Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge
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tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />
Fo t o : Es t h e r C ra p e l l e / w w w. a d k . at<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Überschreitung der Grenze<br />
Der erste europäische Tr<strong>an</strong>dsgenderrat in Wien zeigte trotz regionaler Unterschiede<br />
viele gemeinsame Erfahrungen. Eine Vernetzung auf europäischer Ebene<br />
scheint deshalb nur logisch. Von Alina Zacher<br />
Von 6.-9.November f<strong>an</strong>d der<br />
erste europäische Tr<strong>an</strong>sGenderrat<br />
in Wien statt. Es kamen<br />
Leute aus 21 Ländern und 73<br />
Org<strong>an</strong>isationen zusammen,<br />
um Grundlagen einer gemeinsamen<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Politik auf demokratischer<br />
Basis zu entwickeln. Zum ersten<br />
Mal wurden in sehr konzentrierter<br />
Form gegen die diskriminierende Körperpolitik<br />
fast aller Staaten Europas<br />
gemeinsam Strategien entwickelt<br />
und <strong>an</strong>gedacht.<br />
„Der Begriff Tr<strong>an</strong>sGender ist sehr<br />
vielfältig und drückt eine g<strong>an</strong>ze B<strong>an</strong>dbreite<br />
unterschiedlicher Lebensentwürfe<br />
aus. Es geht darum, das g<strong>an</strong>ze<br />
Kontinuum zu berücksichtigen und<br />
Leben zu können. Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen<br />
sind Menschen die Geschlechtsgrenzen<br />
überschreiten“, meint Arm<strong>an</strong>d<br />
Hotimsky. Einige Tr<strong>an</strong>sGender-<br />
Personen gehen den klassischen<br />
tr<strong>an</strong>ssexuellen Weg, der mit Hormontherapie<br />
und<br />
geschlechts<strong>an</strong>gleichender Operation<br />
verbunden ist. Die meisten leben<br />
vorübergehend oder kontinuierlich im<br />
„<strong>an</strong>deren“ Geschlecht, ohne über das<br />
notwendigste Maß körperlicher Anpassung<br />
hinauszugehen. Tr<strong>an</strong>sgender<br />
k<strong>an</strong>n in Zusammenh<strong>an</strong>g mit der queer<br />
theory gesehen werden, in der zwei-<br />
geschlechtliche Gesellschaftsnormen,<br />
Konzepte wie M<strong>an</strong>n, Frau, schwul oder<br />
lesbisch hinterfragt werden.<br />
Geschlechterzw<strong>an</strong>g. Gesellschaftlich findet<br />
eine Zuteilung zu M<strong>an</strong>n-Frau unhinterfragt<br />
statt, selbstbestimmte Geschlechtspositionen<br />
und Kontinuitäten<br />
werden kaum akzeptiert und sind<br />
kaum bek<strong>an</strong>nt. G<strong>an</strong>z besonders wird<br />
der Geschlechterrollenzw<strong>an</strong>g bei intersexuellen<br />
Menschen „beg<strong>an</strong>gen“.<br />
Bereits als Kleinstkinder werden sie<br />
dem Geschlechtsrollenbild entsprechend<br />
„zurechtgeschnitten“. Dies k<strong>an</strong>n<br />
eigentlich ebenso als „schädliche kulturelle<br />
Praktik“ des Westens <strong>an</strong>gesehen<br />
werden, gleich der weiblichen Genitalverstümmelung.Hermaphrodismus<br />
war kein Thema dieser Tagung,<br />
ist aber trotzdem ein Beispiel extremsten,<br />
unhinterfragten Geschlechterzw<strong>an</strong>ges,<br />
indem geschlechtliche Zwischenformen<br />
nicht geduldet werden.<br />
Andererseits gibt es aber auch<br />
gesellschaftliche „Zurechtweisungen“,<br />
in denen Menschen die Geschlechtlichkeit,<br />
etwa das Frau-Sein, abgesprochen<br />
wird. Als Beispiel von gesellschaftlich<br />
konstruierten, nicht selbstbestimmten<br />
Kontinuitäten können<br />
Leistungssportlerinnen gesehen werden,<br />
denen oft, aufgrund ihres Ausse-<br />
hens und ihrer Leistung ihr Frau-Sein,<br />
von der Gesellschaft abgesprochen<br />
wird. In diesem Fall wird die Frau oft<br />
als „nicht mehr Frau und noch nicht<br />
M<strong>an</strong>n“ gesehen, wodurch sich auch<br />
gesellschaftliche Hierarchien widerspiegeln.<br />
Es gibt viele Formen von<br />
Frau-Sein und viele Formen, das Frau-<br />
Sein abgesprochen zu bekommen, vor<br />
allem wenn die als selbstverständlich<br />
gesehenen Rollen nicht erfüllt werden.<br />
„Geschlechtsdiskriminierung<br />
k<strong>an</strong>n längst nicht mehr nur als<br />
Zurücksetzung aufgrund der ursprünglichenGeschlechtszugehörigkeit<br />
– also etwa aufgrund des Frauseins<br />
– verst<strong>an</strong>den werden. Sie muss<br />
in all den Facetten bekämpft werden,<br />
wo geschlechtsspezifische Verhaltensnormen<br />
aufgrund der Geschlechtszuweisung<br />
eingefordert werden, wie insbesondere<br />
dem Zw<strong>an</strong>g zu ‚femininem’<br />
Verhalten von Frauen im Arbeitsleben.<br />
Dieser Sexismus trifft Frauen, Männer<br />
und Tr<strong>an</strong>sGender gleichermaßen sobald<br />
diese die von ihnen erwartete<br />
Geschlechtskonformitäten nicht erfüllen“,<br />
sagt Eva Fels vom Verein Tr<strong>an</strong>sX,<br />
„So ist es nicht verwunderlich, dass<br />
der britische Tr<strong>an</strong>s-Aktivist Stephen<br />
Whittle für das Er- und Durchkämpfen<br />
längst bestehender Gender-Rechte für