Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge
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a usstellung innsbruck<br />
Revolutionäre Kuugel<br />
Die Initiative Kritische Universität und gesellschaftsem<strong>an</strong>zipatorische<br />
Lehre (Kuugel) ver<strong>an</strong>staltet von 7. bis 10. <strong>Dezember</strong> in der Innsbrucker<br />
Plattform mobiler Kulturalternativen (p.m.k) die Ausstellung „So geht Revolution...“<br />
mit vielfältigem Rahmenprogramm. Gezeigt werden 100 kommerzielle<br />
Werbesujets von 1967 bis heute, die allesamt revolutionäre Slog<strong>an</strong>s<br />
beinhalten. Dabei wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, was Begriffe wie<br />
Freiheit, Revolution oder Radikalisierung in der heutigen Zeit eigentlich<br />
bedeuten und wie das Verhältnis von politischen Zeichen, realem Protest<br />
und neoliberalen Gegenwartspraxen einzustufen ist. So werden u.a. Che<br />
Guevara, Karl Marx, Mao, Lenin, Ulrike Meinhof, rote Fahnen und rote Sterne,<br />
Straßenschlachten und Molotov-Cocktails zu sehen sein.<br />
Am Freitag, den 9.12. gibt es eine Ver<strong>an</strong>staltung von Helga Treichl und<br />
Rosa Reitsamer mit dem klingenden Titel „I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, als Anspielung<br />
auf eine Aussage von Corinne Tucker, in der sie vor einigen Jahren<br />
das weiße und männlich dominierte Rockbusiness karikierte.<br />
So werden Parallelen zu den „Hallen linker Ikonografie“ gezogen, in<br />
denen meist männliche Rauschebartträger in Macho-Pose die Szenerie beherrschen.<br />
Nur selten ist zwischen den linken „Straßenkampf-Stars“ eine<br />
Rosa Luxemburg, Ulrike Meinhof oder Klara Zetnik auszunehmen. DF<br />
7.12., 20.00,Vernissage und 9.12., 20.00,„I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, p.m.k., 6020 Innsbruck,Viaduktbögen 19-20,T. 0512/908049,<br />
www.pmk.or.at, kuugel.redefreiheit.net, Eintritt frei<br />
Foto: Fo to: Borderline<br />
ausstellung<br />
R<strong>an</strong>dgänge<br />
Borderline – eine Form, die Grenzräume sichtbar macht. Grauzonen, welche<br />
einen <strong>an</strong>deren Blick verl<strong>an</strong>gen und auffordern, unsere Denkgewohnheiten<br />
neu zu reflektieren und <strong>an</strong> den Rändern der Philosophie entl<strong>an</strong>g zu schreiben.<br />
Die Ausstellung „Borderline“ der Initiative für Kunst und Medien (MEDEA) –<br />
bis 7.12.05 im Linzer Kliemsteinhaus – versucht, neue Diskurse zu eröffnen. So<br />
präsentieren Künstlerinnen wie Elvira Kurabasa Arbeiten, die kulturelle Konzepte<br />
sichtbar machen und dekonstruieren.<br />
Besonders im Ausstellungsprogramm hervorzuheben ist die Tournee<br />
<strong>2005</strong> „Offenes Atelier“ On Tour. Sie thematisiert geografische Grenzen und<br />
Verschiebungen gesellschaftlicher und kultureller Grenzen vor dem Hintergrund<br />
des Systemwechsels in Polen. Eine Analogie dazu k<strong>an</strong>n auch im alltäglichen<br />
Leben zwischen verschiedenen Kulturen, Geschlechtern, Altersgruppen<br />
und/oder politischen Gruppierungen gesehen werden. Die Grenzlinie stellt<br />
d<strong>an</strong>n den Zwischenraum dar, der den Nährboden für neue Impulse bildet. Das<br />
Gewahrwerden von Zwischenräumen und Zwischentönen enthält ein sinnstiftendes<br />
Moment, jenseits von schwarz-weiß. Begleitend zur Ausstellung<br />
werden von 2.-4.<strong>Dezember</strong> auch Abendver<strong>an</strong>staltungen stattfinden. ElSte<br />
Info: servus.at/medea/projekte/borderline<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Einkaufsbummel<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Im Nachhinein wusste ich gar nicht mehr, wie ich hingekommen war.<br />
Eigentlich wollte ich nur Blumenerde kaufen. Doch im Bau- und Gartenmarktgewirr<br />
zog es mich d<strong>an</strong>n doch ins schwedische Möbelhaus.<br />
Das Außergewöhnliche dar<strong>an</strong>: ich war allein. Und das war sonst niem<strong>an</strong>d.<br />
Da waren Vater-Mutter-Kind-Familien, Müttergruppenshopperinnen,<br />
Pärchen aller Altersgruppen. Die Jungen maßen verzückt Billys<br />
und Ivars aus, die Älteren trennten sich vorm Restaur<strong>an</strong>t: die Männer<br />
ertränkten sich in dünnem Kaffee, die Frauen strebten zielsicher<br />
in Richtung ihrer Lieblingsabteilungen. Ich schlenderte ziellos herum,<br />
schaute mich in aller Ruhe in der Kinderabteilung um, ohne „Ich wille<br />
das haben!“ ins Ohr gebrüllt zu bekommen. D<strong>an</strong>n leistete ich mir einen<br />
lauwarmen Sackerltee und ein Fleischbällchenbrot, das auf der<br />
Werbetafel in der Esszimmerabteilung so lecker ausgesehen hatte –<br />
in echt d<strong>an</strong>n aber kaum wieder zu erkennen war. Als ich weiterging,<br />
traf ich in der Geschirrabteilung auf zwei Frauen mit Kindern. Die Kinder<br />
inspizierten all die bunten Plastik-, Glas- und Keramikdinge und<br />
zogen immer mehr den Unmut ihrer Aufpasserinnen auf sich. Wenn<br />
die beiden Freundinnen mitein<strong>an</strong>der sprachen, säuselten, schmeichelten,<br />
kicherten, flöteten sie, nur unterbrochen von stakkatoartigen<br />
Komm<strong>an</strong>dos und Drohungen vom Typ „Wenn du nicht sofort, d<strong>an</strong>n...!“<br />
<strong>an</strong> die Kinder. Ich war irgendwie peinlich berührt. Ob ich mich auch so<br />
<strong>an</strong>höre, wenn ich mit Lenni einkaufen bin? Schließlich ist das oft ein<br />
Spießrutenlauf mit unausweichlichem Höhepunkt <strong>an</strong> den Süßigkeitenständern<br />
<strong>an</strong> der Kassa. Nein, beschloss ich, ich bin netter zu Lenni<br />
und dafür weniger süßlich zu meinen Freundinnen. Durch eine Abkürzung<br />
wähnte ich mich dem Ausg<strong>an</strong>g nahe, f<strong>an</strong>d mich aber in einer<br />
Gruppe Freundinnen wieder, die gerade meinten: „Schrecklich, es gibt<br />
so viele Geschäfte, in denen Hunde verboten sind, könnte m<strong>an</strong> das<br />
nicht auch für Kinder einführen?!“ Bevor ich das richtig aufgenommen<br />
hatte, verschw<strong>an</strong>den die drei hinter einem riesigen Stapel Christbaumkugeln.<br />
Und ich fasste einen Entschluss: Fort<strong>an</strong> werde ich nur<br />
mehr mit Lenni shoppen, und wenn er mit dem Einkaufswagen durch<br />
die Gläserabteilung fährt, werde ich „Schneller!“ rufen; und sollte er<br />
dabei einer kinderhassenden Person übers Ferserl fahren, werde ich<br />
dezent wegsehen.<br />
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31