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September 2000 (PDF) - an.schläge

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kulturvideokunst<br />

Rike Fr<strong>an</strong>k lebt und arbeitet in Wien;<br />

sie studierte Medientheorie, ist freie<br />

Kuratorin und Autorin und arbeitet<br />

seit 1996 unter dem Namen<br />

„Best Before“.<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

q<br />

Feminismus weiter schreiben<br />

Ein Hauptthema der Ausstellung, die Stella Rollig für den diesjährigen „steirischen herbst“<br />

kuratiert, ist mediale Repräsentationskritik. Eingeladen sind 25 internationale KünstlerInnen,<br />

die Spielregeln der Gender-Konstruktionen in den Massenmedien lustvoll zu unterw<strong>an</strong>dern.<br />

Rike Fr<strong>an</strong>k sprach mit ihr über eine Ausstellung zum Verweilen und Wiederkommen.<br />

Von 1994-1996 war Stella Rollig<br />

österreichische Bundeskuratorin,<br />

1994 gründete sie das „Depot“,<br />

das sich als Ort der Reflexion<br />

über zeitgenössische<br />

Kunst versteht. Sie ist international als<br />

Kuratorin, Publizistin und Kunstvermittlerin<br />

tätig. Ihr neuestes Ausstellungsprojekt<br />

trägt den Titel:„. Video als<br />

weibliches Terrain“.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Der Titel deines Ausstellungsprojekts<br />

wirkt im ersten Augenblick<br />

wie ein Zitat <strong>an</strong> die 70er Jahre, als Video<br />

von vielen Frauen als neues, unbelastetes<br />

Medium eingesetzt wurde, um feministische<br />

Anliegen zu tr<strong>an</strong>sportieren und<br />

neue Räume zu besetzen.<br />

Stella Rollig: Es war nicht bewußt<br />

ein Zitat auf die 70er Jahre, aber es paßt<br />

mir g<strong>an</strong>z gut, wenn du es so gelesen<br />

hast. Weil das eine der Argumentationen<br />

ist, die ich mit vornehmen<br />

möchte, daß es nach wie vor eine weiter<br />

geschriebene feministische Kunstgeschichte<br />

gibt, die sich vor allem im Medium<br />

Video ausdrückt, und die durchaus<br />

zu tun hat mit der Vorgeschichte in<br />

den 70ern, auch wenn das heute fast<br />

kaum mehr so deklariert wird. Ich war<br />

eher erstaunt, daß ich bei den Künstlerinnen<br />

heute auf große Vorsicht gestoßen<br />

bin, daß sie das „Frauenthema“<br />

nicht so interessiert und sie sich ein<br />

bißchen von einem Frauenzusammenh<strong>an</strong>g<br />

abgrenzen wollten.<br />

Aber um die Argumentation von<br />

inhaltlich kurz <strong>an</strong>zureißen: Der<br />

Str<strong>an</strong>g, der sich meiner Ansicht nach bis<br />

heute fortschreibt, ist der eines spezifischen,<br />

feministischen Interesses <strong>an</strong><br />

medialer Repräsentation und damit<br />

einer Repräsentationskritik.<br />

versammelt Künstlerinnen<br />

und Künstler; zugleich spart der Ausdruck<br />

„weiblich“ auch etwas aus: das „Männliche“.<br />

Und auf eine gewisse Weise wird<br />

das „Weibliche“ wieder der Austragungsort<br />

und zum Material.<br />

Ich würde es etwas <strong>an</strong>ders sagen:<br />

Es ist so etwas wie eine Oberhoheit<br />

über ein Terrain <strong>an</strong>gedeutet, was aber<br />

nicht heißt, daß auf dem Gebiet nicht<br />

<strong>an</strong>dere zugelassen sind, denn auf diesem<br />

bewegen sich auch Männer.<br />

Die feministischen Analysen von<br />

medialer Vermittlung sind ja in Verw<strong>an</strong>dtschaft<br />

mit den Fragen <strong>an</strong>derer<br />

unterdrückter Gesellschaftsgruppen<br />

entst<strong>an</strong>den, in Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

post-kolonialistischen St<strong>an</strong>dpunkten<br />

zum Beispiel. Ich beschränke mich bei<br />

auf einen Aspekt: auf die Untersuchung<br />

der Darstellung von Weiblichkeit.<br />

– Mit einer Ausnahme: Fiona T<strong>an</strong>,<br />

die explizit den Kolonialismus beh<strong>an</strong>delt.<br />

– Dabei sind auf dem Terrain von<br />

im Gegensatz zu den vorherrschenden<br />

Paradigmen unserer Welt die<br />

Spielregeln umgekehrt. Also die Themen,<br />

die dominierenden Verfahrensweisen<br />

sind vom Interesse der Frauen<br />

bestimmt. Die Männer beschäftigen<br />

sich hier auch mit der Untersuchung<br />

von weiblichen Figuren in Massenmedien.<br />

Und das soll zeigen, daß sich<br />

nicht nur – wie vielleicht noch in den<br />

70er Jahren – Frauen mit ihren eigenen<br />

Themen beschäftigen, sondern daß sich<br />

30 Jahre später bei einer jüngeren<br />

Generation schon etwas verändert hat.<br />

Warum der Fokus auf die Massenmedien?<br />

Als Ausdruck von Alltagskultur?<br />

Ich wollte mich mit Videokunst befassen.<br />

Mich interessiert die Reaktion auf<br />

audiovisuelle Medien mit den selben<br />

Medien und die Frage, wo läßt sich dabei<br />

Differenz herstellen. Es geht um audiovisuelle<br />

Medien, von denen ich denke, daß<br />

sie die bestimmendsten Tr<strong>an</strong>smitter von<br />

Botschaften sind, sowohl von bildlichen/visuellen<br />

als auch von inhaltlichen/verbalisierbaren.<br />

Dabei denke ich<br />

in erster Linie <strong>an</strong> das Fernsehen. Die<br />

Massenmedien spielen eine große Rolle<br />

in der Genderkonstruktion aufgrund der<br />

Stereotypen, die sie immer wieder bestätigen<br />

– bis auf einige Ausnahmen in<br />

irgendwelchen schrägen Serien oder in<br />

bewußt quer <strong>an</strong>gelegten Werbebildern,<br />

die m<strong>an</strong> mit der Lupe suchen muß.<br />

Teil des Konzeptes ist zu<br />

überlegen, wie wird darauf reagiert.<br />

Einerseits geht es um die Entwicklung<br />

von Arbeiten als genuin neue Vor<strong>schläge</strong><br />

und <strong>an</strong>dererseits um Reaktionen auf<br />

die vorfabrizierten Bilder, narrativen<br />

Strukturen und Formate; in Form einer<br />

Analyse und Kritik aber auch in der lustvollen<br />

Aneignung, einem Nachspielen.<br />

K<strong>an</strong>nst du kurz auf einige Arbeiten<br />

der eingeladenen KünstlerInnen und ihre<br />

Differenz zu den von dir erwähnten<br />

Stereotypen eingehen?

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