29.06.2013 Aufrufe

Juni 2007 (PDF) - an.schläge

Juni 2007 (PDF) - an.schläge

Juni 2007 (PDF) - an.schläge

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>06/<strong>2007</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni<br />

e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />

politik<br />

FairFuck<br />

Sexarbeiterinnen fordern rechte<br />

thema<br />

FilmFest<br />

Queere Filmfestivals allerorten


auf.takt<br />

Es ist Feiertag. Aber Produktionswoche. Das<br />

Ladyfest ist in der Stadt und übermorgen sollen<br />

die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ihr Projekt „You c<strong>an</strong> Feminism“ bei<br />

SOHO in Ottakring mit einer Radical Cheerleading-Perform<strong>an</strong>ce<br />

eröffnen. Für die es noch keine<br />

Pom-Poms gibt. Und auch noch nicht genug Tänzerinnen.<br />

Und die paar, die sich bis jetzt gefunden<br />

haben, können die komplizierte Schrittfolge noch<br />

nicht. Vom Text gar nicht zu reden.<br />

Saskya liegt mit einer schlimmen Nierenbeckenentzündung<br />

– die sie tagel<strong>an</strong>g für einen<br />

beim Kampf mit einem geplatzten Fahrradschlauch<br />

zugezogenen Hexenschuss gehalten<br />

hatte – im Bett. Und fehlt g<strong>an</strong>z fürchterlich. Mit<br />

ihr auch noch nahezu alle Fotos fürs Heft. Von<br />

Bergen unbe<strong>an</strong>tworteter Mails und unredigierter<br />

Texte gar nicht zu reden.<br />

Außerdem ist schon wieder in die Redaktion<br />

eingebrochen worden, zum zweiten Mal in wenigen<br />

Monaten. Spurensicherung und Schlüsseldienst<br />

schwächten die stark dezimierten Arbeitskräfte<br />

zusätzlich. Haselnüsse und Dönerfleisch<br />

auch. Miri, die Praktik<strong>an</strong>tin, leidet nach Kebabverzehr<br />

<strong>an</strong> einer Lebensmittelvergiftung. Katharina,<br />

die ihren Feiertag pflichtbewusst opfern wollte,<br />

um einzuspringen, verbringt ihn nun stattdessen<br />

im Kr<strong>an</strong>kenhaus. Die Nüsse haben einen allergischen<br />

Schock ausgelöst. Er ist glücklich überwunden,<br />

aber mit juckenden Ohren und geschwollen<br />

Augen ist <strong>an</strong> Korrekturlesen natürlich nicht zu<br />

denken.<br />

Übrig sind Irmi und Lea. Die auch geschwollene<br />

Augen haben. Vom Durcharbeiten. Aber<br />

auch von der Ladyfest-Sexparty letzte Nacht. Sie<br />

wollten aus Recherchegründen für das gepl<strong>an</strong>te<br />

Sexthema in der nächsten Ausgabe hin. Und sind<br />

in Darkroom und Folterkammer gel<strong>an</strong>det. Und da<br />

so schnell nicht wieder rausgekommen. Und<br />

müssen die Berge nun alleine bewältigen.<br />

Vom Radical Cheerleading gar nicht zu<br />

reden.<br />

Eure Redakteurinnen<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

...und zum Dritten!<br />

„Ab dem Dritten wird es einfacher“: Kinder kriegen<br />

sex.arbeit<br />

Stolz und Vorurteil<br />

Mit Schirm, wenn Charme nicht hilft: SexarbeiterInnen kämpfen<br />

ö sterreich.armut<br />

Armut wird gemacht<br />

Die alte Geschichte: Frauen sind ärmer, auch in Österreich<br />

vaterrechts.bewegung<br />

In Nomine Patris<br />

Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Happy, funny, geil und steil!<br />

Die Regenbogenparade: Kommerzscheiß oder super Sache?<br />

film.festivals<br />

Jetzt in den europäischen Kinos<br />

Queer, lesbischwul, musikalisch, türkisch … Filme für alle<br />

forum.wissenschaft<br />

Der durchschnittliche User<br />

Aus der Traum, Frau Haraway: Technik hat ein Geschlecht<br />

küchen.hilfe<br />

Aschenbrödel<br />

Walraff wider Willen im härtesten Job des Lebens<br />

prekarisierungs.prozesse<br />

Entsichert<br />

Weibliche Prekarisierung braucht feministische Gegenstrategien<br />

prinzessinnen.bad<br />

Ich komm’ aus Kreuzberg<br />

Die Filmemacherin Bettina Blümner spricht über Berliner Mädchen<br />

kunst.regeln<br />

Not For You<br />

Die Chicks On Speed sind Superstars. Wie konnte es dazu kommen?<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Lieder für jede Witterung<br />

Frühjahrsalben: Von heißem Lesbenpop zu lauer Mel<strong>an</strong>cholie<br />

lese.zeichen<br />

Zwielicht<br />

Momente der Prostitution, unterschiedlich beleuchtet<br />

ge.sehen<br />

Verwickelte Verarbeitung<br />

Das Theaterstück „Die Troerinnen” erzählt von den „Trostfrauen”<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

21<br />

28<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

42


<strong>an</strong>. uns<br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />

Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya<br />

Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />

Bettina Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les (Gesamtkoordination),<br />

Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/trude<br />

Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Beatrice Achaleke, Doris Allhutter,<br />

Andrea Auerbach/AndA, Karin Eckert/keck, Anita Heiliger,<br />

Gabi Horak/GaH, Miriam Kollm<strong>an</strong>n/miri, Helga P<strong>an</strong>kratz,,<br />

Stef<strong>an</strong>ie Schlüter, Judith Schoßböck, Elena Stöhr, Sarah<br />

Stutte, Michèle Thoma/MiT, Bärbel Traunsteiner<br />

<strong>an</strong>.sage: Marty Huber und Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

neu.l<strong>an</strong>d Beatrice Achaleke<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Jenny Unger<br />

ge.sehen: Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl<br />

plus.minus: Eva Steinheimer<br />

Cartoon: Mel<strong>an</strong>ie Letschnig<br />

Unsere Werbung: id:dev, identity development<br />

Cover: Miriam Kollm<strong>an</strong>n<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Ute Bock, Filmmuseum, Svenja Häfner,<br />

identities, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln,<br />

Jens Kastner, Miriam Kollm<strong>an</strong>n, Kunsthausforum<br />

Bern, Pink Apple, Polyfilm, Anna Rauchenberger,<br />

Schauspielhaus, Christina Schröder, Schwarze Frauen<br />

Community, Stef<strong>an</strong>ie Seibold, Eva Steinheimer, Türkisches<br />

FrauenFilmFestival, Irmi Wutscher, Zoom Medienfabrik<br />

Layout: Lea Susemichel<br />

Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

ISSN 1993-3002<br />

Fo t o : J e n s Ka s t n e r<br />

I n 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> i n Neapel<br />

Liebe <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Frauen,<br />

Beim Verweilen auf der sehr vergnüglichen<br />

Humorstrecke erinnerte<br />

ich mich <strong>an</strong> verg<strong>an</strong>gene Zeiten.<br />

Recht lustig mag es beim Verfassen<br />

der abgelichteten Anzeige zugeg<strong>an</strong>gen<br />

sein (s. unten). Ironie und Selbstironie<br />

wirken hier sehr befreiend.<br />

Leider verstarb „Die schwarze Botin“<br />

gut zwei Jahre später.<br />

Doch die in so vieler Hinsicht über-<br />

zeugenden <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> nähren eine<br />

Hoffnung: Die Töchter fechten’s besser<br />

aus! Die Literaturwissenschaftlerin<br />

D<strong>an</strong>iela Strigl erläuterte kürzlich<br />

in Hamburg, dass, <strong>an</strong>ders als in der<br />

Literatur Deutschl<strong>an</strong>ds, in Österreichs<br />

Humor eher „über B<strong>an</strong>de“ gespielt<br />

würde. Sehr schön.<br />

Eine nie versiegende Humorquelle<br />

wünscht Euch,<br />

Themis Lorenzen, Hamburg<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:


Svenja Häfner<br />

... und zum Dritten!<br />

Unlängst kam es zu folgendem Dialog: Frau A:„Wie<br />

viele Kinder haben Sie denn?“ Frau B:„Zwei.“ Frau A:<br />

„G<strong>an</strong>z schön stressig, nicht wahr? Als ich mein zweites<br />

bekam, empf<strong>an</strong>d ich das auch als sehr stressig.<br />

Mit dem dritten wurde es d<strong>an</strong>n viel einfacher.“ Frau<br />

B:„Einfacher? Wieso?“ Frau A:„Mit zwei Kindern war ich immer<br />

noch hin und her gerissen zwischen meinem Beruf und<br />

den Kindern, mit drei hat sich die Sache d<strong>an</strong>n erledigt. Da<br />

war g<strong>an</strong>z klar, dass ich mich nur noch um Haushalt und Kinder<br />

kümmere.“<br />

Ich fühle mich verst<strong>an</strong>den, möchte am liebsten gleich<br />

noch ein drittes Kind, damit ich endlich zufriedener werde;<br />

denn Kinder – seien es d<strong>an</strong>n auch drei – und Haushalt allein,<br />

das wird sich doch hoffentlich packen lassen. Meinen beruflichen<br />

Ehrgeiz k<strong>an</strong>n ich ja für ein paar Jahre hint<strong>an</strong>stellen.<br />

D<strong>an</strong>n brauche ich nicht mehr auf den Mittagsschlaf meiner<br />

Jüngsten zu warten (wenn er denn d<strong>an</strong>n kommt), um endlich<br />

mal zügig meiner bezahlten Arbeit nachzugehen oder um<br />

was <strong>an</strong>deres zu lesen als das Titelblatt der Tageszeitung. Es<br />

plagt mich kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich am<br />

Abend meinen intellektuellen Horizont bei der Millionenshow<br />

erweitere, <strong>an</strong>statt mich meinem Studium zu widmen,<br />

weil ich nach einem Kindertag am Abend zu keiner größeren<br />

geistigen Tätigkeit mehr fähig bin. Aber ich habe ja nun die<br />

wichtige Aufgabe, mich um drei Kinder zu kümmern. Und<br />

überhaupt soll das Image der „nur“ Hausfrau in der Öffentlichkeit<br />

wieder aufgewertet werden. Als Familienm<strong>an</strong>agerin<br />

werde ich nun den Besen schwingen, die Windeln wechseln,<br />

<strong>an</strong>ziehen, baden, Spielsachen und sonstigen Dreck wegräumen,<br />

Einkaufen gehen, Essen zubereiten, ein Freizeitprogramm<br />

erarbeiten, mir die Endlosgeschichten meiner Tochter<br />

<strong>an</strong>hören, zehnmal am Tag Mutter-Vater-Kind spielen (bin ich<br />

nicht eh schon die Mutter?) oder Geschichten von Cinderella<br />

und Arielle vorlesen, die einfach gähnend l<strong>an</strong>gweilig sind.<br />

Nicht zu vergessen, dass meine wertvolle Arbeit mit den<br />

Kleinsten auch noch bezahlt wird. 14,53 Euro Kinderbetreuungsgeld<br />

am Tag die ersten zweieinhalb Jahre. Das sind bei<br />

diesem zwölf Stunden Job (unter der Voraussetzung, dass die<br />

Kinder die restlichen zwölf Stunden schlafen) ein Stundenlohn<br />

von 1,21 Euro. Doch ich leiste eine für die Gesellschaft<br />

wichtige Arbeit, da soll es mir auf einen Euro mehr oder weniger<br />

nicht <strong>an</strong>kommen. Meine Kinder werden mir meine Aufopferung<br />

hoffentlich eines Tages d<strong>an</strong>ken.<br />

Doch leider muss ich feststellen, dass mich nur Haushalt<br />

und Kinderversorgen nerven, mich zeitweise (zum Glück)<br />

eher aggressiv als depressiv machen und ungeheuer <strong>an</strong> meinem<br />

Selbstwertgefühl nagen. Ich will mehr und vor allem<br />

will ich fin<strong>an</strong>zielle Unabhängigkeit durch einen gut bezahlten<br />

Job und das mit Kindern. Und ich will, dass dies in unserer<br />

Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit ist und nicht<br />

mehr in Frage gestellt wird.<br />

Noch ist es nicht soweit. Allerdings wird die Ressource<br />

„Mutter“ von Politik und Wirtschaft wieder mal kräftig umworben.<br />

Es geht darum, der Gebärunlust vieler Frauen entgegenzuwirken<br />

und die gut ausgebildeten und hochqualifizierten<br />

weiblichen Arbeitskräfte der Wirtschaft zu erhalten. Ein<br />

Zauberwort hierbei ist die so gen<strong>an</strong>nte „Wahlfreiheit“. Frauen<br />

sollen sich entscheiden können, ob sie ihre Kinder selber<br />

zu Hause betreuen und dafür eine Zeit l<strong>an</strong>g aus ihrem Beruf<br />

aussteigen oder sie während ihrer Arbeitszeit in eine Fremdbetreuung<br />

geben. Die Politik will sich bemühen, hierfür die<br />

nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Eher beiläufig<br />

wird in dieser Diskussion darauf hingewiesen, dass eine zu<br />

l<strong>an</strong>ge Babypause den beruflichen Wiedereinstieg erschwert<br />

und die Frauen mit einigen Nachteilen rechnen müssen.<br />

Dass diese Nachteile oftmals aus schlechter Bezahlung und<br />

einer nicht ihrer Ausbildung entsprechenden Tätigkeit bestehen,<br />

wenn sie denn einen Job finden, kommt dabei kaum rüber.<br />

Nicht zu vergessen, dass die Frauen in fin<strong>an</strong>zielle Abhängigkeit<br />

vom Partner kommen, die der Forderung nach Gleichberechtigung<br />

zwischen den Geschlechtern nun völlig entgegenläuft.<br />

Also kein drittes Kind? Oder doch? Es gibt Momente, wie<br />

heute, wenn draußen die Sonne scheint, ich in Ruhe am Computer<br />

sitze und schreibe, die Kleine neben mir Selbstgespräche<br />

führt, meine Große im Vorbeigehen meint:„Mama,<br />

ich lieb dich!“ und mein Freund die Kinderwäsche aussortiert,<br />

wo mir die g<strong>an</strong>ze Diskussion um die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie am Arsch vorbeigeht und ich denke: Ein<br />

Drittes packen wir auch noch. ❚<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich <strong>an</strong>.riss<br />

Fo t o : w w w. f ra u b o c k . at<br />

flüchtlingshilfe<br />

Bock auf Bier reloaded<br />

Bier trinken macht wieder Sinn: Die erfolgreiche „Bock auf Bier“-Kampagne<br />

von 2003 wird fortgesetzt. In 73 Wiener Lokalen fließen wieder zehn<br />

Cent pro Bier <strong>an</strong> das Flüchtlingsprojekt Ute Bock. Das Projekt der Ute<br />

Bock wird vor allem durch private Spendengelder, SponsorInnen und<br />

Preisgelder fin<strong>an</strong>ziert. Das Team kümmert sich um AsylwerberInnen, die<br />

sonst allein gelassen wären: Es werden Wohnungen org<strong>an</strong>isiert, Beratung<br />

und psychologische Betreuung sowie Deutsch- und EDV-Kurse. „In<br />

Österreich müssen Flüchtlinge jahrel<strong>an</strong>g auf den Ausg<strong>an</strong>g ihres Asylverfahrens<br />

warten. Sie dürfen nicht arbeiten, erhalten wenig oder gar kein<br />

Geld vom Staat und haben in vielen Fällen nicht einmal eine Unterkunft<br />

oder eine Kr<strong>an</strong>kenversicherung – und das in einem der reichsten Länder<br />

der Welt“, sagt Ute Bock. Ihr Flüchtlingsprojekt wurde schon mehrfach<br />

ausgezeichnet, u. a. mit dem UNHCR-Flüchtlingspreis (2000), dem Bruno-Kreisky-Preis<br />

für Menschenrechte (2002) und dem Dr. Karl-Renner-<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

„Gender Ice Creaming“<br />

Unter diesem Motto bringt der Konzern<br />

Unilever ein Bubeneis mit Frisbee und ein<br />

Mädcheneis mit Glitzerschminke auf den<br />

Markt. Auf diese tolle Marketingidee brachte<br />

den Konzern eine Auftragsstudie, die<br />

wieder einmal „beweist“, dass Mädchen<br />

und Buben g<strong>an</strong>z verschieden sind, weil erstens<br />

ihre Gehirne unterschiedlich funktionieren<br />

(!) und sie zweitens von ihrer Umwelt<br />

in ihrem Rollenverhalten geprägt werden.<br />

Was schließt also so ein Konzern daraus?<br />

Klischeeproduktlinien müssen her!<br />

Wär’ doch gelacht, wenn sich da nicht ein<br />

paar Machos und Tussis als KonsumentInnen<br />

für morgen konstruieren ließen!<br />

hungern<br />

Appetitzügler<br />

Zwischen all den Muttertagsberichten, in denen<br />

Mütter beteuern, wie sie nicht allen Unbill<br />

des Lebens vergessen, sobald sie ihres geliebten<br />

Nachwuchses <strong>an</strong>sichtig werden, f<strong>an</strong>d sich<br />

in der Zeitung Österreich auch noch ein wenig<br />

Platz für gewichtigere Themen. Nämlich, wie<br />

schaffe ich es, innerhalb von wenigen Tagen<br />

wieder in mein „kleines Schwarzes“ zu passen?<br />

Die Rat<strong>schläge</strong> dazu altbek<strong>an</strong>nt: nix essen,<br />

viel bewegen. Doch d<strong>an</strong>n der Geheimtipp:<br />

Appetitzügler aus der Apotheke! Ziemlich unglaublich,<br />

was mittlerweile als völlig „normaler“<br />

Abnehmtipp durchgeht, galt vor kurzem<br />

noch als Indiz für eine Essstörung. –<br />

Preis (2003). Spendengelder in jeder Höhe werden dringend benötigt:<br />

Verein Ute Bock, BLZ 57000 (Hypo Tirol B<strong>an</strong>k), Kontonr. 520 110 174 99.<br />

Oder online spenden unter: https://www.e-spende.at/fraubock GaH<br />

Liste der Bock auf Bier-Lokale unter: www.fraubock.at/bockaufbier<br />

frauenbericht<br />

Frauenbericht 2010<br />

Seit 1975 wurde alle zehn Jahre ein umfassender Bericht über die Situation<br />

von Frauen in Österreich vom Frauenministerium/Bundesk<strong>an</strong>zleramt<br />

erstellt. Im Jahr 2005 wäre wieder ein Frauenbericht fällig gewesen,<br />

Gesundheitsministerin Rauch-Kallat hat ihn jedoch nie in Auftrag gegeben,<br />

mit dem Argument, das wäre zu teuer und das Frauenberichtswesen<br />

werde neu org<strong>an</strong>isiert. Die neue Frauenministerin Doris Bures hat<br />

nun einen großen Frauenbericht für 2010 – nach 15 Jahren Pause – <strong>an</strong>gekündigt.<br />

Die wissenschaftliche Studie dazu werde im Herbst ausgeschrieben.<br />

Ein Kapitel soll speziell die soziale und wirtschaftliche Situation<br />

von Migr<strong>an</strong>tInnen beh<strong>an</strong>deln. GaH<br />

www.frauen.bka.gv.at<br />

wien<br />

Infokampagne der Frauenhäuser<br />

Ständig steigende Beratungszahlen zeigen, dass der Bedarf <strong>an</strong> Schutzräumen<br />

für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder groß ist. Der Verein<br />

Wiener Frauenhäuser betreibt vier Frauenhäuser in der Bundeshauptstadt<br />

mit insgesamt 164 Wohnplätzen, außerdem eine ambul<strong>an</strong>te<br />

Beratungsstelle und ein Notruftelefon. 2006 nahmen 565 Frauen und<br />

fast ebenso viele Kinder Hilfe in Anspruch, telefonisch gingen 4.000<br />

Notrufe ein. Um die vielen Betroffenen, die noch nicht den Weg aus der<br />

hetzen<br />

Nachzügler<br />

Wieder einmal Songcontest. Nun k<strong>an</strong>n eine<br />

über diese Ver<strong>an</strong>staltung denken, wie sie will,<br />

aber was sich da einige Songcontest-„Spezialisten“<br />

in der Aftershow-Sendung auf ARD <strong>an</strong><br />

Entgleisungen geleistet haben, ist <strong>an</strong> Peinlichkeit<br />

nicht mehr zu überbieten. Nachdem<br />

der deutsche Chauvi-K<strong>an</strong>didat nur auf den<br />

letzten Plätzen herumgrundelte, musste <strong>an</strong>ders<br />

Dampf abgelassen werden, also machten<br />

sich die versammelten schwulen Aushängepromis<br />

des deutschen Fernsehens ausgiebig<br />

über die serbische Wettbewerbssiegerin<br />

Marija Serifovic als „kleine, dickliche Lesbe<br />

mit Brillen“ lustig. –


Gewaltspirale gefunden haben, über das Angebot der Frauenhäuser<br />

zu informieren, startet der Verein eine neue Infokampagne mit Kinound<br />

Fernsehspots. Bei der Präsentation meinte Geschäftsführerin<br />

Andrea Brem:„Es muss sichergestellt sein, dass Frauen, die Opfer von<br />

Gewalt sind, auch den Weg zu uns finden.“ Die Wiener Frauenstadträtin<br />

S<strong>an</strong>dra Frauenberger forderte bei der Gelegenheit außerdem,<br />

dass das Aufenthaltsrecht von Migr<strong>an</strong>tinnen nicht länger <strong>an</strong> das des<br />

Ehem<strong>an</strong>nes gekoppelt sein dürfe. GaH<br />

Notruf: 05 77 22, Beratungsstellen: 01/512 38 39, www.frauenhaeuser-wien.at (Kinospot ist online <strong>an</strong>zusehen)<br />

nachruf<br />

Adieu Agnes!<br />

Am 14. April <strong>2007</strong> verstarb eine der sicherlich mutigsten Persönlichkeiten<br />

der jüngeren Geschichte, die Widerst<strong>an</strong>dskämpferin Agnes Primocic.<br />

Sie wurde 102 Jahre alt. Die 1905 in Hallein geborene Frau musste<br />

schon ab ihrem 16. Lebensjahr ihren Unterhalt in einer Zigarrenfabrik<br />

verdienen, bereits mit 25 Jahren setzte sie sich als Gewerkschafterin<br />

und Betriebsrätin für faire Arbeitsbedingungen im Betrieb ein.<br />

Während der NS-Zeit wurde Primocic wegen ihres politischen Engagements<br />

mehrmals von der Gestapo festgenommen. Trotzdem unterstützte<br />

sie weiterhin aktiv diverse Widerst<strong>an</strong>dsgruppen. Unmittelbar<br />

vor Kriegsende rettete sie 17 KZ-InsassInnen in Hallein das Leben, indem<br />

sie den Lagerkomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten mit dem Einmarsch der US-amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Truppen unter Druck setzte. Nach 1945 war sie als L<strong>an</strong>dessekretärin<br />

der KPÖ Salzburg tätig. Ab den 1980er Jahren ging die damals<br />

schon 75-Jährige in die Schulen, um über ihre Erlebnisse zu berichten<br />

und um die Erinnerungen <strong>an</strong> diese Zeit nicht verloren gehen zu lassen.<br />

Anders als viele hat sie nicht vor den Verbrechen der Nazis die Augen<br />

verschlossen, spät wurde sie dafür auch von öffentlicher Seite geehrt.<br />

Ihre Lebenserinnerungen sind in dem Buch „Nicht stillhalten, wenn<br />

Unrecht geschieht“ festgehalten. AndA<br />

abtreibungen<br />

Unterschriften für „Schutzzone“<br />

Eine Gruppe feministischer AkteurInnen (Frauenprojekte und einzelne<br />

Frauen), die sich im Rahmen der FrauenFrühlingsUni gefunden hat,<br />

hat Lippenbekenntnisse von PolitikerInnen satt, denn „<strong>an</strong>getastet werden<br />

die noch immer mehr als unbefriedigenden Umstände, unter welchen<br />

Frauen hierzul<strong>an</strong>de ungewollte Schw<strong>an</strong>gerschaften abbrechen<br />

müssen, jedoch nicht“. Deshalb hat der Zusammenschluss bek<strong>an</strong>nte<br />

Forderungen formuliert, die jede Frau mit ihrer Unterschrift auf Papier<br />

oder online unterstützen k<strong>an</strong>n. Die AkteurInnen hoffen auf „Massen<br />

von Unterschriften“, um so Druck auf politische EntscheidungsträgerInnen<br />

ausüben zu können. Die Forderungen: Einführung von Schutzzonen<br />

vor Abtreibungskliniken, Ver<strong>an</strong>kerung des Selbstbestimmungsrechtes<br />

der Frauen über ihre Gebärfähigkeit in der Verfassung, freier<br />

Zug<strong>an</strong>g zu Verhütung und <strong>an</strong>derer Mittel und Einrichtungen zur Familienpl<strong>an</strong>ung,<br />

Kostenübernahme durch öffentliche H<strong>an</strong>d, und nicht zuletzt:<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch! Die<br />

eigens dafür eingerichtete Homepage lautet www.schutzzone.at.tf.<br />

„Wir hoffen auf eure Solidarität, auf bundesweite Verbreitung der Forderungen<br />

und Verlinkungen auf euren Webseiten.“ GaH<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz sprach mit Ute Stutzig, der neuen Obfrau<br />

der HOSI Wien<br />

Feminismus ist eine Lebensmaxime<br />

Ute, du bist Magistra. In welchem Fach? Mit welchem Diplomarbeitsthema?<br />

Ich habe Soziologie <strong>an</strong> der Uni Wien studiert. Die Diplomarbeit beh<strong>an</strong>delte<br />

die Rolle und Bedeutung der Frau im Männerbund.<br />

Wie kamst du zur HOSI?<br />

2002 im Zuge der Lesben- und Schwulenforschung bei Gudrun Hauer.<br />

Wir arbeiteten <strong>an</strong> einem auch die HOSI betreffenden Thema.<br />

Was war für dich seither das sp<strong>an</strong>nendste Erlebnis im Verein?<br />

Die Herausforderung, sich für Menschenrechte einsetzen zu dürfen<br />

und zu erleben, wie in Österreich Politik gemacht wird und wo welche<br />

Kräfte wirken.<br />

Bist du ein politischer Mensch?<br />

Ich bin nicht parteipolitisch, kein Parteimitglied. Mich interessieren<br />

soziale Zusammenhänge und gesellschaftlicher W<strong>an</strong>del. Mir sind gesellschaftspolitisches<br />

Engagement und Mitgestaltung, persönliche<br />

Freiheit und Autonomie sehr wichtig.<br />

Was bedeutet Feminismus für dich? Und welchen Stellenwert hat er in<br />

deinem Engagement in der LBST-Bewegung?<br />

Feminismus ist eine Lebensmaxime und bedeutet für mich die absolute<br />

Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. In der Bewegung<br />

bedeutet das, die vor allem medial forcierte Zentrierung auf den<br />

M<strong>an</strong>n, die Fixierung auf das männliche Geschlecht aufzubrechen und<br />

für eine verstärkte Sichtbarkeit der Frauen zu sorgen.<br />

Was sind – in Schlagworten – deine wichtigsten Anliegen als Obfrau des<br />

größten und ältesten Homosexuellenvereins Österreichs?<br />

An der Verwirklichung der Gleichberechtigung mitarbeiten und den<br />

politischen Diskurs in G<strong>an</strong>g halten. Themen: Eingetragene Partnerschaft,<br />

Adoption, künstliche Befruchtung. Frauenförderung innerhalb<br />

der HOSI. Die Vernetzung der einzelnen Arbeitsgruppen im Verein fördern.<br />

Du schreibst eine Doktorarbeit: Worüber?<br />

Es wird eine international <strong>an</strong>gelegte, stark empirische Arbeit über<br />

gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern.<br />

Wie wirst du HOSI-Obfrauschaft und Studium unter einen Hut bringen?<br />

Zeit ist Luxus. Zeit für die HOSI nehme ich mir aber g<strong>an</strong>z bewusst.<br />

Außerdem gibt es in der HOSI ein großes kompetentes Team, in dem<br />

Kommunikation und Arbeitsteilung funktionieren.<br />

Mag. a Ute Stutzig ist seit April <strong>2007</strong> Obfrau der HOSI Wien<br />

<strong>an</strong>.riss österreich<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


sex arbeit<br />

1 Die Lesung „Ich bin eine Hure und<br />

stolz darauf. Ansichten über einen Job<br />

ohne Rechte“ f<strong>an</strong>d am 4. Mai <strong>2007</strong>, im<br />

Rahmen der Kampagne „SexarbeiterInnen<br />

haben Lust... auf ihre Rechte!“<br />

im Literaturhaus statt.<br />

Die Texte wurden zusammengestellt<br />

von Barbara Korb und Elisa Heinrich,<br />

mit dramaturgischer Unterstützung<br />

von Genia Enzelberger.<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Stolz und Vorurteil<br />

Sexarbeit legalisieren, gegen Stigmatisierungen von SexarbeiterInnen und für die Rechte<br />

von Migr<strong>an</strong>tInnen kämpfen. Das sind die Ziele der Kampagne „SexarbeiterInnen haben Lust<br />

… auf ihre Rechte“. Von Lea Susemichel<br />

„Wenn hier von Prostitution die<br />

Rede ist, (...) sprechen wir über<br />

Sexarbeit. Wo da der Unterschied<br />

ist? Durch den Begriff<br />

Sexarbeit wird die freiwillige<br />

Entscheidung zur Ausführung sexueller<br />

Dienstleistungen und eine selbstbewusste<br />

Eigendefinition ausgedrückt. (...)<br />

Wir sprechen nicht über so gen<strong>an</strong>nte<br />

Zw<strong>an</strong>gsprostitution. Denn die gibt es<br />

nicht. Denn ohne Einvernehmlichkeit<br />

beider Seiten h<strong>an</strong>delt es sich um erzwungene<br />

Sexualität und damit um<br />

sexualisierte Gewalt.“ Diese Definition<br />

wird bei der Lesung „Ich bin eine Hure<br />

und stolz darauf. Ansichten über einen<br />

Job ohne Rechte“ vorgetragen. Asli<br />

Kislal, Aneta Hristova und Inge Stecher-<br />

Schubert lesen Text-Passagen, die großteils<br />

Aussagen von Sexarbeiterinnen<br />

wiedergeben und von Liedern der kuba-<br />

~<br />

nischen Sängerin Milagros Pinera begleitet<br />

werden. Nicht aber von Statements<br />

Berufsfremder. Die Beschreibung<br />

und Beurteilung des Berufs Sexarbeit<br />

soll jenen überlassen bleiben, die ihn<br />

ausüben.<br />

Der Abend findet im Rahmen der<br />

bundesweiten Kampagne „SexarbeiterInnen<br />

haben Lust … auf ihre Rechte!“<br />

statt, die von LEFÖ – Beratung, Bildung<br />

und Begleitung für Migr<strong>an</strong>tinnen – initiiert<br />

und in Kooperation mit maiz, Zentrum<br />

von und für Migr<strong>an</strong>tinnen, vom 8.<br />

März (Internationaler Frauentag) bis<br />

zum 2. <strong>Juni</strong> (Internationaler Hurentag)<br />

org<strong>an</strong>isiert wird. 1<br />

Auch Maria Cristina Boidi, Koordinatorin<br />

des Vereins LEFÖ, der sich seit<br />

mehr als 13 Jahren auch für die Rechte<br />

von Sexarbeiterinnen einsetzt, legt<br />

ebenfalls großen Wert auf die Unterscheidung<br />

zwischen Frauenh<strong>an</strong>del und<br />

Sexarbeit, dem Erbringen einer Dienstleistung.<br />

Prostitution darf nicht mit sexueller<br />

Gewalt gleichgesetzt werden.<br />

Natürlich sind auch SexarbeiterInnen<br />

immer wieder Opfer männlicher Gewalt,<br />

doch dies ist kein spezifisches, vor<br />

allem die Prostitution betreffendes Faktum.<br />

In Österreich sind etwa zw<strong>an</strong>zig<br />

Ka r e n Ke l l e r u n d Re n at e B i l l e t h m i t J a n i s, Fo t o : E l i s a b e t h S c h o e p e<br />

Irmi unter LEFÖ-Schirm, Foto: Miriam Kollm<strong>an</strong>n


Prozent aller Frauen immer wieder von<br />

Gewalt betroffen. Aber ebenso, wie es<br />

sich bei häuslicher Gewalt eben nicht<br />

um eine „Familien<strong>an</strong>gelegenheit“, sondern<br />

um einen Straftatbest<strong>an</strong>d h<strong>an</strong>delt,<br />

so stellt sie hier ein Sexualdelikt dar.<br />

„Punkt.“<br />

Debatten. Boidi setzt damit den pragmatischen<br />

Schlusspunkt einer Diskussion,<br />

die unter Feministinnen so heftig geführt<br />

wurde wie kaum eine <strong>an</strong>dere. Von<br />

„Freiwilligkeit“ könne bei bestehender<br />

Diskriminierung von Frauen auch auf<br />

dem Arbeitsmarkt keine Rede sein, bei<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung<br />

schon gar nicht,<br />

so ein Argument der Prostitutionsgegnerinnen.<br />

Befürworterinnen hingegen<br />

wollen SexarbeiterInnen von Stigmatisierung<br />

und Opfer-Status befreien und<br />

betrachten die Legalisierung von Sexarbeit<br />

als zentrale Voraussetzung für<br />

sichere und selbstbestimmte Arbeitsbedingungen.<br />

Beide Positionen führten in Europa<br />

zu konkreten politischen Ergebnissen.<br />

So diente die Abolitionistin Sheila Jeffreys<br />

der schwedischen Regierung bei<br />

der Umsetzung ihres restriktiven Prostitutionsgesetzes<br />

als Beraterin. Die dort<br />

beschlossene Kriminalisierung von Freiern<br />

kommt jedoch letztlich als Bumer<strong>an</strong>g<br />

zu den Frauen zurück, weiß Boidi.<br />

Aber auch in Ländern wie Deutschl<strong>an</strong>d<br />

und Holl<strong>an</strong>d, in denen sich die Befürworterinnen<br />

durchsetzen und eine Legalisierung<br />

erkämpfen konnten, sieht<br />

sie deutlichen Reformbedarf. Denn die<br />

Legalisierung hat die prekäre Situation<br />

von Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit nicht<br />

wesentlich verbessert, KritikerInnen der<br />

Legalisierung sprechen sogar von einer<br />

weiteren Verschlechterung. Boidi sieht<br />

darin nicht das Resultat der Legalisierung,<br />

sondern vielmehr der Nichtberücksichtigung<br />

der spezifischen Situation<br />

von Migr<strong>an</strong>tinnen im Gesetz. In<br />

den europäischen Ländern sind oft<br />

mehr als zwei Drittel der SexarbeiterInnen<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen, weshalb LEFÖ immer<br />

wieder dar<strong>an</strong> erinnert, wie wichtig<br />

es ist, ihre Lage bei Gesetzesentwürfen<br />

von vornherein miteinzubeziehen.<br />

Besonders gefreut hat sich die<br />

LEFÖ-Mitarbeiterin Renate Blum aus<br />

diesem Grund auch über den Vorstoß<br />

von SPÖ-Frauensprecherin Heinisch-Hosek,<br />

die sich nicht nur für die rechtliche<br />

Anerkennung von Sexarbeit, sondern<br />

auch für eine entsprechende Harmonisierung<br />

der für Migr<strong>an</strong>tInnen relev<strong>an</strong>ten<br />

Gesetze ausgesprochen hat.<br />

Erfolg. Insgesamt k<strong>an</strong>n die Kampagne<br />

„Sexarbeiterinnen haben Lust... auf ihre<br />

Rechte“ als Erfolg verbucht werden, resümiert<br />

Blum. Die öffentliche Diskussion<br />

des Themas hat in den verg<strong>an</strong>genen<br />

Monaten deutlich zugenommen<br />

und die Berichterstattung beschränkt<br />

sich dabei nicht auf eine voyeuristische<br />

Reproduktion von Klischees. Die Unterstützung<br />

von Einzelpersonen, NGOs<br />

und Frauenorg<strong>an</strong>isationen ist groß und<br />

auch bei feministischen Gruppen sind<br />

die Forderungen kaum auf Ablehnung<br />

gestoßen. „In Österreich gibt es innerhalb<br />

der Frauenbewegung wenig abolitionistische<br />

Positionen, in südlichen<br />

Ländern wie z. B. Sp<strong>an</strong>ien ist die Lage<br />

weitaus polarisierter“, so Boidi.<br />

Die Ver<strong>an</strong>staltungen der Kampagne<br />

stießen auf großes Interesse und<br />

waren immer außerordentlich gut<br />

besucht. Mit Workshops in Wien und<br />

Oberösterreich, der Präsentation des<br />

Films „Princesas“, dem Forumtheaterstück<br />

„Fair Fuck“ und der Podiumsdiskussion<br />

mit Maria Cristina Boidi, Heide<br />

Schmidt, Birgit Sauer und Steph<strong>an</strong>ie<br />

Klee ist es zudem gelungen, immer<br />

wieder <strong>an</strong>dere Zielgruppen zu erreichen.<br />

Erfreulicherweise auch viele Sexarbeiterinnen<br />

selbst, die sich rege <strong>an</strong><br />

den Debatten beteiligt haben und dadurch<br />

das wichtigste Ziel von LEFÖ mitverfolgen:<br />

Die Selbstorg<strong>an</strong>isation der<br />

Frauen, damit sie aktiv für ihre Rechte<br />

eintreten können.<br />

Schizophren. Ein wichtiges Ziel der Kampagne<br />

ist es,„die Schizophrenie“ der Situation<br />

in Österreich deutlich zu machen.<br />

Sexarbeit ist zwar sittenwidrig,<br />

versteuert werden muss das daraus erworbene<br />

Einkommen dennoch. Und obwohl<br />

Prostitution in Österreich seit 1975<br />

nicht mehr strafbar ist, wird sie durch<br />

unzählige Bestimmungen streng kontrolliert.<br />

SexarbeiterInnen müssen sich<br />

wöchentlich einer amtsärztlichen Untersuchung<br />

unterziehen. Das Prostitutionsgesetz<br />

ist Sache der Bundesländer<br />

und die Rechtslage variiert entsprechend<br />

stark. Darüber hinaus sind in der<br />

Prostitution arbeitende Personen aber<br />

auch von Bundesgesetzen betroffen,<br />

neben dem Einkommensteuergesetz<br />

etwa vom Ausländerbeschäftigungsund<br />

Fremdengesetz. Durch das Inkrafttreten<br />

des neuen Niederlassungs- und<br />

Aufenthaltsgesetzes (NAG) haben viele<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen in der Sexarbeit Arbeitsund<br />

Aufenthaltsrecht verloren. Ein<br />

Neu<strong>an</strong>trag ihres befristeten Visums<br />

muss nun vom Ausl<strong>an</strong>d aus gestellt<br />

werden. Dringend geboten ist außer<br />

der Amnestie der von NAG 2005 Illegalisierten<br />

deshalb auch eine Niederlassungsmöglichkeit<br />

für migr<strong>an</strong>tische<br />

SexarbeiterInnen.<br />

Le n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r<br />

Diskriminierungen. Die Forderung der<br />

Kampagne nach Gleichstellung der Prostitution<br />

mit <strong>an</strong>deren Erwerbstätigkeiten<br />

betrifft nicht nur die Legalisierung,<br />

sondern auch den Schutz vor Diskriminierung.<br />

Geltendes Vertragsrecht würde<br />

es nicht nur möglich machen, gegen<br />

nicht zahlende Kunden vorzugehen,<br />

sondern auch <strong>an</strong>dere Vertragsverletzungen<br />

– etwa die Nötigung zu sexuellen<br />

H<strong>an</strong>dlungen, die nicht Teil der Vereinbarung<br />

sind – zu ahnden. „Wenn sich<br />

eine mal traut zur Polizei zu gehen,<br />

d<strong>an</strong>n heißt’s nur: Berufsrisiko“, wird die<br />

gegenwärtige Situation bei der Lesung<br />

im Literaturhaus beschrieben.<br />

Diskriminiert werden die Frauen<br />

aber nicht allein durch diese Ungleichbeh<strong>an</strong>dlungen:„Ich<br />

würde gerne, wenn<br />

ich am Weg zur Arbeit meinen Nachbarn<br />

am G<strong>an</strong>g treffe, einfach sagen<br />

können, dass ich zur Arbeit gehe. Ohne<br />

mir irgendwelche Geschichten ausdenken<br />

zu müssen, wo ich um diese Uhrzeit<br />

hingehe. Ohne dass mich jem<strong>an</strong>d deswegen<br />

blöd <strong>an</strong>schaut.“ Oft sei gar nicht<br />

die Arbeit selbst qualvoll, sondern der<br />

Umg<strong>an</strong>g der <strong>an</strong>deren damit. Das k<strong>an</strong>n<br />

die Ächtung im Wohnviertel oder der<br />

Ausschluss der Kinder aus ihrem Freundeskreis<br />

sein, wenn bek<strong>an</strong>nt wird, welchen<br />

Job die Mutter hat, aber auch die<br />

mitleidsvolle Dist<strong>an</strong>zierung vom armen<br />

Opfer patriarchaler Gewaltverhältnisse,<br />

mit der FeministInnen mitunter die Betroffenen<br />

entwürdigen.<br />

Am Internationalen Hurentag wird<br />

die Kampagne mit einem hoffentlich<br />

Aufsehen erregenden, festlichen<br />

Schlussakt beendet. Gestartet wurde<br />

sie g<strong>an</strong>z bewusst am Internationalen<br />

Frauentag: Um deutlich zu machen,<br />

dass Sexarbeiterinnenrechte Frauenrechte<br />

sind. ❚<br />

www.lustaufrechte.at<br />

www.lefoe.at<br />

www.maiz.at<br />

sex arbeit<br />

M<strong>an</strong>ifest der europäischen<br />

SexarbeiterInnen:<br />

www.sexworkeurope.org/site/<br />

images/<strong>PDF</strong>s/m<strong>an</strong>ifest_de.pdf<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


österreich armut<br />

www.armutskonferenz.at<br />

www.bmsk.gv.at<br />

(Fachbereich Soziales/Sozialpolitik)<br />

1 „Soziale Eingliederung“ bezeichnet<br />

den Prozess, durch den gewährleistet<br />

wird, dass von Armut und sozialer<br />

Ausgrenzung bedrohte Personen<br />

Ch<strong>an</strong>cen und Mittel erhalten, um am<br />

wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />

Geschehen voll teilzunehmen<br />

und den Lebensst<strong>an</strong>dard zu genießen,<br />

der in der Gesellschaft in der<br />

sie leben, als normal gilt.<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Armut wird gemacht<br />

Aktuelle Zahlen zur Armut in Österreich erzählen die bek<strong>an</strong>nte Geschichte: Armut ist<br />

weiblich. Wirkungsvolle Armutsbekämpfung kommt nur l<strong>an</strong>gsam ins Rollen, m<strong>an</strong>chmal<br />

wird die Armut sogar per Gesetz verordnet. Von Gabi Horak<br />

Zu alt, zu unerfahren, zu l<strong>an</strong>ge<br />

Kinderpausen, zu unflexibel<br />

durch die Kinder – die Liste der<br />

<strong>an</strong>geblichen Gründe, warum<br />

Frauen am Arbeitsmarkt weniger<br />

Ch<strong>an</strong>cen haben, ist l<strong>an</strong>g. Gerade<br />

Alleinerzieherinnen, Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />

Frauen mit mehreren Kindern tun sich<br />

bei der Arbeitssuche sehr schwer. Dabei<br />

sind Erwerbstätigkeit und die Höhe des<br />

Verdienstes die wichtigsten Kriterien<br />

bei der Bekämpfung von Armut. Kein<br />

Wunder also, dass Armut auch hierzul<strong>an</strong>de<br />

ein überwiegend weibliches Phänomen<br />

ist.<br />

„Ich kenne Frauen, die nach Abzug<br />

der Fixkosten wie Strom und Miete für<br />

sich und die zwei Kinder hundert Euro<br />

im Monat für alles <strong>an</strong>dere Wichtige wie<br />

Lebensmittel zur Verfügung haben“, erzählt<br />

die Alleinerzieherin Sylvia Hiptmair.<br />

Gemeinsam mit <strong>an</strong>deren Betroffenen<br />

aus Österreich, Menschen mit Behinderungen,<br />

Obdachlosen, Erwerbsarbeitslosen<br />

und Migr<strong>an</strong>tInnen, flog sie<br />

Anf<strong>an</strong>g Mai nach Brüssel zur europaweiten<br />

Vernetzung von Menschen mit<br />

Armutserfahrungen. Vor dem Abflug<br />

am Wiener Flughafen wurde noch ein<br />

kurzes Treffen mit Österreichs Sozialminister<br />

Erwin Buchinger (SPÖ), der gerade<br />

gel<strong>an</strong>det war, eingeschoben. Der Sozialminister<br />

hörte sich die Probleme<br />

und Forderungen zumindest <strong>an</strong>.<br />

Fotos: KIK<br />

Fotos: Jens Kastner<br />

Armut per Gesetz. Sylvia Hiptmair forderte<br />

mehr Respekt und Verständnis für Arbeitssuchende<br />

mit Kinderbetreuungspflichten,<br />

etwa Betreuungsplätze<br />

während der Jobsuche oder AMS-Kursen.<br />

Ein <strong>an</strong>derer Appell <strong>an</strong> den Sozialminister<br />

kam von der Asylwerberin Ljubov<br />

Kortschikova:„Ich möchte Sie bitten,<br />

Ihren Einfluss geltend zu machen, dass<br />

aus Familien nicht per Gesetz Sozialfälle<br />

gemacht werden.“<br />

Ljubov Kortschikova lebt seit mehr<br />

als fünf Jahren in Österreich und genauso<br />

l<strong>an</strong>ge arbeiten sie und ihr M<strong>an</strong>n<br />

auch hier. Die zwei Kinder besuchen<br />

höhere Schulen, gemeinsam wohnen<br />

sie in einem Haus in Graz. „Mit den neuen<br />

Gesetzen wurde uns im Herbst 2006<br />

die Familienbeihilfe gestrichen, meine<br />

Kinder bekommen keine Fahrtkostenbeihilfe<br />

mehr“, erzählt Kortschikova.<br />

„Und meine Arbeitserlaubnis wird nun<br />

auch nicht mehr verlängert.“ Dieses eine<br />

Beispiel von vielen zeigt, dass Armutsbekämpfung<br />

allzu oft am Willen<br />

oder m<strong>an</strong>gelnder Weitsicht der GesetzgeberInnen<br />

scheitert.<br />

Arbeit als Risikofaktor. Anf<strong>an</strong>g Mai wurde<br />

der aktuellste Bericht zu Einkommen,<br />

Armut und Lebensbedingungen für<br />

Österreich (im Rahmen einer EU-weiten<br />

Erhebung) präsentiert. Er beinhaltet<br />

u. a. die letzten Armutszahlen von 2005.<br />

Die „Armutsgefährdung“ wurde dabei<br />

den europäischen Statistik-Richtlinien<br />

entsprechend nach dem Nettoeinkommen<br />

eines Haushaltes berechnet: Die<br />

Armutsgefährdungsschwelle liegt demnach<br />

für Österreich bei rund 900 Euro<br />

für Einpersonenhaushalte, sowie 1.170<br />

Euro für Haushalte mit einer/einem Erwachsenen<br />

und einem Kind.<br />

2005 waren in Österreich nach dieser<br />

Berechnung 12 Prozent der Bevölkerung<br />

armutsgefährdet. Im Geschlechtervergleich<br />

liegen Männer 11 Prozent<br />

unter diesem Gesamtwert und Frauen<br />

13 Prozent darüber. Frauen sind also<br />

weitaus häufiger armutsgefährdet, besonders<br />

allein lebende Frauen.<br />

Allein lebende Pensionistinnen haben<br />

mit 25 Prozent ein sehr hohes Risiko,<br />

in Armut zu geraten. Noch größer,<br />

nämlich 27 Prozent, ist das Risiko für Alleinerziehende.<br />

Die Hälfte aller Haushalte<br />

von Alleinerziehenden k<strong>an</strong>n keine<br />

Ausgaben über die laufenden Kosten<br />

hinaus fin<strong>an</strong>zieren. Besonders gefährdet<br />

sind auch Haushalte mit drei oder<br />

mehr Kindern sowie Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />

Über alle Untergruppen hinweg<br />

sind Erwerbslosigkeit und geringes Einkommen<br />

die größten Armutsrisiken.<br />

Über sechzig Prozent der armutsgefährdeten<br />

Frauen im Erwerbsalter sind<br />

nicht berufsstätig. Weibliche Erwerbsläufe<br />

sind oft gekennzeichnet durch


Berufsunterbrechungen und schlechtere<br />

Entlohnung. Außerdem drücken sie<br />

die Pension. Teilzeitarbeit und geringfügige<br />

Beschäftigung – prekäre Beschäftigungsverhältnisse,<br />

in denen zum größten<br />

Teil Frauen arbeiten – bringen ebenso<br />

ein deutlich höheres Armutsrisiko.<br />

Ankündigungen. Frauenministerin Doris<br />

Bures hat diese frauenspezifischen Ergebnisse<br />

des Armutsberichtes in einer<br />

eigenen Pressekonferenz präsentiert.<br />

Dabei kündigte sie mehrere Maßnahmen<br />

zur Verringerung der Frauenarmut<br />

<strong>an</strong>, wobei einiges schon passiert sein<br />

soll: Mit der Einführung der Mindestpension<br />

und der Flexibilisierung des Kindergeldes<br />

seien erste Schritte gemacht.<br />

Nun hofft sie darauf, dass sich die Sozialpartner<br />

noch vor dem Sommer auf die<br />

kollektivvertragliche Einführung eines<br />

Mindestlohns von 1.000 Euro einigen.<br />

Damit würden 60.000 Arbeitnehmerinnen<br />

über die Armutsgrenze gehoben. Alle<br />

armutsgefährdeten Frauen werden<br />

damit natürlich noch immer nicht erreicht.<br />

Weitere Forderungen der Frauenministerin:<br />

Mindestsicherung durch Reform<br />

der Notst<strong>an</strong>dshilfe und ein Ausbau<br />

der Kinderbetreuung. Am 29. Mai<br />

steht der Kinderbetreuungsgipfel <strong>an</strong>,<br />

der zum Ziel haben müsse, einen „verbindlichen<br />

Strukturpl<strong>an</strong>“ zu erstellen.<br />

„Über das Stadium, darüber zu diskutieren,<br />

wie viele Plätze wir wirklich brauchen,<br />

sind wir jetzt hinweg“, meint die<br />

Frauenministerin.<br />

Arme Kinder. Die Armutsgefährdung von<br />

Kindern in Österreich liegt laut aktuellem<br />

Armutsbericht mit 15 Prozent noch<br />

einige Prozentpunkte über der allgemeinen<br />

Gefährdung.<br />

Die meisten von Armut bedrohten<br />

Kinder leben in Kärnten: 21 Prozent oder<br />

27.000 Kinder. Auf hohe Werte kommen<br />

auch Tirol (zw<strong>an</strong>zig Prozent), Niederö-<br />

Armutsbericht für Wien<br />

sterreich (18 Prozent) und Wien (17 Prozent).<br />

In der Bundeshauptstadt sind<br />

rund 53.000 Kinder armutsgefährdet.<br />

Die geringste Quote – sowohl bei der<br />

allgemeinen Gefährdung, als auch bei<br />

Kindern – erreicht Salzburg: Hier sind<br />

8,7 Prozent der Bevölkerung und sieben<br />

Prozent der Kinder von Armut bedroht.<br />

Die unterschiedlichen Armutsraten<br />

in den Bundesländern hängen laut Armutskonferenz<br />

mit unterschiedlichen<br />

Rahmenbedingungen zusammen: von<br />

Ausbildungsmöglichkeiten bis zu Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />

Die unterschiedlichen<br />

Sozialhilfegesetze<br />

scheinen damit in keinem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

zu stehen. Nichtsdestotrotz fordert<br />

die Armutskonferenz, die Sozialhilfe<br />

universell und bundesweit neu zu regeln.<br />

Aktionspläne. Die Europäische Union hat<br />

ihre Ziele zur Beseitigung von Armut<br />

und sozialer Ausgrenzung schon 2000<br />

in Lissabon formuliert. Damals wurden<br />

die Mitgliedsstaaten aufgefordert, alle<br />

zwei Jahre Strategien in „Nationalen Aktionsplänen<br />

für soziale Eingliederung“ 1<br />

(kurz: NAPincl) vorzulegen, für deren<br />

Umsetzung die jeweilige Bundesregierung<br />

zuständig ist.<br />

Die letzten beiden NAPincl von<br />

Österreich (für die Jahre 2003-2005<br />

bzw. 2006-2008) legen den Fokus auf<br />

die Schaffung von Arbeitsplätzen als<br />

Mittel zur Armutsbekämpfung. ArmutsforscherInnen<br />

und die Armutskonferenz<br />

kritisierten, dass die Aktionspläne<br />

hauptsächlich ein Katalog existierender<br />

Maßnahmen sind und kaum<br />

Strategien und neue Ideen zur Lösung<br />

künftiger Probleme beinhalten. Es fehlen<br />

noch immer verbindliche und<br />

messbare Ziele sowie ein klarer Zeitund<br />

Budgetpl<strong>an</strong>. Mutige Politik ist also<br />

gefragt, um die Schere zwischen Arm<br />

und Reich nicht noch weiter ausein<strong>an</strong>der<br />

driften zu lassen. ❚<br />

Soziologie-Studierende der Uni Wien haben im Forschungslabor „Angew<strong>an</strong>dte Armuts-<br />

und Sozialberichterstattung“ im verg<strong>an</strong>genen Jahr erarbeitet, was die<br />

Stadt bisher nicht geschafft hat: einen Armutsbericht für Wien. Grundlage waren<br />

Daten der Statistik Austria und <strong>an</strong>derer Erhebungen aus dem Jahr 2003. Die Studie<br />

wurde mit dem Titel „Armutslagen in Wien“ veröffentlicht und k<strong>an</strong>n im Internet<br />

herunter geladen werden:<br />

www.armutskonferenz.at/armutslagen_in_wien_web.pdf<br />

Beatrice Achaleke<br />

Weiß die EU, was sie tut?<br />

armut österreich<br />

Migration ist ohne Zweifel eine der größten Herausforderungen<br />

der EU und ihrer Mitgliedstaaten. Es gibt zahlreiche<br />

Debatten, Direktiven, Richtlinien, Gesetze, etc. <strong>2007</strong> ist zum<br />

Europäischen Jahr der Ch<strong>an</strong>cengleichheit für alle deklariert<br />

worden. Immer mehr ist die Rede von interkultureller Kr<strong>an</strong>kenpflege,<br />

demnach braucht Europa Migr<strong>an</strong>tInnen vor allem<br />

im Pflegebereich. Deshalb wird die Frage diskutiert, wie Migr<strong>an</strong>tInnen<br />

für Kr<strong>an</strong>ken- bzw. Heimpflegeberufe ausgebildet<br />

werden können.<br />

Für mich stellen sich <strong>an</strong> dieser Stelle g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Fragen:<br />

Was würde passieren, wenn sich Migr<strong>an</strong>tInnen weigern<br />

würden, Pflege- bzw. Haushaltsberufe, wie von Mehrheits<strong>an</strong>gehörigen<br />

erwartet, zu übernehmen? Was ist, wenn sie<br />

einfach <strong>an</strong>dere Positionen wollen, in der Privatwirtschaft, in<br />

der Politik, in allen gesellschaftlichen Bereichen? Gäbe es da<br />

Platz für sie? Würde m<strong>an</strong> sie zurückweisen? Was ist, wenn<br />

sie sich auf die in vielen EU-Gesetzen ver<strong>an</strong>kerte „Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

für alle“ berufen würden? Werden die EU und ihre<br />

Mitgliedsstaaten in der Lage sein, dieser Herausforderung<br />

gerecht zu werden? K<strong>an</strong>n und will es sich die EU überhaupt<br />

leisten, Ch<strong>an</strong>cengleichheit für alle in die Praxis umzusetzen?<br />

Was k<strong>an</strong>n ein Europäisches Jahr für Ch<strong>an</strong>cengleichheit den<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen <strong>an</strong>bieten? K<strong>an</strong>n es sein, dass die EU in dieser<br />

Frage so überfordert ist, dass sie gar nicht mehr weiß, was<br />

sie tut?<br />

Und was bedeutet dieser Zust<strong>an</strong>d und diese Herausforderung<br />

für die Zusammenarbeit zwischen migr<strong>an</strong>tischen<br />

Selbstorg<strong>an</strong>isationen (die immer mehr und immer lauter<br />

werden) einerseits und etablierten Einrichtungen <strong>an</strong>dererseits?<br />

Es ist <strong>an</strong> der Zeit umzudenken. Sp<strong>an</strong>nend wird es jedenfalls!<br />

Beatrice Achaleke ist Begründerin und Obfrau des International Center for Black Women’s Perspectives –<br />

AFRA, www.blackwomencenter.org. Mitbegründerin und Obfrau des Vereins Schwarze Frauen Community,<br />

Obfrau von ENARA - Europe<strong>an</strong> Network Against Racism. Sie verfügt über l<strong>an</strong>gjährige (Trainings-)Erfahrungen<br />

in den Bereichen: Erwachsenen- und Schulbildung, Anti-Rassismus-Arbeit, Migration etc. Derzeit<br />

leitet sie das Equality Mentoring Modul für schwarze Frauen: www.schwarzefrauen.net/mentoring<br />

Fo t o : w w w. s c h w a r ze f ra u e n . n e t<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international <strong>an</strong>.riss<br />

kenia<br />

Ausbeutung treibt Blüten<br />

Beinahe jede vierte in Österreich verkaufte Blume kommt mittlerweile<br />

aus Kenia, Blumen sind mittlerweile nach Tee Kenias zweitwichtigstes<br />

Exportgut. Was dabei aber kaum <strong>an</strong> die Öffentlichkeit dringt, ist, dass<br />

die Blumen in Kenia unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen<br />

Arbeitsbedingungen produziert werden.<br />

So berichten ArbeiterInnen von 21-Stunden-Arbeitstagen, von unbezahlten<br />

Überstunden und nicht vorh<strong>an</strong>dener Schutzkleidung. Es gibt<br />

keine Gewerkschaften oder Betriebsräte. Wer davon spricht, sie zu<br />

gründen oder auch nur um Schutzkleidung bittet, wird entlassen. Frauen<br />

berichten außerdem von sexueller Belästigung durch Vorgesetzte<br />

und darüber, dass eine Beförderung ohne sexuelle Gefälligkeiten kaum<br />

möglich ist.<br />

Mittlerweile regt sich Widerst<strong>an</strong>d und AktivistInnen gründen Org<strong>an</strong>isationen,<br />

um die Arbeitsbedingungen zu ändern. Deren Anliegen ist<br />

es vor allem, die KonsumentInnen in Europa aufzuklären. Ein Boykott ist<br />

nicht im Sinne der AktivistInnen, die europäischen KonsumentInnen sollen<br />

stattdessen bessere Arbeitsbedingungen fördern, indem sie bewusst<br />

einkaufen: Viele Supermärkte in Österreich bieten Rosen mit dem Fair-<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Fo t o : C h r i s t i n e S c h rö d e r / S ü d w i n d<br />

Trade-Gütesiegel <strong>an</strong>, FloristInnen führen Blumen die mit dem Flower Label<br />

Programe (FLP) zertifiziert sind. trude<br />

Infos zu fairen Kaufalternativen: www.fi<strong>an</strong>.at, www.fairtrade.at<br />

www.suedwind-agentur.at<br />

china<br />

Die Hälfte des Himmels<br />

Eine fragwürdig <strong>an</strong>mutende Idee um den Tourismus <strong>an</strong>zukurbeln wird<br />

bis 2012 im Südwesten Chinas realisiert. Unter dem Titel „Frauenstadt“<br />

entsteht mit einem Investitionsvolumen von rund 28,5 Millionen<br />

Euro Steuergeldern in der Stadt Chongqing ein neuer Stadtteil,<br />

der nach Angaben der zuständigen Behörden, ausschließlich den<br />

Frauen gehören soll.<br />

Nicht mehr nur RucksacktouristInnen sollen die Unberührtheit des<br />

L<strong>an</strong>dkreises Ningl<strong>an</strong>g und die kulturelle Besonderheit rund um den Lugu-See<br />

bewundern. Zukünftig soll das „Märchenl<strong>an</strong>d“ für den Massentourismus<br />

adaptiert werden.<br />

Das einzigartige matriarchale Gesellschaftssystem der Moso sei dadurch<br />

bedroht und überliefertes Wissen könnte unwiederbringlich verloren<br />

gehen, befürchten hingegen Sozial<strong>an</strong>thropologInnen. Die meisten<br />

Moso sind BuddhistInnen und kennen weder Monogamie noch Ehe. Die<br />

Männer leben von den Frauen getrennt, kommen lediglich auf Besuch<br />

und werden höflich ausgeladen, wenn sie nicht mehr erwünscht sind.<br />

Für die Betreuung der Kinder sind de facto die Frauen alleine zuständig.<br />

Frauen leiten den Familienverb<strong>an</strong>d oder sind Cl<strong>an</strong>chefinnen, sie führen<br />

in der Erbfolge und sind für die ökonomischen und sozialen Fragen der<br />

Großfamilie zuständig. Lediglich beim Hausbau und bei Beerdigungszeremonien<br />

übernehmen Männer die Führung. Um eine Familie zu leiten<br />

muss frau nicht unbedingt die Älteste sein. Entscheidend sind die<br />

Fähigkeit, Streitigkeiten und Probleme zu lösen, das Engagement für die<br />

Kinder des Cl<strong>an</strong>s und das gute Auskommen mit allen Familienmitgliedern.<br />

besu<br />

http://matriarchat.net/grundlagen/zusammenleben/frauen_in_china.html<br />

http://diest<strong>an</strong>dard.at/?id=2859005<br />

http://oe1.orf.at/highlights/22294.html<br />

deutschl<strong>an</strong>d<br />

Staatliche Repression<br />

Am Abend des 9. Mai wurden deutschl<strong>an</strong>dweit vierzig linke Vereine,<br />

Wohnprojekte und Arbeitsstätten durchsucht.<br />

Begründet wurden diese Razzien mit Verdacht auf Gründung einer<br />

terroristischen Vereinigung. Der Ablauf des G8-Gipfels solle mit einer milit<strong>an</strong>ten<br />

Kampagne gestört werden. Nicht einmal zwei Prozent der Durchsuchungen<br />

brachten Ergebnisse. Bundesweit war sich nicht allein die Linke<br />

einig, dass die Aktion den Hintergrund hat, die Mobilisierungen gegen<br />

G8 zu kriminalisieren. Die Razzien zogen deutschl<strong>an</strong>dweite Proteste und<br />

Demonstrationen nach sich, die größten davon in Hamburg und Berlin.<br />

Unter <strong>an</strong>derem wurde von G8-GegnerInnen dabei auch das Polizeiforum<br />

www.germ<strong>an</strong>-police.org gehackt und persönliche Daten sowie private<br />

Nachrichten öffentlich gemacht, mit dem Kommentar:„Dieses Forum<br />

wurde präventiv vor dem G8-Gipfel beschlagnahmt.“ trude<br />

www.gipfelsoli.org<br />

www.indymedia.org


mexiko<br />

Durchbruch beim Abbruch<br />

Trotz wochenl<strong>an</strong>ger, massiver Medienkampagne, Protestaktionen und<br />

sogar Morddrohungen der konservativen Kräfte Mexikos, beschloss das<br />

links dominierte Parlament von Mexiko-Stadt am 24. April mit 46 zu 17<br />

Stimmen die Legalisierung der Abtreibung. Bis zur 12. Schw<strong>an</strong>gerschaftswoche<br />

können Frauen der Hauptstadt nun nicht nur legal, sondern<br />

sogar kostenfrei abtreiben – ein Privileg im Vergleich zur Situation<br />

der meisten Lateinamerik<strong>an</strong>erinnen. Nur in Kuba, Guay<strong>an</strong>a und Puerto<br />

Rico gilt die Fristenregelung. In Chile, El Salvador, Honduras und Nicaragua<br />

gibt es überhaupt ein Totalverbot für Abtreibungen, in den übrigen<br />

Ländern Lateinamerikas und auch im Rest Mexikos werden Gründe wie<br />

Vergewaltigung und/oder medizinische Indikation <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. „Es ist ein<br />

Triumph für die Rechte der Frau“, freut sich María Mejía von „Katholikinnen<br />

für das Recht auf Entscheidung“. Eher sauer reagierte die katholische<br />

Kirche:Was Benedikts Interventionen im Vorfeld nicht verhindern<br />

konnten, versucht der mexik<strong>an</strong>ische Erzbischof Felipe Aguirre nach der<br />

Bescherung auszubügeln: Er exkommunizierte flugs UnterstützerInnen<br />

der Reform – unter ihnen der Bürgermeister von Mexiko-Stadt – und rief<br />

zum Ungehorsam gegen das Gesetz auf. Laut Umfragen befürwortet jedoch<br />

eine Mehrheit der BewohnerInnen der Hauptstadt das neue Gesetz.<br />

keck<br />

gebaermutterhalskrebs.or.at<br />

usbekist<strong>an</strong><br />

Menschenrechtsaktivistin in Haft<br />

<strong>an</strong>.riss international<br />

Wegen des Vorwurfs „subversive Literatur“ geschmuggelt und die Grenze<br />

illegal übertreten zu haben, wurde die Menschenrechtsaktivistin<br />

Umida Niavozova am 22. Jänner beim Grenzübertritt von Kirgisien in ihre<br />

Heimat verhaftet. Tatsächlich h<strong>an</strong>delte es sich bei den Daten auf ihrem<br />

Laptop um einen Report der US-amerik<strong>an</strong>ischen NGO Hum<strong>an</strong> Rights<br />

Watch (HRW) über das Massaker von Andisch<strong>an</strong> im Mai 2005 sowie um<br />

entsprechende ZeugInnenaussagen. Denn bis heute gibt es keine Klarheit<br />

über die Ereignisse, bei denen rund 200 Menschen getötet wurden.<br />

Seit 26. Jänner sitzt Niavozova in der Hauptstadt Taschkent in Untersuchungshaft.<br />

Nun wurde die 32-jährige nach Angaben von HRW<br />

in einem unfairen Verfahren zu sieben Jahren Haft verurteilt. Unter<br />

Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne ZeugInnen zu ihrer Verteidigung<br />

vor Gericht aussagen zu lassen und ohne Stellungnahme von offizieller<br />

Seite. Amnesty International (ai) forderte nach bek<strong>an</strong>nt werden des<br />

Urteils die sofortige Freilassung von Niavozova. Die Journalistin ist für<br />

internationale NGOs als Übersetzerin tätig und kämpft für gerechte<br />

Arbeitsbedingungen der AktivistInnen. Der Vorsitzende der Internationalen<br />

Gesellschaft Für Menschenrechte (IGFM), Marat Zakhidow, stellt<br />

auf deren Homepage fest: „Nachdem die Behörden die meisten ausländischen<br />

NGOs aus Usbekist<strong>an</strong> verb<strong>an</strong>nt haben, arbeiten sie von<br />

Kirgisien aus, wo unsere Menschenrechtsaktivisten hinfahren. Die<br />

Behörden fassen dies als staatsfeindliche Tätigkeit auf und verschärfen<br />

die Strafen.“<br />

Seit dem Frühling 2005 ist die Pressefreiheit quasi nicht mehr vorh<strong>an</strong>den,<br />

politische Oppositionsparteien wurden verboten. Scharia, Korruption<br />

und Cl<strong>an</strong>chefs haben das Sagen. Die Entscheidung über die Verlängerung<br />

der EU-S<strong>an</strong>ktionen gegen das L<strong>an</strong>d mit reichlich Erdgas- und<br />

Erdölvorkommen soll noch im Mai erfolgen. besu<br />

www.igfm.de/index.php?id=384<br />

www.igfm.de/index.php?id=535<br />

http://web.amnesty.org/library/print/ENGEUR62003<strong>2007</strong><br />

Seit Herbst 2006 ist es möglich, sich gegen den Großteil der Viren<br />

impfen zu lassen, die Gebärmutterhalskrebs verursachen. Eigentlich<br />

ist das eine freudige Nachricht, die Impfung ist nur leider mit verhältnismäßig<br />

hohen Kosten verbunden und so längst nicht für alle leistbar.<br />

Gegen diese Zwei-Klassen-Medizin setzt sich die Österreichische<br />

Initiative gegen Gebärmutterhalskrebs ein. Unterstützungserklärungen<br />

für die Forderung nach einer kostenlosen Impfung können auf<br />

der Homepage abgegeben werden. Weiteres Ziel der Initiative ist es,<br />

Frauen und Mädchen besser über die Erkr<strong>an</strong>kung zu informieren. Es<br />

gibt zahlreiche Informationen über ihre Verlaufsform, Ansteckung<br />

und mögliche Präventionsmaßnahmen.<br />

Die Initiative hat schon den ersten Teilerfolg zu verzeichnen: Das<br />

L<strong>an</strong>d Niederösterreich ermöglicht nun eine vergünstigte Impfung<br />

(270,- Euro, zahlbar in drei Teilbeträgen) – für viele jedoch weiterhin<br />

zu teuer. Die Liste haben bisher schon weit über 80.000 Personen unterzeichnet.<br />

Jede weitere Stimme ist wichtig! AndA<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r vaterrechtsbewegung<br />

Der Titel ist dem arte-Film<br />

„In Nomine Patris – Die Interessen der<br />

Väterbewegung“ von Miryam Toneletto<br />

und marc h<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n entlehnt,<br />

NDR – La Bascule 2005.<br />

Mehr zum Thema: Anita Heiliger/<br />

Traudel Wischnewski (Hg.): Verrat am<br />

Kindeswohl. Probleme von Müttern<br />

mit dem Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrecht in<br />

hochstreitigen Fällen,<br />

München 2003.<br />

a.heiliger@t-online.de<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

In Nomine Patris<br />

Die reaktionären Interessen der Vaterrechtsbewegung. Von profeministischen<br />

Männergruppen zur Rekonstitution patriarchaler Macht. Von Anita Heiliger<br />

Wie konnte es nur passieren,<br />

dass PolitikerInnen bei der Verfassung<br />

des neuen Kindschaftsrechts<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

den Antifeminismus und die<br />

<strong>an</strong>tiem<strong>an</strong>zipatorische Linie der Vaterrechtler<br />

nicht erk<strong>an</strong>nt haben?<br />

Gar keine „neuen Väter“. Die Vaterrechtsbewegung<br />

entwickelte sich zu einer regelrechten<br />

Gegenbewegung: gegen das<br />

Bemühen um Verständigung zwischen<br />

den Geschlechtern, gegen die Aufhe-<br />

bung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung<br />

und gegen gleiche Aufteilung<br />

von Versorgungsarbeiten. Sie<br />

konnte Widerstände nutzen, die sich<br />

den Erfolgen und Forderungen des<br />

Feminismus entgegen zu stellen beg<strong>an</strong>nen:<br />

Der Hausm<strong>an</strong>n der 1980er Jahre,<br />

der sich um Verständigung und Rollenänderung<br />

bemüht hatte, wurde<br />

lächerlich gemacht. „Abstieg zum Dummerchen“,<br />

lautete die entsprechende<br />

Überschrift eines Spiegel-Artikels und<br />

nachfolgend ein Titel desselben Maga-<br />

zins:„Genervt vom Feminismus – Die<br />

Männer schlagen zurück“. Die „Bewegung“<br />

konnte sogar noch <strong>an</strong>docken <strong>an</strong><br />

die kritische Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />

Männlichkeit, die in den 1980er Jahren<br />

beg<strong>an</strong>n, in den 1990er Jahren jedoch –<br />

mit der gewachsenen Bereitschaft von<br />

Politik und Gesellschaft, Männer in<br />

ihrem Reflexionsprozess zu fördern – eine<br />

Kehrtwendung nahm: Männerzentren<br />

und Männerprojekte wurden etabliert,<br />

von denen einige unter dem Deckm<strong>an</strong>tel<br />

kritischer Ausein<strong>an</strong>dersetzung


die Männer als Opfer der weiblichen<br />

Em<strong>an</strong>zipation und der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung zur Gleichberechtigung<br />

entdeckten und eine neue Phase<br />

von Frauenfeindlichkeit einläuteten<br />

und praktizierten. Diese Projekte wurden<br />

Anlaufstellen vor allem für Männer,<br />

die den Machtverlust im Geschlechterverhältnis<br />

nicht akzeptieren und nicht<br />

verarbeiten konnten. In Gruppen konnten<br />

sie sich ihres Opferstatus versichern<br />

und Frauen als Täterinnen stilisieren,<br />

gegen die nun der Kampf <strong>an</strong>gesagt sei.<br />

Verquickungen der so gen<strong>an</strong>nten<br />

Männerbewegung – oder Maskulinisten<br />

– mit der Vaterrechtsbewegung im<br />

Kampf um Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrecht<br />

sowie mit der Täterlobby zum Schutz<br />

sexueller Missbraucher wurden sichtbar.<br />

Gewalt. Gewalt wird von der Vaterrechtsbewegung<br />

schlicht überg<strong>an</strong>gen bzw.<br />

geleugnet. Der Thematisierung von<br />

Männergewalt gegen Frauen wird mit<br />

der Behauptung begegnet, Frauen seien<br />

ebenso gewalttätig oder sogar noch gewalttätiger<br />

als Männer, nur die Scham,<br />

dies zuzugeben, sei bei betroffenen<br />

Männern noch weit mehr ausgeprägt<br />

als bei Frauen. Auch Männergewalt gegen<br />

Kinder existiert in den Pamphleten<br />

der Vaterrechtsbewegung nicht. Vernünftige,<br />

plausible oder sogar notwendige<br />

Gründe für Frauen, Männer zu verlassen<br />

und Kinder vor ihnen zu schützen,<br />

existieren in ihren Augen nicht. Allenfalls<br />

wird eingest<strong>an</strong>den, dass es<br />

einzelne Fälle von Gewalt geben möge,<br />

aber wirklich nur g<strong>an</strong>z selten (vgl.<br />

www.frauenhausluege.de).<br />

Die vorliegende, z. T. äußerst polemische,<br />

Literatur zum Thema im Kontext<br />

der Vaterrechtsbewegung weist<br />

durchgehend einen gravierenden Konstruktionsfehler<br />

auf: Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen,<br />

dass die Trennung der Beziehungspartner<br />

einen vorher positiven<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g quasi abrupt und völlig<br />

unverständlich beende. Der Vater sei<br />

ein aufmerksamer Ehem<strong>an</strong>n und liebender<br />

Vater der Kinder gewesen, die<br />

Frau verweigere ihm die Kinder ohne<br />

jeden Grund.<br />

Geld. Vor allem dominiert in den Pamphleten<br />

der Väterbewegung das Bild der<br />

geldgeilen Mutter, die den armen Exm<strong>an</strong>n<br />

ausbeute und abzocke. Zu Recht<br />

wehre sich dieser daher und versuche<br />

mit allen Mitteln, Geldleistungen zu<br />

vermeiden. Die hohe Zahl der Unterhaltsverweigerer<br />

gilt als verständlich<br />

und legitim – auch wenn die Frau ihrerseits<br />

den Umg<strong>an</strong>g gar nicht verweigert.<br />

Konflikte in der Beziehung sind überhaupt<br />

kein Thema, familiäre Gewalt von<br />

Männern gegen Frauen wird hier nur<br />

als <strong>an</strong>gebliche Strategie der Frau erwähnt,<br />

um den Kontakt zum Kind<br />

selbstsüchtig und völlig grundlos zu<br />

unterbinden.<br />

Gleichberechtigung g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders. Dass solche<br />

Äußerungen PolitikerInnen und VertreterInnen<br />

von Institutionen beeindrucken<br />

können, ist wirklich nur sehr<br />

schwer nachvollziehbar. Der Erfolg<br />

gründet sich zum einen vermutlich auf<br />

einen <strong>an</strong>haltend festen Bodensatz patriarchalen<br />

Ged<strong>an</strong>kenguts und entsprechender<br />

Wünsche. Zum <strong>an</strong>deren basiert<br />

er auf scheinbar fortschrittlichen Interessen,<br />

denn die Vaterrechtsbewegung<br />

beruft sich auf Gleichberechtigung.<br />

Allerdings fordert sie die Gleichstellung<br />

des M<strong>an</strong>nes in der Gesellschaft, die<br />

nach ihrer Darstellung Müttern mittlerweile<br />

mehr Rechte als Vätern einräume.<br />

Sie fordern Gleichberechtigung, wenn<br />

es darum geht, die Kinder zu sehen –<br />

allerdings nicht darin, sie auch zu versorgen.<br />

Sie fordern hälftige Verfügung<br />

über Kinder und Teilhabe <strong>an</strong> der fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Vergünstigung. Sie unterstellen,<br />

Mütter würden Väter nur ausbeuten<br />

wollen. Ihr eigenes fin<strong>an</strong>zielles Interesse,<br />

sich der Versorgung der Kinder zu<br />

entziehen, wenn die Frau sie verlassen<br />

hat, projizieren sie auf die Frauen. Sie<br />

neiden ihnen staatliche Unterstützung<br />

und behaupten, vom Staat benachteiligt<br />

zu sein. Sie fordern die gemeinsame<br />

elterliche Sorge, um der Frau diese<br />

Förderung zu entziehen. Es geht auch<br />

um Steuerfreibeträge, die dem Vater<br />

nach der Trennung entzogen werden<br />

und es geht um Zug<strong>an</strong>g zu Sozialwohnungen:<br />

Es geht also massiv um fin<strong>an</strong>zielle<br />

Interessen. Es ist allgemein bek<strong>an</strong>nt,<br />

dass viele unterhaltspflichtige<br />

Väter in der „Schattenwirtschaft“ verschwinden,<br />

um als nicht zahlungsfähig<br />

zu gelten.<br />

Die Vaterrechtler werfen den Regierungen<br />

vor, mit der Unterstützung von<br />

Müttern nach Trennungen die Scheidung<br />

zu fördern und möchten hier den<br />

Rückwärtsg<strong>an</strong>g einlegen, um die Abhängigkeit<br />

der Frauen wieder zu festigen<br />

und Trennungen zu erschweren.<br />

Mit dem neuen Kindschaftsrecht ist<br />

dieser Weg in Deutschl<strong>an</strong>d ja bereits<br />

eingeschlagen worden, denn die Frauen<br />

bleiben über die Kinder <strong>an</strong> den M<strong>an</strong>n<br />

gebunden und seinem Einfluss, seiner<br />

Macht weiter ausgesetzt. Die „Mütterschlampen“<br />

sollen kein gutes Leben<br />

ohne sie haben.<br />

Männliches Leid wird als Sk<strong>an</strong>dal<br />

hingestellt, weibliches Leid gilt als normal,<br />

nicht der Rede wert – patriarchale<br />

Verhältnisse eben.<br />

G<strong>an</strong>z normal: reaktionär-patriarchal. Die<br />

Sozialisation und Kultur patriarchaler<br />

Männlichkeit wird hier verfestigt, statt<br />

in Frage gestellt und verändert. Den Bestrebungen<br />

nach Entwicklung gewaltfreier<br />

und em<strong>an</strong>zipierter Männlichkeiten<br />

wird massiv entgegen gearbeitet. In<br />

ihren Medienauftritten und Eingaben<br />

<strong>an</strong> die Politik wird der <strong>an</strong>tiem<strong>an</strong>zipatorische<br />

Einsatz der Vaterrechtsbewegung<br />

als Interesse <strong>an</strong> Kindern und Übernahme<br />

ver<strong>an</strong>twortungsvoller Vaterschaft<br />

gründlich fehlinterpretiert bzw. bewusst<br />

fehlgeleitet. Hier ist der Hebel,<br />

um die Wiedereinsetzung männlicher<br />

Vorrechte unter dem Vorw<strong>an</strong>d des Interesses<br />

<strong>an</strong> Kindern zu erreichen.<br />

Die Ziele der internationalen Vaterrechtsbewegung<br />

sind reaktionär-patriarchal.<br />

Ihre Methoden sind Verleugnung<br />

von Gewalt, massiver Druck auf<br />

Politik und Institution, gezielte Fehlinformationen<br />

über Zusammenhänge,<br />

Terror gegen Frauen und Kinder, sowie<br />

Bedrohung von Richtern und Jugendämtern.<br />

Sie betreibt wirksame Lobbyarbeit<br />

bei Regierungen und Parlamenten,<br />

um eine Gesetzgebung zu erreichen, die<br />

in ihren Augen die Diskriminierung der<br />

Väter abstellt. Sie hat bereits erreicht,<br />

dass Gewalt in der Beziehung kaum<br />

noch ein Thema in den Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrechtsverfahren<br />

ist, sondern eher<br />

als Trick von Müttern begriffen wird, um<br />

alleine über die Kinder zu verfügen und<br />

höhere Unterhaltszahlungen zu erwirken.<br />

Viele unfassbare Fälle, die sich in<br />

Sorge- und Umg<strong>an</strong>gsrechtsverfahren<br />

abspielen, zeigen, wie weit diese Bewegung<br />

schon gekommen ist und wie<br />

groß die Gefahr weiterer Rückschritte<br />

zu patriarchaler Herrschaft ist. ❚<br />

bewegung vaterrecht<br />

Daher ist ein internationaler Kongress<br />

der Zentralen Informationsstelle der<br />

autonomen Frauenhäuser in Pl<strong>an</strong>ung,<br />

der hier Aufklärung leisten und<br />

Veränderungen bewirken will,<br />

Kontakt: zif-frauen@gmx.de<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


film festivals<br />

Jetzt in den europäischen Kinos<br />

i dentities <strong>2007</strong>: „The Aggressives", D<strong>an</strong>iel D<strong>an</strong>iel Peddle<br />

Peddle<br />

B i l d : J u l e K r u s c h ke<br />

identities <strong>2007</strong>: The Watermelon Wom<strong>an</strong>", Cherly Dunye<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Identity Tour<br />

Das Queer Film Festival in Wien erkundet Identitäten.<br />

Diesmal auch die eigene. Von Jenny Unger<br />

Filmfestivals sind. In Wien. G<strong>an</strong>z<br />

viele. Von da bis da. Und gehen<br />

alle <strong>an</strong> mir vorbei. Merke nicht<br />

einmal, dass sie sind. Aber auf<br />

eines warte ich. Zwei Jahre<br />

l<strong>an</strong>g. Denn nur alle zwei Jahre ist es. Eigentlich<br />

ist es gar nicht mehr. Es findet<br />

statt. Es ist ein Ereignis. Denn mittlerweile<br />

k<strong>an</strong>n eine mit einem ÖBB-Festival-Ticket<br />

<strong>an</strong>reisen, k<strong>an</strong>n in vier verschiedenen<br />

Kinos herumhängen, k<strong>an</strong>n<br />

Filmpreisfilme sehen, k<strong>an</strong>n Premierenfeiern<br />

beiwohnen und SchaupielerInnen<br />

„<strong>an</strong>greifen“. Und mittlerweile ist es<br />

das zweitgrößte internationale Filmfestival<br />

in Wien. Und eigentlich ist es<br />

noch gar nicht so alt. Nicht einmal 15<br />

Jahre l<strong>an</strong>g existiert es, das Queer Film<br />

Festival „identities“. Oder ist das eher<br />

ein „schon“? Schon bald 15 Jahre existiert<br />

es, das Queer Film Festival „identities“.<br />

Denn 1994 hört sich weit weg <strong>an</strong>.<br />

Und 1994 war das erste queere Festival<br />

in Wien („Tr<strong>an</strong>s X – eine filmische Identity<br />

Tour“ im Filmcasino). Und das war<br />

auch die Zeit, als die amerik<strong>an</strong>ische<br />

Filmkritikerin B. Ruby Rich das New<br />

Queer Cinema entdeckte, das nicht nur<br />

namensgebend für „identities“ ist. In<br />

diesen Jahren ist das Festival g<strong>an</strong>z ordentlich<br />

<strong>an</strong>gewachsen. 25 Prozent von<br />

Festival zu Festival und heuer sogar auf<br />

110 Filme.<br />

Altes. <strong>2007</strong> will sich das Festival Zeit für<br />

einen Rückblick auf diese 15 Jahre New<br />

Queer Cinema nehmen und wird historische<br />

Höhepunkte des queeren Filmschaffens<br />

zeigen. Gut, nicht nur der<br />

letzten 15 Jahre. Zu sehen sein werden<br />

auch „Desert Hearts“ von 1985 – das ist<br />

der Film mit der legendären Wolkenbruch-Kuss-Szene<br />

in der Wüste, aber vor<br />

allem der, der für einen Paradigmen-<br />

wechsel in der Darstellung queerer Liebe<br />

im kommerziellen Kino steht. Und<br />

„Born in Flames“ von 1983 – in dieser<br />

feministischen Utopie org<strong>an</strong>isieren sich<br />

Frauen unterschiedlichster Herkunft<br />

und Identitäten, um gegen Sexismus<br />

und Rassismus zu kämpfen. Und der<br />

Av<strong>an</strong>tgardefilm „Je tu il elle“ von 1974<br />

und noch viele <strong>an</strong>dere. Stopp. Noch ein<br />

wichtiger Film, für die, die ihn noch<br />

nicht gesehen haben:„Paris is burning“<br />

von 1990 – das ist dieser Dokumentarfilm<br />

über tr<strong>an</strong>sgender-schwule Drag-<br />

Bälle in Harlem, über den viel gesagt<br />

und vor allem viel geschrieben wurde.<br />

Der Film zeigt die Zusammenhänge von<br />

Race, Class und Gender, aber auch queere<br />

Identitätsentwürfe, die in den geschützten<br />

Räumen der Drag-Bälle erprobt<br />

werden.<br />

Neues. Ja, ja. Natürlich gibt es nicht nur<br />

Historisches zu sehen. Genauso wenig<br />

wie es nur Höhepunkte oder nur ein<br />

„Best of“ des aktuellen queeren Filmgeschehens<br />

gibt. (Aktive Gleichstellungspolitik<br />

ist das, wenn große Namen neben<br />

noch kleinen stehen). Vielfältig ist<br />

das Programm und jeder Film wird den<br />

„Horizont ein Stückchen erweitern“,<br />

meint die Festivalmacherin Barbara<br />

Reumüller. Das auf jeden Fall, sind doch<br />

rund 90 Prozent der Filme, die gezeigt<br />

werden, Österreich-Premieren. Der<br />

Festival-Schwerpunkt zu Black Lesbi<strong>an</strong><br />

Identities wird es vor allem für mich<br />

sein. Spielfilme, Dokumentationen und<br />

Kurzfilme setzen sich mit der doppelten<br />

Diskriminierung, mit dem Ringen um<br />

Civil und Gay Rights ausein<strong>an</strong>der. „The<br />

Watermelon Wom<strong>an</strong>“ zeigt das Fehlen<br />

schwarzer, lesbischer Geschichte. „A<br />

Knock Out“ ist eine Dokumentation<br />

über die Kickbox-Weltmeisterin Michele


Foto: Paula Bolyos<br />

Aboro, der trotz sportlicher Erfolge der<br />

Vertrag gekündigt wird, weil sie nicht<br />

„vermarktbar“ ist. „The Aggressives“,<br />

wieder eine Dokumentation, diesmal<br />

über die urb<strong>an</strong>e Subkultur der butches<br />

of color in den USA der 90er Jahre. Und<br />

d<strong>an</strong>n noch „gAySIA“ und Kurzfilme aus<br />

Österreich und Arbeiten von Filmschulen<br />

und der Fokus Israel und … bitte Programm<br />

besorgen, da geht es weiter.<br />

Wichtiges. Also. Das Festival bringt viele,<br />

gute Filme nach Wien, aber nicht nur<br />

das. Es macht auch etwas <strong>an</strong>deres. Etwas<br />

g<strong>an</strong>z Wichtiges. Es macht aus Wien<br />

Berlin. Und Amsterdam. Und New York.<br />

Und S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco. Es macht, was in diesen<br />

Städten g<strong>an</strong>z selbstverständlich<br />

scheint. Es macht queeres Leben zu einem<br />

Teil der Stadtöffentlichkeit. Es<br />

macht, dass ich irgendwo zwischen<br />

Gartenbaukino und Filmcasino küssen<br />

k<strong>an</strong>n und Händchen halten k<strong>an</strong>n und<br />

was ich sonst noch machen will ohne<br />

das, was sonst im Nacken sitzt. ❚<br />

identities. Queer Film Festival: 7.-15. <strong>Juni</strong>, www. identities.at<br />

Lesbische Kür<br />

Das lesbisch-schwule Filmfestival Pink Apple feiert 10. Geburtstag. Von Sarah Stutte<br />

Eine Frau wird nachts von einem<br />

Polizisten wegen überhöhter<br />

Geschwindigkeit <strong>an</strong>gehalten.<br />

Er vermutet, dass sie zuviel<br />

getrunken hat. Sie will jedoch<br />

nur so schnell wie möglich zu ihrer Geliebten.<br />

Sie muss aussteigen. Einen Al-<br />

Pink Apple <strong>2007</strong>: „Go West", Ahmed Imamovic<br />

koholtest machen. Nichts. Der Polizist<br />

ist noch nicht überzeugt. Sie soll auf<br />

dem Seitenstreifen bal<strong>an</strong>cieren. Es erklingen<br />

die ersten leisen Töne von J<strong>an</strong>e<br />

Sibbery’s Taxi Ride, während sie<br />

lächelnd ihre Schuhe auszieht und voller<br />

Anmut eine Kür aus verschiedenen<br />

Sprüngen und Salti auf dieser Linie vorführt.<br />

Die Kür, die sie vor so vielen Jahren<br />

auf dem Schwebebalken nicht zu<br />

Ende bringen konnte, weil sie stürzte …<br />

Diese wunderschöne Szene ist aus dem<br />

Film „The Gymnast“ und wurde am diesjährigen<br />

Pink Apple in Zürich gezeigt.<br />

Ticketschlacht. Das Schwullesbische Filmfestival<br />

feiert dieses Jahr sein 10jähriges<br />

Jubiläum. Aus diesem Grund hat sich<br />

auch das Arthouse Le Paris, in dem die<br />

Eröffnung stattf<strong>an</strong>d, nicht lumpen lassen<br />

und im Rahmen des Lunchkino sieben<br />

lesbisch-schwule Reprisen auf die<br />

Kinoleinw<strong>an</strong>d gezaubert. Doch auch die<br />

Neuheiten waren gut besucht. Wer<br />

nicht schon im Vorverkauf Tickets bestellt<br />

oder <strong>an</strong> der Abendkasse reserviert<br />

hatte, der konnte nur mit g<strong>an</strong>z viel<br />

Glück noch Plätze für die einzelnen Filme<br />

ergattern. Zwar wurden eine Stunde<br />

vor Beginn der Filme die Reservierungen<br />

aufgehoben und es wurde ein Restkon-<br />

festival films<br />

Pink Apple <strong>2007</strong>: „Les filles du bot<strong>an</strong>iste", Silje Dal<br />

Sarah Stutte ist Redaktionsleiterin der<br />

Fraz Frauenzeitung in Zürich.<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


film festivals<br />

tingent verteilt, dafür musste m<strong>an</strong> aber<br />

auch g<strong>an</strong>z vorne in der Reihe stehen<br />

und auf viele von plötzlichem Fieber befallene<br />

Menschen hoffen, die aus diesem<br />

Grund ihre Tickets nicht abholen<br />

konnten. Schon der Eröffnungsfilm „The<br />

Bubble“ war ausverkauft und am <strong>an</strong>schließenden<br />

Apéro tummelten sich<br />

ungefähr 80 Leute vor dem Kino Arthouse<br />

Le Paris. „Zum ersten Mal gab es<br />

eine gemeinsame Eröffnung vor dem<br />

eigentlichen Festival und es war toll“,<br />

freute sich Doris Senn, die zusammen<br />

mit Rol<strong>an</strong>d Loosli für das Programm des<br />

Festivals ver<strong>an</strong>twortlich ist. Das bedeutet<br />

ein halbes Jahr Vorbereitung und bis<br />

zu 400 Filme, die <strong>an</strong>geschaut werden<br />

müssen. Sei es bei Festivals oder zuhause.<br />

Ungefähr siebzig werden für Pink<br />

Apple ausgewählt. „Wir schauen vor allem<br />

auf den Inhalt und die Machart. Wir<br />

möchten ein möglichst großes Spektrum<br />

von Mainstream bis zu Kurzfilm<br />

und Doku <strong>an</strong>bieten“, erklärt Doris Senn.<br />

Und auf die Frage, ob sie denn die Filme<br />

d<strong>an</strong>n überhaupt noch genießen k<strong>an</strong>n,<br />

<strong>an</strong>twortet sie:„Natürlich. Jeder Film ist<br />

eine Entdeckung. Es ist unheimlich<br />

sp<strong>an</strong>nend für mich, zu sehen, wie die<br />

Leute reagieren, wenn sie aus dem Kino<br />

kommen. Ob die Filme, die mich begeistert<br />

haben, sie auch begeistern konnten.“<br />

Geboren im Apfelk<strong>an</strong>ton. Angef<strong>an</strong>gen hatte<br />

alles im Thurgau. Daher auch der Name<br />

des Festivals, frei nach dem Apfelk<strong>an</strong>ton.<br />

Dass das Pink Apple quasi in der<br />

Provinz geboren wurde, ist ungewöhnlich.<br />

Das Haupt<strong>an</strong>liegen der Org<strong>an</strong>isatorinnen<br />

und Org<strong>an</strong>isatoren war, Homosexualität<br />

sichtbar zu machen und Akzept<strong>an</strong>z<br />

zu schaffen. Am Anliegen hat<br />

sich nicht viel geändert, aber am Zulauf.<br />

Gab es in Frauenfeld damals noch eine<br />

überschaubare BesucherInnenzahl,<br />

stieg diese mit der Ausweitung des<br />

Festivals nach Zürich im Jahre 2000 in<br />

schwindelnde Höhen. Letztes Jahr<br />

konnte das Pink Apple mehr als 5000<br />

Filmbegeisterte verzeichnen und ist damit<br />

zum größten schwullesbischen<br />

Filmfestival in der Schweiz aufgestiegen.<br />

Und auch dieses Jahr zeichnet sich<br />

wieder ein Erfolg ab. M<strong>an</strong> darf gesp<strong>an</strong>nt<br />

sein auf das, was kommt. ❚<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

IFFF <strong>2007</strong>: „Full Metal Village", Sung Hyung Cho<br />

Musik Marathon<br />

Foto: Kathrin Schwab<br />

Musik satt beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln.<br />

Von Elena Stöhr<br />

In Dortmund f<strong>an</strong>d vom 17. bis 22.<br />

April das Internationale Frauenfilmfestival<br />

Dortmund/Köln (IFFF) statt.<br />

Im Mai 2006 schlossen sich die<br />

Dortmunder Femme Totale und die<br />

Kölner Feminale zu einem Filmfestival zusammen,<br />

das seither alternierend in beiden<br />

Städten stattfindet. Während die Feminale<br />

vorigen Oktober mehrere Themen aufgriff,<br />

beschränkte sich der Dortmunder Ableger<br />

auf das Thema Musik. Dabei lag das<br />

Hauptaugenmerk darauf, wie Filmemacherinnen<br />

sich einerseits mit dem (männerdominierten)<br />

Thema ausein<strong>an</strong>dersetzen und welchen<br />

Stellenwert die Musik <strong>an</strong>dererseits innerhalb<br />

eines Films einnimmt. Das Programm,<br />

das ca. 80 (Kurz-)Filme umfasste, war<br />

breit gefächert und mit seinen vielen Unterkategorien<br />

und Mottos („Jazz-Ikonen“,„Erinnerung“,„Wem<br />

gehört das Lied?“,„Because I<br />

sing“ usw.) fast schon unübersichtlich. Neben<br />

dem eigentlichen Programm gab es verschiedene<br />

Rahmenver<strong>an</strong>staltungen, unter<br />

<strong>an</strong>derem den Internationalen Spielfilmwettbewerb<br />

für Regisseurinnen, einen Förderpreis<br />

für junge Kamerafrauen, Werkstattgespräche,<br />

Stummfilme mit musikalischer Begleitung,<br />

Workshops, Musikvideo-Programme<br />

und Partys.<br />

Zu den acht nominierten Filmen aus<br />

dem Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen<br />

– den Andrea Arnold mit ihrem Film „Red<br />

Road“ gew<strong>an</strong>n – gehörten auch „Fallen“ von<br />

Barbara Albert sowie „Steph<strong>an</strong>ie Daley“ von<br />

Hilary Brougher.<br />

„Steph<strong>an</strong>ie Daley“ beginnt mit starken<br />

Bildern. Die 16-jährige Steph<strong>an</strong>ie (Amber<br />

Tamblyn) hinterlässt Blutspuren im Schnee.<br />

IFFF <strong>2007</strong>: „Steph<strong>an</strong>ie Daley“, Hilary Brougher<br />

Später wird sie <strong>an</strong>geklagt, ihr Kind getötet zu<br />

haben. Für die Verh<strong>an</strong>dlung soll die schw<strong>an</strong>gere<br />

Psychologin Lydie Cr<strong>an</strong>e (Tilda Swinton)<br />

ein Gutachten erstellen. Die Tatsache, dass<br />

sie selbst einmal ein Kind verloren hat,<br />

scheint zunächst kein Hindernis zu sein …<br />

„Steph<strong>an</strong>ie Daley“ überzeugt mit fragmentierten<br />

Bildern, ausdrucksstarken Farben und<br />

versteckten Details. Der Regisseurin gelingt<br />

es auf beeindruckende Art und Weise, eine<br />

Verbindung zwischen den beiden Frauen<br />

herzustellen, die auf den ersten Blick nicht<br />

unterschiedlicher sein könnten.<br />

Intim. Im Rahmen des Workshops für junge<br />

Kamerafrauen zeigte das IFFF „Zuneigung“<br />

von Quinka F. Stoehr, einen Dokumentarfilm<br />

über die Filmemacherin, Kamerafrau und<br />

Cutterin Gisela Tuchtenhagen. Sie begibt sich<br />

auf eine Reise, kehrt <strong>an</strong> bedeutungsvolle Orte<br />

zurück und wird mit dort mit ihrer Verg<strong>an</strong>genheit<br />

konfrontiert. Tuchtenhagen gewährt<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d ihres Tagebuchs einen sehr intimen<br />

Einblick in ihr bewegtes Leben. Während der<br />

Film zeigt, wie sie das Heim sucht, aus dem<br />

sie als Kind so oft weggelaufen ist, oder wie<br />

sie nach Paris reist, um ihren Sohn zu treffen<br />

und über den Tod des Vaters zu sprechen,<br />

sind Ausschnitte aus dem Tagebuch zu<br />

hören. Zuneigung ist ein zentrales Thema in<br />

Gisela Tuchtenhagens Arbeit. Ihre Warmherzigkeit<br />

und Offenheit machen es möglich,<br />

dass die Menschen sich ihr „zuneigen“ und<br />

genau das macht ihre Filme so außergewöhnlich<br />

und emotional. Auch durch die jahrel<strong>an</strong>ge<br />

Freundschaft zwischen Quinka F.<br />

Stoehr und Gisela Tuchtenhagen erhält „Zuneigung“<br />

seine Authentizität und Intimität.


Illuster. Warum die Dokumentation „Full<br />

Metal Village“ gezeigt wird, scheint<br />

zunächst eher unklar, da das Programmheft<br />

sagt:„Sie [die Regisseurin<br />

Sung-Hyung Cho] zeigt das kleine Dorf<br />

Wacken, wo jährlich das bedeutendste<br />

Metal-Festival Deutschl<strong>an</strong>ds stattfindet.“<br />

Eine Doku über ein Metal-Festival?<br />

Muss das sein? Sämtliche Vorurteile bestätigen<br />

sich, als sich der kleine Kinosaal<br />

l<strong>an</strong>gsam füllt. Ungefähr dreißig<br />

junge Metaller stürmen den Raum<br />

rücksichtslos. Sung-Hyung Cho wird<br />

verspottet, als sie ihren Film <strong>an</strong>kündigt<br />

und „ihr musst Respekt haben“ sagt. Sie<br />

wirkt dadurch allerdings in keiner Weise<br />

irritiert und stellt klar:„In dem Film geht<br />

es nicht um euch, es geht um die BewohnerInnen<br />

des Dorfes“. Es hilft alles<br />

nichts, der Vorfilm, die herzergreifende<br />

Strick<strong>an</strong>imation “Woolly Town – Woolly<br />

Head” von Vera Neubauer geht völlig in<br />

pubertären Gegröle und „Wackööön“-<br />

Rufen unter. Aber „Full Metal Village“<br />

macht Spaß, da er die Erwartungshaltung<br />

der Metaller mit Sicherheit nicht<br />

erfüllt und sich fast ausschließlich dem<br />

Leben der WackenerInnen widmet. Die<br />

BewohnerInnen des Dorfes sind eine<br />

Comedytruppe der traurigen Art. Da<br />

wäre zum Beispiel der Bauer, der erklärt,<br />

dass m<strong>an</strong>n nach 40 Jahren Ehe einfach<br />

Türkisches FrauenFilmFestival: Melek Özm<strong>an</strong><br />

eine Geliebte haben muss,„um die Frau<br />

auch mal zu schonen“, um d<strong>an</strong>n plötzlich<br />

einzuwerfen:„Du nimmst das jetzt<br />

nicht auf, oder?“. Oder der ehemalige<br />

Ver<strong>an</strong>stalter, der damals ausstieg, weil<br />

die Böhsen Onkelz spielen sollten und<br />

sich im nächsten Atemzug über die vielen<br />

ausländischen Arbeiter beschwert.<br />

Oder die beiden Mädchen, die den<br />

g<strong>an</strong>zen Tag Kalorien ausrechnen, und<br />

ihr eigenes kleines Fitnessstudio haben.<br />

Eine wird später in einem Buch über<br />

den Zweiten Weltkrieg blättern und<br />

sich wünschen, dabei gewesen zu sein.<br />

„Einmal mittendrin sein – das wäre<br />

toll“. Der triste Dorfalltag wird einmal<br />

pro Jahr jäh unterbrochen, wenn bis zu<br />

60.000 Metalf<strong>an</strong>s nach Wacken kommen.<br />

Die Straßenschilder werden abmontiert,<br />

einige BewohnerInnen flüchten<br />

und der Supermarkt macht mehr<br />

Umsatz als im gesamten restlichen<br />

Jahr. Das Spezielle <strong>an</strong> Wacken ist, dass<br />

alle mithelfen (müssen), wenn ein so<br />

„besonderes“ Ereignis stattfindet. Aber<br />

nach dem Festival ist vor dem Festival<br />

und alles bleibt beim Alten.<br />

Illustrationen. Zum Programm gehörte<br />

auch eine Reihe Dokumentarfilme über<br />

MusikerInnen, zum Beispiel „Club Q –<br />

The legendary d<strong>an</strong>ce party for women“<br />

Türkei Trip<br />

April 07: Das erste türkische<br />

FrauenFilmFestival findet in Wien<br />

statt! Frauen mit türkischem<br />

Background bestimmen vier Tage<br />

l<strong>an</strong>g die filmischen Inhalte<br />

des Top Kinos und dies mit enormem<br />

Erfolg. Filmemacherinnen aus der Türkei<br />

sowie aus Österreich zeigten ihr Schaffen<br />

erstmals in großem österreichischen<br />

Rahmen. Das Publikum kam<br />

scharenweise; die Räumlichkeiten waren<br />

für den Menschen<strong>an</strong>sturm beinahe<br />

nicht mehr ausreichend.<br />

Die vielfältige Kombination aus<br />

künstlerischen Kurzfilmen und Dokumentarproduktionen<br />

bot einen äußerst<br />

sp<strong>an</strong>nenden Mix: Von der Thematisie-<br />

von Kristen Wolf (zu sehen auch beim<br />

Okto-Fokus „You c<strong>an</strong> Feminism“). Club Q<br />

war fünfzehn Jahre l<strong>an</strong>g die wichtigste<br />

Party für Lesben und ihre Freundinnen.<br />

Bis zu 1000 Frauen trafen sich einmal<br />

im Monat unter DJ<strong>an</strong>e Page Hodels<br />

Motto „Celebrate being alive!“. „East Of<br />

Hav<strong>an</strong>a“ von Emilia Menocal und Jauretsi<br />

Saizarbitoria gibt einen Einblick in<br />

den kub<strong>an</strong>ischen HipHop-Underground<br />

und seine politischen Inhalte.<br />

„Hitlers Hitparade“ von Oliver Axer<br />

und Sus<strong>an</strong>ne Benze lief unter dem Motto<br />

„Erinnerungen“ und konnte trotz<br />

oder gerade wegen der kontroversen<br />

Diskussion im Vorfeld nicht überzeugen.<br />

Die FilmemacherInnen kombinieren<br />

Zusammenschnitte aus Filmen und<br />

Reportagen der Nazizeit mit Musik, um<br />

„die Gleichzeitigkeit von Schrecklichem<br />

und Schönen“ zu illustrieren und zu zeigen<br />

„wie Verführung funktioniert“. Laut<br />

Sus<strong>an</strong>ne Benze will „Hitlers Hitparade“<br />

das damalige Geschehen „erklären“.<br />

Das gelingt nicht.<br />

Ein absolutes Highlight des Festivals<br />

war zweifelsohne „Kurz davor ist es<br />

passiert“ von Anja Salomonowitz. Der<br />

Film verbindet zwiebelschichtartig Realität<br />

und Fiktion und – so Salomonowitz<br />

in der Diskussion – „nimmt dem Thema<br />

Frauenh<strong>an</strong>del das Mitleid.“ ❚<br />

Vom Kopftuch bis zum kurdischen Muschelverkäufer: Das türkische<br />

FrauenFilmFestival in Wien. Von Bärbel Traunsteiner<br />

rung des Kopftuches bis zur Begleitung<br />

Kurdischer Muschelverkäufer in Ist<strong>an</strong>bul<br />

war alles zu sehen. Die <strong>an</strong>wesenden<br />

KünstlerInnen st<strong>an</strong>den für Fragen<br />

der ZuschauerInnen in mehreren Vorstellungen<br />

zur Verfügung und ermöglichten<br />

dadurch eine aktive und kontroversielle<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit den<br />

gebotenen Inhalten. Das geschlechtergemischte<br />

Publikum zeigte, dass sowohl<br />

in Österreich lebende Frauen als<br />

auch Männer mit Interesse <strong>an</strong> die Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit türkischen Inhalten,<br />

Visionen und Lebensrealitäten her<strong>an</strong>gehen.<br />

Wir sind schon auf eine Fortsetzung<br />

gesp<strong>an</strong>nt! ❚<br />

festival films<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


Feministin werden<br />

Bereits zum sechsten Mal f<strong>an</strong>d am 26. April der Wiener Töchtertag statt. Mit dabei natürlich auch diesmal die<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> als „Arbeitgeberin“ für einen Tag. Elf Mädchen übernahmen die Redaktion, hielten Sitzung,<br />

diskutierten und verfassten Artikel. Hier die Ergebnisse.<br />

Dünn oder dick, was ist schick?<br />

Immer mehr Mädchen glauben dar<strong>an</strong><br />

und leben d<strong>an</strong>ach: nur dünn ist schön<br />

und frau ist nie dünn genug. Zwei<br />

Schwestern aus Brasilien hatten ihr Leben<br />

l<strong>an</strong>g mit Hunger zu kämpfen, doch<br />

erst als sie zu weltbek<strong>an</strong>nten Topmodels wurden<br />

und es um sie herum einen Überschuss <strong>an</strong> Essen<br />

gab, aßen sie fast nichts mehr. Schon nach kurzer<br />

Zeit starben sie <strong>an</strong> Nahrungsm<strong>an</strong>gel. Fakt ist,<br />

dass sich immer mehr Mädchen nur noch in<br />

Größe 36 oder weniger schön fühlen, da es ihnen<br />

ihre Stars so vorleben.<br />

Auch das <strong>an</strong>dere Extrem tritt immer häufiger<br />

auf: Fettsucht! Viele Jugendliche sitzen den<br />

g<strong>an</strong>zen Tag über zu Hause auf der Couch und<br />

stopfen Fastfood in sich hinein. Die Spätfolgen<br />

sind verheerend, unter <strong>an</strong>derem: Plattfüße, verfrühte<br />

Pubertät, Fettleber, Gallensteine, nächtlicher<br />

Atemstillst<strong>an</strong>d, Asthma, Bluthochdruck.<br />

Lucia Müllauer (11), Pamina Reichm<strong>an</strong>n (12), Clara Peterlik (12), Rosa Fuchs (12)<br />

Tierversuche<br />

In der EU sterben jährlich etwa 300.000<br />

Versuchstiere einen sinnlosen Tod. Seit<br />

1999 gibt es in Österreich ein Verbot der<br />

Tierversuche für Kosmetika. Auch wir<br />

sind gegen Tierversuche , weil wir finden,<br />

dass es nicht notwendig ist Tiere für die Schönheit<br />

zu quälen. Es gibt auch Alternativen, beispielsweise<br />

Zellkulturen und Computermodelle,<br />

die stattdessen verwendet werden können. Was<br />

du tun k<strong>an</strong>nst? Es gibt eine Internetseite:<br />

www.marktcheck.at – eine Produktdatenb<strong>an</strong>k,<br />

die Produkte im Bezug auf Tierschutz bewertet<br />

und darauf achtet, tierversuchsfreie Produkte zu<br />

präsentieren.<br />

Veronika Schober (12), Barbara Binder (12)<br />

Burschen und Mädchen<br />

Mädchen haben genau die gleichen<br />

Rechte wie Burschen und sind genauso<br />

gescheit wie Burschen. Burschen glauben<br />

immer, dass sie gescheiter sind,<br />

doch es stimmt nicht.<br />

Wir haben für euch ein paar Burschen und<br />

Mädchen gefragt, was sie davon halten, dass<br />

nur Burschen klug sind: Die Männer meinten,<br />

Frauen sind genauso gescheit wie Männer. Ein<br />

junger M<strong>an</strong>n f<strong>an</strong>d, dass es scheiße ist, wenn<br />

Männer Frauen schlagen. Der Zweite hat ge<strong>an</strong>twortet,<br />

er weiß nicht, wie er Gleichberechtigung<br />

und Gewalt <strong>an</strong> Frauen findet und er würde seiner<br />

Freundin eine Ohrfeige geben, sie aber nicht<br />

schlagen. Der Dritte meinte: Es spricht sich herum,<br />

dass Frauen <strong>an</strong>geblich nicht Auto fahren<br />

können, dass das m<strong>an</strong>chmal stimmt und dass er<br />

es nicht beurteilen k<strong>an</strong>n.<br />

Eine Frau sagte, sie würde ihren Freund <strong>an</strong>zeigen,<br />

wenn er sie schlägt. Die zweite Frau <strong>an</strong>twortete,<br />

für sie ist es nicht verständlich, dass<br />

Männer <strong>an</strong>geblich gescheiter und besser als<br />

Frauen sind. Frauen sind nämlich genauso gut<br />

wie Männer.<br />

T<strong>an</strong>ja Rippel (11), Lisa Zivsa (13), Lisa Gross (13), Julia Stary (13)<br />

Vergessen wir den Krieg?<br />

Viele Menschen finden es schrecklich,<br />

dass in den USA jem<strong>an</strong>d Amok gelaufen<br />

ist. Ich frage Sie, ist es nicht so, dass in<br />

Kriegsgebieten jeden Tag viel mehr<br />

Menschen sterben als die „paar“ bei einem<br />

Amokläufer oder bei einem Mord?<br />

In der Schule, im Fernsehen und in der Zeitung<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> fast täglich schreckliche Bilder<br />

finden und schlimme Neuigkeiten über Kriegsgebiete<br />

hören. Doch ein Mensch verliert leicht<br />

das Interesse <strong>an</strong> einer Sache, wenn diese ihm<br />

täglich präsentiert wird.<br />

Ich will mit diesem Artikel nicht behaupten,<br />

dass Vergewaltigungen, Amoklauf und was es<br />

sonst noch für schreckliche Dinge auf der Welt<br />

gibt, nicht schlimm sind. Ich will den LeserInnen<br />

nur näher bringen, dass es, grob ausgedrückt, eigentlich<br />

unfair ist, dass für die Menschen die<br />

von einem Amokläufer getötet wurden Schweigeminuten<br />

gehalten werden, aber nicht für die<br />

Menschen, die im Krieg sterben.<br />

Ich würde mir wünschen, dass die Menschen<br />

nicht nur für die, die durch die H<strong>an</strong>d von<br />

Amokläufern oder Mördern sterben, beten,<br />

sondern dass noch mehr Menschen <strong>an</strong> die<br />

Menschen im Krieg denken und etwas ändern<br />

wollen.<br />

Viele von Ihnen denken sich sicher, nicht<br />

nur der Ged<strong>an</strong>ke zählt, ich will Ihnen aber sagen:<br />

Das stimmt nicht! Und wenn sie sich „nur“<br />

über diesen Artikel unterhalten, es hilft allein<br />

das!<br />

Stef<strong>an</strong>ie Rischer (14)<br />

töchter tag<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


wissenschaft forum<br />

G rafik aus einer Informatik-Lehrver<strong>an</strong>staltungsunterlage<br />

1 Das Forschungsprojekt wurde von<br />

Doris Allhutter, Sara John und Edeltraud<br />

H<strong>an</strong>appi-Egger in der Abteilung<br />

Gender <strong>an</strong>d Diversity in<br />

Org<strong>an</strong>izations der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien durchgeführt.<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Der durchschnittliche User<br />

Wie kommt Geschlecht in technologische Artefakte? Mit der Ausblendung sozialer<br />

Dimensionen in der Informatik und Geschlechterkonstruktionen in der Software-<br />

Entwicklung beschäftigte sich das Forschungsprojekt „Gendered Software Design”. 1<br />

Von Doris Allhutter<br />

Feministische Technikforschung<br />

setzt sich mit der<br />

Ko-Konstruktion von Technologie<br />

und Geschlecht ausein<strong>an</strong>der.<br />

Technik wird in diesem Ansatz<br />

als sozial geformt und damit auch<br />

vergeschlechtlicht verst<strong>an</strong>den. Sie dient<br />

darüber hinaus als bedeutendes Moment<br />

in der Konstruktion dessen, was<br />

gesellschaftlich als „weiblich“ und<br />

„männlich“ verst<strong>an</strong>den wird und trägt<br />

damit zur (Re-)Produktion von Geschlechterverhältnissen<br />

wesentlich bei.<br />

Im Gegensatz dazu verstehen die<br />

Technikwissenschaften ihre Theorien,<br />

Methoden und praktischen Anwendungsfelder<br />

weiterhin großteils als objektiv<br />

und neutral. In diesem positivistischen<br />

Wissenschaftsverständnis gilt<br />

Technikentwicklung als logisches und<br />

rationales Verfahren, das gesellschaftlichen<br />

Fortschritt intendiert.<br />

Ein Verständnis von technologischen<br />

Artefakten als sozial verh<strong>an</strong>delte<br />

Konstruktionen erfordert allerdings<br />

eine tiefer gehende Infragestellung<br />

zentraler Paradigmen des technologischen<br />

Entwicklungsprozesses und auch<br />

des ihm zugrunde liegenden Qualitätsbegriffs.<br />

Software-Qualität und Geschlecht? Traditionelle<br />

Definitionen von Software Qualität<br />

sind vorr<strong>an</strong>gig auf die technische<br />

Machbarkeit ausgerichtet und orientieren<br />

sich <strong>an</strong> technikzentrierten Qualitätsst<strong>an</strong>dards<br />

wie Funktionalität, Effizienz,<br />

Usability und Fehlerfreiheit. Soziale<br />

Dimensionen, wie etwa vergeschlechtlichte<br />

Annahmen über zukünftige<br />

UserInnen, ihre Anforderung und<br />

technischen Kompetenzen, die in die<br />

Software Entwicklung einfließen und<br />

sich in technologischen Artefakten materialisieren,<br />

werden dabei ausgeblendet.<br />

„Gendered Software Design“ widmet<br />

sich den geschlechterrelev<strong>an</strong>ten<br />

Aspekten in Software Engineering Prozessen<br />

und dem ihnen zugrunde lie-<br />

genden Qualitätsverständnis. Im Rahmen<br />

des Projekts wurden Fallstudien<br />

mit Software-Entwicklungsteams<br />

durchgeführt, die zeigen, durch welche<br />

impliziten Mech<strong>an</strong>ismen unbewusste<br />

Annahmen der EntwicklerInnen und soziale<br />

Geschlechterkonstruktionen in<br />

Entwicklungsprozessen immer wieder<br />

reproduziert werden. Als ausschlaggebend<br />

dafür erweist sich weniger das<br />

Geschlecht der EntwicklerInnen selber,<br />

sondern hegemoniale Wahrnehmungsmuster,<br />

die sich Software-EntwicklerInnen<br />

im Rahmen ihrer Ausbildung und<br />

beruflichen Praxis in Form von informationstechnologischen<br />

Theorien und Methoden,<br />

aber auch durch öffentliche<br />

Diskurse und Alltagserfahrungen <strong>an</strong>geeignet<br />

haben.<br />

Theorie und Praxis. Theoretische Modelle<br />

beschreiben Software-Entwicklung als<br />

Prozess, in dem <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einer Anforderungs<strong>an</strong>alyse<br />

technische Spezifikationen<br />

und Modelle erstellt werden. Diese<br />

Fo t o s : Le a S u s e m i c h e l


würden unmittelbar in eine entsprechende<br />

Implementierung münden, deren<br />

„Qualität“ noch dazu als objektiv<br />

messbar gilt. In der Praxis aktivieren<br />

EntwicklerInnen jedoch perm<strong>an</strong>ent unbewusste<br />

Vor<strong>an</strong>nahmen über UserInnen<br />

und treffen Design-Entscheidungen<br />

auf Basis sozial konstruierter Vorstellungen<br />

über den in einer Software<br />

abgebildeten „Realitätsausschnitt“. So<br />

werden beispielsweise Annahmen über<br />

geschlechtsspezifische Arbeitsteilung<br />

in die Modellierung von Arbeitsabläufen<br />

in Workflow M<strong>an</strong>agement Software<br />

eingeschrieben oder stereotype Annahmen<br />

über die Präferenzen „durchschnittlicher“<br />

Nutzer(!) z. B. in Informationssysteme<br />

oder Computerspiele eingebaut.<br />

Aus den Fallstudien geht hervor,<br />

dass diese als „Gender Scripts“<br />

bezeichneten Annahmen unbewusst in<br />

allen Entwicklungsphasen mitwirken.<br />

EntwicklerInnen versuchen sich den<br />

Präferenzen von UserInnen außerdem<br />

dadurch <strong>an</strong>zunähern, dass sie eigene<br />

Vorlieben oder Kenntnisse als repräsentativ<br />

für jene der zukünftigen UserInnen<br />

verstehen. Auch diese als „I-Methodolgy“<br />

bezeichnete Vorgehensweise<br />

führt zu Ausschließungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

in der Nutzung technologischer Artefakte.<br />

Gender Scripts. Während NutzerInnenbilder<br />

in der Entwicklung tatsächlich eine<br />

große Rolle spielen, zeigten die Fallstudien<br />

mit einem Team aus der Spieleentwicklung<br />

sowie mit EntwicklerInnen<br />

von Suchmaschinen, dass zukünftige<br />

Nutzungskontexte explizit eher entpersonifiziert<br />

beschrieben werden. Entwickelt<br />

wird für den „durchschnittlichen“<br />

User – für „alle“ also, meinen die<br />

EntwicklerInnen. In der Beschreibung<br />

des „normalen“ Users zeigt sich allerdings,<br />

welche UserInnen dieser Norm<br />

eben nicht entsprechen.<br />

In der Spieleentwicklung gilt der<br />

„durchschnittliche“ User etwa als<br />

männlich, heterosexuell, weiß und als<br />

jem<strong>an</strong>d mit dem Mainstream entsprechenden<br />

Unterhaltungspräferenzen.<br />

Obwohl dieses Bild im Entwicklungsprozess<br />

nicht explizit in Form einer Zielgruppenspezifikation<br />

ben<strong>an</strong>nt, sondern<br />

nur implizit mitgedacht wurde, zeigen<br />

sich die Auswirkungen auf unterschiedlichsten<br />

Ebenen. So wurden bei der Modellierung<br />

von Spielecharakteren ge-<br />

schlechtsspezifischeDarstellungskonventionen <strong>an</strong>gelegt, die auf unterschiedlichen<br />

St<strong>an</strong>dards für deren grafischen<br />

„Realismus“ beruhen und die Figuren<br />

als „weiblich“ und als „männlich“<br />

glaubhaft machen sollen. Um eine<br />

Identifikation des Spielers mit dem<br />

männlichen Character zu ermöglichen,<br />

sollte dieser ein normaler Durchschnittstyp<br />

sein. Als Referenzmaterial wurden<br />

daher Fotos eines Schauspielers her<strong>an</strong>gezogen<br />

und darauf abgezielt, den<br />

männlichen Character <strong>an</strong>atomisch korrekt<br />

zu modellieren. Im Gegensatz dazu<br />

wurde als Referenzmaterial für die zentrale<br />

weibliche Figur bereits ein 3D-Character<br />

gewählt. Das Ziel war, den weiblichen<br />

Character „hübsch und sexy“ zu<br />

gestalten, weshalb er bis zu einem gewissen<br />

Grad nicht <strong>an</strong>atomisch korrekt<br />

sein durfte.<br />

Ebenso wurden in den Spielverlauf<br />

gegenderte Narrative eingebaut, über<br />

die in der Wahrnehmung der EntwicklerInnen<br />

offensichtlich soweit gesellschaftliche<br />

Einigkeit herrscht, dass ein<br />

Teil der Spielelogik nur nachvollzogen<br />

werden k<strong>an</strong>n, wenn die Narration im<br />

Spiel entl<strong>an</strong>g traditioneller Geschlechterstereotype<br />

entschlüsselt wird.<br />

Anders als beim „durchschnittlichen“<br />

User wurden spezifische UserInnengruppen<br />

durch „abweichende“<br />

Merkmale wie Geschlecht, Alter und<br />

Nationalität differenziert. Userinnen<br />

wurden dabei schnell über althergebrachte<br />

Geschlechterstereotypien abgewertet,<br />

die sich auf „weibliche” Präferenzen,<br />

Kompetenzen und Interessen<br />

beziehen.<br />

Eine ähnliche Vorg<strong>an</strong>gsweise findet<br />

sich in der Entwicklung von Suchmaschinen,<br />

die Informationen <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von<br />

Klassifikationen abbilden und in Form<br />

von Über-, Unterordnungen oder Vernetzungen<br />

org<strong>an</strong>isieren. Durch die<br />

Struktur der Abfragemöglichkeiten sowie<br />

die Suchprozesse selbst werden als<br />

relev<strong>an</strong>t definierte von als nicht-relev<strong>an</strong>t<br />

definierten Informationen unterschieden.<br />

Zentral sind hier wiederum<br />

die gesellschaftlich geprägten Sichtweisen<br />

der EntwicklerInnen. Für wen soll<br />

ein bestimmtes Suchergebnis relev<strong>an</strong>t<br />

sein? Für „g<strong>an</strong>z normale Durchschnittsbürger“,<br />

so die Antwort, in bestimmten<br />

Fällen aber auch für Migr<strong>an</strong>tInnen,<br />

Frauen oder regional Benachteiligte. Am<br />

Beispiel eines konkreten Informations-<br />

systems definieren die EntwicklerInnen<br />

etwa, was es bedeutet, auch Frauen als<br />

UserInnengruppe mitzudenken:„Wir<br />

könnten doch Kinderbetreuung als Feld<br />

dazu nehmen!“ Rekonstruiert m<strong>an</strong> den<br />

Weg, den die Anforderung nimmt, Frauen<br />

als Userinnen mitzumeinen, zeigt<br />

sich, wie sich die Verknüpfung von Frau<br />

und Kinderbetreuung in der Ordnungslogik<br />

des Informationssystems m<strong>an</strong>ifestiert.<br />

Erst durch das Mitbedenken von<br />

Frauen als UserInnen und die Reproduktion<br />

der Kinderbetreuung als weiblichem<br />

Tätigkeitsbereich, findet diese Information<br />

Eing<strong>an</strong>g in das System. Die hierarchische<br />

Einordnung Kinderbetreuung<br />

als Subkategorie gibt darüber hinaus<br />

Auskunft über die gesellschaftliche Relev<strong>an</strong>z<br />

dieser Information.<br />

„Qualität“ als Machtfrage! Insgesamt zeigt<br />

sich, dass sich EntwicklerInnen bei der<br />

Frage nach Software Qualität nach wie<br />

vor ausschließlich auf technikzentrierte,<br />

„objektive“ St<strong>an</strong>dards beziehen,<br />

während sie darüber hinaus auch implizit<br />

immer wieder betonen, dass<br />

nicht messbare, soziale Aspekte ebenso<br />

zentral sind. Diese werden allerdings<br />

als „subjektive Geschmackssache“<br />

und nicht operationalisierbar begriffen,<br />

da sie aus dem traditionellen<br />

Qualitätsverständnis der Informatik<br />

herausfallen.<br />

Soziale und vergeschlechtlichte<br />

Qualitätsdimensionen werden weitgehend<br />

ausgeblendet und können somit<br />

nicht verh<strong>an</strong>delt werden. Stattdessen<br />

wird unbewusst auf Verfahren zurückgegriffen,<br />

die d<strong>an</strong>n als Einfallstor für<br />

Gender Scripts und soziale Konstruktionen<br />

dienen. Durch I-Methodology und<br />

imaginäre NutzerInnenbilder werden<br />

gesellschaftliche Vorstellungen und<br />

Stereotype unreflektiert in die Software<br />

eingeschrieben. Ihre Materialisierung in<br />

Artefakten reproduziert hierarchische<br />

Gesellschaftsstrukturen.<br />

Um Gender Scripts sichtbar und<br />

hinterfragbar zu machen, ist es notwendig,<br />

bisherige Qualitätskonzepte<br />

um implizite Qualitätsvorstellungen zu<br />

erweitern. Als Projektergebnis erweist<br />

sich eine prozessorientierte Definition<br />

von Software Qualität, welche die<br />

wechselseitige Beeinflussung von technologischen<br />

und sozialen Aspekten<br />

grundsätzlich einbezieht, als zielführend.<br />

❚<br />

forum wissenschaft<br />

Vgl. Allhutter/H<strong>an</strong>appi-Egger/John<br />

<strong>2007</strong>. Gendered Software Design: Zur<br />

Sichtbarmachung von Gender Scripts<br />

in technologischen Artefakten. Forschungsbericht,<br />

Abteilung Gender<br />

<strong>an</strong>d Diversity in Org<strong>an</strong>izations, WU<br />

Wien.<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Happy, funny, geil und steil<br />

Ist gig<strong>an</strong>tom<strong>an</strong>isch gerade gut genug? Oder hat die Regenbogenparade den Zenit der Eventkultur<br />

schon l<strong>an</strong>ge überschritten? Marty Huber und Helga P<strong>an</strong>kratz sind uneins.<br />

Wir sind wieder soweit, wir sind bereit, den Schlachtruf der Lesbi<strong>an</strong><br />

Avengers auszupacken:„Queer“ verkommt, die Regenbogenparade<br />

hat den Zenit der Eventkultur schon l<strong>an</strong>ge überschritten,<br />

von nun <strong>an</strong> geht es bergab. Wir holen uns die Straße zurück.<br />

In den letzten Jahren war ich nicht die einzige, die über die Kommerzialisierung<br />

der CSDs, der Regenbogenparaden, der Pride Marches lamentierte.<br />

Aber das Blatt wendet sich und das nicht nur bei uns. Wir erinnern<br />

uns: Christopher Street Day beg<strong>an</strong>n mit Riots, mit fünftägigen<br />

Straßenkrawallen, er vereinte Drag Queens, Butches, Schwuchteln, von<br />

der Polizei sekkierte Outlaws. Seitdem ist viel passiert und der Kapitalismus<br />

hat das gemacht, was er immer macht: Er frisst, eignet sich <strong>an</strong>, kommerzialisiert,<br />

sagt: Sol<strong>an</strong>ge ihr nach unserer Pfeife t<strong>an</strong>zt, könnt ihr ruhig<br />

schwul t<strong>an</strong>zen. Wie wenig realpopolitische Konsequenz diese Toler<strong>an</strong>z<br />

mit sich zieht, merken wir sehr gut in der „Werte“gemeinschaft Europäische<br />

Union, wo in Polen Homo-Hatz betrieben werden k<strong>an</strong>n, ohne dass<br />

sich irgendein Popo von den PopolitikerInnen rührt. Dafür habt ihr ja die<br />

Homo-Ehe bekommen und kusch. Das wird auch in Österreich nicht <strong>an</strong>ders<br />

sein. Oder wen rührt da schon die Ermordung von Henriëtte Wiersinga,<br />

einer Tr<strong>an</strong>sfrau am helllichten Tag in den Straßen von Den Haag<br />

Ende März dieses Jahres? Wie es scheint, müssen wir uns nicht nur die<br />

Nacht zurückholen, sondern auch den Tag.<br />

Was nützt uns die Sichtbarkeit am Tag der Regenbogenparade,<br />

wenn es die letzte „politische“ Forderung in Österreich zu sein scheint,<br />

endlich die Fähigkeit zum bürgerlichen Leben <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt zu bekommen,<br />

sprich im Hafen der Ehe zu kentern. Diese „Wir sind g<strong>an</strong>z normal-Mentalität!“<br />

wird mir besonders unerträglich, wenn es die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />

der Parade nicht zu stören scheint, dass auf einem der letzten großen<br />

Trucks zig österreichische Fahnen hängen, mit der Forderung nach „Gleiche<br />

Rechte für alle Österreicher!“ und alle <strong>an</strong>deren sollen draußen bleiben,<br />

oder was? Oder ist das die Bedeutung von „Wir sind g<strong>an</strong>z normal –<br />

Rassisten, Sexisten und Klassisten.“<br />

Was nützt uns die Sichtbarkeit von Softdrinks, Alkoholika und Kosmetika<br />

auf der Parade? Und die Sichtbarkeit von Parteien? Was nützt uns<br />

die Schweigeminute am Morzinplatz, wo es bald ein nichtssagendes<br />

Denkmal für die „queeren“ Opfer des Nationalsozialismus geben soll,<br />

wenn es wieder nicht möglich ist, lesbische und schwule MitläuferInnen<br />

oder die aktive Teilhabe <strong>an</strong> Verbrechen durch schwule Nazis zu benennen.<br />

Suchen wir uns Geschichte aus, wie wir sie gerade brauchen?<br />

Die Parade hat es bisweilen verabsäumt sich selbst zu revolutionieren,<br />

aber wie gesagt:„We recruit!“ ❚<br />

Marty Huber ist Mitarbeiterin von Lila Tipp, Lesbenberatung in der Rosa Lila Villa, Kontakt: lesbenberatung@villa.at<br />

Dass eine Straßenschlacht zwischen Lesben, Schwulen und<br />

Tr<strong>an</strong>sgender auf der einen Seite und der New Yorker Polizei auf<br />

der <strong>an</strong>deren am Anf<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d? Der wütende, sich politisierende<br />

queere Aufst<strong>an</strong>d gegen Unterdrückung und Polizeigewalt vor<br />

nunmehr 38 Jahren? Das merkt m<strong>an</strong>/frau den heutigen Paraden<br />

von NY, SF, Paris, Köln oder Wien g<strong>an</strong>z und gar nicht mehr <strong>an</strong>. Frau könnte<br />

fast meinen, dass etliche der wild geschminkt, schillernd be- beziehungsweise<br />

entkleideten jungen Menschen, die sich auf diesem gig<strong>an</strong>tischen<br />

Volksfest der <strong>an</strong>deren Art austoben, von diesen Anfängen nicht einmal<br />

wissen.<br />

Die Parade, in Wien seit 1996 alljährlich – meist gegen die Fahrtrichtung<br />

– über den Ring ziehend, gleicht, wie ihre Schwestern in den USA,<br />

Australien und <strong>an</strong>deren westeuropäischen Städten, einem großen, schrillen<br />

Faschingsumzug zu Sommerbeginn. Happy, funny, geil und steil. Nicht<br />

kleckern, sondern klotzen; nicht meckern, sondern protzen ist die Devise.<br />

Ein Indiz dafür, dass selbst diese durchaus zum Teil als „entpolitisiert”,<br />

als „kommerzialisiert” zu bezeichnende Form noch eine subversive<br />

Sprengkraft in sich trägt und dass das Ende der (Regenbogen-)Fahnenst<strong>an</strong>ge<br />

europaweit noch längst nicht erreicht ist, ist aber der erbitterte<br />

Widerst<strong>an</strong>d, auf den Lesben und Schwule stoßen, die in ihren Ländern<br />

diese Art der öffentlichen Sichtbarkeit neu einführen wollen: Sei es in Polen,<br />

Russl<strong>an</strong>d, Serbien, Kroatien ...<br />

Es ist eine Errungenschaft, dass die Stadt Wien voll und g<strong>an</strong>z hinter<br />

dieser Ver<strong>an</strong>staltung steht, ja sogar die hinter dem g<strong>an</strong>zen Trubel herfahrende<br />

Müllabfuhr sichtbar mitfeiert. Dass die Polizei tatsächlich ausschließlich<br />

die Funktion der FreundInnen und HelferInnen innehat. Dass<br />

die Straßenbahnen der Stadt regenbogenbeflaggt sind. Das alles wäre<br />

noch vor 15 Jahren in Wien in dieser Weise nicht vorstellbar gewesen:<br />

Nicht diese (verschwenderische) Pracht, diese selbstbewusste Selbstverständlichkeit.<br />

Und vor allem nicht: die massenhafte Beteiligung. Hier vor<br />

allem liegt der Knackpunkt, warum ich unbedingt für die Regenbogen<br />

Parade in dieser gig<strong>an</strong>tom<strong>an</strong>ischen Dimension bin: Das Auftreten als<br />

Masse in der Öffentlichkeit. Von Pass<strong>an</strong>tInnen, TouristInnen, heterosexuellen<br />

Familien freundlich bestaunt, welche die Straße säumen oder sogar<br />

das Abschlusskonzert besuchen.<br />

W<strong>an</strong>n, wie und wo sonst wäre es denn möglich, dass eine Minderheitengruppe<br />

(ca. zehn Prozent der Bevölkerung) sich selbst und den<br />

Mitmenschen so deutlich sichtbar vor Augen führt, was wir vor ca.<br />

dreißig Jahren in einem Slog<strong>an</strong> ausgedrückt haben, der lautete:„Wir sind<br />

Lesben. Wir sind viele. Gemeinsam sind wir unwiderstehlich“! ❚<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz, seit 26 Jahren in der HOSI Wien aktiv, www.hosiwien.at<br />

Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.


© id:dev identity development<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abonnieren! www.<strong>an</strong>schlaege.at


<strong>an</strong>. zeigen<br />

suche<br />

Laptop gesucht!<br />

Suche gebrauchten, funktionstüchtigen<br />

Laptop, g<strong>an</strong>z günstig.<br />

a9103874@unet.univie.ac.at<br />

H<strong>an</strong>dverkäuferinnen gesucht!<br />

Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> suchen<br />

H<strong>an</strong>dverkäuferinnen.<br />

1,50 Euro pro verkauftem Heft!<br />

redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Wohnung gesucht!<br />

Ab Juli/August 07, Größe egal, max.<br />

300,- Miete (inkl BK). Kein<br />

Erdgeschoß.<br />

Kontakt: ayksas@hotmail.com<br />

Verkaufe Couch!<br />

Verkaufe Rolf Benz-Couch, dunkelgraues<br />

Alc<strong>an</strong>tara-Leder, weich, Foto<br />

auf Anfrage.<br />

a9103874@unet.univie.ac.at<br />

Klein<strong>an</strong>zeigen gratis für alle Frauen!<br />

Chiffre E 3,50<br />

Absenderin<br />

Telefon Datum, Unterschrift<br />

26 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

biete<br />

Berge/W<strong>an</strong>dern/Ferien:<br />

Sonnige, komfortable Blockhütte<br />

mit Terasse (Kü/Bad/Strom/<br />

Kachelofen) und zauberhaften<br />

Blick in die Hohen Tauern/<br />

Oberpinzgau, für 1-2 Personen zu<br />

vermieten.(55 Euro pro Tag)<br />

Tel: 01/9112328 oder 0664/4957836<br />

Übernachtung(en) für eure<br />

Referentinnen, Freundinnen,<br />

Gästinnen im kleinen feinen<br />

Frauenapartment im Jahrhundertwendehaus<br />

(Zimmer, Küche,<br />

Du,Wc), Nähe Schönbrunn!<br />

Preise: 35,- Euro für eine Frau oder<br />

55,- Euro für zwei Frauen pro Tag<br />

Kontakt unter Tel. 01/9112328 oder<br />

0664-4957836<br />

A utonome österr.<br />

Frauennotrufe<br />

Beratung für Frauen & Mädchen<br />

mit sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Wien 01/523 22 22<br />

Graz 0316/31 80 77<br />

Innsbruck 0512/57 44 16<br />

Linz 0732/60 22 00<br />

Salzburg 0662/88 11 00<br />

Bitte <strong>an</strong> : <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>, Untere Weißgerberstr.41, A-1030 Wien<br />

FRAUENHOTEL artemisia BERLIN<br />

Zimmer zum Wohlfühlen in Citylage. Ab 39,- Euro.<br />

Br<strong>an</strong>denburgische Str. 18, 10707 Berlin, T 0049 30 8738905<br />

artemisia@frauenhotel-berlin.de<br />

www.frauenhotel-berlin.de


frauen.studie<br />

Alles beim Alten<br />

Die niederösterreichische L<strong>an</strong>desrätin Joh<strong>an</strong>na Mikl-Leitner präsentierte<br />

die Eckdaten der Frauenstudie <strong>2007</strong> – „Was Frauen wirklich wollen!“. In<br />

dieser Studie wurden 700 Frauen im Alter von 19 bis 65 Jahren befragt.<br />

Ziel war es, Wünsche und Bedürfnisse von Frauen zu erforschen, um so<br />

Maßnahmen und Initiativen für mehr Ch<strong>an</strong>cengleichheit setzen zu können.<br />

Die vorgelegten Ergebnisse bringen nichts Neues: Frauen verdienen<br />

weniger als Männer, Frauen sind weit öfter teilzeitbeschäftigt (43 Prozent,<br />

bei den Männern sind es zehn Prozent), Frauen wählen großteils<br />

Dienstleistungsberufe. Und nach wie vor liegt die Reproduktionsarbeit<br />

in weiblicher H<strong>an</strong>d: Achtzig Prozent der Frauen sind für unbezahlte<br />

Hausarbeit zuständig, Frauen übernehmen zu 75 Prozent die Kinderbetreuung.<br />

Ob diese Ergebnisse nun wirklich für eine Verbesserung der Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

sorgen werden, bleibt abzuwarten. be<br />

salzburg<br />

Abseits der Mozartkugel<br />

Um ein paar Klischees zu bedienen und gleich wieder zu verwerfen: Die<br />

Stadt Salzburg hat mehr zu bieten als Mozartkugeln, Schloss Mirabell<br />

oder den Jederm<strong>an</strong>n. Die „Internationale Pädagogische Werktagung<br />

Salzburg“ zum Beispiel. Das heurige Thema vom 16.-20. Juli lautet „Sprache<br />

leben. Kommunizieren & Verstehen“. Ein Blick auf das Programm<br />

verheißt eine Vielzahl <strong>an</strong> inspirierenden Arbeitskreisen und Workshops,<br />

beispielsweise jenen der P<strong>an</strong>tomimin Sabine Wallner „Eine Geste sagt<br />

mehr als 1000 Worte“ oder einen von Ute Lauterbach, ihres Zeichens<br />

Glücks- und Schicksalsforscherin, Philosophin und Autorin mit dem Titel<br />

„Anders sprechen – <strong>an</strong>ders sein“. D<strong>an</strong>eben findet eine Reihe von Vorträgen<br />

statt. So widmet sich unter <strong>an</strong>derem Sabine Weinert, Universitätsprofessorin<br />

für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie, der Frage<br />

„Wie Sprache das Wissen und Denken beeinflusst“.<br />

Die Vielfalt von Themen und ReferentInnen (AutorInnen, ErziehungswissenschafterInnen,<br />

PsychotherapeutInnen, SprachwissenschafterInnen,<br />

HorterzieherInnen …) bildet die Basis einer <strong>an</strong>sprechenden –<br />

im wahrsten Sinn des Wortes – Ver<strong>an</strong>staltungsreihe; auch für Nicht-<br />

PädagogInnen. Übrigens: Die übersichtlich gestaltete Homepage bietet<br />

einen Fundus <strong>an</strong> interess<strong>an</strong>ten (Ton-)Dokumenten. PÖ<br />

Internationale Pädagogische Werktagung Salzburg, 5061 Elsbethen, Raiffeisenstraße 2, T. 0662/8047-7511, Fax: 0662/8047-<br />

7519, Die Tagungskarte für alle Vorträge, einen Arbeitskreis und den Tagungsb<strong>an</strong>d kostet 170,- Euro . Die Arbeitskreiskarte ohne<br />

Vorträge und ohne Tagungsb<strong>an</strong>d kostet 130,- Euro .<br />

E-mail: pwt@bildung.kirchen.net, www.pwt.kirchen.net<br />

prekär<br />

Generation Praktikum<br />

Die Internet-Plattform generation-praktikum.at liefert mit einer Umfrage<br />

unter 400 Studierenden und AkademikerInnen erstmals Daten und<br />

Fakten zur Situation von Praktik<strong>an</strong>tInnen in Österreich. Ebenso auffallendes<br />

wie trauriges Ergebnis der Umfrage:„Frauen sind häufiger Praktik<strong>an</strong>tinnen<br />

und weisen auch eine höhere Anzahl <strong>an</strong> Praktika auf“, sagt<br />

Julia Uhlik von generation-praktikum.at. Viele Unternehmen sehen Prak-<br />

<strong>an</strong>.riss arbeit<br />

tik<strong>an</strong>tInnen bewusst als billige und trotzdem hochmotivierte Arbeitskräfte,<br />

die in der Hoffnung auf einen fixen Job bis zu vierzig Stunden die<br />

Woche arbeiten. Hauptbetroffene der Situation sind HochschulabsolventInnen,<br />

denen „die geringe Wertschätzung und das Gefühl der Ausbeutung<br />

besonders zu schaffen macht“, so Uhlik. Ein guter Rat zum<br />

Schluss: es wird empfohlen, nicht zu viele Praktika <strong>an</strong>zusammeln. Eine<br />

gute Alternative sind AMS-Arbeitstrainings. Sie sind auf drei Monate beschränkt,<br />

das AMS übernimmt die Deckung des Lebensunterhaltes und<br />

frau ist sozial-, kr<strong>an</strong>ken- und pensionsversichert. pix<br />

www.generation-praktikum.at<br />

A d a Pe l l e r t<br />

uni.politik<br />

Wo bleiben die Rektorinnen?<br />

Erst in der letzten <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Nummer haben wir berichtet, dass auf der<br />

Akademie der bildenden Künste (Wien) die erstgereihte Clémentine Deliss<br />

nicht zur Rektorin gewählt wurde; nun passiert das Gleiche <strong>an</strong> der<br />

Donau-Universität Krems (DUK) und <strong>an</strong> der Wiener Universität für Bodenkultur<br />

(BOKU): An der DUK war im Dreier-Vorschlag des Senats die<br />

amtierende Vizerektorin Ada Pellert nicht enthalten, obwohl sie alle Kriterien<br />

der Ausschreibung erfüllt hatte. Als Rektor wurde stattdessen der<br />

deutsche Burschenschafter Heinrich Kern gewählt. Eine Gruppe von<br />

ProfessorInnen der DUK ist empört und fordert in einem offenen Brief<br />

eine Neuwahl des Senats sowie eine Neuerstellung des Dreier-Vorschlags.<br />

Ähnliches <strong>an</strong> der BOKU, hier war Ingela Bruner die Erstgereihte im<br />

Dreiervorschlag des Senats. Der Universitätsrat der BOKU jedoch will sie<br />

nicht zur Rektorin machen – er bevorzugt den amtierenden Rektor Hubert<br />

Dürrstein, der nicht einmal im Dreier-Vorschlag aufgeschienen ist.<br />

Frauenministerin Doris Bures spricht von einer „Sch<strong>an</strong>de“ und fordert<br />

Konsequenzen.<br />

In Österreich gibt es <strong>an</strong> den Universitäten keine einzige Rektorin,<br />

und auch bei den ProfessorInnen ist Österreich EU-weit unter den<br />

Schlusslichtern: Obwohl bei den StudienabgängerInnen Frauen klar vorne<br />

liegen, sind von insgesamt 1.304 ProfessorInnen nur 142 Frauen. be<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


Fo t o s : A rc h i v<br />

küchen hilfe<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Aschenbrödel<br />

Kürzlich brauchte ich Geld und zwar sofort. Zufällig traf es sich, dass einem Promi-Wirt<br />

zwei Tage vor der Eröffnung die Küchenhilfe abh<strong>an</strong>den gekommen war. Also arbeitete<br />

ich, Wallraff wider Willen sozusagen, eine Woche im härtesten Job meines Lebens.<br />

Von Katharina Nagele<br />

Eine Gastronomie-Küche ist<br />

eine durchorg<strong>an</strong>isierte Minifabrik<br />

und Köche wie Hilfskräfte<br />

verrichten Fließb<strong>an</strong>darbeit.<br />

Steht erst einmal die Speisekarte<br />

fest, gleicht das Kochen in einer<br />

solchen Küche in nichts dem alchimistischen<br />

Vorg<strong>an</strong>g, der in privaten<br />

Küchen stattfindet. Jeder H<strong>an</strong>dgriff ist<br />

auf höchste Effizienz ausgerichtet. Gearbeitet<br />

wird im unerbittlichen Takt, in<br />

dem die Bonmaschine eine Bestellung<br />

nach der <strong>an</strong>deren ausspuckt und bei jedem<br />

neuen Bon enervierend piept. Mit<br />

rotem Kopf ruft der Küchenchef die Bestellung<br />

so laut aus, dass es die g<strong>an</strong>ze<br />

Küche hört. Leichte P<strong>an</strong>ik steigt auf. Ein<br />

Tisch mit zehn Personen, Vorspeise<br />

Hauptspeise, Beilagen, Nachtisch;<br />

„Piep“, der nächste Bon:„Zwei Salat, eine<br />

Suppe, ein Clubs<strong>an</strong>dwich als Vorspeise!<br />

D<strong>an</strong>n: Zwei Filet Mignon, einmal<br />

…“ Und wieder „Piep“, ohne Unterlass.<br />

Von 9.00 Uhr früh bis Küchenschluss<br />

um 22.00 Uhr scheint alle Welt<br />

pausenlos zu essen.<br />

Die Hektik. Jetzt gilt es, alles liegen und<br />

stehen zu lassen, das Gemüse wird<br />

später geschnitten, die Berge <strong>an</strong><br />

schmutzigem Geschirr müssen einstweilen<br />

stehen bleiben. Die Küchenhilfe<br />

arbeitet dem Koch zu, bereitet die Beilagen<br />

und richtet die Essen <strong>an</strong>. Genau<br />

genommen hat sie die Letztver<strong>an</strong>twortung,<br />

denn der Koch k<strong>an</strong>n sich um<br />

nichts <strong>an</strong>deres kümmern, als dass das<br />

Steak punktgenau medium ist. Mehrere<br />

Gerichte stehen auf der Karte, die die<br />

KellnerInnen nicht ohne weiteres unterscheiden<br />

können, also richtet die<br />

Küchenhilfe für jedes Gericht als Kennung<br />

eine <strong>an</strong>dere Salatgarnitur <strong>an</strong>. In<br />

Spitzenzeiten kommt es vor, dass das<br />

Geschirr knapp ist. Die Küchenhilfe<br />

muss jede Sekunde dazwischen abwaschen.<br />

Wenn <strong>an</strong> bis zu fünf Bestellungen<br />

gleichzeitig gekocht wird, während<br />

bereits fünf weitere Bestellungen warten,<br />

wobei darauf zu achten ist, dass<br />

die Beilagen gleichzeitig mit der<br />

Hauptspeise, beides zusammen nicht<br />

früher als die Vorspeise fertig wird und<br />

die KellnerInnen die Speisen auch<br />

rechtzeitig servieren, d<strong>an</strong>n werden von<br />

allen logistische Spitzenleistungen erbracht.<br />

Die Menschen. Küchenhilfen brauchen eine<br />

schnelle Auffassungsgabe, Org<strong>an</strong>i-<br />

sationstalent, Kraft, Ausdauer und<br />

Schnelligkeit. Es mag <strong>an</strong> der unglücklichen<br />

Formulierung der Anfrage gelegen<br />

haben, jedenfalls teilt mir Robert<br />

Maggale von der Gewerkschaft Hotel,<br />

Gastgewerbe, Persönlicher Dienst<br />

(früher HGPD, jetzt fusioniert mit den<br />

Eisenbahnern und der Gewerkschaft<br />

H<strong>an</strong>del und Tr<strong>an</strong>sport zu VIDA) mit „Es<br />

gibt kein Berufsbild Küchenhilfe.“ Damit<br />

ist gemeint, dass Küchenhilfen ungelernte<br />

Hilfskräfte sind – trotz dieser<br />

Anforderungen. Es gibt auch keine Zahlen<br />

darüber, wie viel Küchenhilfen bei<br />

der Gewerkschaft sind. Robert Maggale:„Es<br />

geht uns um den Menschen<br />

selbst, wir schauen nicht auf den Beruf.<br />

Entweder die Leute eines Betriebs treten<br />

bei oder eben nicht.“ Auf die Frage,<br />

wie die Gewerkschaft denn die Leute<br />

<strong>an</strong>spricht, kommt d<strong>an</strong>n doch:„Wir gehen<br />

halt in die Betriebe und machen<br />

Informationsver<strong>an</strong>staltungen.“ Etwa 70<br />

Prozent aller Küchenhilfen sind weiblich,<br />

sicher siebzig bis achtzig Prozent<br />

sind Migr<strong>an</strong>tInnen.<br />

Kollegin Lena kommt aus Rumänien,<br />

hat eigentlich Näherin gelernt, in<br />

Österreich ein schlecht bezahltes, aussterbendes<br />

Gewerbe. Für die besseren


Boutiquen konnte sie zu wenig<br />

Deutsch, um mit den Kundinnen, für<br />

die sie die Kleidung ändern sollte, zu<br />

sprechen. Also arbeitete sie als Putzfrau,<br />

d<strong>an</strong>n als Erntehelferin in den Wiener<br />

Weinbergen, schließlich hinter der<br />

Sch<strong>an</strong>k eines Heurigen und d<strong>an</strong>n in der<br />

Küche. Generell ein Problem im Gastgewerbe<br />

ist die Schwarzarbeit, aber für<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen ohne Arbeitsbewilligung<br />

ist sie oft die einzige Möglichkeit, ihren<br />

Lebensunterhalt zu verdienen. Daher<br />

schwächen die seit 2006 verschärften<br />

Bestimmungen des Fremdenrechts die<br />

Verh<strong>an</strong>dlungsposition der Gewerkschaft<br />

zusätzlich. Entsprechend mager<br />

ist der Kollektivlohn von 1095,- Euro<br />

monatlich.<br />

Der Lohn. „Wenn ich nur den Kollektivlohn<br />

bekomme, bleibe ich nicht.<br />

Hackelst den g<strong>an</strong>zen Tag wie ein Viech<br />

und kriegst einen Scheißdreck dafür.<br />

Ich bekomme sofort was <strong>an</strong>deres. Ich<br />

kenn’ mich aus in der Küch’“, sagt Kollegin<br />

Lena. Nach wochenl<strong>an</strong>ger Vorbereitungszeit<br />

wird erst einen Tag nach der<br />

Eröffnung über die Bezahlung gesprochen.<br />

Als ich <strong>an</strong> diesem Tag nach Hause<br />

gehe, weine ich: Bei 5,- Euro pro Stunde<br />

habe ich am Eröffnungstag 16 Stunden<br />

ohne Pause für nur 80,- Euro gearbeitet.<br />

Nur wer die tiefe Erschöpfung nach<br />

einer solchen Arbeit gespürt hat, versteht,<br />

welche Demütigung eine solche<br />

Bezahlung ist.<br />

Am nächsten Tag wird wütend in<br />

der Küche getuschelt: Wir sollten beim<br />

Abendgeschäft, wenn eine hungrige<br />

Meute das Lokal stürmt, die Arbeit hinschmeißen<br />

und ultimativ mehr Geld<br />

verl<strong>an</strong>gen. Aber es bleibt beim Sturm<br />

im Wasserglas: Die zweite Köchin bekäme<br />

nur 300,- Euro Notst<strong>an</strong>dshilfe, weil<br />

sie bei ihrer vorigen Stelle nicht für die<br />

gesamte geleistete Wochenarbeitszeit<br />

<strong>an</strong>gemeldet war, ich brauche, wie erwähnt,<br />

sofort Geld und auch Lena<br />

sucht sich einfach etwas <strong>an</strong>deres. Es<br />

zahlt sich nicht aus zu bleiben und zu<br />

kämpfen. Stattdessen träumen wir lieber<br />

vom Lottogewinn. Die Köchin würde<br />

sich ein Jahr Schönheitsfarm gönnen<br />

um abzunehmen. In der Küche ist<br />

nie Zeit zu Essen und so nascht sie immer<br />

nur zwischendurch Frittiertes, das<br />

geht schnell. Lena würde ein eigenes<br />

Lokal eröffnen:„Das ist mein Traum.<br />

Oder eigentlich der meines M<strong>an</strong>n. Er ist<br />

gelernter Koch.“<br />

Bildung statt Kampf. Auch Gewerkschafter<br />

Robert Maggale sieht Streik als das<br />

letzte Mittel. Zuerst werden juristische<br />

Maßnahmen ergriffen, wird das Gespräch<br />

gesucht. Er weiß um die Probleme<br />

speziell der Migr<strong>an</strong>tInnen, kommt<br />

selbst aus einem Betrieb mit KollegInnen<br />

aus 27 Nationen. Dem hohen Anteil<br />

<strong>an</strong> Frauen und Migr<strong>an</strong>tInnen wird<br />

mit Deutschkursen Rechnung getragen,<br />

die durch Kooperation mit der Arbeiterkammer<br />

sehr günstig bis gratis<br />

sind, sowie mit Hilfe bei der Kinderbetreuung.<br />

Es wird auf Weiterbildung gesetzt,<br />

damit speziell Migr<strong>an</strong>tInnen aus<br />

dem HilfsarbeiterInnenbereich herauskommen,<br />

einen Lehrabschluss nachholen<br />

und so bessere Bezahlung einfordern<br />

können.<br />

Maggale ist stolz darauf, dass bis<br />

jetzt niem<strong>an</strong>d durchgefallen und 60<br />

Prozent die Lehrabschlussprüfung sogar<br />

mit Auszeichnung best<strong>an</strong>den haben.<br />

Durch die gastgewerbetypischen<br />

Arbeitszeiten k<strong>an</strong>n das Kurs<strong>an</strong>gebot<br />

allerdings nur von einem Teil der Beschäftigten<br />

genutzt werden. Wochen-<br />

endzu<strong>schläge</strong> gibt es keine. Immerhin<br />

fallen weibliche Küchenhilfen unter<br />

die Schwerarbeiterregelung. Die<br />

männlichen Kollegen hingegen erreichen<br />

nicht den geforderten Kalorienumsatz.<br />

Das Ende. Nachdem Anna, die dritte<br />

Küchenhilfe, sich kr<strong>an</strong>k gemeldet hat,<br />

bleiben nur mehr zwei Küchenhilfen<br />

und der Besitzer bietet nun doch 6,-<br />

Euro pro Stunde.<br />

Anna hatte so schwere Rückenschmerzen,<br />

dass sie nicht aus dem Bett<br />

aufstehen konnte. Die frühere Hausbesorgerin<br />

ist arbeitslos, mit der Küchenarbeit<br />

wollte sie sich etwas zu der<br />

Arbeitslosenunterstützung unter der<br />

Armutsgrenze dazuverdienen. Aber die<br />

Jahre körperlicher Arbeit sind eben<br />

nicht spurlos <strong>an</strong> ihr vorüber geg<strong>an</strong>gen.<br />

Sie bekommt am nächsten Tag drei<br />

Spritzen verpasst und der Orthopäde<br />

teilt ihr mit, dass sie gelähmt wird,<br />

wenn sie noch einmal so eine schwere<br />

Arbeit verrichtet.<br />

Kr<strong>an</strong>kheiten des Stützapparates<br />

sind im Gastgewerbe vorprogrammiert.<br />

Küchenhilfen arbeiten dazu<br />

noch viel mit Wasser und aggressiven<br />

Putzmitteln. So leiden viele unter Hautkr<strong>an</strong>kheiten.<br />

Lenas Hände sind unnatürlich<br />

breit, geschwollen und rot.<br />

Meine Hände pochen oder fühlen sich<br />

taub <strong>an</strong>. Von den Schnittwunden und<br />

Br<strong>an</strong>dblasen, von denen ich mir am ersten<br />

Tag gleich zwei zugezogen habe,<br />

g<strong>an</strong>z zu schweigen. Wenn ich nachts<br />

heimfahre, rieche ich wie w<strong>an</strong>delnde<br />

Pommes Frittes. Duschen gibt es keine.<br />

Aber Kollegin Lena meint:„Wenn einer<br />

auf der Baustelle arbeitet, k<strong>an</strong>n er sich<br />

auch nicht immer duschen, bevor er<br />

heimfährt.“ ❚<br />

hilfe küchen<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur <strong>an</strong>.riss<br />

film.museum<br />

Diven versus subversive Backfische<br />

Vom 8. bis 24. <strong>Juni</strong> huldigt das Filmmuseum den Komikerinnen und<br />

Diven im Kino der 1910er Jahre. Claudia Preschl und Katja Wiederspahn<br />

kuratieren das vierzig Filme sowie Workshops und Vorträge<br />

umfassende Programm.<br />

Die Filme der 1910er Jahre erzählen Alltagsgeschichten mit großem<br />

und oft grotesk-komischem Körpereinsatz. Verrenkungen, Ausbrüche,<br />

Attacken, Zerstörungswut: Auch den Schauspielerinnen war Körper-<br />

Slapstick und körperliche Un<strong>an</strong>gepasstheit gestattet. Als rebellische<br />

und subversive Backfische führen Asta Nielsen, Ossi Oswalda und<br />

Dorrit Weixler im deutschen Film dieser Epoche weibliche Lebensrealitäten<br />

ungeschönt vor.<br />

Der Ausdruck der italienischen Diven dieser Zeit war artifizieller und<br />

zurückhaltender. Aber auch Lydia Borelli, Fr<strong>an</strong>cesca Bertini, Pina Menichelli<br />

wurde genug Raum gegeben, um mit Mimik und Gestik „unvergessliche<br />

Bilder von erotischer Entfesselung und Ekstase“ zu schaffen.<br />

miri<br />

8. bis 24. <strong>Juni</strong>, Lachende Körper Exzentrische Gesten, Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstr. 1, T. 01/ 533 70 54,<br />

www.filmmuseum.at<br />

t<strong>an</strong>z<br />

Verklärte Nacht<br />

Die belgische Choreographin Anne Teresa De Keersmaeker schaffte<br />

1983 mit der von ihr gegründeten T<strong>an</strong>zcompagnie Rosas sofort mit<br />

der ersten gemeinsamen Produktion „Rosas d<strong>an</strong>st Rosas“ den internationalen<br />

Durchbruch. Im Laufe der Jahre setzte sie immer wieder neue<br />

Maßstäbe im zeitgenössischen T<strong>an</strong>z. Mit ihr beehrt eine der international<br />

bedeutendsten Choreographinnen der jüngeren Generation<br />

heuer die Wiener Festwochen, die Produktion „Nacht“ entst<strong>an</strong>d in Koproduktion<br />

mit ImPulsT<strong>an</strong>z.<br />

In „Nacht“ kombiniert Anne Teresa De Keersmaeker drei Werke ihres<br />

Repertoires. Mit den Choreographien zu Béla Bartóks „Streichquartett<br />

Nr.4“, Ludwig v<strong>an</strong> Beethovens „Große Fuge“ und Arnold Schönbergs<br />

„Verklärte Nacht“ bringt sie drei außergewöhnliche Dialoge zwischen<br />

T<strong>an</strong>z und Musik auf die Bühne. Wieder einmal sind die Hauptthemen<br />

in der musikalisch-tänzerischen Inszenierung Beziehungen<br />

und vor allem Missverständnisse zwischen Frauen und Männern unterschiedlichen<br />

Alters und sozialer Herkunft. miri<br />

13. + 15. + 16. <strong>Juni</strong>, 20.00, Theater <strong>an</strong> der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien www.impulst<strong>an</strong>z.com<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Foto: Filmmuseum, Ernst Lubitsch 1918: „Ich möchte kein M<strong>an</strong>n sein“<br />

t<strong>an</strong>z.lesung<br />

La place du singe<br />

Hassliebe zum Vater. Zur Bourgeoisie, der Klasse des Vaters, mit der und<br />

mit dem sie sich identifiziert. Zerrissenheit zwischen den Klassen, zwischen<br />

Vater und der aus der Mittelschicht stammenden Mutter. Inzucht.<br />

Lesbische Liebe.<br />

Die nackte Sprache der Christine Angot. 1959 ist sie geboren. Hat<br />

die fr<strong>an</strong>zösische Literaturszene ordentlich aufgemischt mit ihren autobiographisch-intimen<br />

Rom<strong>an</strong>en. Bestsellerautorin, uncharm<strong>an</strong>te Talkshow-Teilnehmerin.<br />

Packt ihr Leben aus und knallt es hin. Knallhart.<br />

Unsentimental und berührend. Ihr Text ein T<strong>an</strong>z mit dem Messer zwischen<br />

den Zähnen. Sie ist bewaffnet bis <strong>an</strong> die Zähne und vollkommen<br />

nackt. Ein Messer, immer wieder in die eigene Wunde gestochen. Anklagend.<br />

Vermessen. Frech. Forsch. Draufgängerisch. Die Bestsellerin „L’ Inceste“:<br />

besessener Liebes-Hass-Monolog. Liebe zu einer Frau,„ich war 3<br />

Monate l<strong>an</strong>g lesbisch,“ immer wieder die Flashbacks der Vater-Tochter-<br />

Liebesbeziehung.<br />

„Ich war eifersüchtig auf euch. Ich bin es immer noch.“ Der letzte<br />

Satz in „La Place du Singe“ („Der Platz des Affen“) im T<strong>an</strong>zquartier Wien.<br />

Wirft ihn in den Zuschauerraum, den Satz, der <strong>an</strong> die Halbgeschwister<br />

gerichtet ist, die beim Vater leben durften. Die g<strong>an</strong>z einfach und normal<br />

beim Vater leben durften. Sie musste ihn verführen.<br />

Lebensbewältigung der Lebensvergewaltigung literarisch gewaltig.<br />

Im T<strong>an</strong>zquartier f<strong>an</strong>d Ende April diese großartige Bewältigung statt.<br />

T<strong>an</strong>z und Sprache. Das Duo: Angot liest, knappe körpersprachliche Kommentare.<br />

Die vielfach ausgezeichnete Choreographin und Tänzerin<br />

Mathilde Monnier t<strong>an</strong>zt Angots Text. Der zum Teil wohl auch der ihre<br />

ist. Sie kommt aus tiefster Provinzbourgeoisie. Dort ist sie aus der Reihe<br />

get<strong>an</strong>zt. Mit zurückgehaltener Leidenschaft, auch mit Witz, bewegt sie<br />

sich zu dem bewegenden Text, der vordergründig so nüchtern daher<br />

kommt. Ihr Choreographieren nennt sie „Schreiben.“<br />

Angeklagte Bourgeoisie. Und heimliche Liebe. Wie der Vater. Er ist<br />

jetzt tot, sagt Angot, schade, er würde erfahren, was er ihr bedeutet hat.<br />

Die Mutter sitzt im Publikum, behauptet sie.<br />

Sicher auch einige, die wissen, wovon sie spricht, wenn sie „Bourgeoisie“<br />

sagt. „Für m<strong>an</strong>che ist das Schlüsselwort: Angenehm … Ihre Sehnsucht<br />

war Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, wie sie es verst<strong>an</strong>den. Das<br />

war das Wichtigste. Und mehr war da nicht.“<br />

Und immer wieder „apprécier“ (dt: etwas schätzen, mögen, zu genießen<br />

wissen). Das Bürgertum, das sich die Welt durch den Genuss <strong>an</strong>eignet,<br />

dies schätzt, und immer wieder abschätzt. Die selbstverständliche<br />

Weltvereinnahmung einer Klasse, deren lässige Benotung und Abschätzung.<br />

„Vous avez apprécié?“ fragt eine Besucherin die <strong>an</strong>dere nach der Vorstellung.<br />

MiT<br />

ausstellung<br />

Vergessene Künstlerin<br />

Anlässlich des 50. Todestags von Helene Funke widmet ihr das Linzer<br />

Kunstmuseum Lentos eine Retrospektive. Funke, die als Wegbereiterin der<br />

modernen Malerei in Österreich gilt, wurde 1869 in Chemnitz geboren,<br />

lebte in Paris und d<strong>an</strong>n bis zu ihrem Tod in Wien.Während ihrer Wiener<br />

Zeit engagierte sie sich auch in zahlreichen Künstlerinnengruppen, die


1938 aber großteils aufgelöst wurden. Helene Funke galt als Einzelgängerin,<br />

ihr Leben ist nur lückenhaft dokumentiert, von Forschung<br />

und Kunstmarkt wurde ihr Schaffen erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.<br />

Viele Werke befinden sich heute in Privatsammlungen, da<br />

Museen bisl<strong>an</strong>g nur wenig Interesse dar<strong>an</strong> zeigten.<br />

Erstmals werden nun ihre Bilder in einer eigenen Museumsausstellung<br />

gezeigt, die in eindrucksvoller Weise ihr vielseitiges Schaffen<br />

dokumentiert und Funkes Stilentwicklungen vom Spätimpressionismus<br />

bis zur klassischen Moderne nachzeichnet. AndA<br />

4.5 - 11.9, Lentos Kunstmuseum Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 4020 Linz, www.lentos.at<br />

dokumentation B i l d :<br />

Moharram meets Modernity<br />

Sudabeh Mortezais Dokumentarfilm „Children of the Prophet“ wurde<br />

während des schiitischen Trauerfestes „Moharram“ in Teher<strong>an</strong> gedreht.<br />

Moharram ist ein archaisches Trauerritual, das des Märtyrertods von<br />

Imam Hossein gedenkt und farbenprächtige Prozessionen, Passionsspiele<br />

und Selbstgeißelungszeremonien umfasst. Der Film begleitet<br />

vier unterschiedliche Personengruppen bei diesem Ereignis. Säkulare,<br />

junge Männer, die sich auf das Straßenfest freuen, weil sie hoffen, dort<br />

Mädchen zu treffen. Mitglieder eines traditionellen Trauervereins, die<br />

in der kollektiven Wehklage eine Katharsis erleben. Eine Gruppe selbstbewusster<br />

Frauen, die in einer fidelen Runde Essen für Freunde, Verw<strong>an</strong>dte<br />

und Bedürftige zubereitet. Junge Männern, die durch das Tragen<br />

großer schwerer Metallkonstruktionen auf der Prozession ihre<br />

Kraft und Geschicklichkeit beweisen wollen.<br />

Alle diese Rituale finden im modernen, urb<strong>an</strong>en Kontext des heutigen<br />

Teher<strong>an</strong> statt und der Film fängt dieses Sp<strong>an</strong>nungsfeld von Tradition<br />

und Moderne <strong>an</strong>schaulich ein. Er dokumentiert den individuellen<br />

Umg<strong>an</strong>g der ProtagonistInnen mit Ritualen und wie sie diese den<br />

eigenen Bedürfnissen <strong>an</strong>passen. Und er zeigt damit ein Bild von gesellschaftlichen<br />

Realitäten, die komplexer sind als die simplifizierende<br />

Vorstellung eines fundamentalistischen Islams. trude<br />

Children of the Prophet, Dokumentarfilm von Sudabeh Mortezai, seit 25. Mai im Kino<br />

Po l y f i l m<br />

Fo t o : J e n s Pe t z Ka s t n e r<br />

Fo t o : Eva S t e i n h e i m e r<br />

Eva Steinheimer<br />

Einkaufshölle<br />

<strong>an</strong>.riss kultur<br />

Die ersten Sommertage. Kein Meer in Sicht. Aber sommerliches Outfit<br />

brauchen wir trotzdem. Lenni ist jetzt in eine sehr modebewusste<br />

Phase eingetreten, zumindest was die T-Shirt-Wahl betrifft, denn<br />

dass das geerbte Teletubbies-Leiberl nicht jeden Tag frisch gewaschen<br />

zur Verfügung steht und ich nicht gern mit den Tomatensauceresten<br />

von vorgestern kuschle, bringt uns aufreibende morgendliche<br />

Debatten. Was die Wahl der Schuhe betrifft, hat Lenni auch erklärte<br />

Favoriten, seine Sportschuhe. Darum hätte ich mir die Frage:<br />

„Wollen wir heute S<strong>an</strong>dalen kaufen gehen?“ eigentlich sparen können.<br />

Aber m<strong>an</strong>chmal ist es einfach schon zu spät, bis der Ged<strong>an</strong>ke<br />

die Zunge einholt und so habe ich mir auch schon ein „Eigentlich<br />

nicht!“ eingeh<strong>an</strong>delt. Irgendw<strong>an</strong>n ziehen wir d<strong>an</strong>n doch los. Lenni<br />

am Roller durch die Einkaufsstraße – ein Hindernisparcours mit beweglichen<br />

Elementen: eine willkommene Herausforderung, da der<br />

Spielplatzbesuch erst nach dem absolvierten Schuhkauf in Aussicht<br />

steht. D<strong>an</strong>n rein ins erste Geschäft, rauf in die Kinderabteilung: fünf<br />

Verkäuferinnen wittern endlich Kundschaft. Wir schauen erstmal.<br />

Das heißt, wir Eltern schauen uns die Schuhe <strong>an</strong>, Lenni hat einen Riesenfernseher<br />

entdeckt, hockt davor und schaltet umgehend auf<br />

St<strong>an</strong>dby. Irgendwie lässt er sich zwar Schuhe <strong>an</strong>ziehen, aber er ist<br />

nicht dazu zu bewegen aufzustehen oder gar zu kommentieren, wie<br />

sie passen oder gefallen. Er ist geb<strong>an</strong>nt, wie weggetreten. Also<br />

nichts wie raus. Im Tageslicht kommt er wieder zu sich, ist wieder<br />

ein Kind, kein Fernsehzombie mehr. Also in die nächste Schuhverkaufsstelle,<br />

dort gibt es einen Indoorspielplatz mit Rutsche – wir<br />

probieren lieber gleich gar nichts. Nächstes Geschäft: ein Indoor-<br />

Basketballplatz, auf dem ein Zehnjähriger versucht mit einem Wurf<br />

in den Korb gleich auch noch die kleine Schwester zu treffen. Lenni<br />

ist interessiert, aber zum Glück nicht so apathisch wie vor der Glotze<br />

vorhin. Endlich hat er auch die passende Gegenstrategie für seine<br />

entnervten Eltern: „Könnts ihr nicht alleine Schuhe für mich kaufen?“<br />

Gerne, und d<strong>an</strong>n im Internet und nicht im Vergnügungspark<br />

Einkaufsstraße!<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


prekarisierungs prozesse<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Entsichert<br />

Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind weiblich. Aber auch Gegenstrategien könnten vor<br />

allem von Frauen und feministischer Theorie kommen, zeigt eine Tagung in Wien.<br />

Judith Schoßböck war dort.<br />

„Ich gehe heute auf eine Tagung,<br />

die sich mit Prekarisierung<br />

beschäftigt“. „Mit was?“<br />

Solche Reaktionen zeigen, dass<br />

der Begriff durchaus nicht allgemein<br />

bek<strong>an</strong>nt ist. Dabei ist er medial<br />

und sozial allgegenwärtig: Er umfasst<br />

die Zunahme von Arbeitsplätzen mit<br />

geringer Sicherheit, niedrigem Lohn<br />

oder Teilzeitbeschäftigung. Auch wer einen<br />

befristeten Vertrag oder geringen<br />

Kündigungsschutz „genießt“, ist per definitionem<br />

prekarisiert. Sonnenklar ist:<br />

Nicht immer ist ein atypisches Beschäftigungsverhältnis<br />

selbst gewählt. Und<br />

wenn viele Lebensbereiche über das<br />

Normalarbeitsverhältnis (NAV) abgesichert<br />

werden (wie kommt mensch ohne<br />

Urlaubs<strong>an</strong>spruch aus?), befinden<br />

sich die meisten Betroffenen in einem<br />

Zust<strong>an</strong>d zwischen Autonomie und Ausbeutung.<br />

Fo t o s : J e n s Ka s t n e r<br />

Die neuen Selbstständigen oder<br />

Ich-AGs boomen. Auch die Anzahl der<br />

atypisch Beschäftigten ist seit den<br />

1980er Jahren um das dreifache gestiegen.<br />

Gerade im Kulturbereich wird<br />

dies augenfällig: KünstlerInnen oder<br />

WissenschaftlerInnen stehen nur selten<br />

in einem NAV und unstete Karriereläufe<br />

auf der Tagesordnung. Mit zunehmendem<br />

Alter – oder Auslaufen<br />

der Stipendien – lässt sich die zuerst


frei gewählte Lebensform oft nicht<br />

mehr fortsetzen.<br />

Eine Tagung der BEIGEWUM und<br />

Forschungswerkstatt in{}fem, in Kooperation<br />

mit der Arbeiterkammer Wien,<br />

dem Graduiertenzentrum Sozialwissenschaften<br />

(Uni Wien), der Studienrichtungsvertretung<br />

Doktorat (WU Wien)<br />

sowie der Studienrichtungsvertretung<br />

Volkswirtschaft (WU Wien) hat sich der<br />

Thematik <strong>an</strong>genommen. Der Titel „Entsicherungsgesellschaft“<br />

setzt den Fokus<br />

auf den Sicherheitsaspekt im Rahmen<br />

prekärer Arbeitsverhältnisse. Vom 3.-5.<br />

Mai <strong>2007</strong> traten aktuelle Debatten zur<br />

Prekarisierung ins Zentrum wissenschaftlichen,<br />

aber auch feministischen<br />

Interesses.<br />

NAV: Frauen sind nicht normal. Die Einführungsvorträge<br />

lieferten einen Einstieg<br />

in die Thematik. Sus<strong>an</strong>ne Pernicka<br />

(Institut für Wirtschaftssoziologie Wien)<br />

machte deutlich, wie die Vorstellung eines<br />

NAV als normatives Leitbild von<br />

guter Arbeit wirkt. Für Frauen hat dieses<br />

Verhältnis in der bisherigen Entwicklung<br />

statistisch jedoch nie gegolten<br />

– im Gegenteil: Das NAV ist zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt die domin<strong>an</strong>te<br />

Beschäftigung der männlichen Erwerbsbevölkerung.<br />

So st<strong>an</strong>den beispielsweise<br />

2004 nur knapp 34 Prozent<br />

der Frauen in einem NAV.<br />

Was atypische Beschäftigung betrifft,<br />

ist der Frauen<strong>an</strong>teil erwartungsgemäß<br />

bei der Teilzeitarbeit auffallend<br />

hoch (85 Prozent). Nur bei den echten<br />

Selbstständigen und der Leiharbeit gibt<br />

es einen Männerüberh<strong>an</strong>g. Neue Beschäftigungsformen<br />

steigen ebenfalls<br />

rapide <strong>an</strong>: So ist die Zahl der freien<br />

Dienstverträge im Zeitraum 1998-2005<br />

um 55 Prozent gestiegen.<br />

Für Petra Völkerer und Käthe Knittler<br />

von der Forschungswerkstatt<br />

in{}fem bedeutet prekär wortwörtlich<br />

„bedenklich“. Sie konstatieren einen<br />

Trend zu umfassenderer Verfügbarkeit,<br />

der zwar Vorteile für ArbeitgeberInnen,<br />

aber mehr Arbeit für die Beschäftigten<br />

bringt.<br />

Bettina Haidinger (Forschungsund<br />

Beratungsstelle Arbeitswelt Wien)<br />

gab eine Einführung in die Prekarisierungstendenzen<br />

der Care Economy und<br />

beschränkte sich dabei auf Tätigkeiten<br />

innerhalb des Haushalts. Dass besonders<br />

Frauen als Abhängige dieses Berei-<br />

ches zu sehen sind, führt sie auf drei<br />

Faktoren zurück: Erstens sei in der Care-<br />

Economy die Prekarität des Lebensverhältnisses<br />

nichts Neues. Zweitens sei<br />

die ungebrochene geschlechtsspezifische<br />

Zuordnung im Haushalt bestehen<br />

geblieben – Haushaltsarbeit stelle nach<br />

wie vor eine Mehrbelastung für Frauen<br />

dar. Und drittens sind Arbeiten im<br />

Haushalt im Vergleich zur Lohnarbeit<br />

weniger prestigeträchtig, werden dafür<br />

aber als Notwendigkeit betrachtet.<br />

Andrea Schober (Gewerkschaft für<br />

Privat<strong>an</strong>gestellte) verwies auf Wissenschaft<br />

als prekären Bereich. Die Tendenz<br />

sei außerdem in allen Ausbildungsgraden<br />

zu konstatieren und immer mehr<br />

von demografischen Daten wie dem Alter<br />

entkoppelt. Teilzeit betreffe als Frauensache<br />

besonders die Angestellten im<br />

H<strong>an</strong>del.<br />

Prekarisierung wird gemacht. Die Frage<br />

nach einem em<strong>an</strong>zipatorischen Potenzial<br />

der prekären Arbeitssituation ist<br />

notwendig. Auch in den Diskussionen<br />

der Tagung trat die Frage nach dem kollektiven<br />

Subjekt einige Male auf. Wichtig<br />

ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen,<br />

dass m<strong>an</strong> nicht alleine betroffen ist.<br />

Das Problem der heterogenen Gruppe<br />

erschwert jedoch die Kommunikation<br />

zwischen den Widerst<strong>an</strong>dsformen. Dass<br />

es oft zu Konkurrenz mit den Beschäftigten<br />

kommt, die Neid- und Sp<strong>an</strong>nungsverhältnisse<br />

auslöst, erleichtert<br />

die Sache nicht. Dennoch gibt es reale<br />

Beispiele der Selbstmobilisierung, in denen<br />

MitarbeiterInnen sich nach gescheiterten<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen mit dem<br />

Firmeneigentümer unterein<strong>an</strong>der solidarisierten<br />

(siehe z.B. den Streik der Botendienst-Fahrer<br />

der Firma Veloce).<br />

Prekarisierung definieren. In einer Vortragsreihe<br />

zu „Einheit versus Differenz“ zeigte<br />

Mario do Mar Castro Varela (Universität<br />

Oldenburg), wie feministische<br />

Konzepte der Prekarisierungsdebatte<br />

wichtige Diskurse liefern können. Es ist<br />

möglich, verschiedene Subjektpositionen<br />

(beispielsweise „Frau“,„lesbische<br />

Frau“) einzunehmen. Das Subjekt setzt<br />

sich dabei aus Privilegien und Diskriminierungen<br />

zusammen. Es seien allerdings<br />

nicht zufällig jene prekarisiert, die<br />

nicht der Norm entsprechen. Anormale<br />

Existenzformen sind also strukturell bereits<br />

prekarisiert.<br />

Niklas Reese (Asienhaus Essen)<br />

machte mit einem Nord-Süd-Vergleich<br />

deutlich, dass das Thema nicht nur im<br />

globalen Norden, sondern weltweit von<br />

Interesse ist. In der Tat ist die Mehrheit<br />

der Weltbevölkerung nie aus der Prekarität<br />

herausgekommen. Es liegt <strong>an</strong> den<br />

europäischen Gesellschaften, aus den<br />

Erfahrungen im globalen Süden zu lernen.<br />

Selbst- und Fremdwahrnehmung. Die Vorträge<br />

von Barbara Eder (Universität Wien),<br />

Julia Edthofer und Claudia Schwarz (IHS<br />

Wien) rückten mediale Inszenierung sowie<br />

Selbstwahrnehmung von Prekarisierten<br />

in den Mittelpunkt ihrer Vorträge.<br />

Entgegen dem politischen Diskurs,<br />

in dem die Rede von einer „neuen Unterschicht“<br />

dominiert, verhalten sich<br />

Betroffene oft deutlich weniger passiv<br />

und versuchen, sich zu engagieren.<br />

Für Joh<strong>an</strong>na Muckenhuber (IHS Wien)<br />

ist ein relev<strong>an</strong>ter Aspekt für die Org<strong>an</strong>isation<br />

von prekär Arbeitenden die<br />

Identifikation. Grenzen der politischen<br />

Aktivierbarkeit finden sich dort, wo Betroffene<br />

sich mit ihrer Situation abgefunden<br />

haben.<br />

Gegenwärtig wird ein Druck zur<br />

Selbstverwirklichung durch Arbeit konstatiert.<br />

Im Sp<strong>an</strong>nungsfeld von geschlechtsspezifischenAnerkennungsordnungen<br />

funktionieren jene Ordnungen<br />

wiederum nur für Männer oder bestimmte<br />

Gruppen (z.B. Frauen ohne<br />

Betreuungspflichten). Der Kampf um<br />

Anerkennung in außerberuflichen<br />

Sphären sei daher wichtig und wissenschaftliche<br />

Alternativmodelle unbedingt<br />

zu erarbeiten.<br />

Solidaritäten erzeugen. Es gilt, herauszufinden,<br />

welche Vorraussetzungen für die<br />

Herstellung von Solidarität wichtig sind<br />

und ob ein Terminus, der eine sehr heterogene<br />

Gruppe definiert, die Herstellung<br />

von Kollegialität überhaupt fördern<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Eines liegt auf der H<strong>an</strong>d: Atypische<br />

Beschäftigung führt fast immer zu<br />

prekären Lebensverhältnissen. Egal, ob<br />

wir sie Individualisierungs-, Entsicherungs-<br />

oder Leistungsgesellschaft nennen:<br />

aus ihr austreten können wir nicht.<br />

Grund genug, sich um die Umwertung<br />

gesellschaftlicher Deutungen und<br />

Strukturen zu bemühen und für die<br />

Rechte Prekarisierter einzutreten. ❚<br />

prozesse prekarisierung<br />

Links<br />

www.igkultur.at<br />

Artikel zu Migration und Kulturarbeit,<br />

unter <strong>an</strong>derem auch zu prekären<br />

Arbeitsverhältnissen<br />

www.forschungswerkstatt.org<br />

in{}fem – Forschungswerkstatt für<br />

feministische Interdisziplinarität.<br />

www.vwi-wu.at<br />

Studienrichtungsvertretung<br />

Volkswirtschaft<br />

www.beigewum.at<br />

Beirat für gesellschafts-, wirtschaftsund<br />

umweltpolitische Alternativen<br />

www.ihs.ac.at<br />

Institut für Höhere Studien<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


prinzessinnen bad<br />

www.prinzessinnenbad.de<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Ich komm’ aus Kreuzberg<br />

Foto: Irene Tischler<br />

Bettina Blümner hat in ihrem Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ drei Mädchen aus<br />

Kreuzberg porträtiert. Stef<strong>an</strong>ie Schlüter traf die Filmemacherin in Berlin.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>:PRINZESSINNENBAD ist<br />

ein schöner Titel für einen Dokumentarfilm.<br />

K<strong>an</strong>nst du kurz sagen,<br />

worum es geht?<br />

Bettina Blümner: Der Film h<strong>an</strong>delt<br />

von drei Mädchen, die erwachsen<br />

werden. Es geht um die Pubertät und<br />

um diese besondere Zeit, die intensiven<br />

Gefühle, die m<strong>an</strong> in dem Alter hat. Der<br />

Film fängt <strong>an</strong> im Freibad und h<strong>an</strong>delt<br />

von einem Sommer mit den Mädchen<br />

in diesem Bad und in Kreuzberg.<br />

Eigentlich wolltest du einen Dokumentarfilm<br />

über das so gen<strong>an</strong>nte „Prinzenbad“,<br />

das Sommerbad Kreuzberg, machen.<br />

Was bedeutet dieser Ort für dich?<br />

Ich bin bei diesem Film von einem<br />

Ort ausgeg<strong>an</strong>gen, den ich sehr mag.<br />

Der ist mitten in der Stadt, mitten in<br />

Kreuzberg. Ich war selber oft im Prinzenbad,<br />

habe dort Leute beobachtet.<br />

Mir sind besonders die Jugendlichen<br />

aufgefallen, die da ihre Freizeit verbringen.<br />

Denen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> beim Erwachsenwerden<br />

zuschauen.<br />

Wie kam es zu der thematischen<br />

Verschiebung hin zu einem Porträt der<br />

Jugendlichen Klara, Mina und T<strong>an</strong>utscha?<br />

Fotos: Zoom Medienfabrik<br />

Es war schon immer mein Pl<strong>an</strong>, sowohl<br />

das Bad als auch die Jugendlichen<br />

in den Film zu integrieren. Irgendw<strong>an</strong>n<br />

habe ich aber eine SMS von Klara bekommen<br />

„Liebe Bettina, wir gehen nicht<br />

mehr ins Prinzenbad, bye Klara.“ Und da<br />

musste ich die Entscheidung treffen.<br />

Meistens ist es so beim Dokumentarfilm,<br />

dass sich die Schwierigkeiten letztlich<br />

als g<strong>an</strong>z gut erweisen. Wenn m<strong>an</strong><br />

flexibel ist und dr<strong>an</strong> bleibt, d<strong>an</strong>n kehrt<br />

sich der Schockmoment zum Guten.<br />

Bleiben wir bei deinen Protagonistinnen,<br />

von denen der Film im Wesentlichen<br />

lebt und von denen eine g<strong>an</strong>z starke<br />

Wirkung ausgeht.<br />

Klara war 14, als ich sie kennen gelernt<br />

habe, und wie ihr Freund so schön<br />

sagt, sie ist ein blondes Engelchen, aber<br />

hat es faustdick hinter den Ohren. Die<br />

drei Mädchen kennen sich seit dem Kindergarten<br />

und sind in Kreuzberg aufgewachsen.<br />

Mina ist halb Italienerin und<br />

verbringt sehr viel Zeit mit ihrem<br />

Freund George – auch im Film. T<strong>an</strong>utscha<br />

ist die beste Freundin von Klara.<br />

Sie ist Halbir<strong>an</strong>erin und nimmt kein<br />

Blatt vor den Mund. Diesen Wortwitz<br />

und Charme der drei f<strong>an</strong>d ich immer<br />

toll. Als ich sie kennen gelernt habe, haben<br />

wir uns in einem Café getroffen. Sie<br />

haben viel erzählt, mich d<strong>an</strong>n aber auch<br />

irgendw<strong>an</strong>n vergessen und einfach weiter<br />

geredet. So konnte ich direkt einen<br />

Einblick in ihre Welt gewinnen.<br />

Der Film lief sehr erfolgreich auf der<br />

diesjährigen Berlinale in der Sektion „Perspektive<br />

deutsches Kino“. Was begeistert<br />

die ZuschauerInnen <strong>an</strong> deinem dokumentarischen<br />

Porträt?<br />

Ich glaube, dass die drei Mädchen<br />

eine große Kraft haben und einen großen<br />

Charme. M<strong>an</strong> schaut denen einfach<br />

gerne zu. Und jeder k<strong>an</strong>n sich auch ein<br />

Stück weit wiedererkennen, viele erinnern<br />

sich <strong>an</strong> dieses Alter. Was mir in Bezug<br />

auf die Wahrnehmung des Films<br />

noch wichtig ist: dass es kein Problemfilm<br />

ist. Die Jugendlichen im Film haben<br />

eine unheimliche Stärke. Die werden ihr<br />

Leben meistern.<br />

Ich hatte den Eindruck, dass du den<br />

porträtierten Menschen mit dem selben<br />

Maß <strong>an</strong> Respekt begegnest, das die drei<br />

Mädchen von ihren Freundinnen einfordern.<br />

Für mich st<strong>an</strong>d nie außer Frage, denen<br />

auf gleicher Augenhöhe zu begeg


nen. Es ist wichtig beim Dokumentarfilm,<br />

dass m<strong>an</strong> sich für die Menschen,<br />

die m<strong>an</strong> porträtieren möchte, interessiert.<br />

Ich habe eher als Freundin gefragt,<br />

nicht als Filmemacherin.<br />

Wie viel konntest du preisgeben von<br />

dem, was die Mädchen ja sehr offen erzählt<br />

haben?<br />

M<strong>an</strong>che Sachen deutet m<strong>an</strong> besser<br />

nur <strong>an</strong> und vieles passiert d<strong>an</strong>n im Kopf<br />

des Zuschauers. M<strong>an</strong> löst das von Szene<br />

zu Szene wieder neu – mit der Cutterin<br />

und dem vorh<strong>an</strong>denen Material. Einerseits<br />

macht m<strong>an</strong> die Szenen schon<br />

punktgenau, aber m<strong>an</strong> lässt gewisse<br />

Dinge auch offen.<br />

Diese Offenheit gibt es auch auf formeller<br />

Ebene: Du hast alle Fragen aus<br />

dem Film herausgeschnitten und keinen<br />

Kommentar hinzugefügt.<br />

Das war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> klar, weil<br />

ich eigentlich Spielfilmregisseurin bin.<br />

Ich schätze Dokumentarfilme sehr, die<br />

auch einen spielfilmerischen Ansatz haben:<br />

wo m<strong>an</strong> auch vergessen k<strong>an</strong>n, dass<br />

es ein Dokumentarfilm ist. Eine größere<br />

Nähe schafft m<strong>an</strong> zu den Figuren unter<br />

<strong>an</strong>derem dadurch, dass m<strong>an</strong> die Fragen<br />

nicht im Film hat.<br />

Hättest du dir vorstellen können, einen<br />

solchen Film auch über drei Jungen<br />

zu drehen?<br />

Ja, das Projekt war nicht unbedingt<br />

nur auf die Mädchen abgezielt. Und die<br />

Freunde von Klara und Mina spielen ja<br />

auch eine große Rolle.<br />

Dennoch ist es sehr auffällig, dass<br />

überwiegend Frauen vorkommen. Die<br />

Väter sind weitestgehend abwesend.<br />

Das hat sich während der Dreharbeiten<br />

herauskristallisiert, mir war das<br />

vorher nicht so bewusst, dass die Väter<br />

nicht vorh<strong>an</strong>den sind.<br />

Ich stelle mir das als ein Wagnis vor:<br />

Letztlich bekommen wir Einblicke in drei<br />

Familiengeschichten von Menschen, die<br />

wir in Kreuzberg auf der Straße treffen<br />

können – was mir in den letzten Wochen<br />

häufiger passiert ist. Glaubst du, dass<br />

dieser Film das Leben der Mädchen sehr<br />

verändert?<br />

Ich glaube, sie sind ein Stück erwachsener<br />

geworden. Auch dadurch,<br />

dass die Dreharbeiten so <strong>an</strong>strengend<br />

waren. Ich musste sie auch immer wieder<br />

motivieren. Die drei haben das<br />

durchgehalten. Das ist eine große Leistung<br />

und darauf sind sie sehr stolz –<br />

und ich auch. Klaras Mutter meinte,<br />

dass sie selbstbewusster geworden<br />

sind. Ansonsten haben noch nicht so<br />

viele den Film gesehen, dass m<strong>an</strong> wirklich<br />

etwas darüber sagen könnte.<br />

Der Film stellt ja eine unheimliche<br />

Aufwertung dieser Lebensverhältnisse<br />

dar. Wir alle haben das „Problemkiez“-Gerede<br />

von Wowereit um die <strong>an</strong>geblich<br />

schlechten Kreuzberger Schulen noch im<br />

Ohr. Der Film zeigt auch, dass es keine<br />

Sch<strong>an</strong>de ist, ein Schulabbrecherprojekt<br />

zu besuchen. Meinst du „Prinzessinnenbad“<br />

könnte auch für <strong>an</strong>dere Jugendliche<br />

interess<strong>an</strong>t sein?<br />

Das ist auf jeden Fall ein Film, der<br />

Mut macht. Der Verleih hat übrigens<br />

Klaus Wowereit eine Kopie geschickt.<br />

Ich glaube, die Reaktionen waren positiv.<br />

Vielleicht sagt der jetzt auch:„Ich<br />

komm aus Kreuzberg, du Muschi.“<br />

Zu deiner Arbeit als Filmemacherin:<br />

Gibt es eine dokumentarische Tradition,<br />

der du dich verbunden fühlst?<br />

Zum einen ist es das amerik<strong>an</strong>ische<br />

direct cinema der 1960er und 1970er<br />

Jahre. D<strong>an</strong>n schätze ich die Filme von<br />

Helga Reidemeister sehr – vor allem<br />

ihren Abschlussfilm Von wegen „Schicksal“<br />

1 . Ich mag das fr<strong>an</strong>zösische Cinéma<br />

Vérité und auch Mischformen zwischen<br />

Dokumentar- und Spielfilm. Ein<br />

Film, den ich vorher auch noch geguckt<br />

habe, war Amsterdam Global Village 2<br />

von Joh<strong>an</strong> v<strong>an</strong> der Keuken. Es gibt auch<br />

diesen schönen Film Chronique d’un<br />

été 3 von Je<strong>an</strong> Rouch, in dem Rouch sich<br />

mit seinen Freunden porträtiert – halb<br />

dokumentarisch, halb inszeniert. Er<br />

zeigt einen Sommer in Paris. Vieles<br />

spielt auf der Straße. Ich mag Filme, die<br />

so lebendig sind. In meinem Film ist<br />

Sommer das wiederkehrende Motiv –<br />

und das damit einhergehende Lebensgefühl.<br />

Wie sind deine Erfahrungen als Filmemacherin<br />

in Bezug auf die Verteilung<br />

von Fördermitteln?<br />

Ich glaube nicht, dass m<strong>an</strong> Nachteile<br />

hat als Frau. Es ist generell schwierig,<br />

Filme zu machen, weil m<strong>an</strong> so viel Geld<br />

dazu braucht.<br />

Wie sind die Verhältnisse <strong>an</strong> den<br />

Filmhochschulen?<br />

Bei den Lehrenden in Ludwigsburg,<br />

wo ich studiert habe, waren es auf jeden<br />

Fall mehr Männer. Bei den Studierenden<br />

waren es im Spielfilmbereich<br />

auch weniger Frauen. Das ändert sich<br />

aber von Jahr zu Jahr. Ich glaube, <strong>an</strong> der<br />

dffb 4 haben sie eine Quote.<br />

Ist es schwieriger einen Dokumentarfilm<br />

oder einen Spielfilm zu realisieren?<br />

Ich glaube, es gibt mehr Dokumentarfilm-<br />

als Spielfilmregisseurinnen.<br />

K<strong>an</strong>n ich aber nicht belegen. Die Kamerafrau<br />

Sophie Maintigneux hat einmal<br />

in einem Interview 5 gesagt, dass viele<br />

Frauen nach der Hochschule gar nicht<br />

mehr als Filmemacherinnen arbeiten<br />

und dass sie sich fragt, wo die g<strong>an</strong>zen<br />

Frauen geblieben sind, die Regie studiert<br />

haben. Ich hoffe sehr, dass ich immer<br />

in diesem Beruf arbeiten k<strong>an</strong>n. ❚<br />

bad prinzessinnen<br />

1 Von wegen „Schicksal“ (Regie: Helga<br />

Reidemeister | BRD 1978/79)<br />

2 Amsterdam Global Village (Regie:<br />

Joh<strong>an</strong> v<strong>an</strong> der Keucken | NL 1996)<br />

3 Chronique d’un été (Regie: Edgar<br />

Morin, Je<strong>an</strong> Rouch | F 1961).<br />

4 Deutsche Film- und Fernsehakademie<br />

Berlin<br />

5 www.taz.de/dx/2006/02/06/a0238.1<br />

/textdruck<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


kunst regeln<br />

www.chicksonspeed.com<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

ART RULES! Chicks on Speed, Douglas Gordon & Christopher Just, April <strong>2007</strong>, Vienna Anna Rauchenberger/Thyssen-Bornemisza Art Contemporary<br />

Not For You<br />

Die Chicks on Speed sind Superstars. Und erklären in ihrer neuen Perform<strong>an</strong>ce, wie sie das<br />

gemacht haben. Von Lea Susemichel<br />

„Art Rules“ bedeutet „die Regeln<br />

der Kunst“, aber auch soviel<br />

wie „Kunst ist cool“. Ein<br />

neues Buch über Pierre Bourdieus<br />

Kunsttheorie hat diesen<br />

Titel. Eine der zentralen Thesen darin<br />

ist, dass es die Regeln des Kunstfeldes<br />

sind, die den/die KünstlerIn machen<br />

und keinesfalls individuelle Kreativität.<br />

Die aktuelle Perform<strong>an</strong>ce des feministischen<br />

Künstlerinnen- und Musikerinnenkollektivs<br />

„Chicks on Speed“ heißt<br />

ebenfalls so. Und die demonstrative Art,<br />

mit der sie sich mit ihrer Inszenierung<br />

den Gesetzen des Kunstbetriebes unterwerfen,<br />

lässt durchaus den Schluss zu,<br />

dass sie es gelesen haben.<br />

Famous. In der Thyssen-Bornemisza Art<br />

Contemporary, in der die Lecture zur<br />

Perform<strong>an</strong>ce stattfindet, bilden blinkende<br />

Glühbirnen passend den Schrift-<br />

zug „Not for You“. Die Chicks geben<br />

keine Interviews, fotografieren und filmen<br />

darf nur, wer vorher einen Vertrag<br />

unterschrieben hat, Fragen aus dem<br />

Publikum sind nicht vorgesehen. Was<br />

die Erfolgsstory der „Mädchen“ aus<br />

München – dort haben sich die aus<br />

Australien, den USA und Deutschl<strong>an</strong>d<br />

stammenden Frauen vor zehn Jahren<br />

<strong>an</strong> der Kunstakademie kennen gelernt<br />

– betrifft, bleiben <strong>an</strong> diesem Abend allerdings<br />

auch keine offen. Eine detailreiche<br />

Power Point Präsentation, die<br />

un<strong>an</strong>genehm <strong>an</strong> Zeiten erinnert, in denen<br />

Urlaubserinnerungen noch <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

abendfüllender Diavorträge mit<br />

den Lieben geteilt wurden, führt durch<br />

die Stationen der jungen Künstlerinnenleben.<br />

Ausstellungen haben sie gemacht<br />

und Mode, viele, viele Konzerte gegeben,„always<br />

lots of fun“ haben sie da-<br />

bei gehabt. Während geplaudert wird,<br />

werden aus neonfarbenen Stoffbahnen<br />

Kleider entworfen. Um die liegen gebliebenen<br />

Wollfäden zum Zusammenknoten<br />

werden sich die F<strong>an</strong>s später<br />

reißen.<br />

Fashion. „Fashion is for fashion people.<br />

It’s hard to be cool if you don’t follow<br />

these rules. Fashion is for fashion people.<br />

Get out there now <strong>an</strong>d break the<br />

rules.“<br />

Gesungen, get<strong>an</strong>: Der Regelbruch<br />

besteht aus einer eigenen Modelinie<br />

mit bunten Klamotten, die billig aussehen,<br />

g<strong>an</strong>z so billig aber natürlich nicht<br />

sind. Mitverkauft wird die Kritik <strong>an</strong> den<br />

Arbeitsbedingungen in Sweatshops,<br />

aber auch Karl Lagerfeld als wohlgesinnter<br />

Begutachter der Kreationen auf<br />

dem Cover der „Fashion Rules“-CD. Lagerfeld<br />

ist bisl<strong>an</strong>g nicht unbedingt


durch Engagement für faire Produktionsbedingungen<br />

aufgefallen.<br />

Fellow. An männlichem Ruhm mitnaschen<br />

ist natürlich auch für Feministinnen<br />

nicht grundsätzlich verwerflich,<br />

mitunter sogar subversiv, oft g<strong>an</strong>z einfach<br />

die einzige Ch<strong>an</strong>ce, ein bisschen<br />

davon abzubekommen. Die Männer<br />

sollten für diese Strategie aber zumindest<br />

sorgfältig ausgesucht werden.<br />

Für die Art Rules-Perform<strong>an</strong>ce haben<br />

sich die Chicks on Speed den arrivierten<br />

Douglas Gordon auserwählt.<br />

Seine Rolle auf der Bühne des ausverkauften<br />

Wiener Gartenbaukinos blieb<br />

allerdings weitgehend unbestimmt.<br />

Nackt und mit Silbertape umwickelt<br />

saß der vor allem mit extremen Verl<strong>an</strong>gsamungen<br />

von Filmklassikern (einen<br />

Western von John Ford hat er auf<br />

eine Laufzeit von fünf Jahren gedehnt)<br />

bek<strong>an</strong>nt gewordene Künstler die meiste<br />

Zeit in Birdy-Pose in einer Art Stahlkäfig.<br />

Sein einziger Ausbruch aus dieser traditionell<br />

deutlich weiblichen Rolle des gef<strong>an</strong>genen<br />

Vögelchens best<strong>an</strong>d aus einer<br />

umso deutlicher männlich <strong>an</strong>mutenden,<br />

minutenl<strong>an</strong>gen wilden Salve unartikulierter<br />

Stakkatoklänge zu Stroboskopblitzen.<br />

Feminism. Wild gaben sich auch die<br />

Chicks, was auf der Bühne streckenweise<br />

sehr bemüht wirkte, in den im Hintergrund<br />

laufenden Videos aber m<strong>an</strong>chmal<br />

wirklich äußerst witzig war (g<strong>an</strong>z<br />

besonders lustig: ein Musikvideo, in<br />

dem sie nackt über den Dächern<br />

rocken.) Nackt get<strong>an</strong>zt und gesungen<br />

wird auch live, außerdem mit Leuchtfarbe<br />

herum gepatzt und Haare coram publico<br />

abgeschnitten. Neben diesen Zitaten<br />

weiblicher Körperkunst wird der<br />

feministischen Tradition, in der die<br />

Künstlerinnen sich sehen, auch direkt<br />

gehuldigt. Valie Export zum Beispiel, die<br />

im Publikum sitzt.<br />

Tatsächlich beerbten Aktionen und<br />

Auftritte der Chicks diese Tradition unleugbar.<br />

Sie tourten gemeinsam mit<br />

Peaches, verbeugten sich mit „Kaltes<br />

klares Wasser“ vor der Kultb<strong>an</strong>d Malaria<br />

und br<strong>an</strong>nten weibliche Musikgeschichte<br />

auf den Sampler „GirlMonster“.<br />

Gezeigt wurden im Gartenbaukino<br />

nicht nur die aus lesbischer Perspektive<br />

erweiterte Arbeit der Guerilla Girls<br />

Schwarze Frauen Community, Bild: Petja Dimitrova<br />

„The Adv<strong>an</strong>tages of Being a Wom<strong>an</strong> Ar-<br />

tist“, sondern z. B. auch eine geköpfte<br />

Phallusskulptur in Amsterdam sowie<br />

ein Film, der bei ihrer Wien-Aktion in der<br />

Yves Klein-Ausstellung kurz zuvor im<br />

MUMOK gedreht wurde. Kleins Missbrauch<br />

von Frauen als lebende Pinsel erwidern<br />

sie mit Haufen- und Skulpturenbildung<br />

ihrer nackten Leiber.<br />

Fr<strong>an</strong>cesca. Bemalt werden die Körper<br />

d<strong>an</strong>n erst bei Art Rules. Nicht auf der<br />

Bühne, dorthin werden nur die phosphorleuchtenden<br />

Bewegungen übertragen,<br />

die beim G<strong>an</strong>zkörpermalen auf einer<br />

riesigen Leinw<strong>an</strong>d entstehen. Höhepunkt<br />

des bunten Abends ist das <strong>an</strong>schließende<br />

Hereintragen des meterl<strong>an</strong>gen<br />

Gemäldes. Das Publikum soll<br />

seinen Wert schätzen, die Kunstmarkt<br />

kritische Intention wird durch Zerschneiden<br />

der Leinw<strong>an</strong>d am Ende unterstrichen:„Und<br />

was zahlen Sie jetzt?“,<br />

fragt Melissa Log<strong>an</strong> mit durch den Riss<br />

gestecktem Kopf.<br />

Das Thema Geld wurde überhaupt<br />

gerne und häufig aufgegriffen. Schon<br />

bei der Lesung wurde wieder und wieder<br />

auf Einkommenssituation und fehlende<br />

Einnahmen durch Musikdownload<br />

im Netz hingewiesen. Das beg<strong>an</strong>n<br />

vor allem deshalb irgendw<strong>an</strong>n zu nerven,<br />

weil dabei weder die prekäre Situation<br />

von Frauen im Kunstbusiness besonders<br />

hervorgehoben, noch sonst in<br />

irgendeiner Form auf strukturelle Probleme<br />

hingewiesen wurde.<br />

Das ist es auch, was die Chicks bei<br />

Bourdieu g<strong>an</strong>z offensichtlich überlesen<br />

haben. Die Regeln der Kunst zu kritisieren<br />

bedeutet nicht, in den Chor jener reaktionären<br />

Verfechter von Hochkultur<br />

einzustimmen, die sich schon immer<br />

über die „Kleckser“ empören, die großes<br />

Geld mit großer Scheiße machen. Es bedeutet<br />

vielmehr zu <strong>an</strong>alysieren, welche<br />

Ausschlüsse diese Regeln produzieren<br />

und – wie beispielsweise die Guerilla<br />

Girls es tun – darauf hinzuweisen, dass<br />

rentable Kunst nach wie vor weiß und<br />

männlich ist.<br />

Peinliche Konsequenz dieses Lamentos<br />

ist die inszenierte Auktion<br />

während der Perform<strong>an</strong>ce. Mäzenin<br />

Fr<strong>an</strong>cesca Habsburg überreicht einen<br />

Arm voll Hunderterbündel.<br />

Um die abgeschnittenen und liegen<br />

gebliebenen Haare hat sich nach<br />

dem Spektakel d<strong>an</strong>n niem<strong>an</strong>d mehr<br />

gerissen. ❚<br />

jenny unger<br />

farbenleere<br />

regeln kunst<br />

gestern abend war eine bei einer freundin und deren freundin<br />

und deren katze vorher hat sie ein bier getrunken d<strong>an</strong>n war es<br />

lustig und nachher ist sie nach hause geradelt das wetter war<br />

so dass auf den straßenbahnen schon regenbogenfahnen sein<br />

sollten und eine paraden-gefühle bekommen hat so wehmütige<br />

so sehnsucht nach etwas war da so wie letztes wochenende<br />

da waren diese gefühle auch da sie ist die burggasse in wien<br />

runter gelaufen und hat sich <strong>an</strong> einen tipp erinnert <strong>an</strong> einen<br />

geheimtipp den die bärtige aus der coming-out-gruppe ihr gegeben<br />

hat den dass es dort auf der burggasse in der astrobox<br />

doppeläxte zu kaufen geben soll solche zum <strong>an</strong>s ohr hängen<br />

oder zum verstecken unter dem t-shirt unter dem hemd mit<br />

einem lederb<strong>an</strong>d kleine und große immer silberne eine davon<br />

liegt im badezimmer in einer schachtel auf der sich der staub<br />

sammelt und das lederb<strong>an</strong>d irgendwo <strong>an</strong> einem badeteich in<br />

berlin viel bedeutet hat das und heute tut es das gar nicht<br />

mehr und bis zum durch-die-burggasse-laufen war die doppelaxt<br />

eigentlich vergessen so wie viele regenbogen<strong>an</strong>stecker die<br />

g<strong>an</strong>z wichtig waren und irgendwie verloren geg<strong>an</strong>gen sind der<br />

regenbogenfahnenpin die regenbogenschleife der regenbogen<br />

überhaupt ist weg und sagt einer nix mehr und dabei ist sie<br />

doch vor jahren durch amsterdam ger<strong>an</strong>nt und hat sich in jedes<br />

cafe gesetzt das so eine über oder <strong>an</strong> der tür hatte und hat<br />

sich bei bier und toast so wohl so zuhause so willkommen gefühlt<br />

<strong>an</strong> jeder jacke war ein regenbogen am fahrrad ein pickerl<br />

und auch der taschenrechner in der mathevorlesung war rotor<strong>an</strong>gegelbgrünblauviolett<br />

aber jetzt jetzt ist keiner mehr da<br />

vielleicht ist er nicht mehr da weil eine ihn nicht mehr gebraucht<br />

hat vielleicht war er eben nicht mehr so notwendig<br />

wie am <strong>an</strong>f<strong>an</strong>g vielleicht hat sich der regenbogen verändert<br />

vielleicht steht unter dem regenbogen jetzt etwas <strong>an</strong>deres<br />

vielleicht hat das <strong>an</strong>dere eine verdrängt aber vielleicht ist er<br />

auch nur einfach so nicht mehr wichtig weil <strong>an</strong>deres wichtig<br />

ist und warum ist eine d<strong>an</strong>n so sehnsüchtig und warum will eine<br />

sich diesen verdammten regenbogen zurückholen?<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


Lesbi<strong>an</strong>s on Ecstasy:We Know You<br />

Know<br />

Electrel<strong>an</strong>e: No Shouts, No Calls<br />

Clara Luzia: The Long Memory<br />

Mika Vember: Now or Now<br />

Spoenk: Hard To Mend<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Lieder für jede Witterung<br />

Viele Platten sind dieser Tage erschienen. Sonja Eism<strong>an</strong>n und<br />

Ute Hölzl haben sich die schönsten Frühjahrsalben herausgesucht.<br />

Lesbi<strong>an</strong>s on Ecstasy, klingt das<br />

nicht ein wenig wie – Chicks on<br />

Speed? In der Tat, und Zufall ist<br />

das natürlich keiner. Die vier<br />

Lesben aus Montreal waren so<br />

inspiriert von dem Münchner Trio, dass<br />

sie während der Phase der B<strong>an</strong>dgründung<br />

scherzhaft diesen Namen als Abgleich<br />

in die Runde warfen – und irgendwie<br />

blieb er d<strong>an</strong>n hängen. Seit<br />

2004 versetzen die Lezzies mit ihren ironischen<br />

Techno-Gewittern und Butch-<br />

Domina-Perform<strong>an</strong>ces die Bühnen und<br />

D<strong>an</strong>cefloors dieser Welt in wohligen<br />

Schrecken und bleiben dabei immer ihrer<br />

Mission treu: lesbische Songklassiker<br />

im neuen Beatgew<strong>an</strong>d in den queeren<br />

Club zu bringen. Auf ihrer zweiten<br />

Platte gehen sie dabei noch einen<br />

Schritt weiter als auf dem Debüt, das<br />

vor düsterem Techno-Geballer nur so<br />

strotzte. Für „We Know You Know“ (Alien8/069)<br />

plünderten sie liebevoll den<br />

Back-Katalog von Olivia Records, dem ersten<br />

feministisch-lesbischen Independent-Label,<br />

das 1973 in Washington gegründet<br />

wurde, und zeigen sich mit folkigen<br />

Sounds und euphorischen Chören<br />

von ihrer aktivistischen Seite. Spätestens<br />

bei Slog<strong>an</strong>s wie „We’ve been waiting<br />

all our lives/for our sisters to be our<br />

lovers“ und „women loving women, sisters<br />

united” wird klar, dass das Konzept,<br />

das vom Mainstream gerne<br />

belächelte lesbische Pop-Erbe wieder<br />

„hip” zu machen, fulmin<strong>an</strong>t aufgeht.<br />

Auch wenn Electrel<strong>an</strong>e mit ihrer<br />

Queerness nicht unbedingt hausieren<br />

gehen, ist es doch ein Leichtes, die Liebeslieder<br />

ihrer vor Emotionen nur so<br />

überschäumenden vierten Platte als <strong>an</strong><br />

Frauen adressiert zu interpretieren –<br />

obwohl alles offen bleibt. Nachdem die<br />

vier Frauen aus dem englischen<br />

Brighton zunächst als Instrumental-<br />

B<strong>an</strong>d mit vertrackten Gitarrenimprovisationen<br />

und fast Krautrock-artigen<br />

Kl<strong>an</strong>gteppichen bek<strong>an</strong>nt und gefeiert<br />

wurden, steht auf dem – ironischerweise?<br />

– „No Shouts, No Calls“ (Too<br />

Pure/Beggars) betitelten neuen Album<br />

g<strong>an</strong>z selbstverständlich die Stimme von<br />

Verity Susm<strong>an</strong> im Mittelpunkt. Und was<br />

für eine Stimme das ist! Spröde, leicht<br />

brüchig, herausfordernd und immer ein<br />

wenig „off“, erinnert sie in gr<strong>an</strong>dioser<br />

Weise <strong>an</strong> Referenzgrößen wie Laetitia<br />

Sadier und Nico, ohne epigonal zu sein.<br />

Das Spektrum der elf Tracks reicht von<br />

fast verträumtem Call- und Response-<br />

Ges<strong>an</strong>g und schrebbeligem B<strong>an</strong>jo zu<br />

den vertrauten, neo-psychedelischen Orgellinien<br />

und krachigen Indie-Gitarren.<br />

Ein verdammt großer und zeitloser<br />

Wurf, der den g<strong>an</strong>zen so sorgfältig verwuschelten<br />

wie einfallslosen Männer-<br />

Hype-B<strong>an</strong>ds von der Insel zeigen könnte,<br />

wo der sprichwörtliche Hammer hängt.<br />

Weg aus Engl<strong>an</strong>d, endlich mal nach<br />

Österreich. Wobei – wo Musik herkommt,<br />

ist eigentlich vollkommen egal,<br />

trotzdem ist es schön zu sehen, dass es<br />

hierzul<strong>an</strong>de eine Szene gibt, die es<br />

schafft, gleich drei gute Alben in einem<br />

Frühjahr herauszubringen. Eines davon<br />

ist „The Long Memory“ von Clara Luzia,<br />

die schon im Vorjahr mit ihrem Erstling<br />

„Railroad Tracks“ aufhorchen hat lassen.<br />

The Long Memory, erschienen im eigenen<br />

Label Asinella Records, ist ein ruhiges<br />

und doch intensives Album, getragen<br />

vom wunderbaren Songwriting<br />

und dem Zusammenspiel der B<strong>an</strong>d. Es<br />

ist der Soundtrack für einen lauen Frühlingsabend,<br />

voller Mel<strong>an</strong>cholie und<br />

doch zuversichtlich, im Wissen, dass<br />

nach schlechten Momenten doch immer<br />

wieder gute nachkommen. Clara<br />

Luzia und ihren Musikerinnen ist ein<br />

großartiges Album voller kleiner Songperlen<br />

gelungen, die auch Live ihre Intensität<br />

ausspielen können, ein Tipp, in<br />

jedem Sinne.<br />

Mika Vember, Cajon-Spielerin, Percussionistin<br />

und zweite Stimme bei<br />

Clara Luzia hat dieser Tage ebenfalls ein<br />

Album auf Asinella Records veröffentlicht.<br />

Ebenfalls Singer-Songwriterin<br />

fühlt sich „Now or Now“ doch <strong>an</strong>ders<br />

<strong>an</strong>, es ist draußen schon dunkler, etwas<br />

kühler geworden. Mika Vember erzählt<br />

mit ihrer ausdrucksstarken Stimme zwischen<br />

Akkordeon, Gitarrenzupfern, Percussion,<br />

Mundharmonica und einer gelegentlich<br />

auftretenden elektrischen Gitarre<br />

von Verletzlichkeit und Stärke, Lieder,<br />

die immer mehr erzählen, je mehr<br />

m<strong>an</strong> sich auf sie einlässt.<br />

Poppiger als die beiden eben besprochenen<br />

lassen es Spoenk, eine weitere<br />

Wiener B<strong>an</strong>d, <strong>an</strong>gehen. Spoenk haben<br />

soeben ihre erste Platte auf dem<br />

kleinen Wiener Indie-Label Fettkakao<br />

herausgebracht,„Hard To Mend“ heißt<br />

die CD. Ursprünglich aus den Resten der<br />

viel zu früh aufgelösten Holly May entst<strong>an</strong>den,<br />

sind Spoenk auf ein Duo ohne<br />

fixe/n SchlagzeugerIn geschrumpft.<br />

diesen Part übernimmt, vor allem live,<br />

ein Drumcomputer. Zwischen Post-Riot<br />

Grrrl und charm<strong>an</strong>tem Lo-Fi ist „Hard to<br />

Mend“ die Platte für den heißen und<br />

doch windigen Sommertag. ❚


Zwielicht<br />

Zwei neue Bücher beleuchten Prostitution g<strong>an</strong>z unterschiedlich. Von Lea Susemichel<br />

Die Frage der Prostitution ist eine<br />

Gretchenfrage des Feminismus.<br />

Während sie für die einen<br />

Kulminationspunkt patriarchaler<br />

Gewalt und deshalb grundsätzlich<br />

abzulehnen ist, sprechen die<br />

<strong>an</strong>deren von Sexarbeit, die rechtlich geregelt<br />

und geschützt werden muss. Ingrid<br />

Strobl gehört eindeutig zur ersten<br />

Gruppe, sie findet „den Begriff Sexarbeit<br />

verharmlosend“.<br />

Das lässt sich ihr nicht verdenken,<br />

sind die von ihr in „Es macht die Seele<br />

kaputt. Junkiefrauen auf dem Strich“<br />

porträtierten Frauen doch allesamt sehr<br />

weit davon entfernt, einer frei gewählten<br />

Arbeit nachzugehen. Beschaffungsprostitution<br />

ist in den allermeisten Fällen<br />

alternativenlos, das benötigte Geld<br />

für den täglichen Drogenbedarf lässt<br />

sich auf <strong>an</strong>dere Weise kaum verdienen.<br />

Strobl hat Interviews mit heroinabhängigen<br />

Frauen geführt, einige von ihnen<br />

über einen längeren Zeitpunkt begleitet<br />

und drei ihrer Geschichten erzählt.<br />

Keine h<strong>an</strong>delt von durchschnittlich<br />

erfreulichen und unerfreulichen<br />

Alltagserfahrungen. Regine, mit der<br />

Strobl während ihrer Recherchen<br />

Freundschaft schloss, ist bei Drucklegung<br />

des Buches tot. Auch die in Kapiteln<br />

(„Kindheit“,„erster Schuss“,„erster<br />

Freier“ etc.) gebündelten Berichte der<br />

<strong>an</strong>deren Interviewpartnerinnen ähneln<br />

sich vor allem in ihren schrecklichen<br />

Momenten. Missbrauch in der Kindheit,<br />

der sich später häufig in Gewaltbeziehungen<br />

fortsetzt. Ekel vor dem ersten<br />

Mal und Überwindung vor jedem weiteren.<br />

Marilyn ist eine der wenigen, die<br />

von einem neuen Selbstbewusstsein<br />

durch diesen Job und von einem gewissen<br />

Stolz darüber berichtet, ihre Arbeit<br />

gut zu machen. Strobl begegnet diesen<br />

Aussagen mit zynischer Skepsis und<br />

zweifelnden Nachfragen, räumt aber<br />

bereits im nächsten Moment ein, dass<br />

sie vielleicht besser dar<strong>an</strong> täte, einfach<br />

nur zuzuhören. Auch die Präsentation<br />

verschiedener Hilfseinrichtungen im<br />

Schlussteil des Buches zeigt, dass es die<br />

Autorin keinesfalls bei einer alle Unterschiede<br />

nivellierenden Ablehnung von<br />

Sexarbeit belässt. Anh<strong>an</strong>d von Projekten<br />

wie der Geestemündener Straße in<br />

Köln zeigt sie, dass etwa geschützte Arbeitsbereiche<br />

deutlich mehr Sicherheit<br />

und entscheidende Verbesserung der<br />

Arbeitsbedingungen bewirken.<br />

Strobl wollte keinen wissenschaftlichen<br />

Text schreiben, kein Buch über die<br />

Frauen, sie schreibt in ihrem Auftrag,<br />

sagt sie.<br />

Dem Vorwurf, einmal mehr über<br />

SexarbeiterInnen zu sprechen und sie<br />

nicht selbst zu Wort kommen zu lassen,<br />

begegnen die AutorInnen von „Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

im Zwielicht. Momente der<br />

Prostitution in Geschichte und Gegenwart“<br />

vorauseilend bereits im Vorwort.<br />

Ein wichtiges Thema des Aufsatzb<strong>an</strong>des<br />

seien gerade jene Mech<strong>an</strong>ismen,<br />

die Prostituierte verstummen ließen.<br />

Beleuchtet werden sollen außerdem die<br />

blinden Flecken feministischer wissenschaftlicher<br />

Theoriebildung zur Prostitution:<br />

Homosexuelle Sexarbeit oder<br />

das Phänomen von Frauen als Freierinnen<br />

und Zuhälterinnen. Auch wenn diese<br />

Ankündigung nur in Ansätzen eingelöst<br />

wird, dem Anspruch, differenzierte<br />

Blicke auf die unterschiedlichen Formen<br />

von Prostitution zu werfen, wird das<br />

Buch durchaus gerecht.<br />

Wie auch Strobl immer wieder betont,<br />

r<strong>an</strong>gieren Beschaffungsprostituierte<br />

in der Hierarchie der SexarbeiterInnen<br />

g<strong>an</strong>z unten. Kathrin Schrader<br />

zeigt in ihrem Text „Beschaffungsprostitution<br />

im Kontext ethnischer Konstruktionen“,<br />

wie sich das Stigma der Sucht<br />

mit dem der Herkunft verschränkt und<br />

wie bestehende Gesetzeslagen dar<strong>an</strong><br />

beteiligt sind, diese Ungleichheiten zu<br />

erzeugen. Der Aufsatz von Christina von<br />

Braun, der ver<strong>an</strong>schaulicht, dass der Abstraktionsvorg<strong>an</strong>g<br />

des Geldes seine Gegenbewegung<br />

in der Materialisierung<br />

des käuflichen Frauenkörpers f<strong>an</strong>d, verweist<br />

nebenbei darauf, dass Tempelprostitution<br />

mit hohem sozialem Ansehen<br />

verbunden war. Elke Hartm<strong>an</strong>n<br />

wiederum beschreibt die Sonderstellung<br />

der Hetären im klassischen Athen.<br />

Welche Interessen dahinter stehen<br />

können, wenn diese historischen wie<br />

gegenwärtigen Ungleichheiten von Arbeits-<br />

und Abhängigkeitsverhältnissen<br />

ignoriert werden und etwa generalisierend<br />

von „Zw<strong>an</strong>gsprostitution“ gesprochen<br />

wird, <strong>an</strong>alysiert Loretta Ihme am<br />

Beispiel der Fußball-WM in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Einerseits nämlich der legitime<br />

Wunsch von Frauenorg<strong>an</strong>isationen, das<br />

nie da gewesene Medienecho für Sensibilisierung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit in<br />

eigener Sache zu nutzen. Andererseits<br />

aber auch das Interesse, Maskulinitätsund<br />

Nationalitätskonstrukte mithilfe<br />

der propagierten Bedrohung durch<br />

abertausende „Sexsklavinnen“ und enthemmte,<br />

ausländische F<strong>an</strong>freier zu stabilisieren.<br />

❚<br />

Ingrid Strobl: „Es macht die Seele<br />

kaputt“. Junkiefrauen auf dem<br />

Strich.<br />

Orl<strong>an</strong>da Verlag 2006. 18,50 EUR, A:<br />

19,10 EUR, CH: 31,80 SFr.<br />

Sabine Grenz, Martin Lücke (Hg.):<br />

Verh<strong>an</strong>dlungen im Zwielicht.<br />

Momente der Prostitution in Geschichte<br />

und Gegenwart.<br />

tr<strong>an</strong>script Verlag 2006, 29,80 Euro (D)<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Rauer<br />

Vorfrühling<br />

Nikola Müller und<br />

Isabel Rohner leisten<br />

mit der von ihnen<br />

initiierten „Edition<br />

Hedwig Dohm“<br />

engagierte Arbeit.<br />

Endlich werden die<br />

einzelnen Werkmosaiksteinchen<br />

einer<br />

der wichtigsten „Frauenbewegerinnen“ des 19.<br />

und Anf<strong>an</strong>g des 20. Jahrhunderts zu einem Gesamtbild<br />

zusammengefügt.<br />

Den Auftakt zu dieser kommentierten Gesamtausgabe<br />

bildete im Frühjahr 2006 „Hedwig<br />

Dohm – gesammelte Texte“ (siehe <strong>an</strong><strong>schläge</strong><br />

vom November 2006). Das zweite Steinchen<br />

bildet der (Brief-)Rom<strong>an</strong> „Sibilla Dalmar“ (1896).<br />

Die Hauptfigur erzählt in Briefen <strong>an</strong> ihre Mutter<br />

über ihr Leben in der höheren Berliner und<br />

Münchner Gesellschaft. Die Tage sind ausgefüllt<br />

mit Gesellschaften, Ged<strong>an</strong>ken um die passende<br />

Kleidung, das korrekte moralische Verhalten.<br />

Unter dieser dekadenten Oberfläche keimen<br />

jedoch in ihr Zweifel am Sinn eines solchen<br />

abgehobenen Lebens. Sibilla Dalmar weiß<br />

im Grunde um ihr geistiges Potenzial. Sie liest<br />

Nietzsche, führt <strong>an</strong>geregte Gespräche mit einem<br />

sozialistischen Journalisten, will den Armen<br />

helfen, und doch:„Eine gewisse Leere<br />

gähnt in mir.“ Der Sprung aus diesem Korsett<br />

will ihr nicht gelingen, zu stark sind noch die<br />

gesellschaftlichen Hindernisse. Sie schreibt,<br />

dass sie zwischen zwei Kulturen eingeklemmt<br />

ist: hier jene der „spinnenden, strickenden<br />

Hausfrauen“, dort jene der freien Geschlechter,<br />

„die nach mir kommen werden. In dem rauen<br />

Vorfrühling der Frauenfreiheit gehen wir armen<br />

Schneeglöckchen zugrunde“.<br />

Als armes Schneeglöckchen fühlt sich zuweilen<br />

auch die Leserin. Auch d<strong>an</strong>n, wenn frau<br />

bei der Lektüre im Hinterkopf behält, dass der<br />

Text in seinem zeitlichen Kontext zu betrachten<br />

ist und dass er nicht(!) autobiografisch zu ver-<br />

stehen ist: Die Briefe sind großteils b<strong>an</strong>al,<br />

l<strong>an</strong>gweilig und verführen zum Seitenüberspringen.<br />

Um so mehr, da Hedwig Dohms<br />

Sprachwitz und scharfe geistvolle Formulierungen<br />

bis auf wenige Stellen fehlen. Nur hie<br />

und da blitzt ihr Esprit hervor, wenn sich zum<br />

Beispiel die „feine“ Gesellschaft in einer Diskussion<br />

über die moderne Malerei erhitzt.<br />

Zwar nicht erhitzt, aber hoffnungsfroh harrt<br />

die Leserin der nächsten Texte in der „Edition<br />

Hedwig Dohm“.<br />

Petra Öllinger<br />

Nikola Müller und Isabel Rohner (Hg.): Hedwig Dohm: Sibilla Dalmar.<br />

trafo 2006, 24,80 Euro<br />

Nix mit<br />

Hochgl<strong>an</strong>z<br />

Es war einmal „Ein<br />

eiskalter Wintertag<br />

im Jahr 2006. Am<br />

Schöpfwerk“, da<br />

machten sich vier<br />

junge Frauen auf den<br />

Weg in den 12. Wiener<br />

Bezirk. Ihre Idee:<br />

Ein Buch mit Rezepten<br />

und Geschichten der BewohnerInnen, mit<br />

Wohn-Stimmungen im Gemeindebau. Gemeinsam<br />

mit Renate Schnee, der Leiterin des dort<br />

<strong>an</strong>beraumten Stadtteilzentrums „Bassena“,<br />

schürten sie das Kochfeuer. Kontakte zu den BewohnerInnen<br />

wurden hergestellt und d<strong>an</strong>n<br />

ging’s los.<br />

Die vier jungen Frauen besuchten die<br />

kochlöffelschwingenden ProtagonistInnen entweder<br />

in deren eigenen oder in der „Bassena“<br />

Küche und d<strong>an</strong>n wurde gekocht, gegessen, gelacht,<br />

geredet – und eine Netzwerkkulinarik<br />

„losgetreten“: Einige BewohnerInnen luden <strong>an</strong>dere<br />

BewohnerInnen ein zum Kochen, Essen,<br />

Lachen, Reden.<br />

Hochgl<strong>an</strong>z-Fotos mit hübsch gestyltem Essen,<br />

die alle Hoffnungen auf eigene Hochgl<strong>an</strong>z-<br />

Menüs zerstören, weil das eigene Nachgekochte<br />

in den seltensten Fällen so hübsch gestylt<br />

aussieht, gibt’s nicht. Stattdessen Fotos und<br />

Zeichnungen der Köchinnen und Köche. Charm<strong>an</strong>t<br />

und persönlich – jedoch ohne Indiskretion<br />

– die Blicke auf die kulinarischen „Tatorte“:<br />

ein Gewürzregal, ein Obststilleben inklusive<br />

Goldrahmen, eine Soya-Sauce-Flasche neben<br />

dem Frittiertopf, mit Falafel <strong>an</strong>gepatzte Hände,<br />

die in einer unprätentiösen Plastikschüssel<br />

werken.<br />

Die Rezepte sind einfach, mit Zutaten, die<br />

ohne große Mühe im nächstgelegenen Supermarkt<br />

aufzutreiben sind. Da darf d<strong>an</strong>n auch<br />

schon mal der fertiggeschnippelte Salat aus<br />

dem Kunststoffsackerl verwendet werden. Ein<br />

originell, im Rahmen des New Crowned Hope<br />

Festivals gestaltetes Buch. Da lohnt der Blick<br />

auf das Abbildungsverzeichnis! Und das Begreifen<br />

im wahrsten Sinn des Wortes einer Beilage<br />

in Brailleschrift, die den Text über eine blinde<br />

Bewohnerin beinhaltet. Frau sollte davon drei<br />

Stück besitzen (mindestens): eines für den<br />

praktischen Gebrauch, das die Fett-Teig-Tomaten-Kleckser<br />

abbekommt, eines zum Nur-Anschauen-und-darin-Blättern,<br />

eines zum Verschenken,<br />

noch eines zum Verschenken, noch<br />

eines ...<br />

Petra Öllinger<br />

Eva Engelbert, Marlene Hausegger, Tina Oberleitner, Roswitha Weingrill:<br />

Hier wird nur mit Liebe gekocht. Rezepte und Geschichten aus dem<br />

Gemeindebau.<br />

Folio, 2. Auflage <strong>2007</strong>, 25.- Euro


Geschlechter-<br />

Gesundheit<br />

Eine positives Novum<br />

in der Gender Medizin<br />

ist das Buch von<br />

Angelika Voß (Hum<strong>an</strong>biologin<br />

und Diplom-Pädagogin).<br />

Auffällig <strong>an</strong>genehm<br />

ist schon die Kapitelgliederung:<br />

Voß beginnt<br />

den medizinischen Abschnitt mit „Blasenschwäche<br />

– eine ‚weibliche Schwäche‘?“.<br />

Voß weiß, wo der medizinische „Frauenschuh“<br />

besonders drückt. Wie geschlechtliche Normalisierungsprozesse<br />

zu Pathologisierungen beitragen,<br />

bearbeitet sie im Kapitel „Wenn uns unsere<br />

Geschlechtsrollen kr<strong>an</strong>k machen“. Der Faktor<br />

Kommunikation kommt ebenso wenig zu kurz<br />

wie gesellschaftliche Aspekte:„Soziokulturelle<br />

Einflüsse und ein gesellschaftlich vorherrschender<br />

Jugendlichkeitskult sowie die Tatsache,<br />

dass die durchschnittliche Lebenserwartung<br />

für Männer wie für Frauen weiter steigt,<br />

machen es möglich, den Alterungsprozess<br />

selbst als ‚kr<strong>an</strong>khaft‘ zu definieren. (...) Männer<br />

(werden) ebenso medikalisiert wie bisl<strong>an</strong>g vorwiegend<br />

Frauen.“<br />

Soziale Einflussfaktoren, allen vor<strong>an</strong> Gewalterfahrungen,<br />

Einsamkeit und Armut mit Bezugnahme<br />

auf geschlechtsspezifische „Inhaltsund<br />

Wirkstoffe“ werden nicht ausgespart. Luzide<br />

ist ebenfalls folgendes Resümee von Voß:<br />

„Studien, die sich mit biologischen Geschlechtsunterschieden<br />

befassen, (nehmen) ras<strong>an</strong>t zu. In<br />

der experimentellen Forschung und in klinischen<br />

Studien, bei Arzneimittelprüfungen und<br />

in der Grundlagenforschung, hat das Geschlecht<br />

mittlerweile Hochkonjunktur. Schwieriger<br />

hingegen ist es, diese Kenntnisse zunächst<br />

in der Lehre und später in die Praxis umzusetzen.<br />

Das liegt (...) <strong>an</strong> einer Kluft zwischen biomedizinischem<br />

Denken und sozialer Realität der<br />

Patientinnen und Patienten.“<br />

Eine erfreuliche Neuerscheinung im<br />

deutschsprachigen Raum!<br />

Gerlinde Mauerer<br />

Angelika Voß: Frauen sind <strong>an</strong>ders kr<strong>an</strong>k als Männer. Plädoyer für eine<br />

geschlechtsspezifische Medizin.<br />

Irisi<strong>an</strong>a im Heinrich Hugendubel Verlag <strong>2007</strong>, 19,95 Euro<br />

G<strong>an</strong>z Profi<br />

Wie geht m<strong>an</strong> als<br />

JournalistIn mit dem<br />

Dilemma um, über<br />

die Mech<strong>an</strong>ismen der<br />

Nachrichten- bzw.<br />

Medienproduktion<br />

und deren groteske<br />

Auswüchse Bescheid<br />

zu wissen und ihnen<br />

dennoch nicht entkommen<br />

zu können?<br />

Wie mit der eigenen Hilflosigkeit <strong>an</strong>gesichts einer<br />

Katastrophe? Was geht einer/m durch den<br />

Kopf, wenn m<strong>an</strong> unter lauter hungernden Menschen<br />

für eine Reportage recherchiert, ihnen<br />

auch noch eine „Story“ abverl<strong>an</strong>gt? Resigniert<br />

m<strong>an</strong> nicht irgendw<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> wieder und<br />

wieder erlebt, wie wichtige Themen und gut recherchierte<br />

Reportagen in Meer der medialen<br />

Bel<strong>an</strong>glosigkeiten untergehen? Lässt sich der<br />

Kampf gegen die Flut der Bilder überhaupt gewinnen?<br />

Ham<strong>an</strong>n erzählt nicht nur aus dem Berufsalltag<br />

einer Journalistin, sondern diskutiert<br />

auf eindringliche Weise ethische und im weitesten<br />

Sinn medientheoretische Themen und verbindet<br />

so geschickt die Praxis mit der Theorie.<br />

Sie konfrontiert den/die LeserIn mit den moralischen<br />

Zwickmühlen und emotionalen Krisen,<br />

denen ein/e ReporterIn ausgesetzt sein k<strong>an</strong>n.<br />

Durch das Einflechten eigener Erfahrungen<br />

und den Erlebnissen von KollegInnen gelingt es<br />

ihr, die LeserInnen nach wenigen Seiten genau<br />

da zu haben, wo sie sie haben möchte – sie wollen<br />

das Buch nicht mehr aus der H<strong>an</strong>d legen.<br />

G<strong>an</strong>z Profi eben.<br />

Die Texte entst<strong>an</strong>den im Rahmen der<br />

Theodor-Herzl-Vorlesung, die Ham<strong>an</strong>n letztes<br />

Jahr als Gastvortragende gestaltete. Im Anh<strong>an</strong>g<br />

befinden sich noch einige Reportagen<br />

aus ihrer „Werkstatt“. Noch besser sind allerdings<br />

die Vorlesungstexte selbst. Nur die Allerwelts-Einleitung<br />

lässt sich getrost überspringen.<br />

Sie wird den Texten Sibylle Ham<strong>an</strong>ns<br />

schlicht nicht gerecht. Für alle jene, die sich<br />

auch nur ein wenig für Medien und Journalismus<br />

interessieren, ist dieses Buch höchst empfehlenswert.<br />

Burgi Pirolt<br />

Sibylle Ham<strong>an</strong>n: Dilett<strong>an</strong>ten unterwegs. Journalismus in der weiten<br />

Welt.<br />

Picus Verlag <strong>2007</strong>, 14,90 Euro<br />

Alt, neu, alt<br />

Was tun, wenn die Mama keine Zeit hat zum<br />

Kaufladen spielen, weil sie das Abendessen machen<br />

muss? Der Bruder die S<strong>an</strong>dkuchen zertrampelt,<br />

weil er auch Platz zum Spielen<br />

braucht? Der Papa nur eine einzige Geschichte<br />

vorliest, weil er Zeitung lesen will? Die Schwester<br />

eine beim Zimmer rausschubst, weil sie<br />

mit den Freundinnen alleine sein will?<br />

G<strong>an</strong>z einfach: das kleine Mädchen in „Jetzt<br />

hol ich mir eine neue Mama“ holt sich eben eine<br />

neue Mama, einen neuen Bruder, einen neuen<br />

Papa, eine neue Schwester. Die haben immer<br />

Zeit. Sie spielen Kaufladen, backen S<strong>an</strong>dkuchen,<br />

lesen vor und schubsen eine nicht raus aus<br />

dem Zimmer – sol<strong>an</strong>ge bis es dem kleinen<br />

Mädchen selbst zuviel wird und es seine „alte“<br />

Familie zu vermissen beginnt. Fazit: die alte<br />

Mama, der alte Bruder, der alte Papa, die alte<br />

Schwester müssen wieder her. Die neue Familie<br />

schickt das Mädchen weg. Abgesehen davon,<br />

dass die Abendessen zubereitende Mama die<br />

einzige ist, die etwas für <strong>an</strong>dere tut und deshalb<br />

keine Zeit findet, ist die Idee g<strong>an</strong>z nett,<br />

dass auch Jungs S<strong>an</strong>dkuchen backen und sogar<br />

essen wollen. Dass Menschen allerdings einfach<br />

mir nix dir nix ausgetauscht werden (und<br />

diese ohne zu murren abziehen), wie es der Protagonistin<br />

in den Kram passt, lässt eine nach<br />

der Lektüre mit einem zwiespältigen Gefühl<br />

zurück. Geht’s um ein gesundes Selbstwertgefühl,<br />

das kleine Mädchen ihre Wünsche durchsetzen<br />

lässt oder um ein gnadenloses Ausnutzen<br />

von Mitmenschen? Eindeutiger sind die<br />

Illustrationen: witzig, bunt, mimik- und gestenreich.<br />

Petra Öllinger<br />

Brigitte Raab (Text), M<strong>an</strong>uela Olten (Bilder): Jetzt hol ich mir eine neue<br />

Mama. Ab 4 Jahren.<br />

Friedrich Oetinger <strong>2007</strong>, 12,40 Euro<br />

lese zeichen<br />

ab 4 Jahren<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


ge. sehen<br />

Das Interview mit Aida Karic ist auf<br />

www.diest<strong>an</strong>dard.at nachzulesen.<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Verwickelte Verarbeitung<br />

Dass die „Trostfrauen“ ihre Zw<strong>an</strong>gsprostitution auf sich alleine gestellt verarbeiten<br />

mussten, zeigt Aida Karic im Theaterstück „Die Troerinnen“. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Über große Strecken ist es<br />

ziemlich dunkel im Stück „Die<br />

Troerinnen“ in der Regie von Aida<br />

Karic. Schwarz und Dunkelblau<br />

sind die dominierenden<br />

Farben, sogar das Notlicht wird von einer<br />

jungen Frau zeitweise mit einem<br />

Schild abgedeckt. Später kommt viel<br />

leuchtendes Weiß dazu und vielleicht<br />

zwei Tupfen Rot. Das Stück h<strong>an</strong>delt von<br />

den so gen<strong>an</strong>nten „Trostfrauen“, den<br />

Zw<strong>an</strong>gsprostituierten im Jap<strong>an</strong> des<br />

zweiten Weltkrieges und Karic zieht es<br />

durch. Sie kokettiert nicht mit den ZuschauerInnen,<br />

die im Gegenteil noch<br />

mit verschiedenen Lichtern <strong>an</strong>gestrahlt<br />

und geblendet werden.<br />

„Ein und<strong>an</strong>kbarer Tod? Sie ist glücklicher<br />

als ich, die am Leben ist. Der Tod<br />

gleicht einer absoluten Leere.“ Sehr reduziert<br />

und minimalistisch inszeniert<br />

Karic ihre Mischung aus Euripides und<br />

den „Trostfrauen“, thematisiert dabei<br />

indirekt auch die Vergewaltigungen<br />

und Frauenmorde des Bosnienkrieges.<br />

Im Interview betont die junge Theatermacherin,<br />

die mit 18 Jahren wegen des<br />

Bosnienkriegs nach Österreich flüchtete,<br />

immer wieder, dass sie die Stärke der<br />

Frauen im Angesicht des Todes bzw. eines<br />

fürchterlichen Alltags mit um die<br />

30 Soldaten pro Tag als „Kunden“ der<br />

Zw<strong>an</strong>gsprostituierten zeigen wollte.<br />

„M<strong>an</strong> muss eine große Charakterstärke<br />

und einen immensen Überlebenswillen<br />

haben, um sexuelle Gewalt zu überstehen“,<br />

sagt Karic. „Das ist der Höhepunkt<br />

meines Elends“, sagt eine Protagonistin<br />

im Stück, gleichermaßen dist<strong>an</strong>ziert<br />

und <strong>an</strong>alysierend. „Die Troerinnen“ h<strong>an</strong>delt<br />

vom Gefasstsein in Trauer und tiefem<br />

Schmerz – von stolzer Trauer, vom<br />

Bestehen auf dem Eigenen gerade unter<br />

dem gewalttätigen Druck der äußeren<br />

Umstände.<br />

Eine Frau dreht den Kopf in die<br />

Schlinge eines riesigen weißen Tuches,<br />

das quer über die g<strong>an</strong>ze Bühne und den<br />

ZuschauerInnenraum reicht. Andere<br />

Frauen drehen sich seitlich im Kreise<br />

wie t<strong>an</strong>zende Derwische. Es h<strong>an</strong>delt<br />

sich hier um die Anpassung eines Scham<strong>an</strong>innenritual,<br />

denn Euripides Kass<strong>an</strong>dra<br />

ist in Karic’s Augen eine Scham<strong>an</strong>in.<br />

Karic wollte diese Szene unbedingt,<br />

weil ihr Rituale im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit Tod und Gesellschaft wichtig<br />

sind. „Weiß ist die Farbe des Todes im<br />

positiven Sinn, weil eine Seele ins Licht<br />

kommt. Die Frauen t<strong>an</strong>zen, weil sie der<br />

Seele helfen wollen, auf eine gute Weise<br />

die <strong>an</strong>dere Welt zu erreichen. In Korea<br />

habe ich so ein Scham<strong>an</strong>innenritual gesehen,<br />

das dauert einen Tag“, erzählt<br />

Aida Karic. Dort wird das Ritual mit einer<br />

Puppe vollzogen und dient der Verarbeitung<br />

des Todes eines Angehörigen.<br />

Wie wenig Möglichkeiten der Verarbeitung<br />

eine Gesellschaft entwickelt<br />

hat, um mit den Opfern von Zw<strong>an</strong>gsprostitution<br />

umzugehen, wird nicht<br />

thematisiert. Die Gesellschaft mit ihrer<br />

institutionalisierten sexuellen Gewalt<br />

bleibt außen vor. „Jap<strong>an</strong> wollte Kolonien<br />

Foto: N. M<strong>an</strong>gafas / Schauspielhaus<br />

haben und griff erst China und d<strong>an</strong>n<br />

Korea <strong>an</strong>. Es gab extreme Ausschreitungen<br />

gegen die Zivilbevölkerung und die<br />

Vergewaltigungen nahmen ein solches<br />

Ausmaß <strong>an</strong>, dass die Politiker berieten,<br />

wie das schlechte Bild Jap<strong>an</strong>s vermieden<br />

werden könnte. So entst<strong>an</strong>den die<br />

‚Troststationen’ für die Soldaten“, erklärt<br />

Karic. Was das Stück gut vermittelt, ist<br />

die völlige Einsamkeit der „Trostfrauen“,<br />

die mit dieser Gewalt fertig werden<br />

müssen. Erst Jahrzehnte später erhielten<br />

überlebende „Trostfrauen“ einen<br />

Platz in einem eigenen Altersheim,<br />

nachdem sie zuvor zum Teil auf der<br />

Straße oder bei Mönchen in einem Kloster<br />

leben mussten. „Bevor die Nacht zu<br />

Ende ist, w<strong>an</strong>delt sich alles in Klageges<strong>an</strong>g.<br />

Glückliche Lieder erzählen, dass<br />

der Krieg vorbei ist …“, klingt das Stück<br />

ruhig aus. Aida Karic holte Schauspielerinnen<br />

aus Seoul, die nicht dem rassistischen<br />

Stereotyp der zierlichen kleinen<br />

Asiatin entsprechen. Besonders die P<strong>an</strong>sori-Sängerin<br />

Sunsook K<strong>an</strong>g ist äußerst<br />

beeindruckend.<br />

Ein Problem des Stückes ist aber sicher,<br />

dass sich die Betonung auf Gesten<br />

und Bilder, mit sehr reduziertem,<br />

gestrafften Text, durchaus mit gewissen<br />

europäischen Vorurteilen vereinbaren<br />

lässt. Asiatischen Frauen wird gerne<br />

das Leiden abgesprochen, indem sie<br />

in Europa oft als ruhig, in sich gekehrt<br />

und über allem stehend imaginiert<br />

werden. Ihre Sprachlosigkeit wird kulturalisiert.<br />


musik.t<strong>an</strong>z<br />

bis 2.6., Wien<br />

SOHO in Ottakring. Kunst- und Kulturfestival,<br />

heuer unter dem Motto: Alles<br />

wird schön!<br />

Verein Soho in Ottakring, 1160 Wien,<br />

Brunnengasse 68/9,<br />

contact@sohoinottakring.at, Info und<br />

Programm: 0699/ 118 23 255,<br />

www.sohoinottakring.at<br />

5.6., 20.00, Wien<br />

Maria Caravalho & Trio Fado.<br />

Mel<strong>an</strong>cholische Liebesgrüße und<br />

tröstliches Timbre<br />

Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße<br />

169, T. 01/ 988 98 111, kulturhaus@sargfabrik.at,<br />

www.sargfabrik.at,<br />

Kosten: 18,- Euro<br />

8.6., 20.00, Wien<br />

Tori Amos<br />

Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien,<br />

Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at,<br />

Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz<br />

34,50 Euro, www.oeticket.com<br />

9.6., Wien<br />

Frauenb<strong>an</strong>denfest mit slux, largactill,<br />

pal slut, aufs maul<br />

EKH, 1100 Wien, Wiel<strong>an</strong>dgasse 2-4,<br />

www.med-user.net/ekh/<br />

27.6., Graz<br />

Tori Amos<br />

Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg,<br />

Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz<br />

43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro,<br />

www.oeticket.com<br />

film<br />

5.6., 11.00, Wien<br />

Babykino: Die zweite Hochzeitsnacht<br />

Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,<br />

T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/<br />

1program/babyprog.htm<br />

7.-15.6., Wien<br />

identities - queer film festival<br />

Info: DV8-Film, 1071 Wien, Postfach 282, T.<br />

01/ 524 62 74, F. 01/ 522 98 74,<br />

office@identities.at, www.identities.at<br />

8.6.-24.6., Wien<br />

Lachende Körper, exzentrische Gesten.<br />

Komikerinnen und Diven im Kino der<br />

1910 Jahre<br />

Filmmuseum, 1010 Wien, Augustinerstr. 1,<br />

T. 01/ 533 70 54, www.filmmuseum.at<br />

theater.kabarett<br />

bis 30.6., 20.00, Wien<br />

Herr Mautz von Sibylle Berg. Ein wahnwitziger<br />

Todestrip der kein Klischee<br />

über das Sterben auslässt.<br />

TAG – Theater <strong>an</strong> der Gumpendorfer Straße,<br />

1060 Wien, Gumpendorfer Straße 67,<br />

T. 01/ 586 52 22, mail@dasTAG.at,<br />

www.dasTAG.at, Kosten: 17,-/ 10,- Euro,<br />

Studierende gratis!<br />

17. und 18.6., Wien<br />

Philosophy on Stage. Lecture-<br />

Perform<strong>an</strong>ces<br />

Kosmos Theater, 1070 Wien,<br />

Siebensterngasse 42, T. 01/5231226,<br />

office@kosmostheater,<br />

www.kosmostheater.at,<br />

Karten: 15,-/10,- Euro<br />

23.6., 19.00, Salzburg<br />

ARGE theater: The Spy Collective:<br />

“IMINAMI – from mutter to smother”<br />

Theater der Erinnerungen, eine<br />

Perform<strong>an</strong>ce-Installation in<br />

Koproduktion mit der ARGEkultur<br />

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-<br />

Preis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11,<br />

www.argekultur.at, Kosten: 12,- Euro AK/<br />

10,- Euro VVK<br />

seminar.workshop<br />

5.6., 19.00, Graz<br />

Reise-palaver zum Thema “Weitw<strong>an</strong>dern”<br />

mit Sigrid Staubm<strong>an</strong>n, Uma Höbel,<br />

u.a. mit Fotoschau<br />

Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz,<br />

Griesgasse 8, T. 0316/ 71 24 48,<br />

palaver@frauenservice.org<br />

13.6., 15.00, Graz<br />

Beratung Gebärmutterentfernung<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/ 82 79 98,<br />

Anmeldung erforderlich, Eintritt frei<br />

14.6., 18.30, Wien<br />

Community heißt Gemeinschaft?<br />

Projektpräsentation zu einem<br />

Community Works Projekt von Amina<br />

H<strong>an</strong>dke und Faustin Linyekula<br />

T<strong>an</strong>zquartier Wien/ Studios, 1070 Wien,<br />

Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91,<br />

t<strong>an</strong>zquartier@tqw.at, www.tqw.at<br />

20.6., 19.00, Graz<br />

Die Klitoris, die schöne Unbek<strong>an</strong>nte.<br />

Filmpräsentation und <strong>an</strong>schließende<br />

Diskussion<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/ 82 79 98,<br />

Anmeldung erforderlich, Kosten: 8,- Euro<br />

23.6., 10-18.00, Salzburg<br />

Jetzt schaue ich auf mich! Burn-Out-<br />

Prophylaxe für Frauen<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, Anmeldung bei<br />

Mag.a Hermie Steininger:<br />

T. 0662/ 44 22 55, Kosten: 140,- Euro<br />

29.6., 19.00, Graz<br />

Das Frauengesundheitszentrum stellt<br />

sich vor. Vortrag – auch für Interessentinnen<br />

<strong>an</strong> einem Praktikum<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/ 82 79 98,<br />

Anmeldung erforderlich, Eintritt frei<br />

vortrag.diskussion<br />

4.6., 18.00, Wien<br />

Beruf: Wissenschafterin. Die ersten<br />

Privatdozentinnen der Wiener Germ<strong>an</strong>istik<br />

in der Ersten Republik<br />

IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26,<br />

ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at<br />

18.6., 18.30, Wien<br />

Marie Fr<strong>an</strong>zos (1870 - 1941) Übersetzerin<br />

– Vermittlerin – Networkerin<br />

IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei<br />

21.-23.6., Wien<br />

Tagung: Perspektive – Die Spaltung<br />

der St<strong>an</strong>dpunkte. Zur Perspektive in<br />

Philosophie, Kunst und Literatur<br />

IFK, 1010 Wien, Reichsratsstr. 17, T. 01/ 504 11 26,<br />

ifk@ifk.ac.at, www.ifk.ac.at<br />

25.6., 18.30, Wien<br />

Germaine Dulac, fr<strong>an</strong>zösische Pionierun<br />

der Stummfilmzeit<br />

IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, Eintritt frei<br />

25.6., 19.00, Wien<br />

Klimaw<strong>an</strong>del und globales ökologisches<br />

System. Aktuelle Forschungen,<br />

Konsequenzen, Perspektiven, Vortrag<br />

von Helga Kromp-Kolb im Rahmen der<br />

Wiener Vorlesungen<br />

Wiener Rathaus, 1010 Wien,<br />

Lichtenfelsgasse 2, Festsaal, Feststiege I,<br />

ausstellung<br />

bis 3.6., Innsburck<br />

Charlotte Salomon. Leben? Oder<br />

Theater?<br />

Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck,<br />

Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71,<br />

www.galerieimtaxispalais.at, Kosten:<br />

3,-/1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-<br />

18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen<br />

DIY – Wir machen es uns selbst!<br />

bis 8.6., Wien<br />

DIY – Wir machen es uns selbst!<br />

IG Bildende Kunst, 1060 Wien,<br />

Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/ 524 09 09,<br />

galerie@igbildendekunst.at,<br />

www.igbildendekunst.at<br />

bis 10.6., Linz<br />

futuresystems : rare momente. Gruppenausstellung<br />

internationaler zeitgenössischer<br />

Kunst.<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-<br />

Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03 600,<br />

info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten:<br />

6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00<br />

bis 20.6., Wien<br />

Elastic Taboos. Kore<strong>an</strong>ische Kunst der<br />

Gegenwart<br />

Kunsthalle Wien, 1070 Wien,<br />

Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33,<br />

www.kunsthallewien.at, Kosten 6,-/ 4,50<br />

Euro, Öffnungszeiten: täglich 10–19.00<br />

bis 1. Juli, Prigglitz<br />

Arbeiten von Martha Jungwirth und<br />

Joh<strong>an</strong>n Berger.<br />

Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz,<br />

T. 02662/ 45 633, F. 12662/ 45 633 4,<br />

seidl@gutgasteil.at, www.gutgasteil.at<br />

bis 11.9., Linz<br />

Helene Funke, Gemälde, Aquarelle,<br />

Grafik. Erste Retrospektive der Wegbereiterin<br />

der internationalen Avatgarde<br />

Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz,<br />

Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/ 707 03<br />

600, info@lentos.at, www.lentos.at,<br />

Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00,<br />

Do 10-21.00<br />

bis 16.9., Wien<br />

Held together with water - Kunst aus<br />

der Sammlung Verbund. Schwerpunkt<br />

auf dem Frühwerk von Cindy Sherm<strong>an</strong><br />

und der feministischen Av<strong>an</strong>tgarde<br />

MAK-Ausstellungshalle, 1010 Wien,<br />

Weiskirchnerstraße 3, Info: www.mak.at,<br />

Kosten: 7,90/ 5,50 Euro, Samstag Eintritt<br />

frei, Öffnungszeiten: Di 10-24.00,<br />

Mi-So 10-18.00, Mo geschlossen<br />

bis 18.11., Wien<br />

Beste aller Frauen. Weibliche Dimensionen<br />

im Judentum, die Rolle der jüdischen<br />

Frau im religiösen, wirtschaftlichen,<br />

sozialen und kulturellen Kontext<br />

Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />

Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31, F. 01/ 535<br />

04 24, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten:<br />

6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00<br />

2.6.-4.11, St. Pölten<br />

Ona B. - Rot. Mehrteilige Rauminstallation,<br />

die den Bogen vom Leben und<br />

der Liebe bis zum Tod sp<strong>an</strong>nt<br />

L<strong>an</strong>desmuseum Niederösterreich, 3109 St.<br />

Pölten, Kulturbezirk 5, T. 02742/ 90 80 90, F.<br />

02742/ 90 80 91, info@l<strong>an</strong>desmuseum.net,<br />

www.l<strong>an</strong>desmuseum.net<br />

6.6.-2.9., Graz<br />

“China welcomes you ... Sehnsüchte,<br />

Kämpfe, neue Identitäten” setzt sich<br />

mit Identitätsfragen ausein<strong>an</strong>der und<br />

zeigt China aus sehr unterschiedlichen<br />

Perspektiven<br />

Kunsthaus Graz am L<strong>an</strong>desmuseum<br />

Jo<strong>an</strong>neum, 8020 Graz, Lendkai 1, T. 0316/<br />

8017-9213, F. 0316/ 8017-9212, www.kunsthausgraz.at,<br />

Kosten: 7,–/5,50 Euro, Öffnungszeiten:<br />

Di–So 10–18.00<br />

7.6.-7.7., Wien<br />

Moira Zoitl und Ricarda Denzer. Gegenüberstellung<br />

zweier künstlerischer<br />

Positionen als produktiv-konfrontative<br />

Werkschau<br />

Kunsthalle Exnergasse, 1090 Wien,<br />

Währingerstr. 59/2/1, T. 01/401 21 41, kunsthalle.exnergasse@wuk.at,www.kunsthalle.wuk.at,<br />

Di-Fr 14-19.00, Sa 10-13.00<br />

19.6., 18.00, Wien<br />

Neueröffnung: Museum auf Abruf, Ort<br />

für österreichische Gegenwartskunst<br />

in Wien. Die erste Ausstellung “L<strong>an</strong>ge<br />

nicht gesehen” ist als kritische Revision<br />

heimischen Kunstschaffens zu sehen<br />

MUSA – Museum auf Abruf, 1010 Wien,<br />

Felderstr. 6-8, neben dem Rathaus<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Die Ausstellung DIY widmet sich feministischen Strategien der kulturellen Selbstorg<strong>an</strong>isation.<br />

Zahlreiche Medien, politische Initiativen und Kollektive stellen ihre<br />

Tätigkeiten vor – darunter auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Außerdem werden Arbeiten unterschiedlicher<br />

Künstlerinnen gezeigt.<br />

Noch bis 8.6., Wien, IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10–12, T. 01/ 524 09 09, galerie@igbildendekunst.at,<br />

www.igbildendekunst.at<br />

Foto: Stef<strong>an</strong>ie Seibold<br />

21.6.-24.9., Wien<br />

Margherita Spiluttinis Atlas Austria.<br />

Österreichische Architekturfotografie<br />

Architekturzentrum Wien im MuQua,<br />

1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/ 522 31 15,<br />

office@azw.at, www.azw.at,<br />

Kosten: 5,-/ 3,50 Euro, Öffnungszeiten:<br />

Mo–So 10-19.0033, www.kunsthallewien.at<br />

1<br />

lesung<br />

19.6., 19.00, Wien<br />

PoesieP<strong>an</strong>orama: Ann Cotten (Wien -<br />

Berlin) liest aus “Fremdwörterbuchsonette”<br />

Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />

Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />

F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />

Eintritt frei<br />

26.6., 19.00, Wien<br />

PoesieP<strong>an</strong>orama: Behauptung eines<br />

Autonomen. Ich trotz der Totalitarismen<br />

von Politik und Ökonomie: Elke<br />

Erb liest aus Gänsesommer<br />

Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />

Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />

F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />

Eintritt frei<br />

28.6., 19.00, Wien<br />

Ausgewählte literarische Neuerscheinungen:<br />

es lesen Marusa Krese aus “Alle<br />

meine Weihnachten” und Marina<br />

Marsilio aus “TERRIGENUM. Eine Postkarte<br />

<strong>an</strong> Martin Arnold”<br />

Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010<br />

Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29,<br />

F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at,<br />

Eintritt frei<br />

aktivitäten<br />

11. - 30.6., Wien<br />

Mis-Guide-Stadtverführungen in<br />

Wien. Sechzehn KünstlerInnen–Gruppen<br />

machen sich dar<strong>an</strong>, alltägliche<br />

Stadtstrukturen aufzubrechen und<br />

den Blick um- und fehlzuleiten<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>. künden<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

Tickets im T<strong>an</strong>zquartier Wien, 1070 Wien,<br />

Museumsplatz 1, T. 01/ 581 35 91,<br />

t<strong>an</strong>zquartier@tqw.at, www.tqw.at, Kosten:<br />

5,50 Euro Einzelticket, Package 5 Touren:<br />

17,50 Euro, Package 10 Touren: 30,- Euro<br />

12.6., ab 9.00, Wien<br />

AIDS-Infoparcours. AIDS-Information<br />

in Kombination mit Sport, Spiel und<br />

Spaß beim Sportfest der Gewerkschaftsjugend<br />

Info und Anmeldung: Aids Hilfe Wien,<br />

1060 Wien, Mariahilfer Gürtel 4,<br />

T. 01/ 595 37 11, F. 01/ 595 37 11/ 17,<br />

klingler@aids.at, www.aids.at<br />

16.6., 15 - 20.00, Graz<br />

Christopher-Street-Day: Infow<strong>an</strong>d<br />

Stadtteilcafe palaver, 8020 Graz,<br />

Griesgasse 8, T. 0316/ 712 44 8,<br />

palaver@frauenservice.org<br />

16.6., 15 - 23.00, Innsbruck<br />

Innlove <strong>2007</strong>. Tirols Straßenfest für<br />

Lesben, Schwule, Bisexuelle, Tr<strong>an</strong>sX<br />

und deren FreundInnen<br />

Markplatz Innsbruck, www.innlove.at,<br />

Info: HOSI Tirol, 6020 Innsbruck, Innrain<br />

100, www.queertirol.com<br />

21.6., Graz<br />

FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g: Mafalda -<br />

ein Treffpunkt für Mädchen<br />

Info bei Ilse Wieser, T. 0676/ 751 26 64<br />

24.6., 15.00, Wien<br />

LesungsStadtspazierg<strong>an</strong>g „Wien.<br />

Stadt frauenliebender Frauen“ mit<br />

Marlen Schachinger<br />

Treffpunkt: Café-Restaur<strong>an</strong>t Mayerei im<br />

Türkensch<strong>an</strong>zpark, 1180 Wien,<br />

Hasenauerstraße 56, Anmeldungen bis<br />

21.06.<strong>2007</strong> unter<br />

petra.galkova@gruene.at, Info: www.marlen-schachinger.com<br />

30.6., Wien<br />

Regebogenparade<br />

Info: www.hosiwien.at<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Diskuthek im Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />

www.frauenzentrum.at,<br />

jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />

Frauencafé<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />

Der Motorradclub für Lesben<br />

7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />

dykes.on.bikes@gmx.at,<br />

www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at,<br />

jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />

Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />

Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />

www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />

„Zwischen den Welten“ –<br />

Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.,<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />

www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />

Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />

3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe - Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />

Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />

Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />

Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />

jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />

shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />

erforderlich, kostenlos,<br />

www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />

_Maedchen_un.747.0.html<br />

Dick und Fit – Sport, Spiel und Körperspaß.<br />

Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse, 8010 Graz,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 119, www.fgz.co.at/dick.htm,<br />

Anmeldung unter 0316/837 998, Di 19-<br />

21.00, Kosten: 102,- Euro für 17 Abende<br />

Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />

Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />

den Kinosaal mitgenommen werden<br />

können<br />

Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

jeden 2. Di ab 11.00<br />

Frauenplenum der Grünen<br />

Alternativen Jugend<br />

Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />

jeden letzten Di um 18:30<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 01/545 43 93<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />

Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14,<br />

Info und Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi u. jeden 3. Di im Monat,<br />

jeweils von 18.30-21.00<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />

Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />

jeden 2. Di ab 20.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

Mittwoch<br />

Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />

Mittwoch, 17.00, vor dem Innenministerium<br />

Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />

7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />

Frauencafé<br />

Jugendzentrum Agathon,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

jeden 1. Mi ab 19.30<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />

Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />

20.00<br />

Deutsch Konversation<br />

Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />

jeden Mi von14-18<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />

und Fr ab 20.30<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reinisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />

Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Gruppe für Frauen.<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.: T. 01/587 67 50,<br />

Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,<br />

Offene Frauengruppe<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />

Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18-20.00, T. 01/587 67 50<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />

Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und<br />

Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.kunsttherapie-atelier.at, Kosten: 20,-<br />

Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi und 3. Di, jeweils von 18.30-<br />

21.00<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />

Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />

lesbische und bisexuelle Frauen.<br />

Leiterin: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle Courage, 6.,Windmühlg. 15/1/7,<br />

T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at, 14-tägig,<br />

Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,- Euro,<br />

kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />

<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />

Feministische Gespräche. Gemütliche<br />

Diskussionsrunde für Feministinnen<br />

FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />

Monat, 19.00<br />

Mach dir ein Bild… Portraitzeichnen,<br />

Portraitmalen für Frauen und Mädchen<br />

Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />

Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstr. 14,<br />

T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive<br />

Material: 13,- Euro, jeden 3. Do 18-20.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />

Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />

www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />

regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />

20.00


Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />

Salon de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />

24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />

FZ-Plenum<br />

FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6,<br />

T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />

Mahnwache und Speakerscorner<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20 u. 20.15, jeden Do<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />

Lesben, Mädchen!<br />

Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />

erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />

Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />

Treffen der „Jungen Herzen“<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />

www.hosilinz.at,<br />

jeden 3. Fr ab 20.00<br />

Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />

Schwule u. TG-Personen Treffen<br />

Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />

Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />

SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />

jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-<br />

P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />

Lesben und Freundinnen<br />

Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />

Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage.<br />

Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />

Offen für alle Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

info@frauenlesbenzentrum.at,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Mi und Fr ab 20.30<br />

Barbetrieb mt Musik, Billiard,<br />

Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />

19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

g.spot for queers to check in &<br />

freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />

jeden 1. Fr ab 22.00<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Foto Christi<strong>an</strong> Haake<br />

Tori Amos<br />

Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />

First love. Sexualberatung für<br />

Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />

Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />

L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />

Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue<br />

Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben,<br />

Feministinnen, Feizeitphilosophinnen<br />

u. <strong>an</strong>dere blümer<strong>an</strong>te<br />

Identitäten<br />

Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />

Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />

Samstag<br />

Frauenstammtisch – Treffen für<br />

Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />

Frauen und Freundinnen<br />

Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />

www.stammtischkrems.info<br />

/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />

Orl<strong>an</strong>do-Party<br />

Club Anderwelt, 6., Theobaldg. 10,<br />

jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />

Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />

www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro,<br />

Anm.: sonja.c@gmx.at oder<br />

T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00<br />

Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für Lesben und Schwule<br />

aus.weg, D-80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: T. 02626/677 10<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />

Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />

70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/661 24<br />

Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />

Auch muttersprachliche Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />

T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00<br />

Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />

maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />

Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48,<br />

T. 0662/442 255, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des<br />

Frauengesundheitszentrums Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />

u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Mit Margit Picher<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />

Anmeldung erforderlich,<br />

Kosten: 5,-/10,- Euro<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest, Infos zur<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

www.fgz.co.at, Mo-Mi u. Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />

<strong>an</strong>. künden<br />

Die US-amerik<strong>an</strong>ische Singer/Songwriterin hat sich im Mai mit einem neuen Album zurückgemeldet: „Americ<strong>an</strong><br />

Doll Posse“ heißt es, die Sängerin verkörpert darin fünf unterschiedliche Frauenbilder, die alle eine Göttin des<br />

Olymp und gleichzeitig eine Seite ihrer Musikerinnenpersönlichkeit darstellen. Eine Rebellion gegen ein christliches<br />

Frauenbild, das Frauen auf die beiden Rollen Madonna und Hure reduziert.<br />

Bei ihren Live-Auftritten entscheidet sie spont<strong>an</strong>, in welche Rolle sie auf der Bühne schlüpfen wird, dementsprechend<br />

sp<strong>an</strong>nend gestaltet sich ihre Tour für B<strong>an</strong>d und ZuschauerInnen. In Österreich ist Tori Amos am 8. <strong>Juni</strong> in<br />

Wien und am 27. <strong>Juni</strong> in Graz live zu sehen.<br />

8.6., 20.00, Wien, Wiener Stadthalle, Halle F, 1150 Wien, Vogelweidplatz 14, Info: www.stadthalle.at, Kosten: Sitzplatz 45,40 Euro, Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com<br />

27.6., Graz, Kasemattenbühne, 8010 Graz, Schloßberg, Info: www.kasematten.at, Kosten: Sitzplatz 43,50 Euro/ Stehplatz 34,50 Euro, www.oeticket.com<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />

junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />

1. Beratungsstelle für FGM<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />

9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />

www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster<br />

juni <strong>2007</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>. künden<br />

Ausstellung „Sexarbeit“<br />

Im Kornhausform Bern ist von 1. <strong>Juni</strong> bis 1. August die<br />

Ausstellung „Sexarbeit“ zu sehen, die versucht, sich<br />

sachlich, seriös und sorgfältig dem Thema Prostitution<br />

<strong>an</strong>zunähern. Die Schau besteht zu einen Teil aus<br />

einer vom Hamburger Museum der Arbeit übernommenen<br />

Ausstellung. Zwei weitere Teile wurden in<br />

Bern kuratiert und ergänzen die Hamburger Ausstellung:<br />

„Unter den Lauben“ dokumentiert hundert Jahre<br />

Sittengeschichte Berns. In „Chez Grisélidis“ wird<br />

die bewegte Biografie der Genfer Prostituierten<br />

Grisélidis Réal (1929 – 2005) nachgezeichnet, die sich<br />

ihr Leben l<strong>an</strong>g für die Rechte von SexarbeiterInnen<br />

eingesetzt hatte. Zusätzlich gibt es ein Begleitprogramm,<br />

das wissenschaftliche, gesellschaftspolitische<br />

und kulturelle Programmpunkte sowie ein umf<strong>an</strong>greiches<br />

Film<strong>an</strong>gebot umfasst.<br />

Kornhausforum Bern, CH–3000 Bern 7, Kornhausplatz 18, T. 0041/31/ 312 91 19, F. 0041/31/ 312<br />

91 13, Info@kornhausforum.ch, www.kornhausforum.ch, Kosten Sfr 12,–/ 8.–, Öffnungszeiten:<br />

Di–Fr 10–19.00 Uhr, Sa, So 10–17.00 Uhr, zutritt ab 16 Jahren<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5772, Beratung kostenlos<br />

Körper(Wohl-)Gefühle –<br />

Lerne, dich in deinem Körper wohl zu<br />

fühlen.<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 0650/777 99<br />

47, Kosten: 35,- Euro<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele<br />

Knappitsch<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />

Mit Petra Öllinger<br />

6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />

petra.oellinger@web.de,<br />

www.petra-oellinger.at<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> juni <strong>2007</strong><br />

radio.fixtermin<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />

jeden 1. Mo<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />

Weibliche Realitäten in den Ländern<br />

des „Südens“<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Mi 18.00-18.30<br />

Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feministisches Radio<br />

Radio Helsinki, 92.60 MHz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung<br />

für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />

Fr 19.00-20.00<br />

Space FEM FM Frauenradio<br />

Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />

jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />

FrauenForums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />

Sa 13.00-14.00<br />

Rainbow City-Radio für Lesben und<br />

Schwule<br />

Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />

UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)<br />

1.6., 20.30, Graz<br />

LesBiSchwules Unifest<br />

Hauptgebäude KF-Uni, 8010 Graz,<br />

Universitätsplatz 3<br />

2.6., 14.00 - 22.00, Wien<br />

Südwind Straßenfest. Weltmusik, fair<br />

geh<strong>an</strong>delte Produkte, Kunsth<strong>an</strong>dwerk<br />

und Kulinarisches aus Afrika, Asien<br />

und Lateinamerika<br />

Unicampus, 1. Hof, Altes AKH, 1090 Wien<br />

16.6.,18.00, Wien<br />

Imaginary Balk<strong>an</strong> Party. Mit Cicala<br />

mvta, Va F<strong>an</strong> Fahre, zwei Balk<strong>an</strong>b<strong>an</strong>ds<br />

aus Jap<strong>an</strong> bzw. Belgien, die den Balk<strong>an</strong><br />

nur aus Erzählungen kennen<br />

Badeschiff am Donauk<strong>an</strong>al, 1010 Wien,<br />

zwischen Schwedenbrücke und Ur<strong>an</strong>ia,<br />

Eintritt frei, bei Schlechtwetter am 17.6.,<br />

18.00<br />

23.6., 18.00, St. Lorenz am Mondsee<br />

Pride Boat <strong>2007</strong>. Party-Schiff mit<br />

D<strong>an</strong>ce und Show<br />

Beginn: 18.00 am Kulturgut Höribach,<br />

St. Lorenz am Mondsee, VVK ausschließlich<br />

per Email: info@prideboat.eu, Kosten: 25,-<br />

Schiff und Clubbing, 9,- Euro für Clubbing<br />

ab 22.00, Info: www.prideboat.eu<br />

23.6., 19.00, Salzburg<br />

ARGEfest “Die Flüchtlinge feiern, wir<br />

feiern mit.” Fest zum Internationalen<br />

Flüchtlingstag<br />

ARGEkultur Salzburg, 5020 Salzburg, Josef-<br />

Preis-Allee 16, T. 0662/84 87 84-11,<br />

www.argekultur.at, Eintritt frei<br />

23.6., Wien<br />

Latin-Night<br />

Cafe St<strong>an</strong>dard, 1050 Wien, Margaretenstr.<br />

63, Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at<br />

Kosten: 3,-<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

diverses<br />

1.6., 19.00, Wien<br />

Frauensolidarität, die Nummer 100:<br />

Feminismen. Zeitschriftenpräsentation,<br />

Vortrag und Fest, ab 21h Dj<strong>an</strong>e-Line<br />

WerkzeugH, Schönbrunnerstr. 61, 1050 Wien<br />

9. und 10.6., Salzburg<br />

Flohmarkt der Selbsthilfegruppe Überlebt<br />

(für Frauen und Mädchen mit sexuellen<br />

Missbrauchserfahrungen)<br />

Kleingmainerhof, 5020 Salzburg, Morzger<br />

Straße 27, Info: Selbsthilfegruppe Überlebt,<br />

T. 0664/828 42 63,<br />

shg.ueberlebt@inode.at<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 07-08/07: 12.06.<strong>2007</strong><br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Juli/August<br />

t hema<br />

Sex<br />

Sexualität in allen Spielarten: Asexualität, Polyamorie,<br />

queere Sexpartys …<br />

gesellschaft<br />

Intersexualität<br />

Die prominente Biowissenschaftlerin, Gendertheoretikerin<br />

und Intersexuellen-Aktivistin<br />

Anne Fausto-Sterling im Interview<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> tv<br />

5.7., 21.00 auf OKTO,<br />

K<strong>an</strong>al 8, www.okto.tv<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Buch Media Service<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Frick International<br />

Lhotzkys Literaturbuffet<br />

Buchh. Polycollege<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Bücher Wiederin<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Bertha – Bücher & Produkte<br />

Hacek-Bücherei<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1020<br />

1050<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4600<br />

6020<br />

6020<br />

6900<br />

8010<br />

8020<br />

9020<br />

Rathausstr. 41<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Taborstr. 28<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Dragonerstr. 22<br />

Sparkassenplatz 4<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Brockm<strong>an</strong>ng. 15<br />

Siebenundvierzigerg. 27<br />

Paulitschgasse 5/7<br />

und auch in vielen deutschen Städten: www.<strong>an</strong>schlaege.at


iz3w t Zeitschrift zwischen Nord und Süd<br />

# 300<br />

Altlasten – Namibias l<strong>an</strong>ger Weg<br />

in die Unabhängigkeit<br />

Außerdem: t 300 mal iz3w t Kampf<br />

um Simbabwe t Postkoloniales in der<br />

Kunst t Privatisiertes Klima …<br />

Einzelpreis Q 5,30<br />

iz3w t Telefon (0049)+761 – 740 03<br />

info@iz3w.org · www.iz3w.org


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 06/07, <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong>, 21. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!