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Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge

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Fo t o s : Ty m a K ra i t t ge.sehen<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Der Stöckelschuheffekt<br />

Nachtschwärmerinnen aufgepasst! Wo frau was in der Stadt zum Feiern hat, untersuchte<br />

unsere junge Trendreporterin Tyma Kraitt eine g<strong>an</strong>ze Nacht l<strong>an</strong>g.<br />

In Hinblick auf die Wiener Partyszene,<br />

lässt sich durchaus behaupten,<br />

dass die Stadt ein vielseitiges<br />

Angebot <strong>an</strong> <strong>an</strong>gesagten<br />

Locations zu bieten hat.<br />

Von Drum ´n ´Bass bis hin zu Indierock<br />

oder Hip Hop, für jede(n) ist hier sicherlich<br />

etwas dabei. Da ist es wohl längst<br />

fällig, mal auf die Probe zu stellen, was<br />

die Stadt, mitsamt den verschiedenen<br />

Clubs, Bars oder Beisln, insgesamt für<br />

uns Frauen zu bieten hat. Diesbezüglich<br />

habe ich mich zur Verfügung gestellt,<br />

um einfach mal den Unterhaltungsfaktor<br />

auszuloten, vor allem d<strong>an</strong>n,<br />

wenn frau samstagabends allein unterwegs<br />

ist.<br />

Denn schon zu Beginn musste ich<br />

feststellen, dass ich mich im Alleing<strong>an</strong>g<br />

viel mehr mit der Aufmerksamkeit seitens<br />

der Herren der Schöpfung zu „begnügen“<br />

hatte als sonst. Was nicht unbedingt<br />

eine erfreuliche Erfahrung darstellen<br />

muss. Es erweckt wohl den Eindruck,<br />

dass eine junge Frau ohne Begleitung<br />

womöglich auf „Aufriss“ zu sein scheint.<br />

Vielleicht ist die Hemmschwelle einiger<br />

Männer hier ein wenig niedriger. Es ist<br />

sicherlich einfacher, auf eine junge Frau<br />

zuzugehen, bei der m<strong>an</strong> von vornherein<br />

davon ausgeht, sie sei sicher unterwegs,<br />

um jem<strong>an</strong>den kennenzulernen.<br />

Frau braucht Nerven. Umso mehr galt es<br />

<strong>an</strong> diesem Abend, auch offensive Annäherungsversuche<br />

von (teils schwer alko-<br />

holisierten) Männern abzuwehren.<br />

So konnte ich mir öfters Komplimente,<br />

wie etwa „Du hastn leiw<strong>an</strong>den<br />

Oasch“ (O-Ton von einem Typ im<br />

Volksgarten), <strong>an</strong>hören. Ob frau sich<br />

hierbei geschmeichelt fühlen oder<br />

nicht viel eher den Mittelfinger hinstrecken<br />

soll, bleibt jeder selbst überlassen.<br />

Ich habe mich meinerseits für<br />

letzteres entschieden.<br />

Ein durchaus charm<strong>an</strong>teres „Ich<br />

find deine Augen voll schön“ konnte ich<br />

im B72 vernehmen, wobei mir dieses<br />

ach so nett gemeinte Kompliment von<br />

einem jungen M<strong>an</strong>n in einer recht unbeleuchteten<br />

Ecke zugeflüstert wurde.<br />

Inwieweit das ernsthaft gemeint war,<br />

k<strong>an</strong>n ich hier nur bezweifeln. Natürlich<br />

geht das noch viel offensiver, was ich<br />

schließlich beim Warten auf den Nachtbus<br />

erfahren musste. Ein <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs durchaus<br />

sympathisch wirkender Typ meinte<br />

wohl, dass es nach fünf Minuten Smalltalk<br />

Zeit wäre, mich zu ihm nach Hause<br />

einzuladen.„Du gfallst ma, kommst heut<br />

mit zu mir?“ fragte er mich grinsend.<br />

Leider wollte er eine Abweisung nicht<br />

wirklich akzeptieren und hakte etwa<br />

mit „geh komm“ oder „wieso denn<br />

nicht?“ nach. Auf meinem „Nein, ich<br />

will nicht“ verharrend musste ich leider<br />

erkennen, dass es wenig Sinn<br />

machte darauf weiter einzugehen, da<br />

seine „Überredungskünste“ so mit Sicherheit<br />

kein Ende nehmen würden.<br />

Wer mit derartigem Charme nichts<br />

<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen weiß, sollte dem wohl<br />

einfach nur mehr mit Ignor<strong>an</strong>z begegnen,<br />

da hier das Risiko besteht, dass<br />

eine Antwort oftmals als Flirten missinterpretiert<br />

wird, à la vielleicht ist sie<br />

sich nicht siche, oder schüchtern, vielleicht<br />

traut sie sich einfach nicht, aber<br />

eigentlich will sie ja.<br />

Zum Schluss entschied ich mich<br />

doch noch für einen Kurzbesuch im<br />

Flex, obwohl mich London Calling <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

weniger begeisterte. Dennoch<br />

war es eine gute Möglichkeit, den<br />

Abend noch ausklingen zu lassen, vor<br />

allem auch deswegen, weil ich die<br />

engen Schuhe mit den etwas zu hohen<br />

Absätzen endlich gegen die gemütlichen<br />

Sneakers in meiner Tasche austauschen<br />

konnte. Eine Maßnahme,<br />

die ich getroffen habe, um auch in<br />

die schickeren Lokale problemlos hinein<br />

zu kommen. Im Flex war das zum<br />

Glück aber nicht mehr notwendig.<br />

Fazit. Auch allein k<strong>an</strong>n frau durchaus<br />

ihren Spaß haben. Es gibt zahlreiche<br />

Möglichkeiten einen netten Abend<br />

in der Stadt zu verbringen. Sei es in<br />

den diversen Clubs oder g<strong>an</strong>z unkompliziert<br />

in einem der vielen Beisln in<br />

der Stadt. Ein wenig schwieriger wird<br />

es dabei, dem sexistischem Machogehabe<br />

einiger Männer zu entgehen. Das<br />

sollte uns Frauen jedoch keinesfalls<br />

am Nachtschwärmen hindern. Schließlich<br />

gehört die Stadt ja auch uns. ❚

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