Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge

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themaabtreibung Ambulatorien und Kliniken, die u.a. Schwangerschaftsabbrüche durchführen: Ambulatorium am Fleischmarkt, Schwangerenhilfe und Sexualmedizin, Hotline rund um die Uhr: 01/512 96 31, www.asfleischmarkt.at Gynmed Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung, Hotline: 0699/178 178 00, infowww.gynmed.at Semmelweiß-Frauenklinik, T. 01/476 15-3901 Krankenanstalt Rudolfsstiftung, T. 01/711 65-4741 Weitere medizinische Infos: www.abtreibung.at 18 an.schlägedezember jänner 2005 2006 die SLP-Frauensprecherin freizusprechen. Die Klinik hat dennoch schließen müssen, in den Räumlichkeiten wurde vorübergehend eine „Baby-Holocaust- Gedenkstätte“ eingerichtet, wie ein Schild im Schaufenster verlautbarte. Diese gibt es zwar mittlerweile auch nicht mehr, nichtsdestotrotz ist Sonja Grusch auch über die Wortwahl der selbsternannten „LebensschützerInnen“ empört:„Ein Wahnsinn, gerade im zweiten Bezirk, denn das ist ja auch eine Verhöhnung der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.“ Maßnahmen in Wien. Zeit also, Maßnahmen zu setzen, um Frauen, die Abtreibungskliniken aufsuchen, zu schützen. Eine Möglichkeit bietet das Wiener Landes-Sicherheitsgesetz mit dem „Wegweiserecht“, das auf Antrag der Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely im Landtag durchgesetzt wurde. Danach ist es der Polizei gestattet, Personen wegzuweisen, die andere an öffentlichen Orten „in unzumutbarer Weise belästigen, insbesondere wenn auf Personen, die sich einer sozialen oder medizinischen Einrichtung nähern, psychischer Druck wie z.B. durch nachdrückliches Ansprechen oder (versuchte) Übergabe von Gegenständen ausgeübt“ wird. Ein Recht, das zwar wegen des öffentlichen Diskurses darum Signalwirkung hat und von den KlinikmitarbeiterInnen auch immer wieder genutzt wird, allerdings wegen der weiterhin fehlenden Sanktionen nicht ausreicht. Mitarbeiterinnen der Abtreibungskliniken, Elke Graf, Barbara Laschalt und Margot Schaschl fordern deshalb Schutzzonen, da erst so einmal weggewiesene BelästigerInnen auch an der Rückkehr vor die Kliniktüren gehindert werden könnten. Die Forderung nach belästigungsfreien Zonen vor Abtreibungskliniken wird von Monika Vana unterstützt, weil sie sich hier „auf die Seite der Frauen stellt“. Diese ist allerdings in ihrer Partei nicht unumstritten, da Schutzzonen im öffentlichen Raum seitens der Grünen generell abgelehnt werden. Sonja Grusch möchte sich nicht auf die Polizei alleine verlassen, „das hat schon in der Vergangenheit nicht funktioniert“. Zusätzlich sei Eigeninitiative von Frauen, AnrainerInnen und Klinikpersonal gefordert. Genau diese Freiheit nimmt man sich im Gynmed-Ambulatorium. Dort wird versucht, mittels öffentlicher Barrieren von SchauspielerInnen eine „ernsthafte“ Demo der AbtreibungsgegnerInnen zu verunmöglichen und deren Absurdität zu zeigen. Aufklärung? Zwischen dem 14. und 44. Lebensjahr ist es ein Thema“, meint Barbara Laschalt. „Frauen, die schwanger werden können“, beschreibt Elke Graf die Frauen, die in die Klinik kommen. Eine Statistik des Ambulatoriums am Fleischmarkt zeigt, dass 2003 ein Großteil der Frauen mit Schwangerschaftsabbruch zwischen 20 und 39 Jahre alt waren, nur ca. 12,5 Prozent sind 19 oder jünger und ca. 7,5 Prozent der Frauen über 40 Jahre alt. Es sind also Frauen jeden Alters, gutsituierte wie armutsgefährdete, aus allen Bildungsschichten, Migrantinnen, Österreicherinnen, Frauen, die ihre Ausbildung beenden wollen, Frauen mit mehreren Kindern ebenso, wie solche, die ohne Kinder leben wollen. Viele der Frauen erzählen den Beraterinnen, wie es zur Schwangerschaft gekommen ist. „Oft ist der Grund, dass die Frauen gar nicht verhütet haben, oder das Verhütungsmittel nicht korrekt angewendet wurde“, weiß Elke Graf. Das bestätigen auch die Gynmedmitarbeiterinnen, „Frauen verhüten nicht sicher, wenn sie schwanger werden, oft auf ‚natürliche’ Art und Weise“, erläutert Margot Schaschl. Das Verhütungsverhalten ist offenbar ein verbesserungswürdiges. Vor allem durch AIDS gewannen Kondome in den 1990ern an Bedeutung. Das Thema ist aber mittlerweile nicht nur aus den Medien, sondern auch aus den Köpfen weitgehend verschwunden und in der Folge auch die Kommunikation über Verhütung. „Das ist oft kein Thema beim Sex, manchen jungen Mädchen ist es peinlich, über das Thema zu reden“, bedauert auch Graf. Deshalb ist es der Ambulatoriumsleiterin wie auch den Gynmed-Mitarbeiterinnen wichtig, zu Verhütung, die der jeweiligen Lebenssituation der Frauen am besten entspricht, zu beraten. Der Ablauf eines Abbruchs. Am Beginn jedes Abbruchs steht die alleinige Entscheidung der Frau, einen solchen durchzuführen. Bei Fragen in dieser Phase unterstützen Frauengesundheitszentren,Familienberatungsstellen, aber auch die Ambulatorien selbst vor allem bei medizinischorganisatorischen Fragen – „ergebnisoffene Beratung“ lautet hier der Grundsatz. Informationen erhalten die Frauen direkt, per Telefon und auch übers Internet. Für die Abtreibung gibt es zwei Möglichkeiten – das Medikament Mifegyne oder die Absaugung. Mifegyne ist bis zum 49. Tag einer Schwangerschaft, gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Monatsblutung, zugelassen. Dabei handelt es sich um drei Tabletten, die eingenommen werden. Elke Graf konkretisiert, dass „damit auch der Entschluss gefasst ist, der Entscheidungsprozess deshalb schon vorher abgeschlossen sein muss“. Danach folgt ein zweites Medikament, Prostaglandin, das nach bis zu sechs Stunden zur Ausstoßung des Fruchtsacks führt. Die zweite Möglichkeit ist ein chirurgischer Abbruch in örtlicher Betäubung, Dämmerschlaf oder Vollnarkose. Dabei werden Schwangerschaft und Gebärmutterschleimhaut während eines fünf bis sechsminütigen Eingriffs abgesaugt. Bei beiden Methoden folgt ein Ultraschall unmittelbar danach und eine Nachuntersuchung, damit auch sicher festgestellt wird, dass die Schwangerschaft beendet ist. Aufklärung! Auch nach dreißig Jahren Fristenlösung ist Abtreibung ein Tabu- Thema. „So wie 1975“, meint Laschalt, „vor allem im ländlichen Bereich ist es immer noch versteckt, tabuisiert“. Frauen fragen nach, ob Informationen weitergegeben werden, manchmal auch, ob sie Verbotenes tun. „Viele merken erst im Gespräch mit Freundinnen, dass sie nicht alleine mit ihrer Entscheidung sind, dass auch andere ähnliche Erfahrungen haben“, weiß Schaschal. Ganz offen gesprochen werde aber sehr selten. Nicht hilfreich sind deshalb irreführende Informationen, wie sie z.B. in Rauch-Kallats „Frauenratgeberin“ zu finden sind. Nicht nur, dass neben der Homepage des Frauengesundheitszentrums auch jene der „Ak-

tion Leben“, die auf ihrer Homepage mit dem Slogan „Mensch von Anfang an – Mensch ein Leben lang“ wirbt, angegeben und beim Beratungsangebot, zwar „Probleme nach einem Abbruch“ als möglichen Gesprächspunkt nennt, Infos zum Schwangerschaftsabbruch aber nicht erwähnt. Kontaktinformationen zu Kliniken oder Ambulatorien fehlen. Unter Daten und Fakten steht darüber hinaus vermerkt, dass eine Schwangerschaft „innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei abgebrochen werden“ kann. In §97, der die Straflosigkeit des Schwangerschaftsabbruchs regelt, sind allerdings drei Monate rechtlich verankert. „Das entspricht etwa der 16. Woche gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung“, erläutert Christian Fiala, Frauenarzt und Leiter des Gynmed-Ambulatoriums. Auch wenn die meisten Frauen vor der zehnten Woche in die Ambulatorien gehen, ist es dem Mediziner wichtig aufzuklären, dass die Frauen auch danach nicht ins Ausland fahren müssen:„Drei Monate umfassen dreizehn Wochen und als Beginn einer Schwangerschaft wird die erfolgte Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut bezeichnet, die in der dritten Woche stattfindet.“ Obwohl ein Schwangerschaftsabbruch rein nach dem Gesetz zwar an allen öffentlichen Spitälern durchgeführt werden könnte, werden die rechtlichen Möglichkeiten an vielen Spitälern nicht ausgeschöpft. Das zeigt auch die Odyssee einer jungen Frau, die in der SLP-Broschüre wiedergegeben wird. Telefonische Auskünfte erhielt sie, wenn überhaupt, nur zu bestimmten, oft sehr eng bemessenen Zeiten, in manchen Spitälern wie z.B. dem SMZ-Ost beschränkten sie sich überhaupt darauf, dass „derzeit keine Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden“. Ein Befund, den auch eine Anfrage betreffend Schwangerschaftsabbrüchen an Wiener Krankenanstalten der Grünen an Gesundheitsstadträtin Renate Brauner bestätigte. In der Antwort vom 27. Mai sind für das Jahr 2004 weder für das SMZ-Ost, noch für das Wiener AKH „Abtreibungen auf Wunsch der Frau“ vermerkt. Ein Umstand, der, so Vana,„mit politischem Druck durch die Frauenstadträtin und die Gesundheits- stadträtin auf die Leitung der gynäkologischen Abteilungen, die eine dementsprechende Personalauswahl treffen könnten“ verbessert werden könnte. Die Zeit ist reif. Die Forderungen von KlinikmitarbeiterInnen und Politikerinnen gehen allerdings weiter, allen voran steht ein Gesetz, das nicht im Strafrecht verankert ist. Aber auch die Forderung „Abtreibung auf Krankenschein“ ist nach wie vor Thema. Denn die Kosten in den Ambulatorien belaufen sie sich beispielsweise auf 425,- und 460,- Euro bei Gynmed bzw. 470,- Euro am Fleischmarkt. Damit die Familienplanungsstelle des Wiener Magistrats Kosten übernimmt, müssen die Vermögensverhältnisse offengelegt werden, was zwar relativ unbürokratisch und schnell möglich ist, allerdings keine befriedigende Lösung darstellt. SLP- Vorsitzende Grusch fordert kostenlose Abtreibung an Frauengesundheitszentren und öffentlichen Spitälern in allen Bundesländern,kostenlose Verhütungsmittel speziell für junge Frauen und nicht zuletzt„wirtschaftliche und politische Voraussetzungen, die eine ökonomische Unabhängigkeit von Frauen ermöglichen“.MonikaVana geht es um den „ungehinderten Zugang zum Schwangerschaftsabbruch“, um mehr Aufklärung und die Kostenübernahme für Verhütungsmittel und Schwangerschaftsabbruch durch die Krankenkassen. Forderungen, die zwar den politischen Willen von SPÖ und Grünen widerspiegeln – denn im Wiener Landtag wurde Ende April auf Antrag der Grünen ein Beschluss zur Kostenübernahme gefasst – zur Zeit aber auf Bundesebene nicht durchsetzbar sind und deshalb einer Änderung der politischen Mehrheitsverhältnisse harren. Bis dahin bleibt nur, einige Forderungen immer und immer wieder zu wiederholen:„Wir fordern Abtreibung auf Krankenschein und in allen öffentlichen Spitälern“ (Komitee Selbstbestimmung der Frau, 1982),„Frauen wehrt Euch! Empfängnisverhütung – wo bleibt die Mitverantwortung der Männer! Gegen: Abhängigkeit! Aufhebung der Fristenlösung! Doppelmoral!“ (egalia, 1984). Wir schließen uns damit dem „Komitee für die ersatzlose Streichung des Abtreibungsparagraphens an“, denn Abtreibung ist Frauenrecht. ❚ Fo t o : AU F ; Archiv: STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung abtreibungthema In den meisten Ländern, in denen Abtreibung legal möglich ist, werden die Kosten – anders als in Österreich – zumindest zum Teil ersetzt oder es gibt Abtreibung auf Krankenschein. Kostenübernahme/Beratung: MA 11, Familienplanungsstelle, T. 01/369 89 88, www.kinder.wien.at Gynäkologische Untersuchung, Pillenverschreibung, Beratung durch Sozialarbeiterinnen, Schwangerschaftstest, Informationen und Erstanlaufstelle für Kostenübernahme für Schwangerschaftsabbruch Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung T. 01/478 52 42, www.oegf.at Gesundheitszentrum FEM T. 01/476 15-5771, www.fem.at Frauengesundheitszentrum in Graz T. 0316/ 83 79 98, www.fgz.co.at Frauengesundheitszentrum ISIS in Salzburg T. 0662/44 22 55, www.frauengesundheitszentrum-isis.at Autonomes Frauenzentrum Linz T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at dezember jänner 2005 2006an.schläge 19

themaabtreibung<br />

Ambulatorien und Kliniken, die<br />

u.a. Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />

durchführen:<br />

Ambulatorium am Fleischmarkt,<br />

Schw<strong>an</strong>gerenhilfe und Sexualmedizin,<br />

Hotline rund um die Uhr: 01/512 96 31,<br />

www.asfleischmarkt.at<br />

Gynmed Ambulatorium für<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch und<br />

Familienpl<strong>an</strong>ung,<br />

Hotline: 0699/178 178 00,<br />

infowww.gynmed.at<br />

Semmelweiß-Frauenklinik,<br />

T. 01/476 15-3901<br />

Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stalt Rudolfsstiftung,<br />

T. 01/711 65-4741<br />

Weitere medizinische Infos:<br />

www.abtreibung.at<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

die SLP-Frauensprecherin freizusprechen.<br />

Die Klinik hat dennoch schließen<br />

müssen, in den Räumlichkeiten wurde<br />

vorübergehend eine „Baby-Holocaust-<br />

Gedenkstätte“ eingerichtet, wie ein<br />

Schild im Schaufenster verlautbarte.<br />

Diese gibt es zwar mittlerweile auch<br />

nicht mehr, nichtsdestotrotz ist Sonja<br />

Grusch auch über die Wortwahl der<br />

selbstern<strong>an</strong>nten „LebensschützerInnen“<br />

empört:„Ein Wahnsinn, gerade im zweiten<br />

Bezirk, denn das ist ja auch eine Verhöhnung<br />

der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.“<br />

Maßnahmen in Wien. Zeit also, Maßnahmen<br />

zu setzen, um Frauen, die Abtreibungskliniken<br />

aufsuchen, zu schützen.<br />

Eine Möglichkeit bietet das Wiener<br />

L<strong>an</strong>des-Sicherheitsgesetz mit<br />

dem „Wegweiserecht“, das auf Antrag<br />

der Wiener Frauenstadträtin Sonja<br />

Wehsely im L<strong>an</strong>dtag durchgesetzt<br />

wurde. D<strong>an</strong>ach ist es der Polizei gestattet,<br />

Personen wegzuweisen, die<br />

<strong>an</strong>dere <strong>an</strong> öffentlichen Orten „in unzumutbarer<br />

Weise belästigen, insbesondere<br />

wenn auf Personen, die sich<br />

einer sozialen oder medizinischen<br />

Einrichtung nähern, psychischer<br />

Druck wie z.B. durch nachdrückliches<br />

Ansprechen oder (versuchte) Übergabe<br />

von Gegenständen ausgeübt“<br />

wird. Ein Recht, das zwar wegen des<br />

öffentlichen Diskurses darum Signalwirkung<br />

hat und von den KlinikmitarbeiterInnen<br />

auch immer wieder genutzt<br />

wird, allerdings wegen der weiterhin<br />

fehlenden S<strong>an</strong>ktionen nicht<br />

ausreicht. Mitarbeiterinnen der Abtreibungskliniken,<br />

Elke Graf, Barbara<br />

Laschalt und Margot Schaschl fordern<br />

deshalb Schutzzonen, da erst so einmal<br />

weggewiesene BelästigerInnen<br />

auch <strong>an</strong> der Rückkehr vor die Kliniktüren<br />

gehindert werden könnten. Die<br />

Forderung nach belästigungsfreien<br />

Zonen vor Abtreibungskliniken wird<br />

von Monika V<strong>an</strong>a unterstützt, weil<br />

sie sich hier „auf die Seite der Frauen<br />

stellt“. Diese ist allerdings in ihrer<br />

Partei nicht unumstritten, da Schutzzonen<br />

im öffentlichen Raum seitens<br />

der Grünen generell abgelehnt werden.<br />

Sonja Grusch möchte sich nicht<br />

auf die Polizei alleine verlassen, „das<br />

hat schon in der Verg<strong>an</strong>genheit nicht<br />

funktioniert“. Zusätzlich sei Eigeninitiative<br />

von Frauen, AnrainerInnen<br />

und Klinikpersonal gefordert. Genau<br />

diese Freiheit nimmt m<strong>an</strong> sich im<br />

Gynmed-Ambulatorium. Dort wird<br />

versucht, mittels öffentlicher Barrieren<br />

von SchauspielerInnen eine<br />

„ernsthafte“ Demo der AbtreibungsgegnerInnen<br />

zu verunmöglichen und<br />

deren Absurdität zu zeigen.<br />

Aufklärung? Zwischen dem 14. und 44.<br />

Lebensjahr ist es ein Thema“, meint<br />

Barbara Laschalt. „Frauen, die schw<strong>an</strong>ger<br />

werden können“, beschreibt Elke<br />

Graf die Frauen, die in die Klinik kommen.<br />

Eine Statistik des Ambulatoriums<br />

am Fleischmarkt zeigt, dass 2003 ein<br />

Großteil der Frauen mit Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

zwischen 20 und 39<br />

Jahre alt waren, nur ca. 12,5 Prozent<br />

sind 19 oder jünger und ca. 7,5 Prozent<br />

der Frauen über 40 Jahre alt. Es sind also<br />

Frauen jeden Alters, gutsituierte<br />

wie armutsgefährdete, aus allen Bildungsschichten,<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen, Österreicherinnen,<br />

Frauen, die ihre Ausbildung<br />

beenden wollen, Frauen mit<br />

mehreren Kindern ebenso, wie solche,<br />

die ohne Kinder leben wollen. Viele der<br />

Frauen erzählen den Beraterinnen, wie<br />

es zur Schw<strong>an</strong>gerschaft gekommen<br />

ist. „Oft ist der Grund, dass die Frauen<br />

gar nicht verhütet haben, oder das Verhütungsmittel<br />

nicht korrekt <strong>an</strong>gewendet<br />

wurde“, weiß Elke Graf. Das bestätigen<br />

auch die Gynmedmitarbeiterinnen,<br />

„Frauen verhüten nicht sicher,<br />

wenn sie schw<strong>an</strong>ger werden, oft auf<br />

‚natürliche’ Art und Weise“, erläutert<br />

Margot Schaschl. Das Verhütungsverhalten<br />

ist offenbar ein verbesserungswürdiges.<br />

Vor allem durch AIDS gew<strong>an</strong>nen<br />

Kondome in den 1990ern <strong>an</strong><br />

Bedeutung. Das Thema ist aber mittlerweile<br />

nicht nur aus den Medien,<br />

sondern auch aus den Köpfen weitgehend<br />

verschwunden und in der Folge<br />

auch die Kommunikation über Verhütung.<br />

„Das ist oft kein Thema beim Sex,<br />

m<strong>an</strong>chen jungen Mädchen ist es peinlich,<br />

über das Thema zu reden“, bedauert<br />

auch Graf. Deshalb ist es der Ambulatoriumsleiterin<br />

wie auch den Gynmed-Mitarbeiterinnen<br />

wichtig, zu<br />

Verhütung, die der jeweiligen Lebenssituation<br />

der Frauen am besten entspricht,<br />

zu beraten.<br />

Der Ablauf eines Abbruchs. Am Beginn jedes<br />

Abbruchs steht die alleinige Entscheidung<br />

der Frau, einen solchen<br />

durchzuführen. Bei Fragen in dieser<br />

Phase unterstützen Frauengesundheitszentren,Familienberatungsstellen,<br />

aber auch die Ambulatorien<br />

selbst vor allem bei medizinischorg<strong>an</strong>isatorischen<br />

Fragen – „ergebnisoffene<br />

Beratung“ lautet hier der Grundsatz.<br />

Informationen erhalten die Frauen<br />

direkt, per Telefon und auch übers Internet.<br />

Für die Abtreibung gibt es zwei<br />

Möglichkeiten – das Medikament Mifegyne<br />

oder die Absaugung. Mifegyne<br />

ist bis zum 49. Tag einer Schw<strong>an</strong>gerschaft,<br />

gerechnet ab dem ersten Tag der<br />

letzten Monatsblutung, zugelassen. Dabei<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um drei Tabletten,<br />

die eingenommen werden. Elke Graf<br />

konkretisiert, dass „damit auch der Entschluss<br />

gefasst ist, der Entscheidungsprozess<br />

deshalb schon vorher abgeschlossen<br />

sein muss“. D<strong>an</strong>ach folgt ein<br />

zweites Medikament, Prostagl<strong>an</strong>din,<br />

das nach bis zu sechs Stunden zur Ausstoßung<br />

des Fruchtsacks führt. Die<br />

zweite Möglichkeit ist ein chirurgischer<br />

Abbruch in örtlicher Betäubung, Dämmerschlaf<br />

oder Vollnarkose. Dabei<br />

werden Schw<strong>an</strong>gerschaft und Gebärmutterschleimhaut<br />

während eines<br />

fünf bis sechsminütigen Eingriffs abgesaugt.<br />

Bei beiden Methoden folgt ein<br />

Ultraschall unmittelbar d<strong>an</strong>ach und eine<br />

Nachuntersuchung, damit auch sicher<br />

festgestellt wird, dass die Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

beendet ist.<br />

Aufklärung! Auch nach dreißig Jahren<br />

Fristenlösung ist Abtreibung ein Tabu-<br />

Thema. „So wie 1975“, meint Laschalt,<br />

„vor allem im ländlichen Bereich ist es<br />

immer noch versteckt, tabuisiert“. Frauen<br />

fragen nach, ob Informationen weitergegeben<br />

werden, m<strong>an</strong>chmal auch,<br />

ob sie Verbotenes tun. „Viele merken<br />

erst im Gespräch mit Freundinnen,<br />

dass sie nicht alleine mit ihrer Entscheidung<br />

sind, dass auch <strong>an</strong>dere ähnliche<br />

Erfahrungen haben“, weiß<br />

Schaschal. G<strong>an</strong>z offen gesprochen werde<br />

aber sehr selten. Nicht hilfreich sind<br />

deshalb irreführende Informationen,<br />

wie sie z.B. in Rauch-Kallats „Frauenratgeberin“<br />

zu finden sind. Nicht nur, dass<br />

neben der Homepage des Frauengesundheitszentrums<br />

auch jene der „Ak-

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