal<br />
beim Vater leben durften. Sie musste ihn verführen.<br />
Lebensbewältigung der Lebensvergewaltigung literarisch gewaltig.<br />
Im T<strong>an</strong>zquartier f<strong>an</strong>d Ende April diese großartige Bewältigung statt.<br />
T<strong>an</strong>z und Sprache. Das Duo: Angot liest, knappe körpersprachliche Kommentare.<br />
Die vielfach ausgezeichnete Choreographin und Tänzerin<br />
Mathilde Monnier t<strong>an</strong>zt Angots Text. Der zum Teil wohl auch der ihre<br />
ist. Sie kommt aus tiefster Provinzbourgeoisie. Dort ist sie aus der Reihe<br />
get<strong>an</strong>zt. Mit zurückgehaltener Leidenschaft, auch mit Witz, bewegt sie<br />
sich zu dem bewegenden Text, der vordergründig so nüchtern daher<br />
kommt. Ihr Choreographieren nennt sie „Schreiben.“<br />
Angeklagte Bourgeoisie. Und heimliche Liebe. Wie der Vater. Er ist<br />
jetzt tot, sagt Angot, schade, er würde erfahren, was er ihr bedeutet hat.<br />
Die Mutter sitzt im Publikum, behauptet sie.<br />
Sicher auch einige, die wissen, wovon sie spricht, wenn sie „Bourgeoisie“<br />
sagt. „Für m<strong>an</strong>che ist das Schlüsselwort: Angenehm … Ihre Sehnsucht<br />
war Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, wie sie es verst<strong>an</strong>den. Das<br />
war das Wichtigste. Und mehr war da nicht.“<br />
Und immer wieder „apprécier“ (dt: etwas schätzen, mögen, zu genießen<br />
wissen). Das Bürgertum, das sich die Welt durch den Genuss <strong>an</strong>eignet,<br />
dies schätzt, und immer wieder abschätzt. Die selbstverständliche<br />
Weltvereinnahmung einer Klasse, deren lässige Benotung und Abschätzung.<br />
„Vous avez apprécié?“ fragt eine Besucherin die <strong>an</strong>dere nach der Vorstellung.<br />
MiT<br />
ausstellung<br />
Vergessene Künstlerin<br />
Anlässlich des 50. Todestags von Helene Funke widmet ihr das Linzer<br />
Kunstmuseum Lentos eine Retrospektive. Funke, die als Wegbereiterin der<br />
modernen Malerei in Österreich gilt, wurde 1869 in Chemnitz geboren,<br />
lebte in Paris und d<strong>an</strong>n bis zu ihrem Tod in Wien.Während ihrer Wiener<br />
Zeit engagierte sie sich auch in zahlreichen Künstlerinnengruppen, die
1938 aber großteils aufgelöst wurden. Helene Funke galt als Einzelgängerin,<br />
ihr Leben ist nur lückenhaft dokumentiert, von Forschung<br />
und Kunstmarkt wurde ihr Schaffen erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.<br />
Viele Werke befinden sich heute in Privatsammlungen, da<br />
Museen bisl<strong>an</strong>g nur wenig Interesse dar<strong>an</strong> zeigten.<br />
Erstmals werden nun ihre Bilder in einer eigenen Museumsausstellung<br />
gezeigt, die in eindrucksvoller Weise ihr vielseitiges Schaffen<br />
dokumentiert und Funkes Stilentwicklungen vom Spätimpressionismus<br />
bis zur klassischen Moderne nachzeichnet. AndA<br />
4.5 - 11.9, Lentos Kunstmuseum Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 4020 Linz, www.lentos.at<br />
dokumentation B i l d :<br />
Moharram meets Modernity<br />
Sudabeh Mortezais Dokumentarfilm „Children of the Prophet“ wurde<br />
während des schiitischen Trauerfestes „Moharram“ in Teher<strong>an</strong> gedreht.<br />
Moharram ist ein archaisches Trauerritual, das des Märtyrertods von<br />
Imam Hossein gedenkt und farbenprächtige Prozessionen, Passionsspiele<br />
und Selbstgeißelungszeremonien umfasst. Der Film begleitet<br />
vier unterschiedliche Personengruppen bei diesem Ereignis. Säkulare,<br />
junge Männer, die sich auf das Straßenfest freuen, weil sie hoffen, dort<br />
Mädchen zu treffen. Mitglieder eines traditionellen Trauervereins, die<br />
in der kollektiven Wehklage eine Katharsis erleben. Eine Gruppe selbstbewusster<br />
Frauen, die in einer fidelen Runde Essen für Freunde, Verw<strong>an</strong>dte<br />
und Bedürftige zubereitet. Junge Männern, die durch das Tragen<br />
großer schwerer Metallkonstruktionen auf der Prozession ihre<br />
Kraft und Geschicklichkeit beweisen wollen.<br />
Alle diese Rituale finden im modernen, urb<strong>an</strong>en Kontext des heutigen<br />
Teher<strong>an</strong> statt und der Film fängt dieses Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Tradition<br />
und Moderne <strong>an</strong>schaulich ein. Er dokumentiert den individuellen<br />
Umg<strong>an</strong>g der ProtagonistInnen mit Ritualen und wie sie diese den<br />
eigenen Bedürfnissen <strong>an</strong>passen. Und er zeigt damit ein Bild von gesellschaftlichen<br />
Realitäten, die komplexer sind als die simplifizierende<br />
Vorstellung eines fundamentalistischen Islams. trude<br />
Children of the Prophet, Dokumentarfilm von Sudabeh Mortezai, seit 25. Mai im Kino<br />
Po l y f i l m<br />
Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r<br />
Fo t o : Eva S t e i n h e i m e r<br />
Eva Steinheimer<br />
Einkaufshölle<br />
<strong>an</strong>.riss kultur<br />
Die ersten Sommertage. Kein Meer in Sicht. Aber sommerliches Outfit<br />
brauchen wir trotzdem. Lenni ist jetzt in eine sehr modebewusste<br />
Phase eingetreten, zumindest was die T-Shirt-Wahl betrifft, denn<br />
dass das geerbte Teletubbies-Leiberl nicht jeden Tag frisch gewaschen<br />
zur Verfügung steht und ich nicht gern mit den Tomatensauceresten<br />
von vorgestern kuschle, bringt uns aufreibende morgendliche<br />
Debatten. Was die Wahl der Schuhe betrifft, hat Lenni auch erklärte<br />
Favoriten, seine Sportschuhe. Darum hätte ich mir die Frage:<br />
„Wollen wir heute S<strong>an</strong>dalen kaufen gehen?“ eigentlich sparen können.<br />
Aber m<strong>an</strong>chmal ist es einfach schon zu spät, bis der Ged<strong>an</strong>ke<br />
die Zunge einholt und so habe ich mir auch schon ein „Eigentlich<br />
nicht!“ eingeh<strong>an</strong>delt. Irgendw<strong>an</strong>n ziehen wir d<strong>an</strong>n doch los. Lenni<br />
am Roller durch die Einkaufsstraße – ein Hindernisparcours mit beweglichen<br />
Elementen: eine willkommene Herausforderung, da der<br />
Spielplatzbesuch erst nach dem absolvierten Schuhkauf in Aussicht<br />
steht. D<strong>an</strong>n rein ins erste Geschäft, rauf in die Kinderabteilung: fünf<br />
Verkäuferinnen wittern endlich Kundschaft. Wir schauen erstmal.<br />
Das heißt, wir Eltern schauen uns die Schuhe <strong>an</strong>, Lenni hat einen Riesenfernseher<br />
entdeckt, hockt davor und schaltet umgehend auf<br />
St<strong>an</strong>dby. Irgendwie lässt er sich zwar Schuhe <strong>an</strong>ziehen, aber er ist<br />
nicht dazu zu bewegen aufzustehen oder gar zu kommentieren, wie<br />
sie passen oder gefallen. Er ist geb<strong>an</strong>nt, wie weggetreten. Also<br />
nichts wie raus. Im Tageslicht kommt er wieder zu sich, ist wieder<br />
ein Kind, kein Fernsehzombie mehr. Also in die nächste Schuhverkaufsstelle,<br />
dort gibt es einen Indoorspielplatz mit Rutsche – wir<br />
probieren lieber gleich gar nichts. Nächstes Geschäft: ein Indoor-<br />
Basketballplatz, auf dem ein Zehnjähriger versucht mit einem Wurf<br />
in den Korb gleich auch noch die kleine Schwester zu treffen. Lenni<br />
ist interessiert, aber zum Glück nicht so apathisch wie vor der Glotze<br />
vorhin. Endlich hat er auch die passende Gegenstrategie für seine<br />
entnervten Eltern: „Könnts ihr nicht alleine Schuhe für mich kaufen?“<br />
Gerne, und d<strong>an</strong>n im Internet und nicht im Vergnügungspark<br />
Einkaufsstraße!<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
prekarisierungs prozesse<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Entsichert<br />
Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind weiblich. Aber auch Gegenstrategien könnten vor<br />
allem von Frauen und feministischer Theorie kommen, zeigt eine Tagung in Wien.<br />
Judith Schoßböck war dort.<br />
„Ich gehe heute auf eine Tagung,<br />
die sich mit Prekarisierung<br />
beschäftigt“. „Mit was?“<br />
Solche Reaktionen zeigen, dass<br />
der Begriff durchaus nicht allgemein<br />
bek<strong>an</strong>nt ist. Dabei ist er medial<br />
und sozial allgegenwärtig: Er umfasst<br />
die Zunahme von Arbeitsplätzen mit<br />
geringer Sicherheit, niedrigem Lohn<br />
oder Teilzeitbeschäftigung. Auch wer einen<br />
befristeten Vertrag oder geringen<br />
Kündigungsschutz „genießt“, ist per definitionem<br />
prekarisiert. Sonnenklar ist:<br />
Nicht immer ist ein atypisches Beschäftigungsverhältnis<br />
selbst gewählt. Und<br />
wenn viele Lebensbereiche über das<br />
Normalarbeitsverhältnis (NAV) abgesichert<br />
werden (wie kommt mensch ohne<br />
Urlaubs<strong>an</strong>spruch aus?), befinden<br />
sich die meisten Betroffenen in einem<br />
Zust<strong>an</strong>d zwischen Autonomie und Ausbeutung.<br />
Fo t o s : J e n s Ka s t n e r<br />
Die neuen Selbstständigen oder<br />
Ich-AGs boomen. Auch die Anzahl der<br />
atypisch Beschäftigten ist seit den<br />
1980er Jahren um das dreifache gestiegen.<br />
Gerade im Kulturbereich wird<br />
dies augenfällig: KünstlerInnen oder<br />
WissenschaftlerInnen stehen nur selten<br />
in einem NAV und unstete Karriereläufe<br />
auf der Tagesordnung. Mit zunehmendem<br />
Alter – oder Auslaufen<br />
der Stipendien – lässt sich die zuerst
frei gewählte Lebensform oft nicht<br />
mehr fortsetzen.<br />
Eine Tagung der BEIGEWUM und<br />
Forschungswerkstatt in{}fem, in Kooperation<br />
mit der Arbeiterkammer Wien,<br />
dem Graduiertenzentrum Sozialwissenschaften<br />
(Uni Wien), der Studienrichtungsvertretung<br />
Doktorat (WU Wien)<br />
sowie der Studienrichtungsvertretung<br />
Volkswirtschaft (WU Wien) hat sich der<br />
Thematik <strong>an</strong>genommen. Der Titel „Entsicherungsgesellschaft“<br />
setzt den Fokus<br />
auf den Sicherheitsaspekt im Rahmen<br />
prekärer Arbeitsverhältnisse. Vom 3.-5.<br />
Mai <strong>2007</strong> traten aktuelle Debatten zur<br />
Prekarisierung ins Zentrum wissenschaftlichen,<br />
aber auch feministischen<br />
Interesses.<br />
NAV: Frauen sind nicht normal. Die Einführungsvorträge<br />
lieferten einen Einstieg<br />
in die Thematik. Sus<strong>an</strong>ne Pernicka<br />
(Institut für Wirtschaftssoziologie Wien)<br />
machte deutlich, wie die Vorstellung eines<br />
NAV als normatives Leitbild von<br />
guter Arbeit wirkt. Für Frauen hat dieses<br />
Verhältnis in der bisherigen Entwicklung<br />
statistisch jedoch nie gegolten<br />
– im Gegenteil: Das NAV ist zum gegenwärtigen<br />
Zeitpunkt die domin<strong>an</strong>te<br />
Beschäftigung der männlichen Erwerbsbevölkerung.<br />
So st<strong>an</strong>den beispielsweise<br />
2004 nur knapp 34 Prozent<br />
der Frauen in einem NAV.<br />
Was atypische Beschäftigung betrifft,<br />
ist der Frauen<strong>an</strong>teil erwartungsgemäß<br />
bei der Teilzeitarbeit auffallend<br />
hoch (85 Prozent). Nur bei den echten<br />
Selbstständigen und der Leiharbeit gibt<br />
es einen Männerüberh<strong>an</strong>g. Neue Beschäftigungsformen<br />
steigen ebenfalls<br />
rapide <strong>an</strong>: So ist die Zahl der freien<br />
Dienstverträge im Zeitraum 1998-2005<br />
um 55 Prozent gestiegen.<br />
Für Petra Völkerer und Käthe Knittler<br />
von der Forschungswerkstatt<br />
in{}fem bedeutet prekär wortwörtlich<br />
„bedenklich“. Sie konstatieren einen<br />
Trend zu umfassenderer Verfügbarkeit,<br />
der zwar Vorteile für ArbeitgeberInnen,<br />
aber mehr Arbeit für die Beschäftigten<br />
bringt.<br />
Bettina Haidinger (Forschungsund<br />
Beratungsstelle Arbeitswelt Wien)<br />
gab eine Einführung in die Prekarisierungstendenzen<br />
der Care Economy und<br />
beschränkte sich dabei auf Tätigkeiten<br />
innerhalb des Haushalts. Dass besonders<br />
Frauen als Abhängige dieses Berei-<br />
ches zu sehen sind, führt sie auf drei<br />
Faktoren zurück: Erstens sei in der Care-<br />
Economy die Prekarität des Lebensverhältnisses<br />
nichts Neues. Zweitens sei<br />
die ungebrochene geschlechtsspezifische<br />
Zuordnung im Haushalt bestehen<br />
geblieben – Haushaltsarbeit stelle nach<br />
wie vor eine Mehrbelastung für Frauen<br />
dar. Und drittens sind Arbeiten im<br />
Haushalt im Vergleich zur Lohnarbeit<br />
weniger prestigeträchtig, werden dafür<br />
aber als Notwendigkeit betrachtet.<br />
Andrea Schober (Gewerkschaft für<br />
Privat<strong>an</strong>gestellte) verwies auf Wissenschaft<br />
als prekären Bereich. Die Tendenz<br />
sei außerdem in allen Ausbildungsgraden<br />
zu konstatieren und immer mehr<br />
von demografischen Daten wie dem Alter<br />
entkoppelt. Teilzeit betreffe als Frauensache<br />
besonders die Angestellten im<br />
H<strong>an</strong>del.<br />
Prekarisierung wird gemacht. Die Frage<br />
nach einem em<strong>an</strong>zipatorischen Potenzial<br />
der prekären Arbeitssituation ist<br />
notwendig. Auch in den Diskussionen<br />
der Tagung trat die Frage nach dem kollektiven<br />
Subjekt einige Male auf. Wichtig<br />
ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen,<br />
dass m<strong>an</strong> nicht alleine betroffen ist.<br />
Das Problem der heterogenen Gruppe<br />
erschwert jedoch die Kommunikation<br />
zwischen den Widerst<strong>an</strong>dsformen. Dass<br />
es oft zu Konkurrenz mit den Beschäftigten<br />
kommt, die Neid- und Sp<strong>an</strong>nungsverhältnisse<br />
auslöst, erleichtert<br />
die Sache nicht. Dennoch gibt es reale<br />
Beispiele der Selbstmobilisierung, in denen<br />
MitarbeiterInnen sich nach gescheiterten<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen mit dem<br />
Firmeneigentümer unterein<strong>an</strong>der solidarisierten<br />
(siehe z.B. den Streik der Botendienst-Fahrer<br />
der Firma Veloce).<br />
Prekarisierung definieren. In einer Vortragsreihe<br />
zu „Einheit versus Differenz“ zeigte<br />
Mario do Mar Castro Varela (Universität<br />
Oldenburg), wie feministische<br />
Konzepte der Prekarisierungsdebatte<br />
wichtige Diskurse liefern können. Es ist<br />
möglich, verschiedene Subjektpositionen<br />
(beispielsweise „Frau“,„lesbische<br />
Frau“) einzunehmen. Das Subjekt setzt<br />
sich dabei aus Privilegien und Diskriminierungen<br />
zusammen. Es seien allerdings<br />
nicht zufällig jene prekarisiert, die<br />
nicht der Norm entsprechen. Anormale<br />
Existenzformen sind also strukturell bereits<br />
prekarisiert.<br />
Niklas Reese (Asienhaus Essen)<br />
machte mit einem Nord-Süd-Vergleich<br />
deutlich, dass das Thema nicht nur im<br />
globalen Norden, sondern weltweit von<br />
Interesse ist. In der Tat ist die Mehrheit<br />
der Weltbevölkerung nie aus der Prekarität<br />
herausgekommen. Es liegt <strong>an</strong> den<br />
europäischen Gesellschaften, aus den<br />
Erfahrungen im globalen Süden zu lernen.<br />
Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Vorträge<br />
von Barbara Eder (Universität Wien),<br />
Julia Edthofer und Claudia Schwarz (IHS<br />
Wien) rückten mediale Inszenierung sowie<br />
Selbstwahrnehmung von Prekarisierten<br />
in den Mittelpunkt ihrer Vorträge.<br />
Entgegen dem politischen Diskurs,<br />
in dem die Rede von einer „neuen Unterschicht“<br />
dominiert, verhalten sich<br />
Betroffene oft deutlich weniger passiv<br />
und versuchen, sich zu engagieren.<br />
Für Joh<strong>an</strong>na Muckenhuber (IHS Wien)<br />
ist ein relev<strong>an</strong>ter Aspekt für die Org<strong>an</strong>isation<br />
von prekär Arbeitenden die<br />
Identifikation. Grenzen der politischen<br />
Aktivierbarkeit finden sich dort, wo Betroffene<br />
sich mit ihrer Situation abgefunden<br />
haben.<br />
Gegenwärtig wird ein Druck zur<br />
Selbstverwirklichung durch Arbeit konstatiert.<br />
Im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von geschlechtsspezifischenAnerkennungsordnungen<br />
funktionieren jene Ordnungen<br />
wiederum nur für Männer oder bestimmte<br />
Gruppen (z.B. Frauen ohne<br />
Betreuungspflichten). Der Kampf um<br />
Anerkennung in außerberuflichen<br />
Sphären sei daher wichtig und wissenschaftliche<br />
Alternativmodelle unbedingt<br />
zu erarbeiten.<br />
Solidaritäten erzeugen. Es gilt, herauszufinden,<br />
welche Vorraussetzungen für die<br />
Herstellung von Solidarität wichtig sind<br />
und ob ein Terminus, der eine sehr heterogene<br />
Gruppe definiert, die Herstellung<br />
von Kollegialität überhaupt fördern<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Eines liegt auf der H<strong>an</strong>d: Atypische<br />
Beschäftigung führt fast immer zu<br />
prekären Lebensverhältnissen. Egal, ob<br />
wir sie Individualisierungs-, Entsicherungs-<br />
oder Leistungsgesellschaft nennen:<br />
aus ihr austreten können wir nicht.<br />
Grund genug, sich um die Umwertung<br />
gesellschaftlicher Deutungen und<br />
Strukturen zu bemühen und für die<br />
Rechte Prekarisierter einzutreten. ❚<br />
prozesse prekarisierung<br />
Links<br />
www.igkultur.at<br />
Artikel zu Migration und Kulturarbeit,<br />
unter <strong>an</strong>derem auch zu prekären<br />
Arbeitsverhältnissen<br />
www.forschungswerkstatt.org<br />
in{}fem – Forschungswerkstatt für<br />
feministische Interdisziplinarität.<br />
www.vwi-wu.at<br />
Studienrichtungsvertretung<br />
Volkswirtschaft<br />
www.beigewum.at<br />
Beirat für gesellschafts-, wirtschaftsund<br />
umweltpolitische Alternativen<br />
www.ihs.ac.at<br />
Institut für Höhere Studien<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
prinzessinnen bad<br />
www.prinzessinnenbad.de<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Ich komm’ aus Kreuzberg<br />
Foto: Irene Tischler<br />
Bettina Blümner hat in ihrem Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ drei Mädchen aus<br />
Kreuzberg porträtiert. Stef<strong>an</strong>ie Schlüter traf die Filmemacherin in Berlin.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:PRINZESSINNENBAD ist<br />
ein schöner Titel für einen Dokumentarfilm.<br />
K<strong>an</strong>nst du kurz sagen,<br />
worum es geht?<br />
Bettina Blümner: Der Film h<strong>an</strong>delt<br />
von drei Mädchen, die erwachsen<br />
werden. Es geht um die Pubertät und<br />
um diese besondere Zeit, die intensiven<br />
Gefühle, die m<strong>an</strong> in dem Alter hat. Der<br />
Film fängt <strong>an</strong> im Freibad und h<strong>an</strong>delt<br />
von einem Sommer mit den Mädchen<br />
in diesem Bad und in Kreuzberg.<br />
Eigentlich wolltest du einen Dokumentarfilm<br />
über das so gen<strong>an</strong>nte „Prinzenbad“,<br />
das Sommerbad Kreuzberg, machen.<br />
Was bedeutet dieser Ort für dich?<br />
Ich bin bei diesem Film von einem<br />
Ort ausgeg<strong>an</strong>gen, den ich sehr mag.<br />
Der ist mitten in der Stadt, mitten in<br />
Kreuzberg. Ich war selber oft im Prinzenbad,<br />
habe dort Leute beobachtet.<br />
Mir sind besonders die Jugendlichen<br />
aufgefallen, die da ihre Freizeit verbringen.<br />
Denen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> beim Erwachsenwerden<br />
zuschauen.<br />
Wie kam es zu der thematischen<br />
Verschiebung hin zu einem Porträt der<br />
Jugendlichen Klara, Mina und T<strong>an</strong>utscha?<br />
Fotos: Zoom Medienfabrik<br />
Es war schon immer mein Pl<strong>an</strong>, sowohl<br />
das Bad als auch die Jugendlichen<br />
in den Film zu integrieren. Irgendw<strong>an</strong>n<br />
habe ich aber eine SMS von Klara bekommen<br />
„Liebe Bettina, wir gehen nicht<br />
mehr ins Prinzenbad, bye Klara.“ Und da<br />
musste ich die Entscheidung treffen.<br />
Meistens ist es so beim Dokumentarfilm,<br />
dass sich die Schwierigkeiten letztlich<br />
als g<strong>an</strong>z gut erweisen. Wenn m<strong>an</strong><br />
flexibel ist und dr<strong>an</strong> bleibt, d<strong>an</strong>n kehrt<br />
sich der Schockmoment zum Guten.<br />
Bleiben wir bei deinen Protagonistinnen,<br />
von denen der Film im Wesentlichen<br />
lebt und von denen eine g<strong>an</strong>z starke<br />
Wirkung ausgeht.<br />
Klara war 14, als ich sie kennen gelernt<br />
habe, und wie ihr Freund so schön<br />
sagt, sie ist ein blondes Engelchen, aber<br />
hat es faustdick hinter den Ohren. Die<br />
drei Mädchen kennen sich seit dem Kindergarten<br />
und sind in Kreuzberg aufgewachsen.<br />
Mina ist halb Italienerin und<br />
verbringt sehr viel Zeit mit ihrem<br />
Freund George – auch im Film. T<strong>an</strong>utscha<br />
ist die beste Freundin von Klara.<br />
Sie ist Halbir<strong>an</strong>erin und nimmt kein<br />
Blatt vor den Mund. Diesen Wortwitz<br />
und Charme der drei f<strong>an</strong>d ich immer<br />
toll. Als ich sie kennen gelernt habe, haben<br />
wir uns in einem Café getroffen. Sie<br />
haben viel erzählt, mich d<strong>an</strong>n aber auch<br />
irgendw<strong>an</strong>n vergessen und einfach weiter<br />
geredet. So konnte ich direkt einen<br />
Einblick in ihre Welt gewinnen.<br />
Der Film lief sehr erfolgreich auf der<br />
diesjährigen Berlinale in der Sektion „Perspektive<br />
deutsches Kino“. Was begeistert<br />
die ZuschauerInnen <strong>an</strong> deinem dokumentarischen<br />
Porträt?<br />
Ich glaube, dass die drei Mädchen<br />
eine große Kraft haben und einen großen<br />
Charme. M<strong>an</strong> schaut denen einfach<br />
gerne zu. Und jeder k<strong>an</strong>n sich auch ein<br />
Stück weit wiedererkennen, viele erinnern<br />
sich <strong>an</strong> dieses Alter. Was mir in Bezug<br />
auf die Wahrnehmung des Films<br />
noch wichtig ist: dass es kein Problemfilm<br />
ist. Die Jugendlichen im Film haben<br />
eine unheimliche Stärke. Die werden ihr<br />
Leben meistern.<br />
Ich hatte den Eindruck, dass du den<br />
porträtierten Menschen mit dem selben<br />
Maß <strong>an</strong> Respekt begegnest, das die drei<br />
Mädchen von ihren Freundinnen einfordern.<br />
Für mich st<strong>an</strong>d nie außer Frage, denen<br />
auf gleicher Augenhöhe zu begeg
nen. Es ist wichtig beim Dokumentarfilm,<br />
dass m<strong>an</strong> sich für die Menschen,<br />
die m<strong>an</strong> porträtieren möchte, interessiert.<br />
Ich habe eher als Freundin gefragt,<br />
nicht als Filmemacherin.<br />
Wie viel konntest du preisgeben von<br />
dem, was die Mädchen ja sehr offen erzählt<br />
haben?<br />
M<strong>an</strong>che Sachen deutet m<strong>an</strong> besser<br />
nur <strong>an</strong> und vieles passiert d<strong>an</strong>n im Kopf<br />
des Zuschauers. M<strong>an</strong> löst das von Szene<br />
zu Szene wieder neu – mit der Cutterin<br />
und dem vorh<strong>an</strong>denen Material. Einerseits<br />
macht m<strong>an</strong> die Szenen schon<br />
punktgenau, aber m<strong>an</strong> lässt gewisse<br />
Dinge auch offen.<br />
Diese Offenheit gibt es auch auf formeller<br />
Ebene: Du hast alle Fragen aus<br />
dem Film herausgeschnitten und keinen<br />
Kommentar hinzugefügt.<br />
Das war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> klar, weil<br />
ich eigentlich Spielfilmregisseurin bin.<br />
Ich schätze Dokumentarfilme sehr, die<br />
auch einen spielfilmerischen Ansatz haben:<br />
wo m<strong>an</strong> auch vergessen k<strong>an</strong>n, dass<br />
es ein Dokumentarfilm ist. Eine größere<br />
Nähe schafft m<strong>an</strong> zu den Figuren unter<br />
<strong>an</strong>derem dadurch, dass m<strong>an</strong> die Fragen<br />
nicht im Film hat.<br />
Hättest du dir vorstellen können, einen<br />
solchen Film auch über drei Jungen<br />
zu drehen?<br />
Ja, das Projekt war nicht unbedingt<br />
nur auf die Mädchen abgezielt. Und die<br />
Freunde von Klara und Mina spielen ja<br />
auch eine große Rolle.<br />
Dennoch ist es sehr auffällig, dass<br />
überwiegend Frauen vorkommen. Die<br />
Väter sind weitestgehend abwesend.<br />
Das hat sich während der Dreharbeiten<br />
herauskristallisiert, mir war das<br />
vorher nicht so bewusst, dass die Väter<br />
nicht vorh<strong>an</strong>den sind.<br />
Ich stelle mir das als ein Wagnis vor:<br />
Letztlich bekommen wir Einblicke in drei<br />
Familiengeschichten von Menschen, die<br />
wir in Kreuzberg auf der Straße treffen<br />
können – was mir in den letzten Wochen<br />
häufiger passiert ist. Glaubst du, dass<br />
dieser Film das Leben der Mädchen sehr<br />
verändert?<br />
Ich glaube, sie sind ein Stück erwachsener<br />
geworden. Auch dadurch,<br />
dass die Dreharbeiten so <strong>an</strong>strengend<br />
waren. Ich musste sie auch immer wieder<br />
motivieren. Die drei haben das<br />
durchgehalten. Das ist eine große Leistung<br />
und darauf sind sie sehr stolz –<br />
und ich auch. Klaras Mutter meinte,<br />
dass sie selbstbewusster geworden<br />
sind. Ansonsten haben noch nicht so<br />
viele den Film gesehen, dass m<strong>an</strong> wirklich<br />
etwas darüber sagen könnte.<br />
Der Film stellt ja eine unheimliche<br />
Aufwertung dieser Lebensverhältnisse<br />
dar. Wir alle haben das „Problemkiez“-Gerede<br />
von Wowereit um die <strong>an</strong>geblich<br />
schlechten Kreuzberger Schulen noch im<br />
Ohr. Der Film zeigt auch, dass es keine<br />
Sch<strong>an</strong>de ist, ein Schulabbrecherprojekt<br />
zu besuchen. Meinst du „Prinzessinnenbad“<br />
könnte auch für <strong>an</strong>dere Jugendliche<br />
interess<strong>an</strong>t sein?<br />
Das ist auf jeden Fall ein Film, der<br />
Mut macht. Der Verleih hat übrigens<br />
Klaus Wowereit eine Kopie geschickt.<br />
Ich glaube, die Reaktionen waren positiv.<br />
Vielleicht sagt der jetzt auch:„Ich<br />
komm aus Kreuzberg, du Muschi.“<br />
Zu deiner Arbeit als Filmemacherin:<br />
Gibt es eine dokumentarische Tradition,<br />
der du dich verbunden fühlst?<br />
Zum einen ist es das amerik<strong>an</strong>ische<br />
direct cinema der 1960er und 1970er<br />
Jahre. D<strong>an</strong>n schätze ich die Filme von<br />
Helga Reidemeister sehr – vor allem<br />
ihren Abschlussfilm Von wegen „Schicksal“<br />
1 . Ich mag das fr<strong>an</strong>zösische Cinéma<br />
Vérité und auch Mischformen zwischen<br />
Dokumentar- und Spielfilm. Ein<br />
Film, den ich vorher auch noch geguckt<br />
habe, war Amsterdam Global Village 2<br />
von Joh<strong>an</strong> v<strong>an</strong> der Keuken. Es gibt auch<br />
diesen schönen Film Chronique d’un<br />
été 3 von Je<strong>an</strong> Rouch, in dem Rouch sich<br />
mit seinen Freunden porträtiert – halb<br />
dokumentarisch, halb inszeniert. Er<br />
zeigt einen Sommer in Paris. Vieles<br />
spielt auf der Straße. Ich mag Filme, die<br />
so lebendig sind. In meinem Film ist<br />
Sommer das wiederkehrende Motiv –<br />
und das damit einhergehende Lebensgefühl.<br />
Wie sind deine Erfahrungen als Filmemacherin<br />
in Bezug auf die Verteilung<br />
von Fördermitteln?<br />
Ich glaube nicht, dass m<strong>an</strong> Nachteile<br />
hat als Frau. Es ist generell schwierig,<br />
Filme zu machen, weil m<strong>an</strong> so viel Geld<br />
dazu braucht.<br />
Wie sind die Verhältnisse <strong>an</strong> den<br />
Filmhochschulen?<br />
Bei den Lehrenden in Ludwigsburg,<br />
wo ich studiert habe, waren es auf jeden<br />
Fall mehr Männer. Bei den Studierenden<br />
waren es im Spielfilmbereich<br />
auch weniger Frauen. Das ändert sich<br />
aber von Jahr zu Jahr. Ich glaube, <strong>an</strong> der<br />
dffb 4 haben sie eine Quote.<br />
Ist es schwieriger einen Dokumentarfilm<br />
oder einen Spielfilm zu realisieren?<br />
Ich glaube, es gibt mehr Dokumentarfilm-<br />
als Spielfilmregisseurinnen.<br />
K<strong>an</strong>n ich aber nicht belegen. Die Kamerafrau<br />
Sophie Maintigneux hat einmal<br />
in einem Interview 5 gesagt, dass viele<br />
Frauen nach der Hochschule gar nicht<br />
mehr als Filmemacherinnen arbeiten<br />
und dass sie sich fragt, wo die g<strong>an</strong>zen<br />
Frauen geblieben sind, die Regie studiert<br />
haben. Ich hoffe sehr, dass ich immer<br />
in diesem Beruf arbeiten k<strong>an</strong>n. ❚<br />
bad prinzessinnen<br />
1 Von wegen „Schicksal“ (Regie: Helga<br />
Reidemeister | BRD 1978/79)<br />
2 Amsterdam Global Village (Regie:<br />
Joh<strong>an</strong> v<strong>an</strong> der Keucken | NL 1996)<br />
3 Chronique d’un été (Regie: Edgar<br />
Morin, Je<strong>an</strong> Rouch | F 1961).<br />
4 Deutsche Film- und Fernsehakademie<br />
Berlin<br />
5 www.taz.de/dx/2006/02/06/a0238.1<br />
/textdruck<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
kunst regeln<br />
www.chicksonspeed.com<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
ART RULES! Chicks on Speed, Douglas Gordon & Christopher Just, April <strong>2007</strong>, Vienna Anna Rauchenberger/Thyssen-Bornemisza Art Contemporary<br />
Not For You<br />
Die Chicks on Speed sind Superstars. Und erklären in ihrer neuen Perform<strong>an</strong>ce, wie sie das<br />
gemacht haben. Von Lea Susemichel<br />
„Art Rules“ bedeutet „die Regeln<br />
der Kunst“, aber auch soviel<br />
wie „Kunst ist cool“. Ein<br />
neues Buch über Pierre Bourdieus<br />
Kunsttheorie hat diesen<br />
Titel. Eine der zentralen Thesen darin<br />
ist, dass es die Regeln des Kunstfeldes<br />
sind, die den/die KünstlerIn machen<br />
und keinesfalls individuelle Kreativität.<br />
Die aktuelle Perform<strong>an</strong>ce des feministischen<br />
Künstlerinnen- und Musikerinnenkollektivs<br />
„Chicks on Speed“ heißt<br />
ebenfalls so. Und die demonstrative Art,<br />
mit der sie sich mit ihrer Inszenierung<br />
den Gesetzen des Kunstbetriebes unterwerfen,<br />
lässt durchaus den Schluss zu,<br />
dass sie es gelesen haben.<br />
Famous. In der Thyssen-Bornemisza Art<br />
Contemporary, in der die Lecture zur<br />
Perform<strong>an</strong>ce stattfindet, bilden blinkende<br />
Glühbirnen passend den Schrift-<br />
zug „Not for You“. Die Chicks geben<br />
keine Interviews, fotografieren und filmen<br />
darf nur, wer vorher einen Vertrag<br />
unterschrieben hat, Fragen aus dem<br />
Publikum sind nicht vorgesehen. Was<br />
die Erfolgsstory der „Mädchen“ aus<br />
München – dort haben sich die aus<br />
Australien, den USA und Deutschl<strong>an</strong>d<br />
stammenden Frauen vor zehn Jahren<br />
<strong>an</strong> der Kunstakademie kennen gelernt<br />
– betrifft, bleiben <strong>an</strong> diesem Abend allerdings<br />
auch keine offen. Eine detailreiche<br />
Power Point Präsentation, die<br />
un<strong>an</strong>genehm <strong>an</strong> Zeiten erinnert, in denen<br />
Urlaubserinnerungen noch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
abendfüllender Diavorträge mit<br />
den Lieben geteilt wurden, führt durch<br />
die Stationen der jungen Künstlerinnenleben.<br />
Ausstellungen haben sie gemacht<br />
und Mode, viele, viele Konzerte gegeben,„always<br />
lots of fun“ haben sie da-<br />
bei gehabt. Während geplaudert wird,<br />
werden aus neonfarbenen Stoffbahnen<br />
Kleider entworfen. Um die liegen gebliebenen<br />
Wollfäden zum Zusammenknoten<br />
werden sich die F<strong>an</strong>s später<br />
reißen.<br />
Fashion. „Fashion is for fashion people.<br />
It’s hard to be cool if you don’t follow<br />
these rules. Fashion is for fashion people.<br />
Get out there now <strong>an</strong>d break the<br />
rules.“<br />
Gesungen, get<strong>an</strong>: Der Regelbruch<br />
besteht aus einer eigenen Modelinie<br />
mit bunten Klamotten, die billig aussehen,<br />
g<strong>an</strong>z so billig aber natürlich nicht<br />
sind. Mitverkauft wird die Kritik <strong>an</strong> den<br />
Arbeitsbedingungen in Sweatshops,<br />
aber auch Karl Lagerfeld als wohlgesinnter<br />
Begutachter der Kreationen auf<br />
dem Cover der „Fashion Rules“-CD. Lagerfeld<br />
ist bisl<strong>an</strong>g nicht unbedingt
durch Engagement für faire Produktionsbedingungen<br />
aufgefallen.<br />
Fellow. An männlichem Ruhm mitnaschen<br />
ist natürlich auch für Feministinnen<br />
nicht grundsätzlich verwerflich,<br />
mitunter sogar subversiv, oft g<strong>an</strong>z einfach<br />
die einzige Ch<strong>an</strong>ce, ein bisschen<br />
davon abzubekommen. Die Männer<br />
sollten für diese Strategie aber zumindest<br />
sorgfältig ausgesucht werden.<br />
Für die Art Rules-Perform<strong>an</strong>ce haben<br />
sich die Chicks on Speed den arrivierten<br />
Douglas Gordon auserwählt.<br />
Seine Rolle auf der Bühne des ausverkauften<br />
Wiener Gartenbaukinos blieb<br />
allerdings weitgehend unbestimmt.<br />
Nackt und mit Silbertape umwickelt<br />
saß der vor allem mit extremen Verl<strong>an</strong>gsamungen<br />
von Filmklassikern (einen<br />
Western von John Ford hat er auf<br />
eine Laufzeit von fünf Jahren gedehnt)<br />
bek<strong>an</strong>nt gewordene Künstler die meiste<br />
Zeit in Birdy-Pose in einer Art Stahlkäfig.<br />
Sein einziger Ausbruch aus dieser traditionell<br />
deutlich weiblichen Rolle des gef<strong>an</strong>genen<br />
Vögelchens best<strong>an</strong>d aus einer<br />
umso deutlicher männlich <strong>an</strong>mutenden,<br />
minutenl<strong>an</strong>gen wilden Salve unartikulierter<br />
Stakkatoklänge zu Stroboskopblitzen.<br />
Feminism. Wild gaben sich auch die<br />
Chicks, was auf der Bühne streckenweise<br />
sehr bemüht wirkte, in den im Hintergrund<br />
laufenden Videos aber m<strong>an</strong>chmal<br />
wirklich äußerst witzig war (g<strong>an</strong>z<br />
besonders lustig: ein Musikvideo, in<br />
dem sie nackt über den Dächern<br />
rocken.) Nackt get<strong>an</strong>zt und gesungen<br />
wird auch live, außerdem mit Leuchtfarbe<br />
herum gepatzt und Haare coram publico<br />
abgeschnitten. Neben diesen Zitaten<br />
weiblicher Körperkunst wird der<br />
feministischen Tradition, in der die<br />
Künstlerinnen sich sehen, auch direkt<br />
gehuldigt. Valie Export zum Beispiel, die<br />
im Publikum sitzt.<br />
Tatsächlich beerbten Aktionen und<br />
Auftritte der Chicks diese Tradition unleugbar.<br />
Sie tourten gemeinsam mit<br />
Peaches, verbeugten sich mit „Kaltes<br />
klares Wasser“ vor der Kultb<strong>an</strong>d Malaria<br />
und br<strong>an</strong>nten weibliche Musikgeschichte<br />
auf den Sampler „GirlMonster“.<br />
Gezeigt wurden im Gartenbaukino<br />
nicht nur die aus lesbischer Perspektive<br />
erweiterte Arbeit der Guerilla Girls<br />
Schwarze Frauen Community, Bild: Petja Dimitrova<br />
„The Adv<strong>an</strong>tages of Being a Wom<strong>an</strong> Ar-<br />
tist“, sondern z. B. auch eine geköpfte<br />
Phallusskulptur in Amsterdam sowie<br />
ein Film, der bei ihrer Wien-Aktion in der<br />
Yves Klein-Ausstellung kurz zuvor im<br />
MUMOK gedreht wurde. Kleins Missbrauch<br />
von Frauen als lebende Pinsel erwidern<br />
sie mit Haufen- und Skulpturenbildung<br />
ihrer nackten Leiber.<br />
Fr<strong>an</strong>cesca. Bemalt werden die Körper<br />
d<strong>an</strong>n erst bei Art Rules. Nicht auf der<br />
Bühne, dorthin werden nur die phosphorleuchtenden<br />
Bewegungen übertragen,<br />
die beim G<strong>an</strong>zkörpermalen auf einer<br />
riesigen Leinw<strong>an</strong>d entstehen. Höhepunkt<br />
des bunten Abends ist das <strong>an</strong>schließende<br />
Hereintragen des meterl<strong>an</strong>gen<br />
Gemäldes. Das Publikum soll<br />
seinen Wert schätzen, die Kunstmarkt<br />
kritische Intention wird durch Zerschneiden<br />
der Leinw<strong>an</strong>d am Ende unterstrichen:„Und<br />
was zahlen Sie jetzt?“,<br />
fragt Melissa Log<strong>an</strong> mit durch den Riss<br />
gestecktem Kopf.<br />
Das Thema Geld wurde überhaupt<br />
gerne und häufig aufgegriffen. Schon<br />
bei der Lesung wurde wieder und wieder<br />
auf Einkommenssituation und fehlende<br />
Einnahmen durch Musikdownload<br />
im Netz hingewiesen. Das beg<strong>an</strong>n<br />
vor allem deshalb irgendw<strong>an</strong>n zu nerven,<br />
weil dabei weder die prekäre Situation<br />
von Frauen im Kunstbusiness besonders<br />
hervorgehoben, noch sonst in<br />
irgendeiner Form auf strukturelle Probleme<br />
hingewiesen wurde.<br />
Das ist es auch, was die Chicks bei<br />
Bourdieu g<strong>an</strong>z offensichtlich überlesen<br />
haben. Die Regeln der Kunst zu kritisieren<br />
bedeutet nicht, in den Chor jener reaktionären<br />
Verfechter von Hochkultur<br />
einzustimmen, die sich schon immer<br />
über die „Kleckser“ empören, die großes<br />
Geld mit großer Scheiße machen. Es bedeutet<br />
vielmehr zu <strong>an</strong>alysieren, welche<br />
Ausschlüsse diese Regeln produzieren<br />
und – wie beispielsweise die Guerilla<br />
Girls es tun – darauf hinzuweisen, dass<br />
rentable Kunst nach wie vor weiß und<br />
männlich ist.<br />
Peinliche Konsequenz dieses Lamentos<br />
ist die inszenierte Auktion<br />
während der Perform<strong>an</strong>ce. Mäzenin<br />
Fr<strong>an</strong>cesca Habsburg überreicht einen<br />
Arm voll Hunderterbündel.<br />
Um die abgeschnittenen und liegen<br />
gebliebenen Haare hat sich nach<br />
dem Spektakel d<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d mehr<br />
gerissen. ❚<br />
jenny unger<br />
farbenleere<br />
regeln kunst<br />
gestern abend war eine bei einer freundin und deren freundin<br />
und deren katze vorher hat sie ein bier getrunken d<strong>an</strong>n war es<br />
lustig und nachher ist sie nach hause geradelt das wetter war<br />
so dass auf den straßenbahnen schon regenbogenfahnen sein<br />
sollten und eine paraden-gefühle bekommen hat so wehmütige<br />
so sehnsucht nach etwas war da so wie letztes wochenende<br />
da waren diese gefühle auch da sie ist die burggasse in wien<br />
runter gelaufen und hat sich <strong>an</strong> einen tipp erinnert <strong>an</strong> einen<br />
geheimtipp den die bärtige aus der coming-out-gruppe ihr gegeben<br />
hat den dass es dort auf der burggasse in der astrobox<br />
doppeläxte zu kaufen geben soll solche zum <strong>an</strong>s ohr hängen<br />
oder zum verstecken unter dem t-shirt unter dem hemd mit<br />
einem lederb<strong>an</strong>d kleine und große immer silberne eine davon<br />
liegt im badezimmer in einer schachtel auf der sich der staub<br />
sammelt und das lederb<strong>an</strong>d irgendwo <strong>an</strong> einem badeteich in<br />
berlin viel bedeutet hat das und heute tut es das gar nicht<br />
mehr und bis zum durch-die-burggasse-laufen war die doppelaxt<br />
eigentlich vergessen so wie viele regenbogen<strong>an</strong>stecker die<br />
g<strong>an</strong>z wichtig waren und irgendwie verloren geg<strong>an</strong>gen sind der<br />
regenbogenfahnenpin die regenbogenschleife der regenbogen<br />
überhaupt ist weg und sagt einer nix mehr und dabei ist sie<br />
doch vor jahren durch amsterdam ger<strong>an</strong>nt und hat sich in jedes<br />
cafe gesetzt das so eine über oder <strong>an</strong> der tür hatte und hat<br />
sich bei bier und toast so wohl so zuhause so willkommen gefühlt<br />
<strong>an</strong> jeder jacke war ein regenbogen am fahrrad ein pickerl<br />
und auch der taschenrechner in der mathevorlesung war rotor<strong>an</strong>gegelbgrünblauviolett<br />
aber jetzt jetzt ist keiner mehr da<br />
vielleicht ist er nicht mehr da weil eine ihn nicht mehr gebraucht<br />
hat vielleicht war er eben nicht mehr so notwendig<br />
wie am <strong>an</strong>f<strong>an</strong>g vielleicht hat sich der regenbogen verändert<br />
vielleicht steht unter dem regenbogen jetzt etwas <strong>an</strong>deres<br />
vielleicht hat das <strong>an</strong>dere eine verdrängt aber vielleicht ist er<br />
auch nur einfach so nicht mehr wichtig weil <strong>an</strong>deres wichtig<br />
ist und warum ist eine d<strong>an</strong>n so sehnsüchtig und warum will eine<br />
sich diesen verdammten regenbogen zurückholen?<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
Lesbi<strong>an</strong>s on Ecstasy:We Know You<br />
Know<br />
Electrel<strong>an</strong>e: No Shouts, No Calls<br />
Clara Luzia: The Long Memory<br />
Mika Vember: Now or Now<br />
Spoenk: Hard To Mend<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Lieder für jede Witterung<br />
Viele Platten sind dieser Tage erschienen. Sonja Eism<strong>an</strong>n und<br />
Ute Hölzl haben sich die schönsten Frühjahrsalben herausgesucht.<br />
Lesbi<strong>an</strong>s on Ecstasy, klingt das<br />
nicht ein wenig wie – Chicks on<br />
Speed? In der Tat, und Zufall ist<br />
das natürlich keiner. Die vier<br />
Lesben aus Montreal waren so<br />
inspiriert von dem Münchner Trio, dass<br />
sie während der Phase der B<strong>an</strong>dgründung<br />
scherzhaft diesen Namen als Abgleich<br />
in die Runde warfen – und irgendwie<br />
blieb er d<strong>an</strong>n hängen. Seit<br />
2004 versetzen die Lezzies mit ihren ironischen<br />
Techno-Gewittern und Butch-<br />
Domina-Perform<strong>an</strong>ces die Bühnen und<br />
D<strong>an</strong>cefloors dieser Welt in wohligen<br />
Schrecken und bleiben dabei immer ihrer<br />
Mission treu: lesbische Songklassiker<br />
im neuen Beatgew<strong>an</strong>d in den queeren<br />
Club zu bringen. Auf ihrer zweiten<br />
Platte gehen sie dabei noch einen<br />
Schritt weiter als auf dem Debüt, das<br />
vor düsterem Techno-Geballer nur so<br />
strotzte. Für „We Know You Know“ (Alien8/069)<br />
plünderten sie liebevoll den<br />
Back-Katalog von Olivia Records, dem ersten<br />
feministisch-lesbischen Independent-Label,<br />
das 1973 in Washington gegründet<br />
wurde, und zeigen sich mit folkigen<br />
Sounds und euphorischen Chören<br />
von ihrer aktivistischen Seite. Spätestens<br />
bei Slog<strong>an</strong>s wie „We’ve been waiting<br />
all our lives/for our sisters to be our<br />
lovers“ und „women loving women, sisters<br />
united” wird klar, dass das Konzept,<br />
das vom Mainstream gerne<br />
belächelte lesbische Pop-Erbe wieder<br />
„hip” zu machen, fulmin<strong>an</strong>t aufgeht.<br />
Auch wenn Electrel<strong>an</strong>e mit ihrer<br />
Queerness nicht unbedingt hausieren<br />
gehen, ist es doch ein Leichtes, die Liebeslieder<br />
ihrer vor Emotionen nur so<br />
überschäumenden vierten Platte als <strong>an</strong><br />
Frauen adressiert zu interpretieren –<br />
obwohl alles offen bleibt. Nachdem die<br />
vier Frauen aus dem englischen<br />
Brighton zunächst als Instrumental-<br />
B<strong>an</strong>d mit vertrackten Gitarrenimprovisationen<br />
und fast Krautrock-artigen<br />
Kl<strong>an</strong>gteppichen bek<strong>an</strong>nt und gefeiert<br />
wurden, steht auf dem – ironischerweise?<br />
– „No Shouts, No Calls“ (Too<br />
Pure/Beggars) betitelten neuen Album<br />
g<strong>an</strong>z selbstverständlich die Stimme von<br />
Verity Susm<strong>an</strong> im Mittelpunkt. Und was<br />
für eine Stimme das ist! Spröde, leicht<br />
brüchig, herausfordernd und immer ein<br />
wenig „off“, erinnert sie in gr<strong>an</strong>dioser<br />
Weise <strong>an</strong> Referenzgrößen wie Laetitia<br />
Sadier und Nico, ohne epigonal zu sein.<br />
Das Spektrum der elf Tracks reicht von<br />
fast verträumtem Call- und Response-<br />
Ges<strong>an</strong>g und schrebbeligem B<strong>an</strong>jo zu<br />
den vertrauten, neo-psychedelischen Orgellinien<br />
und krachigen Indie-Gitarren.<br />
Ein verdammt großer und zeitloser<br />
Wurf, der den g<strong>an</strong>zen so sorgfältig verwuschelten<br />
wie einfallslosen Männer-<br />
Hype-B<strong>an</strong>ds von der Insel zeigen könnte,<br />
wo der sprichwörtliche Hammer hängt.<br />
Weg aus Engl<strong>an</strong>d, endlich mal nach<br />
Österreich. Wobei – wo Musik herkommt,<br />
ist eigentlich vollkommen egal,<br />
trotzdem ist es schön zu sehen, dass es<br />
hierzul<strong>an</strong>de eine Szene gibt, die es<br />
schafft, gleich drei gute Alben in einem<br />
Frühjahr herauszubringen. Eines davon<br />
ist „The Long Memory“ von Clara Luzia,<br />
die schon im Vorjahr mit ihrem Erstling<br />
„Railroad Tracks“ aufhorchen hat lassen.<br />
The Long Memory, erschienen im eigenen<br />
Label Asinella Records, ist ein ruhiges<br />
und doch intensives Album, getragen<br />
vom wunderbaren Songwriting<br />
und dem Zusammenspiel der B<strong>an</strong>d. Es<br />
ist der Soundtrack für einen lauen Frühlingsabend,<br />
voller Mel<strong>an</strong>cholie und<br />
doch zuversichtlich, im Wissen, dass<br />
nach schlechten Momenten doch immer<br />
wieder gute nachkommen. Clara<br />
Luzia und ihren Musikerinnen ist ein<br />
großartiges Album voller kleiner Songperlen<br />
gelungen, die auch Live ihre Intensität<br />
ausspielen können, ein Tipp, in<br />
jedem Sinne.<br />
Mika Vember, Cajon-Spielerin, Percussionistin<br />
und zweite Stimme bei<br />
Clara Luzia hat dieser Tage ebenfalls ein<br />
Album auf Asinella Records veröffentlicht.<br />
Ebenfalls Singer-Songwriterin<br />
fühlt sich „Now or Now“ doch <strong>an</strong>ders<br />
<strong>an</strong>, es ist draußen schon dunkler, etwas<br />
kühler geworden. Mika Vember erzählt<br />
mit ihrer ausdrucksstarken Stimme zwischen<br />
Akkordeon, Gitarrenzupfern, Percussion,<br />
Mundharmonica und einer gelegentlich<br />
auftretenden elektrischen Gitarre<br />
von Verletzlichkeit und Stärke, Lieder,<br />
die immer mehr erzählen, je mehr<br />
m<strong>an</strong> sich auf sie einlässt.<br />
Poppiger als die beiden eben besprochenen<br />
lassen es Spoenk, eine weitere<br />
Wiener B<strong>an</strong>d, <strong>an</strong>gehen. Spoenk haben<br />
soeben ihre erste Platte auf dem<br />
kleinen Wiener Indie-Label Fettkakao<br />
herausgebracht,„Hard To Mend“ heißt<br />
die CD. Ursprünglich aus den Resten der<br />
viel zu früh aufgelösten Holly May entst<strong>an</strong>den,<br />
sind Spoenk auf ein Duo ohne<br />
fixe/n SchlagzeugerIn geschrumpft.<br />
diesen Part übernimmt, vor allem live,<br />
ein Drumcomputer. Zwischen Post-Riot<br />
Grrrl und charm<strong>an</strong>tem Lo-Fi ist „Hard to<br />
Mend“ die Platte für den heißen und<br />
doch windigen Sommertag. ❚
Zwielicht<br />
Zwei neue Bücher beleuchten Prostitution g<strong>an</strong>z unterschiedlich. Von Lea Susemichel<br />
Die Frage der Prostitution ist eine<br />
Gretchenfrage des Feminismus.<br />
Während sie für die einen<br />
Kulminationspunkt patriarchaler<br />
Gewalt und deshalb grundsätzlich<br />
abzulehnen ist, sprechen die<br />
<strong>an</strong>deren von Sexarbeit, die rechtlich geregelt<br />
und geschützt werden muss. Ingrid<br />
Strobl gehört eindeutig zur ersten<br />
Gruppe, sie findet „den Begriff Sexarbeit<br />
verharmlosend“.<br />
Das lässt sich ihr nicht verdenken,<br />
sind die von ihr in „Es macht die Seele<br />
kaputt. Junkiefrauen auf dem Strich“<br />
porträtierten Frauen doch allesamt sehr<br />
weit davon entfernt, einer frei gewählten<br />
Arbeit nachzugehen. Beschaffungsprostitution<br />
ist in den allermeisten Fällen<br />
alternativenlos, das benötigte Geld<br />
für den täglichen Drogenbedarf lässt<br />
sich auf <strong>an</strong>dere Weise kaum verdienen.<br />
Strobl hat Interviews mit heroinabhängigen<br />
Frauen geführt, einige von ihnen<br />
über einen längeren Zeitpunkt begleitet<br />
und drei ihrer Geschichten erzählt.<br />
Keine h<strong>an</strong>delt von durchschnittlich<br />
erfreulichen und unerfreulichen<br />
Alltagserfahrungen. Regine, mit der<br />
Strobl während ihrer Recherchen<br />
Freundschaft schloss, ist bei Drucklegung<br />
des Buches tot. Auch die in Kapiteln<br />
(„Kindheit“,„erster Schuss“,„erster<br />
Freier“ etc.) gebündelten Berichte der<br />
<strong>an</strong>deren Interviewpartnerinnen ähneln<br />
sich vor allem in ihren schrecklichen<br />
Momenten. Missbrauch in der Kindheit,<br />
der sich später häufig in Gewaltbeziehungen<br />
fortsetzt. Ekel vor dem ersten<br />
Mal und Überwindung vor jedem weiteren.<br />
Marilyn ist eine der wenigen, die<br />
von einem neuen Selbstbewusstsein<br />
durch diesen Job und von einem gewissen<br />
Stolz darüber berichtet, ihre Arbeit<br />
gut zu machen. Strobl begegnet diesen<br />
Aussagen mit zynischer Skepsis und<br />
zweifelnden Nachfragen, räumt aber<br />
bereits im nächsten Moment ein, dass<br />
sie vielleicht besser dar<strong>an</strong> täte, einfach<br />
nur zuzuhören. Auch die Präsentation<br />
verschiedener Hilfseinrichtungen im<br />
Schlussteil des Buches zeigt, dass es die<br />
Autorin keinesfalls bei einer alle Unterschiede<br />
nivellierenden Ablehnung von<br />
Sexarbeit belässt. Anh<strong>an</strong>d von Projekten<br />
wie der Geestemündener Straße in<br />
Köln zeigt sie, dass etwa geschützte Arbeitsbereiche<br />
deutlich mehr Sicherheit<br />
und entscheidende Verbesserung der<br />
Arbeitsbedingungen bewirken.<br />
Strobl wollte keinen wissenschaftlichen<br />
Text schreiben, kein Buch über die<br />
Frauen, sie schreibt in ihrem Auftrag,<br />
sagt sie.<br />
Dem Vorwurf, einmal mehr über<br />
SexarbeiterInnen zu sprechen und sie<br />
nicht selbst zu Wort kommen zu lassen,<br />
begegnen die AutorInnen von „Verh<strong>an</strong>dlungen<br />
im Zwielicht. Momente der<br />
Prostitution in Geschichte und Gegenwart“<br />
vorauseilend bereits im Vorwort.<br />
Ein wichtiges Thema des Aufsatzb<strong>an</strong>des<br />
seien gerade jene Mech<strong>an</strong>ismen,<br />
die Prostituierte verstummen ließen.<br />
Beleuchtet werden sollen außerdem die<br />
blinden Flecken feministischer wissenschaftlicher<br />
Theoriebildung zur Prostitution:<br />
Homosexuelle Sexarbeit oder<br />
das Phänomen von Frauen als Freierinnen<br />
und Zuhälterinnen. Auch wenn diese<br />
Ankündigung nur in Ansätzen eingelöst<br />
wird, dem Anspruch, differenzierte<br />
Blicke auf die unterschiedlichen Formen<br />
von Prostitution zu werfen, wird das<br />
Buch durchaus gerecht.<br />
Wie auch Strobl immer wieder betont,<br />
r<strong>an</strong>gieren Beschaffungsprostituierte<br />
in der Hierarchie der SexarbeiterInnen<br />
g<strong>an</strong>z unten. Kathrin Schrader<br />
zeigt in ihrem Text „Beschaffungsprostitution<br />
im Kontext ethnischer Konstruktionen“,<br />
wie sich das Stigma der Sucht<br />
mit dem der Herkunft verschränkt und<br />
wie bestehende Gesetzeslagen dar<strong>an</strong><br />
beteiligt sind, diese Ungleichheiten zu<br />
erzeugen. Der Aufsatz von Christina von<br />
Braun, der ver<strong>an</strong>schaulicht, dass der Abstraktionsvorg<strong>an</strong>g<br />
des Geldes seine Gegenbewegung<br />
in der Materialisierung<br />
des käuflichen Frauenkörpers f<strong>an</strong>d, verweist<br />
nebenbei darauf, dass Tempelprostitution<br />
mit hohem sozialem Ansehen<br />
verbunden war. Elke Hartm<strong>an</strong>n<br />
wiederum beschreibt die Sonderstellung<br />
der Hetären im klassischen Athen.<br />
Welche Interessen dahinter stehen<br />
können, wenn diese historischen wie<br />
gegenwärtigen Ungleichheiten von Arbeits-<br />
und Abhängigkeitsverhältnissen<br />
ignoriert werden und etwa generalisierend<br />
von „Zw<strong>an</strong>gsprostitution“ gesprochen<br />
wird, <strong>an</strong>alysiert Loretta Ihme am<br />
Beispiel der Fußball-WM in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
Einerseits nämlich der legitime<br />
Wunsch von Frauenorg<strong>an</strong>isationen, das<br />
nie da gewesene Medienecho für Sensibilisierung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit in<br />
eigener Sache zu nutzen. Andererseits<br />
aber auch das Interesse, Maskulinitätsund<br />
Nationalitätskonstrukte mithilfe<br />
der propagierten Bedrohung durch<br />
abertausende „Sexsklavinnen“ und enthemmte,<br />
ausländische F<strong>an</strong>freier zu stabilisieren.<br />
❚<br />
Ingrid Strobl: „Es macht die Seele<br />
kaputt“. Junkiefrauen auf dem<br />
Strich.<br />
Orl<strong>an</strong>da Verlag 2006. 18,50 EUR, A:<br />
19,10 EUR, CH: 31,80 SFr.<br />
Sabine Grenz, Martin Lücke (Hg.):<br />
Verh<strong>an</strong>dlungen im Zwielicht.<br />
Momente der Prostitution in Geschichte<br />
und Gegenwart.<br />
tr<strong>an</strong>script Verlag 2006, 29,80 Euro (D)<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Rauer<br />
Vorfrühling<br />
Nikola Müller und<br />
Isabel Rohner leisten<br />
mit der von ihnen<br />
initiierten „Edition<br />
Hedwig Dohm“<br />
engagierte Arbeit.<br />
Endlich werden die<br />
einzelnen Werkmosaiksteinchen<br />
einer<br />
der wichtigsten „Frauenbewegerinnen“ des 19.<br />
und Anf<strong>an</strong>g des 20. Jahrhunderts zu einem Gesamtbild<br />
zusammengefügt.<br />
Den Auftakt zu dieser kommentierten Gesamtausgabe<br />
bildete im Frühjahr 2006 „Hedwig<br />
Dohm – gesammelte Texte“ (siehe <strong>an</strong><strong>schläge</strong><br />
vom November 2006). Das zweite Steinchen<br />
bildet der (Brief-)Rom<strong>an</strong> „Sibilla Dalmar“ (1896).<br />
Die Hauptfigur erzählt in Briefen <strong>an</strong> ihre Mutter<br />
über ihr Leben in der höheren Berliner und<br />
Münchner Gesellschaft. Die Tage sind ausgefüllt<br />
mit Gesellschaften, Ged<strong>an</strong>ken um die passende<br />
Kleidung, das korrekte moralische Verhalten.<br />
Unter dieser dekadenten Oberfläche keimen<br />
jedoch in ihr Zweifel am Sinn eines solchen<br />
abgehobenen Lebens. Sibilla Dalmar weiß<br />
im Grunde um ihr geistiges Potenzial. Sie liest<br />
Nietzsche, führt <strong>an</strong>geregte Gespräche mit einem<br />
sozialistischen Journalisten, will den Armen<br />
helfen, und doch:„Eine gewisse Leere<br />
gähnt in mir.“ Der Sprung aus diesem Korsett<br />
will ihr nicht gelingen, zu stark sind noch die<br />
gesellschaftlichen Hindernisse. Sie schreibt,<br />
dass sie zwischen zwei Kulturen eingeklemmt<br />
ist: hier jene der „spinnenden, strickenden<br />
Hausfrauen“, dort jene der freien Geschlechter,<br />
„die nach mir kommen werden. In dem rauen<br />
Vorfrühling der Frauenfreiheit gehen wir armen<br />
Schneeglöckchen zugrunde“.<br />
Als armes Schneeglöckchen fühlt sich zuweilen<br />
auch die Leserin. Auch d<strong>an</strong>n, wenn frau<br />
bei der Lektüre im Hinterkopf behält, dass der<br />
Text in seinem zeitlichen Kontext zu betrachten<br />
ist und dass er nicht(!) autobiografisch zu ver-<br />
stehen ist: Die Briefe sind großteils b<strong>an</strong>al,<br />
l<strong>an</strong>gweilig und verführen zum Seitenüberspringen.<br />
Um so mehr, da Hedwig Dohms<br />
Sprachwitz und scharfe geistvolle Formulierungen<br />
bis auf wenige Stellen fehlen. Nur hie<br />
und da blitzt ihr Esprit hervor, wenn sich zum<br />
Beispiel die „feine“ Gesellschaft in einer Diskussion<br />
über die moderne Malerei erhitzt.<br />
Zwar nicht erhitzt, aber hoffnungsfroh harrt<br />
die Leserin der nächsten Texte in der „Edition<br />
Hedwig Dohm“.<br />
Petra Öllinger<br />
Nikola Müller und Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm: Sibilla Dalmar.<br />
trafo 2006, 24,80 Euro<br />
Nix mit<br />
Hochgl<strong>an</strong>z<br />
Es war einmal „Ein<br />
eiskalter Wintertag<br />
im Jahr 2006. Am<br />
Schöpfwerk“, da<br />
machten sich vier<br />
junge Frauen auf den<br />
Weg in den 12. Wiener<br />
Bezirk. Ihre Idee:<br />
Ein Buch mit Rezepten<br />
und Geschichten der BewohnerInnen, mit<br />
Wohn-Stimmungen im Gemeindebau. Gemeinsam<br />
mit Renate Schnee, der Leiterin des dort<br />
<strong>an</strong>beraumten Stadtteilzentrums „Bassena“,<br />
schürten sie das Kochfeuer. Kontakte zu den BewohnerInnen<br />
wurden hergestellt und d<strong>an</strong>n<br />
ging’s los.<br />
Die vier jungen Frauen besuchten die<br />
kochlöffelschwingenden ProtagonistInnen entweder<br />
in deren eigenen oder in der „Bassena“<br />
Küche und d<strong>an</strong>n wurde gekocht, gegessen, gelacht,<br />
geredet – und eine Netzwerkkulinarik<br />
„losgetreten“: Einige BewohnerInnen luden <strong>an</strong>dere<br />
BewohnerInnen ein zum Kochen, Essen,<br />
Lachen, Reden.<br />
Hochgl<strong>an</strong>z-Fotos mit hübsch gestyltem Essen,<br />
die alle Hoffnungen auf eigene Hochgl<strong>an</strong>z-<br />
Menüs zerstören, weil das eigene Nachgekochte<br />
in den seltensten Fällen so hübsch gestylt<br />
aussieht, gibt’s nicht. Stattdessen Fotos und<br />
Zeichnungen der Köchinnen und Köche. Charm<strong>an</strong>t<br />
und persönlich – jedoch ohne Indiskretion<br />
– die Blicke auf die kulinarischen „Tatorte“:<br />
ein Gewürzregal, ein Obststilleben inklusive<br />
Goldrahmen, eine Soya-Sauce-Flasche neben<br />
dem Frittiertopf, mit Falafel <strong>an</strong>gepatzte Hände,<br />
die in einer unprätentiösen Plastikschüssel<br />
werken.<br />
Die Rezepte sind einfach, mit Zutaten, die<br />
ohne große Mühe im nächstgelegenen Supermarkt<br />
aufzutreiben sind. Da darf d<strong>an</strong>n auch<br />
schon mal der fertiggeschnippelte Salat aus<br />
dem Kunststoffsackerl verwendet werden. Ein<br />
originell, im Rahmen des New Crowned Hope<br />
Festivals gestaltetes Buch. Da lohnt der Blick<br />
auf das Abbildungsverzeichnis! Und das Begreifen<br />
im wahrsten Sinn des Wortes einer Beilage<br />
in Brailleschrift, die den Text über eine blinde<br />
Bewohnerin beinhaltet. Frau sollte davon drei<br />
Stück besitzen (mindestens): eines für den<br />
praktischen Gebrauch, das die Fett-Teig-Tomaten-Kleckser<br />
abbekommt, eines zum Nur-Anschauen-und-darin-Blättern,<br />
eines zum Verschenken,<br />
noch eines zum Verschenken, noch<br />
eines ...<br />
Petra Öllinger<br />
Eva Engelbert, Marlene Hausegger, Tina Oberleitner, Roswitha Weingrill:<br />
Hier wird nur mit Liebe gekocht. Rezepte und Geschichten aus dem<br />
Gemeindebau.<br />
Folio, 2. Auflage <strong>2007</strong>, 25.- Euro
Geschlechter-<br />
Gesundheit<br />
Eine positives Novum<br />
in der Gender Medizin<br />
ist das Buch von<br />
Angelika Voß (Hum<strong>an</strong>biologin<br />
und Diplom-Pädagogin).<br />
Auffällig <strong>an</strong>genehm<br />
ist schon die Kapitelgliederung:<br />
Voß beginnt<br />
den medizinischen Abschnitt mit „Blasenschwäche<br />
– eine ‚weibliche Schwäche‘?“.<br />
Voß weiß, wo der medizinische „Frauenschuh“<br />
besonders drückt. Wie geschlechtliche Normalisierungsprozesse<br />
zu Pathologisierungen beitragen,<br />
bearbeitet sie im Kapitel „Wenn uns unsere<br />
Geschlechtsrollen kr<strong>an</strong>k machen“. Der Faktor<br />
Kommunikation kommt ebenso wenig zu kurz<br />
wie gesellschaftliche Aspekte:„Soziokulturelle<br />
Einflüsse und ein gesellschaftlich vorherrschender<br />
Jugendlichkeitskult sowie die Tatsache,<br />
dass die durchschnittliche Lebenserwartung<br />
für Männer wie für Frauen weiter steigt,<br />
machen es möglich, den Alterungsprozess<br />
selbst als ‚kr<strong>an</strong>khaft‘ zu definieren. (...) Männer<br />
(werden) ebenso medikalisiert wie bisl<strong>an</strong>g vorwiegend<br />
Frauen.“<br />
Soziale Einflussfaktoren, allen vor<strong>an</strong> Gewalterfahrungen,<br />
Einsamkeit und Armut mit Bezugnahme<br />
auf geschlechtsspezifische „Inhaltsund<br />
Wirkstoffe“ werden nicht ausgespart. Luzide<br />
ist ebenfalls folgendes Resümee von Voß:<br />
„Studien, die sich mit biologischen Geschlechtsunterschieden<br />
befassen, (nehmen) ras<strong>an</strong>t zu. In<br />
der experimentellen Forschung und in klinischen<br />
Studien, bei Arzneimittelprüfungen und<br />
in der Grundlagenforschung, hat das Geschlecht<br />
mittlerweile Hochkonjunktur. Schwieriger<br />
hingegen ist es, diese Kenntnisse zunächst<br />
in der Lehre und später in die Praxis umzusetzen.<br />
Das liegt (...) <strong>an</strong> einer Kluft zwischen biomedizinischem<br />
Denken und sozialer Realität der<br />
Patientinnen und Patienten.“<br />
Eine erfreuliche Neuerscheinung im<br />
deutschsprachigen Raum!<br />
Gerlinde Mauerer<br />
Angelika Voß: Frauen sind <strong>an</strong>ders kr<strong>an</strong>k als Männer. Plädoyer für eine<br />
geschlechtsspezifische Medizin.<br />
Irisi<strong>an</strong>a im Heinrich Hugendubel Verlag <strong>2007</strong>, 19,95 Euro<br />
G<strong>an</strong>z Profi<br />
Wie geht m<strong>an</strong> als<br />
JournalistIn mit dem<br />
Dilemma um, über<br />
die Mech<strong>an</strong>ismen der<br />
Nachrichten- bzw.<br />
Medienproduktion<br />
und deren groteske<br />
Auswüchse Bescheid<br />
zu wissen und ihnen<br />
dennoch nicht entkommen<br />
zu können?<br />
Wie mit der eigenen Hilflosigkeit <strong>an</strong>gesichts einer<br />
Katastrophe? Was geht einer/m durch den<br />
Kopf, wenn m<strong>an</strong> unter lauter hungernden Menschen<br />
für eine Reportage recherchiert, ihnen<br />
auch noch eine „Story“ abverl<strong>an</strong>gt? Resigniert<br />
m<strong>an</strong> nicht irgendw<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> wieder und<br />
wieder erlebt, wie wichtige Themen und gut recherchierte<br />
Reportagen in Meer der medialen<br />
Bel<strong>an</strong>glosigkeiten untergehen? Lässt sich der<br />
Kampf gegen die Flut der Bilder überhaupt gewinnen?<br />
Ham<strong>an</strong>n erzählt nicht nur aus dem Berufsalltag<br />
einer Journalistin, sondern diskutiert<br />
auf eindringliche Weise ethische und im weitesten<br />
Sinn medientheoretische Themen und verbindet<br />
so geschickt die Praxis mit der Theorie.<br />
Sie konfrontiert den/die LeserIn mit den moralischen<br />
Zwickmühlen und emotionalen Krisen,<br />
denen ein/e ReporterIn ausgesetzt sein k<strong>an</strong>n.<br />
Durch das Einflechten eigener Erfahrungen<br />
und den Erlebnissen von KollegInnen gelingt es<br />
ihr, die LeserInnen nach wenigen Seiten genau<br />
da zu haben, wo sie sie haben möchte – sie wollen<br />
das Buch nicht mehr aus der H<strong>an</strong>d legen.<br />
G<strong>an</strong>z Profi eben.<br />
Die Texte entst<strong>an</strong>den im Rahmen der<br />
Theodor-Herzl-Vorlesung, die Ham<strong>an</strong>n letztes<br />
Jahr als Gastvortragende gestaltete. Im Anh<strong>an</strong>g<br />
befinden sich noch einige Reportagen<br />
aus ihrer „Werkstatt“. Noch besser sind allerdings<br />
die Vorlesungstexte selbst. Nur die Allerwelts-Einleitung<br />
lässt sich getrost überspringen.<br />
Sie wird den Texten Sibylle Ham<strong>an</strong>ns<br />
schlicht nicht gerecht. Für alle jene, die sich<br />
auch nur ein wenig für Medien und Journalismus<br />
interessieren, ist dieses Buch höchst empfehlenswert.<br />
Burgi Pirolt<br />
Sibylle Ham<strong>an</strong>n: Dilett<strong>an</strong>ten unterwegs. Journalismus in der weiten<br />
Welt.<br />
Picus Verlag <strong>2007</strong>, 14,90 Euro<br />
Alt, neu, alt<br />
Was tun, wenn die Mama keine Zeit hat zum<br />
Kaufladen spielen, weil sie das Abendessen machen<br />
muss? Der Bruder die S<strong>an</strong>dkuchen zertrampelt,<br />
weil er auch Platz zum Spielen<br />
braucht? Der Papa nur eine einzige Geschichte<br />
vorliest, weil er Zeitung lesen will? Die Schwester<br />
eine beim Zimmer rausschubst, weil sie<br />
mit den Freundinnen alleine sein will?<br />
G<strong>an</strong>z einfach: das kleine Mädchen in „Jetzt<br />
hol ich mir eine neue Mama“ holt sich eben eine<br />
neue Mama, einen neuen Bruder, einen neuen<br />
Papa, eine neue Schwester. Die haben immer<br />
Zeit. Sie spielen Kaufladen, backen S<strong>an</strong>dkuchen,<br />
lesen vor und schubsen eine nicht raus aus<br />
dem Zimmer – sol<strong>an</strong>ge bis es dem kleinen<br />
Mädchen selbst zuviel wird und es seine „alte“<br />
Familie zu vermissen beginnt. Fazit: die alte<br />
Mama, der alte Bruder, der alte Papa, die alte<br />
Schwester müssen wieder her. Die neue Familie<br />
schickt das Mädchen weg. Abgesehen davon,<br />
dass die Abendessen zubereitende Mama die<br />
einzige ist, die etwas für <strong>an</strong>dere tut und deshalb<br />
keine Zeit findet, ist die Idee g<strong>an</strong>z nett,<br />
dass auch Jungs S<strong>an</strong>dkuchen backen und sogar<br />
essen wollen. Dass Menschen allerdings einfach<br />
mir nix dir nix ausgetauscht werden (und<br />
diese ohne zu murren abziehen), wie es der Protagonistin<br />
in den Kram passt, lässt eine nach<br />
der Lektüre mit einem zwiespältigen Gefühl<br />
zurück. Geht’s um ein gesundes Selbstwertgefühl,<br />
das kleine Mädchen ihre Wünsche durchsetzen<br />
lässt oder um ein gnadenloses Ausnutzen<br />
von Mitmenschen? Eindeutiger sind die<br />
Illustrationen: witzig, bunt, mimik- und gestenreich.<br />
Petra Öllinger<br />
Brigitte Raab (Text), M<strong>an</strong>uela Olten (Bilder): Jetzt hol ich mir eine neue<br />
Mama. Ab 4 Jahren.<br />
Friedrich Oetinger <strong>2007</strong>, 12,40 Euro<br />
lese zeichen<br />
ab 4 Jahren<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
ge. sehen<br />
Das Interview mit Aida Karic ist auf<br />
www.diest<strong>an</strong>dard.at nachzulesen.<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Verwickelte Verarbeitung<br />
Dass die „Trostfrauen“ ihre Zw<strong>an</strong>gsprostitution auf sich alleine gestellt verarbeiten<br />
mussten, zeigt Aida Karic im Theaterstück „Die Troerinnen“. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Über große Strecken ist es<br />
ziemlich dunkel im Stück „Die<br />
Troerinnen“ in der Regie von Aida<br />
Karic. Schwarz und Dunkelblau<br />
sind die dominierenden<br />
Farben, sogar das Notlicht wird von einer<br />
jungen Frau zeitweise mit einem<br />
Schild abgedeckt. Später kommt viel<br />
leuchtendes Weiß dazu und vielleicht<br />
zwei Tupfen Rot. Das Stück h<strong>an</strong>delt von<br />
den so gen<strong>an</strong>nten „Trostfrauen“, den<br />
Zw<strong>an</strong>gsprostituierten im Jap<strong>an</strong> des<br />
zweiten Weltkrieges und Karic zieht es<br />
durch. Sie kokettiert nicht mit den ZuschauerInnen,<br />
die im Gegenteil noch<br />
mit verschiedenen Lichtern <strong>an</strong>gestrahlt<br />
und geblendet werden.<br />
„Ein und<strong>an</strong>kbarer Tod? Sie ist glücklicher<br />
als ich, die am Leben ist. Der Tod<br />
gleicht einer absoluten Leere.“ Sehr reduziert<br />
und minimalistisch inszeniert<br />
Karic ihre Mischung aus Euripides und<br />
den „Trostfrauen“, thematisiert dabei<br />
indirekt auch die Vergewaltigungen<br />
und Frauenmorde des Bosnienkrieges.<br />
Im Interview betont die junge Theatermacherin,<br />
die mit 18 Jahren wegen des<br />
Bosnienkriegs nach Österreich flüchtete,<br />
immer wieder, dass sie die Stärke der<br />
Frauen im Angesicht des Todes bzw. eines<br />
fürchterlichen Alltags mit um die<br />
30 Soldaten pro Tag als „Kunden“ der<br />
Zw<strong>an</strong>gsprostituierten zeigen wollte.<br />
„M<strong>an</strong> muss eine große Charakterstärke<br />
und einen immensen Überlebenswillen<br />
haben, um sexuelle Gewalt zu überstehen“,<br />
sagt Karic. „Das ist der Höhepunkt<br />
meines Elends“, sagt eine Protagonistin<br />
im Stück, gleichermaßen dist<strong>an</strong>ziert<br />
und <strong>an</strong>alysierend. „Die Troerinnen“ h<strong>an</strong>delt<br />
vom Gefasstsein in Trauer und tiefem<br />
Schmerz – von stolzer Trauer, vom<br />
Bestehen auf dem Eigenen gerade unter<br />
dem gewalttätigen Druck der äußeren<br />
Umstände.<br />
Eine Frau dreht den Kopf in die<br />
Schlinge eines riesigen weißen Tuches,<br />
das quer über die g<strong>an</strong>ze Bühne und den<br />
ZuschauerInnenraum reicht. Andere<br />
Frauen drehen sich seitlich im Kreise<br />
wie t<strong>an</strong>zende Derwische. Es h<strong>an</strong>delt<br />
sich hier um die Anpassung eines Scham<strong>an</strong>innenritual,<br />
denn Euripides Kass<strong>an</strong>dra<br />
ist in Karic’s Augen eine Scham<strong>an</strong>in.<br />
Karic wollte diese Szene unbedingt,<br />
weil ihr Rituale im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
mit Tod und Gesellschaft wichtig<br />
sind. „Weiß ist die Farbe des Todes im<br />
positiven Sinn, weil eine Seele ins Licht<br />
kommt. Die Frauen t<strong>an</strong>zen, weil sie der<br />
Seele helfen wollen, auf eine gute Weise<br />
die <strong>an</strong>dere Welt zu erreichen. In Korea<br />
habe ich so ein Scham<strong>an</strong>innenritual gesehen,<br />
das dauert einen Tag“, erzählt<br />
Aida Karic. Dort wird das Ritual mit einer<br />
Puppe vollzogen und dient der Verarbeitung<br />
des Todes eines Angehörigen.<br />
Wie wenig Möglichkeiten der Verarbeitung<br />
eine Gesellschaft entwickelt<br />
hat, um mit den Opfern von Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />
umzugehen, wird nicht<br />
thematisiert. Die Gesellschaft mit ihrer<br />
institutionalisierten sexuellen Gewalt<br />
bleibt außen vor. „Jap<strong>an</strong> wollte Kolonien<br />
Foto: N. M<strong>an</strong>gafas / Schauspielhaus<br />
haben und griff erst China und d<strong>an</strong>n<br />
Korea <strong>an</strong>. Es gab extreme Ausschreitungen<br />
gegen die Zivilbevölkerung und die<br />
Vergewaltigungen nahmen ein solches<br />
Ausmaß <strong>an</strong>, dass die Politiker berieten,<br />
wie das schlechte Bild Jap<strong>an</strong>s vermieden<br />
werden könnte. So entst<strong>an</strong>den die<br />
‚Troststationen’ für die Soldaten“, erklärt<br />
Karic. Was das Stück gut vermittelt, ist<br />
die völlige Einsamkeit der „Trostfrauen“,<br />
die mit dieser Gewalt fertig werden<br />
müssen. Erst Jahrzehnte später erhielten<br />
überlebende „Trostfrauen“ einen<br />
Platz in einem eigenen Altersheim,<br />
nachdem sie zuvor zum Teil auf der<br />
Straße oder bei Mönchen in einem Kloster<br />
leben mussten. „Bevor die Nacht zu<br />
Ende ist, w<strong>an</strong>delt sich alles in Klageges<strong>an</strong>g.<br />
Glückliche Lieder erzählen, dass<br />
der Krieg vorbei ist …“, klingt das Stück<br />
ruhig aus. Aida Karic holte Schauspielerinnen<br />
aus Seoul, die nicht dem rassistischen<br />
Stereotyp der zierlichen kleinen<br />
Asiatin entsprechen. Besonders die P<strong>an</strong>sori-Sängerin<br />
Sunsook K<strong>an</strong>g ist äußerst<br />
beeindruckend.<br />
Ein Problem des Stückes ist aber sicher,<br />
dass sich die Betonung auf Gesten<br />
und Bilder, mit sehr reduziertem,<br />
gestrafften Text, durchaus mit gewissen<br />
europäischen Vorurteilen vereinbaren<br />
lässt. Asiatischen Frauen wird gerne<br />
das Leiden abgesprochen, indem sie<br />
in Europa oft als ruhig, in sich gekehrt<br />
und über allem stehend imaginiert<br />
werden. Ihre Sprachlosigkeit wird kulturalisiert.<br />
❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
bis 2.6., Wien<br />
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wird schön!<br />
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Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien,<br />
Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at,<br />
Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz<br />
34,50 Euro, www.oeticket.com<br />
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Frauenb<strong>an</strong>denfest mit slux, largactill,<br />
pal slut, aufs maul<br />
EKH, 1100 Wien, Wiel<strong>an</strong>dgasse 2-4,<br />
www.med-user.net/ekh/<br />
27.6., Graz<br />
Tori Amos<br />
Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg,<br />
Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz<br />
43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro,<br />
www.oeticket.com<br />
film<br />
5.6., 11.00, Wien<br />
Babykino: Die zweite Hochzeitsnacht<br />
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,<br />
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/<br />
1program/babyprog.htm<br />
7.-15.6., Wien<br />
identities - queer film festival<br />
Info: DV8-Film, 1071 Wien, Postfach 282, T.<br />
01/ 524 62 74, F. 01/ 522 98 74,<br />
office@identities.at, www.identities.at<br />
8.6.-24.6., Wien<br />
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Komikerinnen und Diven im Kino der<br />
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T. 01/ 533 70 54, www.filmmuseum.at<br />
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Herr Mautz von Sibylle Berg. Ein wahnwitziger<br />
Todestrip der kein Klischee<br />
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1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67,<br />
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www.dasTAG.at, Kosten: 17,-/ 10,- Euro,<br />
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Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,<br />
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www.kosmostheater.at,<br />
Karten: 15,-/10,- Euro<br />
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Theater der Erinnerungen, eine<br />
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t<strong>an</strong>zquartier@tqw.at, www.tqw.at<br />
20.6., 19.00, Graz<br />
Die Klitoris, die schöne Unbek<strong>an</strong>nte.<br />
Filmpräsentation und <strong>an</strong>schließende<br />
Diskussion<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/ 82 79 98,<br />
Anmeldung erforderlich, Kosten: 8,- Euro<br />
23.6., 10-18.00, Salzburg<br />
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29.6., 19.00, Graz<br />
Das Frauengesundheitszentrum stellt<br />
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Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/ 82 79 98,<br />
Anmeldung erforderlich, Eintritt frei<br />
vortrag.diskussion<br />
4.6., 18.00, Wien<br />
Beruf: Wissenschafterin. Die ersten<br />
Privatdozentinnen der Wiener Germ<strong>an</strong>istik<br />
in der Ersten Republik<br />
IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26,<br />
ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at<br />
18.6., 18.30, Wien<br />
Marie Fr<strong>an</strong>zos (1870 - 1941) Übersetzerin<br />
– Vermittlerin – Networkerin<br />
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei<br />
21.-23.6., Wien<br />
Tagung: Perspektive – Die Spaltung<br />
der St<strong>an</strong>dpunkte. Zur Perspektive in<br />
Philosophie, Kunst und Literatur<br />
IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26,<br />
ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at<br />
25.6., 18.30, Wien<br />
Germaine Dulac, fr<strong>an</strong>zösische Pionierun<br />
der Stummfilmzeit<br />
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei<br />
25.6., 19.00, Wien<br />
Klimaw<strong>an</strong>del und globales ökologisches<br />
System. Aktuelle Forschungen,<br />
Konsequenzen, Perspektiven, Vortrag<br />
von Helga Kromp-Kolb im Rahmen der<br />
Wiener Vorlesungen<br />
Wiener Rathaus, 1010 Wien,<br />
Lichtenfelsgasse 2, Festsaal, Feststiege I,<br />
ausstellung<br />
bis 3.6., Innsburck<br />
Charlotte Salomon. Leben? Oder<br />
Theater?<br />
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,<br />
Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71,<br />
www.galerieimtaxispalais.at, Kosten:<br />
3,-/1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-<br />
18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen<br />
DIY – Wir machen es uns selbst!<br />
bis 8.6., Wien<br />
DIY – Wir machen es uns selbst!<br />
IG Bildende Kunst, 1060 Wien,<br />
Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/ 524 09 09,<br />
galerie@igbildendekunst.at,<br />
www.igbildendekunst.at<br />
bis 10.6., Linz<br />
futuresystems : rare momente. Gruppenausstellung<br />
internationaler zeitgenössischer<br />
Kunst.<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-<br />
Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03 600,<br />
info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten:<br />
6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00<br />
bis 20.6., Wien<br />
Elastic Taboos. Kore<strong>an</strong>ische Kunst der<br />
Gegenwart<br />
Kunsthalle Wien, 1070 Wien,<br />
Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,<br />
www.kunsthallewien.at, Kosten 6,-/ 4,50<br />
Euro, Öffnungszeiten: täglich 10–19.00<br />
bis 1. Juli, Prigglitz<br />
Arbeiten von Martha Jungwirth und<br />
Joh<strong>an</strong>n Berger.<br />
Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz,<br />
T. 02662/ 45 633, F. 12662/ 45 633 4,<br />
seidl@gutgasteil.at, www.gutgasteil.at<br />
bis 11.9., Linz<br />
Helene Funke, Gemälde, Aquarelle,<br />
Grafik. Erste Retrospektive der Wegbereiterin<br />
der internationalen Avatgarde<br />
Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz,<br />
Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03<br />
600, info@lentos.at, www.lentos.at,<br />
Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00,<br />
Do 10-21.00<br />
bis 16.9., Wien<br />
Held together with water - Kunst aus<br />
der Sammlung Verbund. Schwerpunkt<br />
auf dem Frühwerk von Cindy Sherm<strong>an</strong><br />
und der feministischen Av<strong>an</strong>tgarde<br />
MAK-Ausstellungshalle, 1010 Wien,<br />
Weiskirchnerstraße 3, Info: www.mak.at,<br />
Kosten: 7,90/ 5,50 Euro, Samstag Eintritt<br />
frei, Öffnungszeiten: Di 10-24.00,<br />
Mi-So 10-18.00, Mo geschlossen<br />
bis 18.11., Wien<br />
Beste aller Frauen. Weibliche Dimensionen<br />
im Judentum, die Rolle der jüdischen<br />
Frau im religiösen, wirtschaftlichen,<br />
sozialen und kulturellen Kontext<br />
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />
Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31, F. 01/ 535<br />
04 24, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten:<br />
6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00<br />
2.6.-4.11, St. Pölten<br />
Ona B. - Rot. Mehrteilige Rauminstallation,<br />
die den Bogen vom Leben und<br />
der Liebe bis zum Tod sp<strong>an</strong>nt<br />
L<strong>an</strong>desmuseum Niederösterreich, 3109 St.<br />
Pölten, Kulturbezirk 5, T. 02742/ 90 80 90, F.<br />
02742/ 90 80 91, info@l<strong>an</strong>desmuseum.net,<br />
www.l<strong>an</strong>desmuseum.net<br />
6.6.-2.9., Graz<br />
“China welcomes you ... Sehnsüchte,<br />
Kämpfe, neue Identitäten” setzt sich<br />
mit Identitätsfragen ausein<strong>an</strong>der und<br />
zeigt China aus sehr unterschiedlichen<br />
Perspektiven<br />
Kunsthaus Graz am L<strong>an</strong>desmuseum<br />
Jo<strong>an</strong>neum, 8020 Graz, Lendkai 1, T. 0316/<br />
8017-9213, F. 0316/ 8017-9212, www.kunsthausgraz.at,<br />
Kosten: 7,–/5,50 Euro, Öffnungszeiten:<br />
Di–So 10–18.00<br />
7.6.-7.7., Wien<br />
Moira Zoitl und Ricarda Denzer. Gegenüberstellung<br />
zweier künstlerischer<br />
Positionen als produktiv-konfrontative<br />
Werkschau<br />
Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien,<br />
Währingerstr. 59/2/1, T. 01/401 21 41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at,www.kunsthalle.wuk.at,<br />
Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00<br />
19.6., 18.00, Wien<br />
Neueröffnung: Museum auf Abruf, Ort<br />
für österreichische Gegenwartskunst<br />
in Wien. Die erste Ausstellung “L<strong>an</strong>ge<br />
nicht gesehen” ist als kritische Revision<br />
heimischen Kunstschaffens zu sehen<br />
MUSA – Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />
Felderstr. 6-8, neben dem Rathaus<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
Die Ausstellung DIY widmet sich feministischen Strategien der kulturellen Selbstorg<strong>an</strong>isation.<br />
Zahlreiche Medien, politische Initiativen und Kollektive stellen ihre<br />
Tätigkeiten vor – darunter auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Außerdem werden Arbeiten unterschiedlicher<br />
Künstlerinnen gezeigt.<br />
Noch bis 8.6., Wien, IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10–12, T. 01/ 524 09 09, galerie@igbildendekunst.at,<br />
www.igbildendekunst.at<br />
Foto: Stef<strong>an</strong>ie Seibold<br />
21.6.-24.9., Wien<br />
Margherita Spiluttinis Atlas Austria.<br />
Österreichische Architekturfotografie<br />
Architekturzentrum Wien im MuQua,<br />
1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 522 31 15,<br />
office@azw.at, www.azw.at,<br />
Kosten: 5,-/ 3,50 Euro, Öffnungszeiten:<br />
Mo–So 10-19.0033, www.kunsthallewien.at<br />
1<br />
lesung<br />
19.6., 19.00, Wien<br />
PoesieP<strong>an</strong>orama: Ann Cotten (Wien -<br />
Berlin) liest aus “Fremdwörterbuchsonette”<br />
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />
F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />
Eintritt frei<br />
26.6., 19.00, Wien<br />
PoesieP<strong>an</strong>orama: Behauptung eines<br />
Autonomen. Ich trotz der Totalitarismen<br />
von Politik und Ökonomie: Elke<br />
Erb liest aus Gänsesommer<br />
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />
F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />
Eintritt frei<br />
28.6., 19.00, Wien<br />
Ausgewählte literarische Neuerscheinungen:<br />
es lesen Marusa Krese aus “Alle<br />
meine Weihnachten” und Marina<br />
Marsilio aus “TERRIGENUM. Eine Postkarte<br />
<strong>an</strong> Martin Arnold”<br />
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />
F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />
Eintritt frei<br />
aktivitäten<br />
11. - 30.6., Wien<br />
Mis-Guide-Stadtverführungen in<br />
Wien. Sechzehn KünstlerInnen–Gruppen<br />
machen sich dar<strong>an</strong>, alltägliche<br />
Stadtstrukturen aufzubrechen und<br />
den Blick um- und fehlzuleiten<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>. künden<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
Tickets im T<strong>an</strong>zquartier Wien, 1070 Wien,<br />
Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91,<br />
t<strong>an</strong>zquartier@tqw.at, www.tqw.at, Kosten:<br />
5,50 Euro Einzelticket, Package 5 Touren:<br />
17,50 Euro, Package 10 Touren: 30,- Euro<br />
12.6., ab 9.00, Wien<br />
AIDS-Infoparcours. AIDS-Information<br />
in Kombination mit Sport, Spiel und<br />
Spaß beim Sportfest der Gewerkschaftsjugend<br />
Info und Anmeldung: Aids Hilfe Wien,<br />
1060 Wien, Mariahilfer Gürtel 4,<br />
T. 01/ 595 37 11, F. 01/ 595 37 11/ 17,<br />
klingler@aids.at, www.aids.at<br />
16.6., 15 - 20.00, Graz<br />
Christopher-Street-Day: Infow<strong>an</strong>d<br />
Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz,<br />
Griesgasse 8, T. 0316/ 712 44 8,<br />
palaver@frauenservice.org<br />
16.6., 15 - 23.00, Innsbruck<br />
Innlove <strong>2007</strong>. Tirols Straßenfest für<br />
Lesben, Schwule, Bisexuelle, Tr<strong>an</strong>sX<br />
und deren FreundInnen<br />
Markplatz Innsbruck, www.innlove.at,<br />
Info: HOSI Tirol, 6020 Innsbruck, Innrain<br />
100, www.queertirol.com<br />
21.6., Graz<br />
FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g: Mafalda -<br />
ein Treffpunkt für Mädchen<br />
Info bei Ilse Wieser, T. 0676/ 751 26 64<br />
24.6., 15.00, Wien<br />
LesungsStadtspazierg<strong>an</strong>g „Wien.<br />
Stadt frauenliebender Frauen“ mit<br />
Marlen Schachinger<br />
Treffpunkt: Café-Restaur<strong>an</strong>t Mayerei im<br />
Türkensch<strong>an</strong>zpark, 1180 Wien,<br />
Hasenauerstraße 56, Anmeldungen bis<br />
21.06.<strong>2007</strong> unter<br />
petra.galkova@gruene.at, Info: www.marlen-schachinger.com<br />
30.6., Wien<br />
Regebogenparade<br />
Info: www.hosiwien.at<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Diskuthek im Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />
Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />
Der Motorradclub für Lesben<br />
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />
dykes.on.bikes@gmx.at,<br />
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at,<br />
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />
Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />
www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />
„Zwischen den Welten“ –<br />
Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische [Co]Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />
shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />
erforderlich, kostenlos,<br />
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />
_Maedchen_un.747.0.html<br />
Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />
Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse, 8010 Graz,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm,<br />
Anmeldung unter 0316/837 998, Di 19-<br />
21.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />
Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />
den Kinosaal mitgenommen werden<br />
können<br />
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden 2. Di ab 11.00<br />
Frauenplenum der Grünen<br />
Alternativen Jugend<br />
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />
jeden letzten Di um 18:30<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />
Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14,<br />
Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat,<br />
jeweils von 18.30-21.00<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />
jeden 2. Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
Mittwoch<br />
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />
Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium<br />
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />
Frauencafé<br />
Jugendzentrum Agathon,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi ab 19.30<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />
Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />
20.00<br />
Deutsch Konversation<br />
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />
jeden Mi von14-18<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />
und Fr ab 20.30<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reinisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Gruppe für Frauen.<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />
Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />
Offene Frauengruppe<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18-20.00, T. 01/587 67 50<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />
Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und<br />
Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />
Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-<br />
21.00<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />
lesbische und bisexuelle Frauen.<br />
Leiterin: Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7,<br />
T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />
Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro,<br />
kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />
<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />
Feministische Gespräche. Gemütliche<br />
Diskussionsrunde für Feministinnen<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />
Monat, 19.00<br />
Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen,<br />
Portraitmalen für Frauen und Mädchen<br />
Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />
Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstr. 14,<br />
T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />
Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />
Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />
www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />
regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />
20.00
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />
Salon de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
Barbetrieb mit Musik, Billard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />
24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />
FZ-Plenum<br />
FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />
Mahnwache und Speakerscorner<br />
Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />
20 u. 20.15, jeden Do<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />
Lesben, Mädchen!<br />
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />
Treffen der „Jungen Herzen“<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />
www.hosilinz.at,<br />
jeden 3. Fr ab 20.00<br />
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />
Schwule u. TG-Personen Treffen<br />
Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-<br />
P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />
Lesben und Freundinnen<br />
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
jeden Mi und Fr ab 20.30<br />
Barbetrieb mt Musik, Billiard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />
19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
g.spot for queers to check in &<br />
freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />
jeden 1. Fr ab 22.00<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Foto Christi<strong>an</strong> Haake<br />
Tori Amos<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />
L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />
Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue<br />
Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben,<br />
Feministinnen, Feizeitphilosophinnen<br />
u. <strong>an</strong>dere blümer<strong>an</strong>te<br />
Identitäten<br />
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />
Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />
Samstag<br />
Frauenstammtisch – Treffen für<br />
Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />
Frauen und Freundinnen<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
www.stammtischkrems.info<br />
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />
Mostviertel Andersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />
Orl<strong>an</strong>do-Party<br />
Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />
jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />
Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro,<br />
Anm.: sonja.c@gmx.at oder<br />
T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für Lesben und Schwule<br />
aus.weg, D-80469 München,<br />
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/661 24<br />
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />
Auch muttersprachliche Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />
Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />
von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />
maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48,<br />
T. 0662/442 255, kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des<br />
Frauengesundheitszentrums Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Mit Margit Picher<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />
Anmeldung erforderlich,<br />
Kosten: 5,-/10,- Euro<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest, Infos zur<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
Die US-amerik<strong>an</strong>ische Singer/Songwriterin hat sich im Mai mit einem neuen Album zurückgemeldet: „Americ<strong>an</strong><br />
Doll Posse“ heißt es, die Sängerin verkörpert darin fünf unterschiedliche Frauenbilder, die alle eine Göttin des<br />
Olymp und gleichzeitig eine Seite ihrer Musikerinnenpersönlichkeit darstellen. Eine Rebellion gegen ein christliches<br />
Frauenbild, das Frauen auf die beiden Rollen Madonna und Hure reduziert.<br />
Bei ihren Live-Auftritten entscheidet sie spont<strong>an</strong>, in welche Rolle sie auf der Bühne schlüpfen wird, dementsprechend<br />
sp<strong>an</strong>nend gestaltet sich ihre Tour für B<strong>an</strong>d und ZuschauerInnen. In Österreich ist Tori Amos am 8. <strong>Juni</strong> in<br />
Wien und am 27. <strong>Juni</strong> in Graz live zu sehen.<br />
8.6., 20.00, Wien, Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien, Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at, Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com<br />
27.6., Graz, Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg, Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz 43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />
junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />
Frauen mit Kind<br />
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />
1. Beratungsstelle für FGM<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />
www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />
Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster<br />
juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>. künden<br />
Ausstellung „Sexarbeit“<br />
Im Kornhausform Bern ist von 1. <strong>Juni</strong> bis 1. August die<br />
Ausstellung „Sexarbeit“ zu sehen, die versucht, sich<br />
sachlich, seriös und sorgfältig dem Thema Prostitution<br />
<strong>an</strong>zunähern. Die Schau besteht zu einen Teil aus<br />
einer vom Hamburger Museum der Arbeit übernommenen<br />
Ausstellung. Zwei weitere Teile wurden in<br />
Bern kuratiert und ergänzen die Hamburger Ausstellung:<br />
„Unter den Lauben“ dokumentiert hundert Jahre<br />
Sittengeschichte Berns. In „Chez Grisélidis“ wird<br />
die bewegte Biografie der Genfer Prostituierten<br />
Grisélidis Réal (1929 – 2005) nachgezeichnet, die sich<br />
ihr Leben l<strong>an</strong>g für die Rechte von SexarbeiterInnen<br />
eingesetzt hatte. Zusätzlich gibt es ein Begleitprogramm,<br />
das wissenschaftliche, gesellschaftspolitische<br />
und kulturelle Programmpunkte sowie ein umf<strong>an</strong>greiches<br />
Film<strong>an</strong>gebot umfasst.<br />
Kornhausforum Bern, CH–3000 Bern 7, Kornhausplatz 18, T. 0041/31/ 312 91 19, F. 0041/31/ 312<br />
91 13, Info@kornhausforum.ch, www.kornhausforum.ch, Kosten Sfr 12,–/ 8.–, Öffnungszeiten:<br />
Di–Fr 10–19.00 Uhr, Sa, So 10–17.00 Uhr, zutritt ab 16 Jahren<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos<br />
Körper(Wohl-)Gefühle –<br />
Lerne, dich in deinem Körper wohl zu<br />
fühlen.<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99<br />
47, Kosten: 35,- Euro<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele<br />
Knappitsch<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />
petra.oellinger@web.de,<br />
www.petra-oellinger.at<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />
jeden 1. Mo<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />
Weibliche Realitäten in den Ländern<br />
des „Südens“<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Mi 18.00-18.30<br />
Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feministisches Radio<br />
Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />
für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />
Fr 19.00-20.00<br />
Space FEM FM Frauenradio<br />
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />
jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />
FrauenForums<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />
Sa 13.00-14.00<br />
Rainbow City-Radio für Lesben und<br />
Schwule<br />
Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />
UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)<br />
1.6., 20.30, Graz<br />
LesBiSchwules Unifest<br />
Hauptgebäude KF-Uni, 8010 Graz,<br />
Universitätsplatz 3<br />
2.6., 14.00 - 22.00, Wien<br />
Südwind Straßenfest. Weltmusik, fair<br />
geh<strong>an</strong>delte Produkte, Kunsth<strong>an</strong>dwerk<br />
und Kulinarisches aus Afrika, Asien<br />
und Lateinamerika<br />
Unicampus, 1. Hof, Altes AKH, 1090 Wien<br />
16.6.,18.00, Wien<br />
Imaginary Balk<strong>an</strong> Party. Mit Cicala<br />
mvta, Va F<strong>an</strong> Fahre, zwei Balk<strong>an</strong>b<strong>an</strong>ds<br />
aus Jap<strong>an</strong> bzw. Belgien, die den Balk<strong>an</strong><br />
nur aus Erzählungen kennen<br />
Badeschiff am Donauk<strong>an</strong>al, 1010 Wien,<br />
zwischen Schwedenbrücke und Ur<strong>an</strong>ia,<br />
Eintritt frei, bei Schlechtwetter am 17.6.,<br />
18.00<br />
23.6., 18.00, St. Lorenz am Mondsee<br />
Pride Boat <strong>2007</strong>. Party-Schiff mit<br />
D<strong>an</strong>ce und Show<br />
Beginn: 18.00 am Kulturgut Höribach,<br />
St. Lorenz am Mondsee, VVK ausschließlich<br />
per Email: info@prideboat.eu, Kosten: 25,-<br />
Schiff und Clubbing, 9,- Euro für Clubbing<br />
ab 22.00, Info: www.prideboat.eu<br />
23.6., 19.00, Salzburg<br />
ARGEfest “Die Flüchtlinge feiern, wir<br />
feiern mit.” Fest zum Internationalen<br />
Flüchtlingstag<br />
ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-<br />
Preis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11,<br />
www.argekultur.at, Eintritt frei<br />
23.6., Wien<br />
Latin-Night<br />
Cafe St<strong>an</strong>dard, 1050 Wien, Margaretenstr.<br />
63, Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at<br />
Kosten: 3,-<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
diverses<br />
1.6., 19.00, Wien<br />
Frauensolidarität, die Nummer 100:<br />
Feminismen. Zeitschriftenpräsentation,<br />
Vortrag und Fest, ab 21h Dj<strong>an</strong>e-Line<br />
WerkzeugH, Schönbrunnerstr. 61, 1050 Wien<br />
9. und 10.6., Salzburg<br />
Flohmarkt der Selbsthilfegruppe Überlebt<br />
(für Frauen und Mädchen mit sexuellen<br />
Missbrauchserfahrungen)<br />
Kleingmainerhof, 5020 Salzburg, Morzger<br />
Straße 27, Info: Selbsthilfegruppe Überlebt,<br />
T. 0664/828 42 63,<br />
shg.ueberlebt@inode.at<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 07-08/07: 12.06.<strong>2007</strong><br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Juli/August<br />
t hema<br />
Sex<br />
Sexualität in allen Spielarten: Asexualität, Polyamorie,<br />
queere Sexpartys …<br />
gesellschaft<br />
Intersexualität<br />
Die prominente Biowissenschaftlerin, Gendertheoretikerin<br />
und Intersexuellen-Aktivistin<br />
Anne Fausto-Sterling im Interview<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />
5.7., 21.00 auf OKTO,<br />
K<strong>an</strong>al 8, www.okto.tv<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Buch Media Service<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Frick International<br />
Lhotzkys Literaturbuffet<br />
Buchh. Polycollege<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
Bücher Wiederin<br />
Wagnersche Buchh.<br />
Amazone-Zentrum<br />
Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Bertha – Bücher & Produkte<br />
Hacek-Bücherei<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1020<br />
1050<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4600<br />
6020<br />
6020<br />
6900<br />
8010<br />
8020<br />
9020<br />
Rathausstr. 41<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Taborstr. 28<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Dragonerstr. 22<br />
Sparkassenplatz 4<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Brockm<strong>an</strong>ng. 15<br />
Siebenundvierzigerg. 27<br />
Paulitschgasse 5/7<br />
und auch in vielen deutschen Städten: www.<strong>an</strong>schlaege.at
iz3w t Zeitschrift zwischen Nord und Süd<br />
# 300<br />
Altlasten – Namibias l<strong>an</strong>ger Weg<br />
in die Unabhängigkeit<br />
Außerdem: t 300 mal iz3w t Kampf<br />
um Simbabwe t Postkoloniales in der<br />
Kunst t Privatisiertes Klima …<br />
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iz3w t Telefon (0049)+761 – 740 03<br />
info@iz3w.org · www.iz3w.org
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 06/07, <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong>, 21. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M