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Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge

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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>12 01/<strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />

international<br />

Ambivalenz<br />

Bulgarische Literatinnen und ihr Versuch<br />

ehrlich zu sich selbst zu sein<br />

thema<br />

Abtreibung<br />

Damit Frauen nicht mehr fragen, ob sie<br />

etwas Verbotenes tun


auf.takt<br />

Unsere smarte Martina Madner heimst einen Preis<br />

nach dem <strong>an</strong>deren ein und niem<strong>an</strong>d weiß davon?<br />

Das k<strong>an</strong>n nicht sein.Wir gratulieren dir zu deinem<br />

Erfolg, hoffentlich bleibst du uns wenigstens noch<br />

eine Zeit l<strong>an</strong>g erhalten, bevor du von einer großen<br />

Zeitung abgeworben wirst. Ihre kritische und gründliche<br />

Aufarbeitung zum Thema Abtreibung (S.16-19)<br />

ist nämlich schon wieder gefährlich gut gelungen.<br />

Noch einen <strong>an</strong>deren Beitrag möchte ich unseren<br />

LeserInnen besonders empfehlen. Jenny Ungers Besuch<br />

bei der Ausstellung „Geheimsache: Leben,<br />

Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts“<br />

inspirierte sie nicht nur zu einem wunderbaren Text.<br />

Er ist gleichsam eine nachvollziehbare Reise in die<br />

Erinnerung <strong>an</strong> persönliche Lebens- und Konfliktsituationen.<br />

(ab S.32)<br />

Angesichts der immer noch herrschenden Vorurteile<br />

gelingt es vielleicht nicht immer den Verhältnissen<br />

mit Offenheit und Ironie zu begegnen. Aber m<strong>an</strong>chmal<br />

ist die Wahrheit nichts <strong>an</strong>deres als der Augenblick<br />

des großen Lachens, für den sich jede Mühe<br />

lohnt. Deshalb lachen wir, nicht nur zum Trotz, sondern<br />

auch weil uns Barbara Oberrauter mit ihrem<br />

feministischen Sitcomcheck (ab S.34) dazu verführt.<br />

Mit dem Humor als Berufung oder dem l<strong>an</strong>gen Weg<br />

„vom Sexsymbol zum feministischen Frechmaul“<br />

zeichnet die Wissenschafterin der Monats, Barbara<br />

Asen, ab Seite 22 die Em<strong>an</strong>zipation österreichischer<br />

Kabarettistinnen nach.<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n ist nicht nur Osteuropaexpertin<br />

und Herausgeberin von „Art in Migration“. Ihr unverkennbares<br />

Gespür zur richtigen Zeit am richtigen<br />

Ort zu sein bereichert immer wieder die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.<br />

Auf den Seiten 14 und 15 werdet Ihr nicht nur sp<strong>an</strong>nende<br />

O-Töne bulgarischer Schriftstellerinnen entdecken,<br />

sondern auch die mysteriöse Bedeutung des<br />

weißen Seidenschals kennenlernen.<br />

Zu guter Letzt noch einen besonderen D<strong>an</strong>k <strong>an</strong><br />

Lea Susemichel (S.36f) und D<strong>an</strong>iela Fohn. Ohne die<br />

beiden, wäre <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> TV nicht das, was es ist.<br />

Lacht und bleibt hartnäckig, fordert Eure Rechte und<br />

zeigt Euch solidarisch.Wir brauchen Euch.<br />

Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Redaktion<br />

P.S.: Last but not least, ein D<strong>an</strong>ke auch <strong>an</strong> Sasyka<br />

Rudigier, die wie ein Wirbelwind durch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

fegt und Magazin wie TV mit zahlreichen Beiträgen<br />

bereichert, deshalb reinschauen, am 14.12. um 21.00!<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

Verflixt<br />

Sich als Feministin dem Katholizismus <strong>an</strong>zunähern ist nicht einfach<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

tr<strong>an</strong>sgender.rat<br />

Überschreitung der Grenze<br />

Die Vernetzung europäischer Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen beginnt<br />

g esundheits.t<strong>an</strong>dem<br />

Hautfarbe: ungeröntgt<br />

Gemeinsam eine optimale Gesundheitsversorgung gestalten<br />

bulgarien.literatur<br />

Gänsefüßchen-Feminismus<br />

Ehrliche Geständnisse über Alltag und Überlebenskunst<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Beruf Sexarbeiterin<br />

Moralfreie Ansichten zu einem Dienstleistunggewerbe<br />

thema.abtreibung<br />

Ein Thema zwischen 14 und 44<br />

Raus aus dem Strafrecht, denn Abtreibung ist Frauenrecht!<br />

forum.wissenschaft<br />

Freche Mäuler<br />

Frauen machen ohne „Blattl vorm Mund“ Kabarett<br />

a typisch.arbeiten<br />

Arm <strong>an</strong> Visionen<br />

KulturarbeiterInnen sind „Av<strong>an</strong>tgarde mit Selbstauftrag“<br />

geheimsache.leben<br />

Lebenszeit<br />

Eine Ausstellung zu offener Sinnlichkeit und geheimen Begehren<br />

thesen.desaster<br />

Der Sticom Check<br />

Weder Rose<strong>an</strong>ne, Ellen noch Sybill lassen sich in Klischees packen<br />

perform<strong>an</strong>ce.aktion<br />

Loras aktionistische Anteile<br />

Die (Re)Präsentation von Frauen in der Perform<strong>an</strong>cekunst<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Winter, was heißt hier Winter?<br />

H<strong>an</strong>ky-P<strong>an</strong>ky und Ding-Dong-Songs gegen kalte Füße<br />

lese.zeichen<br />

Code: lila Veilchen<br />

Lesbische Sexualität, Begehren und Erotik im Berlin der 1920er Jahre<br />

ge.sehen<br />

Der Stöckelschuheffekt<br />

Nachtschwärmerin aufgepasst! Wo hat frau was zum Feiern?!?<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

16<br />

22<br />

28<br />

32<br />

34<br />

36<br />

38<br />

39<br />

42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />

office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Redaktion: Renate Billeth/reb, Paula Bolyos/pabo, Karin<br />

Eckert/keck, D<strong>an</strong>iela Fohn/DF, Verena Fabris/vab, Svenja<br />

Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek,<br />

Sabine Klein/bik, Martina Madner/mad (Gesamtkoordination),<br />

Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Zoraida Nieto, Petra<br />

Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Sara Paloni/Sapa, Saskya<br />

Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />

Lea Susemichel/les<br />

Inserate, PR: Saskya Rudigier, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Barbara Asen, Nina Hechenberger/nina,<br />

Barbara Oberrauter/oba, Burgi Pirolt/burgi,<br />

Silke Pixner/pix, Elisabeth Schäfer, Elisabeth<br />

Steinkellner/ElSte, Jenny Unger/jung, Alina Zacher<br />

<strong>an</strong>.sage: Emilija Mitrovic & Elisabeth von Dücker<br />

neu.l<strong>an</strong>d: Tyma Kraitt<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />

ge.sehen: Tyma Kraitt<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n & Ute Hölzl<br />

plus.minus: Eva Steinheimer<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Cover: Magdalena Blaszczuk<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Archiv Stichwort – Archiv der Frauen<br />

und Lesbenbewegung, AUF, Magdalena Blaszczuk,<br />

Ingrid Böhm, Bühne im Hof, Esther Crapelle, Frauen in<br />

Weiß, Geyrhalter Filmproductions, Martina H<strong>an</strong>dler,<br />

Katzenball,Tyma Kraitt, Babette M<strong>an</strong>gold, Elfriede Marx,<br />

Queer Beat, Saskya Rudigier, Eva Steinheimer, Britta Stroj,<br />

Verein Schwarze Frauen Community, Theresa Zotter<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Gabriele Artm<strong>an</strong>n<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft:„Octo wie Oktobus“ von Saskya Rudigier in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/05<br />

Or<strong>an</strong>ges auf Okto<br />

Liebes <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Team,<br />

als regelmäßige <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Leserin und<br />

engagierte Feministin einerseits und<br />

Mitarbeiterin von ORANGE 94.0 hab ich<br />

mich natürlich sehr über den Artikel<br />

zum CTV Wien und über euer Vorhaben,<br />

eine <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Sendung zu gestalten,<br />

gefreut.<br />

Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen,<br />

auf die ich euch gerne aufmerksam<br />

machen würde:<br />

1) Das Freie Radio in Wien heißt ‚ORAN-<br />

GE 94.0‘ und NICHT ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘. Ich<br />

weiß, dass die meisten Menschen uns<br />

als ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘ kennen, aber unserer<br />

offizieller Name ist es eben nicht. Das<br />

wollt ich euch eh schon länger mal sagen...<br />

:)<br />

2) Ich habe es sehr, sehr schade gefunden,<br />

dass der Artikel über OKTO in seiner<br />

Kopfzeile zwar ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘ und<br />

unsere Sendungsprinzipien erwähnt,<br />

aber im Text leider, leider nicht weiter<br />

darauf eingeht. Das ist aus folgendem<br />

Grund besonders bedauerlich:Wir haben<br />

als einziger Wiener Radiosender einen<br />

dezidiert als solchen ausgewiesenen<br />

Frauen- und Lesbenschwerpunkt<br />

im Programm (Montag bis Freitag,<br />

18.00-19.00), auf den wir auch sehr<br />

großen Wert legen.<br />

Insofern wäre es auf der einen Seite<br />

natürlich schön gewesen, dass in den<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n auch zu lesen. Auf der <strong>an</strong>deren<br />

Seite ist es seit einiger Zeit aber<br />

auch leider so, dass uns ‚engagierter<br />

feministischer Nachwuchs‘ in dieser<br />

Sendeschiene fehlt, was mich sehr traurig<br />

macht.<br />

Und als ich d<strong>an</strong>n den OKTO-Artikel las,<br />

hatte ich folgende Idee: Hättet ihr eventuell<br />

in der nächsten Ausgabe<br />

Platz/Lust, ORANGE 94.0 und v.a. den<br />

Frauen/Lesbenschwerpunkt ein bisschen<br />

näher vorzustellen? Es gibt auch<br />

die Möglichkeit, Interviews mit ORAN-<br />

GE-Mitarbeiterinnen zu machen o.ä.<br />

Das gäbe uns auch die Gelegenheit,<br />

nähere Kontakte zu knüpfen und euch<br />

unsere neuen, echt tollen Räumlichkeiten<br />

zu zeigen. Und vielleicht entstehen<br />

ja auch Ideen für eine weitere Zusammenarbeit?<br />

Denn Freies Radio k<strong>an</strong>n<br />

durchaus noch feministischer werden...<br />

Es würde mich sehr freuen, von euch zu<br />

hören.<br />

Eva Kuntschner<br />

Liebe Eva,<br />

wir freuen uns über deine Anregungen.<br />

Du hast recht! Ab sofort werden wir in<br />

den Termin<strong>an</strong>kündigungen das Radio<br />

vor ORANGE streichen.<br />

Nachdem wir CTV zudem einen unkorrekten<br />

Namen für ihren Kabelplatz verpassten<br />

und diese auch noch vor der ersten<br />

offiziellen Pressekonferenz veröffentlichten,<br />

wollen wir uns auch dafür<br />

entschuldigen.<br />

Dein Vorschlag, in einer der nächsten<br />

Ausgaben – Print oder TV – einen Artikel<br />

über eure Radiomacherinnen zu machen,<br />

finde ich großartig. Wir bleiben in<br />

Kontakt und freuen uns über weitere<br />

LeserInnenbriefe dieser Art!<br />

Betrifft:„Die Stadt der Frauen“ von Sara Paloni in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/05<br />

Eratum<br />

Zu unserem Bedauern hat sich in der<br />

Hitze des letzten Produktionswochengefechts<br />

ein Fehler eingeschlichen. Irrtümlich<br />

hat die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Redaktion die<br />

7. internationale Stadt der Frauen in<br />

Ljublj<strong>an</strong>a ausgerufen. Das bemerkenswerte<br />

Festival für zeitgenössische<br />

Kunst, Theoriearbeit und politischen Aktionismus<br />

von Frauen f<strong>an</strong>d aber bereits<br />

zum 11. Mal statt.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Petra Öllinger<br />

Verflixt<br />

„Es gibt nicht Juden und Griechen, nicht Sklaven und<br />

Freie, nicht M<strong>an</strong>n und Frau, denn ihr alle seid ‚einer’ in<br />

Christus Jesus“, Galater, 3,28. Beim Blättern im Buch<br />

der Bücher stößt frau durchaus hin und wieder auf<br />

Kapitel und Verse, die der römisch-katholischen Kirchenobrigkeitsmeinung,<br />

Gleichheit von Weiblein und Männlein<br />

sei nicht gottgewollt, widersprechen. Verflixt, wie geht<br />

das aber nun zusammen: feministische Einstellung und römisch-katholische<br />

Kirche? Wie passt das zusammen: Frauen<br />

und der Verbleib innerhalb verkrusteter (Macht-)Strukturen<br />

inklusive systematischer Diskriminierung von „R<strong>an</strong>d“gruppen<br />

wie Frauen, Lesben, Schwule, Geschiedene,Wiederverheiratete.<br />

Da muss frau doch aus diesem „Verein“ ausbrechen, austreten.<br />

Oder? Selbst viele Jahre aktiv mit der römisch-katholischen<br />

Kirche verbunden, räumte ich nach der Matura das Feld.<br />

Verflixt, so einfach jedoch lassen sich Erfahrungen in der Katholischen<br />

Jungschar, in der Firmgruppe, im „Reli“-Unterricht<br />

inklusive sp<strong>an</strong>nender Diskussionen gefolgt vom Wunsch,<br />

Theologie zu studieren, nicht abstreifen. Oft tauchte die Frage<br />

in mir auf:Wie k<strong>an</strong>n das katholische Korsett überhaupt gesprengt<br />

werden, wenn das Weite gesucht wird? Also bleiben<br />

oder gehen? Jede Frau, die einigermaßen bei Sinnen ist, sollte<br />

gehen. Verflixt, ich kenne viele Frauen, die mehr als bei Sinnen<br />

und trotzdem geblieben sind; zumeist als aktive Gestalterinnen<br />

des kirchlich-religiösen Geschehens. Sie widerlegen viele<br />

Vorurteile, die häufig gegen sie gehegt werden: Konservatismus,<br />

Obrigkeitsgläubigkeit, Kritiklosigkeit. Sie sind keine<br />

Schäfchen, die einem Hirten blindlings hinterhertaumeln.<br />

Apropos Hirte: Die Wahl Josef Ratzingers zum Papst stößt bei<br />

vielen Katholikinnen auf geringe Begeisterung. Die wenigsten<br />

geben sich der Illusion hin, dass jetzt ein Vorwärtskommen<br />

oder überhaupt ein Reinkommen von Frauen in Entscheidungspositionen<br />

in Aussicht ist – die gläserne Decke unter<br />

der Kirchenkuppel.<br />

Frauen leisten den Hauptteil <strong>an</strong> – oft unbezahlter – Arbeit,<br />

und auch wenn sie in Laienorg<strong>an</strong>isationen und als kirchliche<br />

Angestellte arbeiten dürfen ist klar: Männer diktieren und,<br />

was häufig schlimmer ist, interpretieren die Regeln. „Männer<br />

haben in der katholischen Kirche das Monopol, den Glauben<br />

auszulegen. Fallen Frauen vom rechten Glauben ab, wenn sie<br />

nicht mehr alles glauben, was ihnen von Männern vorgesetzt<br />

wird?“, so Eva Rossm<strong>an</strong>n in der Einleitung ihres Buches<br />

„Die Angst der Kirche vor den Frauen“. Verflixt, wahrscheinlich<br />

sind d<strong>an</strong>n alle, die das männliche Wort im Buch umdrehen,<br />

in Ewigkeit verdammt? Elizabeth Cady-St<strong>an</strong>ton hilf uns!<br />

Auf dass deine „Wom<strong>an</strong>’s Bible“, eine Darstellung und kritische<br />

Kommentierung von frauenbezogenen Bibelstellen, vor<br />

allem im deutschsprachigen Raum wieder vermehrt aufgelegt<br />

werden und für Diskussions-Zündstoff sorgen möge<br />

(auch wenn m<strong>an</strong>chen feministischen Theologinnen das Bibel-Zitieren<br />

als „Waffe“ im verbalen „Kreuzzug“ mittlerweile<br />

auf den Geist geht). Dass von den M<strong>an</strong>nen „oben“ keine<br />

Änderung gewünscht ist, liegt auf der H<strong>an</strong>d. Wer lässt sich<br />

schon gerne seiner Privilegien berauben? Verflixt. Aber<br />

„Raubversuche“ seitens der Jüngerinnen sind durchaus im<br />

G<strong>an</strong>g: m<strong>an</strong>chmal öffentlich „aufrührend“ wie die Weihe von<br />

sieben Frauen zu Priesterinnen im Jahr 2002, häufiger jedoch<br />

als stilles Vorgehen nach dem Motto „steter Tropfen höhlt die<br />

Kruste“. Beispiel Religionsunterreicht: Hier sehen Religionspädagoginnnen<br />

eine Möglichkeit, Spiritualität zu vermitteln<br />

und zu fördern, die die g<strong>an</strong>ze Schöpfung umfasst – ohne Diskriminierung<br />

von Menschen – sowie Wissen und Erkenntnisse<br />

aus der feministischen Theologie einfließen zu lassen.<br />

Beispiel Katholische Frauenbewegung: Viele Aktive agieren<br />

auf einer kritisch-feministischen Ebene speziell im Bereich<br />

Frauen-Entwicklungspolitik und sind weit entfernt von missionarisch-eifrigen<br />

Heilbringerinnen. Eines der „Gebote“: die<br />

Kompetenzen der Frauen zu stärken. Beispiel Ordensfrauen:<br />

Unter <strong>an</strong>derem bieten die Barmherzigen Schwestern in Wien<br />

sogen<strong>an</strong>nte Orientierungstage für Frauen, eine Möglichkeit,<br />

in Stille und/oder Gebet die eigene Lebenssituation zu reflektieren.<br />

Offen sind diese Rückzugstage für alle Interessentinnen,<br />

unabhängig von deren (Nicht-) Konfession, und ohne Bekehrungszw<strong>an</strong>g.<br />

Weltfremdheit, Verklemmtheit und Igitt-Haltung<br />

gegenüber Sexualität, keine Ahnung vom „wirklichen“<br />

Leben da „draußen“; althergebrachte Meinungen über Klosterschwestern,<br />

die hier sehr rasch auf eine erstaunlich offene<br />

und, frau glaubt es kaum, humorvolle Art „bekehrt“ werden.<br />

Feminismus und Katholizismus – scheinbar zwei verflixte Gegensätze,<br />

die durchaus zusammenpassen können. ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

girls parlament<br />

Frauen <strong>an</strong> die Macht!<br />

„Get Involved! – lokales/internationales Girls Parlament“ heißt das zweijährige<br />

Frauenförderungsprojekt, das von „Frauen ohne Grenzen“ ins Leben<br />

gerufen wurde und im Februar <strong>2006</strong> in Graz startet. Dabei h<strong>an</strong>delt<br />

es sich um ein Gemeinschaftsprojekt, das in Kooperation mit verschiedenen<br />

lateinamerik<strong>an</strong>ischen und südeuropäischen Ländern stattfindet.<br />

Vierzig jungen Frauen pro Projektgemeinde zwischen 15 und 24 Jahren<br />

soll die Ch<strong>an</strong>ce gegeben werden, in Workshops und Trainings selbst kleine<br />

politische Projekte durchzuführen, die Konsequenzen zu erleben und<br />

Ver<strong>an</strong>twortung dafür zu übernehmen. Ziel ist es, dass sie später selbst<br />

in der lokalen Politik Fuß fassen, Führungsqualitäten entwickeln und<br />

auch höhere Positionen erl<strong>an</strong>gen, so Martina H<strong>an</strong>dler, Projektm<strong>an</strong>agerin<br />

von „Frauen ohne Grenzen“. Themenschwerpunkte der rund 36 Trainingseinheiten<br />

sind beispielsweise „Identität und Orientierung“,„Gender<br />

und Führungsqualitäten“ und „Kommunikation“. Interessierte können<br />

sich schon jetzt im Frauenreferat Graz melden. Est<br />

Frauenreferat Graz: T. 0316/872-4670; www.girlsparliament.net<br />

„... die Mitversicherug für<br />

Homosexuelle und Lesben ...“<br />

So las mir eine Freundin unlängst aus dem<br />

ORF Teletext vor. Der Entscheid des VfGH<br />

zur Mitversicherung gleichgeschlechtlicher<br />

PartnerInnen ging durch alle Medien.<br />

Nur, dass die Berichterstattung sprachliche<br />

Probleme bereitet. Wer ist denn nun<br />

alles mitgemeint – oder auch nicht, mit<br />

dem Begriff „Homosexuelle“?<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

plus.minus<br />

bildersuche<br />

Real Sex<br />

Fo t o : M a r t i n a H a n d l r<br />

podiumsdiskussion<br />

M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n ich mich echt nur wundern.<br />

So brachte Der St<strong>an</strong>dard unlängst im samstäglichen<br />

Album ein Dossier zum Thema<br />

Asexualität. Leider gab`s keine passenden Fotos,<br />

also servierte m<strong>an</strong> einfach prominente<br />

Playboy-Nackte der letzten Jahrzehnte und<br />

warb damit gleichzeitig für das eben erschienene<br />

50 Jahre Playboy Buch. Versuchte da die<br />

Bildredaktion noch schnell die Krone auszustechen,<br />

weil das Experteninterview auf derselben<br />

Seite das Ende des „sexuellen Zeitalters“<br />

<strong>an</strong>kündigte? Kein Sex, dafür Sexismus?<br />

Eine glatte Themenverfehlung.(–)<br />

Menschenrecht PartnerInnenwahl<br />

Am 1.1.<strong>2006</strong> tritt das neue Fremdengesetz in Kraft. Der Verein Fibel lud aus<br />

diesem Anlass zu einer Podiumsdiskussion mit internationaler Beteiligung.<br />

In den Ländern der Diskut<strong>an</strong>tInnen (NL, D, F und A) hat sich in den letzten<br />

Jahren die rechtliche Lage von binationalen Paaren verschlechtert. Ihr Weg<br />

zum Leben zu zweit ist mit rechtlichen, behördlichen und sozialen Hürden<br />

versehen und zudem l<strong>an</strong>gwierig und kostspielig. Einerseits ist es Paaren<br />

meist nicht möglich, ohne Trauschein zusammenzuleben; wenn sie sich<br />

d<strong>an</strong>n zur Ehe entschließen, stehen die Personen sogleich unter dem<br />

„Generalverdacht“, eine Scheinehe zu führen. Ab 1. <strong>Jänner</strong> werden etwa die<br />

Daten Heiratswilliger vom St<strong>an</strong>desamt <strong>an</strong> die Fremdenpolizei weitergeleitet,<br />

damit diese überprüfen k<strong>an</strong>n, ob die Ehe denn auch „echt“ ist. Die<br />

erschwerten Vorraussetzungen für die Erteilung von Aufenthaltstiteln für<br />

ausländische EhepartnerInnen könnten zu Härtefällen führen und die in<br />

der Diskussion <strong>an</strong>gesprochenen Beispiele lassen fürwahr nichts Gutes<br />

ahnen. Die Verletzung von Grundrechten, ein kaum gerechtfertigtes<br />

Eindringen in die Privatsphäre und das Hochstilisieren von Fremden zu<br />

einer Gefahr für die Innere Sicherheit werden sich mit dem neuen<br />

Fremdengesetz voraussichtlich verstärken. burgi<br />

Fraueninitiative Bikulturelle Ehen und Lebensgemeinschaften, www.verein-fibel.at<br />

islamkonferenz<br />

Islam in a pluralistic World!<br />

Bei der Eröffnung der Konferenz „Islam in a Pluralistic World“ am 14.<br />

November stimmte nicht nur die feierliche Stimmung in den Sälen der<br />

Hofburg froh. Die Begrüßungsrede unserer Außenministerin ließ auch<br />

Hoffnung aufkommen – sollte doch die Thematik der Frauen im Islam<br />

ein Hauptthema der Konferenz sein. Auch der Beitrag der ir<strong>an</strong>ischen<br />

Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi unter den vielen Herren<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

zukunftsbilder<br />

Real World<br />

Zwei tolle Themen – Werbung und Kindergeld<br />

– treffen moment<strong>an</strong> auf Österreichs TV-Bildschirmen<br />

aufein<strong>an</strong>der. Unter dem Motto<br />

„Nachrichten aus der Zukunft“ ließ Sozialministerin<br />

Haubner eine sündteure Werbekampagne<br />

fürs Kindergeld kreieren. Der TV-Spot<br />

präsentiert eine Frau, die 2011 fünf Kinder hat,<br />

die d<strong>an</strong>k Kindergeld alle Wunschkinder sind.<br />

Dazu hat sie noch, d<strong>an</strong>k Zuverdienstgrenze,<br />

einen tollen Arbeitsplatz; und einen M<strong>an</strong>n,<br />

der der stylischen Wohnung nach, in der die<br />

Sieben leben, wohl auch Besserverdiener ist.<br />

So was nenn ich Social Fiction. (–)


Präsidenten und Exzellenzen stach heraus. Dass ihre Stelle am<br />

RednerInnenpult am zweiten Tag der Konferenz allerdings durch einen<br />

M<strong>an</strong>nbesetzt wurde, lässt sich hoffentlich auf eine Terminkollision<br />

zurückführen und nicht auf ihre Rede am Montag, in der sie sowohl<br />

einzelne Staaten als auch <strong>an</strong>dere Religionen nicht ungeschoren davonkommen<br />

ließ. Wer d<strong>an</strong>n aber „deutlich“ auf die Rolle der Frau einging<br />

war der Irakische Präsident Jalal Talab<strong>an</strong>i. Die voller Stolz gefertigte<br />

Verfassung des Irak stellt Frauen und Männer gleich. Das Parlament<br />

beherbergt 25 Prozent Frauen – es sind sechs Ministerinnen im Amt.<br />

Das wars d<strong>an</strong>n aber auch schon wieder mit einem der Hauptthemen.<br />

Durch die g<strong>an</strong>ze Konferenz zog sich allerdings ein ständiges Bekenntnis<br />

zum Pluralismus, zum Respekt und zum Dialog zwischen den VertreterInnen<br />

der einzelnen Staaten und Religionen. „Es gilt, endlich die Gemeinsamkeiten<br />

der Religionen hervorzukehren und nicht immer nur die<br />

Unterschiede zu betrachten“, wie schon Shirin Ebad betonte. nina<br />

gemeinderatswahl<br />

Wahlen <strong>an</strong>dersrum<br />

„Das erklärte Ziel der Initiative „Grüne <strong>an</strong>dersrum“ ist laut Homepage:<br />

„eine offene Gesellschaft, in der jeder frei entscheiden k<strong>an</strong>n, wen<br />

er/sie lieben will und mit wem er/sie sein Leben teilen will. Ohne<br />

Angst und Verachtung, ohne Benachteiligung und Einschränkung“.<br />

Ein Schritt weiter in Richtung Erfüllung dieses Wunsches führte der<br />

23.Oktober. Marco Schreuder k<strong>an</strong>n sich, nach Auswertung der Wahlresultate,<br />

über eine Angelobung als erster offen schwuler L<strong>an</strong>dtagsm<strong>an</strong>datar<br />

Österreichs freuen. Seine Kollegin Jennifer Kickert hat einen<br />

ebenso großen Erfolg zu verbuchen und wird zur ersten lesbischen<br />

Stellvertretenden Bezirksvorsteherin Wiens. Das Erzielen sol–<br />

cher Resultate ist wohl zu großen Teilen immer auch auf einen erfolgreichen<br />

Wahlkampf zurückzuführen. Nach diesem befragt, meinte<br />

Frau Kickert: „Es gab eigene Folder, in denen die K<strong>an</strong>didatInnen vorgestellt<br />

wurden, sowie Wahlkampfaktionen in der Szene.“ Doch das<br />

Wichtigste zum Schluss. Frau Kickert betonte ausdrücklich, dass die<br />

sexuelle Orientierung zwar einen wichtigen Stellenwert in der von<br />

ihr und ihren KollegInnen gemachten Politik einnehme, aber dass<br />

diese nicht nur auf diesen Aspekt reduziert werden dürfe. pix<br />

im parlament<br />

Ehe für alle<br />

Der Entscheid des Verfassungsgerichtshofes über die Mitversicherung<br />

gleichgeschlechtlicher PartnerInnen hat im November kurzfristig<br />

für Aufsehen gesorgt. Schnell wurde auch klar, dass die ÖVP die<br />

Mitversicherung lieber nur für Ehepaare reservieren würde, als sie für<br />

homosexuelle Paare zu ermöglichen. Dessen ungeachtet setzen die<br />

Grünen ihren Weg durch die parlamentarischen Inst<strong>an</strong>zen fort. Sowohl<br />

ein Antrag für die Einführung eines Zivilpaktes als auch für die<br />

Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare wurden im Nationalrat<br />

eingebracht und werden nach erster Lesung demnächst <strong>an</strong> den<br />

Justizausschuss weitergehen. Die Ehe für Homosexuelle lehnen beide<br />

Regierungsparteien ab. Einen Vorschlag für die Einführung von „eingetragenen<br />

Partnerschaften“ gibt es allerdings von Justizministerin<br />

Gastinger. Bleibt also abzuwarten, aber das Signal des VfGH war nicht<br />

zu übersehen. ESt<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Saskya Rudigier sprach mit Elisabeth Cinatl<br />

Freigeboren<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

Courage, die Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt für gleichgeschlechtliche<br />

und tr<strong>an</strong>sGender Lebensweisen, feiert ihr fünfjähriges Bestehen am 10.12.<br />

mit dem Festakt „Freigeboren“ im Palais Eschenbach.Wie frei ist die Lebensweise<br />

von Les/Bi/Schwulen und Tr<strong>an</strong>sgenderpersonen in Österreich wirklich?<br />

Das gesellschaftliche Klima in Österreich ist in den letzten Jahren offener<br />

und freier geworden. Diese Entwicklung darf allerdings nicht über die Tatsache<br />

hinwegtäuschen, dass nach wie vor Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />

Tr<strong>an</strong>sGender-Personen Diskriminierungen und Ausgrenzung erfahren. Das<br />

Selbstmordrisiko ist bei Homosexuellen etwa sieben Mal so hoch wie bei<br />

Heterosexuellen, d.h. dass fast jeder dritte Selbstmordversuch in Österreich<br />

von einem gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen beg<strong>an</strong>gen<br />

wird. Hauptursache hierfür ist die oft m<strong>an</strong>gelnde soziale und familiäre Unterstützung.<br />

Die derzeitige politische und mediale Diskussion zum Thema<br />

Anerkennung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften macht deutlich,<br />

wie bris<strong>an</strong>t dieses Thema auch heute noch ist. Das „Nicht-Wahrnehmen-Wollen“<br />

einzelner PolitikerInnen etc. zeigt, wie groß die Homophobie<br />

in Österreich und wie viel Aufklärungs- und Bildungsarbeit noch zu leisten<br />

ist. Das Beispiel der Umsetzung der EU-Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsrichtlinie macht<br />

dies deutlich. Österreich hat diese Richtlinie – verspätet – im geringsten<br />

Maße umgesetzt, <strong>an</strong>statt ein g<strong>an</strong>zheitliches Antidiskriminierungsgesetz<br />

zu verabschieden. Homo- und Heterosexualität sind Entwicklungsvari<strong>an</strong>ten<br />

menschlicher Sexualität und daher ist es nicht eine Sache von Almosen,<br />

hier Rechte zu gewähren, sondern eine Frage der Menschenrechte.<br />

Wo seht ihr noch „ausbaufähiges“ Potential?<br />

Ausbaufähiges Potential sehe ich in der Aufklärungs- und Bildungsarbeit,<br />

v.a. im schulischen und außerschulischen Jugendbereich, in der MultiplikatorInnenaus-<br />

und -fortbildung. Eine Frage, die immer deutlicher auf uns zukommt,<br />

ist das Thema Alter(n). Es lebt die erste Generationen von Lesben,<br />

Schwulen und Tr<strong>an</strong>sGender-Personen, die einen Gutteil ihres Lebens nicht<br />

mehr im Totalverbot verbracht haben. Sie haben sich ein lebensl<strong>an</strong>ges Coming-Out<br />

erarbeitet und stehen im Alter wieder vor der Frage des Outings.<br />

Vor allem, wenn gleichgeschlechtlich empfindende Menschen in SeniorInnenheimen<br />

leben. Die Gefahr ist groß, die sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche<br />

Identität wieder verheimlichen zu müssen, wenn keine geeigneten<br />

Rahmenbedingungen aufgebaut werden. Es geht um die Schaffung<br />

von befriedigenden Lebensperspektiven, auch im Alter.<br />

Die Forschung im Bereich gleichgeschlechtliche und tr<strong>an</strong>sGender Lebensweisen<br />

liegt in Österreich so gut wie brach. Hier bedarf es der Bereitstellung<br />

fin<strong>an</strong>zieller Mittel von Seiten des Bundes bzw. der Länder, um die Lebensrealität<br />

von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Tr<strong>an</strong>sGender-Personen<br />

sichtbar zu machen und geeignete Maßnahmen zu setzten.<br />

Elisabeth Cinatl ist Koordinatorin von Courage, www.courage-beratung.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />

Fo t o : Es t h e r C ra p e l l e / w w w. a d k . at<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Überschreitung der Grenze<br />

Der erste europäische Tr<strong>an</strong>dsgenderrat in Wien zeigte trotz regionaler Unterschiede<br />

viele gemeinsame Erfahrungen. Eine Vernetzung auf europäischer Ebene<br />

scheint deshalb nur logisch. Von Alina Zacher<br />

Von 6.-9.November f<strong>an</strong>d der<br />

erste europäische Tr<strong>an</strong>sGenderrat<br />

in Wien statt. Es kamen<br />

Leute aus 21 Ländern und 73<br />

Org<strong>an</strong>isationen zusammen,<br />

um Grundlagen einer gemeinsamen<br />

Tr<strong>an</strong>sgender-Politik auf demokratischer<br />

Basis zu entwickeln. Zum ersten<br />

Mal wurden in sehr konzentrierter<br />

Form gegen die diskriminierende Körperpolitik<br />

fast aller Staaten Europas<br />

gemeinsam Strategien entwickelt<br />

und <strong>an</strong>gedacht.<br />

„Der Begriff Tr<strong>an</strong>sGender ist sehr<br />

vielfältig und drückt eine g<strong>an</strong>ze B<strong>an</strong>dbreite<br />

unterschiedlicher Lebensentwürfe<br />

aus. Es geht darum, das g<strong>an</strong>ze<br />

Kontinuum zu berücksichtigen und<br />

Leben zu können. Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen<br />

sind Menschen die Geschlechtsgrenzen<br />

überschreiten“, meint Arm<strong>an</strong>d<br />

Hotimsky. Einige Tr<strong>an</strong>sGender-<br />

Personen gehen den klassischen<br />

tr<strong>an</strong>ssexuellen Weg, der mit Hormontherapie<br />

und<br />

geschlechts<strong>an</strong>gleichender Operation<br />

verbunden ist. Die meisten leben<br />

vorübergehend oder kontinuierlich im<br />

„<strong>an</strong>deren“ Geschlecht, ohne über das<br />

notwendigste Maß körperlicher Anpassung<br />

hinauszugehen. Tr<strong>an</strong>sgender<br />

k<strong>an</strong>n in Zusammenh<strong>an</strong>g mit der queer<br />

theory gesehen werden, in der zwei-<br />

geschlechtliche Gesellschaftsnormen,<br />

Konzepte wie M<strong>an</strong>n, Frau, schwul oder<br />

lesbisch hinterfragt werden.<br />

Geschlechterzw<strong>an</strong>g. Gesellschaftlich findet<br />

eine Zuteilung zu M<strong>an</strong>n-Frau unhinterfragt<br />

statt, selbstbestimmte Geschlechtspositionen<br />

und Kontinuitäten<br />

werden kaum akzeptiert und sind<br />

kaum bek<strong>an</strong>nt. G<strong>an</strong>z besonders wird<br />

der Geschlechterrollenzw<strong>an</strong>g bei intersexuellen<br />

Menschen „beg<strong>an</strong>gen“.<br />

Bereits als Kleinstkinder werden sie<br />

dem Geschlechtsrollenbild entsprechend<br />

„zurechtgeschnitten“. Dies k<strong>an</strong>n<br />

eigentlich ebenso als „schädliche kulturelle<br />

Praktik“ des Westens <strong>an</strong>gesehen<br />

werden, gleich der weiblichen Genitalverstümmelung.Hermaphrodismus<br />

war kein Thema dieser Tagung,<br />

ist aber trotzdem ein Beispiel extremsten,<br />

unhinterfragten Geschlechterzw<strong>an</strong>ges,<br />

indem geschlechtliche Zwischenformen<br />

nicht geduldet werden.<br />

Andererseits gibt es aber auch<br />

gesellschaftliche „Zurechtweisungen“,<br />

in denen Menschen die Geschlechtlichkeit,<br />

etwa das Frau-Sein, abgesprochen<br />

wird. Als Beispiel von gesellschaftlich<br />

konstruierten, nicht selbstbestimmten<br />

Kontinuitäten können<br />

Leistungssportlerinnen gesehen werden,<br />

denen oft, aufgrund ihres Ausse-<br />

hens und ihrer Leistung ihr Frau-Sein,<br />

von der Gesellschaft abgesprochen<br />

wird. In diesem Fall wird die Frau oft<br />

als „nicht mehr Frau und noch nicht<br />

M<strong>an</strong>n“ gesehen, wodurch sich auch<br />

gesellschaftliche Hierarchien widerspiegeln.<br />

Es gibt viele Formen von<br />

Frau-Sein und viele Formen, das Frau-<br />

Sein abgesprochen zu bekommen, vor<br />

allem wenn die als selbstverständlich<br />

gesehenen Rollen nicht erfüllt werden.<br />

„Geschlechtsdiskriminierung<br />

k<strong>an</strong>n längst nicht mehr nur als<br />

Zurücksetzung aufgrund der ursprünglichenGeschlechtszugehörigkeit<br />

– also etwa aufgrund des Frauseins<br />

– verst<strong>an</strong>den werden. Sie muss<br />

in all den Facetten bekämpft werden,<br />

wo geschlechtsspezifische Verhaltensnormen<br />

aufgrund der Geschlechtszuweisung<br />

eingefordert werden, wie insbesondere<br />

dem Zw<strong>an</strong>g zu ‚femininem’<br />

Verhalten von Frauen im Arbeitsleben.<br />

Dieser Sexismus trifft Frauen, Männer<br />

und Tr<strong>an</strong>sGender gleichermaßen sobald<br />

diese die von ihnen erwartete<br />

Geschlechtskonformitäten nicht erfüllen“,<br />

sagt Eva Fels vom Verein Tr<strong>an</strong>sX,<br />

„So ist es nicht verwunderlich, dass<br />

der britische Tr<strong>an</strong>s-Aktivist Stephen<br />

Whittle für das Er- und Durchkämpfen<br />

längst bestehender Gender-Rechte für


Tr<strong>an</strong>sGenders plädierte und sich in<br />

der Strategie-Diskussion die Bereitschaft<br />

signalisierte, über die historische<br />

LGBT-Alli<strong>an</strong>zen hinausgehend Kooperationen<br />

mit fortschrittlich feministischen<br />

Kreisen zu suchen. Tr<strong>an</strong>sgender-Diskriminierung<br />

ist schließlich<br />

keine Diskriminierung aufgrund der<br />

geschlechtlichen Orientierung sondern<br />

aufgrund des Geschlechts selbst.<br />

Um den Lebensraum für Tr<strong>an</strong>sGenders<br />

zu öffnen muss der Sexismus und das<br />

Geschlechtssystem selbst hinterfragt<br />

werden.“<br />

Tagungsthemen und –ziele. Bei der ersten<br />

europäischen Tr<strong>an</strong>sGenderTagung in<br />

Wien waren das Thema Selbstbestimmung,<br />

eine weitreichende Vernetzung,<br />

die Formulierung einer gemeinsamen<br />

Position sowie deren Vertretung nach<br />

außen wichtige Diskussionspunkte .<br />

Antidiskriminierung und Menschenrechte<br />

bildeten den Argumentationsrahmen.<br />

Ziel war es, Punkte zu finden,<br />

um sie auf internationaler, europäischer<br />

und nationaler Ebene auf die<br />

politische Agenda setzen zu können.<br />

Die Ergebnisse wurden sowohl nach<br />

Mitgliedern, Gruppen und Ländern gewichtet<br />

ausgewertet und sind mittlerweile<br />

im Netz veröffentlicht. Überraschend<br />

war, dass trotz regionaler Unterschiede<br />

die Probleme von Tr<strong>an</strong>s-<br />

Gender Personen ähnlich sind:<br />

Die freie Wahl des Vornamens<br />

stellte einen zentralen Punkt dar,<br />

denn dieser drückt Persönlichkeit und<br />

Identität aus. Die freie Wahl des Vornamens,<br />

unabhängig vom Gschlecht,<br />

sowie ohne psychiatrische oder medizinische<br />

Untersuchungen und Beh<strong>an</strong>dlungen<br />

war deshalb eine gemeinsam<br />

formulierte Forderung der<br />

Tagung.<br />

Gesetzgebungen gegen Tr<strong>an</strong>s-<br />

Gender-Diskriminierungen, unabhängig<br />

ob eine offizielle Änderung des<br />

Gender stattgefunden hat oder nicht,<br />

und Schutz bei hate crimes waren<br />

weitere zentrale Themenbereiche,<br />

ebenso wie das Recht auf freie Wahl<br />

des Arztes/der Ärztin innerhalb der<br />

EU, oder dass Sterilisation keine Bedingung<br />

für die Änderung des Gender/Geschlechtsstatus<br />

sein darf.<br />

Befund: Identität. Das Recht, die<br />

„Kategorie“ Gender/Geschlecht in<br />

allen Identitätsdokumenten ändern<br />

zu können, sieht etwa in vielen<br />

Staaten recht unterschiedlich aus:<br />

In Ungarn wird für die rechtliche Anerkennung<br />

des Identitätsgeschlechts<br />

ein psychiatrischer Befund benötigt, in<br />

Großbrit<strong>an</strong>nien wird zusätzlich eine<br />

zweijährige Lebenspraxis im <strong>an</strong>zuerkennenden<br />

Geschlecht verl<strong>an</strong>gt – die<br />

Geburtsurkunde wird d<strong>an</strong>n unabhängig<br />

von der Operation geändert.<br />

In den meisten Staaten Westeuropas<br />

können Dokumente nur d<strong>an</strong>n geändert<br />

werden, wenn sich Betroffene<br />

nach Therapien auch geschlechts<strong>an</strong>passenden<br />

Operationen unterziehen.<br />

So wird in Deutschl<strong>an</strong>d sogar explizit<br />

Sterilität eingefordert, während in<br />

Irl<strong>an</strong>d und Portugal eine rechtliche<br />

Anerkennung des neuen Geschlechts<br />

nicht möglich ist.<br />

Europa nutzen heißt in diesem<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g sich zu vernetzen,<br />

die Situation von Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen-Gruppen<br />

und -Gesetzen im Ländervergleich<br />

bek<strong>an</strong>nt zu machen, Ähnlichkeiten<br />

aber auch best practices zu<br />

finden. Die gen<strong>an</strong>nten Punkte können<br />

jetzt als gemeinsame Stimme nach<br />

außen getragen werden und als Argumentationsgrundlage<br />

und Expertise<br />

im Rahmen des „Civil Dialogues“ dienen<br />

– bei Stellungnahmen zu offenen<br />

Ausschreibungen zu Gesetzen und<br />

deren Entwürfen, sowie auch zu Direktiven<br />

und Empfehlungen auf europäischer<br />

Ebene, die d<strong>an</strong>n wieder auf das<br />

nationale Level „zurückfallen“.<br />

Der Wunsch und das Know-how<br />

auf europäischem Niveau tätig zu<br />

werden, haben sich bei der Tagung<br />

„getroffen“. Die Teilnehmenden haben<br />

ein hohes Maß <strong>an</strong> Engagement, Hintergrundinformationen,<br />

Wissen von<br />

EU-Strukturen, Org<strong>an</strong>isation von Tagungen,<br />

IT-Kenntnisse, Fähigkeiten Öffentlichkeit<br />

zu erreichen, eigene Erfahrungen<br />

und Hintergründe und vieles<br />

mehr zusammengetragen. Die Frage<br />

der Fin<strong>an</strong>zierung bleibt offen optimistisch,<br />

aber ein Weiterbestehen<br />

erscheint sehr wahrscheinlich. Ein<br />

Steering Committee wurde gebildet,<br />

ein neues Treffen und das Erarbeiten<br />

einer Constitution wurden <strong>an</strong>gedacht,<br />

die Internet Plattform bleibt als Basis<br />

der europaweiten Kommunikation bestehen<br />

und soll in den nächsten Monaten<br />

zu einer dynamischen Interakions-<br />

und Abstimmungsgrundlage ausgebaut<br />

werden.<br />

Mittels einer solchen Struktur<br />

können auf europäischer Ebene im<br />

Rahmen des „Civil Dialoges“ Forderungen<br />

eingebracht werden, Gesetzesentwürfe<br />

nicht nur gendered sondern<br />

jetzt auch tr<strong>an</strong>sgendered werden.<br />

Ähnliche Vernetzungen gibt es bereits,<br />

etwa die europäische Frauenlobby<br />

oder ILGA-Europe (International<br />

Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Association), welche<br />

bisher Tr<strong>an</strong>sGender Anliegen auch<br />

mitvertreten hat. Nun ist eine unabhängige<br />

Stimme außerhalb der GLB-<br />

Movement entst<strong>an</strong>den und aus ihr<br />

herausgewachsen“. ❚<br />

tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />

Links:<br />

www.tgeu.net<br />

www.tr<strong>an</strong>sx.at<br />

www.gendertalk.tr<strong>an</strong>sgender.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o s : Ve r e i n S c h w a r ze Fra u e n Co m m u n i t y<br />

gesundheitst<strong>an</strong>dem<br />

Verein Schwarze Frauen<br />

Community (SFC),<br />

9., Währingerstr. 59/5/1,<br />

T./F.: 01/408 71 21,<br />

office@schwarzefrauen.net,<br />

www.schwarzefrauen.net<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Hautfarbe: ungeröntgt<br />

Mit dem GesundheitsT<strong>an</strong>dem ist ein sp<strong>an</strong>nendes Projekt zum Wissens- und<br />

Erfahrungsaustausch zwischen Gesundheitspersonal und Migr<strong>an</strong>tinnen, insbesondere<br />

Schwarzen Frauen, gelungen. Bei der Abschlussver<strong>an</strong>staltung war Eva Steinheimer<br />

Ein Freitagabend im EGA<br />

Frauenzentrum. Beatrice<br />

Achaleke, Obfrau der Schwarzen<br />

Frauen Community für<br />

Selbsthilfe und Frieden (SFC),<br />

begrüßt das Publikum, das sich zur<br />

Präsentation des Pilotprojekts GesundheitsT<strong>an</strong>dem<br />

eingefunden hat.<br />

Sie erzählt von der Ersten Bundes-<br />

tagung Schwarzer Frauen unterschiedlicher<br />

Herkunft in Österreich<br />

im September 2004. Org<strong>an</strong>isiert war<br />

diese Tagung von einer kleinen Gruppe<br />

engagierter Schwarzer Frauen der<br />

ein Jahr zuvor gegründeten SFC. Ansätze<br />

zur Vernetzung gab es schon<br />

seit etwa zehn Jahren, doch erst nach<br />

dem Tod von Cheib<strong>an</strong>i Wague, in des-<br />

sen Folge Schwarze Frauen bei der Org<strong>an</strong>isation<br />

von kollektiven Aktionen,<br />

wie Demos oder Mahnwachen, aktiv<br />

und sichtbar wurden, entst<strong>an</strong>d der<br />

Entschluss, auch als Verein <strong>an</strong> die Öffentlichkeit<br />

zu gehen. Die drei Hauptthemen<br />

der ersten Bundestagung<br />

waren Identität und Empowerment;<br />

Alltagsdiskriminierungen, Rassismus,


Sexismus und Gegenstrategien; sowie<br />

Schwarze Frauen und Gesundheit.<br />

Ergebnis der Tagung war ein<br />

österreichweiter Forderungskatalog<br />

<strong>an</strong> Gesellschaft, Politik, Wirtschaft,<br />

Bildungseinrichtungen und das Gesundheitssystem.<br />

Der Alltag. Im Bereich Gesundheit wurde<br />

schnell klar, dass Schwarze Frauen<br />

in Österreich oftmals keine optimale<br />

Gesundheitsversorgung erfahren.<br />

M<strong>an</strong>gelndes Wissen über interkulturellen<br />

Umg<strong>an</strong>g mit Patientinnen<br />

schafft Berührungsängste und sprachliche<br />

Barrieren führen zu Missverständnissen.<br />

Die Frauen sind mit unzureichender<br />

Information, geringem<br />

Einfühlungsvermögen und rassistischem<br />

Verhalten konfrontiert. Um all<br />

diese Punkte sollte es auch im GesundheitsT<strong>an</strong>dem<br />

gehen, das auf<br />

zwei Säulen aufgebaut ist: Erstens<br />

geht es um Information für Schwarze<br />

Frauen. Es gab Seminare zum österreichischen<br />

Gesundheitssystem, wobei<br />

zum Beispiel die neue e-card und<br />

ihre Verwendung ein wichtiges Thema<br />

war, zur Frauenheilkunde und zur<br />

Stressbewältigung. Zweitens soll ein<br />

Austausch zwischen Schwarzen Frauen<br />

und Gesundheits- und Pflegepersonal<br />

stattfinden. Dafür wurde die<br />

sog. T<strong>an</strong>dem-Methode gewählt, die<br />

ursprünglich für das paarweise Sprachenlernen<br />

entwickelt worden war. So<br />

wie sich auf einem T<strong>an</strong>dem zwei Menschen<br />

<strong>an</strong>strengen müssen, um vorwärts<br />

zu kommen, sollten in den Gesprächt<strong>an</strong>dems<br />

zwei Frauen gleichberechtigt<br />

von und mitein<strong>an</strong>der lernen.<br />

Im EGA geht der Abend mit D<strong>an</strong>ksagungen<br />

<strong>an</strong> die Sponsorinnen weiter.<br />

Fin<strong>an</strong>ziert wurde das Projekt von<br />

der MA 17 (Integrations- und Diversitäts<strong>an</strong>gelegenheiten),<br />

von der MA<br />

57 (Frauenbüro) und dem Bundesministerium<br />

für Gesundheit und Frauen.<br />

Wichtig war auch die Kooperation mit<br />

dem Wiener Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>staltenverbund<br />

(KAV). Zum Erfolg wurde das<br />

Projekt aber erst durch das Engagement<br />

der beteiligten Frauen. Die Projektleiterin<br />

Jennifer Imhoff berichtet<br />

in ihrem Resümee über die verschiedenen<br />

Phasen des Projekts: von der<br />

Org<strong>an</strong>isationsphase, in der sie alle<br />

noch nicht wussten, was sie erwarten<br />

würde, bis zur T<strong>an</strong>dem-Phase, wo die<br />

Arbeit erst richtig <strong>an</strong>fing, die Motivation<br />

m<strong>an</strong>chmal schwer war, weil lebenserhaltende<br />

Gründe, wie neue<br />

Jobs, einige Teilnehmerinnen ausscheiden<br />

ließen. Aber das Echo war<br />

enorm positiv, beide Seiten hatten<br />

viel vonein<strong>an</strong>der gelernt. Gerade auch<br />

die Seminare erfreuten sich großer<br />

Nachfrage. Die Open Space-Methode<br />

ermöglichte eine individuell auf die<br />

Gruppenbedürfnisse abgestimmte<br />

Diskussion. Die Stimmung in den Seminaren<br />

und Workshops vermittelt<br />

d<strong>an</strong>n eine Powerpoint-Präsentation<br />

mit vielen Fotos. Konzentriertes Arbeiten<br />

und lachende Gesichter untermauern<br />

die Berichte von Achaleke und Imhoff<br />

über die Produktivität der Gruppen<br />

und die neuen Freundinnenschaften,<br />

die hier geschlossen wurden.<br />

Die T<strong>an</strong>dems. Auch die T<strong>an</strong>demgruppen<br />

kommen <strong>an</strong> diesem Abend zu Wort.<br />

Eine Vierert<strong>an</strong>demgruppe hatte sich<br />

mit dem Thema Kaiserschnitt ausein<strong>an</strong>dergesetzt.<br />

Ausg<strong>an</strong>gspunkt war,<br />

dass Hebammen, ÄrztInnen und<br />

Schwarze Frauen den Eindruck haben,<br />

dass die Kaiserschnittrate bei Schwarzen<br />

Frauen besonders hoch ist, was<br />

aber m<strong>an</strong>gels Studien nicht empirisch<br />

bewiesen ist. Die T<strong>an</strong>demfrauen fingen<br />

– ohne wissenschaftlichen Anspruch<br />

– <strong>an</strong>, Nachforschungen zu betreiben,<br />

indem sie u.a. ÄrztInnen und<br />

Hebammen zu ihrer Einschätzung befragten.<br />

Sie f<strong>an</strong>den zahlreiche Umstände,<br />

die eine mögliche höhere Kaiserschnittrate<br />

bei Schwarzen Frauen<br />

bedingen können. So gibt es psychosoziale<br />

Faktoren, wie un<strong>an</strong>genehme<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausatmosphäre und unsensibles<br />

Personal, die Stress erzeugen<br />

und somit komplizierte Geburten erzeugen<br />

können. Kulturelle Gründe<br />

können unterschiedlicher Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Schmerz oder Angst sein. Ein<br />

großes Problem sind auch Sprachbarrieren.<br />

Von m<strong>an</strong>chen wurde außerdem<br />

ein „becken<strong>an</strong>atomischer Unterschied“<br />

behauptet, der von <strong>an</strong>deren<br />

aber verneint wurde. Scheinbar würden<br />

m<strong>an</strong>che ÄrztInnen einen <strong>an</strong>geblichen<br />

Unterschied aber als Grund für<br />

einen Kaiserschnitt benutzen, obwohl<br />

eher die oben gen<strong>an</strong>nten Faktoren<br />

ausschlaggebend sind. Das Kaiserschnitt-T<strong>an</strong>dem<br />

leitete aus seinem<br />

Bericht eine Reihe von Maßnahmen-<br />

vor<strong>schläge</strong>n ab: <strong>an</strong>tirassistische Sensibilisierung,Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

(Schulungen, Ausl<strong>an</strong>dserfahrungen),<br />

Einsatz von DolmetscherInnen,<br />

eine wissenschaftliche<br />

Studie zum Thema und Information<br />

für die betroffenen Frauen, in Sprachen,<br />

die diese gut verstehen.<br />

Eine weitere T<strong>an</strong>demgruppe fordert<br />

auf: „Suchen wir das Gemeinsame,<br />

nicht das Trennende“. Als Anschauungsmaterial<br />

halten die beiden<br />

Frauen zwei Röntgenaufnahmen des<br />

Brustkorbs ins Licht. Daraus lässt sich<br />

nicht erkennen, welche Hautfarbe die<br />

geröntgte Person hat, und dennoch<br />

machen Schwarze Frauen im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

die Erfahrung, <strong>an</strong>ders gesehen<br />

zu werden, wegen der äußeren auch<br />

innere Unterschiede vermutet werden.<br />

Forderungen. Die Zeit ist schnell verg<strong>an</strong>gen<br />

<strong>an</strong> diesem Abend. Zum Schluss<br />

präsentiert Beatrice Achaleke noch<br />

den Forderungskatalog des SFC zur<br />

Gesundheit: Da ist zum wiederholten<br />

Mal die Forderung nach mehrsprachiger<br />

Information. Während es teilweise<br />

schon Infofolder in Türkisch oder Serbokroatisch<br />

gibt, gibt es keine Information<br />

auf Englisch oder Fr<strong>an</strong>zösisch,<br />

geschweige denn in afrik<strong>an</strong>ischen<br />

Sprachen. Weiters sollten die Patientinnen<br />

besser über ihre Rechte, zum<br />

Beispiel die PatientInnen<strong>an</strong>waltschaft,<br />

informiert werden. Ein zentraler Punkt<br />

ist auch die Forderung nach Fortbildungsmaßnahmen<br />

sowohl für medizinisches<br />

Personal als auch für Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />

So besteht sowohl der Wunsch<br />

das GesundheitsT<strong>an</strong>dem in dieser oder<br />

ähnlicher Form zu wiederholen als<br />

auch der Wille zu neuen Kooperationen.<br />

Ein konkreter Ansatzpunkt ist inzwischen<br />

eine Zusammenarbeit mit<br />

F.E.M. Süd, dem FrauenElternMädchen<br />

Gesundheitszentrum im Wiener Kaiser<br />

Fr<strong>an</strong>z Joseph-Spital. Während Achaleke<br />

voll Tatendr<strong>an</strong>g in die Zukunft blickt,<br />

pirscht sich eines ihrer Kinder <strong>an</strong>. Also<br />

bal<strong>an</strong>ciert sie für den Rest der Präsentation<br />

auch noch ein Kind auf der Hüfte.<br />

Kein Problem bei einem Projekt, das,<br />

wie den g<strong>an</strong>zen Abend über eindrucksvoll<br />

bewiesen wurde, in der Lebenswirklichkeit<br />

der mitwirkenden Frauen<br />

stattfindet und nicht nur von außen<br />

reflektiert oder diskutiert wird. ❚<br />

t<strong>an</strong>demgesundheits<br />

Weitere Links:<br />

www.hebammenzentrum.at<br />

freie-hebammen@hebammenzentrum.at<br />

www.t<strong>an</strong>demcity.info<br />

www.fem.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international<strong>an</strong>.riss<br />

k uba nigeria<br />

Für friedlichen Protest<br />

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit, der Menschenrechtspreis<br />

des Europäischen Parlaments, geht dieses Jahr <strong>an</strong> drei K<strong>an</strong>didatInnen:<br />

Die „Damas de bl<strong>an</strong>co“ (Foto) aus Kuba, die nigeri<strong>an</strong>ische Anwältin<br />

Hauwa<br />

Ibrahim sowie <strong>an</strong> „Reporter ohne Grenzen“. Die „Damas de bl<strong>an</strong>co“<br />

(Damen in Weiß) sind kub<strong>an</strong>ische Frauen, die seit Anf<strong>an</strong>g 2004<br />

jeden Sonntag friedlich gegen die Inhaftierung von Regimekritikern<br />

– ihrer Ehemänner, Väter und Söhne – demonstrieren: Sie marschieren<br />

im edlen Stadtteil Hav<strong>an</strong>nas, Miramar, zur Kirche S<strong>an</strong>ta Rita, auf<br />

Schritt und Tritt von der Staatssicherheit begleitet. 75 Männer wurden<br />

2003 wegen ihrer Kritik <strong>an</strong> m<strong>an</strong>gelnder politischer Freiheit festgenommen<br />

und sind seither in Haft.<br />

Wegen dem internationalen Aufsehen, das die „Damas de bl<strong>an</strong>co“<br />

durch ihre friedlichen Proteste erregen, konnten die Männer bisher<br />

nicht zum Schweigen gebracht werden. Das Europäische Parlament<br />

hat im April 2004 eine Resolution verfasst und die Freilassung<br />

der Männer gefordert. Die Zuerkennung des Menschenrechtspreises<br />

<strong>an</strong> die Damas de bl<strong>an</strong>co ist daher wohl auch als politischer Wink mit<br />

dem Zaunpfahl zu verstehen.<br />

Eine weitere Preisträgerin, Hauwa Ibrahim, wurde dafür ausgezeichnet,<br />

dass sie sich als einzige Anwältin Nigerias auf die Verteidigung<br />

von Frauen spezialisiert hat, die nach der Scharia zum Tod<br />

durch Steinigung verurteilt wurden. Zuletzt hat ihr Engagement<br />

im Fall Amina Lawal internationales Interesse hervorgerufen: Amina<br />

wurde zwar zum Tod durch Steinigung (wegen der Geburt eines unehelichen<br />

Kindes) verurteilt, aber die Strafe wird bis auf weiteres<br />

nicht vollstreckt. Weil Hauwa Ibrahim als Frau nicht selbst vor islamischen<br />

Gerichten auftreten darf, führen die Verh<strong>an</strong>dlungen ihre<br />

Kollegen. GaH<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Fo t o : Fra u e n i n We i ß<br />

l iberia<br />

Erste gewählte Präsidentin<br />

Ellen Johnson-Sirleaf ist die Siegerin der Präsidentschaftswahl in<br />

Liberia und somit die erste demokratisch gewählte Präsidentin<br />

Afrikas. Sie gew<strong>an</strong>n die Stichwahl am 8. November mit 59,4 Prozent<br />

der Stimmen (bei 1,3 Millionen Wahlberechtigten). Der Gegenk<strong>an</strong>didat<br />

George Weah legte Beschwerde wegen Wahlbetrugs ein,<br />

aber die Wahlkommission bestätigte den Sieg der K<strong>an</strong>didatin. Ellen<br />

Johnson-Sirleaf ist eine Nachfahrin freigelassener SklavInnen, die<br />

Liberia Ende des 19. Jahrhunderts gegründet haben. Unter Präsident<br />

Doe war sie bereits Fin<strong>an</strong>zministerin, bis sie wegen Kritik <strong>an</strong> ihm im<br />

Gefängnis l<strong>an</strong>dete. Sie ging ins Exil in die USA, studierte in Harvard<br />

und war d<strong>an</strong>ach u.a. Direktorin des UN-Entwicklungsprogramms und<br />

arbeitete für die Weltb<strong>an</strong>k. Die vierfache Mutter und sechsfache<br />

Großmutter wird immer wieder als „Eiserne Lady“ Afrikas bezeichnet,<br />

wegen ihrem „domin<strong>an</strong>ten Führungsstil“ und ihrer Willensstärke.<br />

Liberia, die älteste unabhängige Republik Afrikas, hat einen 14-jährigen<br />

Bürgerkrieg hinter sich, von dessen Folgen sich das L<strong>an</strong>d nur<br />

l<strong>an</strong>gsam erholt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei achtzig Prozent, die<br />

AnalphabetInnenrate bei siebzig Prozent. Ellen Johnson-Sirleaf sieht<br />

ihre Aufgabe als Präsidentin vor allem darin, „endlich mit dem<br />

Imperialismus in unserem L<strong>an</strong>d aufzuräumen“. GaH<br />

usa<br />

Tr<strong>an</strong>sgender Remembr<strong>an</strong>ce Day<br />

Der 20. November wurde vor sieben Jahren, nach dem gewaltsamen<br />

Tod von Rita Hesters in S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco, zum Tr<strong>an</strong>sgender Remembr<strong>an</strong>ce<br />

Day ausgerufen. In dutzenden Städten weltweit, aber vor<br />

allem in den USA, wird jedes Jahr der Lesben, Schwulen, Bisexuellen<br />

und Tr<strong>an</strong>sgender-Personen gedacht, die aus Hass umgebracht wurden.<br />

So wie auch Rita Hesters Ermordung wurden 92 Prozent der<br />

weltweit 3.068 Morde <strong>an</strong> Tr<strong>an</strong>sgenders in den letzten dreißig Jahren<br />

nie aufgeklärt. Amnesty International USA hat <strong>an</strong>lässlich des<br />

Remembr<strong>an</strong>ce Days eine Studie präsentiert, die Missbrauch durch<br />

die Polizei genau dokumentiert. Demnach werden Tr<strong>an</strong>sgender<br />

Frauen von New Yorker Polizeistreifen routinemäßig für Sexarbeiterinnen<br />

gehalten und nicht selten festgenommen – einfach weil sie<br />

zu l<strong>an</strong>ge am gleichen Ort herumstehen. GaH<br />

österreich ungarn<br />

Grenzenlose Probleme<br />

Im Rahmen des Projektes Österreichisch-Ungarische ExpertInnenakademie<br />

wurde von L&R Sozialforschung eine Studie durchgeführt, die die Situation<br />

von Frauen in der österreichisch-ungarischen Grenzregion <strong>an</strong>alysierte.<br />

Dabei zeigt sich, dass die Einkommen von Frauen auf beiden Seiten<br />

der Grenzen wesentlich geringer sind als die der Männer. In der österreichischen<br />

Grenzregion verdienten Frauen im Jahr 2003 nur 64 Prozent<br />

des Männereinkommens, in Ungarn waren es immerhin 84 Prozent. Bei<br />

der Konzentration auf wenige Berufsgruppen und generell niedrigerer Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen gibt es kaum Unterschiede zwischen Öster-


eich und Ungarn. Vergleichsweise deutlich niedriger ist die Erwerbsquote<br />

allerdings bei Ungarinnen mit Kindern: Nur die Hälfte der Frauen<br />

mit ein oder zwei Kindern gehen weiterhin einer Erwerbstätigkeit<br />

nach, sind drei oder mehr Kinder zu versorgen, sind es nur noch<br />

dreizehn Prozent. In Österreich sind immerhin noch mehr als die<br />

Hälfte der Mütter von drei oder mehr Kindern erwerbstätig. Generell<br />

nimmt in der Grenzregion der Anteil der Unter-15-Jährigen ab,<br />

während die Über-60-Jährigen immer mehr werden. Parallel dazu<br />

verlieren traditionelle Familienformen, etwa die Ehe, <strong>an</strong> Bedeutung<br />

und die Zahl der alleinerziehenden Mütter steigt ständig. „Nicht zuletzt<br />

vor diesem Hintergrund ist eine eigenständige Existenzsicherung<br />

von Frauen von enormer Bedeutung“, resümieren die StudienautorInnen.<br />

GaH<br />

Download der Studie: www.expak.at<br />

afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

Mutige Frauen im Parlament<br />

Von den im September abgehaltenen Parlamentswahlen in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

liegt endlich ein Ergebnis vor, das zumindest teilweise hoffen<br />

lässt: Im Gegensatz zu m<strong>an</strong>chen Befürchtungen, dass Frauen <strong>an</strong>gesichts<br />

der konservativen Grundstimmung im L<strong>an</strong>d nur über Quotenregelung<br />

ins Parlament kommen könnten, haben es viele von ihnen<br />

doch aus eigener Kraft geschafft. Von den insgesamt 249 Sitzen<br />

werden im neuen afgh<strong>an</strong>ischen Parlament 68 von Frauen besetzt<br />

sein. In der Provinz Herat etwa hat die 33-jährige Fauzia Gail<strong>an</strong>i die<br />

meisten Stimmen bekommen, noch vor einem favorisierten lokalen<br />

Warlord. Ihren Erfolg verd<strong>an</strong>kt sie wohl wichtigen Familienbeziehungen,<br />

aber auch einer energischen Wahlkampagne. Für Shukria<br />

Barakzai, ebenfalls gewählte Neo-Parlamentarierin und Herausgeberin<br />

eines Frauenmagazins in Kabul, ist das Wahlverhalten der<br />

Afgh<strong>an</strong>Innen völlig einsichtig: „Die Menschen, die diese Stadt zerstört<br />

hatten, hingen nun auf Wahlplakaten – <strong>an</strong> den Wänden der<br />

Ruinen.“ Barakzai möchte eine „kulturelle Revolution“ in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

starten, weshalb sie sich nun auch als Parlamentssprecherin ins<br />

Spiel gebracht hat. GaH<br />

wyber.space<br />

www.butchsworld<br />

usa<br />

Rosa Parks gestorben<br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

Sie war nicht die erste, die sich in Zeiten der Rassentrennung weigerte,<br />

ihren Sitzplatz im Bus einem Weißen zu überlassen. Aber Rosa Louise<br />

Parks passiver Protest am 1. <strong>Dezember</strong> 1955 führte zum Montgomery Bus<br />

Boycott, während dem ein Jahr l<strong>an</strong>g kein/e Schwarze/r mehr den Bus<br />

nahm, und in weiterer Folge zur Aufhebung der Rassentrennung in Bussen<br />

durch den Supreme Court. Vor genau fünfzig Jahren blieb die damals<br />

42-jährige Näherin und Bürgerrechtlerin aus Alabama demonstrativ sitzen<br />

und wurde so zur „Mutter der Bürgerrechtsbewegung“. Während des<br />

Busboykotts verlor sie wie viele <strong>an</strong>dere Schwarze ihre Arbeit und erhielt<br />

Droh<strong>an</strong>rufe, bis sie Ende der 1950er mit ihrem M<strong>an</strong>n nach Detroit zog,<br />

wo sie nun am 24. Oktober 92-jährig verstarb. Rosa Parks erhielt 1999 die<br />

höchste zivile Auszeichnung in den USA, die Goldene Ehrenmedaille des<br />

Kongresses; 2001 wurde das Rosa Parks Museum in Montgomery eröffnet.<br />

Vor ihrer Beisetzung am 2. November wurde sie im Kapitol öffentlich<br />

aufgebahrt – als erste Frau in der Geschichte der USA. GaH<br />

Welche es satt hat, von grauslichen „Matschomen“ aufgefordert zu<br />

werden:„Let’s make love baby!“, sollte sich abreagieren und „butchsworld<br />

fight back“ spielen. Zu finden ist der Ego-Shooter, bei dem auch<br />

die unsterblich ist, die sonst Computerspiele scheut wie der Papst den<br />

Feminismus auf www.butchsworld.de, einer Website von Heike Schader<br />

für die Ausstellung „Nette Homos“, die 2002 in Basel zu sehen<br />

war. Abgesehen von den Todesschreien, die sie bei den tumben Männlein,<br />

die sie beim Spielen abknallt, verursacht, wird die „Butch“ als<br />

recht sensibles Wesen dargestellt. So werden ihre Annäherungsversuche<br />

aufs Korn genommen: Diese „sind häufig so dezent, dass sie nur<br />

durch genaue Kenntnis der Verhaltensweisen erkennbar sind. (...) Also:<br />

Roll den roten Teppich aus und lob die Butch d<strong>an</strong>n für Ihren Mut, darauf<br />

zu treten.“ Diese Allgemeinplätze sollen eine aber nicht darüber<br />

hinweg täuschen, dass diese Site etwas enthält, was selten elektronisch<br />

daher kommt: Poesie. Eine zerbrechlich-schöne Bildsprache<br />

kennzeichnet sowohl die Butch-Ankleidepuppe, als auch den Ego-<br />

Shooter und vor allem den Trickfilm „Die tolle Komtess“. Prädikat:<br />

Klickenswert. k<strong>an</strong>a<br />

Fo t o : A rc h i v<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc zc u k<br />

bulgarienliteratur<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Gänsefüßchen-Feminismus<br />

In Sofia zeigten Schriftstellerinnen interess<strong>an</strong>te, kämpferische Schreibweisen, die nah am<br />

Alltagsleben voll Ambivalenzen und Überlebenskunst dr<strong>an</strong> bleiben. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

„Die Legende über den Sari, ein<br />

indisches Kleidungsstück, besagt,<br />

dass er etwas ist, das niem<strong>an</strong>d<br />

vom Körper einer Frau<br />

herunter nehmen k<strong>an</strong>n“, erklärt<br />

die junge Autorin Todora Radeva, deren<br />

erstes Buch „Sedem nachina da uviesh<br />

Sari okolo tjaloto“ (Sieben Arten, einen<br />

Sari um den Körper zu wickeln) den<br />

Preis für den besten bulgarischen Debütrom<strong>an</strong><br />

2004 erhielt. „Die moderne<br />

Frau besitzt eine Menge unterschiedlicher<br />

Gesichter und Rollen, mit denen<br />

sie spielt. Wie schwierig ist es, gleichzeitig<br />

so viele verschiedene Rollen einzunehmen,<br />

doch auch welche Freiheit, die<br />

zu sein, die du möchtest und nicht nur<br />

in den traditionellen Rollen stecken zu<br />

bleiben.“ Angeregt durch die positive<br />

Aufnahme des Erzählb<strong>an</strong>des und die<br />

zum Teil heftigen Reaktionen der Leserinnen<br />

beauftragte Radeva eine Künstlerin,<br />

Sätze aus dem Buch auf Seidenschals<br />

zu sticken. „Jede Frau k<strong>an</strong>n sich<br />

einen speziellen Satz aussuchen, sich<br />

mit Hilfe der Worte besser und stärker<br />

fühlen. M<strong>an</strong>che denken sich selbst etwas<br />

aus. Eine Frau, die in einer B<strong>an</strong>k arbeitet,<br />

hat z.B. die etwas doppeldeutige<br />

Aussage:‚Nach jedem M<strong>an</strong>n, den ich<br />

verlasse, bin ich reicher’, oder meine<br />

Schwester hat ‚Frauen kommen im pas-<br />

senden Moment’. Der Schal mit seiner<br />

Aussage ist aggressiv und beschützend<br />

zugleich.“<br />

Offene Geschichte(n). Erst vor kurzem löste<br />

in Bulgarien Prosa die Lyrik als führende<br />

Gattung ab, obwohl noch immer jährlich<br />

über 350 Lyrikbände erscheinen. „Es<br />

ist, als ob die kurzen literarischen Formen<br />

den Raum verengen und in einer<br />

Zeit, in der alles flüchtig geworden ist,<br />

Dauer versprechen und dadurch Hoffnung<br />

einflößen“, <strong>an</strong>alysiert Mirela Iv<strong>an</strong>ova,<br />

eine der berühmtesten Lyrikerinnen<br />

Bulgariens und Autorin bzw. Moderatorin<br />

eines Satiremagazins im Fernse-


hen. Sie entdeckte und ermunterte Todora<br />

Radeva, junge Mutter von drei Kindern,<br />

ihre Geschichten zu veröffentlichen.„Ich<br />

setzte sie unter Druck, weil ich<br />

f<strong>an</strong>d, dass es wichtig war, das Buch zu<br />

veröffentlichen“, lacht Iv<strong>an</strong>ova. Der Einsatz<br />

lohnte sich. Radevas Figuren zeigen<br />

Ambivalenzen im weiblichen Alltag auf,<br />

entlarven Mythen und Klischees und erfinden<br />

Rituale: Eine Frau, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

als Prostituierte arbeitete, versucht,<br />

nach Bulgarien zurückgekehrt, einen l<strong>an</strong>gersehnten<br />

Heirats<strong>an</strong>trag innerlich zu<br />

verarbeiten. Der M<strong>an</strong>n weiß nichts von<br />

ihrer Sexarbeit. Die Frau baut sich eine<br />

traditionelle jap<strong>an</strong>ische Puppe namens<br />

„Daruma“ aus ihren Tagebuchblättern,<br />

der sie nur ein Auge malt, denn das zweite<br />

würde bereits einen erfüllten Wunsch<br />

symbolisieren. Der Ausg<strong>an</strong>g der Geschichte<br />

bleibt offen, Radeva lässt viel<br />

Platz in ihren Erzählungen. Eine <strong>an</strong>dere<br />

weibliche Figur geht einem Plakat auf<br />

den Leim, das Einzigartigkeit und Anbetung<br />

von Frauen in der Liebe verspricht.<br />

Doch die erhoffte Mystifizierung wird<br />

schnell entlarvt: Andere Frauen sind<br />

ebenfalls dem Klischee des „Flieder im<br />

Herbst“ auf den Leim geg<strong>an</strong>gen und sitzen<br />

nach einer mysteriösen Busfahrt in<br />

einem Vorort von Sofia fest.„Es geht um<br />

den Versuch ehrlich zu sein. Zumindest<br />

zu sich selbst. Und zu akzeptieren, wer<br />

m<strong>an</strong> ist und was m<strong>an</strong> get<strong>an</strong> hat. Es ist<br />

schwer, von nicht enden wollenden Träumen<br />

Abschied zu nehmen“, seufzt Radeva<br />

unter ihrer pinkfarbenen Kappe. Todora<br />

Radeva ortet aber nach dem Abschied<br />

von Wünschen, die das Selbst zerstören<br />

können, auch freiwerdende<br />

Energie und freie Sicht auf wirkliche Unterstützung<br />

und Stärke.„Meine Mutter<br />

hat uns Kindern immer Gedichte auf Fotos<br />

geschrieben. Ich will meinen Kindern<br />

ebenfalls das Gefühl mitgeben, dass sie<br />

geliebt werden. In diese Sicherheit k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> später zurückkehren. Das ist sehr<br />

wichtig in der heutigen Zeit“, sagt sie. Bei<br />

ihr sind es Schals und keine Fotos, doch<br />

auch dieses Ritual des Beschriftens und<br />

Tragens und inzwischen Zeichen einer<br />

Bewegung soll Kraft geben.„In meinem<br />

Buch gibt es nicht viele soziale Momente,<br />

die meisten der Geschichten h<strong>an</strong>deln<br />

von unserem Leben im Gefühl, im Kampf.<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite stimmt das nicht,<br />

denn unser Gefühl ist ja direkt verbunden<br />

mit dem sozialen Leben.Wie k<strong>an</strong>n<br />

z.B. eine Frau, die sich schuldig fühlt, dass<br />

ihr M<strong>an</strong>n säuft und sie schlägt, dieses<br />

falsche Gefühl der Schuld los werden?<br />

M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n eine symbolische Suche<br />

helfen, denn nicht nur die Aktion auf der<br />

Straße oder das, was wir tun, macht<br />

Frauen zu Subjekten“, betont Radeva. Viele<br />

Frauen ihrer Generation, wie z.B. Maria<br />

St<strong>an</strong>kova oder Kristin Dimitrova, schrieben<br />

auf diese Art, die nach der Wende<br />

1990 entst<strong>an</strong>d und ein komplett neuer<br />

Stil war – sehr nah am Leben der Frauen<br />

dr<strong>an</strong>, aber doch auf eine bessere Zukunft<br />

ausgerichtet.<br />

Vorsichtsmaßnahmen. In Sofia sitzen in der<br />

Straßenbahn Frauen mit tausend<br />

Sackerln in der einen H<strong>an</strong>d und einem<br />

Buch in der <strong>an</strong>deren. Es wird viel gelesen.<br />

„Ich betrete den theoretischen<br />

Raum des Feminismus in meinen Erzählungen“,<br />

erklärt Rumj<strong>an</strong>a Zacharieva, eine<br />

energiegeladene, humorvolle Schrifstellerin,<br />

die mit 20 Jahren wegen einer<br />

Liebe nach Deutschl<strong>an</strong>d zog, schw<strong>an</strong>kend<br />

in der Straßenbahn. „Nach dem<br />

bulgarischen Feminismus, den ich in<br />

Gänsefüßchen setzen würde, war ich in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d sehr erstaunt, dass dort<br />

Frauen für bestimmte Dinge kämpften,<br />

die in Bulgarien selbstverständlich waren.<br />

Obwohl eben diese Art des Feminismus,<br />

wie z.B. berufliche Anerkennung,<br />

Vollbeschäftigung und gleicher Lohn, in<br />

Bulgarien ein Staatsauftrag war. In<br />

Deutschl<strong>an</strong>d reduzierte sich die Debatte<br />

in meinen Augen als Migr<strong>an</strong>tin auf<br />

die reale Vari<strong>an</strong>te: M<strong>an</strong>n macht Dreck.<br />

Frau macht Dreck weg.“<br />

In Wien, beim Literatur-Festival der<br />

Alten Schmiede im Theater Odeon, wird<br />

Rumj<strong>an</strong>a Zacharieva, die ihre Jugend in<br />

der Geburtsstadt von Elias C<strong>an</strong>etti verbrachte,<br />

eingebremst. „Seien Sie nicht<br />

nervös“, befiehlt Alte-Schmiede Chef<br />

Walter Famler. Zacharieva, mit schwarzem<br />

Hut und einer Art Charlie Chaplin<br />

Hose, zieht trotzdem ihre Show ab. Den<br />

aufbr<strong>an</strong>denden Beifall winkt sie lässig<br />

ab. „Als mir mein Vater noch von gut<br />

und böse erzählte, wurde das Volk König<br />

und die Beamten des Volkes wollten sehen,<br />

was gut und böse ist. D<strong>an</strong>n kamen<br />

die Bösen <strong>an</strong> die Macht und sperrten<br />

die ein, die sich für die Guten hielten.<br />

Beschwerden aus dem Volk wurden vorgelesen.<br />

M<strong>an</strong> stellte alle Bösen, die gut<br />

waren <strong>an</strong> eine W<strong>an</strong>d. Und alle Bösen,<br />

die wirklich böse waren, <strong>an</strong> die <strong>an</strong>dere.“<br />

Die kleine Tochter kennt sich nicht mehr<br />

aus. „So l<strong>an</strong>ge es Gute und Böse gibt,<br />

wird es immer gute Böse und böse Gute<br />

geben. Das ist ja wohl klar“, sagt der Vater.<br />

„Natürlich“, <strong>an</strong>twortet das Mädchen:<br />

„Aber was ist d<strong>an</strong>n gut?“ Wie die kleine,<br />

quirlige Schriftstellerin das bringt, ist<br />

mit den Mitteln eines Textes schwer<br />

wieder zu geben. Auch die nächste Erzählung,<br />

die Parodie auf ein Ehepaar,<br />

das zum Essen eingeladen ist, lebt von<br />

der beinahe kabarettistischen Darbietung.<br />

Der M<strong>an</strong>n steht im Anzug <strong>an</strong> der<br />

Türe, den Schlüssel in der H<strong>an</strong>d. „Ich<br />

warte im Auto!“ ruft er drohend. „Ich<br />

aber nicht, mein Schatz!“ flötet die Frau,<br />

während sie sich „Du k<strong>an</strong>nst warten!“<br />

denkt und ihm nicht verrät, dass er<br />

noch seine Hausschuhe trägt. Eine weitere<br />

Geschichte über den gleichen Helden,<br />

der sich Herr der Umstände wähnt,<br />

ist ebenso gekennzeichnet von einer<br />

nur scheinbaren Unterwerfung. Für<br />

ominöse „Vorsichtsmaßnahmen“ muss<br />

die Frau ohne Angabe von Gründen<br />

nasse H<strong>an</strong>dtücher her<strong>an</strong> schleppen.<br />

Brav, aber voller Hass, spielt die Frau<br />

mit. „Solltest du einmal widerstehen<br />

können, musst du unbedingt Vorsichtsmaßnahmen<br />

ergreifen“, sagt er. „Ich vergesse<br />

solche Sachen“, meint sie entschuldigend.<br />

„Ich weiß, dass du Dinge<br />

vergisst. Das ist ja das Einfachste, Dinge<br />

zu vergessen“, sagt er boshaft. Zwei<br />

Leute, eine Welt. „Du hast immer nur<br />

gegen mich gelebt“, resümiert er noch<br />

schnell. Die Frau kriegt Hunger. Es geht<br />

nicht um Sex, sondern ums Fondue essen<br />

– im Bad, wegen der notwendigen<br />

Vorsichtsmaßnahmen.<br />

Im Anschluss folgt eine Art Sprechgedicht<br />

über die <strong>an</strong>gebliche Steigerung<br />

von „Ich fühl mich ausl<strong>an</strong>d, ausländer,<br />

zu Hause – denn d<strong>an</strong>n klopfen sie schon<br />

<strong>an</strong> deine Tür: Du musst nach Hause!“<br />

„Wer k<strong>an</strong>n schon deutsch?“ fragt Zacharieva.<br />

„Je mehr du liest, wirst du die<br />

Sprache los. Sprachlos, sprachloser... und<br />

der Superlativ ist d<strong>an</strong>n Schriftstellerin.<br />

Denn nur so vermeidest du es als Ausländerin<br />

nur eine Leserin zu werden, die<br />

ihre eigene Sprache verliert. Nur so<br />

bleibt dir das Los der Leserin erspart, für<br />

die Reinigungsprozesse <strong>an</strong>derer Menschen<br />

auch noch Geld auszugeben. Die<br />

Ausländerin, die zur Schriftstellerin im<br />

fremden L<strong>an</strong>d wird, macht den genialsten<br />

aller Schachzüge: Nicht in die Falle<br />

des <strong>an</strong>geblichen Analphabetinnentums,<br />

sondern selber Literatin!“ ❚<br />

literaturbulgarien<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


Fo t o : E l f r i e d e M a r x , Archiv: STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung<br />

themaabtreibung<br />

Ein Thema zwischen 14 und 44<br />

1984 demonstrierten Egalita-<br />

Frauen vor dem Parlament,<br />

<strong>2005</strong> ist es nach wie vor notwendig<br />

für Abtreibung als<br />

Selbstbestimmungsrecht von<br />

Frauen einzutreten.<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Der Kampf um ein Recht auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch muss auch <strong>2005</strong> weitergeführt<br />

werden. Und nach wie vor ist es notwendig über viele Details aufzuklären.<br />

Von Martina Madner<br />

„Der Schutz des ungeborenen<br />

Lebens liegt denen am meisten<br />

am Herzen, die über das<br />

geborene verfügen wollen“.<br />

Margret Gottliebs Zitat st<strong>an</strong>d<br />

bereits in den 1970ern als Leitsatz<br />

auf den Flugblättern des Aktionskomitees<br />

für das Selbstbestimmungsrecht<br />

der Frau. Ein Zitat, das auch ein<br />

Jahr nach dem dreißigjährigen „Jubiläum“<br />

der Fristenlösung immer<br />

noch aktuell ist. Denn auch vor dem<br />

Jahreswechsel zeigt sich, dass wieder<br />

vermehrt Zeichen gegen Abtreibung<br />

gesetzt werden.<br />

Im Fernsehen laufen Werbespots<br />

mit dem Slog<strong>an</strong> „Baby wir schaffen<br />

das“ der „Österreichischen Lebensbewegung“,<br />

einer „Pro-Life“-Gruppe, die<br />

ausgerechnet vom Ministerium für<br />

Gesundheit und „Frauen“ cofin<strong>an</strong>ziert<br />

wurden.<br />

In einem Kalender des<br />

Mittelschülerkartellverb<strong>an</strong>ds und der<br />

Schüler-Union wird mittels „Abtreibung<br />

tötet“-Inserat und Embryonen-<br />

bildern für die Org<strong>an</strong>isation „Jugend<br />

für das Leben“ geworben. Der Kalender<br />

werde <strong>an</strong> den Schulen verteilt<br />

und damit diese Art von Ideen unter<br />

Jugendlichen verbreitet, weiß Sonja<br />

Grusch, die Vorsitzende der SLP: „Und<br />

das ist kein Zufall. Sie hatten auch<br />

schon in einem der letzten Kalender<br />

ähnliche Inserate drinnen.“<br />

Mit Gudrun Kugler-L<strong>an</strong>g setzte<br />

die Wiener VP eine Frau auf ihre K<strong>an</strong>didatInnenliste,<br />

die von Sonja Wehsely<br />

in einer OTS-Aussendung vom


20. Oktober als „radikale Abtreibungsgegnerin“<br />

und von Monika V<strong>an</strong>a als<br />

„religiös-fundamentalische ‚Pro-Life’-<br />

Aktivistin“ bezeichnet wird. Kugler-<br />

L<strong>an</strong>g selbst dist<strong>an</strong>zierte sich von „unterstützenden“<br />

Postwurfsendungen<br />

und von „milit<strong>an</strong>ten oder unadäquaten<br />

Texten“, die, so eine Stellungnahme<br />

auf der VP-Wien-Homepage, ohne<br />

ihr Wissen ausges<strong>an</strong>dt wurden. Den<br />

Forderungen von SP und Grünen, die<br />

Frau von der Liste zu streichen, kam<br />

Gio Hahn, der Chef der Wiener<br />

Schwarzen nicht nach. Erst der WählerInnenwille<br />

führte dazu, dass sie<br />

m<strong>an</strong>gels Stimmen – ca. dreißig Prozent<br />

für die ÖVP wären nötig gewesen<br />

– nun nicht in den Gemeinderat<br />

einzog. „Das heißt aber nicht, dass damit<br />

auch ihr Ged<strong>an</strong>kengut aus dem<br />

Gemeinderat fern bleiben wird“,<br />

warnt die Stadträtin Monika V<strong>an</strong>a,<br />

Frauensprecherin der Wiener Grünen.<br />

Eine Warnung, die uns gut in Erinnerung<br />

bleiben sollte, denn auch<br />

Maria Rauch-Kallat, Ministerin für Gesundheit<br />

und „Frauen“, wollte schon<br />

im <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Interview im März nicht<br />

eindeutig für das Recht auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

eintreten: „Ich<br />

spreche da ungern von einem Frauenrecht.“<br />

Und meinte damals: „Wir haben<br />

in Österreich eine geltende<br />

Rechtslage, die wird nicht in Frage<br />

gestellt – von niem<strong>an</strong>dem in diesem<br />

L<strong>an</strong>d.“ So „deutliche“ Worte f<strong>an</strong>d sie<br />

in der Kugler-L<strong>an</strong>g-Debatte gegenüber<br />

der VP-K<strong>an</strong>didatin nicht. Stattdessen<br />

meinte Rauch-Kallat in einer<br />

Aussendung am 21. Oktober nur, dass<br />

von den Unterstützungsaufrufen einzelner<br />

Gruppen für Kugler-L<strong>an</strong>g nicht<br />

auf die Haltung der ÖVP zur Fristenlösung<br />

geschlossen werden könne.<br />

Wie diese allerdings genau aussieht,<br />

weiß frau nun auch nicht, denn der<br />

folgende Satz: „Auf Basis der geltenden<br />

Rechtslage trete m<strong>an</strong> für eine<br />

Stärkung des Rechts der Frau auf<br />

Information über Möglichkeiten, Folgen<br />

und Alternativen eines Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruches<br />

ein“. lässt Raum<br />

für diverse Interpretationsmöglichkeiten.<br />

Da die Interpretation in der öffentlichen<br />

Diskussion zu oft den AbtreibungsgegnerInnen<br />

überlassen<br />

wird, sollen hier nun einige Punkte<br />

für Klarheit sorgen.<br />

AbtreibungsgegnerInnen. Dass der Kampf<br />

noch l<strong>an</strong>ge kein Ende hat, wird Frauen<br />

mit jedem Weg vorbei <strong>an</strong> den Klinikeingängen<br />

deutlich. Davor stehen<br />

Frauen und Männer mit Rosenkränzen<br />

oder Plastikembryonen in Händen,<br />

mit Plakaten, die blutige Bilder,<br />

Embryonen und ähnliches zeigen. D<strong>an</strong>eben<br />

gibt es sogen<strong>an</strong>nte „Lebenszentren“<br />

und Personen, die vorübergehende<br />

Frauen mit „Infomaterial“<br />

wie z.B. „Miriam ... warum weinst<br />

Du?“ versorgen, einem Schriftstück, in<br />

dem Abtreibung u.a. „als die grösste<br />

(sic!) Tragödie der Menschheitsgeschichte“<br />

bezeichnet wird. Darin sind<br />

Sätze wie „Die Liberalisierung der Abtreibung<br />

hat dazu geführt, dass m<strong>an</strong><br />

zur ‚Endlösung’ schreitet, welche darin<br />

besteht, dass der Schwache, der Invalide<br />

und derjenige, der nichts nützt,<br />

eliminiert werden“ veröffentlicht und<br />

ein sogen<strong>an</strong>ntes „Post-Abortion-Syndrom“<br />

beschrieben. Barbara Laschalt,<br />

Psychologin und Mitarbeiterin des<br />

Gynmed-Ambulatoriums ist es deshalb<br />

wichtig aufzuklären, dass es kein<br />

solches Syndrom gibt: „Es gibt keinen<br />

wissenschaftlichen Nachweis. Es gibt<br />

g<strong>an</strong>z viele Studien, die alle zu keinem<br />

Ergebnis geführt haben.“ Auch die<br />

tatsächliche Größe der Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

habe meist nichts mit den gezeigten<br />

Bildern zu tun. In der fünften<br />

Woche sehe m<strong>an</strong> z.B. nur einen dunklen<br />

Punkt am Ultraschall, erklärt<br />

Kr<strong>an</strong>kenschwester Margot Schaschl,<br />

die ebenfalls bei Gynmed arbeitet.<br />

Elke Graf, Geschäftsführerin des<br />

Ambulatoriums am Fleischmarkt,<br />

meint, dass sich die Situation vor der<br />

Klinik verändert habe: „Früher gabs<br />

eher punktuelle Aktionen von Einzelpersonen.<br />

Jetzt steht HLI org<strong>an</strong>isiert<br />

vor der Tür, während der gesamten<br />

Öffnungszeiten. Frauen fühlen sich<br />

durch die Bilder belästigt und werden<br />

auch nach wie vor <strong>an</strong>gesprochen,<br />

Worte wie ‚Mörderin’ fallen immer<br />

noch.“ Direkt mit den AktivistInnen<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzen möchte sie sich<br />

allerdings dennoch nicht: „Die Entscheidung<br />

über einen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

liegt bei der Frau und<br />

es ist legal.“ Darüber wolle sie auch<br />

keine Diskussionen führen, sie respektiere<br />

Meinungen pro und contra<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch, auch jene<br />

der AbtreibungsgegnerInnen, „was<br />

ich nicht respektiere, ist, dass diese<br />

ihre Meinung <strong>an</strong>deren aufzwingen<br />

wollen“.<br />

Der Prozess. Dass Vorsicht – zumindest<br />

bei der Kritik <strong>an</strong> AbtreibungsgegnerInnen<br />

<strong>an</strong>gebracht ist, zeigte ein Medienrechtsprozess,<br />

den Dietmar Fischer<br />

von Hum<strong>an</strong> Life International<br />

gegen Claudia Sorger wegen einiger<br />

Aussagen ihres in der Volksstimme<br />

10/2002 erschienenen Artikels „Terror<br />

vor der Klinik“ <strong>an</strong>strebte. Die SLP-<br />

Frauensprecherin versuchte in ihrem<br />

Text nicht nur politische Verbindungen<br />

der AktivistInnen zu FPÖ und<br />

ÖVP aufzudecken, es sollte auch ein<br />

Artikel sein, „in dem die Methoden<br />

der radikalen Abtreibungsgegner beschrieben<br />

wurden“, steht in der SLP-<br />

Broschüre. „Volles Selbstbestimmungsrecht<br />

für Frauen. Gegen den<br />

Terror der Abtreibungsgegner“ vermerkt.<br />

„Morddrohungen, Beschimpfungen,<br />

Behinderungen beim Betreten<br />

des Arbeitsplatzes – die Beschäftigten<br />

der Abtreibungsklinik haben<br />

Angst, ihnen wird vorgeworfen, ‚unschuldige<br />

Kinder zu töten’“, mit diesen<br />

Worten leitete Sorger ihren Artikel<br />

ein und behauptete u.a.: „In ihrem<br />

Kampf gegen die Abtreibung nutzen<br />

sie die Einflusssphären auf konservative<br />

Parteien und Regierungen<br />

und betreiben Psychoterror gegen<br />

Frauen und Klinikpersonal“ und wurde<br />

laut §111 StGB und §6 Mediengesetz<br />

wegen übler Nachrede geklagt.<br />

Im Prozess versuchte die damals Beschuldigte<br />

den Wahrheitsbeweis <strong>an</strong>zutreten,<br />

zahlreiche ZeugInnen, darunter<br />

PatientInnen und KlinikmitarbeiterInnen<br />

der Mairo- bzw. Lucina-<br />

Klinik waren geladen.<br />

Eine der Zeuginnen schilderte in<br />

diesem Verfahren plastisch, dass sie<br />

auch <strong>an</strong>onyme, telefonische „Morddrohungen“<br />

erhalten habe: „Es wurde<br />

mir mein Grabstein vorgelesen,in<br />

welcher Reihe er am Zentralfriedhof<br />

stehen wird, nur das Todesdatum hat<br />

gefehlt“, wird in der SLP-Broschüre eine<br />

der Aussagen zitiert. Vor Gericht<br />

wurden diese Aussagen zwar nicht<br />

als „wahr“ bestätigt, das Bild, das sich<br />

aus den ZeugInnenaussagen insgesamt<br />

ergab, die zum Teil weit umfassender<br />

als Claudia Sorgers Artikel waren,<br />

reichte der Richterin allerdings,<br />

abtreibungthema<br />

Ein Faksimile des „Abtreibung<br />

tötet“-Inserats des Kalenders des<br />

Mittelschülerkartellverb<strong>an</strong>ds<br />

und Schüler-Union<br />

Infos:<br />

Abtreibung ist Frauenrecht<br />

www.die-abtreibung.at.tf<br />

Sozialistischen LinksPartei (SLP)<br />

www.slp.at<br />

Download der Broschüre<br />

„Volles Selbstbestimmungsrecht für<br />

Frauen. Gegen den Terror der Abtreibungsgegner“<br />

unter<br />

slp.at/index.php/abtreibung<br />

Grüne; www.gruene-wien.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themaabtreibung<br />

Ambulatorien und Kliniken, die<br />

u.a. Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />

durchführen:<br />

Ambulatorium am Fleischmarkt,<br />

Schw<strong>an</strong>gerenhilfe und Sexualmedizin,<br />

Hotline rund um die Uhr: 01/512 96 31,<br />

www.asfleischmarkt.at<br />

Gynmed Ambulatorium für<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch und<br />

Familienpl<strong>an</strong>ung,<br />

Hotline: 0699/178 178 00,<br />

infowww.gynmed.at<br />

Semmelweiß-Frauenklinik,<br />

T. 01/476 15-3901<br />

Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stalt Rudolfsstiftung,<br />

T. 01/711 65-4741<br />

Weitere medizinische Infos:<br />

www.abtreibung.at<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

die SLP-Frauensprecherin freizusprechen.<br />

Die Klinik hat dennoch schließen<br />

müssen, in den Räumlichkeiten wurde<br />

vorübergehend eine „Baby-Holocaust-<br />

Gedenkstätte“ eingerichtet, wie ein<br />

Schild im Schaufenster verlautbarte.<br />

Diese gibt es zwar mittlerweile auch<br />

nicht mehr, nichtsdestotrotz ist Sonja<br />

Grusch auch über die Wortwahl der<br />

selbstern<strong>an</strong>nten „LebensschützerInnen“<br />

empört:„Ein Wahnsinn, gerade im zweiten<br />

Bezirk, denn das ist ja auch eine Verhöhnung<br />

der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.“<br />

Maßnahmen in Wien. Zeit also, Maßnahmen<br />

zu setzen, um Frauen, die Abtreibungskliniken<br />

aufsuchen, zu schützen.<br />

Eine Möglichkeit bietet das Wiener<br />

L<strong>an</strong>des-Sicherheitsgesetz mit<br />

dem „Wegweiserecht“, das auf Antrag<br />

der Wiener Frauenstadträtin Sonja<br />

Wehsely im L<strong>an</strong>dtag durchgesetzt<br />

wurde. D<strong>an</strong>ach ist es der Polizei gestattet,<br />

Personen wegzuweisen, die<br />

<strong>an</strong>dere <strong>an</strong> öffentlichen Orten „in unzumutbarer<br />

Weise belästigen, insbesondere<br />

wenn auf Personen, die sich<br />

einer sozialen oder medizinischen<br />

Einrichtung nähern, psychischer<br />

Druck wie z.B. durch nachdrückliches<br />

Ansprechen oder (versuchte) Übergabe<br />

von Gegenständen ausgeübt“<br />

wird. Ein Recht, das zwar wegen des<br />

öffentlichen Diskurses darum Signalwirkung<br />

hat und von den KlinikmitarbeiterInnen<br />

auch immer wieder genutzt<br />

wird, allerdings wegen der weiterhin<br />

fehlenden S<strong>an</strong>ktionen nicht<br />

ausreicht. Mitarbeiterinnen der Abtreibungskliniken,<br />

Elke Graf, Barbara<br />

Laschalt und Margot Schaschl fordern<br />

deshalb Schutzzonen, da erst so einmal<br />

weggewiesene BelästigerInnen<br />

auch <strong>an</strong> der Rückkehr vor die Kliniktüren<br />

gehindert werden könnten. Die<br />

Forderung nach belästigungsfreien<br />

Zonen vor Abtreibungskliniken wird<br />

von Monika V<strong>an</strong>a unterstützt, weil<br />

sie sich hier „auf die Seite der Frauen<br />

stellt“. Diese ist allerdings in ihrer<br />

Partei nicht unumstritten, da Schutzzonen<br />

im öffentlichen Raum seitens<br />

der Grünen generell abgelehnt werden.<br />

Sonja Grusch möchte sich nicht<br />

auf die Polizei alleine verlassen, „das<br />

hat schon in der Verg<strong>an</strong>genheit nicht<br />

funktioniert“. Zusätzlich sei Eigeninitiative<br />

von Frauen, AnrainerInnen<br />

und Klinikpersonal gefordert. Genau<br />

diese Freiheit nimmt m<strong>an</strong> sich im<br />

Gynmed-Ambulatorium. Dort wird<br />

versucht, mittels öffentlicher Barrieren<br />

von SchauspielerInnen eine<br />

„ernsthafte“ Demo der AbtreibungsgegnerInnen<br />

zu verunmöglichen und<br />

deren Absurdität zu zeigen.<br />

Aufklärung? Zwischen dem 14. und 44.<br />

Lebensjahr ist es ein Thema“, meint<br />

Barbara Laschalt. „Frauen, die schw<strong>an</strong>ger<br />

werden können“, beschreibt Elke<br />

Graf die Frauen, die in die Klinik kommen.<br />

Eine Statistik des Ambulatoriums<br />

am Fleischmarkt zeigt, dass 2003 ein<br />

Großteil der Frauen mit Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

zwischen 20 und 39<br />

Jahre alt waren, nur ca. 12,5 Prozent<br />

sind 19 oder jünger und ca. 7,5 Prozent<br />

der Frauen über 40 Jahre alt. Es sind also<br />

Frauen jeden Alters, gutsituierte<br />

wie armutsgefährdete, aus allen Bildungsschichten,<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen, Österreicherinnen,<br />

Frauen, die ihre Ausbildung<br />

beenden wollen, Frauen mit<br />

mehreren Kindern ebenso, wie solche,<br />

die ohne Kinder leben wollen. Viele der<br />

Frauen erzählen den Beraterinnen, wie<br />

es zur Schw<strong>an</strong>gerschaft gekommen<br />

ist. „Oft ist der Grund, dass die Frauen<br />

gar nicht verhütet haben, oder das Verhütungsmittel<br />

nicht korrekt <strong>an</strong>gewendet<br />

wurde“, weiß Elke Graf. Das bestätigen<br />

auch die Gynmedmitarbeiterinnen,<br />

„Frauen verhüten nicht sicher,<br />

wenn sie schw<strong>an</strong>ger werden, oft auf<br />

‚natürliche’ Art und Weise“, erläutert<br />

Margot Schaschl. Das Verhütungsverhalten<br />

ist offenbar ein verbesserungswürdiges.<br />

Vor allem durch AIDS gew<strong>an</strong>nen<br />

Kondome in den 1990ern <strong>an</strong><br />

Bedeutung. Das Thema ist aber mittlerweile<br />

nicht nur aus den Medien,<br />

sondern auch aus den Köpfen weitgehend<br />

verschwunden und in der Folge<br />

auch die Kommunikation über Verhütung.<br />

„Das ist oft kein Thema beim Sex,<br />

m<strong>an</strong>chen jungen Mädchen ist es peinlich,<br />

über das Thema zu reden“, bedauert<br />

auch Graf. Deshalb ist es der Ambulatoriumsleiterin<br />

wie auch den Gynmed-Mitarbeiterinnen<br />

wichtig, zu<br />

Verhütung, die der jeweiligen Lebenssituation<br />

der Frauen am besten entspricht,<br />

zu beraten.<br />

Der Ablauf eines Abbruchs. Am Beginn jedes<br />

Abbruchs steht die alleinige Entscheidung<br />

der Frau, einen solchen<br />

durchzuführen. Bei Fragen in dieser<br />

Phase unterstützen Frauengesundheitszentren,Familienberatungsstellen,<br />

aber auch die Ambulatorien<br />

selbst vor allem bei medizinischorg<strong>an</strong>isatorischen<br />

Fragen – „ergebnisoffene<br />

Beratung“ lautet hier der Grundsatz.<br />

Informationen erhalten die Frauen<br />

direkt, per Telefon und auch übers Internet.<br />

Für die Abtreibung gibt es zwei<br />

Möglichkeiten – das Medikament Mifegyne<br />

oder die Absaugung. Mifegyne<br />

ist bis zum 49. Tag einer Schw<strong>an</strong>gerschaft,<br />

gerechnet ab dem ersten Tag der<br />

letzten Monatsblutung, zugelassen. Dabei<br />

h<strong>an</strong>delt es sich um drei Tabletten,<br />

die eingenommen werden. Elke Graf<br />

konkretisiert, dass „damit auch der Entschluss<br />

gefasst ist, der Entscheidungsprozess<br />

deshalb schon vorher abgeschlossen<br />

sein muss“. D<strong>an</strong>ach folgt ein<br />

zweites Medikament, Prostagl<strong>an</strong>din,<br />

das nach bis zu sechs Stunden zur Ausstoßung<br />

des Fruchtsacks führt. Die<br />

zweite Möglichkeit ist ein chirurgischer<br />

Abbruch in örtlicher Betäubung, Dämmerschlaf<br />

oder Vollnarkose. Dabei<br />

werden Schw<strong>an</strong>gerschaft und Gebärmutterschleimhaut<br />

während eines<br />

fünf bis sechsminütigen Eingriffs abgesaugt.<br />

Bei beiden Methoden folgt ein<br />

Ultraschall unmittelbar d<strong>an</strong>ach und eine<br />

Nachuntersuchung, damit auch sicher<br />

festgestellt wird, dass die Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

beendet ist.<br />

Aufklärung! Auch nach dreißig Jahren<br />

Fristenlösung ist Abtreibung ein Tabu-<br />

Thema. „So wie 1975“, meint Laschalt,<br />

„vor allem im ländlichen Bereich ist es<br />

immer noch versteckt, tabuisiert“. Frauen<br />

fragen nach, ob Informationen weitergegeben<br />

werden, m<strong>an</strong>chmal auch,<br />

ob sie Verbotenes tun. „Viele merken<br />

erst im Gespräch mit Freundinnen,<br />

dass sie nicht alleine mit ihrer Entscheidung<br />

sind, dass auch <strong>an</strong>dere ähnliche<br />

Erfahrungen haben“, weiß<br />

Schaschal. G<strong>an</strong>z offen gesprochen werde<br />

aber sehr selten. Nicht hilfreich sind<br />

deshalb irreführende Informationen,<br />

wie sie z.B. in Rauch-Kallats „Frauenratgeberin“<br />

zu finden sind. Nicht nur, dass<br />

neben der Homepage des Frauengesundheitszentrums<br />

auch jene der „Ak-


tion Leben“, die auf ihrer Homepage<br />

mit dem Slog<strong>an</strong> „Mensch von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> – Mensch ein Leben l<strong>an</strong>g“ wirbt, <strong>an</strong>gegeben<br />

und beim Beratungs<strong>an</strong>gebot,<br />

zwar „Probleme nach einem Abbruch“<br />

als möglichen Gesprächspunkt nennt,<br />

Infos zum Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

aber nicht erwähnt. Kontaktinformationen<br />

zu Kliniken oder Ambulatorien fehlen.<br />

Unter Daten und Fakten steht darüber<br />

hinaus vermerkt, dass eine<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaft „innerhalb der ersten<br />

zwölf Schw<strong>an</strong>gerschaftswochen straffrei<br />

abgebrochen werden“ k<strong>an</strong>n. In §97,<br />

der die Straflosigkeit des Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruchs<br />

regelt, sind allerdings<br />

drei Monate rechtlich ver<strong>an</strong>kert. „Das<br />

entspricht etwa der 16. Woche gerechnet<br />

ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung“,<br />

erläutert Christi<strong>an</strong> Fiala,<br />

Frauenarzt und Leiter des Gynmed-Ambulatoriums.<br />

Auch wenn die meisten<br />

Frauen vor der zehnten Woche in die<br />

Ambulatorien gehen, ist es dem Mediziner<br />

wichtig aufzuklären, dass die<br />

Frauen auch d<strong>an</strong>ach nicht ins Ausl<strong>an</strong>d<br />

fahren müssen:„Drei Monate umfassen<br />

dreizehn Wochen und als Beginn<br />

einer Schw<strong>an</strong>gerschaft wird die erfolgte<br />

Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut<br />

bezeichnet, die in<br />

der dritten Woche stattfindet.“ Obwohl<br />

ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch rein<br />

nach dem Gesetz zwar <strong>an</strong> allen öffentlichen<br />

Spitälern durchgeführt werden<br />

könnte, werden die rechtlichen Möglichkeiten<br />

<strong>an</strong> vielen Spitälern nicht ausgeschöpft.<br />

Das zeigt auch die Odyssee<br />

einer jungen Frau, die in der SLP-Broschüre<br />

wiedergegeben wird. Telefonische<br />

Auskünfte erhielt sie, wenn überhaupt,<br />

nur zu bestimmten, oft sehr eng<br />

bemessenen Zeiten, in m<strong>an</strong>chen<br />

Spitälern wie z.B. dem SMZ-Ost beschränkten<br />

sie sich überhaupt darauf,<br />

dass „derzeit keine Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />

durchgeführt werden“. Ein<br />

Befund, den auch eine Anfrage betreffend<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüchen <strong>an</strong><br />

Wiener Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stalten der Grünen<br />

<strong>an</strong> Gesundheitsstadträtin Renate Brauner<br />

bestätigte. In der Antwort vom<br />

27. Mai sind für das Jahr 2004 weder<br />

für das SMZ-Ost, noch für das Wiener<br />

AKH „Abtreibungen auf Wunsch der<br />

Frau“ vermerkt. Ein Umst<strong>an</strong>d, der, so V<strong>an</strong>a,„mit<br />

politischem Druck durch die<br />

Frauenstadträtin und die Gesundheits-<br />

stadträtin auf die Leitung der gynäkologischen<br />

Abteilungen, die eine dementsprechende<br />

Personalauswahl treffen könnten“<br />

verbessert werden könnte.<br />

Die Zeit ist reif. Die Forderungen von KlinikmitarbeiterInnen<br />

und Politikerinnen gehen<br />

allerdings weiter, allen vor<strong>an</strong> steht<br />

ein Gesetz, das nicht im Strafrecht ver<strong>an</strong>kert<br />

ist. Aber auch die Forderung „Abtreibung<br />

auf Kr<strong>an</strong>kenschein“ ist nach<br />

wie vor Thema. Denn die Kosten in den<br />

Ambulatorien belaufen sie sich beispielsweise<br />

auf 425,- und 460,- Euro<br />

bei Gynmed bzw. 470,- Euro am<br />

Fleischmarkt. Damit die Familienpl<strong>an</strong>ungsstelle<br />

des Wiener Magistrats Kosten<br />

übernimmt, müssen die Vermögensverhältnisse<br />

offengelegt werden,<br />

was zwar relativ unbürokratisch und<br />

schnell möglich ist, allerdings keine befriedigende<br />

Lösung darstellt. SLP-<br />

Vorsitzende Grusch fordert kostenlose Abtreibung<br />

<strong>an</strong> Frauengesundheitszentren und<br />

öffentlichen Spitälern in allen Bundesländern,kostenlose<br />

Verhütungsmittel speziell<br />

für junge Frauen und nicht zuletzt„wirtschaftliche<br />

und politische Voraussetzungen,<br />

die eine ökonomische Unabhängigkeit von<br />

Frauen ermöglichen“.MonikaV<strong>an</strong>a geht es<br />

um den „ungehinderten Zug<strong>an</strong>g zum<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch“, um mehr<br />

Aufklärung und die Kostenübernahme<br />

für Verhütungsmittel und Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

durch die Kr<strong>an</strong>kenkassen.<br />

Forderungen, die zwar den politischen<br />

Willen von SPÖ und Grünen widerspiegeln<br />

– denn im Wiener L<strong>an</strong>dtag<br />

wurde Ende April auf Antrag der Grünen<br />

ein Beschluss zur Kostenübernahme<br />

gefasst – zur Zeit aber auf Bundesebene<br />

nicht durchsetzbar sind und deshalb<br />

einer Änderung der politischen<br />

Mehrheitsverhältnisse harren. Bis dahin<br />

bleibt nur, einige Forderungen immer<br />

und immer wieder zu wiederholen:„Wir<br />

fordern Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />

und in allen öffentlichen Spitälern“ (Komitee<br />

Selbstbestimmung der Frau,<br />

1982),„Frauen wehrt Euch! Empfängnisverhütung<br />

– wo bleibt die Mitver<strong>an</strong>twortung<br />

der Männer! Gegen: Abhängigkeit!<br />

Aufhebung der Fristenlösung!<br />

Doppelmoral!“ (egalia, 1984).<br />

Wir schließen uns damit dem „Komitee<br />

für die ersatzlose Streichung des<br />

Abtreibungsparagraphens <strong>an</strong>“, denn<br />

Abtreibung ist Frauenrecht. ❚<br />

Fo t o : AU F ; Archiv: STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung<br />

abtreibungthema<br />

In den meisten Ländern, in<br />

denen Abtreibung legal möglich<br />

ist, werden die Kosten – <strong>an</strong>ders<br />

als in Österreich – zumindest<br />

zum Teil ersetzt oder es gibt Abtreibung<br />

auf Kr<strong>an</strong>kenschein.<br />

Kostenübernahme/Beratung:<br />

MA 11, Familienpl<strong>an</strong>ungsstelle,<br />

T. 01/369 89 88, www.kinder.wien.at<br />

Gynäkologische Untersuchung,<br />

Pillenverschreibung, Beratung<br />

durch Sozialarbeiterinnen, Schw<strong>an</strong>gerschaftstest,<br />

Informationen<br />

und Erst<strong>an</strong>laufstelle für Kostenübernahme<br />

für Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Österreichischen Gesellschaft für<br />

Familienpl<strong>an</strong>ung<br />

T. 01/478 52 42, www.oegf.at<br />

Gesundheitszentrum FEM<br />

T. 01/476 15-5771, www.fem.at<br />

Frauengesundheitszentrum in Graz<br />

T. 0316/ 83 79 98, www.fgz.co.at<br />

Frauengesundheitszentrum ISIS<br />

in Salzburg<br />

T. 0662/44 22 55,<br />

www.frauengesundheitszentrum-isis.at<br />

Autonomes Frauenzentrum Linz<br />

T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


<strong>an</strong>.fänge<br />

Ab nun werden wir Euch in jeder<br />

Nummer einen Beitrag aus den<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Anfängen präsentieren:<br />

Birgitte Morschers Kommentar<br />

aus <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> <strong>Dezember</strong> 1985<br />

macht den Anf<strong>an</strong>g.<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : A rc h i v<br />

wissenschaftforum<br />

Barbara Asen ist Marie-<br />

Andessner-Stipendiatin und schreibt<br />

gerade <strong>an</strong> ihrer Disseration mit dem<br />

Titel „Endlich eine Frau mit Humor.<br />

Feministisches Kabarett und Frauenkabarett<br />

im deutsch-österreichischen<br />

Vergleich“.<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Freche Mäuler<br />

Der l<strong>an</strong>ge Weg von Sexobjekt zur em<strong>an</strong>zipierten Kabarettistin – ein Stück österreichischer<br />

Kabarettgeschichte von 1950-1980 wird von Barbara Asen nachgezeichnet<br />

M<strong>an</strong> kennt das Kabarett allgemein<br />

als eine überaus gesellschaftskritische<br />

und sehr unbequeme<br />

Kunstform, die Intoler<strong>an</strong>z<br />

gegenüber einzelnen<br />

Bevölkerungsgruppen stets zu tadeln<br />

wusste. Doch auch innerhalb des Kleinkunstbetriebes<br />

war nicht immer alles<br />

eitel Wonne.<br />

Das österreichische Kabarett erlebte<br />

nach den Schrecken des Zweiten<br />

Weltkrieges und den Mühen des Wiederaufbaus<br />

in den 1950er Jahren ein<br />

gelungenes Comeback. Vor allem die<br />

Namen Gerhard Bronner, Helmut<br />

Qualtinger und Georg Kreisler – auch<br />

als „Triade des Wiener Kabaretts“ bek<strong>an</strong>nt<br />

– wurden und werden immer<br />

wieder im Zusammenh<strong>an</strong>g mit diesem<br />

Aufschwung im Kabarettbetrieb gen<strong>an</strong>nt.<br />

Sie stellten ein produktives Zentrum<br />

in der Kleinkunstszene dar und<br />

bildeten zusammen mit dem „Simpl“<br />

die kabarettistischen Pole im Wien der<br />

1950er Jahre. Mit Blick auf diese beiden<br />

Ensembles schuf m<strong>an</strong> im Nachhinein<br />

sogar den Begriff der „Goldenen Zeit<br />

des Wiener Kabaretts“.<br />

Zweierlei Maß. Doch etwas wurde dabei<br />

vergessen: Kabarettisten waren zwar ab<br />

den 1950er Jahren so produktiv wie selten<br />

zuvor – der Frauen<strong>an</strong>teil in der Kabarettszene<br />

ist im Gegensatz dazu bis heute<br />

sehr gering. Kabarettistinnen waren<br />

(bzw. sind) aber nicht nur zahlenmäßig<br />

eine R<strong>an</strong>derscheinung; vor allem in den<br />

1950ern und 1960ern unterschieden sich<br />

auch ihre Arbeitsbereiche beträchtlich<br />

von denen der Kollegen. Denn während<br />

letztere das Schreiben der Kabaretttexte<br />

übernahmen, trugen Kabarettistinnen<br />

wie Louise Martini oder Cissy Kr<strong>an</strong>er diese<br />

auf der Bühne vor. Sie fungierten als<br />

Darstellerinnen, Ch<strong>an</strong>sonnieren und „optischer<br />

Aufputz“ und wurden sehr häufig<br />

auf unpolitische Rollen wie die verführerische<br />

Femme Fatale oder die unschuldige<br />

und brave Hausfrau reduziert. Zwar<br />

war es durchaus üblich, dass Männer auf<br />

der Bühne st<strong>an</strong>den und ihre Texte spielten;<br />

der umgekehrte Fall – Frauen, die<br />

Texte schrieben – war jedoch nicht denkbar.<br />

Louise Martini, die im Jahr 1956 als<br />

Schauspielerin zum Ensemble um Qualtinger,<br />

Bronner und Kreisler stieß, war<br />

sich, wie sie in ihrer Autobiografie<br />

schreibt, der „Unverrückbarkeit“ der geschlechtsspezifischen<br />

Arbeitsteilung<br />

durchaus bewusst:„Qualtinger und Merz<br />

schrieben die Prosatexte [...], Gerhard<br />

Bronner und Georg Kreisler [...] komponierten<br />

und texteten ebenso wie Peter<br />

Wehle. Sie alle st<strong>an</strong>den auch auf der<br />

Bühne. [...] Dass ich auch schreiben sollte,<br />

st<strong>an</strong>d nicht zur Debatte. Ich weiß nicht,<br />

ob ich es überhaupt gekonnt hätte, aber<br />

auch wenn, hätten die Männer es nicht<br />

zugelassen.“<br />

Dies brachte aber auch Probleme<br />

mit sich, denn was sollte m<strong>an</strong> unternehmen,<br />

wenn ein Text ausnahmsweise aus<br />

weiblicher Perspektive erscheinen sollte?<br />

Oder besser gesagt:Wenn er zumindest<br />

den Anschein erwecken sollte, er beziehe<br />

die weibliche Sichtweise mit ein. Gerhard<br />

Bronner berichtet uns in seinem Erinnerungsbuch<br />

„Die goldene Zeit des Wiener<br />

Kabaretts“ davon, wie m<strong>an</strong> solche Fälle<br />

ohne großen Aufw<strong>an</strong>d löste:„Ich konnte<br />

mich beim Schreiben einer musikalischen<br />

Solonummer in alle möglichen und unmöglichen<br />

Personen hineindenken, in<br />

Halb- und G<strong>an</strong>zstarke, in Politiker und deren<br />

Söhne, in G’scheite und Blöde, in Gau


ner und Betrogene – nur in die weibliche<br />

Psyche konnte ich mich nicht hineinversetzen,<br />

so sehr ich mich auch<br />

bemühte. Daher überließ ich das<br />

Schreiben von weiblichen Solonummern<br />

immer meinen Kollegen, meist<br />

dem Peter Wehle, dem nichts Menschliches<br />

fremd war.“<br />

Link zur Gesellschaft. Als Ursache für die<br />

R<strong>an</strong>dstellung von Kabarettistinnen<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die seit 1950 wieder verstärkt<br />

wirksamen konservativen Geschlechterideale<br />

und -normen geltend machen.<br />

Immer noch waren die klassischen Rollenbilder,<br />

die den M<strong>an</strong>n als im Beruf<br />

stehend und für die Außenwelt zuständig,<br />

die Frau als brave Hausfrau und in<br />

der Innenwelt der Familie verhaftet definierten,<br />

in den Hinterköpfen der Gesellschaft<br />

vorh<strong>an</strong>den. Der künstlerischen<br />

Welt der Bühne haftete im Besonderen<br />

ein verruchtes Image <strong>an</strong>, das<br />

sich nur äußerst schwer mit dem traditionellen<br />

Rollenbild der „Hausfrau und<br />

Mutter“ in Einkl<strong>an</strong>g bringen ließ. Dies<br />

äußerte sich in der Praxis etwa darin,<br />

dass es „ehrbaren Frauen“ vielfach von<br />

vornherein nicht erlaubt war, auf die<br />

Bühne zu steigen. So berichtet Gerhard<br />

Bronner, dass eine Schauspielerin, die<br />

er für das Programm „Blattl vor’m<br />

Mund“ engagieren wollte, „aus persönlichen<br />

Gründen nicht auftreten“<br />

konnte – ihr M<strong>an</strong>n war dagegen.<br />

Die Bastion fällt. Da der Druck der patriarchalisch<br />

strukturierten Gesellschaft<br />

groß und Alternativen spärlich waren,<br />

fügte Frau sich im Kabarett überwiegend<br />

stillschweigend ihrem Schicksal,<br />

was in den meisten Fällen zu einer Anpassung<br />

der weiblichen Ensemble-Mitglieder<br />

<strong>an</strong> männliche Kriterien und<br />

Maßstäbe führte. Doch mit den ausklingenden<br />

1970er Jahren sollte alles<br />

<strong>an</strong>ders kommen. Was bisher als selbstverständlich<br />

galt, wurde nun plötzlich<br />

zum Gegenst<strong>an</strong>d massiver Kritik. Denn<br />

vor dem Hintergrund der in allen Gesellschaftsbereichen<br />

beobachtbaren<br />

Frauenem<strong>an</strong>zipation zeichnete sich ein<br />

Vordringen von Frauen in die bis dato<br />

männlich dominierte Kleinkunstszene<br />

ab. Mitte der 1980er Jahre konstatierte<br />

m<strong>an</strong> in verschiedenen Zeitungen bereits<br />

einen „Auftakt für eine neue Ära“.<br />

Und wie ein Zitat aus der Zeitschrift<br />

„P<strong>an</strong>orama“ zeigt, herrschte spätestens<br />

im Jahr 1989 m<strong>an</strong>cherorts die Meinung<br />

vor, dass die „Männerdomäne Kabarett“<br />

gefallen war:„Und wieder muss so<br />

m<strong>an</strong>cher überzeugter Macho resignierend<br />

feststellen, dass eine weitere<br />

männliche Bastion von den Frauen erobert<br />

worden ist: das Kabarett. Galt das<br />

Brettl doch seit seiner Gründung fast<br />

durchgehend als männliche Domäne:<br />

Frauen waren vor allem als ‚Sexy-girl’<br />

oder als Dummerl gefragt, meist als<br />

Kombination von beidem. Zur Zeit aber<br />

blühen sie auf wie die Veilchen im<br />

Frühling, die Frauenkabaretts.“<br />

Beeinflusst durch die zunehmend<br />

stärker werdende Frauenbewegung,<br />

beg<strong>an</strong>nen feministische Künstlerinnen,<br />

ihre Stellung im Kulturbetrieb in<br />

Verbindung mit ihrer Weiblichkeit bewusst<br />

zu hinterfragen und die traditionelle<br />

Rollenverteilung im Kabarett entschieden<br />

von sich zu weisen. Kabarettgruppen<br />

wie „Chin & Cilla“ oder die<br />

„Menubeln“, sowie Solokabarettistinnen<br />

wie etwa Marie-Thérèse Escrib<strong>an</strong>o<br />

schrieben ihre Texte nunmehr größtenteils<br />

selbst, was natürlich auch eine<br />

Verlagerung der thematischen<br />

Schwerpunkte in den Kabarettprogrammen<br />

nach sich zog. Nun wurden<br />

Themen aus allen Bereichen des feministischen<br />

Diskurses verarbeitet. Die<br />

B<strong>an</strong>dbreite reichte dabei von der Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit gesellschaftlichen<br />

Rollenbildern und mit (sexueller)<br />

Gewalt gegen Frauen, über die Kritik<br />

<strong>an</strong> traditionell männlich besetzten Institutionen<br />

wie der katholischen Kirche<br />

oder dem Bundesheer, bis zu den<br />

neuen Gen- und Reproduktionstechnologien.<br />

Fo t o : I n g r i d B ö h m<br />

Chin & Chilla<br />

Fo t o : T h e r e s a Zo t t e r<br />

Minderheitenprogramm mit Auszeichnung.<br />

Damit hatten die Kabarettistinnen<br />

durchaus Erfolg, was m<strong>an</strong> auch dar<strong>an</strong><br />

sieht, dass „Chin & Cilla“ 1987 den<br />

„Österreichischen Kleinkunstförderungspreis“<br />

erhielten und Irene S. im<br />

Jahr 1989 und den „Menubeln“ 1990<br />

die renommierte Kabarettauszeichnung<br />

„Salzburger Stier“ zugesprochen<br />

wurde. Dennoch waren die Künstlerinnen<br />

von einem, nennen wir es „exotischen<br />

Flair“ umgeben. Sie wurden –<br />

aufgrund ihres Geschlechts – immer<br />

noch als Ausnahmen in der Kabarettszene<br />

wahrgenommen, wie die folgende<br />

Kritik, die 1985 im „Kurier“ publiziert<br />

worden ist, zeigt. Dort war zu<br />

lesen:„Für Robert Lembkes heiteres<br />

Beruferaten ‚Was bin ich’ wären Barbara<br />

Klein und Krista Schweiggl ein<br />

heißer Tipp. Üben sie doch einen Beruf<br />

aus, in dem nur unwesentlich<br />

mehr Frauen vertreten sind als bei<br />

den Wiener Philharmonikern: sie sind<br />

Kabarettistinnen.“<br />

Nach einem Abflauen des feministischen<br />

Kabaretts Mitte der 1990er<br />

Jahre und dem Rückzug eines Großteils<br />

der in den 1970ern und 1980ern<br />

aktiven Kabarettistinnen, findet m<strong>an</strong><br />

heutzutage wieder einige junge<br />

Künstlerinnen, die ihren Platz in der<br />

Kabarettszene be<strong>an</strong>spruchen und versuchen,<br />

Netzwerke zu bilden – so etwa<br />

die Gruppe „Ladies Night“. Dennoch:<br />

der Weg zu völliger Gleichberechtigung<br />

ist noch l<strong>an</strong>g und steinig –<br />

auch, wenn im Kabarett gegenwärtig<br />

mehr Frauen tätig sind, als bei den<br />

Wiener Philharmonikern. ❚<br />

forumwissenschaft<br />

Auswahlbiografie:<br />

Asen, Barbara:„Lachen, worüber ei-<br />

nem der Humor vergehen könnte“.<br />

Eine Geschlechtergeschichte des<br />

österreichischen Kabaretts zwischen<br />

1950 und 1990,<br />

Dipl. Arb., Salzburg <strong>2005</strong>.<br />

Damy<strong>an</strong>ovic, Eva: Kabarettistinnen.<br />

Ein historischer Rückblick und eine<br />

Best<strong>an</strong>dsaufnahme der gegenwärtigen<br />

Situation mit Schwerpunkt auf<br />

Österreich, Dipl. Arb., Wien 1996.<br />

Fink, Iris: Von Travnicek bis Hinterholz<br />

8. Kabarett in Österreich ab 1945.<br />

Von A bis Zugabe, Styria 2000.<br />

Geiger, Brigitte/Hacker, H<strong>an</strong>na:<br />

Donauwalzer Damenwahl. Frauenbewegte<br />

Zusammenhänge in Österreich,<br />

Promedia-Verl.-Ges. 1989.<br />

Kotthoff, Helga [Hg.]:<br />

Das Gelächter der Geschlechter.<br />

Humor und Macht in Gesprächen<br />

von Frauen und Männern,<br />

Fischer Verlag 1988.<br />

Links:<br />

Österreichisches Kabarettarchiv<br />

in Straden:<br />

http://www.kabarettarchiv.at<br />

Kabarett in Österreich:<br />

http://www.kabarett.at/ oder<br />

http://www.kabarett.cc<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

Beruf Sexarbeiterin<br />

Moralfreie Ansichten zu einem Berufsst<strong>an</strong>ds liefern Emilija Mitrovic von der<br />

deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Elisabeth von Dücker,<br />

Kuratorin einer Ausstellung zu Sexarbeit in Hamburg<br />

Emilija Mitrovic<br />

Etwa 400.000 Frauen arbeiten in Deutschl<strong>an</strong>d in der Prostitution,<br />

schätzt die Bundesregierung. Bis zu 1,2 Millionen Männer nehmen<br />

täglich die sexuellen Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch.<br />

Der Umsatz im Wirtschaftssektor Prostitution wird auf 14,5<br />

Mrd. Euro jährlich geschätzt. Das entspricht nahezu dem Umsatz<br />

der Karstadt Quelle AG mit 15,2 Mrd. oder der MAN AG mit 15,0 Mrd. Euro,<br />

k<strong>an</strong>n in der Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ nachgelesen werden.<br />

Die Zahlen zeigen: Prostitution ist in vielerlei Hinsicht eine gesellschaftlich<br />

relev<strong>an</strong>te Größe. Trotzdem bleibt der Bereich in weiten Teilen der Gesellschaft<br />

immer noch ein Tabuthema. Die Tabuisierung und Diskriminierung<br />

der Prostitution führt dazu, dass die Arbeitsbedingungen in diesem<br />

Wirtschaftssegment unkontrolliert und damit zw<strong>an</strong>gsläufig<br />

schlecht bis menschenunwürdig sind. Die gesellschaftliche Doppelmoral<br />

im Umg<strong>an</strong>g mit Prostitution macht es den Frauen – wie auch den wenigen<br />

männlichen Prostituierten – schwer, öffentlich zu diesem Arbeitsplatz<br />

zu stehen.<br />

Das Prostitutionsgesetz (ProstG), das am 1.1.2002 in Kraft getreten ist,<br />

sollte die Situation der Sexarbeiterinnen verbessern. Es regelt die zivilrechtlichen,<br />

arbeits- und sozialrechtlichen Beziehungen zwischen den Prostituierten<br />

und deren Kunden und Arbeitgebern. Die Frauen können sich jetzt unter<br />

der Berufsbezeichnung „Prostituierte“ offiziell kr<strong>an</strong>ken- und rentenversichern,<br />

sie können Löhne einklagen und sich gewerkschaftlich org<strong>an</strong>isieren.<br />

Die Ergebnisse einer Studie der Dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di zum Arbeitsplatz Prostitution zeigen aber, dass eine Novellierung<br />

des Prostitutionsgesetzes in Deutschl<strong>an</strong>d nötig ist. Und außerdem<br />

Aufklärungsarbeit, um gegen Unwissenheit sowie die vorherrschende<br />

Doppelmoral <strong>an</strong>zugehen. Nur so k<strong>an</strong>n die Gesellschaft den<br />

Sexarbeiterinnen Ch<strong>an</strong>cengleichheit bieten.<br />

Aus der Studie ergeben sich Konsequenzen für die gewerkschaftliche<br />

Arbeit. ver.di setzt sich konkret für die Rechte und soziale Besserstellung<br />

von Sexarbeiterinnen ein – auch wenn sie nicht Gewerkschaftsmitglied<br />

sind. Ein wichtiger Schritt zum Schutz vor Ausbeutung ist der<br />

Muster-Arbeitsvertrag, den es seit April 2004 gibt.<br />

Weitere Vorhaben, die die Sexarbeiterinnen unterstützen sollen,<br />

sind die Rechtsberatung und Rechtsschutz für Prostituierte, Steuerberatung,<br />

Gesundheitsberatung, Ausstiegsprojekte, aber auch Aufklärung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit sowie Lobbyarbeit im politischen<br />

Raum.<br />

Und auch wenn Prostitution keine Arbeit wie jede <strong>an</strong>dere ist: Sexarbeiterinnen<br />

und Sexarbeiter müssen die gleichen Rechte haben wie jedeR<br />

<strong>an</strong>dere auch.<br />

Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, www.arbeitsplatz-prostitution.de ❚<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Elisabeth von Dücker<br />

Im Jahr vier des Prostitutionsgesetzes in Deutschl<strong>an</strong>d widmet<br />

sich eine große kulturgeschichtliche Ausstellung dem<br />

Phänomen Sexwork. Der Begriff geht auf die amerik<strong>an</strong>ische<br />

Prostituiertenbewegung um 1970 und ihre Forderung nach<br />

rechtlicher und sozialer Gleichstellung zurück.<br />

Prostitution ist zwar gesellschaftliche Realität. In Deutschl<strong>an</strong>d ist sie<br />

seit 2002 nicht mehr sittenwidrig, Frauen und Männer im Sexgewerbe<br />

können seitdem sozialversichert arbeiten. Doch vielen Menschen<br />

fällt es schwer, Prostitution als Arbeit, erst recht als Beruf zu betrachten.<br />

Eine moralische Wertung gerät ihnen zur Abqualifizierung derjenigen,<br />

die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen oder müssen.<br />

Arbeit – das meint doch etwas Honoriges, so die l<strong>an</strong>dläufige<br />

Haltung, und dies passe nicht zur Vorstellung vom Betriebssystem<br />

Prostitution.<br />

Prostitution ist eine traditionsreiche Dienstleistung. Wie keine<br />

<strong>an</strong>dere Arbeit wurde sie Jahrhunderte l<strong>an</strong>g tabuisiert, stigmatisiert,<br />

reglementiert, verfolgt. Dennoch ist sie zu allen Zeiten nachgefragt.<br />

Und es ist Zeit nachzufragen, Mythen von Realem zu trennen und die<br />

sexuellen DienstleisterInnen, die vorwiegend Frauen und ca. zur Hälfte<br />

Migr<strong>an</strong>tInnen sind, zu Wort kommen zu lassen.<br />

Zeit ist es auch, Prostitution als Teil unserer Gesellschaftsform und<br />

Lebensweise darzustellen. Denn die Verhältnisse, in denen wir leben<br />

und arbeiten, sind prostitutiver Natur. „Wir sind alle käuflich und werden<br />

gekauft“, so der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch. Das führt<br />

mitten in die Ausstellung: Sie ist ein erster Versuch, Sexarbeit <strong>an</strong>ders<br />

<strong>an</strong>zuschauen, ohne den voyeurhaften Blick oder die Festlegung auf<br />

die Opferperspektive. Gezeigt wird, um welche Tätigkeiten es beim sexuellen<br />

Tauschgeschäft geht, wer die Jobs macht, wie die Arbeitsbedingungen<br />

sind. Sozusagen ein Blick auf Sexarbeit backstage: vom<br />

Straßenstrich bis zum SM-Studio, von der Terminfrau über die Wirtschafterin<br />

bis zum Concierge, von der selbstständigen bis zur fremdbestimmten<br />

Arbeit, vom Puffkoller bis zum Burnout im Sexgewerbe,<br />

von der eingereisten Sexarbeiterin bis zur geschleusten. Bilder und<br />

Trugbilder, Fremd- und Eigenbilder, Klischees und Mythen sind hier zu<br />

besichtigen – was und wer macht eine Frau zur Prostituierten, w<strong>an</strong>n<br />

ist ein M<strong>an</strong>n männliche Hure, wie funktioniert die gesellschaftliche<br />

Zuschreibung? Zentrale Themen sind unter <strong>an</strong>derem Arbeit und die<br />

Prostituiertenbewegung, die Gesundheitsprävention, Recht und Sitte,<br />

die Geschichte mit Beispielen aus der NS-Zeit, sexualisierte Gewalt,<br />

die Kunden, gleichgeschlechtliche Prostitution sowie künstlerische<br />

Positionen.<br />

bis 7.5.<strong>2006</strong>, im Museum der Arbeit in Hamburg, www.museum-der-arbeit.de ❚


Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />

o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />

o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />

Absenderin<br />

Geschenk-Abo <strong>an</strong><br />

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Abo-Angebote gelten, wenn nicht <strong>an</strong>ders <strong>an</strong>gegeben, nur in Österreich.<br />

Keine Sorge: Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du k<strong>an</strong>nst es jederzeit verlängern.<br />

T. 01/920 16 76, F. 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,www.<strong>an</strong>schlaege.at (12 05–01 06)<br />

An die Redaktion<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

Untere Weißgerberstr. 41<br />

1030 Wien


projekt<br />

TechnikA<br />

In einem dreijährigen Forschungsprojekt stellten sich ForscherInnen<br />

und kooperierende Unternehmen verschiedener europäischer Länder<br />

der Frage, wie weibliches Potenzial im Technikbereich besser genutzt<br />

werden k<strong>an</strong>n. Im Oktober wurden die Ergebnisse bei einer Konferenz<br />

des Interuniversitären Forschungszentrums Graz (IFZ) präsentiert und<br />

Empfehlungen für weitere Aktionen ausgesprochen. Die Studie zeigt,<br />

dass vor allem Studentinnen trotz guter Noten ihre Ausbildung frühzeitig<br />

abbrechen, da sie sich oft nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt fühlen. Viele Ingenieurinnen<br />

erfahren <strong>an</strong> ihrem Arbeitsplatz Benachteiligungen, wobei<br />

Österreich im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Ländern eine unrühmliche Vorreiterstellung<br />

einnimmt: Sexismus und Diskriminierung werden stärker<br />

offen gelebt. Und immer noch gelten Technik-Berufe als „unweiblich“.<br />

Damit das nicht so bleibt, ist konkrete Technikförderung für<br />

Mädchen notwendig, wie z.B. jene des Projekts TechnikA, einer Zusammenarbeit<br />

der Grazer Vereine DOKU GRAZ, mafalda, modellino und<br />

der slowenischen Partnerinnenorg<strong>an</strong>isation Animacija. Hierbei h<strong>an</strong>delt<br />

es sich um ein Weiterbildungskonzept für Erwachsene, die mit<br />

Kindern ab zwei Jahren arbeiten. Indem das Interesse von Mädchen<br />

schon frühzeitig geweckt wird, soll l<strong>an</strong>gfristig der Zug<strong>an</strong>g von Frauen<br />

zu technischen Berufen gefördert werden. Wie sieht nun eine TechnikA<br />

aus? Mit dieser Frage sollten sich SchülerInnen der VS Karl Morre in<br />

Graz kreativ ausein<strong>an</strong>dersetzen. Am 17. November wurde die beste Arbeit<br />

prämiert, als Logo für das gleichnamige Projekt übernommen und<br />

der Öffentlichkeit vorgestellt. svh<br />

ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Subversive Wirklichkeiten<br />

Mit „Subversive Wirklichkeiten?“ geht der Jahresschwerpunkt<br />

<strong>2005</strong> der Frauenhetz zu Arbeit und Politik mit Vorträgen, Diskussionen<br />

und Workshops in die letzte Runde. In den drei Tagen vom<br />

9. bis zum 11. <strong>Dezember</strong> beleuchtet z.B. Andrea Kessler, Ethnologin,<br />

Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologin, die „Stadt der Frauen“ in Juchitán<br />

Fo t o : Te c h n i k A<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit wissenschaft<br />

und die gelebten Realitäten von Frauen- und Männerräumen in Mexiko.<br />

In einem Workshop soll das „D.I.Y“-Konzept, kurz für do it yourself, hinterfragt,<br />

die Strukturen betrachtet und Aktionsmöglichkeiten für eine feministisch-politische<br />

Praxis diskutiert werden. Michaela Moser,Theologin<br />

und Mitarbeiterin der Armutskonferenz, stellt sich dem Thema „Bedürftigkeit<br />

als menschlicher Normalzust<strong>an</strong>d und als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für eine<br />

erneuerte Politik des Sozialen“. Nach einem gemeinsamen Frühstück<br />

lädt Erika Thurner, Politikwissenschaflerin, abschließend zu einer Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />

mit den „alten Utopien“ für mögliche Zukunftsprojekte<br />

ein. Auf Anfrage gibt es Kinderbetreuung. svh<br />

Anmeldung: Frauenhetz Wien, 3., Untere Weißgerberstraße 41,T. 01/715 98 88, office@frauenhetz.at, www.frauenhetz.at<br />

im netz<br />

Arbeitsmigration<br />

Die Ausstellung „Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration“ ist jetzt<br />

auch im Internet abrufbar. Texte, Bildaufnahmen und Videoinstallationen<br />

der im Frühjahr 2004 von der Initiative Minderheiten in<br />

Zusammenarbeit mit dem Wien Museum org<strong>an</strong>isierten Ausstellung<br />

wurden digitalisiert und in eine virtuelle Ausstellung umgew<strong>an</strong>delt.<br />

Alle Interessierten, die einen Besuch in der Ausstellung damals versäumt<br />

haben, können dies nun in Ruhe nachholen. svh<br />

www.gastarbajteri.at<br />

mentoring<br />

Urb<strong>an</strong> Connection<br />

Mentoring-Programme schießen in den letzten Jahren wie die<br />

Schwammerln aus dem Boden, aber nicht viele Projekte hätten<br />

einen Preis für zielführende Konzepte verdient. Das interkulturelle<br />

Frauennetzwerk Urb<strong>an</strong> Connection wäre vielleicht eine Anwärterin.<br />

Im sogen<strong>an</strong>nten Urb<strong>an</strong> II Gebiet-Erdberg (ein unterdurchschnittlich<br />

entwickeltes städtisches Gebiet, das mit EU-Förderung<br />

<strong>an</strong> die „ausstattungsmäßige, wirtschaftliche und soziale Situation<br />

der Gesamtstadt her<strong>an</strong>geführt werden“ soll) wurde dieses Frauennetzwerk<br />

errichtet, um die Zusammenarbeit von Frauen aller<br />

Nationalitäten zu fördern. Dabei sollen vor allem Eigeninitiativen<br />

unterstützt und mit bestehenden Einrichtungen (Gebietsbetreuungen,<br />

Volkshochschulen, Vereinen, Schulen, Kindergärten etc.)<br />

kooperiert werden.<br />

Das Mentoring-Programm im Rahmen der Urb<strong>an</strong> Connection<br />

stellt 22 Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern bis Juni <strong>2006</strong><br />

jeweils eine Mentorin zur Seite. Die Mentorinnen sind Führungskräfte<br />

aus verschiedenen Bereichen, die ihre Kontakte und Erfahrungen<br />

<strong>an</strong> ihre Mentees weiter geben. Immer noch finden viele Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

trotz exzellenter Ausbildung und guten Deutschkenntnissen<br />

keine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeitsstelle – wenn<br />

sie überhaupt Arbeit suchen dürfen und finden. Träger des Projekts<br />

Urb<strong>an</strong> Connection ist der Verein uptrain, der die Förderung interkultureller<br />

Bildung, Beratung und Vernetzung von in- und ausländischen<br />

MitbürgerInnen zum Ziel hat. Fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung gibt<br />

es von der Frauenabteilung der Stadt Wien und dem Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). GaH<br />

www.urb<strong>an</strong>-connection.at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27


atypischarbeiten<br />

1 Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der IG Externe Lekto-<br />

rInnen und Freie WissenschaftlerInnen<br />

2 Fr<strong>an</strong>zösische Autorin des Bestsellers:<br />

„Les intellos prècaires“, Paris 2001.<br />

Infos:<br />

fwww.fiftitu.at<br />

www.igbildendekunst.at<br />

www.kulturrat.at<br />

www.kupf.at<br />

www.grundeinkommen.at<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Arm <strong>an</strong> Visionen?<br />

Atypisch ist typisch für die Beschäftigungssituation (nicht nur) von Künstlerinnen. Wieviel<br />

Sicherheit ist möglich und welche moralisch vertretbaren Lösungen helfen<br />

aus der Opferrolle? Von Saskya Rudigier<br />

Vor kurzem nahm ich, nicht nur<br />

D<strong>an</strong>k unserer ehemaligen Chefredakteurin<br />

Gudrun Hauer, die<br />

erste Nummer der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> von<br />

1983 zur H<strong>an</strong>d. Unsere Zeitschrift<br />

wurde mit der Wut im Bauch gegründet,<br />

die unfairen Arbeitsbedingungen von<br />

Frauen zu kritisieren und die Forderung<br />

nach Gleichberechtigung „lautstark“ zu<br />

verkünden. Heute, über zw<strong>an</strong>zig Jahre<br />

später, sind unsere Arbeitsverhältnisse<br />

von einem erschreckenden Diskurs über<br />

die Individualisierung grundlegender<br />

Werte geprägt. Die zunehmende Ökonomisierung<br />

aller Lebensbereiche schafft<br />

es „Unsicherheit und Angst als Grundmotivation<br />

der wirtschaftlichen und sozialen<br />

Entwicklung zu machen, d.h. diejenigen,<br />

die einen guten Job haben, fürchten<br />

sich, diesen zu verlieren, und die <strong>an</strong>deren,<br />

die einen solchen gerne hätten,<br />

machen alles, um ihn zu bekommen“,<br />

präzisiert Kulturwissenschaftlerin Andrea<br />

Ellmeier 1 die im Grunde feudal <strong>an</strong>mutenden<br />

Zustände. Innerhalb dieser<br />

Abhängigkeitsverhältnisse und (künstlerischen)<br />

Ausschreibungsprojekten, die<br />

als förderungswürdig gelten, bleibt wenig<br />

Platz für „die Möglichkeiten des<br />

Scheiterns, das heißt aber auch des Expe-<br />

Fo t o s : a rc h i v<br />

riments, des Neuen und weniger des Innovativen,<br />

des Ungewohnten und weniger<br />

des Interess<strong>an</strong>ten werden von Beginn<br />

<strong>an</strong> ausgeschlossen“, wie Eva Bliminger<br />

in ihrem Vortrag bei der Tagung<br />

„(A)typisch Frau II“ in Linz bemerkte.<br />

Schizophrene Gewissensbisse. Die Verwertungslogik<br />

des Prekären lässt aber nicht<br />

nur wenig Platz für Ineffizienz, sie sichert<br />

uns geradezu einen Dauerloop im „Ähnlichkeits-Konservatismus“<br />

von Projekten,<br />

die nach Anne Rambach 2 „das gute Einverständnis<br />

mit den/der ArbeitgeberIn<br />

bzw. dessen Repräsent<strong>an</strong>tin“ als absolut


notwendig voraussetzen. KünstlerInnen<br />

gelten durch die Projektfokussierung<br />

und ihrem Credo „Av<strong>an</strong>tgarde mit Selbstauftrag“<br />

als Arbeitsmodell schlechthin.<br />

Die missliche Lage von Neuen Selbstständigen<br />

oder Freien DienstnehmerInnen<br />

bedeutet nicht nur unzureichende<br />

monetäre Absicherung oder unbeständige<br />

Arbeits-Perspektiven. Gegenwärtig<br />

sind KünstlerInnen als vermeintlich<br />

Selbständige unter <strong>an</strong>derem aus dem<br />

Arbeitslosengeldbezug ausgeschlossen<br />

und eine m<strong>an</strong>gelhafte bzw. fehlende<br />

Einbindung in ein soziales Versicherungssystem<br />

ist ihnen sicher. Sich als<br />

Frau im prekären Dunstkreis des Künstlerischen<br />

zu bewegen bedeutet immer<br />

noch um einiges weniger zu verdienen<br />

als Männer und zum hochprozentigen<br />

Anteil von Weiblichkeit gezählt zu werden,<br />

die unter der Armutsgrenze leben.<br />

Nicht alle atypischen Beschäftigungsverhältnisse<br />

wie Teilzeitarbeit, geringfügige<br />

oder befristete Beschäftigung, Leiharbeit<br />

oder Werk- und freie Dienstverträge<br />

sind von prekärer Art. Auf der <strong>an</strong>deren<br />

Seite greift diese Diktion viel zu kurz<br />

um all jene Verstrickungen prekären Arbeitens<br />

zu beschreiben, wo sich Arbeit<br />

und Leben gegenseitig durchdringen.<br />

Definierte Kunst? Künstlerische und kulturelle<br />

Aktivitäten verlieren mehr und<br />

mehr ihren spezifischen Stellenwert, indem<br />

„Produkte, Dienstleistungen und<br />

Services, die als kulturelle bezeichnet<br />

werden, in die Verwertungsschleife des<br />

Kapitals gel<strong>an</strong>gen“ beschreibt Ellmeier<br />

die Situation der „Creative Industries“<br />

prägn<strong>an</strong>t.<br />

Kultur ist Vielfalt von Sinnstrukturen<br />

und ihre Hauptaufgabe liegt im Erschaffen<br />

von Struktur und sozialer<br />

Sphäre. Damit wird gesellschaftliches<br />

Leben erst möglich. KulturproduzentInnen<br />

sind weder einer bestimmten Kulturindustrie<br />

oder einer sozialen Kategorie<br />

noch einem beruflichen Selbstverständnis<br />

zuzuordnen. Sie sind vielmehr<br />

dar<strong>an</strong> zu erkennen, Schnittstelle für<br />

„Theorieproduktion, Gestaltung, politische<br />

und kulturelle Selbstorg<strong>an</strong>isation,<br />

Formen der Kollaboration, bezahlte und<br />

unbezahlte Jobs, informelle und formelle<br />

Ökonomie, temporäre Zusammenschlüsse,<br />

projektbezogenes Arbeiten und Leben<br />

zu sein“, wie die Produzentinnen des kleinen<br />

postfordistischen Dramas es in<br />

ihrem „Beipacktext“ zum Film „Kamera<br />

läuft“ beschreiben. Ihr Versuch, durch Interviews<br />

mit KulturproduzentInnen auf<br />

eine Autonomie und Freiheit jenseits der<br />

Verhältnisse hinzuweisen, ist nicht zuletzt<br />

dar<strong>an</strong> gescheitert, dass viele kaum<br />

eine Vorstellung davon hatten, was ein<br />

gutes Leben für sie bedeutet und welche<br />

Konzepte gegen die Mitproduktion der<br />

leidvollen Arbeitsbedingungen eine Veränderung<br />

bewirkt.<br />

Ged<strong>an</strong>ken zum Dilemma. Viele „KulturarbeiterInnen“<br />

sehen wie Juli<strong>an</strong>e Alton, IG-<br />

Vorarlberg, in der Bildung von Alli<strong>an</strong>zen<br />

mit einem klaren gemeinsamen politischen<br />

Ziel (oder einem gemeinsamen<br />

Feind) eine Strategie, interdisziplinäre<br />

Vernetzung und politische H<strong>an</strong>dlung<br />

mitein<strong>an</strong>der zu vereinbaren.„Wer sich zu<br />

welchem Zweck für welche Zeitsp<strong>an</strong>ne<br />

in welcher Weise verbindet, obliegt den<br />

Partner/innen. Da keine Körperschaften<br />

gebildet werden, definieren Verträge und<br />

Vereinbarungen zwischen den Bündnispartner/innen<br />

die Alli<strong>an</strong>z.“<br />

Damit die Alli<strong>an</strong>zen erfolgreich sind,<br />

gilt es Vereinnahmung und Passivität der<br />

BündnispartnerInnen zu vermeiden.<br />

D<strong>an</strong>n tritt ein entscheidender Vorteil der<br />

Bündnisse in den Vordergrund: Sie werden<br />

Teil des sozialen Systems. Nur was<br />

sichtbar und repräsentiert ist, ist in das<br />

soziale System eingebunden.<br />

Ein Beispiel für eine funktionierende<br />

Alli<strong>an</strong>z stellt der 1999 gegründete Kulturrat<br />

Österreich dar: Er ist Sprachrohr für 14<br />

unabhängige Interessenvertretungen<br />

und Berufsverbände von Kunst- und Kulturschaffenden.<br />

Sein Haupt<strong>an</strong>liegen ist<br />

die Verbesserung der sozialen Absicherung<br />

und Veränderungen im Künstlersozialversicherungsfondsgesetz<br />

bzw.<br />

Kunstförderungsbeitragsgesetz. Der<br />

Künstlersozialversicherungsfonds (Ksvf)<br />

hat zum Beispiel einen recht fragwürdigen<br />

Kriterienkatalog zwecks Beurteilung<br />

der künstlerischen Befähigung und damit<br />

einer Anspruchsvoraussetzung erstellt.<br />

Hier wird von biologistischen Kategorien<br />

wie <strong>an</strong>geborenem Talent gesprochen<br />

oder eine von außen postulierte<br />

Qualität gefordert, was weder zeitgemäß<br />

noch sozialverträglich ist, um nur einige<br />

kritische Punkte aufzuzählen.<br />

Allgemeine Nährpflichtdebatte. Projektarbeit<br />

und Wegfall arbeitsrechtlicher Grundlagen<br />

öffnen einer arbeitsmarktpolitischen<br />

Willkür Tür und Tor. Gerade weil sich Voll-<br />

beschäftigung immer mehr als ein fordistischer<br />

Mythos entpuppt, wäre eine<br />

Umbewertung von Arbeit wichtig. Nur<br />

so k<strong>an</strong>n elitären ErlöserInnenbotschaften<br />

wie etwa „Du k<strong>an</strong>nst alles schaffen,<br />

wenn du nur willst“ oder „Geht’s der<br />

Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“<br />

das Garaus zu machen.<br />

Der Mensch braucht sich sein Recht<br />

auf ein gutes Leben nicht durch „Wohlgefallen“<br />

in der Gesellschaft zu verdienen,<br />

auch nicht durch Arbeit oder Erfüllung<br />

von Bedingungen. Allein durch die<br />

Tatsache der Existenz sollte es jeder/jedem<br />

möglich sein, ein Leben in Würde<br />

zu führen und am gesellschaftlichen Leben<br />

teilzunehmen.<br />

Im Unterschied zu Sozialhilfe oder<br />

<strong>an</strong>deren staatlichen Subventionen würde<br />

ein echtes Grundeinkommen allen<br />

bedingungslos als Existenzsicherung zuerk<strong>an</strong>nt.<br />

Damit wäre ein erster Schritt in<br />

eine mögliche Richtung gedacht. Es ist<br />

nicht verwunderlich, dass MarktbefürworterInnen<br />

und KapitalistInnen sich<br />

immer häufiger für ein Grundeinkommen<br />

aussprechen: weil es gut für das<br />

Funktionieren des Markt-Mech<strong>an</strong>ismus<br />

ist. Tatsache ist auch: Die Debatte über<br />

das Grundeinkommen besitzt im Prinzip<br />

wenig karitatives und moralisches Gewissen,<br />

sondern entpuppt sich auch als<br />

Vorkehrung gegen BürgerInnen zweiter<br />

„Klasse“, die im Schlamassel von Arbeitslosigkeit<br />

und Perspektivenlosigkeit versunken,<br />

mit Kriminalität und Chaos <strong>an</strong>tworten.<br />

Weniger Bürokratie, weniger Lebenskampf,<br />

eine Alternative nicht nur<br />

für KünstlerInnen, denn fürs Scheitern<br />

wie fürs „gute Leben“ bedarf es einer<br />

Auszeit vom ökonomischen Neoliberalismus,<br />

wenn bedacht wird, dass die<br />

Ökonomie immer zugleich Werkzeug<br />

einer vorherrschenden Ideologie ist.<br />

Oder um mit den Worten Frigga Haugs<br />

zu sprechen: „M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n den Erfolg des<br />

Neoliberalismus so begreifen, dass<br />

wirkliche Elemente von Selbstbestimmung<br />

als Baustein für Fremdbestimmung<br />

genutzt werden.“<br />

Zuwenig Luft, Raum und ökonomische<br />

Unabhängigkeit verhindern<br />

oft den Widerst<strong>an</strong>d gegenüber der<br />

herrschenden Realität. Aber wir sollten<br />

nicht auf eine bessere Zukunft<br />

warten, wir müssen uns jetzt gegen<br />

den Pathos der Selbstausbeutung<br />

wehren. ❚<br />

arbeitenatypisch<br />

Beratung:<br />

www.sva.or.at<br />

www.gpa.at<br />

www.oegb.at<br />

Literatur:<br />

Juli<strong>an</strong>e Alton: Strategien und Alli<strong>an</strong>zenbildung<br />

im Kunst- und Kulturbereich.<br />

Kupf Nr. 113, Oktober <strong>2005</strong>, S.10<br />

Ljubomir Bratic, D<strong>an</strong>iela Koweindl,<br />

Ula Schneider (Hg.): Alli<strong>an</strong>zenbildung<br />

zwischen Kunst und Antirassismus.<br />

Annäherungen, Überschneidungen,<br />

Strategien und Reflexion. 2004<br />

Andrea Ellmeier:„Prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

für alle? Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />

als (negative) Av<strong>an</strong>tgarde<br />

(alt-)neuer (Erwerbs-)Arbeitsverhältnisse“.<br />

In: Kulturrisse 01/03.<br />

Dies.: Freie WissenschaftlerInnen und<br />

KünsterInnen: Av<strong>an</strong>tgarde des flexibilisierten<br />

Arbeitsmarktes.<br />

In: Kulturrisse 2/05, S.28f<br />

kpD (kleines postfordistisches Drama<br />

sind Brigitta Kuster, Isabell Lorey, Katja<br />

Reichard, Marion von Osten): Textbeilage<br />

zur DVD „Kamera läuft“. 2004,<br />

Text unter www.fifititu.at<br />

Alex<strong>an</strong>der Weiss: Geschlechterverhältnisse<br />

als produktive Ressource.<br />

Zur Prekarisierung der Arbeit.<br />

In: Kulturrisse 2/05, S.20f<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

filmstart<br />

Katzenball<br />

Fünf Frauen, fünf Generationen, fünf Geschichten. In ihrem mehrfach<br />

preisgekrönten Film „Katzenball“ begibt sich die Schweizerin Veronika<br />

Minder auf Spurensuche nach Geschichte, Identität und internationalen<br />

Netzwerken frauenliebender Frauen in der Schweiz. Die Protagonistinnen<br />

Joh<strong>an</strong>na Berends (Kosmopolitin), Liva Tresch (Chronistin<br />

und Fotografin), Ursula Rodel (Modemacherin), Heidi Oberli (engagierte<br />

Feministin) geben in offener und amüs<strong>an</strong>ter Weise Einblick<br />

in die Anfänge der „Bohéme“ der Schweizer Städte, in denen sich bereits<br />

in den 1940er und 1950er Jahren homosexuelle Subkulturen entfalten<br />

durften. Samira Zingaro, als Vertreterin der jungen lesbischen<br />

Generation bildet das Bindeglied zwischen dem besonderen Aspekt der<br />

Verg<strong>an</strong>genheit und der Gegenwart, in der das Recht als Frau zu studieren<br />

und ein offener Zug<strong>an</strong>g zur lesbischen Szene selbstverständlich<br />

sind. DF<br />

Kinostart für den von identities distribution (queer film festival) präsentierten Film ist der 13.<strong>Jänner</strong> <strong>2006</strong>,<br />

www.identities.at<br />

filmprojekt<br />

Interviewpartnerinnen gesucht!<br />

Für ein Filmprojekt über lesbische Lebensmodelle im Österreich der<br />

1950er/1960er Jahre werden Interviewpartnerinnen und Personen<br />

gesucht, die über diese Zeit berichten können. Lesbische Lebensmodelle<br />

in Österreich sind nur lückenhaft dokumentiert. Während es bis<br />

in die 1940er und ab den 1970er Jahren genügend Dokumentationsmaterial<br />

gibt, bilden die oben <strong>an</strong>geführten Jahre eine Forschungs-<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Foto: Katzenball<br />

lücke, die es zu füllen gilt. Interessierte Frauen, die sich gerne als<br />

Interviewpartnerinnen zur Verfügung stellen möchten, erhalten<br />

ausführliche Informationen über den Film bei den Initiatorinnen<br />

des Projekts. DF<br />

Kontakt: Katharina Lampert, Faika Anna El-Nagashi, Cordula Thym<br />

6., Stumpergasse 5/37, T. 0699/194 360 49, die.baronin@gmail.com<br />

kunstprojekt<br />

Das Selbst im Bild<br />

ipsum (lat.: selbst) ist ein Kunstprojekt, das mit Fotografie und Audioaufnahmen<br />

arbeitet und damit Menschen die Möglichkeit bietet,<br />

ihren subjektiven Blick auf die Welt durch das Objektiv der Kamera<br />

darzustellen und/oder auf Tonspuren die Geräusche ihres Alltags zu<br />

dokumentieren. Vor drei Jahren wurde ipsum von österreichischen<br />

StudentInnen gegründet, seitdem werden weltweit Workshops org<strong>an</strong>isiert,<br />

in denen die verschiedenen künstlerischen Techniken vorgestellt<br />

werden. Das Zeigen der eigenen Welt über künstlerische<br />

Medien soll das Selbst bewusster machen. Mut zum Ausdruck der<br />

persönlichen Geschichte/n ist das Motiv des Kunstprojektes und<br />

wird vor allem <strong>an</strong> die Menschen her<strong>an</strong>getragen, die aus den verschiedensten<br />

Gründen nicht die Möglichkeit haben, sich in Bild,<br />

Wort oder Ton auszudrücken. Die Selbst-Repräsentation bietet die<br />

Ch<strong>an</strong>ce, mit den oft starren und vorurteilsbehafteten Bildern die<br />

wir vonein<strong>an</strong>der haben zu brechen. Die öffentliche Präsentation<br />

der entst<strong>an</strong>denen Arbeiten dient diesem Anliegen, die Reflexionen<br />

und Reaktionen des Publikums auf die verschiedenen Lebenswelten<br />

werden damit ein wichtiger Teil des Projektes. In Wien gibt es im<br />

<strong>Dezember</strong> die Möglichkeit, sich die Arbeiten der letzten drei Jahre<br />

<strong>an</strong>zusehen. Bild- und Tonmaterial aus Angola, Pakist<strong>an</strong> und Österreich<br />

wurde zusammengetragen und wird gleichzeitig am Museumsplatz,<br />

<strong>an</strong> der Freyung und am Brunnenmarkt ausgestellt. Einen<br />

ersten Vorgeschmack bietet zurzeit das Kulturcafé am Dornerplatz<br />

3, im 17. Bezirk in Wien. Sapa<br />

Infos: www.ipsum.at; T. 0650/821 24 02<br />

autorinnen<br />

Linz – hellwach<br />

Am 7. <strong>Dezember</strong> findet im Linzer Stifter-Haus die l<strong>an</strong>ge Nacht der<br />

Autorinnen statt. 18 Autorinnen, darunter die drei Preisträgerinnen<br />

des Mari<strong>an</strong>ne.von.Willemer.05 – Frauen.Literatur.Preises, werden in<br />

teilweise parallel stattfindenden zehn-Minuten-Lesungen den Dialog<br />

mit dem „hellwachen“ Publikum suchen. Unter den Autorinnen<br />

finden sich unter <strong>an</strong>derem Rubia Salgado, Mitbegründerin von MAIZ,<br />

dem autonomen Integrationszentrum von und für Migr<strong>an</strong>tinnen in<br />

Linz, sowie Traude Korosa, Mitglied der IG Autorinnen und Autoren<br />

und Mitorg<strong>an</strong>isatorin der Widerst<strong>an</strong>dslesungen am Wiener<br />

Ballhausplatz.<br />

Die l<strong>an</strong>ge Nacht der Autorinnen ist ein Kooperationsprojekt<br />

von FIFTITU, der Vernetzungsstelle von Frauen in Kunst und Kultur<br />

in Oberösterreich und dem Stifter-Haus in Linz. Zu der Ver<strong>an</strong><br />

staltung ist auch eine kleine Publikation gepl<strong>an</strong>t. Der Eintritt ist<br />

frei. DF<br />

Info: Stifter-Haus, 4020 Linz, Adalbert-Stifter-Platz 1, www.stifter-haus.at, www.fiftitu.at, T. 0732/770 353


a usstellung innsbruck<br />

Revolutionäre Kuugel<br />

Die Initiative Kritische Universität und gesellschaftsem<strong>an</strong>zipatorische<br />

Lehre (Kuugel) ver<strong>an</strong>staltet von 7. bis 10. <strong>Dezember</strong> in der Innsbrucker<br />

Plattform mobiler Kulturalternativen (p.m.k) die Ausstellung „So geht Revolution...“<br />

mit vielfältigem Rahmenprogramm. Gezeigt werden 100 kommerzielle<br />

Werbesujets von 1967 bis heute, die allesamt revolutionäre Slog<strong>an</strong>s<br />

beinhalten. Dabei wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, was Begriffe wie<br />

Freiheit, Revolution oder Radikalisierung in der heutigen Zeit eigentlich<br />

bedeuten und wie das Verhältnis von politischen Zeichen, realem Protest<br />

und neoliberalen Gegenwartspraxen einzustufen ist. So werden u.a. Che<br />

Guevara, Karl Marx, Mao, Lenin, Ulrike Meinhof, rote Fahnen und rote Sterne,<br />

Straßenschlachten und Molotov-Cocktails zu sehen sein.<br />

Am Freitag, den 9.12. gibt es eine Ver<strong>an</strong>staltung von Helga Treichl und<br />

Rosa Reitsamer mit dem klingenden Titel „I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, als Anspielung<br />

auf eine Aussage von Corinne Tucker, in der sie vor einigen Jahren<br />

das weiße und männlich dominierte Rockbusiness karikierte.<br />

So werden Parallelen zu den „Hallen linker Ikonografie“ gezogen, in<br />

denen meist männliche Rauschebartträger in Macho-Pose die Szenerie beherrschen.<br />

Nur selten ist zwischen den linken „Straßenkampf-Stars“ eine<br />

Rosa Luxemburg, Ulrike Meinhof oder Klara Zetnik auszunehmen. DF<br />

7.12., 20.00,Vernissage und 9.12., 20.00,„I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, p.m.k., 6020 Innsbruck,Viaduktbögen 19-20,T. 0512/908049,<br />

www.pmk.or.at, kuugel.redefreiheit.net, Eintritt frei<br />

Foto: Fo to: Borderline<br />

ausstellung<br />

R<strong>an</strong>dgänge<br />

Borderline – eine Form, die Grenzräume sichtbar macht. Grauzonen, welche<br />

einen <strong>an</strong>deren Blick verl<strong>an</strong>gen und auffordern, unsere Denkgewohnheiten<br />

neu zu reflektieren und <strong>an</strong> den Rändern der Philosophie entl<strong>an</strong>g zu schreiben.<br />

Die Ausstellung „Borderline“ der Initiative für Kunst und Medien (MEDEA) –<br />

bis 7.12.05 im Linzer Kliemsteinhaus – versucht, neue Diskurse zu eröffnen. So<br />

präsentieren Künstlerinnen wie Elvira Kurabasa Arbeiten, die kulturelle Konzepte<br />

sichtbar machen und dekonstruieren.<br />

Besonders im Ausstellungsprogramm hervorzuheben ist die Tournee<br />

<strong>2005</strong> „Offenes Atelier“ On Tour. Sie thematisiert geografische Grenzen und<br />

Verschiebungen gesellschaftlicher und kultureller Grenzen vor dem Hintergrund<br />

des Systemwechsels in Polen. Eine Analogie dazu k<strong>an</strong>n auch im alltäglichen<br />

Leben zwischen verschiedenen Kulturen, Geschlechtern, Altersgruppen<br />

und/oder politischen Gruppierungen gesehen werden. Die Grenzlinie stellt<br />

d<strong>an</strong>n den Zwischenraum dar, der den Nährboden für neue Impulse bildet. Das<br />

Gewahrwerden von Zwischenräumen und Zwischentönen enthält ein sinnstiftendes<br />

Moment, jenseits von schwarz-weiß. Begleitend zur Ausstellung<br />

werden von 2.-4.<strong>Dezember</strong> auch Abendver<strong>an</strong>staltungen stattfinden. ElSte<br />

Info: servus.at/medea/projekte/borderline<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

Einkaufsbummel<br />

<strong>an</strong>.risskultur<br />

Im Nachhinein wusste ich gar nicht mehr, wie ich hingekommen war.<br />

Eigentlich wollte ich nur Blumenerde kaufen. Doch im Bau- und Gartenmarktgewirr<br />

zog es mich d<strong>an</strong>n doch ins schwedische Möbelhaus.<br />

Das Außergewöhnliche dar<strong>an</strong>: ich war allein. Und das war sonst niem<strong>an</strong>d.<br />

Da waren Vater-Mutter-Kind-Familien, Müttergruppenshopperinnen,<br />

Pärchen aller Altersgruppen. Die Jungen maßen verzückt Billys<br />

und Ivars aus, die Älteren trennten sich vorm Restaur<strong>an</strong>t: die Männer<br />

ertränkten sich in dünnem Kaffee, die Frauen strebten zielsicher<br />

in Richtung ihrer Lieblingsabteilungen. Ich schlenderte ziellos herum,<br />

schaute mich in aller Ruhe in der Kinderabteilung um, ohne „Ich wille<br />

das haben!“ ins Ohr gebrüllt zu bekommen. D<strong>an</strong>n leistete ich mir einen<br />

lauwarmen Sackerltee und ein Fleischbällchenbrot, das auf der<br />

Werbetafel in der Esszimmerabteilung so lecker ausgesehen hatte –<br />

in echt d<strong>an</strong>n aber kaum wieder zu erkennen war. Als ich weiterging,<br />

traf ich in der Geschirrabteilung auf zwei Frauen mit Kindern. Die Kinder<br />

inspizierten all die bunten Plastik-, Glas- und Keramikdinge und<br />

zogen immer mehr den Unmut ihrer Aufpasserinnen auf sich. Wenn<br />

die beiden Freundinnen mitein<strong>an</strong>der sprachen, säuselten, schmeichelten,<br />

kicherten, flöteten sie, nur unterbrochen von stakkatoartigen<br />

Komm<strong>an</strong>dos und Drohungen vom Typ „Wenn du nicht sofort, d<strong>an</strong>n...!“<br />

<strong>an</strong> die Kinder. Ich war irgendwie peinlich berührt. Ob ich mich auch so<br />

<strong>an</strong>höre, wenn ich mit Lenni einkaufen bin? Schließlich ist das oft ein<br />

Spießrutenlauf mit unausweichlichem Höhepunkt <strong>an</strong> den Süßigkeitenständern<br />

<strong>an</strong> der Kassa. Nein, beschloss ich, ich bin netter zu Lenni<br />

und dafür weniger süßlich zu meinen Freundinnen. Durch eine Abkürzung<br />

wähnte ich mich dem Ausg<strong>an</strong>g nahe, f<strong>an</strong>d mich aber in einer<br />

Gruppe Freundinnen wieder, die gerade meinten: „Schrecklich, es gibt<br />

so viele Geschäfte, in denen Hunde verboten sind, könnte m<strong>an</strong> das<br />

nicht auch für Kinder einführen?!“ Bevor ich das richtig aufgenommen<br />

hatte, verschw<strong>an</strong>den die drei hinter einem riesigen Stapel Christbaumkugeln.<br />

Und ich fasste einen Entschluss: Fort<strong>an</strong> werde ich nur<br />

mehr mit Lenni shoppen, und wenn er mit dem Einkaufswagen durch<br />

die Gläserabteilung fährt, werde ich „Schneller!“ rufen; und sollte er<br />

dabei einer kinderhassenden Person übers Ferserl fahren, werde ich<br />

dezent wegsehen.<br />

Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


Fo t o s : B r i t t a S t ro j<br />

geheimsacheleben<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Lebenszeit<br />

Eine Ausstellung über lesbisches und schwules Leben in<br />

Österreich, über offene Sinnlichkeit und geheimes<br />

Begehren bricht das Schweigen. Von Jenny Unger<br />

Eine Ausstellung ist. Die beste<br />

Freundin einpacken, sie<br />

dazu überreden, mit dir hinzugehen<br />

und d<strong>an</strong>n: deine<br />

Geschichte finden – die letzten<br />

zehn Jahre in der Lesbenszene<br />

(mehr oder weniger, das ist egal) –<br />

und <strong>an</strong>dere finden, solche, die du<br />

kennst, solche, die du einmal gek<strong>an</strong>nt<br />

hast, welche, die du vielleicht noch<br />

nicht kennst, aber kennen lernen<br />

wirst. Solche, die große Ideale waren<br />

und dir heute noch Angst einflößen,<br />

wenn sie dir gegenüber stehen und<br />

dir in die Augen starren. Angst vor ihnen<br />

haben, weil sie alles k<strong>an</strong>nten, weil<br />

sie jeden und jede k<strong>an</strong>nten, weil sie<br />

damals schon zehn Jahre mit dabei<br />

waren, im Club2 gestrickt haben, das<br />

Plakat entworfen haben, die Ver<strong>an</strong>staltung<br />

initiiert haben, weil von ihnen<br />

die Sammlung scharfer Messer<br />

hier zu sehen ist, weil sie auf einem<br />

Bild hier zu finden sind und du nicht.<br />

Eingeschüchtert sein, weil ihr Bücherregal<br />

schon vor zehn Jahren so aussah,<br />

wie deines heute; und eingeschüchtert<br />

sein, weil sie all die Diskussionen<br />

schon geführt haben, die<br />

für dich so neu sind – aber das ist<br />

auch schon zehn Jahre her!<br />

Gut, auf einem Bild bist du nicht,<br />

es ist auch keines da, das du gemacht<br />

hast, aber den Flyer hast du auch und<br />

das <strong>an</strong><strong>schläge</strong> Heft mit dem ausgebleichten<br />

Rot, das hast du auch, und<br />

diese Dykes sind <strong>an</strong> dir auf ihren Bikes<br />

vorbeigefahren und ein Foto von diesem<br />

Tr<strong>an</strong>sparent klebt in deinem Album.<br />

Zufällig hast du damals auch<br />

die Barbara Karlich Show gesehen<br />

und diesen einen Sessel, der jetzt hier<br />

in der Ausstellung steht, auch. Und<br />

mit diesem Gefühl lässt du d<strong>an</strong>n die<br />

STADT hinter dir, änderst deinen Blickwinkel<br />

und betrachtest dich von<br />

draußen. Draußen, das ist da, wo die<br />

sind, die nicht drinnen sind. Da sind<br />

die, die dich beschreiben, dich vermessen,<br />

die dir sagen, wie du bist. Die<br />

Recht für dich schreiben und Grenzen<br />

für dich setzen, die dir deine Kr<strong>an</strong>kheit<br />

bescheinigen und die, die für deine<br />

Rettung einen Gott oder mehrere<br />

<strong>an</strong>flehen und die, die dich auf die<br />

Bühne bringen. Aber g<strong>an</strong>z selten die,<br />

die dich g<strong>an</strong>z gewöhnlich sein lassen,<br />

und die, die dich selten wirklich finden.<br />

Du willst weg von diesem LABOR,<br />

weg von dieser Fremdbestimmung.<br />

Du willst sein wie du bist und verziehst<br />

dich in deine Lebenswelt im<br />

Geheimen. Geheim nicht für dich.<br />

Du nimmst Teil, du bist Teil. Geheim<br />

und versteckt nur für die, die drau<br />

ßen sind. So war es für dich, aber im<br />

SPIEGEL wird dir klar, warum doch geheim:<br />

das B<strong>an</strong>gen um die eigene Existenz,<br />

die Angst denunziert zu werden,<br />

die Angst vor Gericht zu stehen,<br />

die Angst vor Hausdurchsuchungen<br />

und polizeilicher Kontrolle, wo dein<br />

Innerstes zum Äußersten wird, wo du<br />

entblößt und gedemütigt wirst. Doch<br />

der Spiegel ist ehrlich und zeigt dir,<br />

dass auch du demütigen k<strong>an</strong>nst, dass<br />

auch du Täterin sein k<strong>an</strong>nst. Er zeigt,<br />

dass du das Hakenkreuz tragen<br />

k<strong>an</strong>nst oder den rosa Winkel und dass<br />

Medizin, die du verfolgst auch dich<br />

verfolgen k<strong>an</strong>n. Hier beißt sich die<br />

Katze in den Schw<strong>an</strong>z. Hier willst du<br />

schnell raus.<br />

Wahrnehmungslabor. Die LEIDENSCHAFT<br />

ist dein Rettungs<strong>an</strong>ker. Mit der Kunst<br />

k<strong>an</strong>nst du wieder lachen und lieben<br />

und staunen und dich abwenden, deine<br />

Ahninnen suchen, den Gärtner in<br />

Bildern finden und wieder die Fährte<br />

auf das Bek<strong>an</strong>nte legen, das dich am<br />

Anf<strong>an</strong>g eingesogen hat. Beinsteinsche<br />

Fotografie reißt dich ebenso mit, wie<br />

das homorientalische Doppelportrait


und beim Film zum Regenbogenball<br />

bleibst du stehen. Doch irgendw<strong>an</strong>n ist<br />

es dir zu bieder, du drehst den Kopf zur<br />

Decke und gehst. Vorbei am Spiegel,<br />

zurück in die Stadt. Fließend ist der<br />

Überg<strong>an</strong>g ins Labor, von Selbst- zu<br />

Fremdwahrnehmung und du weißt kaum<br />

noch, was dein eigenes Bild ist, weil dir <strong>an</strong>dere<br />

ihres überstülpen.<br />

Du lässt alles hinter dir: die 1.700m 2<br />

der Ausstellungsfläche, die 700 Exponate,<br />

die Leihgaben, die Fundstücke, die<br />

Sammelstücke, die Bücher, die Bilder,<br />

die Filme, die Töne, die Kleider, die Statuen,<br />

die Tr<strong>an</strong>sparente, die Folder, die Flyer,<br />

die Feuerzeuge, die Kleinodien, die Geschmeide,<br />

die Highlights der schwullesbischen<br />

Bewegung und das Wort<br />

„homosexuell“ g<strong>an</strong>z besonders. Beinahe<br />

hättest du irgendwo „Tr<strong>an</strong>s“ geschrieben.<br />

Doch du bist dir nicht sicher, ob es<br />

da etwas gibt, das du hinter dir lassen<br />

k<strong>an</strong>nst, denn das ist die Geheimsache<br />

hinter der Geheimsache, die nur mit einem<br />

Blick durchs Schlüsselloch zu sehen<br />

ist, durch eine Änderung des Blickwinkels.<br />

Ja, wieder eine Änderung des Blickwinkels,<br />

der das Geheime freilegt, real<br />

und <strong>an</strong>greifbar macht.<br />

Nehmt euch viel Zeit. Schon strampelnd<br />

am Fahrrad rufst du der besten Freundin<br />

die Frage „Wie wars eigentlich?“<br />

zu und hoffst auf eine Antwort, die<br />

keine ist, weil d<strong>an</strong>n deine Antwort<br />

auch eine sein k<strong>an</strong>n, die keine ist. So<br />

schnell k<strong>an</strong>nst du nicht sagen, wie es<br />

war. Bis heute eigentlich nicht. Sehenswert,<br />

auf jeden Fall: sehenswert. Mehr<br />

bringt dein Kopf nicht zusammen.<br />

Bleibt bloß die Frage: „Was kommt<br />

in den Artikel?“ Einen Anhaltspunkt<br />

gibt die Email der Grazerinnen, die vor<br />

zwei Wochen in Wien waren und sich<br />

die Ausstellung <strong>an</strong>gesehen haben: interess<strong>an</strong>t,<br />

sehr schön aufbereitet.<br />

Und d<strong>an</strong>n gaben sie noch die Empfehlung<br />

„Nehmt euch viel Zeit“, denn<br />

zwei Stunden reichen noch l<strong>an</strong>ge<br />

nicht. Helfen k<strong>an</strong>n auch Ausstellungsbesucherin<br />

B.: Sie findet das Konzept<br />

der Anordnung nach Themen sehr toll,<br />

die Ausstellung interess<strong>an</strong>t, abwechslungsreich<br />

und vielschichtig, zum genauer<br />

Hinsehen einladend. Sie weist<br />

auf die Tatsache hin, vieles zu kennen<br />

und viele zu kennen, bei so einigem<br />

dabei gewesen zu sein und m<strong>an</strong>ches<br />

selbst zu haben, das nun – hier als Aus-<br />

stellungsstück gesehen – noch besonderer<br />

als bisher wird. Etwas, das schon<br />

immer gesehen werden wollte, ist zu<br />

sehen und Wissenslücken sind zu füllen<br />

und gleichzeitig k<strong>an</strong>n eine bemerken,<br />

dass sie selbst das Wissen bildet und<br />

dass sie selbst die Geschichte ist, dass<br />

„eine die Spur sucht und letztlich die<br />

Spur selbst ist“.<br />

Aber noch sind Fragen offen und<br />

die Antworten geben die, die die Ausstellung<br />

gemacht haben. Veronika<br />

Wöhrer, Recherche, erzählt vom Durchkämmen<br />

diverser Themen und Felder:<br />

„von arbeitersexualberatungsstellen in<br />

den 30-er jahren, parlamentsprotokollen<br />

aus den spaeten 50-er jahren zum<br />

§209 I b, zeitungsrecherchen zu verurteilungen<br />

von homosexuellen zu spielfilmen<br />

ueber homosexualitaet, aufklaerungsfilmen<br />

in den schulen bis zu dipls<br />

und dissen zu ,queeren’ themen oder<br />

den aktivitaeten des homobitr<strong>an</strong>sreferats<br />

in den 90-er jahren (...) war da alles<br />

moegliche dabei.“ Aber sie spricht auch<br />

vom Suchen der „Wurzeln“, das für sie<br />

neu war, und dem Wissen, das bei der<br />

Recherche entst<strong>an</strong>d, und vom Team,<br />

von dem auch die KuratorInnen sprechen:<br />

von Lesben und Schwulen, die<br />

mitein<strong>an</strong>der arbeiten, und von erwarteten<br />

Problemen, die es nicht gab. Zur<br />

Sprache bringt Ines Rieder, Kuratorin,<br />

die Unsichtbarkeit der Lesben, aber<br />

auch die Sichtbarkeit der Lesbengeschichte<br />

– von Institutionen wie<br />

Stichwort dokumentiert und nun hier.<br />

Von Geschichte überhaupt wird gesprochen<br />

und was diese denn sei: die<br />

große Geschichte der großen Menschen<br />

oder die Nebensächlichkeit des<br />

Alltags? Jedes Stück birgt eine Geschichte<br />

und, oft unbemerkt und unbeachtet,<br />

m<strong>an</strong>chmal eine, die für Unzähliges<br />

steht. Technische Probleme, die<br />

den Ausstellungsbeginn verzögern, die<br />

stehen für Zeitdruck, entst<strong>an</strong>den<br />

durch ohnehin sehr knapp bemessene,<br />

aber vor allem spät zugesagte Gelder,<br />

und einen Raum, der eigens adaptiert<br />

werden muss. Zu guter Letzt wird ein<br />

Mahnmahl erwähnt – oder doch ein<br />

Archiv? Gepl<strong>an</strong>t war etwas. Versprochen<br />

war etwas.<br />

Das „Gedenkjahr“ <strong>2005</strong> kam, die<br />

Stadt Wien mit Geld und Menschen mit<br />

einer Idee, einer Ausstellungsidee:„Geheimsache:<br />

Leben. Schwule und Lesben<br />

im Wien des 20. Jahrhunderts.“ ❚<br />

lebengeheimsache<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


thesendesaster<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Fo t o : A rc h i v<br />

Fo t o : AFo rcth o i: vA<br />

rc h i v<br />

Der Sitcom Check<br />

Ob Karrierefrau oder Weibchen am Herd, das Fernsehen wimmelt vor Weiblichkeitsklischees.<br />

Dennoch gibt es Hoffnung: Unkonventionelle Fernsehfrauen sind vor allem in Sitcoms zu<br />

finden. Von Barbara Oberrauter<br />

Und es ändert sich doch: Obwohl<br />

das Frauenbild im Fernsehen<br />

meist immer noch die<br />

„klassischen“ Stereotypen<br />

tr<strong>an</strong>sportiert, hat eine Studie<br />

des ORF vom letzten Jahr doch gezeigt,<br />

dass der Verhaltenskorridor für Frauen,<br />

besonders in jüngeren Fernsehformen<br />

wie der Sitcom, breiter wird: Hier werden<br />

alternative Geschlechterbilder geboten,<br />

die „typisch weibliche“ mit „typisch<br />

männlichen“ Eigenschaften vereinen.<br />

Dennoch muss auch bei der Rezeption<br />

dieser Serien der heterosexuelle<br />

und männlich dominierte Kontext mitbedacht<br />

werden, in dem sie entst<strong>an</strong>den<br />

sind – die Machthaber der Medien sind<br />

nach wie vor größtenteils männlich,<br />

genauso wie die Gagschreiber. Vor<br />

diesem Hintergrund sollen hier fünf<br />

Klischees auf ihre Validität hin überprüft<br />

werden, die (Fernseh-)Frauen<br />

immer wieder <strong>an</strong>gedichtet werden.<br />

Um das Ergebnis bereits vorwegzunehmen:<br />

Mit einer feministischen Lesart<br />

dieser Sitcoms wird frau hier einige<br />

witzige, mutige, schlagfertige und<br />

intelligente Frauen finden, wie sie im<br />

übrigen Fernsehprogramm leider immer<br />

noch in viel zu geringem Ausmaß<br />

vorkommen.<br />

These eins: Dicke Frauen haben<br />

Komplexe, verfügen über wenig soziale<br />

Kontakte und vergraben sich daheim<br />

vor dem Fernseher. Ihr einziger Halt<br />

sind ihre geliebten Kinder.<br />

Rose<strong>an</strong>ne Barr ist der lebende Beweis<br />

dafür, dass ein Gewicht über 100<br />

Kilogramm und eine Verortung in der<br />

unteren Mittelschicht keine Komplexe,<br />

sondern größere Durchschlagskraft und<br />

mehr Freiheiten mit sich bringen. Als<br />

Matriarchin im klassischen Sinn weiß<br />

Rose<strong>an</strong>ne, wie der Hase läuft, und agiert<br />

nicht nur äußerst selbstbestimmt in<br />

ihrem eigenen Leben, sondern auch jenen<br />

von Kind, M<strong>an</strong>n und Anverw<strong>an</strong>dten.<br />

Lieber dick da als sich selbst zu verdünnisieren,<br />

ist Rose<strong>an</strong>ne nicht nur die<br />

Stimme derer, die sich nicht wehren können,<br />

sie stellt auch gemeinsam mit ihrer


Schwester ein eigenes Unternehmen auf<br />

die Beine. D.J.:„War ich ein Unfall?“ Rose<strong>an</strong>ne:„Nein,<br />

D.J., du warst eine Überraschung.“<br />

[...] D.J.:„Oh. Und war Darlene<br />

ein Unfall?“ Rose<strong>an</strong>ne:„Nein. Darlene<br />

war ein Desaster.“<br />

Und was eine selbstbewusste Frau<br />

wie Rose<strong>an</strong>ne von Männern hält, bringt<br />

sie selbst am besten zum Ausdruck:<br />

Chrystal:„Und wie magst du deine<br />

Marshmallows, Rose<strong>an</strong>ne?“ Rose<strong>an</strong>ne:<br />

„Wie Männer, außen knusprig und am<br />

Ende einer Gabel aufgespießt.“<br />

These zwei: Lesben sind Fußballerinnen,<br />

die abends gern ein kleines Kind (vorzugsweise<br />

männlichen Geschlechts) essen<br />

und dazu Bier direkt aus der Flasche<br />

trinken.<br />

Das Leben in einer heterosexuell dominierten<br />

Gesellschaft ist <strong>an</strong> sich<br />

schon kein Zuckerschlecken. Noch viel<br />

schwieriger hat es Ellen erwischt, die<br />

sich in der „Puppy Episode“ endlich<br />

als lesbisch outet – in der Serie genauso<br />

wie im wahren Leben. Doch Ellen<br />

wäre nicht Ellen, wenn sich nicht<br />

das große mediale Echo, das dem mutigen<br />

und bemerkenswerten Outing<br />

entgegen schlägt, in ihre Serie ironisch<br />

umdeuten würde:<br />

Audrey:„Also, wie sollen wir dich<br />

jetzt nennen – homosexuell oder lesbisch?“<br />

Ellen:„Nenn mich einfach Ellen.“<br />

Wie es des weiteren um Ellens Essgewohnheiten<br />

bestellt ist, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> dieser<br />

Stelle leider nicht be<strong>an</strong>twortet werden,<br />

für eine Frauenfußballm<strong>an</strong>nschaft<br />

(sic!) hätte sie sich aber auf jeden Fall<br />

schon qualifiziert: Paige:„Ich k<strong>an</strong>n immer<br />

noch nicht glauben, dass Ellen lesbisch<br />

ist.“ Spence:„Naja, ich habs schon<br />

vor einer Weile vermutet. Ich meine, sie<br />

konnte immer schneller rennen als ich,<br />

weitere Bälle werfen, schneller auf einen<br />

Baum klettern...“ Joe: „Ist dir vielleicht<br />

schon mal der Ged<strong>an</strong>ke gekommen,<br />

dass du schwul bist?“<br />

Witzig, pointiert und selbstironisch<br />

sieht Ellen selbst ihr Schicksal<br />

und lässt sich auch durch gesellschaftliche<br />

Vorurteile und Schwierigkeiten<br />

nicht aus dem Tritt bringen.<br />

Vielmehr schafft sie es, sich selbst<br />

nicht so ernst zu nehmen und dennoch<br />

ihre Ziele zu verwirklichen.<br />

Durch ihren Witz schafft sie genau jene<br />

Identifikationsflächen, die Frauen,<br />

ob homo- oder heterosexuell, bisl<strong>an</strong>g<br />

im Fernsehen vorenthalten wurden.<br />

These drei: Alte Frauen haben keinen<br />

Sex, keine Freunde und keinen Job. Ihr einziges<br />

Vergnügen ist ihr Haustier.<br />

Vorweg sei eines gleich gesagt: Das<br />

einzige Haustier, das die Golden Girls in<br />

der Blüte ihres Lebens bei sich beherbergen,<br />

ist der „alte Affe“ Sophia, die Mutter<br />

von Dorothy. Dafür aber bringen die goldenen<br />

Klassiker, die seit Jahrzehnten<br />

den Bildschirm bevölkern, etwas <strong>an</strong>deres<br />

sehr genau auf den Punkt:Weibliche Solidarität<br />

und Unterstützung hilft. Wirklich.<br />

Bl<strong>an</strong>che:„Sophia, ich brauche dich“.<br />

Sophia:„Bl<strong>an</strong>che, du warst schon eine<br />

starke und unabhängige Frau, l<strong>an</strong>ge bevor<br />

ich hierher kam.“ Rose:„Ich brauche<br />

dich auch, Sophia.“ Sophia:„Rose, du<br />

brauchst nicht mich, sondern den Zauberer<br />

von Oz.“<br />

Auch wenn die „Girls“ es in Wirklichkeit<br />

insgesamt auf locker 200 Jahre bringen,<br />

so lassen sie sich durch Vorschriften,<br />

wie „alte“ Frauen zu sein haben,<br />

nicht durchein<strong>an</strong>der bringen. Zumindest<br />

Dorothy arbeitet mit großem Engagement<br />

als Lehrerin, und auch die etwas<br />

dusselige, aber liebenswürdige Rose versieht<br />

ihren Dienst zumindest einige Folgen<br />

l<strong>an</strong>g in einer Fernsehstation. Auch<br />

mit fünfzig, sechzig oder auch siebzig ist<br />

das Leben für Frauen noch l<strong>an</strong>ge nicht<br />

vorbei, sondern gewinnt erst in dieser<br />

Zeit <strong>an</strong> Reife und Süße, die vorher durch<br />

doppelte und dreifache Belastungen<br />

nicht spürbar war, leben die Damen<br />

größtenteils ohne Männer – bis auf<br />

Bl<strong>an</strong>che:„Sophia, wenn ich diese Perlenkette<br />

hier so in meinem Dekolleté drapiere,<br />

wirke ich d<strong>an</strong>n wie eine sexhungrige<br />

Schlampe, die dringend einen M<strong>an</strong>n<br />

ins Bett bekommen will?“ Sophia:„Ja.“<br />

Bl<strong>an</strong>che:„Gut!“<br />

These vier: Geschiedene Frauen sind<br />

psychische Wracks, die keinen Spaß mehr<br />

am Leben haben.<br />

Insgesamt bringt es das dynamische<br />

Duo Cybill und ihre beste Freundin<br />

Mary<strong>an</strong>ne auf drei Scheidungen, zwei<br />

Kinder und <strong>an</strong> die 50.000 versoffene<br />

Wodka-Flaschen. Dennoch würde ihnen<br />

im Leben nicht einfallen, bloß wegen<br />

einigen unfähigen und idiotischen Männern<br />

zu Hause zu sitzen und Trübsal zu<br />

blasen – her mit der Welt, was sie auch<br />

kosten mag! Und so lachen, trinken und<br />

schauspielern sich die zwei Freundinnen<br />

durch das Leben, mit all seinen – mitunter<br />

ärgerlichen – Konsequenzen: Mary<strong>an</strong>ne:„Ich<br />

hätte gerne einen Wodka<br />

Martini mit zwei Oliven.“ Kellnerin:„Wir<br />

haben leider keine Bar.“ Mary<strong>an</strong>ne:<br />

„Wir befinden uns doch hier auf der<br />

Erde, oder?“<br />

Aber Mary<strong>an</strong>ne und Cybill zimmern<br />

sich ihre Weltordnung selbst und lassen<br />

sich weder von unfähigen Barkeepern<br />

noch von pubertierenden Töchtern ins<br />

Boxhorn jagen. Da das Duo schon länger<br />

nicht mehr auf den Mattscheiben deutscher<br />

oder österreichischer Sender erschienen<br />

ist, werden sie wohl endlich<br />

geschafft haben, was sie sich schon l<strong>an</strong>ge<br />

vorgenommen haben: Cybill:„Hast du<br />

das gehört? Gratis Käsekuchen. Wir ziehen<br />

hier her.“<br />

These fünf: Frauen haben keinen Humor,<br />

können nicht über sich selbst lachen<br />

und werden auf jeden Fall von Männern<br />

überrundet.<br />

Falsch. G<strong>an</strong>z falsch. Auch wenn hier<br />

der Platz bei weitem nicht ausreicht, um<br />

all die schillernden, spaßigen, selbstbewussten<br />

und einfach großartigen Frauen,<br />

die die Fernsehwelt zu bieten hat, zu<br />

porträtieren, so soll hier nochmal mittels<br />

verstärktem Name-Dropping darauf hingewiesen<br />

werden, dass auch das reaktionäre<br />

Medium, dem sich feministisch<br />

bewusste Frauen immer und immer wieder<br />

gegenüber sehen, Platz und Nischen<br />

bietet, in denen Frauen sich austoben<br />

können: Ob Eddy und Patsy in „Absolutely<br />

Fabulous“ den Punk auch mit über<br />

vierzig noch hochleben lassen und sich<br />

jeden Tag ausgiebig selbst feiern, ob die<br />

moderne und kulturinteressierte N<strong>an</strong>a in<br />

„Suddenly Sus<strong>an</strong>“ eine Lebensweisheit<br />

<strong>an</strong> den Tag legt, von der sich nicht nur<br />

alle Männer, sondern auch viele Frauen<br />

noch etwas abschauen können, ob Carrie<br />

den „King of Queens“ bei ihrem<br />

Vorhaben, keine Kinder bekommen zu<br />

wollen, nicht einmal ignoriert oder die<br />

großartige Kirstie Alley in „Veronicas<br />

Closet“ zeigt, dass Frauen <strong>an</strong> der Spitze<br />

eines Unternehmens nicht zwingend<br />

verhärmt und frustriert sein müssen<br />

und sich Lois in „Malcolm mittendrin“<br />

kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn<br />

sie für ihre Rechte und Bedürfnisse<br />

eintritt.<br />

Sie alle zeigen, dass das Leben<br />

mehr zu bieten hat als die Aufopferung<br />

für eine Familie und die ewige Suche<br />

nach dem „Traumm<strong>an</strong>n“ nicht der einzige<br />

Lebensinhalt für Frauen sein muss.<br />

Sie nehmen sich frech einfach mehr<br />

vom Leben – so wie wir alle. ❚<br />

desasterthesen<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o : B a b e t t e M a n g o l d<br />

perform<strong>an</strong>ceaktion<br />

1 Hamza Walker, Essay zur Ausstellung:<br />

„Jo<strong>an</strong> Jonas, Lines in the S<strong>an</strong>d <strong>an</strong>d<br />

The Shape, the Scent, the Feel of<br />

Things“, zit. n. Barbara Clausen<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Loras aktionistische Anteile<br />

Nach dem Akt ist vor dem Akt: Die (Re)Präsentation von Frauen in der<br />

Perform<strong>an</strong>cekunst. Von Lea Susemichel<br />

„Sie fragen, warum ich mitgemacht<br />

habe. Ich war der Meinung,<br />

dass diese passive Opferrolle,<br />

in der wir uns in der Gesellschaft<br />

bef<strong>an</strong>den, durch diese<br />

Aktionen zum Thema gemacht<br />

wurde.“ Dieser Satz ist Teil eines Textes,<br />

den Carola Dertnig für die Ausstellung<br />

„After the Act. Die (Re)Präsentation der<br />

Perform<strong>an</strong>cekunst“ in großen Lettern<br />

<strong>an</strong> eine Längsseite der MUMOK-Factory<br />

geschrieben hat. Er gibt die Position von<br />

Lora S<strong>an</strong>a wieder, mittlerweile 62 Jahre<br />

alt, Erzeugerin von Biokosmetik und<br />

ehemalige Akteurin des Wiener Aktionismus.<br />

S<strong>an</strong>a ist eine fiktionale Figur,<br />

die Dertnig aus Interviews und Erinnerungen<br />

realer Aktionistinnen konstruiert<br />

hat. Diese realen Künstlerinnen stehen<br />

auch im Zentrum der von Dertnig<br />

veränderten Originalfotos von Aktionen,<br />

die ebenfalls den durchnummerierten<br />

Titel „Lora S<strong>an</strong>a“ tragen. Neben<br />

der Frage legitimer AutorInnenschaft<br />

und dem Problem der Nichtpartizipation<br />

<strong>an</strong> Profit und Ruhm der weiblichen<br />

Mitwirkenden, thematisiert dieser veränderte<br />

Fokus auch das schwierige Verhältnis<br />

von Aktion und ihrer Repräsentation.<br />

Ein Verhältnis, dem sich die gesamte<br />

von Barbara Clausen konzipierte<br />

Schau widmet.<br />

Einzigartigkeit und Wiederholung. Unmittelbar<br />

neben der Wiener Aktionismus<br />

Sammlung des MUMOK gelegen, sind<br />

die dort präsentierten Arbeiten allesamt<br />

Dokumente von Perform<strong>an</strong>ces.<br />

Angeordnet sind sie einerseits nach ihrer<br />

Exklusivität, <strong>an</strong>dererseits nach der<br />

Anzahl der dargestellten Repräsentationsebenen.<br />

Einem einzelnen Schwarzweiß-Foto,<br />

dem einzigen erhaltenen<br />

Zeugnis einer Terry Fox-Perform<strong>an</strong>ce, in<br />

der sich ein M<strong>an</strong>n mit dem Gesicht zur<br />

W<strong>an</strong>d in eine Ecke presst, hängen auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite des Ausstellungsraumes<br />

hunderte Bilder von Jo<strong>an</strong> Jonas<br />

Werkkomplex „Org<strong>an</strong>ic Honey“ gegenüber.<br />

Während jedoch diese Fotos die<br />

Originalperform<strong>an</strong>ce selbst zum Gegenst<strong>an</strong>d<br />

haben, ist die Aktion von<br />

Terry Fox von den Künstlern D<strong>an</strong>iel<br />

Guzmán und Luis Felipe Ortega wiederholt<br />

und diese Wiederholung ebenfalls<br />

dokumentiert worden. Sie sind also<br />

bereits Repräsentationen der Repräsentation.<br />

Genauso wie die Nachstellungen<br />

von Bruce Naum<strong>an</strong>s berühmter<br />

Fontäne und dem auf dem Bauch in einer<br />

Farbspur robbende Paul McCarthy.<br />

Die Videoaufnahmen dieser Reinszenierungen<br />

werden nun in der Ausstellung<br />

mit besagtem Foto, einer Videoaufnahme<br />

der Ursprungsperform<strong>an</strong>ce<br />

beziehungsweise einem für wenige<br />

Euro im Internet bestellbaren Naum<strong>an</strong>-Plakat<br />

konfrontiert.<br />

Wie Dertnig hat auch der Videokünstler<br />

Seth Price in seiner Arbeit<br />

nichts nachgestellt, sondern sich vorh<strong>an</strong>denes<br />

Material <strong>an</strong>geeignet und es


verändert. „Spill“, ben<strong>an</strong>nt nach einem<br />

Videoeffekt, zeigt ein Gespräch über<br />

die Ökonomie der Kunst, das Richard<br />

Serra, Robert Smithson und N<strong>an</strong>cy Holt<br />

Anf<strong>an</strong>g der 1970er-Jahre im privaten<br />

Rahmen geführt haben. Seth zeigt diese<br />

Diskussion, lässt dabei den Bildschirm<br />

von einer mä<strong>an</strong>dernden Blase<br />

durchw<strong>an</strong>dern und packt ihn in einen<br />

Umzugskarton.<br />

Perform<strong>an</strong>ce, Bild und Publikum. Ist die Frage<br />

nach der Notwendigkeit der Medialisierung<br />

von Perform<strong>an</strong>ces in sämtlichen<br />

Werken übersprungen bzw. klar<br />

mit ja be<strong>an</strong>twortet, unterscheiden sie<br />

sich doch deutlich hinsichtlich des<br />

Argwohns gegenüber diesen Medien.<br />

Und auch hinsichtlich des Status, den<br />

diese Medialisierungen selbst haben.<br />

So können Ortegas und Guzmáns „Remakes“<br />

als klare Absage <strong>an</strong> Authentizität<br />

und realitätsnahe Abbildung performativer<br />

Kunst gelesen werden.<br />

Gleichzeitig sind es die Videos selbst,<br />

die als Kunst präsentiert werden, die<br />

gefilmte Perform<strong>an</strong>ce ist zweitr<strong>an</strong>gig.<br />

Die Dokumente, die Jo<strong>an</strong> Jonas Aktionen<br />

zeigen, sollen diese hingegen<br />

bestmöglich vermitteln. Ihre Vielzahl<br />

zeugt von dem Wunsch, das performative<br />

Ereignis aus vielen Perspektiven<br />

einzuf<strong>an</strong>gen und die Bilder stehen<br />

auch als autonome Werke letztlich uneingeschränkt<br />

im Dienste der verg<strong>an</strong>genen<br />

Perform<strong>an</strong>ce.<br />

Diese beiden Positionen verdeutlichen<br />

die Entwicklung recht gut, die<br />

von der Diskussion um das Dokumentarische<br />

in der Kunst in jüngster Zeit<br />

genommen wurde. L<strong>an</strong>ge Zeit diente<br />

die Beschäftigung mit dem Dokumentarischen<br />

einzig dazu, jedwede Möglichkeit<br />

objektiver Dokumentation zu<br />

verabschieden. Derzeit ist verstärkt eine<br />

Rückkehr zum singulären Ereignischarakter<br />

performativen Geschehens<br />

zu beobachten. Die Theoretikerin Erika<br />

Fischer-Lichte ist wohl die prominenteste<br />

Vertreterin dieser Strömung. Und<br />

scheinbar knüpft sie direkt <strong>an</strong> Perform<strong>an</strong>cekünstlerInnen<br />

wie Jo<strong>an</strong> Jonas<br />

<strong>an</strong>, die den Körper wieder „zu einem<br />

buchstäblichen und nicht metaphorischen<br />

Agenten für die Umsetzung von<br />

Bedeutung“ 1 machen wollte. Der Körper<br />

wird zum Zeichen, dessen Bedeutung<br />

in der und durch die Perform<strong>an</strong>ce<br />

selbst festgelegt wird. Adressiert wird<br />

das unmittelbar <strong>an</strong>wesende Publikum,<br />

das durch seine Interpretation zum<br />

Co-Performer wird.<br />

Werk oder Wahrheit. Bei dem die Ausstellung<br />

begleitenden Symposium betont<br />

vor allem der Kunsthistoriker Christi<strong>an</strong><br />

J<strong>an</strong>ecke diesen Paradigmenwechsel:<br />

Das Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis zwischen<br />

Bild und Perform<strong>an</strong>ce wurde in der<br />

Perform<strong>an</strong>cetheorie von der Beziehung<br />

zwischen Perform<strong>an</strong>ce und ZuschauerIn<br />

abgelöst. Jedoch nur, um d<strong>an</strong>ach<br />

ihrerseits zum Bild zurückzukehren,<br />

denn auch der/die beteiligte<br />

ZuschauerIn braucht schließlich das<br />

Dokument, um nachher sagen zu können<br />

„Ich war dabei.“<br />

Babette M<strong>an</strong>golte sieht ihre Aufgabe<br />

als experimentelle und dokumentierende<br />

Filmemacherin und Fotografin<br />

von Perform<strong>an</strong>ces darin, in erster Linie<br />

diese ZuschauerIn zu sein. Und die<br />

herrschende Atmosphäre möglichst<br />

unvoreingenommen mithilfe eines Gespürs<br />

für den richtigen Moment und<br />

Ausschnitt zu tr<strong>an</strong>sportieren.<br />

Dass die Mitarbeit des/der DokumentaristIn<br />

bei der Bedeutungsproduktion<br />

medialisierter Perform<strong>an</strong>ces<br />

aber erheblich gewichtiger ist, darauf<br />

verweist Michaela Pöschl in ihrem<br />

Vortrag „Otto Muehl, Kurt Krenn: Angespritzte<br />

Ärsche und Arschlöcher“<br />

am Beispiel der von Kurt Krenn gefilmten<br />

Materialaktion „Mama und<br />

Papa“ von Otto Muehl. Zwischen den<br />

beiden entbr<strong>an</strong>nte ein Streit um die<br />

Urheberschaft des Sk<strong>an</strong>dalösen dieser<br />

Aktion. Muehl wollte seine Arbeit<br />

„wirklichkeitsgetreu“ wiedergegeben<br />

sehen, Krenn beharrte darauf, erst<br />

durch seine Schnittdramaturgie die<br />

<strong>an</strong> sich „scheißl<strong>an</strong>gweilige“ Aktion<br />

provozierend gemacht zu haben. Für<br />

Pöschl ist Muehls Glaube <strong>an</strong> eine<br />

„Wahrheit“ seiner Werke, die ungeschnitten<br />

und unabhängig von jeder<br />

Rezeption bestehen soll, auch symptomatisch<br />

für seinen Einsatz nackter<br />

Frauenkörper. Er setze den Körper von<br />

Frauen als „natürliche Wahrhaftigkeit“<br />

ein, der keiner Interpretation bedarf.<br />

Und genau dadurch verhinderte<br />

er wahrscheinlich, dass die von Lora<br />

S<strong>an</strong>a vertretenen Frauen ihre eigenen<br />

Deutungen der Aktionen einbringen<br />

konnten. Ihre Motivation, als Ausgeschlossene<br />

sichtbar zu werden. ❚<br />

lesben.nest<br />

Anahita<br />

(Tr<strong>an</strong>s)Gendermainstreaming...<br />

aktion.perform<strong>an</strong>ce<br />

Foto:Archiv<br />

In der zugegeben recht blauäugigen Annahme, Gender<br />

Mainstreaming sollte (dem Namen folgend) eine Selbstverständlichkeit<br />

sein, gerade <strong>an</strong> den Unis, lauschte ich<br />

vor einigen Tagen dem Vortrag von Barbara Hey. In ihrem<br />

Kurzreferat erläuterte die sympathische Leiterin der Koordinationsstelle<br />

für Geschlechterstudien, Frauenforschung<br />

und Frauenförderung die Definition, Interventionstypen<br />

und Ebenen von Gender Mainstreaming auch<br />

für ZuhörerInnen ohne fachliche Vorkenntnis. Die nachfolgende<br />

heftige „Stammtischdiskussion“ wurde durch<br />

ihre ruhige und wissenschaftliche Art auf ein sehr <strong>an</strong>genehmes<br />

Niveau gehoben, sodass ich doch noch mit einem<br />

beruhigten Gefühl beschwingt nach Hause gehen<br />

konnte. Ich musste <strong>an</strong> diesem Tag nämlich noch ein ödes<br />

Elterntreffen durchstehen und da hat mich die Realität<br />

gleich wieder von der harten Breitseite erwischt...<br />

Ein wahres Wechselbad der Gefühle also, frau kennt das<br />

wahrscheinlich als (Co-)Mutter. Aber ich hab zum Glück<br />

gute FreundInnen, die immer schön brav daheim im<br />

Bücherregal auf mich warten! Daher schnappte ich mir<br />

den B<strong>an</strong>d: „Barbara Hey, (Hg.in): Que(e)rdenken. Weibliche/männliche<br />

Homosexualität und Wissenschaft, Studienverlag<br />

1997“ und mein Abend war gerettet. Nachdem<br />

ich meine Frau l<strong>an</strong>g genug mit meiner (Buch-)Freundin<br />

betrogen hatte, versuchte ich zu schlafen, aber die Ged<strong>an</strong>ken<br />

zu Gender Mainstreaming ließen mich nicht los.<br />

So im Bett sinnierend, kamen d<strong>an</strong>n abstruse, mir aber<br />

doch nicht völlig kontraproduktiv erscheinende Überlegungen.<br />

Das Konzept frech weitergedacht – weil der Ansatz<br />

beruht auf der Erfahrung, dass es in der Gesellschaft<br />

keine geschlechtsneutralen Entscheidungen gibt, also<br />

alle H<strong>an</strong>dlungen oder Unterlassungen von Frauen/Männern<br />

für eben diese gemacht werden – müssten in Zukunft<br />

konsequenterweise per definitionem (gender =<br />

Geschlecht im rein sozialen und nicht biologischen Kontext)<br />

auch Tr<strong>an</strong>sgender-Personen überall, also in der Politik,<br />

der Wirtschaft, der Uni und der Gewerkschaft miteinbezogen<br />

werden, oder?!<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Angie Reed: „XYZ Frequency“<br />

Sampler: „Grlz – Women Ahead<br />

Of Their Time“<br />

Maximum Joy: „Unlimited<br />

(1979-83)“<br />

As Mercenarias: „O Começo Do<br />

Fim Do Mundo“<br />

Madonna: „Confessions On A<br />

D<strong>an</strong>ce Floor“<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Winter, was heißt hier Winter?<br />

Platten, die das Herz – auch von Beschenkten – wärmen, eine Empfehlung<br />

von Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl<br />

Eines muss m<strong>an</strong> Madonna lassen:<br />

Nach jahrzehntel<strong>an</strong>ger Karriere als<br />

eine der größten weiblichen Popstars<br />

wird sie immer noch nicht<br />

müde, für jedes neue Album eine<br />

neue öffentliche Persona für sich zu kreieren.<br />

Für ihre neue Platte „Confessions On<br />

A D<strong>an</strong>ce Floor“ darf es also die rotgefärbte<br />

Disco-Diva sein, die in den Glitzersound<br />

der 1970er eintaucht. Dass sie damit wieder<br />

einmal auf einen Zug aufspringt, den<br />

l<strong>an</strong>ge vor ihr schon <strong>an</strong>dere, eher im Untergrund<br />

werkende ElektronikerInnen ins<br />

Rollen gebracht haben, tut ihrem Unternehmen<br />

keinen Abbruch, denn wie wurde<br />

es vor kurzem so schön <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle<br />

gesagt:Wenn ein Hype scheinbar schon<br />

so richtig durch ist, kommt Madonna,<br />

setzt sich drauf und macht erst recht ein<br />

amtliches Massenphänomen daraus. Sie<br />

ist damit mitnichten die Trendsetterin, die<br />

viele so gerne in ihr sehen wollen, sondern<br />

eine geschickt kalkulierende Shopperin<br />

auf dem Markt der potenziellen Hits, wie<br />

auch ihre jetzige Zusammenarbeit mit<br />

Jacques Lu Cont von Zoot Wom<strong>an</strong> und Les<br />

Rhythmes Digitales beweist. Die Songs<br />

auf „Confessions“ sind glatt und perfekt<br />

produzierter Elektropop, der mit 1980er-<br />

Styles, Mainstream-House und Neosynthpop<br />

mindestens genauso flirtet wie mit<br />

der Glamourzeit der 1970er. Die Texte, die<br />

sich bis auf die umstrittene Hymne auf<br />

Rabbi „Isaac“ um b<strong>an</strong>ale Boy-Meets-Girl-<br />

Rom<strong>an</strong>tik drehen, nimmt m<strong>an</strong> der gestählten,<br />

47-jährigen Business- und Familienfrau<br />

allerdings nicht mehr so g<strong>an</strong>z ab –<br />

aber um emotionale Authentizität ging es<br />

bei der sich stets als w<strong>an</strong>delbare Popschimäre<br />

inszenierenden Kunstfigur sowieso<br />

noch nie.<br />

Deutlich weniger glatt, dafür umso<br />

lustiger geht es bei der zweiten Platte von<br />

Angie Reed zu, die sich wieder ironisch<br />

grinsend in trashigen Schweinitäten<br />

suhlt. Der Opener von „XYZ Frequency“,<br />

„Hustle A Hustler“, der sich adhoc als veritabler<br />

Ohrwurm entpuppt, legt mit dem<br />

Slog<strong>an</strong> „There’s nothing wrong with your<br />

ding dong“ gleich ordentlich Schmunzeltempo<br />

vor. In „Bend the truth in the confession<br />

booth“ wird mit sparsamsten musikalischen<br />

Mitteln das Leben einer gescheiterten<br />

Nonne beschrieben, die beim<br />

H<strong>an</strong>ky-P<strong>an</strong>ky mit einer <strong>an</strong>deren Geistlichen<br />

erwischt wird und d<strong>an</strong>n bis nach<br />

Paris vagabundiert, wo „I became a situationist,<br />

<strong>an</strong>d every night I got pissed“. Im<br />

Vergleich zum Vorgänger ist das Album<br />

stärker einer Lo-Fi-Gitarrenästhetik denn<br />

einer Elektronik-Pose verbunden, hat damit<br />

aber einige roh-schöne Knaller zu bieten,<br />

deren waghalsige Texte ein verschmitztes<br />

Mitgrölen herauszufordern<br />

scheinen.<br />

Dass Frauen nicht nur heute, sondern<br />

schon vor über zw<strong>an</strong>zig Jahren unkonventionelle<br />

Musik performt und damit<br />

Musikerinnen wie Chicks on Speed<br />

maßgeblich beeinflusst haben, beweisen<br />

drei neue Platten mit altem Material.<br />

Auf dem Sampler „Grlz – Women Ahead<br />

Of Their Time“ sind heute zu Unrecht vergessene<br />

Künstlerinnen oder B<strong>an</strong>ds mit<br />

weiblicher Beteiligung aus der kreativen<br />

Postpunk-Ära Ende der 1970er, Anf<strong>an</strong>g der<br />

1980er vertreten.„Mind Your Own Bussiness“<br />

von Delta 5 kennt frau vielleicht in der<br />

Version der Chicks on Speed – das Original<br />

besticht durch eine zwei-Bass-Rhythmussektion,<br />

die die B<strong>an</strong>d aus Leeds auch einzigartig<br />

und schnell zu einer der bestimmenden<br />

B<strong>an</strong>ds von New Wave machte.<br />

Der rauhe Sound der B<strong>an</strong>ds, Streusel von<br />

Jazz, Reggae und Funk stammen aus einer<br />

Zeit, in der viel möglich war, das musikalische<br />

Feld war durch Punk aufgerissen, frei<br />

für wilde Experimente, wie etwa die Coverversion<br />

von „I heard it through the grapevine“<br />

von den großartigen Slits zeigt.<br />

Als Mitglied zweier verschiedener B<strong>an</strong>ds<br />

mit dabei ist die damals erst 17-jährige<br />

Neneh Cherrie.<br />

Eine der hier gefeaturten B<strong>an</strong>ds,<br />

Maximum Joy, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf der kurz<br />

nach Grlz fertig gestellten Sammlung<br />

„Unlimited (1979-83)“ in aller Ausführlichkeit<br />

wieder entdecken und sich <strong>an</strong><br />

der ungezügelten Lust am Experiment<br />

mit spitzen Schreien, kreischenden Blasinstrumenten<br />

und groovenden Basslines<br />

erfreuen.<br />

„O Começo Do Fim Do Mundo“<br />

bringt uns hingegen eine B<strong>an</strong>d und damit<br />

eine Untergrundszene nahe, von der<br />

die meisten von uns First-Worlders bis<br />

jetzt keinen blassen Schimmer hatten:<br />

As Mercenarias aus São Paulo, eine vierköpfige<br />

Frauen-Punkb<strong>an</strong>d, die in den<br />

1980ern fernab aller Bossa-Klischees treibende<br />

Postpunk- und Hardcore-Songs<br />

schrubbten, die sich hörbar <strong>an</strong> Vorbildern<br />

wie The Slits, Joy Division, Nina Hagen<br />

und Dead Kennedys orientieren. ❚


Code: lila Veilchen<br />

Im Berlin Ende der 1920er entdeckte und erf<strong>an</strong>d eine Generation von<br />

Lesben ihre Sexualität und Identität. Katharina Nagele hat die<br />

Dissertation über die Zeitschriften der lesbischen Berlinerinnen gelesen.<br />

Mit den Roaring Twenties in<br />

Berlin assoziiert frau Marlene<br />

Dietrich, Drogen und den<br />

Charleston, durch den rhythmisches<br />

Hüpfen erstmals Teil<br />

westlicher Clubkultur wurde. Ja, diese<br />

Dekade erlebt die Geburt modernen<br />

Ausgehens überhaupt, nachdem das<br />

Jahrhundert der Bälle, auf denen Mädchen<br />

unter den ausschweifungstötenden<br />

Augen ihrer Familien ein Debut<br />

t<strong>an</strong>zen mussten, auch kulturell ausklingt.<br />

Denn verglichen mit den Gepflogenheiten<br />

nächtlichen Vergnügens<br />

des 19. Jahrhunderts werden<br />

Frauen erstmals als eigenständige<br />

Kundinnen von den diversen Lokalitäten<br />

umworben und sind nicht nur Begleiterinnen<br />

oder Personal für männliche<br />

Nachtschwärmer.<br />

Die „neue Frau“ änderte ihr Äußeres<br />

wie ihr Inneres und es wurde möglich,<br />

die zum alten Frauenbild gehörige<br />

Heterosexualität gleich mit in Frage zu<br />

stellen. So kam es zu dem Phänomen,<br />

dass homosexuellen Frauen im Berlin<br />

der 1920er Jahre eine nie wieder erreichte<br />

Anzahl <strong>an</strong> Clubs, Bars, Dielen<br />

und Cafés zur Verfügung st<strong>an</strong>d. Natürlich<br />

war dieser W<strong>an</strong>del der Ökonomie<br />

der kapitalistischen Gesellschaft geschuldet,<br />

in der junge Frauen familienunabhängige<br />

Arbeitsplätze und Einkommen<br />

in der <strong>an</strong>onymen Großstadt<br />

vorf<strong>an</strong>den. Zwar waren die Zeiten alles<br />

<strong>an</strong>dere als rosig. Lesben und Schwule<br />

wurden bei der Arbeit und von Gesetzes<br />

wegen diskriminiert und je geringer<br />

das Einkommen, desto stärker der<br />

soziale Anpassungsdruck. Aber es gab<br />

Lokale, die selbst für schlecht verdienende<br />

Angestellte und Arbeiterinnen<br />

leistbar waren und es entst<strong>an</strong>d eine lebendige<br />

Subkultur, in der lesbische Sexualität,<br />

Begehren und Erotik diskutiert<br />

und konstruiert wurden und in<br />

der das lila Veilchen zum Erkennungszeichen<br />

wurde.<br />

Die Autorin Heike Schader, die Geschichte,<br />

Soziologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte<br />

studierte, bereitet<br />

in „Virile, Vamps und wilde Veilchen“<br />

die historischen Zeugnisse dieses Prozesses<br />

der Konstruktion weiblicher<br />

Homosexualität, die Zeitschriften homosexueller<br />

Frauen im Berlin der<br />

1920er auf. In den Zeitschriften wurden<br />

einerseits (pseudo-)wissenschaftliche<br />

Artikel über Homosexualität von<br />

AutorInnen ungeachtet ihres Geschlechts<br />

publiziert, <strong>an</strong>dererseits Erzählungen,<br />

zumeist Liebesgeschichten,<br />

die von homosexuellen Frauen<br />

h<strong>an</strong>delten und ausschließlich von diesen<br />

geschrieben wurden. Dabei wurden<br />

lesbische Liebes-, Beziehungs-,<br />

und Begehrens-Modelle formuliert.<br />

Sp<strong>an</strong>nend auch die Diskussionen via<br />

Leserinnenbriefe, in denen es um, zumeist<br />

von den Redakteurinnen vorgegebene<br />

Themen ging, z.B. um Beziehungen<br />

zu verheirateten Frauen, die<br />

etwa die materielle Sicherheit nicht<br />

aufgeben konnten oder ihre Kinder<br />

nicht im Stich lassen wollten. Hier<br />

kam tatsächlich Erlebtes zur Sprache.<br />

Ein Ringen um das Ideal weiblicher<br />

Homosexualität f<strong>an</strong>d statt. Scha-<br />

der: „Während zum einen die Frage<br />

nach der gleichgeschlechtlichen sexuellen<br />

Betätigung von Relev<strong>an</strong>z ist, wird<br />

auf der <strong>an</strong>deren Seite zu Recht eine<br />

weiter greifende Interpretation weiblich-homosexueller<br />

Lebensweisen und<br />

Konzepte eingefordert und beschrieben.“<br />

So wurden zwar in Anlehnung<br />

<strong>an</strong> heterosexuelle Beziehungs- und<br />

Begehrenskonzepte Rollen, wie die der<br />

virilen oder femininen Homosexuellen<br />

übernommen, jedoch sollten Beziehungen<br />

zwischen zwei Frauen <strong>an</strong>ders<br />

verlaufen als heterosexuelle.<br />

Auffällig ist, dass es im Gegensatz<br />

zu Homosexuelleninitiativen dieser<br />

Tage wenig um Politik ging. Dennoch<br />

wäre es verfehlt, die Berliner<br />

„Bubis“ und „Mädis“ als reine Life-Style-Lesben<br />

zu sehen, wie Gudrun Hauer<br />

viele unpolitische Lesben heute<br />

sieht: „Lesbisch zu sein wird als Privatsache<br />

verst<strong>an</strong>den, als bloße sexuelle<br />

Orientierung oder als Lifestyle,<br />

nicht als eine radikale politische Ansage...“.<br />

1 Waren doch homosexuelle<br />

Frauen im Berlin der 1920er Jahre einerseits<br />

einem höheren gesellschaftlichen<br />

Druck ausgesetzt als heute<br />

und <strong>an</strong>dererseits Pionierinnen, die<br />

dem Lesbisch-Sein erstmals unabhängig<br />

von männlichem Voyerismus öffentlich<br />

Gestalt zu geben versuchten.<br />

Das ist auch das Schöne <strong>an</strong> Heike<br />

Schaders Buch: Dass trotz aller Wissenschaftlichkeit<br />

die Frauen selbst zu<br />

Wort kommen und nicht zu Objekten<br />

unter dem Mikroskop unpersönlicher<br />

Forschung werden. ❚<br />

lese.zeichen<br />

1 Gurdrun Hauer in<br />

Lamd<strong>an</strong>achrichten 1/<strong>2005</strong>,<br />

Heike Schader: Virile, Vamps und<br />

wilde Veilchen. Sexualität, Begehren<br />

und Erotik in den Zeitschriften<br />

homosexueller Frauen im Berlin<br />

der 1920er Jahre.<br />

Ulrike Helmer Verlag, 2004<br />

24,95 Euro<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Das dritte Geschlecht<br />

Hijras, das Dritte Geschlecht in Indien,<br />

sind legendär: Die Verkörperung der<br />

Thesen Judith Butlers, der lebende Beweis,<br />

dass ein Leben jenseits binärer Geschlechterkategorien<br />

„problemlos“<br />

möglich ist. Eva Fels, Ethnologin und<br />

Obfrau der Tr<strong>an</strong>sgendervereinigung<br />

Tr<strong>an</strong>sX, hat sich auf die Suche nach dieser<br />

scheinbaren Alternative begeben.<br />

Zwei Monate l<strong>an</strong>g war sie in Indien, herausgekommen<br />

ist dabei eine Mischung<br />

aus wissenschaftlicher Untersuchung<br />

und Erlebnisbericht. Das macht das<br />

Buch einerseits gut lesbar, bisweilen<br />

schweift Fels aber zu weit in persönliche<br />

Episoden ab, und auch die Erzählung<br />

einer Unzahl <strong>an</strong> Mythen ist sicher<br />

nicht jedermenschs Sache. Aber das<br />

sind Pe<strong>an</strong>uts im Vergleich dazu, was das<br />

Buch zu bieten hat. Denn die LeserInnen<br />

bekommen eine Fülle <strong>an</strong> Informationen<br />

über Hijras geliefert. Wohltuend<br />

dabei: Eva Fels idealisiert nicht, sondern<br />

zeichnet ein sehr differenziertes Bild,<br />

das zeigt: So problemlos ist das Leben<br />

der Hijras wahrlich nicht. Als Betroffene<br />

hat Fels – und das macht eine Qualität<br />

des Buches aus – g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Zugänge<br />

zu Hijras, als <strong>an</strong>dere WissenschafterInnen<br />

vor ihr gefunden haben. Nicht nur,<br />

dass sie als „Schwester“ <strong>an</strong>ders aufgenommen<br />

wird. Sie stellt auch <strong>an</strong>dere<br />

Fragen, die sich u.a. aus ihrer eigenen<br />

Geschichte und der österreichischen Erfahrung<br />

ergeben. Ein Nebenprodukt ihrer<br />

Spurensuche über „die Anderen“ ist<br />

daher auch ein Bild über „das Eigene“,<br />

über den rigiden Umg<strong>an</strong>g der westlichen<br />

Gesellschaften mit geschlechtlichen<br />

Uneindeutigkeiten.<br />

Karin Eckert<br />

Eva Fels: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht.<br />

Bericht über eine Reise nach Indien und über die<br />

Grenzen der Geschlechter.<br />

Promedia, <strong>2005</strong>, 19,90 Euro<br />

Vergebliche Liebesmüh<br />

Wenn Traute Berssen erzählt, d<strong>an</strong>n bezirzt<br />

sie die Lesenden mit Stimmungen<br />

und hüllt sie in atmosphärisch dichte<br />

Formulierungen, lässt Gefühle der Akteurinnen<br />

und der Lesenden aus dem<br />

Ruder laufen. Wenn Traute Berssen erzählt,<br />

d<strong>an</strong>n schafft sie aber auch heftige<br />

Zäsuren in Form von Sprach- und Inhaltsplattheiten,<br />

die nach rosa-Herzchen-Gewürg<br />

klingen. Der Ablauf ist<br />

häufig so: Frau gleitet auf schönen Sätzen<br />

in eine Geschichte hinein. Ein witziger,<br />

origineller Plot blinzelt durch die<br />

Seiten – so sind z.B. Or<strong>an</strong>gen ver<strong>an</strong>twortlich<br />

für den Beginn einer Frauen-<br />

Liebesgeschichte („Zeit der Or<strong>an</strong>gen“).<br />

Und in „Die alte Pretty Bell“ erfreut eine<br />

die skurril <strong>an</strong>mutende Hauptfigur.<br />

Schwenk: Frauen-Beziehung; die muss<br />

da rein, koste es was es wolle, und sie<br />

sticht zu mit dem Kitschfinger, das es<br />

weh tut (z.B. „Bei Woolworth sagt m<strong>an</strong><br />

nicht Pardon“). Feine Töne und Nu<strong>an</strong>cen<br />

werden überrollt und lassen eine<br />

mit dem schalen „Nicht schon wieder!“<br />

zurück. Der thematischen Klammer<br />

„Lesbische Beziehung“ hätte es bei diesen<br />

Erzählungen vielleicht gar nicht<br />

bedurft, die Texte würden teilweise<br />

auch ohne funktionieren. So aber<br />

bleibt der schale Geschmack vergeblicher<br />

Liebesmüh.<br />

Petra Öllinger<br />

Bitte hier Frauenzimmer-<br />

Inserat reinstellen<br />

Traute Berssen: In Rot und Moll. Erzählungen.<br />

Ulrike Helmer Verlag, <strong>2005</strong>, 13,30 Euro<br />

Ch<strong>an</strong>cenlos in Berlin<br />

„In Berlin vielleicht“ hätte vielleicht ein<br />

großartiger Rom<strong>an</strong> werden können –<br />

die Story würde es jedenfalls hergeben.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d am Ende des 19. Jahrhunderts:<br />

Lene ist ein Mädchen der unter-<br />

sten Schicht, musste schon mit fünf Jahren<br />

am Bauernhof arbeiten. Mit 14 geht<br />

sie in die große Stadt, weil dort ja <strong>an</strong>geblich<br />

alles besser ist. Aber hungern<br />

und schuften bis zum Umfallen muss<br />

sie auch in Berlin. Wie ch<strong>an</strong>cenlos uneheliche<br />

Töchter ebenso ch<strong>an</strong>cenloser<br />

Mütter damals waren, wird über weite<br />

Teile sehr deutlich. Während die aufkeimende<br />

ArbeiterInnenbewegung ihre –<br />

noch verbotenen – Versammlungen abhält,<br />

bekommt Lene eine nach der <strong>an</strong>deren<br />

über den Schädel gezogen. Schließlich<br />

steht sie mit Baby, ohne Kindsvater<br />

und völlig mittellos auf der Straße. Hier<br />

nimmt die Geschichte eine eigenartige<br />

Wendung und der Schluss hat fast etwas<br />

von einem Groschenrom<strong>an</strong>-Happy-<br />

End. Natürlich: Auch die Geschichte einer<br />

Lene muss nicht immer katastrophal<br />

enden, aber die zwischendurch spürbare<br />

historische Bedeutung des Rom<strong>an</strong>s geht<br />

durch diese Verklärung verloren.<br />

Vielleicht sollte frau das letzte Kapitel<br />

einfach auslassen, d<strong>an</strong>n ist das Buch<br />

durchaus zu empfehlen.<br />

Gabi Horak<br />

Gabriele Beyerlein: In Berlin vielleicht.<br />

Thienem<strong>an</strong>n <strong>2005</strong>, 16,90 Euro<br />

Die besondere Tochter<br />

Viola Roggenkamp hat ein Buch über eine<br />

Tochter geschrieben. Erika M<strong>an</strong>n ist<br />

dieses Buch gewidmet, der mutigen Kabarettistin<br />

und ihrer größten Rolle als<br />

Tochter, die als „herrliches Kind“ ihres<br />

Vaters deutsch und als Tochter ihrer<br />

Mutter eine Jüdin ist. Sie erscheint in einer<br />

Tradition, deutsch und jüdisch zu<br />

sein und so zu tun, als wäre dies beides<br />

kein Problem. Es war aber eines. Homosexuell<br />

zu sein war keines. Nicht in der<br />

Familie M<strong>an</strong>n. „Das Homosexuelle war<br />

nicht heimlich und nicht wirklich heikel.


Es scheint nicht einmal besonders gewesen<br />

zu sein. Womöglich hatte es innerhalb<br />

der Familie M<strong>an</strong>n die Aufgabe,<br />

das Jüdische als das vermeintlich Bedrohliche<br />

zu verdecken.“<br />

Die Aufgabe, der sich Viola Roggenkamp<br />

stellt, ist <strong>an</strong> dieses Bedrohliche<br />

zu rühren. Feinsinnig memorierend<br />

schreibt sie einer Tochter eine Biografie,<br />

die weit entfernt davon ist, essentialistisch<br />

zu sein. Sie heftet der Tochter das<br />

Jüdische nicht als verk<strong>an</strong>ntes Wesen <strong>an</strong>s<br />

Revers – das haben <strong>an</strong>dere get<strong>an</strong> und<br />

tun es noch.<br />

An das Verdrängte zu rühren, gibt<br />

die Ver<strong>an</strong>twortung auf, mit dem was da<br />

wiederkehrt auch umgehen zu können.<br />

Wohin damit? Zur Sprache am besten.<br />

Aus der wir nicht entkommen können.<br />

In der Sprache und der Geschichte ist<br />

das Wort „jüdisch“ zum Unaussprechlichen,<br />

zum Besonderen gemacht worden.<br />

Es ist das Befreiende und Politische<br />

<strong>an</strong> Viola Roggenkamps Buch, es wieder<br />

aussprechen zu lernen. Das besondere<br />

Wort.<br />

Elisabeth Schäfer<br />

Viola Roggenkamp: Erika M<strong>an</strong>n. Eine jüdische Tochter.<br />

Arche Literatur Verlag <strong>2005</strong>, 19,90 Euro<br />

Feindessprache<br />

„Ich lese. Das ist wie eine Kr<strong>an</strong>kheit. Ich<br />

lese alles, was mir in die Hände, vor die<br />

Augen kommt: Zeitungen, Schulbücher,<br />

Plakate, auf der Straße gefundene Zettel,<br />

Kochrezepte, Kinderbücher. Alles, was<br />

gedruckt ist. Ich bin vier Jahre alt. Der<br />

Krieg hat gerade <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen.“ Und wie<br />

das Lesen, wird auch das Schreiben für<br />

sie zur Passion.<br />

Agota Kristof, 1936 in Ungarn geboren,<br />

lebt bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr<br />

bei ihren Eltern, bevor sie ihre<br />

restliche Schulzeit in einem ärmlichen<br />

Internat verbringt. 1956 flieht sie mit<br />

M<strong>an</strong>n und Kind nach Österreich. Ihre<br />

Flucht endet in der fr<strong>an</strong>zösischsprachigen<br />

Schweiz. Das neue L<strong>an</strong>d ist für sie<br />

eine soziale Wüste. Sie wird zur Analphabetin.<br />

Noch einmal drückt sie die<br />

Schulb<strong>an</strong>k, um wieder lesen und schreiben<br />

zu lernen. Doch die „Eroberung“ der<br />

– wie sie es nennt – Feindessprache<br />

bleibt für sie bis heute ein erbitterter<br />

Kampf. Feindessprache vor allem, weil<br />

„diese Sprache allmähliche meine Muttersprache<br />

tötet“.<br />

Häppchenweise, in elf kurzen Kapiteln,<br />

gibt Agota Kristof Einblick in ihr Leben.<br />

Die gebürtige Ungarin schafft es<br />

auch, in dieser biografischen Erzählung<br />

mit wenigen Worten das Wesentliche zu<br />

erzählen. Mehr braucht es nicht.<br />

Svenja Häfner<br />

Agota Kristof: Die Analphabetin.<br />

Amm<strong>an</strong>n Verlag & Co, <strong>2005</strong>, 12,90 Euro<br />

Wo komm ich her?<br />

Mit „Bevor ich auf die Welt kam“ ist ein<br />

neues Aufklärungsbilderbuch erschienen.<br />

Ich hab in der Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

gleich d<strong>an</strong>ach gegriffen, weil hier Kinderkriegen<br />

endlich mal nicht nur für<br />

den Fall erklärt wird, dass ein Geschwisterchen<br />

unterwegs ist, sondern weil<br />

ein Kind hier die Frage stellt, wo es selber<br />

herkam und auch wo es vorher war.<br />

Zeugung und Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

werden sehr ausführlich erklärt und<br />

mit genialen Illustrationen von Mervi<br />

Lindm<strong>an</strong> bildlich vorstellbar. So wird<br />

z.B. klar, wie ein Baby und das, was die<br />

Mama isst, gleichzeitig im Bauch Platz<br />

haben. Das Buch ist sehr ausführlich<br />

und beh<strong>an</strong>delt viele Sonderfälle, wie<br />

Mehrlinge, künstliche Befruchtung<br />

oder Kaiserschnitt. Wenn ich das Buch<br />

dem dreijährigen Lenni vorlese, lasse<br />

ich da m<strong>an</strong>ches einfach weg. Die Rolle<br />

des Vaters wird sehr hervorgehoben,<br />

was natürlich grundsätzlich zu begrüßen<br />

ist. Wie wichtig aber Papas Samen<br />

für die Befruchtung ist, und dass<br />

ohne Papa gar nichts geht, wurde mir<br />

etwas zu oft betont. Was die Familien,<br />

die gezeigt werden, <strong>an</strong>geht, versucht<br />

die Autorin ein vielfältiges Bild zu<br />

zeichnen: junge und ältere, alternative<br />

und schnöselige, auch Adoption oder<br />

Patchwork-Familien kommen vor, was<br />

leider nicht vorkommt, sind gleichgeschlechtliche<br />

Eltern. Aber trotzdem mal<br />

reinschmökern und vielleicht zu Weihnachten<br />

schenken!<br />

Eva Steinheimer<br />

ab 4 Jahre<br />

Katarina J<strong>an</strong>ouch: Bevor ich auf die Welt kam.<br />

Wie Babys entstehen.<br />

Aus dem Schwedischen von Dagmar Brunow. Illustriert von Mervi<br />

Lindm<strong>an</strong>. Oetinger <strong>2005</strong>, 12,40 Euro<br />

neu.l<strong>an</strong>d<br />

Tyma Kraitt<br />

Unerwünscht<br />

lese.zeichen<br />

Du streitest dich mit deinem Chef. Es geht mal wieder ums<br />

Geld. Du hast deinen Lohn noch immer nicht ausgezahlt<br />

bekommen. Du wirst lauter, dein Ton wird aggressiver,<br />

schließlich meinst du es ernst. Wenige Stunden später ist<br />

alles vorbei. Du bist tot. Du hattest einfach kein Glück. In<br />

den Medien wird infolgedessen von einem r<strong>an</strong>dalierenden<br />

Afrik<strong>an</strong>er berichtet, der aufgrund eines Herzversagens<br />

stirbt. „Womöglich waren hier Drogen im Spiel“, hört frau<br />

m<strong>an</strong>ch eine Persönlichkeit aus der Politik mutmaßen. Dein<br />

Tod ist überschattet von Rechtfertigungen. Keinen Moment<br />

l<strong>an</strong>g scheut frau sich den hierbei <strong>an</strong>wesenden Einsatzkräften<br />

die Ver<strong>an</strong>twortung für diesen tragischen Tod<br />

zu entziehen. So heißt es, du hast wie ein Wahnsinniger<br />

um dich geschrieen, warst wild und bedrohlich. Du ließest<br />

den pflichtbewussten PolizistInnen und S<strong>an</strong>itäterInnen<br />

keine <strong>an</strong>dere Wahl. Sie mussten dich mit voller Wucht <strong>an</strong><br />

den Boden fixieren. Wer konnte ja auch nur ahnen, dass<br />

du stirbst. Ein Schwarzer, der einen Streit mit seinem Arbeitsgeber<br />

provoziert, der sich der Staatsgewalt widersetzt,<br />

indem er wild herumspringt, brüllt und um sich<br />

schlägt, braucht sich doch nicht zu wundern, oder? Vielleicht<br />

hast du wirklich einen Fehler beg<strong>an</strong>gen, Seib<strong>an</strong>e.<br />

Dieser ist sicherlich weniger in der besagten Nacht deines<br />

Todes zu suchen, denn viel eher in dem Fehler, zu glauben,<br />

dass du in diesem L<strong>an</strong>d frei und in Wohlst<strong>an</strong>d leben, dir<br />

hier eine Zukunft aufbauen könntest und von deinen Mitmenschen<br />

nicht bloß bis zu einem gewissen Maße toleriert,<br />

sondern auch respektiert wirst. Wie auch Marcus, Edwin<br />

oder Y<strong>an</strong>kuba glaubtest du <strong>an</strong> ein menschenwürdiges<br />

Leben. Ihr wurdet alle enttäuscht. Gekommen seid ihr aus<br />

Nigeria, aus Mauret<strong>an</strong>ien oder Gambia. Erwünscht wart<br />

ihr in Österreich noch nie. Im Alltag begegnete m<strong>an</strong> euch<br />

stets mit Misstrauen. Bis zu eurem Lebensende änderte<br />

sich dar<strong>an</strong> so gut wie nichts, so seid ihr auch jetzt noch unerwünscht,<br />

was uns der österreichische „Rechts“-Staat<br />

von Mal zu Mal aufs Neue beweist ...<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


Fo t o s : Ty m a K ra i t t ge.sehen<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Der Stöckelschuheffekt<br />

Nachtschwärmerinnen aufgepasst! Wo frau was in der Stadt zum Feiern hat, untersuchte<br />

unsere junge Trendreporterin Tyma Kraitt eine g<strong>an</strong>ze Nacht l<strong>an</strong>g.<br />

In Hinblick auf die Wiener Partyszene,<br />

lässt sich durchaus behaupten,<br />

dass die Stadt ein vielseitiges<br />

Angebot <strong>an</strong> <strong>an</strong>gesagten<br />

Locations zu bieten hat.<br />

Von Drum ´n ´Bass bis hin zu Indierock<br />

oder Hip Hop, für jede(n) ist hier sicherlich<br />

etwas dabei. Da ist es wohl längst<br />

fällig, mal auf die Probe zu stellen, was<br />

die Stadt, mitsamt den verschiedenen<br />

Clubs, Bars oder Beisln, insgesamt für<br />

uns Frauen zu bieten hat. Diesbezüglich<br />

habe ich mich zur Verfügung gestellt,<br />

um einfach mal den Unterhaltungsfaktor<br />

auszuloten, vor allem d<strong>an</strong>n,<br />

wenn frau samstagabends allein unterwegs<br />

ist.<br />

Denn schon zu Beginn musste ich<br />

feststellen, dass ich mich im Alleing<strong>an</strong>g<br />

viel mehr mit der Aufmerksamkeit seitens<br />

der Herren der Schöpfung zu „begnügen“<br />

hatte als sonst. Was nicht unbedingt<br />

eine erfreuliche Erfahrung darstellen<br />

muss. Es erweckt wohl den Eindruck,<br />

dass eine junge Frau ohne Begleitung<br />

womöglich auf „Aufriss“ zu sein scheint.<br />

Vielleicht ist die Hemmschwelle einiger<br />

Männer hier ein wenig niedriger. Es ist<br />

sicherlich einfacher, auf eine junge Frau<br />

zuzugehen, bei der m<strong>an</strong> von vornherein<br />

davon ausgeht, sie sei sicher unterwegs,<br />

um jem<strong>an</strong>den kennenzulernen.<br />

Frau braucht Nerven. Umso mehr galt es<br />

<strong>an</strong> diesem Abend, auch offensive Annäherungsversuche<br />

von (teils schwer alko-<br />

holisierten) Männern abzuwehren.<br />

So konnte ich mir öfters Komplimente,<br />

wie etwa „Du hastn leiw<strong>an</strong>den<br />

Oasch“ (O-Ton von einem Typ im<br />

Volksgarten), <strong>an</strong>hören. Ob frau sich<br />

hierbei geschmeichelt fühlen oder<br />

nicht viel eher den Mittelfinger hinstrecken<br />

soll, bleibt jeder selbst überlassen.<br />

Ich habe mich meinerseits für<br />

letzteres entschieden.<br />

Ein durchaus charm<strong>an</strong>teres „Ich<br />

find deine Augen voll schön“ konnte ich<br />

im B72 vernehmen, wobei mir dieses<br />

ach so nett gemeinte Kompliment von<br />

einem jungen M<strong>an</strong>n in einer recht unbeleuchteten<br />

Ecke zugeflüstert wurde.<br />

Inwieweit das ernsthaft gemeint war,<br />

k<strong>an</strong>n ich hier nur bezweifeln. Natürlich<br />

geht das noch viel offensiver, was ich<br />

schließlich beim Warten auf den Nachtbus<br />

erfahren musste. Ein <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs durchaus<br />

sympathisch wirkender Typ meinte<br />

wohl, dass es nach fünf Minuten Smalltalk<br />

Zeit wäre, mich zu ihm nach Hause<br />

einzuladen.„Du gfallst ma, kommst heut<br />

mit zu mir?“ fragte er mich grinsend.<br />

Leider wollte er eine Abweisung nicht<br />

wirklich akzeptieren und hakte etwa<br />

mit „geh komm“ oder „wieso denn<br />

nicht?“ nach. Auf meinem „Nein, ich<br />

will nicht“ verharrend musste ich leider<br />

erkennen, dass es wenig Sinn<br />

machte darauf weiter einzugehen, da<br />

seine „Überredungskünste“ so mit Sicherheit<br />

kein Ende nehmen würden.<br />

Wer mit derartigem Charme nichts<br />

<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen weiß, sollte dem wohl<br />

einfach nur mehr mit Ignor<strong>an</strong>z begegnen,<br />

da hier das Risiko besteht, dass<br />

eine Antwort oftmals als Flirten missinterpretiert<br />

wird, à la vielleicht ist sie<br />

sich nicht siche, oder schüchtern, vielleicht<br />

traut sie sich einfach nicht, aber<br />

eigentlich will sie ja.<br />

Zum Schluss entschied ich mich<br />

doch noch für einen Kurzbesuch im<br />

Flex, obwohl mich London Calling <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />

weniger begeisterte. Dennoch<br />

war es eine gute Möglichkeit, den<br />

Abend noch ausklingen zu lassen, vor<br />

allem auch deswegen, weil ich die<br />

engen Schuhe mit den etwas zu hohen<br />

Absätzen endlich gegen die gemütlichen<br />

Sneakers in meiner Tasche austauschen<br />

konnte. Eine Maßnahme,<br />

die ich getroffen habe, um auch in<br />

die schickeren Lokale problemlos hinein<br />

zu kommen. Im Flex war das zum<br />

Glück aber nicht mehr notwendig.<br />

Fazit. Auch allein k<strong>an</strong>n frau durchaus<br />

ihren Spaß haben. Es gibt zahlreiche<br />

Möglichkeiten einen netten Abend<br />

in der Stadt zu verbringen. Sei es in<br />

den diversen Clubs oder g<strong>an</strong>z unkompliziert<br />

in einem der vielen Beisln in<br />

der Stadt. Ein wenig schwieriger wird<br />

es dabei, dem sexistischem Machogehabe<br />

einiger Männer zu entgehen. Das<br />

sollte uns Frauen jedoch keinesfalls<br />

am Nachtschwärmen hindern. Schließlich<br />

gehört die Stadt ja auch uns. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

14. u. 15.12., 20.00, Wien<br />

Marie Thérèse Escrib<strong>an</strong>o:„Seda Verde“.<br />

Begleitet auf der Gitarre von Judith<br />

Pahola werden sp<strong>an</strong>ische Volkslieder<br />

gesungen<br />

Aera, 1., Gonzagagasse 11,<br />

T. 533 53 14, www.aera.at<br />

18.12., 20.00, Wien<br />

Jazzy Christmas mit Caroline Ath<strong>an</strong>asiadis,<br />

D<strong>an</strong>iela Hrenek, Leni Lust<br />

und Iris Such<strong>an</strong><br />

Bar & Co, 1., Fleischmarkt 22,<br />

T. 01/513 14 44, www.4she.net<br />

27.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Wien<br />

yodel ‚n’ bass. Christina Zurbrügg &<br />

B<strong>an</strong>d mit special guests<br />

Porgy & Bess, 1., Riemergasse 11,<br />

Kartenvorverkauf unter T. 01/512 88 11,<br />

www.porgy.at,<br />

film<br />

8.12., 19.30, Wien<br />

Filmabend – „Gewalt in der Ehe“, von<br />

I.Gassinger, G. Lampalzer, A.Steininger, im<br />

Gespräch mit Bewohnerinnen des Frauenhauses,„Ein<br />

Blick zurück“, Geschichte<br />

der Frauenhausbewegung und „Frauen,<br />

die Töten“, wenn die Ehe zur Hölle wird,<br />

Dokumentation von Helen Scott<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse<br />

10.12., 14.00, 16.00, 17.30 und<br />

18.00, Wien<br />

Filmtag gegen Gewalt <strong>an</strong> Frauen. Die<br />

Syrische Braut, Regie:Er<strong>an</strong> Riklis, 14.00.<br />

Osama, Regie: Siddiq Barmak, 16.00,<br />

Diskussionrunde mit Siba Shakib (Autorin)<br />

und Fr<strong>an</strong>k Hoffm<strong>an</strong>n (Regisseur,<br />

Schauspieler, White Ribbon), 17.30 und<br />

Auswege, Regie: Nina Kusturica, Drehbuch:<br />

Barbara Albert, 18.00<br />

Top-Kino, 6., Rahlgasse 1, ver<strong>an</strong>staltet von<br />

den SPÖ-Frauen, Um Anmeldung wird<br />

gebeten: frauen@spoe.at;<br />

T. 01/534 27-272, Eintritt frei<br />

14.12., 20.00, Wien<br />

Film – Cafe Temelin. DVD-Präsentation.<br />

Im Rahmen von Que(e)r-Mobil<br />

Public Netbase, 7., Neustiftgasse 17, office@t0.or.at,<br />

www.netbase.org<br />

17.12., 19.00, Wien<br />

„Born in flames“. Ein Film von Lizzie<br />

Borden über reale und milit<strong>an</strong>te Frauenkämpfe<br />

für bessere Jobs und gegen<br />

Entlassungen, Aktionen gegen Gewalt<br />

gegen Frauen, org<strong>an</strong>isierten Kampf<br />

und den Aufbau einer Frauenarmee<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlgasse, für Frauen freier Eintritt<br />

bzw. Spenden (für FZ)<br />

ab 13.1.<strong>2006</strong><br />

Katzenball. Die Geschichte(n) von frauenliebenden<br />

Frauen von gestern bis heute:<br />

ihre Beziehungen und internationalen<br />

Netzwerke, ihre Suche nach Identität, ihre<br />

oft geheimen Treffpunkte. Buch und<br />

Regie:Veronika Minder<br />

In den österreichischen Kinos,<br />

www.identities.at<br />

theat er.kabarett<br />

bis 4.12., 20.00, Wien<br />

Dead Puppet Talk. Koproduktion mit International<br />

Festival for Puppet Theatre<br />

Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />

T. 01/317 01 01 18, www.schauspielhaus.at,<br />

Kosten: 16,-/10,- Euro<br />

bis 10.12., 20.00, Wien<br />

Stifter explosiv. Perform<strong>an</strong>ce der grauenfruppe<br />

(D<strong>an</strong>iela Beuren, Elke Papp,<br />

Karin Seidner, Martina Sinowatz)<br />

Fleischerei, 7., Kircheng. 44, T. 0699/172 87<br />

73, info@grauenfruppe.at, Do-Sa 20.00,<br />

Mi, 7.12., 10.00, Kosten: 14,-/11,- Euro<br />

7.-10.12., 20.00, Wien<br />

Elfriede Jelineks „Stecken, Stab<br />

und St<strong>an</strong>gl“, Regie: Tina Leisch<br />

EKH, 10, Weil<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />

T. 0699/101 94 579, Kosten: 7,- Euro<br />

9.12., 23.00, Wien<br />

Ladies Night – die zweite Runde. Mit Eva<br />

D., Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Christina Förster,<br />

Natascha Gundacker, Ingeborg Schwab,<br />

Gerti Tröbinger, Christa Urb<strong>an</strong>ek u.v.a.<br />

KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />

T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at,<br />

Karten: 9,50 Euro (inkl. ein Getränk)<br />

12.12., 20.30, Wien<br />

Agathe Notnagl auf der Kautsch oder<br />

Das fliegende Sofa. Von und mit Natascha<br />

Gundacker<br />

KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />

T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at, Karten: 14,-/12,-<br />

Euro<br />

18.12., 18.00, Wien<br />

Weihnachtsspäschl von Christa Urb<strong>an</strong>ek.<br />

Ein kunterbunter, schräger Adventabend<br />

mit Ursula Baumgartl,<br />

Eva Dité, El Awadalla, Edith<br />

Leyrer,u.a.m.<br />

Aera, 1., Gonzagagasse 11, T. 01/533 53 14,<br />

lokal-theater@aera.at, www.aera.at,<br />

Kosten: der Eintrittspreis wird erwürfelt,<br />

der Reingewinn kommt der „Aktion<br />

Schlafsack“ für Obdachlose zugute.<br />

17.1.-4.2., 20.30, Wien<br />

Mein junges idiotisches Herz von<br />

Anja Hilling<br />

KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />

T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />

www.kosmostheater.at, Karten: 15,-/13,- Euro<br />

24., 26., 27., 28.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Wien<br />

„Schuhe lügen nie“ von und mit Eva D.<br />

Spektakel, 5., Hamburgerstraße 14,<br />

T.01/587 06 53, office@spektakel.biz,<br />

www.spektakel.at<br />

seminar.workshop<br />

5.12., 18.00, Mattersburg<br />

Frauenschreibwerkstatt mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7<br />

210 Mattersburg, Wulkalände 2, Anm.:<br />

T. 02626/677 10<br />

10.12., 15-18.00, Wien<br />

Das D.I.Y. Konzept in der Riot Grrl-Bewegung<br />

als feministische Utopie? Arbeit<br />

und Politik – Teil III<br />

Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

Anmeldung: office@frauenhetz.at,<br />

www.frauenhetz.at, Kosten: 5,- Euro,<br />

barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />

10.12., 15-18.00, Wien<br />

Das D.I.Y. Konzept in der Riot Grrl-Bewegung<br />

als feministische Utopie?<br />

Arbeit und Politik – Teil III<br />

Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

Anmeldung: T. 01/715 98 88, office@frauenhetz.at,<br />

www.frauenhetz.at,<br />

Kosten: 5,- Euro, barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />

13./14.1.<strong>2006</strong>, Linz<br />

Nicht mit dir – und auchnicht ohne<br />

dich! Seminar zu schwierigen Beziehungen<br />

und H<strong>an</strong>dlungsalternativen<br />

mit Karin Lackner<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />

4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, Kosten: 68,- Euro,<br />

13.1.<strong>2006</strong>: 15-19.00, 14.1.<strong>2006</strong>: 10-18.00,<br />

Anmeldeschluss: 9.1.<strong>2006</strong><br />

20.-22.1.<strong>2006</strong>, Linz<br />

Vom Duft des Doppelpunktes. Sinnlich-kreative<br />

Schreibwerkstatt mit<br />

Petra Öllinger<br />

Kevin Blechdom<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />

4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />

www.fgz-linz.at, Kosten: 75,- Euro,<br />

20.1.<strong>2006</strong>: 17-20.00, 21.1.<strong>2006</strong>: 9-17.00,<br />

22.1.<strong>2006</strong>: 9-13.00, Anmeldeschluss: 13.1.<strong>2006</strong><br />

9. und 23.1. <strong>2006</strong>, 18.30-20.00, Wien<br />

Sie haben es satt!? Treffpunkt für Angehörige<br />

von Mädchen und Frauen<br />

mit Essstörungen. Leiterinnen Julia Kastenhuber<br />

und Joh<strong>an</strong>na Foltinek, Klinische<br />

und Gesundheitspsychologin<br />

Frauengesundheitszentrum F.E.M. in der<br />

Semmelweis Frauenklinik, 18.,<br />

Bastiengasse 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />

Kosten: 10,- Euro/Abend<br />

ab 25.1.<strong>2006</strong>, 17-20.15, Wien<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit Missbrauchs-<br />

und Gewalterfahrungen.<br />

Leitung Bettina Reinisch<br />

Institut Frauensache, Ver<strong>an</strong>staltungsort:<br />

Notruf für vergewaltigte Frauen,<br />

T. 01/895 84 40, reinisch@frauensache.at,<br />

10 Abende im 2 Wochen-Ryhtmus,<br />

jeweils Mi 17-20.15, Kosten 200,- Euro,<br />

Voraussetzung:Vorerfahrung in Einzelpsychotherapie,Vorgespräch<br />

erforderlich!<br />

vortrag.diskussion<br />

2.12., 16.12. und 20.1., Wien<br />

Villa Lesbentreff. Videoabend „The L<br />

Word!“, Queer Theory Einführungsabend<br />

mit Sushi bzw. Lesbischer Sex<br />

im Gespräch mit Dr. Alice Chwosta<br />

Villa, 6., Linke Wienzeile 102,T. 01/586 8150,<br />

lila.tip@gmx.at,www.villa.at/lilatip/index.php<br />

5.12., 19.00, Linz<br />

Frauen und ihre Lohnsituation in<br />

Österreich. „Diskuthek“ mit der Linzer<br />

Gemeinderätin Edith Schmid<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, Infos:<br />

ver<strong>an</strong>staltungen@frauenzentrum.at,<br />

www.frauenzentrum.at<br />

7.12., 19.00<br />

Podiumsdiskussion „Frauen im Kontext<br />

struktureller Gewalt“. Abschluss des Themenschwerpunkts<br />

strukturelle Gewalt<br />

Cafe Palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8,<br />

T. 0316/712 448, palaver@frauenservice.org,<br />

Infos: Unabhängige Frauenbeauftragte der<br />

Stadt Graz, Brigitte Hinteregger,<br />

T. 0316/872-4660,<br />

www.frauenbeauftragte.at, nur für Frauen<br />

9.12., 20.00, Innsbruck<br />

„I w<strong>an</strong>na be your Che..“ Mit Helga<br />

Treichl und Rosa Reitsamer<br />

k.u.u.g.e.l. – Kritische Universität und<br />

Gesellschafts-Em<strong>an</strong>zipatorische Lehre,<br />

Ver<strong>an</strong>staltungsort im p.m.k., 6020<br />

Innsbruck, Viaduktbögen 19-20,<br />

T. 0512/908049, www.pmk.or.at, kuugel:<br />

kuugel.redefreiheit.net, Eintritt frei<br />

10.12., 17-23.00,Wien<br />

Festakt <strong>an</strong>lässlich fünf Jahre Courage<br />

mit Fachsymposium und ExpertInnendiskussion<br />

mit Margret Aull vom Bundesverb<strong>an</strong>d<br />

für Psychotherapie, Brigitte<br />

Cizek vom Institut für Familienforschung),<br />

Helmut Graupner vom Rechts<br />

komitee Lambda, Udo Rauchfleisch und<br />

Heide Schmidt vom Institut für eine offene<br />

Gesellschaft und Joh<strong>an</strong>nes Wahala<br />

von der Beratungsstelle Courage<br />

Palais Eschenbach, 1010 Wien,<br />

Eschenbachgasse 11, Infos: Courage,<br />

T.01/585 69 66, www.courage-beratung.at<br />

10.12., 19.30, Wien<br />

„We all live subsidized lives.“ Bedürftigkeit<br />

als menschlicher Normalzust<strong>an</strong>d<br />

und als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für eine<br />

erneuerte Politik des Sozialen. Vortrag<br />

und Diskussion mit Michaela Moser<br />

von der Armutskonferenz<br />

Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

Anmeldung: T. 01/715 98 88,<br />

office@frauenhetz.at, www.frauenhetz.at,<br />

Kosten: 5,- Euro, barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

„Spätestens bei ihrer eigenwilligen Interpretation von Whitney Houstons ‚I Will Always<br />

Love You’ bleibt gar<strong>an</strong>tiert kein Auge mehr trocken“, verspricht der Kulturverein<br />

KAPU in der KAPUzine. Es geht um Kevin Blechdom, die Frau mit dem Männerpseudonym<br />

und ihren Auftritt am 17.12. Nach dem Longplayer „Bitches Without<br />

Britches“ erschien <strong>2005</strong> „ Eat My Heart Out“, quasi „verselbstständigter Feminismus<br />

vor dem Hintergrund einzigartiger Musik“. Auf ihrer aktuellen Tour wird sie<br />

von Pl<strong>an</strong>ning the Rock, einer weiteren One-Wom<strong>an</strong>-Show begleitet.<br />

17.12., 21.30, KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36, T. 0732/779 660, www.kapu.or.at<br />

Fo t o : Q u e e r b e at<br />

16.12., 16-23.00, Wien<br />

Feministische Strategien gegen sexistische<br />

Männergewalt. Eine Diskussion<br />

verschiedener Ansätze zur Stärkung von<br />

Selbstorg<strong>an</strong>isierung, Solidarität und Widerst<strong>an</strong>d<br />

von uns Frauen<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlgasse, für Frauen freier Eintritt bzw.<br />

Spenden (für FZ), 16-19.00 Podium zum<br />

Vorstellen von Projekten, 19-20.00<br />

Frauenvolxküche/Essen, 20-21.30<br />

Arbeitskreise/Kleingruppendiskussion und<br />

Feminisstische Strategien, 22 -23 h Diskussion<br />

in der Großgruppe, nähere Infos: lesbenfrauennachrichten@gmx.at<br />

bzw. T. 01/408 50 57<br />

11.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Fr<strong>an</strong>kfurt<br />

Die friedfertige Antisemitin? Kritische<br />

Theorie über Geschlechterverhältnis<br />

und Antisemitismus.Vortrag und Diskussion<br />

mit Ljilj<strong>an</strong>a Radonic<br />

Ver<strong>an</strong>staltung des Café Critique am<br />

Institut für vergleichende Irrelev<strong>an</strong>z, 60325<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt/MainKettenhofweg 130,<br />

www.copyriot.com bzw.<br />

www.cafecritique.priv.at<br />

11.1. <strong>2006</strong>, 18.30, Wien<br />

Queer Politics: H<strong>an</strong>deln ohne Identitätsbegriff.<br />

Buchpräsentation und<br />

Diskussion mit Gudrun Perko, Moderation:<br />

Sushila Mesquita<br />

Stichwort – Archiv der Frauen- und<br />

Lesbenbewegung,<br />

15., Diefenbachgasse 38,<br />

www.stichwort.or.at,<br />

Kosten: 2,90 Euro, Nur für Frauen,<br />

Tr<strong>an</strong>sgender willkommen!<br />

25.1., 18.30, Wien<br />

Feministische Theorie und Geschlechterforschung:<br />

Gesellschaftskörper und<br />

Geschlechtskörper bei Oliva Sabuco<br />

de N<strong>an</strong>tes y Berrera.<br />

Mit Marlen Bidwell-Steiner<br />

IWK, 9., Berggasse 17,<br />

www.univie.ac.at/iwk<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

ausstellung<br />

bis 7.12., Wien<br />

Motion Parade. Junge Kunst aus<br />

Rumänien<br />

WUK Fotogalerie, 9., Währinger Str. 59,<br />

www.wuk.at<br />

bis 11.12., Zwettl<br />

Körper/ Kleider.<br />

Von Petra Buchegger und Ewa Kaja<br />

Galerie Blaugelbezwettl, 3910 Zwettl,<br />

Propstei 1, info@blaugelbezwettl.com,<br />

www.blaugelbezwettl.com, Fr 14-18.00,<br />

Sa/So 10-12.00 und 14-18.00<br />

13.-20.12., Wien<br />

ipsum. Frauen und Männern in Baluchist<strong>an</strong><br />

drücken ihre Lebensrealitäten aus<br />

und verwenden Fotografie und akustische<br />

Aufnahmen als Stimme<br />

Ipsum Ausstellung,<br />

7., Lerchenfelderstraße 59, Vernissage am<br />

13.12. um 18.00,<br />

Nähere Infos: www.ipsum.at<br />

bis 17.12., 13-17.00, Krems<br />

Environment „Krieg im Frieden“<br />

von Friederike Grühbaum und<br />

Andrea Brunner<br />

Offenes Atelier funkundküste in der<br />

Kremser Kunstmeile, 3504 Krems/Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstrasse 14, Mo, Do, Sa und<br />

nach persönlicher Vereinbarung,<br />

T. 0650/505 09 55, funkundkueste@aon.at<br />

bis 18.12., Wien<br />

Wie Gesellschaft und Politik ins Bild<br />

kommen. Kuratorin Sabine Breitwieser.<br />

Mit Klub Zwei<br />

Generali Foundation,<br />

4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />

T. 01/504 98 80,<br />

Di-So 11-18.00, Do bis 20.00<br />

bis 8.1., Wien<br />

geheimesache:leben. Schwule und<br />

Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts<br />

Neustifthalle, 7., Neustiftgasse 73-75,<br />

www.geheimesache.at<br />

bis 29.1., Wien<br />

Männerwelten und Frauenzimmer<br />

Wien Museum Karlsplatz, 4., Karlsplatz,<br />

Di-So, inkl. Feiertag: 9-18.00<br />

bis 5.2., Wien<br />

LOUISE BOURGEOIS „ALLER-RETOUR“<br />

Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />

www.kunsthallewien.at,<br />

täglich 10-19.00, Do 10-22.00<br />

bis 11.2., Wien<br />

Bild UND Schrift. Arbeiten von C<strong>an</strong><strong>an</strong><br />

Dagdelen, Brigitta Malche, u.v.a.<br />

Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstr. 31,<br />

www.atrium-ed-arte.at,<br />

Do-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00<br />

bis 12.2., Krems<br />

Real. Junges Österreich<br />

Kunsthalle Krems, 3509 Krems–Stein,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 8, T. 02732/908 010,<br />

www.kunsthalle.at, tägl. 10–17.00<br />

bis 26.2., Wien<br />

Deja-vu. Der Augenblick der Nachträglichkeit<br />

in der zeitgenössischen Kunst<br />

Atelier Augarten, 2., Scherzergasse 1a,<br />

www.atelier-augarten.at, Di-So: 10-18.00<br />

lesung<br />

7.12., 19.30, Linz<br />

hellwach – L<strong>an</strong>ge Nacht der<br />

Autorinnen. Mit Waltraud Seidlhofer,<br />

Andrea Starmayr, Roswitha<br />

Zauner u.v.a.m.<br />

StifterHaus, 4020 Linz, Adalbert-Stifter-<br />

Platz 1, Infos: www.stifter-haus.at bzw.<br />

Frauenbüro der Stadt Linz,<br />

www.linz.at/22318_22190.asp bzw.<br />

Fiftitu%, T. 0732770 353,<br />

iftitu@servus.at, www.fiftitu.at<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

8.12., 20.00, Wien<br />

Buchpräsentation „Das Ottakringer<br />

Settlement“ über ein von jüdischen<br />

Frauen wesentlich initiiertes und getragenes<br />

Sozialprojekt. Moderation:<br />

Hilde Grammel<br />

Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11, T. 01/406 37 54<br />

9.12., 19.00, Wien<br />

Ljublj<strong>an</strong>a – Wien. (Lesben-)Literatur<br />

über die Grenzen hinweg. Helga<br />

P<strong>an</strong>kratz und Suz<strong>an</strong>a Tratniks lesen<br />

auf slowenisch und deutsch aus ih<br />

ren Büchern „Ich nenne mich Dami<strong>an</strong>“<br />

und „Amore?“. Moderation: Sus<strong>an</strong>ne<br />

Hochreiter<br />

Stichwort – Archiv der Frauen- und<br />

Lesbenbewegung, 15., Diefenbachgasse 38,<br />

www.stichwort.or.at, Kosten: 2,90 Euro,<br />

Nur für Frauen, Tr<strong>an</strong>sgender willkommen!<br />

16.12., 20.00 Uhr<br />

„Muttersprache lesbisch“. Lesung von<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz (Wien) und Suz<strong>an</strong>a<br />

Tratnik (Ljublj<strong>an</strong>a) aus den jeweiligen<br />

Werken, die in den letzten 10 Jahren<br />

in beiden Sprachen (slowenisch u.<br />

deutsch) erschienen sind<br />

Café Platzl, 9500 Villach, Freihausplatz 2,<br />

Eine Ver<strong>an</strong>staltung von KÄRNÖL<br />

Infos: www.kaernoel.at<br />

19.1.<strong>2006</strong>, 18.30, Wien<br />

Abenteurerin Bertha von Suttner –<br />

Die unbek<strong>an</strong>nten Georgien-Jahre 1876<br />

bis 1885.Buchpräsentation und Lesung<br />

mit Maria Enichlmair<br />

ÖGB-Seminarzentrum Strudlhof, 9.,<br />

Strudlhofgasse 10, www.voegb.at/events,<br />

Anmeldung: Fax 01/534 44/582 oder<br />

bildung@oegb.at<br />

26.1., 18.30, Wien<br />

Helene Scheu-Riesz (1880-1970) –<br />

Eine Frau zwischen den Welten. Buchpräsentation<br />

IWK, 9., Berggasse 17,<br />

www.univie.ac.at/iwk<br />

aktivitäten<br />

3./4.12. bzw. 14./15.1.<strong>2006</strong>, 10-19.00,<br />

Wien<br />

WEN DO – Grundkurs und Fortgeschrittenenkurs<br />

FZ, 9., Währinger Str. 59/6/2, Nähere Infos<br />

und Folder: T. 01/408 50 57, auf@auf-einefrauenzeitschrift.at,<br />

nur für Frauen<br />

15.12., 19.30, Wien<br />

Wir stehen auf den Schultern von Riesinnen<br />

und wissen es nicht.<br />

Feministisches Erzählcafe 50:50=100%<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />

Prechtlgasse<br />

19.12., 19.00, Linz<br />

Weihnachtscafé im aFz mit frauenzeichen-Keks<br />

und Glühwein<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, Infos:<br />

ver<strong>an</strong>staltungen@frauenzentrum.at,<br />

www.frauenzentrum.at<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

EDV Übungswerkstatt für Frauen ohne<br />

EDV Kenntnisse oder Übung<br />

FREIRAUM Frauenberatungsstelle, 2620<br />

Neunkirchen,<br />

Wiener Straße 4/9 (Am Plätzl), T. 02635/611<br />

25, freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at, jeden MO<br />

von 13-16.00, Anmeldung erforderlich!<br />

Diskuthek im Frauencafe<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, jeden 1. Mo im Monat<br />

Frauencafé<br />

autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />

Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580<br />

839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />

Dykes on bikes Stammtisch. Der Motorradclub<br />

für Lesben<br />

Andino, 6., Münzwardeingasse 2,<br />

www.dykesonbikes.at, jeden 2. Montag<br />

Encounter-Gruppe für Lesben und<br />

Frauen, die sich DA nicht so sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T.<br />

01/895 84 40, office@frauensache.at, jeden<br />

2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich,<br />

Kosten: 21,- Euro<br />

Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />

Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />

Schwule und Lesben<br />

X-Bar, 6., Mariahilferstr.<br />

45/Raimundpassage 2, jeden 1. Mo<br />

Internet-Café für Frauen und Mädchen.<br />

Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00<br />

„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />

UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00<br />

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />

Erfahrungsaustausch für lesbische<br />

[Co]Mütter.<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />

jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />

Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit<br />

Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020<br />

Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />

abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />

Welser Runde - Lesben-, Bi- und<br />

Schwulen-Treff<br />

Cafe -Music Pub Urstein,<br />

4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />

Dick und Fit - Sport, Spiel und Körperspaß.<br />

Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse, 8010 Graz,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 119, Anmeldung unter<br />

0316/837 998, Di 19-21.00, Kosten: 72,- Euro<br />

für 12 Abende<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/716 02 20,<br />

office@frauenservice.at,<br />

jeden Di 19.30-21.00<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> goes TV!<br />

Sendestart: 14.12., 21.00,<br />

auf OKTO, Kabelplatz 8<br />

<strong>an</strong>.sturm<br />

Sara Palonis „Steckenpferd“ ist ein ironisches<br />

und postmodernes Indi<strong>an</strong>erInnenspiel<br />

m<strong>an</strong>n.<strong>schläge</strong><br />

Robert hat sich schon getraut! Wie er Radikalfeministinnen<br />

sieht und warum er glaubt, ein<br />

Feminist zu sein...<br />

Ringvorlesung: Die Lust der Veränderung.<br />

Feminismus als Kompetenz.<br />

Universität Innsbruck, 6020 Innsbruck,<br />

Innrain 52, Hörsaal 6, http://fem.uibk.ac.at,<br />

jeden Di ab 20.00<br />

Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />

Babys ein Film aus dem aktuellen<br />

Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />

den Kinosaal mitgenommen werden<br />

können<br />

Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />

jeden Di 11.00; T. 01/317 35 71,<br />

www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />

Geheimer Garten für Frauen<br />

und Mädchen<br />

15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum<br />

Stadtteilprojekt,<br />

T. 01/895 72 67, www.zeitraum.co.at<br />

Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für<br />

Frauen aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info:<br />

T. 01/545 43 93<br />

Offenes Atelier für Frauen.<br />

Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />

Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und<br />

Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />

www.8ung.at/kunsttherapie,<br />

Kosten: 20,- Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi und jeden 3. Di im Monat,<br />

jeweils von 18.30-21.00<br />

Dein Körper –Deine Verbündete.<br />

Leitung: Andrea Scheutz<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, 18-<br />

19.30, Anm. erforderlich! Kosten: 20,- Euro<br />

Ringvorlesung Gendered Subjects V:<br />

Geschlecht zwischen Aneignung<br />

und Enteignung<br />

Unicampus, 9., Spitalgasse 2, HS A, Hof 2,<br />

www.univie.ac.at/gender, Di 18-20.00<br />

ViennaMix. Verein von und für<br />

les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>tInnen<br />

in Wien<br />

MAREA ALTA-Keller,<br />

6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di, 20.00<br />

Mittwoch<br />

Frauencafé<br />

Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb,<br />

T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi<br />

Frauencafè<br />

Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />

4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1,<br />

T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at,<br />

immer Mi von 16.30-18.00, kostenlos,<br />

Anmeldung nicht erforderlich<br />

Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />

Frauen aller Länder-Café<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstrasse 4, T. 0512 / 56 47 78, 14-18.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />

Frauen-Treffpunkt<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-<br />

20, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen<br />

Frauenfest im U4<br />

U4, 12., Schönbrunner Str. 222,<br />

jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />

Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reisch<br />

Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />

Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />

www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />

14-tägig, Kosten: 16.- Euro/Termin<br />

Lesben-Fußballgruppe<br />

Aufschlag-BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />

Training jeden Mi 19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />

jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe<br />

für Frauen.<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.:<br />

T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro,<br />

jeden Mi 9-10.30, Einstieg jederzeit möglich<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />

Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3.<br />

Mi, 18-20.00, Anm.: T. 01/587 67 50<br />

SAPPHO – Gruppe für lesbische und bisexuelle<br />

Frauen, Beginn einer neuen Jahresgruppe.<br />

Ltg: Christine Swarowsky<br />

Beratungsstelle COURAGE, 6.,<br />

Windmühlgasse. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66,<br />

info@courage-beratung.at,<br />

www.courage-beratung.at,<br />

14-tägig, Mi 18.30 - 22.00,<br />

Termine: 05.10.; 19.10.; 02.11, 16.11., 30.11.,<br />

14.12., Kosten pro Abend: 48,- Euro,<br />

<strong>an</strong>.geheftet<br />

Diese Ausstellung ist wichtig:<br />

Geheimsache: Leben, Schwule und Lesben<br />

im Wien des 20. Jahrhunderts<br />

<strong>an</strong>.beraumt<br />

Who is a lady? Eine Rückschau auf das queere<br />

Ladyfest Wien 05<br />

<strong>an</strong>.probe<br />

Marty Hubers witziger Filmbeitrag<br />

„Der schlaffe Wink“ soll probiert werden!<br />

Zum Vormerken: Die zweite Sendung gibts schon am 11.1.<strong>2006</strong> wieder 21.00!


Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

Café St<strong>an</strong>dard,<br />

5., Margaretenstraße 63,<br />

Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen 40+<br />

mit Essstörungen<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

jeden Mi 18-19.30, Kosten: 8,- Euro,<br />

Anmeldung erforderlich: 0650/753 44 99<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />

bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />

jeden Do 20-23.00<br />

Internet-Nutzung<br />

FREIRAUM Frauenberatungsstelle,<br />

2620 Neunkirchen,<br />

Wiener Straße 4/9 (Am Plätzl),<br />

T. 02635/611 25,<br />

freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />

www.frauenberatung-freiraum.at,<br />

jeden Do von 9-12.00, Anmeldung<br />

erforderlich! Kosten: 1,50 Euro/h<br />

Mach dir ein Bild... portraitzeichnen,<br />

portraitmalen.<br />

Für Mädchen und Frauen mit Lust<br />

und Freude am Gestalten<br />

Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />

Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />

T. 02732/823 62,<br />

Kosten p.A. inklusive Material: 13,- Euro,<br />

jeden 3. Do, 18-20.00<br />

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />

für Frauen. Leiterin: Theresia<br />

Blatnek-Wondraczek<br />

Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />

Galgenbergstr. 2,<br />

T. 2822/522 71-0, Do 19-20.00<br />

„Komm Oma – surf mit mir!“<br />

Internet-Café für Jung und Alt<br />

Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />

T. 07289/66 55, keine Anm. erf.,<br />

Surfgebühr: 1,50 Euro/h,<br />

jeden Do 15-18.00<br />

Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />

Restaur<strong>an</strong>t Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 18, jeden Do ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />

www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />

Salone de Femme<br />

2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,<br />

1. Stock, ab 18.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />

jeden Do 20.30<br />

Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen,<br />

Zeitschriften und mehr.<br />

Von und für Frauen/Lesben<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />

Do und Fr 19-24.00, bzw. nach<br />

Vor<strong>an</strong>kündigung<br />

HOSI-Jugendabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

jeden Do ab 19.00<br />

Mahnwache und Speakerscorner gegen<br />

Schwarzor<strong>an</strong>ge<br />

Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />

20.00 und 20.15, jeden Do<br />

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />

Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />

T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00<br />

Schmökern, gustieren, plaudern, Tee<br />

trinken, Bücher kaufen<br />

Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7.,<br />

Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail:<br />

frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00<br />

Salam und Shalom<br />

Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben,<br />

Mädchen! Leitung: Barbara Tiwari<br />

(Psychotherapeutin iA)<br />

Praxis: 9., Alserbachstraße 8.<br />

Jeden DO 18-19.30h<br />

Anmeldung erforderlich!<br />

T. 01/283 24 90, Infos:<br />

http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392<br />

the body is the message. Körper-Inszenierungen<br />

und M<strong>an</strong>ifestationspraktiken<br />

in Kunst und Alltagskultur. Morphologie<br />

des Körpers und des Raumes.<br />

Vortragende: Felicitas Thun<br />

Akademie der bildenden Künste,<br />

1., Schillerplatz 3, HS M 20,<br />

T. 01/588 16 194, Do 10-11.30<br />

Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />

feuerschlucken etc.) willkommen:<br />

www.awadalla.at/content/widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />

Botschaft der besorgten Bürgerinnen,<br />

1., Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />

Freitag<br />

1. Linzer Lesbenstammtisch<br />

Restaur<strong>an</strong>t La Bohème, 4020 Linz,<br />

Domgasse 2, jeden 3. Fr. im Monat, ab<br />

20.00, www.hosilinz.at<br />

Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />

Bi Stammtisch<br />

Coffee Corner, 4020 Linz, Sms unter<br />

0664/380 70 42, jeden 1. Fr. im Monat<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/60 98 98,<br />

jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />

Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

– der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, meist<br />

einmal im Monat, 19-23.00,<br />

Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />

T. 0316/366 601<br />

Frauen aller Länder-Café<br />

Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />

Schöpfstraße 4, T. 0512 / 564 778, 19-23.00<br />

Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/580 839,<br />

www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />

g.spot. for queers to check in & freak out<br />

Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr<br />

Internet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />

jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />

Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, Infos:<br />

www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />

Samstag<br />

Mostviertel Andersrum.<br />

Lesbisch/schwules Treffen<br />

nähere Infos:<br />

mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />

T. for girls 0676/366 90 27,<br />

jeden 1. Sa im Monat<br />

Club Anderwelt<br />

6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />

Homoriental. Der multikulturelle Club<br />

für ein lesbisch/schwules Publikum<br />

und FreundInnen<br />

Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />

Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro,<br />

jeden 2. Sa; homoriental@gmx.net,<br />

Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch @Café Steinschlag<br />

Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />

Glockengasse 4, Frühstücksbuffet<br />

und Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro<br />

(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />

Labrys Lounge<br />

Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />

Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />

www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />

labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz,<br />

Schillerstr. 2, T. 05574/455 38,<br />

e-mail: frauengetriebe @aon.at,<br />

jeden 1. So ab 10.30<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14.,<br />

Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at,<br />

Eintritt: 14.- Euro. Bitte um Anmeldung bis<br />

jeweils Samstag! sonja.c@gmx.at o.<br />

T. 01/988 98-214, jeden 3. So<br />

Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />

Süchtige<br />

13., St.Veitg. 25,T. 0676/787 91 44, j. So 19.30<br />

Weiber-Frühstück: Video, Diskussion,<br />

Provokation, feministische Literatur,<br />

veg<strong>an</strong>es Buffet<br />

E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />

alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />

für schwule und lesbische Paare<br />

aus.weg. 80469 München,<br />

Baaderstr. 36/4, Infos: 01520/ 299 11 43,<br />

info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5,<br />

T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26,<br />

T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />

Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische<br />

Beratung sowie<br />

Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür - Frauenservicestelle,<br />

7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />

T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt,<br />

Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Arabisch-jüdische Beziehungen versprechen meist Sp<strong>an</strong>nung und das auch in kultureller Hinsicht – <strong>an</strong> diesem<br />

Abend allerdings ausschließlich im positiven Sinne. Der Klezmer-Jazz-Abend mit der Tänzerin Mouna Sabbagh, die<br />

in Syrien geboren wurde und Nirit Sommerfeld, in Israel geborene Sängerin zeigt wie Konflikte in einer ausdruckstarken<br />

musikalisch-tänzerischen Produktion überwunden werden können. Dabei unterstützt werden die beiden<br />

von der B<strong>an</strong>d Klezmorim.<br />

9.12., 20.00, Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Straße 18, T. 02742/21130, Kosten: 20,- Euro, www.bih.at<br />

Fo t o : B ü h n e i m H o f<br />

Beratung, Gruppen, Kurse,<br />

Vorträge für Frauen. Auch<br />

muttersprachliche Beratung.<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />

Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00<br />

Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />

von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11, T. 0732/77 60<br />

70, maiz@servus.at, www.servust.at/maiz,<br />

Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00<br />

Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen<br />

und Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />

T. 0662/442 255<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />

Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00<br />

Patchwork-Familien-Service.<br />

Mit Margit Picher<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />

Anmeldung erforderlich<br />

Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(1,50 Euro), Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />

und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />

www.fgz.co.at,<br />

Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />

Verhütungsberatung für Mädchen<br />

und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />

Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />

abz.get ready. DIE Beratungsstelle für<br />

junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />

Frauen mit Kind<br />

abz. Austria, 8., Wickenburggasse 26/5,<br />

T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />

www.abzaustria.at,<br />

Mo - Do 9-16.00, Fr 9-12.00,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden Fo<br />

Filme zu sexueller Gewalt<br />

Im Rahmen des Frauenzentrum-Schwerpunkts zu Gewalt<br />

gegen Mädchen und Frauen, (siehe Termine) wird<br />

Ende <strong>Jänner</strong> sexuelle Gewalt gegen Mädchen und junge<br />

Frauen und sexueller „Missbrauch“ thematisiert. Zu sehen<br />

sind eine ORF Dokumentation zu „Sexueller Missbrauch“,„Väter<br />

als Täter“ von Ricky Reichel,„Laut und<br />

deutlich“, ein Dokumentarfilm von Maria Arlamovsky<br />

über das Leben nach sexuellem Missbrauch, bei dem fünf<br />

Frauen und ein M<strong>an</strong>n, darunter Anja (Foto) über ihre Erfahrungen<br />

erzählen und „girls town“ ein deutscher Spielfilm<br />

über vier junge Frauen, die sexuelle Gewalt erleb-<br />

(t)en, sich als Freundinnen unterstützen und sich wehren.<br />

26.1.<strong>2006</strong>, 19.30, FZ, 9.,Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse,<br />

Infos zu weiteren Filmschwerpunkten sowie zum Ver<strong>an</strong>staltungsschwerpunkt<br />

„Feministische Strategien gegen sexistische Männergewalt“<br />

unter lesbenfrauennachrichten@gmx.at oder<br />

T. 01/408 50 57 (Anrufbee<strong>an</strong>tworterin)<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Missbrauchserfahrungenin<br />

der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen,<br />

1., Seitenstetteng. 5/7, Info:<br />

T. 0676/717 29 67<br />

Beratung, Kurse, Information für geistig<br />

oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre Angehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />

T. 01/714 39 39<br />

Bright Future für Frauen und<br />

Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM<br />

(female genital mutilation) und Frauengesundheit<br />

Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />

9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93,<br />

Mo-Fr , 9-17.00,<br />

Terminvereinbarung erforderlich!<br />

Coming Out Gruppe<br />

Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,<br />

T. 01/586 8150,<br />

www.villa.at/lilatip/index.php,<br />

Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />

Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />

Tel. Beratung Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00<br />

unter T. 01/476 15-5775 sowie unter<br />

fem@aon.at<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster, Kinderu.<br />

Jugendpsychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5772,<br />

Erstgespräch kostenlos, weitere 4,- Euro<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />

Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin:<br />

Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin<br />

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />

Kosten: 23,- Euro<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-5771<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71<br />

Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />

Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />

Sexualberatung – Was Sie schon l<strong>an</strong>ge<br />

oder gerade jetzt dringend besprechen<br />

wollten. Leitung: J. Kastenhuber,<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/ Einzeloder<br />

Paarberatung<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“. Leiterin:<br />

Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772<br />

radio.fixtermin<br />

t o : G e y r h a l t e r Fi l m p ro d u c t i o n s<br />

Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />

Di 13.00-14.00<br />

Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air. Weibliche<br />

Realitäten in den Ländern des<br />

„Südens“<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />

Di 18.00-19.00<br />

ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.Von<br />

Frauen für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feminist. Radioprogramm<br />

radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine zu<br />

Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />

/bauch.bein.po – Die Sendung für die<br />

g<strong>an</strong>ze Frau<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do),<br />

La m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup<br />

(3. Do), Lourdes (4. Do)<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />

Fr 19.00-20.00<br />

SpacefemFM Frauenradio.<br />

Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />

Radio FRO. 105,0 MHz in Linz<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />

für Lesben/Frauenforum<br />

Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz, jeden 1. Fr<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

2.12., 20.00, Wien<br />

Präsentation der Frau des Monats<br />

<strong>Dezember</strong> <strong>2005</strong>: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Video, Ausstellung und Diskussion<br />

mit Helga P<strong>an</strong>kratz 2. 12., 20.00<br />

Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11,<br />

T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at<br />

9.12., 19.00, Wien<br />

FZ-Bar Singleparty. DJ-Line: DJ Dragon<br />

Frauenzentrum-Bar 9., Währinger Straße<br />

59/6 – Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse,<br />

www.fz-bar.wolfsmutter.com, fzbar@wolfsmutter.com,<br />

Einlass 19.00,<br />

Kosten ab 20.00: 4,- Euro, 23.00<br />

Votingabgabe, unbedingt vorher dort sein!<br />

16. 12., 19.00, Wien<br />

Tomboy & Butch. Looking for other<br />

dream couples. Die Party der <strong>an</strong>deren<br />

Art, ausgerichtet von Ana Hoffner<br />

Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11,<br />

T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at<br />

31.12., ab 20.00, Wien<br />

Große Silvesterparty. Eine Koproduktion<br />

von Frauencafé und Frauenzentrum<br />

FZ, 9., Währingerstr. 59/6,<br />

Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse<br />

28.1., Wien<br />

Regenbogenball <strong>2006</strong><br />

Parkhotel Schönbrunn, 13., Hietzinger<br />

Hauptstr. 10–20, www.hosiwien.at/ball/,<br />

ball@hosiwien.at<br />

diverses<br />

ab jetzt<br />

„Wie ich höre, reist die Baronin mit<br />

Schlagringen“. Interviewpartnerinnen,<br />

die in den 1950er und 1960er<br />

Jahrenin Österreich lesbisch gelebt<br />

haben, für ein dokumentarisches<br />

Filmprojekt gesucht!<br />

Infos bei Katharina Lampert, Faika Anna<br />

El-Nagashi und Cordula Thym,<br />

T. 0699/194 360 49,<br />

die.baronin@gmail.com<br />

bis 15.2.<strong>2006</strong><br />

SozialMarie. Preis für innovative und<br />

kreative Sozialprojekte.Teilnehmen können<br />

Initiativen,Vereine, NGOs, NPOs,<br />

Dotierung insges. 45.000,- Euro,<br />

Infos: Unruhe Privatstiftung, Maria<br />

Reichm<strong>an</strong>n, T.01/587 71 81/11,<br />

sozialmarie.unruhestiftung.org<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 2/06: 10.01.06<br />

termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />

aus.blick<br />

p olitik<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Februar<br />

Zw<strong>an</strong>gsverheiratung<br />

Ein Thema, das in den verg<strong>an</strong>genen Monaten immer<br />

wieder durch die Boulevardmedien gegeistert ist,<br />

auf feministische Sicht, von <strong>an</strong>derer Seite betrachtet<br />

wissenschaft<br />

Rassistische Diskurse<br />

Ein ExpertInneninterview zu den Begriffen „Rasse“<br />

und Geschlecht im Alltags- und Mediendiskursen.<br />

Margarete Jäger über die Symbolik des Kopftuches.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />

Buch Media Service<br />

Kuppitsch<br />

Morawa<br />

Winter<br />

Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Buchh. Polycollege<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Prachner<br />

Riedl<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

FIFTITU%<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

Wagnersche Buchh.<br />

Amazone-Zentrum<br />

Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1050<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

4020<br />

4600<br />

6020<br />

6900<br />

8010<br />

Wipplingerstr. 37<br />

Schottengasse 4<br />

Wollzeile 11<br />

L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Reinprechtsdorferstr. 38<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />

Kapuzinerstr. 36/1<br />

Dragonerstr. 22<br />

Museumstr. 4<br />

Kirchstr. 39<br />

Brockm<strong>an</strong>ng. 6


<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 12-01/05-06, dezember-jänner <strong>2005</strong>-<strong>2006</strong>/19. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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