Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge
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Tr<strong>an</strong>sGenders plädierte und sich in<br />
der Strategie-Diskussion die Bereitschaft<br />
signalisierte, über die historische<br />
LGBT-Alli<strong>an</strong>zen hinausgehend Kooperationen<br />
mit fortschrittlich feministischen<br />
Kreisen zu suchen. Tr<strong>an</strong>sgender-Diskriminierung<br />
ist schließlich<br />
keine Diskriminierung aufgrund der<br />
geschlechtlichen Orientierung sondern<br />
aufgrund des Geschlechts selbst.<br />
Um den Lebensraum für Tr<strong>an</strong>sGenders<br />
zu öffnen muss der Sexismus und das<br />
Geschlechtssystem selbst hinterfragt<br />
werden.“<br />
Tagungsthemen und –ziele. Bei der ersten<br />
europäischen Tr<strong>an</strong>sGenderTagung in<br />
Wien waren das Thema Selbstbestimmung,<br />
eine weitreichende Vernetzung,<br />
die Formulierung einer gemeinsamen<br />
Position sowie deren Vertretung nach<br />
außen wichtige Diskussionspunkte .<br />
Antidiskriminierung und Menschenrechte<br />
bildeten den Argumentationsrahmen.<br />
Ziel war es, Punkte zu finden,<br />
um sie auf internationaler, europäischer<br />
und nationaler Ebene auf die<br />
politische Agenda setzen zu können.<br />
Die Ergebnisse wurden sowohl nach<br />
Mitgliedern, Gruppen und Ländern gewichtet<br />
ausgewertet und sind mittlerweile<br />
im Netz veröffentlicht. Überraschend<br />
war, dass trotz regionaler Unterschiede<br />
die Probleme von Tr<strong>an</strong>s-<br />
Gender Personen ähnlich sind:<br />
Die freie Wahl des Vornamens<br />
stellte einen zentralen Punkt dar,<br />
denn dieser drückt Persönlichkeit und<br />
Identität aus. Die freie Wahl des Vornamens,<br />
unabhängig vom Gschlecht,<br />
sowie ohne psychiatrische oder medizinische<br />
Untersuchungen und Beh<strong>an</strong>dlungen<br />
war deshalb eine gemeinsam<br />
formulierte Forderung der<br />
Tagung.<br />
Gesetzgebungen gegen Tr<strong>an</strong>s-<br />
Gender-Diskriminierungen, unabhängig<br />
ob eine offizielle Änderung des<br />
Gender stattgefunden hat oder nicht,<br />
und Schutz bei hate crimes waren<br />
weitere zentrale Themenbereiche,<br />
ebenso wie das Recht auf freie Wahl<br />
des Arztes/der Ärztin innerhalb der<br />
EU, oder dass Sterilisation keine Bedingung<br />
für die Änderung des Gender/Geschlechtsstatus<br />
sein darf.<br />
Befund: Identität. Das Recht, die<br />
„Kategorie“ Gender/Geschlecht in<br />
allen Identitätsdokumenten ändern<br />
zu können, sieht etwa in vielen<br />
Staaten recht unterschiedlich aus:<br />
In Ungarn wird für die rechtliche Anerkennung<br />
des Identitätsgeschlechts<br />
ein psychiatrischer Befund benötigt, in<br />
Großbrit<strong>an</strong>nien wird zusätzlich eine<br />
zweijährige Lebenspraxis im <strong>an</strong>zuerkennenden<br />
Geschlecht verl<strong>an</strong>gt – die<br />
Geburtsurkunde wird d<strong>an</strong>n unabhängig<br />
von der Operation geändert.<br />
In den meisten Staaten Westeuropas<br />
können Dokumente nur d<strong>an</strong>n geändert<br />
werden, wenn sich Betroffene<br />
nach Therapien auch geschlechts<strong>an</strong>passenden<br />
Operationen unterziehen.<br />
So wird in Deutschl<strong>an</strong>d sogar explizit<br />
Sterilität eingefordert, während in<br />
Irl<strong>an</strong>d und Portugal eine rechtliche<br />
Anerkennung des neuen Geschlechts<br />
nicht möglich ist.<br />
Europa nutzen heißt in diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g sich zu vernetzen,<br />
die Situation von Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen-Gruppen<br />
und -Gesetzen im Ländervergleich<br />
bek<strong>an</strong>nt zu machen, Ähnlichkeiten<br />
aber auch best practices zu<br />
finden. Die gen<strong>an</strong>nten Punkte können<br />
jetzt als gemeinsame Stimme nach<br />
außen getragen werden und als Argumentationsgrundlage<br />
und Expertise<br />
im Rahmen des „Civil Dialogues“ dienen<br />
– bei Stellungnahmen zu offenen<br />
Ausschreibungen zu Gesetzen und<br />
deren Entwürfen, sowie auch zu Direktiven<br />
und Empfehlungen auf europäischer<br />
Ebene, die d<strong>an</strong>n wieder auf das<br />
nationale Level „zurückfallen“.<br />
Der Wunsch und das Know-how<br />
auf europäischem Niveau tätig zu<br />
werden, haben sich bei der Tagung<br />
„getroffen“. Die Teilnehmenden haben<br />
ein hohes Maß <strong>an</strong> Engagement, Hintergrundinformationen,<br />
Wissen von<br />
EU-Strukturen, Org<strong>an</strong>isation von Tagungen,<br />
IT-Kenntnisse, Fähigkeiten Öffentlichkeit<br />
zu erreichen, eigene Erfahrungen<br />
und Hintergründe und vieles<br />
mehr zusammengetragen. Die Frage<br />
der Fin<strong>an</strong>zierung bleibt offen optimistisch,<br />
aber ein Weiterbestehen<br />
erscheint sehr wahrscheinlich. Ein<br />
Steering Committee wurde gebildet,<br />
ein neues Treffen und das Erarbeiten<br />
einer Constitution wurden <strong>an</strong>gedacht,<br />
die Internet Plattform bleibt als Basis<br />
der europaweiten Kommunikation bestehen<br />
und soll in den nächsten Monaten<br />
zu einer dynamischen Interakions-<br />
und Abstimmungsgrundlage ausgebaut<br />
werden.<br />
Mittels einer solchen Struktur<br />
können auf europäischer Ebene im<br />
Rahmen des „Civil Dialoges“ Forderungen<br />
eingebracht werden, Gesetzesentwürfe<br />
nicht nur gendered sondern<br />
jetzt auch tr<strong>an</strong>sgendered werden.<br />
Ähnliche Vernetzungen gibt es bereits,<br />
etwa die europäische Frauenlobby<br />
oder ILGA-Europe (International<br />
Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Association), welche<br />
bisher Tr<strong>an</strong>sGender Anliegen auch<br />
mitvertreten hat. Nun ist eine unabhängige<br />
Stimme außerhalb der GLB-<br />
Movement entst<strong>an</strong>den und aus ihr<br />
herausgewachsen“. ❚<br />
tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />
Links:<br />
www.tgeu.net<br />
www.tr<strong>an</strong>sx.at<br />
www.gendertalk.tr<strong>an</strong>sgender.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09