September 2008 (PDF) - an.schläge
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<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09/<strong>2008</strong><br />
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september<br />
thema<br />
WahlWirbel<br />
Lass Dich nicht verschaukeln:<br />
Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />
kultur<br />
KärntnerKunst<br />
Meina Schell<strong>an</strong>der schaukelt<br />
ein Blaues L<strong>an</strong>d-ei
RAT.<br />
INFO.<br />
SERVICE.<br />
RECHT.<br />
IM INTERNETANGEBOT DER AK WIEN<br />
Arbeit und Recht Frauen Beruf und Familie<br />
Bildung Steuer und Geld Wohnen Konsumentenschutz<br />
AK Onlineratgeber und Servicerechner<br />
AK Broschüren und Publikationen<br />
wien.arbeiterkammer.at<br />
Linke Politik ist<br />
feministisch oder<br />
sie ist nicht links<br />
– mit Sicherheit.<br />
Links.<br />
Mit Sicherheit.<br />
www.kpoe.at<br />
Melina Klaus
auf.takt<br />
Im Sommer 1848 nahm er in den USA seinen<br />
Anf<strong>an</strong>g: der Kampf ums Frauenwahlrecht.<br />
Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer hat sich <strong>an</strong>lässlich<br />
dieses Jubiläums auf die Frage konzentriert,<br />
welche Alli<strong>an</strong>zen und Antagonismen es zwischen<br />
US-Frauenrechts- und Schwarzer Bürgerrechtsbewegung<br />
in der Geschichte gab. (S. 32)<br />
160 Jahre später ist mit den Errungenschaften<br />
dieses zähen Kampfes in Österreich<br />
scheinbar wenig <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen. Denn wen soll<br />
ein/e FeministIn nur wählen? Diese Frage stellt<br />
sich deshalb auch das Thema dieser Ausgabe<br />
und präsentiert euch die Antworten der<br />
einzelnen Parteien auf zentrale frauenpolitische<br />
Forderungen. Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest verrät ihre<br />
Positionen bei wichtigen frauen-, sozial, bildungsund<br />
migrationspolitischen Anliegen. (S. 18)<br />
Den Newcomerinnen dieser Wahl fühlen wir<br />
im Interview außerdem noch mal gesondert auf<br />
den Zahn. Wie feministisch ist das neue linke<br />
Wahlbündnis? (S. 8) Und was will Heide Schmidt<br />
bei ihrem Comeback nun <strong>an</strong>ders machen? (S. 20)<br />
Neben der Suche nach dem geringsten Übel<br />
gibt es im aktuellen Heft aber selbstverständlich<br />
auch jede Menge gewohnt kompromisslosen<br />
Feminismus. Jenny Unger freut sich auf ein neues<br />
queer-feministisches Event in Wien. In Berlin<br />
trafen sich AktivistInnen und WissenschaftlerInnen,<br />
um Debatte und Praxis des Antisexismus<br />
weiterzubringen – Lena Zamzow berichtet auf<br />
S. 10 – und Birgit Pestal war auf der Queer-Parade<br />
in Jerusalem. ( S. 14)<br />
Eure <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
politik<br />
thema<br />
gesellschaft<br />
kultur<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
Alphafeminismus<br />
Harald Schmidt und <strong>an</strong>dere FeministInnen<br />
linkes.wahlbündnis.interview<br />
Trotzkis Töchter<br />
Der Kapitalismus ist unreformierbar, sagt das neue linke Wahlbündnis<br />
a nti.sexism<br />
practice makes <strong>an</strong>tisexist<br />
Eine Berliner Konferenz erprobt Antisexismus in der Praxis<br />
jerusalem.march<br />
Gay for a day<br />
Party und Polit-Propag<strong>an</strong>da auf der Queer-Parade in Jerusalem<br />
neu.wahlen<br />
Frauenpolitische Baustellen<br />
Wie stehen die Ch<strong>an</strong>cen wichtiger frauenpolitischer Forderungen?<br />
neuwahl.test<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />
SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ, LINKE – wer ist wohl am feministischsten?<br />
heide.schmidt.interview<br />
„Die Dinge sind differenziert“<br />
Die LIF-Lady über schützenswertes Leben und plakative Forderungen<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Zuhause ist’s am teuersten<br />
Klage abgewiesen: Hausgeburten bleiben weiterhin teuer<br />
feminismus.<strong>an</strong>tirassismus<br />
Brüchige Alli<strong>an</strong>zen<br />
Die US-Frauenbewegung und ihr schwieriges Verhältnis zum Antirassismus<br />
meina.schell<strong>an</strong>der<br />
Kärntner Kunststücke<br />
Ein blaues Ei zum Thema Em<strong>an</strong>zipation und Konfrontation<br />
queer.feministische.tage<br />
Und zu den Festen …<br />
Wien hat einen weiteren queer-feministischen Pflichttermin<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
We got the Flow<br />
Basslastige Beats, Queer-HipHop und eine p<strong>an</strong>sexuelle Hymne<br />
<strong>an</strong>.lesen<br />
Nachprüfung in drei Gegenständen<br />
Wie rassistisch und sexistisch sind Schulbücher heute noch?<br />
ge.sehen<br />
Konkurrierende Posen<br />
Ladies only: Frauenbilder einer Ausstellung<br />
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<strong>an</strong>. uns<br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
e-mail: redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at, office@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Koordinierende Redakteurinnen:<br />
Saskya Rudigier, redaktion@<strong>an</strong>schlaege.at,T. 01/920 16 76<br />
Lea Susemichel, office@<strong>an</strong>schlaege.at,T.01/920 16 78<br />
Buchhaltung, Abos:<br />
Svenja Häfner, buchhaltung@<strong>an</strong>schlaege.at,<br />
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Termine, Tipps:<br />
Mia Kager, termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at<br />
Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Katharina Nagele/k<strong>an</strong>a, Petra<br />
Öllinger/PÖ, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Bettina<br />
Surtm<strong>an</strong>n/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung,<br />
Irmi Wutscher/trude<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Juli<strong>an</strong>e Alton, Lina<br />
Dokuzovic ´<br />
, Beate Hammond, Gabi Horak/GaH, Kathrin<br />
Iv<strong>an</strong>csits/kaiv, Mia Kager/miaK, Birge Krondorfer, Pun<br />
Ngai, Helga P<strong>an</strong>kratz/p<strong>an</strong>, Andrea P<strong>an</strong>zer, Birgit Pestal,<br />
Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer, Lisi Schleicher/liS, Eva Steinheimer,<br />
Michèle Thoma, Irene Tischler/it, Li W<strong>an</strong>wei, Lena Zamzow<br />
plus.minus: Lea Susemichel<br />
Cartoon: Mel<strong>an</strong>ie Letschnig<br />
Cover: Luca Fasoli<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Antigone Magazine, Magdalena<br />
Blasczuk, Norma Deseke, Hossam el-Hamalawy,<br />
Bettina Frenzel, Florence Henri, Karl Killi<strong>an</strong>,<br />
Kunstmuseum St. Gallen, Ralf Leonhard, M<strong>an</strong>on, Saskya<br />
Rudigier, Eva Steinheimer, Gerda Taro<br />
Layout: Lea Susemichel<br />
Homepage: Mirjam Bromundt, www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Druck: Tiskarna Druck, Wien<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorsp<strong>an</strong>n und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.<br />
Kürzungen vorbehalten.<br />
ISSN 1993-3002<br />
In 80 Pickerln um die Welt: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> in Stockholm<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
Fo t o : S a s k y a Ru d i g i e r
Lea Susemichel<br />
Alphafeminismus<br />
Ausgerechnet der alte Chauvie Harald Schmidt ist es,<br />
der im jüngsten Feminismus-Streit kurioserweise<br />
beiden Lagern als Gewährsm<strong>an</strong>n dient. Denn es war<br />
Schmidt, der Alice Schwarzer <strong>an</strong>lässlich ihrer Börne-<br />
Preis-Ehrung die Laudatio halten durfte. Mit Fr<strong>an</strong>z<br />
Beckenbauers Bedeutung für den Fußball hat er ihre Lebensleistung<br />
darin verglichen. „Wir werden nie vergessen, dass sie<br />
den Feminismus nach Deutschl<strong>an</strong>d geholt hat, aber aus dem<br />
Tagesgeschäft soll sie sich bitte raushalten“, sagt er. Allerdings:<br />
Nicht Harald Schmidt selbst sieht das so. Er gibt hier<br />
lediglich wieder, was jene „neuen Girlies“ vermutlich denken,<br />
denen die Preisträgerin in der darauf folgenden D<strong>an</strong>kesrede<br />
gehörig einschenken wird. Und er soll Recht behalten. „Wir<br />
hätten es nie so schön sagen können“, bestätigen J<strong>an</strong>a Hensel<br />
und Elisabeth Räther, die attackierten Autorinnen von<br />
„Neue deutsche Mädchen“ (ein, zugegebenermaßen, saublöder<br />
Titel), in einer Antwort auf die Rede. Als „kaltherzige<br />
Wellness-Feministinnen“, die sich für „Fair-trade-Puffs“ einsetzen,<br />
Sexarbeit und Pornos „geil“ finden und sich nur für<br />
Männer und Karriere interessieren würden, waren sie darin<br />
diffamiert worden. Und nicht sie alleine waren gemeint. Der<br />
„Verluderung des Feminismus“ und des egozentrischen Karrierismus<br />
zieh die Emma-Chefin – die nebenher übrigens gerade<br />
mit der Absetzung ihrer Kurzzeit-Nachfolgerin Lisa Ortgies<br />
beschäftigt war – quasi die gesamte „dritte feministische<br />
Welle.“ Deren Vertreterinnen kommen in der sich<br />
nochmals ausführlich in diesen Anschuldigungen ergehenden<br />
Sommerausgabe der Emma erwartungsgemäß nicht zu<br />
Wort. Stattdessen darf Harald Schmidt humorlos schreiben:<br />
„Warum ich in den Feminismus eingetreten bin.“<br />
Das auf diesen Schlagabtausch folgende Tosen in den<br />
Feuilletons ist gewaltig – gemessen zumindest <strong>an</strong> der Reson<strong>an</strong>z,<br />
die das Thema Feminismus sonst hervorrufen k<strong>an</strong>n.<br />
Eine Reihe der Süddeutschen Zeitung entdeckt interessiert<br />
die neuen Feministinnen à la Charlotte Roche und Alphamädchen<br />
und lässt arriviertere Vertreterinnen fragen: „Sind<br />
sie denn auch wirklich welche?“ Nein, findet Julie Zeh, die<br />
Intimrasur darf nicht zum politischen Problem erhoben<br />
werden. Auch Kerstin Grether mokiert sich in der Zeit über<br />
Roches unfeministische Fäkalgeschichten und Heide<br />
Oestreich mahnt die Schwarzer-Abtrünnigen in der taz:<br />
„Alphagirls, die ihre Mutter töten, stehen d<strong>an</strong>n mit dem Papa<br />
allein da. Wenn den Muttermörderinnen am Ende nur<br />
noch Harald Schmidt bleibt, d<strong>an</strong>n werden sie g<strong>an</strong>z schön<br />
nach der Mama weinen.“<br />
Die relativ einmütige – wenn auch mal mehr, mal weniger<br />
hart vorgebrachte – Kritik dabei: Probleme wie Einkommensschere<br />
und gläserne Decke bleiben bei den „Mädchen-<br />
Feministinnen“ weitgehend unbeachtet. Ihr Feminismus sei<br />
außerdem weiß, heterosexuell und elitär. Was freilich nicht<br />
heißt, dass sich die Kritikerinnen deswegen auf Schwarzers<br />
Seite schlagen – g<strong>an</strong>z im Gegenteil.<br />
Das alles mag verwirrend klingen. Es ist jedoch endlich<br />
einmal vor allem eines: vielstimmig. Und es ist eine willkommene<br />
und seltene Gelegenheit zur feministischen Problemund<br />
Positionsbestimmung jenseits der obligatorischen<br />
Schwarzer-Statements zur aktuellen Lage der Frau, mit denen<br />
sich die deutschsprachigen Medien sonst begnügen. Die<br />
Gelegenheit zu einer Grundsatzdebatte, die noch dazu die<br />
Ch<strong>an</strong>ce hat, über die Grenzen der üblichen Kreise hinaus<br />
wahrgenommen zu werden.<br />
Doch kaum ist der Streit entbr<strong>an</strong>nt, warnt nicht nur die<br />
sonst gar nicht zimperliche Oestreich vor dem Muttermord,<br />
weil es dabei eben bedauerlicherweise meist einen lachenden<br />
Dritten gebe – und der sei männlich. Auch T<strong>an</strong>ja Dückers<br />
fürchtet den Blick von außen auf die Schlacht und prophezeit<br />
in der Jungle World das unausweichliche männliche Urteil:<br />
„Zickenterror.“ Dückers gibt sich deshalb alle Mühe, die Grabenkämpfe<br />
als bloße Scheingefechte zu entschärfen. „‚Wir<br />
Alphamädchen‘ liest sich streckenweise wie die coole Version<br />
eines Schwarzer-Buchs“, so ihr Urteil. Warum also die g<strong>an</strong>ze<br />
Aufregung?<br />
Weil es äußerst begrüßenswert ist, dass Feminismus<br />
ausnahmsweise aufregend ist, lässt sich ihr <strong>an</strong>tworten. Und<br />
überhaupt nicht einzusehen, weshalb sich Feministinnen<br />
mit ängstlichen Solidaritätsforderungen gegenseitig zum<br />
Schweigen bringen, sobald ein offener Konflikt auftritt. Es<br />
gibt eine Ausein<strong>an</strong>dersetzung – wunderbar! Reißt die Gräben<br />
auf und schüttet Öl ins Feuer, auf dass sie das Sommerloch<br />
hoffentlich überlebt. „So what?“, hatte ja auch Oestreich<br />
mal geschrieben. „Es ist schließlich noch genug Patriarchat<br />
für alle da.“ Selbst für Harald Schmidt. ❚<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich <strong>an</strong>.riss<br />
kriminalisiert<br />
Weiter in Haft<br />
Die am 21. Mai bei einer österreichweiten Razzia in Untersuchungshaft<br />
genommenen TierschützerInnen bleiben weiterhin in Haft. Das Wiener<br />
Oberl<strong>an</strong>desgericht (OLG) hat sämtliche Haftbeschwerden zurückgewiesen.<br />
„Sowohl der Tatverdacht zu Paragraf 278a als auch die Verdunkelungs-<br />
und der Tatbegehungsgefahr wurden in allen Fällen bestätigt",<br />
erklärte ein Sprecher des OLG. Als sogen<strong>an</strong>nter „Anti-Mafia-Paragraph“<br />
s<strong>an</strong>ktioniert 278a die „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, die „unternehmensähnlichen“<br />
Charakter und Einfluss auf Politik oder Wirtschaft<br />
hat. Ein Tatbest<strong>an</strong>d, der bei den Beschuldigten mitnichten gegeben<br />
sei, so der Anwalt zweier Inhaftierter. „Der Staat ist dabei, einen Kapitalfehler<br />
zu begehen und Aktivismus mit Terrorismus gleichzusetzen",<br />
kritisiert auch Brigid Weinzinger von den Grünen. Von New York über Tel<br />
Aviv bis Helsinki und Indien f<strong>an</strong>den weltweit Solidaritätskundgebungen<br />
für die österreichischen Tierrechts-AktivistInnen statt. Neben der Kriminalisierung<br />
von politischem Engagement wurde dabei vor allem auch<br />
gegen die massiven Überwachungsmaßnahmen, denen die TierschützerInnen<br />
im Vorfeld ihrer Verhaftung ausgesetzt waren, protestiert. les<br />
http://<strong>an</strong>tirep<strong>2008</strong>.lnxnt.org<br />
10.oktober<br />
Tag des Bleiberechts<br />
Mehrere österreichische Hilfs-, Flüchtlings- und Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />
haben den 10. Oktober <strong>2008</strong> zum l<strong>an</strong>desweiten „Tag des Bleiberechts“<br />
erklärt. Neben zahlreichen Aktionen wird derzeit auch <strong>an</strong> einem<br />
Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) hat ja<br />
auch bisher keinen Zweifel dar<strong>an</strong> aufkommen<br />
lassen, dass sie ihrem Amtsvorgänger<br />
Platter durchaus das Wasser reichen k<strong>an</strong>n.<br />
Um ihr Law-<strong>an</strong>d-Order-Image im Wahlkampf<br />
weiter zu schärfen, gibt es von ihr nun einen<br />
neuen Vorstoß. In Zukunft sollen religiös<br />
oder kulturell legitimierte Taten, die in<br />
Österreich strafrechtlich relev<strong>an</strong>t sind, als<br />
„Kulturdelikte“ bezeichnet werden. Sogen<strong>an</strong>nte<br />
„Ehrenmorde“, Genitalverstümmelung<br />
und Zw<strong>an</strong>gsverheiratung sind damit<br />
von ihr z. B. gemeint. Für gutösterreichische<br />
Verbrechen wie Vergewaltigung, Missh<strong>an</strong>dlung<br />
und Mord tun es hingegen wohl weiterhin<br />
die alten Bezeichnungen.<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
„Kulturdelikte“<br />
wahlwerbung grün<br />
Blockade blockieren<br />
Nachdem bereits g<strong>an</strong>z Wien von offizieller Seite<br />
mit Plakaten überschwemmt wurde, auf denen<br />
„Plakatieren Verboten“ steht, ist m<strong>an</strong> <strong>an</strong><br />
performativen Widersprüchen im Stadtbild ja<br />
schon einiges gewohnt. Eigentlich ist das nicht<br />
mehr zu toppen. Und dass Parteien sich in<br />
Wahlkampfzeiten zu allerlei sinnlosen Slog<strong>an</strong>s<br />
verleiten lassen, ist auch bek<strong>an</strong>nt. Doch nun<br />
setzen die Grünen neue Maßstäbe in Sachen<br />
Widersinn. „Blockieren? Nicht mit mir“ lächelt<br />
Alex<strong>an</strong>der V<strong>an</strong> der Bellen süffis<strong>an</strong>t von den Plakaten<br />
herab. –<br />
„Weißbuch“ gearbeitet, das die menschenrechtlichen und praktischen<br />
Voraussetzungen einer Bleiberechtsregelung aus Sicht der NGOs festlegt.<br />
Zu den zwei wichtigsten Forderungen der Org<strong>an</strong>isationen zählt eine einmalige<br />
Regelung zur S<strong>an</strong>ierung der offenen Asylverfahren für alle, die fünf<br />
Jahre hier sind, sowie eine menschenwürdige Bleiberechtsregelung mit<br />
Antragsrecht und Inst<strong>an</strong>zenzug, wie auch vom Verfassungsgerichtshof<br />
(VfGH) gefordert. Der VfGH hat Anf<strong>an</strong>g Juli in einem wegweisenden Urteil<br />
entschieden, dass Betroffene ein Bleiberecht auch persönlich be<strong>an</strong>tragen<br />
dürfen.Womit der bisher geltende bloße Gnadenakt des/r InnenministerIn<br />
gekippt ist. Der VfGH formulierte in seiner Entscheidung, dass „es im<br />
Hinblick auf das Rechtsstaatsprinzip verfassungswidrig ist, dass das Gesetz<br />
keine Antragsmöglichkeit des Einzelnen vorsieht“. Somit liegt der Ball<br />
bei der nächsten Regierung, die die Grundlagen für ein rechtsstaatliches<br />
Verfahren zum Bleiberecht schaffen muss. Ein Ausg<strong>an</strong>gspunkt könnte dabei<br />
das „Weißbuch“ der NGOs sein. Die Grünen werden jedenfalls in der<br />
ersten Parlamentssitzung nach der Wahl wieder einen Antrag auf Bleiberecht<br />
einbringen. GaH<br />
www.tagdesbleiberechts.at<br />
asyl.gerichtshof<br />
Strittige Altersgutachten<br />
Geben junge Asylsuchende im Asyl<strong>an</strong>trag <strong>an</strong>, noch minderjährig zu sein,<br />
k<strong>an</strong>n der Asylgerichtshof im Zweifelsfall ein Altersgutachten <strong>an</strong>fordern,<br />
um diese Angaben zu prüfen. Ein Asylgutachter, der sechzigjährige Kinderarzt<br />
Karl Klabuschnigg im Burgenl<strong>an</strong>d, fällt Menschenrechtsorg<strong>an</strong>isationen<br />
bereits seit einiger Zeit un<strong>an</strong>genehm auf. Er bekommt jede Woche<br />
rund ein dutzend Flüchtlinge zur „Begutachtung“ und bescheinigt ihnen<br />
in neunzig Prozent der Fälle ein Alter von über 18 Jahren. Die Methoden:<br />
Messen des Kopfumf<strong>an</strong>gs, Zahnzählung, Beschreibung der Körperbehaarung,<br />
Nieren- und Schilddrüsenvermessung. Erst im Juli hat der Asylgerichtshof<br />
wieder eines seiner Gutachten nach Beschwerde von zwei<br />
wahlwerbung schwarz<br />
Blau-Or<strong>an</strong>ge imitieren<br />
Klar, deutlich und unmissverständlich sind dagegen<br />
die Aussagen der ÖVP-Wahlplakate:<br />
„Wer bei uns lebt, muss unsere Sprache lernen.<br />
Ohne Deutschkurs keine Zuw<strong>an</strong>derung.<br />
Keine Rechte ohne Pflichten“ pr<strong>an</strong>gt es Weiß<br />
auf Dunkelblau. Die konservative Farbgebung<br />
ist somit das Einzige, was die Plakate noch von<br />
den altbek<strong>an</strong>nten BZÖ- und FPÖ-Affichierungen<br />
mit ihren ähnlich griffigen Slog<strong>an</strong>s unterscheidet.<br />
Bis auf den unverwechselbar originellen<br />
ÖVP-Spruch in der Sprechblase darüber<br />
natürlich: „Es reicht!“ –
jungen Asylsuchenden aus Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong> zurückgewiesen, mit folgender<br />
Begründung:„Das Gutachten ist kursorisch gehalten, Angaben über die<br />
Qualifikation des Gutachters und die Verlässlichkeit der von ihm verwendeten<br />
Methoden fehlen.“ Die Folgen für als volljährig erklärte Asylsuchende<br />
können massiv sein: Sie müssen aus der jugendgerechten<br />
Betreuungseinrichtung ausziehen und können leichter in <strong>an</strong>dere – mitunter<br />
als unsicher geltende – EU-Staaten abgeschoben werden. Die<br />
Wiener Ärztekammer hat nun eine „Expertenkommission“ eingesetzt,<br />
die bis zur Vollversammlung im Spätherbst österreichweit geltende<br />
St<strong>an</strong>dards bei Altersgutachten erarbeiten will. Darin sollen künftig auch<br />
PsychologInnen und KinderpsychiaterInnen einbezogen werden. GaH<br />
grüne.listenplätze<br />
Frauensprecherin nicht wiedergewählt<br />
Brigid Weinzinger, bisher Frauen-, Menschenrechts- und Tierschutzsprecherin<br />
der Grünen, wird bei der Nationalratswahl im <strong>September</strong><br />
nicht mehr auf der K<strong>an</strong>didatInnenliste stehen. Sie wurde bei der Erstellung<br />
der Liste für Niederösterreich Anf<strong>an</strong>g August nicht wiedergewählt.<br />
„Eine Entscheidung, die ich respektiere“, sagte Weinzinger und<br />
wird ihre politische Karriere damit beenden. Alle K<strong>an</strong>didatInnen auf<br />
den Grünen Listen werden bei den L<strong>an</strong>desversammlungen bzw. spätestens<br />
bei der Bundesversammlung am 7. <strong>September</strong> demokratisch<br />
gewählt – zumindest theoretisch. Behindertensprecherin Theresia<br />
Haidlmayr kritisiert, dass hingegen alles schon im Vorfeld ausgemacht<br />
sei. Sie hat sich der Wiederwahl gar nicht erst gestellt, weil sie es für<br />
aussichtslos hielt. Die Grünen Listen werden nach dem Reißverschlusssystem<br />
aufgestellt: einmal M<strong>an</strong>n, einmal Frau. Für <strong>September</strong> wurden<br />
mehrere NeueinsteigerInnen bzw.„junge Gesichter“ <strong>an</strong>gekündigt. GaH<br />
Gewaltschutzgesetz gescheitert<br />
Anf<strong>an</strong>g August – mitten im Wahlkampfgetöse – ist das von Justizministerin<br />
Berger (SPÖ) vorgelegte „Zweite Gewaltschutzgesetz“ vorerst<br />
endgültig am Widerst<strong>an</strong>d der ÖVP gescheitert. Der Kompromiss, die<br />
Anzeigepflicht bei Verdacht auf Kindesmissbrauch fallen zu lassen, war<br />
Innenministerin Fekter und Familienministerin Kdolsky zu wenig. Die<br />
Dachorg<strong>an</strong>isation der autonomen österreichischen Frauenhäuser<br />
(AÖF) und die Interventionsstellen gegen Gewalt sind „sehr bestürzt“<br />
über diese bremsende Haltung – denn „jahrel<strong>an</strong>ge Erfahrungen und<br />
die Arbeit mit Gewaltopfern zeigen, wie dringend erforderlich die Novellierung<br />
des derzeit geltenden Gewaltschutzgesetzes ist“, so Maria<br />
Rösslhumer, AÖF-Geschäftsführerin. Mit den Gesetzesänderungen hätten<br />
notwendige europäische und internationale Richtlinien realisiert<br />
werden können. Etwa eine Verbesserung der kostenlosen Prozessbegleitung<br />
für alle Gewaltopfer im Straf- wie auch im Zivilrechtsverfahren.<br />
Besonders notwendig sei auch der gepl<strong>an</strong>te Ausbau der einstweiligen<br />
Verfügung (EV) gewesen, sowohl im Wohnbereich als auch außerhalb,<br />
um Opfer auf längere Zeit vor wiederholter Gewalt und Stalking zu<br />
schützen.„Die derzeitige Regelung von EV im Wohnbereich von drei Monaten<br />
ist viel zu kurz“, so Rosa Logar, Obfrau der Wiener Interventionsstelle.<br />
Die Opferschutzeinrichtungen fordern alle Parteien auf, Opferschutz<br />
als zentrales Anliegen in die politische Arbeit aufzunehmen. GaH<br />
www.aoef.at<br />
wahl.kampf<br />
Seit 1.8. ist die Erweiterung des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes in<br />
Kraft. Mia Kager wollte von Christa Pölzlbauer, der Vorsitzenden<br />
d es Österreichischen Frauenrings, wissen, was sich geändert hat.<br />
Spielarten von Gleichstellung<br />
<strong>an</strong>.riss österreich<br />
Worin liegt für Sie der Erfolg dieser Erweiterung? Und <strong>an</strong> welcher Stelle<br />
muss noch etwas geleistet werden, damit das Gesetz seinen Namen<br />
verdient?<br />
Positiv ist, dass das Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz auf weitere Bereiche<br />
außerhalb der Arbeitswelt ausgeweitet wurde, so z. B. auf Versicherungen,<br />
bei Kreditvergabe usw. Sehr schade ist, dass der Gesetzgeber<br />
Werbung und Bildung explizit aus dem Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz<br />
ausgenommen hat – zwei Bereiche, wo im Hinblick auf Geschlechtergleichstellung<br />
alle Hände voll zu tun wären.<br />
Außerdem ist im Gesetz kein explizites Ziel der GLEICHSTELLUNG der<br />
Geschlechter vorgesehen, was zu Verwirrungen führt, da sich nun viele<br />
fragen, ob Frauenförderung gesetzlich weiterhin möglich ist. Die<br />
Gefahr besteht nun, dass Errungenschaften zurückgedrängt werden<br />
und alles auf reine Gleichbeh<strong>an</strong>dlung reduziert wird.<br />
Bis heute bietet das Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetz nur individuellen<br />
Rechtsschutz – d.h., dass die einzelne Betroffene sich bei Diskriminierung<br />
mit Schadenersatzklagen wehren k<strong>an</strong>n. Das bringt aber keine<br />
echte Veränderung im Hinblick auf Gleichstellung, sondern ist nur eine<br />
Spielart im Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen.<br />
Österreich hält sich nicht <strong>an</strong> die CEDAW (Übereinkommen zur<br />
Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ). Meinen Sie,<br />
eine S<strong>an</strong>ktion von Seiten der EU würde helfen?<br />
Der Österreichische Frauenring hat in seiner Stellungnahme zur Novelle<br />
des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes darauf hingewiesen, dass nicht<br />
nur EU-Richtlinien umzusetzen sind, sondern auch die Verpflichtungen<br />
der CEDAW einzuhalten wären. Die CEDAW wird immer noch ignoriert,<br />
auch in den Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzgebungen der EU, obwohl<br />
alle Mitgliedsstaaten der EU die CEDAW unterzeichnet haben.<br />
Daher k<strong>an</strong>n es keine EU-S<strong>an</strong>ktionen geben, da die EU selbst die<br />
CEDAW ignoriert.<br />
Ein Aus für „Ladies Nights“ u. ä. sind Folgen des erweiterten Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes.<br />
Glauben sie, dass frau sich darüber ärgern sollte?<br />
Ich glaube, das ist wieder einmal der bek<strong>an</strong>nte Backlash, wenn reine<br />
Gleichbeh<strong>an</strong>dlung zwischen den Geschlechtern eingeführt wird. Sofort<br />
werden vermeintliche Bevorzugungen von Frauen von der hegemonialen<br />
Männlichkeit als Diskriminierung gegen Männer dargestellt.<br />
So ist es auch bei der Einführung der Quote im Bereich der Arbeitswelt<br />
geschehen. Das passiert d<strong>an</strong>n, wenn nicht klar ist, dass es<br />
um GLEICHSTELLUNG und nicht um reine Gleichbeh<strong>an</strong>dlung im jetzigen<br />
patriarchalen Status Quo geht.<br />
www.frauenring.at<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
linkes.wahlbündnis interview<br />
Trotzkis Töchter<br />
In Österreich tritt bei der Nationalratswahl am 28.9. ein neues linkes Wahlbündnis <strong>an</strong>. Doch auch eine gelungene<br />
Initiative für einen heißen Herbst würden sie bereits als Wahlerfolg verbuchen, sagen Nina Gunic, Sonja Grusch<br />
und Selma Schacht. Ein Interview von Saskya Rudigier und Lea Susemichel<br />
Wahlbündnis Linke<br />
http://linkewaehlen.at<br />
1 Arbeit & soziale Gerechtigkeit –<br />
Die Wahlalternative<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Verglichen mit der deutschen<br />
Linkspartei fehlt euch die<br />
Masse von enttäuschten SozialdemokratInnen<br />
und Gewerkschafter-<br />
Innen, die sich in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
zunächst in der WASG 1 gesammelt hatten.<br />
Glaubt ihr, sie noch mobilisieren zu<br />
können?<br />
Nina Gunic:Wir sind ein Wahlbündnis,<br />
das schon jetzt auch aus AktivistInnen<br />
und Org<strong>an</strong>isationen besteht, die von<br />
der Sozialdemokratie enttäuscht sind.<br />
Die Sozialdemokratie befindet sich in einer<br />
historischen Krise. Es gibt eine massive<br />
Enttäuschung unter GewerkschafterInnen,<br />
Angestellten und Jugendlichen.<br />
Ich denke, es ist eine Frage der Zeit, bis<br />
wir auch diese Leute verstärkt in unsere<br />
Aktionen einbinden können.<br />
Sonja Grusch: Bald beginnt die<br />
Herbstlohnrunde. Die Löhne sind heute<br />
auf einem Niveau von 1991. Das ist eine<br />
Katastrophe. Wir Linke haben das Ziel,<br />
im Wahlkampf die KollegInnen zu unterstützen,<br />
die für ordentliche Lohnerhöhungen<br />
eintreten und sich nicht mit<br />
0,2 Prozent begnügen wollen. Wir wollen<br />
dem ÖGB, unfreundlich gesagt, in<br />
den Arsch treten. In diesen Bewegungen<br />
hebt die Linke sozusagen ihre Fähnchen<br />
hoch, um zu sagen:Wir wollen mit<br />
euch gemeinsam was machen. Und genau<br />
auf dieser Basis ist in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
auch die WASG entst<strong>an</strong>den – nämlich<br />
über große Protestkundgebungen gegen<br />
Hartz IV.<br />
Selma Schacht: Und das ist auch<br />
der grundsätzliche Unterschied: Die Linke<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d hat sich als Partei<br />
konstituiert und ist wirklich eine Wahlpartei.<br />
Das Linksprojekt hat sich hingegen<br />
schon vor der Neuwahlausrufung<br />
als Projekt konstituiert, um Aktivitäten<br />
zu setzen und etwas in Bewegung zu<br />
bringen.<br />
Ihr würdet also auch enttäuschte<br />
SPÖ-WählerInnen aufnehmen?<br />
S. G.: Haben wir schon. Es gibt innerhalb<br />
des Bündnisses Leute, die vorher<br />
bei den Grünen waren oder die<br />
noch in der KPÖ, aber stinksauer auf die<br />
eigene Partei sind. Es gibt Leute aus der<br />
Sozialdemokratie, es gibt BetriebsrätInnen.<br />
Ich glaube, dass es gerade in der<br />
SPÖ einen Haufen von Leuten gibt, die<br />
genau beobachten, was wir machen,<br />
und die sich auch beteiligen werden,<br />
wenn sie sehen, dass wir es ernst meinen.<br />
Deswegen beginnt für uns die eigentliche<br />
Arbeit auch erst nach dem<br />
28.9. Wir stehen heute am Anf<strong>an</strong>g einer<br />
Wirtschaftskrise. Das, was wir in den<br />
letzten Jahren erlebt haben, sind Pe<strong>an</strong>uts<br />
im Vergleich zu dem, was auf uns<br />
zu kommt. Und dafür braucht es<br />
tatsächlich viele starke linke Kämpfe.<br />
Verteidigungskämpfe aber auch offensive<br />
Kämpfe für Lohnerhöhungen, gegen<br />
Sozialabbau …<br />
Bei diesen Themen wird m<strong>an</strong> sich<br />
vielleicht auch mit SPÖlerInnen einigen<br />
können, aber wenn es bspw. um Asylpolitik<br />
geht, büßt so ein Bündnis vermutlich<br />
schnell <strong>an</strong> Radikalität ein …<br />
N. G.: Ich glaube, was uns auszeichnet,<br />
ist, dass wir jetzt schon ein sehr<br />
breites Bündnis sind, in dem nicht unbedingt<br />
alle radikale Linke sind. Wir haben<br />
durchaus auch gemäßigtere „linke<br />
Kräfte“, die im Vergleich zu <strong>an</strong>deren Org<strong>an</strong>isationen<br />
konservativer sind. Und<br />
natürlich wird es da auch Diskussionen<br />
geben. Das ist aber in jeder Partei so ...<br />
S. S.: Aber wir sind keine Partei ...<br />
N. G.: Ja, wir sind ein Bündnis, aber<br />
wir wollen eine Partei aufbauen – das<br />
g<strong>an</strong>ze Projekt läuft auf eine neue aktivistische<br />
Partei hinaus.<br />
S. S.: Das ist deine Meinung, aber<br />
nicht die Meinung des Linksprojekts.<br />
S. G.: Das Ziel, das haben auch viele<br />
so formuliert, ist es, mittelfristig eine<br />
neue Partei für ArbeiterInnen und Jugendliche<br />
aufzubauen. Eine Partei, die<br />
g<strong>an</strong>z klar <strong>an</strong>tirassistisch ist. Ich selber<br />
komme aus einer Org<strong>an</strong>isation, die seit<br />
Jahren massiv <strong>an</strong>tirassistische Arbeit<br />
macht. Wir sind froh und bereit, mit jedem<br />
und jeder zusammenzuarbeiten,<br />
der/die unsere Interessen und Ziele<br />
teilt. Aber wir sind nicht bereit, um des<br />
Bündnisses willen auf unsere Positionen<br />
zu verzichten.<br />
Es wurde kritisiert, dass euch als<br />
Sammelbecken für unterschiedliche AktivistInnen<br />
eine klare und einheitliche programmatische<br />
Positionierung fehlt. Ein<br />
überstürztes und unkoordiniertes Antreten<br />
bei der Nationalratswahl könne die<br />
Linke insgesamt außerdem auch längerfristig<br />
diskreditieren.<br />
S. G.: Es gibt eine g<strong>an</strong>ze Reihe von<br />
linken Projekten, die damit begonnen<br />
haben, dass sie k<strong>an</strong>didiert haben. Das<br />
ist eine Möglichkeit für den Aufbau einer<br />
neuen politischen Kraft. Der Vorwurf<br />
ist außerdem in erster Linie von einer<br />
Partei gekommen, die selbst k<strong>an</strong>didiert,<br />
nämlich von der KPÖ. Das mag jedeR<br />
selbst beurteilen, wie diese Kritik zu<br />
bewerten ist. Wir haben programmatische<br />
Eckpunkte, die sehr klar sind:Wir<br />
sind für Mindestlohn, für Arbeitszeitverkürzung.<br />
Wir sind dafür, die systematische<br />
Diskriminierung von Frauen endlich<br />
zu beenden. Wir sind gegen Ausl<strong>an</strong>dseinsätze<br />
des österreichischen Militärs.<br />
Wir sind für eine <strong>an</strong>dere, für eine<br />
solidarische – wir sagen auch sozialistische<br />
– Gesellschaft.<br />
S. S.: Für uns ist ein Scheitern nicht<br />
mit Prozentpunkten verbunden. Gescheitert<br />
sind wir d<strong>an</strong>n, wenn es dem<br />
Linksprojekt nicht gelungen ist, Aktionen<br />
zu starten, um Veränderungen durchzu-
setzen, wie z.B. bei den Herbstlohnrunden,<br />
gegen ein neues Sparpaket oder gegen<br />
eine Verschärfung der Asylgesetze.<br />
Was unterscheidet euer Programm<br />
von dem der KPÖ?<br />
S. G.: Unsere Praxis unterscheidet<br />
uns vor allem. Die KP hat viele Worte,<br />
aber wenn ich mir ihre Politik <strong>an</strong>schaue,<br />
d<strong>an</strong>n ist das entweder eine Stellvertreterpolitik,<br />
die sagt:Wählt uns, wir machen<br />
für euch. Oder es ist eine Politik,<br />
die versucht, sich wesentlich <strong>an</strong> der Politik<br />
der SPÖ der 1970er Jahre zu orien-<br />
tieren. VertreterInnen der KPÖ haben<br />
dezidiert kritisiert, dass wir für ein sozialistisches<br />
Programm sind. Eine Partei,<br />
die sich kommunistisch nennt, ist dagegen,<br />
dass „sozialistisch“ im Programm<br />
steht … Aber der Hauptpunkt ist:Wir<br />
sind eine aktive Partei und beschränken<br />
uns nicht nur darauf zu k<strong>an</strong>didieren.<br />
In eurem Programm schreibt ihr, ihr<br />
wollt weiterhin Teil von sozialen Bewegungen<br />
und Protesten sein. Mit solchen<br />
basisdemokratischen Ansprüchen, als<br />
„Anti-Parteien-Partei“, sind die Grünen<br />
einst auch <strong>an</strong>getreten. Welche Mech<strong>an</strong>ismen<br />
– z.B. Rotationsprinzip, Imperatives<br />
M<strong>an</strong>dat – habt ihr gegen Institutionalisierung<br />
eingebaut?<br />
N. G.:Worauf wir uns bis jetzt geeinigt<br />
haben, sind Abwählbarkeit und Erhalt<br />
eines Durchschnittsgehaltes statt<br />
hoher PolitikerInnengehälter. Strukturell<br />
gesehen gibt es ja derzeit die Alternative:<br />
Entweder macht m<strong>an</strong> Parteipolitik<br />
oder m<strong>an</strong> macht aktivistische Politik.<br />
Wir als Wahlbündnis sehen die Notwendigkeit,<br />
beides zu machen.<br />
S. G.: Es gibt nicht nur einen strukturellen,<br />
sondern auch einen ideologischen<br />
Unterschied zu den Grünen. Die<br />
Grünen waren immer, von Einzelnen abgesehen,<br />
eine Org<strong>an</strong>isation, die es als<br />
ihre Aufgabe gesehen hat, Nischen im<br />
Rahmen des Kapitalismus zu finden<br />
und ihn ein bisschen sozialer, ökologischer<br />
etc. zu machen. Das unterscheidet<br />
uns:Wir glauben nicht, dass m<strong>an</strong><br />
den Kapitalismus reformieren k<strong>an</strong>n.<br />
Und welchen sozialen Bewegungen<br />
fühlt ihr euch verbunden?<br />
S. G.: Aufgrund meiner politischen<br />
Verg<strong>an</strong>genheit ist mir die Haltung ge-<br />
genüber radikalen AbtreibungsgegnerInnen<br />
sehr wichtig. Es gibt beunruhigende<br />
Vorstöße von der FPÖ und ÖVP in<br />
diesem Bereich und das geht einher mit<br />
dem neoliberalen Druck auf Frauen und<br />
Familie. Das ist keine diskutierte Forderung<br />
der Linken, aber ich nehme <strong>an</strong>,<br />
dass es die meisten so sehen: Das uneingeschränkte<br />
und kostenlose Recht<br />
auf Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch, kostenloser<br />
Verhütung, und die Notwendigkeit<br />
offensiver Aktionen gegen radikale AbtreibungsgegnerInnen.<br />
Ein Thema ist die Gesundheitsreform,<br />
die ja auch einer der Knackpunkte<br />
für den Bruch der Regierung war. Es<br />
sind in erster Linie die Frauen, die im Bereich<br />
der Pflege in 95 Prozent der Fälle<br />
unentgeltlich arbeiten. Wir sagen: jeder<br />
Mensch der in Österreich lebt, egal welcher<br />
Nationalität, hat das Recht auf umfassende<br />
Gesundheitsvorsorge und umfassende<br />
Pflege. Es gibt eine Milliarde<br />
Euro <strong>an</strong> offenen Schulden, die allein bei<br />
der Kr<strong>an</strong>kenkasse da sind. Wenn m<strong>an</strong><br />
nur diese eine Milliarde eintreiben würde,<br />
wäre schon genug Geld vorh<strong>an</strong>den,<br />
um im Gesundheitsbereich einiges zu<br />
fin<strong>an</strong>zieren<br />
S. S.: Es gibt im Gesundheitsbereich<br />
die Forderung, den Leitkollektivvertrag<br />
um zw<strong>an</strong>zig Prozent <strong>an</strong>zuheben. Weil<br />
dort zementiert ist, dass ein „typischer“<br />
Frauenberuf auch einer ist, der typischerweise<br />
schlechter bezahlt wird als<br />
durchschnittlich <strong>an</strong>dere Kollektivverträge<br />
in Österreich.<br />
N. G.: Grundsätzlich ist es eine<br />
Sch<strong>an</strong>de, dass wir in einem L<strong>an</strong>d leben,<br />
in dem 41 Prozent der Frauen teilzeitbeschäftigt<br />
sind, aber nur sechs Prozent<br />
der Männer. Gleichzeitig fehlen 46.000<br />
Kinderbetreuungsstätten. Wir brauchen<br />
längerfristig Strukturen, die es Frauen<br />
ermöglichen, auf gleichberechtigter<br />
Ebene arbeiten zu können.<br />
Ihr seid auch für eine Abstimmung<br />
zum EU-Vertrag. Wie grenzt ihr euch dabei<br />
vom nationalistischen Mehrheitsösterreich<br />
von Strache bis Kronenzeitung<br />
ab? – oder auch nur von der SPÖ?<br />
N. G.: Ich war als eine Sprecherin<br />
der Liga der sozialistischen Revolution<br />
(LSR) bei den EU-Reformvertragspro-<br />
testen bei der Abschlusskundgebung<br />
vor dem Parlament. Und wir haben gezeigt,<br />
wie wichtig eine <strong>an</strong>tirassistische,<br />
<strong>an</strong>tikapitalistische Kraft ist, um das Feld<br />
nicht irgendwelchen Rechten oder<br />
rechtsgehenden Sozialdemokraten zu<br />
überlassen.<br />
S. G.:Was z. B. in den Medien in Irl<strong>an</strong>d<br />
vor allem als rechte Kampagne dargestellt<br />
worden ist, wurde in Wahrheit in<br />
erster Linie von den Linken getragen.<br />
Denn wer gegen Privatisierung ist, wer<br />
gegen Lohndumping ist, wer gegen die<br />
Das unterscheidet uns: Wir glauben nicht, dass m<strong>an</strong> den Kapitalismus<br />
reformieren k<strong>an</strong>n.<br />
Aufweichung der Arbeitszeiten ist, der<br />
muss gegen den EU-Reform-Vertrag sein.<br />
In den Medien f<strong>an</strong>d vor allem eure<br />
Forderung nach „Enteignung der oberen<br />
10.000“ Niederschlag – meint ihr das<br />
ernst?<br />
N. G.: Ich habe bei dieser Pressekonferenz<br />
dezidiert gesagt, dass das eine<br />
Forderung der LSR ist, und nicht des gesamten<br />
Bündnisses. Wir sind für die<br />
Verstaatlichung von Betrieben, wo massiv<br />
Lohnabbau betrieben wird oder die<br />
vor der Schließung stehen.<br />
S. S.:Wir können bis jetzt keine fertige<br />
Position präsentieren. Gerade die<br />
Fragen nach Verstaatlichung bzw. Übernahme<br />
von Betrieben in die öffentliche<br />
H<strong>an</strong>d bzw. wie das mit einer systemüberwindenden<br />
Perspektive in Österreich<br />
überhaupt ausschauen k<strong>an</strong>n erfordern<br />
intensive Diskussionen. Das<br />
sind Grundthemen, weil sie die Grundfesten<br />
des Kapitalismus erschüttern.<br />
S. G.: Konkretes Beispiel: Gl<strong>an</strong>zstoff<br />
soll dichtgemacht werden, hat aber<br />
ausreichend Subventionen von der öffentlichen<br />
H<strong>an</strong>d bekommen. Wieso sollen<br />
die Leute, die dort arbeiten, ihren<br />
Job verlieren? Sie haben das Recht, ihn<br />
zu behalten. Ein Großteil aller Konkurse<br />
in Österreich ist auf Unfähigkeit des<br />
M<strong>an</strong>agements zurückzuführen.<br />
Schlechter können es die Leute in dem<br />
Betrieb dort auch nicht machen, im Gegenteil,<br />
die meisten innovativen Vor<strong>schläge</strong><br />
kommen von den Leuten aus<br />
dem Betrieb. Warum sollen nicht die<br />
Leute, die den Wert in den letzten Jahren<br />
vom Betrieb geschaffen haben, ihn<br />
in Zukunft selber leiten, kontrollieren<br />
und entsprechend davon profitieren? ❚<br />
interview linkes.wahlbündnis<br />
Nina Gunic, Liga der Sozialistischen<br />
Revolution (LSR)<br />
Sonja Grusch, Sozialistische<br />
Linkspartei (SLP)<br />
Selma Schacht, Kommunistische<br />
Initiative (KI)<br />
Fo t o : Ra l f Le o n h a rd /<br />
d i e a n d e r e ze i t u n g .<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
<strong>an</strong>ti sexism<br />
practice makes <strong>an</strong>tisexist<br />
Männerforschung im Mehringhof: Wie k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>tisexistische Praxis aussehen?<br />
Ein Tagungsbericht von Lena Zamzow<br />
Der neue AS.ISM#3 – Streitschrift<br />
gegen sexistische Zustände vom<br />
Antisexismus Bündnis Berlin ist<br />
herausgekommen und k<strong>an</strong>n im<br />
Internet als pdf eingesehen oder<br />
bestellt werden (kostenlos):<br />
http://maedchenblog.blogsport.de/<br />
<strong>2008</strong>/07/20/asism-3-release<br />
Links:<br />
www.<strong>an</strong>tisexist-perspectives.so36.net<br />
„Pat-Ex“ nichtidentitäre Jungenarbeit:<br />
www.pat-ex.de<br />
Die ersten beiden Ausgaben des<br />
Männerrundbriefs gibt es hier:<br />
http://mitglied.lycos.de/rbonline/<br />
index.html<br />
Die Gruppe LISA:2:<br />
http://lisa2.blogsport.de<br />
Wildwasser Marburg:<br />
www.wildwasser-marburg.de<br />
GAP – Gruppe Antisexistische Praxen:<br />
http://kritikderpraxis.blogsport.de<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
Viele verschiedene Menschen<br />
finden sich Mitte Juli zur „Antisexistische<br />
Praxen Konferenz II“<br />
aus Hamburg, H<strong>an</strong>nover, Wien,<br />
Kassel, Leipzig, Göttingen, Marburg<br />
und natürlich Berlin ein. Die Konferenz<br />
ist grob in drei Workshop-Phasen<br />
gegliedert, die Anzahl der Themen überwältigend<br />
vielseitig. Zum Kennenlernen<br />
gibt es das World Café, bei dem sich alle<br />
hundert Teilnehmenden auf einzelne<br />
Tische verteilen, um darüber zu reden,<br />
welche Erwartungen sie <strong>an</strong> die Konferenz<br />
haben und was ihre Verbindung<br />
zum Thema Antisexismus ist. Währenddessen<br />
sind im selben Raum die VoKü-<br />
Menschen schon beim Gemüse schneiden.<br />
Die Stimmung ist gut. Es ist nicht<br />
leicht, sich bei sechs Workshops zu entscheiden,<br />
welcher der richtige und<br />
sp<strong>an</strong>nendste ist.<br />
Die ersten Workshops sollen sich<br />
mit den „Grundlagen“ beschäftigen: Eine<br />
Gruppe diskutierte <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von bestehenden<br />
– sehr unterschiedlichen –<br />
Definitionen über eine neue Begriffsbestimmung<br />
von Sexismus. Andere finden<br />
sich zusammen, um über Probleme von<br />
geschlechterspezifischem und domin<strong>an</strong>tem<br />
Redeverhalten zu sprechen und<br />
Strategien dagegen zu entwickeln. Arbeitsgruppen<br />
zum politischen Konzept<br />
der Definitionsmacht, <strong>an</strong>tisexistischer<br />
Männerpolitik und der feministischen<br />
Forderung „Mein Bauch gehört mir“ versus<br />
§218 – ein Workshop, bei dem Sarah<br />
Diehl ihren Film „Abortion Democracy“<br />
vorstellt – werden außerdem <strong>an</strong>geboten.<br />
Patriarchale Dividende. „Männer entdecken<br />
sein Geschlecht“ heißt der Text, den<br />
Sebasti<strong>an</strong> Scheele zum Thema „Antisexistische<br />
Männerpolitik und Alltag“<br />
vorstellt (veröffentlicht in Gender Killer:<br />
„Das gute Leben“). Scheele kommt aus<br />
dem Bereich der kritischen Männerforschung<br />
und beschäftigt sich mit dem<br />
Konzept der hegemonialen Männlichkeit<br />
(von Raewyn – vormals Robert –<br />
Connell). In der kritischen Männerforschung<br />
wurde davon Abst<strong>an</strong>d genommen,<br />
Geschlechtergruppen als homogen<br />
zu betrachten, da mit Geschlechter-<br />
konstruktionen auch Unterordnung<br />
und Marginalisierung über Klassenbezug<br />
oder Rassisierung einhergehen und<br />
sich damit verschiedene Männlichkeiten<br />
ergeben. Bei Männern allerdings<br />
kommt generell die Komponente der<br />
„Komplizenschaft“ hinzu, die g<strong>an</strong>z konkrete<br />
Privilegien bedeuten: die patriarchale<br />
Dividende. Diese besteht einerseits<br />
schlichtweg materiell über z. B.<br />
(hohes) Einkommen und <strong>an</strong>dererseits<br />
symbolisch über die normative Wirkungsmacht<br />
der Konstruktion von<br />
Männlichkeit. Hinter zwei Erkenntnisse<br />
dürfe nicht mehr zurückgefallen werden,<br />
so Scheele:„Geschlecht“ ist sozial<br />
konstruiert und es gibt unterschiedliche<br />
Männlichkeiten, die hierarchisiert<br />
sind. Scheele präsentiert exemplarisch<br />
drei männliche Identitäten, wovon die<br />
erste besonders gruselig ist: die Mythopoeten.<br />
Diese Männer begreifen sich als<br />
Opfer und Unterdrückte einer feministischen<br />
Welt, dabei sollten Jungen ihrer<br />
Ansicht nach doch einfach nur die Möglichkeit<br />
haben,„Ritter“,„König“ oder<br />
„Krieger“ zu werden. Zu sehen sind
solche ungetrübten Maskulinisten z. B.<br />
einmal jährlich in Berlin, wenn der konservative<br />
Verein „Väter-Aufbruch“ eine<br />
glücklicherweise nicht sehr gut besuchte<br />
Demo ver<strong>an</strong>staltet.<br />
Als zweite Gruppe identifiziert<br />
Scheele eine bestimmte Form klassischer<br />
Männlichkeit, die vornehmlich in<br />
den Bereichen Politik und Wissenschaft<br />
zu finden ist. Herbert Haupt, der österreichische<br />
„Frauenminister“ der FPÖ, der<br />
2001 eine „Männerpolitische Grundsatzabteilung“<br />
gründete, dient ihm<br />
hierfür als Beispiel. Diese Gruppe<br />
spricht vom „wunderbaren Pl<strong>an</strong> Gottes“,<br />
männlichen Genen, die das „Jagdverhalten“<br />
und die heterosexuelle „Paarung“<br />
stärken und natürlich vom<br />
„Schutz ungeborenen Lebens“.<br />
Das dritte Beispiel zeigt, dass es<br />
auch <strong>an</strong>ders geht: die dekonstruktivistische<br />
Jungenarbeit von „PAT-EX“:„Es<br />
geht nicht darum, dass die Jungen zu<br />
<strong>an</strong>deren Jungen werden, sondern dass<br />
sie gar keine Jungen sind“, beschreibt<br />
Scheele die ermutigende Arbeit des<br />
Vereins. Erfolglos blieb hingegen das<br />
Projekt „Männerrundbrief“, eine Zeitschrift,<br />
die es von 1993-2002 gab, die<br />
sich laut Selbstverständnis als feministisch<br />
und <strong>an</strong>tisexistisch verst<strong>an</strong>d und<br />
die <strong>an</strong> die linke Szene gerichtet war. Genau<br />
dar<strong>an</strong> ist sie d<strong>an</strong>n auch gescheitert:<br />
<strong>an</strong> der fehlenden Reson<strong>an</strong>z der<br />
Zielgruppe.<br />
Antisexismus üben. Nach dem Mittagessen<br />
und intensivem Studium des<br />
Info- und Büchertisches startet mit<br />
„Politikfelder & Praxen 1“ der nächste<br />
Schwerpunkt – und auch er hat wieder<br />
viel zu viel zu bieten. Um verfehlte<br />
Sexualaufklärung bei Übersetzungen,<br />
in denen äußerst sexistische Aussagen,<br />
z. B. religiöse Behauptungen, einfach<br />
übernommen werden und wie dem<br />
entgegengewirkt werden k<strong>an</strong>n, geht es<br />
zum Beispiel. Oder es wird überlegt, wie<br />
<strong>an</strong>tipatriarchale/feministische/queere<br />
Perspektiven in Zeiten der Globalisierungskritik<br />
(wieder) sichtbarer gemacht<br />
werden können. Die Gruppe IFADE-<br />
Gender org<strong>an</strong>isiert einen Workshop,<br />
in dem die Verschränkung von<br />
Klasse/„Rasse“/„Geschlecht“ <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
von Aufenthaltsregelungen von Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
und der Entrechtung ökonomisch<br />
benachteiligter Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
erörtert wird. Die Gruppe „LISA:2“ hat<br />
ein Rollenspiel vorbereitet, in dem<br />
geübt werden k<strong>an</strong>n, wie mensch aus sexistischen<br />
Alltagssituationen, die sich<br />
meistens auf verbaler Ebene abspielen,<br />
heraus kommt, ohne sich mal wieder<br />
nicht-verhalten zu haben. Der Workshop<br />
dauert viel länger als gepl<strong>an</strong>t und<br />
die BerlinerInnen verabreden einen Zusatztermin<br />
zum Weiterüben, das zeigt,<br />
wie groß der Bedarf <strong>an</strong> solchen Hilfestellungen<br />
ist. Jene, die noch können,<br />
besuchen die Abendver<strong>an</strong>staltung zum<br />
Thema Unterstützungsarbeit bei sexualisierter<br />
Gewalt. „Wildwasser“ aus<br />
Marburg und die Contact- und Awarenessgroup<br />
der G8-Proteste aus dem<br />
letzten Jahr sind hierzu eingeladen.<br />
„Es geht nicht darum, dass die Jungen zu <strong>an</strong>deren<br />
Jungen werden, sondern dass sie gar keine Jungen<br />
sind“<br />
times they are a-ch<strong>an</strong>gin’? Am nächsten<br />
Morgen geht es um zehn Uhr schon<br />
wieder weiter. Von wegen:„Yeah, the<br />
times they are a-ch<strong>an</strong>gin’.“ Sexistische<br />
Werbung und rassistische Bildstrategien<br />
belehren uns eines besseren –<br />
aber das k<strong>an</strong>n sich ändern, so das Credo<br />
dieses Vormittags. Während die GAP<br />
(Gruppe Antisexistische Praxen) <strong>an</strong> die<br />
Diskussion des Vorabends <strong>an</strong>schließt<br />
und sich zu Schwierigkeiten in der Unterstützungsarbeit<br />
austauscht, wird <strong>an</strong>derswo<br />
<strong>an</strong> einem kreativen Umg<strong>an</strong>g<br />
mit dem öffentlichen Raum „gebastelt“.<br />
Und im Workshop „Drag und Sexismus“<br />
wird inzwischen die Frage debattiert,<br />
auf welche Weise und w<strong>an</strong>n Drag heteronormative<br />
und sexistische Verhältnisse<br />
durch Grenzüberschreitungen<br />
aufbrechen k<strong>an</strong>n und w<strong>an</strong>n genau das<br />
Gegenteil bewirkt und zur Reproduktion<br />
beigetragen wird.<br />
Eine sehr diskussionsreiche und<br />
höchst interess<strong>an</strong>te Konferenz – die im<br />
nächsten Jahr hoffentlich wieder stattfindet.<br />
Aber für alle, die dieses Jahr<br />
nicht in Berlin sein konnten: Es soll ein<br />
Reader veröffentlicht werden, in dem<br />
die Anregungen, Ideen und Diskussionen<br />
festgehalten werden. ❚<br />
Beate Hammond<br />
Piepsen und Hüpfen<br />
sexism <strong>an</strong>ti<br />
Neulich f<strong>an</strong>d ich eine Art Ziegelstein aus Plastik in einem alten<br />
Karton. An der Antenne rechts oben erk<strong>an</strong>nte ich, dass es sich<br />
um mein erstes H<strong>an</strong>dy h<strong>an</strong>delte. Das hatte ich damals mit einem<br />
Zeitschriftenabonnement bestellt, für den Notfall. Ich legte<br />
es ins H<strong>an</strong>dschuhfach, falls ich einmal nachts mit dem Auto<br />
liegen bleiben sollte. Es war wochenl<strong>an</strong>g ausgeschaltet. Als es<br />
nach Monaten einmal eingeschaltet war und d<strong>an</strong>n auch klingelte,<br />
zuckte ich vor Schreck zusammen.<br />
Nach einiger Zeit nahm ich es schon zum Ausgehen mit, allerdings<br />
nur im Winter, wenn ich Jacken trug, die es nicht zu sehr<br />
ausbeulte. Im Privatleben wurde es wichtiger, besonders als<br />
ich durch einen verliebten M<strong>an</strong>n die SMS Funktion entdeckte.<br />
Auf einmal piepste es, und d<strong>an</strong>n st<strong>an</strong>den da Sachen wie „Freue<br />
mich auf dich“,„Du fehlst mir“ etc. Wie ein dressierter Hund<br />
machte mein Herz bei jedem Piepsen einen freudigen Hüpfer.<br />
Schon wieder eine Nachricht! Mit großer Hingabe verfasste ich<br />
meine Antworten, Buchstabe für Buchstabe. Wie ich ihn um<br />
sein automatisches Wörterbuch beneidete!<br />
Mit dem Kauf einer neuen Kaffeemaschine kam die Wende.<br />
Haben Sie ein H<strong>an</strong>dy? fragte mich der junge, nicht unattraktive<br />
Verkäufer. Ja, wieso? fragte ich mit strengem Blick. Wir<br />
schicken Ihnen ein SMS, wenn die Maschine geliefert worden<br />
ist, <strong>an</strong>twortete er ohne jegliche Gefühlsregung. Nein, wollte<br />
ich schreien, SMS ist doch etwas Privates! Stattdessen sagte<br />
ich nur: Okay. Es war der Anf<strong>an</strong>g vom Ende.<br />
Inzwischen nervt nicht nur der Mobilfunkbetreiber mit Werbeaktionen<br />
oder, im Grenzgebiet, mit Meldungen darüber, wie<br />
viel mich das Telefonieren dort kosten wird. Wenn ich irgendwohin<br />
hetze, bekomme ich ein „Bin schon da“ oder noch besser,„Hast<br />
du’s vergessen?“ Wenn ich warte, erhalte ich ein hilfreiches<br />
„Komme gleich“. Und zu Festtagen kommen vorgefertigte<br />
Massengrüße (Muss m<strong>an</strong> darauf eigentlich <strong>an</strong>tworten?).<br />
Mein Herz jedenfalls hüpft schon l<strong>an</strong>ge nicht mehr, wenn es<br />
piepst.<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international <strong>an</strong>.riss<br />
ägypten<br />
Schüsse auf streikende ArbeiterInnen<br />
Anf<strong>an</strong>g August beg<strong>an</strong>nen in Kairo Schauprozesse gegen 49 MitarbeiterInnen<br />
einer Textilfabrik in Mahalla al-Kubra (Nildelta). Die ArbeiterInnen<br />
waren im April dieses Jahres bei einem Streik verhaftet worden. Die<br />
Verhafteten berichteten über gewalttätige und sexuelle Übergriffe<br />
durch die Sicherheitskräfte, die Regierung lies sogar auf die Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />
schießen. Rund hundert Personen wurden bei Tumulten<br />
verletzt. Die Ereignisse in Mahalla führten l<strong>an</strong>desweit zu Protesten. Die<br />
Bewegung „Kifaya“ (Es reicht!) kündigte einen „Tag des Zorns“ <strong>an</strong>, bei<br />
dem ÄgypterInnen ihren Unmut über unzumutbare Arbeitsbedingungen<br />
und hohe Lebensmittelpreise ausdrücken sollten. Doch Proteste<br />
und Demonstrationen werden systematisch unterbunden, im Falle einer<br />
Verurteilung drohen den Streikenden bis zu zehn Jahre Haft. Über 800<br />
Mal wurde die Arbeit im verg<strong>an</strong>genen Jahr in Ägypten aus Protest niedergelegt.<br />
Der Widerst<strong>an</strong>d gegenüber der autokratischen Führung<br />
durch Hosni Mubarak wächst trotz der Gewalt durch Exekutive und<br />
Sicherheitskräfte, die scheinbar wahllos AktivistInnen verhaften.<br />
Hauptforderung des Arbeitskampfes war und ist die Erhöhung des<br />
Mindestlohns. Dieser liegt seit Mitte der 1980er Jahre bei 3,26 Pfund<br />
und wurde zu keiner Zeit <strong>an</strong> die explodierende Inflation <strong>an</strong>gepasst. Die<br />
Forderung der Vereinigung der Mahalla TextilarbeiterInnen beläuft sich<br />
auf 112,- Pfund. Kamal al-Fayoumi, Aktivist der inoffiziellen Gewerkschaft<br />
der TextilarbeiterInnen, sagte in einer Ansprache vor der Menge:„Wir<br />
fordern soziale Gerechtigkeit für alle Arbeiter in Ägypten! Wir wollen,<br />
dass alle Ressourcen gerecht zwischen Arbeitern und Kleinbauern verteilt<br />
werden und nicht für diese Regierung der Businessleute aufgezehrt<br />
werden.“ Viele Menschen geraten aufgrund der ras<strong>an</strong>ten Steigerung der<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
Foto: Hossam el-Hamalawy<br />
Lebensmittelpreise in Bedrängnis. Laut Weltb<strong>an</strong>k leben mehr als dreißig<br />
Millionen ÄgypterInnen unter dem Existenzminimum.<br />
16 RegimegegnerInnen wurden bei einer Demonstration am 6.<br />
August in Alex<strong>an</strong>dria verhaftet. Die Studierenden sind Mitglieder der „6.<br />
April Jugendgruppe“, die sich nach den Arbeitskämpfen im April gegründet<br />
hatte. Amnesty international (ai) gab bek<strong>an</strong>nt, dass zwei Aktivistinnen<br />
<strong>an</strong> einem unbek<strong>an</strong>nten Ort festgehalten werden, es bestehe der<br />
Verdacht auf Folter. „Wir brauchen so viel internationalen Druck wie<br />
möglich!“, fordert eine Studentin. In Österreich f<strong>an</strong>d bereits im Juli vor<br />
der ägyptischen Botschaft in Wien eine Kundgebung statt, bei der eine<br />
Protestnote übergeben wurde. besu<br />
http://arabist.net/arabawy, http://abtalelmahalla.blogspot.com, www.socialistworker.co.uk/art.php?id=15695<br />
berlin<br />
Kontinuität und Aufbrüche<br />
Vom 25. bis 27. Juli <strong>2008</strong> f<strong>an</strong>d im Friedrichshainer Frauenzentrum „Frieda“<br />
das „Dritte Symposium deutschsprachiger Lesbenforschung“ statt:<br />
Org<strong>an</strong>isiert von Ilse Kokula, die im Frieda seit Jahren einen Lesbenforschungsstammtisch<br />
betreut.<br />
Das Programm sp<strong>an</strong>nte einen Bogen über hundert Jahre Lesbenforschung:<br />
Sabine Kröner, emeritierte Professorin der Uni Münster, trug<br />
über Charlotte Wolff (1897-1986) als eine Pionierin der Lesbenfoschung<br />
vor. Die junge Kunsthistorikerin Fr<strong>an</strong>ciska Schubert referierte über „Lesben<br />
im Schwulen Museum Berlin“. Die Historikerin Claudia Schoppm<strong>an</strong>n<br />
(Berlin) und die Politologin Gudrun Hauer (Wien) sprachen über<br />
Lesben in der NS-Zeit. Neue Forschungsarbeiten über die Lesbenbewegung<br />
in der DDR rundeten den historischen Teil ab. Darunter die beachtliche<br />
Seminararbeit „Warum wir so gefährlich waren“: Ein Dokumentarfilm<br />
über das Engagement von Lesben in der DDR der 1980er<br />
Jahre für das Gedenken <strong>an</strong> lesbische NS-Opfer im ehemaligen KZ Ravensbrück.<br />
Schließlich berichteten Doris Haubreger und Helga P<strong>an</strong>kratz über<br />
den St<strong>an</strong>d der Beschäftigung mit LBST-Thematiken <strong>an</strong> Österreichs Schulen<br />
und Brigitte Menne aus Linz sprach mit ihrem pointierte Essay „Aufbruch<br />
zu <strong>an</strong>deren Ufern“ perfekte Schlussworte zu dieser Länder und<br />
Generationen verbindenden Ver<strong>an</strong>staltung. p<strong>an</strong><br />
deutschl<strong>an</strong>d<br />
Unterhalt<br />
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat zwei neue Urteile zum Unterhaltsrecht<br />
gefällt. In einem Grundsatzurteil wurde entschieden, dass alleinerziehenden<br />
Müttern auch d<strong>an</strong>n nicht zw<strong>an</strong>gsläufig eine Vollzeitbeschäftigung<br />
zugemutet werden k<strong>an</strong>n, wenn ihr Kind bereits über<br />
drei Jahre alt ist. Die Mutter zweier Kinder im Alter von sieben und<br />
zehn Jahren hatte geklagt, nachdem der Vater der Kinder die Unterhaltszahlungen<br />
einstellen wollte. Das seit 1. J<strong>an</strong>uar <strong>2008</strong> geltende Unterhaltsrecht<br />
gestattete Alleinerziehenden nur bis zur Vollendung des<br />
dritten Lebensjahres ihrer Kinder eine Berufsunterbrechung. Dem widersprach<br />
der BGH und kam stattdessen zu dem Schluss, dass die<br />
Doppelbelastung auch bei im Kindergarten betreuten oder schulpflichtigen<br />
Kindern unter Umständen lediglich eine Teilzeitarbeit<br />
zulasse.
Gestärkt wurden auch die Rechte verheirateter Mütter – zulasten der<br />
Ansprüche der Ex-Frauen ihrer Ehemänner. Der BGH entschied über eine<br />
neue R<strong>an</strong>gordnung bei der Unterhaltspflicht. Konnten aufgrund eines<br />
zu niedrigen Einkommens nicht alle Unterhalts<strong>an</strong>sprüche bezahlt werden,<br />
war früher die Ex-Ehefrau die Erstgereihte. Nun hat die neue Ehefrau<br />
Vorr<strong>an</strong>g. Das Recht auf Unterhalt der Kinder bleibt davon unberührt.<br />
les<br />
china<br />
Arbeitsrechtliche Vergehen werden ignoriert<br />
Anf<strong>an</strong>g des Jahres haben sich weltweit 168 NGOs zu „Playfair <strong>2008</strong>“ zusammengeschlossen<br />
und es sich zum Ziel gesetzt, sich für bessere Arbeitsbedingungen<br />
in der Sportartikelindustrie einzusetzen. Die Hoffnungen,<br />
dass sich durch die Vergabe der Olympischen Sommerspiele<br />
<strong>2008</strong> <strong>an</strong> China die dortigen eklat<strong>an</strong>ten Verletzungen internationalen<br />
wie nationalen Arbeitsrechts verbessern würden, haben sich nicht erfüllt.<br />
Die meist jungen Frauen, die in den Fabriken zwischen siebzig und<br />
achtzig Euro im Monat verdienen, leben teilweise unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen, erklärt Michaela Königshofer von der Cle<strong>an</strong> Clothes<br />
Kampagne (CCC) Österreich. Vierzig Cent von einem 100,- Euro teuren<br />
Sportschuh bekommt die Näherin in der Fabrik, die dort bis zu 16<br />
Stunden täglich arbeitet. Sogar die Gestaltung der Freizeit (Ausgehzeiten)<br />
der ArbeiterInnen wird von der Firmenleitung diktiert.<br />
Die internationale Initiative „Playfair“ hat gemeinsam mit großen<br />
SportartikelherstellerInnen eine Arbeitsgruppe gegründet, die l<strong>an</strong>gfristig<br />
die Lohn- und Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten verbessern<br />
soll. Im Vergleich dazu hat das Internationale Olympische Komitee (IOC)<br />
seine Zusagen bis dato nicht eingehalten, so Guy Ryder, Generalsekretär<br />
des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Im Gegenteil: Kritik <strong>an</strong> der<br />
Vorg<strong>an</strong>gsweise des IOC im Rahmen der Olympischen Spiele in China<br />
wird <strong>an</strong> die Ver<strong>an</strong>stalterInnen weitergegeben. „Anstatt sich <strong>an</strong> die Berichte<br />
von ‚Playfair‘ zu halten, die die arbeitsrechtlichen Verstöße beleg-<br />
playgrrround.com<br />
<strong>an</strong>.riss international<br />
ten, hat das IOC diese Ver<strong>an</strong>twortung auf die Org<strong>an</strong>isatoren in Peking<br />
abgeschoben, ohne das Grundproblem bei der Wurzel zu packen“, kritisiert<br />
Esther de Ha<strong>an</strong> von Cle<strong>an</strong> Clothes Campagne International.<br />
2007 hat „Playfair“ in chinesischen Fabriken, die Merch<strong>an</strong>dising-Artikel<br />
für Olympia produzieren, Untersuchungen durchgeführt und stellte<br />
neben einer extrem hohen Anzahl <strong>an</strong> Überstunden zu niedrig <strong>an</strong>gesetzte<br />
Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen fest. Das IOC hat auf<br />
den Bericht nicht reagiert. Es ist demnach nicht gar<strong>an</strong>tiert, dass Produkte,<br />
die das Olympialogo tragen, unter arbeitsrechtlich unbedenklichen<br />
Bedingungen hergestellt werden. besu<br />
www.cle<strong>an</strong>clothes.at, www.playfair<strong>2008</strong>.org<br />
eu<br />
Quote is nicht!<br />
Im kommenden Jahr werden vier Spitzenpositionen der EU neu besetzt.<br />
Ein Umst<strong>an</strong>d, den die dänische Europaabgeordnete Christel Schaldemose<br />
zum Anlass nimmt, das Missverhältnis zwischen männlichen und<br />
weiblichen ToppolitikerInnen in der EU zu kritisieren und eine Initiative<br />
für mehr Geschlechtergleichheit zu starten. Mehr Frauen sollen in Entscheidungspositionen<br />
vordringen, so das Ziel des Internetaufrufs. Alle<br />
EU-BürgerInnen sind aufgerufen, sich mit ihrer Unterschrift <strong>an</strong>zuschließen.<br />
Konkret geht es um die Besetzung des Chefpostens des Rats,<br />
des Europaparlaments, der Kommissionspräsidentschaft und des neu<br />
ins Leben gerufenen Postens der/des Vertreterin/Vertreters für Außenund<br />
Sicherheitspolitik der EU. „Es gibt 250 Millionen Frauen in Europa,<br />
da sollte es nicht zu schwierig sein, geeignete K<strong>an</strong>didatinnen zu finden“,<br />
schreiben die Grünen in einer Aussendung. Ob Methoden wie z. B. das<br />
von der EU so hoch geschätzte Gendermainstreaming dar<strong>an</strong> etwas ändern<br />
könnten oder ob nicht vielleicht doch die gute alte Quotenregelung<br />
hierbei eine effektivere Form der politischen Durchsetzung wäre,<br />
lässt die Initiative offen. besu<br />
www.femalesinfront.eu<br />
Von sogen<strong>an</strong>nten „Take away Shows“ und der Video-Plattform „Shoot<br />
The player“ inspiriert, hat sich nun auch in Wien eine Gruppe von Leuten<br />
gefunden, die MusikerInnen dazu einladen, ihre Songs als spont<strong>an</strong><br />
gesungenes Ständchen zum Besten zu geben. Ob im Zuckerlgeschäft,<br />
im Hinterhof, in der U-Bahn, auf der Straße oder im Wald: Spont<strong>an</strong>eität<br />
ist das Zauberwort der kreativen, akustischen Mini-Perform<strong>an</strong>ces,<br />
die unvorbereitet und wie’s kommt, g<strong>an</strong>z ohne Tricks und Perfektionismus<br />
umgesetzt werden. Die Idee zu den Take away Shows entst<strong>an</strong>d<br />
2006 in Fr<strong>an</strong>kreich mit Vincent Moons Website „La Bloqotheque“.<br />
Seine „Concerts-a-emporter“ findet seither weltweit d<strong>an</strong>kbare<br />
NachmacherInnen. Die Videos von „Wiener“-VertreterInnen des charm<strong>an</strong>ten<br />
Ansatzes können auf playgrrround.com bestaunt werden. Das<br />
bisherige Angebot <strong>an</strong> Interventionen im öffentlichen Raum umfasst<br />
„Acts“ von Lezzies on X, Veda Hille, Ursula Rucker, Bunny Rabbit, Scott<br />
Matthew, Clara Luzia, Noisy Pig, Allison Wolfe, Norm<strong>an</strong> Palm, Kevin<br />
Blechdom, Paperbird, Nina Nastasia, The Poem Is You, Laura Imbruglia,<br />
Geoff Berner <strong>an</strong>d D<strong>an</strong>iel Kahn & The Painted Bird. sr<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r jerusalemmarch<br />
Gay for a day<br />
Orthodoxe GegnerInnen wollen Homosexuelle „zurück auf’s Klo“ schicken. Die gehen stattdessen auf die Straße.<br />
Birgit Pestal war auf der Queer-Parade in Jerusalem.<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
Am Donnerstag, dem 26. Juni<br />
<strong>2008</strong> f<strong>an</strong>d die Queer-Parade<br />
„Jerusalem March for Pride <strong>an</strong>d<br />
Toler<strong>an</strong>ce“ statt. Zwischenfälle<br />
gab es diesmal keine, auch<br />
wenn orthodoxe Juden und Jüdinnen<br />
Gegendemonstrationen starteten.<br />
Wie schon bei verg<strong>an</strong>genen Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
wurde auch dieses Jahr versucht,<br />
die Parade bis zum letzten Tag zu<br />
verhindern. Das Höchstgericht hat den<br />
Antrag der Ultra-Rechten auf Verbot in<br />
letzter Minute abgelehnt. Ort und Zeit<br />
der Demonstration wurden auf der Homepage<br />
des „Jerusalem Open House“,<br />
Zentrum der israelischen LBGT-Community<br />
seit 1997, erst am selben Tag bek<strong>an</strong>nt<br />
gegeben. Die Nachricht verbreite-<br />
te sich ras<strong>an</strong>t über Mobiltelefone und<br />
E-mails.<br />
„I am a proud dog“. Eine Stunde vor offiziellem<br />
Beginn der Parade trifft das Teen<br />
Team des „Open House“ beim Independence<br />
Park ein. Seine Aufgabe ist es, homophobe<br />
Graffitis auf der Demonstrationsstrecke<br />
mit Plakaten zu überkleben.<br />
„Turning Filth into Pride“ steht etwa mitten<br />
am Gehweg geschrieben. Oder:„I<br />
am a proud dog“. Etwa alle hundert Meter<br />
pr<strong>an</strong>gern entsprechende Botschaften<br />
auf der von Regenbogenflaggen gesäumten<br />
Gehstrecke. Ein einziges positives<br />
Aushänge-Schild ist zu sehen:„Es<br />
gibt viele Wege jüdisch zu sein“ verkündet<br />
das „Center for Jewish Pluralism“ auf<br />
Fotos: Norma Deseke<br />
einem drei Meter l<strong>an</strong>gen B<strong>an</strong>ner. In Kürze<br />
werden hier rund 3.000 Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />
entl<strong>an</strong>gw<strong>an</strong>dern und rund 2.000<br />
Securities werden das Gelände vor ultraorthodoxen<br />
GegnerInnen der Parade absichern.<br />
2005 kam es im Zuge der Parade zu<br />
einer Messerattacke, der Angreifer war<br />
ein orthodoxer Jude, der laut eigener<br />
Aussage im Namen Gottes töten wollte. 1<br />
Es gab einige Verletzte. 2006 wurde die<br />
Parade in ein Stadion verlegt, da dieses<br />
Gelände leichter zu sichern war. Damals<br />
gab es im Rahmen orthodoxer Gegenbewegungen<br />
eine Demonstration vor der<br />
Knesset, bei der Schafe, Esel und Ponys<br />
mitgebracht und mit Tr<strong>an</strong>sparenten versehen<br />
wurden:„Proud to be <strong>an</strong> <strong>an</strong>imal“.
Ihr Ziel war es, die „Bestialität“ von Homosexualität<br />
aufzuzeigen.„I think we<br />
m<strong>an</strong>aged to push them back into the<br />
closet“, meinte damals der Anti-Parade-<br />
Kläger Yehuda Meshi-Zahav. 2<br />
Derartige Vorfälle steigern allerdings<br />
die Medienpräsenz der Parade –<br />
zum Missfallen der Orthodoxen. „Es ist<br />
wichtig, dass die Parade zur Routine<br />
wird“, heißt es auch im richterlichen Beschluss<br />
<strong>2008</strong>. Viele der heute Anwesenden<br />
sind daher recht locker, <strong>an</strong>dere hingegen<br />
sind <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt, besonders diejenigen,<br />
die das erste Mal zu einer<br />
Queer-Parade nach Jerusalem kommen.<br />
Die Rhetorik m<strong>an</strong>cher jüdischer<br />
Persönlichkeiten schreckt ab:„Homosexualität<br />
ist eine Kr<strong>an</strong>kheit, die beh<strong>an</strong>delt<br />
werden sollte“, meinte etwa der<br />
Rabbi Ratzon Arussi in einem Schreiben<br />
(April <strong>2008</strong>) <strong>an</strong> das Onlinemedium „Ynet“.<br />
„Schwule verursachen Erdbeben“,<br />
meinte allen Ernstes Knesset Mitglied<br />
Shlomo Benizri im Februar <strong>2008</strong> – nachdem<br />
ein Beben der Stärke 5,3 Israel erschüttert<br />
hatte. Viele Beispiele solcher<br />
Äußerungen sind bek<strong>an</strong>nt. Offenbar ist<br />
die Sexualisierung der Thematik ein wesentliches<br />
Problem. Orthodoxe Juden<br />
und Jüdinnen nehmen die Parade als<br />
peinliche Zurschaustellung pervertierter<br />
Sexualität wahr und nicht als Aufruf<br />
für Toler<strong>an</strong>z und Menschenrecht, Liebe<br />
und Respekt. 2007 verlautbarte die „Jerusalem<br />
Post“, dass rund drei Viertel der<br />
Bevölkerung in Jerusalem gegen eine<br />
solche Parade seien. 3<br />
„Die Leute sagen, wir provozieren.<br />
In Tel Aviv etwa sind viele Teilnehmer<br />
bei der Parade halbnackt, das gibt es in<br />
Jerusalem nicht. Wir sind uns sehr darüber<br />
im Klaren, dass Jerusalem die heilige<br />
Stadt für Juden, Moslems und<br />
Christen ist. Die ultra-orthodoxe Nachbarschaft<br />
hier ist gegen uns. Dieses<br />
Jahr wirkt es aber beruhigter auf mich.<br />
Ich glaube sie haben eingesehen, dass<br />
es kontraproduktiv ist, wenn sie zu extrem<br />
gegen uns demonstrieren“, meint<br />
D<strong>an</strong>iel D. (22), ein Mitglied des Open<br />
House.<br />
Propag<strong>an</strong>da. Im Independencepark wurde<br />
indes ein Gelände eingezäunt. TeilnehmerInnen<br />
der Demonstration wer-<br />
den von Securities am Eing<strong>an</strong>g durchsucht<br />
und mit einer rosa Armschleife<br />
ausgestattet, die „bezeugen soll, dass<br />
m<strong>an</strong> nicht homophob ist“, wie hier erklärt<br />
wird. Der Park füllt sich schnell,<br />
überall schimmern Regenbogenflaggen<br />
und Luftballons, JournalistInnen<br />
umkreisen aufgeregt <strong>an</strong>wesende Drag-<br />
Queens und schießen Fotos von sich<br />
umarmenden Pärchen. Verschiedenste<br />
Org<strong>an</strong>isationen verteilen Flyer, laden zu<br />
Partys ein oder benutzen die Demonstration,<br />
um variationsreiche <strong>an</strong>dere<br />
Botschaften unter die Menschen zu<br />
bringen. Das Spektrum reicht von propalästinensischen<br />
Stickern über Thora-<br />
Interpretations-Infoständen bis hin zu<br />
Gruppenkundgebungen der sozialistischen<br />
Jugend.<br />
Eine Gruppe, die sich „st<strong>an</strong>dwithus“<br />
nennt, verteilt zudem Flyer mit<br />
klaren pro-israelischen Zügen. Palästinensische<br />
Schwule, so wird hier verlautbart,<br />
werden von Extremisten zu<br />
Selbstmordattentaten gezwungen, um<br />
so „ihre Seele zu reinigen“. Jegliche<br />
Quelle oder Grundlage für diese Unterstellung<br />
fehlt. 4 Gleichzeitig wird mithilfe<br />
verzerrter und propag<strong>an</strong>distischer<br />
Darstellungstechniken und schlicht<br />
„In Jerusalem ist es ein Horror, lesbisch zu sein.“<br />
falschen Informationen zu beweisen<br />
versucht, dass Israel das liberalste L<strong>an</strong>d<br />
im arabischen Raum ist: Ein deutlicher<br />
Versuch die LGBT-Demonstration für<br />
nationalistische Zwecke zu instrumentalisieren.<br />
Auf der <strong>an</strong>deren Seite gab es auch<br />
Aufrufe zum Boykott der World-Pride-<br />
Parade (2006) in Jerusalem von Gruppen,<br />
die zwar für LBGT-Rechte sind,<br />
aber gegen die Unterdrückung der<br />
PalästinenserInnen. Sie sehen sich<br />
nicht imst<strong>an</strong>de im Umfeld politischer<br />
Unterdrückung für LGBT-Rechte zu demonstrieren<br />
und riefen 2006 auch allgemein<br />
zum Israel-Boykott auf. 5<br />
In einem L<strong>an</strong>d, in dem soviel Propag<strong>an</strong>da<br />
und Gegen-Propag<strong>an</strong>da auf der<br />
Tagesordnung zu stehen scheint, bleibt<br />
sichtlich auch die LGBT-Community<br />
nicht verschont. Tatsächlich gibt es eine<br />
latente Schwulen- und Lesben Szene in<br />
der Westb<strong>an</strong>k, auch wenn diese Menschen<br />
doppelt unterdrückt sind und die<br />
Orte dieser Szene streng geheim gehal-<br />
ten werden. Unter den <strong>an</strong>wesenden Demonstr<strong>an</strong>tInnen<br />
ist die Meinung weit<br />
verbreitet, dass viele homosexuelle<br />
PalästinenserInnen versuchen, nach Israel<br />
zu kommen. Eine Anlaufstelle für<br />
sie ist ebenfalls das „Jerusalem Open<br />
House“.<br />
Queer-Metropole Tel Aviv. Die israelische<br />
Gesetzeslage erlaubt keine Ehe zwischen<br />
Homosexuellen, erscheint aber<br />
deutlich liberaler als in den palästinensischen<br />
Gebieten. Israel k<strong>an</strong>n eine lebendige<br />
und offene LGBT-Szene vorweisen.<br />
In allen großen Städten gibt es<br />
Zentren oder Paraden. Tel Aviv ist dabei<br />
die Queer-Metropole schlechthin:<br />
Clubs bewerben queere Parties auch in<br />
Zeitungen und mit Plakaten. In Tel Aviv<br />
entfliehen viele junge Israelis nicht nur<br />
dem militärischen Druck und dem<br />
Palästina-Konflikt, sondern auch der<br />
Heteronormativität:„Hier gibt es jeden<br />
Tag Partys. Als Schwule können wir uns<br />
in Tel Aviv fast überall frei bewegen.“<br />
sagt etwa der Paradeteilnehmer Yoav<br />
(26), der aber auch schon Opfer von<br />
Diskriminierung und Gewalt in Tel Aviv<br />
wurde.<br />
„In Jerusalem ist es ein Horror, lesbisch<br />
zu sein“, meint Il<strong>an</strong>a (21), die<br />
früher in Jerusalem gelebt hat und<br />
heute zwischen Haifa und Tel Aviv pendelt.<br />
„Ich und meine damalige Freundin<br />
konnten nicht einmal händchenhaltend<br />
auf der Straße gehen. Die Leute<br />
starren dich <strong>an</strong>. Sie schreien dich <strong>an</strong>. Sie<br />
werfen Steinchen. Sie geben dir das<br />
Gefühl, dass du etwas furchtbar<br />
Falsches tust. Es ist sehr bedrohlich. In<br />
Haifa und Tel Aviv schauen die Leute<br />
halt, aber das ist auch schon alles. Das<br />
Schlimme ist das Gefühl des Eingesperrtseins.<br />
Viele Leute verheimlichen<br />
ihre Sexualität und leben ihr g<strong>an</strong>zes Leben<br />
damit. Ich will mir gar nicht vorstellen,<br />
wie furchtbar das ist.“ Auf die<br />
Frage wie sie sich heute bei dieser Parade<br />
fühlt meint sie:„Ich bin o.k., ich bin<br />
geoutet. Meine Familie hat zwar l<strong>an</strong>ge<br />
gebraucht, um mich zu verstehen, aber<br />
sie haben es geschafft, auch wenn sie<br />
es nicht einsehen, dass ich mich der<br />
Gefahr dieser Parade aussetze. Es ist so:<br />
Einen g<strong>an</strong>zen Tag l<strong>an</strong>g ist es o.k., homosexuell<br />
zu sein. Einen. Den lass’ ich<br />
mir nicht verderben. Ich bin sehr, sehr<br />
froh, heute hier zu sein und werde es in<br />
vollen Zügen genießen.“ ❚<br />
march jerusalem<br />
Fußnoten:<br />
1 http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/4653655.stm<br />
2 2007 wurde in der Israel Today<br />
bereits von 7000 Polizisten zur<br />
Sicherung des Demonstration berichtet.<br />
Gleichzeitig f<strong>an</strong>d 2007 die erste<br />
Gayparade in Haifa statt.<br />
3 www.jpost.com/servlet/<br />
Satellite?pagename=JPost/JPArticle/<br />
ShowFull&cid=1181570267443<br />
4 www.st<strong>an</strong>dwithus.com/pdfs/<br />
flyers/LGBT_booklet.pdf<br />
und www.st<strong>an</strong>dwithus.com/pdfs/<br />
flyers/LGBT_Booklet.pdf<br />
5 www.boycottworldpride.org.<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
neu wahlen<br />
Frauenpolitische Baustellen<br />
Stell dir vor es ist Wahlkampf und keine hört hin. Dabei dürfen wir doch endlich wieder wählen (zumindest jene<br />
StaatsbürgerInnen mit Wahlrecht) und uns für das geringste Übel entscheiden. Hier einige wesentliche Baustellen<br />
aus feministischer Sicht im Überblick. Von Gabi Horak<br />
Illustrationen:<br />
„Dreams for Women“ ist ein feministisches<br />
Postkarten-Kunstprojekt des<br />
k<strong>an</strong>adischen „Antigone Magazine“.<br />
Mädchen und Frauen zwischen zehn<br />
und dreißig Jahren werden aufgefordert,<br />
ihre Träume von Gleichberechtigung<br />
zu zeichnen, zu malen und<br />
aufzuschreiben. Nähere Infos unter:<br />
www.<strong>an</strong>tigonemagazine.blogspot.com<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
Am Anf<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>d die<br />
Empörung über gebrochene<br />
Wahlversprechen. Es folgten<br />
zumindest ein paar Verbesserungen<br />
vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gener<br />
rechtsrechter Politik, etwa die Flexibilisierung<br />
des Kindergeldes. Die SPÖ hat<br />
sich in der „großen Koalition“ mit der<br />
ÖVP in frauenpolitischen Bel<strong>an</strong>gen zumindest<br />
ein paar Mal durchsetzen<br />
können, aber es bleiben zahlreiche<br />
frauenpolitische Baustellen. M<strong>an</strong>che<br />
durchaus ambitionierte Vorhaben sind<br />
erst in der Zielgeraden gescheitert –<br />
am Widerst<strong>an</strong>d des konservativen<br />
Koalitionspartners.<br />
Kinderbetreuung. Zur Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie – für Frauen und<br />
Männer – braucht es u.a. ausreichende<br />
Angebote außerfamiliärer Kinderbetreuung.<br />
Im Wahlkampf kam dazu zuletzt<br />
insofern Bewegung in die Diskussion,<br />
als plötzlich sogar die ÖVP sich<br />
für ein verpflichtendes und kostenloses<br />
letztes Kindergartenjahr ausgesprochen<br />
hat. Der Haken: Im Gespräch<br />
ist nur die Betreuung am Vormittag.<br />
Flächendeckende und leistbare G<strong>an</strong>ztagsbetreuung<br />
(nicht nur im Kindergarten)<br />
bleibt ein Streitthema. Einzelne<br />
Bundesländer stellen auf Gratis-<br />
Kindergarten um, <strong>an</strong>dere gehen den<br />
Weg der sozialen Staffelung. Eine bundesweite<br />
Lösung, die uns dem „Barcelona-Ziel“<br />
der EU näher bringt (siehe<br />
Interview rechts) und endlich auch die<br />
Betreuung nach der Schule gar<strong>an</strong>tiert,<br />
ist wohl nur in einer linken Koalition<br />
möglich.<br />
Alle Parteien links der Mitte inklusive<br />
der SPÖ wollen das Kinderbetreu-<br />
ungsgeld wieder durch ein einkommensabhängiges<br />
Karenzgeld ersetzen.<br />
Das scheint in einer Koalition ohne<br />
ÖVP also durchaus realistisch. Die<br />
Christlich-Sozialen hingegen werden<br />
sich weiterhin dagegen wehren –<br />
schon allein, um nicht das Gesicht zu<br />
verlieren. Zumindest die geforderte Arbeitszeitgrenze<br />
beim Kindergeld statt<br />
bzw. zusätzlich zur Verdienstgrenze<br />
scheint als „Kompromiss“ möglich.<br />
Und auch beim Papamonat ist ein<br />
Schwenk der ÖVP – wie zuletzt beim<br />
Gratis-Kindergartenjahr – nicht auszuschließen.<br />
Gewerkschaften und Arbeiterkammer<br />
sind übrigens bereits mit<br />
gutem Beispiel vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen: AKund<br />
ÖGB-Mitarbeiter können seit Juli<br />
einen betriebsintern vereinbarten „Papamonat“<br />
be<strong>an</strong>tragen. Zumindest das<br />
Interesse der Mitarbeiter war von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> groß.<br />
Gewaltschutz, Homo-Ehe, Bleiberecht. Eigentlich<br />
ist es unterschriftsreif. Justizministerin<br />
Maria Berger (SPÖ) hat eine Novelle<br />
des Gewaltschutzgesetzes vorgelegt,<br />
die laut Opferschutzvereinen wie<br />
den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern<br />
überfällig war: Ausweitung<br />
der Einstweiligen Verfügung, höhere<br />
Strafen bei L<strong>an</strong>gzeit-Gewaltbeziehungen,<br />
verbesserte Opferrechte etc. Der<br />
Koalitionspartner hat bis zuletzt die<br />
Unterschrift verweigert. Eine jener frauenpolitisch<br />
dringenden Maßnahmen,<br />
die sofort umsetzbar wären.<br />
Auch das Eherecht gehört im<br />
mehreren Punkten reformiert, finden<br />
die Grünen. Die Öffnung für gleichgeschlechtliche<br />
Paare mit allen Rechten<br />
inklusive Adoption von Kindern wäre<br />
Illustrationen: „Dreams for Women“, s. u.<br />
da nur eine der Novellen. Tatsache ist,<br />
dass das mit einer ÖVP in absehbarer<br />
Zeit nicht möglich sein wird. Zumal<br />
aus dem Innenministerium g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere<br />
Töne kommen: Da wird sogar<br />
über ein dezidiertes Adoptionsverbot<br />
für Homosexuelle nachgedacht, das<br />
mit einer rechten Koalition wohl auch<br />
kommen würde. In einer linken Koalition<br />
wäre hingegen das ebenfalls fix<br />
und fertige Konzept der eingetragenen<br />
PartnerInnenschaft sofort umsetzbar.<br />
Eine Baustelle mit vielen Fallgruben<br />
ist die Asylpolitik. Aus feministischer<br />
Sicht ist hier endlich für menschenwürdige<br />
Regelungen zu sorgen:<br />
Vom Bleiberecht bis zum Arbeitsrecht,<br />
vom Recht auf Familienzusammenführung<br />
bis zum vom Ehem<strong>an</strong>n unabhängigen<br />
Aufenthaltsstatus für Frauen.<br />
Was in der politischen Diskussion hier<br />
teilweise unter „Integration“ verst<strong>an</strong>den<br />
wird ist schauderhaft. In kaum einem<br />
<strong>an</strong>deren Politikfeld scheint ein Verschieben<br />
der Kompetenzen von ParteipolitikerInnen<br />
zu ExpertInnen und Betroffenen<br />
so dringend notwendig.<br />
Warum kein „Migrationsministerium“<br />
mit parteiunabhängiger/m MinisterIn,<br />
der/die sich <strong>an</strong> internationalen Vorgaben<br />
und Menschenrechten orientiert?<br />
Die Agenden bei einer Innenministerin<br />
Maria Fekter (ÖVP) zu lassen, die sich in<br />
der Diskussion über Ausländerkriminialität<br />
für die Einführung des Begriffes<br />
„Kulturdelikt“ ausspricht, wäre fatal.<br />
Schnelle Verbesserungen sind auch hier<br />
wohl nur in einer linken Koalition denkbar,<br />
in der die linken Kleinparteien die<br />
konservativen Kräfte in der SPÖ gehörig<br />
unter Druck setzen. ❚
„Bestenfalls Good Will“<br />
Ohne grundlegende Reflexion der Geschlechterfrage wird sich auch nach der Wahl wenig<br />
ändern, sagt Mariam Irene Tazi-Preve. Die Sozialwissenschafterin über die Ch<strong>an</strong>cen<br />
einiger frauenpolitischer Forderungen im Gespräch mit Gabi Horak.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Die EU hat sich das<br />
„Barcelona-Ziel“ gesteckt: Bis<br />
2010 sollen Kinderbetreuungsplätze<br />
für 33 Prozent der Unter-3-<br />
Jährigen sowie für neunzig Prozent<br />
der 3 bis 5-Jährigen geschaffen<br />
sein. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine Umsetzung in Österreich?<br />
Mariam Irene Tazi-Preve: Das Barcelona-Ziel<br />
der EU ist generell nicht<br />
unumstritten. Die höhere Erwerbsbeteiligung<br />
der Frauen dient in erster<br />
Linie der Produktivitätssteigerung der<br />
EU, um im Wettbewerb mit Südostasien<br />
und den USA konkurrenzfähig zu<br />
bleiben. Meine Kritik richtet sich hier<br />
besonders darauf, dass die Vereinbarkeitsfrage,<br />
die dar<strong>an</strong> geknüpft ist,<br />
hauptsächlich <strong>an</strong> den Frauen hängen<br />
bleibt, und die Väter außen vor bleiben.<br />
Die Kinderbetreuungsfrage wird<br />
damit wieder nur zwischen dem Staat<br />
und den Frauen ausgeh<strong>an</strong>delt.<br />
Müttern werden in diesem gesellschaftspolitischen<br />
System folgende<br />
Optionen offeriert: Erstens das<br />
Hausfrauendasein, das den männlichen<br />
Ernährer voraussetzt. Zweitens<br />
ein Modell, in dem mittels Teilzeit Berufstätigkeit<br />
und Familie vereinbart<br />
werden können, was wiederum aufgrund<br />
des geringen Einkommens den<br />
Partner als „Ernährer“ voraussetzt.<br />
Oder, drittens, die durch Mutterschaft,<br />
Haushalt und Beruf dreifachbelastete<br />
„Karrierefrau“. In jeder dieser Vari<strong>an</strong>ten<br />
gibt es eine Beeinträchtigung hinsichtlich<br />
fin<strong>an</strong>zieller oder immaterieller<br />
Ressourcen. In der Frage Barcelona-Ziel<br />
lösen sich d<strong>an</strong>n auch bisher<br />
widersprüchliche Positionen in unerwartete<br />
Alli<strong>an</strong>zen auf, weil die Christ-<br />
lich-Sozialen unter den Druck der EU<br />
und der Wirtschaftslobby geraten<br />
und damit auch den Druck haben,<br />
diese Ziele umzusetzen. Die SPÖ ist<br />
traditionell der Meinung, dass der<br />
Ausbau der Kinderbetreuungsplätze<br />
Frauen „freistellt“ für den Arbeitsmarkt.<br />
Die Liberalen waren ohnehin<br />
aufgrund „wirtschaftlicher Notwendigkeit“<br />
immer schon dafür.<br />
Ist eine Rückkehr zum einkommensabhängigen<br />
Karenzgeld in den<br />
nächsten Jahren möglich bzw. wahrscheinlich?<br />
Immerhin geben das alle<br />
Parteien links der Mitte als Ziel <strong>an</strong>.<br />
Die Frage der Einkommensabhängigkeit<br />
wird <strong>an</strong> der traditionell niedrigen<br />
Beteiligung von Vätern wenig ändern.<br />
Das Grundproblem ist die Ungleichverteilung<br />
<strong>an</strong> „Care-Work“ und<br />
die daraus resultierenden schlechteren<br />
Ch<strong>an</strong>cen am Arbeitsmarkt und die<br />
geringe Pensionshöhe, da die Sozialpolitik<br />
nur das Engagement am Arbeitsmarkt<br />
honoriert und nicht das in<br />
der Familienarbeit. Darüber ist aber<br />
auch am Arbeitsmarkt eine Tendenz<br />
feststellbar, jede Frau als (potenzielle)<br />
Mutter einzuschätzen und darum ihre<br />
Arbeit geringer zu bewerten.<br />
Die Rückkehr zum einkommensabhängigen<br />
Karenzgeld ist wohl nur<br />
in einer Koalition SPÖ/Grüne vorstellbar.<br />
Diese wird aber am Grundproblem<br />
der geschlechtsspezifischen Ungleichverteilung<br />
von Arbeit und Einkommen<br />
wenig ändern.<br />
Ist der Papamonat eine sinnvolle<br />
(Überg<strong>an</strong>gs)Lösung?<br />
Wie die Ergebnisse zahlreicher<br />
wissenschaftlicher Studien belegen,<br />
zeigt sich in der Frage der Vaterschaft,<br />
die als zeitliches Engagement und aktive<br />
Involviertheit von Vätern in die<br />
Betreuung und Erziehung ihrer Kinder<br />
definiert ist, eine eklat<strong>an</strong>te Diskrep<strong>an</strong>z<br />
zwischen Fakten und Einstellungen.<br />
Aus der Forschung zu Vaterschaft<br />
ist bek<strong>an</strong>nt, dass sich traditionelle Geschlechterrollen<br />
insbesondere nach<br />
der Geburt eines Kindes verfestigen,<br />
selbst wenn dies von Paaren nicht so<br />
gepl<strong>an</strong>t war. Die Gründe dafür sind<br />
vielfältig: höheres Einkommen der<br />
Männer, Erwerbszentriertheit der<br />
Männer, stark wirkendes Mutterbild,<br />
Frauen sind vielfach in wenig attraktiven<br />
Berufen u.v.m. Derzeit pl<strong>an</strong>e ich<br />
eine Studie zu den generellen Barrieren<br />
für Männer. Das Wertesystem hat<br />
sich nämlich durchaus gegen die traditionellen<br />
Geschlechterrollen verschoben,<br />
die faktische Umsetzung<br />
entspricht jedoch nicht dem Einstellungsw<strong>an</strong>del.<br />
Die Gründe dafür liegen<br />
den Analysen nach nicht nur <strong>an</strong> der<br />
Erwerbszentriertheit und dem höheren<br />
Verdienst von Männern, wie häufig<br />
argumentiert wird. Die Problematik<br />
liegt u. a. darin, dass in die Sozialpolitik<br />
selbst Geschlechterstereotype<br />
eingeschrieben sind – der M<strong>an</strong>n wird<br />
als Ernährer wahrgenommen, die<br />
Partnerin als Hausfrau –, die den aktuellen<br />
politischen Forderungen nach<br />
aktiver und präsenter Vaterschaft entgegenstehen.<br />
Aus Sicht der Forschung<br />
und einer feministischen Sicht auf geschlechteregalitäre<br />
„Care-work“ k<strong>an</strong>n<br />
daher der Papamonat bestenfalls als<br />
„good will“ interpretiert werden, der<br />
aber ohne grundlegende Reflexion<br />
der Geschlechterfrage wenig nachhaltig<br />
wirken k<strong>an</strong>n. ❚<br />
wahlen neu<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
neu.wahl test<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltest<br />
Irgendwo im Wahlkampfgetöse liegen gut versteckt die harten Fakten. Wir haben sie. Welche Partei steht wofür?<br />
Der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Test verrät die Positionen der Parteien bei einigen wichtigen feministischen Forderungen <strong>an</strong> Frauen-,<br />
Sozial-, Bildungs- und Migrationspolitik. Zwischen Antworten von SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ und LINKE könnt ihr euch<br />
entscheiden. 1 Die Auflösung auf Seite 21 zeigt euch die Übereinstimmungen.<br />
1 Grundlage für den Wahltest war<br />
ein frauenpolitischer Fragenkatalog.<br />
Die Fragen waren klar und konkret,<br />
um auch möglichst klare St<strong>an</strong>dpunkte<br />
zu bekommen. Befragt haben<br />
wir SPÖ, GRÜNE, LIF, KPÖ, LINKE und<br />
ÖVP – die Anworten der <strong>an</strong>deren<br />
wollten wir uns ersparen. Weil die<br />
ÖVP trotz mehrmaliger Nachfrage<br />
keine Antworten geschickt hat, kommen<br />
auch ihre Positionen bei uns im<br />
Test nicht vor.<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
1. Papamonat und Elternteilzeit:<br />
Brauchen wir das und was muss<br />
besser werden?<br />
1a Papamonat sofort einführen,<br />
Elternteilzeit unabhängig von Betriebszugehörigkeit<br />
und -größe<br />
1b Papamonat ist Signal in die<br />
richtige Richtung, aber derzeit erhält<br />
nicht einmal eine Mutter in Karenz vollen<br />
Entgeltersatz, hier muss Gleichstellung<br />
<strong>an</strong>gestrebt werden; derzeitige Elternteilzeitregelung<br />
ausreichend<br />
1c Papamonat sofort einführen,<br />
Elternteilzeit unabhängig von Betriebsgröße<br />
oder Dauer der Beschäftigung<br />
1d Wieso sollen Männer für die<br />
gleiche Aufgabe einen Sonderbonus erhalten?<br />
Elternteilzeit derzeit ausreichend<br />
1e Papamonat ist ein Anf<strong>an</strong>g,<br />
aber viel zu wenig; Recht auf Elternteilzeit<br />
für ALLE Beschäftigten, wäre d<strong>an</strong>n<br />
auch einfacher in der Durchsetzung<br />
2. Wie soll es konkret mit<br />
Kinderbetreuungsplätzen (KBP)<br />
weitergehen?<br />
2a Recht auf einen kostenlosen<br />
g<strong>an</strong>ztägigen Kinderbetreuungsplatz<br />
2b Notwendig sind kostenlose<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
2c Kinderbetreuung muss ausgebaut<br />
werden, verpflichtendes und kostenloses<br />
letztes Kindergartenjahr einführen<br />
2d Nicht grundsätzlich gratis Kinderbetreuung,<br />
aber nach Einkommen<br />
gestaffelte Beiträge; letztes Kindergartenjahr<br />
gratis wäre o. k.<br />
2e Ausbau der KBP auf flächendeckendes<br />
Angebot in g<strong>an</strong>z Ö dringend<br />
notwendig, gratis Kindergarten ab dem<br />
1. Lebensjahr und verpflichtendes Vorschuljahr<br />
3. Wie soll es mit dem<br />
Kindergeld weitergehen?<br />
3a Kindergeld derzeit viel zu gering,<br />
auf Mindestlohn-Höhe <strong>an</strong>heben,<br />
Zuverdienst- und Arbeitszeitgrenze<br />
3b Arbeitszeitgrenze alternativ<br />
zur Zuverdienstgrenze sofort, eigentlich<br />
aber ersetzen durch einkommensabhängiges<br />
Karenzgeld<br />
3c Bei Arbeitszeitverkürzung um<br />
mind. 2/5 keine Zuverdienstgrenze,<br />
l<strong>an</strong>gfristig ersetzen durch einkommensabhängiges<br />
Karenzgeld<br />
3d Das Leben mit Kindern muss<br />
in jeder Phase materiell abgesichert<br />
sein, deshalb braucht es das bedingungslose<br />
Grundeinkommen.<br />
3e Kindergeld soll Teil der bedingungslosen<br />
Grundsicherung werden,<br />
ohne Beschränkungen der individuellen<br />
Lebenspl<strong>an</strong>ung<br />
4. Wirtschaftsförderung <strong>an</strong><br />
Frauenförderung knüpfen? Verpflichtende<br />
Frauenquote in börsennotierten<br />
unternehmen?<br />
4a Je nach Zumutbarkeit, aber<br />
keine verpflichtende Quote<br />
4cb Ja! Frauenquoten in allen Bereichen,<br />
wo möglich<br />
4c Frauenförderung soll als Maßstab<br />
für die Höhe der Wirtschaftsförderung<br />
her<strong>an</strong>gezogen werden. Und Frauenquote<br />
von 40% in Aufsichtsräten und<br />
Vorständen nach norwegischem Bsp.<br />
4d Öffentliche Gelder nur für<br />
öffentliche Unternehmen! Wirtschaftsförderungen<br />
<strong>an</strong> Belegschaften statt <strong>an</strong><br />
M<strong>an</strong>agement übergeben. Statt Quotenregelung<br />
müssen Gewerkschaften zu<br />
Kampforg<strong>an</strong>isationen für die Interessen<br />
von Frauen werden<br />
4e Wirtschaftsförderung <strong>an</strong> Frauenförderung<br />
knüpfen. Eine verpflichtende<br />
50%-Frauenquote in Aufsichtsrat<br />
und Vorst<strong>an</strong>d von Unternehmen, die <strong>an</strong><br />
die Börse gehen wollen<br />
5. Steuerreform vorziehen?<br />
5a Umverteilung von Reich zu<br />
Arm sofort!
5b Massive Entlastung durch<br />
Reform des Einkommenssteuertarifs<br />
schon 2009<br />
5c Steuerreform so schnell<br />
wie möglich, damit die unteren und<br />
mittleren Einkommen entlastet<br />
werden<br />
5d Sofortige Lohnsteuersenkung,<br />
Abschaffung aller Steuerprivilegien<br />
für Vermögende<br />
5e Steuerentlastung 2009<br />
notwendig<br />
6. Familienbeihilfe erhöhen?<br />
6a Erhöhung sofort und für alle<br />
Familien (tatsächliche Inflations<strong>an</strong>passung)<br />
6b Alle staatlichen Leistungen<br />
mindestens um Inflationsraten der<br />
letzten Jahre erhöhen und automatisch<br />
<strong>an</strong> aktuelle Inflation <strong>an</strong>passen<br />
6c Grundsicherung ersetzt<br />
Familienbeihilfe<br />
6d Erhöhung sofort und für alle<br />
Familien<br />
6e Familienbeihilfe sofort<br />
verdoppeln als Schritt zum<br />
bedingungslosen Grundeinkommen<br />
7. Gemeinsame Schule der<br />
10- bis 14-Jährigen?<br />
7a Ja, aus bestehenden Modellversuchen<br />
soll l<strong>an</strong>gfristig eine gemeinsame<br />
Schule werden<br />
7b Ja, überfällig<br />
7c Differenzierte Gesamtschule,<br />
die individuelle Talente<br />
fördert<br />
7d Ja, schnell einführen<br />
7e Sofort gemeinsame integrative<br />
allgemeinbildende Schule aller<br />
6-18-Jährigen verbunden mit Erlernen<br />
eines Flächenberufs<br />
8. Sollen gleichgeschlechtliche<br />
Paare (ggP) heiraten und adoptieren<br />
dürfen?<br />
8a Ja, alle Lebensformen müssen<br />
rechtlich gleichgestellt werden<br />
8b Gänzliche Gleichstellung<br />
homosexueller Paare in jeder Hinsicht.<br />
Keine Benachteiligung von<br />
Partnerschaften ohne Trauschein<br />
8c Grundsätzliche Reform der<br />
Ehe, dadurch u. a. Öffnung der Ehe für<br />
ggP. Zusätzlich alternativer Zivilpakt<br />
für alle Paare. Adoptionsrecht für alle<br />
Paare ohne Einschränkungen<br />
8d Gleichstellung homo- und<br />
heterosexueller Partnerschaften<br />
(Ehe auf dem St<strong>an</strong>desamt, Eingetragene<br />
Partnerschaft inklusive Adoptionsrecht)<br />
8e Eingetragene PartnerInnenschaft<br />
ohne Adoptionsrecht auf dem<br />
St<strong>an</strong>desamt für ggP<br />
9. Was muss bei der Gesetzeslage<br />
rund um Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
geändert werden?<br />
9a Fristenlösung derzeit sachgerecht,<br />
keine Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein,<br />
aber jederzeit offener<br />
ExpertInnendiskurs möglich. Schutzzonen<br />
vor Abtreibungskliniken sind<br />
ein mögliches Mittel, jedoch sicherlich<br />
nicht das einzige und wahrscheinlich<br />
auch nicht das verhältnismäßigste<br />
9b Raus aus dem Strafgesetzbuch,<br />
Schutzzonen vor Abtreibungskliniken,<br />
Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />
– sofort!<br />
9c Raus aus Strafgesetzbuch,<br />
B<strong>an</strong>nmeilen müssen von Betroffenen<br />
in demokratischen Strukturen gemeinsam<br />
verteidigt werden: Hier ist<br />
kein Verlass auf die Polizei. Abtreibung<br />
kostenlos in jedem Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />
9d Raus aus dem Strafgesetzbuch,<br />
Schutzzonen vor Abtreibungskliniken,<br />
Abtreibung in jeder L<strong>an</strong>desklinik<br />
auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />
9e Raus aus Strafgesetzbuch,<br />
Schutzzonen vor Abtreibungsklinken,<br />
Abtreibung in allen Bundesländern<br />
ermöglichen, kostenlose Verhütungsmittel<br />
10. Mindestlohn/Grundeinkommen?<br />
10a Mindestsicherung nur Minischritt<br />
in die richtige Richtung, es<br />
braucht einen Rechts<strong>an</strong>spruch für<br />
Grundeinkommen für alle; Mindestlohn<br />
von 1.000 Euro<br />
10b statt Mindestsicherung bedarfsorientierte<br />
Grundsicherung, Erhöhung<br />
von Mindestlohn auf 7,25<br />
Euro brutto Stundenlohn<br />
10c statt Mindestsicherung bedingungsloses<br />
Grundeinkommen,<br />
Mindestlohn erhöhen<br />
10d Aktuelles Konzept der bedarfsorientierten<br />
Mindestsicherung<br />
über der Armutsgefährdungsschwelle<br />
ist ein wichtiger Schritt in die richtige<br />
Richtung<br />
10e Einführung eines Mindestlohns<br />
von 1.000 Euro netto, Arbeitszeitverkürzung,<br />
Recht auf Vollzeitarbeitsplatz,<br />
unbefristeter Bezug von<br />
Arbeitslosengeld in Höhe des<br />
Mindestlohns<br />
11. Bleiberecht für<br />
AsylwerberInnen und sonstige<br />
dringliche migrationspolitische<br />
Forderungen?<br />
11a Bleiberecht nach fünf Jahren,<br />
Verbesserungen bei Qualität und<br />
Dauer der Asylverfahren, Existenzsicherung<br />
für mittellose Asylwerber-<br />
Innen<br />
11b Bleiberecht statt Abschiebungen!<br />
Abschaffung aller diskriminierenden<br />
„Ausländergesetze“, gleiche<br />
soziale und demokratische Rechte<br />
(inkl. Zug<strong>an</strong>g zum Arbeitsmarkt)<br />
11c Bleiberecht für Alle statt<br />
Rassismus!<br />
11d Rechtliche Basis für hum<strong>an</strong>itäres<br />
Bleiberecht unter konkreten<br />
Voraussetzungen wie z. B. Integrationsbereitschaft<br />
(Sprache, Arbeitswille);<br />
Recht auf Familienzusammenführung,<br />
Recht auf Beschäftigung<br />
und Ausbildung<br />
11e Bleiberecht nach fünf Jahren,<br />
wenn AsylwerberIn strafrechtlich<br />
unauffällig, Deutsch lernt, europäische<br />
Grundwerte <strong>an</strong>erkennt; eingerichteter<br />
Asylgerichtshof wird deutliche<br />
Verkürzung der Verfahren bringen<br />
12. Studiengebühren<br />
abschaffen?<br />
12a L<strong>an</strong>gfristig abschaffen<br />
12b Kurzfristig abschaffen, weil<br />
das universitäre Angebot derzeit nicht<br />
passt; l<strong>an</strong>gfristig Studiengebühren<br />
aber <strong>an</strong>zudenken, abgefedert durch<br />
Grundsicherung für Studierende<br />
12c Gleiche Bildungsch<strong>an</strong>cen<br />
für alle: Studiengebühren abschaffen<br />
und Stipendien erhöhen!<br />
12d auf Dauer abschaffen<br />
12e Sofort und ersatzlos abschaffen,<br />
Stipendien erhöhen und<br />
Altersgrenze dafür abschaffen ❚<br />
test neu.wahl<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
heide.schmidt interview<br />
„Die Dinge sind differenziert“<br />
LIF-Spitzenk<strong>an</strong>didatin Heide Schmidt über schützenswertes Leben, plakative Forderungen, die ihr Denkvermögen<br />
unterschätzen, und ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ein Interview von Gabi Horak und Verena Fabris.<br />
20 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Sie haben in einem Interview<br />
mit den <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n nach<br />
Ihrem Ausstieg aus der Politik gemeint,<br />
Sie wüssten nicht, was Sie<br />
in der Politik besser machen hätten<br />
können. Was hat sich geändert?<br />
Heide Schmidt: Ich glaube, es haben<br />
sich zwei Dinge geändert: Einerseits<br />
die Bedürfnislage der Menschen.<br />
Sie sehen, was nicht funktioniert, sie<br />
sehen, was fehlt. Das ist eine starke<br />
Motivlage, die Liberalen zu wählen.<br />
Und auf der <strong>an</strong>deren Seite ein Abst<strong>an</strong>d,<br />
der auch aus der Gelassenheit heraus<br />
einen <strong>an</strong>deren Umg<strong>an</strong>g ermöglicht.<br />
Was sagen Sie zur Forderung<br />
„Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch auf Kr<strong>an</strong>kenschein“<br />
und der Errichtung von<br />
B<strong>an</strong>nmeilen vor Abtreibungsklinken?<br />
B<strong>an</strong>nmeilen halte ich für notwendig.<br />
Bei der Abtreibung auf Kr<strong>an</strong>kenschein<br />
habe ich ein Problem: Es ist für<br />
mich selbstverständlich, dass die soziale<br />
Frage bei der Entscheidung für eine<br />
Abtreibung keine Rolle spielen darf. Das<br />
war mir und ist mir immer noch ein engagiertes<br />
Ziel. Ich bezweifle nur, dass<br />
der Kr<strong>an</strong>kenschein das richtige Instrument<br />
ist, denn Schw<strong>an</strong>gerschaft ist<br />
keine Kr<strong>an</strong>kheit.<br />
Unterstützen Sie die feministische<br />
Forderung, Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
aus dem Strafrecht zu streichen?<br />
Dieses grundsätzliche Signal des<br />
schützenswerten Lebens halte ich ehrlich<br />
gest<strong>an</strong>den schon für wichtig. Ich<br />
würde diese Forderung nicht unterstützen.<br />
Foto: Magdalena Blaszczuk<br />
Sie meinten, Sie könnten sich mit<br />
der Koppelung von Wirtschaftsförderung<br />
<strong>an</strong> innerbetriebliche Frauenförderung<br />
<strong>an</strong>freunden. Das heißt, Sie unterstützen<br />
diese Grüne Kernforderung?<br />
Das ist eine Forderung des Frauenvolksbegehrens<br />
gewesen, die wir<br />
damals schon unterstützt haben.<br />
Natürlich ist es eine Frage von Größenordnungen<br />
und von Br<strong>an</strong>chen, wo das<br />
auch wirklich realistisch ist. M<strong>an</strong> muss<br />
ein Regulativ finden, das nicht so<br />
schwammig ist, dass es nichts bringt<br />
und nicht so restriktiv, dass es nahezu<br />
fundamentalistisch jene benachteiligt,<br />
die nichts dafür können. Das klingt<br />
sehr offen, aber die Dinge sind differenziert.<br />
Mir sind diese vereinfachten<br />
Forderungen der Politik lästig, ich füh-
le mich in meinem Denkvermögen unterschätzt.<br />
Wäre es eine LIF-Forderung, dass börsennotierte<br />
Unternehmen eine Quote im<br />
Aufsichtsrat erfüllen müssen?<br />
Nein, das würde ich mich ehrlich gest<strong>an</strong>den<br />
nicht trauen, obwohl es ein erstrebenswertes<br />
Fernziel ist. Aber bei uns<br />
muss m<strong>an</strong> weiter unten <strong>an</strong>setzen, dass<br />
z. B. eine Förderung <strong>an</strong> einen bestimmten<br />
Anteil von Frauen oder ein internes Frauenförderungsprogramm<br />
gekoppelt ist.<br />
Eine Maßnahme für die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie ist Kinderbetreuung.<br />
Wie stehen Sie zur Forderung<br />
nach Gratiskindergärten?<br />
Ob es wirklich gescheit ist, dass die<br />
Kinder vom Herrn Haselsteiner oder<br />
Herrn Bartenstein einen kostenlosen<br />
Kindergartenplatz haben, weiß ich nicht.<br />
D<strong>an</strong>n würde m<strong>an</strong> das gesellschaftliche<br />
Anliegen des Kindhabens in den Vordergrund<br />
stellen, was die Konservativen ja<br />
tun. Für mich ist die Entscheidung, Kinder<br />
zu bekommen, immer noch eine individuelle.<br />
Ich würde meine Kraft nicht<br />
in eine Forderung nach Gratiskindergärten<br />
für alle investieren, sondern vielmehr<br />
dafür, dass es ernsthafte Befreiungsmöglichkeiten<br />
gibt und zwar nicht<br />
nur für jene, die gar kein Einkommen haben,<br />
sondern auch faire Einschleifregelungen<br />
nach oben. Wenn hingegen ein<br />
Kindergartenjahr verpflichtend ist, muss<br />
es kostenlos sein. Abgesehen von den<br />
Kindergartenplätzen würde ich mir aber<br />
noch eine <strong>an</strong>dere Weichenstellung wünschen.<br />
Wenn nämlich das Karenzgeld erstens<br />
steuerfin<strong>an</strong>ziert wird und sich<br />
zweitens am letzten Einkommen orientiert,<br />
ist das für mich der familienpolitisch<br />
und auch frauenpolitisch richtigere<br />
Weg. Deutschl<strong>an</strong>d hat gezeigt, dass diese<br />
Regelung die Zahl der Männer in Karenz<br />
in eineinhalb Jahren verfünffacht hat.<br />
Das Liberale Forum ist immer schon<br />
für ein Grundeinkommen eingetreten.<br />
Die Mindestsicherung sei ein Schritt in die<br />
richtige Richtung, aber nicht das, was es<br />
sein soll. Was soll es sein?<br />
Der Rechts<strong>an</strong>spruch auf eine<br />
Grundsicherung soll <strong>an</strong> keine Bedin-<br />
gung geknüpft sein, ausgezahlt wird sie<br />
aber de facto nur <strong>an</strong> jene, die sie wirklich<br />
brauchen. Sie soll den gesamten Lebensbogen<br />
von der Grundsicherung des Kindes<br />
bis zur Grundsicherung in der Pension<br />
umsp<strong>an</strong>nen.<br />
Wie hoch müsste ein Grundeinkommen<br />
sein und wie hoch müssten gesetzlich<br />
festgelegte Mindestlöhne sein, damit<br />
es sich auch noch „auszahlt“ zu arbeiten?<br />
Ich behaupte, dass es ein Bedürfnis<br />
der Menschen ist, einen eigenständigen<br />
und bezahlten Beitrag für dieses<br />
Gemeinwesen zu leisten. Ich lasse mir<br />
das nicht disqualifizieren als Sozialrom<strong>an</strong>tik<br />
oder als Naivität. Das ist<br />
„Ob es wirklich gescheit ist, dass die Kinder vom Herrn<br />
Haselsteiner oder Herrn Bartenstein einen kostenlosen<br />
Kindergartenplatz haben, weiss ich nicht.“<br />
nicht wahr, dass sich alle zurücklehnen<br />
und sagen: D<strong>an</strong>n brauche ich nicht<br />
Putzen zu gehen. Jetzt ist Putzen gehen<br />
nichts Lustiges, das weiß ich schon,<br />
aber es ist auch nicht zulässig, es als<br />
eine Arbeit zu disqualifizieren, die m<strong>an</strong><br />
nur aus der Überlebensnot heraus<br />
macht. Und vor allem wird die Grundsicherung<br />
bei einem Zuverdienst nicht<br />
gleich gestrichen.<br />
Hat ein Grundeinkommen geschlechtsspezifische<br />
Auswirkungen?<br />
Das glaube ich schon, das ist ja<br />
auch ein Einw<strong>an</strong>d von vielen Feministinnen<br />
am Anf<strong>an</strong>g gewesen: das sei<br />
wieder nichts <strong>an</strong>deres als die Frau daheim<br />
zu lassen. Alles in allem ist für<br />
mich die Ch<strong>an</strong>ce für die Frau, die mit einem<br />
solchen Netz auch eine g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere<br />
Trennungsmöglichkeit vom M<strong>an</strong>n<br />
hat, größer. Sie hat nämlich einen eigenständigen<br />
Rechts<strong>an</strong>spruch auf Existenzsicherung,<br />
der nicht vom M<strong>an</strong>n<br />
abgeleitet ist.<br />
Was halten Sie vom Entwurf zur<br />
Homo-Ehe?<br />
Ich habe ihn im Detail noch nicht<br />
gelesen. Meine Wahrnehmung aus der<br />
Zeitung nach ist die Eingetragene Partnerschaft<br />
mit allen Rechten und Pflichten<br />
ausgestattet bis auf die Adoption<br />
und die st<strong>an</strong>desamtliche Trauung. Das<br />
halte ich für notwendig und für richtig.<br />
Dass ich mehr will, das ist ein <strong>an</strong>derer<br />
Kaffee. Wir sehen, dass nicht einmal das<br />
durchsetzbar war. ❚<br />
interview heide.schmidt<br />
Auflösung des<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Wahltests:<br />
1a SPÖ<br />
1b LIF<br />
1c GRÜNE<br />
1d KPÖ<br />
1e LINKE<br />
2a LINKE<br />
2b KPÖ<br />
2c SPÖ<br />
2d LIF<br />
2e GRÜNE<br />
3a LINKE<br />
3b GRÜNE<br />
3c SPÖ<br />
3d KPÖ<br />
3e LIF<br />
4a LIF<br />
4b KPÖ<br />
4c SPÖ<br />
4d LINKE<br />
4e GRÜNE<br />
5a KPÖ<br />
5b LIF<br />
5c GRÜNE<br />
5d LINKE<br />
5e SPÖ<br />
6a GRÜNE<br />
6b LINKE<br />
6c LIF<br />
6d SPÖ<br />
6e KPÖ<br />
7a SPÖ<br />
7b KPÖ<br />
7c LIF<br />
7d GRÜNE<br />
7e LINKE<br />
8a KPÖ<br />
8b LINKE<br />
8c GRÜNE<br />
8d LIF<br />
8e SPÖ<br />
9a LIF<br />
9b KPÖ<br />
9c LINKE<br />
9d GRÜNE<br />
9e SPÖ<br />
10a LIF<br />
10b GRÜNE<br />
10c KPÖ<br />
10d SPÖ<br />
10e LINKE<br />
11a GRÜNE<br />
11b LINKE<br />
11c KPÖ<br />
11d LIF<br />
11e SPÖ<br />
12a SPÖ<br />
12b LIF<br />
12c KPÖ<br />
12d GRÜNE<br />
12e LINKE<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
forum wissenschaft<br />
Lina Dokuzovic ´<br />
studiert Kunst <strong>an</strong><br />
der Akademie der Bildenden Künste in<br />
Wien und interessiert sich für<br />
Praktiken der Konzeptkunst, zeitgenössische<br />
Theorie und Aktivismus.<br />
Ihre Arbeit „Sex Works" beschäftigt<br />
sich mit der Situation einer Studentin<br />
ohne EU Staatsbürgerschaft in<br />
Wien – Ein prekäres Leben zwischen<br />
beschränkter Arbeitserlaubnis und<br />
künstlerischer Wegfindung.<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong>
wissenschaft forum<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
Lass Dich nicht<br />
verschaukeln<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abonnieren.<br />
www.<strong>an</strong>schlaege.at
Zuhause ist’s am teuersten<br />
Juli<strong>an</strong>e Alton hat die Vorarlberger Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse geklagt. Bei einer Hausgeburt übernehmen die Kassen<br />
nämlich nur die Kosten von Vertragshebammen zur Gänze – davon gibt es aber in g<strong>an</strong>z Vorarlberg nur zwei.<br />
In Österreich sind zwei Formen der Geburt gesetzlich legitimiert:<br />
die Geburt im Spital und die Hausgeburt. Bei einer Hausgeburt<br />
ist die Frau verpflichtet, eine Hebamme beizuziehen. Die gesetzliche<br />
Kr<strong>an</strong>kenversicherung sieht für beide Formen der Geburt den<br />
Ersatz der notwendigen Kosten vor. Bei einer Geburt im Spital<br />
verläuft die Verrechnung ohne Zutun der Versicherten ebenso wie bei der<br />
Konsultation einer Vertragsärzt/in. Ebenso ist es für die Geburt zu Hause<br />
vorgesehen: Die Frau konsultiert eine niedergelassene Hebamme, die mit<br />
der Kr<strong>an</strong>kenkasse einen Vertrag hat. Die Hebamme verrechnet ihr Honorar<br />
d<strong>an</strong>n direkt mit der Kr<strong>an</strong>kenkasse. Soweit die Theorie.<br />
Doch so sieht die Praxis aus: In Vorarlberg gibt es genau zwei Hebammen,<br />
die mit der Gebietskr<strong>an</strong>kenkasse einen Vertrag haben und Hausgeburten<br />
betreuen – elf Hebammenvertragsstellen wären für eine flächendeckende<br />
Versorgung eigentlich vorgesehen. Beide haben ihren Sitz in<br />
entlegenen Bergregionen (Kleines Walsertal, Montafon). Was also macht<br />
eine Frau, die im Rheintal wohnt, wo fünf Sechstel der Vorarlberger Bevölkerung<br />
leben? Es soll ja nicht Stunden dauern, bis die Hebamme <strong>an</strong>gereist<br />
ist. Sie konsultiert eine Hebamme in ihrer Nähe, auch wenn diese<br />
keinen Kassenvertrag hat – es gibt ja (außer dem Spital) keine <strong>an</strong>dere<br />
Möglichkeit.<br />
Die Hebamme macht Vorbetreuung, leistet Beist<strong>an</strong>d während der<br />
Geburt und betreut Mutter und Kind – je nach Wunsch – ein oder zwei<br />
Wochen nach der Geburt: Sie sorgt dafür, dass die zwei mit dem<br />
Stillen/Trinken zu Recht kommen. Sie berät, wie wunde Brustwarzen und<br />
Brustentzündungen zu vermeiden bzw. einfach zu beh<strong>an</strong>deln sind, sie<br />
pflegt die in Mitleidenschaft gezogenen Org<strong>an</strong>e der Mutter, sie leitet die<br />
Rückbildungsgymnastik <strong>an</strong>: Sie bietet vollen Service.<br />
Ihr Honorar bezahlt die Frau direkt <strong>an</strong> die Hebamme und reicht die<br />
Honorarnote bei der Kr<strong>an</strong>kenkasse ein. Doch die bezahlt – in meinem konkreten<br />
Fall – die Hälfte der Kosten, die sich auf 1.200,- Euro beliefen. 600,-<br />
Euro soll ich also selbst tragen.<br />
Die Kr<strong>an</strong>kenkasse bedauert, sieht darin aber keinen Grund, aktiv zu<br />
werden. Ich hätte ja ins Spital gehen können.<br />
Die Spitalsgeburt kostet in Vorarlberg 2.700,- Euro (siehe Der St<strong>an</strong>dard,<br />
4.8.08, S. 8). Die Kr<strong>an</strong>kenkasse ersparte sich gemeinsam mit <strong>an</strong>deren<br />
Spitalserhaltern also 1.500,- Euro, wenn sie meine Kosten zu hundert Prozent<br />
ersetzt. Angesichts dieser – auch wirtschaftlich unsinnigen – Ungleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />
von Haus- und Spitalsgeburten habe ich Klage beim<br />
zuständigen Arbeits- und Sozialgericht erhoben.<br />
In der ersten Inst<strong>an</strong>z habe ich den Prozess erwartungsgemäß verloren,<br />
weil das Gericht nur überprüft, ob die Kasse gesetzmäßig geh<strong>an</strong>delt<br />
hat. Das hat sie, denn das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz sieht vor,<br />
dass achtzig Prozent des Tarifs zu ersetzen sind, wenn jem<strong>an</strong>d im Gesundheitsbereich<br />
eine/n Dienstleister/in ohne Vertrag konsultiert, egal<br />
wie die Umstände sind (§ 131).<br />
Außer Betracht bleibt dabei:<br />
❚ dass der Vertragstarif bei 390,- Euro für die Geburt (ohne Vor- und<br />
Nachbetreuung) liegt – ein un<strong>an</strong>gemessen niedriger Betrag für die ver<strong>an</strong>twortungsvolle<br />
und schwere Arbeit (doch das trifft ja nur Frauen)<br />
❚ dass die Kr<strong>an</strong>kenkasse in ihrer Satzung vorsehen k<strong>an</strong>n (aber nicht<br />
muss), dass genau in solchen, von den Versicherten nicht zu ver<strong>an</strong>twortenden<br />
Situationen, hundert Prozent Ersatz geleistet werden können und<br />
dies der Allgemeinheit Kosten ersparen würde<br />
❚ dass die Leistung der Hebamme normalerweise nicht nur kostengünstiger,<br />
sondern auch umf<strong>an</strong>greicher und nachhaltiger ist als jene im<br />
Spital (es wird z.B. mehr gestillt)<br />
❚ dass die Kaiserschnittraten in den Spitälern stetig steigen (in<br />
Vorarlberg von 2001-2007 um ca. zehn Prozent), ohne dass dies medizinisch<br />
begründbar wäre, auch das höhere Alter der Erstgebärenden mit<br />
dreißig Jahren ist kein stichhaltiger Grund (ich war beim ersten Kind<br />
dreißig, beim dritten Kind 41 Jahre alt – alle drei sind problemlos zu Hause<br />
zur Welt gekommen).<br />
Es scheint schwierig zu sein, das Thema Geburt einigermaßen sachlich zu<br />
diskutieren. Sage ich „Hausgeburt“ assoziieren fast alle meine Gesprächspartner/innen<br />
dazu „Risiko“. Ich stehe demnach als ver<strong>an</strong>twortungslose<br />
Person da, welche die Gesundheit ihrer Kinder aufs Spiel setzt und ohne<br />
Bedenken die Mehrkosten im Fall einer Schädigung des Kindes der Allgemeinheit<br />
<strong>an</strong>lastet (Kommentar von M. Rohrhofer im St<strong>an</strong>dard vom<br />
4.8.<strong>2008</strong>).<br />
Dabei ist es so: Frauen können „einfach“ gebären – ohne ärztliche<br />
Eingriffe. Es ist keine große Kunst, auch kein besonderes Risiko (was statistisch<br />
belegt ist), sondern vor allem eine große Mühe und eine große<br />
Leistung. ❚<br />
Juli<strong>an</strong>e Alton ist Kulturarbeiterin, derzeit karenzierte Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg und Vorst<strong>an</strong>dsmitglied der IG<br />
Kultur Österreich. Ihre Klage wurde in erster Inst<strong>an</strong>z vom Arbeits- und Sozialgericht Feldkirch abgewiesen.<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 25
<strong>an</strong>. zeigen<br />
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Die verlorene Geschichte der<br />
Frauen aufzuschreiben war das Ziel<br />
der Feministinnen der 2. Frauenbewegung<br />
der 1970er. Ich sammle<br />
Fotos & Kurzbiographien von<br />
Frauen, die sich in der Zeit von 1945<br />
bis heute, frauenpolitisch betätigten.<br />
Bitte schicken Sie mir/schickt<br />
mir Namen, Fotos und Kurzbiographien<br />
von Frauen die ihr in<br />
diesem Archiv finden wollt. Nach<br />
Abbau der Ausstellung erhält die<br />
gesammelten Materialien das<br />
„Stichwort – Archiv der Frauenund<br />
Lesbenbewegung.“<br />
Fotos und Texte <strong>an</strong>: Elfie Resch, 1030<br />
Wien, Leonhardgasse 8-10/2/12,<br />
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der Nacht, Reisen im Kopf, ins eigene<br />
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26 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
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<strong>2008</strong>. Infos über Ausschreibungskriterien<br />
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Diesen Herbst, am 27.9.08, findet<br />
zum achten Mal der große Turniert<strong>an</strong>zevent<br />
der lesbischwulen Community<br />
– der Vienna D<strong>an</strong>ce Contest<br />
<strong>2008</strong> – statt. Details siehe auch<br />
www.viennad<strong>an</strong>cecontest.at.<br />
Daher unsere dringende Frage und<br />
Bitte <strong>an</strong> Euch:Wärt Ihr bereit, TeilnehmerInnen<br />
dieses Turniers bei<br />
Euch wohnen zu lassen, indem Ihr<br />
für unsere Bettenbörse Plätze zur<br />
Verfügung stellt?<br />
Die meisten GästInnen bleiben von<br />
Freitag (26.9.) Abend bis Sonntag<br />
(28.9.) Mittag, also zwei Nächte.<br />
In Einzelfällen kommen TurnierteilnehmerInnen<br />
aber schon am Donnerstag<br />
oder bleiben bis Montag.<br />
Als kleines D<strong>an</strong>keschön laden wir<br />
alle GastgeberInnen unserer Bettenbörse<br />
am Vorabend des Turniers,<br />
am 26.9.<strong>2008</strong> ab 19.00,<br />
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Innen zu einem Glas Sekt Or<strong>an</strong>ge<br />
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Wenn Ihr bereit seid, Schlafplätze<br />
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Foto: Gerda Taro, Sp<strong>an</strong>ischer Bürgerkrieg<br />
tagung<br />
Krieg und Geschlecht<br />
Anf<strong>an</strong>g Oktober findet <strong>an</strong> der Universität Salzburg eine Tagung „zum<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g von Medien, Krieg und Geschlecht“ statt:„Das erste<br />
Opfer des Krieges ist die … Em<strong>an</strong>zipation“, so der Titel der Konferenz, deren<br />
Ziel es ist, den vielfältigen Zusammenhängen zwischen Krieg, Medien<br />
und Geschlecht nachzugehen. Beleuchtet werden soll dabei unter<br />
<strong>an</strong>derem die stereotype Darstellung von Frauen in Kriegssituationen.<br />
Frauen als Akteurinnen des Krieges, z.B. als Kriegsberichterstatterin<br />
oder Friedensaktivistin, werden ebenso Vorträge gewidmet wie der Frage,<br />
welche medialen Bilder von Männern und Frauen bei aktuellen Konflikten<br />
in den unterschiedlichen kulturellen Kontexten tr<strong>an</strong>sportiert<br />
werden. pix<br />
2.-3.10., Universität Salzburg, Hörsaal 381, 5020 Salzburg, Rudolfskai 42, Anmeldung bis 10.9.: T. 0662/8044-4194,<br />
michaela.waldm<strong>an</strong>n@sbg.ac.at, www.medien-krieg-geschlecht.info, Kosten: 40,-/ 20,- Euro<br />
armut<br />
Arbeitslosigkeit macht arm<br />
Die mit einer Arbeitslosigkeit einhergehenden realen Einkommensverluste<br />
sind ungleich höher, als m<strong>an</strong> gemeinhin erwartet. Auch vor der<br />
Mittelschicht macht die Armutsgefährdung auf Grund eines Arbeitsplatzverlustes<br />
nicht halt, besagt eine neue Studie der Arbeiterkammer<br />
(AK) Niederösterreich. Fällt ein durchschnittliches bis geringes Einkommen<br />
weg, tritt Armut völlig unvermittelt ein.<br />
Besonders Frauen sind davon betroffen, da sie sich vermehrt in<br />
prekären Arbeitssituationen befinden. Diese sind sozial schlecht abgesichert<br />
und zudem unterdurchschnittlich bezahlt. Wenn Frauen in Arbeitslosigkeit<br />
geraten, werden nicht nur Miete und Heizung unerschwinglich,<br />
auch Lebensmittel werden zu Luxusgütern. Die steigenden<br />
Lebenserhaltungskosten treffen aber nicht nur die Frauen, zw<strong>an</strong>gsläufig<br />
<strong>an</strong>.riss arbeit.wissenschaft<br />
sind auch deren Kinder die Leidtragenden. Aufgrund der strengen Regelungen<br />
der Notst<strong>an</strong>dshilfe, die nur ausbezahlt wird, wenn der Partner<br />
unter 1.090,- Euro netto verdient, rutschen generell aber auch immer<br />
mehr Familien unter die Armutsgrenze. Das geforderte Maßnahmenbündel<br />
der AK sieht neben Bildung auch die Umsetzung einer bedarfsgerechten<br />
Mindestsicherung vor, sowie eine Inflations<strong>an</strong>passung der<br />
Arbeitslosenbezüge. liS<br />
AK-Studie: http://noe.arbeiterkammer.at/pictures/d73/Armutsgefaehrdung_AL_08.pdf<br />
symposium<br />
Fokus Frauenh<strong>an</strong>del<br />
Obwohl in den letzten zehn Jahren einige Maßnahmen gegen Frauenh<strong>an</strong>del<br />
gesetzt wurden, ist das Problem heute dringlicher denn je. Daher<br />
lädt der Verein LEFÖ eine Reihe ExpertInnen zu einem internationalen<br />
Symposium mit dem Titel „Arbeit – Migration – Rechte“ ein. Von 22.<br />
bis 23. Oktober werden in zehn Vorträgen Strategien zur Bekämpfung<br />
von Frauenh<strong>an</strong>del aus verschiedenen Staaten <strong>an</strong>alysiert und evaluiert.<br />
Neben der Rechtslage auf EU-Ebene oder am Beispiel Italiens werden<br />
etwa auch Berichte von NGOs in Nigeria und Weißrussl<strong>an</strong>d zur praktischen<br />
Arbeit mit Mädchen und Frauen vorgestellt. Präsentiert werden<br />
zudem erste Ergebnisse aus einer laufenden Studie zu Indikatoren zum<br />
Erkennen von Betroffenen. Zu den Themen Arbeits- und sexueller Ausbeutung<br />
im Kontext von Frauenh<strong>an</strong>del referieren Vertreterinnen brasili<strong>an</strong>ischer<br />
und nepalesischer NGOs. Auch die globale Perspektive wird<br />
durch den kritischen Beitrag des Netzwerks von Org<strong>an</strong>isationen gegen<br />
Frauenh<strong>an</strong>del (GAATW) eingebracht. it<br />
22.-23.10., 8-17.30, Palais Eschenbach, 1010 Wien, Eschenbachgasse 11, T. 01/79 69 298, ibf@lefoe.at, www.lefoe.at<br />
forschungs.plattform<br />
in{}fem: Jour Jetzt<br />
in{}fem, die Forschungswerkstatt für feministische Interdisziplinarität,<br />
ver<strong>an</strong>staltet einen „Jour Jetzt“, um Interessierten den Verein vorzustellen<br />
und auch die Möglichkeit zu geben, selbst bei der Forschungswerkstatt<br />
aktiv zu werden. Gegründet wurde in{}fem 2007 mit dem Ziel, Wissenschafterinnen<br />
aus verschiedensten Bereichen zu vernetzen, gemeinsame<br />
Initiativen zu ermöglichen, Rahmenbedingungen für die Umsetzung<br />
von Projekten zu schaffen, eigene Publikationen zu fördern etc. be<br />
1.10., 18.30, Republik<strong>an</strong>ischer Club, 1010 Wien, Rockhgasse 1, www.forschungswerkstatt.org, Anmeldung bis 20.9.:<br />
markom@forschungswerkstatt.org<br />
online.publikation<br />
Geschlechtliche Em<strong>an</strong>zipation<br />
Die wissenschaftliche Online-Publikation „Liminalis – Zeitschrift für geschlechtliche<br />
Em<strong>an</strong>zipation“ hat ihre zweite Ausgabe (Thema:„Pathologisierung<br />
und Em<strong>an</strong>zipation“) veröffentlicht, die auf der Homepage heruntergeladen<br />
werden k<strong>an</strong>n. Liminalis ist ein Projekt des Wissenschaftlichen<br />
Beirates des Tr<strong>an</strong>sgender Netzwerkes Berlin TGNB und unterstützt<br />
die em<strong>an</strong>zipatorischen und widerständigen Ziele der Tr<strong>an</strong>sgender- und<br />
Intersex-Bewegungen und begleitet sie wissenschaftlich. be<br />
www.liminalis.de, www.tgnb.de<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 27
arbeitende schwestern<br />
dagongmei.<br />
Eine Arbeiterin<br />
erzählt<br />
Seit sich China zum „Fließb<strong>an</strong>d der Welt“ entwickelt, ziehen<br />
dort jedes Jahr Millionen von W<strong>an</strong>derarbeiterInnen vom<br />
L<strong>an</strong>d in die Industriestädte. Zu den Subjekten dieser neuen<br />
ArbeiterInnenklasse gehören die dagongmei, wörtlich:<br />
arbeitende Schwestern. Pun Ngai und Li W<strong>an</strong>wei haben<br />
ihre Geschichten aufgeschrieben. 1<br />
Fußnoten:<br />
1 Wir dokumentieren einen gekürzten<br />
Auszug aus der Geschichte von<br />
Qiuyue.<br />
2 10 Yu<strong>an</strong> entsprechen derzeit etwa<br />
1 Euro<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> september <strong>2008</strong><br />
Die jungen Frauen kommen als<br />
Teenager in die Städte, auf der<br />
Suche nach Unabhängigkeit<br />
und einem besseren Leben.<br />
Dort müssen sie sich behaupten<br />
– gegen Diskriminierung und Isolation,<br />
gegen das brutale Ausbeutungsregime<br />
der Fabriken und gegen den l<strong>an</strong>gen<br />
Arm der patriarchalen, familiären<br />
Kontrolle. Es ist ein schwieriger Kampf,<br />
den sie führen. Mit Mitte zw<strong>an</strong>zig kehren<br />
viele, von der Arbeit ausgelaugt,<br />
aufs L<strong>an</strong>d zurück.<br />
Qiuyue ist neunzehn Jahre alt und<br />
kommt aus einem Dorf im Kreis Pengxi,<br />
Provinz Sichu<strong>an</strong>. Gleich nach Abschluss<br />
der Unteren Mittelschule kam sie nach<br />
Shenzhen und wurde dagongmei.<br />
Aufgrund ihrer guten Leistungen<br />
hatte sie Ch<strong>an</strong>cen, auf die Schwerpunkt-Mittelschule<br />
zu kommen. Aber<br />
ihr Vater wies sie darauf hin, in welchen<br />
wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Familie<br />
steckte. Qiuyue blieb keine Wahl.<br />
Nach ihrem Abschluss der Unteren Mittelschule<br />
beendete sie die Schule. Die<br />
Ch<strong>an</strong>ce einer weitergehenden Schulbildung<br />
musste sie ihrem kleinen Bruder<br />
überlassen. Ihr großer Bruder war damals<br />
schon seit über einem Jahr fort<br />
zum Arbeiten. , viele gleichaltrige<br />
Mädchen waren ebenfalls losgezogen.<br />
Auch Qiuyue dachte darüber nach. Als<br />
d<strong>an</strong>n ihr Vater vorschlug, sie könnte arbeiten<br />
gehen, hatte sie keine Einwände.<br />
„Zu der Zeit zogen viele junge Frauen<br />
aus dem Dorf los, um zu arbeiten.<br />
Auf dem Dorf liefen sie in hässlichen<br />
Klamotten rum, aber wenn sie zurückkamen,<br />
trugen sie schöne Sachen. Sie<br />
hatten weißere Haut und waren hübscher<br />
geworden. Das hat mich fasziniert!<br />
Ich spürte, dass sich zu Hause wenig<br />
verändert und m<strong>an</strong> dort kaum was<br />
erlebt. Wir sahen auch im Fernsehen,<br />
welche Möglichkeiten der eigenen Entfaltung<br />
es da draußen gibt.“<br />
Im Jahr 2001 kam sie mit ihrer älteren<br />
Cousine nach Shenzhen. Damit beg<strong>an</strong>n<br />
ihr Leben als dagongmei.<br />
Erste bittere Erfahrungen. Im August 2001<br />
schulterte Qiuyue ihr Gepäck und fuhr<br />
mit ihrer Cousine und deren Ehem<strong>an</strong>n<br />
in den Süden. Bis heute k<strong>an</strong>n sich<br />
Qiuyue noch genau <strong>an</strong> die Erlebnisse<br />
dieser Reise erinnern:<br />
„Von zu Hause brauchten wir mit dem<br />
Bus einen g<strong>an</strong>zen Tag bis nach Chongqing.<br />
D<strong>an</strong>ach wollten wir mit dem Zug<br />
bis nach Gu<strong>an</strong>gzhou fahren. In Chongqing<br />
versuchten wir drei Tage l<strong>an</strong>g,<br />
Fahrkarten zu kaufen. Es war schwierig,<br />
weil viele Menschen nach Gu<strong>an</strong>gzhou<br />
wollten. Schließlich kauften wir uns nur<br />
Bahnsteigkarten. Nachdem wir in den<br />
Zug eingestiegen waren, steckten wir<br />
dem Schaffner Geld zu. Jede musste<br />
ihm neunzig Yu<strong>an</strong> geben, um einen<br />
Sitzplatz zu bekommen. (…)<br />
Ihre Cousine ging d<strong>an</strong>n nach Shekou in<br />
Shenzhen, wo sie Arbeit in einer Armb<strong>an</strong>duhrenfabrik<br />
f<strong>an</strong>d. Weil Qiuyue<br />
noch keine Arbeitserfahrung hatte, wurde<br />
sie nicht eingestellt.Vorübergehend<br />
musste sie im Wohnheimzimmer der<br />
Cousine wohnen. Die <strong>an</strong>deren Arbeiterinnen<br />
nahmen sie nicht gut auf.<br />
„Im Wohnheim wurden die Strom- und<br />
Wassergebühren auf alle umgelegt. Meine<br />
Anwesenheit bedeutete, dass sie alle<br />
etwas höhere Gebühren zahlen mussten.<br />
Deswegen mochten sie mich nicht. Hätte<br />
mich der Werkschutz erwischt, wäre eine<br />
Strafe von fünfzig Yu<strong>an</strong> fällig gewesen.<br />
Jeden Tag hatte ich Angst!“<br />
In einer Elektronikfabrik. In einem der Industriegebiete<br />
von Shenzhen stellte sie<br />
sich in einer Hongkonger Elektronikfabrik<br />
vor. Die Firma suchte gerade Leute<br />
ohne besondere Voraussetzungen.<br />
Qiuyue brauchte nur ein Formular auszufüllen<br />
und konnte d<strong>an</strong>n sofort mit<br />
der Arbeit beginnen. Der Lohn lag bei<br />
14,5 Yu<strong>an</strong> 2 am Tag, die tägliche Arbeitszeit<br />
betrug neun Stunden. Selber kündigen<br />
durften die Arbeiterinnen erst nach<br />
einem halben Jahr. Qiuyue nahm die
Stelle <strong>an</strong>, weil sie die Bedingungen einigermaßen<br />
erträglich f<strong>an</strong>d. Aber darin<br />
hatte sie sich getäuscht.<br />
Die Firma gehörte zu einer <strong>an</strong> der Hongkonger<br />
Börse notierten Unternehmensgruppe<br />
und hatte Fabriken sowohl in<br />
Donggu<strong>an</strong> als auch in Shenzhen. In<br />
Shenzhen arbeiteten über zweitausend<br />
Beschäftigte, die alle Arten elektronischer<br />
Produkte herstellten, darunter Telefonapparate,<br />
Radios und Videorekorder.<br />
Die Waren wurden alle <strong>an</strong> eine H<strong>an</strong>delskette<br />
in den USA verkauft. Qiuyue arbeitete<br />
als Montiererin am Fließb<strong>an</strong>d für<br />
Radios. Ihre Arbeit best<strong>an</strong>d hauptsächlich<br />
darin, <strong>an</strong> einer Maschine zwei Platinen<br />
zusammenzustecken.<br />
„Am Fließb<strong>an</strong>d musste ich in einem fort<br />
mit den Händen arbeiten. In einer Stunde<br />
sollte ich über zweihundert Teile<br />
schaffen. Oft arbeiteten wir ohne Pause<br />
von Arbeits<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g bis -ende durch. Am<br />
Schichtende stapelten sich die Geräte.<br />
Ich erinnere mich, dass wir damals zwei<br />
große Kisten voll kriegten. M<strong>an</strong>chmal<br />
war die Vorarbeiterin schlecht gelaunt.<br />
Wenn wir was falsch machten oder die<br />
Maschine kaputt ging, beschimpfte sie<br />
uns. Die Arbeitszeit war sehr l<strong>an</strong>g. Jeden<br />
Tag machten wir bis 22 oder 23 Uhr<br />
Überstunden. Der Monatslohn lag bei<br />
nur vier- bis fünfhundert Yu<strong>an</strong>. Mehrere<br />
Monate l<strong>an</strong>g ging das mit den Überstunden.<br />
Sogar am 1. Mai mussten wir<br />
arbeiten!“<br />
Qiuyue erklärt uns, warum sie nach<br />
über zwei Jahren Arbeit in Shenzhen<br />
kaum Geld hat. Normalerweise gibt sie<br />
nie leichtsinnig Geld aus, aber die Preise<br />
in Shenzhen sind hoch. Sie hat über das<br />
Jahr nur wenig Geld zurückgelegt und<br />
konnte der Familie nur einige hundert<br />
Yu<strong>an</strong> schicken. Als wir das Interview<br />
machen, zeigt uns Qiuyue einen Brief<br />
ihres Vaters. Er schreibt ihr, dass das Leben<br />
der Familie immer schwieriger wird<br />
und beschwert sich, dass seine Tochter<br />
nur so wenig Geld geschickt hat.<br />
„Er glaubt, die Löhne in Shenzhen seien<br />
besonders hoch und hier würde überall<br />
Geld herumliegen. Dass das Leben hier<br />
für mich auch nicht einfach sein könnte,<br />
kommt ihm gar nicht in den Sinn.“<br />
Seufzend beklagt Qiuyue, dass ihre El-<br />
tern die Schwierigkeiten, die mit der Arbeit<br />
hier draußen verbunden sind, nicht<br />
verstehen. Sie erzählt, dass einige Arbeiterinnen<br />
aufgrund der l<strong>an</strong>gen Überstunden<br />
in der Werkhalle ohnmächtig<br />
umfielen. Die Bedingungen im Wohnheim<br />
der Firma waren auch schlecht.<br />
Mehr als zw<strong>an</strong>zig Arbeiterinnen wurden<br />
in ein Zimmer gepfercht, ohne eigenen<br />
Waschraum. Die mehr als zweihundert<br />
Arbeiterinnen eines Stockwerks<br />
mussten sich ein Bad teilen. Die Flure<br />
waren voll mit Müll und Kakerlaken.<br />
Ständige Beurlaubungen. Nach Monaten, in<br />
denen viel zu tun war, gingen die Aufträge<br />
ab November 2001 zurück. Die Arbeiterinnen<br />
mussten abwechselnd pausieren.<br />
Drei Tage die Woche hatten sie<br />
Arbeit, vier Tage keine. Für die nicht gearbeitete<br />
Zeit gab es keinen Lohn, aber<br />
die Miete und die Gebühren für Wasser<br />
und Strom wurden weiter eingezogen.<br />
Die Arbeiterinnen traf das hart:<br />
„Der Lohn war äußerst niedrig. Der<br />
Grundlohn für eine einfache Arbeiterin<br />
lag bei nur 350 Yu<strong>an</strong>. Gruppenleiter bekamen<br />
etwas mehr. Ihr Grundlohn plus<br />
Zulagen betrug etwa 700 Yu<strong>an</strong>, ihre<br />
Stellvertreter bekamen 504 Yu<strong>an</strong>.“<br />
Später hörten die Arbeiterinnen das<br />
Gerücht, die Firma solle im Jahr 2002<br />
nach Donggu<strong>an</strong> umziehen. Alle bekamen<br />
Angst, aber niem<strong>an</strong>d forderte von<br />
der Geschäftsleitung eine Klarstellung.<br />
Schließlich steckten Meister und Gruppenleiter<br />
die Köpfe zusammen und diskutierten,<br />
welche Auswirkungen das Vorgehen<br />
der Geschäftsleitung auf sie haben<br />
könnte. Sie wollten die Situation<br />
nicht einfach hinnehmen. Am 13. November<br />
stoppte eine Montagelinie die Arbeit.<br />
Meister und Vorarbeiter forderten die Arbeiterinnen<br />
in dieser Abteilung, einige<br />
Hundert, auf, zusammen zur Arbeitsbehörde<br />
zu gehen und Beschwerde einzulegen.<br />
Sie sollten fordern, dass die<br />
Behörde interveniert und für die Bezahlung<br />
der Beurlaubungszeiten sorgt.<br />
Qiuyue war sofort Feuer und Flamme,<br />
als sie davon hörte. Wenn früher einige<br />
wenige Arbeiterinnen zur Arbeitsbehörde<br />
geg<strong>an</strong>gen waren, um sich zu beschweren,<br />
hatten sie nie etwas errei-<br />
chen können. Aber dieses Mal hatten<br />
die Arbeiterinnen ihre Kraft gebündelt.<br />
Das war eine gute Gelegenheit. Qiuyue<br />
k<strong>an</strong>nte sich ein bisschen mit dem Arbeitsgesetz<br />
aus und gab ihr Wissen <strong>an</strong><br />
<strong>an</strong>dere Arbeiterinnen weiter. Am Abend<br />
besuchte sie g<strong>an</strong>z aufgeregt ihre Vorarbeiterin<br />
im Wohnheim, um etwas über<br />
die Pläne für den Besuch bei der Arbeitsbehörde<br />
am nächsten Tag zu erfahren.<br />
Nachdem Qiuyue in ihr Wohnheim<br />
zurückgekehrt war, setzte sie einen<br />
Brief der Belegschaft <strong>an</strong> die Personalabteilung<br />
mit ihren wichtigsten<br />
Forderungen auf, unter <strong>an</strong>derem: Anhebung<br />
des Lohns auf den gesetzlichen<br />
Mindestlohn, Abschluss von Arbeitsverträgen,<br />
Fin<strong>an</strong>zierung der Lebenshaltungskosten<br />
während Beurlaubungen,<br />
Verbesserung der Bedingungen im<br />
Wohnheim, Senkung der Strom- und<br />
Wassergebühren. Für Qiuyue und die<br />
<strong>an</strong>deren waren das wichtige Punkte.<br />
„Ich hoffte, dass die Geschäftsleitung<br />
Jeden Tag machten wir bis 22 oder 23 Uhr Überstunden. Der Monatslohn lag bei<br />
nur vier- bis fünfhundert Yu<strong>an</strong>. Sogar am 1. Mai mussten wir arbeiten!“<br />
unsere Forderungen ernst nimmt.“<br />
Am nächsten Morgen um sechs Uhr<br />
früh mobilisierte Qiuyue die Arbeiterinnen,<br />
um zusammen zur Arbeitsbehörde<br />
zu gehen. Um bei der Geschäftsleitung<br />
keinen Verdacht zu erregen, versammelten<br />
sie sich zunächst in einem nahegelegenen<br />
Park. Qiuyue war <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt.<br />
Für sie war es die erste direkte Konfrontation<br />
mit der Geschäftsleitung. Mit<br />
lauter Stimme las sie den vor ihr versammelten<br />
Arbeiterinnen den Brief vor.<br />
Ohne zu zögern unterschrieben ihn alle.<br />
Qiuyue war begeistert, als sie sah, wie<br />
eifrig sie unterschrieben. Sie musste<br />
dar<strong>an</strong> zurückdenken, wie schwierig es<br />
im <strong>September</strong> gewesen war, die <strong>an</strong>deren<br />
Arbeiterinnen zur Unterschrift zu<br />
bewegen, als sie mit einer Kollegin einen<br />
Brief <strong>an</strong> die Geschäftsleitung aufgesetzt<br />
hatte, in dem sie die Verbesserung<br />
der Wohn- und Arbeitsbedingungen<br />
forderten. Damals war Qiuyue sehr<br />
enttäuscht. Sie erinnert sich:„Sie hatten<br />
Angst, rausgeschmissen zu werden.<br />
Deswegen trauten sie sich nicht zu unterschreiben.“<br />
Dieses Mal reagierten die Arbeiterinnen<br />
begeistert und Qiuyue fühlte sich ermutigt.<br />
[...] ❚<br />
schwestern arbeitende<br />
Vorabdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
des Verlags aus:<br />
Pun Ngai, Li W<strong>an</strong>wei: dagongmei. Arbeiterinnen<br />
aus Chinas Weltmarktfabriken<br />
erzählen.<br />
Verlag Assoziation A <strong>2008</strong>, 18,- Euro<br />
ISBN 978-3-935936-73-6.<br />
Das Buch erscheint am 10. <strong>September</strong>.<br />
Am 14. Oktober wird Pun Ngai,<br />
Herausgeberin und Aktivistin, in Wien<br />
unter dem Titel „Gendering the Dormitory<br />
Labor System“ über das Regime<br />
der Arbeitskraftverwertung in den<br />
Weltmarktfabriken referieren.<br />
Weitere Termine, Informationen und<br />
Materialien unter www.gongchao.org<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
F l o r e n c e H e n r i | S e l b s t p o r t rät | 1 9 2 8 , S t a at l i c h e M u s e e n z u B e r l i n , Ku n s t b i b l i o t h e k © G a l l e r i a M a r t i n i I & Ro n c h e t t i , G e n o a , I t a l y<br />
kultur <strong>an</strong>.riss<br />
ausstellung<br />
female trouble<br />
Die Schottin Lady Clementina Hawarden griff 1857 zum ersten Mal zur<br />
Kamera, um sich und ihre Töchter in immer wieder neuen Rollen und<br />
Maskeraden abzulichten. In der groß <strong>an</strong>gelegten Münchner Schau<br />
„Female Trouble – Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen“<br />
ist ihr Werk zum ersten Mal in Deutschl<strong>an</strong>d zu sehen.<br />
Kuratorin Inka Graeve Ingelm<strong>an</strong>n gel<strong>an</strong>g es, 150 Arbeiten von – vornehmlich<br />
weiblichen – KünstlerInnen für die Ausstellung zu versammeln,<br />
die <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Fotografie und Videokunst „einen pointierten<br />
Überblick zum W<strong>an</strong>del des Frauenbildes“ bieten will. Nicht weniger als<br />
die „biologischen, sozialen, kulturellen, politischen und medialen Einflüsse,<br />
die das Bild des Weiblichen wie des Männlichen bestimmen“ sollen<br />
in der Schau aufgezeigt und Fragen nach Identität und dessen Konstituierung<br />
be<strong>an</strong>tworten werden.<br />
Selbstverständlich sind die Parodien einer Cindy Sherm<strong>an</strong>, die amüs<strong>an</strong>ten<br />
Provokationen Pipilotti Rists oder die Valie EXPORTschen Gegen<strong>an</strong>griffe<br />
ebenso Teil dieser zeitgenössischen Weiblichkeitsuntersuchungen<br />
wie Selbstinszenierungen weniger bek<strong>an</strong>nter Feministinnen – etwa<br />
Florence Henri, W<strong>an</strong>da Wulz oder Marta Astfalck-Vietz. sr<br />
bis zum 28.10.,„Female Trouble – Die Kamera als Spiegel und Bühne weiblicher Inszenierungen“, Münchner Pinakothek der<br />
Moderne, Kunstareal München, 80333 München, Barer Str. 40, www.pinakothek.de/pinakothek-der-moderne/<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
plattform<br />
Café Mel<strong>an</strong>ge<br />
Ein mobiles und interkulturelles Café wird es im <strong>September</strong> und Oktober<br />
in Wien geben: Serviert werden aber nicht Mel<strong>an</strong>ge und Sachertorte,<br />
sondern neue, interess<strong>an</strong>te und diskursive Ansätze zum „cultural<br />
mix“ in Bild und Wort. An den St<strong>an</strong>dorten Wallensteinplatz und Urb<strong>an</strong><br />
Loritz Platz präsentieren kooperierende Institutionen ihre Aktivitäten<br />
und Projekte, geladene Gäste stellen sich zu öffentlichen Interviews und<br />
offene Werkstätten werden vor Ort von KünstlerInnen, Jugendorg<strong>an</strong>isationen<br />
und NGOs eingerichtet.<br />
Körper, Sprache und Lebensräume sind die drei <strong>an</strong>regenden Schwerpunktthemen<br />
dieses interkulturellen Dialogs und sollen durch „Tagesmenüs“<br />
aus der Mediathek leichter verdaubar werden. sr<br />
bis 06. 09., St<strong>an</strong>dort Wallensteinplatz, 1200 Wien<br />
2.09.-05.10., St<strong>an</strong>dort Urb<strong>an</strong>-Loritz-Platz, 1070 Wien, Infos zum Programm unter www.cafemel<strong>an</strong>ge.net<br />
call.for.submissons<br />
Red Dawns<br />
Im März 2009 wird zum 10. Mal das feministische und queere Festival<br />
„Red Daws“ stattfinden. Gesucht werden noch Arbeiten und Ideen von<br />
KünstlerInnen und AktivistInnen, die sich mit Fragen nach Sexualität,<br />
Geschlecht oder Identitätsüberschreitungen ausein<strong>an</strong>dersetzen. Präsentiert<br />
werden die Happenings, Ideen, Installationen usw. im autonomen<br />
Kulturzentrum Metelkova mesto in Ljublj<strong>an</strong>a und <strong>an</strong>deren slowenischen<br />
Städten. Der Name für das Festival ist durch die widerständige Heldin<br />
von Kurt Held’s „Die Rote Zora und ihre B<strong>an</strong>de“ inspiriert worden. sr<br />
Deadline für Bewerbungen ist der 1.10.! Kontakt: rdece.zore@gmail.com, www.kudmreza.org/rdece/ oder: Red Dawns, Kud<br />
Mreza, Masarykova 24, 1000 Ljublj<strong>an</strong>a, Slovenia<br />
theater<br />
Love me Gender<br />
Die ewigen Rollenzuschreibungen für Frauen sind immer noch bedrohlich<br />
beengend, als „M<strong>an</strong>agerinnen des Lebens“ sind Frauen nach wie vor<br />
überfordert und gnadenlos unterbezahlt. Sabine Herget, Monika Pallua,<br />
Claudia Seigm<strong>an</strong>n proben in „Love me Gender“ unter der Regie von<br />
Brigitta Waschnig den Aufst<strong>an</strong>d und rappen gegen Ungleichheit: Eine<br />
feministische „Theatersatyre“. miaK<br />
29.9.-18.10., LOVE ME GENDER – Sag mir wo die Frauen sind. Gastspiel von Theaternyx, Theater Drachengasse und Bar&Co.,<br />
1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/513 14 44, THEATER@DRACHENGASSE.AT, Kosten: 16,-/ 10,- Euro<br />
konzert<br />
Gustav kommt in die Stadt<br />
„Verlass die Stadt“ heißt das wunderbare aktuelle Album der Wiener<br />
Musikerin Eva J<strong>an</strong>tschitsch. Um die charm<strong>an</strong>te Darbietung live erleben<br />
zu können, solltet ihr nicht eure Städte verlassen, wenn demnächst<br />
Gustav & B<strong>an</strong>d auf ihrer Herbsttour darin halt machen werden. sr<br />
Vom 20.-27.9., Stationen: Ballhaus in Klagenfurt, Brut in Wien, Schlachthof in Wels und Treibhaus in Innsbruck.
M artina Spitzer, Doina Weber, Foto Bettina Frenzel<br />
theater<br />
Mädchenzimmer mit Soldaten<br />
Ein Kinderzimmer mit Puppenhaus, eine Wohnküche (Videoprojektion),<br />
Frauen, Männer, Mädchen, Puppen.<br />
Es ist 2. Weltkrieg. Der Vater kämpft <strong>an</strong> der Front, die Mutter empfängt<br />
ihren einbeinigen Liebhaber, die Schwestern H<strong>an</strong>ne und Elfi entwerfen<br />
im Kinderzimmer eine <strong>an</strong>dere Welt: Sie spielen sechs verletzte<br />
Soldaten im Lazarett. Der Liebhaber der Mutter, der eigene Vater und<br />
auch die Mutter nehmen ihre Plätze im f<strong>an</strong>tasierten Raum ein, bis das<br />
Spiel kippt.<br />
„Mädchenzimmer mit Soldaten“, das erste Theaterstück der<br />
deutschen Autorin Anna Pein, war 2007 zum Heidelberger Stückemarkt<br />
nominiert. Katrin Schurich bringt es nun in Wien auf die Bühne.<br />
Beeindruckt von der g<strong>an</strong>z eigenen Welt, die im Stück erschaffen wird,<br />
meint Schurich:„Mich fasziniert, wie der Text die Ambivalenz von<br />
Sexualität mit dem Motiv des Krieges verbindet. Die beiden Mädchen<br />
spiegeln in ihrem Lazarett-Kosmos ihre Ohnmacht und erspielen sich<br />
Positionen der Macht, der Rache, die in ihrem unmittelbaren Erleben<br />
nicht erreichbar sind. Es scheint, dass der Text hier eine Utopie formuliert,<br />
in dem Sinne, dass das Spiel – das Kinderspiel der Mädchen als<br />
Aneignung der Welt – die Möglichkeit eröffnet, abgespaltene, vernichtende<br />
Schrecken in einer ertragbaren Form zu erkennen und zu<br />
integrieren.“<br />
In den Rollen der Schwestern sind Martina Spitzer und Doina Weber<br />
zu sehen, in der Rolle der Mutter Sonja Romei, das Puppenspiel<br />
übernimmt Karin Bayerle. Über die Puppen werden H<strong>an</strong>ne und Elfi mit<br />
ihren Verletzungen konfrontiert, sie sind aber auch Vehikel ihres Humors<br />
und Anarchismus. Sich erinnern ist in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zentral: Für Schurich funktionieren die Puppen als Katalysatoren der<br />
Erinnerung. Aber auch vonseiten der Autorin sieht sie das Thema Erinnern<br />
auf verschiedenen Ebenen durchdekliniert:„Auf der sprachlichen<br />
Ebene, im Puppenspiel und im Medium des Films. Der Film zeigt die<br />
Erinnerungen der Mädchen <strong>an</strong> die Mutter in einem Moment, in dem<br />
diese ihre Sexualität lustvoll und positiv erlebt.“ be<br />
17.-27.9. und 1.-4.10. (Mi-Sa), 20.30, KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at,<br />
Karten: 16,-/13,-/1,- Euro<br />
Eva St einheimer<br />
Fernschau<br />
<strong>an</strong>.riss kultur<br />
Ob Sommer oder Winter, früh oder spät, der Fernseher übt auf Lenni eine<br />
große Anziehungskraft aus. Und macht uns immer wieder klar, wie<br />
sehr sich die Ansprüche, wie wir als Eltern sein wollten, ständig relativieren.<br />
Ich hätte jedenfalls früher nicht gedacht, dass ich Lenni <strong>an</strong> einem<br />
frühen Wochenendmorgen nicht nur ohne schlechtes Gewissen,<br />
sondern geradezu froh Kasperl & Co <strong>an</strong>schauen lasse. Hauptsache ich<br />
k<strong>an</strong>n noch etwas dösen – was gleichzeitig den Vorteil hat, dass ich den<br />
Petzi-Schwachsinn nicht hellwach ertragen muss. Denn das, was so alles<br />
als Kinderprogramm über den Bildschirm flimmert, ist leider allzu<br />
oft ewig-gestrig bis reaktionär und vor allem sexistisch ohne Ende.<br />
Wie habe ich zum Beispiel selbst als Kind die Barbapapas geliebt und in<br />
der Erinnerung jahrzehntel<strong>an</strong>g verklärt, nur um jetzt beim Wiedersehen<br />
festzustellen, dass sie g<strong>an</strong>z unerträglich sind! Und zwar so sehr,<br />
dass ich die DVD mehr oder weniger dezent verschwinden ließ. Aber<br />
wundern muss ich mich auch über aktuelle Produktionen. Und da meine<br />
ich gar nicht die neunzig Prozent hirntötenden Schrott, sondern die<br />
zehn Prozent, die auf den ersten Blick g<strong>an</strong>z gut ausschauen. Wie kürzlich<br />
eine Kurzgeschichte über Familie Schwein (zuerst englisch, d<strong>an</strong>n<br />
deutsch, also eigentlich recht nett): zu Beginn muss Mama Schwein am<br />
PC arbeiten, Papa kocht derweilen Lunch. Oh wie schön! D<strong>an</strong>n kommen<br />
die Schweinekinder ins Arbeitszimmer und wollen und dürfen bei Mama<br />
auf dem Schoß sitzen. Hab ich selber ausprobiert – unmöglich!<br />
D<strong>an</strong>n stürzt der PC ab: Mama holt Papa. Er „repariert“ den Computer,<br />
sie kocht die Suppe fertig. Hiiiiilfe!!!<br />
Und d<strong>an</strong>n gibt es noch die Sendungen, bei denen ich mich sehr gespalten<br />
fühle. Ein moment<strong>an</strong>es Highlight von Lenni ist „Angelina Ballerina“<br />
– ja, fast so schlimm wie es klingt. Trotzdem f<strong>an</strong>d ich es irgendwie<br />
niedlich, als Lenni letztens eine Ballerina-Pirouette drehte und rief:<br />
„Schau, wie die Angelina Ballerina!“. Aber was soll ich machen,<br />
schließlich bin ich mit den Barbapapas aufgewachsen – Spätfolgen<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
september <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31<br />
Fo t o : Eva S t e i n h e i m e r
feminismus <strong>an</strong>tirassismus<br />
Brüchige Alli<strong>an</strong>zen<br />
Das Duell Clinton-Obama hat es wieder offenbart: Das schwierige Verhältnis von Feminismus und Antirassismus.<br />
Eine Chronik <strong>an</strong>lässlich 160 Jahre Frauenbewegung in den USA. Von Alex<strong>an</strong>dra Siebenhofer<br />
1 „Schwarz” und „weiß” werden, wo sie<br />
sich auf Hautfarben beziehen, groß<br />
geschrieben, um zu markieren, dass<br />
es sich dabei um sozial konstruierte<br />
Zuschreibungen h<strong>an</strong>delt.<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
Gerade weil es ihnen um dasselbe<br />
geht, waren sich die Schwarze<br />
1 Befreiungsbewegung und<br />
Frauenrechtsaktivistinnen in<br />
den USA bisweilen keine treuen<br />
Gefährtinnen. Dabei hätte es durchaus<br />
auch <strong>an</strong>ders kommen können.<br />
Vom 19. bis 20. Juli 1848 f<strong>an</strong>d in<br />
Seneca Falls im Bundestaat New York die<br />
erste „Women‘s Rights Convention“<br />
statt. Sämtliche Org<strong>an</strong>isatorinnen<br />
stammten aus der Antisklaverei-Bewegung,<br />
wo sie sich die zur Gründung einer<br />
Bewegung notwendigen Kenntnisse<br />
<strong>an</strong>geeignet hatten. Entschlossen, die innerhalb<br />
dieser Bewegung erfahrene sexistische<br />
Diskriminierung nicht länger<br />
hinzunehmen, hatten sie neben Kontrahenten<br />
dort auch ihre wichtigsten Verbündeten.<br />
Am zweiten Tag der Versammlung<br />
stellte die 33-jährige Elizabeth<br />
Cady St<strong>an</strong>ton ihre „Declaration of<br />
Sentiments“ vor – ein Plädoyer für die<br />
Gleichstellung von Frauen und Männern,<br />
formuliert nach der „Declaration of<br />
Independence“. Damit beg<strong>an</strong>n die erste<br />
US-amerik<strong>an</strong>ische Frauenbewegung, die<br />
im Laufe der Zeit vor allem mit einer Forderung<br />
ins Bewusstsein der Öffentlichkeit<br />
rückte:Wahlrecht für Frauen.<br />
Dreißig Jahre später schien dieses<br />
Ziel ferner denn je, lag die Alli<strong>an</strong>z zwischen<br />
Antirassist_innen und Frauenrechtlerinnen<br />
in Brüchen<br />
„White Supremacy”. Durch den 1870 ratifizierten<br />
15. Zusatzartikel zur Verfassung<br />
waren zwar alle Schwarzen Männer ermächtigt<br />
worden zu wählen, nicht aber<br />
Frauen, weder Schwarze noch Weiße.<br />
Schuld dar<strong>an</strong> war die nach dem Bürgerkrieg<br />
veränderte politische Ausg<strong>an</strong>gslage.<br />
Oberste Priorität war es, der befreiten<br />
Schwarzen Bevölkerung zivile und<br />
politische Rechte zu sichern, um sie gegen<br />
die rassistische Willkür des Südens<br />
G loria Steinem, Malcolm X, Fotos: Archiv<br />
zu wappnen. Die progressive, als Plattform<br />
gegen Sklaverei gegründete Republik<strong>an</strong>ische<br />
Partei befürchtete aber, dass<br />
ein universales Frauenwahlrecht vor allem<br />
im Süden die rassistische Demokratische<br />
Partei stärken könnte und entschied<br />
sich daher gegen die Forderung<br />
eines allgemeinen Wahlrechts.<br />
In ihrer Einschätzung der prophylaktischen<br />
Wirkung des Wahlrechts für<br />
Schwarze Männer waren die Republik<strong>an</strong>er<br />
dennoch zu optimistisch. Bald nach<br />
der Verabschiedung des 15. Zusatzartikels<br />
beg<strong>an</strong>n die Phase der „Jim Crow”-<br />
Gesetze – der Segregation und rassistischen<br />
Diskriminierung der Schwarzen<br />
Bevölkerung. Ihre grausigsten Ausmaße<br />
nahm diese Zeit in rassistisch motivierten<br />
Lynchmorden <strong>an</strong>, denen alleine von<br />
1882 bis 1951 mindestens 4730 Menschen<br />
zum Opfer fielen.<br />
Angesichts ihrer Niederlage beim<br />
Versuch, das Frauenwahlrecht in den 15.
Zusatzartikel zu integrieren, suchten<br />
St<strong>an</strong>ton und <strong>an</strong>dere prominente Feministinnen<br />
Zuflucht bei rassistischen Argumenten<br />
oder der rassistischen Demokratischen<br />
Partei. Auch wenn diese<br />
Phase nur kurz dauerte und auch wenn<br />
derartige Auswüchse nie von der Mehrheit<br />
der Feministinnen getragen wurden,<br />
markierte diese Alli<strong>an</strong>z doch die Erste<br />
einer Reihe von Hinwendungen zur<br />
Politik der „White Supremacy”, die wiederholt<br />
Schwarze Feministinnen vor<br />
den Kopf stieß.<br />
Als 1920 schließlich das allgemeine<br />
Frauenwahlrecht durchgesetzt wurde<br />
gingen dem erneut Alli<strong>an</strong>zen mit<br />
Weißen, oft rassistischen Südstaatlerinnen<br />
voraus. In den meisten Fällen ging<br />
das bewusst zu Lasten Schwarzer Aktivistinnen,<br />
denen die Einführung des nationalen<br />
Frauenwahlrechts im Übrigen<br />
wenig brachte: Noch bis 1965 sollten in<br />
vielen Bundesstaaten Schwarze mittels<br />
abstruser Zulassungstests oder <strong>an</strong>tiquierter<br />
Gesetzesklauseln <strong>an</strong> der Ausübung<br />
ihrer politischen Rechte gehindert<br />
werden.<br />
Picking up the Pieces. Es war ein wegweisendes<br />
Statement, mit dem im April<br />
1977 die Bostoner „Combahee River<br />
Collective“ – ben<strong>an</strong>nt nach der einzigen<br />
Schlacht des Bürgerkrieges, die von einer<br />
(afroamerik<strong>an</strong>ischen) Frau <strong>an</strong>geführt<br />
wurde – <strong>an</strong> die Öffentlichkeit trat:<br />
Es ginge darum,„eine integrative<br />
Analyse und Praxis zu entwickeln“, war<br />
dort zu lesen,„die der Tatsache Rechnung<br />
trägt, dass die bedeutendsten Unterdrückungssysteme<br />
inein<strong>an</strong>der übergreifen“.<br />
Unter <strong>an</strong>derem, so das Statement,<br />
sei es die Pflicht Weißer Feministinnen,<br />
sich mit ihren rassistischen<br />
Ressentiments ausein<strong>an</strong>derzusetzen.<br />
Die Geschichte der Combahee River<br />
Collective zeigt deutlich, welche Vielzahl<br />
<strong>an</strong> Feminismen sich im Rahmen<br />
der zweiten Frauenbewegung in den<br />
USA formierte. Als Abspaltung der<br />
„National Black Feminist Org<strong>an</strong>ization“<br />
dist<strong>an</strong>zierte sich die Combahee River<br />
Collective von den für sie zu pragmatisch<br />
agierenden liberalen Feministin-<br />
nen – selbst wenn diese speziell <strong>an</strong>getreten<br />
waren, um die Position afroamerik<strong>an</strong>ischer<br />
Frauen zu vertreten. Sie<br />
dist<strong>an</strong>zierte sich von der Schwarzen<br />
Bürgerrechtsbewegung, die feministischer<br />
Kritik oft mit dem Vorwurf des<br />
Verrates <strong>an</strong> der Bewegung begegnete<br />
und sie dist<strong>an</strong>zierte sich von der mehrheitlich<br />
Weißen radikalen Frauenbewegung,<br />
die das Primat sexistischer Unterdrückung<br />
vor allen <strong>an</strong>deren Formen von<br />
Diskriminierung postulierte.<br />
Mit dem Konzept der „Identitätspolitik“<br />
forderten die Mitglieder der Combahee<br />
River Collective eine differenzierte<br />
Sichtweise auf Diskriminierungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
ein, die ihre Alltagserfahrungen<br />
als Frauen, Afroamerik<strong>an</strong>erinnen,<br />
Angehörigen einer <strong>an</strong>deren<br />
ethnischen Minderheit, Arbeiterinnen,<br />
Lesben oder Körperbehinderte widerspiegelte.<br />
Auch wenn sich Identitätspolitik<br />
gegen die Idee einer „universalen” weiblichen<br />
Erfahrung w<strong>an</strong>dte, gab es im Zuge<br />
der zweiten Frauenbewegung durchaus<br />
Alli<strong>an</strong>zen zwischen Weißen und<br />
Schwarzen Frauen. Allerdings: diese waren<br />
oft fragil und brüchig, wie der Fall<br />
von Shirley Chisholm zeigt, die 1972 als<br />
erste afroamerik<strong>an</strong>ische Frau bei den<br />
US-Vorwahlen k<strong>an</strong>didierte. Mit dem Anspruch<br />
<strong>an</strong>getreten, zwei Minderheiten<br />
in einer Person zu vereinen, war ihr Vorhaben<br />
zum Scheitern verurteilt, als ihr<br />
sowohl afroamerik<strong>an</strong>ische Interessensverterter_innen<br />
die Unterstützung versagten<br />
als auch prominente Feministinnen<br />
wie Bella Abzug und Gloria Steinem,<br />
die sich für einen ihrer Meinung<br />
nach aussichtsreicheren K<strong>an</strong>didaten<br />
entschieden hatten.<br />
Enger zusammen rückten<br />
Schwarze und Weiße Feministinnen<br />
d<strong>an</strong>n im Zuge der Reag<strong>an</strong>-Legislatur,<br />
als es im harschen politischen Klima<br />
unabdingbar wurde, Koalitionen zu bilden.<br />
In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g beg<strong>an</strong>nen<br />
Weiße Feministinnen in den<br />
1980er Jahren auch, sich intensiver mit<br />
den eigenen Rassismen zu beschäftigen<br />
und die Ausein<strong>an</strong>dersetzung mit<br />
internen Differenzen wurde zu einer<br />
strategisch wichtigen Ressource im<br />
Kampf gegen Unterdrückungssysteme.<br />
Letztendlich veränderte sich auch der<br />
Blick auf Identitätspolitik. Identität war<br />
keine feststehende Einheit mehr und<br />
der Protest gegen Zuschreibungen von<br />
Außen rückte in den Mittelpunkt. Widerständige<br />
Praxis war in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
nicht mehr das Einfordern<br />
partikularer Identitäten, sondern<br />
das bewusste Spiel mit unterschiedlichen<br />
Identitätskonzepten.<br />
How to become a universal figure. Auch die<br />
diesjährigen US-Vorwahlen spiegeln<br />
diesen Trend. Während der Praxis, rassistische<br />
und sexistische Diskriminierung<br />
gegenein<strong>an</strong>der aufzuwiegen, nur eine<br />
untergeordnete Rolle zukam, war es<br />
vielmehr die Fähigkeit zum flexiblen<br />
und spielerischen Umg<strong>an</strong>g mit Identitäten,<br />
die entscheidend für den Ausg<strong>an</strong>g<br />
der Vorwahlen war. Ein Ergebnis<br />
jenes Dilemmas, das Jo<strong>an</strong> Scott vom<br />
Institute for Adv<strong>an</strong>ced Studies in der<br />
New York Times so zusammenfasst:<br />
Angesichts ihrer Niederlage beim Versuch, das Frauenwahlrecht in den 15. Zusatzartikel<br />
zu integrieren, suchten St<strong>an</strong>ton und <strong>an</strong>dere prominente Feministinnen<br />
Zuflucht bei rassistischen Argumenten oder der rassistischen Demokratischen Partei.<br />
„The question is, how do you become a<br />
universal figure when you represent<br />
movements that have claimed the right<br />
of equality for you in your difference?“<br />
Während Barack Obamas Versuch zu<br />
universalisieren als „tatkräftig” interpretiert<br />
wurde, wirkten Hillary Clintons<br />
Bemühungen „verdächtig“, so Nora Bredes<br />
vom Sus<strong>an</strong> B. Anthony Center for Women’s<br />
Leadership. Das mag zum einen<br />
damit zu tun haben, dass Clinton eine<br />
Menge Altlasten in ihr Rennen um die<br />
K<strong>an</strong>didatur mitbrachte. Ausschlaggebend<br />
für Bredes waren aber vielmehr<br />
normative Erwartungshaltungen, mit<br />
denen Frauen konfrontiert sind. Es ist<br />
Sus<strong>an</strong> B. Anthony, die engste Freundin<br />
und Mitstreiterin Elizabeth Cady<br />
St<strong>an</strong>tons, die sie in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
zitiert. Echte Veränderung gäbe es<br />
nur, wenn sich auch etwas <strong>an</strong> tradierten<br />
Haltungen ändern würde, meinte diese<br />
bereits Ende des vorletzten Jahrhunderts.<br />
Sie wusste aber auch damals<br />
schon:„The habits of the ages die hard." ❚<br />
<strong>an</strong>tirassismus feminismus<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
meina schell<strong>an</strong>der<br />
Kärntner Kunststücke<br />
Sperriges Kunstwerk Kärnten: Widerständige Geister bevölkern die Kunstausstellung K08 „Em<strong>an</strong>zipation und<br />
Konfrontation. Kunst aus Kärnten 1945 bis heute“. Meina Schell<strong>an</strong>der zeigt ihre wehrhafte „Eta“ und baut<br />
den „Raum Omega“ mit verführerisch blauem Ei auf. Von Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
Es ist schwer, im dunklen Klagenfurt<br />
neben dem Stadttheater<br />
einen Parkplatz zu finden.<br />
Das Unwetter ist vorbei, doch<br />
es fallen noch einzelne dicke<br />
Tropfen vom Himmel. Unter dem beleuchteten,<br />
von Säulen getragenen Vordach<br />
des Künstlerhauses stehen dicht<br />
gedrängt schöne Kärntnerinnen und<br />
eleg<strong>an</strong>te Kärntner. K08 ist mit seinen<br />
acht St<strong>an</strong>dorten die größte Ausstellung<br />
Kärntner Kunst seit 1945. KünstlerInnen,<br />
die alle möglichen Grenzen durchlässig<br />
machen können und medienübergreifend<br />
arbeiten, wurden in den Schauplatz<br />
Künstlerhaus eingeladen, um ihre<br />
Installationen einzubringen. Drinnen<br />
geht es rund: Aufgeregt läuft Meina<br />
Schell<strong>an</strong>der hin und her, die wenigen<br />
Stiegen im Ausstellungsraum auf und<br />
ab.„Da darf ich mich aber wohl aufregen!“,<br />
ruft die „Versp<strong>an</strong>nungs-Künstlerin“<br />
und beschwert sich mit großen Gesten.<br />
Die Künstlerin Bella B<strong>an</strong> versucht sie<br />
zu beruhigen, die Runde der Krastaler<br />
Bildhauer schaut hilflos. Zur Eröffnung<br />
der Ausstellung wurden draußen im<br />
Garten Holzbänke und Holztische aufgebaut,<br />
damit das Kärntner Publikum<br />
sein Gläschen Sekt im Sitzen schlürfen<br />
k<strong>an</strong>n. Doch als plötzlich ein Platzregen<br />
niedergeht, verlegt m<strong>an</strong> in Zeltfest-M<strong>an</strong>ier<br />
die Sitzgelegenheiten nach innen in<br />
den Ausstellungsraum. Eine Entwürdigung<br />
des Kunstraumes, befindet Meina,<br />
deren Bilder und Skulpturen genau im<br />
Ausg<strong>an</strong>gsbereich zum Garten stehen.<br />
Tagel<strong>an</strong>g hat sie geschuftet, um die<br />
Fotos: Magdalena Blaszczuk<br />
Raum-Figur „Eta“ aus Aluminium, Acrylglas<br />
und Nylon aus der Reihe<br />
„Figur/Raum“ aufzustellen. Ein Teil der<br />
Figur, ein fünf Meter l<strong>an</strong>ger Zaunbogen,<br />
besteht aus 3.000 beweglichen Teilen<br />
und ist mit metallischen Stacheln nach<br />
außen versehen. Wehrhafte Kunst, die<br />
sich gegen die festselige Vereinnahmung<br />
nicht behaupten k<strong>an</strong>n. Die Künstlerin<br />
unterbricht die Entschuldigung<br />
des Eröffnungsredners mit Zwischenrufen.<br />
Später ist der schöne hohe Saal mit<br />
dem Holzboden wieder frei, vor Meinas<br />
großen Himmelsbildern mit den gestrichelten,<br />
straffierten Zeichnungen, den<br />
„inneren Frequenzen“, spielt eine Jazzb<strong>an</strong>d.<br />
Diese tumultartige Szene spiegelte<br />
die Ambivalenz der Ausstellung „Em<strong>an</strong>
zipation und Konfrontation. Kunst aus<br />
Kärnten 1945 bis heute“ wider. Kuratorin<br />
Silvie Aigner gel<strong>an</strong>g es, in diesem Ausmaß<br />
bisher nie vorh<strong>an</strong>dene Geldmittel<br />
des L<strong>an</strong>des Kärnten für die zeitgenössische<br />
Kunst zu requirieren und diffamierte,<br />
zum Teil politisch verfolgte<br />
KünstlerInnen g<strong>an</strong>z selbstverständlich,<br />
und ohne viel Aufhebens davon zu machen,<br />
einzubeziehen. Cornelius Kolig,<br />
Bella B<strong>an</strong> oder der verstorbene Viktor<br />
Rogy hatten bisher von offizieller Seite<br />
her wenig zu erwarten, doch nun hielt<br />
L<strong>an</strong>deshauptherr und Kulturreferent<br />
Jörg Haider die Eröffnungsrede. Das<br />
künstliche Händchen, das Kolig schuf,<br />
um Haider nicht die H<strong>an</strong>d geben zu<br />
müssen, kam nicht zur Anwendung. Ein<br />
B<strong>an</strong>d des umf<strong>an</strong>greichen Kataloges ist<br />
auf slowenisch, italienisch und englisch<br />
im Springer Verlag erschienen. Wie<br />
Silvie Aigner und ihrem Team dieses<br />
Wunder <strong>an</strong> Integration gelungen ist,<br />
bleibt ein Rätsel, doch eigentlich leben<br />
ja alle Beteiligten seit Jahrzehnten in<br />
Kärnten vereint mitein<strong>an</strong>der und die<br />
Atmosphäre scheint widerständige<br />
Geister zu erzeugen.<br />
Verführerisches L<strong>an</strong>d-Ei. Ein weiteres Kärntner<br />
Wunder wird das Liaunig Museum<br />
in Neuhaus bei Lavamünd nahe der<br />
Grenze zu Slowenien bei Bleiburg sein.<br />
Eine der größten privaten Kunstsammlungen<br />
Österreichs wird hier in einer eigenwilligen<br />
Architektur gezeigt. Das<br />
Museum liegt quer wie eine Röhre in<br />
der L<strong>an</strong>dschaft. Meina Schell<strong>an</strong>der baute<br />
in dem neugeschaffen Ort ihre Installation<br />
„Raum Omega. Ruhe s<strong>an</strong>ft –<br />
du blaues L<strong>an</strong>d“ auf. Ein riesiges, leuchtend<br />
blaues Ei aus Polyesterguss liegt in<br />
einer schwarzen Gummiwiege und<br />
wird geschaukelt. „In den Raumwinkel<br />
ragen vier in der Rückw<strong>an</strong>d eingehängte<br />
Raummesser, aus der Rückw<strong>an</strong>d<br />
quellen beschwörend schwarze Nylonschwänze“,<br />
beschreibt Schell<strong>an</strong>der. Dahinter<br />
hängen blau eingefärbte Österreicher<br />
und Kärntner Fahnen von der<br />
Decke bis zum Boden. Ein drei Meter hoher,<br />
einem Golf<strong>schläge</strong>r ähnlicher Aluminiumstab<br />
ist <strong>an</strong> der Rückw<strong>an</strong>d ver-<br />
<strong>an</strong>kert und schiebt einen Ball ein.<br />
„Raum Omega charakterisiert einen politischen<br />
Tatbest<strong>an</strong>d und bezieht offensiv<br />
Stellung; eine sperrige und wehrhafte<br />
Haltung wird darin vermittelt.“ Meina<br />
Schell<strong>an</strong>der geht mit Humor <strong>an</strong> die<br />
Kombination von Kunst und Politik her<strong>an</strong>:„Das<br />
ironisierte Ambiente wirft Fragen<br />
auf:Was hat das blaue Ei wohl <strong>an</strong>wachsen<br />
lassen? War es das schaum<strong>schläge</strong>rische<br />
Rundumspiel um eine hohe<br />
Trefferquote bei denen, die am Ball<br />
waren?“, schreibt sie. „Ein strahlend<br />
schönes blaues Ei, ein L<strong>an</strong>d, dem m<strong>an</strong><br />
leicht verfällt, wiegt sich in einer ge-<br />
sp<strong>an</strong>nten Sänfte. Daraus folgt ein mögliches<br />
Schlussbild: Das Reißen der Sänfte<br />
ist vorstellbar, das L<strong>an</strong>d-Ei rollt und<br />
stürzt ab.“ Die Galerie Holzer in Villach<br />
hatte bereits 1999 das blaue Ei unter ihre<br />
Fittiche genommen und ausgestellt.<br />
„Brigitte Holzer fürchtete sich damals<br />
so wenig wie ich“, meint Schell<strong>an</strong>der<br />
heute zufrieden dazu. Doch nach der<br />
Präsentation in Villach wurde ein Ankauf<br />
einer <strong>an</strong>deren Installation, der Figur<br />
Eta, durch die damalige Kärntner<br />
L<strong>an</strong>desgalerie von Seiten des L<strong>an</strong>des<br />
Kärnten abgelehnt. Nun hat Herbert<br />
Liaunig den Raum Omega für sein quer<br />
liegendes Museum gekauft und die stachelbewehrte<br />
Figur Eta steht, aus Wien<br />
nach Kärnten heimgekehrt, im Künstlerhaus.<br />
Bei Eta sind linksseitig in eine<br />
zwei Meter hohe Aluminiumw<strong>an</strong>d achtzig<br />
Worte negativen Inhalts von „abblockend“<br />
bis „zerstörend“ graviert,<br />
rechtsseitig achtzig positive „Mittelworte<br />
der Gegenwart“ von „<strong>an</strong>nähernd“ bis<br />
„zuwendend“.<br />
Die wilde Figur Zeta zum Thema<br />
„Krieg: innen und außen“ (1999 bis<br />
2003) würde auch gut nach Kärnten<br />
passen. Vielleicht auf die Universität<br />
Klagenfurt?<br />
Gelber Erinnerungs-Faden. „Das Nähen hat<br />
sich in den Sommermonaten, als ich<br />
auf der Akademie war, weiter entwickelt.<br />
Das hat mich geprägt. Erstens<br />
von der harten, nervös besetzten Arbeit<br />
her, für die m<strong>an</strong> sehr wenig Geld bekam,<br />
und zweitens durch diese Fäden,<br />
die überall waren, wo du hingeschaut<br />
hast, im g<strong>an</strong>zen Haus. Vielleicht<br />
stammt daher dieser lineare Duktus in<br />
mir“, erzählt Meina Schell<strong>an</strong>der. Die<br />
Künstlerin hängt in Ludm<strong>an</strong>nsdorf fest,<br />
wo sie ihre Installation, die ein Jahr<br />
l<strong>an</strong>g den Maria Saaler Dom umsp<strong>an</strong>nte<br />
und vernähte, am Dach des alten Häuschens<br />
ihrer verstorbenen Mutter, der<br />
Schneiderin Maria Schell<strong>an</strong>der, befestigt.<br />
Ein Gemeindebediensteter wurde<br />
ihr vom Bürgermeister aus abgestellt.<br />
Eine l<strong>an</strong>ge Leiter lehnt am Dach. Das<br />
Feld hat sie gemäht, im Acker Ver<strong>an</strong>kerungen<br />
befestigt. „Es hat was von L<strong>an</strong>d-<br />
„Raum Omega charakterisiert einen politischen Tatbest<strong>an</strong>d und bezieht offensiv<br />
Stellung; eine sperrige und wehrhafte Haltung wird darin vermittelt.“<br />
gewinnung“, meint sie. Eine Gedichtzeile<br />
von Gustav J<strong>an</strong>us „Z rumeno nitjo<br />
sem zasil(a) konca nastajocega dneva/Mit<br />
gelbem Faden habe ich vernäht<br />
die Enden des werdenden Tages“ inspirierte<br />
die Künstlerin den riesigen Felsendom<br />
mit einem 900 Meter l<strong>an</strong>gen<br />
gelben Seil zu verknüpfen. Eine fünf<br />
Meter hohe Nadel aus Holz und die im<br />
Boden ver<strong>an</strong>kerten Holzbuchstaben<br />
des Wortes „HomMmage“ waren vernetzt<br />
und verwebt mit dem sakralen<br />
Gebäude.<br />
Meina Schell<strong>an</strong>der hat sich nie als<br />
Malerin oder Bildhauerin bezeichnet,<br />
sondern immer als „Bauerin“. Obwohl<br />
viele ihrer Werke, wie die Vorplatzgestaltung<br />
„Flucht in die Dist<strong>an</strong>z“ der HTL<br />
Ferlach, der Film „Wir in die Zeit verb<strong>an</strong>nt<br />
und in den Raum gestoßen …“ zu<br />
Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n, die sie als Leitfigur<br />
des Dichtens und des Feminismus der<br />
Nachkriegsjahrzehnte bezeichnet, oder<br />
die <strong>an</strong> Simone Weil erinnernde temporäre<br />
Rauminstallation „Konnexion 2.<br />
Schwerkraft und Gnade“ in der Wiener<br />
Jesuitenkirche (bis November) <strong>an</strong> die<br />
Kunst des Feminismus erinnern, sagt<br />
sie im Gespräch:„Diese Kategorien von<br />
Frauen oder Männern in der Kunst hat<br />
es bei mir nie gegeben. Ich habe einen<br />
seriellen konzeptuellen Ansatz. Ich bin<br />
eher eine ziemliche Einzelgängerin, die<br />
von ihren Ideen bestimmt und besetzt<br />
ist.“ „Kmalu, ko bom zunaj, bom spet<br />
tukaj“, endet das Gedicht von J<strong>an</strong>us.<br />
„Werde bald auswärts sein, werde da<br />
wieder hier sein.“ ❚<br />
<<br />
<<br />
schell<strong>an</strong>der meina<br />
Kataloge und Kunstbeispiele von<br />
Meina Schell<strong>an</strong>der im Lokal<br />
„Deew<strong>an</strong>“ ihrer Tochter Natalie<br />
Deew<strong>an</strong> in Wien.<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35
queer.feministische tage<br />
St<strong>an</strong>ding up in a c<strong>an</strong>oe<br />
Und zu den Festen …<br />
Mitte <strong>September</strong> finden in Wien die „Queer-Feministischen Tage“ statt. Jenny Unger freut sich darauf.<br />
www.queerfemtagesind.org<br />
1 www.queerfemtagesind.org<br />
2 www.queerfemta.de<br />
3 www.queerfemta-marburg.de<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
Wieder ein Festival. Ein feministisches.<br />
Nach „Lust am Verrat“<br />
und der „Ladyzzz' Mile“ heuer<br />
jetzt also auch noch ein Herbstfest.<br />
Oder ein Spätsommerfest.<br />
Ladyfest gibt’s ja keines in diesem Jahr.<br />
Dafür aber dieses hier: die Queer-Feministischen<br />
Tage. 10.-14. <strong>September</strong>. In<br />
Wien. Wo genau? Überall. An den üblichen<br />
verdächtigen Orten. Wahrscheinlich<br />
mit den üblichen verdächtigen Leuten.<br />
Wahrscheinlich passt der Begriff<br />
Festival gar nicht, denn im Untertitel<br />
nennt es sich Projekt. Subversives Projekt.<br />
„Subversives Selbstermächtigungsprojekt,<br />
das 2003 entst<strong>an</strong>den ist und<br />
sich als Plattform für den Austausch<br />
queerer, feministischer und <strong>an</strong>tirassistischer<br />
Positionen aus Praxis und Theorie<br />
versteht.“ 1 Workshop, Vorträge, Marches<br />
und Partys. Ja das Übliche eben.<br />
Aber ich bin so froh, dass es kommt. Leben<br />
in der Stadt. Wildsein in der Stadt.<br />
Feministisches Abenteuer.<br />
Auf einem Haufen. Ich werde zu keiner<br />
Diskussion gehen. Die sind meistens<br />
tagsüber und da arbeite ich. Ein March<br />
wird sich auch nicht ausgehen. Da ist<br />
bestimmt irgendetwas <strong>an</strong>deres. Ein Geburtstag<br />
zum Beispiel. Oder schiaches<br />
Wetter. Zu den Konzerten werde ich<br />
aber gehen. Und zu den Festen. Ich bin<br />
eine Partygängerin. Ich oute mich hier.<br />
Und frage mich, ob es viele solche wie<br />
mich gibt. Solche, die wie ich genau diese<br />
Feste mögen: die üblichen verdächti
gen Leute, die so schön feministisch<br />
sind. Und jetzt d<strong>an</strong>n auch noch subversiv<br />
und <strong>an</strong>tirassistisch und neben dem<br />
feministisch auch noch queer. Diese aktionistischen<br />
Personen, die sich politisch,<br />
künstlerisch, aktivistisch, basisdemokratisch<br />
und org<strong>an</strong>isatorisch<br />
betätigen. Die mag ich. Und ich mag<br />
die Ver<strong>an</strong>staltungen, die diese Leute zusammenbringen.<br />
Auf einen Haufen.<br />
Denn in diesem Haufen fühl’ ich mich<br />
so wohl. Und muss nicht mehr viel<br />
diskutieren. K<strong>an</strong>n einfach splitten und<br />
veg<strong>an</strong> sein. K<strong>an</strong>n meine Haare überall<br />
wachsen lassen. Ohne erklären zu müssen,<br />
warum sie da wachsen. Brauch mir<br />
nicht dumme Sprüche <strong>an</strong>hören. Sondern<br />
k<strong>an</strong>n so schön entsp<strong>an</strong>nt einfach<br />
über nix reden. Weil das Wichtige ohnehin<br />
im Raum steht. Meistens jedenfalls,<br />
wenn schon nicht immer.„ ... der<br />
geschaffene Ort frei sein soll von Homophobie,<br />
Tr<strong>an</strong>sphobie, Sexismus, Rassismus,<br />
Antisemitismus, Diskriminierung,<br />
Ignor<strong>an</strong>z, Respektlosigkeit, Macht, (sexueller)<br />
Belästigung, Größenwahn, …“ 2<br />
Den theoretischen Tellerr<strong>an</strong>d überblicken.<br />
Was queer ist und was feministisch ist,<br />
muss ich <strong>an</strong> den Abenden nicht mehr<br />
diskutieren. In eurer Vorbereitung habt<br />
ihr das Queer-Feministische sicher zur<br />
Genüge untersucht. Ist es Vieles und für<br />
Viele unterschiedlich und d<strong>an</strong>n doch<br />
wieder gleich? Für Marburg, wo ihr<br />
2006 wart, bedeutete das Queer-Feministische<br />
das: „Queer-feministisch bedeutet<br />
für uns also … die Pole ‚Frau –<br />
M<strong>an</strong>n‘,‚homosexuell – heterosexuell‘,<br />
‚schwarz – weiß‘ etc. kritisch zu hinterfragen<br />
und den Versuch zu unternehmen,<br />
damit verbundene Diskriminierungen<br />
aufzulösen. Gleichzeitig wollen wir<br />
vermeiden, dass die real existierende Benachteiligung<br />
von Frauen und Homo-/<br />
Bi-/ Tr<strong>an</strong>ssexuellen u. a. aus dem Blickfeld<br />
gerät.“ 3<br />
Und was bedeutet das Queer-Femi-<br />
Schwarze Frauen Community, Bild: Petja Dimitrova<br />
nistische in Wien? Was war es in Ham-<br />
burg, Freiburg und Berlin? Finden wir es<br />
im <strong>September</strong> raus? Wie funktioniert<br />
das Queer-Feministische? Praktisch,<br />
mein’ ich? Geben die Queer-Feministischen<br />
Tage in Wien „vielfältigen Ausein<strong>an</strong>dersetzungen<br />
um queere und feministische<br />
H<strong>an</strong>dlungspraktiken einen<br />
Raum?“ 2<br />
Werden sie, wie es das Ziel in Berlin<br />
war, auf „gerade die h<strong>an</strong>dlungspraktische<br />
Dimension der Diskussion über<br />
queer und Feminismus fokussieren,<br />
mithin einen theoretischen Tellerr<strong>an</strong>d<br />
überblicken?“ 2 Wird es also praktisch<br />
werden?<br />
Den Heimweg leuchten. Queer-Feministische<br />
Tage kommt schnell und auch<br />
gleich im nächsten Jahr wieder. Zeigt<br />
Filme. Schaut Filme. Und macht welche.<br />
Macht Kunst. Und Gegenkunst. Perform<strong>an</strong>ces.<br />
Und verqueert euch. Lest. Ich<br />
hör’ zu. Diskutiert. Vielleicht diskutiere<br />
ich doch mit. Bastelt. H<strong>an</strong>dwerkt.<br />
Marcht. Seid verkettet und interveniert.<br />
Macht Ausstellungen. Enteignet hetero-<br />
Zeigt Filme. Schaut Filme. Und macht welche. Macht<br />
Kunst. Und Gegenkunst. Perform<strong>an</strong>ces. Und verqueert<br />
euch. Lest. Diskutiert. H<strong>an</strong>dwerkt. Marcht. Seid<br />
verkettet und interveniert. Macht Ausstellungen.<br />
Enteignet heteronormative Privilegien. Zerlegt die<br />
alten Sprachen und findet neue. Spielt Theater.<br />
Unsichtbar und sichtbar. Seid aktionistisch.<br />
normative Privilegien. Zerlegt die alten<br />
Sprachen und findet neue. Spielt Theater.<br />
Unsichtbar und sichtbar. Seid aktionistisch.<br />
Volxküche, Spaß, Austausch und<br />
Vernetzung sind das meine. Ich bin froh,<br />
Queer-Feministische Tage, dass ihr mir<br />
das bietet. Ich muss nichts tun und k<strong>an</strong>n<br />
dabei sein. Macht alles, was euch sonst<br />
noch einfällt. Ich bin mir sicher, ich k<strong>an</strong>n<br />
euch applaudieren und schau euch gerne<br />
zu. Ich bin nur zu müde, selbst etwas<br />
zu tun. Einen Schlafplatz k<strong>an</strong>n ich <strong>an</strong>bieten.<br />
Für die Queerfeministische Besucherin<br />
in Wien. Hilft das?<br />
Liebe Queer-Feministische Tage.<br />
Ich bin euch schon d<strong>an</strong>kbar für die<br />
Straßenfeste, die mir den Sommer versüßt<br />
haben. Für Camp Baptism im marea<br />
alta. Für euren bestialischen Stadtschmuck,<br />
der mir abends den Heimweg<br />
leuchtet. Und ich weiß genau, dass da<br />
noch Gutes kommen wird. ❚<br />
<strong>an</strong>drea p<strong>an</strong>zer<br />
pärchennest<br />
I am not only a lousy writer, I am also a fabulous musici<strong>an</strong>. And<br />
when one has a b<strong>an</strong>d that goes well, one tries to support other<br />
musici<strong>an</strong>s by taking them on tour as support act or whatever. I<br />
know this smartass cool chick. She is not only a hot babe with <strong>an</strong><br />
attitude, but she c<strong>an</strong> also write. Like, really write. That is why she<br />
tells you the story this time. Proudly presenting my support act:<br />
gestern bin ich in ein lesbennest gefahren, wer hätte das gedacht.<br />
m<strong>an</strong> glaubt es kaum, aber ich mache gerade pärchenurlaub.<br />
„pärchen“. ich bin ein pärchen. natürlich trägt meine freundin<br />
ihres dazu bei, trotzdem geht's jetzt grad um mich. das ist in<br />
meiner ged<strong>an</strong>kenwelt übrigens meistens so, auch wenn ich sie<br />
grad zu papier bringe und ob des fehlenden protests – wer<br />
außer mir soll denn auch – vermutlich auch gut so. vermutlich.<br />
ich muss mir meine fingernägel feilen, seh ich grad. ein nachteil<br />
beim denken, vermut(l)ich, ist ja auch, dass m<strong>an</strong> sich so<br />
schnell ablenken lässt. also bei mir ist das so. möglicherweise,<br />
weil es gelegentlich erstaunlich viel zu bedenken gibt, oder einer<br />
schnell fad wird mit sich selbst allein im eigenen kopf (zumal<br />
das bei mir zusätzlich gar eine sehr skurrile umgebung<br />
ist.) da ist so eine pärchenidentität schon auch eine bereicherung!<br />
bei zunehmender fadesse k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zur abwechslung in<br />
eine <strong>an</strong>dere, sp<strong>an</strong>nendere welt eintauchen, ohne sich allzusehr<br />
von sich selbst zu entfernen und voller vorfreude auf kommendes<br />
in erinnerungen schwelgen, oder so was. oder was auch<br />
immer. ach herrje, was bin ich grad schmalzig, das trieft ja fast<br />
schon. das ist das pärchen. so.<br />
und ich schweife ab, ich wollte doch ... ja, lesbennest. also. mit<br />
meinem geeichten und durchs erschreckend l<strong>an</strong>ge single-dasein<br />
sensiblen gaydar, hab ich sie hier ja gleich erk<strong>an</strong>nt, die vielen<br />
lesben auf dieser kleinen kroatischen insel.<br />
da fühl ich mich doch gleich wohler beim rumlesben, richtig<br />
aufgehoben, das ist schön, wer hätte das gedacht, ein lesbennest<br />
also! und wer hat sich das noch nicht gedacht. vor einem<br />
urlaub nämlich. wer hat den gayfaktor noch nicht in seine<br />
überlegungen miteinbezogen, in wie weit m<strong>an</strong> selbst im urlaub<br />
dazu bereit ist, sich zu verstecken, oder sich zumindest zu<br />
erkundigen, wo die nächste gaybar ist.<br />
ich wär vermutlich nirgends dazu bereit gewesen, immerhin<br />
ist das mein erster pärchenurlaub; ich will hier nicht kämpfen,<br />
sondern mein mädchen küssen und schnorcheln gehen. meine<br />
arena ist der alltag und da schlag ich mich <strong>an</strong>strengender weise<br />
eh gut. und, lucky me, hier ist es herrlich, ich k<strong>an</strong>n nach lust<br />
und laune rumlesben, keine bösen blicke, nachstellungen, <strong>an</strong>passungszwänge<br />
oder unpassende zwischenrufe. ich hab<br />
tatsächlich urlaub. das ist gut, dovidenia.<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
Sisters: Gender Riots<br />
Yo Majesty: Futuristically Speaking …<br />
Never Be Afraid<br />
Scream Club:<br />
www.myspace.com/screamclub<br />
Katastrophe:<br />
www.myspace.com/katastropherap<br />
Athens Boy Choir:<br />
www.myspace.com/athensboyschoir<br />
Team Gina:<br />
www.myspace.com/teamgina<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
We got the Flow<br />
Sonja Eism<strong>an</strong>n und Ute Hölzl geben Anspieltipps für eine Reise durch basslastige Beats,<br />
queer-feministischen Rap und HipHop.<br />
Der Anlass, zu dem sich vor acht<br />
Jahren die Sisters Keepers <strong>an</strong>alog<br />
zu den Brothers Keepers gründeten,<br />
war ein denkbar trauriger: Im<br />
Juni 2000 war der aus Mosambik<br />
stammende Alberto Adri<strong>an</strong>o in einem<br />
Dessauer Park von Rechtsextremen zu<br />
Tode geprügelt worden. Als Statement<br />
gegen Rassismus und Xenophobie aus<br />
afrodeutscher Perspektive veröffentlichten<br />
die Brothers Keepers im Winter<br />
2001 das Album „Lightkultur“, auf dem<br />
auch zwei Stücke der Sisters Keepers<br />
enthalten waren. Knapp acht Jahre später<br />
ist der weibliche Teil des Kollektivs,<br />
unter dem prägn<strong>an</strong>t verkürzten B<strong>an</strong>dnamen<br />
Sisters neu zusammengesetzt,<br />
mit einem ersten kompletten Album<br />
zurück. Der Titel Gender Riots macht<br />
deutlich, dass dem kritischen Blick auf<br />
Fremdenhass noch die Sicht auf die<br />
spezifisch weibliche Form der Unterdrückung<br />
hinzugefügt wurde, um so die<br />
leidige „triple oppression“ aus „race,<br />
class, gender“ kontern zu können. Die<br />
Texte der sieben Musikerinnen, die von<br />
vier Gast-Stars unterstützt werden,<br />
sprechen auf englisch und deutsch von<br />
Solidarität unter Frauen („Ich bin mein<br />
sister’s keeper“), rufen zur Kollektivierung<br />
auf („Unite“) und erinnern <strong>an</strong> die<br />
Lebensrealitäten der weniger Begünstigten<br />
(z. B. <strong>an</strong> „Uschi“, die ihre „Muschi“<br />
verkaufen muss). Musikalisch bewegt<br />
sich die von Matthias Arfm<strong>an</strong>n<br />
produzierte Platte zwischen gängigen<br />
Neu-St<strong>an</strong>dards aus Pop, Reggae, HipHop<br />
und Soul und präsentiert dabei Unk<strong>an</strong>tiges,<br />
das es vielleicht auch in die Hitparaden<br />
schaffen könnte.<br />
Mehr Ecken und K<strong>an</strong>ten haben die<br />
beiden furchtlosen Ladies des aus Tampa,<br />
Florida stammenden HipHop-Duos<br />
Yo Majesty und sind dabei nichts weniger<br />
als eine Sensation. Denn w<strong>an</strong>n hat<br />
es das schon einmal gegeben, dass zwei<br />
schwarze Butch-Lesben unverblümt<br />
über „Kryptonite Pussy“ und <strong>an</strong>geberische<br />
Männer rappen? Noch dazu über<br />
undogmatisch-eklektische Sounds zwischen<br />
Punkrock und Booty Bass, die so<br />
aggressiv zum T<strong>an</strong>zen auffordern, dass<br />
sich der Einladung gar<strong>an</strong>tiert niem<strong>an</strong>d<br />
verweigern k<strong>an</strong>n? Eben. Yo Majestys Futuristically<br />
Speaking … Never Be Afraid<br />
ist jetzt schon eine der Platten des Jahres<br />
– auf keinen Fall verpassen.<br />
HipHop hat in den USA im Unterschied<br />
zu hier schon längst mit Pop<br />
gleichgezogen – Rap dominiert den Mainstream,<br />
die HipHop-Kultur ist in der<br />
US-amerik<strong>an</strong>ischen Populärkulturproduktion<br />
längst kein Minderheiten- oder<br />
gar Außenseiterthema mehr, sondern in<br />
der Mitte der Gesellschaft <strong>an</strong>gekommen.<br />
So verwundert es nicht, dass immer<br />
mehr queer-politische Künstler_Innen<br />
und B<strong>an</strong>ds im Riot-Grrrl-Stil auch<br />
HipHop für sich einnehmen.<br />
Für das Subgenre des Lo-Fi-HipHop<br />
stehen Scream Club, die auch schon<br />
Mal Österreich besucht haben. Cindy<br />
Wonderful und Sarah Adorable kombinieren<br />
Electrosounds mit durchaus <strong>an</strong>rüchigen<br />
und sexuell expliziten queeren<br />
Texten. Nach einer Kollaboration mit Peaches<br />
gibt es demnächst einen neuen<br />
Scream Club-Song, diesmal mit Beth<br />
Ditto of The Gossip-Fame. Scream Club<br />
haben, g<strong>an</strong>z in der Tradition ihrer Hei-<br />
matstadt Olympia/Washington, wo ja<br />
auch K-Records und Kill Rock Stars beheimatet<br />
sind, ein eigenes Label, Crunks<br />
not Death, gegründet, um weitere<br />
queere Künstler_Innen zu featuren und<br />
zu förden:„We w<strong>an</strong>t to make you d<strong>an</strong>ce<br />
<strong>an</strong>d make you think“.<br />
Einer der Künstler auf Crunks Not<br />
Death ist Katastrophe aus S<strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>cisco,<br />
der derzeit gerade seine dritte CD<br />
fertig stellt und sich als Tr<strong>an</strong>sm<strong>an</strong>n seinen<br />
Platz in der HipHop-Welt hart erkämpfen<br />
musste. Die Beats sind eher<br />
Grime-lastig, die Texte politisch explizit.<br />
Genauso wie die Lyrics vom Athens<br />
Boy Choir, der entgegen seines B<strong>an</strong>dnamens<br />
nur aus Katz besteht, ebenso<br />
wie Katastrophe FTM. Da hören die<br />
Parallelen aber auch schon wieder auf.<br />
Während Katastrophes Musik eher<br />
einen düsteren Grundton hat, ist Athens<br />
Boy Choir beschwingt und ironisch,<br />
wie zum Beispiel beim wunderbaren<br />
„Fagette“ (inklusive noch wunderbarerem<br />
Video): Eine p<strong>an</strong>sexuelle Hymne<br />
„for the girls, the boys, the others“, die<br />
uns neu buchstabieren lehrt: „GLB-<br />
TQILMNOP, apples <strong>an</strong>d or<strong>an</strong>ges, they're<br />
all fruits to me!“ Athens Boy Choir hat<br />
soeben die CD Bar Mitzvah Superhits<br />
of the 80s 90s <strong>an</strong>d Today herausgebracht.<br />
Ein weiterer Anspieltipp sind Team<br />
Gina, mit dem „Butch/Femme Song“<br />
oder gleich der Film „Pick up the mic –<br />
The Evolution of Homohop“, in dem<br />
zwölf queere Artists über ihre Welt, ihre<br />
Musik und – wie k<strong>an</strong>n es <strong>an</strong>ders sein –<br />
auch über ihre Probleme mit homophobem<br />
HipHop erzählen. ❚
Nachprüfung in drei Gegenständen<br />
Rassistisch und sexistisch? Zwei Kultur- und Sozial<strong>an</strong>thropologinnen haben aktuelle<br />
österreichische Schulbücher <strong>an</strong>alysiert. Von Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Christa Markom und Heidi<br />
Weinhäupl haben sich die jeweils<br />
drei auflagenstärksten<br />
Geographie-, Geschichte- und<br />
Biologiebücher des Jahres 2005<br />
für die 5.-8. Schulstufe – also für 10- bis<br />
14-jährige SchülerInnen – vorgenommen,<br />
um sie auf Rassismen, Exotismen,<br />
Sexismen und Antisemitismus hin zu<br />
überprüfen.<br />
Die gute Nachricht lautet: Neuere<br />
Schulbücher vermeiden teilweise Klischees<br />
und Stereotype, die noch vor wenigen<br />
Jahren üblich waren. Die weniger<br />
gute Nachricht: Diskriminierung wird<br />
wenig oder nicht ben<strong>an</strong>nt, kritisches<br />
Hinterfragen oder ernsthaftes Analysieren<br />
wird von den meisten Büchern weder<br />
geleistet noch <strong>an</strong>geregt.<br />
Ausführlich widmen sich Markom<br />
und Weinhäupl der Darstellung des<br />
„Orient“, des „Islam“ und der „Dritten<br />
Welt“ in den Geographie- und Geschichtsbüchern,<br />
inklusive der Darstellung<br />
der „Rolle der Frau“ in diesen Kontexten.<br />
Sie konstatieren dabei – neben<br />
einigen positiven Ausnahmen – noch<br />
immer viel M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Objektivität zugunsten<br />
eines eurozentristischen Weltbildes,<br />
<strong>an</strong> dessen Oberfläche kaum gekratzt<br />
wird. Viel zu häufig werden Frauen<br />
in der „Dritten Welt“ generalisierend<br />
und simplifizierend als „Opfer der eigenen<br />
Kulturtraditionen“ dargestellt. Befreiungsbewegungen<br />
gegen den Kolonialismus<br />
finden auch in den fort-<br />
schrittlicheren der Bücher wenig oder<br />
keinen Platz. Hingegen war in zumindest<br />
einem der Geschichtsbücher noch<br />
ein Sprachgebrauch zu finden, in dem<br />
es g<strong>an</strong>z ohne Gänsefüßchen und vollständig<br />
unreflektiert vor Bezeichnungen<br />
wie „Pygmäen“,„Indi<strong>an</strong>er“,<br />
„Buschmänner“,„Eskimos“ und auch<br />
„Zigeuner“ nur so wimmelte.<br />
Gründlich gehen die Autorinnen<br />
dem Umg<strong>an</strong>g mit Antisemitismus<br />
nach: vom christlichen Antijudaismus<br />
über den biologistisch-rassistischen<br />
Antisemitismus im Geschichtsunterricht<br />
bis zum linken und islamistischen<br />
Antizionismus bei der Darstellung<br />
des Nahostkonflikts in Geographie.<br />
Sie bemerken unter <strong>an</strong>derem,<br />
dass Pogrome und Vertreibungen in<br />
der älteren Österreichischen Geschichte<br />
g<strong>an</strong>z einfach ausgelassen sind. Auch<br />
wird die <strong>an</strong>tisemitische Politik Maria<br />
Theresias verschwiegen und stattdessen<br />
das Toler<strong>an</strong>zpatent von Josef II.<br />
ausgebreitet.<br />
Wie schön: Homosexualität wird<br />
nicht mehr ausgeblendet. Bei ihrer<br />
Thematisierung bemühen sich die<br />
SchulbuchschreiberInnen sogar um einen<br />
nicht-pathologisierenden Tonfall.<br />
In der gleichen konfliktscheuen M<strong>an</strong>ier<br />
wie bei der Beh<strong>an</strong>dlung <strong>an</strong>derer Themenfelder<br />
auch, werden allerdings weder<br />
die historische Unterdrückung<br />
noch aktuelle Diskriminierungen von<br />
Lesben und Schwulen erwähnt. Und<br />
auf der Ebene der Illustrationen werden<br />
die freundlichen Worte zudem<br />
mitunter durch tendenziöse Bilder<br />
konterkariert. Geschlechtergerechte<br />
Ausgewogenheit, die der noch weit<br />
verbreiteten Ausblendung von Lesben<br />
beim Thema Homosexualität entgegenwirken<br />
könnten, lassen sowohl die<br />
Text- als auch die Bilder-Ebene vermissen:<br />
So findet sich das Lesbische in der<br />
Analyse sämtlicher Biologiebücher unter<br />
der bezeichnenden Überschrift<br />
„G<strong>an</strong>z im Abseits“, gemeinsam mit der<br />
(Nicht-)Erwähnung von Tr<strong>an</strong>sgender<br />
und Intersexualität wieder. G<strong>an</strong>z allgemein<br />
verwendet leider keines von<br />
sämtlichen untersuchten Büchern<br />
konsequent geschlechtergerechte<br />
Sprache. Die Hinterfragung von Geschlechterrollen<br />
bleibt im Ansatz<br />
stecken.<br />
Im abschließenden Methodenkapitel<br />
legen die Autorinnen ihre Arbeitsweise<br />
dar und liefern LehrerInnen und<br />
interessierten Eltern damit eine H<strong>an</strong>dreichung<br />
zum Selbst<strong>an</strong>alysieren der verwendeten<br />
Schulbücher. Darüber hinaus<br />
finden sich in allen Kapiteln praktische<br />
und tatsächlich sehr praktikable Anregungen<br />
für den Unterricht, um unkritische<br />
oder fragwürdige Schulbuchinhalte<br />
durch Informationen <strong>an</strong>zureichern, in<br />
Forschungsaufgaben oder Diskussionen<br />
zu überzuführen und somit den SchülerInnen<br />
mehr zu bieten als das, was im<br />
Buch steht. ❚<br />
Christa Markom, Heidi Weinhäupl:<br />
Die Anderen im Schulbuch.<br />
Rassismen, Exotismen, Sexismen<br />
und Antisemitismus in österreichischen<br />
Schulbüchern.<br />
Sociologica B<strong>an</strong>d II, herausgegeben<br />
von Hilde Weiss und Christoph<br />
Reinprecht. Braumüller Verlag 2007,<br />
24,90 Euro<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
Beschränktes<br />
Subjekt<br />
Aufschlussreiches zur Differenz<br />
von okzidentalen<br />
und orientalen Geschlechter-<br />
und Subjektvorstellungen<br />
versprach dieses<br />
Buch. Denn gerade der Begriff<br />
des „Subjekts“ (und<br />
all seinen bedeutungsschw<strong>an</strong>geren Konnotationen)<br />
ist ja eine abendländische (Aus)Geburt.<br />
Doch ein Gutteil der Studie beschäftigt sich mit<br />
der Entwicklung des „Werkzeugs“ „für die diskurstheoretische<br />
Analyse von Interviewtexten“, womit<br />
die Autorin „einen Beitrag zur Diskussion der<br />
Diskurs<strong>an</strong>alyse als eigenständiger Methode der<br />
qualitativen Sozialforschung leisten möchte“. Die<br />
Publikation ist also in erster Linie eine soziologieimm<strong>an</strong>ente<br />
Diskussion zwischen Sozialkonstruktivismus<br />
und Diskurs<strong>an</strong>alyse, um beide erkenntnistheoretischen<br />
Labels zusammen zu bringen.<br />
Hierzu wird ein eloquenter kultursoziologischer,<br />
gendertheoretischer, postkolonialistischer<br />
und … und … Parcours geliefert, der auch gegen eigene<br />
Wissenslücken hilfreich sein k<strong>an</strong>n. Das Spezielle<br />
<strong>an</strong> der Lektüre ist der selbstkritische Nachvollzug<br />
des Entstehungsprozesses der Studie selber,<br />
also dass die Autorin ihre eigenen Vor<strong>an</strong>nahmen<br />
durch den G<strong>an</strong>g der diskurs<strong>an</strong>alytischen<br />
AutorInnen hindurch modifiziert.<br />
Anh<strong>an</strong>d von Interviews mit Jugendlichen<br />
verschiedener Herkünfte zur Frage, ob es einem/einer<br />
schon mal passiert sei, jem<strong>an</strong>den als<br />
Frau/M<strong>an</strong>n zu identifizieren, um d<strong>an</strong>n festzustellen,<br />
dass m<strong>an</strong> sich geirrt habe, werden die<br />
unterschiedlichen diskursiven Regeln als M<strong>an</strong>n<br />
bzw. Frau in westlichen und in muslimischen<br />
Vor- und Darstellungen zu gelten, erforscht. Und<br />
hier bei den Schlussfolgerungen wird es für ein<br />
Erkenntnisinteresse <strong>an</strong> der Themenstellung<br />
selbst sp<strong>an</strong>nend. Ein paar Sequenzen daraus: in<br />
der abendländischen „Zivilisationsgeschichte“<br />
ist Sexualität (seit Augustinus und mit Foucault)<br />
immer in der Nähe des Übels verortet,<br />
während im muslimischen Kontext diese den<br />
Vorgeschmack auf das Paradies darbietet. Von<br />
daher geht es dem westlichen Subjekt hier um<br />
den „Willen zu Wissen“, darum, das eigene Begehren<br />
zu <strong>an</strong>alysieren, während es im muslimischen<br />
Rahmen um den „Gebrauch der Lüste“, also<br />
um das „Praxissubjekt“ geht und nicht darum,<br />
seine Regungen zu erforschen. Hier Interesse<br />
am Begehren, dort Interesse am Vollzug – von<br />
daher auch die strikte Geschlechtersegregationsordnung.<br />
In b e i d e n Diskursen jedoch sind<br />
Frau und M<strong>an</strong>n in einer asymmetrischen Struktur<br />
aufein<strong>an</strong>der bezogen: diese Regelung bedeutet<br />
für Frau keine Spiegelbildlichkeit, sondern die<br />
Nachr<strong>an</strong>gigkeit des „Terms Frau“ ist in beiden<br />
„Kulturen“ ähnlich. Mit dem Unterschied, dass es<br />
im muslimischen Diskurs um die Komplementarität<br />
der Geschlechter geht und im Westen um<br />
eine kontradiktorische Struktur. Die weiteren interess<strong>an</strong>ten<br />
Einsichten mögen die LeserInnen<br />
selber haben. Auch diese, dass die aktuell präferierten<br />
Referenzen auf den Diskurs als Rahmenregelung<br />
von allem und jeder/m, wie Foucault<br />
und Butler es einschreiben, selbst totalisierend<br />
sind. Z.B. wird eben nicht jedes Subjekt durch das<br />
Verbot des Begehrens konstituiert; dies ist eine<br />
westliche Genealogie. Und es gibt die Macht<br />
d e s Diskurses ebenso wenig wie die eine Vernunft.<br />
Es ginge darum zu erkennen, dass es heute<br />
keinen Diskurs im Singular gibt, keine Diskursgrenzen<br />
in einer globalen Welt.<br />
Birge Krondorfer<br />
Ursula Mihciyazg<strong>an</strong>: Der Irrtum im Geschlecht. Eine Studie zu Subjektpositionen<br />
im westlichen und im muslimischen Diskurs<br />
Tr<strong>an</strong>script <strong>2008</strong>, 29,80 Euro<br />
Jüdische<br />
Faschistin<br />
Im faschistischen Italien<br />
f<strong>an</strong>d sie höchstens noch<br />
als Mussolinis Biografin<br />
Erwähnung: Die Frau, die<br />
zehn Jahre die Geliebte<br />
des Duce war und seinen<br />
Aufstieg in entscheidender<br />
Weise begleitet und gefördert hat. Denn<br />
Margherita Sarfatti war Jüdin. Als Mäzenin der<br />
kriegsbegeisterten Futuristen um Filippo Tommaso<br />
Marinetti war sie gleichzeitig eine glühende<br />
Anhängerin faschistischer Ideologie. Allerdings<br />
gehörten Juden und Jüdinnen für sie ebenfalls<br />
zur „Herrenrasse“. Die Nazis sahen das bek<strong>an</strong>ntlich<br />
<strong>an</strong>ders und Sarfatti musste in die USA<br />
emigrieren.<br />
Mari<strong>an</strong>ne Brentzel und Uta Ruscher haben<br />
eine beeindruckende Biografie über eine Frau<br />
geschrieben, die sich auch einmal als Feministin<br />
engagiert hatte, bevor sie das Mutterideal des<br />
Faschismus übernahm. „Ich habe mich geirrt.<br />
Was soll’s“ ist ein packendes und aufschlussreiches<br />
Buch, das allenfalls dafür kritisiert werden<br />
muss, das titelgebende, lapidare Zitat Sarfattis<br />
allzu sehr zu beherzigen. Die Frage nach ihrer<br />
Schuld wird von den Autorinnen nur äußerst zögerlich<br />
gestellt und mitunter scheint es so, als<br />
könne sie allein ihr Jüdischsein entlasten.<br />
Lea Susemichel<br />
Mari<strong>an</strong>ne Brentzel/Uta Ruscher: Margherita Sarfatti. „Ich habe mich<br />
geirrt. Was soll’s.“ Jüdin. Mäzenin. Faschistin.<br />
Atrium <strong>2008</strong>, 22,90 Euro<br />
Literaturrevolution<br />
in Venezuela<br />
Teresa de la Parra wurde<br />
1889 als Tochter eines venezol<strong>an</strong>ischen<br />
Konsuls in<br />
Paris geboren. Mit zwei<br />
Jahren zog die Familie<br />
zurück nach Venezuela,<br />
nach dem Tod des Vaters<br />
ging die Mutter mit der<br />
Tochter wieder nach Europa, nach Sp<strong>an</strong>ien, wo<br />
Teresa ein katholisches Internat besuchte. Nach<br />
ihrem Schulabschluss kehrte Teresa de la Parra<br />
1909 zurück nach Venezuela und widmete sich<br />
der Literatur. Bis hierher sind die autobiografischen<br />
Züge ihres Rom<strong>an</strong>debüts „Tagebuch einer<br />
jungen Dame, die sich l<strong>an</strong>gweilt“ stark erkennbar.<br />
Das Buch erschien 1924 und thematisierte<br />
erstmals die Rolle der Frau in Lateinamerika, erzählte<br />
die „Geschichte einer Umerziehung“, so
Maike Albath im Nachwort der Neuauflage:„Die<br />
liebenswert-widerspenstige Maria Eugenia<br />
Alonso wird um den Preis ihrer inneren Vernichtung<br />
zu einer vorzeigbaren Ehefrau in spe verw<strong>an</strong>delt.“<br />
Es empfiehlt sich, dieses Nachwort<br />
vor dem Rom<strong>an</strong> zu lesen, weil darin Vieles erklärt<br />
wird, was die Erzählung verständlicher und<br />
die Ironie sichtbar macht. Mit ihrem Rom<strong>an</strong>, der<br />
schonungslosen Demaskierung der Fremdbestimmtheit<br />
junger Frauen, die schlichtweg das<br />
Eigentum des Ehem<strong>an</strong>nes sind, löste Teresa de<br />
la Parra zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen<br />
Sk<strong>an</strong>dal aus. „Kein <strong>an</strong>deres Buch hat Kritik und<br />
Publikum in Venezuela je so gespalten und wurde<br />
dermaßen kontrovers diskutiert“, schreibt<br />
Maike Albath im Nachwort. Denn:„So streng<br />
war noch nie jem<strong>an</strong>d mit dem Machismo und<br />
den gesellschaftlichen Zwängen Lateinamerikas<br />
ins Gericht geg<strong>an</strong>gen.“ Vor diesem historischen<br />
Hintergrund ist der Rom<strong>an</strong> heute zu lesen, damit<br />
keine L<strong>an</strong>geweile aufkommt. Freundinnen<br />
dicker, l<strong>an</strong>gatmiger Wälzer werden ohnehin ihre<br />
Freude haben.<br />
Gabi Horak<br />
Teresa de la Parra: Tagebuch einer jungen Dame, die sich l<strong>an</strong>gweilt<br />
Aus dem Sp<strong>an</strong>ischen von Petra Strien-Bourmer, Nachwort Maike Albath<br />
M<strong>an</strong>esse Verlag <strong>2008</strong>, 24,90 Euro (D)<br />
Wenn der Feibra-<br />
M<strong>an</strong>n 2x klingelt …<br />
… k<strong>an</strong>n es schon passieren,<br />
dass der eigene<br />
M<strong>an</strong>n aus dem Fenster<br />
fliegt. „Rosenkavaliere“<br />
stürzen vom Balkon und<br />
Väter von der Leiter.<br />
M<strong>an</strong>chmal tut’s auch ein Korkenzieher, um einen<br />
psychischen Terror ausübenden M<strong>an</strong>n aus<br />
dem Weg zu räumen. Leid tut’s den Lesenden<br />
selten um die Dahingerafften in den teilweise<br />
skurrilen Erzählungen von Helga Anderle. Dass<br />
die Autorin „schwarzen Humor à la Ingrid Noll<br />
mit typisch Wienerischem“ kombiniert, wie der<br />
Text auf dem Buchrücken verheißt, ist allerdings<br />
etwas übertrieben. An Nolls bösen Humor, kombiniert<br />
mit deren Fähigkeit, ihre Figuren fein<br />
nu<strong>an</strong>ciert zu zeichnen, reichen Helga Anderles<br />
Geschichten in „A schene Leich“ nicht g<strong>an</strong>z her<strong>an</strong>.<br />
Viele H<strong>an</strong>dlungen sind vorhersehbar, die<br />
Frauen werden teilweise auf sehr platte Weise<br />
dargestellt, mit zwei Ausnahmen:„Das Gesicht<br />
im Spiegel“ und „Liebe Mami“. Im ersten Text gelingt<br />
es Helga Anderle, das Leben einer Obdachlosen<br />
auf eine Art darzustellen, die drastisch<br />
und berührend zugleich ist – auf einem sprachlichen<br />
Niveau, dass frau sich fragt, warum diese<br />
literarische Kompaktheit und Prägn<strong>an</strong>z in den<br />
<strong>an</strong>deren „Mordgeschichten“ verschwunden ist.<br />
Im zweiten Text beginnen die Briefe einer Frau<br />
<strong>an</strong> ihre Mutter mit dem titelgebenden „Liebe<br />
Mami“. Mit jeder Mitteilung wird die Ehekatastrophe<br />
der Tochter immer les- und sichtbarer –<br />
eine nicht unoriginelle Form einer Mordgeschichte.<br />
Leider eine Ausnahme ...<br />
Petra Öllinger<br />
Helga Anderle: A schene Leich. Mordgeschichten<br />
Milena <strong>2008</strong>, 14,50 Euro (Ö)<br />
Madonnism<br />
Madonna und wir?<br />
Die beiden Musikjournalistinnen<br />
Kerstin und<br />
S<strong>an</strong>dra Grether sind<br />
sich einig: M<strong>an</strong> liebt oder<br />
hasst die „Disco-Pop-<br />
Sängerin“, aber ein unterkühltes<br />
Verhältnis zur<br />
„Zeitfensterakrobatin“<br />
ist schier unmöglich. In der von den Grether-<br />
Schwestern herausgegebenen Anthologie wird<br />
sogar behauptet:„Jeder Grund, sich nicht mit ihr<br />
zu beschäftigen, ist zugleich einer, es doch zu<br />
tun.“ (Thomas Groß). Das im Jubiläumsjahr entst<strong>an</strong>dene<br />
„Geburtstagständchen“ für die „Diva<br />
ohne Tragik“ ist dabei wahrlich mehrstimmig,<br />
inklusive rauer, kritischerer Töne.<br />
43 AutorInnen und 16 KünstlerInnen erheben<br />
ihre Stimme in Form von „Essays, Prosa, Musikgeschichten,<br />
M<strong>an</strong>ifesten, Interviews, Songtexten,<br />
Skype-Chats, Glossen“ zu Ehren der seit 25 Jahren<br />
im Popbusiness wütenden und ewig blühenden<br />
Unübersehbaren. Persönliche, journalistische,<br />
d<strong>an</strong>n wieder f<strong>an</strong>tastische, in Frage stellende oder<br />
verehrende Bekenntnisse sind es. Dass die „Vorturnerin<br />
und kapitalistische Fruchtbarkeitsgöttin“<br />
bereits fünfmal auf Gottschalks Couch saß, lässt<br />
sich dabei am R<strong>an</strong>de ebenso erfahren wie etwas<br />
über ihre Rolle als „souveräne Gender-M<strong>an</strong>ipulatorin“,<br />
ihre künstlerische Beeinflussung durch die<br />
New Yorker Schwulenbewegung und vice versa.<br />
M<strong>an</strong>chmal st<strong>an</strong>den die BekennerInnen nur ein<br />
paar Meter vom „weiblichen Dori<strong>an</strong> Gray“ entfernt,<br />
ein <strong>an</strong>deres Mal reichte allein die Vorstellung,<br />
die Queen of „D<strong>an</strong>ceteria“ könnte unter Vorort-Discokugelgefunkel<br />
ihr T<strong>an</strong>zbein in Position<br />
bringen, als Inspiration. Und „natürlich k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
diese Anthologie auch <strong>an</strong>schauen und lesen,<br />
wenn m<strong>an</strong> sich nicht für Madonna interessiert.<br />
Zum Beispiel auch als Versuchs<strong>an</strong>ordnung von<br />
aktuellen Schreibweisen des New Journalism, (...).<br />
Oder als Geschichte eines etwas <strong>an</strong>deren weiblichen<br />
Selbstverständnisses.“<br />
Saskya Rudigier<br />
Kerstin und S<strong>an</strong>dra Grether (Hg): Madonna und wir. Bekenntnisse<br />
Suhrkamp <strong>2008</strong>, 12,- Euro (D)<br />
Blassgrüne<br />
Ballonseide<br />
Wer k<strong>an</strong>n schon von sich<br />
behaupten, mit einer<br />
T<strong>an</strong>te zusammen zu leben,<br />
die Pfeife mit V<strong>an</strong>illeduft<br />
raucht, dabei<br />
bemüht ist, perfekte Ringe<br />
zu paffen und die einen<br />
Blumenladen mit dem Namen „Floras florale<br />
Floristik“ besitzt. Zusätzlich ist diese Frau mit<br />
einem großen Herzen ausgestattet und Gwendolina,<br />
Gwen oder Quentchen, wie ihre T<strong>an</strong>te sie<br />
nennt, ist sehr froh, dass sie nach dem Tod ihrer<br />
Eltern so selbstverständlich von ihr aufgenommen<br />
wurde. Trotzdem ist Gwen sich nicht sicher,<br />
ob eine Katze bei T<strong>an</strong>te Flora auf Gegenliebe<br />
stoßen würde. Doch Mini ist herzlich willkommen<br />
und bald schwirrt in ihrer Wohnung ein<br />
kleines kuscheliges schwarzes Etwas umher, das<br />
sich schnell in seine neue Umgebung einlebt.<br />
Nur nach draußen will sie auf keinen Fall. Daher<br />
k<strong>an</strong>n es sich Gwen auch nicht erklären, warum<br />
ihre Katze eines Tages spurlos verschwindet. Mini<br />
muss entführt worden sein. Und wer außer<br />
Bolek – ein ziemlich komischer und unheimlicher<br />
Typ aus ihrer Klasse – sollte so etwas tun?<br />
Immerhin hat er die Gespräche zwischen Gwen<br />
und ihrer Freundin Paula über ihre neue Mitbewohnerin<br />
belauscht und es sogar fertig gebracht,<br />
eine tote Maus in ihre Jausenbox zu legen.<br />
Doch der Verdacht muss erst mal bewiesen<br />
werden, und so nehmen die beiden, als Spioninnen<br />
verkleidet, nach der Schule die Verfolgung<br />
auf. Paula in einem Jogging<strong>an</strong>zug aus blassgrüner<br />
Ballonseide mit lila und weißen Seitenstreifen<br />
<strong>an</strong> Armen und Beinen und einem gelben<br />
Frottee-Stirnb<strong>an</strong>d. Gwen mit Baseballkappe,<br />
Jogging<strong>an</strong>zug und weißen Turnschuhen.<br />
Während ihrer Verfolgungsjagd erfahren sie einige<br />
aufschlussreiche Dinge über ihren Mitschüler<br />
und auch die nächtliche Suche nach<br />
Mini mit Frau Huschke ist Abenteuer pur.<br />
Svenja Häfner<br />
Rusalka Reh: Mini und die Spioninnen<br />
Verlag Friedrich Oetinger <strong>2008</strong>, 9,90 Euro (D)<br />
lese zeichen<br />
ab 8 Jahren<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
ge. sehen<br />
Ausstellung „Ladies only“, bis 9. November,<br />
Kunstmuseum St. Gallen,<br />
9000 St.Gallen, Museumstrasse 32,<br />
www.kunstmuseumsg.ch<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
M<strong>an</strong>on: Aus der Serie La dame au crâne rasé, 1977-78; M<strong>an</strong>on: Das Ende der Lola Montez, 1975-2006; Frederike Pezold: Aus der neuen Leibhaftigen Zeichensprache Mundwerk, Schamwerk, 1973-76<br />
Konkurrierende Posen<br />
Männerph<strong>an</strong>tasien sind die besten Waffen der Frau, meinte einst Sophia Loren. Eine St. Gallener Ausstellung zeigt mit<br />
„Ladies only“, welche Modifizierungen das Bild des Weiblichen in drei Jahrhunderten erfuhr. Von Saskya Rudigier<br />
„I'm not the girl who misses<br />
much", singt die „Pop-Artistin“<br />
Pipilotti Rist mit gespeedeter,<br />
quietschend-hoher Stimme im<br />
gleichnamigen Video von 1986.<br />
Im tief dekolletierten kleinen Schwarzen<br />
t<strong>an</strong>zt und hüpft sie dabei zur leicht<br />
verfremdeten ersten Strophe von John<br />
Lennon's „Happiness is a warm gun“.<br />
„Video ist wie eine kompakte<br />
H<strong>an</strong>dtasche, da ist von Literatur über<br />
Malerei bis zur Musik alles drin“, umschrieb<br />
die Schweizer Künstlerin und<br />
Mitbegründerin der Perform<strong>an</strong>ce-Damenkappelle<br />
„Les Reines Prochaines“<br />
einmal ihre Beziehung zum Medium.<br />
„I'm not the girl who misses much“ ist<br />
ein ironischer Kommentar zum sexistischen<br />
Frauenbild von MTV. Rists marionettenartige<br />
Bewegungen, Fokusunschärfe<br />
und Bildstörungen durchbrechen<br />
diese Ästhetik.<br />
Auch die Videoinstallation „Becoming“<br />
spielt auf eine MTV-Sendung <strong>an</strong>,<br />
in der die TeilnehmerInnen Videos von<br />
Popstars möglichst exakt nachstellen<br />
müssen. C<strong>an</strong>dice Breitz imitiert im stets<br />
gleichen Outfit Filmszenen mit Hollywoodgrößen<br />
wie etwa Meg Ry<strong>an</strong> oder<br />
Julia Roberts. „Heutige Generationen<br />
lernen vom Fernsehen, wer m<strong>an</strong> ist<br />
oder gerne sein möchte“, begründet die<br />
Video- und Konzeptkünstlerin ihr Interesse<br />
am Abarbeiten <strong>an</strong> medial präsentierten<br />
Ikonen.<br />
Ein möglicher Blick von vielen auf<br />
die Darstellung von Weiblichkeit und<br />
ihren Modifizierungen seit dem 17. Jahrhundert,<br />
die bei der Ausstellung „Ladies<br />
only“ in St. Gallen gezeigt werden. Das<br />
l<strong>an</strong>ge Zeit von Männerph<strong>an</strong>tasien bestimmte<br />
„Heilige, Furie oder Verführerin“-Frauenbild<br />
bekommt in „Ladies only“<br />
zweifelsohne Konkurrenz. Werke explizit<br />
feministischer Künstlerinnen wie<br />
Valie EXPORT, Ulrike Rosenbach oder<br />
Friederike Pezold sind ebenso Teil der<br />
gezeigten „neuformulierten“ Weiblichkeit<br />
wie Arbeiten von Künstlerinnen, die<br />
l<strong>an</strong>ge im Schatten ihrer berühmten<br />
Männer st<strong>an</strong>den. Unter ihnen die erst<br />
in den 1970er Jahren wiederentdeckte<br />
Angelika Kaufm<strong>an</strong>n oder bedeutende<br />
Vertreterinnen der Klassischen Moderne<br />
wie Sophie Taeuber-Arp oder Madeleine<br />
Kemeny-Szemere.<br />
Eine zentrale Position in der von<br />
Konrad Bitterli kuratierten Ausstellung<br />
nimmt die feministische Künstlerin<br />
M<strong>an</strong>on ein. Sie gilt als Pionierin der<br />
Schweizer Perform<strong>an</strong>ce- und Fotokunst<br />
seit dem „Lachsfarbenen Boudoir“<br />
(1974), der Zurschaustellung ihres nachempfunden<br />
und mit privaten Gegenständen<br />
ausgestatteten Schlafzimmers,<br />
mit der sie das Verhältnis von Privatraum<br />
und Öffentlichkeit verh<strong>an</strong>delte.<br />
Seit über dreißig Jahren instrumentalisiert<br />
M<strong>an</strong>on ihren Körper in Happenings,<br />
Perform<strong>an</strong>ces, Installationen<br />
und Fotografien, um die sozial determinierten<br />
Bilder von Weiblichkeit, die Rolle<br />
der Frau als soziales Konstrukt, auf subversive<br />
Art und Weise zu hinterfragen.<br />
„Ich wollte nicht Kunst machen, ich<br />
wollte mein eigenes Kunstwerk sein“,<br />
ist ihr Anspruch <strong>an</strong> die vielfachen Arr<strong>an</strong>gements<br />
von weiblicher Selbstinszenierung<br />
und Selbstbestimmung. In der<br />
Perform<strong>an</strong>ce zu „Das Ende der Lola<br />
Montez“ (1975-2006) trug sie Catsuit<br />
und Augenmaske und ließ sich wie ein<br />
gefährliches Raubtier in einen Käfig<br />
sperren. Die Rolle der Frau als Lust- und<br />
Schauobjekt wird darin ebenso thematisiert,<br />
wie die Auflehnung gegen patriarchal<br />
geprägte Projektionen und Herabwürdigungen<br />
durch den Einsatz von<br />
Maskierungen. In „Ladies only“ ist von<br />
ihr auch das „Damenzimmer“ zu sehen.<br />
Im dunklen Raum stehen auf 18 Sockeln<br />
mit Seide ausgeschlagene Schatullen.<br />
Sie sind mit Namensschildern von verstorbenen<br />
Frauen versehen, die M<strong>an</strong>on<br />
durch ihre Kraft und Ideenreichtum inspirierten.<br />
Eine Art Tempel der Erinnerung,<br />
um Persönlichkeiten wie Eileen<br />
Gray, Sonja Delaunay, Vita Sackville-<br />
West oder J<strong>an</strong>e Bowles dauerhaft im<br />
kollektiven Gedächtnis festzuschreiben.<br />
„Mädchen wie wir haben keine<br />
Konkurrenz“ wird Pipilloti Rist auf einer<br />
W<strong>an</strong>d in der Ausstellung zitiert. „Ladies<br />
only“ zeigt, dass sie l<strong>an</strong>gsam welche bekommen.<br />
❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
04.09., 19.30, Wien<br />
Monika Stadler & Guests<br />
Theater am Spittelberg,1070 Wien,<br />
Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85 oder<br />
tickets@theateramspittelberg.at,<br />
www.theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />
9.9., 20.00, Wien<br />
Colbie Cailllat<br />
WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />
T. 01/ 401 21 0 oder tickets@wuk.at<br />
11.09., 20.00, Wien<br />
Songs beyond – Syrisch-armenischer<br />
Folk mit Jazzidiom, Lena Chamamy<strong>an</strong><br />
Sargfabrik (Kulturhaus), 1140 Wien,<br />
Goldschlagstraße 169, T. 01/ 988 98/111<br />
oder kulturhaus@sargfabrik.at oder<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 19,- Euro<br />
12.09.,19.30, Wien<br />
„Ein Abend in Jazz“, S<strong>an</strong>dra Pires &<br />
Freunde,<br />
Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />
Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85,<br />
www.theateramspittelberg.at, 22,- Euro<br />
13.9., 21.00, Wien<br />
Giora Feidm<strong>an</strong> Trio,<br />
Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 1,<br />
T. 01/242 002 oder ticket@konzerthaus.at<br />
20.09., 17.00, St. Pölten<br />
9dlinger und die geringfügig<br />
Beschäftigten:„ausgetrixxt“<br />
Die Bühne im Hof, 3100, St. Pölten, Julius-<br />
Raab-Promenade 37, T. 027 42/352291 oder<br />
www.bih.at, office@bhi.at<br />
20.9., 19.30, Wien<br />
Carla Natascha & B<strong>an</strong>d<br />
Sommertheater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />
Spittelbergasse 10, T. 01/5261 385 oder<br />
www.theateramspittelberg.at<br />
film<br />
bis 30.9., Wien<br />
Close to home – Dalia Hager, Verdit<br />
Bitu über den Militärdienst der Frauen<br />
in Jerusalem<br />
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,<br />
T. 01/ 58 55 888 oder office@topkino.at<br />
bis 30.9., Wien<br />
Weiße Lillien, mit Brigitte Hobmeier,<br />
Joh<strong>an</strong>na Wokalek<br />
Apollo-Kino, 1060 Wien,<br />
Gumpendorferstraße 63, T. 01/ 587 96 51<br />
10.9., 19.00, Wien<br />
SCHICHTEN – Trickfilm: Ingrid Gaier,<br />
Text: Magdalena Knapp-Menzel<br />
WUK Intakt, Stiege 3, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T. 01/ 401 21,<br />
info@wuk.at<br />
12.9., 19.00, Wien<br />
Der Weibsteufel<br />
Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />
T. 01/ 51444 41 40<br />
26.9., Wien<br />
Der Baader-Meinhof-Komplex, mit<br />
Martina Gedeck, Alex<strong>an</strong>dra Maria Lara,<br />
Joh<strong>an</strong>na Wokalek<br />
Cinneplex Wien Auhof, 1140 Wien, Albert<br />
Schweitzer Gasse 6, T. 01/ 577 41 00<br />
theater.kabarett<br />
2.9.,19.30, Wien<br />
Der Weiberstammtisch und das Herr<br />
Bert Trio – „Samma in the city“, Eva D.,<br />
Sus<strong>an</strong>ne Draxler, Chrsitina Förster,<br />
Gerti Tröbinger,<br />
Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />
Spittelberggasse 10, T.: 01/526 13 85 oder<br />
tickets@theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />
3.9., 20.00, Wien<br />
Der Gott des Gemetzels von<br />
Yasmina Reza<br />
Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />
T. 01/ 51 444 41 40,<br />
10.9., 19.30, Wien<br />
Blickwechsel von Sus<strong>an</strong>ne F. Wolf<br />
Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1,<br />
T. 01 /52111 400, www.volkstheater.at<br />
11.9.-13.9., 10.30, Tulln<br />
Wilde Weiber, Feine Frauen – Frauen<br />
zum spielen? Katharina Kutil<br />
Kunstwerkstatt Tulln, 3430 Tulln,<br />
Albrechtsgasse 18, T. 0699/111 651 75 oder<br />
musca-musca@gmx.at, 12,-/ 6,-Euro<br />
11.9., 19.30, Wien<br />
„Flug<strong>an</strong>gsthasen“, von Nadja Maleh<br />
Theater am Spittelberg, 1070 Wien,<br />
Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85 oder<br />
tickets@theateramspittelberg.at oder<br />
www.theateramspittelberg.at, 15,- Euro<br />
11.9., 19.30, Wien<br />
Die Judith von Shimoda, u. a. in<br />
Zusammenarbeit mit Hella Wuolijoki<br />
Theater in der Josefstadt, 1080 Wien,<br />
Josefstädterstraße 26, T. 01/ 42 700 309,<br />
Kosten: ab 7,- Euro<br />
11.9-13.9., 20.00, Wien<br />
Regina Hofer in: Afrika<br />
Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />
T. 01/ 507 06 53 oder office@spektakel.biz,<br />
Kosten: 15,- Euro<br />
17.9., 20.00, Wien<br />
Effi Briest – Regie: S<strong>an</strong>dra<br />
Schüddenkopf<br />
Akademietheater, 1030 Wien, Listzstraße 1,<br />
T. 01/51 444 47 40<br />
18.9., 20.00, Wien<br />
T<strong>an</strong>ja Ghetta in: Schleudertrauma<br />
Kaisermühlner Werkl, 1220 Wien,<br />
Schüttaustrasse 1, T. 676 930 87 85 oder<br />
info@theater-werkl.at, Kosten: 13,- Euro<br />
19.9., 20.00, Wien<br />
Die Ged<strong>an</strong>kenmaschine<br />
Figurentheater Lilarum, 1030 Wien,<br />
Göllnerstraße 8, T. 01/ 71 02 666 oder<br />
lilarum@lilarum.at<br />
20.9., 20.00, Wien<br />
Verbrennungen<br />
Akademietheater, 1030 Wien, Lisztstraße 1,<br />
T. 01/51 444 41 40<br />
24.9-27.9., 20.00, Wien<br />
H.A.P.P.Y.: Lagerhause – Zwei Leben<br />
zwischen Cola und Crack<br />
WUK Saal, 1090 Wien, Währingerstraße 59,<br />
T. 401 21 0 oder tickets@wuk.at,: 8,- Euro<br />
26.09., 20.00, St. Pölten<br />
Lisa Fitz „Lex Mihi Ars” und Nepomuk<br />
Fitz „Pimpftown – Wie werde ich ein<br />
M<strong>an</strong>n?”<br />
Die Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Julius-<br />
Raab-Promenade, T. 02742/352291 oder<br />
office@bhi.at<br />
26.9., 19.30, Wien<br />
Jenny Sim<strong>an</strong>owitz: A Communication<br />
Cabaret – in easy english<br />
Interkulturtheater, 1060, Fillgraderstraße<br />
16, T. 01/ 587 05 30, Kosten: 17,- Euro<br />
26.09., 20.00., Wien<br />
Ein sp<strong>an</strong>isches Stück von Yasmina Reza<br />
Volkstheater, 1070 Wien, Neustiftgasse 1,<br />
T. 01/52111 400 oder www.volkstheater.at<br />
oder ticket@volkstheater.at<br />
27.9., 20.00, Wien<br />
WILDE MISCHUNG – Mable or the<br />
Queen of Bones/Osmosis <strong>an</strong>d Fries,<br />
mit Liisa Pentti, Mia Kivinen, Paola<br />
Ponti, Paula Karlsson<br />
WUK im Flieger, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder<br />
tickets@wuk.at, Kosten: 7,-/10,- Euro<br />
29.9., 20.00, Wien<br />
LOVE ME GENDER – Sag mir wo die<br />
Frauen sind<br />
Theater Drachengasse, 1010 Wien,<br />
Fleischmarkt 22, Info: T. 01/ 513 14 44 oder<br />
theater@drachengasse.at<br />
30.9., 20.00, Wien<br />
Sus<strong>an</strong>ne Pöchacker in: Grete die<br />
Rakete – ich lebe täglich ihre Sorgen<br />
Spektakel, 1050 Wien, Hamburgerstraße 14,<br />
T. 01/ 507 06 53 oder office@spektakel.biz,<br />
Kosten: 15,- Euro<br />
bis 4.10., 20.30, Wien<br />
Mädchenzimmer mit Soldaten –<br />
Theaterstück von Anna Pein<br />
Kosmostheater,1070 Wien,<br />
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26 oder<br />
www.kosmostheater.at, Kosten: 16,- Euro<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
sauna 08: Aufguss 1: WomenArtists<br />
Eine Ver<strong>an</strong>staltung des brut nach dem „Saunaprinzip“ <strong>an</strong> drei aufein<strong>an</strong>derfolgenden<br />
Wochenenden. Der erste Aufguss widmet sich dabei ausschließlich der Kunst<br />
von Frauen: Kunst, Musik, Perform<strong>an</strong>ce, DJing und Film.<br />
26-28.9.,18.00, sauna 08: Aufguss 1: WomenArtists, brut im Konzerthaus, 1010 Wien,<br />
Karlsplatz 5, T. 01/ 587 87 74, zentrale@brut-wien.at, www.brut.at, 5,- Euro pro Tag<br />
seminar.workshop<br />
6.9., 10.30-16.30, Wien<br />
Frauenrechte – Errungenschaften und<br />
Herausforderungen mit Patricia<br />
Hladschik<br />
VHS Hernals, 1170 Wien, Rötzergasse 15,<br />
Infos.: T. 01/78008-0 oder<br />
ai.academy@amnesty.at, Anmeldung<br />
erforderlich! Kosten: 40,-/30,- Euro<br />
10.-12.9, Berlin<br />
„Menschen – Zahlen –Tr<strong>an</strong>sformation“<br />
– Tagung, Graduiertenkolleg „Geschlecht<br />
als Wissenskategorie“<br />
Auditorium Maximum Nr. 2116, Humboldt-<br />
Universität zu Berlin, 10119 Berlin, Unter<br />
den Linden 6, violabeckm<strong>an</strong>n@gender.huberlin,de<br />
oder T. 030/2093 8248<br />
18.9., 9.00-14.00, Berlin<br />
Macht, Ermächtigung, Machtmissbrauch<br />
– zur Ambivalenz der Macht in<br />
der sozialen Arbeit<br />
Frauenzentrum Marie e.V., 12689 Berlin,<br />
Fränkische Allee 384, T. 030 93 11 354,<br />
www.frauenzentrum-marie.de<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43<br />
B i l d e r: Ka r l K i l i a n<br />
Cartoon: Mela
<strong>an</strong>. künden<br />
19.9-21.09., 17.00 München<br />
Religiöse Vielfalt, Gender und Anti-<br />
Diskriminierung mit Aliyeh Yeg<strong>an</strong>e<br />
Ar<strong>an</strong>i und Beate Schmidt-Behlau<br />
FAM (Frauenakademie München e.V.),<br />
München, 80469 München, Auenstraße<br />
31, www.frauenakademie.de oder T. 089<br />
721 1881, Anmeldung bis 10.9.<strong>2008</strong>, Kosten:<br />
50,- Euro<br />
29.9., 18-21.00, Wien<br />
Gleich und <strong>an</strong>ders – Workshop Gender,<br />
Gleichheit und Differenz, mit<br />
Karin Meriä<br />
VhS L<strong>an</strong>dstraße, 1030 Wien, Hainburger<br />
Straße 29, T. 01/ 715 08 00 oder<br />
vhs-3gmx.at<br />
vortrag.diskussion<br />
3.9., 9-12.00, Berlin<br />
Rentenrechtliche Zeiten im<br />
Frauenerwerbsleben<br />
Frauenzentrum Marie e.V., 12689 Berlin,<br />
Märkische Allee 384, T. 030 93 11 354 oder<br />
www.frauenzentrum-marie.de<br />
12.9., 20.00, Berlin<br />
„Mütter und Amazonen” – Leben und<br />
Werk der Bertha Eckstein-Diener,<br />
Vortrag von Kira Schmidt<br />
Frieda-Frauenzentrum e.V. – Vorderhaus,<br />
10247 Berlin, Proskauerstraße 7, T. 030 422<br />
42 76<br />
17.9., 10.00, Brüssel<br />
Geschlechtergerechte Mittelverteilung<br />
in der Wissenschaft? – Vor<strong>schläge</strong><br />
für Instrumente des Gender<br />
Budgetings im Hochschulbereich<br />
Vertretung des Freistaates Bayern bei der<br />
Europäischen Union, 1000 Brüssel, Rue<br />
Wiertz 77, Informationen unter:<br />
www.frauenakademie.de oder T.<br />
089/7211881, Schriftliche Anmeldung<br />
erforderlich! Teilnahme kostenlos!<br />
18.-19.9., Cloppenburg<br />
Über den Sinn und Unsinn von<br />
Vernetzung – Vortrag mit Marie<br />
Sichterm<strong>an</strong>n<br />
VHS Cloppenburg/Koord.Vechta, 49661<br />
Cloppenburg, Altes Stadttor 16, T. 04471<br />
94 69 18 oder <strong>an</strong>meldung@vhs-cloppenburg.de,<br />
Kosten: 4,- Euro<br />
24.9., 20.00, München<br />
Luisa Fr<strong>an</strong>cia: Die Spur der Göttin<br />
Atelierhaus München, 81669, Baumstraße<br />
8, T. 089 44 88 511, Kosten: ca. 7,- Euro<br />
27.9., 19.00, Wien<br />
„Morgentsche<strong>an</strong> statt Fußball” –<br />
Präsentation des Morgentsche<strong>an</strong> U20<br />
Kulturclub TSCHOCHERL,1150 Wien,<br />
Wurmsergasse 42, T. 0699 1 913 14 11 oder<br />
office@gamuekl.org, Eintritt: freie Spende!<br />
ausstellung<br />
1.9., Wien<br />
Joh<strong>an</strong>na Kirsch<br />
Kunsthaus Wien: Passagehaus, 1010 Wien,<br />
Karlsplatz 5, T. 01/ 587 96 63 oder<br />
office@k-haus.at<br />
bis 7.9., Wien<br />
Moderne auf der Flucht (les modernes<br />
sénfuient) – Österreichische Künstlerinnen<br />
in Fr<strong>an</strong>kreich 1938-1945<br />
Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien,<br />
Dorotheergasse 11, T. 01/ 535 04 31 oder<br />
jmw@at<br />
9.-21.9., Wien<br />
Lore Heuerm<strong>an</strong>n – auf der Höhe der<br />
Zeit<br />
Künstlerhaus Haupthaus, 1010 Wien,<br />
Karlsplatz 5, T.: 01/ 587 96 63,<br />
office@k-haus.at<br />
bis 12.9., Graz<br />
Hollywood ist ein Verb. Isabell<br />
Heimerdinger und Karina Nimmerfall<br />
Kunstverein Medienturm, 8020 Graz,<br />
Josefigasse 1, T. 0316 74 00 84,<br />
www.medienturm.at<br />
bis 12.9., Wien<br />
Außen – Wien mit <strong>an</strong>deren Augen<br />
gesehen. Von Ursula Neugebauer<br />
Interkulturtheater, 1060 Wien,<br />
Fillgradergasse 16, T. 01/ 587 05 30,<br />
ebru.akcatepe@interkulturtheater.at<br />
bis 14.9., Salzburg<br />
Gülsün Karamustafa<br />
Salzburger Kunstverein/Künstlerhaus,<br />
5020 Salzburg, Hellbrunner Straße 3,<br />
www.salzburger-kunstverein.at,<br />
bis 17.9., Wien<br />
„Micmar” – Die Serie zeigt Frauen und<br />
Mädchen in gegensätzlichen Posen –<br />
inspiriert vom ultimativen Begriffsgegensatzpaar:<br />
GUT und BÖSE. Fotoarbeiten<br />
von Christa Zauner,<br />
Galerie „Studio 18”, 1180 Wien, Währinger<br />
Gürtel 75, T. 0664 150 99 55, homepage<br />
der Künstlerin: www.p.-art.com<br />
bis 26.-28.9., Wien<br />
sauna 08: 1. Teil WomenArtists, mit<br />
Bernadette Anzengruber, Anca Benera,<br />
Coelestine Engels, Celine Felga,<br />
Katharina Füßl, Erika Haller-Martinez,<br />
Klub Kohelet Crew, Laminadyz, Sissa<br />
Micheli, Lila Silvia Scheibelhofer u. a.<br />
Brut, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/ 58 78<br />
74, Kosten: 5,- Euro<br />
bis 30.9., Lunz am See<br />
Geliehene L<strong>an</strong>dschaft – Temporäre<br />
Installation von Georgia Creimer<br />
Seepromenade 1, Lunz am See<br />
Michèle Thoma<br />
UNSERE WELT<br />
SIND DIE<br />
BE-ERGE!!!<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
bis 1.10. Wien<br />
LIEBE 2 – IST, mit Claudia Schuhm<strong>an</strong>n,<br />
Brigitte Niedermaier, Marleen Noordergraaf,<br />
Fiona Rukschcio, Angelika<br />
Krinzinger<br />
WUK Fotogalerie Wien, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T.: 401 21 0 oder<br />
info@wuk.at oder tickets@wuk.at<br />
bis 26.10., Burgenl<strong>an</strong>d<br />
Weibsbilder: Frauenträume und<br />
Lebensziele. Skulpturen, Objekte, Bilder,<br />
Videos und Installationen verweisen<br />
auf 150 verschiedene Frauenleben<br />
Schloss Halbturn, 7131 Schloss Halbturn,<br />
T. 02172/85 77, kulturverein@schlosshalbturn.com,<br />
www.schlosshalbturn.com,<br />
www.weibs-bilder.ch, 10/6,-/5,- Euro<br />
bis 31.10, Wien<br />
Die Trophäe für das Siegerl<strong>an</strong>d von<br />
Sylvie Fleury<br />
Kunsthalle Wien public space, 1040 Wien,<br />
Treitlstraße 2, T. 01/521 890 oder<br />
office@kunsthallewien.at<br />
bis 31.10., Hittisau<br />
INTIM: Geburt – Leben – Tod. Griechische<br />
Mythologie für das 21. Jahrhundert.<br />
Installationen von Margit Denz<br />
Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501,<br />
T. 05513/ 62 09-50 oder kontakt@<br />
frauenmuseum.com oder<br />
www.frauenmuseum.com, Kosten: 3,- Euro<br />
bis 31.10, Wien<br />
„Dialekt Jubel” – Ö.D.A. feiert das<br />
zw<strong>an</strong>zigjährige Gründungsjubiläum –<br />
Ausstellung El Awadalla, Helga<br />
P<strong>an</strong>kratz<br />
Literaturhaus Wien, 1070 Wien,<br />
Seidengasse 13, T. 0699 1 913 14 11 oder<br />
office@gamuekl.org, Eintritt: freie Spende!<br />
bis 2.11., Bleiburg<br />
Em<strong>an</strong>zipation und Konfrontation.<br />
Ines Doujak, Maria Lassnig, Meina<br />
Schell<strong>an</strong>der, Katarina Schmidl,<br />
Werner Berg Museum, 9150 Bleiburg, 10.-<br />
Oktober-Platz 4,T. 1 524 96 46 oder werner@kunstnet.at,<br />
Eintrittskosten: 8,- Euro<br />
bis 2.11., Lunz am See<br />
Geliehene L<strong>an</strong>dschaft – Temporäre<br />
Installation von Georgia Creimer<br />
1, 3293 Lunz am See, Seepromenade Lunz<br />
am See, T. 2742 9005 13504 oder<br />
katrina.petter@noel.gv.at<br />
bis 2.11., Strobl am Wolfsg<strong>an</strong>gsee<br />
unSICHTBAR – Widerständiges im<br />
Salzkammergut. Zeitgeschichtliche<br />
Ausstellung zum Widerst<strong>an</strong>d im<br />
Salzkammergut<br />
Deutschvilla, 5350 Strobl am Wolfg<strong>an</strong>gsee,<br />
Strobl 84, www.strobl<strong>2008</strong>.at, Kosten: 5,-<br />
/3,50 Euro<br />
bis 5.11., Wien<br />
Parzelle 6 – Dagmar Hugk, Anette<br />
Voigt<br />
WUK Kunstzelle im Hof, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder<br />
info@wuk.at<br />
Bis 9.11., St. Gallen<br />
Ladies only!<br />
Kunstmuseum, 9000 St. Gallen,<br />
Museumsstrasse 32, T. 71 242 06 71<br />
lesung<br />
12.9., 20.00, Br<strong>an</strong>d – Laaben<br />
Ladies Crime Night – mit Edith Kneifl,<br />
Lisa Lerchl, Helga Anderle<br />
Gasthaus zur Post, 3053 Br<strong>an</strong>d-Laaben,<br />
Laaben 33, T. 02774 83 38 oder office@krimiautoren.<br />
20.9., 19.30, Wien<br />
Drei Wege zum See – Elisabeth<br />
Augustin liest Ingeborg Bachm<strong>an</strong>n<br />
Burgtheater, Vestibül, 1010 Wien, Dr. Karl-<br />
Lueger-Ring 2, T. 01/151 444 4140, 15,- Euro<br />
aktivitäten<br />
13.09., Graz<br />
„Die Etikette verletzt und die Gesundheit<br />
gefährdet!? Frauensport und<br />
Em<strong>an</strong>zipation“– FrauenStadtSpaziergänge<br />
Elise Steinigerweg Steg/Schwimmschulkai,<br />
8020 Graz, T. 0650/80 93 333 oder 0316/<br />
71 60 220 oder office@frauenservice.at,<br />
keine Anmeldung erforderlich!<br />
11.9., 19.00, Hamburg<br />
Th<strong>an</strong>atea – Vernetzungstreffen für<br />
Lesben und lesbenfreundlichen Frauen,<br />
die sich professionell mit Sterben,<br />
Tod und Trauer beschäftigen<br />
Lebensverein Intervention e. V., 20357<br />
Hamburg, Glashüttenstraße 2,<br />
T. 040 24 5002 oder info@lesbenvereinintervention.de<br />
1<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Diskuthek im Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,<br />
www.frauenzentrum.at,<br />
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00<br />
Frauencafé<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00<br />
„Dykes on bikes“ Stammtisch.<br />
Der Motorradclub für Lesben<br />
7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19,<br />
dykes.on.bikes@gmx.at,<br />
www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo<br />
Encounter-Gruppe für Lesben und<br />
Frauen, die sich da nicht so sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at,<br />
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,<br />
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro<br />
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees<br />
Lambda<br />
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/<br />
Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,<br />
www.rklambda.at, jeden 1. Mo<br />
„Zwischen den Welten“ –<br />
Mamazonen. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische [Co]Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,<br />
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00,<br />
Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Rudolfstiftung, Schw<strong>an</strong>geren Ambul<strong>an</strong>z,<br />
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00<br />
Dienstag<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,<br />
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00<br />
Welser Runde – Lesben-, Bi- und<br />
Schwulen-Treff<br />
Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels,<br />
Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für<br />
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020<br />
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich<br />
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,<br />
shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung<br />
erforderlich, kostenlos,<br />
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer<br />
_Maedchen_un.747.0.html<br />
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen<br />
Angebot, bei dem Kleinstkinder in<br />
den Kinosaal mitgenommen werden<br />
können<br />
Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71,<br />
www.votivkino.at/1program/babyprog.htm,<br />
jeden 2. Di ab 11.00<br />
Frauenplenum der Grünen<br />
Alternativen Jugend<br />
Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at,<br />
jeden letzten Di um 18:30<br />
Modern-Afro-Latin-D<strong>an</strong>ce für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 01/545 43 93<br />
Heidi! Nein, nicht die vom netten Peter und dem verbitterten Almöhi. Die<br />
vom Fritz. Nicht vom Fritzl. Die von hinter den Bergen, da wo die Freiheitskämpfer<br />
tapfer um die Freiheit kämpfen. Die „Löwin des Rebellen“.<br />
So nennt sie jedenfalls die Zeitung, die sich mit dem schönen Namen unserer<br />
schönen Heimat schmückt, und aus der schaut sie uns stolz <strong>an</strong> von<br />
hinter dem Herd, der hinter den Bergen steht, in denen die Kämpfe toben.<br />
So stolz und selbstbewusst und g<strong>an</strong>z sicher keine graue Küchenmaus,<br />
die nur Topflappen häkelt. Nein, in Wirklichkeit hat sie ihren Fritz<br />
in der H<strong>an</strong>d, um die er schließlich <strong>an</strong>gehalten hat. Sie hat ein Händchen<br />
für ihn und wickelt ihn zumindest um den kleinen Finger. Wird sie ihn,<br />
zitterzitter, ziehen lassen in den Wahlkampf und die Schlacht um die<br />
Stimmen, vielleicht sogar bis über die Berge, jenseits, hinüber, bis in den<br />
Nahen Osten vielleicht sogar? Ja, sagt sie, d<strong>an</strong>ke, sagt er, sagen wir, d<strong>an</strong>ke,<br />
Heidi! Er zieht das Strickjäckchen <strong>an</strong>, Wien muss Innschbruck werden,<br />
d<strong>an</strong>ke, Heidi!
ViennaMix. Verein von und für<br />
les.bi.schwul.tr<strong>an</strong>sgender<br />
Migr<strong>an</strong>tInnen in Wien<br />
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,<br />
jeden 2. Di ab 20.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,<br />
jeden Di 19.30-21.00<br />
Mittwoch<br />
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden<br />
Mittwoch, 17.00, Innenministerium<br />
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse<br />
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at<br />
Frauencafé<br />
Jugendzentrum Agathon,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
jeden 1. Mi ab 19.30<br />
Frauencafè<br />
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020<br />
Linz, Kapl<strong>an</strong>hofstr. 1, T. 0732/77 44 60,<br />
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00<br />
Tr<strong>an</strong>sgender-Treff<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab<br />
20.00<br />
Deutsch Konversation<br />
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,<br />
Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778,<br />
jeden Mi von 14-18.00<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche:<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020<br />
Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi<br />
und Fr ab 20.30<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reinisch<br />
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,<br />
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,<br />
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7<br />
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin<br />
Lesben-Fußballgruppe<br />
Aufschlag-BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,<br />
jeden Mi ab 19.00<br />
Offene Frauengruppe<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,<br />
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,<br />
Steph<strong>an</strong>spl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18-20.00, T. 01/587 67 50<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00<br />
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für<br />
lesbische und bisexuelle Frauen.<br />
Leiterin: Christine Swarowsky<br />
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.<br />
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at,<br />
www.courage-beratung.at, 14tägig,<br />
Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,-<br />
Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet<br />
<strong>an</strong>onyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00<br />
Maly Nagl, Foto: Archiv<br />
Feministische Gespräche. Gemütliche<br />
Diskussionsrunde für Feministinnen<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im<br />
Monat, 19.00<br />
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck<br />
Restaur<strong>an</strong>t „Zur Brücke“, 4840<br />
Vöcklabruck, Vorstadt 8,<br />
www.hosilinz.at/gruppen/hosi_<br />
regenbogenstammtisch.html, jeden Do,<br />
20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,<br />
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00<br />
Salon de Femme<br />
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,<br />
jeden Do 20.30<br />
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-<br />
24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>küdigung<br />
FZ-Plenum<br />
FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,<br />
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30<br />
Mahnwache und Speakerscorner<br />
Treffpunkt vor dem K<strong>an</strong>zleramt zwischen<br />
20 u. 20.15, jeden Do<br />
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,<br />
Lesben, Mädchen!<br />
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung<br />
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:<br />
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,<br />
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30<br />
Selbsthilfegruppe Anonyme Ess-<br />
Süchtige<br />
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00<br />
Treffen der „Jungen Herzen“<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
jeden Do ab 19.00<br />
Freitag<br />
1. Linzer Lesbenstammtisch<br />
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,<br />
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00<br />
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,<br />
Schwule u. TG-Personen Treffen<br />
Grünes Haus, 4040 Linz, L<strong>an</strong>dgutstraße 17,<br />
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00<br />
Linzer Gehörlosen Lesben-Schwulen-<br />
Bi Stammtisch<br />
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,<br />
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13,<br />
jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-<br />
P<strong>an</strong>therinnen – der Abend für<br />
Lesben und Freundinnen<br />
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,<br />
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe,<br />
T. 0316/366 601, Fr 19-23.00<br />
Vereinscafé Anchorage.<br />
Das Café der erfüllbaren Wünsche.<br />
Offen für alle Frauen und Lesben<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/580 839,<br />
info@frauenlesbenzentrum.at,<br />
www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
jeden Mi und Fr ab 20.30<br />
Barbetrieb mit Musik, Billiard,<br />
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.<br />
Von und für Frauen/Lesben<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eing<strong>an</strong>g<br />
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr<br />
19-24.00, bzw. nach Vor<strong>an</strong>kündigung<br />
g.spot for queers to check in &<br />
freak out<br />
Subzero, 7., Siebensterng. 27,<br />
jeden 1. Fr ab 22.00<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr<br />
Resis.d<strong>an</strong>se. FrauenT<strong>an</strong>zClub.<br />
Café St<strong>an</strong>dard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:<br />
www.resisd<strong>an</strong>se.at, jeden Mi und Fr ab 21.00<br />
First love. Sexualberatung für<br />
Jugendliche zwischen 12 u. 19<br />
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambul<strong>an</strong>z, 22.,<br />
L<strong>an</strong>gobardenstr. 122<br />
Queerul<strong>an</strong>tinnen – die neue Unigruppe.<br />
Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen,<br />
Feizeitphilosophinnen u. <strong>an</strong>dere<br />
blümer<strong>an</strong>te Identitäten<br />
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,<br />
Kontakt: queerul<strong>an</strong>tinnen@gmx.at<br />
Samstag<br />
Frauenstammtisch – Treffen für<br />
Lesben, bisexuelle und tr<strong>an</strong>sgender<br />
Frauen und Freundinnen<br />
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 76, T. 02732/855 55,<br />
www.stammtischkrems.info<br />
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00<br />
Mostviertel Andersrum.<br />
Lesbisch/schwules Treffen<br />
Infos: mostviertel_<strong>an</strong>dersrum@hotmail.com,<br />
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa<br />
Orl<strong>an</strong>do-Party<br />
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00<br />
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch<br />
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4,<br />
Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,<br />
jeden 1. So ab 10.30<br />
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne<br />
Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten<br />
und letzten Sonntag im Monat<br />
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6<br />
Eing<strong>an</strong>g Prechtlg., T. 01/402 87 54<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,<br />
<strong>an</strong>. künden<br />
Herzausreißer<br />
Die vielseitige Regisseurin Karin Berger beleuchtet in ihrer neuesten Dokumentation das zeitgenössische Wienerlied<br />
seit 1945. Fern von Kitsch und Schmalz porträtiert sie MusikerInnen mit H<strong>an</strong>g zu wilden, undisziplinierten Interpretationen<br />
der österreichischen „Ohrwurmtradition“. Die Zugänge der Interpretinnen sind unterschiedlich:<br />
Viele berufen sich auf H.C. Artm<strong>an</strong>n, einige verehren die Gr<strong>an</strong>de Dame der schwarzen „Populärmusik“ Maly Nagl,<br />
<strong>an</strong>dere mischen zu Wiener Dialekttexten Blues, Jazz oder lateinamerik<strong>an</strong>ische Rhythmen.<br />
29.9., 19.30, Präsentation von Herzausreißer. Nach dem Film Diskussion mit Karin Berger. Aktionsradius Wien,<br />
1200 Wien, Gaußplatz 11, Tel. 332 26 94, www.aktionsradius.at, 7,- Euro<br />
Fo t o : D e vo n S p ro u l e . co m<br />
www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.:<br />
sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214,<br />
jeden 3. So 16-20.00<br />
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,<br />
Provokation, feministische Literatur,<br />
veg<strong>an</strong>es Buffet<br />
E.K.H., 10., Wiel<strong>an</strong>dg. 2-4, jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird<br />
alles <strong>an</strong>ders? Beratung und Mediation<br />
für Lesben und Schwule<br />
aus.weg, D-80469 München,<br />
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenl<strong>an</strong>d,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210<br />
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626<br />
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/661 24<br />
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.<br />
Auch muttersprachliche Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,<br />
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,<br />
Di 17-19.00<br />
Maiz – Autonomes Integrationszentrum<br />
von & für Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,<br />
maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,<br />
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00<br />
Beratung im Schw<strong>an</strong>gerschaftskonflikt,<br />
zu Verhütung und Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,<br />
T. 0662/442 255, kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des<br />
Frauengesundheitszentrums Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo<br />
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00<br />
oktober <strong>2008</strong> <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>. künden<br />
Homoriental<br />
Der multikulturelle und multisexuelle Klub für ein<br />
lesbisch-schwules-tr<strong>an</strong>s-queeres Publikum kommt<br />
am 19. 9 ins WUK! Für rhythmische Extravag<strong>an</strong>z und<br />
schräge Musik sorgen Oriental-Turkish-Balk<strong>an</strong> Beats<br />
<strong>an</strong>d Tunes.<br />
19.9., 22.00, Homoriental, WUK im Foyer, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T. 01/401 21 0 oder info@wuk.at,<br />
Kosten: 7,- Euro<br />
Patchwork-Familien-Service.<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Jo<strong>an</strong>neumring<br />
3,T. 0664/231 14 99, Anmeldung<br />
erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro<br />
Verhütungsberatung für Mädchen<br />
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Jo<strong>an</strong>neumring 3, T. 0316/837 998,<br />
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at<br />
abz.get ready. Die Beratungsstelle für<br />
junge schw<strong>an</strong>gere Frauen und junge<br />
Frauen mit Kind<br />
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,<br />
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at,<br />
www.abzaustria.at,<br />
Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre Angehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,<br />
T. 01/714 39 39<br />
Bright Future für Frauen und Mädchen.<br />
1. Beratungsstelle für FGM<br />
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,<br />
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr<br />
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!<br />
Coming Out Gruppe<br />
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150,<br />
www.villa.at/lilatip/modules/news,<br />
Anmeldungen: Mi 17-20.00<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> oktober <strong>2008</strong><br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele<br />
Knappitsch<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-5771<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit Essstörungen<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 01/476 15-57 71<br />
Progressive Muskelentsp<strong>an</strong>nung.<br />
Mit Petra Öllinger<br />
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,<br />
petra.oellinger@web.de,<br />
www.petra-oellinger.at<br />
radio.fixtermin<br />
Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Kh<strong>an</strong>um – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),<br />
jeden 1. Mo<br />
Di 13.00-14.00<br />
Globale Dialoge. Wom<strong>an</strong> on air.<br />
Weibliche Realitäten in den Ländern<br />
des „Südens“<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Mi 18.00-18.30<br />
Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Or<strong>an</strong>gina bzw. Bauch, Bein, Po: Die<br />
Sendung für die g<strong>an</strong>ze Frau<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Do<br />
Fr 19.00-20.00<br />
Space FEM FM Frauenradio<br />
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,<br />
jeden 1., 3. u. 4. Fr<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen<br />
FrauenForums<br />
Or<strong>an</strong>ge 94.00 MHz, jeden 1. Fr<br />
Sa 13.00-14.00<br />
Rainbow City-Radio für Lesben<br />
und Schwule<br />
Livestream: www.radiorainbowcity.de<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
06.09., 18:30, Graz<br />
Jugendgruppe aquirium<br />
“feel free” Rosalila P<strong>an</strong>thinnen Lokal, 8020<br />
Graz, Annenstraße 26, T.: 0664 5476 042,<br />
info@queerium.at<br />
19.9., 22.00, Wien<br />
HOMORIENTAL<br />
WUK FOYER, 1090 Wien, Währingerstraße<br />
59, T. 01/ 401 21 0, tickets@wuk.at, Kosten:<br />
7.-Euro<br />
20.9., 22.00- 04:00, Innsbruck<br />
Die les-bi-schwule Clubnacht Tirol,<br />
Hafenver<strong>an</strong>staltungszentrum, 6020<br />
Innsbruck, Innrain 149, T. 04351 25 62 222,<br />
www.queertirol.com, Kosten: 2-6.- Euro<br />
22.09., 19.30, Graz<br />
HuG-Steiermark– Plausch-und -Pl<strong>an</strong>abend<br />
“feel free” Rosalila P<strong>an</strong>therinnen, 8020<br />
Graz, Annenstraße 26, info@homo.at<br />
27.09., 22.00, Graz<br />
RoSY Royale, DJ Ina D, Miss Enemy<br />
Dom im Berg, 8020 Graz, www.rosy.at<br />
diverses<br />
bis 24.9.<br />
Viertelfestival Niederösterreich:<br />
„spiel:räume“: Installationen,<br />
Perform<strong>an</strong>ces, Theater u.a.<br />
Verschiedene Orte, Info: T. 02572/34 234-0,<br />
office@viertelfestival-noe.at,<br />
www.viertelfestival-noe.at<br />
bis 21.10., Linz<br />
„Frauen.Reisen.Anders.“-Literaturwettbewerb<br />
(16000 Zeichen)<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Starhenbergerstraße 10/2, T. 0732/60 22<br />
00, postfach.kultur@frauenzentrum.at<br />
11.9., 20.00, Berlin<br />
„Die letzten Wochen der Unidad<br />
Popular, Chile 1973” – Gespräch mit<br />
Alej<strong>an</strong>dra Maas<br />
Frauenzentrum Paula P<strong>an</strong>ke e.V., 13187<br />
Berlin, Schulstraße 25, T. 030 485 4702,<br />
frauenzentrum@paula-p<strong>an</strong>ke.de<br />
12.9., 19.00. Wien<br />
VIERWERK – Claudia Marina Bauer,<br />
Christina Jakl, Elisabeth Blum,<br />
Sieglinde Wagner<br />
WUK Projektraum, 1090 Wien,<br />
Währingerstraße 59, T.: 01/401 21 0,<br />
tickets@wuk.at<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 10/08: 9.09.<strong>2008</strong><br />
Termine 11/08: 9.10.<strong>2008</strong><br />
termine@<strong>an</strong>schlaege.at<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> im Oktober<br />
thema<br />
Geburtstag<br />
Die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> sind 25! Die Jubiläumsausgabe<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gibt’s u. a. in folgenden Buchh<strong>an</strong>dlungen<br />
ÖGB Buchverlag<br />
Kuppitsch<br />
Morawa<br />
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Frick International<br />
Lhotzkys Literaturbuffet<br />
Buchh. Polycollege<br />
Südwind<br />
Riedl<br />
Facultas am Campus<br />
Kuppitsch am Campus<br />
Löwenherz<br />
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Kulturver. Waschaecht<br />
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Wagnersche Buchh.<br />
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Hacek-Bücherei<br />
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1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1010<br />
1020<br />
1050<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
4040<br />
4600<br />
5020<br />
6020<br />
6900<br />
8010<br />
8020<br />
9020<br />
9020<br />
18.09.,<br />
21.00<br />
AUF OKTO<br />
WEBSTREAM:<br />
WWW.OKTO.TV<br />
und auch in vielen deutschen Städten:<br />
www.<strong>an</strong>schlaege.at<br />
Rathausstr. 21<br />
Schottengasse 4<br />
Wollzeile 11<br />
L<strong>an</strong>desgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Taborstr. 28<br />
Reinprechtsdorferstr. 38<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Alser Str. 39<br />
Altes AKH, Alser Str. 4<br />
Altes AKH, Alser Str. 4<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzsp<strong>an</strong>ierstr. 15<br />
Rudolfstr. 17<br />
Dragonerstr. 22<br />
Dreifaltigkeitsg. 12<br />
Museumstr. 4<br />
Kirchstr. 39<br />
Brockm<strong>an</strong>ng. 15<br />
Siebenundvierzigerg. 27<br />
Paulitschgasse 5/7<br />
Universitätsstr. 90
AUCH DU BIST §278a –<br />
SOLIDARITÄT MIT DEN TIERRECHTSGEFANGENEN<br />
Im Zug von 23 Hausdurchsuchungen in g<strong>an</strong>z Österreich am<br />
21.05.08 wurden 10 Tierrechts- bzw. TierschutzaktivistInnen<br />
inhaftiert und sitzen seitdem in U-Haft. Ihnen wird Bildung einer<br />
„kriminellen Org<strong>an</strong>isation“ laut § 278a vorgeworfen, ein Passus<br />
des Strafrechts, der z.B. auf die Mafia ausgerichtet ist. Die U-Haft<br />
wird mit Tatbegehungsgefahr gerechtfertigt, da die 10 Personen<br />
<strong>an</strong>geblich seit längerem politisch aktiv sind.<br />
UNABHÄNGIG DAVON, WAS DU VON TIERRECHTEN<br />
HÄLTST – GETROFFEN HAT ES EINIGE – GEMEINT SIND<br />
WIR ALLE!<br />
Die Gef<strong>an</strong>genen sollen wissen, dass sie nicht vergessen werden<br />
undunsere Solidarität keine Gefängnismauern kennt!!!<br />
WIR LASSEN UNS NICHT EINSCHÜCHTERN –<br />
SOLIDARITÄT STATT PARANOIA!<br />
Mehr und aktuelle Infos:<br />
http://<strong>an</strong>tirep<strong>2008</strong>.tk, http://at.indymedia.org<br />
ANWÄLTINNEN SIND SEHR TEUER!!! SPENDET GELD UND/ODER<br />
ORGANISIERT SOLIPARTIES: Ktnr.: 01920013682, Blz: 14000, Empfängerin:<br />
GAJ Wien, Zweck: Antirep<strong>2008</strong> (International:- IBAN:<br />
AT551400001920013682, BIC: BAWAATWW)<br />
Reichtum gerecht verteilen<br />
5 Milliarden Euro Vermögenssteuern<br />
Österreich ist ein Steuerparadies für Reiche und Superreiche. Das<br />
Vermögen ist so gut wie nicht besteuert. Gewinne aus Aktien und<br />
Immobilien sind steuerfrei.<br />
Gleichzeitig wird der Sozialstaat abgebaut und das Bildungssystem<br />
ist in einem schlechten Zust<strong>an</strong>d. Eine Million Menschen in Österreich<br />
sind armutsgefährdet.<br />
Das muss sich schleunigst ändern. Daher fordern wir Steuern auf<br />
Vermögen in Höhe des Durchschnitts der EU-15. Das sind 5 Milliarden<br />
Euro, die für die Grüne Grundsicherung und bessere Bildung<br />
eingesetzt werden können.<br />
www.reichtumgerechtverteilen.at
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Nr. 09/08, 22. Jahrg<strong>an</strong>g, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M