Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge
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atypischarbeiten<br />
1 Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der IG Externe Lekto-<br />
rInnen und Freie WissenschaftlerInnen<br />
2 Fr<strong>an</strong>zösische Autorin des Bestsellers:<br />
„Les intellos prècaires“, Paris 2001.<br />
Infos:<br />
fwww.fiftitu.at<br />
www.igbildendekunst.at<br />
www.kulturrat.at<br />
www.kupf.at<br />
www.grundeinkommen.at<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Arm <strong>an</strong> Visionen?<br />
Atypisch ist typisch für die Beschäftigungssituation (nicht nur) von Künstlerinnen. Wieviel<br />
Sicherheit ist möglich und welche moralisch vertretbaren Lösungen helfen<br />
aus der Opferrolle? Von Saskya Rudigier<br />
Vor kurzem nahm ich, nicht nur<br />
D<strong>an</strong>k unserer ehemaligen Chefredakteurin<br />
Gudrun Hauer, die<br />
erste Nummer der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> von<br />
1983 zur H<strong>an</strong>d. Unsere Zeitschrift<br />
wurde mit der Wut im Bauch gegründet,<br />
die unfairen Arbeitsbedingungen von<br />
Frauen zu kritisieren und die Forderung<br />
nach Gleichberechtigung „lautstark“ zu<br />
verkünden. Heute, über zw<strong>an</strong>zig Jahre<br />
später, sind unsere Arbeitsverhältnisse<br />
von einem erschreckenden Diskurs über<br />
die Individualisierung grundlegender<br />
Werte geprägt. Die zunehmende Ökonomisierung<br />
aller Lebensbereiche schafft<br />
es „Unsicherheit und Angst als Grundmotivation<br />
der wirtschaftlichen und sozialen<br />
Entwicklung zu machen, d.h. diejenigen,<br />
die einen guten Job haben, fürchten<br />
sich, diesen zu verlieren, und die <strong>an</strong>deren,<br />
die einen solchen gerne hätten,<br />
machen alles, um ihn zu bekommen“,<br />
präzisiert Kulturwissenschaftlerin Andrea<br />
Ellmeier 1 die im Grunde feudal <strong>an</strong>mutenden<br />
Zustände. Innerhalb dieser<br />
Abhängigkeitsverhältnisse und (künstlerischen)<br />
Ausschreibungsprojekten, die<br />
als förderungswürdig gelten, bleibt wenig<br />
Platz für „die Möglichkeiten des<br />
Scheiterns, das heißt aber auch des Expe-<br />
Fo t o s : a rc h i v<br />
riments, des Neuen und weniger des Innovativen,<br />
des Ungewohnten und weniger<br />
des Interess<strong>an</strong>ten werden von Beginn<br />
<strong>an</strong> ausgeschlossen“, wie Eva Bliminger<br />
in ihrem Vortrag bei der Tagung<br />
„(A)typisch Frau II“ in Linz bemerkte.<br />
Schizophrene Gewissensbisse. Die Verwertungslogik<br />
des Prekären lässt aber nicht<br />
nur wenig Platz für Ineffizienz, sie sichert<br />
uns geradezu einen Dauerloop im „Ähnlichkeits-Konservatismus“<br />
von Projekten,<br />
die nach Anne Rambach 2 „das gute Einverständnis<br />
mit den/der ArbeitgeberIn<br />
bzw. dessen Repräsent<strong>an</strong>tin“ als absolut