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kultur<strong>an</strong>.riss<br />

auszeichnung<br />

Elfriede Jelinek<br />

Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat den diesjährigen „m<strong>an</strong>uskripte”-<br />

Preis des L<strong>an</strong>des Steiermark, der mit ats 150.000,– dotiert ist, erhalten.<br />

Der Autorin wurde in Anerkennung ihrer drei Jahrzehnte <strong>an</strong>haltenden<br />

Verbindung zu der Literaturzeitschrift des Grazer Forum Stadtpark<br />

„m<strong>an</strong>uskripte“ ausgezeichnet, in der viele ihrer Theaterstücke erstmals<br />

erschienen sind. In der Steiermark gilt die Auszeichnung neben dem<br />

Literaturpreis des L<strong>an</strong>des als die wichtigste öffentliche Anerkennung im<br />

literarischen Bereich. Zu den Preisträgerinnen der verg<strong>an</strong>genen Jahre<br />

zählen u.a. Barbara Frischmuth und Friederike Mayröcker.<br />

Im Februar dieses Jahres hat Elfriede Jelinek ein Aufführungsverbot<br />

ihrer Stücke in Österreich ausgesprochen, das allerdings nicht für alternative<br />

Theatergruppen gilt. So wurde in Österreich zuletzt ihre Haider-<br />

Paraphrase „Das Lebewohl“am Wiener Heldenplatz uraufgeführt. Jelinek<br />

zur Rolle, welche die Regierung nun den Frauen zuschreibt:„Für uns<br />

scheint, außer Schönheit, noch die Mutterschaft übrig zu bleiben,<br />

,familienfreundlich’ nennt sich die neue Politik.” is<br />

frauenmuseum<br />

Mythos und Alltag<br />

Das erste österreichische Frauenmuseum wurde am 7. Juli in Vorarlberg<br />

eröffnet: Im neuen Feuerwehr- und Kulturhaus in Hittisau. Die zuständige<br />

L<strong>an</strong>desrätin Eva Maria Weibel war „mit Stolz und Freude erfüllt“: Auf<br />

Grund seiner Einzigartigkeit werde das Frauenmuseum „nicht nur regionale<br />

Bedeutung haben, sondern auch über die Grenzen hinweg großes<br />

Interesse finden.” Ein Aufgabenschwerpunkt soll die Aufarbeitung<br />

sozial- und kulturgeschichtlicher Frauenthemen sein, wobei das<br />

Museum auch aktuelle Themen aufgreifen und vor allem Künstlerinnen<br />

eine Plattform bieten soll. Die derzeit laufende Ausstellung heißt<br />

„Mythos und Alltag. Eine sozialgeschichtliche Installation”. Der Eintritt<br />

kostet nur ats 20,–, für Kinder und Jugendliche gar nichts. Fin<strong>an</strong>ziert<br />

wird das Museum von der Gemeinde und vom L<strong>an</strong>d Vorarlberg. is<br />

Österreichisches Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 055 13/65 26, Öffnungszeiten: Do 19–21 Uhr, Fr/Sa 16–18 Uhr und So<br />

15–18 Uhr , für Gruppen auch nach Vereinbarung<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Angela Heissenberger<br />

Kain und Abel<br />

heim.spiel<br />

Seit 8. Juli lautet J<strong>an</strong>s erste Frage nach dem Aufwachen nicht mehr<br />

„Woisda Papa?“, sondern „Woisda Baby?“ „Der Baby“ heißt Nils und<br />

verhält sich bisher weitgehend unauffällig, was J<strong>an</strong> nicht dar<strong>an</strong> hindert,<br />

ihm seine überschäumende Liebe (m<strong>an</strong>chmal auch eher das Gegenteil<br />

davon) <strong>an</strong>gedeihen zu lassen. Das s<strong>an</strong>fte Schaukeln der Hängematte<br />

steigert sich beispielsweise völlig unerwartet zum drohenden<br />

Überschlag. Das weinende Kind wird mit Stofftieren, Playmobilmännchen<br />

und Autos aller Art getröstet oder beworfen. Oder J<strong>an</strong><br />

fordert <strong>an</strong>gesichts des störenden Bruders die sofortige Kindesweglegung:<br />

„Weiter, Bett!“ Wenn in seinen Augen das gefährliche Glitzern<br />

einsetzt, ist höchste Vorsicht geboten. Harmloses Streicheln k<strong>an</strong>n<br />

in Sekundenbruchteilen in heimtückische Gewaltakte umschlagen.<br />

Und so kommt es, daß ich mittags noch immer mit ungeputzten<br />

Zähnen herumwusle, die fertig geschleuderte Wäsche in der Maschine<br />

vergammelt und das Frühstück zwar noch nicht abgeschlossen,<br />

zeitlich aber längst vom <strong>an</strong>stehenden Mittagessen überholt ist. Vormittagstermine<br />

nehme ich deshalb nur noch ungefrühstückt wahr,<br />

J<strong>an</strong> bekommt beim Bäcker ein trockenes Kipferl in die H<strong>an</strong>d gedrückt.<br />

Ich weiß nicht, wie <strong>an</strong>dere Mütter diesen Hardcore-Job bewältigen.<br />

Mir reicht die Doppeldosis Kinder auch schon ohne Haushalt.<br />

Immerhin gilt es das Überleben beider Kids zu sichern, was bedeutet,<br />

daß ich zumindest eines der kleinen Monster perm<strong>an</strong>ent bei mir<br />

haben muß. Meine Fertigkeiten mit Säugling am Arm haben sich<br />

deshalb seit Nils‚ Geburt beträchtlich erweitert. Klo gehen, bügeln,<br />

Wäsche aufhängen – alles kein Problem, von ein paar Br<strong>an</strong>dwunden<br />

abgesehen. Trotzdem hatte Nils schon nach zwei Wochen sein erstes<br />

Cut im Gesicht. Ich hatte nur mal schnell mein <strong>an</strong>gekotztes T-Shirt<br />

gewechselt, da war‘s auch schon passiert.<br />

J<strong>an</strong> scheint meine Befürchtungen, er könne seinen Bruder nachhaltig<br />

beschädigen, nicht zu teilen. Ein kleiner Heissenberger muß<br />

schon was aushalten können. Mit sich selbst geht er ja auch nicht<br />

gerade zimperlich um, die Liste seiner Selbstverstümmelungsversuche<br />

ist legendär. Und für den Fall des Falles schlägt J<strong>an</strong> seine Universallösung<br />

vor: „Billa, neue kaufen!“

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