Dezember 2005/Jänner 2006 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>12 01/<strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />
international<br />
Ambivalenz<br />
Bulgarische Literatinnen und ihr Versuch<br />
ehrlich zu sich selbst zu sein<br />
thema<br />
Abtreibung<br />
Damit Frauen nicht mehr fragen, ob sie<br />
etwas Verbotenes tun
auf.takt<br />
Unsere smarte Martina Madner heimst einen Preis<br />
nach dem <strong>an</strong>deren ein und niem<strong>an</strong>d weiß davon?<br />
Das k<strong>an</strong>n nicht sein.Wir gratulieren dir zu deinem<br />
Erfolg, hoffentlich bleibst du uns wenigstens noch<br />
eine Zeit l<strong>an</strong>g erhalten, bevor du von einer großen<br />
Zeitung abgeworben wirst. Ihre kritische und gründliche<br />
Aufarbeitung zum Thema Abtreibung (S.16-19)<br />
ist nämlich schon wieder gefährlich gut gelungen.<br />
Noch einen <strong>an</strong>deren Beitrag möchte ich unseren<br />
LeserInnen besonders empfehlen. Jenny Ungers Besuch<br />
bei der Ausstellung „Geheimsache: Leben,<br />
Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts“<br />
inspirierte sie nicht nur zu einem wunderbaren Text.<br />
Er ist gleichsam eine nachvollziehbare Reise in die<br />
Erinnerung <strong>an</strong> persönliche Lebens- und Konfliktsituationen.<br />
(ab S.32)<br />
Angesichts der immer noch herrschenden Vorurteile<br />
gelingt es vielleicht nicht immer den Verhältnissen<br />
mit Offenheit und Ironie zu begegnen. Aber m<strong>an</strong>chmal<br />
ist die Wahrheit nichts <strong>an</strong>deres als der Augenblick<br />
des großen Lachens, für den sich jede Mühe<br />
lohnt. Deshalb lachen wir, nicht nur zum Trotz, sondern<br />
auch weil uns Barbara Oberrauter mit ihrem<br />
feministischen Sitcomcheck (ab S.34) dazu verführt.<br />
Mit dem Humor als Berufung oder dem l<strong>an</strong>gen Weg<br />
„vom Sexsymbol zum feministischen Frechmaul“<br />
zeichnet die Wissenschafterin der Monats, Barbara<br />
Asen, ab Seite 22 die Em<strong>an</strong>zipation österreichischer<br />
Kabarettistinnen nach.<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n ist nicht nur Osteuropaexpertin<br />
und Herausgeberin von „Art in Migration“. Ihr unverkennbares<br />
Gespür zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort zu sein bereichert immer wieder die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.<br />
Auf den Seiten 14 und 15 werdet Ihr nicht nur sp<strong>an</strong>nende<br />
O-Töne bulgarischer Schriftstellerinnen entdecken,<br />
sondern auch die mysteriöse Bedeutung des<br />
weißen Seidenschals kennenlernen.<br />
Zu guter Letzt noch einen besonderen D<strong>an</strong>k <strong>an</strong><br />
Lea Susemichel (S.36f) und D<strong>an</strong>iela Fohn. Ohne die<br />
beiden, wäre <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> TV nicht das, was es ist.<br />
Lacht und bleibt hartnäckig, fordert Eure Rechte und<br />
zeigt Euch solidarisch.Wir brauchen Euch.<br />
Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Redaktion<br />
P.S.: Last but not least, ein D<strong>an</strong>ke auch <strong>an</strong> Sasyka<br />
Rudigier, die wie ein Wirbelwind durch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
fegt und Magazin wie TV mit zahlreichen Beiträgen<br />
bereichert, deshalb reinschauen, am 14.12. um 21.00!<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
Verflixt<br />
Sich als Feministin dem Katholizismus <strong>an</strong>zunähern ist nicht einfach<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
tr<strong>an</strong>sgender.rat<br />
Überschreitung der Grenze<br />
Die Vernetzung europäischer Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen beginnt<br />
g esundheits.t<strong>an</strong>dem<br />
Hautfarbe: ungeröntgt<br />
Gemeinsam eine optimale Gesundheitsversorgung gestalten<br />
bulgarien.literatur<br />
Gänsefüßchen-Feminismus<br />
Ehrliche Geständnisse über Alltag und Überlebenskunst<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Beruf Sexarbeiterin<br />
Moralfreie Ansichten zu einem Dienstleistunggewerbe<br />
thema.abtreibung<br />
Ein Thema zwischen 14 und 44<br />
Raus aus dem Strafrecht, denn Abtreibung ist Frauenrecht!<br />
forum.wissenschaft<br />
Freche Mäuler<br />
Frauen machen ohne „Blattl vorm Mund“ Kabarett<br />
a typisch.arbeiten<br />
Arm <strong>an</strong> Visionen<br />
KulturarbeiterInnen sind „Av<strong>an</strong>tgarde mit Selbstauftrag“<br />
geheimsache.leben<br />
Lebenszeit<br />
Eine Ausstellung zu offener Sinnlichkeit und geheimen Begehren<br />
thesen.desaster<br />
Der Sticom Check<br />
Weder Rose<strong>an</strong>ne, Ellen noch Sybill lassen sich in Klischees packen<br />
perform<strong>an</strong>ce.aktion<br />
Loras aktionistische Anteile<br />
Die (Re)Präsentation von Frauen in der Perform<strong>an</strong>cekunst<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Winter, was heißt hier Winter?<br />
H<strong>an</strong>ky-P<strong>an</strong>ky und Ding-Dong-Songs gegen kalte Füße<br />
lese.zeichen<br />
Code: lila Veilchen<br />
Lesbische Sexualität, Begehren und Erotik im Berlin der 1920er Jahre<br />
ge.sehen<br />
Der Stöckelschuheffekt<br />
Nachtschwärmerin aufgepasst! Wo hat frau was zum Feiern?!?<br />
05<br />
08<br />
10<br />
14<br />
24<br />
16<br />
22<br />
28<br />
32<br />
34<br />
36<br />
38<br />
39<br />
42
<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
office@<strong>an</strong>schlaege.at, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Redaktion: Renate Billeth/reb, Paula Bolyos/pabo, Karin<br />
Eckert/keck, D<strong>an</strong>iela Fohn/DF, Verena Fabris/vab, Svenja<br />
Häfner/svh, Gabi Horak/GaH, Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek,<br />
Sabine Klein/bik, Martina Madner/mad (Gesamtkoordination),<br />
Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Zoraida Nieto, Petra<br />
Öllinger/PÖ, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Sara Paloni/Sapa, Saskya<br />
Rudigier/s-r (Gesamtkoordination), Eva Steinheimer/ESt,<br />
Lea Susemichel/les<br />
Inserate, PR: Saskya Rudigier, inserate@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Barbara Asen, Nina Hechenberger/nina,<br />
Barbara Oberrauter/oba, Burgi Pirolt/burgi,<br />
Silke Pixner/pix, Elisabeth Schäfer, Elisabeth<br />
Steinkellner/ElSte, Jenny Unger/jung, Alina Zacher<br />
<strong>an</strong>.sage: Emilija Mitrovic & Elisabeth von Dücker<br />
neu.l<strong>an</strong>d: Tyma Kraitt<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Anahita Lucoj<strong>an</strong>nakis<br />
ge.sehen: Tyma Kraitt<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Sonja Eism<strong>an</strong>n & Ute Hölzl<br />
plus.minus: Eva Steinheimer<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Cover: Magdalena Blaszczuk<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Archiv Stichwort – Archiv der Frauen<br />
und Lesbenbewegung, AUF, Magdalena Blaszczuk,<br />
Ingrid Böhm, Bühne im Hof, Esther Crapelle, Frauen in<br />
Weiß, Geyrhalter Filmproductions, Martina H<strong>an</strong>dler,<br />
Katzenball,Tyma Kraitt, Babette M<strong>an</strong>gold, Elfriede Marx,<br />
Queer Beat, Saskya Rudigier, Eva Steinheimer, Britta Stroj,<br />
Verein Schwarze Frauen Community, Theresa Zotter<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Gabriele Artm<strong>an</strong>n<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft:„Octo wie Oktobus“ von Saskya Rudigier in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/05<br />
Or<strong>an</strong>ges auf Okto<br />
Liebes <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Team,<br />
als regelmäßige <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Leserin und<br />
engagierte Feministin einerseits und<br />
Mitarbeiterin von ORANGE 94.0 hab ich<br />
mich natürlich sehr über den Artikel<br />
zum CTV Wien und über euer Vorhaben,<br />
eine <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Sendung zu gestalten,<br />
gefreut.<br />
Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen,<br />
auf die ich euch gerne aufmerksam<br />
machen würde:<br />
1) Das Freie Radio in Wien heißt ‚ORAN-<br />
GE 94.0‘ und NICHT ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘. Ich<br />
weiß, dass die meisten Menschen uns<br />
als ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘ kennen, aber unserer<br />
offizieller Name ist es eben nicht. Das<br />
wollt ich euch eh schon länger mal sagen...<br />
:)<br />
2) Ich habe es sehr, sehr schade gefunden,<br />
dass der Artikel über OKTO in seiner<br />
Kopfzeile zwar ‚Radio Or<strong>an</strong>ge‘ und<br />
unsere Sendungsprinzipien erwähnt,<br />
aber im Text leider, leider nicht weiter<br />
darauf eingeht. Das ist aus folgendem<br />
Grund besonders bedauerlich:Wir haben<br />
als einziger Wiener Radiosender einen<br />
dezidiert als solchen ausgewiesenen<br />
Frauen- und Lesbenschwerpunkt<br />
im Programm (Montag bis Freitag,<br />
18.00-19.00), auf den wir auch sehr<br />
großen Wert legen.<br />
Insofern wäre es auf der einen Seite<br />
natürlich schön gewesen, dass in den<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n auch zu lesen. Auf der <strong>an</strong>deren<br />
Seite ist es seit einiger Zeit aber<br />
auch leider so, dass uns ‚engagierter<br />
feministischer Nachwuchs‘ in dieser<br />
Sendeschiene fehlt, was mich sehr traurig<br />
macht.<br />
Und als ich d<strong>an</strong>n den OKTO-Artikel las,<br />
hatte ich folgende Idee: Hättet ihr eventuell<br />
in der nächsten Ausgabe<br />
Platz/Lust, ORANGE 94.0 und v.a. den<br />
Frauen/Lesbenschwerpunkt ein bisschen<br />
näher vorzustellen? Es gibt auch<br />
die Möglichkeit, Interviews mit ORAN-<br />
GE-Mitarbeiterinnen zu machen o.ä.<br />
Das gäbe uns auch die Gelegenheit,<br />
nähere Kontakte zu knüpfen und euch<br />
unsere neuen, echt tollen Räumlichkeiten<br />
zu zeigen. Und vielleicht entstehen<br />
ja auch Ideen für eine weitere Zusammenarbeit?<br />
Denn Freies Radio k<strong>an</strong>n<br />
durchaus noch feministischer werden...<br />
Es würde mich sehr freuen, von euch zu<br />
hören.<br />
Eva Kuntschner<br />
Liebe Eva,<br />
wir freuen uns über deine Anregungen.<br />
Du hast recht! Ab sofort werden wir in<br />
den Termin<strong>an</strong>kündigungen das Radio<br />
vor ORANGE streichen.<br />
Nachdem wir CTV zudem einen unkorrekten<br />
Namen für ihren Kabelplatz verpassten<br />
und diese auch noch vor der ersten<br />
offiziellen Pressekonferenz veröffentlichten,<br />
wollen wir uns auch dafür<br />
entschuldigen.<br />
Dein Vorschlag, in einer der nächsten<br />
Ausgaben – Print oder TV – einen Artikel<br />
über eure Radiomacherinnen zu machen,<br />
finde ich großartig. Wir bleiben in<br />
Kontakt und freuen uns über weitere<br />
LeserInnenbriefe dieser Art!<br />
Betrifft:„Die Stadt der Frauen“ von Sara Paloni in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11/05<br />
Eratum<br />
Zu unserem Bedauern hat sich in der<br />
Hitze des letzten Produktionswochengefechts<br />
ein Fehler eingeschlichen. Irrtümlich<br />
hat die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Redaktion die<br />
7. internationale Stadt der Frauen in<br />
Ljublj<strong>an</strong>a ausgerufen. Das bemerkenswerte<br />
Festival für zeitgenössische<br />
Kunst, Theoriearbeit und politischen Aktionismus<br />
von Frauen f<strong>an</strong>d aber bereits<br />
zum 11. Mal statt.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Petra Öllinger<br />
Verflixt<br />
„Es gibt nicht Juden und Griechen, nicht Sklaven und<br />
Freie, nicht M<strong>an</strong>n und Frau, denn ihr alle seid ‚einer’ in<br />
Christus Jesus“, Galater, 3,28. Beim Blättern im Buch<br />
der Bücher stößt frau durchaus hin und wieder auf<br />
Kapitel und Verse, die der römisch-katholischen Kirchenobrigkeitsmeinung,<br />
Gleichheit von Weiblein und Männlein<br />
sei nicht gottgewollt, widersprechen. Verflixt, wie geht<br />
das aber nun zusammen: feministische Einstellung und römisch-katholische<br />
Kirche? Wie passt das zusammen: Frauen<br />
und der Verbleib innerhalb verkrusteter (Macht-)Strukturen<br />
inklusive systematischer Diskriminierung von „R<strong>an</strong>d“gruppen<br />
wie Frauen, Lesben, Schwule, Geschiedene,Wiederverheiratete.<br />
Da muss frau doch aus diesem „Verein“ ausbrechen, austreten.<br />
Oder? Selbst viele Jahre aktiv mit der römisch-katholischen<br />
Kirche verbunden, räumte ich nach der Matura das Feld.<br />
Verflixt, so einfach jedoch lassen sich Erfahrungen in der Katholischen<br />
Jungschar, in der Firmgruppe, im „Reli“-Unterricht<br />
inklusive sp<strong>an</strong>nender Diskussionen gefolgt vom Wunsch,<br />
Theologie zu studieren, nicht abstreifen. Oft tauchte die Frage<br />
in mir auf:Wie k<strong>an</strong>n das katholische Korsett überhaupt gesprengt<br />
werden, wenn das Weite gesucht wird? Also bleiben<br />
oder gehen? Jede Frau, die einigermaßen bei Sinnen ist, sollte<br />
gehen. Verflixt, ich kenne viele Frauen, die mehr als bei Sinnen<br />
und trotzdem geblieben sind; zumeist als aktive Gestalterinnen<br />
des kirchlich-religiösen Geschehens. Sie widerlegen viele<br />
Vorurteile, die häufig gegen sie gehegt werden: Konservatismus,<br />
Obrigkeitsgläubigkeit, Kritiklosigkeit. Sie sind keine<br />
Schäfchen, die einem Hirten blindlings hinterhertaumeln.<br />
Apropos Hirte: Die Wahl Josef Ratzingers zum Papst stößt bei<br />
vielen Katholikinnen auf geringe Begeisterung. Die wenigsten<br />
geben sich der Illusion hin, dass jetzt ein Vorwärtskommen<br />
oder überhaupt ein Reinkommen von Frauen in Entscheidungspositionen<br />
in Aussicht ist – die gläserne Decke unter<br />
der Kirchenkuppel.<br />
Frauen leisten den Hauptteil <strong>an</strong> – oft unbezahlter – Arbeit,<br />
und auch wenn sie in Laienorg<strong>an</strong>isationen und als kirchliche<br />
Angestellte arbeiten dürfen ist klar: Männer diktieren und,<br />
was häufig schlimmer ist, interpretieren die Regeln. „Männer<br />
haben in der katholischen Kirche das Monopol, den Glauben<br />
auszulegen. Fallen Frauen vom rechten Glauben ab, wenn sie<br />
nicht mehr alles glauben, was ihnen von Männern vorgesetzt<br />
wird?“, so Eva Rossm<strong>an</strong>n in der Einleitung ihres Buches<br />
„Die Angst der Kirche vor den Frauen“. Verflixt, wahrscheinlich<br />
sind d<strong>an</strong>n alle, die das männliche Wort im Buch umdrehen,<br />
in Ewigkeit verdammt? Elizabeth Cady-St<strong>an</strong>ton hilf uns!<br />
Auf dass deine „Wom<strong>an</strong>’s Bible“, eine Darstellung und kritische<br />
Kommentierung von frauenbezogenen Bibelstellen, vor<br />
allem im deutschsprachigen Raum wieder vermehrt aufgelegt<br />
werden und für Diskussions-Zündstoff sorgen möge<br />
(auch wenn m<strong>an</strong>chen feministischen Theologinnen das Bibel-Zitieren<br />
als „Waffe“ im verbalen „Kreuzzug“ mittlerweile<br />
auf den Geist geht). Dass von den M<strong>an</strong>nen „oben“ keine<br />
Änderung gewünscht ist, liegt auf der H<strong>an</strong>d. Wer lässt sich<br />
schon gerne seiner Privilegien berauben? Verflixt. Aber<br />
„Raubversuche“ seitens der Jüngerinnen sind durchaus im<br />
G<strong>an</strong>g: m<strong>an</strong>chmal öffentlich „aufrührend“ wie die Weihe von<br />
sieben Frauen zu Priesterinnen im Jahr 2002, häufiger jedoch<br />
als stilles Vorgehen nach dem Motto „steter Tropfen höhlt die<br />
Kruste“. Beispiel Religionsunterreicht: Hier sehen Religionspädagoginnnen<br />
eine Möglichkeit, Spiritualität zu vermitteln<br />
und zu fördern, die die g<strong>an</strong>ze Schöpfung umfasst – ohne Diskriminierung<br />
von Menschen – sowie Wissen und Erkenntnisse<br />
aus der feministischen Theologie einfließen zu lassen.<br />
Beispiel Katholische Frauenbewegung: Viele Aktive agieren<br />
auf einer kritisch-feministischen Ebene speziell im Bereich<br />
Frauen-Entwicklungspolitik und sind weit entfernt von missionarisch-eifrigen<br />
Heilbringerinnen. Eines der „Gebote“: die<br />
Kompetenzen der Frauen zu stärken. Beispiel Ordensfrauen:<br />
Unter <strong>an</strong>derem bieten die Barmherzigen Schwestern in Wien<br />
sogen<strong>an</strong>nte Orientierungstage für Frauen, eine Möglichkeit,<br />
in Stille und/oder Gebet die eigene Lebenssituation zu reflektieren.<br />
Offen sind diese Rückzugstage für alle Interessentinnen,<br />
unabhängig von deren (Nicht-) Konfession, und ohne Bekehrungszw<strong>an</strong>g.<br />
Weltfremdheit, Verklemmtheit und Igitt-Haltung<br />
gegenüber Sexualität, keine Ahnung vom „wirklichen“<br />
Leben da „draußen“; althergebrachte Meinungen über Klosterschwestern,<br />
die hier sehr rasch auf eine erstaunlich offene<br />
und, frau glaubt es kaum, humorvolle Art „bekehrt“ werden.<br />
Feminismus und Katholizismus – scheinbar zwei verflixte Gegensätze,<br />
die durchaus zusammenpassen können. ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
girls parlament<br />
Frauen <strong>an</strong> die Macht!<br />
„Get Involved! – lokales/internationales Girls Parlament“ heißt das zweijährige<br />
Frauenförderungsprojekt, das von „Frauen ohne Grenzen“ ins Leben<br />
gerufen wurde und im Februar <strong>2006</strong> in Graz startet. Dabei h<strong>an</strong>delt<br />
es sich um ein Gemeinschaftsprojekt, das in Kooperation mit verschiedenen<br />
lateinamerik<strong>an</strong>ischen und südeuropäischen Ländern stattfindet.<br />
Vierzig jungen Frauen pro Projektgemeinde zwischen 15 und 24 Jahren<br />
soll die Ch<strong>an</strong>ce gegeben werden, in Workshops und Trainings selbst kleine<br />
politische Projekte durchzuführen, die Konsequenzen zu erleben und<br />
Ver<strong>an</strong>twortung dafür zu übernehmen. Ziel ist es, dass sie später selbst<br />
in der lokalen Politik Fuß fassen, Führungsqualitäten entwickeln und<br />
auch höhere Positionen erl<strong>an</strong>gen, so Martina H<strong>an</strong>dler, Projektm<strong>an</strong>agerin<br />
von „Frauen ohne Grenzen“. Themenschwerpunkte der rund 36 Trainingseinheiten<br />
sind beispielsweise „Identität und Orientierung“,„Gender<br />
und Führungsqualitäten“ und „Kommunikation“. Interessierte können<br />
sich schon jetzt im Frauenreferat Graz melden. Est<br />
Frauenreferat Graz: T. 0316/872-4670; www.girlsparliament.net<br />
„... die Mitversicherug für<br />
Homosexuelle und Lesben ...“<br />
So las mir eine Freundin unlängst aus dem<br />
ORF Teletext vor. Der Entscheid des VfGH<br />
zur Mitversicherung gleichgeschlechtlicher<br />
PartnerInnen ging durch alle Medien.<br />
Nur, dass die Berichterstattung sprachliche<br />
Probleme bereitet. Wer ist denn nun<br />
alles mitgemeint – oder auch nicht, mit<br />
dem Begriff „Homosexuelle“?<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
plus.minus<br />
bildersuche<br />
Real Sex<br />
Fo t o : M a r t i n a H a n d l r<br />
podiumsdiskussion<br />
M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n ich mich echt nur wundern.<br />
So brachte Der St<strong>an</strong>dard unlängst im samstäglichen<br />
Album ein Dossier zum Thema<br />
Asexualität. Leider gab`s keine passenden Fotos,<br />
also servierte m<strong>an</strong> einfach prominente<br />
Playboy-Nackte der letzten Jahrzehnte und<br />
warb damit gleichzeitig für das eben erschienene<br />
50 Jahre Playboy Buch. Versuchte da die<br />
Bildredaktion noch schnell die Krone auszustechen,<br />
weil das Experteninterview auf derselben<br />
Seite das Ende des „sexuellen Zeitalters“<br />
<strong>an</strong>kündigte? Kein Sex, dafür Sexismus?<br />
Eine glatte Themenverfehlung.(–)<br />
Menschenrecht PartnerInnenwahl<br />
Am 1.1.<strong>2006</strong> tritt das neue Fremdengesetz in Kraft. Der Verein Fibel lud aus<br />
diesem Anlass zu einer Podiumsdiskussion mit internationaler Beteiligung.<br />
In den Ländern der Diskut<strong>an</strong>tInnen (NL, D, F und A) hat sich in den letzten<br />
Jahren die rechtliche Lage von binationalen Paaren verschlechtert. Ihr Weg<br />
zum Leben zu zweit ist mit rechtlichen, behördlichen und sozialen Hürden<br />
versehen und zudem l<strong>an</strong>gwierig und kostspielig. Einerseits ist es Paaren<br />
meist nicht möglich, ohne Trauschein zusammenzuleben; wenn sie sich<br />
d<strong>an</strong>n zur Ehe entschließen, stehen die Personen sogleich unter dem<br />
„Generalverdacht“, eine Scheinehe zu führen. Ab 1. <strong>Jänner</strong> werden etwa die<br />
Daten Heiratswilliger vom St<strong>an</strong>desamt <strong>an</strong> die Fremdenpolizei weitergeleitet,<br />
damit diese überprüfen k<strong>an</strong>n, ob die Ehe denn auch „echt“ ist. Die<br />
erschwerten Vorraussetzungen für die Erteilung von Aufenthaltstiteln für<br />
ausländische EhepartnerInnen könnten zu Härtefällen führen und die in<br />
der Diskussion <strong>an</strong>gesprochenen Beispiele lassen fürwahr nichts Gutes<br />
ahnen. Die Verletzung von Grundrechten, ein kaum gerechtfertigtes<br />
Eindringen in die Privatsphäre und das Hochstilisieren von Fremden zu<br />
einer Gefahr für die Innere Sicherheit werden sich mit dem neuen<br />
Fremdengesetz voraussichtlich verstärken. burgi<br />
Fraueninitiative Bikulturelle Ehen und Lebensgemeinschaften, www.verein-fibel.at<br />
islamkonferenz<br />
Islam in a pluralistic World!<br />
Bei der Eröffnung der Konferenz „Islam in a Pluralistic World“ am 14.<br />
November stimmte nicht nur die feierliche Stimmung in den Sälen der<br />
Hofburg froh. Die Begrüßungsrede unserer Außenministerin ließ auch<br />
Hoffnung aufkommen – sollte doch die Thematik der Frauen im Islam<br />
ein Hauptthema der Konferenz sein. Auch der Beitrag der ir<strong>an</strong>ischen<br />
Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi unter den vielen Herren<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
zukunftsbilder<br />
Real World<br />
Zwei tolle Themen – Werbung und Kindergeld<br />
– treffen moment<strong>an</strong> auf Österreichs TV-Bildschirmen<br />
aufein<strong>an</strong>der. Unter dem Motto<br />
„Nachrichten aus der Zukunft“ ließ Sozialministerin<br />
Haubner eine sündteure Werbekampagne<br />
fürs Kindergeld kreieren. Der TV-Spot<br />
präsentiert eine Frau, die 2011 fünf Kinder hat,<br />
die d<strong>an</strong>k Kindergeld alle Wunschkinder sind.<br />
Dazu hat sie noch, d<strong>an</strong>k Zuverdienstgrenze,<br />
einen tollen Arbeitsplatz; und einen M<strong>an</strong>n,<br />
der der stylischen Wohnung nach, in der die<br />
Sieben leben, wohl auch Besserverdiener ist.<br />
So was nenn ich Social Fiction. (–)
Präsidenten und Exzellenzen stach heraus. Dass ihre Stelle am<br />
RednerInnenpult am zweiten Tag der Konferenz allerdings durch einen<br />
M<strong>an</strong>nbesetzt wurde, lässt sich hoffentlich auf eine Terminkollision<br />
zurückführen und nicht auf ihre Rede am Montag, in der sie sowohl<br />
einzelne Staaten als auch <strong>an</strong>dere Religionen nicht ungeschoren davonkommen<br />
ließ. Wer d<strong>an</strong>n aber „deutlich“ auf die Rolle der Frau einging<br />
war der Irakische Präsident Jalal Talab<strong>an</strong>i. Die voller Stolz gefertigte<br />
Verfassung des Irak stellt Frauen und Männer gleich. Das Parlament<br />
beherbergt 25 Prozent Frauen – es sind sechs Ministerinnen im Amt.<br />
Das wars d<strong>an</strong>n aber auch schon wieder mit einem der Hauptthemen.<br />
Durch die g<strong>an</strong>ze Konferenz zog sich allerdings ein ständiges Bekenntnis<br />
zum Pluralismus, zum Respekt und zum Dialog zwischen den VertreterInnen<br />
der einzelnen Staaten und Religionen. „Es gilt, endlich die Gemeinsamkeiten<br />
der Religionen hervorzukehren und nicht immer nur die<br />
Unterschiede zu betrachten“, wie schon Shirin Ebad betonte. nina<br />
gemeinderatswahl<br />
Wahlen <strong>an</strong>dersrum<br />
„Das erklärte Ziel der Initiative „Grüne <strong>an</strong>dersrum“ ist laut Homepage:<br />
„eine offene Gesellschaft, in der jeder frei entscheiden k<strong>an</strong>n, wen<br />
er/sie lieben will und mit wem er/sie sein Leben teilen will. Ohne<br />
Angst und Verachtung, ohne Benachteiligung und Einschränkung“.<br />
Ein Schritt weiter in Richtung Erfüllung dieses Wunsches führte der<br />
23.Oktober. Marco Schreuder k<strong>an</strong>n sich, nach Auswertung der Wahlresultate,<br />
über eine Angelobung als erster offen schwuler L<strong>an</strong>dtagsm<strong>an</strong>datar<br />
Österreichs freuen. Seine Kollegin Jennifer Kickert hat einen<br />
ebenso großen Erfolg zu verbuchen und wird zur ersten lesbischen<br />
Stellvertretenden Bezirksvorsteherin Wiens. Das Erzielen sol–<br />
cher Resultate ist wohl zu großen Teilen immer auch auf einen erfolgreichen<br />
Wahlkampf zurückzuführen. Nach diesem befragt, meinte<br />
Frau Kickert: „Es gab eigene Folder, in denen die K<strong>an</strong>didatInnen vorgestellt<br />
wurden, sowie Wahlkampfaktionen in der Szene.“ Doch das<br />
Wichtigste zum Schluss. Frau Kickert betonte ausdrücklich, dass die<br />
sexuelle Orientierung zwar einen wichtigen Stellenwert in der von<br />
ihr und ihren KollegInnen gemachten Politik einnehme, aber dass<br />
diese nicht nur auf diesen Aspekt reduziert werden dürfe. pix<br />
im parlament<br />
Ehe für alle<br />
Der Entscheid des Verfassungsgerichtshofes über die Mitversicherung<br />
gleichgeschlechtlicher PartnerInnen hat im November kurzfristig<br />
für Aufsehen gesorgt. Schnell wurde auch klar, dass die ÖVP die<br />
Mitversicherung lieber nur für Ehepaare reservieren würde, als sie für<br />
homosexuelle Paare zu ermöglichen. Dessen ungeachtet setzen die<br />
Grünen ihren Weg durch die parlamentarischen Inst<strong>an</strong>zen fort. Sowohl<br />
ein Antrag für die Einführung eines Zivilpaktes als auch für die<br />
Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare wurden im Nationalrat<br />
eingebracht und werden nach erster Lesung demnächst <strong>an</strong> den<br />
Justizausschuss weitergehen. Die Ehe für Homosexuelle lehnen beide<br />
Regierungsparteien ab. Einen Vorschlag für die Einführung von „eingetragenen<br />
Partnerschaften“ gibt es allerdings von Justizministerin<br />
Gastinger. Bleibt also abzuwarten, aber das Signal des VfGH war nicht<br />
zu übersehen. ESt<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
Saskya Rudigier sprach mit Elisabeth Cinatl<br />
Freigeboren<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
Courage, die Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt für gleichgeschlechtliche<br />
und tr<strong>an</strong>sGender Lebensweisen, feiert ihr fünfjähriges Bestehen am 10.12.<br />
mit dem Festakt „Freigeboren“ im Palais Eschenbach.Wie frei ist die Lebensweise<br />
von Les/Bi/Schwulen und Tr<strong>an</strong>sgenderpersonen in Österreich wirklich?<br />
Das gesellschaftliche Klima in Österreich ist in den letzten Jahren offener<br />
und freier geworden. Diese Entwicklung darf allerdings nicht über die Tatsache<br />
hinwegtäuschen, dass nach wie vor Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />
Tr<strong>an</strong>sGender-Personen Diskriminierungen und Ausgrenzung erfahren. Das<br />
Selbstmordrisiko ist bei Homosexuellen etwa sieben Mal so hoch wie bei<br />
Heterosexuellen, d.h. dass fast jeder dritte Selbstmordversuch in Österreich<br />
von einem gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen beg<strong>an</strong>gen<br />
wird. Hauptursache hierfür ist die oft m<strong>an</strong>gelnde soziale und familiäre Unterstützung.<br />
Die derzeitige politische und mediale Diskussion zum Thema<br />
Anerkennung gleichgeschlechtlicher PartnerInnenschaften macht deutlich,<br />
wie bris<strong>an</strong>t dieses Thema auch heute noch ist. Das „Nicht-Wahrnehmen-Wollen“<br />
einzelner PolitikerInnen etc. zeigt, wie groß die Homophobie<br />
in Österreich und wie viel Aufklärungs- und Bildungsarbeit noch zu leisten<br />
ist. Das Beispiel der Umsetzung der EU-Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsrichtlinie macht<br />
dies deutlich. Österreich hat diese Richtlinie – verspätet – im geringsten<br />
Maße umgesetzt, <strong>an</strong>statt ein g<strong>an</strong>zheitliches Antidiskriminierungsgesetz<br />
zu verabschieden. Homo- und Heterosexualität sind Entwicklungsvari<strong>an</strong>ten<br />
menschlicher Sexualität und daher ist es nicht eine Sache von Almosen,<br />
hier Rechte zu gewähren, sondern eine Frage der Menschenrechte.<br />
Wo seht ihr noch „ausbaufähiges“ Potential?<br />
Ausbaufähiges Potential sehe ich in der Aufklärungs- und Bildungsarbeit,<br />
v.a. im schulischen und außerschulischen Jugendbereich, in der MultiplikatorInnenaus-<br />
und -fortbildung. Eine Frage, die immer deutlicher auf uns zukommt,<br />
ist das Thema Alter(n). Es lebt die erste Generationen von Lesben,<br />
Schwulen und Tr<strong>an</strong>sGender-Personen, die einen Gutteil ihres Lebens nicht<br />
mehr im Totalverbot verbracht haben. Sie haben sich ein lebensl<strong>an</strong>ges Coming-Out<br />
erarbeitet und stehen im Alter wieder vor der Frage des Outings.<br />
Vor allem, wenn gleichgeschlechtlich empfindende Menschen in SeniorInnenheimen<br />
leben. Die Gefahr ist groß, die sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche<br />
Identität wieder verheimlichen zu müssen, wenn keine geeigneten<br />
Rahmenbedingungen aufgebaut werden. Es geht um die Schaffung<br />
von befriedigenden Lebensperspektiven, auch im Alter.<br />
Die Forschung im Bereich gleichgeschlechtliche und tr<strong>an</strong>sGender Lebensweisen<br />
liegt in Österreich so gut wie brach. Hier bedarf es der Bereitstellung<br />
fin<strong>an</strong>zieller Mittel von Seiten des Bundes bzw. der Länder, um die Lebensrealität<br />
von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Tr<strong>an</strong>sGender-Personen<br />
sichtbar zu machen und geeignete Maßnahmen zu setzten.<br />
Elisabeth Cinatl ist Koordinatorin von Courage, www.courage-beratung.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />
Fo t o : Es t h e r C ra p e l l e / w w w. a d k . at<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Überschreitung der Grenze<br />
Der erste europäische Tr<strong>an</strong>dsgenderrat in Wien zeigte trotz regionaler Unterschiede<br />
viele gemeinsame Erfahrungen. Eine Vernetzung auf europäischer Ebene<br />
scheint deshalb nur logisch. Von Alina Zacher<br />
Von 6.-9.November f<strong>an</strong>d der<br />
erste europäische Tr<strong>an</strong>sGenderrat<br />
in Wien statt. Es kamen<br />
Leute aus 21 Ländern und 73<br />
Org<strong>an</strong>isationen zusammen,<br />
um Grundlagen einer gemeinsamen<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Politik auf demokratischer<br />
Basis zu entwickeln. Zum ersten<br />
Mal wurden in sehr konzentrierter<br />
Form gegen die diskriminierende Körperpolitik<br />
fast aller Staaten Europas<br />
gemeinsam Strategien entwickelt<br />
und <strong>an</strong>gedacht.<br />
„Der Begriff Tr<strong>an</strong>sGender ist sehr<br />
vielfältig und drückt eine g<strong>an</strong>ze B<strong>an</strong>dbreite<br />
unterschiedlicher Lebensentwürfe<br />
aus. Es geht darum, das g<strong>an</strong>ze<br />
Kontinuum zu berücksichtigen und<br />
Leben zu können. Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen<br />
sind Menschen die Geschlechtsgrenzen<br />
überschreiten“, meint Arm<strong>an</strong>d<br />
Hotimsky. Einige Tr<strong>an</strong>sGender-<br />
Personen gehen den klassischen<br />
tr<strong>an</strong>ssexuellen Weg, der mit Hormontherapie<br />
und<br />
geschlechts<strong>an</strong>gleichender Operation<br />
verbunden ist. Die meisten leben<br />
vorübergehend oder kontinuierlich im<br />
„<strong>an</strong>deren“ Geschlecht, ohne über das<br />
notwendigste Maß körperlicher Anpassung<br />
hinauszugehen. Tr<strong>an</strong>sgender<br />
k<strong>an</strong>n in Zusammenh<strong>an</strong>g mit der queer<br />
theory gesehen werden, in der zwei-<br />
geschlechtliche Gesellschaftsnormen,<br />
Konzepte wie M<strong>an</strong>n, Frau, schwul oder<br />
lesbisch hinterfragt werden.<br />
Geschlechterzw<strong>an</strong>g. Gesellschaftlich findet<br />
eine Zuteilung zu M<strong>an</strong>n-Frau unhinterfragt<br />
statt, selbstbestimmte Geschlechtspositionen<br />
und Kontinuitäten<br />
werden kaum akzeptiert und sind<br />
kaum bek<strong>an</strong>nt. G<strong>an</strong>z besonders wird<br />
der Geschlechterrollenzw<strong>an</strong>g bei intersexuellen<br />
Menschen „beg<strong>an</strong>gen“.<br />
Bereits als Kleinstkinder werden sie<br />
dem Geschlechtsrollenbild entsprechend<br />
„zurechtgeschnitten“. Dies k<strong>an</strong>n<br />
eigentlich ebenso als „schädliche kulturelle<br />
Praktik“ des Westens <strong>an</strong>gesehen<br />
werden, gleich der weiblichen Genitalverstümmelung.Hermaphrodismus<br />
war kein Thema dieser Tagung,<br />
ist aber trotzdem ein Beispiel extremsten,<br />
unhinterfragten Geschlechterzw<strong>an</strong>ges,<br />
indem geschlechtliche Zwischenformen<br />
nicht geduldet werden.<br />
Andererseits gibt es aber auch<br />
gesellschaftliche „Zurechtweisungen“,<br />
in denen Menschen die Geschlechtlichkeit,<br />
etwa das Frau-Sein, abgesprochen<br />
wird. Als Beispiel von gesellschaftlich<br />
konstruierten, nicht selbstbestimmten<br />
Kontinuitäten können<br />
Leistungssportlerinnen gesehen werden,<br />
denen oft, aufgrund ihres Ausse-<br />
hens und ihrer Leistung ihr Frau-Sein,<br />
von der Gesellschaft abgesprochen<br />
wird. In diesem Fall wird die Frau oft<br />
als „nicht mehr Frau und noch nicht<br />
M<strong>an</strong>n“ gesehen, wodurch sich auch<br />
gesellschaftliche Hierarchien widerspiegeln.<br />
Es gibt viele Formen von<br />
Frau-Sein und viele Formen, das Frau-<br />
Sein abgesprochen zu bekommen, vor<br />
allem wenn die als selbstverständlich<br />
gesehenen Rollen nicht erfüllt werden.<br />
„Geschlechtsdiskriminierung<br />
k<strong>an</strong>n längst nicht mehr nur als<br />
Zurücksetzung aufgrund der ursprünglichenGeschlechtszugehörigkeit<br />
– also etwa aufgrund des Frauseins<br />
– verst<strong>an</strong>den werden. Sie muss<br />
in all den Facetten bekämpft werden,<br />
wo geschlechtsspezifische Verhaltensnormen<br />
aufgrund der Geschlechtszuweisung<br />
eingefordert werden, wie insbesondere<br />
dem Zw<strong>an</strong>g zu ‚femininem’<br />
Verhalten von Frauen im Arbeitsleben.<br />
Dieser Sexismus trifft Frauen, Männer<br />
und Tr<strong>an</strong>sGender gleichermaßen sobald<br />
diese die von ihnen erwartete<br />
Geschlechtskonformitäten nicht erfüllen“,<br />
sagt Eva Fels vom Verein Tr<strong>an</strong>sX,<br />
„So ist es nicht verwunderlich, dass<br />
der britische Tr<strong>an</strong>s-Aktivist Stephen<br />
Whittle für das Er- und Durchkämpfen<br />
längst bestehender Gender-Rechte für
Tr<strong>an</strong>sGenders plädierte und sich in<br />
der Strategie-Diskussion die Bereitschaft<br />
signalisierte, über die historische<br />
LGBT-Alli<strong>an</strong>zen hinausgehend Kooperationen<br />
mit fortschrittlich feministischen<br />
Kreisen zu suchen. Tr<strong>an</strong>sgender-Diskriminierung<br />
ist schließlich<br />
keine Diskriminierung aufgrund der<br />
geschlechtlichen Orientierung sondern<br />
aufgrund des Geschlechts selbst.<br />
Um den Lebensraum für Tr<strong>an</strong>sGenders<br />
zu öffnen muss der Sexismus und das<br />
Geschlechtssystem selbst hinterfragt<br />
werden.“<br />
Tagungsthemen und –ziele. Bei der ersten<br />
europäischen Tr<strong>an</strong>sGenderTagung in<br />
Wien waren das Thema Selbstbestimmung,<br />
eine weitreichende Vernetzung,<br />
die Formulierung einer gemeinsamen<br />
Position sowie deren Vertretung nach<br />
außen wichtige Diskussionspunkte .<br />
Antidiskriminierung und Menschenrechte<br />
bildeten den Argumentationsrahmen.<br />
Ziel war es, Punkte zu finden,<br />
um sie auf internationaler, europäischer<br />
und nationaler Ebene auf die<br />
politische Agenda setzen zu können.<br />
Die Ergebnisse wurden sowohl nach<br />
Mitgliedern, Gruppen und Ländern gewichtet<br />
ausgewertet und sind mittlerweile<br />
im Netz veröffentlicht. Überraschend<br />
war, dass trotz regionaler Unterschiede<br />
die Probleme von Tr<strong>an</strong>s-<br />
Gender Personen ähnlich sind:<br />
Die freie Wahl des Vornamens<br />
stellte einen zentralen Punkt dar,<br />
denn dieser drückt Persönlichkeit und<br />
Identität aus. Die freie Wahl des Vornamens,<br />
unabhängig vom Gschlecht,<br />
sowie ohne psychiatrische oder medizinische<br />
Untersuchungen und Beh<strong>an</strong>dlungen<br />
war deshalb eine gemeinsam<br />
formulierte Forderung der<br />
Tagung.<br />
Gesetzgebungen gegen Tr<strong>an</strong>s-<br />
Gender-Diskriminierungen, unabhängig<br />
ob eine offizielle Änderung des<br />
Gender stattgefunden hat oder nicht,<br />
und Schutz bei hate crimes waren<br />
weitere zentrale Themenbereiche,<br />
ebenso wie das Recht auf freie Wahl<br />
des Arztes/der Ärztin innerhalb der<br />
EU, oder dass Sterilisation keine Bedingung<br />
für die Änderung des Gender/Geschlechtsstatus<br />
sein darf.<br />
Befund: Identität. Das Recht, die<br />
„Kategorie“ Gender/Geschlecht in<br />
allen Identitätsdokumenten ändern<br />
zu können, sieht etwa in vielen<br />
Staaten recht unterschiedlich aus:<br />
In Ungarn wird für die rechtliche Anerkennung<br />
des Identitätsgeschlechts<br />
ein psychiatrischer Befund benötigt, in<br />
Großbrit<strong>an</strong>nien wird zusätzlich eine<br />
zweijährige Lebenspraxis im <strong>an</strong>zuerkennenden<br />
Geschlecht verl<strong>an</strong>gt – die<br />
Geburtsurkunde wird d<strong>an</strong>n unabhängig<br />
von der Operation geändert.<br />
In den meisten Staaten Westeuropas<br />
können Dokumente nur d<strong>an</strong>n geändert<br />
werden, wenn sich Betroffene<br />
nach Therapien auch geschlechts<strong>an</strong>passenden<br />
Operationen unterziehen.<br />
So wird in Deutschl<strong>an</strong>d sogar explizit<br />
Sterilität eingefordert, während in<br />
Irl<strong>an</strong>d und Portugal eine rechtliche<br />
Anerkennung des neuen Geschlechts<br />
nicht möglich ist.<br />
Europa nutzen heißt in diesem<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g sich zu vernetzen,<br />
die Situation von Tr<strong>an</strong>sGenderPersonen-Gruppen<br />
und -Gesetzen im Ländervergleich<br />
bek<strong>an</strong>nt zu machen, Ähnlichkeiten<br />
aber auch best practices zu<br />
finden. Die gen<strong>an</strong>nten Punkte können<br />
jetzt als gemeinsame Stimme nach<br />
außen getragen werden und als Argumentationsgrundlage<br />
und Expertise<br />
im Rahmen des „Civil Dialogues“ dienen<br />
– bei Stellungnahmen zu offenen<br />
Ausschreibungen zu Gesetzen und<br />
deren Entwürfen, sowie auch zu Direktiven<br />
und Empfehlungen auf europäischer<br />
Ebene, die d<strong>an</strong>n wieder auf das<br />
nationale Level „zurückfallen“.<br />
Der Wunsch und das Know-how<br />
auf europäischem Niveau tätig zu<br />
werden, haben sich bei der Tagung<br />
„getroffen“. Die Teilnehmenden haben<br />
ein hohes Maß <strong>an</strong> Engagement, Hintergrundinformationen,<br />
Wissen von<br />
EU-Strukturen, Org<strong>an</strong>isation von Tagungen,<br />
IT-Kenntnisse, Fähigkeiten Öffentlichkeit<br />
zu erreichen, eigene Erfahrungen<br />
und Hintergründe und vieles<br />
mehr zusammengetragen. Die Frage<br />
der Fin<strong>an</strong>zierung bleibt offen optimistisch,<br />
aber ein Weiterbestehen<br />
erscheint sehr wahrscheinlich. Ein<br />
Steering Committee wurde gebildet,<br />
ein neues Treffen und das Erarbeiten<br />
einer Constitution wurden <strong>an</strong>gedacht,<br />
die Internet Plattform bleibt als Basis<br />
der europaweiten Kommunikation bestehen<br />
und soll in den nächsten Monaten<br />
zu einer dynamischen Interakions-<br />
und Abstimmungsgrundlage ausgebaut<br />
werden.<br />
Mittels einer solchen Struktur<br />
können auf europäischer Ebene im<br />
Rahmen des „Civil Dialoges“ Forderungen<br />
eingebracht werden, Gesetzesentwürfe<br />
nicht nur gendered sondern<br />
jetzt auch tr<strong>an</strong>sgendered werden.<br />
Ähnliche Vernetzungen gibt es bereits,<br />
etwa die europäische Frauenlobby<br />
oder ILGA-Europe (International<br />
Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Association), welche<br />
bisher Tr<strong>an</strong>sGender Anliegen auch<br />
mitvertreten hat. Nun ist eine unabhängige<br />
Stimme außerhalb der GLB-<br />
Movement entst<strong>an</strong>den und aus ihr<br />
herausgewachsen“. ❚<br />
tr<strong>an</strong>sgenderrat<br />
Links:<br />
www.tgeu.net<br />
www.tr<strong>an</strong>sx.at<br />
www.gendertalk.tr<strong>an</strong>sgender.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o s : Ve r e i n S c h w a r ze Fra u e n Co m m u n i t y<br />
gesundheitst<strong>an</strong>dem<br />
Verein Schwarze Frauen<br />
Community (SFC),<br />
9., Währingerstr. 59/5/1,<br />
T./F.: 01/408 71 21,<br />
office@schwarzefrauen.net,<br />
www.schwarzefrauen.net<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Hautfarbe: ungeröntgt<br />
Mit dem GesundheitsT<strong>an</strong>dem ist ein sp<strong>an</strong>nendes Projekt zum Wissens- und<br />
Erfahrungsaustausch zwischen Gesundheitspersonal und Migr<strong>an</strong>tinnen, insbesondere<br />
Schwarzen Frauen, gelungen. Bei der Abschlussver<strong>an</strong>staltung war Eva Steinheimer<br />
Ein Freitagabend im EGA<br />
Frauenzentrum. Beatrice<br />
Achaleke, Obfrau der Schwarzen<br />
Frauen Community für<br />
Selbsthilfe und Frieden (SFC),<br />
begrüßt das Publikum, das sich zur<br />
Präsentation des Pilotprojekts GesundheitsT<strong>an</strong>dem<br />
eingefunden hat.<br />
Sie erzählt von der Ersten Bundes-<br />
tagung Schwarzer Frauen unterschiedlicher<br />
Herkunft in Österreich<br />
im September 2004. Org<strong>an</strong>isiert war<br />
diese Tagung von einer kleinen Gruppe<br />
engagierter Schwarzer Frauen der<br />
ein Jahr zuvor gegründeten SFC. Ansätze<br />
zur Vernetzung gab es schon<br />
seit etwa zehn Jahren, doch erst nach<br />
dem Tod von Cheib<strong>an</strong>i Wague, in des-<br />
sen Folge Schwarze Frauen bei der Org<strong>an</strong>isation<br />
von kollektiven Aktionen,<br />
wie Demos oder Mahnwachen, aktiv<br />
und sichtbar wurden, entst<strong>an</strong>d der<br />
Entschluss, auch als Verein <strong>an</strong> die Öffentlichkeit<br />
zu gehen. Die drei Hauptthemen<br />
der ersten Bundestagung<br />
waren Identität und Empowerment;<br />
Alltagsdiskriminierungen, Rassismus,
Sexismus und Gegenstrategien; sowie<br />
Schwarze Frauen und Gesundheit.<br />
Ergebnis der Tagung war ein<br />
österreichweiter Forderungskatalog<br />
<strong>an</strong> Gesellschaft, Politik, Wirtschaft,<br />
Bildungseinrichtungen und das Gesundheitssystem.<br />
Der Alltag. Im Bereich Gesundheit wurde<br />
schnell klar, dass Schwarze Frauen<br />
in Österreich oftmals keine optimale<br />
Gesundheitsversorgung erfahren.<br />
M<strong>an</strong>gelndes Wissen über interkulturellen<br />
Umg<strong>an</strong>g mit Patientinnen<br />
schafft Berührungsängste und sprachliche<br />
Barrieren führen zu Missverständnissen.<br />
Die Frauen sind mit unzureichender<br />
Information, geringem<br />
Einfühlungsvermögen und rassistischem<br />
Verhalten konfrontiert. Um all<br />
diese Punkte sollte es auch im GesundheitsT<strong>an</strong>dem<br />
gehen, das auf<br />
zwei Säulen aufgebaut ist: Erstens<br />
geht es um Information für Schwarze<br />
Frauen. Es gab Seminare zum österreichischen<br />
Gesundheitssystem, wobei<br />
zum Beispiel die neue e-card und<br />
ihre Verwendung ein wichtiges Thema<br />
war, zur Frauenheilkunde und zur<br />
Stressbewältigung. Zweitens soll ein<br />
Austausch zwischen Schwarzen Frauen<br />
und Gesundheits- und Pflegepersonal<br />
stattfinden. Dafür wurde die<br />
sog. T<strong>an</strong>dem-Methode gewählt, die<br />
ursprünglich für das paarweise Sprachenlernen<br />
entwickelt worden war. So<br />
wie sich auf einem T<strong>an</strong>dem zwei Menschen<br />
<strong>an</strong>strengen müssen, um vorwärts<br />
zu kommen, sollten in den Gesprächt<strong>an</strong>dems<br />
zwei Frauen gleichberechtigt<br />
von und mitein<strong>an</strong>der lernen.<br />
Im EGA geht der Abend mit D<strong>an</strong>ksagungen<br />
<strong>an</strong> die Sponsorinnen weiter.<br />
Fin<strong>an</strong>ziert wurde das Projekt von<br />
der MA 17 (Integrations- und Diversitäts<strong>an</strong>gelegenheiten),<br />
von der MA<br />
57 (Frauenbüro) und dem Bundesministerium<br />
für Gesundheit und Frauen.<br />
Wichtig war auch die Kooperation mit<br />
dem Wiener Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>staltenverbund<br />
(KAV). Zum Erfolg wurde das<br />
Projekt aber erst durch das Engagement<br />
der beteiligten Frauen. Die Projektleiterin<br />
Jennifer Imhoff berichtet<br />
in ihrem Resümee über die verschiedenen<br />
Phasen des Projekts: von der<br />
Org<strong>an</strong>isationsphase, in der sie alle<br />
noch nicht wussten, was sie erwarten<br />
würde, bis zur T<strong>an</strong>dem-Phase, wo die<br />
Arbeit erst richtig <strong>an</strong>fing, die Motivation<br />
m<strong>an</strong>chmal schwer war, weil lebenserhaltende<br />
Gründe, wie neue<br />
Jobs, einige Teilnehmerinnen ausscheiden<br />
ließen. Aber das Echo war<br />
enorm positiv, beide Seiten hatten<br />
viel vonein<strong>an</strong>der gelernt. Gerade auch<br />
die Seminare erfreuten sich großer<br />
Nachfrage. Die Open Space-Methode<br />
ermöglichte eine individuell auf die<br />
Gruppenbedürfnisse abgestimmte<br />
Diskussion. Die Stimmung in den Seminaren<br />
und Workshops vermittelt<br />
d<strong>an</strong>n eine Powerpoint-Präsentation<br />
mit vielen Fotos. Konzentriertes Arbeiten<br />
und lachende Gesichter untermauern<br />
die Berichte von Achaleke und Imhoff<br />
über die Produktivität der Gruppen<br />
und die neuen Freundinnenschaften,<br />
die hier geschlossen wurden.<br />
Die T<strong>an</strong>dems. Auch die T<strong>an</strong>demgruppen<br />
kommen <strong>an</strong> diesem Abend zu Wort.<br />
Eine Vierert<strong>an</strong>demgruppe hatte sich<br />
mit dem Thema Kaiserschnitt ausein<strong>an</strong>dergesetzt.<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt war,<br />
dass Hebammen, ÄrztInnen und<br />
Schwarze Frauen den Eindruck haben,<br />
dass die Kaiserschnittrate bei Schwarzen<br />
Frauen besonders hoch ist, was<br />
aber m<strong>an</strong>gels Studien nicht empirisch<br />
bewiesen ist. Die T<strong>an</strong>demfrauen fingen<br />
– ohne wissenschaftlichen Anspruch<br />
– <strong>an</strong>, Nachforschungen zu betreiben,<br />
indem sie u.a. ÄrztInnen und<br />
Hebammen zu ihrer Einschätzung befragten.<br />
Sie f<strong>an</strong>den zahlreiche Umstände,<br />
die eine mögliche höhere Kaiserschnittrate<br />
bei Schwarzen Frauen<br />
bedingen können. So gibt es psychosoziale<br />
Faktoren, wie un<strong>an</strong>genehme<br />
Kr<strong>an</strong>kenhausatmosphäre und unsensibles<br />
Personal, die Stress erzeugen<br />
und somit komplizierte Geburten erzeugen<br />
können. Kulturelle Gründe<br />
können unterschiedlicher Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Schmerz oder Angst sein. Ein<br />
großes Problem sind auch Sprachbarrieren.<br />
Von m<strong>an</strong>chen wurde außerdem<br />
ein „becken<strong>an</strong>atomischer Unterschied“<br />
behauptet, der von <strong>an</strong>deren<br />
aber verneint wurde. Scheinbar würden<br />
m<strong>an</strong>che ÄrztInnen einen <strong>an</strong>geblichen<br />
Unterschied aber als Grund für<br />
einen Kaiserschnitt benutzen, obwohl<br />
eher die oben gen<strong>an</strong>nten Faktoren<br />
ausschlaggebend sind. Das Kaiserschnitt-T<strong>an</strong>dem<br />
leitete aus seinem<br />
Bericht eine Reihe von Maßnahmen-<br />
vor<strong>schläge</strong>n ab: <strong>an</strong>tirassistische Sensibilisierung,Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
(Schulungen, Ausl<strong>an</strong>dserfahrungen),<br />
Einsatz von DolmetscherInnen,<br />
eine wissenschaftliche<br />
Studie zum Thema und Information<br />
für die betroffenen Frauen, in Sprachen,<br />
die diese gut verstehen.<br />
Eine weitere T<strong>an</strong>demgruppe fordert<br />
auf: „Suchen wir das Gemeinsame,<br />
nicht das Trennende“. Als Anschauungsmaterial<br />
halten die beiden<br />
Frauen zwei Röntgenaufnahmen des<br />
Brustkorbs ins Licht. Daraus lässt sich<br />
nicht erkennen, welche Hautfarbe die<br />
geröntgte Person hat, und dennoch<br />
machen Schwarze Frauen im Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
die Erfahrung, <strong>an</strong>ders gesehen<br />
zu werden, wegen der äußeren auch<br />
innere Unterschiede vermutet werden.<br />
Forderungen. Die Zeit ist schnell verg<strong>an</strong>gen<br />
<strong>an</strong> diesem Abend. Zum Schluss<br />
präsentiert Beatrice Achaleke noch<br />
den Forderungskatalog des SFC zur<br />
Gesundheit: Da ist zum wiederholten<br />
Mal die Forderung nach mehrsprachiger<br />
Information. Während es teilweise<br />
schon Infofolder in Türkisch oder Serbokroatisch<br />
gibt, gibt es keine Information<br />
auf Englisch oder Fr<strong>an</strong>zösisch,<br />
geschweige denn in afrik<strong>an</strong>ischen<br />
Sprachen. Weiters sollten die Patientinnen<br />
besser über ihre Rechte, zum<br />
Beispiel die PatientInnen<strong>an</strong>waltschaft,<br />
informiert werden. Ein zentraler Punkt<br />
ist auch die Forderung nach Fortbildungsmaßnahmen<br />
sowohl für medizinisches<br />
Personal als auch für Migr<strong>an</strong>tinnen.<br />
So besteht sowohl der Wunsch<br />
das GesundheitsT<strong>an</strong>dem in dieser oder<br />
ähnlicher Form zu wiederholen als<br />
auch der Wille zu neuen Kooperationen.<br />
Ein konkreter Ansatzpunkt ist inzwischen<br />
eine Zusammenarbeit mit<br />
F.E.M. Süd, dem FrauenElternMädchen<br />
Gesundheitszentrum im Wiener Kaiser<br />
Fr<strong>an</strong>z Joseph-Spital. Während Achaleke<br />
voll Tatendr<strong>an</strong>g in die Zukunft blickt,<br />
pirscht sich eines ihrer Kinder <strong>an</strong>. Also<br />
bal<strong>an</strong>ciert sie für den Rest der Präsentation<br />
auch noch ein Kind auf der Hüfte.<br />
Kein Problem bei einem Projekt, das,<br />
wie den g<strong>an</strong>zen Abend über eindrucksvoll<br />
bewiesen wurde, in der Lebenswirklichkeit<br />
der mitwirkenden Frauen<br />
stattfindet und nicht nur von außen<br />
reflektiert oder diskutiert wird. ❚<br />
t<strong>an</strong>demgesundheits<br />
Weitere Links:<br />
www.hebammenzentrum.at<br />
freie-hebammen@hebammenzentrum.at<br />
www.t<strong>an</strong>demcity.info<br />
www.fem.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international<strong>an</strong>.riss<br />
k uba nigeria<br />
Für friedlichen Protest<br />
Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit, der Menschenrechtspreis<br />
des Europäischen Parlaments, geht dieses Jahr <strong>an</strong> drei K<strong>an</strong>didatInnen:<br />
Die „Damas de bl<strong>an</strong>co“ (Foto) aus Kuba, die nigeri<strong>an</strong>ische Anwältin<br />
Hauwa<br />
Ibrahim sowie <strong>an</strong> „Reporter ohne Grenzen“. Die „Damas de bl<strong>an</strong>co“<br />
(Damen in Weiß) sind kub<strong>an</strong>ische Frauen, die seit Anf<strong>an</strong>g 2004<br />
jeden Sonntag friedlich gegen die Inhaftierung von Regimekritikern<br />
– ihrer Ehemänner, Väter und Söhne – demonstrieren: Sie marschieren<br />
im edlen Stadtteil Hav<strong>an</strong>nas, Miramar, zur Kirche S<strong>an</strong>ta Rita, auf<br />
Schritt und Tritt von der Staatssicherheit begleitet. 75 Männer wurden<br />
2003 wegen ihrer Kritik <strong>an</strong> m<strong>an</strong>gelnder politischer Freiheit festgenommen<br />
und sind seither in Haft.<br />
Wegen dem internationalen Aufsehen, das die „Damas de bl<strong>an</strong>co“<br />
durch ihre friedlichen Proteste erregen, konnten die Männer bisher<br />
nicht zum Schweigen gebracht werden. Das Europäische Parlament<br />
hat im April 2004 eine Resolution verfasst und die Freilassung<br />
der Männer gefordert. Die Zuerkennung des Menschenrechtspreises<br />
<strong>an</strong> die Damas de bl<strong>an</strong>co ist daher wohl auch als politischer Wink mit<br />
dem Zaunpfahl zu verstehen.<br />
Eine weitere Preisträgerin, Hauwa Ibrahim, wurde dafür ausgezeichnet,<br />
dass sie sich als einzige Anwältin Nigerias auf die Verteidigung<br />
von Frauen spezialisiert hat, die nach der Scharia zum Tod<br />
durch Steinigung verurteilt wurden. Zuletzt hat ihr Engagement<br />
im Fall Amina Lawal internationales Interesse hervorgerufen: Amina<br />
wurde zwar zum Tod durch Steinigung (wegen der Geburt eines unehelichen<br />
Kindes) verurteilt, aber die Strafe wird bis auf weiteres<br />
nicht vollstreckt. Weil Hauwa Ibrahim als Frau nicht selbst vor islamischen<br />
Gerichten auftreten darf, führen die Verh<strong>an</strong>dlungen ihre<br />
Kollegen. GaH<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Fo t o : Fra u e n i n We i ß<br />
l iberia<br />
Erste gewählte Präsidentin<br />
Ellen Johnson-Sirleaf ist die Siegerin der Präsidentschaftswahl in<br />
Liberia und somit die erste demokratisch gewählte Präsidentin<br />
Afrikas. Sie gew<strong>an</strong>n die Stichwahl am 8. November mit 59,4 Prozent<br />
der Stimmen (bei 1,3 Millionen Wahlberechtigten). Der Gegenk<strong>an</strong>didat<br />
George Weah legte Beschwerde wegen Wahlbetrugs ein,<br />
aber die Wahlkommission bestätigte den Sieg der K<strong>an</strong>didatin. Ellen<br />
Johnson-Sirleaf ist eine Nachfahrin freigelassener SklavInnen, die<br />
Liberia Ende des 19. Jahrhunderts gegründet haben. Unter Präsident<br />
Doe war sie bereits Fin<strong>an</strong>zministerin, bis sie wegen Kritik <strong>an</strong> ihm im<br />
Gefängnis l<strong>an</strong>dete. Sie ging ins Exil in die USA, studierte in Harvard<br />
und war d<strong>an</strong>ach u.a. Direktorin des UN-Entwicklungsprogramms und<br />
arbeitete für die Weltb<strong>an</strong>k. Die vierfache Mutter und sechsfache<br />
Großmutter wird immer wieder als „Eiserne Lady“ Afrikas bezeichnet,<br />
wegen ihrem „domin<strong>an</strong>ten Führungsstil“ und ihrer Willensstärke.<br />
Liberia, die älteste unabhängige Republik Afrikas, hat einen 14-jährigen<br />
Bürgerkrieg hinter sich, von dessen Folgen sich das L<strong>an</strong>d nur<br />
l<strong>an</strong>gsam erholt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei achtzig Prozent, die<br />
AnalphabetInnenrate bei siebzig Prozent. Ellen Johnson-Sirleaf sieht<br />
ihre Aufgabe als Präsidentin vor allem darin, „endlich mit dem<br />
Imperialismus in unserem L<strong>an</strong>d aufzuräumen“. GaH<br />
usa<br />
Tr<strong>an</strong>sgender Remembr<strong>an</strong>ce Day<br />
Der 20. November wurde vor sieben Jahren, nach dem gewaltsamen<br />
Tod von Rita Hesters in S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco, zum Tr<strong>an</strong>sgender Remembr<strong>an</strong>ce<br />
Day ausgerufen. In dutzenden Städten weltweit, aber vor<br />
allem in den USA, wird jedes Jahr der Lesben, Schwulen, Bisexuellen<br />
und Tr<strong>an</strong>sgender-Personen gedacht, die aus Hass umgebracht wurden.<br />
So wie auch Rita Hesters Ermordung wurden 92 Prozent der<br />
weltweit 3.068 Morde <strong>an</strong> Tr<strong>an</strong>sgenders in den letzten dreißig Jahren<br />
nie aufgeklärt. Amnesty International USA hat <strong>an</strong>lässlich des<br />
Remembr<strong>an</strong>ce Days eine Studie präsentiert, die Missbrauch durch<br />
die Polizei genau dokumentiert. Demnach werden Tr<strong>an</strong>sgender<br />
Frauen von New Yorker Polizeistreifen routinemäßig für Sexarbeiterinnen<br />
gehalten und nicht selten festgenommen – einfach weil sie<br />
zu l<strong>an</strong>ge am gleichen Ort herumstehen. GaH<br />
österreich ungarn<br />
Grenzenlose Probleme<br />
Im Rahmen des Projektes Österreichisch-Ungarische ExpertInnenakademie<br />
wurde von L&R Sozialforschung eine Studie durchgeführt, die die Situation<br />
von Frauen in der österreichisch-ungarischen Grenzregion <strong>an</strong>alysierte.<br />
Dabei zeigt sich, dass die Einkommen von Frauen auf beiden Seiten<br />
der Grenzen wesentlich geringer sind als die der Männer. In der österreichischen<br />
Grenzregion verdienten Frauen im Jahr 2003 nur 64 Prozent<br />
des Männereinkommens, in Ungarn waren es immerhin 84 Prozent. Bei<br />
der Konzentration auf wenige Berufsgruppen und generell niedrigerer Erwerbsbeteiligung<br />
von Frauen gibt es kaum Unterschiede zwischen Öster-
eich und Ungarn. Vergleichsweise deutlich niedriger ist die Erwerbsquote<br />
allerdings bei Ungarinnen mit Kindern: Nur die Hälfte der Frauen<br />
mit ein oder zwei Kindern gehen weiterhin einer Erwerbstätigkeit<br />
nach, sind drei oder mehr Kinder zu versorgen, sind es nur noch<br />
dreizehn Prozent. In Österreich sind immerhin noch mehr als die<br />
Hälfte der Mütter von drei oder mehr Kindern erwerbstätig. Generell<br />
nimmt in der Grenzregion der Anteil der Unter-15-Jährigen ab,<br />
während die Über-60-Jährigen immer mehr werden. Parallel dazu<br />
verlieren traditionelle Familienformen, etwa die Ehe, <strong>an</strong> Bedeutung<br />
und die Zahl der alleinerziehenden Mütter steigt ständig. „Nicht zuletzt<br />
vor diesem Hintergrund ist eine eigenständige Existenzsicherung<br />
von Frauen von enormer Bedeutung“, resümieren die StudienautorInnen.<br />
GaH<br />
Download der Studie: www.expak.at<br />
afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
Mutige Frauen im Parlament<br />
Von den im September abgehaltenen Parlamentswahlen in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
liegt endlich ein Ergebnis vor, das zumindest teilweise hoffen<br />
lässt: Im Gegensatz zu m<strong>an</strong>chen Befürchtungen, dass Frauen <strong>an</strong>gesichts<br />
der konservativen Grundstimmung im L<strong>an</strong>d nur über Quotenregelung<br />
ins Parlament kommen könnten, haben es viele von ihnen<br />
doch aus eigener Kraft geschafft. Von den insgesamt 249 Sitzen<br />
werden im neuen afgh<strong>an</strong>ischen Parlament 68 von Frauen besetzt<br />
sein. In der Provinz Herat etwa hat die 33-jährige Fauzia Gail<strong>an</strong>i die<br />
meisten Stimmen bekommen, noch vor einem favorisierten lokalen<br />
Warlord. Ihren Erfolg verd<strong>an</strong>kt sie wohl wichtigen Familienbeziehungen,<br />
aber auch einer energischen Wahlkampagne. Für Shukria<br />
Barakzai, ebenfalls gewählte Neo-Parlamentarierin und Herausgeberin<br />
eines Frauenmagazins in Kabul, ist das Wahlverhalten der<br />
Afgh<strong>an</strong>Innen völlig einsichtig: „Die Menschen, die diese Stadt zerstört<br />
hatten, hingen nun auf Wahlplakaten – <strong>an</strong> den Wänden der<br />
Ruinen.“ Barakzai möchte eine „kulturelle Revolution“ in Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />
starten, weshalb sie sich nun auch als Parlamentssprecherin ins<br />
Spiel gebracht hat. GaH<br />
wyber.space<br />
www.butchsworld<br />
usa<br />
Rosa Parks gestorben<br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
Sie war nicht die erste, die sich in Zeiten der Rassentrennung weigerte,<br />
ihren Sitzplatz im Bus einem Weißen zu überlassen. Aber Rosa Louise<br />
Parks passiver Protest am 1. <strong>Dezember</strong> 1955 führte zum Montgomery Bus<br />
Boycott, während dem ein Jahr l<strong>an</strong>g kein/e Schwarze/r mehr den Bus<br />
nahm, und in weiterer Folge zur Aufhebung der Rassentrennung in Bussen<br />
durch den Supreme Court. Vor genau fünfzig Jahren blieb die damals<br />
42-jährige Näherin und Bürgerrechtlerin aus Alabama demonstrativ sitzen<br />
und wurde so zur „Mutter der Bürgerrechtsbewegung“. Während des<br />
Busboykotts verlor sie wie viele <strong>an</strong>dere Schwarze ihre Arbeit und erhielt<br />
Droh<strong>an</strong>rufe, bis sie Ende der 1950er mit ihrem M<strong>an</strong>n nach Detroit zog,<br />
wo sie nun am 24. Oktober 92-jährig verstarb. Rosa Parks erhielt 1999 die<br />
höchste zivile Auszeichnung in den USA, die Goldene Ehrenmedaille des<br />
Kongresses; 2001 wurde das Rosa Parks Museum in Montgomery eröffnet.<br />
Vor ihrer Beisetzung am 2. November wurde sie im Kapitol öffentlich<br />
aufgebahrt – als erste Frau in der Geschichte der USA. GaH<br />
Welche es satt hat, von grauslichen „Matschomen“ aufgefordert zu<br />
werden:„Let’s make love baby!“, sollte sich abreagieren und „butchsworld<br />
fight back“ spielen. Zu finden ist der Ego-Shooter, bei dem auch<br />
die unsterblich ist, die sonst Computerspiele scheut wie der Papst den<br />
Feminismus auf www.butchsworld.de, einer Website von Heike Schader<br />
für die Ausstellung „Nette Homos“, die 2002 in Basel zu sehen<br />
war. Abgesehen von den Todesschreien, die sie bei den tumben Männlein,<br />
die sie beim Spielen abknallt, verursacht, wird die „Butch“ als<br />
recht sensibles Wesen dargestellt. So werden ihre Annäherungsversuche<br />
aufs Korn genommen: Diese „sind häufig so dezent, dass sie nur<br />
durch genaue Kenntnis der Verhaltensweisen erkennbar sind. (...) Also:<br />
Roll den roten Teppich aus und lob die Butch d<strong>an</strong>n für Ihren Mut, darauf<br />
zu treten.“ Diese Allgemeinplätze sollen eine aber nicht darüber<br />
hinweg täuschen, dass diese Site etwas enthält, was selten elektronisch<br />
daher kommt: Poesie. Eine zerbrechlich-schöne Bildsprache<br />
kennzeichnet sowohl die Butch-Ankleidepuppe, als auch den Ego-<br />
Shooter und vor allem den Trickfilm „Die tolle Komtess“. Prädikat:<br />
Klickenswert. k<strong>an</strong>a<br />
Fo t o : A rc h i v<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc zc u k<br />
bulgarienliteratur<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Gänsefüßchen-Feminismus<br />
In Sofia zeigten Schriftstellerinnen interess<strong>an</strong>te, kämpferische Schreibweisen, die nah am<br />
Alltagsleben voll Ambivalenzen und Überlebenskunst dr<strong>an</strong> bleiben. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
„Die Legende über den Sari, ein<br />
indisches Kleidungsstück, besagt,<br />
dass er etwas ist, das niem<strong>an</strong>d<br />
vom Körper einer Frau<br />
herunter nehmen k<strong>an</strong>n“, erklärt<br />
die junge Autorin Todora Radeva, deren<br />
erstes Buch „Sedem nachina da uviesh<br />
Sari okolo tjaloto“ (Sieben Arten, einen<br />
Sari um den Körper zu wickeln) den<br />
Preis für den besten bulgarischen Debütrom<strong>an</strong><br />
2004 erhielt. „Die moderne<br />
Frau besitzt eine Menge unterschiedlicher<br />
Gesichter und Rollen, mit denen<br />
sie spielt. Wie schwierig ist es, gleichzeitig<br />
so viele verschiedene Rollen einzunehmen,<br />
doch auch welche Freiheit, die<br />
zu sein, die du möchtest und nicht nur<br />
in den traditionellen Rollen stecken zu<br />
bleiben.“ Angeregt durch die positive<br />
Aufnahme des Erzählb<strong>an</strong>des und die<br />
zum Teil heftigen Reaktionen der Leserinnen<br />
beauftragte Radeva eine Künstlerin,<br />
Sätze aus dem Buch auf Seidenschals<br />
zu sticken. „Jede Frau k<strong>an</strong>n sich<br />
einen speziellen Satz aussuchen, sich<br />
mit Hilfe der Worte besser und stärker<br />
fühlen. M<strong>an</strong>che denken sich selbst etwas<br />
aus. Eine Frau, die in einer B<strong>an</strong>k arbeitet,<br />
hat z.B. die etwas doppeldeutige<br />
Aussage:‚Nach jedem M<strong>an</strong>n, den ich<br />
verlasse, bin ich reicher’, oder meine<br />
Schwester hat ‚Frauen kommen im pas-<br />
senden Moment’. Der Schal mit seiner<br />
Aussage ist aggressiv und beschützend<br />
zugleich.“<br />
Offene Geschichte(n). Erst vor kurzem löste<br />
in Bulgarien Prosa die Lyrik als führende<br />
Gattung ab, obwohl noch immer jährlich<br />
über 350 Lyrikbände erscheinen. „Es<br />
ist, als ob die kurzen literarischen Formen<br />
den Raum verengen und in einer<br />
Zeit, in der alles flüchtig geworden ist,<br />
Dauer versprechen und dadurch Hoffnung<br />
einflößen“, <strong>an</strong>alysiert Mirela Iv<strong>an</strong>ova,<br />
eine der berühmtesten Lyrikerinnen<br />
Bulgariens und Autorin bzw. Moderatorin<br />
eines Satiremagazins im Fernse-
hen. Sie entdeckte und ermunterte Todora<br />
Radeva, junge Mutter von drei Kindern,<br />
ihre Geschichten zu veröffentlichen.„Ich<br />
setzte sie unter Druck, weil ich<br />
f<strong>an</strong>d, dass es wichtig war, das Buch zu<br />
veröffentlichen“, lacht Iv<strong>an</strong>ova. Der Einsatz<br />
lohnte sich. Radevas Figuren zeigen<br />
Ambivalenzen im weiblichen Alltag auf,<br />
entlarven Mythen und Klischees und erfinden<br />
Rituale: Eine Frau, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
als Prostituierte arbeitete, versucht,<br />
nach Bulgarien zurückgekehrt, einen l<strong>an</strong>gersehnten<br />
Heirats<strong>an</strong>trag innerlich zu<br />
verarbeiten. Der M<strong>an</strong>n weiß nichts von<br />
ihrer Sexarbeit. Die Frau baut sich eine<br />
traditionelle jap<strong>an</strong>ische Puppe namens<br />
„Daruma“ aus ihren Tagebuchblättern,<br />
der sie nur ein Auge malt, denn das zweite<br />
würde bereits einen erfüllten Wunsch<br />
symbolisieren. Der Ausg<strong>an</strong>g der Geschichte<br />
bleibt offen, Radeva lässt viel<br />
Platz in ihren Erzählungen. Eine <strong>an</strong>dere<br />
weibliche Figur geht einem Plakat auf<br />
den Leim, das Einzigartigkeit und Anbetung<br />
von Frauen in der Liebe verspricht.<br />
Doch die erhoffte Mystifizierung wird<br />
schnell entlarvt: Andere Frauen sind<br />
ebenfalls dem Klischee des „Flieder im<br />
Herbst“ auf den Leim geg<strong>an</strong>gen und sitzen<br />
nach einer mysteriösen Busfahrt in<br />
einem Vorort von Sofia fest.„Es geht um<br />
den Versuch ehrlich zu sein. Zumindest<br />
zu sich selbst. Und zu akzeptieren, wer<br />
m<strong>an</strong> ist und was m<strong>an</strong> get<strong>an</strong> hat. Es ist<br />
schwer, von nicht enden wollenden Träumen<br />
Abschied zu nehmen“, seufzt Radeva<br />
unter ihrer pinkfarbenen Kappe. Todora<br />
Radeva ortet aber nach dem Abschied<br />
von Wünschen, die das Selbst zerstören<br />
können, auch freiwerdende<br />
Energie und freie Sicht auf wirkliche Unterstützung<br />
und Stärke.„Meine Mutter<br />
hat uns Kindern immer Gedichte auf Fotos<br />
geschrieben. Ich will meinen Kindern<br />
ebenfalls das Gefühl mitgeben, dass sie<br />
geliebt werden. In diese Sicherheit k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> später zurückkehren. Das ist sehr<br />
wichtig in der heutigen Zeit“, sagt sie. Bei<br />
ihr sind es Schals und keine Fotos, doch<br />
auch dieses Ritual des Beschriftens und<br />
Tragens und inzwischen Zeichen einer<br />
Bewegung soll Kraft geben.„In meinem<br />
Buch gibt es nicht viele soziale Momente,<br />
die meisten der Geschichten h<strong>an</strong>deln<br />
von unserem Leben im Gefühl, im Kampf.<br />
Auf der <strong>an</strong>deren Seite stimmt das nicht,<br />
denn unser Gefühl ist ja direkt verbunden<br />
mit dem sozialen Leben.Wie k<strong>an</strong>n<br />
z.B. eine Frau, die sich schuldig fühlt, dass<br />
ihr M<strong>an</strong>n säuft und sie schlägt, dieses<br />
falsche Gefühl der Schuld los werden?<br />
M<strong>an</strong>chmal k<strong>an</strong>n eine symbolische Suche<br />
helfen, denn nicht nur die Aktion auf der<br />
Straße oder das, was wir tun, macht<br />
Frauen zu Subjekten“, betont Radeva. Viele<br />
Frauen ihrer Generation, wie z.B. Maria<br />
St<strong>an</strong>kova oder Kristin Dimitrova, schrieben<br />
auf diese Art, die nach der Wende<br />
1990 entst<strong>an</strong>d und ein komplett neuer<br />
Stil war – sehr nah am Leben der Frauen<br />
dr<strong>an</strong>, aber doch auf eine bessere Zukunft<br />
ausgerichtet.<br />
Vorsichtsmaßnahmen. In Sofia sitzen in der<br />
Straßenbahn Frauen mit tausend<br />
Sackerln in der einen H<strong>an</strong>d und einem<br />
Buch in der <strong>an</strong>deren. Es wird viel gelesen.<br />
„Ich betrete den theoretischen<br />
Raum des Feminismus in meinen Erzählungen“,<br />
erklärt Rumj<strong>an</strong>a Zacharieva, eine<br />
energiegeladene, humorvolle Schrifstellerin,<br />
die mit 20 Jahren wegen einer<br />
Liebe nach Deutschl<strong>an</strong>d zog, schw<strong>an</strong>kend<br />
in der Straßenbahn. „Nach dem<br />
bulgarischen Feminismus, den ich in<br />
Gänsefüßchen setzen würde, war ich in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d sehr erstaunt, dass dort<br />
Frauen für bestimmte Dinge kämpften,<br />
die in Bulgarien selbstverständlich waren.<br />
Obwohl eben diese Art des Feminismus,<br />
wie z.B. berufliche Anerkennung,<br />
Vollbeschäftigung und gleicher Lohn, in<br />
Bulgarien ein Staatsauftrag war. In<br />
Deutschl<strong>an</strong>d reduzierte sich die Debatte<br />
in meinen Augen als Migr<strong>an</strong>tin auf<br />
die reale Vari<strong>an</strong>te: M<strong>an</strong>n macht Dreck.<br />
Frau macht Dreck weg.“<br />
In Wien, beim Literatur-Festival der<br />
Alten Schmiede im Theater Odeon, wird<br />
Rumj<strong>an</strong>a Zacharieva, die ihre Jugend in<br />
der Geburtsstadt von Elias C<strong>an</strong>etti verbrachte,<br />
eingebremst. „Seien Sie nicht<br />
nervös“, befiehlt Alte-Schmiede Chef<br />
Walter Famler. Zacharieva, mit schwarzem<br />
Hut und einer Art Charlie Chaplin<br />
Hose, zieht trotzdem ihre Show ab. Den<br />
aufbr<strong>an</strong>denden Beifall winkt sie lässig<br />
ab. „Als mir mein Vater noch von gut<br />
und böse erzählte, wurde das Volk König<br />
und die Beamten des Volkes wollten sehen,<br />
was gut und böse ist. D<strong>an</strong>n kamen<br />
die Bösen <strong>an</strong> die Macht und sperrten<br />
die ein, die sich für die Guten hielten.<br />
Beschwerden aus dem Volk wurden vorgelesen.<br />
M<strong>an</strong> stellte alle Bösen, die gut<br />
waren <strong>an</strong> eine W<strong>an</strong>d. Und alle Bösen,<br />
die wirklich böse waren, <strong>an</strong> die <strong>an</strong>dere.“<br />
Die kleine Tochter kennt sich nicht mehr<br />
aus. „So l<strong>an</strong>ge es Gute und Böse gibt,<br />
wird es immer gute Böse und böse Gute<br />
geben. Das ist ja wohl klar“, sagt der Vater.<br />
„Natürlich“, <strong>an</strong>twortet das Mädchen:<br />
„Aber was ist d<strong>an</strong>n gut?“ Wie die kleine,<br />
quirlige Schriftstellerin das bringt, ist<br />
mit den Mitteln eines Textes schwer<br />
wieder zu geben. Auch die nächste Erzählung,<br />
die Parodie auf ein Ehepaar,<br />
das zum Essen eingeladen ist, lebt von<br />
der beinahe kabarettistischen Darbietung.<br />
Der M<strong>an</strong>n steht im Anzug <strong>an</strong> der<br />
Türe, den Schlüssel in der H<strong>an</strong>d. „Ich<br />
warte im Auto!“ ruft er drohend. „Ich<br />
aber nicht, mein Schatz!“ flötet die Frau,<br />
während sie sich „Du k<strong>an</strong>nst warten!“<br />
denkt und ihm nicht verrät, dass er<br />
noch seine Hausschuhe trägt. Eine weitere<br />
Geschichte über den gleichen Helden,<br />
der sich Herr der Umstände wähnt,<br />
ist ebenso gekennzeichnet von einer<br />
nur scheinbaren Unterwerfung. Für<br />
ominöse „Vorsichtsmaßnahmen“ muss<br />
die Frau ohne Angabe von Gründen<br />
nasse H<strong>an</strong>dtücher her<strong>an</strong> schleppen.<br />
Brav, aber voller Hass, spielt die Frau<br />
mit. „Solltest du einmal widerstehen<br />
können, musst du unbedingt Vorsichtsmaßnahmen<br />
ergreifen“, sagt er. „Ich vergesse<br />
solche Sachen“, meint sie entschuldigend.<br />
„Ich weiß, dass du Dinge<br />
vergisst. Das ist ja das Einfachste, Dinge<br />
zu vergessen“, sagt er boshaft. Zwei<br />
Leute, eine Welt. „Du hast immer nur<br />
gegen mich gelebt“, resümiert er noch<br />
schnell. Die Frau kriegt Hunger. Es geht<br />
nicht um Sex, sondern ums Fondue essen<br />
– im Bad, wegen der notwendigen<br />
Vorsichtsmaßnahmen.<br />
Im Anschluss folgt eine Art Sprechgedicht<br />
über die <strong>an</strong>gebliche Steigerung<br />
von „Ich fühl mich ausl<strong>an</strong>d, ausländer,<br />
zu Hause – denn d<strong>an</strong>n klopfen sie schon<br />
<strong>an</strong> deine Tür: Du musst nach Hause!“<br />
„Wer k<strong>an</strong>n schon deutsch?“ fragt Zacharieva.<br />
„Je mehr du liest, wirst du die<br />
Sprache los. Sprachlos, sprachloser... und<br />
der Superlativ ist d<strong>an</strong>n Schriftstellerin.<br />
Denn nur so vermeidest du es als Ausländerin<br />
nur eine Leserin zu werden, die<br />
ihre eigene Sprache verliert. Nur so<br />
bleibt dir das Los der Leserin erspart, für<br />
die Reinigungsprozesse <strong>an</strong>derer Menschen<br />
auch noch Geld auszugeben. Die<br />
Ausländerin, die zur Schriftstellerin im<br />
fremden L<strong>an</strong>d wird, macht den genialsten<br />
aller Schachzüge: Nicht in die Falle<br />
des <strong>an</strong>geblichen Analphabetinnentums,<br />
sondern selber Literatin!“ ❚<br />
literaturbulgarien<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
Fo t o : E l f r i e d e M a r x , Archiv: STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung<br />
themaabtreibung<br />
Ein Thema zwischen 14 und 44<br />
1984 demonstrierten Egalita-<br />
Frauen vor dem Parlament,<br />
<strong>2005</strong> ist es nach wie vor notwendig<br />
für Abtreibung als<br />
Selbstbestimmungsrecht von<br />
Frauen einzutreten.<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Der Kampf um ein Recht auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch muss auch <strong>2005</strong> weitergeführt<br />
werden. Und nach wie vor ist es notwendig über viele Details aufzuklären.<br />
Von Martina Madner<br />
„Der Schutz des ungeborenen<br />
Lebens liegt denen am meisten<br />
am Herzen, die über das<br />
geborene verfügen wollen“.<br />
Margret Gottliebs Zitat st<strong>an</strong>d<br />
bereits in den 1970ern als Leitsatz<br />
auf den Flugblättern des Aktionskomitees<br />
für das Selbstbestimmungsrecht<br />
der Frau. Ein Zitat, das auch ein<br />
Jahr nach dem dreißigjährigen „Jubiläum“<br />
der Fristenlösung immer<br />
noch aktuell ist. Denn auch vor dem<br />
Jahreswechsel zeigt sich, dass wieder<br />
vermehrt Zeichen gegen Abtreibung<br />
gesetzt werden.<br />
Im Fernsehen laufen Werbespots<br />
mit dem Slog<strong>an</strong> „Baby wir schaffen<br />
das“ der „Österreichischen Lebensbewegung“,<br />
einer „Pro-Life“-Gruppe, die<br />
ausgerechnet vom Ministerium für<br />
Gesundheit und „Frauen“ cofin<strong>an</strong>ziert<br />
wurden.<br />
In einem Kalender des<br />
Mittelschülerkartellverb<strong>an</strong>ds und der<br />
Schüler-Union wird mittels „Abtreibung<br />
tötet“-Inserat und Embryonen-<br />
bildern für die Org<strong>an</strong>isation „Jugend<br />
für das Leben“ geworben. Der Kalender<br />
werde <strong>an</strong> den Schulen verteilt<br />
und damit diese Art von Ideen unter<br />
Jugendlichen verbreitet, weiß Sonja<br />
Grusch, die Vorsitzende der SLP: „Und<br />
das ist kein Zufall. Sie hatten auch<br />
schon in einem der letzten Kalender<br />
ähnliche Inserate drinnen.“<br />
Mit Gudrun Kugler-L<strong>an</strong>g setzte<br />
die Wiener VP eine Frau auf ihre K<strong>an</strong>didatInnenliste,<br />
die von Sonja Wehsely<br />
in einer OTS-Aussendung vom
20. Oktober als „radikale Abtreibungsgegnerin“<br />
und von Monika V<strong>an</strong>a als<br />
„religiös-fundamentalische ‚Pro-Life’-<br />
Aktivistin“ bezeichnet wird. Kugler-<br />
L<strong>an</strong>g selbst dist<strong>an</strong>zierte sich von „unterstützenden“<br />
Postwurfsendungen<br />
und von „milit<strong>an</strong>ten oder unadäquaten<br />
Texten“, die, so eine Stellungnahme<br />
auf der VP-Wien-Homepage, ohne<br />
ihr Wissen ausges<strong>an</strong>dt wurden. Den<br />
Forderungen von SP und Grünen, die<br />
Frau von der Liste zu streichen, kam<br />
Gio Hahn, der Chef der Wiener<br />
Schwarzen nicht nach. Erst der WählerInnenwille<br />
führte dazu, dass sie<br />
m<strong>an</strong>gels Stimmen – ca. dreißig Prozent<br />
für die ÖVP wären nötig gewesen<br />
– nun nicht in den Gemeinderat<br />
einzog. „Das heißt aber nicht, dass damit<br />
auch ihr Ged<strong>an</strong>kengut aus dem<br />
Gemeinderat fern bleiben wird“,<br />
warnt die Stadträtin Monika V<strong>an</strong>a,<br />
Frauensprecherin der Wiener Grünen.<br />
Eine Warnung, die uns gut in Erinnerung<br />
bleiben sollte, denn auch<br />
Maria Rauch-Kallat, Ministerin für Gesundheit<br />
und „Frauen“, wollte schon<br />
im <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Interview im März nicht<br />
eindeutig für das Recht auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
eintreten: „Ich<br />
spreche da ungern von einem Frauenrecht.“<br />
Und meinte damals: „Wir haben<br />
in Österreich eine geltende<br />
Rechtslage, die wird nicht in Frage<br />
gestellt – von niem<strong>an</strong>dem in diesem<br />
L<strong>an</strong>d.“ So „deutliche“ Worte f<strong>an</strong>d sie<br />
in der Kugler-L<strong>an</strong>g-Debatte gegenüber<br />
der VP-K<strong>an</strong>didatin nicht. Stattdessen<br />
meinte Rauch-Kallat in einer<br />
Aussendung am 21. Oktober nur, dass<br />
von den Unterstützungsaufrufen einzelner<br />
Gruppen für Kugler-L<strong>an</strong>g nicht<br />
auf die Haltung der ÖVP zur Fristenlösung<br />
geschlossen werden könne.<br />
Wie diese allerdings genau aussieht,<br />
weiß frau nun auch nicht, denn der<br />
folgende Satz: „Auf Basis der geltenden<br />
Rechtslage trete m<strong>an</strong> für eine<br />
Stärkung des Rechts der Frau auf<br />
Information über Möglichkeiten, Folgen<br />
und Alternativen eines Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruches<br />
ein“. lässt Raum<br />
für diverse Interpretationsmöglichkeiten.<br />
Da die Interpretation in der öffentlichen<br />
Diskussion zu oft den AbtreibungsgegnerInnen<br />
überlassen<br />
wird, sollen hier nun einige Punkte<br />
für Klarheit sorgen.<br />
AbtreibungsgegnerInnen. Dass der Kampf<br />
noch l<strong>an</strong>ge kein Ende hat, wird Frauen<br />
mit jedem Weg vorbei <strong>an</strong> den Klinikeingängen<br />
deutlich. Davor stehen<br />
Frauen und Männer mit Rosenkränzen<br />
oder Plastikembryonen in Händen,<br />
mit Plakaten, die blutige Bilder,<br />
Embryonen und ähnliches zeigen. D<strong>an</strong>eben<br />
gibt es sogen<strong>an</strong>nte „Lebenszentren“<br />
und Personen, die vorübergehende<br />
Frauen mit „Infomaterial“<br />
wie z.B. „Miriam ... warum weinst<br />
Du?“ versorgen, einem Schriftstück, in<br />
dem Abtreibung u.a. „als die grösste<br />
(sic!) Tragödie der Menschheitsgeschichte“<br />
bezeichnet wird. Darin sind<br />
Sätze wie „Die Liberalisierung der Abtreibung<br />
hat dazu geführt, dass m<strong>an</strong><br />
zur ‚Endlösung’ schreitet, welche darin<br />
besteht, dass der Schwache, der Invalide<br />
und derjenige, der nichts nützt,<br />
eliminiert werden“ veröffentlicht und<br />
ein sogen<strong>an</strong>ntes „Post-Abortion-Syndrom“<br />
beschrieben. Barbara Laschalt,<br />
Psychologin und Mitarbeiterin des<br />
Gynmed-Ambulatoriums ist es deshalb<br />
wichtig aufzuklären, dass es kein<br />
solches Syndrom gibt: „Es gibt keinen<br />
wissenschaftlichen Nachweis. Es gibt<br />
g<strong>an</strong>z viele Studien, die alle zu keinem<br />
Ergebnis geführt haben.“ Auch die<br />
tatsächliche Größe der Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
habe meist nichts mit den gezeigten<br />
Bildern zu tun. In der fünften<br />
Woche sehe m<strong>an</strong> z.B. nur einen dunklen<br />
Punkt am Ultraschall, erklärt<br />
Kr<strong>an</strong>kenschwester Margot Schaschl,<br />
die ebenfalls bei Gynmed arbeitet.<br />
Elke Graf, Geschäftsführerin des<br />
Ambulatoriums am Fleischmarkt,<br />
meint, dass sich die Situation vor der<br />
Klinik verändert habe: „Früher gabs<br />
eher punktuelle Aktionen von Einzelpersonen.<br />
Jetzt steht HLI org<strong>an</strong>isiert<br />
vor der Tür, während der gesamten<br />
Öffnungszeiten. Frauen fühlen sich<br />
durch die Bilder belästigt und werden<br />
auch nach wie vor <strong>an</strong>gesprochen,<br />
Worte wie ‚Mörderin’ fallen immer<br />
noch.“ Direkt mit den AktivistInnen<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzen möchte sie sich<br />
allerdings dennoch nicht: „Die Entscheidung<br />
über einen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
liegt bei der Frau und<br />
es ist legal.“ Darüber wolle sie auch<br />
keine Diskussionen führen, sie respektiere<br />
Meinungen pro und contra<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch, auch jene<br />
der AbtreibungsgegnerInnen, „was<br />
ich nicht respektiere, ist, dass diese<br />
ihre Meinung <strong>an</strong>deren aufzwingen<br />
wollen“.<br />
Der Prozess. Dass Vorsicht – zumindest<br />
bei der Kritik <strong>an</strong> AbtreibungsgegnerInnen<br />
<strong>an</strong>gebracht ist, zeigte ein Medienrechtsprozess,<br />
den Dietmar Fischer<br />
von Hum<strong>an</strong> Life International<br />
gegen Claudia Sorger wegen einiger<br />
Aussagen ihres in der Volksstimme<br />
10/2002 erschienenen Artikels „Terror<br />
vor der Klinik“ <strong>an</strong>strebte. Die SLP-<br />
Frauensprecherin versuchte in ihrem<br />
Text nicht nur politische Verbindungen<br />
der AktivistInnen zu FPÖ und<br />
ÖVP aufzudecken, es sollte auch ein<br />
Artikel sein, „in dem die Methoden<br />
der radikalen Abtreibungsgegner beschrieben<br />
wurden“, steht in der SLP-<br />
Broschüre. „Volles Selbstbestimmungsrecht<br />
für Frauen. Gegen den<br />
Terror der Abtreibungsgegner“ vermerkt.<br />
„Morddrohungen, Beschimpfungen,<br />
Behinderungen beim Betreten<br />
des Arbeitsplatzes – die Beschäftigten<br />
der Abtreibungsklinik haben<br />
Angst, ihnen wird vorgeworfen, ‚unschuldige<br />
Kinder zu töten’“, mit diesen<br />
Worten leitete Sorger ihren Artikel<br />
ein und behauptete u.a.: „In ihrem<br />
Kampf gegen die Abtreibung nutzen<br />
sie die Einflusssphären auf konservative<br />
Parteien und Regierungen<br />
und betreiben Psychoterror gegen<br />
Frauen und Klinikpersonal“ und wurde<br />
laut §111 StGB und §6 Mediengesetz<br />
wegen übler Nachrede geklagt.<br />
Im Prozess versuchte die damals Beschuldigte<br />
den Wahrheitsbeweis <strong>an</strong>zutreten,<br />
zahlreiche ZeugInnen, darunter<br />
PatientInnen und KlinikmitarbeiterInnen<br />
der Mairo- bzw. Lucina-<br />
Klinik waren geladen.<br />
Eine der Zeuginnen schilderte in<br />
diesem Verfahren plastisch, dass sie<br />
auch <strong>an</strong>onyme, telefonische „Morddrohungen“<br />
erhalten habe: „Es wurde<br />
mir mein Grabstein vorgelesen,in<br />
welcher Reihe er am Zentralfriedhof<br />
stehen wird, nur das Todesdatum hat<br />
gefehlt“, wird in der SLP-Broschüre eine<br />
der Aussagen zitiert. Vor Gericht<br />
wurden diese Aussagen zwar nicht<br />
als „wahr“ bestätigt, das Bild, das sich<br />
aus den ZeugInnenaussagen insgesamt<br />
ergab, die zum Teil weit umfassender<br />
als Claudia Sorgers Artikel waren,<br />
reichte der Richterin allerdings,<br />
abtreibungthema<br />
Ein Faksimile des „Abtreibung<br />
tötet“-Inserats des Kalenders des<br />
Mittelschülerkartellverb<strong>an</strong>ds<br />
und Schüler-Union<br />
Infos:<br />
Abtreibung ist Frauenrecht<br />
www.die-abtreibung.at.tf<br />
Sozialistischen LinksPartei (SLP)<br />
www.slp.at<br />
Download der Broschüre<br />
„Volles Selbstbestimmungsrecht für<br />
Frauen. Gegen den Terror der Abtreibungsgegner“<br />
unter<br />
slp.at/index.php/abtreibung<br />
Grüne; www.gruene-wien.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themaabtreibung<br />
Ambulatorien und Kliniken, die<br />
u.a. Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />
durchführen:<br />
Ambulatorium am Fleischmarkt,<br />
Schw<strong>an</strong>gerenhilfe und Sexualmedizin,<br />
Hotline rund um die Uhr: 01/512 96 31,<br />
www.asfleischmarkt.at<br />
Gynmed Ambulatorium für<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch und<br />
Familienpl<strong>an</strong>ung,<br />
Hotline: 0699/178 178 00,<br />
infowww.gynmed.at<br />
Semmelweiß-Frauenklinik,<br />
T. 01/476 15-3901<br />
Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stalt Rudolfsstiftung,<br />
T. 01/711 65-4741<br />
Weitere medizinische Infos:<br />
www.abtreibung.at<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
die SLP-Frauensprecherin freizusprechen.<br />
Die Klinik hat dennoch schließen<br />
müssen, in den Räumlichkeiten wurde<br />
vorübergehend eine „Baby-Holocaust-<br />
Gedenkstätte“ eingerichtet, wie ein<br />
Schild im Schaufenster verlautbarte.<br />
Diese gibt es zwar mittlerweile auch<br />
nicht mehr, nichtsdestotrotz ist Sonja<br />
Grusch auch über die Wortwahl der<br />
selbstern<strong>an</strong>nten „LebensschützerInnen“<br />
empört:„Ein Wahnsinn, gerade im zweiten<br />
Bezirk, denn das ist ja auch eine Verhöhnung<br />
der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus.“<br />
Maßnahmen in Wien. Zeit also, Maßnahmen<br />
zu setzen, um Frauen, die Abtreibungskliniken<br />
aufsuchen, zu schützen.<br />
Eine Möglichkeit bietet das Wiener<br />
L<strong>an</strong>des-Sicherheitsgesetz mit<br />
dem „Wegweiserecht“, das auf Antrag<br />
der Wiener Frauenstadträtin Sonja<br />
Wehsely im L<strong>an</strong>dtag durchgesetzt<br />
wurde. D<strong>an</strong>ach ist es der Polizei gestattet,<br />
Personen wegzuweisen, die<br />
<strong>an</strong>dere <strong>an</strong> öffentlichen Orten „in unzumutbarer<br />
Weise belästigen, insbesondere<br />
wenn auf Personen, die sich<br />
einer sozialen oder medizinischen<br />
Einrichtung nähern, psychischer<br />
Druck wie z.B. durch nachdrückliches<br />
Ansprechen oder (versuchte) Übergabe<br />
von Gegenständen ausgeübt“<br />
wird. Ein Recht, das zwar wegen des<br />
öffentlichen Diskurses darum Signalwirkung<br />
hat und von den KlinikmitarbeiterInnen<br />
auch immer wieder genutzt<br />
wird, allerdings wegen der weiterhin<br />
fehlenden S<strong>an</strong>ktionen nicht<br />
ausreicht. Mitarbeiterinnen der Abtreibungskliniken,<br />
Elke Graf, Barbara<br />
Laschalt und Margot Schaschl fordern<br />
deshalb Schutzzonen, da erst so einmal<br />
weggewiesene BelästigerInnen<br />
auch <strong>an</strong> der Rückkehr vor die Kliniktüren<br />
gehindert werden könnten. Die<br />
Forderung nach belästigungsfreien<br />
Zonen vor Abtreibungskliniken wird<br />
von Monika V<strong>an</strong>a unterstützt, weil<br />
sie sich hier „auf die Seite der Frauen<br />
stellt“. Diese ist allerdings in ihrer<br />
Partei nicht unumstritten, da Schutzzonen<br />
im öffentlichen Raum seitens<br />
der Grünen generell abgelehnt werden.<br />
Sonja Grusch möchte sich nicht<br />
auf die Polizei alleine verlassen, „das<br />
hat schon in der Verg<strong>an</strong>genheit nicht<br />
funktioniert“. Zusätzlich sei Eigeninitiative<br />
von Frauen, AnrainerInnen<br />
und Klinikpersonal gefordert. Genau<br />
diese Freiheit nimmt m<strong>an</strong> sich im<br />
Gynmed-Ambulatorium. Dort wird<br />
versucht, mittels öffentlicher Barrieren<br />
von SchauspielerInnen eine<br />
„ernsthafte“ Demo der AbtreibungsgegnerInnen<br />
zu verunmöglichen und<br />
deren Absurdität zu zeigen.<br />
Aufklärung? Zwischen dem 14. und 44.<br />
Lebensjahr ist es ein Thema“, meint<br />
Barbara Laschalt. „Frauen, die schw<strong>an</strong>ger<br />
werden können“, beschreibt Elke<br />
Graf die Frauen, die in die Klinik kommen.<br />
Eine Statistik des Ambulatoriums<br />
am Fleischmarkt zeigt, dass 2003 ein<br />
Großteil der Frauen mit Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
zwischen 20 und 39<br />
Jahre alt waren, nur ca. 12,5 Prozent<br />
sind 19 oder jünger und ca. 7,5 Prozent<br />
der Frauen über 40 Jahre alt. Es sind also<br />
Frauen jeden Alters, gutsituierte<br />
wie armutsgefährdete, aus allen Bildungsschichten,<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen, Österreicherinnen,<br />
Frauen, die ihre Ausbildung<br />
beenden wollen, Frauen mit<br />
mehreren Kindern ebenso, wie solche,<br />
die ohne Kinder leben wollen. Viele der<br />
Frauen erzählen den Beraterinnen, wie<br />
es zur Schw<strong>an</strong>gerschaft gekommen<br />
ist. „Oft ist der Grund, dass die Frauen<br />
gar nicht verhütet haben, oder das Verhütungsmittel<br />
nicht korrekt <strong>an</strong>gewendet<br />
wurde“, weiß Elke Graf. Das bestätigen<br />
auch die Gynmedmitarbeiterinnen,<br />
„Frauen verhüten nicht sicher,<br />
wenn sie schw<strong>an</strong>ger werden, oft auf<br />
‚natürliche’ Art und Weise“, erläutert<br />
Margot Schaschl. Das Verhütungsverhalten<br />
ist offenbar ein verbesserungswürdiges.<br />
Vor allem durch AIDS gew<strong>an</strong>nen<br />
Kondome in den 1990ern <strong>an</strong><br />
Bedeutung. Das Thema ist aber mittlerweile<br />
nicht nur aus den Medien,<br />
sondern auch aus den Köpfen weitgehend<br />
verschwunden und in der Folge<br />
auch die Kommunikation über Verhütung.<br />
„Das ist oft kein Thema beim Sex,<br />
m<strong>an</strong>chen jungen Mädchen ist es peinlich,<br />
über das Thema zu reden“, bedauert<br />
auch Graf. Deshalb ist es der Ambulatoriumsleiterin<br />
wie auch den Gynmed-Mitarbeiterinnen<br />
wichtig, zu<br />
Verhütung, die der jeweiligen Lebenssituation<br />
der Frauen am besten entspricht,<br />
zu beraten.<br />
Der Ablauf eines Abbruchs. Am Beginn jedes<br />
Abbruchs steht die alleinige Entscheidung<br />
der Frau, einen solchen<br />
durchzuführen. Bei Fragen in dieser<br />
Phase unterstützen Frauengesundheitszentren,Familienberatungsstellen,<br />
aber auch die Ambulatorien<br />
selbst vor allem bei medizinischorg<strong>an</strong>isatorischen<br />
Fragen – „ergebnisoffene<br />
Beratung“ lautet hier der Grundsatz.<br />
Informationen erhalten die Frauen<br />
direkt, per Telefon und auch übers Internet.<br />
Für die Abtreibung gibt es zwei<br />
Möglichkeiten – das Medikament Mifegyne<br />
oder die Absaugung. Mifegyne<br />
ist bis zum 49. Tag einer Schw<strong>an</strong>gerschaft,<br />
gerechnet ab dem ersten Tag der<br />
letzten Monatsblutung, zugelassen. Dabei<br />
h<strong>an</strong>delt es sich um drei Tabletten,<br />
die eingenommen werden. Elke Graf<br />
konkretisiert, dass „damit auch der Entschluss<br />
gefasst ist, der Entscheidungsprozess<br />
deshalb schon vorher abgeschlossen<br />
sein muss“. D<strong>an</strong>ach folgt ein<br />
zweites Medikament, Prostagl<strong>an</strong>din,<br />
das nach bis zu sechs Stunden zur Ausstoßung<br />
des Fruchtsacks führt. Die<br />
zweite Möglichkeit ist ein chirurgischer<br />
Abbruch in örtlicher Betäubung, Dämmerschlaf<br />
oder Vollnarkose. Dabei<br />
werden Schw<strong>an</strong>gerschaft und Gebärmutterschleimhaut<br />
während eines<br />
fünf bis sechsminütigen Eingriffs abgesaugt.<br />
Bei beiden Methoden folgt ein<br />
Ultraschall unmittelbar d<strong>an</strong>ach und eine<br />
Nachuntersuchung, damit auch sicher<br />
festgestellt wird, dass die Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
beendet ist.<br />
Aufklärung! Auch nach dreißig Jahren<br />
Fristenlösung ist Abtreibung ein Tabu-<br />
Thema. „So wie 1975“, meint Laschalt,<br />
„vor allem im ländlichen Bereich ist es<br />
immer noch versteckt, tabuisiert“. Frauen<br />
fragen nach, ob Informationen weitergegeben<br />
werden, m<strong>an</strong>chmal auch,<br />
ob sie Verbotenes tun. „Viele merken<br />
erst im Gespräch mit Freundinnen,<br />
dass sie nicht alleine mit ihrer Entscheidung<br />
sind, dass auch <strong>an</strong>dere ähnliche<br />
Erfahrungen haben“, weiß<br />
Schaschal. G<strong>an</strong>z offen gesprochen werde<br />
aber sehr selten. Nicht hilfreich sind<br />
deshalb irreführende Informationen,<br />
wie sie z.B. in Rauch-Kallats „Frauenratgeberin“<br />
zu finden sind. Nicht nur, dass<br />
neben der Homepage des Frauengesundheitszentrums<br />
auch jene der „Ak-
tion Leben“, die auf ihrer Homepage<br />
mit dem Slog<strong>an</strong> „Mensch von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> – Mensch ein Leben l<strong>an</strong>g“ wirbt, <strong>an</strong>gegeben<br />
und beim Beratungs<strong>an</strong>gebot,<br />
zwar „Probleme nach einem Abbruch“<br />
als möglichen Gesprächspunkt nennt,<br />
Infos zum Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
aber nicht erwähnt. Kontaktinformationen<br />
zu Kliniken oder Ambulatorien fehlen.<br />
Unter Daten und Fakten steht darüber<br />
hinaus vermerkt, dass eine<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaft „innerhalb der ersten<br />
zwölf Schw<strong>an</strong>gerschaftswochen straffrei<br />
abgebrochen werden“ k<strong>an</strong>n. In §97,<br />
der die Straflosigkeit des Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruchs<br />
regelt, sind allerdings<br />
drei Monate rechtlich ver<strong>an</strong>kert. „Das<br />
entspricht etwa der 16. Woche gerechnet<br />
ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung“,<br />
erläutert Christi<strong>an</strong> Fiala,<br />
Frauenarzt und Leiter des Gynmed-Ambulatoriums.<br />
Auch wenn die meisten<br />
Frauen vor der zehnten Woche in die<br />
Ambulatorien gehen, ist es dem Mediziner<br />
wichtig aufzuklären, dass die<br />
Frauen auch d<strong>an</strong>ach nicht ins Ausl<strong>an</strong>d<br />
fahren müssen:„Drei Monate umfassen<br />
dreizehn Wochen und als Beginn<br />
einer Schw<strong>an</strong>gerschaft wird die erfolgte<br />
Einnistung der Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut<br />
bezeichnet, die in<br />
der dritten Woche stattfindet.“ Obwohl<br />
ein Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch rein<br />
nach dem Gesetz zwar <strong>an</strong> allen öffentlichen<br />
Spitälern durchgeführt werden<br />
könnte, werden die rechtlichen Möglichkeiten<br />
<strong>an</strong> vielen Spitälern nicht ausgeschöpft.<br />
Das zeigt auch die Odyssee<br />
einer jungen Frau, die in der SLP-Broschüre<br />
wiedergegeben wird. Telefonische<br />
Auskünfte erhielt sie, wenn überhaupt,<br />
nur zu bestimmten, oft sehr eng<br />
bemessenen Zeiten, in m<strong>an</strong>chen<br />
Spitälern wie z.B. dem SMZ-Ost beschränkten<br />
sie sich überhaupt darauf,<br />
dass „derzeit keine Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüche<br />
durchgeführt werden“. Ein<br />
Befund, den auch eine Anfrage betreffend<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbrüchen <strong>an</strong><br />
Wiener Kr<strong>an</strong>ken<strong>an</strong>stalten der Grünen<br />
<strong>an</strong> Gesundheitsstadträtin Renate Brauner<br />
bestätigte. In der Antwort vom<br />
27. Mai sind für das Jahr 2004 weder<br />
für das SMZ-Ost, noch für das Wiener<br />
AKH „Abtreibungen auf Wunsch der<br />
Frau“ vermerkt. Ein Umst<strong>an</strong>d, der, so V<strong>an</strong>a,„mit<br />
politischem Druck durch die<br />
Frauenstadträtin und die Gesundheits-<br />
stadträtin auf die Leitung der gynäkologischen<br />
Abteilungen, die eine dementsprechende<br />
Personalauswahl treffen könnten“<br />
verbessert werden könnte.<br />
Die Zeit ist reif. Die Forderungen von KlinikmitarbeiterInnen<br />
und Politikerinnen gehen<br />
allerdings weiter, allen vor<strong>an</strong> steht<br />
ein Gesetz, das nicht im Strafrecht ver<strong>an</strong>kert<br />
ist. Aber auch die Forderung „Abtreibung<br />
auf Kr<strong>an</strong>kenschein“ ist nach<br />
wie vor Thema. Denn die Kosten in den<br />
Ambulatorien belaufen sie sich beispielsweise<br />
auf 425,- und 460,- Euro<br />
bei Gynmed bzw. 470,- Euro am<br />
Fleischmarkt. Damit die Familienpl<strong>an</strong>ungsstelle<br />
des Wiener Magistrats Kosten<br />
übernimmt, müssen die Vermögensverhältnisse<br />
offengelegt werden,<br />
was zwar relativ unbürokratisch und<br />
schnell möglich ist, allerdings keine befriedigende<br />
Lösung darstellt. SLP-<br />
Vorsitzende Grusch fordert kostenlose Abtreibung<br />
<strong>an</strong> Frauengesundheitszentren und<br />
öffentlichen Spitälern in allen Bundesländern,kostenlose<br />
Verhütungsmittel speziell<br />
für junge Frauen und nicht zuletzt„wirtschaftliche<br />
und politische Voraussetzungen,<br />
die eine ökonomische Unabhängigkeit von<br />
Frauen ermöglichen“.MonikaV<strong>an</strong>a geht es<br />
um den „ungehinderten Zug<strong>an</strong>g zum<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch“, um mehr<br />
Aufklärung und die Kostenübernahme<br />
für Verhütungsmittel und Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
durch die Kr<strong>an</strong>kenkassen.<br />
Forderungen, die zwar den politischen<br />
Willen von SPÖ und Grünen widerspiegeln<br />
– denn im Wiener L<strong>an</strong>dtag<br />
wurde Ende April auf Antrag der Grünen<br />
ein Beschluss zur Kostenübernahme<br />
gefasst – zur Zeit aber auf Bundesebene<br />
nicht durchsetzbar sind und deshalb<br />
einer Änderung der politischen<br />
Mehrheitsverhältnisse harren. Bis dahin<br />
bleibt nur, einige Forderungen immer<br />
und immer wieder zu wiederholen:„Wir<br />
fordern Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />
und in allen öffentlichen Spitälern“ (Komitee<br />
Selbstbestimmung der Frau,<br />
1982),„Frauen wehrt Euch! Empfängnisverhütung<br />
– wo bleibt die Mitver<strong>an</strong>twortung<br />
der Männer! Gegen: Abhängigkeit!<br />
Aufhebung der Fristenlösung!<br />
Doppelmoral!“ (egalia, 1984).<br />
Wir schließen uns damit dem „Komitee<br />
für die ersatzlose Streichung des<br />
Abtreibungsparagraphens <strong>an</strong>“, denn<br />
Abtreibung ist Frauenrecht. ❚<br />
Fo t o : AU F ; Archiv: STICHWORT. Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung<br />
abtreibungthema<br />
In den meisten Ländern, in<br />
denen Abtreibung legal möglich<br />
ist, werden die Kosten – <strong>an</strong>ders<br />
als in Österreich – zumindest<br />
zum Teil ersetzt oder es gibt Abtreibung<br />
auf Kr<strong>an</strong>kenschein.<br />
Kostenübernahme/Beratung:<br />
MA 11, Familienpl<strong>an</strong>ungsstelle,<br />
T. 01/369 89 88, www.kinder.wien.at<br />
Gynäkologische Untersuchung,<br />
Pillenverschreibung, Beratung<br />
durch Sozialarbeiterinnen, Schw<strong>an</strong>gerschaftstest,<br />
Informationen<br />
und Erst<strong>an</strong>laufstelle für Kostenübernahme<br />
für Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Österreichischen Gesellschaft für<br />
Familienpl<strong>an</strong>ung<br />
T. 01/478 52 42, www.oegf.at<br />
Gesundheitszentrum FEM<br />
T. 01/476 15-5771, www.fem.at<br />
Frauengesundheitszentrum in Graz<br />
T. 0316/ 83 79 98, www.fgz.co.at<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS<br />
in Salzburg<br />
T. 0662/44 22 55,<br />
www.frauengesundheitszentrum-isis.at<br />
Autonomes Frauenzentrum Linz<br />
T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
<strong>an</strong>.fänge<br />
Ab nun werden wir Euch in jeder<br />
Nummer einen Beitrag aus den<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Anfängen präsentieren:<br />
Birgitte Morschers Kommentar<br />
aus <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> <strong>Dezember</strong> 1985<br />
macht den Anf<strong>an</strong>g.<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : A rc h i v<br />
wissenschaftforum<br />
Barbara Asen ist Marie-<br />
Andessner-Stipendiatin und schreibt<br />
gerade <strong>an</strong> ihrer Disseration mit dem<br />
Titel „Endlich eine Frau mit Humor.<br />
Feministisches Kabarett und Frauenkabarett<br />
im deutsch-österreichischen<br />
Vergleich“.<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Freche Mäuler<br />
Der l<strong>an</strong>ge Weg von Sexobjekt zur em<strong>an</strong>zipierten Kabarettistin – ein Stück österreichischer<br />
Kabarettgeschichte von 1950-1980 wird von Barbara Asen nachgezeichnet<br />
M<strong>an</strong> kennt das Kabarett allgemein<br />
als eine überaus gesellschaftskritische<br />
und sehr unbequeme<br />
Kunstform, die Intoler<strong>an</strong>z<br />
gegenüber einzelnen<br />
Bevölkerungsgruppen stets zu tadeln<br />
wusste. Doch auch innerhalb des Kleinkunstbetriebes<br />
war nicht immer alles<br />
eitel Wonne.<br />
Das österreichische Kabarett erlebte<br />
nach den Schrecken des Zweiten<br />
Weltkrieges und den Mühen des Wiederaufbaus<br />
in den 1950er Jahren ein<br />
gelungenes Comeback. Vor allem die<br />
Namen Gerhard Bronner, Helmut<br />
Qualtinger und Georg Kreisler – auch<br />
als „Triade des Wiener Kabaretts“ bek<strong>an</strong>nt<br />
– wurden und werden immer<br />
wieder im Zusammenh<strong>an</strong>g mit diesem<br />
Aufschwung im Kabarettbetrieb gen<strong>an</strong>nt.<br />
Sie stellten ein produktives Zentrum<br />
in der Kleinkunstszene dar und<br />
bildeten zusammen mit dem „Simpl“<br />
die kabarettistischen Pole im Wien der<br />
1950er Jahre. Mit Blick auf diese beiden<br />
Ensembles schuf m<strong>an</strong> im Nachhinein<br />
sogar den Begriff der „Goldenen Zeit<br />
des Wiener Kabaretts“.<br />
Zweierlei Maß. Doch etwas wurde dabei<br />
vergessen: Kabarettisten waren zwar ab<br />
den 1950er Jahren so produktiv wie selten<br />
zuvor – der Frauen<strong>an</strong>teil in der Kabarettszene<br />
ist im Gegensatz dazu bis heute<br />
sehr gering. Kabarettistinnen waren<br />
(bzw. sind) aber nicht nur zahlenmäßig<br />
eine R<strong>an</strong>derscheinung; vor allem in den<br />
1950ern und 1960ern unterschieden sich<br />
auch ihre Arbeitsbereiche beträchtlich<br />
von denen der Kollegen. Denn während<br />
letztere das Schreiben der Kabaretttexte<br />
übernahmen, trugen Kabarettistinnen<br />
wie Louise Martini oder Cissy Kr<strong>an</strong>er diese<br />
auf der Bühne vor. Sie fungierten als<br />
Darstellerinnen, Ch<strong>an</strong>sonnieren und „optischer<br />
Aufputz“ und wurden sehr häufig<br />
auf unpolitische Rollen wie die verführerische<br />
Femme Fatale oder die unschuldige<br />
und brave Hausfrau reduziert. Zwar<br />
war es durchaus üblich, dass Männer auf<br />
der Bühne st<strong>an</strong>den und ihre Texte spielten;<br />
der umgekehrte Fall – Frauen, die<br />
Texte schrieben – war jedoch nicht denkbar.<br />
Louise Martini, die im Jahr 1956 als<br />
Schauspielerin zum Ensemble um Qualtinger,<br />
Bronner und Kreisler stieß, war<br />
sich, wie sie in ihrer Autobiografie<br />
schreibt, der „Unverrückbarkeit“ der geschlechtsspezifischen<br />
Arbeitsteilung<br />
durchaus bewusst:„Qualtinger und Merz<br />
schrieben die Prosatexte [...], Gerhard<br />
Bronner und Georg Kreisler [...] komponierten<br />
und texteten ebenso wie Peter<br />
Wehle. Sie alle st<strong>an</strong>den auch auf der<br />
Bühne. [...] Dass ich auch schreiben sollte,<br />
st<strong>an</strong>d nicht zur Debatte. Ich weiß nicht,<br />
ob ich es überhaupt gekonnt hätte, aber<br />
auch wenn, hätten die Männer es nicht<br />
zugelassen.“<br />
Dies brachte aber auch Probleme<br />
mit sich, denn was sollte m<strong>an</strong> unternehmen,<br />
wenn ein Text ausnahmsweise aus<br />
weiblicher Perspektive erscheinen sollte?<br />
Oder besser gesagt:Wenn er zumindest<br />
den Anschein erwecken sollte, er beziehe<br />
die weibliche Sichtweise mit ein. Gerhard<br />
Bronner berichtet uns in seinem Erinnerungsbuch<br />
„Die goldene Zeit des Wiener<br />
Kabaretts“ davon, wie m<strong>an</strong> solche Fälle<br />
ohne großen Aufw<strong>an</strong>d löste:„Ich konnte<br />
mich beim Schreiben einer musikalischen<br />
Solonummer in alle möglichen und unmöglichen<br />
Personen hineindenken, in<br />
Halb- und G<strong>an</strong>zstarke, in Politiker und deren<br />
Söhne, in G’scheite und Blöde, in Gau
ner und Betrogene – nur in die weibliche<br />
Psyche konnte ich mich nicht hineinversetzen,<br />
so sehr ich mich auch<br />
bemühte. Daher überließ ich das<br />
Schreiben von weiblichen Solonummern<br />
immer meinen Kollegen, meist<br />
dem Peter Wehle, dem nichts Menschliches<br />
fremd war.“<br />
Link zur Gesellschaft. Als Ursache für die<br />
R<strong>an</strong>dstellung von Kabarettistinnen<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die seit 1950 wieder verstärkt<br />
wirksamen konservativen Geschlechterideale<br />
und -normen geltend machen.<br />
Immer noch waren die klassischen Rollenbilder,<br />
die den M<strong>an</strong>n als im Beruf<br />
stehend und für die Außenwelt zuständig,<br />
die Frau als brave Hausfrau und in<br />
der Innenwelt der Familie verhaftet definierten,<br />
in den Hinterköpfen der Gesellschaft<br />
vorh<strong>an</strong>den. Der künstlerischen<br />
Welt der Bühne haftete im Besonderen<br />
ein verruchtes Image <strong>an</strong>, das<br />
sich nur äußerst schwer mit dem traditionellen<br />
Rollenbild der „Hausfrau und<br />
Mutter“ in Einkl<strong>an</strong>g bringen ließ. Dies<br />
äußerte sich in der Praxis etwa darin,<br />
dass es „ehrbaren Frauen“ vielfach von<br />
vornherein nicht erlaubt war, auf die<br />
Bühne zu steigen. So berichtet Gerhard<br />
Bronner, dass eine Schauspielerin, die<br />
er für das Programm „Blattl vor’m<br />
Mund“ engagieren wollte, „aus persönlichen<br />
Gründen nicht auftreten“<br />
konnte – ihr M<strong>an</strong>n war dagegen.<br />
Die Bastion fällt. Da der Druck der patriarchalisch<br />
strukturierten Gesellschaft<br />
groß und Alternativen spärlich waren,<br />
fügte Frau sich im Kabarett überwiegend<br />
stillschweigend ihrem Schicksal,<br />
was in den meisten Fällen zu einer Anpassung<br />
der weiblichen Ensemble-Mitglieder<br />
<strong>an</strong> männliche Kriterien und<br />
Maßstäbe führte. Doch mit den ausklingenden<br />
1970er Jahren sollte alles<br />
<strong>an</strong>ders kommen. Was bisher als selbstverständlich<br />
galt, wurde nun plötzlich<br />
zum Gegenst<strong>an</strong>d massiver Kritik. Denn<br />
vor dem Hintergrund der in allen Gesellschaftsbereichen<br />
beobachtbaren<br />
Frauenem<strong>an</strong>zipation zeichnete sich ein<br />
Vordringen von Frauen in die bis dato<br />
männlich dominierte Kleinkunstszene<br />
ab. Mitte der 1980er Jahre konstatierte<br />
m<strong>an</strong> in verschiedenen Zeitungen bereits<br />
einen „Auftakt für eine neue Ära“.<br />
Und wie ein Zitat aus der Zeitschrift<br />
„P<strong>an</strong>orama“ zeigt, herrschte spätestens<br />
im Jahr 1989 m<strong>an</strong>cherorts die Meinung<br />
vor, dass die „Männerdomäne Kabarett“<br />
gefallen war:„Und wieder muss so<br />
m<strong>an</strong>cher überzeugter Macho resignierend<br />
feststellen, dass eine weitere<br />
männliche Bastion von den Frauen erobert<br />
worden ist: das Kabarett. Galt das<br />
Brettl doch seit seiner Gründung fast<br />
durchgehend als männliche Domäne:<br />
Frauen waren vor allem als ‚Sexy-girl’<br />
oder als Dummerl gefragt, meist als<br />
Kombination von beidem. Zur Zeit aber<br />
blühen sie auf wie die Veilchen im<br />
Frühling, die Frauenkabaretts.“<br />
Beeinflusst durch die zunehmend<br />
stärker werdende Frauenbewegung,<br />
beg<strong>an</strong>nen feministische Künstlerinnen,<br />
ihre Stellung im Kulturbetrieb in<br />
Verbindung mit ihrer Weiblichkeit bewusst<br />
zu hinterfragen und die traditionelle<br />
Rollenverteilung im Kabarett entschieden<br />
von sich zu weisen. Kabarettgruppen<br />
wie „Chin & Cilla“ oder die<br />
„Menubeln“, sowie Solokabarettistinnen<br />
wie etwa Marie-Thérèse Escrib<strong>an</strong>o<br />
schrieben ihre Texte nunmehr größtenteils<br />
selbst, was natürlich auch eine<br />
Verlagerung der thematischen<br />
Schwerpunkte in den Kabarettprogrammen<br />
nach sich zog. Nun wurden<br />
Themen aus allen Bereichen des feministischen<br />
Diskurses verarbeitet. Die<br />
B<strong>an</strong>dbreite reichte dabei von der Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit gesellschaftlichen<br />
Rollenbildern und mit (sexueller)<br />
Gewalt gegen Frauen, über die Kritik<br />
<strong>an</strong> traditionell männlich besetzten Institutionen<br />
wie der katholischen Kirche<br />
oder dem Bundesheer, bis zu den<br />
neuen Gen- und Reproduktionstechnologien.<br />
Fo t o : I n g r i d B ö h m<br />
Chin & Chilla<br />
Fo t o : T h e r e s a Zo t t e r<br />
Minderheitenprogramm mit Auszeichnung.<br />
Damit hatten die Kabarettistinnen<br />
durchaus Erfolg, was m<strong>an</strong> auch dar<strong>an</strong><br />
sieht, dass „Chin & Cilla“ 1987 den<br />
„Österreichischen Kleinkunstförderungspreis“<br />
erhielten und Irene S. im<br />
Jahr 1989 und den „Menubeln“ 1990<br />
die renommierte Kabarettauszeichnung<br />
„Salzburger Stier“ zugesprochen<br />
wurde. Dennoch waren die Künstlerinnen<br />
von einem, nennen wir es „exotischen<br />
Flair“ umgeben. Sie wurden –<br />
aufgrund ihres Geschlechts – immer<br />
noch als Ausnahmen in der Kabarettszene<br />
wahrgenommen, wie die folgende<br />
Kritik, die 1985 im „Kurier“ publiziert<br />
worden ist, zeigt. Dort war zu<br />
lesen:„Für Robert Lembkes heiteres<br />
Beruferaten ‚Was bin ich’ wären Barbara<br />
Klein und Krista Schweiggl ein<br />
heißer Tipp. Üben sie doch einen Beruf<br />
aus, in dem nur unwesentlich<br />
mehr Frauen vertreten sind als bei<br />
den Wiener Philharmonikern: sie sind<br />
Kabarettistinnen.“<br />
Nach einem Abflauen des feministischen<br />
Kabaretts Mitte der 1990er<br />
Jahre und dem Rückzug eines Großteils<br />
der in den 1970ern und 1980ern<br />
aktiven Kabarettistinnen, findet m<strong>an</strong><br />
heutzutage wieder einige junge<br />
Künstlerinnen, die ihren Platz in der<br />
Kabarettszene be<strong>an</strong>spruchen und versuchen,<br />
Netzwerke zu bilden – so etwa<br />
die Gruppe „Ladies Night“. Dennoch:<br />
der Weg zu völliger Gleichberechtigung<br />
ist noch l<strong>an</strong>g und steinig –<br />
auch, wenn im Kabarett gegenwärtig<br />
mehr Frauen tätig sind, als bei den<br />
Wiener Philharmonikern. ❚<br />
forumwissenschaft<br />
Auswahlbiografie:<br />
Asen, Barbara:„Lachen, worüber ei-<br />
nem der Humor vergehen könnte“.<br />
Eine Geschlechtergeschichte des<br />
österreichischen Kabaretts zwischen<br />
1950 und 1990,<br />
Dipl. Arb., Salzburg <strong>2005</strong>.<br />
Damy<strong>an</strong>ovic, Eva: Kabarettistinnen.<br />
Ein historischer Rückblick und eine<br />
Best<strong>an</strong>dsaufnahme der gegenwärtigen<br />
Situation mit Schwerpunkt auf<br />
Österreich, Dipl. Arb., Wien 1996.<br />
Fink, Iris: Von Travnicek bis Hinterholz<br />
8. Kabarett in Österreich ab 1945.<br />
Von A bis Zugabe, Styria 2000.<br />
Geiger, Brigitte/Hacker, H<strong>an</strong>na:<br />
Donauwalzer Damenwahl. Frauenbewegte<br />
Zusammenhänge in Österreich,<br />
Promedia-Verl.-Ges. 1989.<br />
Kotthoff, Helga [Hg.]:<br />
Das Gelächter der Geschlechter.<br />
Humor und Macht in Gesprächen<br />
von Frauen und Männern,<br />
Fischer Verlag 1988.<br />
Links:<br />
Österreichisches Kabarettarchiv<br />
in Straden:<br />
http://www.kabarettarchiv.at<br />
Kabarett in Österreich:<br />
http://www.kabarett.at/ oder<br />
http://www.kabarett.cc<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
Beruf Sexarbeiterin<br />
Moralfreie Ansichten zu einem Berufsst<strong>an</strong>ds liefern Emilija Mitrovic von der<br />
deutschen Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Elisabeth von Dücker,<br />
Kuratorin einer Ausstellung zu Sexarbeit in Hamburg<br />
Emilija Mitrovic<br />
Etwa 400.000 Frauen arbeiten in Deutschl<strong>an</strong>d in der Prostitution,<br />
schätzt die Bundesregierung. Bis zu 1,2 Millionen Männer nehmen<br />
täglich die sexuellen Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch.<br />
Der Umsatz im Wirtschaftssektor Prostitution wird auf 14,5<br />
Mrd. Euro jährlich geschätzt. Das entspricht nahezu dem Umsatz<br />
der Karstadt Quelle AG mit 15,2 Mrd. oder der MAN AG mit 15,0 Mrd. Euro,<br />
k<strong>an</strong>n in der Zeitschrift „Aufklärung und Kritik“ nachgelesen werden.<br />
Die Zahlen zeigen: Prostitution ist in vielerlei Hinsicht eine gesellschaftlich<br />
relev<strong>an</strong>te Größe. Trotzdem bleibt der Bereich in weiten Teilen der Gesellschaft<br />
immer noch ein Tabuthema. Die Tabuisierung und Diskriminierung<br />
der Prostitution führt dazu, dass die Arbeitsbedingungen in diesem<br />
Wirtschaftssegment unkontrolliert und damit zw<strong>an</strong>gsläufig<br />
schlecht bis menschenunwürdig sind. Die gesellschaftliche Doppelmoral<br />
im Umg<strong>an</strong>g mit Prostitution macht es den Frauen – wie auch den wenigen<br />
männlichen Prostituierten – schwer, öffentlich zu diesem Arbeitsplatz<br />
zu stehen.<br />
Das Prostitutionsgesetz (ProstG), das am 1.1.2002 in Kraft getreten ist,<br />
sollte die Situation der Sexarbeiterinnen verbessern. Es regelt die zivilrechtlichen,<br />
arbeits- und sozialrechtlichen Beziehungen zwischen den Prostituierten<br />
und deren Kunden und Arbeitgebern. Die Frauen können sich jetzt unter<br />
der Berufsbezeichnung „Prostituierte“ offiziell kr<strong>an</strong>ken- und rentenversichern,<br />
sie können Löhne einklagen und sich gewerkschaftlich org<strong>an</strong>isieren.<br />
Die Ergebnisse einer Studie der Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di zum Arbeitsplatz Prostitution zeigen aber, dass eine Novellierung<br />
des Prostitutionsgesetzes in Deutschl<strong>an</strong>d nötig ist. Und außerdem<br />
Aufklärungsarbeit, um gegen Unwissenheit sowie die vorherrschende<br />
Doppelmoral <strong>an</strong>zugehen. Nur so k<strong>an</strong>n die Gesellschaft den<br />
Sexarbeiterinnen Ch<strong>an</strong>cengleichheit bieten.<br />
Aus der Studie ergeben sich Konsequenzen für die gewerkschaftliche<br />
Arbeit. ver.di setzt sich konkret für die Rechte und soziale Besserstellung<br />
von Sexarbeiterinnen ein – auch wenn sie nicht Gewerkschaftsmitglied<br />
sind. Ein wichtiger Schritt zum Schutz vor Ausbeutung ist der<br />
Muster-Arbeitsvertrag, den es seit April 2004 gibt.<br />
Weitere Vorhaben, die die Sexarbeiterinnen unterstützen sollen,<br />
sind die Rechtsberatung und Rechtsschutz für Prostituierte, Steuerberatung,<br />
Gesundheitsberatung, Ausstiegsprojekte, aber auch Aufklärung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit sowie Lobbyarbeit im politischen<br />
Raum.<br />
Und auch wenn Prostitution keine Arbeit wie jede <strong>an</strong>dere ist: Sexarbeiterinnen<br />
und Sexarbeiter müssen die gleichen Rechte haben wie jedeR<br />
<strong>an</strong>dere auch.<br />
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, www.arbeitsplatz-prostitution.de ❚<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Elisabeth von Dücker<br />
Im Jahr vier des Prostitutionsgesetzes in Deutschl<strong>an</strong>d widmet<br />
sich eine große kulturgeschichtliche Ausstellung dem<br />
Phänomen Sexwork. Der Begriff geht auf die amerik<strong>an</strong>ische<br />
Prostituiertenbewegung um 1970 und ihre Forderung nach<br />
rechtlicher und sozialer Gleichstellung zurück.<br />
Prostitution ist zwar gesellschaftliche Realität. In Deutschl<strong>an</strong>d ist sie<br />
seit 2002 nicht mehr sittenwidrig, Frauen und Männer im Sexgewerbe<br />
können seitdem sozialversichert arbeiten. Doch vielen Menschen<br />
fällt es schwer, Prostitution als Arbeit, erst recht als Beruf zu betrachten.<br />
Eine moralische Wertung gerät ihnen zur Abqualifizierung derjenigen,<br />
die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen oder müssen.<br />
Arbeit – das meint doch etwas Honoriges, so die l<strong>an</strong>dläufige<br />
Haltung, und dies passe nicht zur Vorstellung vom Betriebssystem<br />
Prostitution.<br />
Prostitution ist eine traditionsreiche Dienstleistung. Wie keine<br />
<strong>an</strong>dere Arbeit wurde sie Jahrhunderte l<strong>an</strong>g tabuisiert, stigmatisiert,<br />
reglementiert, verfolgt. Dennoch ist sie zu allen Zeiten nachgefragt.<br />
Und es ist Zeit nachzufragen, Mythen von Realem zu trennen und die<br />
sexuellen DienstleisterInnen, die vorwiegend Frauen und ca. zur Hälfte<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen sind, zu Wort kommen zu lassen.<br />
Zeit ist es auch, Prostitution als Teil unserer Gesellschaftsform und<br />
Lebensweise darzustellen. Denn die Verhältnisse, in denen wir leben<br />
und arbeiten, sind prostitutiver Natur. „Wir sind alle käuflich und werden<br />
gekauft“, so der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch. Das führt<br />
mitten in die Ausstellung: Sie ist ein erster Versuch, Sexarbeit <strong>an</strong>ders<br />
<strong>an</strong>zuschauen, ohne den voyeurhaften Blick oder die Festlegung auf<br />
die Opferperspektive. Gezeigt wird, um welche Tätigkeiten es beim sexuellen<br />
Tauschgeschäft geht, wer die Jobs macht, wie die Arbeitsbedingungen<br />
sind. Sozusagen ein Blick auf Sexarbeit backstage: vom<br />
Straßenstrich bis zum SM-Studio, von der Terminfrau über die Wirtschafterin<br />
bis zum Concierge, von der selbstständigen bis zur fremdbestimmten<br />
Arbeit, vom Puffkoller bis zum Burnout im Sexgewerbe,<br />
von der eingereisten Sexarbeiterin bis zur geschleusten. Bilder und<br />
Trugbilder, Fremd- und Eigenbilder, Klischees und Mythen sind hier zu<br />
besichtigen – was und wer macht eine Frau zur Prostituierten, w<strong>an</strong>n<br />
ist ein M<strong>an</strong>n männliche Hure, wie funktioniert die gesellschaftliche<br />
Zuschreibung? Zentrale Themen sind unter <strong>an</strong>derem Arbeit und die<br />
Prostituiertenbewegung, die Gesundheitsprävention, Recht und Sitte,<br />
die Geschichte mit Beispielen aus der NS-Zeit, sexualisierte Gewalt,<br />
die Kunden, gleichgeschlechtliche Prostitution sowie künstlerische<br />
Positionen.<br />
bis 7.5.<strong>2006</strong>, im Museum der Arbeit in Hamburg, www.museum-der-arbeit.de ❚
Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)<br />
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )<br />
o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )<br />
o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )<br />
o Ausl<strong>an</strong>dsabo (10 Hefte/44 e)<br />
Absenderin<br />
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An die Redaktion<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />
Untere Weißgerberstr. 41<br />
1030 Wien
projekt<br />
TechnikA<br />
In einem dreijährigen Forschungsprojekt stellten sich ForscherInnen<br />
und kooperierende Unternehmen verschiedener europäischer Länder<br />
der Frage, wie weibliches Potenzial im Technikbereich besser genutzt<br />
werden k<strong>an</strong>n. Im Oktober wurden die Ergebnisse bei einer Konferenz<br />
des Interuniversitären Forschungszentrums Graz (IFZ) präsentiert und<br />
Empfehlungen für weitere Aktionen ausgesprochen. Die Studie zeigt,<br />
dass vor allem Studentinnen trotz guter Noten ihre Ausbildung frühzeitig<br />
abbrechen, da sie sich oft nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt fühlen. Viele Ingenieurinnen<br />
erfahren <strong>an</strong> ihrem Arbeitsplatz Benachteiligungen, wobei<br />
Österreich im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Ländern eine unrühmliche Vorreiterstellung<br />
einnimmt: Sexismus und Diskriminierung werden stärker<br />
offen gelebt. Und immer noch gelten Technik-Berufe als „unweiblich“.<br />
Damit das nicht so bleibt, ist konkrete Technikförderung für<br />
Mädchen notwendig, wie z.B. jene des Projekts TechnikA, einer Zusammenarbeit<br />
der Grazer Vereine DOKU GRAZ, mafalda, modellino und<br />
der slowenischen Partnerinnenorg<strong>an</strong>isation Animacija. Hierbei h<strong>an</strong>delt<br />
es sich um ein Weiterbildungskonzept für Erwachsene, die mit<br />
Kindern ab zwei Jahren arbeiten. Indem das Interesse von Mädchen<br />
schon frühzeitig geweckt wird, soll l<strong>an</strong>gfristig der Zug<strong>an</strong>g von Frauen<br />
zu technischen Berufen gefördert werden. Wie sieht nun eine TechnikA<br />
aus? Mit dieser Frage sollten sich SchülerInnen der VS Karl Morre in<br />
Graz kreativ ausein<strong>an</strong>dersetzen. Am 17. November wurde die beste Arbeit<br />
prämiert, als Logo für das gleichnamige Projekt übernommen und<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt. svh<br />
ver<strong>an</strong>staltungen<br />
Subversive Wirklichkeiten<br />
Mit „Subversive Wirklichkeiten?“ geht der Jahresschwerpunkt<br />
<strong>2005</strong> der Frauenhetz zu Arbeit und Politik mit Vorträgen, Diskussionen<br />
und Workshops in die letzte Runde. In den drei Tagen vom<br />
9. bis zum 11. <strong>Dezember</strong> beleuchtet z.B. Andrea Kessler, Ethnologin,<br />
Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologin, die „Stadt der Frauen“ in Juchitán<br />
Fo t o : Te c h n i k A<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit wissenschaft<br />
und die gelebten Realitäten von Frauen- und Männerräumen in Mexiko.<br />
In einem Workshop soll das „D.I.Y“-Konzept, kurz für do it yourself, hinterfragt,<br />
die Strukturen betrachtet und Aktionsmöglichkeiten für eine feministisch-politische<br />
Praxis diskutiert werden. Michaela Moser,Theologin<br />
und Mitarbeiterin der Armutskonferenz, stellt sich dem Thema „Bedürftigkeit<br />
als menschlicher Normalzust<strong>an</strong>d und als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für eine<br />
erneuerte Politik des Sozialen“. Nach einem gemeinsamen Frühstück<br />
lädt Erika Thurner, Politikwissenschaflerin, abschließend zu einer Ausein<strong>an</strong>dersetzung<br />
mit den „alten Utopien“ für mögliche Zukunftsprojekte<br />
ein. Auf Anfrage gibt es Kinderbetreuung. svh<br />
Anmeldung: Frauenhetz Wien, 3., Untere Weißgerberstraße 41,T. 01/715 98 88, office@frauenhetz.at, www.frauenhetz.at<br />
im netz<br />
Arbeitsmigration<br />
Die Ausstellung „Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration“ ist jetzt<br />
auch im Internet abrufbar. Texte, Bildaufnahmen und Videoinstallationen<br />
der im Frühjahr 2004 von der Initiative Minderheiten in<br />
Zusammenarbeit mit dem Wien Museum org<strong>an</strong>isierten Ausstellung<br />
wurden digitalisiert und in eine virtuelle Ausstellung umgew<strong>an</strong>delt.<br />
Alle Interessierten, die einen Besuch in der Ausstellung damals versäumt<br />
haben, können dies nun in Ruhe nachholen. svh<br />
www.gastarbajteri.at<br />
mentoring<br />
Urb<strong>an</strong> Connection<br />
Mentoring-Programme schießen in den letzten Jahren wie die<br />
Schwammerln aus dem Boden, aber nicht viele Projekte hätten<br />
einen Preis für zielführende Konzepte verdient. Das interkulturelle<br />
Frauennetzwerk Urb<strong>an</strong> Connection wäre vielleicht eine Anwärterin.<br />
Im sogen<strong>an</strong>nten Urb<strong>an</strong> II Gebiet-Erdberg (ein unterdurchschnittlich<br />
entwickeltes städtisches Gebiet, das mit EU-Förderung<br />
<strong>an</strong> die „ausstattungsmäßige, wirtschaftliche und soziale Situation<br />
der Gesamtstadt her<strong>an</strong>geführt werden“ soll) wurde dieses Frauennetzwerk<br />
errichtet, um die Zusammenarbeit von Frauen aller<br />
Nationalitäten zu fördern. Dabei sollen vor allem Eigeninitiativen<br />
unterstützt und mit bestehenden Einrichtungen (Gebietsbetreuungen,<br />
Volkshochschulen, Vereinen, Schulen, Kindergärten etc.)<br />
kooperiert werden.<br />
Das Mentoring-Programm im Rahmen der Urb<strong>an</strong> Connection<br />
stellt 22 Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern bis Juni <strong>2006</strong><br />
jeweils eine Mentorin zur Seite. Die Mentorinnen sind Führungskräfte<br />
aus verschiedenen Bereichen, die ihre Kontakte und Erfahrungen<br />
<strong>an</strong> ihre Mentees weiter geben. Immer noch finden viele Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
trotz exzellenter Ausbildung und guten Deutschkenntnissen<br />
keine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeitsstelle – wenn<br />
sie überhaupt Arbeit suchen dürfen und finden. Träger des Projekts<br />
Urb<strong>an</strong> Connection ist der Verein uptrain, der die Förderung interkultureller<br />
Bildung, Beratung und Vernetzung von in- und ausländischen<br />
MitbürgerInnen zum Ziel hat. Fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung gibt<br />
es von der Frauenabteilung der Stadt Wien und dem Europäischen<br />
Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). GaH<br />
www.urb<strong>an</strong>-connection.at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
atypischarbeiten<br />
1 Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der IG Externe Lekto-<br />
rInnen und Freie WissenschaftlerInnen<br />
2 Fr<strong>an</strong>zösische Autorin des Bestsellers:<br />
„Les intellos prècaires“, Paris 2001.<br />
Infos:<br />
fwww.fiftitu.at<br />
www.igbildendekunst.at<br />
www.kulturrat.at<br />
www.kupf.at<br />
www.grundeinkommen.at<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Arm <strong>an</strong> Visionen?<br />
Atypisch ist typisch für die Beschäftigungssituation (nicht nur) von Künstlerinnen. Wieviel<br />
Sicherheit ist möglich und welche moralisch vertretbaren Lösungen helfen<br />
aus der Opferrolle? Von Saskya Rudigier<br />
Vor kurzem nahm ich, nicht nur<br />
D<strong>an</strong>k unserer ehemaligen Chefredakteurin<br />
Gudrun Hauer, die<br />
erste Nummer der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> von<br />
1983 zur H<strong>an</strong>d. Unsere Zeitschrift<br />
wurde mit der Wut im Bauch gegründet,<br />
die unfairen Arbeitsbedingungen von<br />
Frauen zu kritisieren und die Forderung<br />
nach Gleichberechtigung „lautstark“ zu<br />
verkünden. Heute, über zw<strong>an</strong>zig Jahre<br />
später, sind unsere Arbeitsverhältnisse<br />
von einem erschreckenden Diskurs über<br />
die Individualisierung grundlegender<br />
Werte geprägt. Die zunehmende Ökonomisierung<br />
aller Lebensbereiche schafft<br />
es „Unsicherheit und Angst als Grundmotivation<br />
der wirtschaftlichen und sozialen<br />
Entwicklung zu machen, d.h. diejenigen,<br />
die einen guten Job haben, fürchten<br />
sich, diesen zu verlieren, und die <strong>an</strong>deren,<br />
die einen solchen gerne hätten,<br />
machen alles, um ihn zu bekommen“,<br />
präzisiert Kulturwissenschaftlerin Andrea<br />
Ellmeier 1 die im Grunde feudal <strong>an</strong>mutenden<br />
Zustände. Innerhalb dieser<br />
Abhängigkeitsverhältnisse und (künstlerischen)<br />
Ausschreibungsprojekten, die<br />
als förderungswürdig gelten, bleibt wenig<br />
Platz für „die Möglichkeiten des<br />
Scheiterns, das heißt aber auch des Expe-<br />
Fo t o s : a rc h i v<br />
riments, des Neuen und weniger des Innovativen,<br />
des Ungewohnten und weniger<br />
des Interess<strong>an</strong>ten werden von Beginn<br />
<strong>an</strong> ausgeschlossen“, wie Eva Bliminger<br />
in ihrem Vortrag bei der Tagung<br />
„(A)typisch Frau II“ in Linz bemerkte.<br />
Schizophrene Gewissensbisse. Die Verwertungslogik<br />
des Prekären lässt aber nicht<br />
nur wenig Platz für Ineffizienz, sie sichert<br />
uns geradezu einen Dauerloop im „Ähnlichkeits-Konservatismus“<br />
von Projekten,<br />
die nach Anne Rambach 2 „das gute Einverständnis<br />
mit den/der ArbeitgeberIn<br />
bzw. dessen Repräsent<strong>an</strong>tin“ als absolut
notwendig voraussetzen. KünstlerInnen<br />
gelten durch die Projektfokussierung<br />
und ihrem Credo „Av<strong>an</strong>tgarde mit Selbstauftrag“<br />
als Arbeitsmodell schlechthin.<br />
Die missliche Lage von Neuen Selbstständigen<br />
oder Freien DienstnehmerInnen<br />
bedeutet nicht nur unzureichende<br />
monetäre Absicherung oder unbeständige<br />
Arbeits-Perspektiven. Gegenwärtig<br />
sind KünstlerInnen als vermeintlich<br />
Selbständige unter <strong>an</strong>derem aus dem<br />
Arbeitslosengeldbezug ausgeschlossen<br />
und eine m<strong>an</strong>gelhafte bzw. fehlende<br />
Einbindung in ein soziales Versicherungssystem<br />
ist ihnen sicher. Sich als<br />
Frau im prekären Dunstkreis des Künstlerischen<br />
zu bewegen bedeutet immer<br />
noch um einiges weniger zu verdienen<br />
als Männer und zum hochprozentigen<br />
Anteil von Weiblichkeit gezählt zu werden,<br />
die unter der Armutsgrenze leben.<br />
Nicht alle atypischen Beschäftigungsverhältnisse<br />
wie Teilzeitarbeit, geringfügige<br />
oder befristete Beschäftigung, Leiharbeit<br />
oder Werk- und freie Dienstverträge<br />
sind von prekärer Art. Auf der <strong>an</strong>deren<br />
Seite greift diese Diktion viel zu kurz<br />
um all jene Verstrickungen prekären Arbeitens<br />
zu beschreiben, wo sich Arbeit<br />
und Leben gegenseitig durchdringen.<br />
Definierte Kunst? Künstlerische und kulturelle<br />
Aktivitäten verlieren mehr und<br />
mehr ihren spezifischen Stellenwert, indem<br />
„Produkte, Dienstleistungen und<br />
Services, die als kulturelle bezeichnet<br />
werden, in die Verwertungsschleife des<br />
Kapitals gel<strong>an</strong>gen“ beschreibt Ellmeier<br />
die Situation der „Creative Industries“<br />
prägn<strong>an</strong>t.<br />
Kultur ist Vielfalt von Sinnstrukturen<br />
und ihre Hauptaufgabe liegt im Erschaffen<br />
von Struktur und sozialer<br />
Sphäre. Damit wird gesellschaftliches<br />
Leben erst möglich. KulturproduzentInnen<br />
sind weder einer bestimmten Kulturindustrie<br />
oder einer sozialen Kategorie<br />
noch einem beruflichen Selbstverständnis<br />
zuzuordnen. Sie sind vielmehr<br />
dar<strong>an</strong> zu erkennen, Schnittstelle für<br />
„Theorieproduktion, Gestaltung, politische<br />
und kulturelle Selbstorg<strong>an</strong>isation,<br />
Formen der Kollaboration, bezahlte und<br />
unbezahlte Jobs, informelle und formelle<br />
Ökonomie, temporäre Zusammenschlüsse,<br />
projektbezogenes Arbeiten und Leben<br />
zu sein“, wie die Produzentinnen des kleinen<br />
postfordistischen Dramas es in<br />
ihrem „Beipacktext“ zum Film „Kamera<br />
läuft“ beschreiben. Ihr Versuch, durch Interviews<br />
mit KulturproduzentInnen auf<br />
eine Autonomie und Freiheit jenseits der<br />
Verhältnisse hinzuweisen, ist nicht zuletzt<br />
dar<strong>an</strong> gescheitert, dass viele kaum<br />
eine Vorstellung davon hatten, was ein<br />
gutes Leben für sie bedeutet und welche<br />
Konzepte gegen die Mitproduktion der<br />
leidvollen Arbeitsbedingungen eine Veränderung<br />
bewirkt.<br />
Ged<strong>an</strong>ken zum Dilemma. Viele „KulturarbeiterInnen“<br />
sehen wie Juli<strong>an</strong>e Alton, IG-<br />
Vorarlberg, in der Bildung von Alli<strong>an</strong>zen<br />
mit einem klaren gemeinsamen politischen<br />
Ziel (oder einem gemeinsamen<br />
Feind) eine Strategie, interdisziplinäre<br />
Vernetzung und politische H<strong>an</strong>dlung<br />
mitein<strong>an</strong>der zu vereinbaren.„Wer sich zu<br />
welchem Zweck für welche Zeitsp<strong>an</strong>ne<br />
in welcher Weise verbindet, obliegt den<br />
Partner/innen. Da keine Körperschaften<br />
gebildet werden, definieren Verträge und<br />
Vereinbarungen zwischen den Bündnispartner/innen<br />
die Alli<strong>an</strong>z.“<br />
Damit die Alli<strong>an</strong>zen erfolgreich sind,<br />
gilt es Vereinnahmung und Passivität der<br />
BündnispartnerInnen zu vermeiden.<br />
D<strong>an</strong>n tritt ein entscheidender Vorteil der<br />
Bündnisse in den Vordergrund: Sie werden<br />
Teil des sozialen Systems. Nur was<br />
sichtbar und repräsentiert ist, ist in das<br />
soziale System eingebunden.<br />
Ein Beispiel für eine funktionierende<br />
Alli<strong>an</strong>z stellt der 1999 gegründete Kulturrat<br />
Österreich dar: Er ist Sprachrohr für 14<br />
unabhängige Interessenvertretungen<br />
und Berufsverbände von Kunst- und Kulturschaffenden.<br />
Sein Haupt<strong>an</strong>liegen ist<br />
die Verbesserung der sozialen Absicherung<br />
und Veränderungen im Künstlersozialversicherungsfondsgesetz<br />
bzw.<br />
Kunstförderungsbeitragsgesetz. Der<br />
Künstlersozialversicherungsfonds (Ksvf)<br />
hat zum Beispiel einen recht fragwürdigen<br />
Kriterienkatalog zwecks Beurteilung<br />
der künstlerischen Befähigung und damit<br />
einer Anspruchsvoraussetzung erstellt.<br />
Hier wird von biologistischen Kategorien<br />
wie <strong>an</strong>geborenem Talent gesprochen<br />
oder eine von außen postulierte<br />
Qualität gefordert, was weder zeitgemäß<br />
noch sozialverträglich ist, um nur einige<br />
kritische Punkte aufzuzählen.<br />
Allgemeine Nährpflichtdebatte. Projektarbeit<br />
und Wegfall arbeitsrechtlicher Grundlagen<br />
öffnen einer arbeitsmarktpolitischen<br />
Willkür Tür und Tor. Gerade weil sich Voll-<br />
beschäftigung immer mehr als ein fordistischer<br />
Mythos entpuppt, wäre eine<br />
Umbewertung von Arbeit wichtig. Nur<br />
so k<strong>an</strong>n elitären ErlöserInnenbotschaften<br />
wie etwa „Du k<strong>an</strong>nst alles schaffen,<br />
wenn du nur willst“ oder „Geht’s der<br />
Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“<br />
das Garaus zu machen.<br />
Der Mensch braucht sich sein Recht<br />
auf ein gutes Leben nicht durch „Wohlgefallen“<br />
in der Gesellschaft zu verdienen,<br />
auch nicht durch Arbeit oder Erfüllung<br />
von Bedingungen. Allein durch die<br />
Tatsache der Existenz sollte es jeder/jedem<br />
möglich sein, ein Leben in Würde<br />
zu führen und am gesellschaftlichen Leben<br />
teilzunehmen.<br />
Im Unterschied zu Sozialhilfe oder<br />
<strong>an</strong>deren staatlichen Subventionen würde<br />
ein echtes Grundeinkommen allen<br />
bedingungslos als Existenzsicherung zuerk<strong>an</strong>nt.<br />
Damit wäre ein erster Schritt in<br />
eine mögliche Richtung gedacht. Es ist<br />
nicht verwunderlich, dass MarktbefürworterInnen<br />
und KapitalistInnen sich<br />
immer häufiger für ein Grundeinkommen<br />
aussprechen: weil es gut für das<br />
Funktionieren des Markt-Mech<strong>an</strong>ismus<br />
ist. Tatsache ist auch: Die Debatte über<br />
das Grundeinkommen besitzt im Prinzip<br />
wenig karitatives und moralisches Gewissen,<br />
sondern entpuppt sich auch als<br />
Vorkehrung gegen BürgerInnen zweiter<br />
„Klasse“, die im Schlamassel von Arbeitslosigkeit<br />
und Perspektivenlosigkeit versunken,<br />
mit Kriminalität und Chaos <strong>an</strong>tworten.<br />
Weniger Bürokratie, weniger Lebenskampf,<br />
eine Alternative nicht nur<br />
für KünstlerInnen, denn fürs Scheitern<br />
wie fürs „gute Leben“ bedarf es einer<br />
Auszeit vom ökonomischen Neoliberalismus,<br />
wenn bedacht wird, dass die<br />
Ökonomie immer zugleich Werkzeug<br />
einer vorherrschenden Ideologie ist.<br />
Oder um mit den Worten Frigga Haugs<br />
zu sprechen: „M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n den Erfolg des<br />
Neoliberalismus so begreifen, dass<br />
wirkliche Elemente von Selbstbestimmung<br />
als Baustein für Fremdbestimmung<br />
genutzt werden.“<br />
Zuwenig Luft, Raum und ökonomische<br />
Unabhängigkeit verhindern<br />
oft den Widerst<strong>an</strong>d gegenüber der<br />
herrschenden Realität. Aber wir sollten<br />
nicht auf eine bessere Zukunft<br />
warten, wir müssen uns jetzt gegen<br />
den Pathos der Selbstausbeutung<br />
wehren. ❚<br />
arbeitenatypisch<br />
Beratung:<br />
www.sva.or.at<br />
www.gpa.at<br />
www.oegb.at<br />
Literatur:<br />
Juli<strong>an</strong>e Alton: Strategien und Alli<strong>an</strong>zenbildung<br />
im Kunst- und Kulturbereich.<br />
Kupf Nr. 113, Oktober <strong>2005</strong>, S.10<br />
Ljubomir Bratic, D<strong>an</strong>iela Koweindl,<br />
Ula Schneider (Hg.): Alli<strong>an</strong>zenbildung<br />
zwischen Kunst und Antirassismus.<br />
Annäherungen, Überschneidungen,<br />
Strategien und Reflexion. 2004<br />
Andrea Ellmeier:„Prekäre Arbeitsverhältnisse<br />
für alle? Kunst, Kultur, Wissenschaft<br />
als (negative) Av<strong>an</strong>tgarde<br />
(alt-)neuer (Erwerbs-)Arbeitsverhältnisse“.<br />
In: Kulturrisse 01/03.<br />
Dies.: Freie WissenschaftlerInnen und<br />
KünsterInnen: Av<strong>an</strong>tgarde des flexibilisierten<br />
Arbeitsmarktes.<br />
In: Kulturrisse 2/05, S.28f<br />
kpD (kleines postfordistisches Drama<br />
sind Brigitta Kuster, Isabell Lorey, Katja<br />
Reichard, Marion von Osten): Textbeilage<br />
zur DVD „Kamera läuft“. 2004,<br />
Text unter www.fifititu.at<br />
Alex<strong>an</strong>der Weiss: Geschlechterverhältnisse<br />
als produktive Ressource.<br />
Zur Prekarisierung der Arbeit.<br />
In: Kulturrisse 2/05, S.20f<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
filmstart<br />
Katzenball<br />
Fünf Frauen, fünf Generationen, fünf Geschichten. In ihrem mehrfach<br />
preisgekrönten Film „Katzenball“ begibt sich die Schweizerin Veronika<br />
Minder auf Spurensuche nach Geschichte, Identität und internationalen<br />
Netzwerken frauenliebender Frauen in der Schweiz. Die Protagonistinnen<br />
Joh<strong>an</strong>na Berends (Kosmopolitin), Liva Tresch (Chronistin<br />
und Fotografin), Ursula Rodel (Modemacherin), Heidi Oberli (engagierte<br />
Feministin) geben in offener und amüs<strong>an</strong>ter Weise Einblick<br />
in die Anfänge der „Bohéme“ der Schweizer Städte, in denen sich bereits<br />
in den 1940er und 1950er Jahren homosexuelle Subkulturen entfalten<br />
durften. Samira Zingaro, als Vertreterin der jungen lesbischen<br />
Generation bildet das Bindeglied zwischen dem besonderen Aspekt der<br />
Verg<strong>an</strong>genheit und der Gegenwart, in der das Recht als Frau zu studieren<br />
und ein offener Zug<strong>an</strong>g zur lesbischen Szene selbstverständlich<br />
sind. DF<br />
Kinostart für den von identities distribution (queer film festival) präsentierten Film ist der 13.<strong>Jänner</strong> <strong>2006</strong>,<br />
www.identities.at<br />
filmprojekt<br />
Interviewpartnerinnen gesucht!<br />
Für ein Filmprojekt über lesbische Lebensmodelle im Österreich der<br />
1950er/1960er Jahre werden Interviewpartnerinnen und Personen<br />
gesucht, die über diese Zeit berichten können. Lesbische Lebensmodelle<br />
in Österreich sind nur lückenhaft dokumentiert. Während es bis<br />
in die 1940er und ab den 1970er Jahren genügend Dokumentationsmaterial<br />
gibt, bilden die oben <strong>an</strong>geführten Jahre eine Forschungs-<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Foto: Katzenball<br />
lücke, die es zu füllen gilt. Interessierte Frauen, die sich gerne als<br />
Interviewpartnerinnen zur Verfügung stellen möchten, erhalten<br />
ausführliche Informationen über den Film bei den Initiatorinnen<br />
des Projekts. DF<br />
Kontakt: Katharina Lampert, Faika Anna El-Nagashi, Cordula Thym<br />
6., Stumpergasse 5/37, T. 0699/194 360 49, die.baronin@gmail.com<br />
kunstprojekt<br />
Das Selbst im Bild<br />
ipsum (lat.: selbst) ist ein Kunstprojekt, das mit Fotografie und Audioaufnahmen<br />
arbeitet und damit Menschen die Möglichkeit bietet,<br />
ihren subjektiven Blick auf die Welt durch das Objektiv der Kamera<br />
darzustellen und/oder auf Tonspuren die Geräusche ihres Alltags zu<br />
dokumentieren. Vor drei Jahren wurde ipsum von österreichischen<br />
StudentInnen gegründet, seitdem werden weltweit Workshops org<strong>an</strong>isiert,<br />
in denen die verschiedenen künstlerischen Techniken vorgestellt<br />
werden. Das Zeigen der eigenen Welt über künstlerische<br />
Medien soll das Selbst bewusster machen. Mut zum Ausdruck der<br />
persönlichen Geschichte/n ist das Motiv des Kunstprojektes und<br />
wird vor allem <strong>an</strong> die Menschen her<strong>an</strong>getragen, die aus den verschiedensten<br />
Gründen nicht die Möglichkeit haben, sich in Bild,<br />
Wort oder Ton auszudrücken. Die Selbst-Repräsentation bietet die<br />
Ch<strong>an</strong>ce, mit den oft starren und vorurteilsbehafteten Bildern die<br />
wir vonein<strong>an</strong>der haben zu brechen. Die öffentliche Präsentation<br />
der entst<strong>an</strong>denen Arbeiten dient diesem Anliegen, die Reflexionen<br />
und Reaktionen des Publikums auf die verschiedenen Lebenswelten<br />
werden damit ein wichtiger Teil des Projektes. In Wien gibt es im<br />
<strong>Dezember</strong> die Möglichkeit, sich die Arbeiten der letzten drei Jahre<br />
<strong>an</strong>zusehen. Bild- und Tonmaterial aus Angola, Pakist<strong>an</strong> und Österreich<br />
wurde zusammengetragen und wird gleichzeitig am Museumsplatz,<br />
<strong>an</strong> der Freyung und am Brunnenmarkt ausgestellt. Einen<br />
ersten Vorgeschmack bietet zurzeit das Kulturcafé am Dornerplatz<br />
3, im 17. Bezirk in Wien. Sapa<br />
Infos: www.ipsum.at; T. 0650/821 24 02<br />
autorinnen<br />
Linz – hellwach<br />
Am 7. <strong>Dezember</strong> findet im Linzer Stifter-Haus die l<strong>an</strong>ge Nacht der<br />
Autorinnen statt. 18 Autorinnen, darunter die drei Preisträgerinnen<br />
des Mari<strong>an</strong>ne.von.Willemer.05 – Frauen.Literatur.Preises, werden in<br />
teilweise parallel stattfindenden zehn-Minuten-Lesungen den Dialog<br />
mit dem „hellwachen“ Publikum suchen. Unter den Autorinnen<br />
finden sich unter <strong>an</strong>derem Rubia Salgado, Mitbegründerin von MAIZ,<br />
dem autonomen Integrationszentrum von und für Migr<strong>an</strong>tinnen in<br />
Linz, sowie Traude Korosa, Mitglied der IG Autorinnen und Autoren<br />
und Mitorg<strong>an</strong>isatorin der Widerst<strong>an</strong>dslesungen am Wiener<br />
Ballhausplatz.<br />
Die l<strong>an</strong>ge Nacht der Autorinnen ist ein Kooperationsprojekt<br />
von FIFTITU, der Vernetzungsstelle von Frauen in Kunst und Kultur<br />
in Oberösterreich und dem Stifter-Haus in Linz. Zu der Ver<strong>an</strong><br />
staltung ist auch eine kleine Publikation gepl<strong>an</strong>t. Der Eintritt ist<br />
frei. DF<br />
Info: Stifter-Haus, 4020 Linz, Adalbert-Stifter-Platz 1, www.stifter-haus.at, www.fiftitu.at, T. 0732/770 353
a usstellung innsbruck<br />
Revolutionäre Kuugel<br />
Die Initiative Kritische Universität und gesellschaftsem<strong>an</strong>zipatorische<br />
Lehre (Kuugel) ver<strong>an</strong>staltet von 7. bis 10. <strong>Dezember</strong> in der Innsbrucker<br />
Plattform mobiler Kulturalternativen (p.m.k) die Ausstellung „So geht Revolution...“<br />
mit vielfältigem Rahmenprogramm. Gezeigt werden 100 kommerzielle<br />
Werbesujets von 1967 bis heute, die allesamt revolutionäre Slog<strong>an</strong>s<br />
beinhalten. Dabei wird der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen, was Begriffe wie<br />
Freiheit, Revolution oder Radikalisierung in der heutigen Zeit eigentlich<br />
bedeuten und wie das Verhältnis von politischen Zeichen, realem Protest<br />
und neoliberalen Gegenwartspraxen einzustufen ist. So werden u.a. Che<br />
Guevara, Karl Marx, Mao, Lenin, Ulrike Meinhof, rote Fahnen und rote Sterne,<br />
Straßenschlachten und Molotov-Cocktails zu sehen sein.<br />
Am Freitag, den 9.12. gibt es eine Ver<strong>an</strong>staltung von Helga Treichl und<br />
Rosa Reitsamer mit dem klingenden Titel „I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, als Anspielung<br />
auf eine Aussage von Corinne Tucker, in der sie vor einigen Jahren<br />
das weiße und männlich dominierte Rockbusiness karikierte.<br />
So werden Parallelen zu den „Hallen linker Ikonografie“ gezogen, in<br />
denen meist männliche Rauschebartträger in Macho-Pose die Szenerie beherrschen.<br />
Nur selten ist zwischen den linken „Straßenkampf-Stars“ eine<br />
Rosa Luxemburg, Ulrike Meinhof oder Klara Zetnik auszunehmen. DF<br />
7.12., 20.00,Vernissage und 9.12., 20.00,„I w<strong>an</strong>na be your Che ...“, p.m.k., 6020 Innsbruck,Viaduktbögen 19-20,T. 0512/908049,<br />
www.pmk.or.at, kuugel.redefreiheit.net, Eintritt frei<br />
Foto: Fo to: Borderline<br />
ausstellung<br />
R<strong>an</strong>dgänge<br />
Borderline – eine Form, die Grenzräume sichtbar macht. Grauzonen, welche<br />
einen <strong>an</strong>deren Blick verl<strong>an</strong>gen und auffordern, unsere Denkgewohnheiten<br />
neu zu reflektieren und <strong>an</strong> den Rändern der Philosophie entl<strong>an</strong>g zu schreiben.<br />
Die Ausstellung „Borderline“ der Initiative für Kunst und Medien (MEDEA) –<br />
bis 7.12.05 im Linzer Kliemsteinhaus – versucht, neue Diskurse zu eröffnen. So<br />
präsentieren Künstlerinnen wie Elvira Kurabasa Arbeiten, die kulturelle Konzepte<br />
sichtbar machen und dekonstruieren.<br />
Besonders im Ausstellungsprogramm hervorzuheben ist die Tournee<br />
<strong>2005</strong> „Offenes Atelier“ On Tour. Sie thematisiert geografische Grenzen und<br />
Verschiebungen gesellschaftlicher und kultureller Grenzen vor dem Hintergrund<br />
des Systemwechsels in Polen. Eine Analogie dazu k<strong>an</strong>n auch im alltäglichen<br />
Leben zwischen verschiedenen Kulturen, Geschlechtern, Altersgruppen<br />
und/oder politischen Gruppierungen gesehen werden. Die Grenzlinie stellt<br />
d<strong>an</strong>n den Zwischenraum dar, der den Nährboden für neue Impulse bildet. Das<br />
Gewahrwerden von Zwischenräumen und Zwischentönen enthält ein sinnstiftendes<br />
Moment, jenseits von schwarz-weiß. Begleitend zur Ausstellung<br />
werden von 2.-4.<strong>Dezember</strong> auch Abendver<strong>an</strong>staltungen stattfinden. ElSte<br />
Info: servus.at/medea/projekte/borderline<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Einkaufsbummel<br />
<strong>an</strong>.risskultur<br />
Im Nachhinein wusste ich gar nicht mehr, wie ich hingekommen war.<br />
Eigentlich wollte ich nur Blumenerde kaufen. Doch im Bau- und Gartenmarktgewirr<br />
zog es mich d<strong>an</strong>n doch ins schwedische Möbelhaus.<br />
Das Außergewöhnliche dar<strong>an</strong>: ich war allein. Und das war sonst niem<strong>an</strong>d.<br />
Da waren Vater-Mutter-Kind-Familien, Müttergruppenshopperinnen,<br />
Pärchen aller Altersgruppen. Die Jungen maßen verzückt Billys<br />
und Ivars aus, die Älteren trennten sich vorm Restaur<strong>an</strong>t: die Männer<br />
ertränkten sich in dünnem Kaffee, die Frauen strebten zielsicher<br />
in Richtung ihrer Lieblingsabteilungen. Ich schlenderte ziellos herum,<br />
schaute mich in aller Ruhe in der Kinderabteilung um, ohne „Ich wille<br />
das haben!“ ins Ohr gebrüllt zu bekommen. D<strong>an</strong>n leistete ich mir einen<br />
lauwarmen Sackerltee und ein Fleischbällchenbrot, das auf der<br />
Werbetafel in der Esszimmerabteilung so lecker ausgesehen hatte –<br />
in echt d<strong>an</strong>n aber kaum wieder zu erkennen war. Als ich weiterging,<br />
traf ich in der Geschirrabteilung auf zwei Frauen mit Kindern. Die Kinder<br />
inspizierten all die bunten Plastik-, Glas- und Keramikdinge und<br />
zogen immer mehr den Unmut ihrer Aufpasserinnen auf sich. Wenn<br />
die beiden Freundinnen mitein<strong>an</strong>der sprachen, säuselten, schmeichelten,<br />
kicherten, flöteten sie, nur unterbrochen von stakkatoartigen<br />
Komm<strong>an</strong>dos und Drohungen vom Typ „Wenn du nicht sofort, d<strong>an</strong>n...!“<br />
<strong>an</strong> die Kinder. Ich war irgendwie peinlich berührt. Ob ich mich auch so<br />
<strong>an</strong>höre, wenn ich mit Lenni einkaufen bin? Schließlich ist das oft ein<br />
Spießrutenlauf mit unausweichlichem Höhepunkt <strong>an</strong> den Süßigkeitenständern<br />
<strong>an</strong> der Kassa. Nein, beschloss ich, ich bin netter zu Lenni<br />
und dafür weniger süßlich zu meinen Freundinnen. Durch eine Abkürzung<br />
wähnte ich mich dem Ausg<strong>an</strong>g nahe, f<strong>an</strong>d mich aber in einer<br />
Gruppe Freundinnen wieder, die gerade meinten: „Schrecklich, es gibt<br />
so viele Geschäfte, in denen Hunde verboten sind, könnte m<strong>an</strong> das<br />
nicht auch für Kinder einführen?!“ Bevor ich das richtig aufgenommen<br />
hatte, verschw<strong>an</strong>den die drei hinter einem riesigen Stapel Christbaumkugeln.<br />
Und ich fasste einen Entschluss: Fort<strong>an</strong> werde ich nur<br />
mehr mit Lenni shoppen, und wenn er mit dem Einkaufswagen durch<br />
die Gläserabteilung fährt, werde ich „Schneller!“ rufen; und sollte er<br />
dabei einer kinderhassenden Person übers Ferserl fahren, werde ich<br />
dezent wegsehen.<br />
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v at<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
Fo t o s : B r i t t a S t ro j<br />
geheimsacheleben<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Lebenszeit<br />
Eine Ausstellung über lesbisches und schwules Leben in<br />
Österreich, über offene Sinnlichkeit und geheimes<br />
Begehren bricht das Schweigen. Von Jenny Unger<br />
Eine Ausstellung ist. Die beste<br />
Freundin einpacken, sie<br />
dazu überreden, mit dir hinzugehen<br />
und d<strong>an</strong>n: deine<br />
Geschichte finden – die letzten<br />
zehn Jahre in der Lesbenszene<br />
(mehr oder weniger, das ist egal) –<br />
und <strong>an</strong>dere finden, solche, die du<br />
kennst, solche, die du einmal gek<strong>an</strong>nt<br />
hast, welche, die du vielleicht noch<br />
nicht kennst, aber kennen lernen<br />
wirst. Solche, die große Ideale waren<br />
und dir heute noch Angst einflößen,<br />
wenn sie dir gegenüber stehen und<br />
dir in die Augen starren. Angst vor ihnen<br />
haben, weil sie alles k<strong>an</strong>nten, weil<br />
sie jeden und jede k<strong>an</strong>nten, weil sie<br />
damals schon zehn Jahre mit dabei<br />
waren, im Club2 gestrickt haben, das<br />
Plakat entworfen haben, die Ver<strong>an</strong>staltung<br />
initiiert haben, weil von ihnen<br />
die Sammlung scharfer Messer<br />
hier zu sehen ist, weil sie auf einem<br />
Bild hier zu finden sind und du nicht.<br />
Eingeschüchtert sein, weil ihr Bücherregal<br />
schon vor zehn Jahren so aussah,<br />
wie deines heute; und eingeschüchtert<br />
sein, weil sie all die Diskussionen<br />
schon geführt haben, die<br />
für dich so neu sind – aber das ist<br />
auch schon zehn Jahre her!<br />
Gut, auf einem Bild bist du nicht,<br />
es ist auch keines da, das du gemacht<br />
hast, aber den Flyer hast du auch und<br />
das <strong>an</strong><strong>schläge</strong> Heft mit dem ausgebleichten<br />
Rot, das hast du auch, und<br />
diese Dykes sind <strong>an</strong> dir auf ihren Bikes<br />
vorbeigefahren und ein Foto von diesem<br />
Tr<strong>an</strong>sparent klebt in deinem Album.<br />
Zufällig hast du damals auch<br />
die Barbara Karlich Show gesehen<br />
und diesen einen Sessel, der jetzt hier<br />
in der Ausstellung steht, auch. Und<br />
mit diesem Gefühl lässt du d<strong>an</strong>n die<br />
STADT hinter dir, änderst deinen Blickwinkel<br />
und betrachtest dich von<br />
draußen. Draußen, das ist da, wo die<br />
sind, die nicht drinnen sind. Da sind<br />
die, die dich beschreiben, dich vermessen,<br />
die dir sagen, wie du bist. Die<br />
Recht für dich schreiben und Grenzen<br />
für dich setzen, die dir deine Kr<strong>an</strong>kheit<br />
bescheinigen und die, die für deine<br />
Rettung einen Gott oder mehrere<br />
<strong>an</strong>flehen und die, die dich auf die<br />
Bühne bringen. Aber g<strong>an</strong>z selten die,<br />
die dich g<strong>an</strong>z gewöhnlich sein lassen,<br />
und die, die dich selten wirklich finden.<br />
Du willst weg von diesem LABOR,<br />
weg von dieser Fremdbestimmung.<br />
Du willst sein wie du bist und verziehst<br />
dich in deine Lebenswelt im<br />
Geheimen. Geheim nicht für dich.<br />
Du nimmst Teil, du bist Teil. Geheim<br />
und versteckt nur für die, die drau<br />
ßen sind. So war es für dich, aber im<br />
SPIEGEL wird dir klar, warum doch geheim:<br />
das B<strong>an</strong>gen um die eigene Existenz,<br />
die Angst denunziert zu werden,<br />
die Angst vor Gericht zu stehen,<br />
die Angst vor Hausdurchsuchungen<br />
und polizeilicher Kontrolle, wo dein<br />
Innerstes zum Äußersten wird, wo du<br />
entblößt und gedemütigt wirst. Doch<br />
der Spiegel ist ehrlich und zeigt dir,<br />
dass auch du demütigen k<strong>an</strong>nst, dass<br />
auch du Täterin sein k<strong>an</strong>nst. Er zeigt,<br />
dass du das Hakenkreuz tragen<br />
k<strong>an</strong>nst oder den rosa Winkel und dass<br />
Medizin, die du verfolgst auch dich<br />
verfolgen k<strong>an</strong>n. Hier beißt sich die<br />
Katze in den Schw<strong>an</strong>z. Hier willst du<br />
schnell raus.<br />
Wahrnehmungslabor. Die LEIDENSCHAFT<br />
ist dein Rettungs<strong>an</strong>ker. Mit der Kunst<br />
k<strong>an</strong>nst du wieder lachen und lieben<br />
und staunen und dich abwenden, deine<br />
Ahninnen suchen, den Gärtner in<br />
Bildern finden und wieder die Fährte<br />
auf das Bek<strong>an</strong>nte legen, das dich am<br />
Anf<strong>an</strong>g eingesogen hat. Beinsteinsche<br />
Fotografie reißt dich ebenso mit, wie<br />
das homorientalische Doppelportrait
und beim Film zum Regenbogenball<br />
bleibst du stehen. Doch irgendw<strong>an</strong>n ist<br />
es dir zu bieder, du drehst den Kopf zur<br />
Decke und gehst. Vorbei am Spiegel,<br />
zurück in die Stadt. Fließend ist der<br />
Überg<strong>an</strong>g ins Labor, von Selbst- zu<br />
Fremdwahrnehmung und du weißt kaum<br />
noch, was dein eigenes Bild ist, weil dir <strong>an</strong>dere<br />
ihres überstülpen.<br />
Du lässt alles hinter dir: die 1.700m 2<br />
der Ausstellungsfläche, die 700 Exponate,<br />
die Leihgaben, die Fundstücke, die<br />
Sammelstücke, die Bücher, die Bilder,<br />
die Filme, die Töne, die Kleider, die Statuen,<br />
die Tr<strong>an</strong>sparente, die Folder, die Flyer,<br />
die Feuerzeuge, die Kleinodien, die Geschmeide,<br />
die Highlights der schwullesbischen<br />
Bewegung und das Wort<br />
„homosexuell“ g<strong>an</strong>z besonders. Beinahe<br />
hättest du irgendwo „Tr<strong>an</strong>s“ geschrieben.<br />
Doch du bist dir nicht sicher, ob es<br />
da etwas gibt, das du hinter dir lassen<br />
k<strong>an</strong>nst, denn das ist die Geheimsache<br />
hinter der Geheimsache, die nur mit einem<br />
Blick durchs Schlüsselloch zu sehen<br />
ist, durch eine Änderung des Blickwinkels.<br />
Ja, wieder eine Änderung des Blickwinkels,<br />
der das Geheime freilegt, real<br />
und <strong>an</strong>greifbar macht.<br />
Nehmt euch viel Zeit. Schon strampelnd<br />
am Fahrrad rufst du der besten Freundin<br />
die Frage „Wie wars eigentlich?“<br />
zu und hoffst auf eine Antwort, die<br />
keine ist, weil d<strong>an</strong>n deine Antwort<br />
auch eine sein k<strong>an</strong>n, die keine ist. So<br />
schnell k<strong>an</strong>nst du nicht sagen, wie es<br />
war. Bis heute eigentlich nicht. Sehenswert,<br />
auf jeden Fall: sehenswert. Mehr<br />
bringt dein Kopf nicht zusammen.<br />
Bleibt bloß die Frage: „Was kommt<br />
in den Artikel?“ Einen Anhaltspunkt<br />
gibt die Email der Grazerinnen, die vor<br />
zwei Wochen in Wien waren und sich<br />
die Ausstellung <strong>an</strong>gesehen haben: interess<strong>an</strong>t,<br />
sehr schön aufbereitet.<br />
Und d<strong>an</strong>n gaben sie noch die Empfehlung<br />
„Nehmt euch viel Zeit“, denn<br />
zwei Stunden reichen noch l<strong>an</strong>ge<br />
nicht. Helfen k<strong>an</strong>n auch Ausstellungsbesucherin<br />
B.: Sie findet das Konzept<br />
der Anordnung nach Themen sehr toll,<br />
die Ausstellung interess<strong>an</strong>t, abwechslungsreich<br />
und vielschichtig, zum genauer<br />
Hinsehen einladend. Sie weist<br />
auf die Tatsache hin, vieles zu kennen<br />
und viele zu kennen, bei so einigem<br />
dabei gewesen zu sein und m<strong>an</strong>ches<br />
selbst zu haben, das nun – hier als Aus-<br />
stellungsstück gesehen – noch besonderer<br />
als bisher wird. Etwas, das schon<br />
immer gesehen werden wollte, ist zu<br />
sehen und Wissenslücken sind zu füllen<br />
und gleichzeitig k<strong>an</strong>n eine bemerken,<br />
dass sie selbst das Wissen bildet und<br />
dass sie selbst die Geschichte ist, dass<br />
„eine die Spur sucht und letztlich die<br />
Spur selbst ist“.<br />
Aber noch sind Fragen offen und<br />
die Antworten geben die, die die Ausstellung<br />
gemacht haben. Veronika<br />
Wöhrer, Recherche, erzählt vom Durchkämmen<br />
diverser Themen und Felder:<br />
„von arbeitersexualberatungsstellen in<br />
den 30-er jahren, parlamentsprotokollen<br />
aus den spaeten 50-er jahren zum<br />
§209 I b, zeitungsrecherchen zu verurteilungen<br />
von homosexuellen zu spielfilmen<br />
ueber homosexualitaet, aufklaerungsfilmen<br />
in den schulen bis zu dipls<br />
und dissen zu ,queeren’ themen oder<br />
den aktivitaeten des homobitr<strong>an</strong>sreferats<br />
in den 90-er jahren (...) war da alles<br />
moegliche dabei.“ Aber sie spricht auch<br />
vom Suchen der „Wurzeln“, das für sie<br />
neu war, und dem Wissen, das bei der<br />
Recherche entst<strong>an</strong>d, und vom Team,<br />
von dem auch die KuratorInnen sprechen:<br />
von Lesben und Schwulen, die<br />
mitein<strong>an</strong>der arbeiten, und von erwarteten<br />
Problemen, die es nicht gab. Zur<br />
Sprache bringt Ines Rieder, Kuratorin,<br />
die Unsichtbarkeit der Lesben, aber<br />
auch die Sichtbarkeit der Lesbengeschichte<br />
– von Institutionen wie<br />
Stichwort dokumentiert und nun hier.<br />
Von Geschichte überhaupt wird gesprochen<br />
und was diese denn sei: die<br />
große Geschichte der großen Menschen<br />
oder die Nebensächlichkeit des<br />
Alltags? Jedes Stück birgt eine Geschichte<br />
und, oft unbemerkt und unbeachtet,<br />
m<strong>an</strong>chmal eine, die für Unzähliges<br />
steht. Technische Probleme, die<br />
den Ausstellungsbeginn verzögern, die<br />
stehen für Zeitdruck, entst<strong>an</strong>den<br />
durch ohnehin sehr knapp bemessene,<br />
aber vor allem spät zugesagte Gelder,<br />
und einen Raum, der eigens adaptiert<br />
werden muss. Zu guter Letzt wird ein<br />
Mahnmahl erwähnt – oder doch ein<br />
Archiv? Gepl<strong>an</strong>t war etwas. Versprochen<br />
war etwas.<br />
Das „Gedenkjahr“ <strong>2005</strong> kam, die<br />
Stadt Wien mit Geld und Menschen mit<br />
einer Idee, einer Ausstellungsidee:„Geheimsache:<br />
Leben. Schwule und Lesben<br />
im Wien des 20. Jahrhunderts.“ ❚<br />
lebengeheimsache<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
thesendesaster<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Fo t o : A rc h i v<br />
Fo t o : AFo rcth o i: vA<br />
rc h i v<br />
Der Sitcom Check<br />
Ob Karrierefrau oder Weibchen am Herd, das Fernsehen wimmelt vor Weiblichkeitsklischees.<br />
Dennoch gibt es Hoffnung: Unkonventionelle Fernsehfrauen sind vor allem in Sitcoms zu<br />
finden. Von Barbara Oberrauter<br />
Und es ändert sich doch: Obwohl<br />
das Frauenbild im Fernsehen<br />
meist immer noch die<br />
„klassischen“ Stereotypen<br />
tr<strong>an</strong>sportiert, hat eine Studie<br />
des ORF vom letzten Jahr doch gezeigt,<br />
dass der Verhaltenskorridor für Frauen,<br />
besonders in jüngeren Fernsehformen<br />
wie der Sitcom, breiter wird: Hier werden<br />
alternative Geschlechterbilder geboten,<br />
die „typisch weibliche“ mit „typisch<br />
männlichen“ Eigenschaften vereinen.<br />
Dennoch muss auch bei der Rezeption<br />
dieser Serien der heterosexuelle<br />
und männlich dominierte Kontext mitbedacht<br />
werden, in dem sie entst<strong>an</strong>den<br />
sind – die Machthaber der Medien sind<br />
nach wie vor größtenteils männlich,<br />
genauso wie die Gagschreiber. Vor<br />
diesem Hintergrund sollen hier fünf<br />
Klischees auf ihre Validität hin überprüft<br />
werden, die (Fernseh-)Frauen<br />
immer wieder <strong>an</strong>gedichtet werden.<br />
Um das Ergebnis bereits vorwegzunehmen:<br />
Mit einer feministischen Lesart<br />
dieser Sitcoms wird frau hier einige<br />
witzige, mutige, schlagfertige und<br />
intelligente Frauen finden, wie sie im<br />
übrigen Fernsehprogramm leider immer<br />
noch in viel zu geringem Ausmaß<br />
vorkommen.<br />
These eins: Dicke Frauen haben<br />
Komplexe, verfügen über wenig soziale<br />
Kontakte und vergraben sich daheim<br />
vor dem Fernseher. Ihr einziger Halt<br />
sind ihre geliebten Kinder.<br />
Rose<strong>an</strong>ne Barr ist der lebende Beweis<br />
dafür, dass ein Gewicht über 100<br />
Kilogramm und eine Verortung in der<br />
unteren Mittelschicht keine Komplexe,<br />
sondern größere Durchschlagskraft und<br />
mehr Freiheiten mit sich bringen. Als<br />
Matriarchin im klassischen Sinn weiß<br />
Rose<strong>an</strong>ne, wie der Hase läuft, und agiert<br />
nicht nur äußerst selbstbestimmt in<br />
ihrem eigenen Leben, sondern auch jenen<br />
von Kind, M<strong>an</strong>n und Anverw<strong>an</strong>dten.<br />
Lieber dick da als sich selbst zu verdünnisieren,<br />
ist Rose<strong>an</strong>ne nicht nur die<br />
Stimme derer, die sich nicht wehren können,<br />
sie stellt auch gemeinsam mit ihrer
Schwester ein eigenes Unternehmen auf<br />
die Beine. D.J.:„War ich ein Unfall?“ Rose<strong>an</strong>ne:„Nein,<br />
D.J., du warst eine Überraschung.“<br />
[...] D.J.:„Oh. Und war Darlene<br />
ein Unfall?“ Rose<strong>an</strong>ne:„Nein. Darlene<br />
war ein Desaster.“<br />
Und was eine selbstbewusste Frau<br />
wie Rose<strong>an</strong>ne von Männern hält, bringt<br />
sie selbst am besten zum Ausdruck:<br />
Chrystal:„Und wie magst du deine<br />
Marshmallows, Rose<strong>an</strong>ne?“ Rose<strong>an</strong>ne:<br />
„Wie Männer, außen knusprig und am<br />
Ende einer Gabel aufgespießt.“<br />
These zwei: Lesben sind Fußballerinnen,<br />
die abends gern ein kleines Kind (vorzugsweise<br />
männlichen Geschlechts) essen<br />
und dazu Bier direkt aus der Flasche<br />
trinken.<br />
Das Leben in einer heterosexuell dominierten<br />
Gesellschaft ist <strong>an</strong> sich<br />
schon kein Zuckerschlecken. Noch viel<br />
schwieriger hat es Ellen erwischt, die<br />
sich in der „Puppy Episode“ endlich<br />
als lesbisch outet – in der Serie genauso<br />
wie im wahren Leben. Doch Ellen<br />
wäre nicht Ellen, wenn sich nicht<br />
das große mediale Echo, das dem mutigen<br />
und bemerkenswerten Outing<br />
entgegen schlägt, in ihre Serie ironisch<br />
umdeuten würde:<br />
Audrey:„Also, wie sollen wir dich<br />
jetzt nennen – homosexuell oder lesbisch?“<br />
Ellen:„Nenn mich einfach Ellen.“<br />
Wie es des weiteren um Ellens Essgewohnheiten<br />
bestellt ist, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong> dieser<br />
Stelle leider nicht be<strong>an</strong>twortet werden,<br />
für eine Frauenfußballm<strong>an</strong>nschaft<br />
(sic!) hätte sie sich aber auf jeden Fall<br />
schon qualifiziert: Paige:„Ich k<strong>an</strong>n immer<br />
noch nicht glauben, dass Ellen lesbisch<br />
ist.“ Spence:„Naja, ich habs schon<br />
vor einer Weile vermutet. Ich meine, sie<br />
konnte immer schneller rennen als ich,<br />
weitere Bälle werfen, schneller auf einen<br />
Baum klettern...“ Joe: „Ist dir vielleicht<br />
schon mal der Ged<strong>an</strong>ke gekommen,<br />
dass du schwul bist?“<br />
Witzig, pointiert und selbstironisch<br />
sieht Ellen selbst ihr Schicksal<br />
und lässt sich auch durch gesellschaftliche<br />
Vorurteile und Schwierigkeiten<br />
nicht aus dem Tritt bringen.<br />
Vielmehr schafft sie es, sich selbst<br />
nicht so ernst zu nehmen und dennoch<br />
ihre Ziele zu verwirklichen.<br />
Durch ihren Witz schafft sie genau jene<br />
Identifikationsflächen, die Frauen,<br />
ob homo- oder heterosexuell, bisl<strong>an</strong>g<br />
im Fernsehen vorenthalten wurden.<br />
These drei: Alte Frauen haben keinen<br />
Sex, keine Freunde und keinen Job. Ihr einziges<br />
Vergnügen ist ihr Haustier.<br />
Vorweg sei eines gleich gesagt: Das<br />
einzige Haustier, das die Golden Girls in<br />
der Blüte ihres Lebens bei sich beherbergen,<br />
ist der „alte Affe“ Sophia, die Mutter<br />
von Dorothy. Dafür aber bringen die goldenen<br />
Klassiker, die seit Jahrzehnten<br />
den Bildschirm bevölkern, etwas <strong>an</strong>deres<br />
sehr genau auf den Punkt:Weibliche Solidarität<br />
und Unterstützung hilft. Wirklich.<br />
Bl<strong>an</strong>che:„Sophia, ich brauche dich“.<br />
Sophia:„Bl<strong>an</strong>che, du warst schon eine<br />
starke und unabhängige Frau, l<strong>an</strong>ge bevor<br />
ich hierher kam.“ Rose:„Ich brauche<br />
dich auch, Sophia.“ Sophia:„Rose, du<br />
brauchst nicht mich, sondern den Zauberer<br />
von Oz.“<br />
Auch wenn die „Girls“ es in Wirklichkeit<br />
insgesamt auf locker 200 Jahre bringen,<br />
so lassen sie sich durch Vorschriften,<br />
wie „alte“ Frauen zu sein haben,<br />
nicht durchein<strong>an</strong>der bringen. Zumindest<br />
Dorothy arbeitet mit großem Engagement<br />
als Lehrerin, und auch die etwas<br />
dusselige, aber liebenswürdige Rose versieht<br />
ihren Dienst zumindest einige Folgen<br />
l<strong>an</strong>g in einer Fernsehstation. Auch<br />
mit fünfzig, sechzig oder auch siebzig ist<br />
das Leben für Frauen noch l<strong>an</strong>ge nicht<br />
vorbei, sondern gewinnt erst in dieser<br />
Zeit <strong>an</strong> Reife und Süße, die vorher durch<br />
doppelte und dreifache Belastungen<br />
nicht spürbar war, leben die Damen<br />
größtenteils ohne Männer – bis auf<br />
Bl<strong>an</strong>che:„Sophia, wenn ich diese Perlenkette<br />
hier so in meinem Dekolleté drapiere,<br />
wirke ich d<strong>an</strong>n wie eine sexhungrige<br />
Schlampe, die dringend einen M<strong>an</strong>n<br />
ins Bett bekommen will?“ Sophia:„Ja.“<br />
Bl<strong>an</strong>che:„Gut!“<br />
These vier: Geschiedene Frauen sind<br />
psychische Wracks, die keinen Spaß mehr<br />
am Leben haben.<br />
Insgesamt bringt es das dynamische<br />
Duo Cybill und ihre beste Freundin<br />
Mary<strong>an</strong>ne auf drei Scheidungen, zwei<br />
Kinder und <strong>an</strong> die 50.000 versoffene<br />
Wodka-Flaschen. Dennoch würde ihnen<br />
im Leben nicht einfallen, bloß wegen<br />
einigen unfähigen und idiotischen Männern<br />
zu Hause zu sitzen und Trübsal zu<br />
blasen – her mit der Welt, was sie auch<br />
kosten mag! Und so lachen, trinken und<br />
schauspielern sich die zwei Freundinnen<br />
durch das Leben, mit all seinen – mitunter<br />
ärgerlichen – Konsequenzen: Mary<strong>an</strong>ne:„Ich<br />
hätte gerne einen Wodka<br />
Martini mit zwei Oliven.“ Kellnerin:„Wir<br />
haben leider keine Bar.“ Mary<strong>an</strong>ne:<br />
„Wir befinden uns doch hier auf der<br />
Erde, oder?“<br />
Aber Mary<strong>an</strong>ne und Cybill zimmern<br />
sich ihre Weltordnung selbst und lassen<br />
sich weder von unfähigen Barkeepern<br />
noch von pubertierenden Töchtern ins<br />
Boxhorn jagen. Da das Duo schon länger<br />
nicht mehr auf den Mattscheiben deutscher<br />
oder österreichischer Sender erschienen<br />
ist, werden sie wohl endlich<br />
geschafft haben, was sie sich schon l<strong>an</strong>ge<br />
vorgenommen haben: Cybill:„Hast du<br />
das gehört? Gratis Käsekuchen. Wir ziehen<br />
hier her.“<br />
These fünf: Frauen haben keinen Humor,<br />
können nicht über sich selbst lachen<br />
und werden auf jeden Fall von Männern<br />
überrundet.<br />
Falsch. G<strong>an</strong>z falsch. Auch wenn hier<br />
der Platz bei weitem nicht ausreicht, um<br />
all die schillernden, spaßigen, selbstbewussten<br />
und einfach großartigen Frauen,<br />
die die Fernsehwelt zu bieten hat, zu<br />
porträtieren, so soll hier nochmal mittels<br />
verstärktem Name-Dropping darauf hingewiesen<br />
werden, dass auch das reaktionäre<br />
Medium, dem sich feministisch<br />
bewusste Frauen immer und immer wieder<br />
gegenüber sehen, Platz und Nischen<br />
bietet, in denen Frauen sich austoben<br />
können: Ob Eddy und Patsy in „Absolutely<br />
Fabulous“ den Punk auch mit über<br />
vierzig noch hochleben lassen und sich<br />
jeden Tag ausgiebig selbst feiern, ob die<br />
moderne und kulturinteressierte N<strong>an</strong>a in<br />
„Suddenly Sus<strong>an</strong>“ eine Lebensweisheit<br />
<strong>an</strong> den Tag legt, von der sich nicht nur<br />
alle Männer, sondern auch viele Frauen<br />
noch etwas abschauen können, ob Carrie<br />
den „King of Queens“ bei ihrem<br />
Vorhaben, keine Kinder bekommen zu<br />
wollen, nicht einmal ignoriert oder die<br />
großartige Kirstie Alley in „Veronicas<br />
Closet“ zeigt, dass Frauen <strong>an</strong> der Spitze<br />
eines Unternehmens nicht zwingend<br />
verhärmt und frustriert sein müssen<br />
und sich Lois in „Malcolm mittendrin“<br />
kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn<br />
sie für ihre Rechte und Bedürfnisse<br />
eintritt.<br />
Sie alle zeigen, dass das Leben<br />
mehr zu bieten hat als die Aufopferung<br />
für eine Familie und die ewige Suche<br />
nach dem „Traumm<strong>an</strong>n“ nicht der einzige<br />
Lebensinhalt für Frauen sein muss.<br />
Sie nehmen sich frech einfach mehr<br />
vom Leben – so wie wir alle. ❚<br />
desasterthesen<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o : B a b e t t e M a n g o l d<br />
perform<strong>an</strong>ceaktion<br />
1 Hamza Walker, Essay zur Ausstellung:<br />
„Jo<strong>an</strong> Jonas, Lines in the S<strong>an</strong>d <strong>an</strong>d<br />
The Shape, the Scent, the Feel of<br />
Things“, zit. n. Barbara Clausen<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Loras aktionistische Anteile<br />
Nach dem Akt ist vor dem Akt: Die (Re)Präsentation von Frauen in der<br />
Perform<strong>an</strong>cekunst. Von Lea Susemichel<br />
„Sie fragen, warum ich mitgemacht<br />
habe. Ich war der Meinung,<br />
dass diese passive Opferrolle,<br />
in der wir uns in der Gesellschaft<br />
bef<strong>an</strong>den, durch diese<br />
Aktionen zum Thema gemacht<br />
wurde.“ Dieser Satz ist Teil eines Textes,<br />
den Carola Dertnig für die Ausstellung<br />
„After the Act. Die (Re)Präsentation der<br />
Perform<strong>an</strong>cekunst“ in großen Lettern<br />
<strong>an</strong> eine Längsseite der MUMOK-Factory<br />
geschrieben hat. Er gibt die Position von<br />
Lora S<strong>an</strong>a wieder, mittlerweile 62 Jahre<br />
alt, Erzeugerin von Biokosmetik und<br />
ehemalige Akteurin des Wiener Aktionismus.<br />
S<strong>an</strong>a ist eine fiktionale Figur,<br />
die Dertnig aus Interviews und Erinnerungen<br />
realer Aktionistinnen konstruiert<br />
hat. Diese realen Künstlerinnen stehen<br />
auch im Zentrum der von Dertnig<br />
veränderten Originalfotos von Aktionen,<br />
die ebenfalls den durchnummerierten<br />
Titel „Lora S<strong>an</strong>a“ tragen. Neben<br />
der Frage legitimer AutorInnenschaft<br />
und dem Problem der Nichtpartizipation<br />
<strong>an</strong> Profit und Ruhm der weiblichen<br />
Mitwirkenden, thematisiert dieser veränderte<br />
Fokus auch das schwierige Verhältnis<br />
von Aktion und ihrer Repräsentation.<br />
Ein Verhältnis, dem sich die gesamte<br />
von Barbara Clausen konzipierte<br />
Schau widmet.<br />
Einzigartigkeit und Wiederholung. Unmittelbar<br />
neben der Wiener Aktionismus<br />
Sammlung des MUMOK gelegen, sind<br />
die dort präsentierten Arbeiten allesamt<br />
Dokumente von Perform<strong>an</strong>ces.<br />
Angeordnet sind sie einerseits nach ihrer<br />
Exklusivität, <strong>an</strong>dererseits nach der<br />
Anzahl der dargestellten Repräsentationsebenen.<br />
Einem einzelnen Schwarzweiß-Foto,<br />
dem einzigen erhaltenen<br />
Zeugnis einer Terry Fox-Perform<strong>an</strong>ce, in<br />
der sich ein M<strong>an</strong>n mit dem Gesicht zur<br />
W<strong>an</strong>d in eine Ecke presst, hängen auf<br />
der <strong>an</strong>deren Seite des Ausstellungsraumes<br />
hunderte Bilder von Jo<strong>an</strong> Jonas<br />
Werkkomplex „Org<strong>an</strong>ic Honey“ gegenüber.<br />
Während jedoch diese Fotos die<br />
Originalperform<strong>an</strong>ce selbst zum Gegenst<strong>an</strong>d<br />
haben, ist die Aktion von<br />
Terry Fox von den Künstlern D<strong>an</strong>iel<br />
Guzmán und Luis Felipe Ortega wiederholt<br />
und diese Wiederholung ebenfalls<br />
dokumentiert worden. Sie sind also<br />
bereits Repräsentationen der Repräsentation.<br />
Genauso wie die Nachstellungen<br />
von Bruce Naum<strong>an</strong>s berühmter<br />
Fontäne und dem auf dem Bauch in einer<br />
Farbspur robbende Paul McCarthy.<br />
Die Videoaufnahmen dieser Reinszenierungen<br />
werden nun in der Ausstellung<br />
mit besagtem Foto, einer Videoaufnahme<br />
der Ursprungsperform<strong>an</strong>ce<br />
beziehungsweise einem für wenige<br />
Euro im Internet bestellbaren Naum<strong>an</strong>-Plakat<br />
konfrontiert.<br />
Wie Dertnig hat auch der Videokünstler<br />
Seth Price in seiner Arbeit<br />
nichts nachgestellt, sondern sich vorh<strong>an</strong>denes<br />
Material <strong>an</strong>geeignet und es
verändert. „Spill“, ben<strong>an</strong>nt nach einem<br />
Videoeffekt, zeigt ein Gespräch über<br />
die Ökonomie der Kunst, das Richard<br />
Serra, Robert Smithson und N<strong>an</strong>cy Holt<br />
Anf<strong>an</strong>g der 1970er-Jahre im privaten<br />
Rahmen geführt haben. Seth zeigt diese<br />
Diskussion, lässt dabei den Bildschirm<br />
von einer mä<strong>an</strong>dernden Blase<br />
durchw<strong>an</strong>dern und packt ihn in einen<br />
Umzugskarton.<br />
Perform<strong>an</strong>ce, Bild und Publikum. Ist die Frage<br />
nach der Notwendigkeit der Medialisierung<br />
von Perform<strong>an</strong>ces in sämtlichen<br />
Werken übersprungen bzw. klar<br />
mit ja be<strong>an</strong>twortet, unterscheiden sie<br />
sich doch deutlich hinsichtlich des<br />
Argwohns gegenüber diesen Medien.<br />
Und auch hinsichtlich des Status, den<br />
diese Medialisierungen selbst haben.<br />
So können Ortegas und Guzmáns „Remakes“<br />
als klare Absage <strong>an</strong> Authentizität<br />
und realitätsnahe Abbildung performativer<br />
Kunst gelesen werden.<br />
Gleichzeitig sind es die Videos selbst,<br />
die als Kunst präsentiert werden, die<br />
gefilmte Perform<strong>an</strong>ce ist zweitr<strong>an</strong>gig.<br />
Die Dokumente, die Jo<strong>an</strong> Jonas Aktionen<br />
zeigen, sollen diese hingegen<br />
bestmöglich vermitteln. Ihre Vielzahl<br />
zeugt von dem Wunsch, das performative<br />
Ereignis aus vielen Perspektiven<br />
einzuf<strong>an</strong>gen und die Bilder stehen<br />
auch als autonome Werke letztlich uneingeschränkt<br />
im Dienste der verg<strong>an</strong>genen<br />
Perform<strong>an</strong>ce.<br />
Diese beiden Positionen verdeutlichen<br />
die Entwicklung recht gut, die<br />
von der Diskussion um das Dokumentarische<br />
in der Kunst in jüngster Zeit<br />
genommen wurde. L<strong>an</strong>ge Zeit diente<br />
die Beschäftigung mit dem Dokumentarischen<br />
einzig dazu, jedwede Möglichkeit<br />
objektiver Dokumentation zu<br />
verabschieden. Derzeit ist verstärkt eine<br />
Rückkehr zum singulären Ereignischarakter<br />
performativen Geschehens<br />
zu beobachten. Die Theoretikerin Erika<br />
Fischer-Lichte ist wohl die prominenteste<br />
Vertreterin dieser Strömung. Und<br />
scheinbar knüpft sie direkt <strong>an</strong> Perform<strong>an</strong>cekünstlerInnen<br />
wie Jo<strong>an</strong> Jonas<br />
<strong>an</strong>, die den Körper wieder „zu einem<br />
buchstäblichen und nicht metaphorischen<br />
Agenten für die Umsetzung von<br />
Bedeutung“ 1 machen wollte. Der Körper<br />
wird zum Zeichen, dessen Bedeutung<br />
in der und durch die Perform<strong>an</strong>ce<br />
selbst festgelegt wird. Adressiert wird<br />
das unmittelbar <strong>an</strong>wesende Publikum,<br />
das durch seine Interpretation zum<br />
Co-Performer wird.<br />
Werk oder Wahrheit. Bei dem die Ausstellung<br />
begleitenden Symposium betont<br />
vor allem der Kunsthistoriker Christi<strong>an</strong><br />
J<strong>an</strong>ecke diesen Paradigmenwechsel:<br />
Das Sp<strong>an</strong>nungsverhältnis zwischen<br />
Bild und Perform<strong>an</strong>ce wurde in der<br />
Perform<strong>an</strong>cetheorie von der Beziehung<br />
zwischen Perform<strong>an</strong>ce und ZuschauerIn<br />
abgelöst. Jedoch nur, um d<strong>an</strong>ach<br />
ihrerseits zum Bild zurückzukehren,<br />
denn auch der/die beteiligte<br />
ZuschauerIn braucht schließlich das<br />
Dokument, um nachher sagen zu können<br />
„Ich war dabei.“<br />
Babette M<strong>an</strong>golte sieht ihre Aufgabe<br />
als experimentelle und dokumentierende<br />
Filmemacherin und Fotografin<br />
von Perform<strong>an</strong>ces darin, in erster Linie<br />
diese ZuschauerIn zu sein. Und die<br />
herrschende Atmosphäre möglichst<br />
unvoreingenommen mithilfe eines Gespürs<br />
für den richtigen Moment und<br />
Ausschnitt zu tr<strong>an</strong>sportieren.<br />
Dass die Mitarbeit des/der DokumentaristIn<br />
bei der Bedeutungsproduktion<br />
medialisierter Perform<strong>an</strong>ces<br />
aber erheblich gewichtiger ist, darauf<br />
verweist Michaela Pöschl in ihrem<br />
Vortrag „Otto Muehl, Kurt Krenn: Angespritzte<br />
Ärsche und Arschlöcher“<br />
am Beispiel der von Kurt Krenn gefilmten<br />
Materialaktion „Mama und<br />
Papa“ von Otto Muehl. Zwischen den<br />
beiden entbr<strong>an</strong>nte ein Streit um die<br />
Urheberschaft des Sk<strong>an</strong>dalösen dieser<br />
Aktion. Muehl wollte seine Arbeit<br />
„wirklichkeitsgetreu“ wiedergegeben<br />
sehen, Krenn beharrte darauf, erst<br />
durch seine Schnittdramaturgie die<br />
<strong>an</strong> sich „scheißl<strong>an</strong>gweilige“ Aktion<br />
provozierend gemacht zu haben. Für<br />
Pöschl ist Muehls Glaube <strong>an</strong> eine<br />
„Wahrheit“ seiner Werke, die ungeschnitten<br />
und unabhängig von jeder<br />
Rezeption bestehen soll, auch symptomatisch<br />
für seinen Einsatz nackter<br />
Frauenkörper. Er setze den Körper von<br />
Frauen als „natürliche Wahrhaftigkeit“<br />
ein, der keiner Interpretation bedarf.<br />
Und genau dadurch verhinderte<br />
er wahrscheinlich, dass die von Lora<br />
S<strong>an</strong>a vertretenen Frauen ihre eigenen<br />
Deutungen der Aktionen einbringen<br />
konnten. Ihre Motivation, als Ausgeschlossene<br />
sichtbar zu werden. ❚<br />
lesben.nest<br />
Anahita<br />
(Tr<strong>an</strong>s)Gendermainstreaming...<br />
aktion.perform<strong>an</strong>ce<br />
Foto:Archiv<br />
In der zugegeben recht blauäugigen Annahme, Gender<br />
Mainstreaming sollte (dem Namen folgend) eine Selbstverständlichkeit<br />
sein, gerade <strong>an</strong> den Unis, lauschte ich<br />
vor einigen Tagen dem Vortrag von Barbara Hey. In ihrem<br />
Kurzreferat erläuterte die sympathische Leiterin der Koordinationsstelle<br />
für Geschlechterstudien, Frauenforschung<br />
und Frauenförderung die Definition, Interventionstypen<br />
und Ebenen von Gender Mainstreaming auch<br />
für ZuhörerInnen ohne fachliche Vorkenntnis. Die nachfolgende<br />
heftige „Stammtischdiskussion“ wurde durch<br />
ihre ruhige und wissenschaftliche Art auf ein sehr <strong>an</strong>genehmes<br />
Niveau gehoben, sodass ich doch noch mit einem<br />
beruhigten Gefühl beschwingt nach Hause gehen<br />
konnte. Ich musste <strong>an</strong> diesem Tag nämlich noch ein ödes<br />
Elterntreffen durchstehen und da hat mich die Realität<br />
gleich wieder von der harten Breitseite erwischt...<br />
Ein wahres Wechselbad der Gefühle also, frau kennt das<br />
wahrscheinlich als (Co-)Mutter. Aber ich hab zum Glück<br />
gute FreundInnen, die immer schön brav daheim im<br />
Bücherregal auf mich warten! Daher schnappte ich mir<br />
den B<strong>an</strong>d: „Barbara Hey, (Hg.in): Que(e)rdenken. Weibliche/männliche<br />
Homosexualität und Wissenschaft, Studienverlag<br />
1997“ und mein Abend war gerettet. Nachdem<br />
ich meine Frau l<strong>an</strong>g genug mit meiner (Buch-)Freundin<br />
betrogen hatte, versuchte ich zu schlafen, aber die Ged<strong>an</strong>ken<br />
zu Gender Mainstreaming ließen mich nicht los.<br />
So im Bett sinnierend, kamen d<strong>an</strong>n abstruse, mir aber<br />
doch nicht völlig kontraproduktiv erscheinende Überlegungen.<br />
Das Konzept frech weitergedacht – weil der Ansatz<br />
beruht auf der Erfahrung, dass es in der Gesellschaft<br />
keine geschlechtsneutralen Entscheidungen gibt, also<br />
alle H<strong>an</strong>dlungen oder Unterlassungen von Frauen/Männern<br />
für eben diese gemacht werden – müssten in Zukunft<br />
konsequenterweise per definitionem (gender =<br />
Geschlecht im rein sozialen und nicht biologischen Kontext)<br />
auch Tr<strong>an</strong>sgender-Personen überall, also in der Politik,<br />
der Wirtschaft, der Uni und der Gewerkschaft miteinbezogen<br />
werden, oder?!<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Angie Reed: „XYZ Frequency“<br />
Sampler: „Grlz – Women Ahead<br />
Of Their Time“<br />
Maximum Joy: „Unlimited<br />
(1979-83)“<br />
As Mercenarias: „O Começo Do<br />
Fim Do Mundo“<br />
Madonna: „Confessions On A<br />
D<strong>an</strong>ce Floor“<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Winter, was heißt hier Winter?<br />
Platten, die das Herz – auch von Beschenkten – wärmen, eine Empfehlung<br />
von Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl<br />
Eines muss m<strong>an</strong> Madonna lassen:<br />
Nach jahrzehntel<strong>an</strong>ger Karriere als<br />
eine der größten weiblichen Popstars<br />
wird sie immer noch nicht<br />
müde, für jedes neue Album eine<br />
neue öffentliche Persona für sich zu kreieren.<br />
Für ihre neue Platte „Confessions On<br />
A D<strong>an</strong>ce Floor“ darf es also die rotgefärbte<br />
Disco-Diva sein, die in den Glitzersound<br />
der 1970er eintaucht. Dass sie damit wieder<br />
einmal auf einen Zug aufspringt, den<br />
l<strong>an</strong>ge vor ihr schon <strong>an</strong>dere, eher im Untergrund<br />
werkende ElektronikerInnen ins<br />
Rollen gebracht haben, tut ihrem Unternehmen<br />
keinen Abbruch, denn wie wurde<br />
es vor kurzem so schön <strong>an</strong> <strong>an</strong>derer Stelle<br />
gesagt:Wenn ein Hype scheinbar schon<br />
so richtig durch ist, kommt Madonna,<br />
setzt sich drauf und macht erst recht ein<br />
amtliches Massenphänomen daraus. Sie<br />
ist damit mitnichten die Trendsetterin, die<br />
viele so gerne in ihr sehen wollen, sondern<br />
eine geschickt kalkulierende Shopperin<br />
auf dem Markt der potenziellen Hits, wie<br />
auch ihre jetzige Zusammenarbeit mit<br />
Jacques Lu Cont von Zoot Wom<strong>an</strong> und Les<br />
Rhythmes Digitales beweist. Die Songs<br />
auf „Confessions“ sind glatt und perfekt<br />
produzierter Elektropop, der mit 1980er-<br />
Styles, Mainstream-House und Neosynthpop<br />
mindestens genauso flirtet wie mit<br />
der Glamourzeit der 1970er. Die Texte, die<br />
sich bis auf die umstrittene Hymne auf<br />
Rabbi „Isaac“ um b<strong>an</strong>ale Boy-Meets-Girl-<br />
Rom<strong>an</strong>tik drehen, nimmt m<strong>an</strong> der gestählten,<br />
47-jährigen Business- und Familienfrau<br />
allerdings nicht mehr so g<strong>an</strong>z ab –<br />
aber um emotionale Authentizität ging es<br />
bei der sich stets als w<strong>an</strong>delbare Popschimäre<br />
inszenierenden Kunstfigur sowieso<br />
noch nie.<br />
Deutlich weniger glatt, dafür umso<br />
lustiger geht es bei der zweiten Platte von<br />
Angie Reed zu, die sich wieder ironisch<br />
grinsend in trashigen Schweinitäten<br />
suhlt. Der Opener von „XYZ Frequency“,<br />
„Hustle A Hustler“, der sich adhoc als veritabler<br />
Ohrwurm entpuppt, legt mit dem<br />
Slog<strong>an</strong> „There’s nothing wrong with your<br />
ding dong“ gleich ordentlich Schmunzeltempo<br />
vor. In „Bend the truth in the confession<br />
booth“ wird mit sparsamsten musikalischen<br />
Mitteln das Leben einer gescheiterten<br />
Nonne beschrieben, die beim<br />
H<strong>an</strong>ky-P<strong>an</strong>ky mit einer <strong>an</strong>deren Geistlichen<br />
erwischt wird und d<strong>an</strong>n bis nach<br />
Paris vagabundiert, wo „I became a situationist,<br />
<strong>an</strong>d every night I got pissed“. Im<br />
Vergleich zum Vorgänger ist das Album<br />
stärker einer Lo-Fi-Gitarrenästhetik denn<br />
einer Elektronik-Pose verbunden, hat damit<br />
aber einige roh-schöne Knaller zu bieten,<br />
deren waghalsige Texte ein verschmitztes<br />
Mitgrölen herauszufordern<br />
scheinen.<br />
Dass Frauen nicht nur heute, sondern<br />
schon vor über zw<strong>an</strong>zig Jahren unkonventionelle<br />
Musik performt und damit<br />
Musikerinnen wie Chicks on Speed<br />
maßgeblich beeinflusst haben, beweisen<br />
drei neue Platten mit altem Material.<br />
Auf dem Sampler „Grlz – Women Ahead<br />
Of Their Time“ sind heute zu Unrecht vergessene<br />
Künstlerinnen oder B<strong>an</strong>ds mit<br />
weiblicher Beteiligung aus der kreativen<br />
Postpunk-Ära Ende der 1970er, Anf<strong>an</strong>g der<br />
1980er vertreten.„Mind Your Own Bussiness“<br />
von Delta 5 kennt frau vielleicht in der<br />
Version der Chicks on Speed – das Original<br />
besticht durch eine zwei-Bass-Rhythmussektion,<br />
die die B<strong>an</strong>d aus Leeds auch einzigartig<br />
und schnell zu einer der bestimmenden<br />
B<strong>an</strong>ds von New Wave machte.<br />
Der rauhe Sound der B<strong>an</strong>ds, Streusel von<br />
Jazz, Reggae und Funk stammen aus einer<br />
Zeit, in der viel möglich war, das musikalische<br />
Feld war durch Punk aufgerissen, frei<br />
für wilde Experimente, wie etwa die Coverversion<br />
von „I heard it through the grapevine“<br />
von den großartigen Slits zeigt.<br />
Als Mitglied zweier verschiedener B<strong>an</strong>ds<br />
mit dabei ist die damals erst 17-jährige<br />
Neneh Cherrie.<br />
Eine der hier gefeaturten B<strong>an</strong>ds,<br />
Maximum Joy, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf der kurz<br />
nach Grlz fertig gestellten Sammlung<br />
„Unlimited (1979-83)“ in aller Ausführlichkeit<br />
wieder entdecken und sich <strong>an</strong><br />
der ungezügelten Lust am Experiment<br />
mit spitzen Schreien, kreischenden Blasinstrumenten<br />
und groovenden Basslines<br />
erfreuen.<br />
„O Começo Do Fim Do Mundo“<br />
bringt uns hingegen eine B<strong>an</strong>d und damit<br />
eine Untergrundszene nahe, von der<br />
die meisten von uns First-Worlders bis<br />
jetzt keinen blassen Schimmer hatten:<br />
As Mercenarias aus São Paulo, eine vierköpfige<br />
Frauen-Punkb<strong>an</strong>d, die in den<br />
1980ern fernab aller Bossa-Klischees treibende<br />
Postpunk- und Hardcore-Songs<br />
schrubbten, die sich hörbar <strong>an</strong> Vorbildern<br />
wie The Slits, Joy Division, Nina Hagen<br />
und Dead Kennedys orientieren. ❚
Code: lila Veilchen<br />
Im Berlin Ende der 1920er entdeckte und erf<strong>an</strong>d eine Generation von<br />
Lesben ihre Sexualität und Identität. Katharina Nagele hat die<br />
Dissertation über die Zeitschriften der lesbischen Berlinerinnen gelesen.<br />
Mit den Roaring Twenties in<br />
Berlin assoziiert frau Marlene<br />
Dietrich, Drogen und den<br />
Charleston, durch den rhythmisches<br />
Hüpfen erstmals Teil<br />
westlicher Clubkultur wurde. Ja, diese<br />
Dekade erlebt die Geburt modernen<br />
Ausgehens überhaupt, nachdem das<br />
Jahrhundert der Bälle, auf denen Mädchen<br />
unter den ausschweifungstötenden<br />
Augen ihrer Familien ein Debut<br />
t<strong>an</strong>zen mussten, auch kulturell ausklingt.<br />
Denn verglichen mit den Gepflogenheiten<br />
nächtlichen Vergnügens<br />
des 19. Jahrhunderts werden<br />
Frauen erstmals als eigenständige<br />
Kundinnen von den diversen Lokalitäten<br />
umworben und sind nicht nur Begleiterinnen<br />
oder Personal für männliche<br />
Nachtschwärmer.<br />
Die „neue Frau“ änderte ihr Äußeres<br />
wie ihr Inneres und es wurde möglich,<br />
die zum alten Frauenbild gehörige<br />
Heterosexualität gleich mit in Frage zu<br />
stellen. So kam es zu dem Phänomen,<br />
dass homosexuellen Frauen im Berlin<br />
der 1920er Jahre eine nie wieder erreichte<br />
Anzahl <strong>an</strong> Clubs, Bars, Dielen<br />
und Cafés zur Verfügung st<strong>an</strong>d. Natürlich<br />
war dieser W<strong>an</strong>del der Ökonomie<br />
der kapitalistischen Gesellschaft geschuldet,<br />
in der junge Frauen familienunabhängige<br />
Arbeitsplätze und Einkommen<br />
in der <strong>an</strong>onymen Großstadt<br />
vorf<strong>an</strong>den. Zwar waren die Zeiten alles<br />
<strong>an</strong>dere als rosig. Lesben und Schwule<br />
wurden bei der Arbeit und von Gesetzes<br />
wegen diskriminiert und je geringer<br />
das Einkommen, desto stärker der<br />
soziale Anpassungsdruck. Aber es gab<br />
Lokale, die selbst für schlecht verdienende<br />
Angestellte und Arbeiterinnen<br />
leistbar waren und es entst<strong>an</strong>d eine lebendige<br />
Subkultur, in der lesbische Sexualität,<br />
Begehren und Erotik diskutiert<br />
und konstruiert wurden und in<br />
der das lila Veilchen zum Erkennungszeichen<br />
wurde.<br />
Die Autorin Heike Schader, die Geschichte,<br />
Soziologie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte<br />
studierte, bereitet<br />
in „Virile, Vamps und wilde Veilchen“<br />
die historischen Zeugnisse dieses Prozesses<br />
der Konstruktion weiblicher<br />
Homosexualität, die Zeitschriften homosexueller<br />
Frauen im Berlin der<br />
1920er auf. In den Zeitschriften wurden<br />
einerseits (pseudo-)wissenschaftliche<br />
Artikel über Homosexualität von<br />
AutorInnen ungeachtet ihres Geschlechts<br />
publiziert, <strong>an</strong>dererseits Erzählungen,<br />
zumeist Liebesgeschichten,<br />
die von homosexuellen Frauen<br />
h<strong>an</strong>delten und ausschließlich von diesen<br />
geschrieben wurden. Dabei wurden<br />
lesbische Liebes-, Beziehungs-,<br />
und Begehrens-Modelle formuliert.<br />
Sp<strong>an</strong>nend auch die Diskussionen via<br />
Leserinnenbriefe, in denen es um, zumeist<br />
von den Redakteurinnen vorgegebene<br />
Themen ging, z.B. um Beziehungen<br />
zu verheirateten Frauen, die<br />
etwa die materielle Sicherheit nicht<br />
aufgeben konnten oder ihre Kinder<br />
nicht im Stich lassen wollten. Hier<br />
kam tatsächlich Erlebtes zur Sprache.<br />
Ein Ringen um das Ideal weiblicher<br />
Homosexualität f<strong>an</strong>d statt. Scha-<br />
der: „Während zum einen die Frage<br />
nach der gleichgeschlechtlichen sexuellen<br />
Betätigung von Relev<strong>an</strong>z ist, wird<br />
auf der <strong>an</strong>deren Seite zu Recht eine<br />
weiter greifende Interpretation weiblich-homosexueller<br />
Lebensweisen und<br />
Konzepte eingefordert und beschrieben.“<br />
So wurden zwar in Anlehnung<br />
<strong>an</strong> heterosexuelle Beziehungs- und<br />
Begehrenskonzepte Rollen, wie die der<br />
virilen oder femininen Homosexuellen<br />
übernommen, jedoch sollten Beziehungen<br />
zwischen zwei Frauen <strong>an</strong>ders<br />
verlaufen als heterosexuelle.<br />
Auffällig ist, dass es im Gegensatz<br />
zu Homosexuelleninitiativen dieser<br />
Tage wenig um Politik ging. Dennoch<br />
wäre es verfehlt, die Berliner<br />
„Bubis“ und „Mädis“ als reine Life-Style-Lesben<br />
zu sehen, wie Gudrun Hauer<br />
viele unpolitische Lesben heute<br />
sieht: „Lesbisch zu sein wird als Privatsache<br />
verst<strong>an</strong>den, als bloße sexuelle<br />
Orientierung oder als Lifestyle,<br />
nicht als eine radikale politische Ansage...“.<br />
1 Waren doch homosexuelle<br />
Frauen im Berlin der 1920er Jahre einerseits<br />
einem höheren gesellschaftlichen<br />
Druck ausgesetzt als heute<br />
und <strong>an</strong>dererseits Pionierinnen, die<br />
dem Lesbisch-Sein erstmals unabhängig<br />
von männlichem Voyerismus öffentlich<br />
Gestalt zu geben versuchten.<br />
Das ist auch das Schöne <strong>an</strong> Heike<br />
Schaders Buch: Dass trotz aller Wissenschaftlichkeit<br />
die Frauen selbst zu<br />
Wort kommen und nicht zu Objekten<br />
unter dem Mikroskop unpersönlicher<br />
Forschung werden. ❚<br />
lese.zeichen<br />
1 Gurdrun Hauer in<br />
Lamd<strong>an</strong>achrichten 1/<strong>2005</strong>,<br />
Heike Schader: Virile, Vamps und<br />
wilde Veilchen. Sexualität, Begehren<br />
und Erotik in den Zeitschriften<br />
homosexueller Frauen im Berlin<br />
der 1920er Jahre.<br />
Ulrike Helmer Verlag, 2004<br />
24,95 Euro<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Das dritte Geschlecht<br />
Hijras, das Dritte Geschlecht in Indien,<br />
sind legendär: Die Verkörperung der<br />
Thesen Judith Butlers, der lebende Beweis,<br />
dass ein Leben jenseits binärer Geschlechterkategorien<br />
„problemlos“<br />
möglich ist. Eva Fels, Ethnologin und<br />
Obfrau der Tr<strong>an</strong>sgendervereinigung<br />
Tr<strong>an</strong>sX, hat sich auf die Suche nach dieser<br />
scheinbaren Alternative begeben.<br />
Zwei Monate l<strong>an</strong>g war sie in Indien, herausgekommen<br />
ist dabei eine Mischung<br />
aus wissenschaftlicher Untersuchung<br />
und Erlebnisbericht. Das macht das<br />
Buch einerseits gut lesbar, bisweilen<br />
schweift Fels aber zu weit in persönliche<br />
Episoden ab, und auch die Erzählung<br />
einer Unzahl <strong>an</strong> Mythen ist sicher<br />
nicht jedermenschs Sache. Aber das<br />
sind Pe<strong>an</strong>uts im Vergleich dazu, was das<br />
Buch zu bieten hat. Denn die LeserInnen<br />
bekommen eine Fülle <strong>an</strong> Informationen<br />
über Hijras geliefert. Wohltuend<br />
dabei: Eva Fels idealisiert nicht, sondern<br />
zeichnet ein sehr differenziertes Bild,<br />
das zeigt: So problemlos ist das Leben<br />
der Hijras wahrlich nicht. Als Betroffene<br />
hat Fels – und das macht eine Qualität<br />
des Buches aus – g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Zugänge<br />
zu Hijras, als <strong>an</strong>dere WissenschafterInnen<br />
vor ihr gefunden haben. Nicht nur,<br />
dass sie als „Schwester“ <strong>an</strong>ders aufgenommen<br />
wird. Sie stellt auch <strong>an</strong>dere<br />
Fragen, die sich u.a. aus ihrer eigenen<br />
Geschichte und der österreichischen Erfahrung<br />
ergeben. Ein Nebenprodukt ihrer<br />
Spurensuche über „die Anderen“ ist<br />
daher auch ein Bild über „das Eigene“,<br />
über den rigiden Umg<strong>an</strong>g der westlichen<br />
Gesellschaften mit geschlechtlichen<br />
Uneindeutigkeiten.<br />
Karin Eckert<br />
Eva Fels: Auf der Suche nach dem dritten Geschlecht.<br />
Bericht über eine Reise nach Indien und über die<br />
Grenzen der Geschlechter.<br />
Promedia, <strong>2005</strong>, 19,90 Euro<br />
Vergebliche Liebesmüh<br />
Wenn Traute Berssen erzählt, d<strong>an</strong>n bezirzt<br />
sie die Lesenden mit Stimmungen<br />
und hüllt sie in atmosphärisch dichte<br />
Formulierungen, lässt Gefühle der Akteurinnen<br />
und der Lesenden aus dem<br />
Ruder laufen. Wenn Traute Berssen erzählt,<br />
d<strong>an</strong>n schafft sie aber auch heftige<br />
Zäsuren in Form von Sprach- und Inhaltsplattheiten,<br />
die nach rosa-Herzchen-Gewürg<br />
klingen. Der Ablauf ist<br />
häufig so: Frau gleitet auf schönen Sätzen<br />
in eine Geschichte hinein. Ein witziger,<br />
origineller Plot blinzelt durch die<br />
Seiten – so sind z.B. Or<strong>an</strong>gen ver<strong>an</strong>twortlich<br />
für den Beginn einer Frauen-<br />
Liebesgeschichte („Zeit der Or<strong>an</strong>gen“).<br />
Und in „Die alte Pretty Bell“ erfreut eine<br />
die skurril <strong>an</strong>mutende Hauptfigur.<br />
Schwenk: Frauen-Beziehung; die muss<br />
da rein, koste es was es wolle, und sie<br />
sticht zu mit dem Kitschfinger, das es<br />
weh tut (z.B. „Bei Woolworth sagt m<strong>an</strong><br />
nicht Pardon“). Feine Töne und Nu<strong>an</strong>cen<br />
werden überrollt und lassen eine<br />
mit dem schalen „Nicht schon wieder!“<br />
zurück. Der thematischen Klammer<br />
„Lesbische Beziehung“ hätte es bei diesen<br />
Erzählungen vielleicht gar nicht<br />
bedurft, die Texte würden teilweise<br />
auch ohne funktionieren. So aber<br />
bleibt der schale Geschmack vergeblicher<br />
Liebesmüh.<br />
Petra Öllinger<br />
Bitte hier Frauenzimmer-<br />
Inserat reinstellen<br />
Traute Berssen: In Rot und Moll. Erzählungen.<br />
Ulrike Helmer Verlag, <strong>2005</strong>, 13,30 Euro<br />
Ch<strong>an</strong>cenlos in Berlin<br />
„In Berlin vielleicht“ hätte vielleicht ein<br />
großartiger Rom<strong>an</strong> werden können –<br />
die Story würde es jedenfalls hergeben.<br />
Deutschl<strong>an</strong>d am Ende des 19. Jahrhunderts:<br />
Lene ist ein Mädchen der unter-<br />
sten Schicht, musste schon mit fünf Jahren<br />
am Bauernhof arbeiten. Mit 14 geht<br />
sie in die große Stadt, weil dort ja <strong>an</strong>geblich<br />
alles besser ist. Aber hungern<br />
und schuften bis zum Umfallen muss<br />
sie auch in Berlin. Wie ch<strong>an</strong>cenlos uneheliche<br />
Töchter ebenso ch<strong>an</strong>cenloser<br />
Mütter damals waren, wird über weite<br />
Teile sehr deutlich. Während die aufkeimende<br />
ArbeiterInnenbewegung ihre –<br />
noch verbotenen – Versammlungen abhält,<br />
bekommt Lene eine nach der <strong>an</strong>deren<br />
über den Schädel gezogen. Schließlich<br />
steht sie mit Baby, ohne Kindsvater<br />
und völlig mittellos auf der Straße. Hier<br />
nimmt die Geschichte eine eigenartige<br />
Wendung und der Schluss hat fast etwas<br />
von einem Groschenrom<strong>an</strong>-Happy-<br />
End. Natürlich: Auch die Geschichte einer<br />
Lene muss nicht immer katastrophal<br />
enden, aber die zwischendurch spürbare<br />
historische Bedeutung des Rom<strong>an</strong>s geht<br />
durch diese Verklärung verloren.<br />
Vielleicht sollte frau das letzte Kapitel<br />
einfach auslassen, d<strong>an</strong>n ist das Buch<br />
durchaus zu empfehlen.<br />
Gabi Horak<br />
Gabriele Beyerlein: In Berlin vielleicht.<br />
Thienem<strong>an</strong>n <strong>2005</strong>, 16,90 Euro<br />
Die besondere Tochter<br />
Viola Roggenkamp hat ein Buch über eine<br />
Tochter geschrieben. Erika M<strong>an</strong>n ist<br />
dieses Buch gewidmet, der mutigen Kabarettistin<br />
und ihrer größten Rolle als<br />
Tochter, die als „herrliches Kind“ ihres<br />
Vaters deutsch und als Tochter ihrer<br />
Mutter eine Jüdin ist. Sie erscheint in einer<br />
Tradition, deutsch und jüdisch zu<br />
sein und so zu tun, als wäre dies beides<br />
kein Problem. Es war aber eines. Homosexuell<br />
zu sein war keines. Nicht in der<br />
Familie M<strong>an</strong>n. „Das Homosexuelle war<br />
nicht heimlich und nicht wirklich heikel.
Es scheint nicht einmal besonders gewesen<br />
zu sein. Womöglich hatte es innerhalb<br />
der Familie M<strong>an</strong>n die Aufgabe,<br />
das Jüdische als das vermeintlich Bedrohliche<br />
zu verdecken.“<br />
Die Aufgabe, der sich Viola Roggenkamp<br />
stellt, ist <strong>an</strong> dieses Bedrohliche<br />
zu rühren. Feinsinnig memorierend<br />
schreibt sie einer Tochter eine Biografie,<br />
die weit entfernt davon ist, essentialistisch<br />
zu sein. Sie heftet der Tochter das<br />
Jüdische nicht als verk<strong>an</strong>ntes Wesen <strong>an</strong>s<br />
Revers – das haben <strong>an</strong>dere get<strong>an</strong> und<br />
tun es noch.<br />
An das Verdrängte zu rühren, gibt<br />
die Ver<strong>an</strong>twortung auf, mit dem was da<br />
wiederkehrt auch umgehen zu können.<br />
Wohin damit? Zur Sprache am besten.<br />
Aus der wir nicht entkommen können.<br />
In der Sprache und der Geschichte ist<br />
das Wort „jüdisch“ zum Unaussprechlichen,<br />
zum Besonderen gemacht worden.<br />
Es ist das Befreiende und Politische<br />
<strong>an</strong> Viola Roggenkamps Buch, es wieder<br />
aussprechen zu lernen. Das besondere<br />
Wort.<br />
Elisabeth Schäfer<br />
Viola Roggenkamp: Erika M<strong>an</strong>n. Eine jüdische Tochter.<br />
Arche Literatur Verlag <strong>2005</strong>, 19,90 Euro<br />
Feindessprache<br />
„Ich lese. Das ist wie eine Kr<strong>an</strong>kheit. Ich<br />
lese alles, was mir in die Hände, vor die<br />
Augen kommt: Zeitungen, Schulbücher,<br />
Plakate, auf der Straße gefundene Zettel,<br />
Kochrezepte, Kinderbücher. Alles, was<br />
gedruckt ist. Ich bin vier Jahre alt. Der<br />
Krieg hat gerade <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen.“ Und wie<br />
das Lesen, wird auch das Schreiben für<br />
sie zur Passion.<br />
Agota Kristof, 1936 in Ungarn geboren,<br />
lebt bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr<br />
bei ihren Eltern, bevor sie ihre<br />
restliche Schulzeit in einem ärmlichen<br />
Internat verbringt. 1956 flieht sie mit<br />
M<strong>an</strong>n und Kind nach Österreich. Ihre<br />
Flucht endet in der fr<strong>an</strong>zösischsprachigen<br />
Schweiz. Das neue L<strong>an</strong>d ist für sie<br />
eine soziale Wüste. Sie wird zur Analphabetin.<br />
Noch einmal drückt sie die<br />
Schulb<strong>an</strong>k, um wieder lesen und schreiben<br />
zu lernen. Doch die „Eroberung“ der<br />
– wie sie es nennt – Feindessprache<br />
bleibt für sie bis heute ein erbitterter<br />
Kampf. Feindessprache vor allem, weil<br />
„diese Sprache allmähliche meine Muttersprache<br />
tötet“.<br />
Häppchenweise, in elf kurzen Kapiteln,<br />
gibt Agota Kristof Einblick in ihr Leben.<br />
Die gebürtige Ungarin schafft es<br />
auch, in dieser biografischen Erzählung<br />
mit wenigen Worten das Wesentliche zu<br />
erzählen. Mehr braucht es nicht.<br />
Svenja Häfner<br />
Agota Kristof: Die Analphabetin.<br />
Amm<strong>an</strong>n Verlag & Co, <strong>2005</strong>, 12,90 Euro<br />
Wo komm ich her?<br />
Mit „Bevor ich auf die Welt kam“ ist ein<br />
neues Aufklärungsbilderbuch erschienen.<br />
Ich hab in der Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
gleich d<strong>an</strong>ach gegriffen, weil hier Kinderkriegen<br />
endlich mal nicht nur für<br />
den Fall erklärt wird, dass ein Geschwisterchen<br />
unterwegs ist, sondern weil<br />
ein Kind hier die Frage stellt, wo es selber<br />
herkam und auch wo es vorher war.<br />
Zeugung und Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
werden sehr ausführlich erklärt und<br />
mit genialen Illustrationen von Mervi<br />
Lindm<strong>an</strong> bildlich vorstellbar. So wird<br />
z.B. klar, wie ein Baby und das, was die<br />
Mama isst, gleichzeitig im Bauch Platz<br />
haben. Das Buch ist sehr ausführlich<br />
und beh<strong>an</strong>delt viele Sonderfälle, wie<br />
Mehrlinge, künstliche Befruchtung<br />
oder Kaiserschnitt. Wenn ich das Buch<br />
dem dreijährigen Lenni vorlese, lasse<br />
ich da m<strong>an</strong>ches einfach weg. Die Rolle<br />
des Vaters wird sehr hervorgehoben,<br />
was natürlich grundsätzlich zu begrüßen<br />
ist. Wie wichtig aber Papas Samen<br />
für die Befruchtung ist, und dass<br />
ohne Papa gar nichts geht, wurde mir<br />
etwas zu oft betont. Was die Familien,<br />
die gezeigt werden, <strong>an</strong>geht, versucht<br />
die Autorin ein vielfältiges Bild zu<br />
zeichnen: junge und ältere, alternative<br />
und schnöselige, auch Adoption oder<br />
Patchwork-Familien kommen vor, was<br />
leider nicht vorkommt, sind gleichgeschlechtliche<br />
Eltern. Aber trotzdem mal<br />
reinschmökern und vielleicht zu Weihnachten<br />
schenken!<br />
Eva Steinheimer<br />
ab 4 Jahre<br />
Katarina J<strong>an</strong>ouch: Bevor ich auf die Welt kam.<br />
Wie Babys entstehen.<br />
Aus dem Schwedischen von Dagmar Brunow. Illustriert von Mervi<br />
Lindm<strong>an</strong>. Oetinger <strong>2005</strong>, 12,40 Euro<br />
neu.l<strong>an</strong>d<br />
Tyma Kraitt<br />
Unerwünscht<br />
lese.zeichen<br />
Du streitest dich mit deinem Chef. Es geht mal wieder ums<br />
Geld. Du hast deinen Lohn noch immer nicht ausgezahlt<br />
bekommen. Du wirst lauter, dein Ton wird aggressiver,<br />
schließlich meinst du es ernst. Wenige Stunden später ist<br />
alles vorbei. Du bist tot. Du hattest einfach kein Glück. In<br />
den Medien wird infolgedessen von einem r<strong>an</strong>dalierenden<br />
Afrik<strong>an</strong>er berichtet, der aufgrund eines Herzversagens<br />
stirbt. „Womöglich waren hier Drogen im Spiel“, hört frau<br />
m<strong>an</strong>ch eine Persönlichkeit aus der Politik mutmaßen. Dein<br />
Tod ist überschattet von Rechtfertigungen. Keinen Moment<br />
l<strong>an</strong>g scheut frau sich den hierbei <strong>an</strong>wesenden Einsatzkräften<br />
die Ver<strong>an</strong>twortung für diesen tragischen Tod<br />
zu entziehen. So heißt es, du hast wie ein Wahnsinniger<br />
um dich geschrieen, warst wild und bedrohlich. Du ließest<br />
den pflichtbewussten PolizistInnen und S<strong>an</strong>itäterInnen<br />
keine <strong>an</strong>dere Wahl. Sie mussten dich mit voller Wucht <strong>an</strong><br />
den Boden fixieren. Wer konnte ja auch nur ahnen, dass<br />
du stirbst. Ein Schwarzer, der einen Streit mit seinem Arbeitsgeber<br />
provoziert, der sich der Staatsgewalt widersetzt,<br />
indem er wild herumspringt, brüllt und um sich<br />
schlägt, braucht sich doch nicht zu wundern, oder? Vielleicht<br />
hast du wirklich einen Fehler beg<strong>an</strong>gen, Seib<strong>an</strong>e.<br />
Dieser ist sicherlich weniger in der besagten Nacht deines<br />
Todes zu suchen, denn viel eher in dem Fehler, zu glauben,<br />
dass du in diesem L<strong>an</strong>d frei und in Wohlst<strong>an</strong>d leben, dir<br />
hier eine Zukunft aufbauen könntest und von deinen Mitmenschen<br />
nicht bloß bis zu einem gewissen Maße toleriert,<br />
sondern auch respektiert wirst. Wie auch Marcus, Edwin<br />
oder Y<strong>an</strong>kuba glaubtest du <strong>an</strong> ein menschenwürdiges<br />
Leben. Ihr wurdet alle enttäuscht. Gekommen seid ihr aus<br />
Nigeria, aus Mauret<strong>an</strong>ien oder Gambia. Erwünscht wart<br />
ihr in Österreich noch nie. Im Alltag begegnete m<strong>an</strong> euch<br />
stets mit Misstrauen. Bis zu eurem Lebensende änderte<br />
sich dar<strong>an</strong> so gut wie nichts, so seid ihr auch jetzt noch unerwünscht,<br />
was uns der österreichische „Rechts“-Staat<br />
von Mal zu Mal aufs Neue beweist ...<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
Fo t o s : Ty m a K ra i t t ge.sehen<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Der Stöckelschuheffekt<br />
Nachtschwärmerinnen aufgepasst! Wo frau was in der Stadt zum Feiern hat, untersuchte<br />
unsere junge Trendreporterin Tyma Kraitt eine g<strong>an</strong>ze Nacht l<strong>an</strong>g.<br />
In Hinblick auf die Wiener Partyszene,<br />
lässt sich durchaus behaupten,<br />
dass die Stadt ein vielseitiges<br />
Angebot <strong>an</strong> <strong>an</strong>gesagten<br />
Locations zu bieten hat.<br />
Von Drum ´n ´Bass bis hin zu Indierock<br />
oder Hip Hop, für jede(n) ist hier sicherlich<br />
etwas dabei. Da ist es wohl längst<br />
fällig, mal auf die Probe zu stellen, was<br />
die Stadt, mitsamt den verschiedenen<br />
Clubs, Bars oder Beisln, insgesamt für<br />
uns Frauen zu bieten hat. Diesbezüglich<br />
habe ich mich zur Verfügung gestellt,<br />
um einfach mal den Unterhaltungsfaktor<br />
auszuloten, vor allem d<strong>an</strong>n,<br />
wenn frau samstagabends allein unterwegs<br />
ist.<br />
Denn schon zu Beginn musste ich<br />
feststellen, dass ich mich im Alleing<strong>an</strong>g<br />
viel mehr mit der Aufmerksamkeit seitens<br />
der Herren der Schöpfung zu „begnügen“<br />
hatte als sonst. Was nicht unbedingt<br />
eine erfreuliche Erfahrung darstellen<br />
muss. Es erweckt wohl den Eindruck,<br />
dass eine junge Frau ohne Begleitung<br />
womöglich auf „Aufriss“ zu sein scheint.<br />
Vielleicht ist die Hemmschwelle einiger<br />
Männer hier ein wenig niedriger. Es ist<br />
sicherlich einfacher, auf eine junge Frau<br />
zuzugehen, bei der m<strong>an</strong> von vornherein<br />
davon ausgeht, sie sei sicher unterwegs,<br />
um jem<strong>an</strong>den kennenzulernen.<br />
Frau braucht Nerven. Umso mehr galt es<br />
<strong>an</strong> diesem Abend, auch offensive Annäherungsversuche<br />
von (teils schwer alko-<br />
holisierten) Männern abzuwehren.<br />
So konnte ich mir öfters Komplimente,<br />
wie etwa „Du hastn leiw<strong>an</strong>den<br />
Oasch“ (O-Ton von einem Typ im<br />
Volksgarten), <strong>an</strong>hören. Ob frau sich<br />
hierbei geschmeichelt fühlen oder<br />
nicht viel eher den Mittelfinger hinstrecken<br />
soll, bleibt jeder selbst überlassen.<br />
Ich habe mich meinerseits für<br />
letzteres entschieden.<br />
Ein durchaus charm<strong>an</strong>teres „Ich<br />
find deine Augen voll schön“ konnte ich<br />
im B72 vernehmen, wobei mir dieses<br />
ach so nett gemeinte Kompliment von<br />
einem jungen M<strong>an</strong>n in einer recht unbeleuchteten<br />
Ecke zugeflüstert wurde.<br />
Inwieweit das ernsthaft gemeint war,<br />
k<strong>an</strong>n ich hier nur bezweifeln. Natürlich<br />
geht das noch viel offensiver, was ich<br />
schließlich beim Warten auf den Nachtbus<br />
erfahren musste. Ein <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs durchaus<br />
sympathisch wirkender Typ meinte<br />
wohl, dass es nach fünf Minuten Smalltalk<br />
Zeit wäre, mich zu ihm nach Hause<br />
einzuladen.„Du gfallst ma, kommst heut<br />
mit zu mir?“ fragte er mich grinsend.<br />
Leider wollte er eine Abweisung nicht<br />
wirklich akzeptieren und hakte etwa<br />
mit „geh komm“ oder „wieso denn<br />
nicht?“ nach. Auf meinem „Nein, ich<br />
will nicht“ verharrend musste ich leider<br />
erkennen, dass es wenig Sinn<br />
machte darauf weiter einzugehen, da<br />
seine „Überredungskünste“ so mit Sicherheit<br />
kein Ende nehmen würden.<br />
Wer mit derartigem Charme nichts<br />
<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen weiß, sollte dem wohl<br />
einfach nur mehr mit Ignor<strong>an</strong>z begegnen,<br />
da hier das Risiko besteht, dass<br />
eine Antwort oftmals als Flirten missinterpretiert<br />
wird, à la vielleicht ist sie<br />
sich nicht siche, oder schüchtern, vielleicht<br />
traut sie sich einfach nicht, aber<br />
eigentlich will sie ja.<br />
Zum Schluss entschied ich mich<br />
doch noch für einen Kurzbesuch im<br />
Flex, obwohl mich London Calling <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs<br />
weniger begeisterte. Dennoch<br />
war es eine gute Möglichkeit, den<br />
Abend noch ausklingen zu lassen, vor<br />
allem auch deswegen, weil ich die<br />
engen Schuhe mit den etwas zu hohen<br />
Absätzen endlich gegen die gemütlichen<br />
Sneakers in meiner Tasche austauschen<br />
konnte. Eine Maßnahme,<br />
die ich getroffen habe, um auch in<br />
die schickeren Lokale problemlos hinein<br />
zu kommen. Im Flex war das zum<br />
Glück aber nicht mehr notwendig.<br />
Fazit. Auch allein k<strong>an</strong>n frau durchaus<br />
ihren Spaß haben. Es gibt zahlreiche<br />
Möglichkeiten einen netten Abend<br />
in der Stadt zu verbringen. Sei es in<br />
den diversen Clubs oder g<strong>an</strong>z unkompliziert<br />
in einem der vielen Beisln in<br />
der Stadt. Ein wenig schwieriger wird<br />
es dabei, dem sexistischem Machogehabe<br />
einiger Männer zu entgehen. Das<br />
sollte uns Frauen jedoch keinesfalls<br />
am Nachtschwärmen hindern. Schließlich<br />
gehört die Stadt ja auch uns. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
14. u. 15.12., 20.00, Wien<br />
Marie Thérèse Escrib<strong>an</strong>o:„Seda Verde“.<br />
Begleitet auf der Gitarre von Judith<br />
Pahola werden sp<strong>an</strong>ische Volkslieder<br />
gesungen<br />
Aera, 1., Gonzagagasse 11,<br />
T. 533 53 14, www.aera.at<br />
18.12., 20.00, Wien<br />
Jazzy Christmas mit Caroline Ath<strong>an</strong>asiadis,<br />
D<strong>an</strong>iela Hrenek, Leni Lust<br />
und Iris Such<strong>an</strong><br />
Bar & Co, 1., Fleischmarkt 22,<br />
T. 01/513 14 44, www.4she.net<br />
27.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Wien<br />
yodel ‚n’ bass. Christina Zurbrügg &<br />
B<strong>an</strong>d mit special guests<br />
Porgy & Bess, 1., Riemergasse 11,<br />
Kartenvorverkauf unter T. 01/512 88 11,<br />
www.porgy.at,<br />
film<br />
8.12., 19.30, Wien<br />
Filmabend – „Gewalt in der Ehe“, von<br />
I.Gassinger, G. Lampalzer, A.Steininger, im<br />
Gespräch mit Bewohnerinnen des Frauenhauses,„Ein<br />
Blick zurück“, Geschichte<br />
der Frauenhausbewegung und „Frauen,<br />
die Töten“, wenn die Ehe zur Hölle wird,<br />
Dokumentation von Helen Scott<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse<br />
10.12., 14.00, 16.00, 17.30 und<br />
18.00, Wien<br />
Filmtag gegen Gewalt <strong>an</strong> Frauen. Die<br />
Syrische Braut, Regie:Er<strong>an</strong> Riklis, 14.00.<br />
Osama, Regie: Siddiq Barmak, 16.00,<br />
Diskussionrunde mit Siba Shakib (Autorin)<br />
und Fr<strong>an</strong>k Hoffm<strong>an</strong>n (Regisseur,<br />
Schauspieler, White Ribbon), 17.30 und<br />
Auswege, Regie: Nina Kusturica, Drehbuch:<br />
Barbara Albert, 18.00<br />
Top-Kino, 6., Rahlgasse 1, ver<strong>an</strong>staltet von<br />
den SPÖ-Frauen, Um Anmeldung wird<br />
gebeten: frauen@spoe.at;<br />
T. 01/534 27-272, Eintritt frei<br />
14.12., 20.00, Wien<br />
Film – Cafe Temelin. DVD-Präsentation.<br />
Im Rahmen von Que(e)r-Mobil<br />
Public Netbase, 7., Neustiftgasse 17, office@t0.or.at,<br />
www.netbase.org<br />
17.12., 19.00, Wien<br />
„Born in flames“. Ein Film von Lizzie<br />
Borden über reale und milit<strong>an</strong>te Frauenkämpfe<br />
für bessere Jobs und gegen<br />
Entlassungen, Aktionen gegen Gewalt<br />
gegen Frauen, org<strong>an</strong>isierten Kampf<br />
und den Aufbau einer Frauenarmee<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlgasse, für Frauen freier Eintritt<br />
bzw. Spenden (für FZ)<br />
ab 13.1.<strong>2006</strong><br />
Katzenball. Die Geschichte(n) von frauenliebenden<br />
Frauen von gestern bis heute:<br />
ihre Beziehungen und internationalen<br />
Netzwerke, ihre Suche nach Identität, ihre<br />
oft geheimen Treffpunkte. Buch und<br />
Regie:Veronika Minder<br />
In den österreichischen Kinos,<br />
www.identities.at<br />
theat er.kabarett<br />
bis 4.12., 20.00, Wien<br />
Dead Puppet Talk. Koproduktion mit International<br />
Festival for Puppet Theatre<br />
Schauspielhaus, 9., Porzell<strong>an</strong>gasse 19,<br />
T. 01/317 01 01 18, www.schauspielhaus.at,<br />
Kosten: 16,-/10,- Euro<br />
bis 10.12., 20.00, Wien<br />
Stifter explosiv. Perform<strong>an</strong>ce der grauenfruppe<br />
(D<strong>an</strong>iela Beuren, Elke Papp,<br />
Karin Seidner, Martina Sinowatz)<br />
Fleischerei, 7., Kircheng. 44, T. 0699/172 87<br />
73, info@grauenfruppe.at, Do-Sa 20.00,<br />
Mi, 7.12., 10.00, Kosten: 14,-/11,- Euro<br />
7.-10.12., 20.00, Wien<br />
Elfriede Jelineks „Stecken, Stab<br />
und St<strong>an</strong>gl“, Regie: Tina Leisch<br />
EKH, 10, Weil<strong>an</strong>dg. 2-4,<br />
T. 0699/101 94 579, Kosten: 7,- Euro<br />
9.12., 23.00, Wien<br />
Ladies Night – die zweite Runde. Mit Eva<br />
D., Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Christina Förster,<br />
Natascha Gundacker, Ingeborg Schwab,<br />
Gerti Tröbinger, Christa Urb<strong>an</strong>ek u.v.a.<br />
KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />
T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at,<br />
Karten: 9,50 Euro (inkl. ein Getränk)<br />
12.12., 20.30, Wien<br />
Agathe Notnagl auf der Kautsch oder<br />
Das fliegende Sofa. Von und mit Natascha<br />
Gundacker<br />
KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />
T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at, Karten: 14,-/12,-<br />
Euro<br />
18.12., 18.00, Wien<br />
Weihnachtsspäschl von Christa Urb<strong>an</strong>ek.<br />
Ein kunterbunter, schräger Adventabend<br />
mit Ursula Baumgartl,<br />
Eva Dité, El Awadalla, Edith<br />
Leyrer,u.a.m.<br />
Aera, 1., Gonzagagasse 11, T. 01/533 53 14,<br />
lokal-theater@aera.at, www.aera.at,<br />
Kosten: der Eintrittspreis wird erwürfelt,<br />
der Reingewinn kommt der „Aktion<br />
Schlafsack“ für Obdachlose zugute.<br />
17.1.-4.2., 20.30, Wien<br />
Mein junges idiotisches Herz von<br />
Anja Hilling<br />
KosmosTheater, 7., Siebensterngasse 42,<br />
T. 01/523 12 26, office@kosmostheater.at,<br />
www.kosmostheater.at, Karten: 15,-/13,- Euro<br />
24., 26., 27., 28.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Wien<br />
„Schuhe lügen nie“ von und mit Eva D.<br />
Spektakel, 5., Hamburgerstraße 14,<br />
T.01/587 06 53, office@spektakel.biz,<br />
www.spektakel.at<br />
seminar.workshop<br />
5.12., 18.00, Mattersburg<br />
Frauenschreibwerkstatt mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7<br />
210 Mattersburg, Wulkalände 2, Anm.:<br />
T. 02626/677 10<br />
10.12., 15-18.00, Wien<br />
Das D.I.Y. Konzept in der Riot Grrl-Bewegung<br />
als feministische Utopie? Arbeit<br />
und Politik – Teil III<br />
Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
Anmeldung: office@frauenhetz.at,<br />
www.frauenhetz.at, Kosten: 5,- Euro,<br />
barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />
10.12., 15-18.00, Wien<br />
Das D.I.Y. Konzept in der Riot Grrl-Bewegung<br />
als feministische Utopie?<br />
Arbeit und Politik – Teil III<br />
Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
Anmeldung: T. 01/715 98 88, office@frauenhetz.at,<br />
www.frauenhetz.at,<br />
Kosten: 5,- Euro, barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />
13./14.1.<strong>2006</strong>, Linz<br />
Nicht mit dir – und auchnicht ohne<br />
dich! Seminar zu schwierigen Beziehungen<br />
und H<strong>an</strong>dlungsalternativen<br />
mit Karin Lackner<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />
4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, Kosten: 68,- Euro,<br />
13.1.<strong>2006</strong>: 15-19.00, 14.1.<strong>2006</strong>: 10-18.00,<br />
Anmeldeschluss: 9.1.<strong>2006</strong><br />
20.-22.1.<strong>2006</strong>, Linz<br />
Vom Duft des Doppelpunktes. Sinnlich-kreative<br />
Schreibwerkstatt mit<br />
Petra Öllinger<br />
Kevin Blechdom<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />
4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, Kosten: 75,- Euro,<br />
20.1.<strong>2006</strong>: 17-20.00, 21.1.<strong>2006</strong>: 9-17.00,<br />
22.1.<strong>2006</strong>: 9-13.00, Anmeldeschluss: 13.1.<strong>2006</strong><br />
9. und 23.1. <strong>2006</strong>, 18.30-20.00, Wien<br />
Sie haben es satt!? Treffpunkt für Angehörige<br />
von Mädchen und Frauen<br />
mit Essstörungen. Leiterinnen Julia Kastenhuber<br />
und Joh<strong>an</strong>na Foltinek, Klinische<br />
und Gesundheitspsychologin<br />
Frauengesundheitszentrum F.E.M. in der<br />
Semmelweis Frauenklinik, 18.,<br />
Bastiengasse 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />
Kosten: 10,- Euro/Abend<br />
ab 25.1.<strong>2006</strong>, 17-20.15, Wien<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit Missbrauchs-<br />
und Gewalterfahrungen.<br />
Leitung Bettina Reinisch<br />
Institut Frauensache, Ver<strong>an</strong>staltungsort:<br />
Notruf für vergewaltigte Frauen,<br />
T. 01/895 84 40, reinisch@frauensache.at,<br />
10 Abende im 2 Wochen-Ryhtmus,<br />
jeweils Mi 17-20.15, Kosten 200,- Euro,<br />
Voraussetzung:Vorerfahrung in Einzelpsychotherapie,Vorgespräch<br />
erforderlich!<br />
vortrag.diskussion<br />
2.12., 16.12. und 20.1., Wien<br />
Villa Lesbentreff. Videoabend „The L<br />
Word!“, Queer Theory Einführungsabend<br />
mit Sushi bzw. Lesbischer Sex<br />
im Gespräch mit Dr. Alice Chwosta<br />
Villa, 6., Linke Wienzeile 102,T. 01/586 8150,<br />
lila.tip@gmx.at,www.villa.at/lilatip/index.php<br />
5.12., 19.00, Linz<br />
Frauen und ihre Lohnsituation in<br />
Österreich. „Diskuthek“ mit der Linzer<br />
Gemeinderätin Edith Schmid<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, Infos:<br />
ver<strong>an</strong>staltungen@frauenzentrum.at,<br />
www.frauenzentrum.at<br />
7.12., 19.00<br />
Podiumsdiskussion „Frauen im Kontext<br />
struktureller Gewalt“. Abschluss des Themenschwerpunkts<br />
strukturelle Gewalt<br />
Cafe Palaver, 8020 Graz, Griesgasse 8,<br />
T. 0316/712 448, palaver@frauenservice.org,<br />
Infos: Unabhängige Frauenbeauftragte der<br />
Stadt Graz, Brigitte Hinteregger,<br />
T. 0316/872-4660,<br />
www.frauenbeauftragte.at, nur für Frauen<br />
9.12., 20.00, Innsbruck<br />
„I w<strong>an</strong>na be your Che..“ Mit Helga<br />
Treichl und Rosa Reitsamer<br />
k.u.u.g.e.l. – Kritische Universität und<br />
Gesellschafts-Em<strong>an</strong>zipatorische Lehre,<br />
Ver<strong>an</strong>staltungsort im p.m.k., 6020<br />
Innsbruck, Viaduktbögen 19-20,<br />
T. 0512/908049, www.pmk.or.at, kuugel:<br />
kuugel.redefreiheit.net, Eintritt frei<br />
10.12., 17-23.00,Wien<br />
Festakt <strong>an</strong>lässlich fünf Jahre Courage<br />
mit Fachsymposium und ExpertInnendiskussion<br />
mit Margret Aull vom Bundesverb<strong>an</strong>d<br />
für Psychotherapie, Brigitte<br />
Cizek vom Institut für Familienforschung),<br />
Helmut Graupner vom Rechts<br />
komitee Lambda, Udo Rauchfleisch und<br />
Heide Schmidt vom Institut für eine offene<br />
Gesellschaft und Joh<strong>an</strong>nes Wahala<br />
von der Beratungsstelle Courage<br />
Palais Eschenbach, 1010 Wien,<br />
Eschenbachgasse 11, Infos: Courage,<br />
T.01/585 69 66, www.courage-beratung.at<br />
10.12., 19.30, Wien<br />
„We all live subsidized lives.“ Bedürftigkeit<br />
als menschlicher Normalzust<strong>an</strong>d<br />
und als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für eine<br />
erneuerte Politik des Sozialen. Vortrag<br />
und Diskussion mit Michaela Moser<br />
von der Armutskonferenz<br />
Frauenhetz, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
Anmeldung: T. 01/715 98 88,<br />
office@frauenhetz.at, www.frauenhetz.at,<br />
Kosten: 5,- Euro, barrierefreier Zug<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
„Spätestens bei ihrer eigenwilligen Interpretation von Whitney Houstons ‚I Will Always<br />
Love You’ bleibt gar<strong>an</strong>tiert kein Auge mehr trocken“, verspricht der Kulturverein<br />
KAPU in der KAPUzine. Es geht um Kevin Blechdom, die Frau mit dem Männerpseudonym<br />
und ihren Auftritt am 17.12. Nach dem Longplayer „Bitches Without<br />
Britches“ erschien <strong>2005</strong> „ Eat My Heart Out“, quasi „verselbstständigter Feminismus<br />
vor dem Hintergrund einzigartiger Musik“. Auf ihrer aktuellen Tour wird sie<br />
von Pl<strong>an</strong>ning the Rock, einer weiteren One-Wom<strong>an</strong>-Show begleitet.<br />
17.12., 21.30, KAPU, 4020 Linz, Kapuzinerstrasse 36, T. 0732/779 660, www.kapu.or.at<br />
Fo t o : Q u e e r b e at<br />
16.12., 16-23.00, Wien<br />
Feministische Strategien gegen sexistische<br />
Männergewalt. Eine Diskussion<br />
verschiedener Ansätze zur Stärkung von<br />
Selbstorg<strong>an</strong>isierung, Solidarität und Widerst<strong>an</strong>d<br />
von uns Frauen<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlgasse, für Frauen freier Eintritt bzw.<br />
Spenden (für FZ), 16-19.00 Podium zum<br />
Vorstellen von Projekten, 19-20.00<br />
Frauenvolxküche/Essen, 20-21.30<br />
Arbeitskreise/Kleingruppendiskussion und<br />
Feminisstische Strategien, 22 -23 h Diskussion<br />
in der Großgruppe, nähere Infos: lesbenfrauennachrichten@gmx.at<br />
bzw. T. 01/408 50 57<br />
11.1.<strong>2006</strong>, 20.00, Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
Die friedfertige Antisemitin? Kritische<br />
Theorie über Geschlechterverhältnis<br />
und Antisemitismus.Vortrag und Diskussion<br />
mit Ljilj<strong>an</strong>a Radonic<br />
Ver<strong>an</strong>staltung des Café Critique am<br />
Institut für vergleichende Irrelev<strong>an</strong>z, 60325<br />
Fr<strong>an</strong>kfurt/MainKettenhofweg 130,<br />
www.copyriot.com bzw.<br />
www.cafecritique.priv.at<br />
11.1. <strong>2006</strong>, 18.30, Wien<br />
Queer Politics: H<strong>an</strong>deln ohne Identitätsbegriff.<br />
Buchpräsentation und<br />
Diskussion mit Gudrun Perko, Moderation:<br />
Sushila Mesquita<br />
Stichwort – Archiv der Frauen- und<br />
Lesbenbewegung,<br />
15., Diefenbachgasse 38,<br />
www.stichwort.or.at,<br />
Kosten: 2,90 Euro, Nur für Frauen,<br />
Tr<strong>an</strong>sgender willkommen!<br />
25.1., 18.30, Wien<br />
Feministische Theorie und Geschlechterforschung:<br />
Gesellschaftskörper und<br />
Geschlechtskörper bei Oliva Sabuco<br />
de N<strong>an</strong>tes y Berrera.<br />
Mit Marlen Bidwell-Steiner<br />
IWK, 9., Berggasse 17,<br />
www.univie.ac.at/iwk<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
ausstellung<br />
bis 7.12., Wien<br />
Motion Parade. Junge Kunst aus<br />
Rumänien<br />
WUK Fotogalerie, 9., Währinger Str. 59,<br />
www.wuk.at<br />
bis 11.12., Zwettl<br />
Körper/ Kleider.<br />
Von Petra Buchegger und Ewa Kaja<br />
Galerie Blaugelbezwettl, 3910 Zwettl,<br />
Propstei 1, info@blaugelbezwettl.com,<br />
www.blaugelbezwettl.com, Fr 14-18.00,<br />
Sa/So 10-12.00 und 14-18.00<br />
13.-20.12., Wien<br />
ipsum. Frauen und Männern in Baluchist<strong>an</strong><br />
drücken ihre Lebensrealitäten aus<br />
und verwenden Fotografie und akustische<br />
Aufnahmen als Stimme<br />
Ipsum Ausstellung,<br />
7., Lerchenfelderstraße 59, Vernissage am<br />
13.12. um 18.00,<br />
Nähere Infos: www.ipsum.at<br />
bis 17.12., 13-17.00, Krems<br />
Environment „Krieg im Frieden“<br />
von Friederike Grühbaum und<br />
Andrea Brunner<br />
Offenes Atelier funkundküste in der<br />
Kremser Kunstmeile, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstrasse 14, Mo, Do, Sa und<br />
nach persönlicher Vereinbarung,<br />
T. 0650/505 09 55, funkundkueste@aon.at<br />
bis 18.12., Wien<br />
Wie Gesellschaft und Politik ins Bild<br />
kommen. Kuratorin Sabine Breitwieser.<br />
Mit Klub Zwei<br />
Generali Foundation,<br />
4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />
T. 01/504 98 80,<br />
Di-So 11-18.00, Do bis 20.00<br />
bis 8.1., Wien<br />
geheimesache:leben. Schwule und<br />
Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts<br />
Neustifthalle, 7., Neustiftgasse 73-75,<br />
www.geheimesache.at<br />
bis 29.1., Wien<br />
Männerwelten und Frauenzimmer<br />
Wien Museum Karlsplatz, 4., Karlsplatz,<br />
Di-So, inkl. Feiertag: 9-18.00<br />
bis 5.2., Wien<br />
LOUISE BOURGEOIS „ALLER-RETOUR“<br />
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,<br />
www.kunsthallewien.at,<br />
täglich 10-19.00, Do 10-22.00<br />
bis 11.2., Wien<br />
Bild UND Schrift. Arbeiten von C<strong>an</strong><strong>an</strong><br />
Dagdelen, Brigitta Malche, u.v.a.<br />
Atrium ed Arte, 7., Lerchenfelderstr. 31,<br />
www.atrium-ed-arte.at,<br />
Do-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00<br />
bis 12.2., Krems<br />
Real. Junges Österreich<br />
Kunsthalle Krems, 3509 Krems–Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 8, T. 02732/908 010,<br />
www.kunsthalle.at, tägl. 10–17.00<br />
bis 26.2., Wien<br />
Deja-vu. Der Augenblick der Nachträglichkeit<br />
in der zeitgenössischen Kunst<br />
Atelier Augarten, 2., Scherzergasse 1a,<br />
www.atelier-augarten.at, Di-So: 10-18.00<br />
lesung<br />
7.12., 19.30, Linz<br />
hellwach – L<strong>an</strong>ge Nacht der<br />
Autorinnen. Mit Waltraud Seidlhofer,<br />
Andrea Starmayr, Roswitha<br />
Zauner u.v.a.m.<br />
StifterHaus, 4020 Linz, Adalbert-Stifter-<br />
Platz 1, Infos: www.stifter-haus.at bzw.<br />
Frauenbüro der Stadt Linz,<br />
www.linz.at/22318_22190.asp bzw.<br />
Fiftitu%, T. 0732770 353,<br />
iftitu@servus.at, www.fiftitu.at<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
8.12., 20.00, Wien<br />
Buchpräsentation „Das Ottakringer<br />
Settlement“ über ein von jüdischen<br />
Frauen wesentlich initiiertes und getragenes<br />
Sozialprojekt. Moderation:<br />
Hilde Grammel<br />
Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11, T. 01/406 37 54<br />
9.12., 19.00, Wien<br />
Ljublj<strong>an</strong>a – Wien. (Lesben-)Literatur<br />
über die Grenzen hinweg. Helga<br />
P<strong>an</strong>kratz und Suz<strong>an</strong>a Tratniks lesen<br />
auf slowenisch und deutsch aus ih<br />
ren Büchern „Ich nenne mich Dami<strong>an</strong>“<br />
und „Amore?“. Moderation: Sus<strong>an</strong>ne<br />
Hochreiter<br />
Stichwort – Archiv der Frauen- und<br />
Lesbenbewegung, 15., Diefenbachgasse 38,<br />
www.stichwort.or.at, Kosten: 2,90 Euro,<br />
Nur für Frauen, Tr<strong>an</strong>sgender willkommen!<br />
16.12., 20.00 Uhr<br />
„Muttersprache lesbisch“. Lesung von<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz (Wien) und Suz<strong>an</strong>a<br />
Tratnik (Ljublj<strong>an</strong>a) aus den jeweiligen<br />
Werken, die in den letzten 10 Jahren<br />
in beiden Sprachen (slowenisch u.<br />
deutsch) erschienen sind<br />
Café Platzl, 9500 Villach, Freihausplatz 2,<br />
Eine Ver<strong>an</strong>staltung von KÄRNÖL<br />
Infos: www.kaernoel.at<br />
19.1.<strong>2006</strong>, 18.30, Wien<br />
Abenteurerin Bertha von Suttner –<br />
Die unbek<strong>an</strong>nten Georgien-Jahre 1876<br />
bis 1885.Buchpräsentation und Lesung<br />
mit Maria Enichlmair<br />
ÖGB-Seminarzentrum Strudlhof, 9.,<br />
Strudlhofgasse 10, www.voegb.at/events,<br />
Anmeldung: Fax 01/534 44/582 oder<br />
bildung@oegb.at<br />
26.1., 18.30, Wien<br />
Helene Scheu-Riesz (1880-1970) –<br />
Eine Frau zwischen den Welten. Buchpräsentation<br />
IWK, 9., Berggasse 17,<br />
www.univie.ac.at/iwk<br />
aktivitäten<br />
3./4.12. bzw. 14./15.1.<strong>2006</strong>, 10-19.00,<br />
Wien<br />
WEN DO – Grundkurs und Fortgeschrittenenkurs<br />
FZ, 9., Währinger Str. 59/6/2, Nähere Infos<br />
und Folder: T. 01/408 50 57, auf@auf-einefrauenzeitschrift.at,<br />
nur für Frauen<br />
15.12., 19.30, Wien<br />
Wir stehen auf den Schultern von Riesinnen<br />
und wissen es nicht.<br />
Feministisches Erzählcafe 50:50=100%<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlgasse<br />
19.12., 19.00, Linz<br />
Weihnachtscafé im aFz mit frauenzeichen-Keks<br />
und Glühwein<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, Infos:<br />
ver<strong>an</strong>staltungen@frauenzentrum.at,<br />
www.frauenzentrum.at<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
EDV Übungswerkstatt für Frauen ohne<br />
EDV Kenntnisse oder Übung<br />
FREIRAUM Frauenberatungsstelle, 2620<br />
Neunkirchen,<br />
Wiener Straße 4/9 (Am Plätzl), T. 02635/611<br />
25, freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at, jeden MO<br />
von 13-16.00, Anmeldung erforderlich!<br />
Diskuthek im Frauencafe<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, jeden 1. Mo im Monat<br />
Frauencafé<br />
autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580<br />
839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />
Dykes on bikes Stammtisch. Der Motorradclub<br />
für Lesben<br />
Andino, 6., Münzwardeingasse 2,<br />
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Montag<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich DA nicht so sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T.<br />
01/895 84 40, office@frauensache.at, jeden<br />
2. und 4. Mo, 19.30-21.00, Anm. erforderlich,<br />
Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda für politisch und rechlich interessierte<br />
Schwule und Lesben<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr.<br />
45/Raimundpassage 2, jeden 1. Mo<br />
Internet-Café für Frauen und Mädchen.<br />
Auch Anfängerinnen. Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00<br />
„Lesbentutorium“ <strong>an</strong> der Uni Wien<br />
UFO, 9., Berggasse 5/24, jeden Mo ab 19.00<br />
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />
Erfahrungsaustausch für lesbische<br />
[Co]Mütter.<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,<br />
jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn. Mit<br />
Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV, 2020<br />
Hollabrunn, jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde - Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe -Music Pub Urstein,<br />
4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Dick und Fit - Sport, Spiel und Körperspaß.<br />
Leitung Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Volksschule Brockm<strong>an</strong>ngasse, 8010 Graz,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 119, Anmeldung unter<br />
0316/837 998, Di 19-21.00, Kosten: 72,- Euro<br />
für 12 Abende<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20,<br />
office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> goes TV!<br />
Sendestart: 14.12., 21.00,<br />
auf OKTO, Kabelplatz 8<br />
<strong>an</strong>.sturm<br />
Sara Palonis „Steckenpferd“ ist ein ironisches<br />
und postmodernes Indi<strong>an</strong>erInnenspiel<br />
m<strong>an</strong>n.<strong>schläge</strong><br />
Robert hat sich schon getraut! Wie er Radikalfeministinnen<br />
sieht und warum er glaubt, ein<br />
Feminist zu sein...<br />
Ringvorlesung: Die Lust der Veränderung.<br />
Feminismus als Kompetenz.<br />
Universität Innsbruck, 6020 Innsbruck,<br />
Innrain 52, Hörsaal 6, http://fem.uibk.ac.at,<br />
jeden Di ab 20.00<br />
Babykino. Für Mütter und Väter mit<br />
Babys ein Film aus dem aktuellen<br />
Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />
den Kinosaal mitgenommen werden<br />
können<br />
Votivkino, 9., Währinger Straße 12,<br />
jeden Di 11.00; T. 01/317 35 71,<br />
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
Geheimer Garten für Frauen<br />
und Mädchen<br />
15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum<br />
Stadtteilprojekt,<br />
T. 01/895 72 67, www.zeitraum.co.at<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für<br />
Frauen aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info:<br />
T. 01/545 43 93<br />
Offenes Atelier für Frauen.<br />
Kunsttherapeutin: Anna Rakos<br />
Atelier, 18., Anastasius Grüng. 14, Info und<br />
Anmeldung: T. 0676/963 43 26,<br />
www.8ung.at/kunsttherapie,<br />
Kosten: 20,- Euro/Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi und jeden 3. Di im Monat,<br />
jeweils von 18.30-21.00<br />
Dein Körper –Deine Verbündete.<br />
Leitung: Andrea Scheutz<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, 18-<br />
19.30, Anm. erforderlich! Kosten: 20,- Euro<br />
Ringvorlesung Gendered Subjects V:<br />
Geschlecht zwischen Aneignung<br />
und Enteignung<br />
Unicampus, 9., Spitalgasse 2, HS A, Hof 2,<br />
www.univie.ac.at/gender, Di 18-20.00<br />
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender Migr<strong>an</strong>tInnen<br />
in Wien<br />
MAREA ALTA-Keller,<br />
6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di, 20.00<br />
Mittwoch<br />
Frauencafé<br />
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb,<br />
T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum,<br />
4020 Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1,<br />
T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at,<br />
immer Mi von 16.30-18.00, kostenlos,<br />
Anmeldung nicht erforderlich<br />
Tr<strong>an</strong>sgendertreff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00<br />
Frauen aller Länder-Café<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstrasse 4, T. 0512 / 56 47 78, 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />
Frauen-Treffpunkt<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-<br />
20, keine Anm. erf., Kekse/Tee willkommen<br />
Frauenfest im U4<br />
U4, 12., Schönbrunner Str. 222,<br />
jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen<br />
Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,<br />
14-tägig, Kosten: 16.- Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,<br />
Training jeden Mi 19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe<br />
für Frauen.<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Vor<strong>an</strong>m.:<br />
T. 01/587 67 50, Kosten: 11,- Euro,<br />
jeden Mi 9-10.30, Einstieg jederzeit möglich<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3.<br />
Mi, 18-20.00, Anm.: T. 01/587 67 50<br />
SAPPHO – Gruppe für lesbische und bisexuelle<br />
Frauen, Beginn einer neuen Jahresgruppe.<br />
Ltg: Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle COURAGE, 6.,<br />
Windmühlgasse. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66,<br />
info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at,<br />
14-tägig, Mi 18.30 - 22.00,<br />
Termine: 05.10.; 19.10.; 02.11, 16.11., 30.11.,<br />
14.12., Kosten pro Abend: 48,- Euro,<br />
<strong>an</strong>.geheftet<br />
Diese Ausstellung ist wichtig:<br />
Geheimsache: Leben, Schwule und Lesben<br />
im Wien des 20. Jahrhunderts<br />
<strong>an</strong>.beraumt<br />
Who is a lady? Eine Rückschau auf das queere<br />
Ladyfest Wien 05<br />
<strong>an</strong>.probe<br />
Marty Hubers witziger Filmbeitrag<br />
„Der schlaffe Wink“ soll probiert werden!<br />
Zum Vormerken: Die zweite Sendung gibts schon am 11.1.<strong>2006</strong> wieder 21.00!
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
Café St<strong>an</strong>dard,<br />
5., Margaretenstraße 63,<br />
Infos: www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen 40+<br />
mit Essstörungen<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
jeden Mi 18-19.30, Kosten: 8,- Euro,<br />
Anmeldung erforderlich: 0650/753 44 99<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at<br />
bietet <strong>an</strong>onyme Hilfestellung,<br />
jeden Do 20-23.00<br />
Internet-Nutzung<br />
FREIRAUM Frauenberatungsstelle,<br />
2620 Neunkirchen,<br />
Wiener Straße 4/9 (Am Plätzl),<br />
T. 02635/611 25,<br />
freiraumfrauen@ut<strong>an</strong>et.at,<br />
www.frauenberatung-freiraum.at,<br />
jeden Do von 9-12.00, Anmeldung<br />
erforderlich! Kosten: 1,50 Euro/h<br />
Mach dir ein Bild... portraitzeichnen,<br />
portraitmalen.<br />
Für Mädchen und Frauen mit Lust<br />
und Freude am Gestalten<br />
Offenes Atelier funkundküste, 3504<br />
Krems/Stein, Steiner L<strong>an</strong>dstraße 14,<br />
T. 02732/823 62,<br />
Kosten p.A. inklusive Material: 13,- Euro,<br />
jeden 3. Do, 18-20.00<br />
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />
für Frauen. Leiterin: Theresia<br />
Blatnek-Wondraczek<br />
Anm.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />
Galgenbergstr. 2,<br />
T. 2822/522 71-0, Do 19-20.00<br />
„Komm Oma – surf mit mir!“<br />
Internet-Café für Jung und Alt<br />
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />
T. 07289/66 55, keine Anm. erf.,<br />
Surfgebühr: 1,50 Euro/h,<br />
jeden Do 15-18.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaur<strong>an</strong>t Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 18, jeden Do ab 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00<br />
Salone de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,<br />
1. Stock, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen,<br />
Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54,<br />
Do und Fr 19-24.00, bzw. nach<br />
Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
HOSI-Jugendabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Mahnwache und Speakerscorner gegen<br />
Schwarzor<strong>an</strong>ge<br />
Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />
20.00 und 20.15, jeden Do<br />
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />
T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00<br />
Schmökern, gustieren, plaudern, Tee<br />
trinken, Bücher kaufen<br />
Buchh<strong>an</strong>dlung Frauenzimmer, 7.,<br />
Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail:<br />
frauenzimmer@aon.at, jeden Do bis 21.00<br />
Salam und Shalom<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben,<br />
Mädchen! Leitung: Barbara Tiwari<br />
(Psychotherapeutin iA)<br />
Praxis: 9., Alserbachstraße 8.<br />
Jeden DO 18-19.30h<br />
Anmeldung erforderlich!<br />
T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392<br />
the body is the message. Körper-Inszenierungen<br />
und M<strong>an</strong>ifestationspraktiken<br />
in Kunst und Alltagskultur. Morphologie<br />
des Körpers und des Raumes.<br />
Vortragende: Felicitas Thun<br />
Akademie der bildenden Künste,<br />
1., Schillerplatz 3, HS M 20,<br />
T. 01/588 16 194, Do 10-11.30<br />
Widerst<strong>an</strong>dslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />
feuerschlucken etc.) willkommen:<br />
www.awadalla.at/content/widerst<strong>an</strong>dslesungen.html<br />
Botschaft der besorgten Bürgerinnen,<br />
1., Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Restaur<strong>an</strong>t La Bohème, 4020 Linz,<br />
Domgasse 2, jeden 3. Fr. im Monat, ab<br />
20.00, www.hosilinz.at<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, Sms unter<br />
0664/380 70 42, jeden 1. Fr. im Monat<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/60 98 98,<br />
jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />
Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
– der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24, meist<br />
einmal im Monat, 19-23.00,<br />
Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601<br />
Frauen aller Länder-Café<br />
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstraße 4, T. 0512 / 564 778, 19-23.00<br />
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30<br />
g.spot. for queers to check in & freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr<br />
Internet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,<br />
jeden letzten Fr speziell für Mädchen<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, ab 21.00<br />
Samstag<br />
Mostviertel Andersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
nähere Infos:<br />
mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />
T. for girls 0676/366 90 27,<br />
jeden 1. Sa im Monat<br />
Club Anderwelt<br />
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Homoriental. Der multikulturelle Club<br />
für ein lesbisch/schwules Publikum<br />
und FreundInnen<br />
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />
Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro,<br />
jeden 2. Sa; homoriental@gmx.net,<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch @Café Steinschlag<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,<br />
Glockengasse 4, Frühstücksbuffet<br />
und Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro<br />
(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00<br />
Labrys Lounge<br />
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />
www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />
labrys@gundl.at, jeden 1.So, 18.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz,<br />
Schillerstr. 2, T. 05574/455 38,<br />
e-mail: frauengetriebe @aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14.,<br />
Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at,<br />
Eintritt: 14.- Euro. Bitte um Anmeldung bis<br />
jeweils Samstag! sonja.c@gmx.at o.<br />
T. 01/988 98-214, jeden 3. So<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
13., St.Veitg. 25,T. 0676/787 91 44, j. So 19.30<br />
Weiber-Frühstück: Video, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für schwule und lesbische Paare<br />
aus.weg. 80469 München,<br />
Baaderstr. 36/4, Infos: 01520/ 299 11 43,<br />
info@aus-weg.de, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5,<br />
T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26,<br />
T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12<br />
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische<br />
Beratung sowie<br />
Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür - Frauenservicestelle,<br />
7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,<br />
T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt,<br />
Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Arabisch-jüdische Beziehungen versprechen meist Sp<strong>an</strong>nung und das auch in kultureller Hinsicht – <strong>an</strong> diesem<br />
Abend allerdings ausschließlich im positiven Sinne. Der Klezmer-Jazz-Abend mit der Tänzerin Mouna Sabbagh, die<br />
in Syrien geboren wurde und Nirit Sommerfeld, in Israel geborene Sängerin zeigt wie Konflikte in einer ausdruckstarken<br />
musikalisch-tänzerischen Produktion überwunden werden können. Dabei unterstützt werden die beiden<br />
von der B<strong>an</strong>d Klezmorim.<br />
9.12., 20.00, Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Straße 18, T. 02742/21130, Kosten: 20,- Euro, www.bih.at<br />
Fo t o : B ü h n e i m H o f<br />
Beratung, Gruppen, Kurse,<br />
Vorträge für Frauen. Auch<br />
muttersprachliche Beratung.<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00<br />
Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />
von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11, T. 0732/77 60<br />
70, maiz@servus.at, www.servust.at/maiz,<br />
Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen<br />
und Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,<br />
T. 0662/442 255<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />
Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Mit Margit Picher<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0664/231 14 99,<br />
Anmeldung erforderlich<br />
Schw<strong>an</strong>gerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(1,50 Euro), Infos zu Schw<strong>an</strong>gerschaftshilfen<br />
und/oder Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
www.fgz.co.at,<br />
Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
abz.get ready. DIE Beratungsstelle für<br />
junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />
Frauen mit Kind<br />
abz. Austria, 8., Wickenburggasse 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at,<br />
Mo - Do 9-16.00, Fr 9-12.00,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden Fo<br />
Filme zu sexueller Gewalt<br />
Im Rahmen des Frauenzentrum-Schwerpunkts zu Gewalt<br />
gegen Mädchen und Frauen, (siehe Termine) wird<br />
Ende <strong>Jänner</strong> sexuelle Gewalt gegen Mädchen und junge<br />
Frauen und sexueller „Missbrauch“ thematisiert. Zu sehen<br />
sind eine ORF Dokumentation zu „Sexueller Missbrauch“,„Väter<br />
als Täter“ von Ricky Reichel,„Laut und<br />
deutlich“, ein Dokumentarfilm von Maria Arlamovsky<br />
über das Leben nach sexuellem Missbrauch, bei dem fünf<br />
Frauen und ein M<strong>an</strong>n, darunter Anja (Foto) über ihre Erfahrungen<br />
erzählen und „girls town“ ein deutscher Spielfilm<br />
über vier junge Frauen, die sexuelle Gewalt erleb-<br />
(t)en, sich als Freundinnen unterstützen und sich wehren.<br />
26.1.<strong>2006</strong>, 19.30, FZ, 9.,Währingerstr. 59/6, Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse,<br />
Infos zu weiteren Filmschwerpunkten sowie zum Ver<strong>an</strong>staltungsschwerpunkt<br />
„Feministische Strategien gegen sexistische Männergewalt“<br />
unter lesbenfrauennachrichten@gmx.at oder<br />
T. 01/408 50 57 (Anrufbee<strong>an</strong>tworterin)<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Missbrauchserfahrungenin<br />
der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen,<br />
1., Seitenstetteng. 5/7, Info:<br />
T. 0676/717 29 67<br />
Beratung, Kurse, Information für geistig<br />
oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Bright Future für Frauen und<br />
Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM<br />
(female genital mutilation) und Frauengesundheit<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93,<br />
Mo-Fr , 9-17.00,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102,<br />
T. 01/586 8150,<br />
www.villa.at/lilatip/index.php,<br />
Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />
Tel. Beratung Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00<br />
unter T. 01/476 15-5775 sowie unter<br />
fem@aon.at<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss m<strong>an</strong> nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster, Kinderu.<br />
Jugendpsychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5772,<br />
Erstgespräch kostenlos, weitere 4,- Euro<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich in<br />
Deinem Körper wohl zu fühlen. Leiterin:<br />
Martina Rainer, Shiatsu-Praktikerin<br />
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771,<br />
Kosten: 23,- Euro<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>dezember jänner <strong>2005</strong> <strong>2006</strong><br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Schl<strong>an</strong>k & glücklich?<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />
Anm./Info: T. 01/476 15-57 71<br />
Sexualberatung – Was Sie schon l<strong>an</strong>ge<br />
oder gerade jetzt dringend besprechen<br />
wollten. Leitung: J. Kastenhuber,<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/ Einzeloder<br />
Paarberatung<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“. Leiterin:<br />
Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5772<br />
radio.fixtermin<br />
t o : G e y r h a l t e r Fi l m p ro d u c t i o n s<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air. Weibliche<br />
Realitäten in den Ländern des<br />
„Südens“<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />
Di 18.00-19.00<br />
ta mera – <strong>an</strong> Orten wie diesen.Von<br />
Frauen für Frauen.Von Lesben für Lesben<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feminist. Radioprogramm<br />
radio helsinki, 92,6 Mhz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: or<strong>an</strong>gina – F<strong>an</strong>zine zu<br />
Mädchennetzwerken in der Subkultur<br />
/bauch.bein.po – Die Sendung für die<br />
g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do),<br />
La m<strong>an</strong>ifesta (2. Do), Görls linkup<br />
(3. Do), Lourdes (4. Do)<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz<br />
Fr 19.00-20.00<br />
SpacefemFM Frauenradio.<br />
Jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Radio FRO. 105,0 MHz in Linz<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin<br />
für Lesben/Frauenforum<br />
Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.0 MHz, jeden 1. Fr<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
2.12., 20.00, Wien<br />
Präsentation der Frau des Monats<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2005</strong>: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Video, Ausstellung und Diskussion<br />
mit Helga P<strong>an</strong>kratz 2. 12., 20.00<br />
Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11,<br />
T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at<br />
9.12., 19.00, Wien<br />
FZ-Bar Singleparty. DJ-Line: DJ Dragon<br />
Frauenzentrum-Bar 9., Währinger Straße<br />
59/6 – Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse,<br />
www.fz-bar.wolfsmutter.com, fzbar@wolfsmutter.com,<br />
Einlass 19.00,<br />
Kosten ab 20.00: 4,- Euro, 23.00<br />
Votingabgabe, unbedingt vorher dort sein!<br />
16. 12., 19.00, Wien<br />
Tomboy & Butch. Looking for other<br />
dream couples. Die Party der <strong>an</strong>deren<br />
Art, ausgerichtet von Ana Hoffner<br />
Frauencafé, 8., L<strong>an</strong>ge Gasse 11,<br />
T. 01/406 37 54, frauencafe@tele2.at<br />
31.12., ab 20.00, Wien<br />
Große Silvesterparty. Eine Koproduktion<br />
von Frauencafé und Frauenzentrum<br />
FZ, 9., Währingerstr. 59/6,<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlgasse<br />
28.1., Wien<br />
Regenbogenball <strong>2006</strong><br />
Parkhotel Schönbrunn, 13., Hietzinger<br />
Hauptstr. 10–20, www.hosiwien.at/ball/,<br />
ball@hosiwien.at<br />
diverses<br />
ab jetzt<br />
„Wie ich höre, reist die Baronin mit<br />
Schlagringen“. Interviewpartnerinnen,<br />
die in den 1950er und 1960er<br />
Jahrenin Österreich lesbisch gelebt<br />
haben, für ein dokumentarisches<br />
Filmprojekt gesucht!<br />
Infos bei Katharina Lampert, Faika Anna<br />
El-Nagashi und Cordula Thym,<br />
T. 0699/194 360 49,<br />
die.baronin@gmail.com<br />
bis 15.2.<strong>2006</strong><br />
SozialMarie. Preis für innovative und<br />
kreative Sozialprojekte.Teilnehmen können<br />
Initiativen,Vereine, NGOs, NPOs,<br />
Dotierung insges. 45.000,- Euro,<br />
Infos: Unruhe Privatstiftung, Maria<br />
Reichm<strong>an</strong>n, T.01/587 71 81/11,<br />
sozialmarie.unruhestiftung.org<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 2/06: 10.01.06<br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
aus.blick<br />
p olitik<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Februar<br />
Zw<strong>an</strong>gsverheiratung<br />
Ein Thema, das in den verg<strong>an</strong>genen Monaten immer<br />
wieder durch die Boulevardmedien gegeistert ist,<br />
auf feministische Sicht, von <strong>an</strong>derer Seite betrachtet<br />
wissenschaft<br />
Rassistische Diskurse<br />
Ein ExpertInneninterview zu den Begriffen „Rasse“<br />
und Geschlecht im Alltags- und Mediendiskursen.<br />
Margarete Jäger über die Symbolik des Kopftuches.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
Buch Media Service<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
Winter<br />
Zentralbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Buchh. Polycollege<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Prachner<br />
Riedl<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
FIFTITU%<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
Wagnersche Buchh.<br />
Amazone-Zentrum<br />
Mex-Unibuchh<strong>an</strong>dlung<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1050<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
4020<br />
4600<br />
6020<br />
6900<br />
8010<br />
Wipplingerstr. 37<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Kapuzinerstr. 36/1<br />
Dragonerstr. 22<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Brockm<strong>an</strong>ng. 6
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 12-01/05-06, dezember-jänner <strong>2005</strong>-<strong>2006</strong>/19. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M