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September 2000 (PDF) - an.schläge

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politikösterreichmedien<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

q<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> auf<br />

Die Gegenöffentlichkeiten in der ohnehin durch<br />

Monopole und Konzentration gekennzeichneten<br />

Medienl<strong>an</strong>dschaft Österreichs sollen systematisch<br />

zerstört werden. Von Verena Fabris<br />

„Ich bin völlig entgegengesetzter<br />

Meinung wie Sie, aber<br />

ich würde mein Leben dafür<br />

einsetzen, daß Sie Ihre Meinung<br />

frei äußern können.“<br />

Nicht nur Generationenministerin Elisabeth<br />

Sickl zitiert gerne Voltaire, wenn<br />

sie die vorgebliche Toler<strong>an</strong>z ihrer Partei<br />

gegenüber kritischen Stimmen betonen<br />

will. Auch Infrastrukturminister Michael<br />

Schmid hat denselben Zitatenschatz<br />

parat, wenn er eine Anfragebe<strong>an</strong>twortung<br />

im Bundesrat zur Streichung des<br />

begünstigten Postvers<strong>an</strong>dtarifs mit den<br />

Worten beginnt:„Auch wenn ich nicht<br />

ihrer Meinung bin, werde ich mich immer<br />

dafür einsetzen, daß sie diese frei<br />

äußern können.“ – Alle Pläne der<br />

Bundesregierung zeigen das Gegenteil:<br />

Kritische Stimmen sollen durch Zensur<br />

und fin<strong>an</strong>zielles Aushungern mundtot<br />

gemacht werden.<br />

Machtrausch. Den Druck, den FPÖ und<br />

ÖVP ausüben, haben Edith Meinhart<br />

und Ulla Schmid in einem Profil-Artikel<br />

eingehend beschrieben: Mißliebige<br />

Medien bekommen keine Interviewtermine,<br />

sogar Basisinformationen werden<br />

ihnen mitunter mit der Bemerkung verweigert:„Macht<br />

ein paar nette Geschichten<br />

über uns, d<strong>an</strong>n reden wir<br />

weiter.“ Einzelne JournalistInnen werden<br />

auch gezielt eingeschüchtert. So wurde<br />

St<strong>an</strong>dard-Redakteurin Katharina<br />

Krawagna-Pfeifer – eine der wenigen<br />

malestream-JournalistInnen, die sich<br />

noch trauen, FPÖ-kritische Analysen zu<br />

publizieren, von Wolfg<strong>an</strong>g Schüssel mit<br />

den Worten gemaßregelt:„Sie sind Leiterin<br />

des Innenpolitik-Ressorts einer<br />

wichtigen Tageszeitung. Übernehmen<br />

Sie doch nicht die Kampfparolen der<br />

Gewerkschaft.“ Krawagna-Pfeifer hatte<br />

bloß gefragt:„Was sagt die Regierung<br />

zu den ÖGB-Vorwürfen, wonach der<br />

Sparkurs eine soziale Schieflage fördere.“<br />

Andere wurden wegen ihrer kritischen<br />

Dist<strong>an</strong>z zur FPÖ nicht nur gemobbt,<br />

sondern schlichtweg rausgeschmissen.<br />

Die ehemalige Bundessprecherin<br />

des Liberalen Forums, Heide<br />

Schmidt moderierte nach ihrem Ausstieg<br />

aus der Politik eine Talkshow beim<br />

Privatsender ATV. Nach nur wenigen<br />

Wochen wurde sie gekündigt. Ihr lapidarer<br />

Kommentar dazu im dieSt<strong>an</strong>dardchat:„ATV<br />

wollte die Trennung, weil sie<br />

terrestrische Frequenzen brauchen und<br />

dafür offenbar auch das Wohlwollen<br />

der FPÖ, diese hat aber die Sendung mit<br />

mir boykottiert.“ Astrid Zimmerm<strong>an</strong>n,<br />

Vorsitzende der JournalistInnengewerkschaft,<br />

bestätigt:„Mit einer Moderatorin<br />

Heide Schmidt wären die Ch<strong>an</strong>cen,<br />

eine Frequenz zu bekommen, praktisch<br />

null gewesen.“<br />

Wirtschaftskeule. Nicht nur verbale<br />

Attacken und Zensur müssen JournalistInnen<br />

über sich ergehen lassen, auch<br />

die wirtschaftliche Keule wird geschwungen:<br />

Seid ihr nicht brav, d<strong>an</strong>n<br />

bekommt ihr kein Geld von uns. – Eine<br />

Taktik, die ÖVP und FPÖ immer schon<br />

<strong>an</strong>w<strong>an</strong>dten. Erinnert sei in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> die Nicht-Gewährung<br />

der Publizistikförderung im Jahr 1994<br />

für fünf als linksradikal und terroristisch

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