September 2000 (PDF) - an.schläge
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auf.takt<br />
„Wo geht das g<strong>an</strong>ze Geld hin“, ruft Tina verzweifelt<br />
durch die Redaktion, nachdem sie den Hörer<br />
auf das Telefon zurück sinken ließ. Die fin<strong>an</strong>zielle<br />
Notlage, in der sich D<strong>an</strong>k der Regierungspolitik<br />
des Hinauszögerns und Aushungerns besonders<br />
alternative und feministische Initiativen befinden,<br />
wirkt sich auch auf den Inseratenmarkt aus.<br />
Klar: wo kein Geld ist, k<strong>an</strong>n keines ausgegeben<br />
werden.<br />
Das müssen auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zur Zeit schmerzlich<br />
erfahren. Die Subventionen für<br />
dieses Jahr sind noch immer ausständig,<br />
weshalb wir uns einem tiefen Fin<strong>an</strong>zierungsloch<br />
gegenüber sehen, welches in Grenzen zu halten<br />
bereits Arbeitsplätze gekostet hat. Unsere<br />
einzige unabhängige Fin<strong>an</strong>zierungsquelle – in<br />
der jetzigen Situation notwendiger denn je –<br />
sind (Unterstützungs)Abos. Über die aktuelle<br />
Medienpolitik und die Auswirkung, die die<br />
stufenweise Streichung des begünstigten<br />
Postvers<strong>an</strong>des auf Zeitschriften allgemein, und<br />
feministische im besonderen hat, berichtet<br />
Verena Fabris in diesem Heft. Thema der vorliegenden<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ist der österreichische<br />
Patriotismus, den Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia<br />
Kogoj aus feministischer und minderheitenpoltischer<br />
Warte unter die Lupe nehmen. Rike Fr<strong>an</strong>k<br />
hat für die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> mit der feministischen<br />
Kuratorin Stella Rollig über ihr neues<br />
Ausstellungsprojekt gesprochen.<br />
L<strong>an</strong>g vorbei ist zwar bereits das Fest der feministischen<br />
Medien, zu dem am Anf<strong>an</strong>g dieses<br />
Sommers die Frauen so zahlreich kamen, um sich<br />
solidarisch zu zeigen gegen die blau/schwarze<br />
Definition von Medien- und Frauenpolitik. In dieser<br />
Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am<br />
gemeinsamen Essen, Raten und Gewinnen.<br />
Festlich geht’s nun in den Herbst, wenn am<br />
2. Und 3. <strong>September</strong> die Volksstimme auf die<br />
Jesuitenwiese im Wiener Prater einlädt. Auch<br />
hier werden die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gemeinsam mit <strong>an</strong>deren<br />
feministischen Medien präsent sein.<br />
Praktik<strong>an</strong>tin im August war Isabel Segrelles,<br />
deren Engagement die arbeitsintensive<br />
Produktion dieser Nummer ein großes Stück<br />
leichter machte. Schließlich wollen wir uns<br />
gemeinsam mit Angela über den Nachwuchs<br />
freuen, der seit Anf<strong>an</strong>g Juli gesund und munter<br />
diese Welt bereichert und – den damaligen<br />
Temperaturen entsprechend – zum Nils ern<strong>an</strong>nt<br />
wurde. Herzlichen Glückwunsch!<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
M<strong>an</strong>che lieben’s heiß<br />
Kühle Worte zu H. G<strong>an</strong>sterers Diagnosen betreffend Feministinnen<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
medien.politik<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> auf<br />
Strukturw<strong>an</strong>del gefährdet die feministische Gegenöffentlichkeit<br />
g ewalt.symposium<br />
Die Daphne Strategie<br />
Expertinnen tagten zum Thema „Gewalt gegen Lesben“<br />
jap<strong>an</strong><br />
Embryol<strong>an</strong>d<br />
Abtreibungen im 21. Jhdt. treffen auf Jahrtausende alte Totenkulte<br />
<strong>an</strong>.sage<br />
Drehladen und Babyklappen<br />
Verena Pawlowsky und Silvia Stöger über die neue/alte Idee<br />
patriotismus<br />
Kein schöner L<strong>an</strong>d<br />
In Österreich rücken die „kleinen Männer“ nationalistisch zusammen<br />
forum.wissenschaft<br />
Grenzen sprengen<br />
Theater überwindet traditionelle Weiblichkeitsbilder spielend<br />
diplom.arbeit<br />
Privat: Eintritt erwünscht!<br />
Feministische Arbeiten werden zunehmend außeruniversitär betreut<br />
dream.project<br />
Spectacular things<br />
Lesbo <strong>2000</strong> in Gent<br />
video.kunst<br />
Feminismus weiter schreiben<br />
Kuratorin Stella Rollig im Gespräch über die Ausstellung <br />
kultur.portrait<br />
Kommen und Gehen<br />
Schauspielerin E. Malovcic über zweite Generation und neue Projekte<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
Ton macht Musik<br />
Musik, die kreativ zu Hörensweisen inspiriert<br />
lese.zeichen<br />
Schulfrauen und Mädchen<br />
Zwei Bücher, die sich mit Mädchen und Bildung ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />
ge.fragt<br />
Crippie, the kyke dyke<br />
Sie war begabt und geschlagen mit einer allzu großen Empfindlichkeit<br />
05<br />
08<br />
10<br />
14<br />
24<br />
16<br />
22<br />
35<br />
29<br />
30<br />
32<br />
38<br />
39<br />
42
<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13,<br />
Fax: DW 20, e-mail: <strong>an</strong>.schlaege@chello .at<br />
Redaktionskollektiv: Verena Fabris/vab (Koordination, DW 13),<br />
Angela Heissenberger/AH, Gabi Horak/GaH (DW 15),<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Helg P<strong>an</strong>kratz/hp (Termine, DW 14);<br />
Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner/sc (DW 14), Beate Soltész/sol<br />
IInserate, PR: Tina Ludescher (DW 15)<br />
Ständige Mitarbeiterinnen: Kathy Bryla/KB, Gabi Horak/GaH,<br />
Barbara Luger/balu<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Angela Schwarz, Barbara Fröhlich,<br />
Ursula Herm<strong>an</strong>n, Cornelia Kogoj, Katharina Pewny,<br />
Charlotte Eckler, Lisa Rosenblatt, Rike Fr<strong>an</strong>k,<br />
Ilse M. Seifried, Evi Schmitt/Mo, Isabel Segrelles /is<br />
<strong>an</strong>.sage: Verena Pawlowsky, Silvia Stöger<br />
grau.zone: Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner<br />
heim.spiel: Angela Heissenberger<br />
wyber.space: Beate Soltész<br />
ge.fragt: Elke Koch<br />
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Ilse Kilic<br />
plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Cartoons: Gabi Szekatsch, Klaudia W<strong>an</strong>ner<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Magadlena Blaszczuk, Pez Hejduk,<br />
Michaela Bruckmüller, Margarete Neundlinger,<br />
Angela Heissenberger, Eva Weissenberger, M. Rollig,<br />
Polyfilmverleih<br />
Coverfoto: Magdalena Blaszczuk<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: Beate Schachinger<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft:„Personal Best“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/00<br />
Professionelles Herz<br />
D<strong>an</strong>ke für die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Großes Lob<br />
von mir und Gabriele: professionell und<br />
mit Herz, das findet frau selten.<br />
Betrifft: Probenummer<br />
Zu jung<br />
Gabi, Graz<br />
D<strong>an</strong>ke fürs probieren dürfen, aber ich<br />
fühle mich zu jung für eure Zeitschrift –<br />
schade, aber scheinbar bin ich mit meinen<br />
20 Jahren in einem Zwischenalter<br />
und es gibt nichts Passendes. Trotzdem<br />
weiterhin alles Gute!<br />
Betrifft: Nicht nur Kremser Senf<br />
Jeder Millimeter<br />
Sarah Schubert, Köln<br />
Da sitz’ ich in Edinburgh und gönn’ mir<br />
ein kühles Bier. Aus der Dose, die<br />
Grünen hier oben sind nicht echt etabliert.<br />
Jedesmal, wenn ich aus dem Geschäft<br />
ohne Plastiksackerl die 100 m<br />
nach Hause gehen will, krieg’ ich<br />
„bedauernswert“ Blicke.<br />
Ich hab gerade Besuch aus Wien<br />
und der hat meinem „Nur Kremser Senf<br />
bitte“-Mitbringwunsch auch noch den<br />
Falter und die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zugefügt.Wie<br />
gut das tut! Sonntagmorgen: Kaffee,<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Es tut so gut zu sehen, daß<br />
die Welt sich weiter dreht, aber mir nicht<br />
fremd wird. Gesichter auf Fotos freudige<br />
Erregung hervorrufen – d<strong>an</strong>ke für das<br />
„Mar<strong>an</strong>t<strong>an</strong>a“-Foto in „Personal Best“!<br />
Schön euer neues Layout: jeder<br />
Millimeter zählt!<br />
Weiter, weiter, immer weiter. K<strong>an</strong>n<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ein Stück Heimat sein?<br />
Das fragt sich Eure Uschi<br />
Betrifft:„Mit zehn erwachsen“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/00<br />
Differenzierung gefragt<br />
Zunächst einmal möchte ich Euch die<br />
gebührende Anerkennung zollen für<br />
Euren Artikel zu (Kinder)Sextourismus in<br />
der letzten Nummer. Ihr habt Euch damit<br />
<strong>an</strong> ein komplexes Thema gewagt. Komplex<br />
denke ich ist das Thema deswegen,<br />
weil sich hier verschiedene Fragen und<br />
Problematiken verknüpfen: ökonomisches<br />
Nord-Süd-Ausbeutungsverhältnis<br />
mit internationaler Arbeitsteilung mit<br />
Exotismus mit Sexismus mit der Frage,<br />
wie Prostitution zu bewerten sei, mit Sexualitätsverständnis<br />
mit Arbeitsbegriff<br />
mit Opferdiskurs mit Klischees ...<br />
Gerade wegen dieser Komplexität<br />
halte ich persönlich es für ratsam, zwischen<br />
Kindersextourismus und „Erwachsenen“-Sextourismus<br />
zu trennen.<br />
Mir schienen die beiden Problematiken<br />
in Eurem Artikel zu sehr vermischt.<br />
Warum hier differenziert werden<br />
soll? Erwachsene Frauen sind nicht einfach<br />
Opfer von Sextouristen, von ökonomischen<br />
Umständen, von Zuhältern, die<br />
sie zu einer Arbeit verführen, die sie gar<br />
nicht machen wollen. Erwachsene Frauen<br />
treffen eine bewußte Entscheidung für<br />
Sextourismus als Überlebensstrategie –<br />
wie eingeschränkt auch immer der Rahmen<br />
Ihrer Möglichkeiten ist.Was nicht<br />
heißt, dass es hier keine individuelle oder<br />
strukturelle Ausbeutung gäbe, die es zu<br />
benennen gilt (wie bei <strong>an</strong>deren Jobs – etwa<br />
in der exportorientierten Billiglohnwirtschaft<br />
auf den Philippinen – auch).<br />
Trotzdem: Ich denke, diese Frage der Freiwilligkeit<br />
und der Wahl einer Überlebensstrategie<br />
marktiert einen wesentlichen<br />
Unterschied zum Frauenh<strong>an</strong>del auf der<br />
einen und zum Kindersextourismus auf<br />
der <strong>an</strong>deren Seite, einen Unterschied, der<br />
<strong>an</strong>dere <strong>an</strong>alytische Fragestellungen und<br />
Positionen sowie <strong>an</strong>dere politische Forderungen<br />
und Strategien mit sich bringt.<br />
Maria Katharina Moser
Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
M<strong>an</strong>che lieben’s heiß<br />
Ausgerechnet unter der Überzeile „Good News“<br />
stimmte Helmut A. G<strong>an</strong>sterer im profil Nr. 30 vom<br />
24. Juli einen Grabges<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, zum Thema „Das<br />
Schweigen der Emma – die seltsame Stille der Frauenbewegung“.<br />
Ein Text, der bei so gut wie jeder<br />
Feministin zumindest Kopfschütteln auslösen mußte. Daß<br />
m<strong>an</strong>che es nicht beim Kopfschütteln bewenden ließ, sondern<br />
auch schriftlich reagiert hat, zeigten in der Folgenummer<br />
des „profil“ zahlreiche Leserinnenbriefe und eine<br />
passende Replik von Elfriede Hammerl.<br />
Auch ich habe den Kopf geschüttelt. Aber ich war skeptisch,<br />
ob G<strong>an</strong>sterers Text öffentlichen Protest und die unbezahlte<br />
PR, die das gleichzeitig immer auch bedeutet, wirklich<br />
verdient hat. Ob nicht schweigendes Hinweggehen <strong>an</strong>gemessen<br />
sei, und die gar nicht so sehr versteckten Intentionen<br />
seines – zugegeben, von rauhem Chauvi-Charme gekennzeichneten<br />
– Flirt-Spiels durch eine kalte Schulter<br />
besser durchkreuzt werden könnten. – So wie ich den Text<br />
verst<strong>an</strong>den habe, ist er ja in erster Linie ein Aufruf (fast Hilferuf)<br />
<strong>an</strong> Feministinnen, ihm wieder einen Reiz zu bieten, den<br />
er so sehr vermißt: Unsere Glut und Hitzigkeit und Feurigkeit<br />
urgiert der M<strong>an</strong>n, und beklagt sich über unsere „Kälte“ – wobei<br />
er sogar so weit geht, Todessymbolik <strong>an</strong>klingen zu lassen.<br />
Da wir wissen, daß wir alles <strong>an</strong>dere als tot sind, k<strong>an</strong>n das<br />
durchaus auch als ein dramatisierendes Lamento darüber<br />
gelten, daß feministische Frauen heutzutage – gegenüber<br />
Männern a la G<strong>an</strong>sterer – g<strong>an</strong>z schön „cool“ bleiben können.<br />
Auf die Frage,„was will der M<strong>an</strong>n mit diesem Text?“<br />
f<strong>an</strong>d ich auch nach mehrmaligem Lesen seiner widersprüchlichen<br />
Ansammlung von Unkenrufen und Bewertungsnoten<br />
immer wieder nur diese eine Antwort: Unter<br />
dem Motto „Liebt mich oder haßt mich, aber laßt mich nicht<br />
unbeachtet im Winkerl stehen“, Frauen provozieren will er.<br />
Seinen Narzißmus sollen sie bedienen. Sich mit ihm und<br />
seinem Text beschäftigen. Selbst wenn sie seinen Text bloß<br />
zerpfücken sollten und ihn, den Verfasser,„per e-mail prügeln“<br />
(Originalzitat G<strong>an</strong>sterer), zu welchem Zweck sogar<br />
seine private e-mailadresse am Ende seines Kommentars zu<br />
finden war!! – Und zwar interessieren ihn für dieses Spiel<br />
nicht irgendwelche Frauen, sondern g<strong>an</strong>z besonders jene,<br />
die widerspenstig sind, schwierig, kurz: Feministinnen.<br />
Auf den G<strong>an</strong>sterer-Text inhaltlich ernsthaft einzugehen<br />
ist bei der Oberflächlichkeit und Sprunghaftigkeit, die er<br />
vorlegt, etwas zu viel verl<strong>an</strong>gt. Es scheint ein echter Bauchschuß-Text<br />
zu sein: ein Schnellschuß aus dem Bauch heraus,<br />
für den ich keine <strong>an</strong>dere realistische Erklärung finde, als daß<br />
ihm fad im Kopf war, und er schnell etwas absondern und<br />
dem profil mailen mußte, g<strong>an</strong>z ohne Recherche-Aufw<strong>an</strong>d –<br />
vielleicht unter großem Zeitdruck.<br />
Hat er diesen Text im Halbschlaf geschrieben? Ist er<br />
kr<strong>an</strong>k? Überarbeitet? Geht es ihm nicht gut? fragt sich die<br />
Leserin unwillkürlich: Oder wurde die Stringenz erst beim<br />
Redigieren zerstört? Sinnentstellend zusammengestrichen?<br />
Oder sind gar beim Layout g<strong>an</strong>ze Sätze herausgeflogen<br />
und der Inhalt dadurch einer verstehen- und nachvollziehen<br />
wollenden Logik nicht mehr zugänglich? – Ich weiß<br />
es nicht.<br />
Die linguistische und auf den psychologischen Symbolgehalt<br />
eingehende Analyse bringt da viel mehr. Und sie<br />
führt mich auch zur Überzeugung, daß cool bleiben nicht<br />
gleichbedeutend damit ist, stillzuhalten und sich unwidersprochen<br />
Frechheiten bieten zu lassen:<br />
Es ist nicht schweigend zu tolerieren, wenn einer sich<br />
einer Sprachsymbolik bedient, in der „zänkische Drachen“<br />
für die Feministinnengeneration der siebziger- und achtziger<br />
Jahre steht, und Initiativen, die mittlerweile auch im Internet<br />
feministischen Raum geschaffen haben, als „Web-<br />
Sekten“ abget<strong>an</strong> werden.<br />
Passend zu der von spöttelndem Tonfall nur unzureichend<br />
kaschierten Haßliebe, die sich in solchem Vokabular<br />
m<strong>an</strong>ifestiert, gelten die Sympathiebekundungen den geopferten<br />
und sich selbst aufopfernden Frauen aus verg<strong>an</strong>genen<br />
Epochen: verbr<strong>an</strong>nte Hexen, Suffragetten, die sich einsperren<br />
und erschlagen ließen. Unter den Lebenden stilisiert<br />
er besonders liebevoll „alleinverdienende und alleinerziehende<br />
Mütter“ zu „stillen Heldinnen“, die „im Regen<br />
stehen“, als prädestinierte Objekte seiner männlichen Fürsorge.<br />
Die gegenwärtige Frauenbewegung hingegen ist ihm<br />
„zu schwach“. Und er erklärt uns auch, warum:„Weil den<br />
Frauen die Freunde fehlen“.<br />
Eine Frauenbewegung, die einen Freund wie diesen hat,<br />
braucht überhaupt keine Feinde mehr. ❚<br />
<strong>an</strong>.spruch<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05
österreich<strong>an</strong>.riss<br />
frauenklebenfest<br />
Schön wars!<br />
Ein rauschendes Fest gab der Verb<strong>an</strong>d feministischer Medien am<br />
30. Juni im FrauenMädchenLesben-Zentrum in Wien. Zahlreiche Frauen<br />
kamen, um mit uns zu feiern und sich solidarisch zu zeigen <strong>an</strong>gesichts<br />
der blau/schwarzen Definition von Medien- und Frauenpolitik. Doch in<br />
dieser Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am gemeinsamen Essen<br />
und Trinken und Raten und Gewinnen. So war die Tombola um Mitternacht<br />
bestimmt einer der Höhepunkte, denn es gab wahnsinnig tolle<br />
Preise mit nachhause zu nehmen. An dieser Stelle neidvolle Grüße <strong>an</strong><br />
eine glückliche Gewinnerin, die sich gerade im himmelblauen Hängesessel<br />
entsp<strong>an</strong>nt. Aber die Hauptpreise in Form von Jahresabos für die<br />
einzelnen Zeitschriften ließen sich auch sehen und haben vor allem die<br />
eindeutige Botschaft: Die feministischen Medien Österreichs brauchen<br />
jedes Abo! GaH<br />
Jeden Sonntag fünf Pokemons<br />
zum ausschneiden!<br />
(Radiowerbung für die „Krone“)<br />
Okay, also: Zeitung gekauft, Schere<br />
genommen: ... Wolf Martin, Staberl,<br />
Nenning, Telemax, Weidinger, Prüller,<br />
Herr Strudl ... Huch! – Da sind ja viel<br />
mehr als fünf „Pocket-Monster“ zum<br />
Ausschneiden drin!<br />
06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
plus.minus<br />
Die drei Waisen<br />
g esundheitsförderung<br />
Preis-Wert<br />
Sigrid Löffler, Literaturkritikerin<br />
Plötzlich war im Juli das „Literarische<br />
Quartett“ ein Trio; die Männer durch Löfflers<br />
Wegg<strong>an</strong>g verwaist.<br />
In der Quartett-Inszenierung von Literaturkritik,<br />
die immer wieder mit einer nur noch als<br />
notorisch zu bezeichnenden Inszenierung des<br />
Geschlechterverhältnisses einherging, hat<br />
Löffler die Rolle der „Frau“ mit viel Würde ausgefüllt.<br />
Sich nicht länger von Reich-R<strong>an</strong>icki als<br />
„prüde“ und „widerliches Weib“ beflegeln zu<br />
lassen ist auch unter diesem Aspekt ein über<br />
den Rahmen des individuellen hinausgehendes<br />
Zeichen, daß es selbst für die aufgeblasenste<br />
männliche Selbstgefälligkeit Grenzen gibt. (+)<br />
Die Stadt Wien vergibt am 1. Oktober erstmals den Frauengesundheitspreis<br />
für Projekte aus den Bereichen Medizin, Pflege und Sozialarbeit. Auch<br />
Selbsthilfegruppen, die sich speziell der Gesundheitsförderung und Unabhängigkeit<br />
von Frauen in höherem Alter widmen sollen prämiert werden.<br />
Die Preise betragen zwischen ats 15.000 und 45.000. Ein JournalistInnenpreis<br />
(bis ats 30.000) für fundierte und sachliche Berichterstattung über<br />
Gesundheitsthemen für ältere Frauen wird ebenfalls vergeben. is<br />
Ausschreibungsunterlagen bei B&K Kommunikation, Brigitte Schmidhuber, Thurngasse 8/16, 1090 Wien, T. 01/3194378-34,<br />
schmidhuber@medienbuero-wien.at, Einreichschluß ist der 10. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>.<br />
fest<br />
Kinder, die zwei Muttis haben<br />
Am 17. <strong>September</strong> ver<strong>an</strong>staltet die HOSI-Familienrunde ein Kinderfest.<br />
Die Idee zur Party für die Sprößlinge lesbischer Frauen und schwuler<br />
Männer stammt von einem achtjähriger Knirps, der mit seinen zwei<br />
Papis eines Sonntags vor der Tür der HOSI st<strong>an</strong>d, und wissen wollte:„Wo<br />
sind denn die <strong>an</strong>deren Kinder, die zwei Papas oder zwei Mamas haben?“<br />
Auf der ersten HOSI-Kinderparty gibt es ein Gratis-Kinderbuffet und eine<br />
Tombola bei der viele interess<strong>an</strong>te Spiele zu gewinnen sind. Mitzubringen<br />
sind ats 50,– Unkostenbeitrag, gute Laune und, wenn möglich, die<br />
lesbischen bzw. schwulen Oldies. Ob sich in der Folge eine schwul-lesbische<br />
Elterngruppe, Kindergruppe oder ähnliches entwickelt, will Brigitte<br />
von der Familienrunde noch nicht vorhersagen.„Möglich wär‚s“, meint sie,<br />
„und sicher wünschenswert und bei uns jederzeit willkommen.“ hp<br />
Kinderfest: 17.9., 15.00 Uhr, HOSI-Zentrum, Wien 2., Novaragasse 40, T. 01/ 216 66 04. Brigitte ist jeden Di und Mi<br />
ab 20.00 Uhr, jeden 1. So im Monat ab 14.00 in der HOSI erreichbar.<br />
plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff: „plus.minus“<br />
Die drei Weissen<br />
Österreichische NGOs<br />
Daß die drei Besucher, die Ende Juli die Lage in<br />
Österreich erkundeten, alle selbst der privilegierten<br />
weißen männlichen Politikerkaste<br />
<strong>an</strong>gehörten, ist nicht verwunderlich. Da sie<br />
aber fast ausnahmslos nur ebensolche Gesprächspartner<br />
empfingen, drohten Auskünfte<br />
von Frauen und Minderheiten zur Menschenrechtssituation<br />
und dem „Wesen der FPÖ“ ein<br />
weißer Fleck auf ihrer Informations-L<strong>an</strong>dkarte<br />
zu bleiben. Die außerparlamentarische Opposition<br />
hat erreicht, daß nun auch VertreterInnen<br />
von SOS Mitmensch, amnesty international,<br />
Frauenorg<strong>an</strong>isationen und der Homosexuellen<br />
Initiative <strong>an</strong>gehört werden. (+)
f rauenhäuser<br />
Zuwachs<br />
Im Süden Wiens wird ein viertes Frauenhaus eingerichtet (Baubeginn<br />
2001). Insgesamt ats 90 Millionen werden von der Stadt für die<br />
Adaptierung eines bereits bestehenden Gebäudes sowie einen<br />
Neubau, in den ein <strong>an</strong>deres Wiener Frauenhaus übersiedeln wird, aufgewendet.<br />
Im neuen Haus „werden in Zukunft 160 Plätze für Frauen<br />
und Kinder zur Verfügung stehen“, so die Frauenstadträtin Renate<br />
Brauner. Derzeit können in den Wiener Frauenhäusern etwa 100 Plätze<br />
pro Tag <strong>an</strong>geboten werden. 393 Frauen und 365 Kinder konnten im<br />
Vorjahr untergebracht werden. „Wir haben l<strong>an</strong>ge gehofft, daß wir kein<br />
viertes Frauenhaus brauchen“, erklärte Brauner. Doch Tatsache ist, daß<br />
bereits letztes Jahr 360 Frauen aus Platzm<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> <strong>an</strong>dere Einrichtungen<br />
verwiesen werden mußten.<br />
31% der Frauen kehrten nach ihrem Frauenhausaufenthalt nach<br />
eigenen Angaben zum Mißh<strong>an</strong>dler zurück. Zurückkehren bedeutet<br />
aber nicht unbedingt immer eine Fortsetzung der Mißh<strong>an</strong>dlungen.<br />
Laut dem Tätigkeitsbericht der Frauenhäuser 1999 k<strong>an</strong>n bereits eine<br />
kurzfristige Trennung sowie die Erfahrung der Frauen, im Frauenhaus<br />
Schutz und Unterstützung zu finden, ihre Position stärken und so eine<br />
Veränderung in der Beziehung bewirken.<br />
Die Wiener Frauenhäuser gewährleisten telefonische Erreichbarkeit,<br />
Unterstützung und Zufluchtmöglichkeit rund um die Uhr.<br />
Frauen erhalten Hilfestellung unabhängig von ihrer Nationalität, ob<br />
sie über Geld, Dokumente oder Beweismittel für ihre Mißh<strong>an</strong>dlung<br />
verfügen. Kriterium für die Unterstützung ist einzig die Aussage der<br />
Frau über ihre Gefährdung und ihre Gewalterfahrung. Der Verein<br />
Wiener Frauenhäuser betreibt derzeit drei Frauenhäuser und eine<br />
Beratungsstelle. is<br />
Verein Wiener Frauenhäuser, Weinheimergasse 4/5, 1160 Wien, T. 485 30 30<br />
kongreß<br />
Feministischer Widerst<strong>an</strong>d<br />
Tag für Tag müssen wir mitverfolgen, daß die FPÖVP-Regierung kein<br />
Interesse <strong>an</strong> eigenständigen, existenzsichernden Lebensperspektiven<br />
von Frauen/Lesben hat, Arbeitnehmerinnenrechte abbaut, Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
zu Sündenböcken abstempelt und generell ein Klima schafft, in<br />
dem rassistische und sexistische Gewalt massiv zunehmen.<br />
Aus diesem Grund haben sich Frauen aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen<br />
(u.a. Frauenreferat der ÖH, Österreichisches Frauenforum<br />
Feministische Theologie, Netzwerk österreichischer Frauenund<br />
Mädchenberatungsstellen und LEFÖ-Lateinamerik<strong>an</strong>ische Emigrierte<br />
Frauen in Österreich) entschlossen, den Feministischen Widerst<strong>an</strong>dskongreß<br />
zu org<strong>an</strong>isieren.<br />
Alle politisch feministisch interessierten Frauen sind eingeladen<br />
beim Kongreß am 7. Und 8. Oktober gemeinsam die aktuelle politische<br />
Situation zu <strong>an</strong>alysieren und widerständiges H<strong>an</strong>deln weiterzuentwickeln.<br />
Alles, was frau für besprechenswert hält, hat Platz! vab<br />
Feministischer Widerst<strong>an</strong>dskongreß, Sa 7.10. <strong>2000</strong>, 10-19 Uhr, So 8.10., 10-17 Uhr<br />
Ideen für den Feministischen Widerst<strong>an</strong>dskongreß können bis 20. <strong>September</strong> geschickt werden <strong>an</strong>:<br />
Feministischer Widerst<strong>an</strong>dsrat, FMLZ, Währingerstr. 59/6, 1090 Wien, Fax: o1/408 50 57.<br />
Anmeldung für den Kongreß bis 2. Oktober bei ÖH Frauenreferat, Lichtensteinstr. 13, 1090 Wien,<br />
e-mail: feministischer Widerst<strong>an</strong>dskongreß@frauenweb.at,<br />
Frauen, die Betreuung für ihre Kinder brauchen, mögen sich bis 25. <strong>September</strong> <strong>an</strong>melden.<br />
<strong>an</strong>.ruf<br />
Bettina Stadlbauer im Gespräch mit Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Heißer Herbst<br />
<strong>an</strong>.rissösterreich<br />
Die Ankündigung einer großen Frauendemo für Jahresende wurde mit<br />
Interesse aufgenommen. W<strong>an</strong>n genau soll sie denn stattfinden?<br />
Den genauen Termin gibt es noch nicht, k<strong>an</strong>n es auch noch gar nicht<br />
geben. Die Kundgebung und auch der Zeitpl<strong>an</strong> wird sich erst durch<br />
die Gespräche mit Frauenorg<strong>an</strong>isationen und Initiativen konkretisieren.<br />
Das erste Koordinationstreffen gibt es Ende <strong>September</strong>. Dazu sind alle<br />
Fraueninitiativen eingeladen: Vertreterinnen von autonomen Frauenprojekten,<br />
von kirchlichen Org<strong>an</strong>isationen, von Parteien....<br />
Soll es wirklich eine Org<strong>an</strong>isationsplattform von Frauen quer durch alle<br />
Parteien sein? – Genauer gefragt: Sind auch Vertreterinnen der gegenwärtigen<br />
Koalitionspartein zur Teilnahme eingeladen?<br />
Wir werden sie schon <strong>an</strong>sprechen; also jedenfalls nicht ausgrenzen.<br />
Die ersten Reaktionen sprechen aber nicht gerade dafür, daß ausgerechnet<br />
Repräsent<strong>an</strong>tinnen der Regierung gegen die Frauenpolitik<br />
der Regierung auf die Straße gehen werden.<br />
Die erste Mitteilung in der Zeit im Bild könnte bei vielen Frauen den<br />
Eindruck erweckt haben, daß ihnen „über die Medien ausgerichtet“ wird,<br />
sie sollen demonstrieren kommen ...<br />
Die Reaktionen am Tag der Ausstrahlungen haben auf mich nicht<br />
gewirkt, als ob das so <strong>an</strong>gekommen wäre. Es gab sehr viele positive<br />
Reaktionen. Vor allem von Frauen aus den Bundesländern, sowohl<br />
innerhalb der Partei als auch einfach von Frauen auf der Straße.<br />
Und die negativen Reaktionen?<br />
Wie üblich: daß wir gegen Männer hetzen, Gräben aufreißen, Familienfrieden<br />
stören ... die typischen Anwürfe gegen fortschrittliche Frauenpolitik.<br />
Von der ÖVP-Genralsekretärin kommen solche. Und Theresia<br />
Zierlers Reaktion geht schon beinahe in Richtung persönlicher Diffamierung:<br />
Prammer wolle Frauen vor den Parteikarren sp<strong>an</strong>nen usw.<br />
Hat sie unrecht?<br />
Ja. Wir meinen das so, wie es auch Prammer von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> betont hat.<br />
Daß wir Frauen auf keinen Fall parteipolitisch vereinnahmen wollen.<br />
Sondern wir wollen unsere Möglichkeiten zur Verfügung stellen: Für die<br />
Artikulation des vorh<strong>an</strong>denen breiten Protestes gegen den massiven<br />
konservativen Trend in der gegenwärtigen Frauenpolitik.<br />
Bettina Stadlbauer ist Bundes Frauensekretärin der SPÖ.<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07
politikösterreichmedien<br />
08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
q<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> auf<br />
Die Gegenöffentlichkeiten in der ohnehin durch<br />
Monopole und Konzentration gekennzeichneten<br />
Medienl<strong>an</strong>dschaft Österreichs sollen systematisch<br />
zerstört werden. Von Verena Fabris<br />
„Ich bin völlig entgegengesetzter<br />
Meinung wie Sie, aber<br />
ich würde mein Leben dafür<br />
einsetzen, daß Sie Ihre Meinung<br />
frei äußern können.“<br />
Nicht nur Generationenministerin Elisabeth<br />
Sickl zitiert gerne Voltaire, wenn<br />
sie die vorgebliche Toler<strong>an</strong>z ihrer Partei<br />
gegenüber kritischen Stimmen betonen<br />
will. Auch Infrastrukturminister Michael<br />
Schmid hat denselben Zitatenschatz<br />
parat, wenn er eine Anfragebe<strong>an</strong>twortung<br />
im Bundesrat zur Streichung des<br />
begünstigten Postvers<strong>an</strong>dtarifs mit den<br />
Worten beginnt:„Auch wenn ich nicht<br />
ihrer Meinung bin, werde ich mich immer<br />
dafür einsetzen, daß sie diese frei<br />
äußern können.“ – Alle Pläne der<br />
Bundesregierung zeigen das Gegenteil:<br />
Kritische Stimmen sollen durch Zensur<br />
und fin<strong>an</strong>zielles Aushungern mundtot<br />
gemacht werden.<br />
Machtrausch. Den Druck, den FPÖ und<br />
ÖVP ausüben, haben Edith Meinhart<br />
und Ulla Schmid in einem Profil-Artikel<br />
eingehend beschrieben: Mißliebige<br />
Medien bekommen keine Interviewtermine,<br />
sogar Basisinformationen werden<br />
ihnen mitunter mit der Bemerkung verweigert:„Macht<br />
ein paar nette Geschichten<br />
über uns, d<strong>an</strong>n reden wir<br />
weiter.“ Einzelne JournalistInnen werden<br />
auch gezielt eingeschüchtert. So wurde<br />
St<strong>an</strong>dard-Redakteurin Katharina<br />
Krawagna-Pfeifer – eine der wenigen<br />
malestream-JournalistInnen, die sich<br />
noch trauen, FPÖ-kritische Analysen zu<br />
publizieren, von Wolfg<strong>an</strong>g Schüssel mit<br />
den Worten gemaßregelt:„Sie sind Leiterin<br />
des Innenpolitik-Ressorts einer<br />
wichtigen Tageszeitung. Übernehmen<br />
Sie doch nicht die Kampfparolen der<br />
Gewerkschaft.“ Krawagna-Pfeifer hatte<br />
bloß gefragt:„Was sagt die Regierung<br />
zu den ÖGB-Vorwürfen, wonach der<br />
Sparkurs eine soziale Schieflage fördere.“<br />
Andere wurden wegen ihrer kritischen<br />
Dist<strong>an</strong>z zur FPÖ nicht nur gemobbt,<br />
sondern schlichtweg rausgeschmissen.<br />
Die ehemalige Bundessprecherin<br />
des Liberalen Forums, Heide<br />
Schmidt moderierte nach ihrem Ausstieg<br />
aus der Politik eine Talkshow beim<br />
Privatsender ATV. Nach nur wenigen<br />
Wochen wurde sie gekündigt. Ihr lapidarer<br />
Kommentar dazu im dieSt<strong>an</strong>dardchat:„ATV<br />
wollte die Trennung, weil sie<br />
terrestrische Frequenzen brauchen und<br />
dafür offenbar auch das Wohlwollen<br />
der FPÖ, diese hat aber die Sendung mit<br />
mir boykottiert.“ Astrid Zimmerm<strong>an</strong>n,<br />
Vorsitzende der JournalistInnengewerkschaft,<br />
bestätigt:„Mit einer Moderatorin<br />
Heide Schmidt wären die Ch<strong>an</strong>cen,<br />
eine Frequenz zu bekommen, praktisch<br />
null gewesen.“<br />
Wirtschaftskeule. Nicht nur verbale<br />
Attacken und Zensur müssen JournalistInnen<br />
über sich ergehen lassen, auch<br />
die wirtschaftliche Keule wird geschwungen:<br />
Seid ihr nicht brav, d<strong>an</strong>n<br />
bekommt ihr kein Geld von uns. – Eine<br />
Taktik, die ÖVP und FPÖ immer schon<br />
<strong>an</strong>w<strong>an</strong>dten. Erinnert sei in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> die Nicht-Gewährung<br />
der Publizistikförderung im Jahr 1994<br />
für fünf als linksradikal und terroristisch
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />
diffamierte Medien, darunter übrigens<br />
auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.<br />
Bereits das bestehende Förderungssystem<br />
Allgemeine und Besondere<br />
Presseförderung für Tageszeitungen<br />
und Wochenmagazine und eine weitaus<br />
geringere Publizistikförderung für<br />
alle <strong>an</strong>deren periodisch erscheinenden<br />
Zeitschriften, benachteiligt alternative<br />
Medien, die keine werbewirksamen<br />
Kaufblätter sein wollen, sondern denen<br />
LeserInnenorientierte kritische Berichterstattung<br />
am Herzen liegt. 1999 wurden<br />
acht Tageszeitungen mit einer Gesamtsumme<br />
von 165 Mio Schilling<br />
durch die Besondere Presseförderung<br />
gefördert. Zum Vergleich: Die Publizistikförderung<br />
für drei feministische<br />
Medien betrug gerade einmal <strong>an</strong> die<br />
140.000 Schilling.<br />
Post ade. Bisher wurden Printmedien<br />
auch über den begünstigten Postervers<strong>an</strong>dtarif<br />
indirekt subventioniert. Ab<br />
2002 wird es dafür keine Förderungen<br />
von Seiten des Staates mehr geben. Die<br />
Post reagiert mit einer 15%igen Erhöhung<br />
(voraussichtlich) ab <strong>September</strong><br />
<strong>2000</strong>, im Jänner 2001 folgen d<strong>an</strong>n weitere<br />
15% Verteuerung. Im Jahr 2002<br />
wird es laut Aussagen des Post-Sprecher,<br />
Michaele Homula,„keinen Postzeitungsdienst<br />
mehr geben.“<br />
Was als Strukturmaßnahme im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
mit der Privatisierung der<br />
Post verkauft wird, könnte vielen Medien<br />
das Genick brechen: Allein die österreichischen<br />
Tageszeitungen müssen<br />
d<strong>an</strong>n nach den Berechnungen des Verb<strong>an</strong>des<br />
Österreichischer Zeitungen <strong>an</strong><br />
die 400 Millionen Schilling mehr <strong>an</strong> die<br />
Post überweisen. Hochauflagige, kommerzielle<br />
Zeitungen und Zeitschriften<br />
können sich allerdings eventuell eigene<br />
Vertriebssysteme aufbauen oder bestehende<br />
Vertriebssyteme der Mediaprint<br />
nutzen – zumindest im städtischen Bereich.<br />
Anders ist die Situation für Alternativmedien.<br />
Für viele k<strong>an</strong>n die Streichung<br />
des begünstigten Postvers<strong>an</strong>dtarifs<br />
den Todestoß bedeuten.<br />
Einsparungspotential für die Regierung<br />
ist hier übrigens kaum vorh<strong>an</strong>den:<br />
Die Zahl der beförderten Exemplare von<br />
Alternativzeitungen beträgt nach Berechnungen<br />
der Vereinigung alternativer<br />
Zeitungen etwa 1,67 Promille (!) der insgesamt<br />
beförderten Zeitungen und<br />
Zeitschriften (geschätzte 1,5 Millionen<br />
von 900 Millionen Exemplaren).<br />
Feminismus hallo. „Das flickt kein Budgetloch,<br />
löscht aber eine feministische Gegenöffentlichkeit<br />
aus – und diese zuerst,<br />
da sie am ungeschütztesten ist!“<br />
betonen die AUF-Frauen im diest<strong>an</strong>dard-Interview.<br />
Für Medien, die unter<br />
1000 Stück versenden, fällt der begünstigte<br />
Vers<strong>an</strong>dtarif schon ab <strong>September</strong><br />
gänzlich weg. Zeitschriften mit einem<br />
spezifischen Leserinnenkreis wie zum<br />
Beispiel „Der Apfel. Rundbrief des Österreichischen<br />
Frauenforums Feministische<br />
Theologie“ haben jedoch eine geringere<br />
Auflage. „Die Situation der kleinen<br />
und vor allem auch der feministischen<br />
Medien geht in der öffentlichen<br />
Diskussion völlig unter“, sagt APFEL-Redakteurin<br />
Maria Moser.<br />
Die Org<strong>an</strong>isatorInnen (Radio FRO)<br />
des Free Speech-Camp im Rahmen der<br />
ArsElectronica <strong>2000</strong> zum Internationalen<br />
Aktionstag der Freien Medien am 7.<br />
<strong>September</strong> jedenfalls haben sich keine<br />
Ged<strong>an</strong>ken über feministische Medien<br />
gemacht. „Es ist über feministische Inhalte<br />
nicht diskutiert worden“, gibt<br />
Alex<strong>an</strong>der Baratsits von Radio FRO zu.<br />
Die freien Radios sind übrigens selbst<br />
massiv von den Sparmaßnahmen der<br />
Regierung betroffen und müssen mit<br />
Budgetkürzungen von 75% ums Überleben<br />
kämpfen. „Früher gab es im NGO-<br />
Bereich zumindest noch im Bund Ansprechpartner,<br />
jetzt fällt das auch weg“,<br />
klagt Angelika Hödll vom Kärntner<br />
Volksgruppenradio AGORA (vgl zur Situation<br />
de Volksgruppenradios S. 16ff in<br />
dieser Nummer).<br />
SP-Bundesrätin Melitta Trunk<br />
bemerkt in ihrer Anfrage <strong>an</strong> den Infrastrukturminister<br />
richtig:„Die nun gepl<strong>an</strong>te<br />
Änderung stellt einen eklat<strong>an</strong>ten<br />
Angriff auf die demokratische<br />
Artikulationsmöglichkeit aller Fraueninitiativen,<br />
-projekte und vereine dar.<br />
G<strong>an</strong>z besonders ist zu befürchten, auf<br />
Grund der Äußerungen von VP- Klubobm<strong>an</strong>n<br />
Dr. Khol, daß von der Existenzbedrohung<br />
durch die Abschaffung der<br />
Subventionierung des Postvers<strong>an</strong>des<br />
vor allem jene Gruppen betroffen sind,<br />
die einen moderne offensive Frauenpolitik<br />
betreiben.“<br />
Kein Dividieren. Die Bedrohung unserer<br />
feministischen medialen Gegenöffentlichkeit<br />
ver<strong>an</strong>laßte einige in Wien erscheinende<br />
feministische Printmedien<br />
zu einem gemeinsamen Vorgehen. Seit<br />
April <strong>2000</strong> treffen sich acht feministische<br />
Medien ein bis dreimal monatlich,<br />
um die Vernetzung vor<strong>an</strong>zutreiben, gemeinsame<br />
Strategien gegen die Rechtsentwicklung<br />
in Österreich zu überlegen<br />
und ein Weiterbestehen der feministischen<br />
Medien in Österreich zu sichern.<br />
Als direkte Reaktion auf die stufenweise<br />
Abschaffung des begünstigten<br />
Postvers<strong>an</strong>dtarifs protestierten die<br />
feministischen Medien mit einem<br />
Aufkleber unter dem Motto „Post it!<br />
Frauen (k)leben <strong>an</strong>ders“ gegen die als<br />
Einsparung verkaufte Maßnahme.<br />
Parallel dazu wurden Frauen via<br />
Mailing-Listen beziehungsweise in den<br />
Zeitschriften aufgefordert, einen von<br />
den feministischen Medien formulierten<br />
Protestbrief <strong>an</strong> die Regierung zu<br />
schicken (vgl <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 5/00) In einem gemeinsamen<br />
Folder sind acht Medien<br />
vertreten, um die Vielfältigkeit der feministischen<br />
Medienl<strong>an</strong>dschaft darzustellen:„Wir<br />
machen viele feministische<br />
Zeitschriften weil (...) wir die einseitige,<br />
heterosexistische Norm aufbrechen,<br />
weil wir uns gegen die Gewalt, die Frauen<br />
und Mädchen tagtäglich <strong>an</strong>get<strong>an</strong><br />
wird, wehren, weil Lesben sich und ihre<br />
vielfältigen Lebensweisen darstellen<br />
(...), weil wir die globalen Machtverhältnisse<br />
hinterfragen.“<br />
Der Folder wurde auf einem Fest<br />
präsentiert.„Frauen kleben FEST“ lautete<br />
die Botschaft. Frauen werden sich auch<br />
in Zukunft kein Blatt vor den feministischen<br />
Mund nehmen. Und vor allem<br />
werden sich die feministischen Medien<br />
nicht von einer divide et impera-Politik,<br />
wie sie die derzeitige Regierung betreibt,<br />
ausein<strong>an</strong>der dividieren lassen. Für die<br />
Zukunft ist <strong>an</strong> eine österreichweite Vernetzung<br />
gedacht, <strong>an</strong> der nicht nur Printmedien,<br />
sondern auch elektronische<br />
Medien teilnehmen sollen. Wir werden<br />
bestimmt nicht Voltaire zitieren, stattdessen<br />
dafür kämpfen, daß wir unsere<br />
Meinung veröffentlichen können. ❚<br />
medienösterreichpolitik<br />
Infos zum Internationalen<br />
Aktionstag der Freien Medien<br />
http://www.fro.at<br />
Infos zur Vereinigung<br />
alternativer Zeitungen und<br />
Zeitungen<br />
http://vaz.mediaweb.at<br />
Verb<strong>an</strong>d der feministischen<br />
Medien:<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />
AUF<br />
Der Apfel<br />
Female Sequences<br />
Frauensolidarität<br />
LILA Schriften<br />
LesbenFrauenNachrichten<br />
nylon<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09
politikösterreichgewalt<br />
q<br />
Die Daphne Strategie<br />
Die Lesbenberatung Libs lud vom 26. bis 28. Mai <strong>2000</strong> zum ersten Europäischen<br />
Symposium „Gegen Gewalt gegen Lesben“ nach Fr<strong>an</strong>kfurt am Main. ExpertInnen<br />
aus acht europäischen Ländern, darunter auch Österreich, haben die Möglichkeit<br />
zu Vernetzung und Austausch intensiv genutzt. Ein Bericht von Angela Schwarz<br />
Angela Schwarz ist Antidiskriminierungsbeauftragte in Wien<br />
10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Libs e. V. koordiniert seit November<br />
1999 im Rahmen des<br />
Daphne Aktionsprogramms der<br />
Europäischen Kommission ein<br />
Projekt zu Gewalt gegen Lesben.<br />
Daphne hat die Entwicklung vorbeugender<br />
Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche<br />
und Frauen zum Ziel. In Kooperation mit<br />
der Lesbenberatung Berlin, dem Frauenreferat<br />
der Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt und der<br />
Wiener Antidiskriminierungsstelle für<br />
gleichgeschlechtliche Lebensweisen<br />
widmet sich die Fr<strong>an</strong>kfurter Lesbenberatung<br />
konkret der Erstellung von<br />
Präventions- und Interventionskonzepten,<br />
die den g<strong>an</strong>z spezifischen Ausdrucksformen<br />
von Gewalt Rechnung<br />
tragen, mit denen Lesben konfrontiert<br />
sind. Die Gelder dafür kommen – vorläufig<br />
auf ein Jahr terminisiert – von der<br />
Europäischen Kommission und dem<br />
deutschen Bundesministerium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />
Ziel der Fachtagung im Mai war die<br />
Best<strong>an</strong>dsaufnahme der bisherigen<br />
Erfahrungen mit spezifischer Gewaltprävention,<br />
um so die Voraussetzung<br />
für die Entwicklung weiterführender<br />
Präventionskonzepte zu schaffen.<br />
Sejal Parmar von ILGA Europa (Inter<br />
-national Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Assoiciation)<br />
gab im Eröffnungsvortrag einen<br />
Überblick über die rechtliche Lage für<br />
Lesben und Schwule in der Europäischen<br />
Union. Die ILGA-Vertreterin zeigte<br />
sich zuversichtlich, daß der seit 1999 in<br />
Kraft befindliche Artikel 13 des Amsterdamer<br />
Vertrages über kurz oder l<strong>an</strong>g eine<br />
bessere rechtliche Absicherung gegen<br />
Diskriminierung bewirken wird.<br />
Aufgrund dieses von allen EU-Ländern<br />
ratifizierten Artikels gegen Diskriminierung,<br />
der auch die Kategorie „sexuelle<br />
Orientierung“ berücksichtigt, hat die<br />
Kommission zwei Richtlinien und ein<br />
weitreichendes Aktionsprogramm ausgearbeitet.<br />
Gewaltbegriff. In der Podiumsdiskussion<br />
„Gewaltbegriff zwischen Feminismus<br />
und Strafrecht“ wurde rasch klar, daß
Fo t o s : M a rg a r e t e N e u n d l i n g e r, Pe z H e j d u k<br />
ein strafrechtlicher Gewaltbegriff, der<br />
ausschließlich auf körperliche Schädigung<br />
ausgerichtet ist, nicht ausreicht,<br />
die Gewalterfahrungen von Lesben zu<br />
erfassen.<br />
Eine Studie der Universität Bielefeld,<br />
die speziell nach dem homophoben<br />
Aspekt <strong>an</strong>tilesbischer Diskriminierung<br />
und Gewalt fragte, kommt zu einem<br />
viel weiter gefaßten Gewaltbegriff.<br />
Stef<strong>an</strong>ie Soine, Mitautorin der Studie,<br />
charakterisiert Gewalt unter Bezugnahme<br />
auf Carol Hagem<strong>an</strong>-White als „Verletzung<br />
der körperlichen und seelischen<br />
Integrität eines Menschen durch einen<br />
<strong>an</strong>deren.“<br />
Laut der Bielefelder Studie waren<br />
98 % der befragten Lesben bereits mindestens<br />
einmal mit Diskriminierung, sexualisierter<br />
oder körperlicher Gewalt<br />
konfrontiert. Auffallend ist, daß viele<br />
körperliche und verbale Angriffe in der<br />
Öffentlichkeit stattfinden und die davon<br />
betroffenen Lesben dennoch in den<br />
seltensten Fällen Polizei oder Justiz einschalten.<br />
Sie haben entweder schon<br />
„schlechte“ Erfahrungen mit der Polizei<br />
gemacht oder befürchten, mit ihrem<br />
Anliegen nicht ernst genommen zu<br />
werden bzw. sich mit homophoben Einstellungen<br />
der Behörden ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />
zu müssen.<br />
Ergebnisse. „Die Forschungsergebnisse<br />
machen unmißverständlich klar“, stellt<br />
Stef<strong>an</strong>ie Soine fest,„daß lesbische Lebensweisen<br />
immer noch verschwiegen<br />
werden und daß lesbische Frauen zusätzlich<br />
zu verbalen und psychischen<br />
Abwertungen auch in einem erheblichen<br />
Ausmaß körperlichen Angriffen<br />
ausgesetzt sind, sowie von strukturellen<br />
Benachteiligungen betroffen.“ Aus diesen<br />
in der Studie festgestellten spezifischen<br />
Diskriminierungen leitet sich ein<br />
komplexer Forderungskatalog ab, der in<br />
zwei Richtungen gehen muß:„Zum einen<br />
ist es wichtig“, so Soine,„Strategien<br />
zu formulieren, die sich gezielt gegen<br />
die gesellschaftliche Ignor<strong>an</strong>z gegenüber<br />
lesbischen Frauen richten. Zum <strong>an</strong>deren<br />
sind politische Forderungen uner-<br />
läßlich, die die strukturelle Marginalisierung<br />
von lesbischen Frauen, sowie<br />
die immer noch vorherrschenden<br />
Angriffe auf lesbische Lebensweisen<br />
unterbinden.“<br />
Weitere Arbeitskreise widmeten<br />
sich den Auswirkungen von Gewalt und<br />
Diskriminierung. Schon das Wissen um<br />
das Risiko, aufgrund der lesbischen Lebensweise<br />
zur Zielscheibe von Gewalttätigkeiten<br />
werden zu können, beeinflußt<br />
das alltägliche Leben und auch die<br />
Entwicklung der lesbischen Identität.<br />
Dieses Wissen erschwert vielen Lesben<br />
ihr Coming-out. Aber auch Frauen, die<br />
schon jahrel<strong>an</strong>g offen lesbisch leben,<br />
vermeiden häufig Gefahrensituationen<br />
und nehmen aus Angst vor Übergriffen<br />
und Diskriminierung Einschränkungen<br />
ihres lesbischen Sozial- und Liebeslebens<br />
und damit ihrer Lebensqualität in<br />
Kauf.<br />
Forderungen. Paradoxerweise werden<br />
solche Alltagserfahrungen häufig nicht<br />
als Diskriminierung oder Einschränkung<br />
erlebt. Sie wirken sich aber in der Folge<br />
sehr wohl auf die Gesundheit lesbischer<br />
Frauen negativ aus. Andrea Faulseit<br />
und Karin Müller, Mitarbeiterinnen<br />
der Berliner Lesbenberatung, fordern<br />
daher einerseits die Verhinderung von<br />
Gewalt gegen Lesben durch Aufklärungs-<br />
und Bildungsarbeit, Täterarbeit<br />
und rechtliche Veränderungen und<br />
<strong>an</strong>dererseits adäquate psychosoziale<br />
und juristische Unterstützung für von<br />
Gewalt und Diskriminierung betroffene<br />
Lesben.<br />
Behinderten Lesben wird zudem oft<br />
ihr Recht auf Selbstbestimmung – und<br />
insbesondere auf Sexualität – abgesprochen.<br />
Daß Sexualität und sexuelle Gewalt<br />
in Behinderteneinrichtungen besonders<br />
tabuiert sind, hat zur Folge, daß<br />
es auch <strong>an</strong> präventiven Maßnahmen<br />
m<strong>an</strong>gelt. Doch auch <strong>an</strong> Lesbenorten vermitteln<br />
Zug<strong>an</strong>gs-Barrieren behinderten<br />
Lesben das Gefühl, nicht dazuzugehören,<br />
nicht erwünscht zu sein. Als<br />
positives Alternativbeispiel hob<br />
Martina Puschke das Lesbenfrühlings-<br />
Körperliche und verbale Attacken<br />
finden auffallend häufig in<br />
der Öffentlichkeit statt, ohne daß<br />
Lesben Polizei oder Justiz<br />
einschalten.<br />
treffen hervor, wo seit einigen Jahren behinderte<br />
Lesben in die Vorbereitung einbezogen<br />
sind, um möglichst gute Bedingung<br />
für alle zu schaffen.<br />
Strategien. Eingehender Diskussion bedarf<br />
noch die Einschätzung der Kategorie<br />
der sogen<strong>an</strong>nten „Haßverbrechen“.<br />
„Hate-crimes“, wo die Tatmotive relev<strong>an</strong>t<br />
sind und auch strafverschärfend sein<br />
können, beinhalten im <strong>an</strong>glo-amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Raum auch homophob motivierte<br />
Taten. Dieser Status führt z. B. in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
derzeit zu einer verstärkten Zusammenarbeit<br />
von Lesben- und Schwulenorg<strong>an</strong>isationen<br />
mit der Polizei und<br />
bewirkt eine beginnende Sensibilisierung<br />
im Polizeiapparat. In Österreich findet<br />
die Kategorie „Haßverbrechen“ keine<br />
juristische Anwendung, weshalb es auch<br />
keine entsprechenden Statistiken gibt.<br />
Die abschließende Podiumsdiskussion<br />
stellte die Ch<strong>an</strong>cen und Effekte einer<br />
zielgruppenorientierte Antidiskriminierungspolitik<br />
der „Politik der Verschiedenheit“<br />
gegenüber, die in Amsterdam praktiziert<br />
wird. Nach dieser Politik der<br />
„Diversity“ sollen lesbisch-schwule Sichtweisen<br />
in alle gesellschaftspolitischen<br />
Entscheidungen einfließen. Sie setzt allerdings<br />
eine l<strong>an</strong>gjährige Antidiskriminierungsarbeit<br />
voraus und ist daher für<br />
Österreich keine Alternative zu einer verstärkten<br />
zielgruppenorientierten Antidiskriminierungspolitik<br />
und zur Forderung<br />
nach der Einführung eines Antidiskriminierungsgesetzes.<br />
Das Daphne Aktionsprogramm läuft<br />
noch bis 2003. Im Sinne einer kontinuierlichen<br />
Arbeit und einer EU-weiten<br />
Kooperation zum Thema „Gewalt gegen<br />
Lesben“ ist zu hoffen, daß dieses Projekt<br />
auch noch in den nächsten drei Jahren<br />
fin<strong>an</strong>ziert wird. Kooperationspartnerinnen<br />
aus Belgien und Großbrit<strong>an</strong>nien<br />
haben bereits Interesse <strong>an</strong> einer Mitarbeit<br />
bekundet. Weitere Ziele sind Sensibilisierungsmaßnahmen,<br />
eine umfassende<br />
Zusammenstellung aller Angebote<br />
und Möglichkeiten für von Gewalt<br />
betroffene Lesben und eine weitere<br />
Fachtagung als Abschluß. ❚<br />
gewaltösterreichpolitik<br />
Libs e. V.<br />
c/o Const<strong>an</strong>ce Ohms<br />
Alte Gasse 38<br />
D-60313 Fr<strong>an</strong>kfurt<br />
Tel. 0049/69/21 999 731<br />
E-mail: daphne@libs.w4w.net<br />
Wiener Antidiskriminierungsstelle<br />
für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen<br />
Angela Schwarz<br />
Friedrich Schmidt-Platz 3<br />
1082 Wien<br />
Tel. 01/4000- 81441<br />
e-mail: sca@gif.magwien.gv.at<br />
Gewalt gegen Lesben: Studie<br />
über Diskriminierungs- und Gewalterfahrung<br />
Hg. vom Ministerium für Frauen, Jugend,<br />
Familie und Gesundheit des<br />
L<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen,<br />
Bielefeld 1999<br />
e-mail: info@mail.mfjg.nrw.de<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11
international<strong>an</strong>.riss<br />
usa<br />
Frauenmuseum in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong><br />
Die amerik<strong>an</strong>ische Frauenbewegung ist über 150 Jahre alt. Aus diesem<br />
Anlaß hat der New Yorker Gouverneur George Pataki eine Million Dollar<br />
für das erste Museum zur Geschichte der Frauen in den Vereinigten<br />
Staaten bewilligt. Das Programm soll von der Rolle der Frauen im amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Bürgerkrieg bis zu neuen Konzepten der Weiblichkeit am Ende<br />
des 20. Jahrhunderts reichen. Auch ein Auditorium für Vorträge über<br />
Führungsqualitäten und effektive Geschäftsstrategie ist vorgesehen –<br />
da sich das Museum zwischen dem World Fin<strong>an</strong>cial Center und der Wall<br />
Street <strong>an</strong>siedelt. Die renommierteste Firma für Ausstellungsdesign in<br />
den USA, Ralph Appelbaum Associates, hat auch schon einen Entwurf<br />
für das „Museum of Women: The Leadership Center“ geliefert: Die zehn<br />
Etagen des Hauses <strong>an</strong> der Südspitze M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>s sind über Rampen<br />
mitein<strong>an</strong>der verbunden und geben den Blick auf einen mehrstöckigen<br />
Ausstellungsraum im Zentrum frei. is<br />
12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
i rak<br />
Attentat auf Frauenhaus<br />
Fünf Sicherheitskräfte des Frauenhauses in Solim<strong>an</strong>ieh sind durch<br />
Militäreinheiten der PUK-Regierung (Patriotische Union Kurdist<strong>an</strong>s) am<br />
14. Juli ermordet worden. Auch das Frauenhaus selbst, in dem 40 Frauen<br />
untergebracht sind, wurde beschossen und sechs Mitarbeiterinnen<br />
(Ärztinnen und Sozialarbeiterinnen) festgenommen. Der Angriff f<strong>an</strong>d<br />
im Zuge einer Militäraktion gegen die Kommunistische ArbeiterInnenpartei<br />
Irak (WCPI) statt, bei der zahlreiche Parteimitglieder verhaftet und<br />
zwei Personen getötet wurden. Das erst vor wenigen Jahren aufgebaute<br />
Frauenhaus hat eine sehr erfolgreiche Unterstützungsarbeit für von<br />
Gewalt betroffene Frauen geleistet. „Die Frauenbewegung tritt gegen<br />
den Terror gegen Frauen in Kurdist<strong>an</strong> auf. Ein 17jähriges Mädchen wurde<br />
getötet, nur weil sie studieren wollte; eine <strong>an</strong>dere, weil sie einen<br />
Minirock <strong>an</strong>gezogen hat“, berichtet Mina Ahadi, exilierte Frauenrechtsaktivistin<br />
aus dem Ir<strong>an</strong>. Terror gibt es auch von seiten der bewaffneten<br />
islamistischen Gruppen, die mit dem Ir<strong>an</strong> kooperieren. „Am 8. März<br />
(1999) hat eine Frau eine Rede für Frauenrechte und gegen den Islam<br />
gehalten. D<strong>an</strong>ach haben die Islamisten ein Todesurteil über sie verhängt“,<br />
sagt Ahadi. Das Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh hat zahlreichen<br />
Frauen das Leben gerettet und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Bewußtseinsbildung zu Frauenrechten geleistet. Es ist das erste Frauenhaus<br />
im Nordirak. is<br />
Infos: T. 0049 (0)177 5719233 (Mina Ahadi), die „Internationale Kampagne zur Verteidigung der Frauenrechte im Ir<strong>an</strong>/Dt.“ bittet<br />
um fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung für das Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh: Kto.Nr. 133205-501, Postb<strong>an</strong>k Köln, Konto lautend auf<br />
Mina Ahadi, Kennwort: Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh<br />
deutschl<strong>an</strong>d<br />
Abschied<br />
Die Zeitschrift „weibblick“ stellt mit der zweiten Ausgabe <strong>2000</strong> ihr<br />
Erscheinen ein. Seit 1992 berichtete die in Berlin <strong>an</strong>sässige „Zeitschrift<br />
aus Frauensicht“ über die Entwicklung der Frauenbewegung Ost, die<br />
gleichgeschlechtliche Liebe, das Leben von Alleinerzieherinnen und Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
– Themen die zu DDR-Zeiten keinen Platz in den Medien f<strong>an</strong>den.<br />
Im Laufe der Jahre haben sich sowohl Erscheinungsbild als auch inhaltliche<br />
Ansprüche verändert. Als Ursachen für das Einstellen der Zeitschrift<br />
nennen die Frauen des „weibblick“ personelle Unterbesetzung,<br />
m<strong>an</strong>gelhafte Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten, sowie – selbstkritisch<br />
– zu wenig kontroverse Debatten. „Jedes Ende birgt auch einen Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g“,<br />
vermelden die Berlinerinnen trotzdem optimistisch: unter<br />
www.weibblick.de wird es die Zeitschrift als E-zine weiterhin geben. Das<br />
Angebot wurde sogar um ein Archiv und einen Terminkalender erweitert.<br />
GaH<br />
http://www.weibblick.de
a rgentinien<br />
Recht auf Aufklärung<br />
In Buenos Aires wurde am 22. Juni ein Gesetz beschlossen, in dem es<br />
darum geht, Informationen und Aufklärung über Verhütungsmittel und<br />
Familienpl<strong>an</strong>ung für alle Interessierten frei verfügbar und kostenlos in<br />
öffentlichen Spitälern <strong>an</strong>zubieten. Während einer Demo reaktionärer<br />
AktivistInnen, die gegen diesen Gesetzesbeschluß protestierten, wurde<br />
Ana Di Toro, Mitglied der NGO „Komission für das Recht zur Abtreibung“<br />
physisch und verbal von katholischen Gruppen attackiert. Polizisten, die<br />
den Übergriff beobachteten, taten nichts, um sie zu beschützen. Dieser<br />
Zwischenfall ist Teil einer Serie von gewalttätigen Drohungen und Angriffe<br />
gegen die weibliche Sexualität und ihre Freiheit seitens konservativer<br />
Gruppierungen in Argentinien. Die IGLHRC (International Gay <strong>an</strong>d<br />
Lesbi<strong>an</strong> Hum<strong>an</strong> Rights Comission) verurteilt solche Angriffe scharf. is<br />
Bericht „Written Out: How Sexuality is Used to Attack Women´s Org<strong>an</strong>izing“,<br />
http://www.iglhrc.org/publications/books/WrittenOut/index.html einsehen<br />
welt<br />
Frauenfreundschaften<br />
Women Welcome Women World Wide (WWWWW) möchte die internationale<br />
Freundschaft fördern, indem Frauen aus verschiedenen Ländern<br />
ermöglicht wird, sich gegenseitig zu besuchen. Die Org<strong>an</strong>isation wurde<br />
1984 in High Wycombe (UK) gegründet. Inzwischen hat WWWWW bereits<br />
3.000 Mitglieder in fast 70 Ländern. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen<br />
Lebenswelten und Altersgruppen. WWWWW wird nur<br />
von ihren Mitgliedern fin<strong>an</strong>ziert. Es gibt keine Mindestspende, erwartet<br />
werden aber von Frauen aus westl. Industrieländern ca. ats 500, um die<br />
Portokosten für die Adressenliste und die jährlich erscheinenden Rundschreiben<br />
zu decken. Frauen aus ärmeren Ländern oder mit einem sehr<br />
geringen Einkommen zahlen weniger oder gar nichts. is<br />
Anmeldeformulare und Infos unter Women Welcome Women World Wide, 88 Easton St, High Wycombe, Bucks HP11 1LT,<br />
United Kingdom, T./Fax (0)1494 465 441, http://www.womenwelcomewomen.org.uk<br />
wyber.space<br />
www.hebammen<br />
Werte Leserin, begleiten Sie mich in die Tiefen des www und Sie werden<br />
Augen machen. Sie werden sehen, wie eine kleine, fast schon<br />
vom Aussterben bedrohte Berufsgruppe eine ungeahnte Renaiss<strong>an</strong>ce<br />
erlebt. Staunen Sie mit mir, mit wie viel Vitalität, Ph<strong>an</strong>tasie und Pragmatismus<br />
sich Hebammen im Internet dem Mysterium der Geburt<br />
nähern: hebammen.at Die Adresse des Österreichischen Hebammengremius:<br />
nett gestaltet, macht richtig Lust aufs Gebären. Neben einer<br />
mexiko<br />
Hausfrauen-Demo!<br />
<strong>an</strong>.rissinternational<br />
In Mexico City demonstrierten am 21. Juli etwa 500 Frauen für die Anerkennung<br />
von Hausarbeit. Sie forderten die Verteilung der häuslichen<br />
Arbeit auf Frau und M<strong>an</strong>n und verl<strong>an</strong>gten von der Regierung, sie solle<br />
sexistische Darstellungen von „Frauenarbeit“ in Schulbüchern verbieten<br />
und darüber hinaus den Wert von Hausarbeit in offizielle ökonomische<br />
Statistiken einbeziehen.<br />
„Keine Frau sollte am 22. Juli einen Finger heben“, sagte Dunia Rodriguez<br />
Garcia, eine der Org<strong>an</strong>isatorinnen der Protestaktion. Der 22. Juli war<br />
1995 von den Vereinten Nationen <strong>an</strong>läßlich der internationalen Frauenkonferenz<br />
in Beijing zum Internationalen Tag der Hausarbeit bestimmt<br />
worden. Angélica Ley vom Fraueninstitut in Mexico City betonte, daß der<br />
Generalstreik verdeutlichen sollte, wie viel die Frauen im Haushalt (unbezahlt)<br />
leisten, ohne dafür gewürdigt zu werden. Studien, die vom sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Programm für die Gleichstellung der Frau“ durchgeführt<br />
wurden, haben gezeigt, daß mexik<strong>an</strong>ische Männer im lateinamerik<strong>an</strong>ischen<br />
Vergleich, am wenigsten bereit sind, Hausarbeit zu übernehmen.<br />
Obwohl die Zahl der Frauen, die außer Haus arbeiten immer weiter<br />
steigt. „Unsere Arbeit muß genauso wie alle <strong>an</strong>deren Arbeiten <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt<br />
werden“, forderten die Demonstr<strong>an</strong>tinnen. is<br />
Liste praktizierender Hebammen gibts auch Infos über deren Arbeit<br />
und über Ausbildungsmöglichkeiten. Süß: viele viele Babyfotos. Innovativ:<br />
die Namensb<strong>an</strong>k, die so m<strong>an</strong>chen Jacquelines und Patricks das<br />
Leben erleichtert hätte. Viele Buchtips, die Bücher sind allerdings<br />
über Amazon zu bestellen – pfui! wozu gibt’s denn die Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />
unter www.frauenzimmer.at?<br />
In jedem Bundesl<strong>an</strong>d gibt es L<strong>an</strong>desorg<strong>an</strong>isationen des Gremiums,<br />
einige haben eigenständige Seiten, nämlich (nomen est omen)<br />
www.burgenl<strong>an</strong>d.hebammen.at,<br />
www.oberoesterreich.hebammen.at und www.wien.hebammen.at,<br />
wo es u.a. Listen und kurze Selbstdarstellungen aller praktizierenden<br />
Hebammen im jeweiligen Bundesl<strong>an</strong>d gibt.<br />
www.wir.hebammen.at bietet Präsentationsmöglichkeiten für<br />
Hebammen; die Seite ist ziemlich spart<strong>an</strong>isch gestaltet (um es positiv<br />
zu sagen), die Präsentation der einzelnen Hebammen aber individuell<br />
und nicht uninteress<strong>an</strong>t.<br />
Kommen Sie auch nächsten Monat zu unserem wyber.space,<br />
wenn es (vielleicht) heißt: Wohin zum Entbinden?<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o s : Eva We i s s e n b e rg e r, A rc h i v<br />
politikinternationaljap<strong>an</strong><br />
Die High Tech Gesellschaft mit<br />
Jahrtausende alter Tradition<br />
stellt hohe Ansprüche <strong>an</strong> Jap<strong>an</strong>s<br />
Frauen von heute.<br />
14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
In Jap<strong>an</strong> werden – wie in allen<br />
kapitalistischen Gesellschaften –<br />
mit menschlichen Gefühlen und<br />
Bedürfnissen Geschäfte gemacht.<br />
So auch mit dem<br />
schlechten Gewissen von Frauen, die abgetrieben<br />
haben. Diese können einen sogen<strong>an</strong>nten<br />
Mizuko kaufen, eine Steinstatue.<br />
Sie wird zum „Obon“, dem Fest der<br />
Toten, das etwa unserem Allerheiligen<br />
vergleichbar ist, mit Babykleidern <strong>an</strong>gezogen<br />
und mit Spielzeug und Nahrung<br />
beschenkt. Übersetzt heißt Mizuko „Wasserkind“<br />
und meint ein noch ungeborenes<br />
Kind im Fruchtwasser der Mutter.<br />
Eine Frühform des Mizuko gab es<br />
bereits im 13. Jahrhundert: einfache Statuetten<br />
aus zwei überein<strong>an</strong>der gelegten<br />
Steinen,„Ojizoosama“ gen<strong>an</strong>nt. Wie<br />
auch in Europa lebte zu dieser Zeit die<br />
q<br />
Embryol<strong>an</strong>d<br />
Jap<strong>an</strong>erinnen, die einen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch vornehmen lassen, betreiben einen<br />
Totenkult für ihre ungeborenen Kinder. – Um diese Tatsache nicht eurozentristisch<br />
mißzuverstehen, bedarf es Wissens um kulturelle Hintergründe. Von Barbara Fröhlich<br />
Bevölkerung Jap<strong>an</strong>s mehrheitlich in bäuerlichem<br />
Milieu und in großer Armut.<br />
Neugeborene zu töten, um das ökonomische<br />
Überleben der g<strong>an</strong>zen Familie zu<br />
sichern, und auch Abtreibungen waren<br />
nicht ungewöhnlich. Im buddhistischen<br />
Glauben gibt es das sogen<strong>an</strong>nte „Kuyoo“:<br />
einen Ritus, um die Seele von Verstorbenen<br />
zu beruhigen – auch für die Seelen<br />
von Ungeborenen, denen dazu Ojizoosama-Statuen<br />
errichtet wurden.<br />
Im Buddhismus gilt Abtreibung<br />
nicht als Schuld im religiösen Sinn, wie<br />
etwa im christlichen Glauben. Aber es<br />
gab und gibt so etwas wie ein gesellschaftliches<br />
Tabu. So durften diese<br />
Ojizoosama nicht in den offiziellen<br />
Friedhöfen stehen, sondern nur am<br />
R<strong>an</strong>de von Dörfern, beziehungsweise<br />
außerhalb der Friedhöfe. – Heute<br />
existieren sogar spezielle Mizuko Tempel.<br />
Und in den meisten buddhistischen<br />
Tempeln gibt es einen eigenen Platz für<br />
eine Mizuko Statue, vor der Gläubige ihre<br />
Andacht halten können.<br />
Wertew<strong>an</strong>del. „Am Anf<strong>an</strong>g war die Sonne“:<br />
Dieses 1911 von der Pionierin der jap<strong>an</strong>ischen<br />
Frauenbewegung Hiratsuka<br />
Raicho veröffentliche Gedicht in der<br />
Zeitschrift Seitou (Blaustrumpf ) spielt<br />
nicht auf die Sonnengöttin Amaterasu<br />
aus der Schinto-Mythologie <strong>an</strong>, sondern<br />
vielmehr auf die Sozialstruktur der jap<strong>an</strong>ischen<br />
Frühgeschichte und die von<br />
Frauen bestimmte Kultur der Hei<strong>an</strong> Zeit<br />
(794-1192). Durch das neo-konfuzi<strong>an</strong>ische<br />
Gesellschafts- und Bildungsideal der Tokugawa-Epoche<br />
(1600-1868) ist die jap<strong>an</strong>ische<br />
Frau in allen Ständen zum
lassen Abgl<strong>an</strong>z ihres eigenen einstigen<br />
Selbst geworden.<br />
Das Familiensystem der jap<strong>an</strong>ischen<br />
Frühzeit beruhte auf der sogen<strong>an</strong>nten<br />
Besuchsehe mit matrilokalem Wohnsitz<br />
und Erbfolgerecht der Kinder. In den einfachen<br />
Volksschichten oblag Fischf<strong>an</strong>g<br />
und Jagd den Männern, Ackerbau den<br />
Frauen. Mit der Teilnahme des M<strong>an</strong>nes<br />
<strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft kam der W<strong>an</strong>del<br />
zur patriarchalischen Gesellschaftsform<br />
in G<strong>an</strong>g.Weitere Ursachen, die zur Unterordnung<br />
der Frau beitrugen, waren<br />
militärische Ausein<strong>an</strong>dersetzungen,<br />
Bürgerkriege, die Stärkung des Bewußtseins<br />
von Privateigentum, auf der<br />
ethisch-religiösen Ebene begleitet von<br />
einer Überlagerung des ursprünglichen<br />
Schintoismus durch Einflüsse aus China.<br />
Schmuckkästchen. Hayashi Raz<strong>an</strong>, Berater<br />
der Tokugawa Shougune in Fragen der<br />
Staatsethik, verkündete als den „himmlischen<br />
Weg im menschlichen Leben“<br />
die Beachtung der „fünf Beziehungen“:<br />
Untert<strong>an</strong>-Herrscher, Kind-Eltern, Frau-<br />
M<strong>an</strong>n, jüngere-ältere Geschwister,<br />
Freund-Freund. Durch ein solches Denken,<br />
das die bestehende Sozialordnung<br />
als naturgegeben s<strong>an</strong>ktioniert, soll der<br />
jeweils untergeordnete Teil eines<br />
solchen hierarchischen Verhältnisses<br />
dar<strong>an</strong> gehindert werden, seine Stellung<br />
als veränderbar aufzufassen. Damit<br />
wurden Frauen aller Stände auf eine<br />
gehorsam dienende Funktion festgelegt.<br />
Das sogen<strong>an</strong>nte „onna daigaku<br />
takarabako“ (Schmuckkästchen der Hohen<br />
Schule für die Frau) von 1716, eine<br />
Fibel zur Erziehung der Mädchen, gibt<br />
in 20 Punkten die wichtigsten Gesichtspunkte<br />
zur Erziehung von Töchtern <strong>an</strong>.<br />
Hier einige Kostproben daraus:<br />
„Töchter sollen mehr zur Selbstlosigkeit<br />
erzogen werden als Söhne, denn<br />
ihre Bestimmung ist es, durch Heirat<br />
Mitglied einer <strong>an</strong>deren Familie zur werden<br />
und den Schwiegereltern zu Diensten<br />
zu sein. Werden sie durch eine zu<br />
nachsichtige Erziehung unfähig zu die-<br />
ser Unterwerfung, so sind die Eltern<br />
und nicht die Schwiegereltern ver<strong>an</strong>twortlich,<br />
wenn die junge Frau aus dem<br />
Hause des Ehem<strong>an</strong>nes verstoßen wird.“<br />
„Außer ihrem M<strong>an</strong>n hat eine Frau<br />
keinen Herrn. Die größte lebensl<strong>an</strong>ge<br />
Pflicht einer Frau ist Gehorsam. Sie soll<br />
ihrem M<strong>an</strong>n höflich, demütig und versöhnlich<br />
begegnen. Eine Frau möge auf<br />
ihren M<strong>an</strong>n schauen, als wäre er der<br />
Himmel.“<br />
„Die Frau muß sich ohne Empörung<br />
der Kritik stellen und in Geduld und Demut<br />
ihr Gewissen erforschen. D<strong>an</strong>n<br />
wird ihre Ehe dauerhaft sein.“<br />
Mit derartigen Vorstellungen über<br />
die Pflichten der Frauen haben die Jap<strong>an</strong>erinnen<br />
zuweilen noch heute zu rechnen.<br />
Der besondere Typus jap<strong>an</strong>ischer<br />
Weiblichkeit, wie er in aller Welt – vor<br />
allem aber bei den Männern –<br />
Berühmtheit erl<strong>an</strong>gte, ist das Ergebnis<br />
einer jahrhundertel<strong>an</strong>gen Erziehung<br />
zur Unterordnung, die in der Tokugawa<br />
Zeit ihren Höhepunkt erreichte. Bis in<br />
die Meiji-Zeit (1868-1912) blieb dies die<br />
vorherrschende Konzeption von<br />
Mädchenbildung. D<strong>an</strong>n allerdings wurde<br />
sie Punkt für Punkt kritischer Revision<br />
unterzogen und eine erste Welle –<br />
wenn auch begrenzter – Em<strong>an</strong>zipation<br />
der Frauen Jap<strong>an</strong>s f<strong>an</strong>d statt.<br />
Traum vom Glück. Nicht zuletzt aufgrund<br />
der historischen Erziehungsideale ist in<br />
Jap<strong>an</strong> auch heute die Kluft zwischen<br />
M<strong>an</strong>n und Frau noch verhältnismäßig<br />
groß. Fremdheit zwischen den Geschlechtern<br />
zieht sich durch alle Bereiche,<br />
vom äußeren, der Berufswelt, bis<br />
hin zum intimsten, der Sexualität. Diese<br />
Fremdheit hängt vor allem mit der Verdrängung<br />
von Sexualität sowie jedes<br />
erotischen Moments zusammen. Erotik<br />
wird praktisch nur Männern zugest<strong>an</strong>den,<br />
und auch ihnen nur in bestimmten<br />
Nischen des sozialen Lebens: in „Vergnügungsvierteln“<br />
etwa oder als Pornografie-Konsum.<br />
Das Tabu, das auf allem Sexuellen<br />
und insbesondere der Erotik liegt, hat<br />
Jap<strong>an</strong> hat die höchste<br />
Abtreibungsrate der Welt und<br />
eine boomende Abtreibungs-<br />
Industrie.<br />
starke historische Wurzeln im traditionellen<br />
Familiensystem, in dem Sexualität<br />
nicht als Best<strong>an</strong>dteil von Liebe toleriert<br />
wurde. Dieses Tabu wirkt bis heute nach.<br />
Allein zu leben, war für jap<strong>an</strong>ische<br />
Frauen der älteren Generation keine<br />
Alternative zur Ehe. Sie hatten geringe<br />
Schulbildung; ökonomischer und sozialer<br />
Druck machten die Heirat zur fast einzigen<br />
Möglichkeit der Existenzsicherung.<br />
Heute jedoch wagen immer mehr Frauen<br />
den Versuch, sich eine selbständige<br />
Existenz aufzubauen und allein zu leben.<br />
Immer mehr Frauen streben auch d<strong>an</strong>ach,<br />
ihre Sexualität nicht als eheliche<br />
Pflicht, sondern als Ausdruck von Liebe<br />
auszuleben. Auch Ergebnisse sexualwissenschaftlicher<br />
Studien belegen, daß<br />
außerehelicher Sex in Jap<strong>an</strong> immer mehr<br />
Verbreitung findet. Die veränderten Einstellungen<br />
und Verhaltensweisen führen<br />
dazu, daß viele Frauen plötzlich vor der<br />
Realität einer ungewollten Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />
stehen, denn bis vor kurzem war<br />
es für Jap<strong>an</strong>erinnen kaum möglich zu<br />
verhüten: Die Verwendung von Kondomen<br />
bedingt Abhängigkeit vom guten<br />
Willen der Männer und die „Pille“ war bis<br />
zum Jahr 1999 verboten. Auch nach der<br />
Legalisierung stehen ihr die Jap<strong>an</strong>erinnen<br />
noch äußerst skeptisch gegenüber.<br />
Jap<strong>an</strong> erreicht mit 22,4 Abtreibungen<br />
pro hundert Schw<strong>an</strong>gerschaften die<br />
höchste Abtreibungsrate der Welt.<br />
Obwohl der Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />
so gängig ist, wird den Frauen,<br />
vor allem wenn sie unverheiratet sind,<br />
ein enorm schlechtes Gewissen eingeimpft,<br />
wenn sie ihn durchführen lassen.<br />
Viele Frauen versuchen, diese negativen<br />
Gefühle zu besänftigen, indem sie den<br />
abgetriebenen Föten (Mizuko) durch ein<br />
traditionelles Totenritual ihre Anteilnahme<br />
bezeugen.<br />
Gesellschaftliche Tabus – und Abtreibung<br />
ist eines davon – gibt es in allen Kulturen.<br />
Mit den Ojizoosama bzw. Mizuko<br />
haben die Frauen eine Möglichkeit, den<br />
moralischen Druck der Gesellschaft, der<br />
ihnen Schuldgefühle aufzwingt, zumindest<br />
auf religiöser Ebene abzuf<strong>an</strong>gen. ❚<br />
jap<strong>an</strong>internationalpolitik<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15
themapatriotismus<br />
q<br />
Kein schöner L<strong>an</strong>d<br />
Ausgrenzung nach außen und Anpassungsdruck nach innen sind Charakteristika<br />
von Nationalstaaten. Seit Februar <strong>2000</strong> rücken die „kleinen Männer“ in Österreich<br />
wieder zusammen und Parolen wie „nationale Kraft<strong>an</strong>strengung“ sind vermehrt zu<br />
hören. Was steht hinter der heraufbeschworenen Gemeinsamkeit?<br />
Von Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia Kogoj, Fotos von Magdalena Blaszczuk<br />
16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
„Wie ein M<strong>an</strong>n wollen wir uns<br />
mit fliehenden Fahnen <strong>an</strong> das<br />
Vaterl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>schließen, in dera<br />
großen Zeit, sind wir doch umgerungen<br />
von lauter Feinden.“ 1<br />
Karl Kraus hat in dieser Szene seiner<br />
„Letzten Tage der Menschheit“ einen<br />
Menschentyp beschrieben, der sich in<br />
Österreich seit Februar <strong>2000</strong> wieder zu<br />
Wort meldet: den Patri(di)oten. Sie<br />
scheinen wieder ein Vaterl<strong>an</strong>d bekommen<br />
zu haben und wissen wieder, wer<br />
sie sind. Jetzt rücken sie zusammen, die<br />
kleinen Männer auf der Straße und in<br />
der Politik. Sie kennen sich aus und wissen<br />
vor allem wieder, wer oder was gut<br />
und böse ist.<br />
Und so sind in den österreichischen<br />
Sprachgebrauch seit Februar <strong>2000</strong><br />
„patri(di)otische Worte“ geflossen.<br />
„Nationaler Schulterschluß“,„zu-rechtrücken“,„Vernaderung“,„schiefes<br />
Bild“,<br />
„nationale Kraft<strong>an</strong>strengung“,„die EU<br />
14 und wir“... und auch die bis zum Erbrechen<br />
herbeizitierte „demokratisch<br />
gewählte Regierung“ humpt und<br />
dumpt durchs L<strong>an</strong>d. Die militärische<br />
Etymologie unterstreicht diese durch<br />
und durch „vaterländisch-männliche“<br />
Sicht der Dinge. Die ideologische<br />
Grundlage des „Nationalen Zusammenrückens“<br />
läßt sich mit Grillparzers<br />
„König Ottokars Glück und Ende“, Dritter<br />
Aufzug auf den Punkt bringen:„Oh<br />
gutes L<strong>an</strong>d! O Vaterl<strong>an</strong>d! (...) O nehmt<br />
Euch sein, nehmt Euch des L<strong>an</strong>des <strong>an</strong>!“<br />
– Dem „wahren Patrioten“ kommen dabei<br />
auch heute noch die Tränen. Dieser
Schwall Österreichischen Nationalgehabes<br />
muß zu denken geben, denn das<br />
Einschwören auf „gemeinsame Ver<strong>an</strong>twortung“<br />
und „gemeinsame Ziele“ hat<br />
in Österreich Tradition.<br />
Österreich-Ideologie. Während des Ersten<br />
Weltkriegs wurde erstmals intensive<br />
Propag<strong>an</strong>da mit der „Heimatfront“ betrieben.<br />
Frauen und Kinder sollten<br />
„ihren Beitrag“ zum großen nationalen<br />
Sieg beisteuern. Nach 1918 suhlten sich<br />
die rechtsextremen und konservativen<br />
Parteien in der „Dolchstoßlegende“, der<br />
irrtümlichen Annahme, daß dieser Krieg<br />
hätte gewonnen werden können, wenn<br />
„das Volk“ – „die Heimatfront“ – nur wie<br />
„ein M<strong>an</strong>n“ hinter der Armee gest<strong>an</strong>den<br />
wäre.<br />
Mit Februar 1934 setzte sich endgültig<br />
der Austrofaschismus durch, dessen<br />
„Österreich-Ideologie“ als Überlebensstrategie<br />
propagiert, nichts <strong>an</strong>deres<br />
war als althergebrachte Tradition<br />
der ideologischen Nivellierung gesellschaftlicher<br />
Gegensätze und der Druck<br />
sich <strong>an</strong>zupassen oder ausgegrenzt (verhaftet)<br />
zu werden. Die Zeit von 1934 bis<br />
1938 stellt ein dunkles Kapitel Österreichischer<br />
Geschichte dar: Die ÖVP hat<br />
die christlich-soziale Parteigeschichte<br />
offenbar nie aufgearbeitet. Noch immer<br />
gibt es unverhohlene Verehrung des<br />
„Märtyrers“ Dollfuß (sein Portrait hängt<br />
wie allseits bek<strong>an</strong>nt in den ÖVP Parlamentsklubräumen).<br />
Durch alle Parteien<br />
hindurch gibt es keine öffentlich deklarierte<br />
Dist<strong>an</strong>z zur Zeit des Austrofa-<br />
schismus, bis heute bestehende Kontinuitäten<br />
werden verdrängt.<br />
Auch im Austrofaschismus wurden<br />
die „Heimat“ und das „Vaterl<strong>an</strong>d“ beschworen:<br />
Das „einig christlich-konservativ-ständestaatliche“<br />
Österreich gegen<br />
die <strong>an</strong>deren. Und der faschistische<br />
Anführer des Staates war der Oberpatriot.<br />
Die „vaterländische Front“ wurde<br />
zur Einheitsbewegung deklariert, politische<br />
Parteien verboten oder aufgelöst.<br />
Hier läßt sich beobachten, wie gut sich<br />
Patriotismus und Faschismus ergänzen.<br />
Nationale Gemeinschaft. Mit Februar<br />
<strong>2000</strong> wird nun wieder die Strategie der<br />
einheitlichen Nation, des nationalen<br />
Schulterschlusses propagiert. Und wieder<br />
sollen Ungleichheiten zwischen<br />
Frau und M<strong>an</strong>n, arm und reich oder<br />
jung und alt durch die beschworene<br />
„nationale Gemeinschaft“ verdeckt werden.<br />
Interess<strong>an</strong>terweise besinnt sich<br />
gerade die „Europapartei ÖVP“ nun<br />
ihrer „vaterländischen Tradition“ und<br />
redet DEM ÖsterreichER wieder einmal<br />
ein:Wir wählen, wen wir wollen! Und<br />
damit beginnt der erste Akt der „opera<br />
buffa“. S<strong>an</strong>ktionen, die sich gegen diese<br />
Regierung richten, werden als S<strong>an</strong>ktionen<br />
gegen Österreich verkauft. Von der<br />
„demokratisch gewählten Regierung“<br />
wurde (zumindest am Anf<strong>an</strong>g) gesprochen<br />
und somit der parteipolitische<br />
Entscheidungsprozeß der Regierungsbildung<br />
DEM WählER untergejubelt.<br />
Tatsächlich aber hat der Regierungspoker<br />
um den K<strong>an</strong>zler mit dem eigentli-<br />
chen Wahlergebnis wenig zu tun, denn<br />
die drittstärkste Partei stellt den Regierungschef.<br />
Erstmals seit 1945 wird die strafrechtliche<br />
Verfolgung von österreichischen<br />
ParlamentarierInnen gefordert,<br />
die sich kritisch zu Österreich äußern<br />
und somit dem vermeintlichen „Österreich-Image“<br />
schaden. FPÖ-Justizminister<br />
Dieter Böhmdorfer findet den Vorschlag<br />
zumindest überlegenswert. FP-<br />
Klubobm<strong>an</strong>n Peter Westenthaler verwendet<br />
schon fast täglich den Begriff<br />
der „Vernaderung“.<br />
Der Gipfel aktueller patri(di)otischer<br />
Politik ist die Abhaltung einer Volksabstimmung.<br />
Die Österreichische Bevölkerung<br />
soll sechs (Suggestiv)Fragen mit einem<br />
patri(di)otischem „Ja“ be<strong>an</strong>tworten.<br />
Hauptinhalt sind die S<strong>an</strong>ktionen,<br />
die es dieser Regierung erst ermöglichten<br />
den nationalen Schulterschluß zu<br />
propagieren. Daß diese Volksabstimmung<br />
nicht g<strong>an</strong>z so gut <strong>an</strong>kommt, weiß<br />
die Regierung mittlerweile. Deshalb<br />
wird nicht l<strong>an</strong>ge gezögert und ein neuerliches<br />
Zusammenrücken wird propagiert:<br />
Gemeinsames Sparen für ein sogen<strong>an</strong>ntes<br />
„Null-Defizit“. Eine nationale<br />
Kraft<strong>an</strong>strengung wird gefordert. Damit<br />
WIR keine Schulden mehr haben.<br />
„Gemeinsam“ ist das neue Zauberwort.<br />
As a wom<strong>an</strong> I have no nation. Wie „gemeinsam“<br />
alles gemeint ist, zeigt die<br />
Sprache dieser Regierung sehr deutlich.<br />
Neben DEM WählER und DEM ÖsterreichER<br />
soll <strong>an</strong>scheinend niem<strong>an</strong>d sonst<br />
patriotismusthema<br />
Der ÖsterreichER ist ein<br />
gemütlicher Patron. Doch wehe,<br />
wird er ungemütlich!<br />
1) Karl Kraus: Die letzten Tage der<br />
Menschheit. Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />
1986. S 45f.<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17
themapatriotismus<br />
Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia Kogoj<br />
sind Mitarbeiterinnen der Initiative<br />
Minderheiten<br />
18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
<strong>an</strong>gesprochen werden. Die einzige Rolle,<br />
die Frauen innerhalb der Nation geboten<br />
wird, ist die der „Bürgerlichen“. Die<br />
Familie wird wieder zur „Keimzelle des<br />
Staates“ erklärt, die Räume weiblicher<br />
Zuständigkeiten auf Familie und Kinder<br />
reduziert. Und genau so wird Politik gemacht:„Kinderscheck“,<br />
Auflösung des<br />
Frauenministeriums, massive Kürzungen<br />
und das Schreckgespenst einer<br />
Bevorzugung von „kinderlosen Singles“<br />
wird <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d gemalt. – „As a<br />
wom<strong>an</strong> I have no nation“ lautet ein<br />
Slog<strong>an</strong> der Frauenbewegung.<br />
Seit dem Nationalismus des 19.<br />
Jahrhunderts suchen Frauen und die<br />
erst durch Nationalstaaten entst<strong>an</strong>denen<br />
autochthonen „Minderheiten“<br />
ihren „Ort“ in der Nation. Bei Frauen<br />
setzte das Angebot nationaler Gemeinsamkeit<br />
die Annahme des bürgerlichen<br />
Frauenideals voraus.<br />
Kontrolle der Gebärfähigkeit, der<br />
Sexualität der Frau und die teilweise<br />
Verfügung über weibliche Arbeitskraft<br />
durch den „pater familias“ sind zentrale<br />
Voraussetzungen für die Ausdifferenzierung<br />
von „privater“ Wirtschafts- und<br />
Familiensphäre und „politischer“ staatlicher<br />
Macht. Von Frauen wird (neben<br />
den ökonomischen Funktionen) die Zivilisierung<br />
männlicher Triebhaftigkeit<br />
und die Herstellung des „guten“ und<br />
„moralischen“ Lebens im häuslichen<br />
Kreise erwartet. Der so gar<strong>an</strong>tierte<br />
häusliche „Friede“ einerseits und das<br />
staatliche Gewaltmonopol <strong>an</strong>dererseits<br />
sind die beiden Fundamente für den innerstaatlichen<br />
„sozialen Frieden“, für<br />
die vertragsförmig geregelten gesellschaftlichen<br />
Austauschbeziehungen in<br />
der Konsolidierungsphase bürgerlicher<br />
Gesellschaft. 2 Forderungen der Frauenbewegung<br />
werden von dieser Regierung<br />
erneut negiert und selbstbestimmtes<br />
Frauenleben hat in der Nation<br />
keinen Ort.<br />
Nationen sind ohne Ausgrenzung<br />
nach außen und Anpassungsdruck<br />
nach innen nicht denkbar. Das bedeutet<br />
Homogenisierung und Nivellierung<br />
von Gegensätzen – seien sie geschlechtsspezifischer,<br />
ethnischer oder<br />
sozialer Natur. „Dazugehören wollen“<br />
bedeutet für „Minderheiten“ das Bekenntnis<br />
zum „Vaterl<strong>an</strong>d“, zur „Mehrheit“<br />
und der Beweis „gute ÖsterreichER“<br />
sein zu wollen.<br />
Die „guten“ Minderheiten. Die gesetzlich<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Volksgruppen – so scheint<br />
es – sind nun aufgenommen worden in<br />
die österreichische Nation. Sie sind die<br />
„guten“ Minderheiten, im Gegensatz zu<br />
den Migr<strong>an</strong>tInnen, die aufgrund ihrer<br />
nicht-österreichischen StaatsbürgerInnenschaft<br />
von vornherein ausgeschlossen<br />
sind. Die Volksgruppen werden nun<br />
umworben und mit symbolhaften Zugeständnissen,<br />
die der Imagekorrektur<br />
der Regierung dienen sollen, ruhig gestellt.<br />
Diese Taktik scheint aufzugehen.<br />
Die Happen werden gierig aufgeschnappt<br />
und d<strong>an</strong>kbar entgegenge-<br />
nommen, denn diese Aufmerksamkeit<br />
ist m<strong>an</strong> nicht gewohnt.<br />
Nach 45 Jahren wird das im<br />
Staatsvertrag verbriefte Recht auf<br />
zweisprachige Ortstafeln im Burgenl<strong>an</strong>d<br />
endlich eingelöst. Doch noch<br />
während sich der Bundesk<strong>an</strong>zler und<br />
die VertretER der Burgenländischen<br />
L<strong>an</strong>desregierung im internationalen<br />
Presserummel sonnen, der rund um<br />
die Aufstellung der zweisprachigen<br />
Ortstafeln stattgefunden hat, und sich<br />
plötzlich ihrer kroatischen Wurzeln bewußt<br />
sind, wird die Volksgruppenförderung<br />
für das mehrsprachige offene<br />
Radio MORA im Burgenl<strong>an</strong>d und für<br />
AGORA in Kärnten gestrichen.<br />
Das „Wesen“ der Regierung. Radio MORA<br />
mußte seinen mehrsprachigen Sendebetrieb<br />
Ende Juli einstellen. Zusammen<br />
mit den burgenländischen Volksgruppenvereinen<br />
der Roma, UngarInnen<br />
und KroatInnen hatte m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong><br />
den Bundesk<strong>an</strong>zler gew<strong>an</strong>dt und um<br />
Auskunft gebeten. Die Antwort:„Die gewährten<br />
Subventionen müssen als<br />
‚Starthilfe’ verst<strong>an</strong>den werden, in künftigen<br />
Budgets sind keine Posten mehr<br />
dafür vorgesehen.“ Radio AGORA rechnet<br />
ebenfalls damit, seinen Sendebetrieb<br />
einstellen zu müssen.<br />
Auch <strong>an</strong> der Schulfrage, einer der<br />
Kärntner Zündstoffe der verg<strong>an</strong>genen<br />
Jahre, scheint sich das „Wesen“ dieser<br />
Regierung sehr genau herauszukristallisieren.<br />
Eigentlich müßte ein zwei
Dieser L<strong>an</strong>d ist ein schöner<br />
L<strong>an</strong>d! Oder ist er etwa kein<br />
schöner L<strong>an</strong>d?<br />
sprachiger Unterricht laut einem Urteil<br />
des Verfassungsgerichtshofes nicht<br />
mehr nur in den ersten drei Schulstufen<br />
unterrichtet werden, sondern auch in<br />
der vierten. Doch <strong>an</strong>statt diese Verfassungsentscheidung<br />
umzusetzen, geht<br />
es den Regierungsparteien plötzlich<br />
darum, die nicht für den zweisprachigen<br />
Unterricht qualifizierten, einsprachigen<br />
deutschen LehrerInnen fin<strong>an</strong>ziell<br />
besser zu stellen. Hinzu kommt,<br />
daß L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>n Jörg Haider verfügte,<br />
daß in Ausschreibungen für DirektorInnenposten<br />
<strong>an</strong> zweisprachigen<br />
Schulen die zweisprachige Qualifikation<br />
ab sofort nicht mehr als Kriterium <strong>an</strong>geführt<br />
wird. Die SlowenenvertretER<br />
stimmten diesem Vorschlag mit dem<br />
Argument „entweder mitmachen oder<br />
draußen bleiben“ zu.<br />
Eine extra Portion Patriotismus. Nichts<br />
desto trotz fordert der Kärntner Heimatdienst<br />
(KHD), der vom Dokumentationsarchiv<br />
des Österreichischen Widerst<strong>an</strong>des<br />
als „große, etablierte Org<strong>an</strong>isation<br />
im Vorfeld des österreichischen<br />
Rechtsextremismus mit starkem Einfluß<br />
auf die Kärntner L<strong>an</strong>despolitik und<br />
auf die Minderheitenpolitik auf Bundesebene“<br />
bezeichnet wurde, in einer Presseaussendung<br />
vom 2. August von den<br />
Slowenenverbänden „nun das Forderungskarussel<br />
zum Stillst<strong>an</strong>d zu bringen“.<br />
Denn es seien „die größten Zugeständnisse<br />
seit dem Staatsvertrag 1955<br />
gemacht“ worden. Außerdem erwarte<br />
sich der Kärntner Heimatdienst von der<br />
slowenischen Volksgruppe, wenn diese<br />
<strong>an</strong> der heurigen 80-Jahr-Feier des 10.<br />
Oktobers teilnehmen möchte,„ein gemeinsames<br />
Bekenntnis zu Kärnten und<br />
Österreich“.<br />
Es ist kein Zufall, daß gerade den<br />
autochthonen Minderheiten ein besonderes<br />
Bekenntnis zum Nationalstaat<br />
abverl<strong>an</strong>gt wird. Sind diese es doch, die<br />
sich aufgrund einer <strong>an</strong>deren Muttersprache<br />
verdächtigt gemacht haben,<br />
keine „echten“ ÖsterreichER zu sein. Eine<br />
extra Portion Patriotismus wird von<br />
jenen verl<strong>an</strong>gt, denen m<strong>an</strong> keinen zugetraut.<br />
Und die MinderheitenpolitikER<br />
– eine durch und durch männliche<br />
Domäne – stimmen dem zu, um „nicht<br />
draußen zu bleiben.“ Den Volksgruppen<br />
wird erstmals in der Zweiten Republik<br />
suggeriert, sie könnten „mit dabei“ sein,<br />
bei der Einschwörung auf die „gemeinsamen“<br />
Ziele. Während die Volksgruppen<br />
als österreichische StaatsbürgER instrumentalisiert<br />
werden und für eine<br />
Imagekorrektur der Bundesregierung<br />
herhalten, können Migr<strong>an</strong>tInnen – wie<br />
übrigens auch <strong>an</strong>dere „Minderheiten“ –<br />
davon nicht „profitieren“. Im Modell der<br />
österreichisch-bürgerlichen Nation ist<br />
Pluralismus nicht vorgesehen. „... denn<br />
wir führen einen heiligen Verteilungskrieg<br />
...“ 3 läßt Karl Kraus seinen<br />
patri(di)otischen Wiener ausrufen und<br />
bringt damit auf dem Punkt, was heute<br />
hinter der nationalstaatlichen Gemeinsamkeit<br />
steht. ❚<br />
patriotismusthema<br />
2) Vgl.: Mechthild Rumpf: Staatsgewalt,<br />
Nationalismus und<br />
Geschlechterverhältnis. In: Frauen<br />
und Geschichte Baden-Württemberg<br />
(Hg): Frauen und Nation. Tübingen,<br />
1996, ats 218. S. 16f.<br />
3) Karl Kraus: Die letzten Tage der<br />
Menschheit. S45f.<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19
f eministische bildung und forschung<br />
Ins Netz geg<strong>an</strong>gen<br />
Das Projektzentrum Frauen- und Geschlechterforschung (ehemalige Interuniversitäre<br />
Koordinationsstelle für Frauenforschung) hat mit der kostenlosen<br />
Broschüre „Wien vernetzt – ohne Netz“ den Versuch unternommen,<br />
alle autonomen und außeruniversitären Wiener Frauenprojekte<br />
und -initiativen im Bereich der Bildung und Forschung zu erfassen.<br />
Daß der Versuch gelungen ist, davon k<strong>an</strong>n sich jede selbst überzeugen.<br />
Auf 130 Seiten präsentieren sich 47 Projekte und Einrichtungen einem<br />
Publikum, das Kontaktadressen sucht, aber auch einem Publikum, das<br />
gar nicht gesucht hat und plötzlich Tolles findet. Das Register vervollständigt<br />
das Bild mit weiteren Kontaktadressen. Der initiativen Frauen<br />
gibt es viele und der fortschrittlichen Ideen noch mehr. Und daß diese<br />
Ideen auch oft genug umgesetzt werden, dafür ist die reichhaltige Broschüre<br />
Beweis genug. GaH<br />
Kostenlos abzuholen im Sekretariat des Projektzentrums Frauen- und Geschlechterforschung, 9., Spitalgasse 2, Uni Campus,<br />
Hof 7, T. 01/4277 18351<br />
forschungsbericht<br />
Studentinnen mit Kind<br />
Christine Urb<strong>an</strong>, Renate Egger, und Regina Reimer vom Wissenschaftsladen<br />
Wien haben eine „Evaluierung der Situation studierender Mütter <strong>an</strong><br />
den Wiener Universitäten“ durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf<br />
der Auswertung von 19 qualitativen Interviews, die mit studierenden<br />
Müttern geführt wurden. Die Interviews gliedern sich in die Themenbereiche:<br />
universitäres Umfeld, Vereinbarkeit von Studium und Mutterschaft,<br />
Kinderbetreuung, materielle Situation, soziale Beziehungen, Zukunftspl<strong>an</strong>ung<br />
und Berufsaussichten sowie mögliche Verbesserungen<br />
und Empfehlungen seitens der Befragten. An der Universität gibt es<br />
kaum Orte für Kinder. Mutterschaft erweist sich oft als Hemmnis und<br />
k<strong>an</strong>n schließlich zu einem Studienabbruch führen. Die Gründe dafür liegen<br />
unter <strong>an</strong>derem in den universitären Strukturen und in einem Fehlen<br />
von fin<strong>an</strong>zieller Absicherung. Im Anh<strong>an</strong>g findet frau eine Auflistung der<br />
universitären Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien. Den Bericht gibt<br />
es auf der Homepage des Wissenschaftsladen unter der Rubrik<br />
„Aus der Praxis“. is<br />
http://fgidec1.tuwien.ac.at/wila-pages/home.html, Wissenschaftsladen Wien, Aspernbrückeng. 4/4, 1020 Wien, T. 2185466<br />
internationale frauenuniversität<br />
Virtueller Versuch<br />
<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />
Die erste virtuelle Internationale Frauenuniversität (ifu) ist am 15.7.<br />
online geg<strong>an</strong>gen. Es h<strong>an</strong>delt sich um eine Uni, die abwechselnd in<br />
Präsenz- und in virtuellen Phasen arbeitet und mit diesem Konzept<br />
Frauen in der g<strong>an</strong>zen Welt <strong>an</strong>sprechen will. Die Frauenuniversität bietet<br />
ein Studien<strong>an</strong>gebot für bereits graduierte Frauen, das im 1. Präsenz-<br />
Semester (15.7.–15.10.00) unter dem Motto „Technik und Kultur“ steht.<br />
Die Ver<strong>an</strong>staltungen finden in englischer Sprache statt. An dem Projekt<br />
nehmen rund 900 Studentinnen aus 115 Ländern und 200 Dozentinnen<br />
aus 60 Ländern teil. Drängende gesellschaftliche Fragen sollen auf<br />
wissenschaftlichem Niveau aus Sicht der Frauen bearbeitet werden.<br />
Leitlinien sind die Interdependenz und Interaktion von Wissenschaft<br />
und Gesellschaft, Interdisziplinarität, die Integration <strong>an</strong>derer sozialer<br />
Praxen inklusive der Kunst, die Berücksichtigung der zahlreichen Theorien<br />
im Bereich der gender studies sowie die Schaffung eines internationalen<br />
und interkulturellen Raumes. „Mit der ersten virtuellen Frauenuniversität<br />
geht ein Signal von Deutschl<strong>an</strong>d aus, Forschung von Frauen<br />
international zu vernetzen. Innovative Ideen und neue Forschungs<strong>an</strong>sätze<br />
von Wissenschaftlerinnen und Studentinnen schaffen so eine<br />
neue Wissenschaftskultur. Durch ein beispielhaftes Zusammenwirken<br />
von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik machen wir das Projekt jetzt<br />
möglich“, sagte Bundesministerin Edelgard Bulmahn (SPD) bei der Eröffnung<br />
des Projekts in H<strong>an</strong>nover. Der Präsenzphase im Sommer, die in verschiedenen<br />
deutschen Städten stattfindet, schließt sich im Herbst eine<br />
virtuelle Phase <strong>an</strong>. Nach dem ersten Semester wird bereits ein Zertifikat<br />
ausgestellt und das Semester somit in <strong>an</strong>deren universitären Einrichtungen<br />
nach dem europäischen Kreditpunktesystem (ECTS) <strong>an</strong>rechenbar.<br />
Die ifu-Studienplätze werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />
(DAAD) weltweit öffentlich ausgeschrieben. is<br />
link: http://www.vifu.de<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o s : A rc h i v<br />
wissenschaftforum<br />
q<br />
Grenzen sprengen<br />
Wenn Weiblichkeit nicht in Relation zu Männlichkeit begriffen wird, sondern in sich weiter differenziert wird,<br />
könnten in einem weib-weiblichen theatralen Bezugssystem Grenzen traditioneller Weiblichkeitsbilder quasi<br />
von innen gesprengt werden. 1 Von Katharina Pewny<br />
Katharina Pewny (Mag.a Dr.a) ist<br />
Kulturtheoretikerin, freie Univ.-<br />
Lektorin, Gruppentrainerin. Sie ist in<br />
der Autonomen FrauenLesbenbewegung<br />
aktiv, besonders im<br />
feministischen Bildungszentrum<br />
Frauenhetz. Ihre Dissertation schrieb<br />
sie zum Thema „Feminismus –<br />
Theater – Repräsentation.“<br />
22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Theater als Medium zur Stärkung<br />
feministischer Interessen<br />
und Politiken <strong>an</strong>zusehen, war<br />
eines der Ausg<strong>an</strong>gsinteressen<br />
meiner Dissertation. Im Blickpunkt<br />
st<strong>an</strong>d Sprechtheater als ein Feld<br />
domin<strong>an</strong>ter (sogen<strong>an</strong>nter großer,„gemischter“)<br />
Öffentlichkeiten. Wie wird –<br />
ausgehend von Theatertexten von Frauen<br />
– mit/im Theater Welt gemacht?<br />
Und vor allem:Wie wird Geschlechtlichkeit<br />
produziert?<br />
Die Verkoppelung von Theater und<br />
Feminismus ist einerseits sp<strong>an</strong>nend,<br />
weil feministische Praktiken wie Perform<strong>an</strong>z,<br />
Maskerade und Inszenierung<br />
theatrale Phänomene sind, und <strong>an</strong>dererseits<br />
notwendig, da feministische<br />
Theorie in die Theaterwissenschaft fast<br />
keinen Eing<strong>an</strong>g gefunden hat.<br />
Repräsentationskritik. Nichts ist jenseits<br />
von Repräsentation (es gibt keine Welt,<br />
kein Geschlecht, keine Zugehörigkeit,<br />
die „einfach so“ existiert). Wenn keine<br />
Realität „für sich“ existiert, k<strong>an</strong>n sie<br />
auch nicht durch Kunst (Theater) abgebildet,<br />
nachgeahmt oder verändert wer-<br />
Ein weib-weibliches Bezugssystem<br />
könnte sich aufsp<strong>an</strong>nen<br />
zwischen Theatermacherinnen.<br />
Ein in diesem Sinne sehr gelungenes<br />
Ereignis war die Inszenierung<br />
„Königinnen“ Foto unten des<br />
Theaters Foxfire.<br />
den, sondern wird immer aufs Neue<br />
hergestellt – u.a. im Theater. Diese Feststellung<br />
verleiht einem im weitesten<br />
Sinne poststrukturalistisch zu nennenden<br />
Verständnis von Welt Ausdruck, das<br />
Zweiwertigkeiten verläßt und damit<br />
jegliche Naturalisierung – von Geschlecht,<br />
von „Kultur“ 2 , von Herkunft –<br />
in Abrede stellt. Es bedeutet, asymmetrische<br />
Machtverhältnisse entl<strong>an</strong>g der<br />
Achse Geschlechterdifferenz als veränderbare<br />
zu begreifen. Solche Veränderungen<br />
könnten Frauen als Subjekte<br />
von Repräsentation plazieren und Weib
lichkeit ihren Funktionen als Grundlage<br />
und Fluchtpunkt jeglicher Repräsentation<br />
entheben, die bisl<strong>an</strong>g männliche<br />
Subjektpositionen befördert.<br />
Kritische Repräsentationstheorien<br />
sind demnach unabdingbar für feministische<br />
Erkenntnis- und Befreiungsinteressen.<br />
Zum Aktuellen: Die mediale<br />
Selbstrepräsentation der schwarz-blauen<br />
Regierung verstärkt Heterosexismus<br />
aufs Schärfste. Mech<strong>an</strong>ismen medialer<br />
Repräsentationen und ihre Macht, Realitäten<br />
zu schaffen, zu dekonstruieren<br />
und zu verschieben, ist ein Feld feministischer<br />
Repräsentationstheorien.<br />
Repräsentationen von Gewalt. Zurück zum<br />
Theater: Die Bedeutung feministischer<br />
Repräsentationskritik für Theater<br />
(wissenschaft) zeigt sich in Stück<strong>an</strong>alysen:<br />
Dramatikerinnen haben sehr oft<br />
Nationalsozialismus, Rechtsradikalität<br />
und sexuelle Gewalt gegen Mädchen<br />
und Frauen beschrieben. Diese Benennungen<br />
stehen in bestimmten gesellschaftlichen<br />
Kontexten: der „Aufarbeitung“<br />
der nationalsozialistischen Verg<strong>an</strong>genheit<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds und Österreichs,<br />
sowie deren gegenwärtige<br />
Bedeutung – für Individuen, Klein– und<br />
Großkollektive – und im Kontext der<br />
Zweiten Frauenbewegung, die Mittäterschaft<br />
von Frauen im Nationalsozialismus<br />
einerseits reflektiert und männliche<br />
Gewalt <strong>an</strong> Frauen und Mädchen <strong>an</strong>dererseits<br />
öffentlich macht und bekämpft.<br />
Zwischen den Benennungen in den<br />
Dramen selbst, ihren Inszenierungen<br />
und Rezensionen gibt es Verschiebungen,<br />
die Geschlechterdifferenz erneut<br />
verdecken: In Inszenierungen geht<br />
männliche Gewalt in einem Allgemein-<br />
Menschlichen auf – das bedeutet nicht<br />
nur Verdeckung männlicher Täterschaft,<br />
sondern auch Festschreibungen „friedfertiger“<br />
Weiblichkeit. Traditionelle Weiblichkeitsbilder<br />
werden, wenn sie in den<br />
Stücktexten aufgelockert sind, in<br />
Inszenierungen und Rezensionen wieder<br />
hinzugefügt.Weibliche Figuren erscheinen<br />
ebendort als widersprüchlich aufgeladene<br />
Zeichen. Inhaltliche Zusammenstellungen,<br />
die traditionellen Weiblichkeitsbildern<br />
entgegenstehen, werden<br />
nicht betont, sondern imaginär aufgeladen<br />
und/oder tendenziell vernachlässigt.<br />
Die Betrachtung von Theatertexten,<br />
Inszenierungen und Rezensionen mar-<br />
kiert jeweils unterschiedliche Stellen im<br />
theatralen Diskurs und zeigt inhaltliche<br />
Verschiebungen zwischen denselben.<br />
Die Inhalte der Verschiebungen sind<br />
nicht losgelöst zu sehen von konkreten<br />
Machtverhältnissen. Diese Erkenntnisse<br />
bestätigen sowohl den theoretischen Befund,<br />
demnach die Ökonomie der Repräsentation<br />
männlich bestimmt ist, als<br />
auch Erfahrungsberichte von Theatermacherinnen,<br />
die von Ausschlußmech<strong>an</strong>ismen<br />
und Kämpfen gegen geschlechtsspezifische<br />
Vorurteile in Theater-<br />
und Kunstbetrieben h<strong>an</strong>deln.<br />
Feministische Theaterpraxen. Politik und<br />
Reflexionen der Zweiten Frauenbewegung<br />
haben öffentliche Bezugnahmen<br />
von Frauen aufein<strong>an</strong>der als unumgänglich<br />
für Gestaltungen weiblicher Subjektpositionen<br />
erwiesen. Wenn auch in<br />
der Theorienbildung Dekonstruktion<br />
von Zweigeschlechtlichkeit ihren begrüßenswerten<br />
Ort hat, so bringt Org<strong>an</strong>isation<br />
von und für Frauen in der politischen/künstlerischen<br />
Praxis Inhalte<br />
und Strukturen zutage, die Möglichkeitsräume<br />
weiblicher Lebensgestaltungen<br />
eröffnen. Angesichts der engen repräsentationslogischen<br />
Grenzen männerbündischer<br />
Öffentlichkeiten wäre<br />
Theater vorstellbar als etwas, das weibweibliche<br />
(im Sinne der Beziehungen<br />
unter oder zwischen Frauen) Genealogien<br />
eröffnet.<br />
Ein solches theatrales Bezugssystem<br />
könnte sich aufsp<strong>an</strong>nen zwischen<br />
Theatermacherinnen (Dramatikerinnen,<br />
Regisseurinnen, Kollektiven, Schauspielerinnen,<br />
Musikerinnen, Bühnenbildnerinnen,<br />
Intend<strong>an</strong>tinnen, Dramaturginnen,<br />
Technikerinnen, Bühnenarbeiterinnen<br />
u.s.w.), Zuseherinnen, Rezensentinnen,<br />
Lektorinnen, Verlagsleiterinnen,<br />
Subventionsgeberinnen, Politikerinnen,<br />
Wissenschafterinnen, ...<br />
Dies wäre <strong>an</strong>zudenken und zu proben,<br />
nicht im Sinne der Imitation männerbündischer<br />
Strukturen, sondern im<br />
Sinne der Erkenntnis der weiteren Ausdifferenzierung<br />
von Bedeutungen von<br />
Weiblichkeit. 3 Wenn nämlich Weiblichkeit<br />
begriffen wird nicht in Relation zu<br />
Männlichkeit (als Ergänzung, Kopie,<br />
oder Ähnliches), sondern in sich weiter<br />
differenziert wird – was Zusammenarbeiten<br />
wie in dem skizzierten Modell<br />
zw<strong>an</strong>gsläufig mit sich bringen würden<br />
– könnten gleichsam von innen Grenzen<br />
traditioneller Weiblichkeitsbilder<br />
gesprengt werden. Eine solche Strategie<br />
bedeutete keineswegs a priori inhaltliche<br />
Füllung von Weiblichkeit. Die zweifellos<br />
vorh<strong>an</strong>denen unterschiedlichen<br />
Interessen und Theaterpraxen, die zutage<br />
kämen, würden Klarheit über Bündnisse<br />
und deren Grenzen hervorbringen,<br />
die in den bestehenden Strukturen,<br />
die Frauen a priori vereinheitlichen und<br />
spalten, abh<strong>an</strong>denkommt. Mit den widersprechenden<br />
Interessen könnte zum<br />
theatralen H<strong>an</strong>deln mit dekonstruktivem<br />
Gestus übergeg<strong>an</strong>gen werden.<br />
Feministische Politiken haben sich<br />
bisl<strong>an</strong>g als Motor weib-weiblicher Ausdifferenzierung<br />
erwiesen: Die theoretische<br />
Differenzierung von Weiblichkeit in<br />
Form des Einklagens und Bedenkens von<br />
Differenzen von Frauen (bezogen auf<br />
„Rasse“, Herkunft, Lebensweise) wurde<br />
nicht in Studierstuben erdacht, sondern<br />
in politischen Bewegungen initiiert.<br />
Die theatralen Gestaltungen, die<br />
radikal weib-weibliche Kooperationen<br />
hervorbringen würden, sind nach wie<br />
vor erprobenswürdig. 4 Selbstverständlich<br />
k<strong>an</strong>n jedoch keine „Gegenwelt“ innerhalb<br />
der bestehenden g<strong>an</strong>z einfach<br />
gegründet werden. Sie würde immer in<br />
Relationen zu und nicht jenseits von<br />
dieser existieren.<br />
Kritische Interventionen. Deshalb sind kritische<br />
Interventionen in bestehende<br />
(kulturelle) Öffentlichkeiten notwendig:<br />
Sie stoßen zwar schnell <strong>an</strong> repräsentationslogische,<br />
fin<strong>an</strong>zielle und sonstige<br />
Grenzen, sind jedoch unumgänglich,<br />
um sich zu ergänzen mit den sogen<strong>an</strong>nten<br />
radikalen feministischen Politiken.<br />
Das Überschreitungspotential, das<br />
eine solche Haltung impliziert, ist nach<br />
wie vor enorm. Die existierenden Widerstände<br />
gegen radikalfeministische<br />
Denk- und H<strong>an</strong>dlungsweisen verweisen<br />
nicht nur auf deren politische Sprengkraft,<br />
sondern ebenso auf Erkenntnisprozesse,<br />
deren Verläufe und Inhalte nach<br />
wie vor zwar jenseits von Selbstverständlichkeit<br />
liegen, aber weib-weibliche<br />
Selbst-Verständigungen ausbilden.<br />
Im hiesigen Kontext bedeutet die<br />
Analyse theatraler Logiken die Notwendigkeit<br />
nicht nur weib-weiblicher Theaterpraxen,<br />
sondern Kultur– und Politikformen.<br />
❚<br />
forumwissenschaft<br />
1 Der Artikel bezieht sich u.a. auf<br />
Analysen von ca. 80 Theaterstücken<br />
von Dramatikerinnen aus dem<br />
deutschsprachigen Raum (ab 1986).<br />
Er erschien in ähnlicher Fassung<br />
auch in „Nylon – KunstStoff zu feminismus<br />
und popkultur. Wien,<br />
April <strong>2000</strong>“.<br />
2 Die Anführungsstriche zu „Kultur“<br />
wollen auf die Konstruiertheit auch<br />
dieses Begriffes verweisen, der zur<br />
Zeit dazu dient, neorassistische Haltungen<br />
zu legitimieren.<br />
3 Ein in diesem Sinne sehr gelungenes<br />
Ereignis war die Inszenierung<br />
von „Königinnen“ (Lilly Axster) durch<br />
das Theater „Foxfire“ im Sommer<br />
dieses Jahres im Kosmos.Frauenraum<br />
(Wien).<br />
4 Hierzu siehe auch Marty Huber:<br />
Lesbisches Theater. Dipl. Wien 1999.<br />
Vgl. auch: Marty Huber: A kiss to be<br />
remembered. In: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/99.<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23
<strong>an</strong>.sage<br />
Drehladen und Babyklappen<br />
Die Historikerin Verena Pawlowsky und die oberösterreichische<br />
SP-Gesundheitsl<strong>an</strong>desrätin Silvia Stöger über eine neue/alte Idee.<br />
Verena Pawlowsky<br />
Babyklappe – eine neues Wort ist kreiert. Ein Hamburger Verein ist<br />
sein Erfinder und erster Betreiber der dahinter stehenden Idee: einer<br />
mit allen Raffinessen einer modernen High-Tech-Einrichtung ausgestatteten<br />
<strong>an</strong>onymen Abgabestelle für ungewollte Neugeborene. Das Wort<br />
mag neu sein, die damit ben<strong>an</strong>nte Einrichtung ist es jedoch nicht. Ihre hölzerne,<br />
mit einem Glöckchen versehene Vorläuferin gab es in Europa seit dem<br />
Mittelalter <strong>an</strong> jedem Findelhaus. Wien hatte nie eine Drehlade (von Drehlade<br />
sprach m<strong>an</strong> im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum), dafür<br />
aber eines der größten Findelhäuser der Welt. Joseph II. eröffnete es 1784<br />
und sicherte den Frauen Anonymität auf <strong>an</strong>dere Weise zu: Sie durften nicht<br />
nach ihrem Namen gefragt werden. Als Gegenleistung wurde ihnen die<br />
Entbindung auf der Gebärhausklinik abverl<strong>an</strong>gt: ein – nebenbei bemerkt –<br />
für die Entwicklung der weltberühmten Wiener geburtshilflichen Schule<br />
nicht unbedeutender Tauschh<strong>an</strong>del, hatten die Ärzte doch Zugriff auf mehrere<br />
tausend Frauen pro Jahr. Die meisten von ihnen: ledige Dienstbotinnen.<br />
Die Kindsväter: mittellose Gesellen. Kinder hatten da keinen Platz.<br />
Drehladen damals – Babyklappen und -nester heute: Kindesaussetzung<br />
provoziert Emotionen und Kontroversen. Die Argumente blieben die gleichen.<br />
Schon die BefürworterInnen der Findelhäuser führten den Schutz des<br />
Kindes vor Kindsmord und den der Mutter vor Strafverfolgung ins Treffen.<br />
Die GegnerInnen verwiesen auf die Unmenschlichkeit der Kindesweglegung<br />
und die Gefahr, daß Frauen zur leichtfertigen Kindesaussetzung ermuntert<br />
werden könnten. Der Hamburger Verein argumentiert, daß sein Angebot eine<br />
Versorgungslücke schließt. Die Babyklappe ist eine Einrichtung für g<strong>an</strong>z<br />
spezielle und wohl sehr seltene Notlagen, in denen traditionelle sozialpolitische<br />
Angebote nicht greifen. Für Frauen, die nicht in der Lage sind, sich Hilfe<br />
zu verschaffen, die ihre Schw<strong>an</strong>gerschaft möglicherweise vor sich selbst<br />
nicht eingestehen können und von der Geburt überrascht werden, für Frauen<br />
in Extremsituationen also, ist das niederschwellige Hilfs<strong>an</strong>gebot einer<br />
<strong>an</strong>onymen Kinderabgabestelle tatsächlich sinnvoll.<br />
Nicht gegen die neue/alte Idee soll hier argumentiert werden, sondern<br />
gegen eine Diskussion, die sich dem spektakulären Charakter der Baby<br />
-klappe verschreibt und die alltäglichen Probleme von Frauen mit Kindern<br />
vergessen läßt. Väter, die ihre Ver<strong>an</strong>twortung wahrnehmen, flächendeckende<br />
und billige Kinderbetreuung, ein Karenzgeld, das zum Leben reicht, mehr<br />
Hilfe für alleinerziehende Mütter sowie der Ausbau – und nicht die<br />
budgetäre Aushungerung – von Fraueneinrichtungen müßten die Inhalte<br />
dieser Debatte sein .❚<br />
Der Artikel erschien in ungekürzter Form am 8.8. <strong>2000</strong> in „Der St<strong>an</strong>dard“, nachzulesen in: http://www.derst<strong>an</strong>dard.at.<br />
24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Silvia Stöger<br />
St<strong>an</strong>dpunkte und<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Es soll nicht mehr passieren, daß ein Neugeborenes<br />
einfach irgendwo ungeschützt weggelegt wird, weil<br />
die Mutter in einer persönlichen Notsituation nicht<br />
mehr ein noch aus weiß. Daher habe ich ver<strong>an</strong>laßt, daß in<br />
Oberösterreich nun ein umfassendes Schutz- und Hilfsnetz<br />
geschaffen wird, wobei ein wichtiger Teil die Einrichtung<br />
von „Babynestern“ ist. Dort können Neugeborene <strong>an</strong>onym<br />
und straflos abgegeben werden. Diese auch Babyklappen<br />
gen<strong>an</strong>nten Einrichtungen sollen im AKH Linz und in einem<br />
weiteren Spital außerhalb des oberösterreichischen<br />
Zentralraumes situiert werden. Wenn sich die Mutter nach<br />
einer bestimmten Überlegungsfrist nicht mehr meldet,<br />
werden diese Babys zur Adoption freigegeben.<br />
Das gilt auch für den Fall einer sogen<strong>an</strong>nten „<strong>an</strong>onymen<br />
Geburt“. Dabei soll es Frauen ermöglicht werden,<br />
ohne Namensnennung in einem Kr<strong>an</strong>kenhaus ein Kind<br />
zur Welt zu bringen. Das ist für Frauen in persönlichen<br />
Notsituationen eine noch bessere Alternative als das<br />
Babynest, weil schon vor und während der Geburt Mutter<br />
und Kind medizinisch bestens versorgt sind. Überdies<br />
k<strong>an</strong>n es durch diese Beratungs- und Betreuungssituation<br />
auch leichter gelingen, daß die Mutter ihr Baby vielleicht<br />
doch behält, weil ihr bei der Bewältigung ihrer Krise<br />
geholfen wird.<br />
Auf meinen Antrag hin hat daher die oberösterreichische<br />
L<strong>an</strong>desregierung nicht nur den Grundsatzbeschluß<br />
für Babynester und die <strong>an</strong>onyme Entbindung gefaßt, sondern<br />
auch eine Informationsoffensive über Beratungs- und<br />
Hilfsmöglichkeiten für werdende Mütter in Notsituationen<br />
und verstärkte Aufklärungskampagnen für Mädchen<br />
beschlossen.<br />
Ich trete vehement dafür ein, daß eine Mutter, die das<br />
Babynest nutzt oder sich zu einer <strong>an</strong>onymen Geburt entschließt,<br />
um ihr Neugeborenes gut versorgt zu wissen,<br />
nicht mehr nach dem Strafgesetzbuch wegen Verlassens<br />
eines Unmündigen bestraft werden soll. Der Schutz des Lebens<br />
von Mutter und Kind muß in diesen persönlichen<br />
Notsituationen wichtiger sein als staatliche Rechtsprinzipien<br />
wie jenes der Identitätskenntnis der Eltern. .❚
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o Schnupperabo (3 Hefte/ats 120,–)<br />
o Jahresabo (10 Hefte/ats 400,–)<br />
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o Unterstützungsabo (10 Hefte/ats 500,–)<br />
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FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
w iderst<strong>an</strong>ds-aktionen<br />
Kulturkaraw<strong>an</strong>e<br />
Ein Bündnis verschiedener AktivistInnen pl<strong>an</strong>t als Kontrapunkt zu den<br />
reaktionären Kärntner Oktoberver<strong>an</strong>staltungen eine Kulturkaraw<strong>an</strong>e<br />
(26. bis 28. Oktober) gegen freiheitliche Barbarei. Die Aktion ist als Anti-<br />
FPÖ-Kampagne für die steirischen L<strong>an</strong>dtagswahlen und als Mobilisierungsaktion<br />
für die internationalen Widerst<strong>an</strong>dstage in Klagenfurt<br />
gedacht. Den kommenden Oktoberfeierlichkeiten (Ulrichsbergtreffen<br />
Ende <strong>September</strong>, 80-Jahr-Feier der Volksabstimmung in Südkärnten am<br />
10. Oktober) soll ein klares „Nein“ entgegengesetzt werden. Anf<strong>an</strong>g<br />
Oktober (7. bis 15.) sollen in Kärnten und der Steiermark etliche kulturelle<br />
Aktivitäten stattfinden die sich alle durch ein gemeinsames Logo und<br />
gemeinsame Plakate eindeutig gegen Blau-Schwarz stellen. Gepl<strong>an</strong>t<br />
sind Filmvorführungen, Videos, Theater, Perform<strong>an</strong>ces, Konzerte, Lesungen,<br />
Debatten, Aktionen im Öffentlichen Raum und vieles mehr. Dafür<br />
werden noch KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen gesucht, die<br />
unentgeltlich (nur gegen Fahrtkosten, Unterkunft und Verpflegung) in<br />
Kärnten und der Steiermark singen, spielen, malen, lesen, debattieren<br />
etc., für die Flyer der Karaw<strong>an</strong>e einen Text verfassen, die Plakate der<br />
Karaw<strong>an</strong>e entwerfen. Das Motto: Die Kunst ist eine Bärin und beißt,<br />
wenn sie will. is<br />
Weitere Infos: Tina Leisch: 0664/111 90 96, IKUC (Interkulturelles Center Volkshaus) office@ikuc.at, T. 0463/ 32 154, Plattform<br />
Offenes Kärnten info@offeneskaernten.cbj.at, Mailinglist: kaernten@klingt.org (k<strong>an</strong>n per e-mail „subscribe kaernten“<br />
majordomo@klingt.org subskribiert werden)<br />
abschied<br />
Realismus in Schönschrift<br />
Die sp<strong>an</strong>ische Nachkriegsautorin Carmen Martín Gaite ist am 23. Juli in<br />
Madrid im Alter von 74 gestorben. Die Autorin ist im Lauf ihres Lebens<br />
mit den wichtigsten Literaturpreisen des L<strong>an</strong>des ausgezeichnet worden.<br />
Mit 25 Jahren zog sie von ihrer Heimatstadt Salam<strong>an</strong>ca nach Madrid.<br />
Dort spielen auch die meisten ihrer Stücke. 1978 erhielt sie für den<br />
Rom<strong>an</strong> „El cuarto de atrás“ („Das Hinterzimmer”), in dem sie sich mit der<br />
Lage der Frauen während der Fr<strong>an</strong>co-Diktatur ausein<strong>an</strong>dersetzte, als<br />
erste Frau den sp<strong>an</strong>ischen Literatur-Nationalpreis. 1994 wurde ihr diese<br />
Auszeichnung ein zweites mal zugesprochen, diesmal für ihr Gesamtwerk.<br />
Martín Gaite blieb bis zuletzt ihrer Linie treu, M<strong>an</strong>uskripte mit Füller<br />
und in Schönschrift abzufassen. „Wenn mir jem<strong>an</strong>d was nettes per<br />
e -mail übermitteln sollte, werfe ich dem Betreffenden den Schrieb ins<br />
Gesicht. Ich will, daß m<strong>an</strong> mir per H<strong>an</strong>d schreibt”, so die Schriftstellerin.<br />
Ihre größten Verkaufserfolge waren unter <strong>an</strong>derem der Rom<strong>an</strong><br />
„Caperucita en M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>“(1991/Rotkäppchen in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>) oder<br />
„La reina de las nieves“(1994/Das Haus der Schneekönigin), eine<br />
Hommage <strong>an</strong> den dänischen Autor H<strong>an</strong>s Christi<strong>an</strong> Andersen. is<br />
filmstart<br />
Vom Überleben<br />
<strong>an</strong>.rissarbeit<br />
Mit ihrem Spielfilmdebut „Honig und Asche“ (orig.„Miel et Cendres”)<br />
liefert Regisseurin und Drehbuchautorin Nadia Fares einen berührenden<br />
musikalischen Episodenfilm. Erzählt wird die Geschichte dreier Frauen im<br />
arabischen Nordafrika, deren Wege sich kurzfristig kreuzen und ergänzen.<br />
Leila ist eine junge Studentin, die vor ihrem gewalttätigen Vater flüchtet,<br />
um d<strong>an</strong>ach von dem Anlaß ihrer Flucht – ihrem Liebhaber – auf die Straße<br />
gesetzt zu werden. Schließlich muß sie das Geld für ihr Studium durch<br />
Prostitution verdienen. Die Universitätsabsolventin Amina hatte das<br />
Glück, ihren Gatten selbst auswählen zu dürfen. Der M<strong>an</strong>n ihrer Klein-<br />
Familien-Träume entwickelte sich jedoch zum Alptraum, der seine Frau<br />
gerne mal verprügelt. Naima ist engagierte und selbständige Ärztin, deren<br />
Verg<strong>an</strong>genheit jedoch auch durch den Verzicht auf die eigentliche große<br />
Liebe geprägt ist. Alle diese Frauen wollten ihrem Leben durch jahrel<strong>an</strong>ge<br />
Ausbildung Selbständigkeit und Unabhängigkeit geben. Doch letztlich<br />
reiben sie sich <strong>an</strong> den alten patriarchalen Strukturen wund, auch wenn<br />
die filmischen Ausgänge verschieden sind: Leila l<strong>an</strong>det im Gefängnis, weil<br />
sie einen Angreifer erstochen hat. Naima schickt ihre Tochter auf eine<br />
höhere Schule und gibt ihr damit Hoffnung auf eine selbstbestimmte<br />
Zukunft. Amina befreit sich aus den patriarchalen Fesseln der Kleinfamilie<br />
und verläßt ihren M<strong>an</strong>n.„Das bin ich, gespiegelt in den <strong>an</strong>deren, und die<br />
<strong>an</strong>deren gespiegelt in mir“, erklärt Nadia Fares, deren Wurzeln in der<br />
Schweiz und in Ägypten liegen, die Entstehung des Filmes, in dem sie<br />
auch ihre Erfahrungen während des Studiums in Kairo verarbeitet hat.<br />
„Honig und Asche“ läuft in Wien seit 11. August im Original mit englischen<br />
und fr<strong>an</strong>zösischen Untertiteln. GaH<br />
fotoausstellung<br />
„Urb<strong>an</strong>/Rural – Resist<strong>an</strong>ce“<br />
Im vierten Wiener Gemeindebezirk findet sich im „Fortschnitt!“ ein „Aktionsraum<br />
für Kunst und Gewerbe“. Dort ist einerseits ein Frisiersalon<br />
zuhause und <strong>an</strong>dererseits gibt es eine kleine Fotoausstellung von Lisa<br />
Rosenblatt und Charlotte Eckler, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Leserinnen als Dream Coordination<br />
Office (DCO) bek<strong>an</strong>nt, zu besichtigen. Frau k<strong>an</strong>n noch bis zum<br />
6. Oktober die Ausstellung besuchen, die die politische Lage Österreichs<br />
in einem Vergleich zwischen ländlichen und städtischen Widerst<strong>an</strong>dsformen<br />
thematisiert. Kombiniert mit einer politisch korrekten Frisur! is<br />
„Fortschnitt! – Aktionsraum für Kunst und Gewerbe“, Rechte Wienzeile 15, 1040 Wien, T. 01/ 586 77 82, Öffnungszeiten:<br />
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: 9–20 Uhr, Freitag: 11–20 Uhr und Samstag: 10–14 Uhr<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 027
kultur<strong>an</strong>.riss<br />
auszeichnung<br />
Elfriede Jelinek<br />
Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat den diesjährigen „m<strong>an</strong>uskripte”-<br />
Preis des L<strong>an</strong>des Steiermark, der mit ats 150.000,– dotiert ist, erhalten.<br />
Der Autorin wurde in Anerkennung ihrer drei Jahrzehnte <strong>an</strong>haltenden<br />
Verbindung zu der Literaturzeitschrift des Grazer Forum Stadtpark<br />
„m<strong>an</strong>uskripte“ ausgezeichnet, in der viele ihrer Theaterstücke erstmals<br />
erschienen sind. In der Steiermark gilt die Auszeichnung neben dem<br />
Literaturpreis des L<strong>an</strong>des als die wichtigste öffentliche Anerkennung im<br />
literarischen Bereich. Zu den Preisträgerinnen der verg<strong>an</strong>genen Jahre<br />
zählen u.a. Barbara Frischmuth und Friederike Mayröcker.<br />
Im Februar dieses Jahres hat Elfriede Jelinek ein Aufführungsverbot<br />
ihrer Stücke in Österreich ausgesprochen, das allerdings nicht für alternative<br />
Theatergruppen gilt. So wurde in Österreich zuletzt ihre Haider-<br />
Paraphrase „Das Lebewohl“am Wiener Heldenplatz uraufgeführt. Jelinek<br />
zur Rolle, welche die Regierung nun den Frauen zuschreibt:„Für uns<br />
scheint, außer Schönheit, noch die Mutterschaft übrig zu bleiben,<br />
,familienfreundlich’ nennt sich die neue Politik.” is<br />
frauenmuseum<br />
Mythos und Alltag<br />
Das erste österreichische Frauenmuseum wurde am 7. Juli in Vorarlberg<br />
eröffnet: Im neuen Feuerwehr- und Kulturhaus in Hittisau. Die zuständige<br />
L<strong>an</strong>desrätin Eva Maria Weibel war „mit Stolz und Freude erfüllt“: Auf<br />
Grund seiner Einzigartigkeit werde das Frauenmuseum „nicht nur regionale<br />
Bedeutung haben, sondern auch über die Grenzen hinweg großes<br />
Interesse finden.” Ein Aufgabenschwerpunkt soll die Aufarbeitung<br />
sozial- und kulturgeschichtlicher Frauenthemen sein, wobei das<br />
Museum auch aktuelle Themen aufgreifen und vor allem Künstlerinnen<br />
eine Plattform bieten soll. Die derzeit laufende Ausstellung heißt<br />
„Mythos und Alltag. Eine sozialgeschichtliche Installation”. Der Eintritt<br />
kostet nur ats 20,–, für Kinder und Jugendliche gar nichts. Fin<strong>an</strong>ziert<br />
wird das Museum von der Gemeinde und vom L<strong>an</strong>d Vorarlberg. is<br />
Österreichisches Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 055 13/65 26, Öffnungszeiten: Do 19–21 Uhr, Fr/Sa 16–18 Uhr und So<br />
15–18 Uhr , für Gruppen auch nach Vereinbarung<br />
28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Angela Heissenberger<br />
Kain und Abel<br />
heim.spiel<br />
Seit 8. Juli lautet J<strong>an</strong>s erste Frage nach dem Aufwachen nicht mehr<br />
„Woisda Papa?“, sondern „Woisda Baby?“ „Der Baby“ heißt Nils und<br />
verhält sich bisher weitgehend unauffällig, was J<strong>an</strong> nicht dar<strong>an</strong> hindert,<br />
ihm seine überschäumende Liebe (m<strong>an</strong>chmal auch eher das Gegenteil<br />
davon) <strong>an</strong>gedeihen zu lassen. Das s<strong>an</strong>fte Schaukeln der Hängematte<br />
steigert sich beispielsweise völlig unerwartet zum drohenden<br />
Überschlag. Das weinende Kind wird mit Stofftieren, Playmobilmännchen<br />
und Autos aller Art getröstet oder beworfen. Oder J<strong>an</strong><br />
fordert <strong>an</strong>gesichts des störenden Bruders die sofortige Kindesweglegung:<br />
„Weiter, Bett!“ Wenn in seinen Augen das gefährliche Glitzern<br />
einsetzt, ist höchste Vorsicht geboten. Harmloses Streicheln k<strong>an</strong>n<br />
in Sekundenbruchteilen in heimtückische Gewaltakte umschlagen.<br />
Und so kommt es, daß ich mittags noch immer mit ungeputzten<br />
Zähnen herumwusle, die fertig geschleuderte Wäsche in der Maschine<br />
vergammelt und das Frühstück zwar noch nicht abgeschlossen,<br />
zeitlich aber längst vom <strong>an</strong>stehenden Mittagessen überholt ist. Vormittagstermine<br />
nehme ich deshalb nur noch ungefrühstückt wahr,<br />
J<strong>an</strong> bekommt beim Bäcker ein trockenes Kipferl in die H<strong>an</strong>d gedrückt.<br />
Ich weiß nicht, wie <strong>an</strong>dere Mütter diesen Hardcore-Job bewältigen.<br />
Mir reicht die Doppeldosis Kinder auch schon ohne Haushalt.<br />
Immerhin gilt es das Überleben beider Kids zu sichern, was bedeutet,<br />
daß ich zumindest eines der kleinen Monster perm<strong>an</strong>ent bei mir<br />
haben muß. Meine Fertigkeiten mit Säugling am Arm haben sich<br />
deshalb seit Nils‚ Geburt beträchtlich erweitert. Klo gehen, bügeln,<br />
Wäsche aufhängen – alles kein Problem, von ein paar Br<strong>an</strong>dwunden<br />
abgesehen. Trotzdem hatte Nils schon nach zwei Wochen sein erstes<br />
Cut im Gesicht. Ich hatte nur mal schnell mein <strong>an</strong>gekotztes T-Shirt<br />
gewechselt, da war‘s auch schon passiert.<br />
J<strong>an</strong> scheint meine Befürchtungen, er könne seinen Bruder nachhaltig<br />
beschädigen, nicht zu teilen. Ein kleiner Heissenberger muß<br />
schon was aushalten können. Mit sich selbst geht er ja auch nicht<br />
gerade zimperlich um, die Liste seiner Selbstverstümmelungsversuche<br />
ist legendär. Und für den Fall des Falles schlägt J<strong>an</strong> seine Universallösung<br />
vor: „Billa, neue kaufen!“
Die belgischen Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />
von LESBO <strong>2000</strong>, Federatie<br />
Werkgroepen Homoseksualiteit<br />
(FWH), haben in ihrer Pl<strong>an</strong>ungsphase<br />
ausdrücklich eine<br />
Beteiligung Österreichs verl<strong>an</strong>gt und ihre<br />
e-mails <strong>an</strong> österreichische Frauenlisten<br />
geschickt. Das war für das Dream<br />
Coordination Office (DCO) Grund genug,<br />
die nächste internationale DCO-<br />
Aktion zur Unterstützung von Frauenträumen<br />
und Utopien ins Leben zu rufen:„Wien<br />
dreams in 2 Gent“. Die Anfrage<br />
aus Gent, <strong>an</strong> LESBO <strong>2000</strong><br />
teilzunehmen, ist eine positiv-überraschende<br />
Erinnerung dar<strong>an</strong>, daß es differenzierende<br />
Köpfe gibt, die nicht alle in<br />
Österreich Lebenden mit der österreichischen<br />
Regierung gleichsetzen. Der<br />
Wunsch, mit Frauen/Lesben/Mädchen<br />
in Österreich zu feiern, ist nicht nur utopischer<br />
Ausdruck internationaler Solidarität,<br />
sondern auch ein realpolitisches<br />
Angebot, neue H<strong>an</strong>dlungsfelder tr<strong>an</strong>snational<br />
zu etablieren. Dream Coordination<br />
Office koordiniert daher eine<br />
Durchquerung mehrerer Frauenflächen<br />
in Österreich, Deutschl<strong>an</strong>d und den<br />
Benelux-Regionen: eine Fahrrad- oder<br />
Zugreise, wodurch viele (offizielle und<br />
inoffizielle) Frauenorg<strong>an</strong>isationen nicht<br />
nur virtuell besucht werden sollen.<br />
Bis zum Erscheinen dieses Artikels wird<br />
die Fahrradtour schon unterwegs sein,<br />
doch sollten spont<strong>an</strong>e Frauen, die dazu<br />
Lust haben, einfach hinfahren und<br />
mitfeiern.<br />
No reason to stay in Vienna. Lesbo <strong>2000</strong><br />
ist ein kollektives Coming-Out, ein <strong>an</strong>genehmes<br />
Zusammensein, ein Ideenund<br />
Erfahrungsaustausch und lesbisches<br />
Fest am 9. <strong>September</strong> im Stadtpark<br />
von Gent. Und wie die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />
FWH in ihrer Rückmeldung geschrieben<br />
haben,„..spectacular things<br />
could happen ... You see, there is really<br />
no reason to stay in Vienna on the 9th<br />
of <strong>September</strong>.“ Dream Coordination<br />
Office malt von Wien nach Lesbo <strong>2000</strong><br />
einen Schweif, der das Sichtbarmachen<br />
von in Österreich lebenden Frauen nicht<br />
nur im L<strong>an</strong>d, sondern international demonstriert.<br />
Die zweiwöchige Fahrradtour<br />
startet beim Lusthaus im Wiener<br />
Prater am 22. August und erreicht bis 8.<br />
<strong>September</strong> den Campingplatz in der<br />
Genter Stadt. Am Lagerfeuer und im<br />
Zelt konkretisiert die Gruppe ihre politische,<br />
persönliche und philosophische<br />
Botschaft. Denn, im Gegensatz zu Österreichs<br />
abwehrendem politischen Alltag,<br />
sind hier die wichtigen Bedingungen eines<br />
sinnvollen Gespräches vorh<strong>an</strong>den:<br />
Einladung und Festempf<strong>an</strong>g.<br />
Gegen-den-Strom. Die Vorbereitungen<br />
der politischen Agenda werden schon<br />
längst in G<strong>an</strong>g gesetzt sein. Die radelnden<br />
Österreicherinnen werden schon<br />
ihre per Zug <strong>an</strong>gereisten Freundinnen<br />
getroffen haben und die Teilnehmerinnen<br />
werden die körperlichen und geistigen<br />
Erlebnisse der Tour verarbeitet haben.<br />
Frauenorg<strong>an</strong>isationen wurden entdeckt,<br />
besucht und vernetzt. Mit jedem<br />
Kilometer ist der Rückblick ergiebiger und<br />
die Perspektive klarer. Das Gegen-den-<br />
Strom in-sich-Hineinträumen könnte<br />
schließlich lebensverändernde Konsequenzen<br />
haben. Aber davor sollte frau<br />
sich nicht scheuen. Diese utopische Wallfahrt,<br />
eine Gruppe von Frauen radelnd<br />
über Grenzen hinweg zu einem öffentlichen,<br />
fröhlichen lesbischen Zusammensein<br />
im Stadtzentrum von Gent, verspricht<br />
interess<strong>an</strong>te Nebenwirkungen.<br />
Wie k<strong>an</strong>n frau am Oostenrijkster<br />
teilnehmen, wenn sie nicht mitfahren<br />
k<strong>an</strong>n? Der virtuelle Treffpunkt<br />
www.t0.or.at/~charlottes.web bietet aktuelle<br />
Information zum Projekt „Wien<br />
dreams in 2 Gent“, sowie ein kleines Archiv<br />
mit Artikeln über verg<strong>an</strong>gene DCO<br />
Projekte, die in den „<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n“ erschienen<br />
sind. Dort gibt es auch einen<br />
Link zur Dream-Mailbox<br />
DCO@weiber.net, der bis zum Anf<strong>an</strong>g<br />
des Festivals alle Botschaften, Utopien,<br />
Träume und idealistischen Realismen<br />
gerne speichert – und zum Vorlesen bei<br />
LESBO <strong>2000</strong> aufhebt. Hier ist die Selbsternennung<br />
zu einer wichtigen politischen<br />
Akteurin gefragt! ❚<br />
Spectacular<br />
things<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>September</strong> findet im belgischen Gent<br />
die LESBO <strong>2000</strong> statt. Mit dabei:<br />
Charlotte Eckler und Lisa Rosenblatt<br />
vom Dream Coordination Office<br />
LESBO <strong>2000</strong>:<br />
9. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>; Videos,<br />
politische Debatten, Sport,<br />
Fotosessions, Theaterstücke, Kunst,<br />
Zirkusakrobatik, und „Kolk“ – Flemish<br />
Triphop Musik aus Gent; Citadel Park<br />
13–19 Uhr (nähe St. Pietersstation,<br />
rechts, 100 Meter)<br />
Dream Coordination Office-<br />
Treffpunkt:<br />
Azaleaplein, 16 Uhr<br />
„Dream-in met Oostenrijksters“–<br />
Frauenfest: 21 Uhr, Backstage,<br />
St. Pietersnieuwstraat 128<br />
lesbo<strong>2000</strong>kultur<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29
kulturvideokunst<br />
Rike Fr<strong>an</strong>k lebt und arbeitet in Wien;<br />
sie studierte Medientheorie, ist freie<br />
Kuratorin und Autorin und arbeitet<br />
seit 1996 unter dem Namen<br />
„Best Before“.<br />
30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
q<br />
Feminismus weiter schreiben<br />
Ein Hauptthema der Ausstellung, die Stella Rollig für den diesjährigen „steirischen herbst“<br />
kuratiert, ist mediale Repräsentationskritik. Eingeladen sind 25 internationale KünstlerInnen,<br />
die Spielregeln der Gender-Konstruktionen in den Massenmedien lustvoll zu unterw<strong>an</strong>dern.<br />
Rike Fr<strong>an</strong>k sprach mit ihr über eine Ausstellung zum Verweilen und Wiederkommen.<br />
Von 1994-1996 war Stella Rollig<br />
österreichische Bundeskuratorin,<br />
1994 gründete sie das „Depot“,<br />
das sich als Ort der Reflexion<br />
über zeitgenössische<br />
Kunst versteht. Sie ist international als<br />
Kuratorin, Publizistin und Kunstvermittlerin<br />
tätig. Ihr neuestes Ausstellungsprojekt<br />
trägt den Titel:„. Video als<br />
weibliches Terrain“.<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Der Titel deines Ausstellungsprojekts<br />
wirkt im ersten Augenblick<br />
wie ein Zitat <strong>an</strong> die 70er Jahre, als Video<br />
von vielen Frauen als neues, unbelastetes<br />
Medium eingesetzt wurde, um feministische<br />
Anliegen zu tr<strong>an</strong>sportieren und<br />
neue Räume zu besetzen.<br />
Stella Rollig: Es war nicht bewußt<br />
ein Zitat auf die 70er Jahre, aber es paßt<br />
mir g<strong>an</strong>z gut, wenn du es so gelesen<br />
hast. Weil das eine der Argumentationen<br />
ist, die ich mit vornehmen<br />
möchte, daß es nach wie vor eine weiter<br />
geschriebene feministische Kunstgeschichte<br />
gibt, die sich vor allem im Medium<br />
Video ausdrückt, und die durchaus<br />
zu tun hat mit der Vorgeschichte in<br />
den 70ern, auch wenn das heute fast<br />
kaum mehr so deklariert wird. Ich war<br />
eher erstaunt, daß ich bei den Künstlerinnen<br />
heute auf große Vorsicht gestoßen<br />
bin, daß sie das „Frauenthema“<br />
nicht so interessiert und sie sich ein<br />
bißchen von einem Frauenzusammenh<strong>an</strong>g<br />
abgrenzen wollten.<br />
Aber um die Argumentation von<br />
inhaltlich kurz <strong>an</strong>zureißen: Der<br />
Str<strong>an</strong>g, der sich meiner Ansicht nach bis<br />
heute fortschreibt, ist der eines spezifischen,<br />
feministischen Interesses <strong>an</strong><br />
medialer Repräsentation und damit<br />
einer Repräsentationskritik.<br />
versammelt Künstlerinnen<br />
und Künstler; zugleich spart der Ausdruck<br />
„weiblich“ auch etwas aus: das „Männliche“.<br />
Und auf eine gewisse Weise wird<br />
das „Weibliche“ wieder der Austragungsort<br />
und zum Material.<br />
Ich würde es etwas <strong>an</strong>ders sagen:<br />
Es ist so etwas wie eine Oberhoheit<br />
über ein Terrain <strong>an</strong>gedeutet, was aber<br />
nicht heißt, daß auf dem Gebiet nicht<br />
<strong>an</strong>dere zugelassen sind, denn auf diesem<br />
bewegen sich auch Männer.<br />
Die feministischen Analysen von<br />
medialer Vermittlung sind ja in Verw<strong>an</strong>dtschaft<br />
mit den Fragen <strong>an</strong>derer<br />
unterdrückter Gesellschaftsgruppen<br />
entst<strong>an</strong>den, in Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />
post-kolonialistischen St<strong>an</strong>dpunkten<br />
zum Beispiel. Ich beschränke mich bei<br />
auf einen Aspekt: auf die Untersuchung<br />
der Darstellung von Weiblichkeit.<br />
– Mit einer Ausnahme: Fiona T<strong>an</strong>,<br />
die explizit den Kolonialismus beh<strong>an</strong>delt.<br />
– Dabei sind auf dem Terrain von<br />
im Gegensatz zu den vorherrschenden<br />
Paradigmen unserer Welt die<br />
Spielregeln umgekehrt. Also die Themen,<br />
die dominierenden Verfahrensweisen<br />
sind vom Interesse der Frauen<br />
bestimmt. Die Männer beschäftigen<br />
sich hier auch mit der Untersuchung<br />
von weiblichen Figuren in Massenmedien.<br />
Und das soll zeigen, daß sich<br />
nicht nur – wie vielleicht noch in den<br />
70er Jahren – Frauen mit ihren eigenen<br />
Themen beschäftigen, sondern daß sich<br />
30 Jahre später bei einer jüngeren<br />
Generation schon etwas verändert hat.<br />
Warum der Fokus auf die Massenmedien?<br />
Als Ausdruck von Alltagskultur?<br />
Ich wollte mich mit Videokunst befassen.<br />
Mich interessiert die Reaktion auf<br />
audiovisuelle Medien mit den selben<br />
Medien und die Frage, wo läßt sich dabei<br />
Differenz herstellen. Es geht um audiovisuelle<br />
Medien, von denen ich denke, daß<br />
sie die bestimmendsten Tr<strong>an</strong>smitter von<br />
Botschaften sind, sowohl von bildlichen/visuellen<br />
als auch von inhaltlichen/verbalisierbaren.<br />
Dabei denke ich<br />
in erster Linie <strong>an</strong> das Fernsehen. Die<br />
Massenmedien spielen eine große Rolle<br />
in der Genderkonstruktion aufgrund der<br />
Stereotypen, die sie immer wieder bestätigen<br />
– bis auf einige Ausnahmen in<br />
irgendwelchen schrägen Serien oder in<br />
bewußt quer <strong>an</strong>gelegten Werbebildern,<br />
die m<strong>an</strong> mit der Lupe suchen muß.<br />
Teil des Konzeptes ist zu<br />
überlegen, wie wird darauf reagiert.<br />
Einerseits geht es um die Entwicklung<br />
von Arbeiten als genuin neue Vor<strong>schläge</strong><br />
und <strong>an</strong>dererseits um Reaktionen auf<br />
die vorfabrizierten Bilder, narrativen<br />
Strukturen und Formate; in Form einer<br />
Analyse und Kritik aber auch in der lustvollen<br />
Aneignung, einem Nachspielen.<br />
K<strong>an</strong>nst du kurz auf einige Arbeiten<br />
der eingeladenen KünstlerInnen und ihre<br />
Differenz zu den von dir erwähnten<br />
Stereotypen eingehen?
F<strong>an</strong>ni Niemi-Junkola, eine finnische<br />
Künstlerin, wird eine Single-Ch<strong>an</strong>nel-<br />
Installation mit dem Titel „Gi<strong>an</strong>ts“ zeigen,<br />
in der zwei etwa 30jährige Frauen<br />
in Je<strong>an</strong>s und T-Shirts in einer sehr rauhen,<br />
kargen L<strong>an</strong>dschaft vor dem Hintergrund<br />
des Meeres mitein<strong>an</strong>der ringen.<br />
Der Sound ist ihr Keuchen, die physischen<br />
Geräusche dieses Kampfes, Wind<br />
und das Meeresrauschen im Hintergrund.<br />
„Gi<strong>an</strong>ts“, die Gig<strong>an</strong>tInnen oder<br />
RiesInnen, besteht eigentlich nur aus<br />
einem Bild, das mit einer leichten Untersicht<br />
gefilmt ist und d<strong>an</strong>n ein<br />
bißchen größer als lebensgroß projiziert<br />
wird. Niemi-Junkola inszeniert ein<br />
Bild, das m<strong>an</strong> eigentlich so nicht kennt,<br />
das eigentlich so in der Ikonographie<br />
der Massenmedien, z.B. im Actionfilm,<br />
nicht vorgesehen ist – diese Art eines<br />
essentialistisch männlichen Ringkampfes,<br />
ausgeführt von zwei Frauen, eine<br />
gegen die Geschlechterstereotypien<br />
besetzte Szene. Und dazu die Größe:<br />
Die zwei Frauen nehmen diesen riesigen<br />
medialen Bildraum ein. Das gibt es<br />
g<strong>an</strong>z selten, und wenn, d<strong>an</strong>n sieht es<br />
oft mehr nach einer Karikatur des<br />
Weiblichen aus.<br />
Eine <strong>an</strong>dere Arbeit ist das Video<br />
„Cle<strong>an</strong>ing You“ von Uli Aigner (A). Sie<br />
stellt ihren voll bekleideten M<strong>an</strong>n in eine<br />
Badew<strong>an</strong>ne und beginnt, ihn von<br />
Kopf bis Fuß abzubrausen und abzuseifen.<br />
Am Ende steigt er aus der W<strong>an</strong>ne<br />
und sie föhnt ihn wieder trocken.<br />
Dies ist im übrigen eine Arbeit<br />
(lacht), die fast schon aggressive<br />
Verständnislosigkeit beim Testpublikum<br />
hervorgerufen hat. Ich schätze die Arbeit<br />
von Uli Aigner sehr und finde es interess<strong>an</strong>t,<br />
daß sie diese Aggression auslöst.<br />
Aigner spielt natürlich g<strong>an</strong>z unverschämt<br />
mit der Zuschreibung des Mütterlichen,<br />
daß Frauen nach wie vor für<br />
Reproduktionsarbeit und damit für das<br />
Waschen, für das Sorgen – auch für den<br />
eigenen Ehem<strong>an</strong>n – zuständig gemacht<br />
werden, und ironisiert diese. Erwähnen<br />
muß m<strong>an</strong> noch, daß Uli Aigner bei<br />
„Cle<strong>an</strong>ing You“ das Bild m<strong>an</strong>ipuliert und<br />
konstruiert, indem sie am oberen Bildr<strong>an</strong>d<br />
einen weißen Balken einsetzt, der<br />
die Köpfe zum Teil abdeckt. Dies ist ein<br />
g<strong>an</strong>z einfacher medialer, künstlerischer<br />
Eingriff, mit dem sie darauf hinweist, daß<br />
es sich um einen projizierten Raum h<strong>an</strong>delt,<br />
den sie uns bietet, um ein inszeniertes<br />
und beschnittenes Videobild.<br />
Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit widerständige,<br />
feministischen Strategien<br />
arbeitest du auch mit dem Begriff der<br />
Idiosynkrasie.<br />
Das Idiosynkratische läßt sich beschreiben<br />
mit einer Art „Überempfindlichkeit“<br />
und bezeichnet für mich eine<br />
Essenz des Individuellen, mit der m<strong>an</strong><br />
sich überhaupt noch irgendwie selbst<br />
als Person verorten oder begreifen k<strong>an</strong>n<br />
in der Welt. Dabei taucht die Frage auf,<br />
wie sehr das KünstlerInnen-Subjekt in<br />
den Videos durchscheinen muß, um z.B.<br />
die Eigenschaft einer solchen Bildproduktion<br />
als Kunst auszumachen – eine<br />
individuelle AutorInnenschaft, die in<br />
den Massenmedien ausgelöscht ist.<br />
Diese Überempfindlichkeit ist<br />
auch eine feministische Befindlichkeit,<br />
Zuschreibungen und Marginalisierungen<br />
zu bemerken. Und da<br />
kommen wir wieder zur Repräsentationskritik,<br />
denn Idiosynkrasie ist ein<br />
Aufmerksamkeitsfokus, mit dem sich<br />
die KünstlerInnen Massenmedien<br />
<strong>an</strong>schauen und Genderkonstruktionen<br />
wahrnehmen.<br />
Im Bereich multimedialer Installationen<br />
und Video tauchen derzeit auffällig<br />
viele Arbeiten von Frauen wie<br />
Shirin Neshat, Eija-Liisa Ahtila, Sam<br />
Taylor-Wood, Gilliam Wearing, Pipilotti<br />
Rist u.a. auf. Inwieweit siehst auch du<br />
hier ein Phänomen? Oder ist es vielmehr<br />
eine Erzählung, eine Konstruktion, ein<br />
neuer medialer Spot?<br />
Je mehr ich darüber nachdenke<br />
und je mehr ich mich damit befasse,<br />
desto mehr glaube ich, daß es eine Konstruktion<br />
ist. Am Anf<strong>an</strong>g war da so etwas<br />
wie die Beobachtung eines Phänomens:<br />
tolle Videoinstallationen von<br />
Künstlerinnen. Doch ich glaube, es ist<br />
eine Reaktion der immer noch zutiefst<br />
patriarchalisch geprägten Kunstwelt/szene,<br />
daß m<strong>an</strong> erstaunt ist, daß es so<br />
viele Frauennamen gibt in einem bestimmten<br />
Genre. Eigentlich ist es ein<br />
simpler Effekt: In den meisten Großausstellungen,<br />
Kunstzeitschriften dominieren<br />
nach wie vor so stark die<br />
Männer, daß m<strong>an</strong> glaubt, es würde sich<br />
um ein g<strong>an</strong>z spezifisches Phänomen<br />
h<strong>an</strong>deln, wenn ein paar Frauen auch<br />
gute Arbeiten abliefern. ❚<br />
videokunstkultur<br />
Ein Aufmerksamkeitsfokus, mit<br />
dem die Künstlerinnen Genderkonstruktionen<br />
durchschauen.<br />
Arbeiten von: Ulli Aigner (A):<br />
Cle<strong>an</strong>ing you<br />
Foto links<br />
F<strong>an</strong>ni Niemi-junkola (FIN): Gi<strong>an</strong>ts<br />
Foto mitte<br />
Sabine Jelinek (A): Heldinnen<br />
Foto rechts<br />
. Video als weibliches<br />
Terrain<br />
27. Oktober–10. Dezember <strong>2000</strong><br />
L<strong>an</strong>desmuseum Jo<strong>an</strong>neum<br />
Graz/steirischer herbst <strong>2000</strong>.<br />
http://www.steirischerherbst.at<br />
Zur Ausstellung erscheint ein<br />
Katalog mit Bild- und Textmaterial<br />
zu den KünstlerInnen sowie Essays<br />
von Ruth Noack (D/A), Stella Rollig<br />
(A), Yvonne Volkart (CH) und Anna<br />
Harding (GB).<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31
kulturedita malovcic<br />
q<br />
Kommen und Gehen<br />
Mit der Schauspielerin Edita Malovcic sprach Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n über<br />
die zweite Generation, die Liebe und ihre neuen Projekte.<br />
Ab Oktober ist „Nordr<strong>an</strong>d“ im<br />
Videoverleih „Polyfilm“ der<br />
VHS-Stöbergasse erhältlich.<br />
32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
„Ich bin schw<strong>an</strong>ger und des is<br />
sicher,“ teilt die Kr<strong>an</strong>kenschwester<br />
Tamara ihrem Freund mit,<br />
der als Bundesheerler <strong>an</strong> der<br />
Grenze Österreich vor dem Ansturm<br />
von Menschen aus <strong>an</strong>deren Ländern<br />
bewahren soll.„K<strong>an</strong>nst Du nicht wie<br />
alle <strong>an</strong>deren auch die Pille nehmen?“, ist<br />
die bissige Antwort. Später versteift sich<br />
Rom<strong>an</strong>, hoffnungsvoller Vater in spe auf<br />
die Fertigstellung des gezeugten Sprößlings.<br />
Tamara treibt ab und d<strong>an</strong>n ist<br />
Schluß mit dem feldgrünen Rom<strong>an</strong>.<br />
Das Leben kein Film. Nicht nur im Film<br />
„Nordr<strong>an</strong>d“ (Regie: Barbara Albert) –<br />
auch im wirklichen Leben versucht die<br />
Schauspielerin Edita Malovcic trotz<br />
Hindernisse ihren eigenen Weg zu<br />
gehen. „Ab dreizehn arbeitete ich als Fotomodell,<br />
bis 16. Sieben Jahre st<strong>an</strong>d ich<br />
als Sängerin im Studio und auf der Bühne.<br />
D<strong>an</strong>n kam Jahre später über die<br />
Agentur der Anruf für das Casting zum<br />
Film,“ erzählt sie. Die begabte Laiendarstellerin<br />
wurde engagiert. „Das war<br />
alles superneu für mich, aber ich habe<br />
es genossen. Am Anf<strong>an</strong>g war ich<br />
schüchtern und zurückhaltend, aber ab<br />
dem zweiten Drehtag brodelte es in<br />
mir. D<strong>an</strong>n platzte ich fast, in mir ist<br />
etwas aufgewacht“, strahlt sie noch<br />
heute, während im Wiener Café Westend<br />
Kellner und Chef des Lokals bewundernd<br />
um unseren Tisch schleichen.<br />
„Es gab schon einen kleinen Kon-<br />
kurrenzkampf zwischen mir und der<br />
österreichischen Profischauspielerin<br />
Nina Proll am Set, doch dadurch hat der<br />
Film gelebt, die Stimmung war emotional<br />
sehr geladen“, <strong>an</strong>alysiert Edita. Die<br />
acht Wochen Drehzeit waren ein ständiges<br />
Auf und Ab. Nina Proll spielte das<br />
Prolo-Mädchen Jasmin, das sich nach<br />
familiären sexuellen Gewalterfahrungen<br />
jedem Typen <strong>an</strong> den Hals wirft, sich<br />
aber einen liebenswerten, lebenslustigen<br />
fröhlichen Kern bewahrt hat. Ihre<br />
Rolle war d<strong>an</strong>kbarer – wobei im Drehbuch<br />
beide Rollen eigentlich noch<br />
gleichwertig waren. „Ich litt teilweise,<br />
daß ich mich so zurückhalten mußte.<br />
Ich spielte so das Mauerblümchen, eine<br />
Rolle, die ich nicht mag. Ich glaube,<br />
Fo t o s : p o l y f i l m
Barbara Albert hat sich beim Drehen in<br />
die Rolle der Jasmin verliebt. Die Situation<br />
zog mich privat runter, eine schwere<br />
Zeit mit komischen Zufällen, ähnlich<br />
wie im Film, folgte.“ Die strahlende,<br />
lebenslustige Edita f<strong>an</strong>d die Rolle der introvertierten<br />
Tamara als unauffällige<br />
Außenseiterin „ein bißchen undefiniert“.<br />
Barbara Albert erklärte in einem<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Interview, daß sie eine<br />
Hauptfigur haben wollte, die nicht<br />
primär Österreicherin ist und etwas<br />
über Jugoslawien „weil sie sich den<br />
Krieg nicht erklären konnte. Das war<br />
eigentlich alles, denn ich hatte keine<br />
jugoslawische Freundin.“ Die Gewichtung<br />
der zwei Frauenrollen verschob<br />
sich, bis schließlich in der öffentlichen<br />
Meinung Nina Proll als alleinige<br />
„Hauptdarstellerin“ übrig blieb. Um auf<br />
Festivals einen Achtungspreis zu erzielen,<br />
hätte es interess<strong>an</strong>terer Szenen für<br />
Tamara bedurft. Die Leute waren nur interessiert,<br />
wenn sie hörten, daß Edita<br />
zum ersten Mal spielte. „Es war eine<br />
kleine Sensation, daß ich überhaupt in<br />
dieser Kategorie mithalten konnte, doch<br />
ich hatte ständig das Gefühl, daß ich<br />
mehr aus mir herausholen hätte können“,<br />
meint sie dazu. M<strong>an</strong> bremste sie<br />
m<strong>an</strong>chmal mit „zu schnippisch, zu frech,<br />
zu aggressiv“ ein, doch im Film spürt die<br />
Zuschauerin sehr wohl die unterdrückte<br />
Energie der Tamara. Als Anfängerin – „Ich<br />
habe vorher noch nie in meinem Leben<br />
gespielt gehabt“ – hatte sie zwar keine<br />
Schwierigkeiten, in ihre Rolle zu schlüpfen,<br />
doch wieder „auf die Erde zurückzukehren“<br />
gestaltete sich mühsamer:„Meine<br />
Familie klatschte vor meiner Nase in<br />
die Hände und rief: He Edita, aufwachen,<br />
wir sind nicht im Film!“<br />
Klischees und Integration. Gelassen<br />
lächelt Edita Malovcic auf der Pressekonferenz<br />
im Cafe L<strong>an</strong>dm<strong>an</strong>n. Der Verein<br />
Echo lädt zur T<strong>an</strong>znacht in das Technische<br />
Museum. Die 21jährige Schauspielerin,<br />
deren Mutter serbisch, der Vater<br />
ein bosnischer Muslim ist, setzt sich<br />
für Mädchen der zweiten Generation<br />
ein:„Wichtig ist, ob m<strong>an</strong> es schafft, in<br />
die Gesellschaft integriert zu werden<br />
oder nicht. Schon das Wort „Integration“<br />
ist so eine Geschichte: Ich will da<br />
kein Schema vorgeben, wie sich wer integriert.<br />
Jeder findet seinen eigenen<br />
Weg. Doch ich finde, schon aufgrund<br />
der Kommunikationsmöglichkeiten sollte<br />
m<strong>an</strong> die Sprache lernen, sonst ist<br />
gleich schon eine Barriere vorh<strong>an</strong>den.<br />
Sprache ist ein wichtiges Medium – das<br />
muß nicht unbedingt Deutsch sein,<br />
m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n Alternativen finden.“ Die junge,<br />
wunderschöne Frau glaubt dar<strong>an</strong>,<br />
daß sich jede durchsetzen k<strong>an</strong>n:„Jeder,<br />
der sich ein Ziel in den Kopf setzt, seinen<br />
Traum leben will, wird seine Möglichkeit<br />
bekommen. Bei mir hat das<br />
funktioniert. Natürlich muß m<strong>an</strong> viel<br />
dafür tun, m<strong>an</strong> darf die Dinge nicht<br />
laufenlassen. Es hängt auch vom gesellschaftlichen<br />
Kollektiv ab, für Schauspielerinnen<br />
vom Rollen<strong>an</strong>gebot.“<br />
Seit „Nordr<strong>an</strong>d“ spielte sie ausnahmslos<br />
Migr<strong>an</strong>tinnen oder Frauen<br />
aus <strong>an</strong>deren Ländern. Im Herbst in<br />
Hamburg wird Edita Malovcic erstmalig<br />
eine Rolle spielen, in der nicht klar ist,<br />
woher die Figur kommt. Der Filmdreh<br />
„Berlin is in Germ<strong>an</strong>y“ ist gerade beendet.<br />
„In dem Film spiele ich eine heilige<br />
Hure, eine russische Frau, die in einem<br />
Stripperladen arbeitet und einen Typen<br />
nach dem Knast in die Realität zurückführt.<br />
Klischees über Migr<strong>an</strong>tinnen<br />
werden in Drehbüchern schon erfüllt,<br />
diese Russin gilt als männergeil und<br />
modisch. Doch sie ist stark. Tamara, die<br />
ich im Film Nordr<strong>an</strong>d spielte, könnte einem<br />
leid tun, aber auch sie ist sehr<br />
stark in ihrem Leiden. Migr<strong>an</strong>tinnen im<br />
Film haben quasi alle einen Pascher, verschiedene<br />
Klischees nach Verhaltensschemata<br />
oder Looks werden bedient –<br />
aber stark sind sie.“ In Nordr<strong>an</strong>d diskutierte<br />
Edita mit dem Team über den <strong>an</strong>geblichen<br />
Look von jungen Frauen jugoslawischer<br />
Herkunft, die in Österreich<br />
aufgewachsen sind. „G<strong>an</strong>z schlimm<br />
wurde es bei der ersten Kostüm- und<br />
Maskenprobe. Ich wehrte mich gegen<br />
pinkfarbenen Lippenstift, goldene Ohrringe<br />
oder straßbesetzte Pumps.“ Sie besprach<br />
die Jugo-Disco-Szene, machte<br />
„wirklich viel“ bei den Übersetzungen<br />
und bei dem Sprachgemisch von<br />
Deutsch und Jugoslawisch, das für die<br />
zweite Generation typisch ist.<br />
Ein Geben und Nehmen. In der Bundesrepublik<br />
Jugoslawien, oder „Serbien“, wie<br />
Malovcic sagt, wird inzwischen auch<br />
über „Nordr<strong>an</strong>d“ geschrieben. Da ihr<br />
Vater Kemal Malovcic früher ein sehr<br />
berühmter Sänger war, schrieben JournalistInnen<br />
auch über ihre „halbmuslimische“<br />
Herkunft, verhielten sich aber<br />
fair. „Im Film kommt meine serbische<br />
Familie aus Sarajewo. Das tat mir im ersten<br />
Moment weh, da hatte ich eine<br />
Aversion, obwohl es natürlich Serben<br />
aus Sarajewo gibt. Ich habe kein Problem<br />
mit den g<strong>an</strong>zen Nationalitäten,<br />
für mich ist Mensch Mensch, egal woher<br />
er kommt. Über den Krieg war ich<br />
fassungslos, wir fragten uns, was diese<br />
Regierung mit unserem schönen L<strong>an</strong>d<br />
gemacht hat.“ Die Migr<strong>an</strong>tin zweiter<br />
Generation macht sich auch Ged<strong>an</strong>ken<br />
über Leute, die nicht in ihrer Heimat leben:„Das<br />
sind oft mel<strong>an</strong>cholische Personen,<br />
die im Laufe ihres Lebens Komplexe<br />
entwickelt haben. Die Komplexe<br />
kommen von selber. Es muß gar nicht<br />
groß was passieren und Uuups denke<br />
ich schon, ich muß meinen Mund halten.<br />
Diese Personen streben ihre eigenen<br />
Ideale <strong>an</strong>. Diese Leute haben Lust<br />
zu leben, etwas zu schaffen, gerade,<br />
weil sie vorher nicht die Möglichkeit<br />
hatten. Vielleicht auch geflüchtet sind,<br />
weil sie in den Herkunftsländern nichts<br />
eigenes schaffen konnten.“ In „Nordr<strong>an</strong>d“<br />
sähe frau recht gut, wie die Liebe<br />
komme und gehe. „ Das Leben ist ein<br />
ständiges Kommen und Gehen, von<br />
Menschen, von Liebe. Ein hin und her,<br />
ein Geben, ein Nehmen, damit ein<br />
Gleichgewicht gehalten wird.“ Im<br />
Herbst wird Edita Malovcic in einem<br />
neuen TV-Spiel über Fr<strong>an</strong>z Fuchs, den<br />
Briefbombenattentäter, vor der Kamera<br />
stehen. Ab Februar 2001 spielt sie in der<br />
Serie „Medicopter“ Stella Kontini, die<br />
Schwester eines Helden. Außerdem<br />
singt sie bei „Cycles“, einer Studioformation<br />
in Sachen „Modern Elektro Pop“.<br />
Look out for her! ❚<br />
edita malovcickultur<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33
arbeit<strong>an</strong>.riss<br />
volkshochschulen<br />
Kürzungen<br />
Mehr als 15.000 WienerInnen haben im verg<strong>an</strong>genen Jahr das Bildungs<strong>an</strong>gebot<br />
von etwa 14.000 Kursen der städtischen Volkshochschulen in Anspruch<br />
genommen. Der Rotstift der Bundesregierung wird jedoch auch im<br />
Bildungssektor und gerade bei der Weiterbildung <strong>an</strong>gesetzt. Für das laufende<br />
Jahr erwartet der Verb<strong>an</strong>d Österreichischer Volkshochschulen (VÖV)<br />
eine Kürzung von 15 % und die Förderungen für 2001 werden aller Voraussicht<br />
nach noch weiter gekürzt.„Die Frage ist, wieviel Kürzungen wir noch<br />
aushalten“, gibt Frau Löderer vom VÖV zu Bedenken. Der VÖV mit seiner<br />
Pädagogischen Arbeits- und Forschungsstelle (PAF) ist der Dachverb<strong>an</strong>d<br />
für neun als Vereine org<strong>an</strong>isierte L<strong>an</strong>desverbände und 294 Volkshochschulen<br />
österreichweit, <strong>an</strong> die die Kürzungen vom Bund weitergegeben werden.Wie<br />
diese d<strong>an</strong>n mit dem Geldm<strong>an</strong>gel umgehen, bleibt ihnen überlassen,<br />
da der Dachverb<strong>an</strong>d nicht weisungsberechtigt ist. Es ist zu befürchten,<br />
daß in erster Linie bei frauenspezifischen Kurs<strong>an</strong>geboten und Projekten<br />
gespart wird, und daß die Kurse generell teurer werden. Nicht viel<br />
einzusparen gibt es laut Frau Löderer bei den MitarabeiterInnen, denn „der<br />
Großteil ist schon jetzt ehrenamtliche Arbeit“. GaH<br />
gründung<br />
„arge gleichbeh<strong>an</strong>dlung tirol“<br />
Am 4. Juli <strong>2000</strong> wurde die „arge gleichbeh<strong>an</strong>dlung tirol“ gegründet. Ihr<br />
gehören Vertreterinnen all jener Institutionen <strong>an</strong>, die gesetzlich verpflichtet<br />
sind, innerhalb des eigenen Betriebes Gleichbeh<strong>an</strong>dlung zu<br />
verwirklichen. Es sind dies die Tiroler L<strong>an</strong>desverwaltung, das Arbeitsmarktservice,<br />
die Universität Innsbruck und viele mehr. Auch die Gleichbeh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>waltschaft<br />
für Westösterreich ist vertreten, die für die<br />
Umsetzung des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes für den gesamten Bereich<br />
der Privatwirtschaft zuständig ist. Was die Frauen gemeinsam haben, ist<br />
das Ziel neue Wege zur Verwirklichung der beruflichen Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />
von Frauen und Männern zu gehen. Darüber hinaus ist die arge ein<br />
wichtiges Forum für Diskussion und Informationsaustausch, das die<br />
einzelnen Vertreterinnen darin unterstützt, das Thema Gleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />
weiter zu entwickeln und bei allen wesentlichen Fragen auf dem<br />
neuesten St<strong>an</strong>d zu sein. is<br />
Infos: Mag. Christine Baur Regional<strong>an</strong>wältin für Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsfragen, T. 0512/343032, christine.baur@bka.gv.at<br />
34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
f rauennetzwerke<br />
Inter-aktiv<br />
„Networking for ladies“ ist, so die Eigendefinition, eine interaktive<br />
Drehscheibe für Multiplikatorinnen und Meinungsbildnerinnen aus<br />
Wirtschaft, Kunst und Institutionen. Es soll eine umfassende Plattform<br />
für Menschen sein,„die in Form eines lebendigen Netzwerks kooperieren<br />
und mit ihren Talenten, Ideen und Erfolgen die Gesellschaft insgesamt<br />
bereichern“ so die Initiatorin Gabi Kerim<strong>an</strong>. Konkrete Ziele sind<br />
eine verfeinerte Wahrnehmung für weibliche Themen und Strukturen<br />
im öffentlichen Bewußtsein, die Wertschätzung dieser zu Strukturen<br />
erhöhen und ihre Potentiale so gut wie möglich zu nutzen sowie die<br />
Schaffung einer tragfähigen Struktur für Kooperation und Austausch<br />
unter Frauen. Das Prinzip baut darauf auf, daß sich jede Frau <strong>an</strong> dieser<br />
Plattform aktiv beteiligen k<strong>an</strong>n. Ein Empowerment Programm wendet<br />
sich <strong>an</strong> Frauen, die ihre Perspektiven erweitern und ihren beruflichen<br />
Einfluß stärken sowie Selbstbewußtsein und Professionalität ausbauen<br />
wollen. Das Programm inkludiert Workshops für (Wieder-)Einsteigerinnen<br />
ins Geschäftsleben. Die Plattform Mentoring bietet Kontakte und<br />
Links zu und internationalen Mentoring Programmen und damit zu<br />
Frauen,die ihren Weg erfolgreich gehen und bereit sind, ihr Wissen<br />
weiterzugeben. is<br />
http://www.networkingforladies.com, kerim<strong>an</strong>@aol.com, T./Fax 01/402 15 930<br />
lehrg<strong>an</strong>g<br />
Sexualberatung<br />
In Wien und Oberösterreich werden ab 6. Oktober wieder von der Wiener<br />
Internationalen Akademie für G<strong>an</strong>zheitsmedizin (GAMED) berufsbegleitende<br />
Lehrgänge für Sexualberatung und Sexualpädagogik ver<strong>an</strong>staltet.<br />
Unter der Leitung von Rotraud Perner werden sechs Semester<br />
l<strong>an</strong>g in insgesamt 28 Wochenendblöcken SexualberaterInnen ausgebildet.<br />
Der Lehrg<strong>an</strong>g richtet sich nicht ausschließlich <strong>an</strong> Personal aus dem<br />
Sozial und Gesundheitsbereich, sondern auch grundsätzlich <strong>an</strong> alle Personen,<br />
die in ihrem Beruf viel mit Menschen arbeiten. Die Ausbildung<br />
schließt viele Themen ein: von sexueller Gewalt gegen Frauen, Kinder<br />
und Minderheiten, Internetpornografie, Paarbeziehung und Paarkonflikte<br />
über Sexualität behinderter Menschen, Schw<strong>an</strong>gerschaft, Verhütung<br />
bis zu Selbsterfahrung, Methodik und Supervision. Weiterer wichtiger<br />
Schwerpunkt: Täterarbeit und Gewaltprävention. In den Beratungsgesprächen<br />
sollen Grenzen bewußt gemacht werden. Viele Täter wissen<br />
weder, daß sie Täter sind, noch sind sie sich ihrer eigenen Opferrolle in<br />
patriarchalen Strukturen bewußt. Anlaß zu dieser Form der Ausbildung<br />
ist auch die steigenden Zahlen <strong>an</strong> Gewalttaten. Prävention soll am<br />
Täterbewußstsein <strong>an</strong>gesetzt werden. Der Lehrg<strong>an</strong>g schließt mit einem<br />
offiziell <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Diplom der GAMED ab. Dieses ist auch gültig als<br />
Befähigungsnachweis zur Erl<strong>an</strong>gung des Gewerbescheins als Lebensund<br />
SozialberaterIn. Mo<br />
Nächster Infoabend: 25. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>; GAMED, Kurbadstraße 8, 1107 Wien-Oberlaa. Für weitere Informationen: Sekretariat<br />
der GAMED, Tel: 01/688 75 07-0
q<br />
Privat: Eintritt erwünscht!<br />
Angesichts steigender StudentInnenzahlen und sinkender fin<strong>an</strong>zieller Ressourcen entwickelt<br />
sich <strong>an</strong> den Universitäten ein privates Netzwerk für die Betreuung von Abschlußarbeiten.<br />
Individuelles Coaching ist gefragt und gerade für Frauen oft unerläßlich. Von Gabi Horak<br />
Der Frauen<strong>an</strong>teil unter den Studierenden<br />
der österreichischen<br />
Universitäten liegt bei über 58<br />
Prozent. Die Präsenz der Frauen<br />
nimmt jedoch bek<strong>an</strong>ntlich mit<br />
der Höhe der Position ab. Studenten<br />
entschließen sich viel öfter zu einem<br />
Doktoratsstudium und schließen dieses<br />
auch häufiger erfolgreich ab. Die Gründe<br />
dafür mögen vielfältig sein, doch hat<br />
es mit Sicherheit auch mit der Förde-<br />
rung der Studentinnen zu tun, die sich<br />
spätestens im Stadium der Abschlußarbeit<br />
als m<strong>an</strong>gelhaft entpuppt.<br />
Gabriele Moser, Vizerektorin für<br />
Personal<strong>an</strong>gelegenheiten und Frauenförderung<br />
<strong>an</strong> der Universität Wien, berichtet<br />
von einer im Zeitraum 1994-<br />
1996 <strong>an</strong> der medizinischen Fakultät<br />
durchgeführten Studie, die gezeigt hat,<br />
„daß Frauen eher von Beginn <strong>an</strong> zu routinemäßigen<br />
Tätigkeiten her<strong>an</strong>gezogen<br />
werden“, zur PatientInnenbetreuung beispielsweise.„In<br />
der Zeit, die sie hierbei<br />
aufwenden, ist es den männlichen Kollegen<br />
eher möglich, im Forschungslabor<br />
ihre Publikationen fertig zu stellen.“<br />
Angebot und Nachfrage. Die Betreuung<br />
bei Diplomarbeiten oder Dissertationen<br />
ist grundsätzlich Aufgabe der Universitäten.<br />
Angesichts der in den letzten<br />
Jahren rapide <strong>an</strong>gestiegenen Zahl von<br />
diplomarbeit<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35<br />
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k , A rc h i v
arbeitdiplom<br />
36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Der Prozeß der Umorg<strong>an</strong>isation<br />
wissenschaftlichen Arbeitens<br />
hat längst begonnen. Leistungen,<br />
die von den Universitäten<br />
erbracht werden sollten, wurden<br />
ausgelagert, insbesondere im<br />
feministischen Bereich –<br />
Profundus-Gründerin<br />
Gudrun Perko im Gespräch mit<br />
Gabi Horak. Foto oben<br />
Studierenden sehen sich die ProfessorInnen<br />
jedoch vielerorts einer Nachfrage<br />
<strong>an</strong> Betreuung gegenüber, die nur<br />
schwer zu decken ist. Es wird versucht<br />
den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Zeit, um einzelne StudentInnen<br />
individuell zu beraten, durch<br />
das Hinzuziehen von NebenbetreuerInnen,<br />
externen LektorInnen und TutorInnen<br />
auszugleichen. Nun zeigt sich jedoch<br />
immer deutlicher, daß auch die<br />
NebenbetreuerInnen schon überlastet<br />
sind und fin<strong>an</strong>zielle Einsparungen treffen<br />
besonders die ohnehin unterbezahlten<br />
TutorInnen. „Wir leisten viel mehr<br />
Arbeit, als uns bezahlt wird“, stellt Margit<br />
Wolfsberger fest, die seit mehreren<br />
Jahren am Wiener Institut für Publizistik-<br />
und Kommunikationswissenschaft<br />
als Tutorin arbeitet. Natürlich leistet sie<br />
auch gerne Hilfe bei Abschlußarbeiten,<br />
„allerdings unbezahlt“, betont sie. Ihre<br />
Kollegin, Andrea Schaffar, bietet des öfteren<br />
private Hilfestellung für Studentinnen<br />
<strong>an</strong>, die <strong>an</strong> ihrer Diplomarbeit<br />
schreiben, muß sich nun aber <strong>an</strong>gesichts<br />
der eigenen freien wissenschaftlichen<br />
Tätigkeiten und erneuter fin<strong>an</strong>zieller<br />
Kürzungen der Tutorien „genauestens<br />
überlegen, ob ich mir das Tutorium-Halten<br />
überhaupt noch leisten<br />
k<strong>an</strong>n.“ Ihre Überlegungen gehen viel<br />
eher in die Richtung, das Diplomarbeitscoaching<br />
zu professionalisieren<br />
und im privaten Rahmen <strong>an</strong>zubieten:<br />
„Da ich das sowieso mache, könnt‚ ich<br />
es ja auch in Seminaren machen.“<br />
Alternative Strategien. Die immer mehr<br />
werdenden Angebote außeruniversitärer<br />
Betreuung sind ein unübersehbares<br />
Symptom für eine m<strong>an</strong>gelhafte universitäre<br />
Betreuung. Andrea Braidt vom<br />
Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschafterinnen<br />
weist der Uni „theoretisch“ die<br />
Aufgabe der wissenschaftlichen Betreuung<br />
zu, aber „in der Praxis sind die Professorinnen<br />
und Professoren in diesem<br />
Bereich oft einfach nicht qualifiziert.“<br />
Besonders Studentinnen, die einen<br />
feministischen Anspruch haben, müssen<br />
oft mit Ignor<strong>an</strong>z seitens der ProfessorInnen<br />
rechnen.<br />
Es lassen sich zwei Strategien ausmachen,<br />
wie Studentinnen auf die<br />
m<strong>an</strong>gelhafte universitäre Betreuung<br />
reagieren. Zum einen ist eine zuneh-<br />
mende Vereinzelung zu beobachten.<br />
Die Studentinnen schreiben „zurückgezogen<br />
im kleinen Kämmerlein“, wie es<br />
Andrea Schaffar ausdrückt. „Vereinzelung<br />
feministischer Wissenschafterinnen<br />
<strong>an</strong> den Unis gibt es sicherlich“, bestätigt<br />
Andrea Braidt. Dies liege einerseits<br />
dar<strong>an</strong>, daß feministische Ansprüche<br />
immer neu gerechtfertigt<br />
werden müßten und <strong>an</strong>dererseits am<br />
M<strong>an</strong>gel eines eigenen Instituts für<br />
feministische Forschung,„um Erfahrungen<br />
auszutauschen, auch Erfahrungen<br />
als Lektorin.“ Die <strong>an</strong>dere Strategie ist<br />
das Bilden privater Arbeitsgemeinschaften,<br />
die sich sich oft in Diplom<strong>an</strong>dInnenseminaren<br />
ergeben. Andrea Schaffar<br />
und Margit Wolfsberger haben beide<br />
durchwegs positive Erfahrungen mit<br />
solchen Arbeitsgemeinschaften gemacht.<br />
Die Studierenden können mit<br />
KollegInnen diskutieren, Ansätze reflektieren<br />
und von <strong>an</strong>deren Ideen profitieren.<br />
Margit hat zusätzlich Kontakt zu<br />
<strong>an</strong>deren WissenschafterInnen gesucht,<br />
die zu ähnlichen Themen arbeiteten:<br />
„Dies geschah vollkommen außerhalb<br />
des Uni-Betriebes und ohne Unterstützung<br />
durch meinen Betreuer.“<br />
Professionelles Coaching. Auch Gudrun<br />
Perko, freie Wissenschafterin und externe<br />
Lektorin, hat Erfahrung mit privatem<br />
Austausch unter StudentInnen gemacht.<br />
Vor drei Jahren beschloß sie d<strong>an</strong>n, diese<br />
unentgeltliche Betreuung aus dem privaten<br />
Rahmen in ein offizielles Umfeld zu<br />
heben, und gründete<br />
gemeinsam mit einer Kollegin „Profundus“,<br />
das erste „Institut für wissenschaftliches<br />
Coaching und Wissenschaftslektorate“.<br />
Seit März 1998 bietet sie nun –<br />
mittlerweile allein – professionelle Betreuung<br />
für Diplom<strong>an</strong>dinnen und Dissert<strong>an</strong>tinnen<br />
<strong>an</strong>, aber auch für Absolventinnen<br />
der Sozialakademien oder Wissenschafterinnen,<br />
die schon längere Zeit<br />
nichts mehr mit universitären Strukturen<br />
zu tun haben. Das ausgelagerte Coaching<br />
sei jedoch keinesfalls als Ersatz für<br />
eine offizielle universitäre Betreuung zu<br />
verstehen, sondern läuft parallel dazu.<br />
Wenn Studentinnen sich dafür entscheiden,<br />
ist Gudrun Perko zu einem Austausch<br />
mit den betreuenden ProfessorInnen<br />
jederzeit bereit.
In erster Linie sind es geistes- und<br />
kulturwissenschaftliche Disziplinen, aus<br />
denen sie Arbeiten <strong>an</strong>nimmt:„Das sind<br />
meine Wissenschaftsgrenzen“. Das<br />
Wahrnehmen der eigenen Grenzen war<br />
auch der Grund, warum das Projekt von<br />
Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> in eine Praxisgemeinschaft<br />
integriert war. Zum Konzept gehört ein<br />
interdisziplinärer Austausch mit Supervisorinnen<br />
und feministischen Therapeutinnen.<br />
„Ich bin keine Therapeutin,<br />
aber ich weiß, daß es oft auch g<strong>an</strong>z heikle<br />
Übergänge gibt“, erklärt Gudrun<br />
Perko das Prinzip ihres Coachings mit<br />
der Option, Studentinnen <strong>an</strong> ihre qualifizierten<br />
Kolleginnen weiter zu verweisen.<br />
Bisher war sie allerdings noch nie<br />
„in der Verlegenheit, weitervermitteln<br />
zu müssen“.<br />
Geschlechterdifferenz. „Profundus“ war<br />
grundsätzlich in erster Linie für Frauen<br />
gedacht, doch es kristallisierte sich<br />
ohnehin schnell heraus, wer das Angebot<br />
der professionellen außeruniversitären<br />
in Anspruch nimmt:„Es war<br />
bisl<strong>an</strong>g noch kein M<strong>an</strong>n hier!“<br />
Es bestehen gewisse Schwellenängste,<br />
den Weg in ihr Institut zu<br />
finden, weiß Gudrun Perko. Es ist das<br />
Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit,<br />
wenn eine Studentin feststellt, daß sie<br />
sich von außerhalb Unterstützung holen<br />
muß und will:„Es dauert d<strong>an</strong>n relativ<br />
l<strong>an</strong>ge, bis m<strong>an</strong> sagen k<strong>an</strong>n: Ich hab<br />
zwar eine universitäre Betreuung, aber<br />
die ist mir zu wenig, und das heißt<br />
nicht, daß ich unfähiger bin als <strong>an</strong>dere.“<br />
Hinzu kommen Fragen und Selbstzweifel,<br />
mit denen Frauen öfter als<br />
Männer konfrontiert sind: Ist das jetzt<br />
wissenschaftlich? Trau ich mir das zu?<br />
Bin ich klug genug? Die Selbstverständlichkeit,<br />
mit der Männer <strong>an</strong> (wissenschaftliches)<br />
Arbeiten her<strong>an</strong>gehen, fehle<br />
den meisten Frauen, bestätigt Andrea<br />
Schaffar. Gudrun Perko ortet die Ursache<br />
dafür in unterschiedlichen<br />
Sozialisationserfahrungen und Erfahrungen<br />
der Geschlechterdifferenz. „Ich<br />
denke auch, daß es dabei im Sinne eines<br />
Coachings Unterstützungsformen<br />
gibt, die das relativ schnell auflösen“,<br />
berichtet sie aus ihrer Praxis. Ihr geht<br />
es auch immer darum, das Erarbeiten<br />
eines wissenschaftliches Themas, das<br />
Schreiben einer Abschlußarbeit, als<br />
„lustvolles“ Forschen erfahrbar zu machen,<br />
und nicht als jahrel<strong>an</strong>gen Leidensweg.<br />
So treffe sie mitunter auf<br />
Studentinnen, die sich g<strong>an</strong>z am Ende<br />
ihres Studiums befinden, doch <strong>an</strong> der<br />
Hürde Diplomarbeit scheitern, nicht<br />
zuletzt weil sie die individuelle Betreuung<br />
seitens der Universität als m<strong>an</strong>gelhaft<br />
erleben. „Es gibt schließlich auch<br />
Methoden, die da heißen: M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
Betreuungspersonen wechseln, m<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n Institute wechseln“, zeigt Gudrun<br />
Perko auf.<br />
Zusätzliche Barrieren auf dem Weg<br />
zu einem erfolgreichen Uni-Abschluß<br />
ergeben sich gerade für Studentinnen,<br />
die zu feministischen Themen arbeiten<br />
wollen. Frauenforschung bzw. Gender-<br />
Studies k<strong>an</strong>n frau in Österreich nur als<br />
Fächerkombination <strong>an</strong> der Uni inskribieren,<br />
also als „Zweitfach“ neben<br />
einem – zumindest auf dem Papier<br />
existierenden – Schwerpunktfach. In<br />
diesem „Erstfach“ muß d<strong>an</strong>n auch die<br />
Diplomarbeit geschrieben werden, nach<br />
den Regeln und Methoden dieser Disziplin.<br />
Das k<strong>an</strong>n bei Studentinnen, deren<br />
persönlicher Schwerpunkt jedoch in der<br />
feministischen Wissenschaft liegt, zu<br />
Verunsicherungen führen, schildert<br />
Gudrun Perko ihre Beobachtungen.<br />
Mindestens ein Drittel der Arbeiten, die<br />
sie betreut, hat einen feministischen<br />
Schwerpunkt. Die Studentinnen würden<br />
innerhalb bestimmter Fachgebiete<br />
zusätzlich mit den Zweifeln seitens der<br />
ProfessorInnen konfrontiert:„Na ja, interdisziplinär,<br />
von allem etwas, das ist ja<br />
doch nicht so g<strong>an</strong>z wissenschaftlich.“<br />
Margit Wolfsberger hat die Erfahrung<br />
gemacht, daß die meisten betreuenden<br />
ProfessorInnen <strong>an</strong> den einzelnen streng<br />
nach Disziplinen aufgeteilten Instituten<br />
„von feministischer Theorie oder Fragestellung<br />
keine Ahnung“ haben. Andrea<br />
Schaffar hat sich nicht nur deshalb<br />
bewußt gegen ein feministisches Diplomarbeitsthema<br />
entschieden, sondern<br />
auch „weil universitätsintern Frauen<br />
sehr gerne in diesem Eck festgenagelt<br />
werden“ und in ihrer weiteren wissenschaftlichen<br />
Laufbahn aus dieser<br />
Ecke nur mehr schwer herauskommen.<br />
Daß meine Diplomarbeit natürlich<br />
trotzdem den Aspekt gender enthält,<br />
versteht sich von selbst.“ Doch welchen<br />
Weg soll frau nun tatsächlich einschlagen,<br />
um bei ihrer Diplomarbeit oder<br />
Dissertation ausreichend betreut zu<br />
werden und dabei im Idealfall noch<br />
Spaß dar<strong>an</strong> zu haben?<br />
Wissenschaftspolitik. Unter Studentinnen,<br />
Tutorinnen und Wissenschafterinnen<br />
herrscht Einigkeit darüber, daß die Zukunft<br />
der Betreuung in einer Kombination<br />
von Angeboten liegen wird: Das außeruniversitäre<br />
Coaching k<strong>an</strong>n die universitäre<br />
Betreuung nicht ersetzen, doch<br />
wesentlich entlasten und neue Möglichkeiten<br />
des wissenschaftlichen Arbeitens<br />
eröffnen.„Ich wüßte nicht, wie die Betreuung<br />
von Seiten der Uni intensiviert<br />
werden könnte“, gibt Margit Wolfsberger<br />
zu bedenken. Das ständig wachsende<br />
Bedürfnis nach vermehrter und vor allem<br />
individueller Betreuung seitens der<br />
Studierenden erklärt daher die im Steigen<br />
begriffene Anzahl privater Initiativen<br />
und Arbeitsgemeinschaften, die auch als<br />
Gegenstrategie zur beobachteten Vereinzelung<br />
zu verstehen sind. Grundsätzlich<br />
sei die private Vernetzung positiv zu beurteilen,<br />
resümiert Andrea Braidt vom<br />
Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschafterinnen,<br />
doch es sei „politisch problematisch“,<br />
weil eine Leistung, die eigentlich<br />
von den Universitäten erbracht werden<br />
sollte, ausgelagert wird:„auch fin<strong>an</strong>ziell<br />
ausgelagert“. Die offizielle Betrachtung<br />
und Diskussion des Themas läßt auf sich<br />
warten, obwohl der interne Prozeß der<br />
Umorg<strong>an</strong>isation längst begonnen hat.<br />
„Dieses Thema ist eines, das wissenschaftspolitisch<br />
ist und geführt werden<br />
muß“, fordert deshalb Gudrun Perko.<br />
„Profundus“ fin<strong>an</strong>ziert sich völlig selbständig<br />
und ohne Zuschüsse:„Ich war einmal<br />
kurz in Verh<strong>an</strong>dlungen mit dem<br />
Ministerium, aber es gibt das, was ich<br />
mache, de facto nicht, das heißt auch,<br />
daß es dafür keine Stellen gibt, die das<br />
fin<strong>an</strong>zieren würden.“ Nicht zuletzt <strong>an</strong>gesichts<br />
der gepl<strong>an</strong>ten (wirtschaftlichen)<br />
Autonomie der Universitäten wäre es<br />
notwendig, die m<strong>an</strong>gelnde universitäre<br />
Betreuung von Studentinnen zu thematisieren<br />
und fin<strong>an</strong>zielle Mittel für die<br />
Förderung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb<br />
bereitzustellen – auch im außeruniversitären<br />
Bereich. ❚<br />
diplomarbeit<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37
<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />
411 Et Sise<br />
412 Hour of the Trace<br />
413 She‘s so control<br />
414 Melodie Citronique<br />
415 demo...demo...<br />
38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
q<br />
Ton macht Musik<br />
Was Musik sein k<strong>an</strong>n und wie es möglich ist, über sie zu<br />
sprechen, sie einzuordnen in das Spektrum verschiedener<br />
Her<strong>an</strong>gehens- und Hörensweisen, wie Ilse Kilic euch<br />
neugierig machen und mehr niederschreiben k<strong>an</strong>n als ihre<br />
subjektive Haltung zum Hören – das fragt sie sich beim<br />
Niederschreiben der folgenden CD Kritiken.<br />
Gleich die erste CD meiner<br />
diesmaligen Rezension, Et Sise<br />
der italienischen Gruppe Allun<br />
(Snowdonia/Trost) versetzt<br />
mich in Begeisterung.<br />
Stef<strong>an</strong>ia, Patricia, Katia und W<strong>an</strong>da verwenden<br />
Instrumente wie Kaffeemaschine<br />
und Spielzeug, Schreibmaschine<br />
oder einen mysteriösen „minipinner“<br />
zum Musikmachen und lassen<br />
ein spielerisches Herz höher schlagen!<br />
Und liegt nicht im Spiel der Beginn<br />
jeder Selbstorg<strong>an</strong>isation, jeder Selbstverwirklichung,<br />
jeder „Revolte“ gegen<br />
den Zw<strong>an</strong>g, etwas „Nützliches“ zu tun?<br />
Und ist nicht das Spiel gerade deswegen<br />
so ungeheuer „un-nützlich“?<br />
Definieren wir Musik als Org<strong>an</strong>isation<br />
von Geräuschen, als Forschen und Zusammentragen<br />
von Kl<strong>an</strong>gwelten, d<strong>an</strong>n<br />
dürften wir so ungefähr dort sein, wo<br />
Allun uns haben wollen. Wollen wir<br />
nicht zur Musik etwas dazudenken, sondern<br />
versuchen, uns in der Musik zu<br />
bewegen, gewissermaßen, in den<br />
bruchstückhaften und doch so genau<br />
gearbeiteten, quietschenden und<br />
quäkenden, surrenden und summenden<br />
Montagen scheinbar ziellos herumzuirren,<br />
d<strong>an</strong>n erfahren wir mit einem Mal<br />
die verschiedenen Möglichkeiten des<br />
Denkens in Klängen – und das zänkische<br />
Gehirn, dem wir nichts befehlen<br />
können, freut sich und schmunzelt.<br />
Auch Jessica Bailifs CD Hour of the<br />
Trace (Kr<strong>an</strong>k/Trost) hat etwas mit herumirren<br />
(oder sollte ich sagen herumfl<strong>an</strong>ieren?)<br />
zu tun. Auch sie fordert von<br />
der Hörerin einen Sprung in ihre aus<br />
Musik bestehende Welt. Doch hier sind<br />
es nicht spielerische Versuche, die Welt<br />
neu zusammenzufügen, sondern<br />
Jessica Bailiff org<strong>an</strong>isiert eine überwältigende<br />
Interpretation von Gefühlen,<br />
Sinnesreizen und Impressionen. Hier<br />
finden wir Zurückhaltung, Aufbrausen,<br />
Verzweiflung, Kontrolle und<br />
Unkontrolliertheit. Doch versteckt sich<br />
etwa im Anschwellen schon der<br />
Moment, in dem sich das verdichtete<br />
Tosen zu einem dünnen Surren entwickelt,<br />
steckt in der Unkontrolliertheit<br />
also stets Kontrolle. Interess<strong>an</strong>t sind vor<br />
allem diese Momente, in denen sich<br />
Übergänge vorbereiten und <strong>an</strong>kündigen<br />
und – trotz des gedehnten<br />
Moments von Erwartung – stets Überraschungen<br />
bereithalten. Insgesamt<br />
eine ruhige und „schöne“, fast möchte<br />
ich sagen „besinnliche“ CD, die alles<br />
etwas l<strong>an</strong>gsamer und eine Tonlage tiefer<br />
<strong>an</strong>geht als Et Sise.<br />
Punk als zornige Versuchung nach Art<br />
der riot grrrls inszenieren die Subdebs<br />
She‘s so control (Krecords/Trost). Und<br />
wenn der Zorn durch den eher lakonisch<br />
<strong>an</strong>mutenden Ges<strong>an</strong>g, durch eine<br />
knapp ton<strong>an</strong>gebend schrummende<br />
Gitarre in eine reduzierte, fast minimalistische<br />
und zurückhaltende Form<br />
gebracht ist, so verstärkt diese<br />
Zurückhaltung seine Vitalität. Im beigelegten<br />
Textheft stehen einige der ungezählten<br />
Gründe, gegen die Ordnung<br />
dieser Welt Einspruch zu erheben: she<br />
has a heart, she has a mind/ he takes it,<br />
he breaks it und dringend wird empfohlen:<br />
give him up now/go.<br />
Wenn Ihr hören<br />
wollt, wie diese<br />
Musik klingt, d<strong>an</strong>n<br />
wählt das<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.musiktelefon<br />
Unter der Nummer<br />
0900/919 159-410<br />
könnt Ihr alle<br />
besprochenen CDs<br />
hinterein<strong>an</strong>der<br />
<strong>an</strong>hören; für bestimmte<br />
CDs wählt<br />
die <strong>an</strong>gegebene<br />
Klappe. Viel Spaß!<br />
Gesprächsgebühr:<br />
Mo–Fr 8–18 Uhr<br />
ats 8,–/Minute,<br />
sonst ats 6,–<br />
Nun eine Vorschau auf die im<br />
<strong>September</strong> erscheinende CD von<br />
Blonde Redhead. Sie haben vor kurzem<br />
„Melody of certain damaged lemons“<br />
herausgebracht, noisige charm<strong>an</strong>te<br />
Gitarrenmusik, nun erscheint Melodie<br />
Citronique (Touch <strong>an</strong>d Go/Trost) mit<br />
fr<strong>an</strong>zösischen und italienischen<br />
Versionen und einem Remix von Third<br />
Eye Foundation. Die kurze CD ist wirklich<br />
wunderschön, herzerwärmend<br />
nicht nur wegen des eindringlichen,<br />
diesmal fast ch<strong>an</strong>sonartigen Ges<strong>an</strong>gs<br />
von Kazu Makino, der sich zwischen<br />
metallener Schärfe und schmelzender<br />
Süßigkeit bewegt.<br />
Abschließen möchte ich mit einem<br />
Gedicht der Autorin Heidi Heide. Es<br />
befindet sich (gemeinsam mit<br />
Kurztexten <strong>an</strong>derer AutorInnen) im<br />
Beiheft zur demo... demo... CD, auf<br />
die ich eure Aufmerksamkeit lenken<br />
möchte. Zu hören sind<br />
Demonstrationen gegen schwarzblau.<br />
Und das Gedicht von Heidi<br />
Heide fängt, so würde ich sagen, eine<br />
Stimmung zwischen Trauer und Ärger<br />
ein, zwischen Aufbegehren und<br />
Resignieren, zwischen offener H<strong>an</strong>d<br />
und Faust ... aber lest selbst:<br />
Die H<strong>an</strong>d aufhalten // stundenl<strong>an</strong>g<br />
mit offener H<strong>an</strong>d // vielleicht verirrt<br />
sich doch noch ein Sonnenstrahl //<br />
vielleicht ich könnte d<strong>an</strong>n meine<br />
Faust um ihn schließen // vielleicht,<br />
vielleicht vielleicht // und das Warten<br />
und Hoffen // mit offener H<strong>an</strong>d //<br />
und hoffen und warten // mit offener<br />
H<strong>an</strong>d. ❚
q<br />
Schulfrauen und Mädchen<br />
Im Milena-Verlag erschienen dieses Jahr zwei Bücher, die sich beide im<br />
weitesten Sinn mit Mädchenbildung ausein<strong>an</strong>dersetzen. Während der von<br />
Maria-Luise Botros und Ruth Devime herausgegeben B<strong>an</strong>d auf Erfahrungen<br />
mit dem Konzept der freien Schule basiert, untersucht Meike Lauggas<br />
die Entstehungsgeschichte des Begriffs „Mädchen“. Von Ilse M. Seifried<br />
Wenn Frauen ausziehen und<br />
freie Schulen gründen ...<br />
Das Buch versammelt zw<strong>an</strong>zig<br />
Beiträge von Frauen, die der<br />
„freien Schule“ in unterschiedlichster<br />
Weise verbunden sind. Frauen,<br />
die sie gründeten, Frauen, die dort unterricht(et)en,<br />
Frauen, die ihre Töchter<br />
dem Projekt <strong>an</strong>vertrauten, ehemalige<br />
Schülerinnen sowie Dachverb<strong>an</strong>dsbzw.<br />
Org<strong>an</strong>isationsfrauen, die das Spektrum<br />
der innovativen Lern- und Lebensform<br />
rückblickend betrachten.<br />
Der W<strong>an</strong>del des Selbstverständnisses<br />
vom Opfer (die verschwiegene<br />
Leistung von Frauen in der männlichen<br />
Geschichtsschreibung) zu Akteurinnen<br />
(Wir wissen, daß die Welt ist, was wir<br />
Frauen daraus machen) k<strong>an</strong>n nachvollzogen<br />
werden. „Wir haben etwas daraus<br />
gemacht“, schreibt Ruth Devime im<br />
Vorwort. Und so ist der vorliegende<br />
B<strong>an</strong>d als „Akt der Selbstautorisierung,<br />
der Selbstbemächtigung und der<br />
Selbstbeschreibung“ zu verstehen.<br />
Von etwa zwei Millionen SchülerInnen<br />
in Österreich werden ungefähr 700<br />
in freien Schulen unterrichtet. Durch Erfahrungen<br />
mit der Regelschule und mit<br />
der freien Schule sind die Vergleiche bezogen<br />
auf Rahmenbedingungen, Grenzen<br />
und Möglichkeiten aufschlußreich.<br />
Subjektive Erfahrungsberichte, individuell<br />
formulierte Einschätzungen<br />
und St<strong>an</strong>dpunkte geben nicht nur ei-<br />
nen interess<strong>an</strong>ten historischen Ein- und<br />
Überblick in und auf die eigeninitiativen<br />
Frauen, sondern werfen neue Fragen<br />
auf und führen damit einen Schritt<br />
in die Zukunft. Für Maria-Luise Botros<br />
steht fest: Eine Struktur, die viel Schutz<br />
und Halt gegeben hat, k<strong>an</strong>n sich in ihr<br />
Gegenteil verkehren. Hier wäre es gut,<br />
weiter zu denken und auch selbstkritisch<br />
zu sein.<br />
Wenn von Mädchen die Rede ist...<br />
Meike Lauggas stellte sich in ihrer<br />
mit dem Gabriele Poss<strong>an</strong>er-Preis ausgezeichneten<br />
Diplomarbeit, die ihrem<br />
Buch zugrunde liegt, unter <strong>an</strong>derem folgende<br />
Fragen: In welchen Kontexten<br />
kommt der Begriff „Mädchen“ vor? Welchen<br />
Stellenwert hatte/hat er? Wie kam<br />
es zur Bildung von Wort und Figur? Welcher<br />
Bedarf bewirkte die Etablierung<br />
des Wortes „Mädchen“, das eine weibliche<br />
Person meint, das jedoch grammatikalisch<br />
sächlichen Geschlechts ist?<br />
Die Suche nach einer Antwort führt<br />
zu einem Mosaikstein der Frauengeschichte<br />
und – die Suche lohnt sich<br />
wirklich! Meike Lauggas folgte dem<br />
Wort zum Text, von Texten zu Diskursen<br />
und Mentalitäten.<br />
Der trockene Buchtitel „Mädchenbildung<br />
bildet Mädchen“ bringt die<br />
sp<strong>an</strong>nende Forschungsarbeit leider<br />
nicht zum Ausdruck, in der m<strong>an</strong>chmal<br />
das Detektivische vordergründig mitschwingt.<br />
Ist es vielleicht keine Beliebig-<br />
keit, elf Schreibweisen für Mädchen in<br />
k.k. Akten des 18. Jh. zu verwenden? Und<br />
warum bietet das Wort Mädchen eine<br />
solche B<strong>an</strong>dbreite <strong>an</strong> Metonymien, was<br />
macht es dafür so geeignet? Im Tuxertal<br />
ist „Madl“ auch ein Kosewort für eine<br />
kleine Kuh. „Mädchen“ ist auch ein<br />
Pfl<strong>an</strong>zenname.<br />
Konsequenterweise geht die Autorin<br />
der Fragestellung nach, ob es eine<br />
Unterscheidung zwischen Mädchen<br />
und Frauen gibt bzw. stellt fest, daß die<br />
Nicht- Unterscheidung Tradition und<br />
Hintergründe hat. Völlig außer Acht gelassen<br />
bleiben jedoch die Bezüge zu der<br />
„Magd des Herrn“ in der katholischen<br />
Kirche.<br />
Lauggas zieht den Bogen bis zur<br />
Gegenwart über die Arbeiten von<br />
Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch,<br />
Gerd Br<strong>an</strong>tenberg und dem Wiener<br />
Verein WörterINNENspiegel bis zur<br />
Virginia-Woolf-Schule. Was ist unter<br />
Koragogik und Femagogik zu verstehen<br />
und was ist zu den girls, Riot<br />
Grrrls, girl-groups, Girlys und der Görls-Culture<br />
zu sagen und wo besteht<br />
ein Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Konzept<br />
des „affidamento“?<br />
Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle nicht vorweggenommen<br />
werden, zu welchen<br />
Querverbindungen und Ergebnissen<br />
Meike Lauggas schließlich kommt. Nach<br />
der Lektüre weiß die Leserin, wenn von<br />
Mädchen die Rede ist... ❚<br />
lese.zeichen<br />
Frauen, die auszogen und freie<br />
Schulen gründeten.<br />
Hg. von Maria-Luise Botros und<br />
Ruth Devime<br />
Milena <strong>2000</strong>, ats 289,–<br />
Meike Lauggas: Mädchenbildung<br />
bildet Mädchen.<br />
Eine Geschichte des Begriffs und der<br />
Konstruktionen.<br />
Milena <strong>2000</strong>, ats 254,–<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Unterwegs<br />
„Sie wollte eine Zukunft und sie trug<br />
ein Bild von sich, noch undeutlich und<br />
fern, <strong>an</strong>ders als das der <strong>an</strong>deren.“<br />
Kerschbaumers dritter im Wieser-Verlag<br />
erschienener Rom<strong>an</strong> „Fern“, beginnt<br />
acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
mit einer Zwischenstation der jungen<br />
Barbarina in Tirol: nach einem Aufenthalt<br />
in Engl<strong>an</strong>d und vor der Reise, die sie<br />
als Kindermädchen in die Tosk<strong>an</strong>a führt.<br />
Scharfe Beobachtungsgabe und erstaunlich<br />
große moralische Autonomie<br />
zeichnen die noch nicht einmal zw<strong>an</strong>zig<br />
Jahre alte Barbarina während ihres Unterwegs-Seins<br />
aus. Im ländlich älplerischen<br />
Österreich, wo sie eine bettlägerige<br />
alte Frau pflegt und einen heimlichen<br />
Liebhaber hat ebenso wie später in Florenz,<br />
wo sie als „Kindsmagd“ gegen geringes<br />
Entgelt Grafenkinder hütet, und<br />
sich – vereinnahmt vom ihr aufgetragenen<br />
Wäschewaschen – die Zeit zum<br />
Lesen von Büchern und zur Besichtigung<br />
der Kunstschätze der Stadt regelrecht<br />
stehlen muß. Wohl bliebe sie eine „Komplizierte“<br />
für die meisten ihrer Mitmenschen,<br />
<strong>an</strong>statt ihnen „Komplizin“ zu sein,<br />
falls diese sich die Mühe machten, sich<br />
näher mit ihr zu befassen.<br />
Es gibt Bücher, die sind für den der<br />
Tretmühle des Alltags geplagten Geist<br />
ein müheloses „Divertimento“. Für „Fern“<br />
empfiehlt sich aber, die entsprechende<br />
Mußestimmung schon im vorhinein mitzubringen.<br />
Das soll nicht heißen, daß die<br />
Lektüre „<strong>an</strong>strengend“ sei! Vielmehr ist<br />
eine gewisse Aufnahmebereitschaft von<br />
Vorteil, um dem poetischen Niveau gerecht<br />
zu werden: sich dem Fluß von Farben,<br />
Formen und Vokabeln, der Sprachund<br />
Sprachen-Lust genußvoll hinzugeben,<br />
während der Begleitung Barbarinas<br />
auf ihrem Unterwegs-Sein.<br />
Marie Thérèse Kerschbaumer: Fern.<br />
Rom<strong>an</strong>. Wieser Verlag <strong>2000</strong>, ats 278,–<br />
kk<br />
k<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Frauenzimmer<br />
Macht der Zuschreibungen<br />
Im Oktober 1999 trafen sich in Köln<br />
Denkerinnen aus fünf Kontinenten, um<br />
50 Jahre nach dem Erscheinen von<br />
Simone de Beauvoirs „Das Andere<br />
Geschlecht“ über deren Erbe zu debattieren.<br />
„M<strong>an</strong> wird nicht als Frau geboren,<br />
m<strong>an</strong> wird es“ war der Titel der Konferenz,<br />
die von Alice Schwarzer initiiert<br />
wurde. Im Vorwort stellt sie d<strong>an</strong>n auch<br />
fest, daß alle Autorinnen des Buches, im<br />
Gegensatz zu der <strong>an</strong>deren theoretischen<br />
Strömung der Differenzialistinnen,<br />
zu den feministischen Universalistinnen<br />
zu zählen sind. Diese propagieren<br />
ihrerseits die Notwendigkeit einer<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzung über die Zuweisung<br />
der Geschlechterrollen als Instrument<br />
der Machtausübung. Das Stellen<br />
dieser Machtfrage unterscheide die<br />
Universalistinnen, auch Gleichheitsfeministinnen<br />
gen<strong>an</strong>nt, von den Differenzialistinnen,<br />
und so sind mehrere<br />
Beiträge im B<strong>an</strong>d der Macht und im besonderen<br />
der (Sexual)Gewalt als Machtinstrument<br />
gewidmet. Autorinnen sind<br />
unter <strong>an</strong>derem Rosa Logar, Geschäftsführerin<br />
der Wiener „Interventionsstelle<br />
gegen familiäre Gewalt“, Schriftstellerin<br />
Marlene Streeruwitz, CDU-Politikerin Rita<br />
Süssmuth, Literaturwissenschaftlerin<br />
Benoite Groult, Elisabeth Badinter und<br />
viele mehr. Sie erörtern die Frage „Wie<br />
aktuell ist Simone de Beauvoir?“ und<br />
sind immer wieder bemüht, die Dimensionen<br />
Rassismus, Antisemitismus und<br />
Fundamentalismus in ihre Überlegungen<br />
miteinzubeziehen. Zum Schluß treten<br />
Margaret A. Simons und Kate und<br />
Edward Fullbrook den Beweis <strong>an</strong>, daß<br />
Beauvoirs philosophische Ideen die Entwicklung<br />
von Je<strong>an</strong> Paul Sartres Existenzialismus<br />
wesentlich beeinflußt haben,<br />
wenn nicht sogar begründet. Diese<br />
bahnbrechenden Ged<strong>an</strong>ken wurden jedoch<br />
automatisch und selbstverständlich<br />
dem Philosophen zugeschrieben.<br />
Simons bereitet zur Zeit die Herausgabe<br />
von Simone de Beauvoirs frühen Tagebüchern<br />
vor, die den Grundstein für ihre<br />
Philosophie enthalten – l<strong>an</strong>ge bevor sie<br />
die Bek<strong>an</strong>ntschaft mit Sartre machte.<br />
Alice Schwarzer (Hg.): M<strong>an</strong> wird nicht als Frau geboren<br />
Gabi Horak<br />
50 Jahre nach dem „Anderen Geschlecht“ ziehen Schriftstellerinnen<br />
und Politikerinnen gemeinsame Bil<strong>an</strong>z: Wo stehen die Frauen heute?<br />
Kiepenheuer & Witsch <strong>2000</strong>, ats 145,–<br />
Loch im Waldviertel<br />
Tausende WaldviertlerInnen mußten in<br />
der NS-Zeit ihre Höfe verlassen, damit<br />
in dem Gebiet um Allensteig ein Truppenübungsplatz<br />
errichtet würde. Ähnlich<br />
den slowenischen Bäuerinnen und<br />
Bauern in Kärnten fragten sich die Menschen<br />
„Warum gerade hier, warum gerade<br />
wir?“ Der Befehl war lapidar:„Im<br />
Auftrag des Reiches haben sie innerhalb<br />
von sechs Wochen Ihren Hof zu räumen.<br />
Ihr Grund wird zu dem von den<br />
Experten berechneten Preis abgelöst<br />
werden. Über ihr bewegliches Eigentum<br />
dürfen sie frei verfügen. An den bestehenden<br />
Bauten darf nichts verändert<br />
werden.“ Umsiedlungsgehöfte wurden<br />
teils auf enteignetem jüdischen Grundbesitz<br />
errichtet. Im Waldviertel erwartete<br />
m<strong>an</strong> sich wenig Widerst<strong>an</strong>d, da ein<br />
nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung<br />
nationalsozialistisch gesinnt war.<br />
Auch nach dem Krieg wurde das Gebiet<br />
nicht wieder besiedelt. Es wurde 1957<br />
<strong>an</strong> das Österreichische Bundesheer<br />
übergeben. Ein rot schraffierter Fleck<br />
auf der L<strong>an</strong>dkarte kennzeichnet heute<br />
jenes militärische Sperrgebiet, das von<br />
AnrainerInnen verächtlich als „Loch im<br />
Waldviertel“ bezeichnet wird. Valie<br />
Export gestaltete ihr Denkmal als<br />
Skulptur, die halb am Wasser liegt.<br />
„L<strong>an</strong>dschaftsmesser“ nennt sie die Metallfläche,<br />
die ähnlich einem Messer einen<br />
Einschnitt in die L<strong>an</strong>dschaft reißt.<br />
…die feministische Buchh<strong>an</strong>dlung<br />
kk<br />
1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />
k
„Mit der Aggression eines Messerschnitts<br />
hat diese zerstörende Realität<br />
den ,Lebenskörper‚ verletzt, Freunde, Familien<br />
und Gefühle, Geschichte und Zukunft<br />
getrennt“, bechreibt die Künstlerin<br />
ihr Werk. Die Plattform SOS Waldviertel<br />
befürchtet moment<strong>an</strong> die Vorbereitung<br />
des Truppenübungsplatzes<br />
Allensteig für den NATO-Beitritt.<br />
Valie Export: Erinnerungsstätte Allensteig<br />
Eine Dokumentation von Rudi Palla, mit CD,<br />
Triton Verlag <strong>2000</strong>, ats 145,–<br />
KörperLos<br />
Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />
Wie und wo m<strong>an</strong>ifestieren sich aktuelle<br />
Theoriediskurse zu Fragen der Identitätskonstruktion,<br />
der Binaritätsmodelle,<br />
der Geschlechterdifferenz entl<strong>an</strong>g<br />
der Achse KörperBilder? Im Sammelb<strong>an</strong>d<br />
„Unter die Haut“ begeben sich 15<br />
Autorinnen auf eine Spurensuche in Literatur-<br />
und Kunstwissenschaften, Philosophie<br />
und Geschichte. Sowohl in der<br />
zeitgenössischen Kunst als auch in literarischen<br />
Texten von Autorinnen aus<br />
Ost und West lassen sich diese Spuren<br />
und Versuche <strong>an</strong>derer Identitätskonzeptionen<br />
verorten, aktuelle theoretische<br />
Diskurse ph<strong>an</strong>tasievoll verw<strong>an</strong>deln<br />
und/oder vertiefen. E. List verortet <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
ihrer „Ethik des Lebendigen“ den<br />
Körper zwischen Selbst(wahrnehmung)<br />
und Anderem. A. Griesebner dekonstruiert<br />
durch eine historische Analyse von<br />
KörperBildern in vormodernen Gesellschaften<br />
den sex-gender-Begriff. H.<br />
Fraueneder und B. Wally beleuchten<br />
Körperinszenierungen zeitgenössischer<br />
Künstlerinnen, die zum Teil im wahrsten<br />
Sinne des Wortes unter die Haut gehen.<br />
B. Obermayer, E. Hausbacher und N. Lobner<br />
lassen Ost- und Westkörper in einen<br />
Dialog mitein<strong>an</strong>der treten – vom „Mutter-Rußl<strong>an</strong>d-Mythos“<br />
bis zum sowjetischen<br />
Kollektivkörper. S. Schmid-Bortenschlager<br />
dekonstruiert bzw. schichtet<br />
klassische Binaritätsmodelle um und<br />
entwirft multiple Identitäten. Der Körper<br />
als Wissens- und Erfahrungsarchiv<br />
ist zentrales Thema in Anne Dudens<br />
Texten, mit denen sich P. Nagenkögl intensiv<br />
ausein<strong>an</strong>dersetzt. J. Neissl <strong>an</strong>alysiert,<br />
wie heterosexuelle und lesbische<br />
Autorinnen Sexualität jenseits des<br />
männlichen Objektblicks auf die Frau<br />
thematisieren. Um literarische Diskurse<br />
zu Körperdisziplinierungen geht es in<br />
Christa Gürtlers Beitrag. Vier Studentinnen<br />
sind in Seminararbeiten dem diskursiven<br />
Ein-und Umschreiben in literarischen<br />
Körpern nachgeg<strong>an</strong>gen. Die<br />
Beiträge als „appetizer“ machen Lust<br />
auf die Primärliteratur als Hauptgericht.<br />
Tina Ludescher<br />
Christa Gürtler, Eva Hausbacher (Hg.): Unter die Haut.<br />
Körperdiskurse in Geschichte(n) und Bildern<br />
StudienVerlag 1999, ats 298,–<br />
Leben, Liebe, Leid<br />
Liebeskummer lohnt sich nicht, der<br />
Kampf gegen homophobe Regierungen<br />
schon, bleibt als Hauptaussage nach<br />
der Lektüre von Karen Tulchinskys Erstlingsrom<strong>an</strong><br />
zurück. Die eine Geschichte<br />
haben wir alle schon einmal erlebt: Eine<br />
Liebe zerbricht, wir glauben ohne den<br />
<strong>an</strong>deren Menschen nicht mehr leben zu<br />
können, da verlieben wir uns unverhofft<br />
in jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deren. – Nette, erfrischende,<br />
witzige lesbische Liebesrom<strong>an</strong>ze.<br />
Die <strong>an</strong>dere Geschichte kennen<br />
einige von uns zumindest vom Hörensagen:<br />
AIDS wurde von WissenschaftlerInnen<br />
im Labor kreiert und <strong>an</strong> einer<br />
Gruppe von schwulen Männern getestet.<br />
– Anstrengende, aufgewärmte, alte<br />
Verschwörungstheorie. Trotzdem ein lesenswertes<br />
Buch, ernsthafte Ged<strong>an</strong>ken<br />
über den Umg<strong>an</strong>g mit AIDS in der Gesellschaft,<br />
Mutter-Tochter-Beziehung,<br />
jüdisches Leben in K<strong>an</strong>ada und Coming<br />
Out. Durchaus <strong>an</strong>get<strong>an</strong> die Leserin laut<br />
lachen zu lassen oder ihr Tränen in die<br />
Augen zu treiben. Nur etwas zu sehr<br />
bemüht, zu sehr die „Wahrheit“ erklärend.<br />
Nur ein Beispiel:„Betty ist Afroamerik<strong>an</strong>erin<br />
und meine beste Freundin,“<br />
läßt die Autorin eine ihrer Figuren<br />
bei der ersten Erwähnung von Betty erklären.<br />
Warum k<strong>an</strong>n Betty nicht g<strong>an</strong>z<br />
einfach die beste Freundin sein und daß<br />
sie Afroamerik<strong>an</strong>erin ist wird erst im<br />
Laufe der Geschichte relev<strong>an</strong>t? Fazit: Ein<br />
junges Buch für junge Leserinnen.<br />
Karen X. Tulchinsky: Liebe und <strong>an</strong>dere Irrtümer<br />
Quer <strong>2000</strong>, ats 291,–<br />
Verena Fabris<br />
grau.zone<br />
Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner<br />
Leberkässemmel-Fraktion<br />
lese.zeichen<br />
In alternativen feministischen Kreisen ist es beinahe ein<br />
Muß, Vegetarierin zu sein, Körnerfutter, Grünfutter, etc. Jedoch<br />
gibt es – wie überall – auch hier Ausnahmen, eine davon<br />
ist die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion. Hier hat sich in den letzten<br />
Monaten eine Leberkässemmel-Fraktion herausgebildet.<br />
Das hat eine gewisse Vorgeschichte:<br />
Leberkässemmel, Szene 1: Kollegin C geht zum Billa<br />
und kauft für die diversen Kolleginnen die Mittagsjause<br />
ein. Kollegin A möchte eine Leberkässemmel. Was folgt, ist<br />
ein verbales Erdbeben – entrüstete Ablehnung, bl<strong>an</strong>kes<br />
Entsetzen, nichts ist unmöglicher, als der Kauf einer Leberkässemmel.<br />
Kollegin A disponiert auf Semmel mit Eiaufstrich<br />
um. Allerdings ist zunächst nicht klar, wieso der Erwerb<br />
einer Leberkässemmel derart unmöglich ist: Sind es<br />
gesundheitliche Gründe, ethische ... „die armen Viecher...“,<br />
philosophische ... Kollegin C ist Veg<strong>an</strong>erin, das ist, wie ich<br />
belehrt wurde, die Steigerung von Vegetarierin. Veg<strong>an</strong>erInnen<br />
lehnen Fleisch ab, eh klar, aber auch sonstige tierische<br />
Produkte wie Milch oder Eier oder sogar Honig. Damit bleiben<br />
noch Körnerfutter und Grünfutter. Es h<strong>an</strong>delt sich somit<br />
um die Crème de la (Yoghurt)Crème – aber nur auf<br />
pfl<strong>an</strong>zlicher Basis.<br />
Leberkässemmel, Szene 2: Wieder der Einkauf der Mittagesjause,<br />
Kollegin H. überlegt, was sie wollen würde, Kollegin<br />
M. möchte eine Leberkässemmel, Kollegin H. strahlt,<br />
große, glänzende Kinderaugen – das sei eine gute Idee, das<br />
möchte sie auch. Kollegin H. wirkt asketisch, durchgeistigt,<br />
wäre also eher der Richtung streng vegetarisch, Körnerfutter,<br />
zuzuordnen, aber: siehe oben.<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41
ge.fragt<br />
Crippie, the kyke dyke<br />
Von Elke Koch<br />
Auflösung aus 7-8/00<br />
Die Frau, nach der in den letzten<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n ge.fragt wurde, war<br />
H<strong>an</strong>nah Gluckstein. Gewinnerin ist<br />
schon wieder eine Leserin aus dem<br />
Ländle: Elfie Knapp aus Feldkirch. Wir<br />
gratulieren!<br />
42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
Wohlbehütet und glücklich verlaufen<br />
Kindheit und Jugend unserer<br />
am 22. Februar 1917 in<br />
New York als J<strong>an</strong>e Auer geborenen<br />
Rätselfrau. Ihre Eltern<br />
gehören dem wohlhabenden jüdischen<br />
Mittelst<strong>an</strong>d <strong>an</strong> und können der Abenteuerlust<br />
ihrer Tochter nicht allzu viel<br />
entgegensetzen. Mit fünfzehn beginnt<br />
sie zu schreiben, sie feilt <strong>an</strong> ihren Verrücktheiten.<br />
Inmitten der exzentrischen<br />
New Yorker Gesellschaft gelingt es ihr<br />
aufzufallen. Sie verkehrt in KünstlerInennkreisen,<br />
schreibt, trinkt, raucht,<br />
liebt – alles auf exzessive Weise. Sie<br />
liebt Bars und fürchtet die Natur, vor allem<br />
dort,„wo die L<strong>an</strong>dschaften die Regelmäßigkeit<br />
einer Tapete verlieren.“<br />
Mit zw<strong>an</strong>zig lernt sie einen aufstrebenden<br />
und vom Reisen infizierten Komponisten<br />
und Schriftsteller kennen und<br />
beschließt kurzerh<strong>an</strong>d – natürlich ungebeten<br />
– ihn nach Mexiko zu begleiten.<br />
1938 heiraten die beiden – mit 27 Koffern<br />
fährt das Paar in die Flitterwochen<br />
nach P<strong>an</strong>ama. Diese Ehe besiegelt vor<br />
allem geistige Verbundenheit. Unsere<br />
junge Heldin ist lesbisch (und verlacht<br />
sich selbst gerne als „Crippie, the kyke<br />
dyke“, als jüdische, lesbische Frau mit einem<br />
steifen Bein), und auch der frischgebackene<br />
Ehem<strong>an</strong>n macht aus seiner<br />
Vorliebe für das eigene Geschlecht kein<br />
Hehl. Die psychologischen Verästelun-<br />
gen und die von vielen Ortswechseln<br />
belebten Stationen einer „Ehe-Freundschaft“<br />
lassen sich vor allem in den unzähligen<br />
Briefen aufspüren, die unsere<br />
Heldin zwischen 1937 und 1970 verbreitet.<br />
M<strong>an</strong> sagt unserer Heldin sprühenden<br />
Charme und Witz nach, eine gefürchtete<br />
Schlagfertigkeit, Lebenslust<br />
und Unverwüstlichkeit. In ihren Briefen<br />
zeigt sie sich von einer <strong>an</strong>deren Seite.<br />
Die Absenderin fühlt sich als Nomadin,<br />
ihre Korrespondenz wird von Appellen<br />
dominiert, g<strong>an</strong>z gleich, <strong>an</strong> wen sie sich<br />
richtet. Von unbezähmbarer Nervosität<br />
<strong>an</strong>gegriffen, von Zweifeln und Schuldgefühlen<br />
geplagt reist die Autorin<br />
durch die Welt – und fällt sich selbst raisonnierend<br />
ins Wort:„Wahrscheinlich<br />
hasse ich das geschriebene Wort, g<strong>an</strong>z<br />
egal wie ich es gebrauche“. 1950 meldet<br />
sie sich von der Arbeit <strong>an</strong> ihrem zweiten,<br />
nie vollendeten Rom<strong>an</strong>:„Wenn ich<br />
mein Buch nicht zust<strong>an</strong>de bringe, gebe<br />
ich das Schreiben auf... Und d<strong>an</strong>n entweder<br />
Selbstmord oder ein <strong>an</strong>deres<br />
Leben.“ Der Schriftsteller Tennessee<br />
Williams trifft unsere Heldin in<br />
Malaga/Sp<strong>an</strong>ien:„Ein nervöses<br />
Mädchen“ (von immerhin 31 Jahren),<br />
„aufreizend, hin und her gerissen zwischen<br />
Scherzen, Besorgnis, Liebe und<br />
Zerstreuung.“ Zu dieser Zeit besteht<br />
noch Hoffnung auf eine literarische<br />
Karriere. Ihr bisl<strong>an</strong>g einziger Rom<strong>an</strong><br />
Sie war begabt und geschlagen mit einer Empfindlichkeit,<br />
die mit zunehmenden Alter immer öfter in Zusammenbrüche<br />
mündete. Wer ist diese Frau? Antworten bitte bis<br />
15. <strong>September</strong> <strong>an</strong> die Redaktion<br />
1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13, Fax: DW 20,<br />
e-mail: <strong>an</strong>.schlaege@chello.at<br />
„Zwei sehr ernsthafte Damen“, hat ihr<br />
Anerkennung verschafft, ihr Theaterstück<br />
„In the Summer House“ soll in<br />
New York uraufgeführt werden. Der<br />
große Erfolg freilich bleibt aus. „Trotzdem<br />
macht mir das alles nicht so viel<br />
aus, abgesehen davon, dass ich allmählich<br />
Angst bekomme, mir niemals einen<br />
Namen zu machen, was gleichbedeutend<br />
ist mit kein Geld zu haben“,<br />
schreibt sie – und tatsächlich k<strong>an</strong>n sie<br />
sich Zeit ihres Lebens aus der fin<strong>an</strong>ziellen<br />
Abhängigkeit nie wirklich befreien.<br />
Die größte Energie verbraucht die m<strong>an</strong>ische<br />
Autorin, um zu kämpfen: gegen<br />
die Schreibhemmung, gegen den Alltag<br />
und die Furcht, schließlich gegen die<br />
Kr<strong>an</strong>kheit, gegen den Wahnsinn. Gleichermaßen<br />
begabt und geschlagen mit<br />
einer Empfindlichkeit, die mit zunehmenden<br />
Alter immer mehr in Zusammenbrüche<br />
mündet, bleibt sie von konventionellen<br />
Daseinslösungen ausgeschlossen.<br />
Mit vierzig erleidet sie ihren<br />
ersten Schlag<strong>an</strong>fall, der Gehirnschlag<br />
trifft auch ihre künstlerischen Potentiale.<br />
Während der nächsten fünfzehn Jahre<br />
verfällt sie immer mehr, ihre letzten<br />
sechs Lebensjahre verbringt sie in psychiatrischen<br />
Kliniken:„Ich habe große<br />
Angst, hier g<strong>an</strong>z allein.“ Unsere Heldin<br />
stirbt 1973, mit 56 Jahren – blind und<br />
gelähmt in einer katholischen Klinik in<br />
Malaga. ❚
musik.t<strong>an</strong>z<br />
5. 9., 19.30, Wien<br />
trio viennarte: Veronika Schulz, Violine;<br />
Julia Schreyvogl, Violoncello;<br />
Maria Rom, Klavier spielt W.A. Mozart,<br />
G. Schedl, H Villa-Lobos und J. Brahms<br />
Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1,<br />
T. 470 30 70<br />
12. 9. - 16. 9., 20.30, Wien<br />
„Look of the Ear“. Ein Kl<strong>an</strong>g-Kosmos<br />
mit Videobildern. Mit Mia Zabelka<br />
(Violine), Robin Rimbaud (Elektronikmusikerin,<br />
GB) u.a.<br />
kosmos frauen.raum,<br />
7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26<br />
film<br />
ab 25. 8.<br />
Saving Grace. GB 1999, R. Nigel Cole.<br />
Mit Brenda Blethyn. Grace erbt von<br />
ihrem M<strong>an</strong>n einen Schuldenberg und<br />
enwickelt sich zur Abenteurerin.<br />
Viel britischer Humor<br />
Seit Ende August in den Kinos<br />
6. 9., 20.00, Wien<br />
Frauenfilmreihe: Felicias Journey –<br />
Felicia, mein Engel (R. Atom Egoy<strong>an</strong>;<br />
K<strong>an</strong>ada/GB 1999, 135 Min, OmU + DF)<br />
Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />
T. 54 66-30<br />
ab 8. 9., Wien<br />
Luna Papa. Ö/D/RUS/CH/F 1999.<br />
Mit Chulp<strong>an</strong> Khamatova. Mamlakat<br />
wird von einem geheimnisvollen<br />
Fremden schw<strong>an</strong>ger. Die Familie sucht<br />
nach ihm. Road-Movie in zentralasiatischer<br />
L<strong>an</strong>dschaft<br />
Votiv Kino, 9., Währinger Str. 12, T. 317 35 71<br />
ab 8. 9., Wien<br />
Heller als der Mond (Ö <strong>2000</strong>, 88 Min).<br />
Die im Kofferraum aus Rumänien<br />
geschmuggelte Julie interessiert sich<br />
sehr für B<strong>an</strong>ken. Mit Piroska Rudolph<br />
Votiv Kino, 9-, Währinger Str. 12, T. 317 35 71<br />
9.9., 13.00, Allentsteig<br />
Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105<br />
Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters<br />
wird dieser als Patriarch<br />
entblößt, der seine Kinder sexuell ausgebeutet<br />
hat<br />
Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr. Ernst<br />
Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at; Karten:<br />
Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />
T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />
T. 01/96096<br />
10.9., 17.00, Allentsteig<br />
Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105<br />
Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters<br />
wird dieser als Patriarch<br />
entblößt, der seine Kinder sexuell<br />
ausgebeutet hat.<br />
Avalon. Allentsteig, Dr. Ernst Krenn Straße<br />
20; Karten: Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />
T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />
T. 01/96096<br />
13. 9., 20.00, Wien<br />
Frauenfilmreihe: The Br<strong>an</strong>don Teena<br />
Story (R. Sus<strong>an</strong> Muska und Gréta<br />
Ólafsdottir, USA 1998, 90 min, OF)<br />
Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />
T. 54 66-30<br />
20. 9., 20.00, Wien<br />
Frauenfilmreihe: Todo sobre mi Madre<br />
– Alles über meine Mutter. (R. Pedro<br />
Almodovar; Sp<strong>an</strong>ien/Fr<strong>an</strong>kreich 1999,<br />
105 Min. DF u. OmU)<br />
Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />
T. 54 66-30<br />
B<strong>an</strong>u – Die Dame<br />
21. 9., 20.15, Feldkirch<br />
Videopräsentation: common.places<br />
(43. Min, 1999). R. Fiona Rukschcio.<br />
Thema Selbstverteidigung. Anschl.<br />
Diskussion mit Martina Eisendle,<br />
Sus<strong>an</strong>ne J<strong>an</strong>tschek, Sus<strong>an</strong>ne Marosch,<br />
Christine Bauer und Fiona Rukschcio<br />
Theater am Saumarkt, 6800 Feldkirch<br />
27. 9., 20.00, Wien<br />
Frauenfilmreihe: B<strong>an</strong>oo – Die Dame<br />
(R. Dariush Mahjui; Ir<strong>an</strong> 1992/98,<br />
113 Min, persische OF m dt. UT)<br />
Österreichische Erstaufführung<br />
Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />
T. 54 66-30<br />
28.9., 20.00, Wien<br />
Ernted<strong>an</strong>k-Th<strong>an</strong>ksgiving. (Ö 1999).<br />
Der Antiheld Micky l<strong>an</strong>det u.a. im Bett<br />
eines M<strong>an</strong>nes . Der einzige Mensch,<br />
der ihm helfen könnte, ist die Klofrau<br />
Veronika ... Ein Film von Michael<br />
Pfeifenberger. Mit Mari<strong>an</strong>ne<br />
Sägebrecht, Elisabeth Ebner-Haid,<br />
Katharina Stemberger<br />
Kunsthalle Exnergasse, 9., Währingerstr. 59<br />
theater.kabarett<br />
bis 23.9., 20.00 Wien<br />
Uraufführung: Schneeziegenm<strong>an</strong>över.<br />
Von Katharina Döbler nach J<strong>an</strong>e Bowles.<br />
R: Helga Illich. Mit Elke Claudius, Gabriela<br />
Hütter, Katrin Thurm,Wiltrud Schreiner<br />
Gruppe 80, 6., Gumpendorferstr. 67,<br />
T. 586 52 22<br />
1. - 10. 9., 20.30, Wien<br />
„Josephine Baker“. Mit Beatrice Frey.<br />
kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />
42, T. 523 2 26. tägl. außer So, Mo bis 10. 9.<br />
4. 9., 20.00, Wien<br />
Kass<strong>an</strong>dra. Von Christa Wolf.<br />
Mit Anne Bennet<br />
Akademietheater, 3., Lisztstraße 1,<br />
T. 51 444-4740<br />
12.-30. 9., 20.00, Wien<br />
Trümmergirls. R. Nika Brettschneider.<br />
Mit Traute Furthner, Gunda König,<br />
Li<strong>an</strong>e Wagner, Claudia Ziegler. Musik<br />
Bearb. Charlotte Proksch<br />
Theater Brett, 6., Münzwardeingasse 2,<br />
Karten-T. 587 06 63, tägl außer So, Mo<br />
12. 9. - 23.9., 20.00, Wien<br />
„Das fremde Kind“ nach E.T.A. Hoffm<strong>an</strong>n.<br />
Theater des Lachens Berlin.<br />
R Astrid Griesbach<br />
dieTheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr.<br />
20; Kasse T. 587 05 04, tägl außer So, Mo<br />
12. 9., 19.30, Wien<br />
Katrin Butt: naservas.austria.gebitte<br />
Kabarett Niedermair, 8., Lenaugasse 1a,<br />
T. 498 44 92<br />
14. 9., 20.00, Wien<br />
Premiere:„Lachen und lachen lassen!“<br />
Soloprogramm von Tamara Stadnikow.<br />
Kabarett Stadnikow, 1., Biberstr. 2,<br />
T. 512 54 00. tägl. außer So u. Mo<br />
15. 9., 20.00, St. Pölten<br />
Andrea Händler. „Notst<strong>an</strong>d“<br />
Bühne im Hof. 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18<br />
T. 02742/35 22 91<br />
19. 9. - 22. 9. 20.30, Wien<br />
„Form Ance“, Perform<strong>an</strong>ce von Sabine<br />
Sonnenschein & „Städteflug #1“<br />
T<strong>an</strong>ztheater von Ina Rager<br />
kosmos frauen.raum, 7.<br />
Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
25. 9. -21. 10., 20.00, Wien<br />
Diese Männer. Von Mayo Simon.<br />
R. Christine Wipplinger ,D. Christin<br />
Lenhardt, Sabina Riedel<br />
Drachengasse 2 Theater, 1., Fleischmarkt 22,<br />
T. 512 13 54. Tägl. außer So, Mo<br />
26. 9., 20.00, Wien<br />
Dolores Schmidinger: Am Anf<strong>an</strong>g war<br />
das Word. Premiere<br />
Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870<br />
27. 9. - 30. 9., 20.30, Wien<br />
„Hilde“. Visionäre Komödie von<br />
Em<strong>an</strong>uela Thurner u. Marion Dimali.<br />
kosmos frauen.raum, 7.,<br />
Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
27. -30. 9., 20.00, Wien<br />
Dolores Schmidinger: Am Anf<strong>an</strong>g war<br />
das Word<br />
Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870<br />
30.9., u. 1.10. 17.00, Wien<br />
Kindertheater:„Efeu und die Dicke“.<br />
Ein Clownstück mit Helga Hutter und<br />
Astrid Waltenta<br />
dieTheater Konzerthaus, 3.,<br />
Lothringerstr. 20, Kasse 587 05 04<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
Nach der Trennung von ihrem M<strong>an</strong>n nimmt B<strong>an</strong>u den obdachlos gewordenen Gärtner und seine kr<strong>an</strong>ke Frau bei sich<br />
auf. Das gibt ihrem Leben eine radikale Wendung. Von weiblichen Charakteren und ihrem Leben in der urb<strong>an</strong>en<br />
Gesellschaft adeln bisher alle Filme des ir<strong>an</strong>ischen Regisseurs Darius Mehrjui. „B<strong>an</strong>u” wurde von den ir<strong>an</strong>ischen Zensurbehörden<br />
erst sieben Jahre nach der Fertigstellung freigegeben. In der Frauenfilmreihe im Filmhaus Stöbergasse<br />
gibt es die österreichische Erstaufführung.<br />
B<strong>an</strong>u — Die Dame (Ir<strong>an</strong> 1992/98, 113 Min, persische OF m.dt. UT)<br />
27. 9., 19.00 Uhr, Filmhaus Stöbergasse, 1050 Wien, Stöbergasse 11-15, T. 54 666-30<br />
seminar.workshop<br />
2. 9., 17.00-19.00.,Wien<br />
„Erreichtes in Ruhe ver<strong>an</strong>kern. Glücksgefühl<br />
bewußt wirken lassen“. Vortrag<br />
und Workshop mit Gisela Amort<br />
Seminarraum Communicartis, 8., Lerchenfelder<br />
Str. 16/13, Info T. 406 50 95<br />
7.-10.9., Wörgl<br />
Sommerakademie:„Die Gewalt des<br />
Zusammenh<strong>an</strong>gs“ – Rechtsextremismus,<br />
Neoliberalismus, Militarismus.<br />
Mit Mascha Madörin, Birgit Mahnkopf,<br />
Claudia Werlhof.<br />
Forellenhof, Angerberg bei Wörgl, Embach<br />
56, T. 05332/56777. Info u. Anm. Grüne<br />
bildunswerkstatt Tirol, T. 0512/580624;<br />
http://www.tirolkultur.at/gruebi.<br />
Kosten: ats 2.500,–/ats 1.500,–/<br />
Tagesteilnahme ats 500,–<br />
8.-9. 9., Rabenstein/Pielach<br />
Gesprächstraining für Frauen. Mit<br />
Irmgard Schwinberger und Lore<br />
Weisswasser<br />
Hotel Steinschlerhof, Rabenstein/Pielach,<br />
Info u. Anm. T. 02282/2091<br />
9.-10. 9., 10.00-17.00, Wien<br />
Shiatsu für Frauen. Wochenend-Kurs<br />
mit Sibylle Reiter<br />
polycollege Stöbergasse, 5.,<br />
Stöbergasse 11-15, Info/Anm. T. 54 666-0,<br />
Kosten: ats 1.300,–<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43
<strong>an</strong>.künden<br />
16. 9., 15.00-20.00, Wien<br />
Mädchen, Mädchen! – Workshop für<br />
coole girls. Mit Renate Kromer.<br />
Für Mädchen ab 12<br />
Institut Frauensache, 15, Reindorfg. 29,<br />
T. 89 58 440, Anm. erforderlich, ats 500,–<br />
17. 9., 10.00-12.00, Wien<br />
edv - internet. Kostenlose Beratung.<br />
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />
T. 804 55 24<br />
18.+25. 9., 2.+9.10., 17.00-20.00, Wien<br />
Machtvolle Frauen – Der Umg<strong>an</strong>g<br />
mit Macht im beruflichen Alltag.<br />
Mit Margot Scherl<br />
ats 2.800,– / 2.240,–<br />
2.–3. 10., 9.30-16.30, Wien<br />
Wohin des Weges? Karrierepl<strong>an</strong>ung<br />
für Frauen. Mit Irmgard Schrems<br />
ats 3.100,–/2.480,–<br />
9.–10. 11., 9.30-17.30, Wien<br />
Selbstevalution. Qualitätsentwicklung<br />
in der Sozial- und Frauenarbeit.<br />
Mit Gabriele Gerhardter<br />
ats 3.100,–/2.480,–<br />
Anm. Verein Sunwork,<br />
10., Triester Str. 114/1, T. 66 72 013<br />
20. 9., 20.00, Linz<br />
„In Erscheinung treten“. Workshop<br />
mit Brigitte Menne<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtsraße 43, T. (0732) 60 22 00<br />
22. u. 23. 9., Wien<br />
Spirit der Frau. Lebenskraft, Spiritualität,<br />
Körper, Stimme; Tr<strong>an</strong>crereisen.<br />
Mit Claire Birtwell u. Erika Kubinger.<br />
kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />
42, T. 523 2 26. Anm. erforderlich bis 15. 9.<br />
29. 9., Graz<br />
Anmeldeschluß:„Köper -Sprache<br />
und Macht“ - Workshop für Frauen.<br />
Mit Andrea Hochegger und<br />
Karin Schliesselberger.<br />
Termin: 13./14. 10., 9.30-17.30<br />
Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz,<br />
Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22/0.<br />
30.9./1.10., Linz<br />
Seminar: Liebe gelingt nicht von<br />
selbst. Partnerschaftliches Lernprogramm<br />
auch für gleichgeschlechtliche<br />
Paare. Mit Mari<strong>an</strong>ne Mayer,<br />
Gerlinde Poimer, Karin Remsing,<br />
Eva Riedler<br />
Haus der Frau, 4020, Volksgartenstr. 18.<br />
Anm. u. Infos: Diözese Linz, T. 0732/76 10-<br />
3511, Kosten: ats 2.000,– pro Paar<br />
44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
vortrag.diskussion<br />
Jeden 1. Di, 19.00-20.00:<br />
Jour Fix des Verb<strong>an</strong>des feministische<br />
Wissenschafterinnen. – 5. <strong>September</strong>:<br />
Depot im Museumsquartier<br />
Wechselnde Orte, siehe<br />
http://vfw.awhs.at; ( Kontakt:<br />
vfwkontakt@yahoo.com (A. B. Braidt)<br />
3.-4. 9., Linz<br />
Symposium im Rahmen der Ars electronica<br />
<strong>2000</strong> zum Themenkreis Reproduktionstechnologie.<br />
Mit Monika<br />
Treut und Marie Luise Angerer<br />
Info: Ars Elecronica Center, 4040 Linz,<br />
Hauptstr. 2, T. 0732/7272-79<br />
9. 9., 20.00, Wien<br />
IWF und Weltb<strong>an</strong>k: Vortrag, Videos<br />
und Diskussion<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />
16. 9., 20.00, Wien<br />
Vortrag und Diskussion zu IWF und<br />
Weltb<strong>an</strong>k. Mit Claudia Werlhof<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />
21. 9., 19.00-22.00, Wien<br />
Ein Kind ist da – wie geht es weiter?<br />
Unterstützung beim Wiedereinstieg<br />
für Frauen mit Kindern bis 2. Mit<br />
Christa Fasch und Christi<strong>an</strong>e<br />
Chatzinakis-Bönsch<br />
polycollege , 5., Stöbergasse 11-15,<br />
T. 54 666-0, ats 350,–<br />
21. 9., 20.00, Linz<br />
„Power-Frauen in der Musik“. Ein musikalischer<br />
Abend über starke Frauen<br />
in der Musik<br />
HOSI-Zentrum Linz, 4020, Schubertstr. 36<br />
26. 9., 18.00-20.00, Graz<br />
„Körperlich gesund, aber kr<strong>an</strong>k vor<br />
Angst? „ Angst- und P<strong>an</strong>ikattacken.<br />
Mit Dr. Claudia Scheer<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98,<br />
UKB ats 70,–<br />
28. 9., 19.00, Wien<br />
Podiumsdiskussion: Gemeinsame<br />
Obsorge. Mit Renate Brauner, Elfriede<br />
Fröschl, Helene Klaar, Edgar Pree<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />
ausstellung<br />
bis 17. 9., Wien<br />
NORDEN. Zeitgenössische Kunst aus<br />
Nordeuropa. Mit Exponaten von<br />
Elisabet Apelmo, Miriam Bäckström,<br />
Margrét H. Blöndal, Elina Brotherus,<br />
Marie-Louise Ekm<strong>an</strong>, Maria Lindberg,<br />
Ann Lislegaard u.a.<br />
Kunsthalle Wien, 4, Treitlstr. 2,, tägl<br />
10.00-18.00, Do 10.00-22.00<br />
bis 3. 9., Wien<br />
„Illusion of Eden“. Gemälde, Grafiken,<br />
Fotografien aus dem amerik<strong>an</strong>ischen<br />
Mittelwesten. U.a. Mya Lin, Kerry<br />
James, Marshall, Mary Lucier<br />
Museum moderner Kunst - Palais<br />
Liechtenstein, 9., Fürstengasse 1,<br />
T. 317 69 00, Di - So, 10.00-18.00<br />
bis Mitte <strong>September</strong><br />
Skulpturengarten. Mit Werken von<br />
Eva Schärer<br />
Summer Stage, Wien 2, Rossauer Lände<br />
bis 24. 9., Wien<br />
Blickfänge – Fotografien 1860-1910<br />
aus den Sammlungen des Historischen<br />
Museums der Stadt Wien<br />
Historisches Museum der Stadt Wien,<br />
4., Karlsplatz, Di-So 9.00-18.00<br />
bis 6.10., Wien<br />
Lisa Rosenblatt und Charlotte Eckler:<br />
„Urb<strong>an</strong>/Rural - Resist<strong>an</strong>ce“<br />
Fortschnitt, Aktionsraum für Kunst und<br />
Gewerbe. 4., Rechte Wienzeile 15,<br />
T. 586 77 82<br />
4. 9., 1930, Wien<br />
Vernissage Vera Weber – Aquarelle<br />
und Zeichnungen „Flora ohne Fauna“.<br />
Einführende Worte: Lucia Gunz<br />
Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1,<br />
T. 470 30 70<br />
12. 9. - 6. 10., Wien<br />
Hildegund Bachler: Rauminstallation<br />
„Kokon 2“<br />
kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />
42, T. 523 2 26.<br />
17. 9., 11.00, Wien<br />
Vernissage. D<strong>an</strong>ièle und Anne-Claire<br />
Kowald:„Zwischen Realität und<br />
Mystik“ Im Rahmen des VHS-Infotag<br />
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />
T. 804 55 24 Ausstellungsdauer bis 31. 10.<br />
bis 17.9., Wien<br />
„ein buch, meine liebe“. Fotos und<br />
Wörter von Michèle Mahal<br />
Restraur<strong>an</strong>t Orl<strong>an</strong>do, 6., Mollardgasse 3<br />
19. 9., 19.30, Steyr<br />
Eröffnung. Marlen Haushofer –<br />
Versuch einer Visualisierung.<br />
Galerie Steyrdorf, 4400 Steyr, Sierninger<br />
Str. 14, T. 07252/86922, Ausstellungsdauer:<br />
bis 17.11.<br />
20. 9., 19.00, Wien<br />
Vernissage der Gruppenausstellung<br />
„Akt in Bewegung“. Leitung: Muteber<br />
Wurm.<br />
VHS Meidling, 12., Längenfeldgasse 13-15,<br />
T. 810 80 67; Ausstellungsdauer bis 28. 10.<br />
20. 9., 18.00, Linz<br />
Austellungseröffnung:„In Erscheinung<br />
treten“. Arbeiten von Irene<br />
Faehndrich, Klaudia Gruber, Kristina<br />
Kunze und Clauda Wlasich<br />
Kunst.Raum, 4020 Linz, Goethestr. 22<br />
bis 24. 9., Wien<br />
Rita McBride (USA). Objekt-Design-<br />
Installation, Ready Made<br />
Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.<br />
bis 24. 9., Wien<br />
Mirjam Kuitenbrower (NL):„Reservoir<br />
Spillway“ . Gemälde-Installation<br />
Secession, grafisches Kabinett. 1.,<br />
Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.<br />
bis 15. 10., Wien<br />
Lisette Model<br />
Kunsthalle Wien, Museumsquartier,<br />
7., Museumsplatz 1; tgl. 10–18.00,<br />
Do 10–20.00 Uhr<br />
bis 17. 9., Wien<br />
Agatha Christie und der Orient. Kriminalistik<br />
und Archäologie<br />
Museum für Völkerkunde, 1., Neue<br />
Burg/Heldenplatz; Mi–Mo 10–16.00 Uhr<br />
bis 1. 10., Wien<br />
Zeitwenden. Mit Exponaten von<br />
Marina Abramovic, Ana Laura Alaez,<br />
Semiha Berksoy, Simone Berti,<br />
Svetl<strong>an</strong>a Heger, Jessica Diamond,<br />
Simone Aaberg, Elisabeth Murray,<br />
Schirin Neshat, Silke Schatz, Rosemarie<br />
Trockel, Eulalia Valldosera u.a.<br />
Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5 und 20er<br />
Haus/MMKLSW, 3., Arsenalstr. 1<br />
bis 1. 10., Wien<br />
Zeitwenden. Int. Gruppenausstellung.<br />
Werke von Louise Bourgeois, Annette<br />
Messager, Shirin Neshat, Pipilotti Rist,<br />
Kiki Smith u.a.<br />
20er Haus, 3., Arsenalstraße 1<br />
bis 30. 12., Wien<br />
Glamour. Wiener Damenmode der<br />
30er Jahre. Sonderausstellung des<br />
Historischen Museums der Stadt Wien<br />
Modeschauraum Hetzendorf, Schloß<br />
Hetztendorf, linkes Nebengebäude.<br />
12., Hetzendorferstr. 79 Öffnungzeiten:<br />
Di-So 9.00-12.00<br />
lesung<br />
9. 9., 15.00, Allentsteig<br />
Lesung zwischen den Bäumen. Mit<br />
Vera Reum<strong>an</strong>n, Gewinnerin der<br />
poetry-slam ‘99<br />
Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr.<br />
Ernst Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at;<br />
Karten: Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />
T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />
T. 01/96096<br />
16. 9., 19.00, Guntersdorf<br />
Literatur Cuvée – Literatur- und Weinverkostung.<br />
U.a. mit Susa Hämmerle,<br />
Barbara Neuwirth und Musik von den<br />
Rabiat Zeiserln (Martha Günzl,<br />
Christina Zurbrügg, Rol<strong>an</strong>d Sulzer)<br />
Josefstadt-Kellergasse, 2042 Guntersdorf;<br />
Info, T. 02951/2151<br />
22. 9., 19.00, Krems<br />
Literarische Gesellschaft St. Pölten:<br />
Lesung mit Doris Kloimstein und Eva<br />
Reibler & T<strong>an</strong>z von Simone Singh<br />
Sondhi<br />
LiteraturHaus NÖ, 3504 Stein/Krems,<br />
Steiner L<strong>an</strong>dstr. 3, T. 02732/72 8 84,<br />
UKB ats 80,–/60,–<br />
23. 9., 18.00, Wien<br />
„Die Sprache des Widerst<strong>an</strong>ds ist alt<br />
wie die Welt und ihr Wunsch“. – Texte<br />
des weiblichen Widerst<strong>an</strong>ds. Buchpräsentation<br />
kosmos frauen.raum, 7.,<br />
Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
aktivitäten<br />
19. 9., 20.00, Wien<br />
Vorbereitungstreffen für den Weltmarsch<br />
der Frauen gegen Armut und<br />
Gewalt (14. 10., Brüssel)<br />
7Stern, Wien 7., Siebensterng 31<br />
26. 9., 20.30, Wien<br />
Kosmos frei.raum: Auftrittsmöglichkeit<br />
für Künstlerinnen aller Sparten.<br />
„Open Microphone“. Eintritt frei<br />
kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />
42, T. 523 2 26, Anm. für Performerinnen<br />
bis spätestens eine Woche vorher<br />
selbstverteidigung<br />
Nach Vereinbarung, Vorarlberg<br />
Wing Tsun. Chinesische Kampfkunst,<br />
vor 250 Jahren von einer Frau entwickelt.<br />
Kurse beginnen im Herbst in<br />
Bregenz, Lustenau, Egg und Bludenz.<br />
Begrenzte Teilnehmerinnenzahl<br />
Info u. Anm. 0664/4648303<br />
16.-17. 9., 9.30-16.30, Wien<br />
Seito Boei – Notwehrpraxis für Frauen<br />
ab 14. Grundkurs mit Andrea De<br />
Angelis<br />
polycollege , 5., Stöbergasse 11-15,<br />
T. 54 666-0, ats 1.600,–<br />
16. u. 17. 9., Linz<br />
Wen Do für Mädchen von 6 bis 10<br />
Kursort: Turnsaal der Mozartschule,<br />
4020, Volksfeststr. 7-11<br />
Anm. u. Info: aFz, 4020 , Humboldtstr. 43,<br />
T. 0732/60 22 00<br />
29./30. 9., Wien<br />
Wirksame Abwehrtechniken. Selbstverteidigung<br />
für Mädchen von 13-14<br />
Info u. Anm.: Sprungbrett, 15.,<br />
Pilgerimgasse 22–24/Stg. 1/Top 1,<br />
T. 789 45 45/14.<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Angststörungen<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440<br />
Osteoporose – Vorbeugen durch Bewegung.<br />
15 Abende ab 18. <strong>September</strong><br />
Frauenberatung, 6., Lehargasse 9/2/17,<br />
jeden Mo 17.30-18.45, Anm. T. 587 67 50<br />
Frauencafé. Treffpunkt, Kulinarisches<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstraße 43, T. 0732/60 22 00.<br />
Jeden Mo 18–22.00 Uhr<br />
Politisches Café<br />
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtst. 43, T. 0732/602 200,<br />
jeden 1. Mo. ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />
Feel Free; 8010 Graz, Rapoldgasse 24. T.<br />
0316/32 80 80. Jeden Mo 19.00-23.00 der<br />
Abend für Lesben und Freundinnen<br />
Frauengesundheitszentrum Dornbirn<br />
f.a.m. Frauengesundheitszentrum.<br />
Beratung, Hilfe, Information<br />
6850 Dornbirn, Eisengasse 7,<br />
T. 05572/ 53 9 99, Mo-Fr 8.30-11.30,<br />
Do. 16.00-18.00<br />
Dienstag<br />
Laufende Selbsterfahrungsgruppe für<br />
Frauen. Mit Sabine Fabach<br />
Anm.: Institut Frauensache, 15.,<br />
Reindorfgasse 29, T. 89 58 440; ÖS 300,–<br />
/Abend. Jeden Di 19–20.30 Uhr<br />
Gynäkologische Kummernummer<br />
F.E.M., T. 476 15/57 75.<br />
Jeden Di 9–12.00 Uhr<br />
H.I.V. , Hoffnung.Information.<br />
Vertrauen. Verein zur Unterstützung<br />
HIV-positiver und aidskr<strong>an</strong>ker Frauen<br />
Erreichbar im Aidshilfehaus, 6<br />
Mariahilfergürtel 4, T. 595 47 19,<br />
jeden Di. u. Do, 9.00-13.00<br />
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />
Gewalt betoffene Frauen<br />
Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldstr.<br />
43. T. 0732/60 22 00 dw. 60. Jeden 2.<br />
und 4. Di., 17.30–18.30<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRA-<br />
XA, jeden Di 14.00-18.00<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />
abraxa@goplay.com<br />
Infotag für Wiedereinsteigerinnen<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 22/0. Jeden Di 9–13.00 Uhr<br />
„Wenn Frauen zu sehr lieben“. Offene<br />
Selbsthilferuppe.<br />
Frauenservice Graz, 8020, Idlhofgasse 20,<br />
T. 0316/71 60 220. Anm. nicht erforderlich.<br />
Jeden Di 19.30–21.00<br />
Kosmos.reihe: Histörrische Frauen.<br />
Jeden Mo um 20.30.
4. 9.: Petra Unger: Helene von Druskowitz<br />
– 11. 9.: Julia Köhler: Coco Ch<strong>an</strong>el<br />
– E. 18. 9.: Steinthaler/E.Papp: Inge<br />
kosmos frauen.raum, 7.,<br />
Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
HOSI Lesbengruppe<br />
2., Novaragasse 40, Mi ab 19.00,<br />
T. 216 66 04<br />
Golden Girls. Gruppe für Frauen ab 50<br />
mit Unternehmungslust<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />
jeden 2. Mi 18.00, Anm. nicht erforderlich<br />
Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />
zu <strong>an</strong>deren Frauen suchen.<br />
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />
jeden Mi 18.00-20.00, T. 587 67 50<br />
kosmos.reihe „Prothesengötter“.<br />
Mit Lisbeth N. Trallori und Waltraud<br />
Holzfeind. Ab 13. 9.<br />
jeden Mi bis 25. 10., 18.30<br />
kosmos frauen.raum,<br />
7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
SOHO –Sozialismus und Homosexualität.<br />
Jeden 2. u. 4. Mi, 19.30<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />
Dick und fit. Schwimmen für starke<br />
Frauen.<br />
Mit Mag. Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Schwimmhalle des ATG, 8010 Graz,<br />
Kastellfeldg. 8, UKB je Einheit ats 50.–<br />
Anm. Frauengesundheitszentrum Graz,<br />
T. 0316/83 79 98<br />
Am 22. 9. ist Anmeldeschluss für die<br />
Therapiegruppe für Frauen:„Mir<br />
reichts“. 5 Abende, ab 4. 10., Mittwoch<br />
10.00-20.30. Mit Christa Leibnitz und<br />
Karin Winkler. Kosten: ats 1.500<br />
Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz,<br />
Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22/0.<br />
AMAZONE Mädchenzentrum:<br />
Mädchencafé, Werkstatt, Bibliothek,<br />
Kreativ- und Bewegungsraum<br />
6900 Bregenz, Kirchstr. 39,<br />
T. 05574/ 45 8 01, Öffmungszeiten:<br />
Mi-Sa, 14.00-18.00<br />
Frauengetriebe Bildungszentrum:<br />
Frauenbibliothek „Luise Pusch“, Lila<br />
Telefon, Beratung u.v.a.m.<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz,<br />
Schillerstr. 2 T. 05574/ 45 5 38, Öffnungszeiten:<br />
Mi, Do, 9.00-12.00<br />
Donnerstag<br />
Comgirls. Mädchen chatten, surfen,<br />
mailen<br />
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24,<br />
Stg.1/Top 1, jeden Do 16.00-19.00 und<br />
nach Vereinb. Vor<strong>an</strong>meldung bei Renate,<br />
T. 789 45 45 14, UKB ats 20,–<br />
ega-Frauenlauftreff. Für bewegungsfreudige<br />
Frauen aller Leistungsgruppen<br />
und jeden Alters<br />
Jeden Do 17.30, Wien 2., im LCC im<br />
Praterstadion<br />
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />
Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589<br />
80/0. Jeden Do 14–19.00 Uhr<br />
Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />
Eßstörungen<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440<br />
Widerst<strong>an</strong>dslesungen, jeden Do ab<br />
17.00 vor der Demo<br />
Botschaft der besorgten Bügerinnen, 1.,<br />
Ballhausplatz<br />
Psychotherapeutische Jahresgruppe:<br />
„Lust auf Entwicklung“. Psychodrama,<br />
kreative Medien, Körperübungen. Mit<br />
Martina Br<strong>an</strong>dl und Renate<br />
Frozzler-Dietrich. Beginnend mit<br />
5. Oktober<br />
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />
jeden Do 10.00-11.30, Vorgespräch<br />
erforderl., Anm. T. 587 67 50<br />
Frauen-Treffpunkt vor der Donnerstagsdemo<br />
Bei der Wächterin vor dem Burgtheater.<br />
Jeden 1. Do, 18.30 Uhr<br />
Freitag<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums. Frauenmusik,<br />
Feminismus und feine Unterhaltung.<br />
Mit Sabine Kern, Alice Prabitz und<br />
Barbara Rassi<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz (Telekabel Wien<br />
92,7). Jeden Fr 18.oo–19.00 Uhr<br />
Kosmos-Frauenraum-News<br />
Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz.<br />
Jeden Fr 16.30–17.00 Uhr<br />
Thema zum Tee: Wenn Männerblicke<br />
Körper formen. Öffentliche Interviews.<br />
Moderation Annelisese Edemgil-<br />
Br<strong>an</strong>dstätter. Jeden Fr. 17.00, a 29. 9.<br />
kosmos frauen.raum,<br />
7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
Widerst<strong>an</strong>dsrat. Jeden Freitag 19.00<br />
Autonomes Frauenzentrum,<br />
9., Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />
Welser Frauen-Stammtisch<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />
Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr ab 20.00<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Dick und fit – Spaß am Laufen.<br />
Mit Mag. Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />
Hilmteich, Leechwald, UKB ats 70,–<br />
für die erste Einheit<br />
Anm. Frauengesundheitszentrum Graz,<br />
8010, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48,<br />
T. 0316/83 79 98<br />
Samstag<br />
Lernen aus der eigenen Biographie.<br />
Jahresseminar mit Gruppenarbeit<br />
und Malen . Mit Dr. med. Gerlinde<br />
Signer-Heyn<br />
Info u. Anm. Institut Frauensache, 15.,<br />
Reindorfg. 29, T. 89 58 440, ab Ende<br />
<strong>September</strong> 10x je ein Sa im Monat<br />
nach Vereinbarung<br />
Offene kunsttherapeutische Jahresgruppe.<br />
Mit Ursula Bast<br />
Anm.: Institut Frauensache, 15.,<br />
Reindorfgasse 29, T. 89 58 440;<br />
ats 450,–/Abend<br />
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische Mütter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440<br />
Beratung für Mädchen und junge<br />
Frauen mit Eßstörungen. Mit Nina<br />
Schnaubelt<br />
Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />
T. 60 191/52 01<br />
Gynäkologische Beratung. Mit Gertraude<br />
Friedl, Sylvia Gutharc und Inge<br />
Frech<br />
Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />
T. 60 191/52 01<br />
Frust statt Lust? Sexualberatung. Mit<br />
Inge Frech<br />
Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />
T. 60 191/52 01<br />
Schl<strong>an</strong>k und glücklich? Beratung bei<br />
Eß-Problemen. Mit Nina Schnaubelt<br />
Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />
T. 60 191/52 02<br />
Fortbildung zum Thema Eßstörungen<br />
für psychosoziale Berufsgruppen bzw.<br />
Schulklassen. Mit Renate Gänszle und<br />
Martina Nöster<br />
Anm. u. Info: F.E.M., 18., Bastiengasse 36–<br />
38, T. 476 15/57 71<br />
Einzelberatung für Frauen in der Lebensmitte<br />
– die „berüchtigten“ Wechseljahre.<br />
Mit Helga Kalmar<br />
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36–38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Frauensache(n) im Netz: Informationen,<br />
Ver<strong>an</strong>staltungstermine , Adresse,<br />
Schwarzes Brett und neu: Diskussionsforum<br />
http://www.frauensache.at/frauensache<br />
Psychologische und medizinische<br />
Beratung<br />
Anm.: ISIS, 5020 Salzburg, Willibald-<br />
Hauthaler-Straße 12, T. 0662/44 22 55<br />
Beratung, Information, Psychotherapie,<br />
und Fortbildungen zum Thema<br />
Eßstörungen.<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98<br />
Hotline: „Was tun bei Eßstörungen?“<br />
T. 0810/819 400 (zum Ortstarif)<br />
Schneeziegenm<strong>an</strong>över<br />
<strong>an</strong>.künden<br />
„Schneeziegenm<strong>an</strong>över“ von Katharina Döbler nach<br />
J<strong>an</strong>e Bowles hatte in der Regie von Helga Illich am<br />
26. August Uraufführung und ist noch bis 23. <strong>September</strong><br />
in der Gruppe 80 zu sehen. Mit Elke Claudius,<br />
Wiltrud Schreiner, Katrin Thurm (v.l.n.r. im Bild).<br />
Eine Frau begibt sich auf die Reise: J<strong>an</strong>e Bowles – geboren<br />
in New York, gestorben in Andalusien. Sie umarmt<br />
die Welt und verliert sich in ihr, genau wie ihre<br />
literarischen Figuren auch: staunend, neugierig, verdrossen,<br />
unverst<strong>an</strong>den. Sie lassen mit sich geschehen<br />
und bäumen sich immer wieder auf.<br />
Schneeziegenm<strong>an</strong>över<br />
bis 23. 9., Di, Do., Fr. Sa. 20.00 Uhr, theater gruppe 80,<br />
1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 586 52 22<br />
september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45
<strong>an</strong>.künden<br />
Andrea Händler<br />
Eine Frau mit 35, ohne M<strong>an</strong>n. Aus dem Rennen –<br />
aber auf der Suche. Wenn das keine Definition von<br />
„Notst<strong>an</strong>d“ ist!<br />
Andrea weiß, wie es ist, Single zu sein. Und wie es ist,<br />
nicht Single zu sein. Aber sie weiß nicht, was besser<br />
ist. – Angenommen der Zufall hätte aus Andrea einen<br />
Andreas gemacht. Ein kleines „s“ und sie wäre auch<br />
mit 35 wieder im Rennen. Doch jeder Zufall hat zwei<br />
Seiten. Und „Notst<strong>an</strong>d“ auch!<br />
Notst<strong>an</strong>d ist kein „Wuchtelkabarett“ sondern eher<br />
kurzweiliges f<strong>an</strong>tasiereiches Theater. Händler erhielt<br />
für ihren „Notst<strong>an</strong>d“ heuer den österreichischen<br />
Kabarettpreis „Karl“.<br />
Andrea Händler:„Notst<strong>an</strong>d“<br />
15. 9., 20.00 Uhr, Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18,<br />
T. 02742/35 22 91<br />
Femail: Fraueninformationszentrum<br />
Vorarlberg . Bibliothek,<br />
Internetzug<strong>an</strong>g, Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
6800 Feldkirch, Neustadt 38, T. 05522/ 31 0<br />
02-0, http://www.vobs.at/femail/ Mo, Di,<br />
Do, Fr 10.00-16.00, Mi 16.00-18.00 und<br />
nach Vereinbarung<br />
t<strong>an</strong>z.fest<br />
7. 9., 19.00, Wien<br />
Vernetzungsfest. Herbstauftakt im<br />
ega<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />
8 . 9., 21.30-01.00, Wien<br />
D<strong>an</strong>ce at Ten. Der lesbisch-schwule<br />
T<strong>an</strong>zabend<br />
T<strong>an</strong>zschule St<strong>an</strong>ek., 1., Grashofgasse 1A<br />
15. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />
Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im<br />
FZ-Beisl<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59<br />
17. 9., 15.00, Wien<br />
Kinderfest im HOSI-Zentrum. Von und<br />
für Kinder mit lesbischen bzw. schwulen<br />
Eltern<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novaragasse 40,<br />
T. 216 66 04<br />
46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />
22. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />
Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im FZ-<br />
Beisl<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59<br />
29. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />
Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im FZ-<br />
Beisl<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59<br />
2. u. 3. 9., Wien<br />
Volksstimme Fest<br />
Wien 2., Prater, Jesuitenwiese<br />
diverses<br />
2.-7. 9., Linz<br />
Ars electronica <strong>2000</strong>:„next sex“<br />
Ver<strong>an</strong>staltungen u.a. im Brucknerhaus,<br />
Posthof, und Donaupark. Ticket- und<br />
Infoline: 0732/7272-79<br />
6. 9., 17.30–19.00, Wien<br />
Treffpunkt Brustkrebs. Selbsthilfegruppe<br />
für Frauen mit Brustkrebs,<br />
Eierstockkrebs und<br />
Gebärmutter(hals)krebs. Mit Annemarie<br />
Presnik<br />
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse<br />
46/Ecke Kreuzgasse<br />
7. 9., 15.00 Uhr, Wien<br />
Psychotherapeutische Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
7. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />
Juristische Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />
Juristische Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />
Fin<strong>an</strong>zberatung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
15. 9., 12.30–20.00, Steyr<br />
Marlen Haushofer 1920–1970. Literaturw<strong>an</strong>derung<br />
mit Lesungen<br />
Anm.: Marlen Haushofer-Forum, Edition<br />
Wehrgraben, 4404 Steyr, Postfach 11,<br />
T. 07252/86 922; ats 290,–<br />
14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />
Krebsvor/nachsorge-Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
21. 9., 17.00 Uhr Wien<br />
Psychotherapeutische Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
21. 9., 17.00, Wien<br />
Juristische Beratung<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
23. 9., 14–15.30, Graz<br />
FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g:„Aufbruch<br />
und Widerspruch“. Mit Brigitte Dorfer<br />
und Ilse Wieser<br />
Treffpunkt: Grazer Messe – Haupteing<strong>an</strong>g,<br />
Conrad von Hötzendorf-Straße<br />
23. 9., 9.00-18.00, Dornbirn<br />
Impuls <strong>2000</strong>. Messe für und mit<br />
Frauen<br />
Kulturhaus, 6850 Dornbirn<br />
24. 9., 11.00, Wien<br />
„BilderBücher“ Sonntags-Literatur-<br />
Matinee von WUK KinderKultur. Für<br />
Bilderbuch-Interessierte ab 5 Jahren<br />
WUK-Museum, 9., Währingerstr. 59<br />
28. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />
Gespräche zum Berufseinstieg<br />
ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />
Telefonische Anmeldung erforderlich<br />
30. 9., 23.00, Wien<br />
Do it! – Jam-Session. Alle Musikerinnen<br />
sind eingeladen.<br />
kosmos frauen.raum,<br />
7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />
Redaktionsschluß<br />
Termine 10/00: 12. 9. <strong>2000</strong><br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.classic<br />
Helga P<strong>an</strong>kratz<br />
Aus dem Archiv geholt<br />
Die Blattgold-Mitarbeiterin Elke Sieker schrieb in<br />
<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> vom November 1990 über ihr Unbehagen<br />
am nationalistischen Freudentaumel kurz nach der<br />
deutschen Wiedervereinigung und im Zuge der Fußballweltmeisterschaft<br />
1990:<br />
„Die Deutschen beider Nationen tauchten ein in<br />
ein schwarz-rot-goldenes Flaggenmeer, um (...) das<br />
seit Ende des Zweiten Weltkrieges <strong>an</strong>geschlagene<br />
Nationalgefühl wieder aufleben zu lassen.“ Die Medien<br />
jubelten über „unseren Kaiser Fr<strong>an</strong>z“ und – frau<br />
lese und staune: „unsere Kameruner“. Zumindest einer<br />
von den – wie ich mich noch lebhaft entsinne –<br />
wirklich großartigen Fußball spielenden Kickern aus<br />
Kamerun hatte, wie „Bild“ – den Erfolg für Deutschl<strong>an</strong>d<br />
vereinnahmend – zu berichten wußte,„deutsches<br />
Blut in den Adern“.<br />
Ja: Deutsches Blut! Blut fließt dieser Tage wieder<br />
allzu viel in Deutschl<strong>an</strong>d: – Teils sind die Ermordeten<br />
den Papieren nach Deutsche, teils streben sie es <strong>an</strong>,<br />
Deutsche zu werden. Gen<strong>an</strong>nt werden sie allerdings<br />
„K<strong>an</strong>aken“.<br />
Daß der Nationalismus im Osten des vereinten<br />
Deutschl<strong>an</strong>d seine brutalste Fratze zeigen würde, hat<br />
Elke Siecker vor 10 Jahren noch nicht so deutlich vorhergesehen.<br />
Der Akzent ihrer Befürchtungen liegt<br />
mehr auf der „kulturellen Nähe Westeuropas zu Osteuropa“<br />
und einer daraus resultierenden „Ost-West-<br />
Komplizenschaft und Festungsmentalität gegenüber<br />
den Menschen der Dritten Welt.“ Die Konklusio aber,<br />
zu der sie kommt, trifft im Kern leider hundertprozentig<br />
zu und ihre Prognose, wohin das, was sie damals<br />
konstatierte führen werde, traf ein: „zu AusländerInnenfeindlichkeit<br />
mit rassistischen Zügen.“<br />
Aus gegebenem aktuellem Anlaß ausgerechnet<br />
den deutschen Nationalismus aus dem Archiv zu holen<br />
– soll von der gesamteuropäischen und weltweiten<br />
Dimension der Problematik genau so wenig ablenken<br />
wie von der Situation in Österreich. Aus guten<br />
Gründen sind Nationalismus und Rassismus der<br />
ÖsterreicherInnen Thema der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 9/<strong>2000</strong>.
Gesprächsgruppe<br />
für Frauen mit sexuellen<br />
Gewalterfahrungen<br />
Zeit: jeden Dienstag von 18.00 -19.30<br />
Ort: NOTRUF, 1070 Wien<br />
Beginn: 10. Oktober <strong>2000</strong>, 18.00 Uhr<br />
Die Teilnahme ist kostenlos<br />
Telefonische Information und Anmeldung:<br />
NOTRUF. Beratung für<br />
vergewaltigte Frauen und Mädchen.<br />
Tel: 01/ 523 22 22<br />
Wir wollen<br />
unser Stück<br />
vom Kuchen<br />
den wir täglich<br />
backen<br />
www.kpoe.at e-mail: kpoe@magnet.at<br />
Wiener Damenmode der 30er Jahre<br />
Glamour<br />
Modeschauraum des Historischen Museums der Stadt Wien . Schloß Hetzendorf<br />
A-1120Wien . Hetzendorferstraße 79 . T. 01/802 16 57 . www.museum.vienna.at