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September 2000 (PDF) - an.schläge

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auf.takt<br />

„Wo geht das g<strong>an</strong>ze Geld hin“, ruft Tina verzweifelt<br />

durch die Redaktion, nachdem sie den Hörer<br />

auf das Telefon zurück sinken ließ. Die fin<strong>an</strong>zielle<br />

Notlage, in der sich D<strong>an</strong>k der Regierungspolitik<br />

des Hinauszögerns und Aushungerns besonders<br />

alternative und feministische Initiativen befinden,<br />

wirkt sich auch auf den Inseratenmarkt aus.<br />

Klar: wo kein Geld ist, k<strong>an</strong>n keines ausgegeben<br />

werden.<br />

Das müssen auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zur Zeit schmerzlich<br />

erfahren. Die Subventionen für<br />

dieses Jahr sind noch immer ausständig,<br />

weshalb wir uns einem tiefen Fin<strong>an</strong>zierungsloch<br />

gegenüber sehen, welches in Grenzen zu halten<br />

bereits Arbeitsplätze gekostet hat. Unsere<br />

einzige unabhängige Fin<strong>an</strong>zierungsquelle – in<br />

der jetzigen Situation notwendiger denn je –<br />

sind (Unterstützungs)Abos. Über die aktuelle<br />

Medienpolitik und die Auswirkung, die die<br />

stufenweise Streichung des begünstigten<br />

Postvers<strong>an</strong>des auf Zeitschriften allgemein, und<br />

feministische im besonderen hat, berichtet<br />

Verena Fabris in diesem Heft. Thema der vorliegenden<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ist der österreichische<br />

Patriotismus, den Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia<br />

Kogoj aus feministischer und minderheitenpoltischer<br />

Warte unter die Lupe nehmen. Rike Fr<strong>an</strong>k<br />

hat für die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> mit der feministischen<br />

Kuratorin Stella Rollig über ihr neues<br />

Ausstellungsprojekt gesprochen.<br />

L<strong>an</strong>g vorbei ist zwar bereits das Fest der feministischen<br />

Medien, zu dem am Anf<strong>an</strong>g dieses<br />

Sommers die Frauen so zahlreich kamen, um sich<br />

solidarisch zu zeigen gegen die blau/schwarze<br />

Definition von Medien- und Frauenpolitik. In dieser<br />

Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am<br />

gemeinsamen Essen, Raten und Gewinnen.<br />

Festlich geht’s nun in den Herbst, wenn am<br />

2. Und 3. <strong>September</strong> die Volksstimme auf die<br />

Jesuitenwiese im Wiener Prater einlädt. Auch<br />

hier werden die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> gemeinsam mit <strong>an</strong>deren<br />

feministischen Medien präsent sein.<br />

Praktik<strong>an</strong>tin im August war Isabel Segrelles,<br />

deren Engagement die arbeitsintensive<br />

Produktion dieser Nummer ein großes Stück<br />

leichter machte. Schließlich wollen wir uns<br />

gemeinsam mit Angela über den Nachwuchs<br />

freuen, der seit Anf<strong>an</strong>g Juli gesund und munter<br />

diese Welt bereichert und – den damaligen<br />

Temperaturen entsprechend – zum Nils ern<strong>an</strong>nt<br />

wurde. Herzlichen Glückwunsch!<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

M<strong>an</strong>che lieben’s heiß<br />

Kühle Worte zu H. G<strong>an</strong>sterers Diagnosen betreffend Feministinnen<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

medien.politik<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> auf<br />

Strukturw<strong>an</strong>del gefährdet die feministische Gegenöffentlichkeit<br />

g ewalt.symposium<br />

Die Daphne Strategie<br />

Expertinnen tagten zum Thema „Gewalt gegen Lesben“<br />

jap<strong>an</strong><br />

Embryol<strong>an</strong>d<br />

Abtreibungen im 21. Jhdt. treffen auf Jahrtausende alte Totenkulte<br />

<strong>an</strong>.sage<br />

Drehladen und Babyklappen<br />

Verena Pawlowsky und Silvia Stöger über die neue/alte Idee<br />

patriotismus<br />

Kein schöner L<strong>an</strong>d<br />

In Österreich rücken die „kleinen Männer“ nationalistisch zusammen<br />

forum.wissenschaft<br />

Grenzen sprengen<br />

Theater überwindet traditionelle Weiblichkeitsbilder spielend<br />

diplom.arbeit<br />

Privat: Eintritt erwünscht!<br />

Feministische Arbeiten werden zunehmend außeruniversitär betreut<br />

dream.project<br />

Spectacular things<br />

Lesbo <strong>2000</strong> in Gent<br />

video.kunst<br />

Feminismus weiter schreiben<br />

Kuratorin Stella Rollig im Gespräch über die Ausstellung <br />

kultur.portrait<br />

Kommen und Gehen<br />

Schauspielerin E. Malovcic über zweite Generation und neue Projekte<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

Ton macht Musik<br />

Musik, die kreativ zu Hörensweisen inspiriert<br />

lese.zeichen<br />

Schulfrauen und Mädchen<br />

Zwei Bücher, die sich mit Mädchen und Bildung ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />

ge.fragt<br />

Crippie, the kyke dyke<br />

Sie war begabt und geschlagen mit einer allzu großen Empfindlichkeit<br />

05<br />

08<br />

10<br />

14<br />

24<br />

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39<br />

42


<strong>an</strong>.<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

04 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13,<br />

Fax: DW 20, e-mail: <strong>an</strong>.schlaege@chello .at<br />

Redaktionskollektiv: Verena Fabris/vab (Koordination, DW 13),<br />

Angela Heissenberger/AH, Gabi Horak/GaH (DW 15),<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n/kek, Helg P<strong>an</strong>kratz/hp (Termine, DW 14);<br />

Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner/sc (DW 14), Beate Soltész/sol<br />

IInserate, PR: Tina Ludescher (DW 15)<br />

Ständige Mitarbeiterinnen: Kathy Bryla/KB, Gabi Horak/GaH,<br />

Barbara Luger/balu<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Angela Schwarz, Barbara Fröhlich,<br />

Ursula Herm<strong>an</strong>n, Cornelia Kogoj, Katharina Pewny,<br />

Charlotte Eckler, Lisa Rosenblatt, Rike Fr<strong>an</strong>k,<br />

Ilse M. Seifried, Evi Schmitt/Mo, Isabel Segrelles /is<br />

<strong>an</strong>.sage: Verena Pawlowsky, Silvia Stöger<br />

grau.zone: Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner<br />

heim.spiel: Angela Heissenberger<br />

wyber.space: Beate Soltész<br />

ge.fragt: Elke Koch<br />

<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g: Ilse Kilic<br />

plus.minus: Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Cartoons: Gabi Szekatsch, Klaudia W<strong>an</strong>ner<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Fotos: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Archiv, Magadlena Blaszczuk, Pez Hejduk,<br />

Michaela Bruckmüller, Margarete Neundlinger,<br />

Angela Heissenberger, Eva Weissenberger, M. Rollig,<br />

Polyfilmverleih<br />

Coverfoto: Magdalena Blaszczuk<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: Beate Schachinger<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft:„Personal Best“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/00<br />

Professionelles Herz<br />

D<strong>an</strong>ke für die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Großes Lob<br />

von mir und Gabriele: professionell und<br />

mit Herz, das findet frau selten.<br />

Betrifft: Probenummer<br />

Zu jung<br />

Gabi, Graz<br />

D<strong>an</strong>ke fürs probieren dürfen, aber ich<br />

fühle mich zu jung für eure Zeitschrift –<br />

schade, aber scheinbar bin ich mit meinen<br />

20 Jahren in einem Zwischenalter<br />

und es gibt nichts Passendes. Trotzdem<br />

weiterhin alles Gute!<br />

Betrifft: Nicht nur Kremser Senf<br />

Jeder Millimeter<br />

Sarah Schubert, Köln<br />

Da sitz’ ich in Edinburgh und gönn’ mir<br />

ein kühles Bier. Aus der Dose, die<br />

Grünen hier oben sind nicht echt etabliert.<br />

Jedesmal, wenn ich aus dem Geschäft<br />

ohne Plastiksackerl die 100 m<br />

nach Hause gehen will, krieg’ ich<br />

„bedauernswert“ Blicke.<br />

Ich hab gerade Besuch aus Wien<br />

und der hat meinem „Nur Kremser Senf<br />

bitte“-Mitbringwunsch auch noch den<br />

Falter und die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> zugefügt.Wie<br />

gut das tut! Sonntagmorgen: Kaffee,<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>. Es tut so gut zu sehen, daß<br />

die Welt sich weiter dreht, aber mir nicht<br />

fremd wird. Gesichter auf Fotos freudige<br />

Erregung hervorrufen – d<strong>an</strong>ke für das<br />

„Mar<strong>an</strong>t<strong>an</strong>a“-Foto in „Personal Best“!<br />

Schön euer neues Layout: jeder<br />

Millimeter zählt!<br />

Weiter, weiter, immer weiter. K<strong>an</strong>n<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> ein Stück Heimat sein?<br />

Das fragt sich Eure Uschi<br />

Betrifft:„Mit zehn erwachsen“ in <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/00<br />

Differenzierung gefragt<br />

Zunächst einmal möchte ich Euch die<br />

gebührende Anerkennung zollen für<br />

Euren Artikel zu (Kinder)Sextourismus in<br />

der letzten Nummer. Ihr habt Euch damit<br />

<strong>an</strong> ein komplexes Thema gewagt. Komplex<br />

denke ich ist das Thema deswegen,<br />

weil sich hier verschiedene Fragen und<br />

Problematiken verknüpfen: ökonomisches<br />

Nord-Süd-Ausbeutungsverhältnis<br />

mit internationaler Arbeitsteilung mit<br />

Exotismus mit Sexismus mit der Frage,<br />

wie Prostitution zu bewerten sei, mit Sexualitätsverständnis<br />

mit Arbeitsbegriff<br />

mit Opferdiskurs mit Klischees ...<br />

Gerade wegen dieser Komplexität<br />

halte ich persönlich es für ratsam, zwischen<br />

Kindersextourismus und „Erwachsenen“-Sextourismus<br />

zu trennen.<br />

Mir schienen die beiden Problematiken<br />

in Eurem Artikel zu sehr vermischt.<br />

Warum hier differenziert werden<br />

soll? Erwachsene Frauen sind nicht einfach<br />

Opfer von Sextouristen, von ökonomischen<br />

Umständen, von Zuhältern, die<br />

sie zu einer Arbeit verführen, die sie gar<br />

nicht machen wollen. Erwachsene Frauen<br />

treffen eine bewußte Entscheidung für<br />

Sextourismus als Überlebensstrategie –<br />

wie eingeschränkt auch immer der Rahmen<br />

Ihrer Möglichkeiten ist.Was nicht<br />

heißt, dass es hier keine individuelle oder<br />

strukturelle Ausbeutung gäbe, die es zu<br />

benennen gilt (wie bei <strong>an</strong>deren Jobs – etwa<br />

in der exportorientierten Billiglohnwirtschaft<br />

auf den Philippinen – auch).<br />

Trotzdem: Ich denke, diese Frage der Freiwilligkeit<br />

und der Wahl einer Überlebensstrategie<br />

marktiert einen wesentlichen<br />

Unterschied zum Frauenh<strong>an</strong>del auf der<br />

einen und zum Kindersextourismus auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite, einen Unterschied, der<br />

<strong>an</strong>dere <strong>an</strong>alytische Fragestellungen und<br />

Positionen sowie <strong>an</strong>dere politische Forderungen<br />

und Strategien mit sich bringt.<br />

Maria Katharina Moser


Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

M<strong>an</strong>che lieben’s heiß<br />

Ausgerechnet unter der Überzeile „Good News“<br />

stimmte Helmut A. G<strong>an</strong>sterer im profil Nr. 30 vom<br />

24. Juli einen Grabges<strong>an</strong>g <strong>an</strong>, zum Thema „Das<br />

Schweigen der Emma – die seltsame Stille der Frauenbewegung“.<br />

Ein Text, der bei so gut wie jeder<br />

Feministin zumindest Kopfschütteln auslösen mußte. Daß<br />

m<strong>an</strong>che es nicht beim Kopfschütteln bewenden ließ, sondern<br />

auch schriftlich reagiert hat, zeigten in der Folgenummer<br />

des „profil“ zahlreiche Leserinnenbriefe und eine<br />

passende Replik von Elfriede Hammerl.<br />

Auch ich habe den Kopf geschüttelt. Aber ich war skeptisch,<br />

ob G<strong>an</strong>sterers Text öffentlichen Protest und die unbezahlte<br />

PR, die das gleichzeitig immer auch bedeutet, wirklich<br />

verdient hat. Ob nicht schweigendes Hinweggehen <strong>an</strong>gemessen<br />

sei, und die gar nicht so sehr versteckten Intentionen<br />

seines – zugegeben, von rauhem Chauvi-Charme gekennzeichneten<br />

– Flirt-Spiels durch eine kalte Schulter<br />

besser durchkreuzt werden könnten. – So wie ich den Text<br />

verst<strong>an</strong>den habe, ist er ja in erster Linie ein Aufruf (fast Hilferuf)<br />

<strong>an</strong> Feministinnen, ihm wieder einen Reiz zu bieten, den<br />

er so sehr vermißt: Unsere Glut und Hitzigkeit und Feurigkeit<br />

urgiert der M<strong>an</strong>n, und beklagt sich über unsere „Kälte“ – wobei<br />

er sogar so weit geht, Todessymbolik <strong>an</strong>klingen zu lassen.<br />

Da wir wissen, daß wir alles <strong>an</strong>dere als tot sind, k<strong>an</strong>n das<br />

durchaus auch als ein dramatisierendes Lamento darüber<br />

gelten, daß feministische Frauen heutzutage – gegenüber<br />

Männern a la G<strong>an</strong>sterer – g<strong>an</strong>z schön „cool“ bleiben können.<br />

Auf die Frage,„was will der M<strong>an</strong>n mit diesem Text?“<br />

f<strong>an</strong>d ich auch nach mehrmaligem Lesen seiner widersprüchlichen<br />

Ansammlung von Unkenrufen und Bewertungsnoten<br />

immer wieder nur diese eine Antwort: Unter<br />

dem Motto „Liebt mich oder haßt mich, aber laßt mich nicht<br />

unbeachtet im Winkerl stehen“, Frauen provozieren will er.<br />

Seinen Narzißmus sollen sie bedienen. Sich mit ihm und<br />

seinem Text beschäftigen. Selbst wenn sie seinen Text bloß<br />

zerpfücken sollten und ihn, den Verfasser,„per e-mail prügeln“<br />

(Originalzitat G<strong>an</strong>sterer), zu welchem Zweck sogar<br />

seine private e-mailadresse am Ende seines Kommentars zu<br />

finden war!! – Und zwar interessieren ihn für dieses Spiel<br />

nicht irgendwelche Frauen, sondern g<strong>an</strong>z besonders jene,<br />

die widerspenstig sind, schwierig, kurz: Feministinnen.<br />

Auf den G<strong>an</strong>sterer-Text inhaltlich ernsthaft einzugehen<br />

ist bei der Oberflächlichkeit und Sprunghaftigkeit, die er<br />

vorlegt, etwas zu viel verl<strong>an</strong>gt. Es scheint ein echter Bauchschuß-Text<br />

zu sein: ein Schnellschuß aus dem Bauch heraus,<br />

für den ich keine <strong>an</strong>dere realistische Erklärung finde, als daß<br />

ihm fad im Kopf war, und er schnell etwas absondern und<br />

dem profil mailen mußte, g<strong>an</strong>z ohne Recherche-Aufw<strong>an</strong>d –<br />

vielleicht unter großem Zeitdruck.<br />

Hat er diesen Text im Halbschlaf geschrieben? Ist er<br />

kr<strong>an</strong>k? Überarbeitet? Geht es ihm nicht gut? fragt sich die<br />

Leserin unwillkürlich: Oder wurde die Stringenz erst beim<br />

Redigieren zerstört? Sinnentstellend zusammengestrichen?<br />

Oder sind gar beim Layout g<strong>an</strong>ze Sätze herausgeflogen<br />

und der Inhalt dadurch einer verstehen- und nachvollziehen<br />

wollenden Logik nicht mehr zugänglich? – Ich weiß<br />

es nicht.<br />

Die linguistische und auf den psychologischen Symbolgehalt<br />

eingehende Analyse bringt da viel mehr. Und sie<br />

führt mich auch zur Überzeugung, daß cool bleiben nicht<br />

gleichbedeutend damit ist, stillzuhalten und sich unwidersprochen<br />

Frechheiten bieten zu lassen:<br />

Es ist nicht schweigend zu tolerieren, wenn einer sich<br />

einer Sprachsymbolik bedient, in der „zänkische Drachen“<br />

für die Feministinnengeneration der siebziger- und achtziger<br />

Jahre steht, und Initiativen, die mittlerweile auch im Internet<br />

feministischen Raum geschaffen haben, als „Web-<br />

Sekten“ abget<strong>an</strong> werden.<br />

Passend zu der von spöttelndem Tonfall nur unzureichend<br />

kaschierten Haßliebe, die sich in solchem Vokabular<br />

m<strong>an</strong>ifestiert, gelten die Sympathiebekundungen den geopferten<br />

und sich selbst aufopfernden Frauen aus verg<strong>an</strong>genen<br />

Epochen: verbr<strong>an</strong>nte Hexen, Suffragetten, die sich einsperren<br />

und erschlagen ließen. Unter den Lebenden stilisiert<br />

er besonders liebevoll „alleinverdienende und alleinerziehende<br />

Mütter“ zu „stillen Heldinnen“, die „im Regen<br />

stehen“, als prädestinierte Objekte seiner männlichen Fürsorge.<br />

Die gegenwärtige Frauenbewegung hingegen ist ihm<br />

„zu schwach“. Und er erklärt uns auch, warum:„Weil den<br />

Frauen die Freunde fehlen“.<br />

Eine Frauenbewegung, die einen Freund wie diesen hat,<br />

braucht überhaupt keine Feinde mehr. ❚<br />

<strong>an</strong>.spruch<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 05


österreich<strong>an</strong>.riss<br />

frauenklebenfest<br />

Schön wars!<br />

Ein rauschendes Fest gab der Verb<strong>an</strong>d feministischer Medien am<br />

30. Juni im FrauenMädchenLesben-Zentrum in Wien. Zahlreiche Frauen<br />

kamen, um mit uns zu feiern und sich solidarisch zu zeigen <strong>an</strong>gesichts<br />

der blau/schwarzen Definition von Medien- und Frauenpolitik. Doch in<br />

dieser Nacht überwog auf jeden Fall die Freude am gemeinsamen Essen<br />

und Trinken und Raten und Gewinnen. So war die Tombola um Mitternacht<br />

bestimmt einer der Höhepunkte, denn es gab wahnsinnig tolle<br />

Preise mit nachhause zu nehmen. An dieser Stelle neidvolle Grüße <strong>an</strong><br />

eine glückliche Gewinnerin, die sich gerade im himmelblauen Hängesessel<br />

entsp<strong>an</strong>nt. Aber die Hauptpreise in Form von Jahresabos für die<br />

einzelnen Zeitschriften ließen sich auch sehen und haben vor allem die<br />

eindeutige Botschaft: Die feministischen Medien Österreichs brauchen<br />

jedes Abo! GaH<br />

Jeden Sonntag fünf Pokemons<br />

zum ausschneiden!<br />

(Radiowerbung für die „Krone“)<br />

Okay, also: Zeitung gekauft, Schere<br />

genommen: ... Wolf Martin, Staberl,<br />

Nenning, Telemax, Weidinger, Prüller,<br />

Herr Strudl ... Huch! – Da sind ja viel<br />

mehr als fünf „Pocket-Monster“ zum<br />

Ausschneiden drin!<br />

06 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

plus.minus<br />

Die drei Waisen<br />

g esundheitsförderung<br />

Preis-Wert<br />

Sigrid Löffler, Literaturkritikerin<br />

Plötzlich war im Juli das „Literarische<br />

Quartett“ ein Trio; die Männer durch Löfflers<br />

Wegg<strong>an</strong>g verwaist.<br />

In der Quartett-Inszenierung von Literaturkritik,<br />

die immer wieder mit einer nur noch als<br />

notorisch zu bezeichnenden Inszenierung des<br />

Geschlechterverhältnisses einherging, hat<br />

Löffler die Rolle der „Frau“ mit viel Würde ausgefüllt.<br />

Sich nicht länger von Reich-R<strong>an</strong>icki als<br />

„prüde“ und „widerliches Weib“ beflegeln zu<br />

lassen ist auch unter diesem Aspekt ein über<br />

den Rahmen des individuellen hinausgehendes<br />

Zeichen, daß es selbst für die aufgeblasenste<br />

männliche Selbstgefälligkeit Grenzen gibt. (+)<br />

Die Stadt Wien vergibt am 1. Oktober erstmals den Frauengesundheitspreis<br />

für Projekte aus den Bereichen Medizin, Pflege und Sozialarbeit. Auch<br />

Selbsthilfegruppen, die sich speziell der Gesundheitsförderung und Unabhängigkeit<br />

von Frauen in höherem Alter widmen sollen prämiert werden.<br />

Die Preise betragen zwischen ats 15.000 und 45.000. Ein JournalistInnenpreis<br />

(bis ats 30.000) für fundierte und sachliche Berichterstattung über<br />

Gesundheitsthemen für ältere Frauen wird ebenfalls vergeben. is<br />

Ausschreibungsunterlagen bei B&K Kommunikation, Brigitte Schmidhuber, Thurngasse 8/16, 1090 Wien, T. 01/3194378-34,<br />

schmidhuber@medienbuero-wien.at, Einreichschluß ist der 10. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>.<br />

fest<br />

Kinder, die zwei Muttis haben<br />

Am 17. <strong>September</strong> ver<strong>an</strong>staltet die HOSI-Familienrunde ein Kinderfest.<br />

Die Idee zur Party für die Sprößlinge lesbischer Frauen und schwuler<br />

Männer stammt von einem achtjähriger Knirps, der mit seinen zwei<br />

Papis eines Sonntags vor der Tür der HOSI st<strong>an</strong>d, und wissen wollte:„Wo<br />

sind denn die <strong>an</strong>deren Kinder, die zwei Papas oder zwei Mamas haben?“<br />

Auf der ersten HOSI-Kinderparty gibt es ein Gratis-Kinderbuffet und eine<br />

Tombola bei der viele interess<strong>an</strong>te Spiele zu gewinnen sind. Mitzubringen<br />

sind ats 50,– Unkostenbeitrag, gute Laune und, wenn möglich, die<br />

lesbischen bzw. schwulen Oldies. Ob sich in der Folge eine schwul-lesbische<br />

Elterngruppe, Kindergruppe oder ähnliches entwickelt, will Brigitte<br />

von der Familienrunde noch nicht vorhersagen.„Möglich wär‚s“, meint sie,<br />

„und sicher wünschenswert und bei uns jederzeit willkommen.“ hp<br />

Kinderfest: 17.9., 15.00 Uhr, HOSI-Zentrum, Wien 2., Novaragasse 40, T. 01/ 216 66 04. Brigitte ist jeden Di und Mi<br />

ab 20.00 Uhr, jeden 1. So im Monat ab 14.00 in der HOSI erreichbar.<br />

plus.minus Reaktionen und Anregungen <strong>an</strong> die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff: „plus.minus“<br />

Die drei Weissen<br />

Österreichische NGOs<br />

Daß die drei Besucher, die Ende Juli die Lage in<br />

Österreich erkundeten, alle selbst der privilegierten<br />

weißen männlichen Politikerkaste<br />

<strong>an</strong>gehörten, ist nicht verwunderlich. Da sie<br />

aber fast ausnahmslos nur ebensolche Gesprächspartner<br />

empfingen, drohten Auskünfte<br />

von Frauen und Minderheiten zur Menschenrechtssituation<br />

und dem „Wesen der FPÖ“ ein<br />

weißer Fleck auf ihrer Informations-L<strong>an</strong>dkarte<br />

zu bleiben. Die außerparlamentarische Opposition<br />

hat erreicht, daß nun auch VertreterInnen<br />

von SOS Mitmensch, amnesty international,<br />

Frauenorg<strong>an</strong>isationen und der Homosexuellen<br />

Initiative <strong>an</strong>gehört werden. (+)


f rauenhäuser<br />

Zuwachs<br />

Im Süden Wiens wird ein viertes Frauenhaus eingerichtet (Baubeginn<br />

2001). Insgesamt ats 90 Millionen werden von der Stadt für die<br />

Adaptierung eines bereits bestehenden Gebäudes sowie einen<br />

Neubau, in den ein <strong>an</strong>deres Wiener Frauenhaus übersiedeln wird, aufgewendet.<br />

Im neuen Haus „werden in Zukunft 160 Plätze für Frauen<br />

und Kinder zur Verfügung stehen“, so die Frauenstadträtin Renate<br />

Brauner. Derzeit können in den Wiener Frauenhäusern etwa 100 Plätze<br />

pro Tag <strong>an</strong>geboten werden. 393 Frauen und 365 Kinder konnten im<br />

Vorjahr untergebracht werden. „Wir haben l<strong>an</strong>ge gehofft, daß wir kein<br />

viertes Frauenhaus brauchen“, erklärte Brauner. Doch Tatsache ist, daß<br />

bereits letztes Jahr 360 Frauen aus Platzm<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> <strong>an</strong>dere Einrichtungen<br />

verwiesen werden mußten.<br />

31% der Frauen kehrten nach ihrem Frauenhausaufenthalt nach<br />

eigenen Angaben zum Mißh<strong>an</strong>dler zurück. Zurückkehren bedeutet<br />

aber nicht unbedingt immer eine Fortsetzung der Mißh<strong>an</strong>dlungen.<br />

Laut dem Tätigkeitsbericht der Frauenhäuser 1999 k<strong>an</strong>n bereits eine<br />

kurzfristige Trennung sowie die Erfahrung der Frauen, im Frauenhaus<br />

Schutz und Unterstützung zu finden, ihre Position stärken und so eine<br />

Veränderung in der Beziehung bewirken.<br />

Die Wiener Frauenhäuser gewährleisten telefonische Erreichbarkeit,<br />

Unterstützung und Zufluchtmöglichkeit rund um die Uhr.<br />

Frauen erhalten Hilfestellung unabhängig von ihrer Nationalität, ob<br />

sie über Geld, Dokumente oder Beweismittel für ihre Mißh<strong>an</strong>dlung<br />

verfügen. Kriterium für die Unterstützung ist einzig die Aussage der<br />

Frau über ihre Gefährdung und ihre Gewalterfahrung. Der Verein<br />

Wiener Frauenhäuser betreibt derzeit drei Frauenhäuser und eine<br />

Beratungsstelle. is<br />

Verein Wiener Frauenhäuser, Weinheimergasse 4/5, 1160 Wien, T. 485 30 30<br />

kongreß<br />

Feministischer Widerst<strong>an</strong>d<br />

Tag für Tag müssen wir mitverfolgen, daß die FPÖVP-Regierung kein<br />

Interesse <strong>an</strong> eigenständigen, existenzsichernden Lebensperspektiven<br />

von Frauen/Lesben hat, Arbeitnehmerinnenrechte abbaut, Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

zu Sündenböcken abstempelt und generell ein Klima schafft, in<br />

dem rassistische und sexistische Gewalt massiv zunehmen.<br />

Aus diesem Grund haben sich Frauen aus verschiedenen Arbeitszusammenhängen<br />

(u.a. Frauenreferat der ÖH, Österreichisches Frauenforum<br />

Feministische Theologie, Netzwerk österreichischer Frauenund<br />

Mädchenberatungsstellen und LEFÖ-Lateinamerik<strong>an</strong>ische Emigrierte<br />

Frauen in Österreich) entschlossen, den Feministischen Widerst<strong>an</strong>dskongreß<br />

zu org<strong>an</strong>isieren.<br />

Alle politisch feministisch interessierten Frauen sind eingeladen<br />

beim Kongreß am 7. Und 8. Oktober gemeinsam die aktuelle politische<br />

Situation zu <strong>an</strong>alysieren und widerständiges H<strong>an</strong>deln weiterzuentwickeln.<br />

Alles, was frau für besprechenswert hält, hat Platz! vab<br />

Feministischer Widerst<strong>an</strong>dskongreß, Sa 7.10. <strong>2000</strong>, 10-19 Uhr, So 8.10., 10-17 Uhr<br />

Ideen für den Feministischen Widerst<strong>an</strong>dskongreß können bis 20. <strong>September</strong> geschickt werden <strong>an</strong>:<br />

Feministischer Widerst<strong>an</strong>dsrat, FMLZ, Währingerstr. 59/6, 1090 Wien, Fax: o1/408 50 57.<br />

Anmeldung für den Kongreß bis 2. Oktober bei ÖH Frauenreferat, Lichtensteinstr. 13, 1090 Wien,<br />

e-mail: feministischer Widerst<strong>an</strong>dskongreß@frauenweb.at,<br />

Frauen, die Betreuung für ihre Kinder brauchen, mögen sich bis 25. <strong>September</strong> <strong>an</strong>melden.<br />

<strong>an</strong>.ruf<br />

Bettina Stadlbauer im Gespräch mit Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Heißer Herbst<br />

<strong>an</strong>.rissösterreich<br />

Die Ankündigung einer großen Frauendemo für Jahresende wurde mit<br />

Interesse aufgenommen. W<strong>an</strong>n genau soll sie denn stattfinden?<br />

Den genauen Termin gibt es noch nicht, k<strong>an</strong>n es auch noch gar nicht<br />

geben. Die Kundgebung und auch der Zeitpl<strong>an</strong> wird sich erst durch<br />

die Gespräche mit Frauenorg<strong>an</strong>isationen und Initiativen konkretisieren.<br />

Das erste Koordinationstreffen gibt es Ende <strong>September</strong>. Dazu sind alle<br />

Fraueninitiativen eingeladen: Vertreterinnen von autonomen Frauenprojekten,<br />

von kirchlichen Org<strong>an</strong>isationen, von Parteien....<br />

Soll es wirklich eine Org<strong>an</strong>isationsplattform von Frauen quer durch alle<br />

Parteien sein? – Genauer gefragt: Sind auch Vertreterinnen der gegenwärtigen<br />

Koalitionspartein zur Teilnahme eingeladen?<br />

Wir werden sie schon <strong>an</strong>sprechen; also jedenfalls nicht ausgrenzen.<br />

Die ersten Reaktionen sprechen aber nicht gerade dafür, daß ausgerechnet<br />

Repräsent<strong>an</strong>tinnen der Regierung gegen die Frauenpolitik<br />

der Regierung auf die Straße gehen werden.<br />

Die erste Mitteilung in der Zeit im Bild könnte bei vielen Frauen den<br />

Eindruck erweckt haben, daß ihnen „über die Medien ausgerichtet“ wird,<br />

sie sollen demonstrieren kommen ...<br />

Die Reaktionen am Tag der Ausstrahlungen haben auf mich nicht<br />

gewirkt, als ob das so <strong>an</strong>gekommen wäre. Es gab sehr viele positive<br />

Reaktionen. Vor allem von Frauen aus den Bundesländern, sowohl<br />

innerhalb der Partei als auch einfach von Frauen auf der Straße.<br />

Und die negativen Reaktionen?<br />

Wie üblich: daß wir gegen Männer hetzen, Gräben aufreißen, Familienfrieden<br />

stören ... die typischen Anwürfe gegen fortschrittliche Frauenpolitik.<br />

Von der ÖVP-Genralsekretärin kommen solche. Und Theresia<br />

Zierlers Reaktion geht schon beinahe in Richtung persönlicher Diffamierung:<br />

Prammer wolle Frauen vor den Parteikarren sp<strong>an</strong>nen usw.<br />

Hat sie unrecht?<br />

Ja. Wir meinen das so, wie es auch Prammer von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> betont hat.<br />

Daß wir Frauen auf keinen Fall parteipolitisch vereinnahmen wollen.<br />

Sondern wir wollen unsere Möglichkeiten zur Verfügung stellen: Für die<br />

Artikulation des vorh<strong>an</strong>denen breiten Protestes gegen den massiven<br />

konservativen Trend in der gegenwärtigen Frauenpolitik.<br />

Bettina Stadlbauer ist Bundes Frauensekretärin der SPÖ.<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 07


politikösterreichmedien<br />

08 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

q<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> auf<br />

Die Gegenöffentlichkeiten in der ohnehin durch<br />

Monopole und Konzentration gekennzeichneten<br />

Medienl<strong>an</strong>dschaft Österreichs sollen systematisch<br />

zerstört werden. Von Verena Fabris<br />

„Ich bin völlig entgegengesetzter<br />

Meinung wie Sie, aber<br />

ich würde mein Leben dafür<br />

einsetzen, daß Sie Ihre Meinung<br />

frei äußern können.“<br />

Nicht nur Generationenministerin Elisabeth<br />

Sickl zitiert gerne Voltaire, wenn<br />

sie die vorgebliche Toler<strong>an</strong>z ihrer Partei<br />

gegenüber kritischen Stimmen betonen<br />

will. Auch Infrastrukturminister Michael<br />

Schmid hat denselben Zitatenschatz<br />

parat, wenn er eine Anfragebe<strong>an</strong>twortung<br />

im Bundesrat zur Streichung des<br />

begünstigten Postvers<strong>an</strong>dtarifs mit den<br />

Worten beginnt:„Auch wenn ich nicht<br />

ihrer Meinung bin, werde ich mich immer<br />

dafür einsetzen, daß sie diese frei<br />

äußern können.“ – Alle Pläne der<br />

Bundesregierung zeigen das Gegenteil:<br />

Kritische Stimmen sollen durch Zensur<br />

und fin<strong>an</strong>zielles Aushungern mundtot<br />

gemacht werden.<br />

Machtrausch. Den Druck, den FPÖ und<br />

ÖVP ausüben, haben Edith Meinhart<br />

und Ulla Schmid in einem Profil-Artikel<br />

eingehend beschrieben: Mißliebige<br />

Medien bekommen keine Interviewtermine,<br />

sogar Basisinformationen werden<br />

ihnen mitunter mit der Bemerkung verweigert:„Macht<br />

ein paar nette Geschichten<br />

über uns, d<strong>an</strong>n reden wir<br />

weiter.“ Einzelne JournalistInnen werden<br />

auch gezielt eingeschüchtert. So wurde<br />

St<strong>an</strong>dard-Redakteurin Katharina<br />

Krawagna-Pfeifer – eine der wenigen<br />

malestream-JournalistInnen, die sich<br />

noch trauen, FPÖ-kritische Analysen zu<br />

publizieren, von Wolfg<strong>an</strong>g Schüssel mit<br />

den Worten gemaßregelt:„Sie sind Leiterin<br />

des Innenpolitik-Ressorts einer<br />

wichtigen Tageszeitung. Übernehmen<br />

Sie doch nicht die Kampfparolen der<br />

Gewerkschaft.“ Krawagna-Pfeifer hatte<br />

bloß gefragt:„Was sagt die Regierung<br />

zu den ÖGB-Vorwürfen, wonach der<br />

Sparkurs eine soziale Schieflage fördere.“<br />

Andere wurden wegen ihrer kritischen<br />

Dist<strong>an</strong>z zur FPÖ nicht nur gemobbt,<br />

sondern schlichtweg rausgeschmissen.<br />

Die ehemalige Bundessprecherin<br />

des Liberalen Forums, Heide<br />

Schmidt moderierte nach ihrem Ausstieg<br />

aus der Politik eine Talkshow beim<br />

Privatsender ATV. Nach nur wenigen<br />

Wochen wurde sie gekündigt. Ihr lapidarer<br />

Kommentar dazu im dieSt<strong>an</strong>dardchat:„ATV<br />

wollte die Trennung, weil sie<br />

terrestrische Frequenzen brauchen und<br />

dafür offenbar auch das Wohlwollen<br />

der FPÖ, diese hat aber die Sendung mit<br />

mir boykottiert.“ Astrid Zimmerm<strong>an</strong>n,<br />

Vorsitzende der JournalistInnengewerkschaft,<br />

bestätigt:„Mit einer Moderatorin<br />

Heide Schmidt wären die Ch<strong>an</strong>cen,<br />

eine Frequenz zu bekommen, praktisch<br />

null gewesen.“<br />

Wirtschaftskeule. Nicht nur verbale<br />

Attacken und Zensur müssen JournalistInnen<br />

über sich ergehen lassen, auch<br />

die wirtschaftliche Keule wird geschwungen:<br />

Seid ihr nicht brav, d<strong>an</strong>n<br />

bekommt ihr kein Geld von uns. – Eine<br />

Taktik, die ÖVP und FPÖ immer schon<br />

<strong>an</strong>w<strong>an</strong>dten. Erinnert sei in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> die Nicht-Gewährung<br />

der Publizistikförderung im Jahr 1994<br />

für fünf als linksradikal und terroristisch


Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k<br />

diffamierte Medien, darunter übrigens<br />

auch die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.<br />

Bereits das bestehende Förderungssystem<br />

Allgemeine und Besondere<br />

Presseförderung für Tageszeitungen<br />

und Wochenmagazine und eine weitaus<br />

geringere Publizistikförderung für<br />

alle <strong>an</strong>deren periodisch erscheinenden<br />

Zeitschriften, benachteiligt alternative<br />

Medien, die keine werbewirksamen<br />

Kaufblätter sein wollen, sondern denen<br />

LeserInnenorientierte kritische Berichterstattung<br />

am Herzen liegt. 1999 wurden<br />

acht Tageszeitungen mit einer Gesamtsumme<br />

von 165 Mio Schilling<br />

durch die Besondere Presseförderung<br />

gefördert. Zum Vergleich: Die Publizistikförderung<br />

für drei feministische<br />

Medien betrug gerade einmal <strong>an</strong> die<br />

140.000 Schilling.<br />

Post ade. Bisher wurden Printmedien<br />

auch über den begünstigten Postervers<strong>an</strong>dtarif<br />

indirekt subventioniert. Ab<br />

2002 wird es dafür keine Förderungen<br />

von Seiten des Staates mehr geben. Die<br />

Post reagiert mit einer 15%igen Erhöhung<br />

(voraussichtlich) ab <strong>September</strong><br />

<strong>2000</strong>, im Jänner 2001 folgen d<strong>an</strong>n weitere<br />

15% Verteuerung. Im Jahr 2002<br />

wird es laut Aussagen des Post-Sprecher,<br />

Michaele Homula,„keinen Postzeitungsdienst<br />

mehr geben.“<br />

Was als Strukturmaßnahme im Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

mit der Privatisierung der<br />

Post verkauft wird, könnte vielen Medien<br />

das Genick brechen: Allein die österreichischen<br />

Tageszeitungen müssen<br />

d<strong>an</strong>n nach den Berechnungen des Verb<strong>an</strong>des<br />

Österreichischer Zeitungen <strong>an</strong><br />

die 400 Millionen Schilling mehr <strong>an</strong> die<br />

Post überweisen. Hochauflagige, kommerzielle<br />

Zeitungen und Zeitschriften<br />

können sich allerdings eventuell eigene<br />

Vertriebssysteme aufbauen oder bestehende<br />

Vertriebssyteme der Mediaprint<br />

nutzen – zumindest im städtischen Bereich.<br />

Anders ist die Situation für Alternativmedien.<br />

Für viele k<strong>an</strong>n die Streichung<br />

des begünstigten Postvers<strong>an</strong>dtarifs<br />

den Todestoß bedeuten.<br />

Einsparungspotential für die Regierung<br />

ist hier übrigens kaum vorh<strong>an</strong>den:<br />

Die Zahl der beförderten Exemplare von<br />

Alternativzeitungen beträgt nach Berechnungen<br />

der Vereinigung alternativer<br />

Zeitungen etwa 1,67 Promille (!) der insgesamt<br />

beförderten Zeitungen und<br />

Zeitschriften (geschätzte 1,5 Millionen<br />

von 900 Millionen Exemplaren).<br />

Feminismus hallo. „Das flickt kein Budgetloch,<br />

löscht aber eine feministische Gegenöffentlichkeit<br />

aus – und diese zuerst,<br />

da sie am ungeschütztesten ist!“<br />

betonen die AUF-Frauen im diest<strong>an</strong>dard-Interview.<br />

Für Medien, die unter<br />

1000 Stück versenden, fällt der begünstigte<br />

Vers<strong>an</strong>dtarif schon ab <strong>September</strong><br />

gänzlich weg. Zeitschriften mit einem<br />

spezifischen Leserinnenkreis wie zum<br />

Beispiel „Der Apfel. Rundbrief des Österreichischen<br />

Frauenforums Feministische<br />

Theologie“ haben jedoch eine geringere<br />

Auflage. „Die Situation der kleinen<br />

und vor allem auch der feministischen<br />

Medien geht in der öffentlichen<br />

Diskussion völlig unter“, sagt APFEL-Redakteurin<br />

Maria Moser.<br />

Die Org<strong>an</strong>isatorInnen (Radio FRO)<br />

des Free Speech-Camp im Rahmen der<br />

ArsElectronica <strong>2000</strong> zum Internationalen<br />

Aktionstag der Freien Medien am 7.<br />

<strong>September</strong> jedenfalls haben sich keine<br />

Ged<strong>an</strong>ken über feministische Medien<br />

gemacht. „Es ist über feministische Inhalte<br />

nicht diskutiert worden“, gibt<br />

Alex<strong>an</strong>der Baratsits von Radio FRO zu.<br />

Die freien Radios sind übrigens selbst<br />

massiv von den Sparmaßnahmen der<br />

Regierung betroffen und müssen mit<br />

Budgetkürzungen von 75% ums Überleben<br />

kämpfen. „Früher gab es im NGO-<br />

Bereich zumindest noch im Bund Ansprechpartner,<br />

jetzt fällt das auch weg“,<br />

klagt Angelika Hödll vom Kärntner<br />

Volksgruppenradio AGORA (vgl zur Situation<br />

de Volksgruppenradios S. 16ff in<br />

dieser Nummer).<br />

SP-Bundesrätin Melitta Trunk<br />

bemerkt in ihrer Anfrage <strong>an</strong> den Infrastrukturminister<br />

richtig:„Die nun gepl<strong>an</strong>te<br />

Änderung stellt einen eklat<strong>an</strong>ten<br />

Angriff auf die demokratische<br />

Artikulationsmöglichkeit aller Fraueninitiativen,<br />

-projekte und vereine dar.<br />

G<strong>an</strong>z besonders ist zu befürchten, auf<br />

Grund der Äußerungen von VP- Klubobm<strong>an</strong>n<br />

Dr. Khol, daß von der Existenzbedrohung<br />

durch die Abschaffung der<br />

Subventionierung des Postvers<strong>an</strong>des<br />

vor allem jene Gruppen betroffen sind,<br />

die einen moderne offensive Frauenpolitik<br />

betreiben.“<br />

Kein Dividieren. Die Bedrohung unserer<br />

feministischen medialen Gegenöffentlichkeit<br />

ver<strong>an</strong>laßte einige in Wien erscheinende<br />

feministische Printmedien<br />

zu einem gemeinsamen Vorgehen. Seit<br />

April <strong>2000</strong> treffen sich acht feministische<br />

Medien ein bis dreimal monatlich,<br />

um die Vernetzung vor<strong>an</strong>zutreiben, gemeinsame<br />

Strategien gegen die Rechtsentwicklung<br />

in Österreich zu überlegen<br />

und ein Weiterbestehen der feministischen<br />

Medien in Österreich zu sichern.<br />

Als direkte Reaktion auf die stufenweise<br />

Abschaffung des begünstigten<br />

Postvers<strong>an</strong>dtarifs protestierten die<br />

feministischen Medien mit einem<br />

Aufkleber unter dem Motto „Post it!<br />

Frauen (k)leben <strong>an</strong>ders“ gegen die als<br />

Einsparung verkaufte Maßnahme.<br />

Parallel dazu wurden Frauen via<br />

Mailing-Listen beziehungsweise in den<br />

Zeitschriften aufgefordert, einen von<br />

den feministischen Medien formulierten<br />

Protestbrief <strong>an</strong> die Regierung zu<br />

schicken (vgl <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 5/00) In einem gemeinsamen<br />

Folder sind acht Medien<br />

vertreten, um die Vielfältigkeit der feministischen<br />

Medienl<strong>an</strong>dschaft darzustellen:„Wir<br />

machen viele feministische<br />

Zeitschriften weil (...) wir die einseitige,<br />

heterosexistische Norm aufbrechen,<br />

weil wir uns gegen die Gewalt, die Frauen<br />

und Mädchen tagtäglich <strong>an</strong>get<strong>an</strong><br />

wird, wehren, weil Lesben sich und ihre<br />

vielfältigen Lebensweisen darstellen<br />

(...), weil wir die globalen Machtverhältnisse<br />

hinterfragen.“<br />

Der Folder wurde auf einem Fest<br />

präsentiert.„Frauen kleben FEST“ lautete<br />

die Botschaft. Frauen werden sich auch<br />

in Zukunft kein Blatt vor den feministischen<br />

Mund nehmen. Und vor allem<br />

werden sich die feministischen Medien<br />

nicht von einer divide et impera-Politik,<br />

wie sie die derzeitige Regierung betreibt,<br />

ausein<strong>an</strong>der dividieren lassen. Für die<br />

Zukunft ist <strong>an</strong> eine österreichweite Vernetzung<br />

gedacht, <strong>an</strong> der nicht nur Printmedien,<br />

sondern auch elektronische<br />

Medien teilnehmen sollen. Wir werden<br />

bestimmt nicht Voltaire zitieren, stattdessen<br />

dafür kämpfen, daß wir unsere<br />

Meinung veröffentlichen können. ❚<br />

medienösterreichpolitik<br />

Infos zum Internationalen<br />

Aktionstag der Freien Medien<br />

http://www.fro.at<br />

Infos zur Vereinigung<br />

alternativer Zeitungen und<br />

Zeitungen<br />

http://vaz.mediaweb.at<br />

Verb<strong>an</strong>d der feministischen<br />

Medien:<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong><br />

AUF<br />

Der Apfel<br />

Female Sequences<br />

Frauensolidarität<br />

LILA Schriften<br />

LesbenFrauenNachrichten<br />

nylon<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 09


politikösterreichgewalt<br />

q<br />

Die Daphne Strategie<br />

Die Lesbenberatung Libs lud vom 26. bis 28. Mai <strong>2000</strong> zum ersten Europäischen<br />

Symposium „Gegen Gewalt gegen Lesben“ nach Fr<strong>an</strong>kfurt am Main. ExpertInnen<br />

aus acht europäischen Ländern, darunter auch Österreich, haben die Möglichkeit<br />

zu Vernetzung und Austausch intensiv genutzt. Ein Bericht von Angela Schwarz<br />

Angela Schwarz ist Antidiskriminierungsbeauftragte in Wien<br />

10 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Libs e. V. koordiniert seit November<br />

1999 im Rahmen des<br />

Daphne Aktionsprogramms der<br />

Europäischen Kommission ein<br />

Projekt zu Gewalt gegen Lesben.<br />

Daphne hat die Entwicklung vorbeugender<br />

Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche<br />

und Frauen zum Ziel. In Kooperation mit<br />

der Lesbenberatung Berlin, dem Frauenreferat<br />

der Stadt Fr<strong>an</strong>kfurt und der<br />

Wiener Antidiskriminierungsstelle für<br />

gleichgeschlechtliche Lebensweisen<br />

widmet sich die Fr<strong>an</strong>kfurter Lesbenberatung<br />

konkret der Erstellung von<br />

Präventions- und Interventionskonzepten,<br />

die den g<strong>an</strong>z spezifischen Ausdrucksformen<br />

von Gewalt Rechnung<br />

tragen, mit denen Lesben konfrontiert<br />

sind. Die Gelder dafür kommen – vorläufig<br />

auf ein Jahr terminisiert – von der<br />

Europäischen Kommission und dem<br />

deutschen Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Ziel der Fachtagung im Mai war die<br />

Best<strong>an</strong>dsaufnahme der bisherigen<br />

Erfahrungen mit spezifischer Gewaltprävention,<br />

um so die Voraussetzung<br />

für die Entwicklung weiterführender<br />

Präventionskonzepte zu schaffen.<br />

Sejal Parmar von ILGA Europa (Inter<br />

-national Lesbi<strong>an</strong> <strong>an</strong>d Gay Assoiciation)<br />

gab im Eröffnungsvortrag einen<br />

Überblick über die rechtliche Lage für<br />

Lesben und Schwule in der Europäischen<br />

Union. Die ILGA-Vertreterin zeigte<br />

sich zuversichtlich, daß der seit 1999 in<br />

Kraft befindliche Artikel 13 des Amsterdamer<br />

Vertrages über kurz oder l<strong>an</strong>g eine<br />

bessere rechtliche Absicherung gegen<br />

Diskriminierung bewirken wird.<br />

Aufgrund dieses von allen EU-Ländern<br />

ratifizierten Artikels gegen Diskriminierung,<br />

der auch die Kategorie „sexuelle<br />

Orientierung“ berücksichtigt, hat die<br />

Kommission zwei Richtlinien und ein<br />

weitreichendes Aktionsprogramm ausgearbeitet.<br />

Gewaltbegriff. In der Podiumsdiskussion<br />

„Gewaltbegriff zwischen Feminismus<br />

und Strafrecht“ wurde rasch klar, daß


Fo t o s : M a rg a r e t e N e u n d l i n g e r, Pe z H e j d u k<br />

ein strafrechtlicher Gewaltbegriff, der<br />

ausschließlich auf körperliche Schädigung<br />

ausgerichtet ist, nicht ausreicht,<br />

die Gewalterfahrungen von Lesben zu<br />

erfassen.<br />

Eine Studie der Universität Bielefeld,<br />

die speziell nach dem homophoben<br />

Aspekt <strong>an</strong>tilesbischer Diskriminierung<br />

und Gewalt fragte, kommt zu einem<br />

viel weiter gefaßten Gewaltbegriff.<br />

Stef<strong>an</strong>ie Soine, Mitautorin der Studie,<br />

charakterisiert Gewalt unter Bezugnahme<br />

auf Carol Hagem<strong>an</strong>-White als „Verletzung<br />

der körperlichen und seelischen<br />

Integrität eines Menschen durch einen<br />

<strong>an</strong>deren.“<br />

Laut der Bielefelder Studie waren<br />

98 % der befragten Lesben bereits mindestens<br />

einmal mit Diskriminierung, sexualisierter<br />

oder körperlicher Gewalt<br />

konfrontiert. Auffallend ist, daß viele<br />

körperliche und verbale Angriffe in der<br />

Öffentlichkeit stattfinden und die davon<br />

betroffenen Lesben dennoch in den<br />

seltensten Fällen Polizei oder Justiz einschalten.<br />

Sie haben entweder schon<br />

„schlechte“ Erfahrungen mit der Polizei<br />

gemacht oder befürchten, mit ihrem<br />

Anliegen nicht ernst genommen zu<br />

werden bzw. sich mit homophoben Einstellungen<br />

der Behörden ausein<strong>an</strong>dersetzen<br />

zu müssen.<br />

Ergebnisse. „Die Forschungsergebnisse<br />

machen unmißverständlich klar“, stellt<br />

Stef<strong>an</strong>ie Soine fest,„daß lesbische Lebensweisen<br />

immer noch verschwiegen<br />

werden und daß lesbische Frauen zusätzlich<br />

zu verbalen und psychischen<br />

Abwertungen auch in einem erheblichen<br />

Ausmaß körperlichen Angriffen<br />

ausgesetzt sind, sowie von strukturellen<br />

Benachteiligungen betroffen.“ Aus diesen<br />

in der Studie festgestellten spezifischen<br />

Diskriminierungen leitet sich ein<br />

komplexer Forderungskatalog ab, der in<br />

zwei Richtungen gehen muß:„Zum einen<br />

ist es wichtig“, so Soine,„Strategien<br />

zu formulieren, die sich gezielt gegen<br />

die gesellschaftliche Ignor<strong>an</strong>z gegenüber<br />

lesbischen Frauen richten. Zum <strong>an</strong>deren<br />

sind politische Forderungen uner-<br />

läßlich, die die strukturelle Marginalisierung<br />

von lesbischen Frauen, sowie<br />

die immer noch vorherrschenden<br />

Angriffe auf lesbische Lebensweisen<br />

unterbinden.“<br />

Weitere Arbeitskreise widmeten<br />

sich den Auswirkungen von Gewalt und<br />

Diskriminierung. Schon das Wissen um<br />

das Risiko, aufgrund der lesbischen Lebensweise<br />

zur Zielscheibe von Gewalttätigkeiten<br />

werden zu können, beeinflußt<br />

das alltägliche Leben und auch die<br />

Entwicklung der lesbischen Identität.<br />

Dieses Wissen erschwert vielen Lesben<br />

ihr Coming-out. Aber auch Frauen, die<br />

schon jahrel<strong>an</strong>g offen lesbisch leben,<br />

vermeiden häufig Gefahrensituationen<br />

und nehmen aus Angst vor Übergriffen<br />

und Diskriminierung Einschränkungen<br />

ihres lesbischen Sozial- und Liebeslebens<br />

und damit ihrer Lebensqualität in<br />

Kauf.<br />

Forderungen. Paradoxerweise werden<br />

solche Alltagserfahrungen häufig nicht<br />

als Diskriminierung oder Einschränkung<br />

erlebt. Sie wirken sich aber in der Folge<br />

sehr wohl auf die Gesundheit lesbischer<br />

Frauen negativ aus. Andrea Faulseit<br />

und Karin Müller, Mitarbeiterinnen<br />

der Berliner Lesbenberatung, fordern<br />

daher einerseits die Verhinderung von<br />

Gewalt gegen Lesben durch Aufklärungs-<br />

und Bildungsarbeit, Täterarbeit<br />

und rechtliche Veränderungen und<br />

<strong>an</strong>dererseits adäquate psychosoziale<br />

und juristische Unterstützung für von<br />

Gewalt und Diskriminierung betroffene<br />

Lesben.<br />

Behinderten Lesben wird zudem oft<br />

ihr Recht auf Selbstbestimmung – und<br />

insbesondere auf Sexualität – abgesprochen.<br />

Daß Sexualität und sexuelle Gewalt<br />

in Behinderteneinrichtungen besonders<br />

tabuiert sind, hat zur Folge, daß<br />

es auch <strong>an</strong> präventiven Maßnahmen<br />

m<strong>an</strong>gelt. Doch auch <strong>an</strong> Lesbenorten vermitteln<br />

Zug<strong>an</strong>gs-Barrieren behinderten<br />

Lesben das Gefühl, nicht dazuzugehören,<br />

nicht erwünscht zu sein. Als<br />

positives Alternativbeispiel hob<br />

Martina Puschke das Lesbenfrühlings-<br />

Körperliche und verbale Attacken<br />

finden auffallend häufig in<br />

der Öffentlichkeit statt, ohne daß<br />

Lesben Polizei oder Justiz<br />

einschalten.<br />

treffen hervor, wo seit einigen Jahren behinderte<br />

Lesben in die Vorbereitung einbezogen<br />

sind, um möglichst gute Bedingung<br />

für alle zu schaffen.<br />

Strategien. Eingehender Diskussion bedarf<br />

noch die Einschätzung der Kategorie<br />

der sogen<strong>an</strong>nten „Haßverbrechen“.<br />

„Hate-crimes“, wo die Tatmotive relev<strong>an</strong>t<br />

sind und auch strafverschärfend sein<br />

können, beinhalten im <strong>an</strong>glo-amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Raum auch homophob motivierte<br />

Taten. Dieser Status führt z. B. in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

derzeit zu einer verstärkten Zusammenarbeit<br />

von Lesben- und Schwulenorg<strong>an</strong>isationen<br />

mit der Polizei und<br />

bewirkt eine beginnende Sensibilisierung<br />

im Polizeiapparat. In Österreich findet<br />

die Kategorie „Haßverbrechen“ keine<br />

juristische Anwendung, weshalb es auch<br />

keine entsprechenden Statistiken gibt.<br />

Die abschließende Podiumsdiskussion<br />

stellte die Ch<strong>an</strong>cen und Effekte einer<br />

zielgruppenorientierte Antidiskriminierungspolitik<br />

der „Politik der Verschiedenheit“<br />

gegenüber, die in Amsterdam praktiziert<br />

wird. Nach dieser Politik der<br />

„Diversity“ sollen lesbisch-schwule Sichtweisen<br />

in alle gesellschaftspolitischen<br />

Entscheidungen einfließen. Sie setzt allerdings<br />

eine l<strong>an</strong>gjährige Antidiskriminierungsarbeit<br />

voraus und ist daher für<br />

Österreich keine Alternative zu einer verstärkten<br />

zielgruppenorientierten Antidiskriminierungspolitik<br />

und zur Forderung<br />

nach der Einführung eines Antidiskriminierungsgesetzes.<br />

Das Daphne Aktionsprogramm läuft<br />

noch bis 2003. Im Sinne einer kontinuierlichen<br />

Arbeit und einer EU-weiten<br />

Kooperation zum Thema „Gewalt gegen<br />

Lesben“ ist zu hoffen, daß dieses Projekt<br />

auch noch in den nächsten drei Jahren<br />

fin<strong>an</strong>ziert wird. Kooperationspartnerinnen<br />

aus Belgien und Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

haben bereits Interesse <strong>an</strong> einer Mitarbeit<br />

bekundet. Weitere Ziele sind Sensibilisierungsmaßnahmen,<br />

eine umfassende<br />

Zusammenstellung aller Angebote<br />

und Möglichkeiten für von Gewalt<br />

betroffene Lesben und eine weitere<br />

Fachtagung als Abschluß. ❚<br />

gewaltösterreichpolitik<br />

Libs e. V.<br />

c/o Const<strong>an</strong>ce Ohms<br />

Alte Gasse 38<br />

D-60313 Fr<strong>an</strong>kfurt<br />

Tel. 0049/69/21 999 731<br />

E-mail: daphne@libs.w4w.net<br />

Wiener Antidiskriminierungsstelle<br />

für gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen<br />

Angela Schwarz<br />

Friedrich Schmidt-Platz 3<br />

1082 Wien<br />

Tel. 01/4000- 81441<br />

e-mail: sca@gif.magwien.gv.at<br />

Gewalt gegen Lesben: Studie<br />

über Diskriminierungs- und Gewalterfahrung<br />

Hg. vom Ministerium für Frauen, Jugend,<br />

Familie und Gesundheit des<br />

L<strong>an</strong>des Nordrhein-Westfalen,<br />

Bielefeld 1999<br />

e-mail: info@mail.mfjg.nrw.de<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 11


international<strong>an</strong>.riss<br />

usa<br />

Frauenmuseum in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong><br />

Die amerik<strong>an</strong>ische Frauenbewegung ist über 150 Jahre alt. Aus diesem<br />

Anlaß hat der New Yorker Gouverneur George Pataki eine Million Dollar<br />

für das erste Museum zur Geschichte der Frauen in den Vereinigten<br />

Staaten bewilligt. Das Programm soll von der Rolle der Frauen im amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Bürgerkrieg bis zu neuen Konzepten der Weiblichkeit am Ende<br />

des 20. Jahrhunderts reichen. Auch ein Auditorium für Vorträge über<br />

Führungsqualitäten und effektive Geschäftsstrategie ist vorgesehen –<br />

da sich das Museum zwischen dem World Fin<strong>an</strong>cial Center und der Wall<br />

Street <strong>an</strong>siedelt. Die renommierteste Firma für Ausstellungsdesign in<br />

den USA, Ralph Appelbaum Associates, hat auch schon einen Entwurf<br />

für das „Museum of Women: The Leadership Center“ geliefert: Die zehn<br />

Etagen des Hauses <strong>an</strong> der Südspitze M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>s sind über Rampen<br />

mitein<strong>an</strong>der verbunden und geben den Blick auf einen mehrstöckigen<br />

Ausstellungsraum im Zentrum frei. is<br />

12 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

i rak<br />

Attentat auf Frauenhaus<br />

Fünf Sicherheitskräfte des Frauenhauses in Solim<strong>an</strong>ieh sind durch<br />

Militäreinheiten der PUK-Regierung (Patriotische Union Kurdist<strong>an</strong>s) am<br />

14. Juli ermordet worden. Auch das Frauenhaus selbst, in dem 40 Frauen<br />

untergebracht sind, wurde beschossen und sechs Mitarbeiterinnen<br />

(Ärztinnen und Sozialarbeiterinnen) festgenommen. Der Angriff f<strong>an</strong>d<br />

im Zuge einer Militäraktion gegen die Kommunistische ArbeiterInnenpartei<br />

Irak (WCPI) statt, bei der zahlreiche Parteimitglieder verhaftet und<br />

zwei Personen getötet wurden. Das erst vor wenigen Jahren aufgebaute<br />

Frauenhaus hat eine sehr erfolgreiche Unterstützungsarbeit für von<br />

Gewalt betroffene Frauen geleistet. „Die Frauenbewegung tritt gegen<br />

den Terror gegen Frauen in Kurdist<strong>an</strong> auf. Ein 17jähriges Mädchen wurde<br />

getötet, nur weil sie studieren wollte; eine <strong>an</strong>dere, weil sie einen<br />

Minirock <strong>an</strong>gezogen hat“, berichtet Mina Ahadi, exilierte Frauenrechtsaktivistin<br />

aus dem Ir<strong>an</strong>. Terror gibt es auch von seiten der bewaffneten<br />

islamistischen Gruppen, die mit dem Ir<strong>an</strong> kooperieren. „Am 8. März<br />

(1999) hat eine Frau eine Rede für Frauenrechte und gegen den Islam<br />

gehalten. D<strong>an</strong>ach haben die Islamisten ein Todesurteil über sie verhängt“,<br />

sagt Ahadi. Das Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh hat zahlreichen<br />

Frauen das Leben gerettet und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Bewußtseinsbildung zu Frauenrechten geleistet. Es ist das erste Frauenhaus<br />

im Nordirak. is<br />

Infos: T. 0049 (0)177 5719233 (Mina Ahadi), die „Internationale Kampagne zur Verteidigung der Frauenrechte im Ir<strong>an</strong>/Dt.“ bittet<br />

um fin<strong>an</strong>zielle Unterstützung für das Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh: Kto.Nr. 133205-501, Postb<strong>an</strong>k Köln, Konto lautend auf<br />

Mina Ahadi, Kennwort: Frauenhaus in Solim<strong>an</strong>ieh<br />

deutschl<strong>an</strong>d<br />

Abschied<br />

Die Zeitschrift „weibblick“ stellt mit der zweiten Ausgabe <strong>2000</strong> ihr<br />

Erscheinen ein. Seit 1992 berichtete die in Berlin <strong>an</strong>sässige „Zeitschrift<br />

aus Frauensicht“ über die Entwicklung der Frauenbewegung Ost, die<br />

gleichgeschlechtliche Liebe, das Leben von Alleinerzieherinnen und Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

– Themen die zu DDR-Zeiten keinen Platz in den Medien f<strong>an</strong>den.<br />

Im Laufe der Jahre haben sich sowohl Erscheinungsbild als auch inhaltliche<br />

Ansprüche verändert. Als Ursachen für das Einstellen der Zeitschrift<br />

nennen die Frauen des „weibblick“ personelle Unterbesetzung,<br />

m<strong>an</strong>gelhafte Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten, sowie – selbstkritisch<br />

– zu wenig kontroverse Debatten. „Jedes Ende birgt auch einen Neu<strong>an</strong>f<strong>an</strong>g“,<br />

vermelden die Berlinerinnen trotzdem optimistisch: unter<br />

www.weibblick.de wird es die Zeitschrift als E-zine weiterhin geben. Das<br />

Angebot wurde sogar um ein Archiv und einen Terminkalender erweitert.<br />

GaH<br />

http://www.weibblick.de


a rgentinien<br />

Recht auf Aufklärung<br />

In Buenos Aires wurde am 22. Juni ein Gesetz beschlossen, in dem es<br />

darum geht, Informationen und Aufklärung über Verhütungsmittel und<br />

Familienpl<strong>an</strong>ung für alle Interessierten frei verfügbar und kostenlos in<br />

öffentlichen Spitälern <strong>an</strong>zubieten. Während einer Demo reaktionärer<br />

AktivistInnen, die gegen diesen Gesetzesbeschluß protestierten, wurde<br />

Ana Di Toro, Mitglied der NGO „Komission für das Recht zur Abtreibung“<br />

physisch und verbal von katholischen Gruppen attackiert. Polizisten, die<br />

den Übergriff beobachteten, taten nichts, um sie zu beschützen. Dieser<br />

Zwischenfall ist Teil einer Serie von gewalttätigen Drohungen und Angriffe<br />

gegen die weibliche Sexualität und ihre Freiheit seitens konservativer<br />

Gruppierungen in Argentinien. Die IGLHRC (International Gay <strong>an</strong>d<br />

Lesbi<strong>an</strong> Hum<strong>an</strong> Rights Comission) verurteilt solche Angriffe scharf. is<br />

Bericht „Written Out: How Sexuality is Used to Attack Women´s Org<strong>an</strong>izing“,<br />

http://www.iglhrc.org/publications/books/WrittenOut/index.html einsehen<br />

welt<br />

Frauenfreundschaften<br />

Women Welcome Women World Wide (WWWWW) möchte die internationale<br />

Freundschaft fördern, indem Frauen aus verschiedenen Ländern<br />

ermöglicht wird, sich gegenseitig zu besuchen. Die Org<strong>an</strong>isation wurde<br />

1984 in High Wycombe (UK) gegründet. Inzwischen hat WWWWW bereits<br />

3.000 Mitglieder in fast 70 Ländern. Die Frauen stammen aus unterschiedlichen<br />

Lebenswelten und Altersgruppen. WWWWW wird nur<br />

von ihren Mitgliedern fin<strong>an</strong>ziert. Es gibt keine Mindestspende, erwartet<br />

werden aber von Frauen aus westl. Industrieländern ca. ats 500, um die<br />

Portokosten für die Adressenliste und die jährlich erscheinenden Rundschreiben<br />

zu decken. Frauen aus ärmeren Ländern oder mit einem sehr<br />

geringen Einkommen zahlen weniger oder gar nichts. is<br />

Anmeldeformulare und Infos unter Women Welcome Women World Wide, 88 Easton St, High Wycombe, Bucks HP11 1LT,<br />

United Kingdom, T./Fax (0)1494 465 441, http://www.womenwelcomewomen.org.uk<br />

wyber.space<br />

www.hebammen<br />

Werte Leserin, begleiten Sie mich in die Tiefen des www und Sie werden<br />

Augen machen. Sie werden sehen, wie eine kleine, fast schon<br />

vom Aussterben bedrohte Berufsgruppe eine ungeahnte Renaiss<strong>an</strong>ce<br />

erlebt. Staunen Sie mit mir, mit wie viel Vitalität, Ph<strong>an</strong>tasie und Pragmatismus<br />

sich Hebammen im Internet dem Mysterium der Geburt<br />

nähern: hebammen.at Die Adresse des Österreichischen Hebammengremius:<br />

nett gestaltet, macht richtig Lust aufs Gebären. Neben einer<br />

mexiko<br />

Hausfrauen-Demo!<br />

<strong>an</strong>.rissinternational<br />

In Mexico City demonstrierten am 21. Juli etwa 500 Frauen für die Anerkennung<br />

von Hausarbeit. Sie forderten die Verteilung der häuslichen<br />

Arbeit auf Frau und M<strong>an</strong>n und verl<strong>an</strong>gten von der Regierung, sie solle<br />

sexistische Darstellungen von „Frauenarbeit“ in Schulbüchern verbieten<br />

und darüber hinaus den Wert von Hausarbeit in offizielle ökonomische<br />

Statistiken einbeziehen.<br />

„Keine Frau sollte am 22. Juli einen Finger heben“, sagte Dunia Rodriguez<br />

Garcia, eine der Org<strong>an</strong>isatorinnen der Protestaktion. Der 22. Juli war<br />

1995 von den Vereinten Nationen <strong>an</strong>läßlich der internationalen Frauenkonferenz<br />

in Beijing zum Internationalen Tag der Hausarbeit bestimmt<br />

worden. Angélica Ley vom Fraueninstitut in Mexico City betonte, daß der<br />

Generalstreik verdeutlichen sollte, wie viel die Frauen im Haushalt (unbezahlt)<br />

leisten, ohne dafür gewürdigt zu werden. Studien, die vom sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Programm für die Gleichstellung der Frau“ durchgeführt<br />

wurden, haben gezeigt, daß mexik<strong>an</strong>ische Männer im lateinamerik<strong>an</strong>ischen<br />

Vergleich, am wenigsten bereit sind, Hausarbeit zu übernehmen.<br />

Obwohl die Zahl der Frauen, die außer Haus arbeiten immer weiter<br />

steigt. „Unsere Arbeit muß genauso wie alle <strong>an</strong>deren Arbeiten <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt<br />

werden“, forderten die Demonstr<strong>an</strong>tinnen. is<br />

Liste praktizierender Hebammen gibts auch Infos über deren Arbeit<br />

und über Ausbildungsmöglichkeiten. Süß: viele viele Babyfotos. Innovativ:<br />

die Namensb<strong>an</strong>k, die so m<strong>an</strong>chen Jacquelines und Patricks das<br />

Leben erleichtert hätte. Viele Buchtips, die Bücher sind allerdings<br />

über Amazon zu bestellen – pfui! wozu gibt’s denn die Frauenbuchh<strong>an</strong>dlung<br />

unter www.frauenzimmer.at?<br />

In jedem Bundesl<strong>an</strong>d gibt es L<strong>an</strong>desorg<strong>an</strong>isationen des Gremiums,<br />

einige haben eigenständige Seiten, nämlich (nomen est omen)<br />

www.burgenl<strong>an</strong>d.hebammen.at,<br />

www.oberoesterreich.hebammen.at und www.wien.hebammen.at,<br />

wo es u.a. Listen und kurze Selbstdarstellungen aller praktizierenden<br />

Hebammen im jeweiligen Bundesl<strong>an</strong>d gibt.<br />

www.wir.hebammen.at bietet Präsentationsmöglichkeiten für<br />

Hebammen; die Seite ist ziemlich spart<strong>an</strong>isch gestaltet (um es positiv<br />

zu sagen), die Präsentation der einzelnen Hebammen aber individuell<br />

und nicht uninteress<strong>an</strong>t.<br />

Kommen Sie auch nächsten Monat zu unserem wyber.space,<br />

wenn es (vielleicht) heißt: Wohin zum Entbinden?<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o s : Eva We i s s e n b e rg e r, A rc h i v<br />

politikinternationaljap<strong>an</strong><br />

Die High Tech Gesellschaft mit<br />

Jahrtausende alter Tradition<br />

stellt hohe Ansprüche <strong>an</strong> Jap<strong>an</strong>s<br />

Frauen von heute.<br />

14 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

In Jap<strong>an</strong> werden – wie in allen<br />

kapitalistischen Gesellschaften –<br />

mit menschlichen Gefühlen und<br />

Bedürfnissen Geschäfte gemacht.<br />

So auch mit dem<br />

schlechten Gewissen von Frauen, die abgetrieben<br />

haben. Diese können einen sogen<strong>an</strong>nten<br />

Mizuko kaufen, eine Steinstatue.<br />

Sie wird zum „Obon“, dem Fest der<br />

Toten, das etwa unserem Allerheiligen<br />

vergleichbar ist, mit Babykleidern <strong>an</strong>gezogen<br />

und mit Spielzeug und Nahrung<br />

beschenkt. Übersetzt heißt Mizuko „Wasserkind“<br />

und meint ein noch ungeborenes<br />

Kind im Fruchtwasser der Mutter.<br />

Eine Frühform des Mizuko gab es<br />

bereits im 13. Jahrhundert: einfache Statuetten<br />

aus zwei überein<strong>an</strong>der gelegten<br />

Steinen,„Ojizoosama“ gen<strong>an</strong>nt. Wie<br />

auch in Europa lebte zu dieser Zeit die<br />

q<br />

Embryol<strong>an</strong>d<br />

Jap<strong>an</strong>erinnen, die einen Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch vornehmen lassen, betreiben einen<br />

Totenkult für ihre ungeborenen Kinder. – Um diese Tatsache nicht eurozentristisch<br />

mißzuverstehen, bedarf es Wissens um kulturelle Hintergründe. Von Barbara Fröhlich<br />

Bevölkerung Jap<strong>an</strong>s mehrheitlich in bäuerlichem<br />

Milieu und in großer Armut.<br />

Neugeborene zu töten, um das ökonomische<br />

Überleben der g<strong>an</strong>zen Familie zu<br />

sichern, und auch Abtreibungen waren<br />

nicht ungewöhnlich. Im buddhistischen<br />

Glauben gibt es das sogen<strong>an</strong>nte „Kuyoo“:<br />

einen Ritus, um die Seele von Verstorbenen<br />

zu beruhigen – auch für die Seelen<br />

von Ungeborenen, denen dazu Ojizoosama-Statuen<br />

errichtet wurden.<br />

Im Buddhismus gilt Abtreibung<br />

nicht als Schuld im religiösen Sinn, wie<br />

etwa im christlichen Glauben. Aber es<br />

gab und gibt so etwas wie ein gesellschaftliches<br />

Tabu. So durften diese<br />

Ojizoosama nicht in den offiziellen<br />

Friedhöfen stehen, sondern nur am<br />

R<strong>an</strong>de von Dörfern, beziehungsweise<br />

außerhalb der Friedhöfe. – Heute<br />

existieren sogar spezielle Mizuko Tempel.<br />

Und in den meisten buddhistischen<br />

Tempeln gibt es einen eigenen Platz für<br />

eine Mizuko Statue, vor der Gläubige ihre<br />

Andacht halten können.<br />

Wertew<strong>an</strong>del. „Am Anf<strong>an</strong>g war die Sonne“:<br />

Dieses 1911 von der Pionierin der jap<strong>an</strong>ischen<br />

Frauenbewegung Hiratsuka<br />

Raicho veröffentliche Gedicht in der<br />

Zeitschrift Seitou (Blaustrumpf ) spielt<br />

nicht auf die Sonnengöttin Amaterasu<br />

aus der Schinto-Mythologie <strong>an</strong>, sondern<br />

vielmehr auf die Sozialstruktur der jap<strong>an</strong>ischen<br />

Frühgeschichte und die von<br />

Frauen bestimmte Kultur der Hei<strong>an</strong> Zeit<br />

(794-1192). Durch das neo-konfuzi<strong>an</strong>ische<br />

Gesellschafts- und Bildungsideal der Tokugawa-Epoche<br />

(1600-1868) ist die jap<strong>an</strong>ische<br />

Frau in allen Ständen zum


lassen Abgl<strong>an</strong>z ihres eigenen einstigen<br />

Selbst geworden.<br />

Das Familiensystem der jap<strong>an</strong>ischen<br />

Frühzeit beruhte auf der sogen<strong>an</strong>nten<br />

Besuchsehe mit matrilokalem Wohnsitz<br />

und Erbfolgerecht der Kinder. In den einfachen<br />

Volksschichten oblag Fischf<strong>an</strong>g<br />

und Jagd den Männern, Ackerbau den<br />

Frauen. Mit der Teilnahme des M<strong>an</strong>nes<br />

<strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dwirtschaft kam der W<strong>an</strong>del<br />

zur patriarchalischen Gesellschaftsform<br />

in G<strong>an</strong>g.Weitere Ursachen, die zur Unterordnung<br />

der Frau beitrugen, waren<br />

militärische Ausein<strong>an</strong>dersetzungen,<br />

Bürgerkriege, die Stärkung des Bewußtseins<br />

von Privateigentum, auf der<br />

ethisch-religiösen Ebene begleitet von<br />

einer Überlagerung des ursprünglichen<br />

Schintoismus durch Einflüsse aus China.<br />

Schmuckkästchen. Hayashi Raz<strong>an</strong>, Berater<br />

der Tokugawa Shougune in Fragen der<br />

Staatsethik, verkündete als den „himmlischen<br />

Weg im menschlichen Leben“<br />

die Beachtung der „fünf Beziehungen“:<br />

Untert<strong>an</strong>-Herrscher, Kind-Eltern, Frau-<br />

M<strong>an</strong>n, jüngere-ältere Geschwister,<br />

Freund-Freund. Durch ein solches Denken,<br />

das die bestehende Sozialordnung<br />

als naturgegeben s<strong>an</strong>ktioniert, soll der<br />

jeweils untergeordnete Teil eines<br />

solchen hierarchischen Verhältnisses<br />

dar<strong>an</strong> gehindert werden, seine Stellung<br />

als veränderbar aufzufassen. Damit<br />

wurden Frauen aller Stände auf eine<br />

gehorsam dienende Funktion festgelegt.<br />

Das sogen<strong>an</strong>nte „onna daigaku<br />

takarabako“ (Schmuckkästchen der Hohen<br />

Schule für die Frau) von 1716, eine<br />

Fibel zur Erziehung der Mädchen, gibt<br />

in 20 Punkten die wichtigsten Gesichtspunkte<br />

zur Erziehung von Töchtern <strong>an</strong>.<br />

Hier einige Kostproben daraus:<br />

„Töchter sollen mehr zur Selbstlosigkeit<br />

erzogen werden als Söhne, denn<br />

ihre Bestimmung ist es, durch Heirat<br />

Mitglied einer <strong>an</strong>deren Familie zur werden<br />

und den Schwiegereltern zu Diensten<br />

zu sein. Werden sie durch eine zu<br />

nachsichtige Erziehung unfähig zu die-<br />

ser Unterwerfung, so sind die Eltern<br />

und nicht die Schwiegereltern ver<strong>an</strong>twortlich,<br />

wenn die junge Frau aus dem<br />

Hause des Ehem<strong>an</strong>nes verstoßen wird.“<br />

„Außer ihrem M<strong>an</strong>n hat eine Frau<br />

keinen Herrn. Die größte lebensl<strong>an</strong>ge<br />

Pflicht einer Frau ist Gehorsam. Sie soll<br />

ihrem M<strong>an</strong>n höflich, demütig und versöhnlich<br />

begegnen. Eine Frau möge auf<br />

ihren M<strong>an</strong>n schauen, als wäre er der<br />

Himmel.“<br />

„Die Frau muß sich ohne Empörung<br />

der Kritik stellen und in Geduld und Demut<br />

ihr Gewissen erforschen. D<strong>an</strong>n<br />

wird ihre Ehe dauerhaft sein.“<br />

Mit derartigen Vorstellungen über<br />

die Pflichten der Frauen haben die Jap<strong>an</strong>erinnen<br />

zuweilen noch heute zu rechnen.<br />

Der besondere Typus jap<strong>an</strong>ischer<br />

Weiblichkeit, wie er in aller Welt – vor<br />

allem aber bei den Männern –<br />

Berühmtheit erl<strong>an</strong>gte, ist das Ergebnis<br />

einer jahrhundertel<strong>an</strong>gen Erziehung<br />

zur Unterordnung, die in der Tokugawa<br />

Zeit ihren Höhepunkt erreichte. Bis in<br />

die Meiji-Zeit (1868-1912) blieb dies die<br />

vorherrschende Konzeption von<br />

Mädchenbildung. D<strong>an</strong>n allerdings wurde<br />

sie Punkt für Punkt kritischer Revision<br />

unterzogen und eine erste Welle –<br />

wenn auch begrenzter – Em<strong>an</strong>zipation<br />

der Frauen Jap<strong>an</strong>s f<strong>an</strong>d statt.<br />

Traum vom Glück. Nicht zuletzt aufgrund<br />

der historischen Erziehungsideale ist in<br />

Jap<strong>an</strong> auch heute die Kluft zwischen<br />

M<strong>an</strong>n und Frau noch verhältnismäßig<br />

groß. Fremdheit zwischen den Geschlechtern<br />

zieht sich durch alle Bereiche,<br />

vom äußeren, der Berufswelt, bis<br />

hin zum intimsten, der Sexualität. Diese<br />

Fremdheit hängt vor allem mit der Verdrängung<br />

von Sexualität sowie jedes<br />

erotischen Moments zusammen. Erotik<br />

wird praktisch nur Männern zugest<strong>an</strong>den,<br />

und auch ihnen nur in bestimmten<br />

Nischen des sozialen Lebens: in „Vergnügungsvierteln“<br />

etwa oder als Pornografie-Konsum.<br />

Das Tabu, das auf allem Sexuellen<br />

und insbesondere der Erotik liegt, hat<br />

Jap<strong>an</strong> hat die höchste<br />

Abtreibungsrate der Welt und<br />

eine boomende Abtreibungs-<br />

Industrie.<br />

starke historische Wurzeln im traditionellen<br />

Familiensystem, in dem Sexualität<br />

nicht als Best<strong>an</strong>dteil von Liebe toleriert<br />

wurde. Dieses Tabu wirkt bis heute nach.<br />

Allein zu leben, war für jap<strong>an</strong>ische<br />

Frauen der älteren Generation keine<br />

Alternative zur Ehe. Sie hatten geringe<br />

Schulbildung; ökonomischer und sozialer<br />

Druck machten die Heirat zur fast einzigen<br />

Möglichkeit der Existenzsicherung.<br />

Heute jedoch wagen immer mehr Frauen<br />

den Versuch, sich eine selbständige<br />

Existenz aufzubauen und allein zu leben.<br />

Immer mehr Frauen streben auch d<strong>an</strong>ach,<br />

ihre Sexualität nicht als eheliche<br />

Pflicht, sondern als Ausdruck von Liebe<br />

auszuleben. Auch Ergebnisse sexualwissenschaftlicher<br />

Studien belegen, daß<br />

außerehelicher Sex in Jap<strong>an</strong> immer mehr<br />

Verbreitung findet. Die veränderten Einstellungen<br />

und Verhaltensweisen führen<br />

dazu, daß viele Frauen plötzlich vor der<br />

Realität einer ungewollten Schw<strong>an</strong>gerschaft<br />

stehen, denn bis vor kurzem war<br />

es für Jap<strong>an</strong>erinnen kaum möglich zu<br />

verhüten: Die Verwendung von Kondomen<br />

bedingt Abhängigkeit vom guten<br />

Willen der Männer und die „Pille“ war bis<br />

zum Jahr 1999 verboten. Auch nach der<br />

Legalisierung stehen ihr die Jap<strong>an</strong>erinnen<br />

noch äußerst skeptisch gegenüber.<br />

Jap<strong>an</strong> erreicht mit 22,4 Abtreibungen<br />

pro hundert Schw<strong>an</strong>gerschaften die<br />

höchste Abtreibungsrate der Welt.<br />

Obwohl der Schw<strong>an</strong>gerschaftsabbruch<br />

so gängig ist, wird den Frauen,<br />

vor allem wenn sie unverheiratet sind,<br />

ein enorm schlechtes Gewissen eingeimpft,<br />

wenn sie ihn durchführen lassen.<br />

Viele Frauen versuchen, diese negativen<br />

Gefühle zu besänftigen, indem sie den<br />

abgetriebenen Föten (Mizuko) durch ein<br />

traditionelles Totenritual ihre Anteilnahme<br />

bezeugen.<br />

Gesellschaftliche Tabus – und Abtreibung<br />

ist eines davon – gibt es in allen Kulturen.<br />

Mit den Ojizoosama bzw. Mizuko<br />

haben die Frauen eine Möglichkeit, den<br />

moralischen Druck der Gesellschaft, der<br />

ihnen Schuldgefühle aufzwingt, zumindest<br />

auf religiöser Ebene abzuf<strong>an</strong>gen. ❚<br />

jap<strong>an</strong>internationalpolitik<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 15


themapatriotismus<br />

q<br />

Kein schöner L<strong>an</strong>d<br />

Ausgrenzung nach außen und Anpassungsdruck nach innen sind Charakteristika<br />

von Nationalstaaten. Seit Februar <strong>2000</strong> rücken die „kleinen Männer“ in Österreich<br />

wieder zusammen und Parolen wie „nationale Kraft<strong>an</strong>strengung“ sind vermehrt zu<br />

hören. Was steht hinter der heraufbeschworenen Gemeinsamkeit?<br />

Von Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia Kogoj, Fotos von Magdalena Blaszczuk<br />

16 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

„Wie ein M<strong>an</strong>n wollen wir uns<br />

mit fliehenden Fahnen <strong>an</strong> das<br />

Vaterl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>schließen, in dera<br />

großen Zeit, sind wir doch umgerungen<br />

von lauter Feinden.“ 1<br />

Karl Kraus hat in dieser Szene seiner<br />

„Letzten Tage der Menschheit“ einen<br />

Menschentyp beschrieben, der sich in<br />

Österreich seit Februar <strong>2000</strong> wieder zu<br />

Wort meldet: den Patri(di)oten. Sie<br />

scheinen wieder ein Vaterl<strong>an</strong>d bekommen<br />

zu haben und wissen wieder, wer<br />

sie sind. Jetzt rücken sie zusammen, die<br />

kleinen Männer auf der Straße und in<br />

der Politik. Sie kennen sich aus und wissen<br />

vor allem wieder, wer oder was gut<br />

und böse ist.<br />

Und so sind in den österreichischen<br />

Sprachgebrauch seit Februar <strong>2000</strong><br />

„patri(di)otische Worte“ geflossen.<br />

„Nationaler Schulterschluß“,„zu-rechtrücken“,„Vernaderung“,„schiefes<br />

Bild“,<br />

„nationale Kraft<strong>an</strong>strengung“,„die EU<br />

14 und wir“... und auch die bis zum Erbrechen<br />

herbeizitierte „demokratisch<br />

gewählte Regierung“ humpt und<br />

dumpt durchs L<strong>an</strong>d. Die militärische<br />

Etymologie unterstreicht diese durch<br />

und durch „vaterländisch-männliche“<br />

Sicht der Dinge. Die ideologische<br />

Grundlage des „Nationalen Zusammenrückens“<br />

läßt sich mit Grillparzers<br />

„König Ottokars Glück und Ende“, Dritter<br />

Aufzug auf den Punkt bringen:„Oh<br />

gutes L<strong>an</strong>d! O Vaterl<strong>an</strong>d! (...) O nehmt<br />

Euch sein, nehmt Euch des L<strong>an</strong>des <strong>an</strong>!“<br />

– Dem „wahren Patrioten“ kommen dabei<br />

auch heute noch die Tränen. Dieser


Schwall Österreichischen Nationalgehabes<br />

muß zu denken geben, denn das<br />

Einschwören auf „gemeinsame Ver<strong>an</strong>twortung“<br />

und „gemeinsame Ziele“ hat<br />

in Österreich Tradition.<br />

Österreich-Ideologie. Während des Ersten<br />

Weltkriegs wurde erstmals intensive<br />

Propag<strong>an</strong>da mit der „Heimatfront“ betrieben.<br />

Frauen und Kinder sollten<br />

„ihren Beitrag“ zum großen nationalen<br />

Sieg beisteuern. Nach 1918 suhlten sich<br />

die rechtsextremen und konservativen<br />

Parteien in der „Dolchstoßlegende“, der<br />

irrtümlichen Annahme, daß dieser Krieg<br />

hätte gewonnen werden können, wenn<br />

„das Volk“ – „die Heimatfront“ – nur wie<br />

„ein M<strong>an</strong>n“ hinter der Armee gest<strong>an</strong>den<br />

wäre.<br />

Mit Februar 1934 setzte sich endgültig<br />

der Austrofaschismus durch, dessen<br />

„Österreich-Ideologie“ als Überlebensstrategie<br />

propagiert, nichts <strong>an</strong>deres<br />

war als althergebrachte Tradition<br />

der ideologischen Nivellierung gesellschaftlicher<br />

Gegensätze und der Druck<br />

sich <strong>an</strong>zupassen oder ausgegrenzt (verhaftet)<br />

zu werden. Die Zeit von 1934 bis<br />

1938 stellt ein dunkles Kapitel Österreichischer<br />

Geschichte dar: Die ÖVP hat<br />

die christlich-soziale Parteigeschichte<br />

offenbar nie aufgearbeitet. Noch immer<br />

gibt es unverhohlene Verehrung des<br />

„Märtyrers“ Dollfuß (sein Portrait hängt<br />

wie allseits bek<strong>an</strong>nt in den ÖVP Parlamentsklubräumen).<br />

Durch alle Parteien<br />

hindurch gibt es keine öffentlich deklarierte<br />

Dist<strong>an</strong>z zur Zeit des Austrofa-<br />

schismus, bis heute bestehende Kontinuitäten<br />

werden verdrängt.<br />

Auch im Austrofaschismus wurden<br />

die „Heimat“ und das „Vaterl<strong>an</strong>d“ beschworen:<br />

Das „einig christlich-konservativ-ständestaatliche“<br />

Österreich gegen<br />

die <strong>an</strong>deren. Und der faschistische<br />

Anführer des Staates war der Oberpatriot.<br />

Die „vaterländische Front“ wurde<br />

zur Einheitsbewegung deklariert, politische<br />

Parteien verboten oder aufgelöst.<br />

Hier läßt sich beobachten, wie gut sich<br />

Patriotismus und Faschismus ergänzen.<br />

Nationale Gemeinschaft. Mit Februar<br />

<strong>2000</strong> wird nun wieder die Strategie der<br />

einheitlichen Nation, des nationalen<br />

Schulterschlusses propagiert. Und wieder<br />

sollen Ungleichheiten zwischen<br />

Frau und M<strong>an</strong>n, arm und reich oder<br />

jung und alt durch die beschworene<br />

„nationale Gemeinschaft“ verdeckt werden.<br />

Interess<strong>an</strong>terweise besinnt sich<br />

gerade die „Europapartei ÖVP“ nun<br />

ihrer „vaterländischen Tradition“ und<br />

redet DEM ÖsterreichER wieder einmal<br />

ein:Wir wählen, wen wir wollen! Und<br />

damit beginnt der erste Akt der „opera<br />

buffa“. S<strong>an</strong>ktionen, die sich gegen diese<br />

Regierung richten, werden als S<strong>an</strong>ktionen<br />

gegen Österreich verkauft. Von der<br />

„demokratisch gewählten Regierung“<br />

wurde (zumindest am Anf<strong>an</strong>g) gesprochen<br />

und somit der parteipolitische<br />

Entscheidungsprozeß der Regierungsbildung<br />

DEM WählER untergejubelt.<br />

Tatsächlich aber hat der Regierungspoker<br />

um den K<strong>an</strong>zler mit dem eigentli-<br />

chen Wahlergebnis wenig zu tun, denn<br />

die drittstärkste Partei stellt den Regierungschef.<br />

Erstmals seit 1945 wird die strafrechtliche<br />

Verfolgung von österreichischen<br />

ParlamentarierInnen gefordert,<br />

die sich kritisch zu Österreich äußern<br />

und somit dem vermeintlichen „Österreich-Image“<br />

schaden. FPÖ-Justizminister<br />

Dieter Böhmdorfer findet den Vorschlag<br />

zumindest überlegenswert. FP-<br />

Klubobm<strong>an</strong>n Peter Westenthaler verwendet<br />

schon fast täglich den Begriff<br />

der „Vernaderung“.<br />

Der Gipfel aktueller patri(di)otischer<br />

Politik ist die Abhaltung einer Volksabstimmung.<br />

Die Österreichische Bevölkerung<br />

soll sechs (Suggestiv)Fragen mit einem<br />

patri(di)otischem „Ja“ be<strong>an</strong>tworten.<br />

Hauptinhalt sind die S<strong>an</strong>ktionen,<br />

die es dieser Regierung erst ermöglichten<br />

den nationalen Schulterschluß zu<br />

propagieren. Daß diese Volksabstimmung<br />

nicht g<strong>an</strong>z so gut <strong>an</strong>kommt, weiß<br />

die Regierung mittlerweile. Deshalb<br />

wird nicht l<strong>an</strong>ge gezögert und ein neuerliches<br />

Zusammenrücken wird propagiert:<br />

Gemeinsames Sparen für ein sogen<strong>an</strong>ntes<br />

„Null-Defizit“. Eine nationale<br />

Kraft<strong>an</strong>strengung wird gefordert. Damit<br />

WIR keine Schulden mehr haben.<br />

„Gemeinsam“ ist das neue Zauberwort.<br />

As a wom<strong>an</strong> I have no nation. Wie „gemeinsam“<br />

alles gemeint ist, zeigt die<br />

Sprache dieser Regierung sehr deutlich.<br />

Neben DEM WählER und DEM ÖsterreichER<br />

soll <strong>an</strong>scheinend niem<strong>an</strong>d sonst<br />

patriotismusthema<br />

Der ÖsterreichER ist ein<br />

gemütlicher Patron. Doch wehe,<br />

wird er ungemütlich!<br />

1) Karl Kraus: Die letzten Tage der<br />

Menschheit. Fr<strong>an</strong>kfurt am Main<br />

1986. S 45f.<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 17


themapatriotismus<br />

Ursula Herm<strong>an</strong>n und Cornelia Kogoj<br />

sind Mitarbeiterinnen der Initiative<br />

Minderheiten<br />

18 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

<strong>an</strong>gesprochen werden. Die einzige Rolle,<br />

die Frauen innerhalb der Nation geboten<br />

wird, ist die der „Bürgerlichen“. Die<br />

Familie wird wieder zur „Keimzelle des<br />

Staates“ erklärt, die Räume weiblicher<br />

Zuständigkeiten auf Familie und Kinder<br />

reduziert. Und genau so wird Politik gemacht:„Kinderscheck“,<br />

Auflösung des<br />

Frauenministeriums, massive Kürzungen<br />

und das Schreckgespenst einer<br />

Bevorzugung von „kinderlosen Singles“<br />

wird <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d gemalt. – „As a<br />

wom<strong>an</strong> I have no nation“ lautet ein<br />

Slog<strong>an</strong> der Frauenbewegung.<br />

Seit dem Nationalismus des 19.<br />

Jahrhunderts suchen Frauen und die<br />

erst durch Nationalstaaten entst<strong>an</strong>denen<br />

autochthonen „Minderheiten“<br />

ihren „Ort“ in der Nation. Bei Frauen<br />

setzte das Angebot nationaler Gemeinsamkeit<br />

die Annahme des bürgerlichen<br />

Frauenideals voraus.<br />

Kontrolle der Gebärfähigkeit, der<br />

Sexualität der Frau und die teilweise<br />

Verfügung über weibliche Arbeitskraft<br />

durch den „pater familias“ sind zentrale<br />

Voraussetzungen für die Ausdifferenzierung<br />

von „privater“ Wirtschafts- und<br />

Familiensphäre und „politischer“ staatlicher<br />

Macht. Von Frauen wird (neben<br />

den ökonomischen Funktionen) die Zivilisierung<br />

männlicher Triebhaftigkeit<br />

und die Herstellung des „guten“ und<br />

„moralischen“ Lebens im häuslichen<br />

Kreise erwartet. Der so gar<strong>an</strong>tierte<br />

häusliche „Friede“ einerseits und das<br />

staatliche Gewaltmonopol <strong>an</strong>dererseits<br />

sind die beiden Fundamente für den innerstaatlichen<br />

„sozialen Frieden“, für<br />

die vertragsförmig geregelten gesellschaftlichen<br />

Austauschbeziehungen in<br />

der Konsolidierungsphase bürgerlicher<br />

Gesellschaft. 2 Forderungen der Frauenbewegung<br />

werden von dieser Regierung<br />

erneut negiert und selbstbestimmtes<br />

Frauenleben hat in der Nation<br />

keinen Ort.<br />

Nationen sind ohne Ausgrenzung<br />

nach außen und Anpassungsdruck<br />

nach innen nicht denkbar. Das bedeutet<br />

Homogenisierung und Nivellierung<br />

von Gegensätzen – seien sie geschlechtsspezifischer,<br />

ethnischer oder<br />

sozialer Natur. „Dazugehören wollen“<br />

bedeutet für „Minderheiten“ das Bekenntnis<br />

zum „Vaterl<strong>an</strong>d“, zur „Mehrheit“<br />

und der Beweis „gute ÖsterreichER“<br />

sein zu wollen.<br />

Die „guten“ Minderheiten. Die gesetzlich<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Volksgruppen – so scheint<br />

es – sind nun aufgenommen worden in<br />

die österreichische Nation. Sie sind die<br />

„guten“ Minderheiten, im Gegensatz zu<br />

den Migr<strong>an</strong>tInnen, die aufgrund ihrer<br />

nicht-österreichischen StaatsbürgerInnenschaft<br />

von vornherein ausgeschlossen<br />

sind. Die Volksgruppen werden nun<br />

umworben und mit symbolhaften Zugeständnissen,<br />

die der Imagekorrektur<br />

der Regierung dienen sollen, ruhig gestellt.<br />

Diese Taktik scheint aufzugehen.<br />

Die Happen werden gierig aufgeschnappt<br />

und d<strong>an</strong>kbar entgegenge-<br />

nommen, denn diese Aufmerksamkeit<br />

ist m<strong>an</strong> nicht gewohnt.<br />

Nach 45 Jahren wird das im<br />

Staatsvertrag verbriefte Recht auf<br />

zweisprachige Ortstafeln im Burgenl<strong>an</strong>d<br />

endlich eingelöst. Doch noch<br />

während sich der Bundesk<strong>an</strong>zler und<br />

die VertretER der Burgenländischen<br />

L<strong>an</strong>desregierung im internationalen<br />

Presserummel sonnen, der rund um<br />

die Aufstellung der zweisprachigen<br />

Ortstafeln stattgefunden hat, und sich<br />

plötzlich ihrer kroatischen Wurzeln bewußt<br />

sind, wird die Volksgruppenförderung<br />

für das mehrsprachige offene<br />

Radio MORA im Burgenl<strong>an</strong>d und für<br />

AGORA in Kärnten gestrichen.<br />

Das „Wesen“ der Regierung. Radio MORA<br />

mußte seinen mehrsprachigen Sendebetrieb<br />

Ende Juli einstellen. Zusammen<br />

mit den burgenländischen Volksgruppenvereinen<br />

der Roma, UngarInnen<br />

und KroatInnen hatte m<strong>an</strong> sich <strong>an</strong><br />

den Bundesk<strong>an</strong>zler gew<strong>an</strong>dt und um<br />

Auskunft gebeten. Die Antwort:„Die gewährten<br />

Subventionen müssen als<br />

‚Starthilfe’ verst<strong>an</strong>den werden, in künftigen<br />

Budgets sind keine Posten mehr<br />

dafür vorgesehen.“ Radio AGORA rechnet<br />

ebenfalls damit, seinen Sendebetrieb<br />

einstellen zu müssen.<br />

Auch <strong>an</strong> der Schulfrage, einer der<br />

Kärntner Zündstoffe der verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahre, scheint sich das „Wesen“ dieser<br />

Regierung sehr genau herauszukristallisieren.<br />

Eigentlich müßte ein zwei


Dieser L<strong>an</strong>d ist ein schöner<br />

L<strong>an</strong>d! Oder ist er etwa kein<br />

schöner L<strong>an</strong>d?<br />

sprachiger Unterricht laut einem Urteil<br />

des Verfassungsgerichtshofes nicht<br />

mehr nur in den ersten drei Schulstufen<br />

unterrichtet werden, sondern auch in<br />

der vierten. Doch <strong>an</strong>statt diese Verfassungsentscheidung<br />

umzusetzen, geht<br />

es den Regierungsparteien plötzlich<br />

darum, die nicht für den zweisprachigen<br />

Unterricht qualifizierten, einsprachigen<br />

deutschen LehrerInnen fin<strong>an</strong>ziell<br />

besser zu stellen. Hinzu kommt,<br />

daß L<strong>an</strong>deshauptm<strong>an</strong>n Jörg Haider verfügte,<br />

daß in Ausschreibungen für DirektorInnenposten<br />

<strong>an</strong> zweisprachigen<br />

Schulen die zweisprachige Qualifikation<br />

ab sofort nicht mehr als Kriterium <strong>an</strong>geführt<br />

wird. Die SlowenenvertretER<br />

stimmten diesem Vorschlag mit dem<br />

Argument „entweder mitmachen oder<br />

draußen bleiben“ zu.<br />

Eine extra Portion Patriotismus. Nichts<br />

desto trotz fordert der Kärntner Heimatdienst<br />

(KHD), der vom Dokumentationsarchiv<br />

des Österreichischen Widerst<strong>an</strong>des<br />

als „große, etablierte Org<strong>an</strong>isation<br />

im Vorfeld des österreichischen<br />

Rechtsextremismus mit starkem Einfluß<br />

auf die Kärntner L<strong>an</strong>despolitik und<br />

auf die Minderheitenpolitik auf Bundesebene“<br />

bezeichnet wurde, in einer Presseaussendung<br />

vom 2. August von den<br />

Slowenenverbänden „nun das Forderungskarussel<br />

zum Stillst<strong>an</strong>d zu bringen“.<br />

Denn es seien „die größten Zugeständnisse<br />

seit dem Staatsvertrag 1955<br />

gemacht“ worden. Außerdem erwarte<br />

sich der Kärntner Heimatdienst von der<br />

slowenischen Volksgruppe, wenn diese<br />

<strong>an</strong> der heurigen 80-Jahr-Feier des 10.<br />

Oktobers teilnehmen möchte,„ein gemeinsames<br />

Bekenntnis zu Kärnten und<br />

Österreich“.<br />

Es ist kein Zufall, daß gerade den<br />

autochthonen Minderheiten ein besonderes<br />

Bekenntnis zum Nationalstaat<br />

abverl<strong>an</strong>gt wird. Sind diese es doch, die<br />

sich aufgrund einer <strong>an</strong>deren Muttersprache<br />

verdächtigt gemacht haben,<br />

keine „echten“ ÖsterreichER zu sein. Eine<br />

extra Portion Patriotismus wird von<br />

jenen verl<strong>an</strong>gt, denen m<strong>an</strong> keinen zugetraut.<br />

Und die MinderheitenpolitikER<br />

– eine durch und durch männliche<br />

Domäne – stimmen dem zu, um „nicht<br />

draußen zu bleiben.“ Den Volksgruppen<br />

wird erstmals in der Zweiten Republik<br />

suggeriert, sie könnten „mit dabei“ sein,<br />

bei der Einschwörung auf die „gemeinsamen“<br />

Ziele. Während die Volksgruppen<br />

als österreichische StaatsbürgER instrumentalisiert<br />

werden und für eine<br />

Imagekorrektur der Bundesregierung<br />

herhalten, können Migr<strong>an</strong>tInnen – wie<br />

übrigens auch <strong>an</strong>dere „Minderheiten“ –<br />

davon nicht „profitieren“. Im Modell der<br />

österreichisch-bürgerlichen Nation ist<br />

Pluralismus nicht vorgesehen. „... denn<br />

wir führen einen heiligen Verteilungskrieg<br />

...“ 3 läßt Karl Kraus seinen<br />

patri(di)otischen Wiener ausrufen und<br />

bringt damit auf dem Punkt, was heute<br />

hinter der nationalstaatlichen Gemeinsamkeit<br />

steht. ❚<br />

patriotismusthema<br />

2) Vgl.: Mechthild Rumpf: Staatsgewalt,<br />

Nationalismus und<br />

Geschlechterverhältnis. In: Frauen<br />

und Geschichte Baden-Württemberg<br />

(Hg): Frauen und Nation. Tübingen,<br />

1996, ats 218. S. 16f.<br />

3) Karl Kraus: Die letzten Tage der<br />

Menschheit. S45f.<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 19


f eministische bildung und forschung<br />

Ins Netz geg<strong>an</strong>gen<br />

Das Projektzentrum Frauen- und Geschlechterforschung (ehemalige Interuniversitäre<br />

Koordinationsstelle für Frauenforschung) hat mit der kostenlosen<br />

Broschüre „Wien vernetzt – ohne Netz“ den Versuch unternommen,<br />

alle autonomen und außeruniversitären Wiener Frauenprojekte<br />

und -initiativen im Bereich der Bildung und Forschung zu erfassen.<br />

Daß der Versuch gelungen ist, davon k<strong>an</strong>n sich jede selbst überzeugen.<br />

Auf 130 Seiten präsentieren sich 47 Projekte und Einrichtungen einem<br />

Publikum, das Kontaktadressen sucht, aber auch einem Publikum, das<br />

gar nicht gesucht hat und plötzlich Tolles findet. Das Register vervollständigt<br />

das Bild mit weiteren Kontaktadressen. Der initiativen Frauen<br />

gibt es viele und der fortschrittlichen Ideen noch mehr. Und daß diese<br />

Ideen auch oft genug umgesetzt werden, dafür ist die reichhaltige Broschüre<br />

Beweis genug. GaH<br />

Kostenlos abzuholen im Sekretariat des Projektzentrums Frauen- und Geschlechterforschung, 9., Spitalgasse 2, Uni Campus,<br />

Hof 7, T. 01/4277 18351<br />

forschungsbericht<br />

Studentinnen mit Kind<br />

Christine Urb<strong>an</strong>, Renate Egger, und Regina Reimer vom Wissenschaftsladen<br />

Wien haben eine „Evaluierung der Situation studierender Mütter <strong>an</strong><br />

den Wiener Universitäten“ durchgeführt. Die Ergebnisse basieren auf<br />

der Auswertung von 19 qualitativen Interviews, die mit studierenden<br />

Müttern geführt wurden. Die Interviews gliedern sich in die Themenbereiche:<br />

universitäres Umfeld, Vereinbarkeit von Studium und Mutterschaft,<br />

Kinderbetreuung, materielle Situation, soziale Beziehungen, Zukunftspl<strong>an</strong>ung<br />

und Berufsaussichten sowie mögliche Verbesserungen<br />

und Empfehlungen seitens der Befragten. An der Universität gibt es<br />

kaum Orte für Kinder. Mutterschaft erweist sich oft als Hemmnis und<br />

k<strong>an</strong>n schließlich zu einem Studienabbruch führen. Die Gründe dafür liegen<br />

unter <strong>an</strong>derem in den universitären Strukturen und in einem Fehlen<br />

von fin<strong>an</strong>zieller Absicherung. Im Anh<strong>an</strong>g findet frau eine Auflistung der<br />

universitären Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien. Den Bericht gibt<br />

es auf der Homepage des Wissenschaftsladen unter der Rubrik<br />

„Aus der Praxis“. is<br />

http://fgidec1.tuwien.ac.at/wila-pages/home.html, Wissenschaftsladen Wien, Aspernbrückeng. 4/4, 1020 Wien, T. 2185466<br />

internationale frauenuniversität<br />

Virtueller Versuch<br />

<strong>an</strong>.risswissenschaft<br />

Die erste virtuelle Internationale Frauenuniversität (ifu) ist am 15.7.<br />

online geg<strong>an</strong>gen. Es h<strong>an</strong>delt sich um eine Uni, die abwechselnd in<br />

Präsenz- und in virtuellen Phasen arbeitet und mit diesem Konzept<br />

Frauen in der g<strong>an</strong>zen Welt <strong>an</strong>sprechen will. Die Frauenuniversität bietet<br />

ein Studien<strong>an</strong>gebot für bereits graduierte Frauen, das im 1. Präsenz-<br />

Semester (15.7.–15.10.00) unter dem Motto „Technik und Kultur“ steht.<br />

Die Ver<strong>an</strong>staltungen finden in englischer Sprache statt. An dem Projekt<br />

nehmen rund 900 Studentinnen aus 115 Ländern und 200 Dozentinnen<br />

aus 60 Ländern teil. Drängende gesellschaftliche Fragen sollen auf<br />

wissenschaftlichem Niveau aus Sicht der Frauen bearbeitet werden.<br />

Leitlinien sind die Interdependenz und Interaktion von Wissenschaft<br />

und Gesellschaft, Interdisziplinarität, die Integration <strong>an</strong>derer sozialer<br />

Praxen inklusive der Kunst, die Berücksichtigung der zahlreichen Theorien<br />

im Bereich der gender studies sowie die Schaffung eines internationalen<br />

und interkulturellen Raumes. „Mit der ersten virtuellen Frauenuniversität<br />

geht ein Signal von Deutschl<strong>an</strong>d aus, Forschung von Frauen<br />

international zu vernetzen. Innovative Ideen und neue Forschungs<strong>an</strong>sätze<br />

von Wissenschaftlerinnen und Studentinnen schaffen so eine<br />

neue Wissenschaftskultur. Durch ein beispielhaftes Zusammenwirken<br />

von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik machen wir das Projekt jetzt<br />

möglich“, sagte Bundesministerin Edelgard Bulmahn (SPD) bei der Eröffnung<br />

des Projekts in H<strong>an</strong>nover. Der Präsenzphase im Sommer, die in verschiedenen<br />

deutschen Städten stattfindet, schließt sich im Herbst eine<br />

virtuelle Phase <strong>an</strong>. Nach dem ersten Semester wird bereits ein Zertifikat<br />

ausgestellt und das Semester somit in <strong>an</strong>deren universitären Einrichtungen<br />

nach dem europäischen Kreditpunktesystem (ECTS) <strong>an</strong>rechenbar.<br />

Die ifu-Studienplätze werden vom Deutschen Akademischen Austauschdienst<br />

(DAAD) weltweit öffentlich ausgeschrieben. is<br />

link: http://www.vifu.de<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o s : A rc h i v<br />

wissenschaftforum<br />

q<br />

Grenzen sprengen<br />

Wenn Weiblichkeit nicht in Relation zu Männlichkeit begriffen wird, sondern in sich weiter differenziert wird,<br />

könnten in einem weib-weiblichen theatralen Bezugssystem Grenzen traditioneller Weiblichkeitsbilder quasi<br />

von innen gesprengt werden. 1 Von Katharina Pewny<br />

Katharina Pewny (Mag.a Dr.a) ist<br />

Kulturtheoretikerin, freie Univ.-<br />

Lektorin, Gruppentrainerin. Sie ist in<br />

der Autonomen FrauenLesbenbewegung<br />

aktiv, besonders im<br />

feministischen Bildungszentrum<br />

Frauenhetz. Ihre Dissertation schrieb<br />

sie zum Thema „Feminismus –<br />

Theater – Repräsentation.“<br />

22 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Theater als Medium zur Stärkung<br />

feministischer Interessen<br />

und Politiken <strong>an</strong>zusehen, war<br />

eines der Ausg<strong>an</strong>gsinteressen<br />

meiner Dissertation. Im Blickpunkt<br />

st<strong>an</strong>d Sprechtheater als ein Feld<br />

domin<strong>an</strong>ter (sogen<strong>an</strong>nter großer,„gemischter“)<br />

Öffentlichkeiten. Wie wird –<br />

ausgehend von Theatertexten von Frauen<br />

– mit/im Theater Welt gemacht?<br />

Und vor allem:Wie wird Geschlechtlichkeit<br />

produziert?<br />

Die Verkoppelung von Theater und<br />

Feminismus ist einerseits sp<strong>an</strong>nend,<br />

weil feministische Praktiken wie Perform<strong>an</strong>z,<br />

Maskerade und Inszenierung<br />

theatrale Phänomene sind, und <strong>an</strong>dererseits<br />

notwendig, da feministische<br />

Theorie in die Theaterwissenschaft fast<br />

keinen Eing<strong>an</strong>g gefunden hat.<br />

Repräsentationskritik. Nichts ist jenseits<br />

von Repräsentation (es gibt keine Welt,<br />

kein Geschlecht, keine Zugehörigkeit,<br />

die „einfach so“ existiert). Wenn keine<br />

Realität „für sich“ existiert, k<strong>an</strong>n sie<br />

auch nicht durch Kunst (Theater) abgebildet,<br />

nachgeahmt oder verändert wer-<br />

Ein weib-weibliches Bezugssystem<br />

könnte sich aufsp<strong>an</strong>nen<br />

zwischen Theatermacherinnen.<br />

Ein in diesem Sinne sehr gelungenes<br />

Ereignis war die Inszenierung<br />

„Königinnen“ Foto unten des<br />

Theaters Foxfire.<br />

den, sondern wird immer aufs Neue<br />

hergestellt – u.a. im Theater. Diese Feststellung<br />

verleiht einem im weitesten<br />

Sinne poststrukturalistisch zu nennenden<br />

Verständnis von Welt Ausdruck, das<br />

Zweiwertigkeiten verläßt und damit<br />

jegliche Naturalisierung – von Geschlecht,<br />

von „Kultur“ 2 , von Herkunft –<br />

in Abrede stellt. Es bedeutet, asymmetrische<br />

Machtverhältnisse entl<strong>an</strong>g der<br />

Achse Geschlechterdifferenz als veränderbare<br />

zu begreifen. Solche Veränderungen<br />

könnten Frauen als Subjekte<br />

von Repräsentation plazieren und Weib


lichkeit ihren Funktionen als Grundlage<br />

und Fluchtpunkt jeglicher Repräsentation<br />

entheben, die bisl<strong>an</strong>g männliche<br />

Subjektpositionen befördert.<br />

Kritische Repräsentationstheorien<br />

sind demnach unabdingbar für feministische<br />

Erkenntnis- und Befreiungsinteressen.<br />

Zum Aktuellen: Die mediale<br />

Selbstrepräsentation der schwarz-blauen<br />

Regierung verstärkt Heterosexismus<br />

aufs Schärfste. Mech<strong>an</strong>ismen medialer<br />

Repräsentationen und ihre Macht, Realitäten<br />

zu schaffen, zu dekonstruieren<br />

und zu verschieben, ist ein Feld feministischer<br />

Repräsentationstheorien.<br />

Repräsentationen von Gewalt. Zurück zum<br />

Theater: Die Bedeutung feministischer<br />

Repräsentationskritik für Theater<br />

(wissenschaft) zeigt sich in Stück<strong>an</strong>alysen:<br />

Dramatikerinnen haben sehr oft<br />

Nationalsozialismus, Rechtsradikalität<br />

und sexuelle Gewalt gegen Mädchen<br />

und Frauen beschrieben. Diese Benennungen<br />

stehen in bestimmten gesellschaftlichen<br />

Kontexten: der „Aufarbeitung“<br />

der nationalsozialistischen Verg<strong>an</strong>genheit<br />

Deutschl<strong>an</strong>ds und Österreichs,<br />

sowie deren gegenwärtige<br />

Bedeutung – für Individuen, Klein– und<br />

Großkollektive – und im Kontext der<br />

Zweiten Frauenbewegung, die Mittäterschaft<br />

von Frauen im Nationalsozialismus<br />

einerseits reflektiert und männliche<br />

Gewalt <strong>an</strong> Frauen und Mädchen <strong>an</strong>dererseits<br />

öffentlich macht und bekämpft.<br />

Zwischen den Benennungen in den<br />

Dramen selbst, ihren Inszenierungen<br />

und Rezensionen gibt es Verschiebungen,<br />

die Geschlechterdifferenz erneut<br />

verdecken: In Inszenierungen geht<br />

männliche Gewalt in einem Allgemein-<br />

Menschlichen auf – das bedeutet nicht<br />

nur Verdeckung männlicher Täterschaft,<br />

sondern auch Festschreibungen „friedfertiger“<br />

Weiblichkeit. Traditionelle Weiblichkeitsbilder<br />

werden, wenn sie in den<br />

Stücktexten aufgelockert sind, in<br />

Inszenierungen und Rezensionen wieder<br />

hinzugefügt.Weibliche Figuren erscheinen<br />

ebendort als widersprüchlich aufgeladene<br />

Zeichen. Inhaltliche Zusammenstellungen,<br />

die traditionellen Weiblichkeitsbildern<br />

entgegenstehen, werden<br />

nicht betont, sondern imaginär aufgeladen<br />

und/oder tendenziell vernachlässigt.<br />

Die Betrachtung von Theatertexten,<br />

Inszenierungen und Rezensionen mar-<br />

kiert jeweils unterschiedliche Stellen im<br />

theatralen Diskurs und zeigt inhaltliche<br />

Verschiebungen zwischen denselben.<br />

Die Inhalte der Verschiebungen sind<br />

nicht losgelöst zu sehen von konkreten<br />

Machtverhältnissen. Diese Erkenntnisse<br />

bestätigen sowohl den theoretischen Befund,<br />

demnach die Ökonomie der Repräsentation<br />

männlich bestimmt ist, als<br />

auch Erfahrungsberichte von Theatermacherinnen,<br />

die von Ausschlußmech<strong>an</strong>ismen<br />

und Kämpfen gegen geschlechtsspezifische<br />

Vorurteile in Theater-<br />

und Kunstbetrieben h<strong>an</strong>deln.<br />

Feministische Theaterpraxen. Politik und<br />

Reflexionen der Zweiten Frauenbewegung<br />

haben öffentliche Bezugnahmen<br />

von Frauen aufein<strong>an</strong>der als unumgänglich<br />

für Gestaltungen weiblicher Subjektpositionen<br />

erwiesen. Wenn auch in<br />

der Theorienbildung Dekonstruktion<br />

von Zweigeschlechtlichkeit ihren begrüßenswerten<br />

Ort hat, so bringt Org<strong>an</strong>isation<br />

von und für Frauen in der politischen/künstlerischen<br />

Praxis Inhalte<br />

und Strukturen zutage, die Möglichkeitsräume<br />

weiblicher Lebensgestaltungen<br />

eröffnen. Angesichts der engen repräsentationslogischen<br />

Grenzen männerbündischer<br />

Öffentlichkeiten wäre<br />

Theater vorstellbar als etwas, das weibweibliche<br />

(im Sinne der Beziehungen<br />

unter oder zwischen Frauen) Genealogien<br />

eröffnet.<br />

Ein solches theatrales Bezugssystem<br />

könnte sich aufsp<strong>an</strong>nen zwischen<br />

Theatermacherinnen (Dramatikerinnen,<br />

Regisseurinnen, Kollektiven, Schauspielerinnen,<br />

Musikerinnen, Bühnenbildnerinnen,<br />

Intend<strong>an</strong>tinnen, Dramaturginnen,<br />

Technikerinnen, Bühnenarbeiterinnen<br />

u.s.w.), Zuseherinnen, Rezensentinnen,<br />

Lektorinnen, Verlagsleiterinnen,<br />

Subventionsgeberinnen, Politikerinnen,<br />

Wissenschafterinnen, ...<br />

Dies wäre <strong>an</strong>zudenken und zu proben,<br />

nicht im Sinne der Imitation männerbündischer<br />

Strukturen, sondern im<br />

Sinne der Erkenntnis der weiteren Ausdifferenzierung<br />

von Bedeutungen von<br />

Weiblichkeit. 3 Wenn nämlich Weiblichkeit<br />

begriffen wird nicht in Relation zu<br />

Männlichkeit (als Ergänzung, Kopie,<br />

oder Ähnliches), sondern in sich weiter<br />

differenziert wird – was Zusammenarbeiten<br />

wie in dem skizzierten Modell<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig mit sich bringen würden<br />

– könnten gleichsam von innen Grenzen<br />

traditioneller Weiblichkeitsbilder<br />

gesprengt werden. Eine solche Strategie<br />

bedeutete keineswegs a priori inhaltliche<br />

Füllung von Weiblichkeit. Die zweifellos<br />

vorh<strong>an</strong>denen unterschiedlichen<br />

Interessen und Theaterpraxen, die zutage<br />

kämen, würden Klarheit über Bündnisse<br />

und deren Grenzen hervorbringen,<br />

die in den bestehenden Strukturen,<br />

die Frauen a priori vereinheitlichen und<br />

spalten, abh<strong>an</strong>denkommt. Mit den widersprechenden<br />

Interessen könnte zum<br />

theatralen H<strong>an</strong>deln mit dekonstruktivem<br />

Gestus übergeg<strong>an</strong>gen werden.<br />

Feministische Politiken haben sich<br />

bisl<strong>an</strong>g als Motor weib-weiblicher Ausdifferenzierung<br />

erwiesen: Die theoretische<br />

Differenzierung von Weiblichkeit in<br />

Form des Einklagens und Bedenkens von<br />

Differenzen von Frauen (bezogen auf<br />

„Rasse“, Herkunft, Lebensweise) wurde<br />

nicht in Studierstuben erdacht, sondern<br />

in politischen Bewegungen initiiert.<br />

Die theatralen Gestaltungen, die<br />

radikal weib-weibliche Kooperationen<br />

hervorbringen würden, sind nach wie<br />

vor erprobenswürdig. 4 Selbstverständlich<br />

k<strong>an</strong>n jedoch keine „Gegenwelt“ innerhalb<br />

der bestehenden g<strong>an</strong>z einfach<br />

gegründet werden. Sie würde immer in<br />

Relationen zu und nicht jenseits von<br />

dieser existieren.<br />

Kritische Interventionen. Deshalb sind kritische<br />

Interventionen in bestehende<br />

(kulturelle) Öffentlichkeiten notwendig:<br />

Sie stoßen zwar schnell <strong>an</strong> repräsentationslogische,<br />

fin<strong>an</strong>zielle und sonstige<br />

Grenzen, sind jedoch unumgänglich,<br />

um sich zu ergänzen mit den sogen<strong>an</strong>nten<br />

radikalen feministischen Politiken.<br />

Das Überschreitungspotential, das<br />

eine solche Haltung impliziert, ist nach<br />

wie vor enorm. Die existierenden Widerstände<br />

gegen radikalfeministische<br />

Denk- und H<strong>an</strong>dlungsweisen verweisen<br />

nicht nur auf deren politische Sprengkraft,<br />

sondern ebenso auf Erkenntnisprozesse,<br />

deren Verläufe und Inhalte nach<br />

wie vor zwar jenseits von Selbstverständlichkeit<br />

liegen, aber weib-weibliche<br />

Selbst-Verständigungen ausbilden.<br />

Im hiesigen Kontext bedeutet die<br />

Analyse theatraler Logiken die Notwendigkeit<br />

nicht nur weib-weiblicher Theaterpraxen,<br />

sondern Kultur– und Politikformen.<br />

❚<br />

forumwissenschaft<br />

1 Der Artikel bezieht sich u.a. auf<br />

Analysen von ca. 80 Theaterstücken<br />

von Dramatikerinnen aus dem<br />

deutschsprachigen Raum (ab 1986).<br />

Er erschien in ähnlicher Fassung<br />

auch in „Nylon – KunstStoff zu feminismus<br />

und popkultur. Wien,<br />

April <strong>2000</strong>“.<br />

2 Die Anführungsstriche zu „Kultur“<br />

wollen auf die Konstruiertheit auch<br />

dieses Begriffes verweisen, der zur<br />

Zeit dazu dient, neorassistische Haltungen<br />

zu legitimieren.<br />

3 Ein in diesem Sinne sehr gelungenes<br />

Ereignis war die Inszenierung<br />

von „Königinnen“ (Lilly Axster) durch<br />

das Theater „Foxfire“ im Sommer<br />

dieses Jahres im Kosmos.Frauenraum<br />

(Wien).<br />

4 Hierzu siehe auch Marty Huber:<br />

Lesbisches Theater. Dipl. Wien 1999.<br />

Vgl. auch: Marty Huber: A kiss to be<br />

remembered. In: <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 7-8/99.<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 23


<strong>an</strong>.sage<br />

Drehladen und Babyklappen<br />

Die Historikerin Verena Pawlowsky und die oberösterreichische<br />

SP-Gesundheitsl<strong>an</strong>desrätin Silvia Stöger über eine neue/alte Idee.<br />

Verena Pawlowsky<br />

Babyklappe – eine neues Wort ist kreiert. Ein Hamburger Verein ist<br />

sein Erfinder und erster Betreiber der dahinter stehenden Idee: einer<br />

mit allen Raffinessen einer modernen High-Tech-Einrichtung ausgestatteten<br />

<strong>an</strong>onymen Abgabestelle für ungewollte Neugeborene. Das Wort<br />

mag neu sein, die damit ben<strong>an</strong>nte Einrichtung ist es jedoch nicht. Ihre hölzerne,<br />

mit einem Glöckchen versehene Vorläuferin gab es in Europa seit dem<br />

Mittelalter <strong>an</strong> jedem Findelhaus. Wien hatte nie eine Drehlade (von Drehlade<br />

sprach m<strong>an</strong> im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum), dafür<br />

aber eines der größten Findelhäuser der Welt. Joseph II. eröffnete es 1784<br />

und sicherte den Frauen Anonymität auf <strong>an</strong>dere Weise zu: Sie durften nicht<br />

nach ihrem Namen gefragt werden. Als Gegenleistung wurde ihnen die<br />

Entbindung auf der Gebärhausklinik abverl<strong>an</strong>gt: ein – nebenbei bemerkt –<br />

für die Entwicklung der weltberühmten Wiener geburtshilflichen Schule<br />

nicht unbedeutender Tauschh<strong>an</strong>del, hatten die Ärzte doch Zugriff auf mehrere<br />

tausend Frauen pro Jahr. Die meisten von ihnen: ledige Dienstbotinnen.<br />

Die Kindsväter: mittellose Gesellen. Kinder hatten da keinen Platz.<br />

Drehladen damals – Babyklappen und -nester heute: Kindesaussetzung<br />

provoziert Emotionen und Kontroversen. Die Argumente blieben die gleichen.<br />

Schon die BefürworterInnen der Findelhäuser führten den Schutz des<br />

Kindes vor Kindsmord und den der Mutter vor Strafverfolgung ins Treffen.<br />

Die GegnerInnen verwiesen auf die Unmenschlichkeit der Kindesweglegung<br />

und die Gefahr, daß Frauen zur leichtfertigen Kindesaussetzung ermuntert<br />

werden könnten. Der Hamburger Verein argumentiert, daß sein Angebot eine<br />

Versorgungslücke schließt. Die Babyklappe ist eine Einrichtung für g<strong>an</strong>z<br />

spezielle und wohl sehr seltene Notlagen, in denen traditionelle sozialpolitische<br />

Angebote nicht greifen. Für Frauen, die nicht in der Lage sind, sich Hilfe<br />

zu verschaffen, die ihre Schw<strong>an</strong>gerschaft möglicherweise vor sich selbst<br />

nicht eingestehen können und von der Geburt überrascht werden, für Frauen<br />

in Extremsituationen also, ist das niederschwellige Hilfs<strong>an</strong>gebot einer<br />

<strong>an</strong>onymen Kinderabgabestelle tatsächlich sinnvoll.<br />

Nicht gegen die neue/alte Idee soll hier argumentiert werden, sondern<br />

gegen eine Diskussion, die sich dem spektakulären Charakter der Baby<br />

-klappe verschreibt und die alltäglichen Probleme von Frauen mit Kindern<br />

vergessen läßt. Väter, die ihre Ver<strong>an</strong>twortung wahrnehmen, flächendeckende<br />

und billige Kinderbetreuung, ein Karenzgeld, das zum Leben reicht, mehr<br />

Hilfe für alleinerziehende Mütter sowie der Ausbau – und nicht die<br />

budgetäre Aushungerung – von Fraueneinrichtungen müßten die Inhalte<br />

dieser Debatte sein .❚<br />

Der Artikel erschien in ungekürzter Form am 8.8. <strong>2000</strong> in „Der St<strong>an</strong>dard“, nachzulesen in: http://www.derst<strong>an</strong>dard.at.<br />

24 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Silvia Stöger<br />

St<strong>an</strong>dpunkte und<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Es soll nicht mehr passieren, daß ein Neugeborenes<br />

einfach irgendwo ungeschützt weggelegt wird, weil<br />

die Mutter in einer persönlichen Notsituation nicht<br />

mehr ein noch aus weiß. Daher habe ich ver<strong>an</strong>laßt, daß in<br />

Oberösterreich nun ein umfassendes Schutz- und Hilfsnetz<br />

geschaffen wird, wobei ein wichtiger Teil die Einrichtung<br />

von „Babynestern“ ist. Dort können Neugeborene <strong>an</strong>onym<br />

und straflos abgegeben werden. Diese auch Babyklappen<br />

gen<strong>an</strong>nten Einrichtungen sollen im AKH Linz und in einem<br />

weiteren Spital außerhalb des oberösterreichischen<br />

Zentralraumes situiert werden. Wenn sich die Mutter nach<br />

einer bestimmten Überlegungsfrist nicht mehr meldet,<br />

werden diese Babys zur Adoption freigegeben.<br />

Das gilt auch für den Fall einer sogen<strong>an</strong>nten „<strong>an</strong>onymen<br />

Geburt“. Dabei soll es Frauen ermöglicht werden,<br />

ohne Namensnennung in einem Kr<strong>an</strong>kenhaus ein Kind<br />

zur Welt zu bringen. Das ist für Frauen in persönlichen<br />

Notsituationen eine noch bessere Alternative als das<br />

Babynest, weil schon vor und während der Geburt Mutter<br />

und Kind medizinisch bestens versorgt sind. Überdies<br />

k<strong>an</strong>n es durch diese Beratungs- und Betreuungssituation<br />

auch leichter gelingen, daß die Mutter ihr Baby vielleicht<br />

doch behält, weil ihr bei der Bewältigung ihrer Krise<br />

geholfen wird.<br />

Auf meinen Antrag hin hat daher die oberösterreichische<br />

L<strong>an</strong>desregierung nicht nur den Grundsatzbeschluß<br />

für Babynester und die <strong>an</strong>onyme Entbindung gefaßt, sondern<br />

auch eine Informationsoffensive über Beratungs- und<br />

Hilfsmöglichkeiten für werdende Mütter in Notsituationen<br />

und verstärkte Aufklärungskampagnen für Mädchen<br />

beschlossen.<br />

Ich trete vehement dafür ein, daß eine Mutter, die das<br />

Babynest nutzt oder sich zu einer <strong>an</strong>onymen Geburt entschließt,<br />

um ihr Neugeborenes gut versorgt zu wissen,<br />

nicht mehr nach dem Strafgesetzbuch wegen Verlassens<br />

eines Unmündigen bestraft werden soll. Der Schutz des Lebens<br />

von Mutter und Kind muß in diesen persönlichen<br />

Notsituationen wichtiger sein als staatliche Rechtsprinzipien<br />

wie jenes der Identitätskenntnis der Eltern. .❚


Ein <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> abo, bitte!<br />

o Schnupperabo (3 Hefte/ats 120,–)<br />

o Jahresabo (10 Hefte/ats 400,–)<br />

o für Erwerbslose (10 Hefte/ats 320,–)<br />

o Unterstützungsabo (10 Hefte/ats 500,–)<br />

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4 Wochen vor Ablauf problemlos gekündigt werden. Erhalten wir bis dahin keine Nachricht,<br />

verlängert sich Dein Abo automatisch um ein Jahr zum jeweils gültigen Abo-Preis. Abo-Telefon ( <strong>an</strong>.schlaege@chello.at<br />

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An die Redaktion<br />

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DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN<br />

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FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


w iderst<strong>an</strong>ds-aktionen<br />

Kulturkaraw<strong>an</strong>e<br />

Ein Bündnis verschiedener AktivistInnen pl<strong>an</strong>t als Kontrapunkt zu den<br />

reaktionären Kärntner Oktoberver<strong>an</strong>staltungen eine Kulturkaraw<strong>an</strong>e<br />

(26. bis 28. Oktober) gegen freiheitliche Barbarei. Die Aktion ist als Anti-<br />

FPÖ-Kampagne für die steirischen L<strong>an</strong>dtagswahlen und als Mobilisierungsaktion<br />

für die internationalen Widerst<strong>an</strong>dstage in Klagenfurt<br />

gedacht. Den kommenden Oktoberfeierlichkeiten (Ulrichsbergtreffen<br />

Ende <strong>September</strong>, 80-Jahr-Feier der Volksabstimmung in Südkärnten am<br />

10. Oktober) soll ein klares „Nein“ entgegengesetzt werden. Anf<strong>an</strong>g<br />

Oktober (7. bis 15.) sollen in Kärnten und der Steiermark etliche kulturelle<br />

Aktivitäten stattfinden die sich alle durch ein gemeinsames Logo und<br />

gemeinsame Plakate eindeutig gegen Blau-Schwarz stellen. Gepl<strong>an</strong>t<br />

sind Filmvorführungen, Videos, Theater, Perform<strong>an</strong>ces, Konzerte, Lesungen,<br />

Debatten, Aktionen im Öffentlichen Raum und vieles mehr. Dafür<br />

werden noch KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen gesucht, die<br />

unentgeltlich (nur gegen Fahrtkosten, Unterkunft und Verpflegung) in<br />

Kärnten und der Steiermark singen, spielen, malen, lesen, debattieren<br />

etc., für die Flyer der Karaw<strong>an</strong>e einen Text verfassen, die Plakate der<br />

Karaw<strong>an</strong>e entwerfen. Das Motto: Die Kunst ist eine Bärin und beißt,<br />

wenn sie will. is<br />

Weitere Infos: Tina Leisch: 0664/111 90 96, IKUC (Interkulturelles Center Volkshaus) office@ikuc.at, T. 0463/ 32 154, Plattform<br />

Offenes Kärnten info@offeneskaernten.cbj.at, Mailinglist: kaernten@klingt.org (k<strong>an</strong>n per e-mail „subscribe kaernten“<br />

majordomo@klingt.org subskribiert werden)<br />

abschied<br />

Realismus in Schönschrift<br />

Die sp<strong>an</strong>ische Nachkriegsautorin Carmen Martín Gaite ist am 23. Juli in<br />

Madrid im Alter von 74 gestorben. Die Autorin ist im Lauf ihres Lebens<br />

mit den wichtigsten Literaturpreisen des L<strong>an</strong>des ausgezeichnet worden.<br />

Mit 25 Jahren zog sie von ihrer Heimatstadt Salam<strong>an</strong>ca nach Madrid.<br />

Dort spielen auch die meisten ihrer Stücke. 1978 erhielt sie für den<br />

Rom<strong>an</strong> „El cuarto de atrás“ („Das Hinterzimmer”), in dem sie sich mit der<br />

Lage der Frauen während der Fr<strong>an</strong>co-Diktatur ausein<strong>an</strong>dersetzte, als<br />

erste Frau den sp<strong>an</strong>ischen Literatur-Nationalpreis. 1994 wurde ihr diese<br />

Auszeichnung ein zweites mal zugesprochen, diesmal für ihr Gesamtwerk.<br />

Martín Gaite blieb bis zuletzt ihrer Linie treu, M<strong>an</strong>uskripte mit Füller<br />

und in Schönschrift abzufassen. „Wenn mir jem<strong>an</strong>d was nettes per<br />

e -mail übermitteln sollte, werfe ich dem Betreffenden den Schrieb ins<br />

Gesicht. Ich will, daß m<strong>an</strong> mir per H<strong>an</strong>d schreibt”, so die Schriftstellerin.<br />

Ihre größten Verkaufserfolge waren unter <strong>an</strong>derem der Rom<strong>an</strong><br />

„Caperucita en M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>“(1991/Rotkäppchen in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong>) oder<br />

„La reina de las nieves“(1994/Das Haus der Schneekönigin), eine<br />

Hommage <strong>an</strong> den dänischen Autor H<strong>an</strong>s Christi<strong>an</strong> Andersen. is<br />

filmstart<br />

Vom Überleben<br />

<strong>an</strong>.rissarbeit<br />

Mit ihrem Spielfilmdebut „Honig und Asche“ (orig.„Miel et Cendres”)<br />

liefert Regisseurin und Drehbuchautorin Nadia Fares einen berührenden<br />

musikalischen Episodenfilm. Erzählt wird die Geschichte dreier Frauen im<br />

arabischen Nordafrika, deren Wege sich kurzfristig kreuzen und ergänzen.<br />

Leila ist eine junge Studentin, die vor ihrem gewalttätigen Vater flüchtet,<br />

um d<strong>an</strong>ach von dem Anlaß ihrer Flucht – ihrem Liebhaber – auf die Straße<br />

gesetzt zu werden. Schließlich muß sie das Geld für ihr Studium durch<br />

Prostitution verdienen. Die Universitätsabsolventin Amina hatte das<br />

Glück, ihren Gatten selbst auswählen zu dürfen. Der M<strong>an</strong>n ihrer Klein-<br />

Familien-Träume entwickelte sich jedoch zum Alptraum, der seine Frau<br />

gerne mal verprügelt. Naima ist engagierte und selbständige Ärztin, deren<br />

Verg<strong>an</strong>genheit jedoch auch durch den Verzicht auf die eigentliche große<br />

Liebe geprägt ist. Alle diese Frauen wollten ihrem Leben durch jahrel<strong>an</strong>ge<br />

Ausbildung Selbständigkeit und Unabhängigkeit geben. Doch letztlich<br />

reiben sie sich <strong>an</strong> den alten patriarchalen Strukturen wund, auch wenn<br />

die filmischen Ausgänge verschieden sind: Leila l<strong>an</strong>det im Gefängnis, weil<br />

sie einen Angreifer erstochen hat. Naima schickt ihre Tochter auf eine<br />

höhere Schule und gibt ihr damit Hoffnung auf eine selbstbestimmte<br />

Zukunft. Amina befreit sich aus den patriarchalen Fesseln der Kleinfamilie<br />

und verläßt ihren M<strong>an</strong>n.„Das bin ich, gespiegelt in den <strong>an</strong>deren, und die<br />

<strong>an</strong>deren gespiegelt in mir“, erklärt Nadia Fares, deren Wurzeln in der<br />

Schweiz und in Ägypten liegen, die Entstehung des Filmes, in dem sie<br />

auch ihre Erfahrungen während des Studiums in Kairo verarbeitet hat.<br />

„Honig und Asche“ läuft in Wien seit 11. August im Original mit englischen<br />

und fr<strong>an</strong>zösischen Untertiteln. GaH<br />

fotoausstellung<br />

„Urb<strong>an</strong>/Rural – Resist<strong>an</strong>ce“<br />

Im vierten Wiener Gemeindebezirk findet sich im „Fortschnitt!“ ein „Aktionsraum<br />

für Kunst und Gewerbe“. Dort ist einerseits ein Frisiersalon<br />

zuhause und <strong>an</strong>dererseits gibt es eine kleine Fotoausstellung von Lisa<br />

Rosenblatt und Charlotte Eckler, <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Leserinnen als Dream Coordination<br />

Office (DCO) bek<strong>an</strong>nt, zu besichtigen. Frau k<strong>an</strong>n noch bis zum<br />

6. Oktober die Ausstellung besuchen, die die politische Lage Österreichs<br />

in einem Vergleich zwischen ländlichen und städtischen Widerst<strong>an</strong>dsformen<br />

thematisiert. Kombiniert mit einer politisch korrekten Frisur! is<br />

„Fortschnitt! – Aktionsraum für Kunst und Gewerbe“, Rechte Wienzeile 15, 1040 Wien, T. 01/ 586 77 82, Öffnungszeiten:<br />

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: 9–20 Uhr, Freitag: 11–20 Uhr und Samstag: 10–14 Uhr<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 027


kultur<strong>an</strong>.riss<br />

auszeichnung<br />

Elfriede Jelinek<br />

Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat den diesjährigen „m<strong>an</strong>uskripte”-<br />

Preis des L<strong>an</strong>des Steiermark, der mit ats 150.000,– dotiert ist, erhalten.<br />

Der Autorin wurde in Anerkennung ihrer drei Jahrzehnte <strong>an</strong>haltenden<br />

Verbindung zu der Literaturzeitschrift des Grazer Forum Stadtpark<br />

„m<strong>an</strong>uskripte“ ausgezeichnet, in der viele ihrer Theaterstücke erstmals<br />

erschienen sind. In der Steiermark gilt die Auszeichnung neben dem<br />

Literaturpreis des L<strong>an</strong>des als die wichtigste öffentliche Anerkennung im<br />

literarischen Bereich. Zu den Preisträgerinnen der verg<strong>an</strong>genen Jahre<br />

zählen u.a. Barbara Frischmuth und Friederike Mayröcker.<br />

Im Februar dieses Jahres hat Elfriede Jelinek ein Aufführungsverbot<br />

ihrer Stücke in Österreich ausgesprochen, das allerdings nicht für alternative<br />

Theatergruppen gilt. So wurde in Österreich zuletzt ihre Haider-<br />

Paraphrase „Das Lebewohl“am Wiener Heldenplatz uraufgeführt. Jelinek<br />

zur Rolle, welche die Regierung nun den Frauen zuschreibt:„Für uns<br />

scheint, außer Schönheit, noch die Mutterschaft übrig zu bleiben,<br />

,familienfreundlich’ nennt sich die neue Politik.” is<br />

frauenmuseum<br />

Mythos und Alltag<br />

Das erste österreichische Frauenmuseum wurde am 7. Juli in Vorarlberg<br />

eröffnet: Im neuen Feuerwehr- und Kulturhaus in Hittisau. Die zuständige<br />

L<strong>an</strong>desrätin Eva Maria Weibel war „mit Stolz und Freude erfüllt“: Auf<br />

Grund seiner Einzigartigkeit werde das Frauenmuseum „nicht nur regionale<br />

Bedeutung haben, sondern auch über die Grenzen hinweg großes<br />

Interesse finden.” Ein Aufgabenschwerpunkt soll die Aufarbeitung<br />

sozial- und kulturgeschichtlicher Frauenthemen sein, wobei das<br />

Museum auch aktuelle Themen aufgreifen und vor allem Künstlerinnen<br />

eine Plattform bieten soll. Die derzeit laufende Ausstellung heißt<br />

„Mythos und Alltag. Eine sozialgeschichtliche Installation”. Der Eintritt<br />

kostet nur ats 20,–, für Kinder und Jugendliche gar nichts. Fin<strong>an</strong>ziert<br />

wird das Museum von der Gemeinde und vom L<strong>an</strong>d Vorarlberg. is<br />

Österreichisches Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 055 13/65 26, Öffnungszeiten: Do 19–21 Uhr, Fr/Sa 16–18 Uhr und So<br />

15–18 Uhr , für Gruppen auch nach Vereinbarung<br />

28 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Angela Heissenberger<br />

Kain und Abel<br />

heim.spiel<br />

Seit 8. Juli lautet J<strong>an</strong>s erste Frage nach dem Aufwachen nicht mehr<br />

„Woisda Papa?“, sondern „Woisda Baby?“ „Der Baby“ heißt Nils und<br />

verhält sich bisher weitgehend unauffällig, was J<strong>an</strong> nicht dar<strong>an</strong> hindert,<br />

ihm seine überschäumende Liebe (m<strong>an</strong>chmal auch eher das Gegenteil<br />

davon) <strong>an</strong>gedeihen zu lassen. Das s<strong>an</strong>fte Schaukeln der Hängematte<br />

steigert sich beispielsweise völlig unerwartet zum drohenden<br />

Überschlag. Das weinende Kind wird mit Stofftieren, Playmobilmännchen<br />

und Autos aller Art getröstet oder beworfen. Oder J<strong>an</strong><br />

fordert <strong>an</strong>gesichts des störenden Bruders die sofortige Kindesweglegung:<br />

„Weiter, Bett!“ Wenn in seinen Augen das gefährliche Glitzern<br />

einsetzt, ist höchste Vorsicht geboten. Harmloses Streicheln k<strong>an</strong>n<br />

in Sekundenbruchteilen in heimtückische Gewaltakte umschlagen.<br />

Und so kommt es, daß ich mittags noch immer mit ungeputzten<br />

Zähnen herumwusle, die fertig geschleuderte Wäsche in der Maschine<br />

vergammelt und das Frühstück zwar noch nicht abgeschlossen,<br />

zeitlich aber längst vom <strong>an</strong>stehenden Mittagessen überholt ist. Vormittagstermine<br />

nehme ich deshalb nur noch ungefrühstückt wahr,<br />

J<strong>an</strong> bekommt beim Bäcker ein trockenes Kipferl in die H<strong>an</strong>d gedrückt.<br />

Ich weiß nicht, wie <strong>an</strong>dere Mütter diesen Hardcore-Job bewältigen.<br />

Mir reicht die Doppeldosis Kinder auch schon ohne Haushalt.<br />

Immerhin gilt es das Überleben beider Kids zu sichern, was bedeutet,<br />

daß ich zumindest eines der kleinen Monster perm<strong>an</strong>ent bei mir<br />

haben muß. Meine Fertigkeiten mit Säugling am Arm haben sich<br />

deshalb seit Nils‚ Geburt beträchtlich erweitert. Klo gehen, bügeln,<br />

Wäsche aufhängen – alles kein Problem, von ein paar Br<strong>an</strong>dwunden<br />

abgesehen. Trotzdem hatte Nils schon nach zwei Wochen sein erstes<br />

Cut im Gesicht. Ich hatte nur mal schnell mein <strong>an</strong>gekotztes T-Shirt<br />

gewechselt, da war‘s auch schon passiert.<br />

J<strong>an</strong> scheint meine Befürchtungen, er könne seinen Bruder nachhaltig<br />

beschädigen, nicht zu teilen. Ein kleiner Heissenberger muß<br />

schon was aushalten können. Mit sich selbst geht er ja auch nicht<br />

gerade zimperlich um, die Liste seiner Selbstverstümmelungsversuche<br />

ist legendär. Und für den Fall des Falles schlägt J<strong>an</strong> seine Universallösung<br />

vor: „Billa, neue kaufen!“


Die belgischen Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />

von LESBO <strong>2000</strong>, Federatie<br />

Werkgroepen Homoseksualiteit<br />

(FWH), haben in ihrer Pl<strong>an</strong>ungsphase<br />

ausdrücklich eine<br />

Beteiligung Österreichs verl<strong>an</strong>gt und ihre<br />

e-mails <strong>an</strong> österreichische Frauenlisten<br />

geschickt. Das war für das Dream<br />

Coordination Office (DCO) Grund genug,<br />

die nächste internationale DCO-<br />

Aktion zur Unterstützung von Frauenträumen<br />

und Utopien ins Leben zu rufen:„Wien<br />

dreams in 2 Gent“. Die Anfrage<br />

aus Gent, <strong>an</strong> LESBO <strong>2000</strong><br />

teilzunehmen, ist eine positiv-überraschende<br />

Erinnerung dar<strong>an</strong>, daß es differenzierende<br />

Köpfe gibt, die nicht alle in<br />

Österreich Lebenden mit der österreichischen<br />

Regierung gleichsetzen. Der<br />

Wunsch, mit Frauen/Lesben/Mädchen<br />

in Österreich zu feiern, ist nicht nur utopischer<br />

Ausdruck internationaler Solidarität,<br />

sondern auch ein realpolitisches<br />

Angebot, neue H<strong>an</strong>dlungsfelder tr<strong>an</strong>snational<br />

zu etablieren. Dream Coordination<br />

Office koordiniert daher eine<br />

Durchquerung mehrerer Frauenflächen<br />

in Österreich, Deutschl<strong>an</strong>d und den<br />

Benelux-Regionen: eine Fahrrad- oder<br />

Zugreise, wodurch viele (offizielle und<br />

inoffizielle) Frauenorg<strong>an</strong>isationen nicht<br />

nur virtuell besucht werden sollen.<br />

Bis zum Erscheinen dieses Artikels wird<br />

die Fahrradtour schon unterwegs sein,<br />

doch sollten spont<strong>an</strong>e Frauen, die dazu<br />

Lust haben, einfach hinfahren und<br />

mitfeiern.<br />

No reason to stay in Vienna. Lesbo <strong>2000</strong><br />

ist ein kollektives Coming-Out, ein <strong>an</strong>genehmes<br />

Zusammensein, ein Ideenund<br />

Erfahrungsaustausch und lesbisches<br />

Fest am 9. <strong>September</strong> im Stadtpark<br />

von Gent. Und wie die Ver<strong>an</strong>stalterInnen<br />

FWH in ihrer Rückmeldung geschrieben<br />

haben,„..spectacular things<br />

could happen ... You see, there is really<br />

no reason to stay in Vienna on the 9th<br />

of <strong>September</strong>.“ Dream Coordination<br />

Office malt von Wien nach Lesbo <strong>2000</strong><br />

einen Schweif, der das Sichtbarmachen<br />

von in Österreich lebenden Frauen nicht<br />

nur im L<strong>an</strong>d, sondern international demonstriert.<br />

Die zweiwöchige Fahrradtour<br />

startet beim Lusthaus im Wiener<br />

Prater am 22. August und erreicht bis 8.<br />

<strong>September</strong> den Campingplatz in der<br />

Genter Stadt. Am Lagerfeuer und im<br />

Zelt konkretisiert die Gruppe ihre politische,<br />

persönliche und philosophische<br />

Botschaft. Denn, im Gegensatz zu Österreichs<br />

abwehrendem politischen Alltag,<br />

sind hier die wichtigen Bedingungen eines<br />

sinnvollen Gespräches vorh<strong>an</strong>den:<br />

Einladung und Festempf<strong>an</strong>g.<br />

Gegen-den-Strom. Die Vorbereitungen<br />

der politischen Agenda werden schon<br />

längst in G<strong>an</strong>g gesetzt sein. Die radelnden<br />

Österreicherinnen werden schon<br />

ihre per Zug <strong>an</strong>gereisten Freundinnen<br />

getroffen haben und die Teilnehmerinnen<br />

werden die körperlichen und geistigen<br />

Erlebnisse der Tour verarbeitet haben.<br />

Frauenorg<strong>an</strong>isationen wurden entdeckt,<br />

besucht und vernetzt. Mit jedem<br />

Kilometer ist der Rückblick ergiebiger und<br />

die Perspektive klarer. Das Gegen-den-<br />

Strom in-sich-Hineinträumen könnte<br />

schließlich lebensverändernde Konsequenzen<br />

haben. Aber davor sollte frau<br />

sich nicht scheuen. Diese utopische Wallfahrt,<br />

eine Gruppe von Frauen radelnd<br />

über Grenzen hinweg zu einem öffentlichen,<br />

fröhlichen lesbischen Zusammensein<br />

im Stadtzentrum von Gent, verspricht<br />

interess<strong>an</strong>te Nebenwirkungen.<br />

Wie k<strong>an</strong>n frau am Oostenrijkster<br />

teilnehmen, wenn sie nicht mitfahren<br />

k<strong>an</strong>n? Der virtuelle Treffpunkt<br />

www.t0.or.at/~charlottes.web bietet aktuelle<br />

Information zum Projekt „Wien<br />

dreams in 2 Gent“, sowie ein kleines Archiv<br />

mit Artikeln über verg<strong>an</strong>gene DCO<br />

Projekte, die in den „<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n“ erschienen<br />

sind. Dort gibt es auch einen<br />

Link zur Dream-Mailbox<br />

DCO@weiber.net, der bis zum Anf<strong>an</strong>g<br />

des Festivals alle Botschaften, Utopien,<br />

Träume und idealistischen Realismen<br />

gerne speichert – und zum Vorlesen bei<br />

LESBO <strong>2000</strong> aufhebt. Hier ist die Selbsternennung<br />

zu einer wichtigen politischen<br />

Akteurin gefragt! ❚<br />

Spectacular<br />

things<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>September</strong> findet im belgischen Gent<br />

die LESBO <strong>2000</strong> statt. Mit dabei:<br />

Charlotte Eckler und Lisa Rosenblatt<br />

vom Dream Coordination Office<br />

LESBO <strong>2000</strong>:<br />

9. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>; Videos,<br />

politische Debatten, Sport,<br />

Fotosessions, Theaterstücke, Kunst,<br />

Zirkusakrobatik, und „Kolk“ – Flemish<br />

Triphop Musik aus Gent; Citadel Park<br />

13–19 Uhr (nähe St. Pietersstation,<br />

rechts, 100 Meter)<br />

Dream Coordination Office-<br />

Treffpunkt:<br />

Azaleaplein, 16 Uhr<br />

„Dream-in met Oostenrijksters“–<br />

Frauenfest: 21 Uhr, Backstage,<br />

St. Pietersnieuwstraat 128<br />

lesbo<strong>2000</strong>kultur<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 29


kulturvideokunst<br />

Rike Fr<strong>an</strong>k lebt und arbeitet in Wien;<br />

sie studierte Medientheorie, ist freie<br />

Kuratorin und Autorin und arbeitet<br />

seit 1996 unter dem Namen<br />

„Best Before“.<br />

30 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

q<br />

Feminismus weiter schreiben<br />

Ein Hauptthema der Ausstellung, die Stella Rollig für den diesjährigen „steirischen herbst“<br />

kuratiert, ist mediale Repräsentationskritik. Eingeladen sind 25 internationale KünstlerInnen,<br />

die Spielregeln der Gender-Konstruktionen in den Massenmedien lustvoll zu unterw<strong>an</strong>dern.<br />

Rike Fr<strong>an</strong>k sprach mit ihr über eine Ausstellung zum Verweilen und Wiederkommen.<br />

Von 1994-1996 war Stella Rollig<br />

österreichische Bundeskuratorin,<br />

1994 gründete sie das „Depot“,<br />

das sich als Ort der Reflexion<br />

über zeitgenössische<br />

Kunst versteht. Sie ist international als<br />

Kuratorin, Publizistin und Kunstvermittlerin<br />

tätig. Ihr neuestes Ausstellungsprojekt<br />

trägt den Titel:„. Video als<br />

weibliches Terrain“.<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>: Der Titel deines Ausstellungsprojekts<br />

wirkt im ersten Augenblick<br />

wie ein Zitat <strong>an</strong> die 70er Jahre, als Video<br />

von vielen Frauen als neues, unbelastetes<br />

Medium eingesetzt wurde, um feministische<br />

Anliegen zu tr<strong>an</strong>sportieren und<br />

neue Räume zu besetzen.<br />

Stella Rollig: Es war nicht bewußt<br />

ein Zitat auf die 70er Jahre, aber es paßt<br />

mir g<strong>an</strong>z gut, wenn du es so gelesen<br />

hast. Weil das eine der Argumentationen<br />

ist, die ich mit vornehmen<br />

möchte, daß es nach wie vor eine weiter<br />

geschriebene feministische Kunstgeschichte<br />

gibt, die sich vor allem im Medium<br />

Video ausdrückt, und die durchaus<br />

zu tun hat mit der Vorgeschichte in<br />

den 70ern, auch wenn das heute fast<br />

kaum mehr so deklariert wird. Ich war<br />

eher erstaunt, daß ich bei den Künstlerinnen<br />

heute auf große Vorsicht gestoßen<br />

bin, daß sie das „Frauenthema“<br />

nicht so interessiert und sie sich ein<br />

bißchen von einem Frauenzusammenh<strong>an</strong>g<br />

abgrenzen wollten.<br />

Aber um die Argumentation von<br />

inhaltlich kurz <strong>an</strong>zureißen: Der<br />

Str<strong>an</strong>g, der sich meiner Ansicht nach bis<br />

heute fortschreibt, ist der eines spezifischen,<br />

feministischen Interesses <strong>an</strong><br />

medialer Repräsentation und damit<br />

einer Repräsentationskritik.<br />

versammelt Künstlerinnen<br />

und Künstler; zugleich spart der Ausdruck<br />

„weiblich“ auch etwas aus: das „Männliche“.<br />

Und auf eine gewisse Weise wird<br />

das „Weibliche“ wieder der Austragungsort<br />

und zum Material.<br />

Ich würde es etwas <strong>an</strong>ders sagen:<br />

Es ist so etwas wie eine Oberhoheit<br />

über ein Terrain <strong>an</strong>gedeutet, was aber<br />

nicht heißt, daß auf dem Gebiet nicht<br />

<strong>an</strong>dere zugelassen sind, denn auf diesem<br />

bewegen sich auch Männer.<br />

Die feministischen Analysen von<br />

medialer Vermittlung sind ja in Verw<strong>an</strong>dtschaft<br />

mit den Fragen <strong>an</strong>derer<br />

unterdrückter Gesellschaftsgruppen<br />

entst<strong>an</strong>den, in Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

post-kolonialistischen St<strong>an</strong>dpunkten<br />

zum Beispiel. Ich beschränke mich bei<br />

auf einen Aspekt: auf die Untersuchung<br />

der Darstellung von Weiblichkeit.<br />

– Mit einer Ausnahme: Fiona T<strong>an</strong>,<br />

die explizit den Kolonialismus beh<strong>an</strong>delt.<br />

– Dabei sind auf dem Terrain von<br />

im Gegensatz zu den vorherrschenden<br />

Paradigmen unserer Welt die<br />

Spielregeln umgekehrt. Also die Themen,<br />

die dominierenden Verfahrensweisen<br />

sind vom Interesse der Frauen<br />

bestimmt. Die Männer beschäftigen<br />

sich hier auch mit der Untersuchung<br />

von weiblichen Figuren in Massenmedien.<br />

Und das soll zeigen, daß sich<br />

nicht nur – wie vielleicht noch in den<br />

70er Jahren – Frauen mit ihren eigenen<br />

Themen beschäftigen, sondern daß sich<br />

30 Jahre später bei einer jüngeren<br />

Generation schon etwas verändert hat.<br />

Warum der Fokus auf die Massenmedien?<br />

Als Ausdruck von Alltagskultur?<br />

Ich wollte mich mit Videokunst befassen.<br />

Mich interessiert die Reaktion auf<br />

audiovisuelle Medien mit den selben<br />

Medien und die Frage, wo läßt sich dabei<br />

Differenz herstellen. Es geht um audiovisuelle<br />

Medien, von denen ich denke, daß<br />

sie die bestimmendsten Tr<strong>an</strong>smitter von<br />

Botschaften sind, sowohl von bildlichen/visuellen<br />

als auch von inhaltlichen/verbalisierbaren.<br />

Dabei denke ich<br />

in erster Linie <strong>an</strong> das Fernsehen. Die<br />

Massenmedien spielen eine große Rolle<br />

in der Genderkonstruktion aufgrund der<br />

Stereotypen, die sie immer wieder bestätigen<br />

– bis auf einige Ausnahmen in<br />

irgendwelchen schrägen Serien oder in<br />

bewußt quer <strong>an</strong>gelegten Werbebildern,<br />

die m<strong>an</strong> mit der Lupe suchen muß.<br />

Teil des Konzeptes ist zu<br />

überlegen, wie wird darauf reagiert.<br />

Einerseits geht es um die Entwicklung<br />

von Arbeiten als genuin neue Vor<strong>schläge</strong><br />

und <strong>an</strong>dererseits um Reaktionen auf<br />

die vorfabrizierten Bilder, narrativen<br />

Strukturen und Formate; in Form einer<br />

Analyse und Kritik aber auch in der lustvollen<br />

Aneignung, einem Nachspielen.<br />

K<strong>an</strong>nst du kurz auf einige Arbeiten<br />

der eingeladenen KünstlerInnen und ihre<br />

Differenz zu den von dir erwähnten<br />

Stereotypen eingehen?


F<strong>an</strong>ni Niemi-Junkola, eine finnische<br />

Künstlerin, wird eine Single-Ch<strong>an</strong>nel-<br />

Installation mit dem Titel „Gi<strong>an</strong>ts“ zeigen,<br />

in der zwei etwa 30jährige Frauen<br />

in Je<strong>an</strong>s und T-Shirts in einer sehr rauhen,<br />

kargen L<strong>an</strong>dschaft vor dem Hintergrund<br />

des Meeres mitein<strong>an</strong>der ringen.<br />

Der Sound ist ihr Keuchen, die physischen<br />

Geräusche dieses Kampfes, Wind<br />

und das Meeresrauschen im Hintergrund.<br />

„Gi<strong>an</strong>ts“, die Gig<strong>an</strong>tInnen oder<br />

RiesInnen, besteht eigentlich nur aus<br />

einem Bild, das mit einer leichten Untersicht<br />

gefilmt ist und d<strong>an</strong>n ein<br />

bißchen größer als lebensgroß projiziert<br />

wird. Niemi-Junkola inszeniert ein<br />

Bild, das m<strong>an</strong> eigentlich so nicht kennt,<br />

das eigentlich so in der Ikonographie<br />

der Massenmedien, z.B. im Actionfilm,<br />

nicht vorgesehen ist – diese Art eines<br />

essentialistisch männlichen Ringkampfes,<br />

ausgeführt von zwei Frauen, eine<br />

gegen die Geschlechterstereotypien<br />

besetzte Szene. Und dazu die Größe:<br />

Die zwei Frauen nehmen diesen riesigen<br />

medialen Bildraum ein. Das gibt es<br />

g<strong>an</strong>z selten, und wenn, d<strong>an</strong>n sieht es<br />

oft mehr nach einer Karikatur des<br />

Weiblichen aus.<br />

Eine <strong>an</strong>dere Arbeit ist das Video<br />

„Cle<strong>an</strong>ing You“ von Uli Aigner (A). Sie<br />

stellt ihren voll bekleideten M<strong>an</strong>n in eine<br />

Badew<strong>an</strong>ne und beginnt, ihn von<br />

Kopf bis Fuß abzubrausen und abzuseifen.<br />

Am Ende steigt er aus der W<strong>an</strong>ne<br />

und sie föhnt ihn wieder trocken.<br />

Dies ist im übrigen eine Arbeit<br />

(lacht), die fast schon aggressive<br />

Verständnislosigkeit beim Testpublikum<br />

hervorgerufen hat. Ich schätze die Arbeit<br />

von Uli Aigner sehr und finde es interess<strong>an</strong>t,<br />

daß sie diese Aggression auslöst.<br />

Aigner spielt natürlich g<strong>an</strong>z unverschämt<br />

mit der Zuschreibung des Mütterlichen,<br />

daß Frauen nach wie vor für<br />

Reproduktionsarbeit und damit für das<br />

Waschen, für das Sorgen – auch für den<br />

eigenen Ehem<strong>an</strong>n – zuständig gemacht<br />

werden, und ironisiert diese. Erwähnen<br />

muß m<strong>an</strong> noch, daß Uli Aigner bei<br />

„Cle<strong>an</strong>ing You“ das Bild m<strong>an</strong>ipuliert und<br />

konstruiert, indem sie am oberen Bildr<strong>an</strong>d<br />

einen weißen Balken einsetzt, der<br />

die Köpfe zum Teil abdeckt. Dies ist ein<br />

g<strong>an</strong>z einfacher medialer, künstlerischer<br />

Eingriff, mit dem sie darauf hinweist, daß<br />

es sich um einen projizierten Raum h<strong>an</strong>delt,<br />

den sie uns bietet, um ein inszeniertes<br />

und beschnittenes Videobild.<br />

Im Zusammenh<strong>an</strong>g mit widerständige,<br />

feministischen Strategien<br />

arbeitest du auch mit dem Begriff der<br />

Idiosynkrasie.<br />

Das Idiosynkratische läßt sich beschreiben<br />

mit einer Art „Überempfindlichkeit“<br />

und bezeichnet für mich eine<br />

Essenz des Individuellen, mit der m<strong>an</strong><br />

sich überhaupt noch irgendwie selbst<br />

als Person verorten oder begreifen k<strong>an</strong>n<br />

in der Welt. Dabei taucht die Frage auf,<br />

wie sehr das KünstlerInnen-Subjekt in<br />

den Videos durchscheinen muß, um z.B.<br />

die Eigenschaft einer solchen Bildproduktion<br />

als Kunst auszumachen – eine<br />

individuelle AutorInnenschaft, die in<br />

den Massenmedien ausgelöscht ist.<br />

Diese Überempfindlichkeit ist<br />

auch eine feministische Befindlichkeit,<br />

Zuschreibungen und Marginalisierungen<br />

zu bemerken. Und da<br />

kommen wir wieder zur Repräsentationskritik,<br />

denn Idiosynkrasie ist ein<br />

Aufmerksamkeitsfokus, mit dem sich<br />

die KünstlerInnen Massenmedien<br />

<strong>an</strong>schauen und Genderkonstruktionen<br />

wahrnehmen.<br />

Im Bereich multimedialer Installationen<br />

und Video tauchen derzeit auffällig<br />

viele Arbeiten von Frauen wie<br />

Shirin Neshat, Eija-Liisa Ahtila, Sam<br />

Taylor-Wood, Gilliam Wearing, Pipilotti<br />

Rist u.a. auf. Inwieweit siehst auch du<br />

hier ein Phänomen? Oder ist es vielmehr<br />

eine Erzählung, eine Konstruktion, ein<br />

neuer medialer Spot?<br />

Je mehr ich darüber nachdenke<br />

und je mehr ich mich damit befasse,<br />

desto mehr glaube ich, daß es eine Konstruktion<br />

ist. Am Anf<strong>an</strong>g war da so etwas<br />

wie die Beobachtung eines Phänomens:<br />

tolle Videoinstallationen von<br />

Künstlerinnen. Doch ich glaube, es ist<br />

eine Reaktion der immer noch zutiefst<br />

patriarchalisch geprägten Kunstwelt/szene,<br />

daß m<strong>an</strong> erstaunt ist, daß es so<br />

viele Frauennamen gibt in einem bestimmten<br />

Genre. Eigentlich ist es ein<br />

simpler Effekt: In den meisten Großausstellungen,<br />

Kunstzeitschriften dominieren<br />

nach wie vor so stark die<br />

Männer, daß m<strong>an</strong> glaubt, es würde sich<br />

um ein g<strong>an</strong>z spezifisches Phänomen<br />

h<strong>an</strong>deln, wenn ein paar Frauen auch<br />

gute Arbeiten abliefern. ❚<br />

videokunstkultur<br />

Ein Aufmerksamkeitsfokus, mit<br />

dem die Künstlerinnen Genderkonstruktionen<br />

durchschauen.<br />

Arbeiten von: Ulli Aigner (A):<br />

Cle<strong>an</strong>ing you<br />

Foto links<br />

F<strong>an</strong>ni Niemi-junkola (FIN): Gi<strong>an</strong>ts<br />

Foto mitte<br />

Sabine Jelinek (A): Heldinnen<br />

Foto rechts<br />

. Video als weibliches<br />

Terrain<br />

27. Oktober–10. Dezember <strong>2000</strong><br />

L<strong>an</strong>desmuseum Jo<strong>an</strong>neum<br />

Graz/steirischer herbst <strong>2000</strong>.<br />

http://www.steirischerherbst.at<br />

Zur Ausstellung erscheint ein<br />

Katalog mit Bild- und Textmaterial<br />

zu den KünstlerInnen sowie Essays<br />

von Ruth Noack (D/A), Stella Rollig<br />

(A), Yvonne Volkart (CH) und Anna<br />

Harding (GB).<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 31


kulturedita malovcic<br />

q<br />

Kommen und Gehen<br />

Mit der Schauspielerin Edita Malovcic sprach Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n über<br />

die zweite Generation, die Liebe und ihre neuen Projekte.<br />

Ab Oktober ist „Nordr<strong>an</strong>d“ im<br />

Videoverleih „Polyfilm“ der<br />

VHS-Stöbergasse erhältlich.<br />

32 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

„Ich bin schw<strong>an</strong>ger und des is<br />

sicher,“ teilt die Kr<strong>an</strong>kenschwester<br />

Tamara ihrem Freund mit,<br />

der als Bundesheerler <strong>an</strong> der<br />

Grenze Österreich vor dem Ansturm<br />

von Menschen aus <strong>an</strong>deren Ländern<br />

bewahren soll.„K<strong>an</strong>nst Du nicht wie<br />

alle <strong>an</strong>deren auch die Pille nehmen?“, ist<br />

die bissige Antwort. Später versteift sich<br />

Rom<strong>an</strong>, hoffnungsvoller Vater in spe auf<br />

die Fertigstellung des gezeugten Sprößlings.<br />

Tamara treibt ab und d<strong>an</strong>n ist<br />

Schluß mit dem feldgrünen Rom<strong>an</strong>.<br />

Das Leben kein Film. Nicht nur im Film<br />

„Nordr<strong>an</strong>d“ (Regie: Barbara Albert) –<br />

auch im wirklichen Leben versucht die<br />

Schauspielerin Edita Malovcic trotz<br />

Hindernisse ihren eigenen Weg zu<br />

gehen. „Ab dreizehn arbeitete ich als Fotomodell,<br />

bis 16. Sieben Jahre st<strong>an</strong>d ich<br />

als Sängerin im Studio und auf der Bühne.<br />

D<strong>an</strong>n kam Jahre später über die<br />

Agentur der Anruf für das Casting zum<br />

Film,“ erzählt sie. Die begabte Laiendarstellerin<br />

wurde engagiert. „Das war<br />

alles superneu für mich, aber ich habe<br />

es genossen. Am Anf<strong>an</strong>g war ich<br />

schüchtern und zurückhaltend, aber ab<br />

dem zweiten Drehtag brodelte es in<br />

mir. D<strong>an</strong>n platzte ich fast, in mir ist<br />

etwas aufgewacht“, strahlt sie noch<br />

heute, während im Wiener Café Westend<br />

Kellner und Chef des Lokals bewundernd<br />

um unseren Tisch schleichen.<br />

„Es gab schon einen kleinen Kon-<br />

kurrenzkampf zwischen mir und der<br />

österreichischen Profischauspielerin<br />

Nina Proll am Set, doch dadurch hat der<br />

Film gelebt, die Stimmung war emotional<br />

sehr geladen“, <strong>an</strong>alysiert Edita. Die<br />

acht Wochen Drehzeit waren ein ständiges<br />

Auf und Ab. Nina Proll spielte das<br />

Prolo-Mädchen Jasmin, das sich nach<br />

familiären sexuellen Gewalterfahrungen<br />

jedem Typen <strong>an</strong> den Hals wirft, sich<br />

aber einen liebenswerten, lebenslustigen<br />

fröhlichen Kern bewahrt hat. Ihre<br />

Rolle war d<strong>an</strong>kbarer – wobei im Drehbuch<br />

beide Rollen eigentlich noch<br />

gleichwertig waren. „Ich litt teilweise,<br />

daß ich mich so zurückhalten mußte.<br />

Ich spielte so das Mauerblümchen, eine<br />

Rolle, die ich nicht mag. Ich glaube,<br />

Fo t o s : p o l y f i l m


Barbara Albert hat sich beim Drehen in<br />

die Rolle der Jasmin verliebt. Die Situation<br />

zog mich privat runter, eine schwere<br />

Zeit mit komischen Zufällen, ähnlich<br />

wie im Film, folgte.“ Die strahlende,<br />

lebenslustige Edita f<strong>an</strong>d die Rolle der introvertierten<br />

Tamara als unauffällige<br />

Außenseiterin „ein bißchen undefiniert“.<br />

Barbara Albert erklärte in einem<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Interview, daß sie eine<br />

Hauptfigur haben wollte, die nicht<br />

primär Österreicherin ist und etwas<br />

über Jugoslawien „weil sie sich den<br />

Krieg nicht erklären konnte. Das war<br />

eigentlich alles, denn ich hatte keine<br />

jugoslawische Freundin.“ Die Gewichtung<br />

der zwei Frauenrollen verschob<br />

sich, bis schließlich in der öffentlichen<br />

Meinung Nina Proll als alleinige<br />

„Hauptdarstellerin“ übrig blieb. Um auf<br />

Festivals einen Achtungspreis zu erzielen,<br />

hätte es interess<strong>an</strong>terer Szenen für<br />

Tamara bedurft. Die Leute waren nur interessiert,<br />

wenn sie hörten, daß Edita<br />

zum ersten Mal spielte. „Es war eine<br />

kleine Sensation, daß ich überhaupt in<br />

dieser Kategorie mithalten konnte, doch<br />

ich hatte ständig das Gefühl, daß ich<br />

mehr aus mir herausholen hätte können“,<br />

meint sie dazu. M<strong>an</strong> bremste sie<br />

m<strong>an</strong>chmal mit „zu schnippisch, zu frech,<br />

zu aggressiv“ ein, doch im Film spürt die<br />

Zuschauerin sehr wohl die unterdrückte<br />

Energie der Tamara. Als Anfängerin – „Ich<br />

habe vorher noch nie in meinem Leben<br />

gespielt gehabt“ – hatte sie zwar keine<br />

Schwierigkeiten, in ihre Rolle zu schlüpfen,<br />

doch wieder „auf die Erde zurückzukehren“<br />

gestaltete sich mühsamer:„Meine<br />

Familie klatschte vor meiner Nase in<br />

die Hände und rief: He Edita, aufwachen,<br />

wir sind nicht im Film!“<br />

Klischees und Integration. Gelassen<br />

lächelt Edita Malovcic auf der Pressekonferenz<br />

im Cafe L<strong>an</strong>dm<strong>an</strong>n. Der Verein<br />

Echo lädt zur T<strong>an</strong>znacht in das Technische<br />

Museum. Die 21jährige Schauspielerin,<br />

deren Mutter serbisch, der Vater<br />

ein bosnischer Muslim ist, setzt sich<br />

für Mädchen der zweiten Generation<br />

ein:„Wichtig ist, ob m<strong>an</strong> es schafft, in<br />

die Gesellschaft integriert zu werden<br />

oder nicht. Schon das Wort „Integration“<br />

ist so eine Geschichte: Ich will da<br />

kein Schema vorgeben, wie sich wer integriert.<br />

Jeder findet seinen eigenen<br />

Weg. Doch ich finde, schon aufgrund<br />

der Kommunikationsmöglichkeiten sollte<br />

m<strong>an</strong> die Sprache lernen, sonst ist<br />

gleich schon eine Barriere vorh<strong>an</strong>den.<br />

Sprache ist ein wichtiges Medium – das<br />

muß nicht unbedingt Deutsch sein,<br />

m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n Alternativen finden.“ Die junge,<br />

wunderschöne Frau glaubt dar<strong>an</strong>,<br />

daß sich jede durchsetzen k<strong>an</strong>n:„Jeder,<br />

der sich ein Ziel in den Kopf setzt, seinen<br />

Traum leben will, wird seine Möglichkeit<br />

bekommen. Bei mir hat das<br />

funktioniert. Natürlich muß m<strong>an</strong> viel<br />

dafür tun, m<strong>an</strong> darf die Dinge nicht<br />

laufenlassen. Es hängt auch vom gesellschaftlichen<br />

Kollektiv ab, für Schauspielerinnen<br />

vom Rollen<strong>an</strong>gebot.“<br />

Seit „Nordr<strong>an</strong>d“ spielte sie ausnahmslos<br />

Migr<strong>an</strong>tinnen oder Frauen<br />

aus <strong>an</strong>deren Ländern. Im Herbst in<br />

Hamburg wird Edita Malovcic erstmalig<br />

eine Rolle spielen, in der nicht klar ist,<br />

woher die Figur kommt. Der Filmdreh<br />

„Berlin is in Germ<strong>an</strong>y“ ist gerade beendet.<br />

„In dem Film spiele ich eine heilige<br />

Hure, eine russische Frau, die in einem<br />

Stripperladen arbeitet und einen Typen<br />

nach dem Knast in die Realität zurückführt.<br />

Klischees über Migr<strong>an</strong>tinnen<br />

werden in Drehbüchern schon erfüllt,<br />

diese Russin gilt als männergeil und<br />

modisch. Doch sie ist stark. Tamara, die<br />

ich im Film Nordr<strong>an</strong>d spielte, könnte einem<br />

leid tun, aber auch sie ist sehr<br />

stark in ihrem Leiden. Migr<strong>an</strong>tinnen im<br />

Film haben quasi alle einen Pascher, verschiedene<br />

Klischees nach Verhaltensschemata<br />

oder Looks werden bedient –<br />

aber stark sind sie.“ In Nordr<strong>an</strong>d diskutierte<br />

Edita mit dem Team über den <strong>an</strong>geblichen<br />

Look von jungen Frauen jugoslawischer<br />

Herkunft, die in Österreich<br />

aufgewachsen sind. „G<strong>an</strong>z schlimm<br />

wurde es bei der ersten Kostüm- und<br />

Maskenprobe. Ich wehrte mich gegen<br />

pinkfarbenen Lippenstift, goldene Ohrringe<br />

oder straßbesetzte Pumps.“ Sie besprach<br />

die Jugo-Disco-Szene, machte<br />

„wirklich viel“ bei den Übersetzungen<br />

und bei dem Sprachgemisch von<br />

Deutsch und Jugoslawisch, das für die<br />

zweite Generation typisch ist.<br />

Ein Geben und Nehmen. In der Bundesrepublik<br />

Jugoslawien, oder „Serbien“, wie<br />

Malovcic sagt, wird inzwischen auch<br />

über „Nordr<strong>an</strong>d“ geschrieben. Da ihr<br />

Vater Kemal Malovcic früher ein sehr<br />

berühmter Sänger war, schrieben JournalistInnen<br />

auch über ihre „halbmuslimische“<br />

Herkunft, verhielten sich aber<br />

fair. „Im Film kommt meine serbische<br />

Familie aus Sarajewo. Das tat mir im ersten<br />

Moment weh, da hatte ich eine<br />

Aversion, obwohl es natürlich Serben<br />

aus Sarajewo gibt. Ich habe kein Problem<br />

mit den g<strong>an</strong>zen Nationalitäten,<br />

für mich ist Mensch Mensch, egal woher<br />

er kommt. Über den Krieg war ich<br />

fassungslos, wir fragten uns, was diese<br />

Regierung mit unserem schönen L<strong>an</strong>d<br />

gemacht hat.“ Die Migr<strong>an</strong>tin zweiter<br />

Generation macht sich auch Ged<strong>an</strong>ken<br />

über Leute, die nicht in ihrer Heimat leben:„Das<br />

sind oft mel<strong>an</strong>cholische Personen,<br />

die im Laufe ihres Lebens Komplexe<br />

entwickelt haben. Die Komplexe<br />

kommen von selber. Es muß gar nicht<br />

groß was passieren und Uuups denke<br />

ich schon, ich muß meinen Mund halten.<br />

Diese Personen streben ihre eigenen<br />

Ideale <strong>an</strong>. Diese Leute haben Lust<br />

zu leben, etwas zu schaffen, gerade,<br />

weil sie vorher nicht die Möglichkeit<br />

hatten. Vielleicht auch geflüchtet sind,<br />

weil sie in den Herkunftsländern nichts<br />

eigenes schaffen konnten.“ In „Nordr<strong>an</strong>d“<br />

sähe frau recht gut, wie die Liebe<br />

komme und gehe. „ Das Leben ist ein<br />

ständiges Kommen und Gehen, von<br />

Menschen, von Liebe. Ein hin und her,<br />

ein Geben, ein Nehmen, damit ein<br />

Gleichgewicht gehalten wird.“ Im<br />

Herbst wird Edita Malovcic in einem<br />

neuen TV-Spiel über Fr<strong>an</strong>z Fuchs, den<br />

Briefbombenattentäter, vor der Kamera<br />

stehen. Ab Februar 2001 spielt sie in der<br />

Serie „Medicopter“ Stella Kontini, die<br />

Schwester eines Helden. Außerdem<br />

singt sie bei „Cycles“, einer Studioformation<br />

in Sachen „Modern Elektro Pop“.<br />

Look out for her! ❚<br />

edita malovcickultur<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 33


arbeit<strong>an</strong>.riss<br />

volkshochschulen<br />

Kürzungen<br />

Mehr als 15.000 WienerInnen haben im verg<strong>an</strong>genen Jahr das Bildungs<strong>an</strong>gebot<br />

von etwa 14.000 Kursen der städtischen Volkshochschulen in Anspruch<br />

genommen. Der Rotstift der Bundesregierung wird jedoch auch im<br />

Bildungssektor und gerade bei der Weiterbildung <strong>an</strong>gesetzt. Für das laufende<br />

Jahr erwartet der Verb<strong>an</strong>d Österreichischer Volkshochschulen (VÖV)<br />

eine Kürzung von 15 % und die Förderungen für 2001 werden aller Voraussicht<br />

nach noch weiter gekürzt.„Die Frage ist, wieviel Kürzungen wir noch<br />

aushalten“, gibt Frau Löderer vom VÖV zu Bedenken. Der VÖV mit seiner<br />

Pädagogischen Arbeits- und Forschungsstelle (PAF) ist der Dachverb<strong>an</strong>d<br />

für neun als Vereine org<strong>an</strong>isierte L<strong>an</strong>desverbände und 294 Volkshochschulen<br />

österreichweit, <strong>an</strong> die die Kürzungen vom Bund weitergegeben werden.Wie<br />

diese d<strong>an</strong>n mit dem Geldm<strong>an</strong>gel umgehen, bleibt ihnen überlassen,<br />

da der Dachverb<strong>an</strong>d nicht weisungsberechtigt ist. Es ist zu befürchten,<br />

daß in erster Linie bei frauenspezifischen Kurs<strong>an</strong>geboten und Projekten<br />

gespart wird, und daß die Kurse generell teurer werden. Nicht viel<br />

einzusparen gibt es laut Frau Löderer bei den MitarabeiterInnen, denn „der<br />

Großteil ist schon jetzt ehrenamtliche Arbeit“. GaH<br />

gründung<br />

„arge gleichbeh<strong>an</strong>dlung tirol“<br />

Am 4. Juli <strong>2000</strong> wurde die „arge gleichbeh<strong>an</strong>dlung tirol“ gegründet. Ihr<br />

gehören Vertreterinnen all jener Institutionen <strong>an</strong>, die gesetzlich verpflichtet<br />

sind, innerhalb des eigenen Betriebes Gleichbeh<strong>an</strong>dlung zu<br />

verwirklichen. Es sind dies die Tiroler L<strong>an</strong>desverwaltung, das Arbeitsmarktservice,<br />

die Universität Innsbruck und viele mehr. Auch die Gleichbeh<strong>an</strong>dlungs<strong>an</strong>waltschaft<br />

für Westösterreich ist vertreten, die für die<br />

Umsetzung des Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsgesetzes für den gesamten Bereich<br />

der Privatwirtschaft zuständig ist. Was die Frauen gemeinsam haben, ist<br />

das Ziel neue Wege zur Verwirklichung der beruflichen Ch<strong>an</strong>cengleichheit<br />

von Frauen und Männern zu gehen. Darüber hinaus ist die arge ein<br />

wichtiges Forum für Diskussion und Informationsaustausch, das die<br />

einzelnen Vertreterinnen darin unterstützt, das Thema Gleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />

weiter zu entwickeln und bei allen wesentlichen Fragen auf dem<br />

neuesten St<strong>an</strong>d zu sein. is<br />

Infos: Mag. Christine Baur Regional<strong>an</strong>wältin für Gleichbeh<strong>an</strong>dlungsfragen, T. 0512/343032, christine.baur@bka.gv.at<br />

34 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

f rauennetzwerke<br />

Inter-aktiv<br />

„Networking for ladies“ ist, so die Eigendefinition, eine interaktive<br />

Drehscheibe für Multiplikatorinnen und Meinungsbildnerinnen aus<br />

Wirtschaft, Kunst und Institutionen. Es soll eine umfassende Plattform<br />

für Menschen sein,„die in Form eines lebendigen Netzwerks kooperieren<br />

und mit ihren Talenten, Ideen und Erfolgen die Gesellschaft insgesamt<br />

bereichern“ so die Initiatorin Gabi Kerim<strong>an</strong>. Konkrete Ziele sind<br />

eine verfeinerte Wahrnehmung für weibliche Themen und Strukturen<br />

im öffentlichen Bewußtsein, die Wertschätzung dieser zu Strukturen<br />

erhöhen und ihre Potentiale so gut wie möglich zu nutzen sowie die<br />

Schaffung einer tragfähigen Struktur für Kooperation und Austausch<br />

unter Frauen. Das Prinzip baut darauf auf, daß sich jede Frau <strong>an</strong> dieser<br />

Plattform aktiv beteiligen k<strong>an</strong>n. Ein Empowerment Programm wendet<br />

sich <strong>an</strong> Frauen, die ihre Perspektiven erweitern und ihren beruflichen<br />

Einfluß stärken sowie Selbstbewußtsein und Professionalität ausbauen<br />

wollen. Das Programm inkludiert Workshops für (Wieder-)Einsteigerinnen<br />

ins Geschäftsleben. Die Plattform Mentoring bietet Kontakte und<br />

Links zu und internationalen Mentoring Programmen und damit zu<br />

Frauen,die ihren Weg erfolgreich gehen und bereit sind, ihr Wissen<br />

weiterzugeben. is<br />

http://www.networkingforladies.com, kerim<strong>an</strong>@aol.com, T./Fax 01/402 15 930<br />

lehrg<strong>an</strong>g<br />

Sexualberatung<br />

In Wien und Oberösterreich werden ab 6. Oktober wieder von der Wiener<br />

Internationalen Akademie für G<strong>an</strong>zheitsmedizin (GAMED) berufsbegleitende<br />

Lehrgänge für Sexualberatung und Sexualpädagogik ver<strong>an</strong>staltet.<br />

Unter der Leitung von Rotraud Perner werden sechs Semester<br />

l<strong>an</strong>g in insgesamt 28 Wochenendblöcken SexualberaterInnen ausgebildet.<br />

Der Lehrg<strong>an</strong>g richtet sich nicht ausschließlich <strong>an</strong> Personal aus dem<br />

Sozial und Gesundheitsbereich, sondern auch grundsätzlich <strong>an</strong> alle Personen,<br />

die in ihrem Beruf viel mit Menschen arbeiten. Die Ausbildung<br />

schließt viele Themen ein: von sexueller Gewalt gegen Frauen, Kinder<br />

und Minderheiten, Internetpornografie, Paarbeziehung und Paarkonflikte<br />

über Sexualität behinderter Menschen, Schw<strong>an</strong>gerschaft, Verhütung<br />

bis zu Selbsterfahrung, Methodik und Supervision. Weiterer wichtiger<br />

Schwerpunkt: Täterarbeit und Gewaltprävention. In den Beratungsgesprächen<br />

sollen Grenzen bewußt gemacht werden. Viele Täter wissen<br />

weder, daß sie Täter sind, noch sind sie sich ihrer eigenen Opferrolle in<br />

patriarchalen Strukturen bewußt. Anlaß zu dieser Form der Ausbildung<br />

ist auch die steigenden Zahlen <strong>an</strong> Gewalttaten. Prävention soll am<br />

Täterbewußstsein <strong>an</strong>gesetzt werden. Der Lehrg<strong>an</strong>g schließt mit einem<br />

offiziell <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Diplom der GAMED ab. Dieses ist auch gültig als<br />

Befähigungsnachweis zur Erl<strong>an</strong>gung des Gewerbescheins als Lebensund<br />

SozialberaterIn. Mo<br />

Nächster Infoabend: 25. <strong>September</strong> <strong>2000</strong>; GAMED, Kurbadstraße 8, 1107 Wien-Oberlaa. Für weitere Informationen: Sekretariat<br />

der GAMED, Tel: 01/688 75 07-0


q<br />

Privat: Eintritt erwünscht!<br />

Angesichts steigender StudentInnenzahlen und sinkender fin<strong>an</strong>zieller Ressourcen entwickelt<br />

sich <strong>an</strong> den Universitäten ein privates Netzwerk für die Betreuung von Abschlußarbeiten.<br />

Individuelles Coaching ist gefragt und gerade für Frauen oft unerläßlich. Von Gabi Horak<br />

Der Frauen<strong>an</strong>teil unter den Studierenden<br />

der österreichischen<br />

Universitäten liegt bei über 58<br />

Prozent. Die Präsenz der Frauen<br />

nimmt jedoch bek<strong>an</strong>ntlich mit<br />

der Höhe der Position ab. Studenten<br />

entschließen sich viel öfter zu einem<br />

Doktoratsstudium und schließen dieses<br />

auch häufiger erfolgreich ab. Die Gründe<br />

dafür mögen vielfältig sein, doch hat<br />

es mit Sicherheit auch mit der Förde-<br />

rung der Studentinnen zu tun, die sich<br />

spätestens im Stadium der Abschlußarbeit<br />

als m<strong>an</strong>gelhaft entpuppt.<br />

Gabriele Moser, Vizerektorin für<br />

Personal<strong>an</strong>gelegenheiten und Frauenförderung<br />

<strong>an</strong> der Universität Wien, berichtet<br />

von einer im Zeitraum 1994-<br />

1996 <strong>an</strong> der medizinischen Fakultät<br />

durchgeführten Studie, die gezeigt hat,<br />

„daß Frauen eher von Beginn <strong>an</strong> zu routinemäßigen<br />

Tätigkeiten her<strong>an</strong>gezogen<br />

werden“, zur PatientInnenbetreuung beispielsweise.„In<br />

der Zeit, die sie hierbei<br />

aufwenden, ist es den männlichen Kollegen<br />

eher möglich, im Forschungslabor<br />

ihre Publikationen fertig zu stellen.“<br />

Angebot und Nachfrage. Die Betreuung<br />

bei Diplomarbeiten oder Dissertationen<br />

ist grundsätzlich Aufgabe der Universitäten.<br />

Angesichts der in den letzten<br />

Jahren rapide <strong>an</strong>gestiegenen Zahl von<br />

diplomarbeit<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 35<br />

Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k , A rc h i v


arbeitdiplom<br />

36 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Der Prozeß der Umorg<strong>an</strong>isation<br />

wissenschaftlichen Arbeitens<br />

hat längst begonnen. Leistungen,<br />

die von den Universitäten<br />

erbracht werden sollten, wurden<br />

ausgelagert, insbesondere im<br />

feministischen Bereich –<br />

Profundus-Gründerin<br />

Gudrun Perko im Gespräch mit<br />

Gabi Horak. Foto oben<br />

Studierenden sehen sich die ProfessorInnen<br />

jedoch vielerorts einer Nachfrage<br />

<strong>an</strong> Betreuung gegenüber, die nur<br />

schwer zu decken ist. Es wird versucht<br />

den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Zeit, um einzelne StudentInnen<br />

individuell zu beraten, durch<br />

das Hinzuziehen von NebenbetreuerInnen,<br />

externen LektorInnen und TutorInnen<br />

auszugleichen. Nun zeigt sich jedoch<br />

immer deutlicher, daß auch die<br />

NebenbetreuerInnen schon überlastet<br />

sind und fin<strong>an</strong>zielle Einsparungen treffen<br />

besonders die ohnehin unterbezahlten<br />

TutorInnen. „Wir leisten viel mehr<br />

Arbeit, als uns bezahlt wird“, stellt Margit<br />

Wolfsberger fest, die seit mehreren<br />

Jahren am Wiener Institut für Publizistik-<br />

und Kommunikationswissenschaft<br />

als Tutorin arbeitet. Natürlich leistet sie<br />

auch gerne Hilfe bei Abschlußarbeiten,<br />

„allerdings unbezahlt“, betont sie. Ihre<br />

Kollegin, Andrea Schaffar, bietet des öfteren<br />

private Hilfestellung für Studentinnen<br />

<strong>an</strong>, die <strong>an</strong> ihrer Diplomarbeit<br />

schreiben, muß sich nun aber <strong>an</strong>gesichts<br />

der eigenen freien wissenschaftlichen<br />

Tätigkeiten und erneuter fin<strong>an</strong>zieller<br />

Kürzungen der Tutorien „genauestens<br />

überlegen, ob ich mir das Tutorium-Halten<br />

überhaupt noch leisten<br />

k<strong>an</strong>n.“ Ihre Überlegungen gehen viel<br />

eher in die Richtung, das Diplomarbeitscoaching<br />

zu professionalisieren<br />

und im privaten Rahmen <strong>an</strong>zubieten:<br />

„Da ich das sowieso mache, könnt‚ ich<br />

es ja auch in Seminaren machen.“<br />

Alternative Strategien. Die immer mehr<br />

werdenden Angebote außeruniversitärer<br />

Betreuung sind ein unübersehbares<br />

Symptom für eine m<strong>an</strong>gelhafte universitäre<br />

Betreuung. Andrea Braidt vom<br />

Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschafterinnen<br />

weist der Uni „theoretisch“ die<br />

Aufgabe der wissenschaftlichen Betreuung<br />

zu, aber „in der Praxis sind die Professorinnen<br />

und Professoren in diesem<br />

Bereich oft einfach nicht qualifiziert.“<br />

Besonders Studentinnen, die einen<br />

feministischen Anspruch haben, müssen<br />

oft mit Ignor<strong>an</strong>z seitens der ProfessorInnen<br />

rechnen.<br />

Es lassen sich zwei Strategien ausmachen,<br />

wie Studentinnen auf die<br />

m<strong>an</strong>gelhafte universitäre Betreuung<br />

reagieren. Zum einen ist eine zuneh-<br />

mende Vereinzelung zu beobachten.<br />

Die Studentinnen schreiben „zurückgezogen<br />

im kleinen Kämmerlein“, wie es<br />

Andrea Schaffar ausdrückt. „Vereinzelung<br />

feministischer Wissenschafterinnen<br />

<strong>an</strong> den Unis gibt es sicherlich“, bestätigt<br />

Andrea Braidt. Dies liege einerseits<br />

dar<strong>an</strong>, daß feministische Ansprüche<br />

immer neu gerechtfertigt<br />

werden müßten und <strong>an</strong>dererseits am<br />

M<strong>an</strong>gel eines eigenen Instituts für<br />

feministische Forschung,„um Erfahrungen<br />

auszutauschen, auch Erfahrungen<br />

als Lektorin.“ Die <strong>an</strong>dere Strategie ist<br />

das Bilden privater Arbeitsgemeinschaften,<br />

die sich sich oft in Diplom<strong>an</strong>dInnenseminaren<br />

ergeben. Andrea Schaffar<br />

und Margit Wolfsberger haben beide<br />

durchwegs positive Erfahrungen mit<br />

solchen Arbeitsgemeinschaften gemacht.<br />

Die Studierenden können mit<br />

KollegInnen diskutieren, Ansätze reflektieren<br />

und von <strong>an</strong>deren Ideen profitieren.<br />

Margit hat zusätzlich Kontakt zu<br />

<strong>an</strong>deren WissenschafterInnen gesucht,<br />

die zu ähnlichen Themen arbeiteten:<br />

„Dies geschah vollkommen außerhalb<br />

des Uni-Betriebes und ohne Unterstützung<br />

durch meinen Betreuer.“<br />

Professionelles Coaching. Auch Gudrun<br />

Perko, freie Wissenschafterin und externe<br />

Lektorin, hat Erfahrung mit privatem<br />

Austausch unter StudentInnen gemacht.<br />

Vor drei Jahren beschloß sie d<strong>an</strong>n, diese<br />

unentgeltliche Betreuung aus dem privaten<br />

Rahmen in ein offizielles Umfeld zu<br />

heben, und gründete<br />

gemeinsam mit einer Kollegin „Profundus“,<br />

das erste „Institut für wissenschaftliches<br />

Coaching und Wissenschaftslektorate“.<br />

Seit März 1998 bietet sie nun –<br />

mittlerweile allein – professionelle Betreuung<br />

für Diplom<strong>an</strong>dinnen und Dissert<strong>an</strong>tinnen<br />

<strong>an</strong>, aber auch für Absolventinnen<br />

der Sozialakademien oder Wissenschafterinnen,<br />

die schon längere Zeit<br />

nichts mehr mit universitären Strukturen<br />

zu tun haben. Das ausgelagerte Coaching<br />

sei jedoch keinesfalls als Ersatz für<br />

eine offizielle universitäre Betreuung zu<br />

verstehen, sondern läuft parallel dazu.<br />

Wenn Studentinnen sich dafür entscheiden,<br />

ist Gudrun Perko zu einem Austausch<br />

mit den betreuenden ProfessorInnen<br />

jederzeit bereit.


In erster Linie sind es geistes- und<br />

kulturwissenschaftliche Disziplinen, aus<br />

denen sie Arbeiten <strong>an</strong>nimmt:„Das sind<br />

meine Wissenschaftsgrenzen“. Das<br />

Wahrnehmen der eigenen Grenzen war<br />

auch der Grund, warum das Projekt von<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> in eine Praxisgemeinschaft<br />

integriert war. Zum Konzept gehört ein<br />

interdisziplinärer Austausch mit Supervisorinnen<br />

und feministischen Therapeutinnen.<br />

„Ich bin keine Therapeutin,<br />

aber ich weiß, daß es oft auch g<strong>an</strong>z heikle<br />

Übergänge gibt“, erklärt Gudrun<br />

Perko das Prinzip ihres Coachings mit<br />

der Option, Studentinnen <strong>an</strong> ihre qualifizierten<br />

Kolleginnen weiter zu verweisen.<br />

Bisher war sie allerdings noch nie<br />

„in der Verlegenheit, weitervermitteln<br />

zu müssen“.<br />

Geschlechterdifferenz. „Profundus“ war<br />

grundsätzlich in erster Linie für Frauen<br />

gedacht, doch es kristallisierte sich<br />

ohnehin schnell heraus, wer das Angebot<br />

der professionellen außeruniversitären<br />

in Anspruch nimmt:„Es war<br />

bisl<strong>an</strong>g noch kein M<strong>an</strong>n hier!“<br />

Es bestehen gewisse Schwellenängste,<br />

den Weg in ihr Institut zu<br />

finden, weiß Gudrun Perko. Es ist das<br />

Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit,<br />

wenn eine Studentin feststellt, daß sie<br />

sich von außerhalb Unterstützung holen<br />

muß und will:„Es dauert d<strong>an</strong>n relativ<br />

l<strong>an</strong>ge, bis m<strong>an</strong> sagen k<strong>an</strong>n: Ich hab<br />

zwar eine universitäre Betreuung, aber<br />

die ist mir zu wenig, und das heißt<br />

nicht, daß ich unfähiger bin als <strong>an</strong>dere.“<br />

Hinzu kommen Fragen und Selbstzweifel,<br />

mit denen Frauen öfter als<br />

Männer konfrontiert sind: Ist das jetzt<br />

wissenschaftlich? Trau ich mir das zu?<br />

Bin ich klug genug? Die Selbstverständlichkeit,<br />

mit der Männer <strong>an</strong> (wissenschaftliches)<br />

Arbeiten her<strong>an</strong>gehen, fehle<br />

den meisten Frauen, bestätigt Andrea<br />

Schaffar. Gudrun Perko ortet die Ursache<br />

dafür in unterschiedlichen<br />

Sozialisationserfahrungen und Erfahrungen<br />

der Geschlechterdifferenz. „Ich<br />

denke auch, daß es dabei im Sinne eines<br />

Coachings Unterstützungsformen<br />

gibt, die das relativ schnell auflösen“,<br />

berichtet sie aus ihrer Praxis. Ihr geht<br />

es auch immer darum, das Erarbeiten<br />

eines wissenschaftliches Themas, das<br />

Schreiben einer Abschlußarbeit, als<br />

„lustvolles“ Forschen erfahrbar zu machen,<br />

und nicht als jahrel<strong>an</strong>gen Leidensweg.<br />

So treffe sie mitunter auf<br />

Studentinnen, die sich g<strong>an</strong>z am Ende<br />

ihres Studiums befinden, doch <strong>an</strong> der<br />

Hürde Diplomarbeit scheitern, nicht<br />

zuletzt weil sie die individuelle Betreuung<br />

seitens der Universität als m<strong>an</strong>gelhaft<br />

erleben. „Es gibt schließlich auch<br />

Methoden, die da heißen: M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

Betreuungspersonen wechseln, m<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n Institute wechseln“, zeigt Gudrun<br />

Perko auf.<br />

Zusätzliche Barrieren auf dem Weg<br />

zu einem erfolgreichen Uni-Abschluß<br />

ergeben sich gerade für Studentinnen,<br />

die zu feministischen Themen arbeiten<br />

wollen. Frauenforschung bzw. Gender-<br />

Studies k<strong>an</strong>n frau in Österreich nur als<br />

Fächerkombination <strong>an</strong> der Uni inskribieren,<br />

also als „Zweitfach“ neben<br />

einem – zumindest auf dem Papier<br />

existierenden – Schwerpunktfach. In<br />

diesem „Erstfach“ muß d<strong>an</strong>n auch die<br />

Diplomarbeit geschrieben werden, nach<br />

den Regeln und Methoden dieser Disziplin.<br />

Das k<strong>an</strong>n bei Studentinnen, deren<br />

persönlicher Schwerpunkt jedoch in der<br />

feministischen Wissenschaft liegt, zu<br />

Verunsicherungen führen, schildert<br />

Gudrun Perko ihre Beobachtungen.<br />

Mindestens ein Drittel der Arbeiten, die<br />

sie betreut, hat einen feministischen<br />

Schwerpunkt. Die Studentinnen würden<br />

innerhalb bestimmter Fachgebiete<br />

zusätzlich mit den Zweifeln seitens der<br />

ProfessorInnen konfrontiert:„Na ja, interdisziplinär,<br />

von allem etwas, das ist ja<br />

doch nicht so g<strong>an</strong>z wissenschaftlich.“<br />

Margit Wolfsberger hat die Erfahrung<br />

gemacht, daß die meisten betreuenden<br />

ProfessorInnen <strong>an</strong> den einzelnen streng<br />

nach Disziplinen aufgeteilten Instituten<br />

„von feministischer Theorie oder Fragestellung<br />

keine Ahnung“ haben. Andrea<br />

Schaffar hat sich nicht nur deshalb<br />

bewußt gegen ein feministisches Diplomarbeitsthema<br />

entschieden, sondern<br />

auch „weil universitätsintern Frauen<br />

sehr gerne in diesem Eck festgenagelt<br />

werden“ und in ihrer weiteren wissenschaftlichen<br />

Laufbahn aus dieser<br />

Ecke nur mehr schwer herauskommen.<br />

Daß meine Diplomarbeit natürlich<br />

trotzdem den Aspekt gender enthält,<br />

versteht sich von selbst.“ Doch welchen<br />

Weg soll frau nun tatsächlich einschlagen,<br />

um bei ihrer Diplomarbeit oder<br />

Dissertation ausreichend betreut zu<br />

werden und dabei im Idealfall noch<br />

Spaß dar<strong>an</strong> zu haben?<br />

Wissenschaftspolitik. Unter Studentinnen,<br />

Tutorinnen und Wissenschafterinnen<br />

herrscht Einigkeit darüber, daß die Zukunft<br />

der Betreuung in einer Kombination<br />

von Angeboten liegen wird: Das außeruniversitäre<br />

Coaching k<strong>an</strong>n die universitäre<br />

Betreuung nicht ersetzen, doch<br />

wesentlich entlasten und neue Möglichkeiten<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens<br />

eröffnen.„Ich wüßte nicht, wie die Betreuung<br />

von Seiten der Uni intensiviert<br />

werden könnte“, gibt Margit Wolfsberger<br />

zu bedenken. Das ständig wachsende<br />

Bedürfnis nach vermehrter und vor allem<br />

individueller Betreuung seitens der<br />

Studierenden erklärt daher die im Steigen<br />

begriffene Anzahl privater Initiativen<br />

und Arbeitsgemeinschaften, die auch als<br />

Gegenstrategie zur beobachteten Vereinzelung<br />

zu verstehen sind. Grundsätzlich<br />

sei die private Vernetzung positiv zu beurteilen,<br />

resümiert Andrea Braidt vom<br />

Verb<strong>an</strong>d feministischer Wissenschafterinnen,<br />

doch es sei „politisch problematisch“,<br />

weil eine Leistung, die eigentlich<br />

von den Universitäten erbracht werden<br />

sollte, ausgelagert wird:„auch fin<strong>an</strong>ziell<br />

ausgelagert“. Die offizielle Betrachtung<br />

und Diskussion des Themas läßt auf sich<br />

warten, obwohl der interne Prozeß der<br />

Umorg<strong>an</strong>isation längst begonnen hat.<br />

„Dieses Thema ist eines, das wissenschaftspolitisch<br />

ist und geführt werden<br />

muß“, fordert deshalb Gudrun Perko.<br />

„Profundus“ fin<strong>an</strong>ziert sich völlig selbständig<br />

und ohne Zuschüsse:„Ich war einmal<br />

kurz in Verh<strong>an</strong>dlungen mit dem<br />

Ministerium, aber es gibt das, was ich<br />

mache, de facto nicht, das heißt auch,<br />

daß es dafür keine Stellen gibt, die das<br />

fin<strong>an</strong>zieren würden.“ Nicht zuletzt <strong>an</strong>gesichts<br />

der gepl<strong>an</strong>ten (wirtschaftlichen)<br />

Autonomie der Universitäten wäre es<br />

notwendig, die m<strong>an</strong>gelnde universitäre<br />

Betreuung von Studentinnen zu thematisieren<br />

und fin<strong>an</strong>zielle Mittel für die<br />

Förderung von Frauen im Wissenschaftsbetrieb<br />

bereitzustellen – auch im außeruniversitären<br />

Bereich. ❚<br />

diplomarbeit<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 37


<strong>an</strong>.kl<strong>an</strong>g<br />

411 Et Sise<br />

412 Hour of the Trace<br />

413 She‘s so control<br />

414 Melodie Citronique<br />

415 demo...demo...<br />

38 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

q<br />

Ton macht Musik<br />

Was Musik sein k<strong>an</strong>n und wie es möglich ist, über sie zu<br />

sprechen, sie einzuordnen in das Spektrum verschiedener<br />

Her<strong>an</strong>gehens- und Hörensweisen, wie Ilse Kilic euch<br />

neugierig machen und mehr niederschreiben k<strong>an</strong>n als ihre<br />

subjektive Haltung zum Hören – das fragt sie sich beim<br />

Niederschreiben der folgenden CD Kritiken.<br />

Gleich die erste CD meiner<br />

diesmaligen Rezension, Et Sise<br />

der italienischen Gruppe Allun<br />

(Snowdonia/Trost) versetzt<br />

mich in Begeisterung.<br />

Stef<strong>an</strong>ia, Patricia, Katia und W<strong>an</strong>da verwenden<br />

Instrumente wie Kaffeemaschine<br />

und Spielzeug, Schreibmaschine<br />

oder einen mysteriösen „minipinner“<br />

zum Musikmachen und lassen<br />

ein spielerisches Herz höher schlagen!<br />

Und liegt nicht im Spiel der Beginn<br />

jeder Selbstorg<strong>an</strong>isation, jeder Selbstverwirklichung,<br />

jeder „Revolte“ gegen<br />

den Zw<strong>an</strong>g, etwas „Nützliches“ zu tun?<br />

Und ist nicht das Spiel gerade deswegen<br />

so ungeheuer „un-nützlich“?<br />

Definieren wir Musik als Org<strong>an</strong>isation<br />

von Geräuschen, als Forschen und Zusammentragen<br />

von Kl<strong>an</strong>gwelten, d<strong>an</strong>n<br />

dürften wir so ungefähr dort sein, wo<br />

Allun uns haben wollen. Wollen wir<br />

nicht zur Musik etwas dazudenken, sondern<br />

versuchen, uns in der Musik zu<br />

bewegen, gewissermaßen, in den<br />

bruchstückhaften und doch so genau<br />

gearbeiteten, quietschenden und<br />

quäkenden, surrenden und summenden<br />

Montagen scheinbar ziellos herumzuirren,<br />

d<strong>an</strong>n erfahren wir mit einem Mal<br />

die verschiedenen Möglichkeiten des<br />

Denkens in Klängen – und das zänkische<br />

Gehirn, dem wir nichts befehlen<br />

können, freut sich und schmunzelt.<br />

Auch Jessica Bailifs CD Hour of the<br />

Trace (Kr<strong>an</strong>k/Trost) hat etwas mit herumirren<br />

(oder sollte ich sagen herumfl<strong>an</strong>ieren?)<br />

zu tun. Auch sie fordert von<br />

der Hörerin einen Sprung in ihre aus<br />

Musik bestehende Welt. Doch hier sind<br />

es nicht spielerische Versuche, die Welt<br />

neu zusammenzufügen, sondern<br />

Jessica Bailiff org<strong>an</strong>isiert eine überwältigende<br />

Interpretation von Gefühlen,<br />

Sinnesreizen und Impressionen. Hier<br />

finden wir Zurückhaltung, Aufbrausen,<br />

Verzweiflung, Kontrolle und<br />

Unkontrolliertheit. Doch versteckt sich<br />

etwa im Anschwellen schon der<br />

Moment, in dem sich das verdichtete<br />

Tosen zu einem dünnen Surren entwickelt,<br />

steckt in der Unkontrolliertheit<br />

also stets Kontrolle. Interess<strong>an</strong>t sind vor<br />

allem diese Momente, in denen sich<br />

Übergänge vorbereiten und <strong>an</strong>kündigen<br />

und – trotz des gedehnten<br />

Moments von Erwartung – stets Überraschungen<br />

bereithalten. Insgesamt<br />

eine ruhige und „schöne“, fast möchte<br />

ich sagen „besinnliche“ CD, die alles<br />

etwas l<strong>an</strong>gsamer und eine Tonlage tiefer<br />

<strong>an</strong>geht als Et Sise.<br />

Punk als zornige Versuchung nach Art<br />

der riot grrrls inszenieren die Subdebs<br />

She‘s so control (Krecords/Trost). Und<br />

wenn der Zorn durch den eher lakonisch<br />

<strong>an</strong>mutenden Ges<strong>an</strong>g, durch eine<br />

knapp ton<strong>an</strong>gebend schrummende<br />

Gitarre in eine reduzierte, fast minimalistische<br />

und zurückhaltende Form<br />

gebracht ist, so verstärkt diese<br />

Zurückhaltung seine Vitalität. Im beigelegten<br />

Textheft stehen einige der ungezählten<br />

Gründe, gegen die Ordnung<br />

dieser Welt Einspruch zu erheben: she<br />

has a heart, she has a mind/ he takes it,<br />

he breaks it und dringend wird empfohlen:<br />

give him up now/go.<br />

Wenn Ihr hören<br />

wollt, wie diese<br />

Musik klingt, d<strong>an</strong>n<br />

wählt das<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.musiktelefon<br />

Unter der Nummer<br />

0900/919 159-410<br />

könnt Ihr alle<br />

besprochenen CDs<br />

hinterein<strong>an</strong>der<br />

<strong>an</strong>hören; für bestimmte<br />

CDs wählt<br />

die <strong>an</strong>gegebene<br />

Klappe. Viel Spaß!<br />

Gesprächsgebühr:<br />

Mo–Fr 8–18 Uhr<br />

ats 8,–/Minute,<br />

sonst ats 6,–<br />

Nun eine Vorschau auf die im<br />

<strong>September</strong> erscheinende CD von<br />

Blonde Redhead. Sie haben vor kurzem<br />

„Melody of certain damaged lemons“<br />

herausgebracht, noisige charm<strong>an</strong>te<br />

Gitarrenmusik, nun erscheint Melodie<br />

Citronique (Touch <strong>an</strong>d Go/Trost) mit<br />

fr<strong>an</strong>zösischen und italienischen<br />

Versionen und einem Remix von Third<br />

Eye Foundation. Die kurze CD ist wirklich<br />

wunderschön, herzerwärmend<br />

nicht nur wegen des eindringlichen,<br />

diesmal fast ch<strong>an</strong>sonartigen Ges<strong>an</strong>gs<br />

von Kazu Makino, der sich zwischen<br />

metallener Schärfe und schmelzender<br />

Süßigkeit bewegt.<br />

Abschließen möchte ich mit einem<br />

Gedicht der Autorin Heidi Heide. Es<br />

befindet sich (gemeinsam mit<br />

Kurztexten <strong>an</strong>derer AutorInnen) im<br />

Beiheft zur demo... demo... CD, auf<br />

die ich eure Aufmerksamkeit lenken<br />

möchte. Zu hören sind<br />

Demonstrationen gegen schwarzblau.<br />

Und das Gedicht von Heidi<br />

Heide fängt, so würde ich sagen, eine<br />

Stimmung zwischen Trauer und Ärger<br />

ein, zwischen Aufbegehren und<br />

Resignieren, zwischen offener H<strong>an</strong>d<br />

und Faust ... aber lest selbst:<br />

Die H<strong>an</strong>d aufhalten // stundenl<strong>an</strong>g<br />

mit offener H<strong>an</strong>d // vielleicht verirrt<br />

sich doch noch ein Sonnenstrahl //<br />

vielleicht ich könnte d<strong>an</strong>n meine<br />

Faust um ihn schließen // vielleicht,<br />

vielleicht vielleicht // und das Warten<br />

und Hoffen // mit offener H<strong>an</strong>d //<br />

und hoffen und warten // mit offener<br />

H<strong>an</strong>d. ❚


q<br />

Schulfrauen und Mädchen<br />

Im Milena-Verlag erschienen dieses Jahr zwei Bücher, die sich beide im<br />

weitesten Sinn mit Mädchenbildung ausein<strong>an</strong>dersetzen. Während der von<br />

Maria-Luise Botros und Ruth Devime herausgegeben B<strong>an</strong>d auf Erfahrungen<br />

mit dem Konzept der freien Schule basiert, untersucht Meike Lauggas<br />

die Entstehungsgeschichte des Begriffs „Mädchen“. Von Ilse M. Seifried<br />

Wenn Frauen ausziehen und<br />

freie Schulen gründen ...<br />

Das Buch versammelt zw<strong>an</strong>zig<br />

Beiträge von Frauen, die der<br />

„freien Schule“ in unterschiedlichster<br />

Weise verbunden sind. Frauen,<br />

die sie gründeten, Frauen, die dort unterricht(et)en,<br />

Frauen, die ihre Töchter<br />

dem Projekt <strong>an</strong>vertrauten, ehemalige<br />

Schülerinnen sowie Dachverb<strong>an</strong>dsbzw.<br />

Org<strong>an</strong>isationsfrauen, die das Spektrum<br />

der innovativen Lern- und Lebensform<br />

rückblickend betrachten.<br />

Der W<strong>an</strong>del des Selbstverständnisses<br />

vom Opfer (die verschwiegene<br />

Leistung von Frauen in der männlichen<br />

Geschichtsschreibung) zu Akteurinnen<br />

(Wir wissen, daß die Welt ist, was wir<br />

Frauen daraus machen) k<strong>an</strong>n nachvollzogen<br />

werden. „Wir haben etwas daraus<br />

gemacht“, schreibt Ruth Devime im<br />

Vorwort. Und so ist der vorliegende<br />

B<strong>an</strong>d als „Akt der Selbstautorisierung,<br />

der Selbstbemächtigung und der<br />

Selbstbeschreibung“ zu verstehen.<br />

Von etwa zwei Millionen SchülerInnen<br />

in Österreich werden ungefähr 700<br />

in freien Schulen unterrichtet. Durch Erfahrungen<br />

mit der Regelschule und mit<br />

der freien Schule sind die Vergleiche bezogen<br />

auf Rahmenbedingungen, Grenzen<br />

und Möglichkeiten aufschlußreich.<br />

Subjektive Erfahrungsberichte, individuell<br />

formulierte Einschätzungen<br />

und St<strong>an</strong>dpunkte geben nicht nur ei-<br />

nen interess<strong>an</strong>ten historischen Ein- und<br />

Überblick in und auf die eigeninitiativen<br />

Frauen, sondern werfen neue Fragen<br />

auf und führen damit einen Schritt<br />

in die Zukunft. Für Maria-Luise Botros<br />

steht fest: Eine Struktur, die viel Schutz<br />

und Halt gegeben hat, k<strong>an</strong>n sich in ihr<br />

Gegenteil verkehren. Hier wäre es gut,<br />

weiter zu denken und auch selbstkritisch<br />

zu sein.<br />

Wenn von Mädchen die Rede ist...<br />

Meike Lauggas stellte sich in ihrer<br />

mit dem Gabriele Poss<strong>an</strong>er-Preis ausgezeichneten<br />

Diplomarbeit, die ihrem<br />

Buch zugrunde liegt, unter <strong>an</strong>derem folgende<br />

Fragen: In welchen Kontexten<br />

kommt der Begriff „Mädchen“ vor? Welchen<br />

Stellenwert hatte/hat er? Wie kam<br />

es zur Bildung von Wort und Figur? Welcher<br />

Bedarf bewirkte die Etablierung<br />

des Wortes „Mädchen“, das eine weibliche<br />

Person meint, das jedoch grammatikalisch<br />

sächlichen Geschlechts ist?<br />

Die Suche nach einer Antwort führt<br />

zu einem Mosaikstein der Frauengeschichte<br />

und – die Suche lohnt sich<br />

wirklich! Meike Lauggas folgte dem<br />

Wort zum Text, von Texten zu Diskursen<br />

und Mentalitäten.<br />

Der trockene Buchtitel „Mädchenbildung<br />

bildet Mädchen“ bringt die<br />

sp<strong>an</strong>nende Forschungsarbeit leider<br />

nicht zum Ausdruck, in der m<strong>an</strong>chmal<br />

das Detektivische vordergründig mitschwingt.<br />

Ist es vielleicht keine Beliebig-<br />

keit, elf Schreibweisen für Mädchen in<br />

k.k. Akten des 18. Jh. zu verwenden? Und<br />

warum bietet das Wort Mädchen eine<br />

solche B<strong>an</strong>dbreite <strong>an</strong> Metonymien, was<br />

macht es dafür so geeignet? Im Tuxertal<br />

ist „Madl“ auch ein Kosewort für eine<br />

kleine Kuh. „Mädchen“ ist auch ein<br />

Pfl<strong>an</strong>zenname.<br />

Konsequenterweise geht die Autorin<br />

der Fragestellung nach, ob es eine<br />

Unterscheidung zwischen Mädchen<br />

und Frauen gibt bzw. stellt fest, daß die<br />

Nicht- Unterscheidung Tradition und<br />

Hintergründe hat. Völlig außer Acht gelassen<br />

bleiben jedoch die Bezüge zu der<br />

„Magd des Herrn“ in der katholischen<br />

Kirche.<br />

Lauggas zieht den Bogen bis zur<br />

Gegenwart über die Arbeiten von<br />

Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch,<br />

Gerd Br<strong>an</strong>tenberg und dem Wiener<br />

Verein WörterINNENspiegel bis zur<br />

Virginia-Woolf-Schule. Was ist unter<br />

Koragogik und Femagogik zu verstehen<br />

und was ist zu den girls, Riot<br />

Grrrls, girl-groups, Girlys und der Görls-Culture<br />

zu sagen und wo besteht<br />

ein Zusammenh<strong>an</strong>g mit dem Konzept<br />

des „affidamento“?<br />

Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle nicht vorweggenommen<br />

werden, zu welchen<br />

Querverbindungen und Ergebnissen<br />

Meike Lauggas schließlich kommt. Nach<br />

der Lektüre weiß die Leserin, wenn von<br />

Mädchen die Rede ist... ❚<br />

lese.zeichen<br />

Frauen, die auszogen und freie<br />

Schulen gründeten.<br />

Hg. von Maria-Luise Botros und<br />

Ruth Devime<br />

Milena <strong>2000</strong>, ats 289,–<br />

Meike Lauggas: Mädchenbildung<br />

bildet Mädchen.<br />

Eine Geschichte des Begriffs und der<br />

Konstruktionen.<br />

Milena <strong>2000</strong>, ats 254,–<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Unterwegs<br />

„Sie wollte eine Zukunft und sie trug<br />

ein Bild von sich, noch undeutlich und<br />

fern, <strong>an</strong>ders als das der <strong>an</strong>deren.“<br />

Kerschbaumers dritter im Wieser-Verlag<br />

erschienener Rom<strong>an</strong> „Fern“, beginnt<br />

acht Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

mit einer Zwischenstation der jungen<br />

Barbarina in Tirol: nach einem Aufenthalt<br />

in Engl<strong>an</strong>d und vor der Reise, die sie<br />

als Kindermädchen in die Tosk<strong>an</strong>a führt.<br />

Scharfe Beobachtungsgabe und erstaunlich<br />

große moralische Autonomie<br />

zeichnen die noch nicht einmal zw<strong>an</strong>zig<br />

Jahre alte Barbarina während ihres Unterwegs-Seins<br />

aus. Im ländlich älplerischen<br />

Österreich, wo sie eine bettlägerige<br />

alte Frau pflegt und einen heimlichen<br />

Liebhaber hat ebenso wie später in Florenz,<br />

wo sie als „Kindsmagd“ gegen geringes<br />

Entgelt Grafenkinder hütet, und<br />

sich – vereinnahmt vom ihr aufgetragenen<br />

Wäschewaschen – die Zeit zum<br />

Lesen von Büchern und zur Besichtigung<br />

der Kunstschätze der Stadt regelrecht<br />

stehlen muß. Wohl bliebe sie eine „Komplizierte“<br />

für die meisten ihrer Mitmenschen,<br />

<strong>an</strong>statt ihnen „Komplizin“ zu sein,<br />

falls diese sich die Mühe machten, sich<br />

näher mit ihr zu befassen.<br />

Es gibt Bücher, die sind für den der<br />

Tretmühle des Alltags geplagten Geist<br />

ein müheloses „Divertimento“. Für „Fern“<br />

empfiehlt sich aber, die entsprechende<br />

Mußestimmung schon im vorhinein mitzubringen.<br />

Das soll nicht heißen, daß die<br />

Lektüre „<strong>an</strong>strengend“ sei! Vielmehr ist<br />

eine gewisse Aufnahmebereitschaft von<br />

Vorteil, um dem poetischen Niveau gerecht<br />

zu werden: sich dem Fluß von Farben,<br />

Formen und Vokabeln, der Sprachund<br />

Sprachen-Lust genußvoll hinzugeben,<br />

während der Begleitung Barbarinas<br />

auf ihrem Unterwegs-Sein.<br />

Marie Thérèse Kerschbaumer: Fern.<br />

Rom<strong>an</strong>. Wieser Verlag <strong>2000</strong>, ats 278,–<br />

kk<br />

k<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Frauenzimmer<br />

Macht der Zuschreibungen<br />

Im Oktober 1999 trafen sich in Köln<br />

Denkerinnen aus fünf Kontinenten, um<br />

50 Jahre nach dem Erscheinen von<br />

Simone de Beauvoirs „Das Andere<br />

Geschlecht“ über deren Erbe zu debattieren.<br />

„M<strong>an</strong> wird nicht als Frau geboren,<br />

m<strong>an</strong> wird es“ war der Titel der Konferenz,<br />

die von Alice Schwarzer initiiert<br />

wurde. Im Vorwort stellt sie d<strong>an</strong>n auch<br />

fest, daß alle Autorinnen des Buches, im<br />

Gegensatz zu der <strong>an</strong>deren theoretischen<br />

Strömung der Differenzialistinnen,<br />

zu den feministischen Universalistinnen<br />

zu zählen sind. Diese propagieren<br />

ihrerseits die Notwendigkeit einer<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzung über die Zuweisung<br />

der Geschlechterrollen als Instrument<br />

der Machtausübung. Das Stellen<br />

dieser Machtfrage unterscheide die<br />

Universalistinnen, auch Gleichheitsfeministinnen<br />

gen<strong>an</strong>nt, von den Differenzialistinnen,<br />

und so sind mehrere<br />

Beiträge im B<strong>an</strong>d der Macht und im besonderen<br />

der (Sexual)Gewalt als Machtinstrument<br />

gewidmet. Autorinnen sind<br />

unter <strong>an</strong>derem Rosa Logar, Geschäftsführerin<br />

der Wiener „Interventionsstelle<br />

gegen familiäre Gewalt“, Schriftstellerin<br />

Marlene Streeruwitz, CDU-Politikerin Rita<br />

Süssmuth, Literaturwissenschaftlerin<br />

Benoite Groult, Elisabeth Badinter und<br />

viele mehr. Sie erörtern die Frage „Wie<br />

aktuell ist Simone de Beauvoir?“ und<br />

sind immer wieder bemüht, die Dimensionen<br />

Rassismus, Antisemitismus und<br />

Fundamentalismus in ihre Überlegungen<br />

miteinzubeziehen. Zum Schluß treten<br />

Margaret A. Simons und Kate und<br />

Edward Fullbrook den Beweis <strong>an</strong>, daß<br />

Beauvoirs philosophische Ideen die Entwicklung<br />

von Je<strong>an</strong> Paul Sartres Existenzialismus<br />

wesentlich beeinflußt haben,<br />

wenn nicht sogar begründet. Diese<br />

bahnbrechenden Ged<strong>an</strong>ken wurden jedoch<br />

automatisch und selbstverständlich<br />

dem Philosophen zugeschrieben.<br />

Simons bereitet zur Zeit die Herausgabe<br />

von Simone de Beauvoirs frühen Tagebüchern<br />

vor, die den Grundstein für ihre<br />

Philosophie enthalten – l<strong>an</strong>ge bevor sie<br />

die Bek<strong>an</strong>ntschaft mit Sartre machte.<br />

Alice Schwarzer (Hg.): M<strong>an</strong> wird nicht als Frau geboren<br />

Gabi Horak<br />

50 Jahre nach dem „Anderen Geschlecht“ ziehen Schriftstellerinnen<br />

und Politikerinnen gemeinsame Bil<strong>an</strong>z: Wo stehen die Frauen heute?<br />

Kiepenheuer & Witsch <strong>2000</strong>, ats 145,–<br />

Loch im Waldviertel<br />

Tausende WaldviertlerInnen mußten in<br />

der NS-Zeit ihre Höfe verlassen, damit<br />

in dem Gebiet um Allensteig ein Truppenübungsplatz<br />

errichtet würde. Ähnlich<br />

den slowenischen Bäuerinnen und<br />

Bauern in Kärnten fragten sich die Menschen<br />

„Warum gerade hier, warum gerade<br />

wir?“ Der Befehl war lapidar:„Im<br />

Auftrag des Reiches haben sie innerhalb<br />

von sechs Wochen Ihren Hof zu räumen.<br />

Ihr Grund wird zu dem von den<br />

Experten berechneten Preis abgelöst<br />

werden. Über ihr bewegliches Eigentum<br />

dürfen sie frei verfügen. An den bestehenden<br />

Bauten darf nichts verändert<br />

werden.“ Umsiedlungsgehöfte wurden<br />

teils auf enteignetem jüdischen Grundbesitz<br />

errichtet. Im Waldviertel erwartete<br />

m<strong>an</strong> sich wenig Widerst<strong>an</strong>d, da ein<br />

nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung<br />

nationalsozialistisch gesinnt war.<br />

Auch nach dem Krieg wurde das Gebiet<br />

nicht wieder besiedelt. Es wurde 1957<br />

<strong>an</strong> das Österreichische Bundesheer<br />

übergeben. Ein rot schraffierter Fleck<br />

auf der L<strong>an</strong>dkarte kennzeichnet heute<br />

jenes militärische Sperrgebiet, das von<br />

AnrainerInnen verächtlich als „Loch im<br />

Waldviertel“ bezeichnet wird. Valie<br />

Export gestaltete ihr Denkmal als<br />

Skulptur, die halb am Wasser liegt.<br />

„L<strong>an</strong>dschaftsmesser“ nennt sie die Metallfläche,<br />

die ähnlich einem Messer einen<br />

Einschnitt in die L<strong>an</strong>dschaft reißt.<br />

…die feministische Buchh<strong>an</strong>dlung<br />

kk<br />

1070 W ien, Z ieglergasse 28 • Tel. 01/522 48 92 • Fax 01/522 63 20 • frauenzimmer@aon.at • www.frauenzimmer.at<br />

k


„Mit der Aggression eines Messerschnitts<br />

hat diese zerstörende Realität<br />

den ,Lebenskörper‚ verletzt, Freunde, Familien<br />

und Gefühle, Geschichte und Zukunft<br />

getrennt“, bechreibt die Künstlerin<br />

ihr Werk. Die Plattform SOS Waldviertel<br />

befürchtet moment<strong>an</strong> die Vorbereitung<br />

des Truppenübungsplatzes<br />

Allensteig für den NATO-Beitritt.<br />

Valie Export: Erinnerungsstätte Allensteig<br />

Eine Dokumentation von Rudi Palla, mit CD,<br />

Triton Verlag <strong>2000</strong>, ats 145,–<br />

KörperLos<br />

Kerstin Kellerm<strong>an</strong>n<br />

Wie und wo m<strong>an</strong>ifestieren sich aktuelle<br />

Theoriediskurse zu Fragen der Identitätskonstruktion,<br />

der Binaritätsmodelle,<br />

der Geschlechterdifferenz entl<strong>an</strong>g<br />

der Achse KörperBilder? Im Sammelb<strong>an</strong>d<br />

„Unter die Haut“ begeben sich 15<br />

Autorinnen auf eine Spurensuche in Literatur-<br />

und Kunstwissenschaften, Philosophie<br />

und Geschichte. Sowohl in der<br />

zeitgenössischen Kunst als auch in literarischen<br />

Texten von Autorinnen aus<br />

Ost und West lassen sich diese Spuren<br />

und Versuche <strong>an</strong>derer Identitätskonzeptionen<br />

verorten, aktuelle theoretische<br />

Diskurse ph<strong>an</strong>tasievoll verw<strong>an</strong>deln<br />

und/oder vertiefen. E. List verortet <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

ihrer „Ethik des Lebendigen“ den<br />

Körper zwischen Selbst(wahrnehmung)<br />

und Anderem. A. Griesebner dekonstruiert<br />

durch eine historische Analyse von<br />

KörperBildern in vormodernen Gesellschaften<br />

den sex-gender-Begriff. H.<br />

Fraueneder und B. Wally beleuchten<br />

Körperinszenierungen zeitgenössischer<br />

Künstlerinnen, die zum Teil im wahrsten<br />

Sinne des Wortes unter die Haut gehen.<br />

B. Obermayer, E. Hausbacher und N. Lobner<br />

lassen Ost- und Westkörper in einen<br />

Dialog mitein<strong>an</strong>der treten – vom „Mutter-Rußl<strong>an</strong>d-Mythos“<br />

bis zum sowjetischen<br />

Kollektivkörper. S. Schmid-Bortenschlager<br />

dekonstruiert bzw. schichtet<br />

klassische Binaritätsmodelle um und<br />

entwirft multiple Identitäten. Der Körper<br />

als Wissens- und Erfahrungsarchiv<br />

ist zentrales Thema in Anne Dudens<br />

Texten, mit denen sich P. Nagenkögl intensiv<br />

ausein<strong>an</strong>dersetzt. J. Neissl <strong>an</strong>alysiert,<br />

wie heterosexuelle und lesbische<br />

Autorinnen Sexualität jenseits des<br />

männlichen Objektblicks auf die Frau<br />

thematisieren. Um literarische Diskurse<br />

zu Körperdisziplinierungen geht es in<br />

Christa Gürtlers Beitrag. Vier Studentinnen<br />

sind in Seminararbeiten dem diskursiven<br />

Ein-und Umschreiben in literarischen<br />

Körpern nachgeg<strong>an</strong>gen. Die<br />

Beiträge als „appetizer“ machen Lust<br />

auf die Primärliteratur als Hauptgericht.<br />

Tina Ludescher<br />

Christa Gürtler, Eva Hausbacher (Hg.): Unter die Haut.<br />

Körperdiskurse in Geschichte(n) und Bildern<br />

StudienVerlag 1999, ats 298,–<br />

Leben, Liebe, Leid<br />

Liebeskummer lohnt sich nicht, der<br />

Kampf gegen homophobe Regierungen<br />

schon, bleibt als Hauptaussage nach<br />

der Lektüre von Karen Tulchinskys Erstlingsrom<strong>an</strong><br />

zurück. Die eine Geschichte<br />

haben wir alle schon einmal erlebt: Eine<br />

Liebe zerbricht, wir glauben ohne den<br />

<strong>an</strong>deren Menschen nicht mehr leben zu<br />

können, da verlieben wir uns unverhofft<br />

in jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deren. – Nette, erfrischende,<br />

witzige lesbische Liebesrom<strong>an</strong>ze.<br />

Die <strong>an</strong>dere Geschichte kennen<br />

einige von uns zumindest vom Hörensagen:<br />

AIDS wurde von WissenschaftlerInnen<br />

im Labor kreiert und <strong>an</strong> einer<br />

Gruppe von schwulen Männern getestet.<br />

– Anstrengende, aufgewärmte, alte<br />

Verschwörungstheorie. Trotzdem ein lesenswertes<br />

Buch, ernsthafte Ged<strong>an</strong>ken<br />

über den Umg<strong>an</strong>g mit AIDS in der Gesellschaft,<br />

Mutter-Tochter-Beziehung,<br />

jüdisches Leben in K<strong>an</strong>ada und Coming<br />

Out. Durchaus <strong>an</strong>get<strong>an</strong> die Leserin laut<br />

lachen zu lassen oder ihr Tränen in die<br />

Augen zu treiben. Nur etwas zu sehr<br />

bemüht, zu sehr die „Wahrheit“ erklärend.<br />

Nur ein Beispiel:„Betty ist Afroamerik<strong>an</strong>erin<br />

und meine beste Freundin,“<br />

läßt die Autorin eine ihrer Figuren<br />

bei der ersten Erwähnung von Betty erklären.<br />

Warum k<strong>an</strong>n Betty nicht g<strong>an</strong>z<br />

einfach die beste Freundin sein und daß<br />

sie Afroamerik<strong>an</strong>erin ist wird erst im<br />

Laufe der Geschichte relev<strong>an</strong>t? Fazit: Ein<br />

junges Buch für junge Leserinnen.<br />

Karen X. Tulchinsky: Liebe und <strong>an</strong>dere Irrtümer<br />

Quer <strong>2000</strong>, ats 291,–<br />

Verena Fabris<br />

grau.zone<br />

Magda Scheiblbr<strong>an</strong>dner<br />

Leberkässemmel-Fraktion<br />

lese.zeichen<br />

In alternativen feministischen Kreisen ist es beinahe ein<br />

Muß, Vegetarierin zu sein, Körnerfutter, Grünfutter, etc. Jedoch<br />

gibt es – wie überall – auch hier Ausnahmen, eine davon<br />

ist die <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>-Redaktion. Hier hat sich in den letzten<br />

Monaten eine Leberkässemmel-Fraktion herausgebildet.<br />

Das hat eine gewisse Vorgeschichte:<br />

Leberkässemmel, Szene 1: Kollegin C geht zum Billa<br />

und kauft für die diversen Kolleginnen die Mittagsjause<br />

ein. Kollegin A möchte eine Leberkässemmel. Was folgt, ist<br />

ein verbales Erdbeben – entrüstete Ablehnung, bl<strong>an</strong>kes<br />

Entsetzen, nichts ist unmöglicher, als der Kauf einer Leberkässemmel.<br />

Kollegin A disponiert auf Semmel mit Eiaufstrich<br />

um. Allerdings ist zunächst nicht klar, wieso der Erwerb<br />

einer Leberkässemmel derart unmöglich ist: Sind es<br />

gesundheitliche Gründe, ethische ... „die armen Viecher...“,<br />

philosophische ... Kollegin C ist Veg<strong>an</strong>erin, das ist, wie ich<br />

belehrt wurde, die Steigerung von Vegetarierin. Veg<strong>an</strong>erInnen<br />

lehnen Fleisch ab, eh klar, aber auch sonstige tierische<br />

Produkte wie Milch oder Eier oder sogar Honig. Damit bleiben<br />

noch Körnerfutter und Grünfutter. Es h<strong>an</strong>delt sich somit<br />

um die Crème de la (Yoghurt)Crème – aber nur auf<br />

pfl<strong>an</strong>zlicher Basis.<br />

Leberkässemmel, Szene 2: Wieder der Einkauf der Mittagesjause,<br />

Kollegin H. überlegt, was sie wollen würde, Kollegin<br />

M. möchte eine Leberkässemmel, Kollegin H. strahlt,<br />

große, glänzende Kinderaugen – das sei eine gute Idee, das<br />

möchte sie auch. Kollegin H. wirkt asketisch, durchgeistigt,<br />

wäre also eher der Richtung streng vegetarisch, Körnerfutter,<br />

zuzuordnen, aber: siehe oben.<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 41


ge.fragt<br />

Crippie, the kyke dyke<br />

Von Elke Koch<br />

Auflösung aus 7-8/00<br />

Die Frau, nach der in den letzten<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>n ge.fragt wurde, war<br />

H<strong>an</strong>nah Gluckstein. Gewinnerin ist<br />

schon wieder eine Leserin aus dem<br />

Ländle: Elfie Knapp aus Feldkirch. Wir<br />

gratulieren!<br />

42 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

Wohlbehütet und glücklich verlaufen<br />

Kindheit und Jugend unserer<br />

am 22. Februar 1917 in<br />

New York als J<strong>an</strong>e Auer geborenen<br />

Rätselfrau. Ihre Eltern<br />

gehören dem wohlhabenden jüdischen<br />

Mittelst<strong>an</strong>d <strong>an</strong> und können der Abenteuerlust<br />

ihrer Tochter nicht allzu viel<br />

entgegensetzen. Mit fünfzehn beginnt<br />

sie zu schreiben, sie feilt <strong>an</strong> ihren Verrücktheiten.<br />

Inmitten der exzentrischen<br />

New Yorker Gesellschaft gelingt es ihr<br />

aufzufallen. Sie verkehrt in KünstlerInennkreisen,<br />

schreibt, trinkt, raucht,<br />

liebt – alles auf exzessive Weise. Sie<br />

liebt Bars und fürchtet die Natur, vor allem<br />

dort,„wo die L<strong>an</strong>dschaften die Regelmäßigkeit<br />

einer Tapete verlieren.“<br />

Mit zw<strong>an</strong>zig lernt sie einen aufstrebenden<br />

und vom Reisen infizierten Komponisten<br />

und Schriftsteller kennen und<br />

beschließt kurzerh<strong>an</strong>d – natürlich ungebeten<br />

– ihn nach Mexiko zu begleiten.<br />

1938 heiraten die beiden – mit 27 Koffern<br />

fährt das Paar in die Flitterwochen<br />

nach P<strong>an</strong>ama. Diese Ehe besiegelt vor<br />

allem geistige Verbundenheit. Unsere<br />

junge Heldin ist lesbisch (und verlacht<br />

sich selbst gerne als „Crippie, the kyke<br />

dyke“, als jüdische, lesbische Frau mit einem<br />

steifen Bein), und auch der frischgebackene<br />

Ehem<strong>an</strong>n macht aus seiner<br />

Vorliebe für das eigene Geschlecht kein<br />

Hehl. Die psychologischen Verästelun-<br />

gen und die von vielen Ortswechseln<br />

belebten Stationen einer „Ehe-Freundschaft“<br />

lassen sich vor allem in den unzähligen<br />

Briefen aufspüren, die unsere<br />

Heldin zwischen 1937 und 1970 verbreitet.<br />

M<strong>an</strong> sagt unserer Heldin sprühenden<br />

Charme und Witz nach, eine gefürchtete<br />

Schlagfertigkeit, Lebenslust<br />

und Unverwüstlichkeit. In ihren Briefen<br />

zeigt sie sich von einer <strong>an</strong>deren Seite.<br />

Die Absenderin fühlt sich als Nomadin,<br />

ihre Korrespondenz wird von Appellen<br />

dominiert, g<strong>an</strong>z gleich, <strong>an</strong> wen sie sich<br />

richtet. Von unbezähmbarer Nervosität<br />

<strong>an</strong>gegriffen, von Zweifeln und Schuldgefühlen<br />

geplagt reist die Autorin<br />

durch die Welt – und fällt sich selbst raisonnierend<br />

ins Wort:„Wahrscheinlich<br />

hasse ich das geschriebene Wort, g<strong>an</strong>z<br />

egal wie ich es gebrauche“. 1950 meldet<br />

sie sich von der Arbeit <strong>an</strong> ihrem zweiten,<br />

nie vollendeten Rom<strong>an</strong>:„Wenn ich<br />

mein Buch nicht zust<strong>an</strong>de bringe, gebe<br />

ich das Schreiben auf... Und d<strong>an</strong>n entweder<br />

Selbstmord oder ein <strong>an</strong>deres<br />

Leben.“ Der Schriftsteller Tennessee<br />

Williams trifft unsere Heldin in<br />

Malaga/Sp<strong>an</strong>ien:„Ein nervöses<br />

Mädchen“ (von immerhin 31 Jahren),<br />

„aufreizend, hin und her gerissen zwischen<br />

Scherzen, Besorgnis, Liebe und<br />

Zerstreuung.“ Zu dieser Zeit besteht<br />

noch Hoffnung auf eine literarische<br />

Karriere. Ihr bisl<strong>an</strong>g einziger Rom<strong>an</strong><br />

Sie war begabt und geschlagen mit einer Empfindlichkeit,<br />

die mit zunehmenden Alter immer öfter in Zusammenbrüche<br />

mündete. Wer ist diese Frau? Antworten bitte bis<br />

15. <strong>September</strong> <strong>an</strong> die Redaktion<br />

1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/715 98 89/13, Fax: DW 20,<br />

e-mail: <strong>an</strong>.schlaege@chello.at<br />

„Zwei sehr ernsthafte Damen“, hat ihr<br />

Anerkennung verschafft, ihr Theaterstück<br />

„In the Summer House“ soll in<br />

New York uraufgeführt werden. Der<br />

große Erfolg freilich bleibt aus. „Trotzdem<br />

macht mir das alles nicht so viel<br />

aus, abgesehen davon, dass ich allmählich<br />

Angst bekomme, mir niemals einen<br />

Namen zu machen, was gleichbedeutend<br />

ist mit kein Geld zu haben“,<br />

schreibt sie – und tatsächlich k<strong>an</strong>n sie<br />

sich Zeit ihres Lebens aus der fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Abhängigkeit nie wirklich befreien.<br />

Die größte Energie verbraucht die m<strong>an</strong>ische<br />

Autorin, um zu kämpfen: gegen<br />

die Schreibhemmung, gegen den Alltag<br />

und die Furcht, schließlich gegen die<br />

Kr<strong>an</strong>kheit, gegen den Wahnsinn. Gleichermaßen<br />

begabt und geschlagen mit<br />

einer Empfindlichkeit, die mit zunehmenden<br />

Alter immer mehr in Zusammenbrüche<br />

mündet, bleibt sie von konventionellen<br />

Daseinslösungen ausgeschlossen.<br />

Mit vierzig erleidet sie ihren<br />

ersten Schlag<strong>an</strong>fall, der Gehirnschlag<br />

trifft auch ihre künstlerischen Potentiale.<br />

Während der nächsten fünfzehn Jahre<br />

verfällt sie immer mehr, ihre letzten<br />

sechs Lebensjahre verbringt sie in psychiatrischen<br />

Kliniken:„Ich habe große<br />

Angst, hier g<strong>an</strong>z allein.“ Unsere Heldin<br />

stirbt 1973, mit 56 Jahren – blind und<br />

gelähmt in einer katholischen Klinik in<br />

Malaga. ❚


musik.t<strong>an</strong>z<br />

5. 9., 19.30, Wien<br />

trio viennarte: Veronika Schulz, Violine;<br />

Julia Schreyvogl, Violoncello;<br />

Maria Rom, Klavier spielt W.A. Mozart,<br />

G. Schedl, H Villa-Lobos und J. Brahms<br />

Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1,<br />

T. 470 30 70<br />

12. 9. - 16. 9., 20.30, Wien<br />

„Look of the Ear“. Ein Kl<strong>an</strong>g-Kosmos<br />

mit Videobildern. Mit Mia Zabelka<br />

(Violine), Robin Rimbaud (Elektronikmusikerin,<br />

GB) u.a.<br />

kosmos frauen.raum,<br />

7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26<br />

film<br />

ab 25. 8.<br />

Saving Grace. GB 1999, R. Nigel Cole.<br />

Mit Brenda Blethyn. Grace erbt von<br />

ihrem M<strong>an</strong>n einen Schuldenberg und<br />

enwickelt sich zur Abenteurerin.<br />

Viel britischer Humor<br />

Seit Ende August in den Kinos<br />

6. 9., 20.00, Wien<br />

Frauenfilmreihe: Felicias Journey –<br />

Felicia, mein Engel (R. Atom Egoy<strong>an</strong>;<br />

K<strong>an</strong>ada/GB 1999, 135 Min, OmU + DF)<br />

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />

T. 54 66-30<br />

ab 8. 9., Wien<br />

Luna Papa. Ö/D/RUS/CH/F 1999.<br />

Mit Chulp<strong>an</strong> Khamatova. Mamlakat<br />

wird von einem geheimnisvollen<br />

Fremden schw<strong>an</strong>ger. Die Familie sucht<br />

nach ihm. Road-Movie in zentralasiatischer<br />

L<strong>an</strong>dschaft<br />

Votiv Kino, 9., Währinger Str. 12, T. 317 35 71<br />

ab 8. 9., Wien<br />

Heller als der Mond (Ö <strong>2000</strong>, 88 Min).<br />

Die im Kofferraum aus Rumänien<br />

geschmuggelte Julie interessiert sich<br />

sehr für B<strong>an</strong>ken. Mit Piroska Rudolph<br />

Votiv Kino, 9-, Währinger Str. 12, T. 317 35 71<br />

9.9., 13.00, Allentsteig<br />

Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105<br />

Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters<br />

wird dieser als Patriarch<br />

entblößt, der seine Kinder sexuell ausgebeutet<br />

hat<br />

Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr. Ernst<br />

Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at; Karten:<br />

Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />

T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />

T. 01/96096<br />

10.9., 17.00, Allentsteig<br />

Festen. (Dänemark 1998, 35 mm, 105<br />

Min). Beim Fest zu Ehren des Familienvaters<br />

wird dieser als Patriarch<br />

entblößt, der seine Kinder sexuell<br />

ausgebeutet hat.<br />

Avalon. Allentsteig, Dr. Ernst Krenn Straße<br />

20; Karten: Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />

T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />

T. 01/96096<br />

13. 9., 20.00, Wien<br />

Frauenfilmreihe: The Br<strong>an</strong>don Teena<br />

Story (R. Sus<strong>an</strong> Muska und Gréta<br />

Ólafsdottir, USA 1998, 90 min, OF)<br />

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />

T. 54 66-30<br />

20. 9., 20.00, Wien<br />

Frauenfilmreihe: Todo sobre mi Madre<br />

– Alles über meine Mutter. (R. Pedro<br />

Almodovar; Sp<strong>an</strong>ien/Fr<strong>an</strong>kreich 1999,<br />

105 Min. DF u. OmU)<br />

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />

T. 54 66-30<br />

B<strong>an</strong>u – Die Dame<br />

21. 9., 20.15, Feldkirch<br />

Videopräsentation: common.places<br />

(43. Min, 1999). R. Fiona Rukschcio.<br />

Thema Selbstverteidigung. Anschl.<br />

Diskussion mit Martina Eisendle,<br />

Sus<strong>an</strong>ne J<strong>an</strong>tschek, Sus<strong>an</strong>ne Marosch,<br />

Christine Bauer und Fiona Rukschcio<br />

Theater am Saumarkt, 6800 Feldkirch<br />

27. 9., 20.00, Wien<br />

Frauenfilmreihe: B<strong>an</strong>oo – Die Dame<br />

(R. Dariush Mahjui; Ir<strong>an</strong> 1992/98,<br />

113 Min, persische OF m dt. UT)<br />

Österreichische Erstaufführung<br />

Filmhaus Stöbergasse, 5., Stöberg. 11-15,<br />

T. 54 66-30<br />

28.9., 20.00, Wien<br />

Ernted<strong>an</strong>k-Th<strong>an</strong>ksgiving. (Ö 1999).<br />

Der Antiheld Micky l<strong>an</strong>det u.a. im Bett<br />

eines M<strong>an</strong>nes . Der einzige Mensch,<br />

der ihm helfen könnte, ist die Klofrau<br />

Veronika ... Ein Film von Michael<br />

Pfeifenberger. Mit Mari<strong>an</strong>ne<br />

Sägebrecht, Elisabeth Ebner-Haid,<br />

Katharina Stemberger<br />

Kunsthalle Exnergasse, 9., Währingerstr. 59<br />

theater.kabarett<br />

bis 23.9., 20.00 Wien<br />

Uraufführung: Schneeziegenm<strong>an</strong>över.<br />

Von Katharina Döbler nach J<strong>an</strong>e Bowles.<br />

R: Helga Illich. Mit Elke Claudius, Gabriela<br />

Hütter, Katrin Thurm,Wiltrud Schreiner<br />

Gruppe 80, 6., Gumpendorferstr. 67,<br />

T. 586 52 22<br />

1. - 10. 9., 20.30, Wien<br />

„Josephine Baker“. Mit Beatrice Frey.<br />

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />

42, T. 523 2 26. tägl. außer So, Mo bis 10. 9.<br />

4. 9., 20.00, Wien<br />

Kass<strong>an</strong>dra. Von Christa Wolf.<br />

Mit Anne Bennet<br />

Akademietheater, 3., Lisztstraße 1,<br />

T. 51 444-4740<br />

12.-30. 9., 20.00, Wien<br />

Trümmergirls. R. Nika Brettschneider.<br />

Mit Traute Furthner, Gunda König,<br />

Li<strong>an</strong>e Wagner, Claudia Ziegler. Musik<br />

Bearb. Charlotte Proksch<br />

Theater Brett, 6., Münzwardeingasse 2,<br />

Karten-T. 587 06 63, tägl außer So, Mo<br />

12. 9. - 23.9., 20.00, Wien<br />

„Das fremde Kind“ nach E.T.A. Hoffm<strong>an</strong>n.<br />

Theater des Lachens Berlin.<br />

R Astrid Griesbach<br />

dieTheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr.<br />

20; Kasse T. 587 05 04, tägl außer So, Mo<br />

12. 9., 19.30, Wien<br />

Katrin Butt: naservas.austria.gebitte<br />

Kabarett Niedermair, 8., Lenaugasse 1a,<br />

T. 498 44 92<br />

14. 9., 20.00, Wien<br />

Premiere:„Lachen und lachen lassen!“<br />

Soloprogramm von Tamara Stadnikow.<br />

Kabarett Stadnikow, 1., Biberstr. 2,<br />

T. 512 54 00. tägl. außer So u. Mo<br />

15. 9., 20.00, St. Pölten<br />

Andrea Händler. „Notst<strong>an</strong>d“<br />

Bühne im Hof. 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18<br />

T. 02742/35 22 91<br />

19. 9. - 22. 9. 20.30, Wien<br />

„Form Ance“, Perform<strong>an</strong>ce von Sabine<br />

Sonnenschein & „Städteflug #1“<br />

T<strong>an</strong>ztheater von Ina Rager<br />

kosmos frauen.raum, 7.<br />

Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

25. 9. -21. 10., 20.00, Wien<br />

Diese Männer. Von Mayo Simon.<br />

R. Christine Wipplinger ,D. Christin<br />

Lenhardt, Sabina Riedel<br />

Drachengasse 2 Theater, 1., Fleischmarkt 22,<br />

T. 512 13 54. Tägl. außer So, Mo<br />

26. 9., 20.00, Wien<br />

Dolores Schmidinger: Am Anf<strong>an</strong>g war<br />

das Word. Premiere<br />

Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870<br />

27. 9. - 30. 9., 20.30, Wien<br />

„Hilde“. Visionäre Komödie von<br />

Em<strong>an</strong>uela Thurner u. Marion Dimali.<br />

kosmos frauen.raum, 7.,<br />

Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

27. -30. 9., 20.00, Wien<br />

Dolores Schmidinger: Am Anf<strong>an</strong>g war<br />

das Word<br />

Kulisse, 17., Rosensteingasse 39, T. 48 53 870<br />

30.9., u. 1.10. 17.00, Wien<br />

Kindertheater:„Efeu und die Dicke“.<br />

Ein Clownstück mit Helga Hutter und<br />

Astrid Waltenta<br />

dieTheater Konzerthaus, 3.,<br />

Lothringerstr. 20, Kasse 587 05 04<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

Nach der Trennung von ihrem M<strong>an</strong>n nimmt B<strong>an</strong>u den obdachlos gewordenen Gärtner und seine kr<strong>an</strong>ke Frau bei sich<br />

auf. Das gibt ihrem Leben eine radikale Wendung. Von weiblichen Charakteren und ihrem Leben in der urb<strong>an</strong>en<br />

Gesellschaft adeln bisher alle Filme des ir<strong>an</strong>ischen Regisseurs Darius Mehrjui. „B<strong>an</strong>u” wurde von den ir<strong>an</strong>ischen Zensurbehörden<br />

erst sieben Jahre nach der Fertigstellung freigegeben. In der Frauenfilmreihe im Filmhaus Stöbergasse<br />

gibt es die österreichische Erstaufführung.<br />

B<strong>an</strong>u — Die Dame (Ir<strong>an</strong> 1992/98, 113 Min, persische OF m.dt. UT)<br />

27. 9., 19.00 Uhr, Filmhaus Stöbergasse, 1050 Wien, Stöbergasse 11-15, T. 54 666-30<br />

seminar.workshop<br />

2. 9., 17.00-19.00.,Wien<br />

„Erreichtes in Ruhe ver<strong>an</strong>kern. Glücksgefühl<br />

bewußt wirken lassen“. Vortrag<br />

und Workshop mit Gisela Amort<br />

Seminarraum Communicartis, 8., Lerchenfelder<br />

Str. 16/13, Info T. 406 50 95<br />

7.-10.9., Wörgl<br />

Sommerakademie:„Die Gewalt des<br />

Zusammenh<strong>an</strong>gs“ – Rechtsextremismus,<br />

Neoliberalismus, Militarismus.<br />

Mit Mascha Madörin, Birgit Mahnkopf,<br />

Claudia Werlhof.<br />

Forellenhof, Angerberg bei Wörgl, Embach<br />

56, T. 05332/56777. Info u. Anm. Grüne<br />

bildunswerkstatt Tirol, T. 0512/580624;<br />

http://www.tirolkultur.at/gruebi.<br />

Kosten: ats 2.500,–/ats 1.500,–/<br />

Tagesteilnahme ats 500,–<br />

8.-9. 9., Rabenstein/Pielach<br />

Gesprächstraining für Frauen. Mit<br />

Irmgard Schwinberger und Lore<br />

Weisswasser<br />

Hotel Steinschlerhof, Rabenstein/Pielach,<br />

Info u. Anm. T. 02282/2091<br />

9.-10. 9., 10.00-17.00, Wien<br />

Shiatsu für Frauen. Wochenend-Kurs<br />

mit Sibylle Reiter<br />

polycollege Stöbergasse, 5.,<br />

Stöbergasse 11-15, Info/Anm. T. 54 666-0,<br />

Kosten: ats 1.300,–<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 43


<strong>an</strong>.künden<br />

16. 9., 15.00-20.00, Wien<br />

Mädchen, Mädchen! – Workshop für<br />

coole girls. Mit Renate Kromer.<br />

Für Mädchen ab 12<br />

Institut Frauensache, 15, Reindorfg. 29,<br />

T. 89 58 440, Anm. erforderlich, ats 500,–<br />

17. 9., 10.00-12.00, Wien<br />

edv - internet. Kostenlose Beratung.<br />

VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />

T. 804 55 24<br />

18.+25. 9., 2.+9.10., 17.00-20.00, Wien<br />

Machtvolle Frauen – Der Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Macht im beruflichen Alltag.<br />

Mit Margot Scherl<br />

ats 2.800,– / 2.240,–<br />

2.–3. 10., 9.30-16.30, Wien<br />

Wohin des Weges? Karrierepl<strong>an</strong>ung<br />

für Frauen. Mit Irmgard Schrems<br />

ats 3.100,–/2.480,–<br />

9.–10. 11., 9.30-17.30, Wien<br />

Selbstevalution. Qualitätsentwicklung<br />

in der Sozial- und Frauenarbeit.<br />

Mit Gabriele Gerhardter<br />

ats 3.100,–/2.480,–<br />

Anm. Verein Sunwork,<br />

10., Triester Str. 114/1, T. 66 72 013<br />

20. 9., 20.00, Linz<br />

„In Erscheinung treten“. Workshop<br />

mit Brigitte Menne<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtsraße 43, T. (0732) 60 22 00<br />

22. u. 23. 9., Wien<br />

Spirit der Frau. Lebenskraft, Spiritualität,<br />

Körper, Stimme; Tr<strong>an</strong>crereisen.<br />

Mit Claire Birtwell u. Erika Kubinger.<br />

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />

42, T. 523 2 26. Anm. erforderlich bis 15. 9.<br />

29. 9., Graz<br />

Anmeldeschluß:„Köper -Sprache<br />

und Macht“ - Workshop für Frauen.<br />

Mit Andrea Hochegger und<br />

Karin Schliesselberger.<br />

Termin: 13./14. 10., 9.30-17.30<br />

Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz,<br />

Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22/0.<br />

30.9./1.10., Linz<br />

Seminar: Liebe gelingt nicht von<br />

selbst. Partnerschaftliches Lernprogramm<br />

auch für gleichgeschlechtliche<br />

Paare. Mit Mari<strong>an</strong>ne Mayer,<br />

Gerlinde Poimer, Karin Remsing,<br />

Eva Riedler<br />

Haus der Frau, 4020, Volksgartenstr. 18.<br />

Anm. u. Infos: Diözese Linz, T. 0732/76 10-<br />

3511, Kosten: ats 2.000,– pro Paar<br />

44 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

vortrag.diskussion<br />

Jeden 1. Di, 19.00-20.00:<br />

Jour Fix des Verb<strong>an</strong>des feministische<br />

Wissenschafterinnen. – 5. <strong>September</strong>:<br />

Depot im Museumsquartier<br />

Wechselnde Orte, siehe<br />

http://vfw.awhs.at; ( Kontakt:<br />

vfwkontakt@yahoo.com (A. B. Braidt)<br />

3.-4. 9., Linz<br />

Symposium im Rahmen der Ars electronica<br />

<strong>2000</strong> zum Themenkreis Reproduktionstechnologie.<br />

Mit Monika<br />

Treut und Marie Luise Angerer<br />

Info: Ars Elecronica Center, 4040 Linz,<br />

Hauptstr. 2, T. 0732/7272-79<br />

9. 9., 20.00, Wien<br />

IWF und Weltb<strong>an</strong>k: Vortrag, Videos<br />

und Diskussion<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />

16. 9., 20.00, Wien<br />

Vortrag und Diskussion zu IWF und<br />

Weltb<strong>an</strong>k. Mit Claudia Werlhof<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />

21. 9., 19.00-22.00, Wien<br />

Ein Kind ist da – wie geht es weiter?<br />

Unterstützung beim Wiedereinstieg<br />

für Frauen mit Kindern bis 2. Mit<br />

Christa Fasch und Christi<strong>an</strong>e<br />

Chatzinakis-Bönsch<br />

polycollege , 5., Stöbergasse 11-15,<br />

T. 54 666-0, ats 350,–<br />

21. 9., 20.00, Linz<br />

„Power-Frauen in der Musik“. Ein musikalischer<br />

Abend über starke Frauen<br />

in der Musik<br />

HOSI-Zentrum Linz, 4020, Schubertstr. 36<br />

26. 9., 18.00-20.00, Graz<br />

„Körperlich gesund, aber kr<strong>an</strong>k vor<br />

Angst? „ Angst- und P<strong>an</strong>ikattacken.<br />

Mit Dr. Claudia Scheer<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98,<br />

UKB ats 70,–<br />

28. 9., 19.00, Wien<br />

Podiumsdiskussion: Gemeinsame<br />

Obsorge. Mit Renate Brauner, Elfriede<br />

Fröschl, Helene Klaar, Edgar Pree<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />

ausstellung<br />

bis 17. 9., Wien<br />

NORDEN. Zeitgenössische Kunst aus<br />

Nordeuropa. Mit Exponaten von<br />

Elisabet Apelmo, Miriam Bäckström,<br />

Margrét H. Blöndal, Elina Brotherus,<br />

Marie-Louise Ekm<strong>an</strong>, Maria Lindberg,<br />

Ann Lislegaard u.a.<br />

Kunsthalle Wien, 4, Treitlstr. 2,, tägl<br />

10.00-18.00, Do 10.00-22.00<br />

bis 3. 9., Wien<br />

„Illusion of Eden“. Gemälde, Grafiken,<br />

Fotografien aus dem amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Mittelwesten. U.a. Mya Lin, Kerry<br />

James, Marshall, Mary Lucier<br />

Museum moderner Kunst - Palais<br />

Liechtenstein, 9., Fürstengasse 1,<br />

T. 317 69 00, Di - So, 10.00-18.00<br />

bis Mitte <strong>September</strong><br />

Skulpturengarten. Mit Werken von<br />

Eva Schärer<br />

Summer Stage, Wien 2, Rossauer Lände<br />

bis 24. 9., Wien<br />

Blickfänge – Fotografien 1860-1910<br />

aus den Sammlungen des Historischen<br />

Museums der Stadt Wien<br />

Historisches Museum der Stadt Wien,<br />

4., Karlsplatz, Di-So 9.00-18.00<br />

bis 6.10., Wien<br />

Lisa Rosenblatt und Charlotte Eckler:<br />

„Urb<strong>an</strong>/Rural - Resist<strong>an</strong>ce“<br />

Fortschnitt, Aktionsraum für Kunst und<br />

Gewerbe. 4., Rechte Wienzeile 15,<br />

T. 586 77 82<br />

4. 9., 1930, Wien<br />

Vernissage Vera Weber – Aquarelle<br />

und Zeichnungen „Flora ohne Fauna“.<br />

Einführende Worte: Lucia Gunz<br />

Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1,<br />

T. 470 30 70<br />

12. 9. - 6. 10., Wien<br />

Hildegund Bachler: Rauminstallation<br />

„Kokon 2“<br />

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />

42, T. 523 2 26.<br />

17. 9., 11.00, Wien<br />

Vernissage. D<strong>an</strong>ièle und Anne-Claire<br />

Kowald:„Zwischen Realität und<br />

Mystik“ Im Rahmen des VHS-Infotag<br />

VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,<br />

T. 804 55 24 Ausstellungsdauer bis 31. 10.<br />

bis 17.9., Wien<br />

„ein buch, meine liebe“. Fotos und<br />

Wörter von Michèle Mahal<br />

Restraur<strong>an</strong>t Orl<strong>an</strong>do, 6., Mollardgasse 3<br />

19. 9., 19.30, Steyr<br />

Eröffnung. Marlen Haushofer –<br />

Versuch einer Visualisierung.<br />

Galerie Steyrdorf, 4400 Steyr, Sierninger<br />

Str. 14, T. 07252/86922, Ausstellungsdauer:<br />

bis 17.11.<br />

20. 9., 19.00, Wien<br />

Vernissage der Gruppenausstellung<br />

„Akt in Bewegung“. Leitung: Muteber<br />

Wurm.<br />

VHS Meidling, 12., Längenfeldgasse 13-15,<br />

T. 810 80 67; Ausstellungsdauer bis 28. 10.<br />

20. 9., 18.00, Linz<br />

Austellungseröffnung:„In Erscheinung<br />

treten“. Arbeiten von Irene<br />

Faehndrich, Klaudia Gruber, Kristina<br />

Kunze und Clauda Wlasich<br />

Kunst.Raum, 4020 Linz, Goethestr. 22<br />

bis 24. 9., Wien<br />

Rita McBride (USA). Objekt-Design-<br />

Installation, Ready Made<br />

Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.<br />

bis 24. 9., Wien<br />

Mirjam Kuitenbrower (NL):„Reservoir<br />

Spillway“ . Gemälde-Installation<br />

Secession, grafisches Kabinett. 1.,<br />

Friedrichstr. 12, T. 587 53 07-10.<br />

bis 15. 10., Wien<br />

Lisette Model<br />

Kunsthalle Wien, Museumsquartier,<br />

7., Museumsplatz 1; tgl. 10–18.00,<br />

Do 10–20.00 Uhr<br />

bis 17. 9., Wien<br />

Agatha Christie und der Orient. Kriminalistik<br />

und Archäologie<br />

Museum für Völkerkunde, 1., Neue<br />

Burg/Heldenplatz; Mi–Mo 10–16.00 Uhr<br />

bis 1. 10., Wien<br />

Zeitwenden. Mit Exponaten von<br />

Marina Abramovic, Ana Laura Alaez,<br />

Semiha Berksoy, Simone Berti,<br />

Svetl<strong>an</strong>a Heger, Jessica Diamond,<br />

Simone Aaberg, Elisabeth Murray,<br />

Schirin Neshat, Silke Schatz, Rosemarie<br />

Trockel, Eulalia Valldosera u.a.<br />

Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5 und 20er<br />

Haus/MMKLSW, 3., Arsenalstr. 1<br />

bis 1. 10., Wien<br />

Zeitwenden. Int. Gruppenausstellung.<br />

Werke von Louise Bourgeois, Annette<br />

Messager, Shirin Neshat, Pipilotti Rist,<br />

Kiki Smith u.a.<br />

20er Haus, 3., Arsenalstraße 1<br />

bis 30. 12., Wien<br />

Glamour. Wiener Damenmode der<br />

30er Jahre. Sonderausstellung des<br />

Historischen Museums der Stadt Wien<br />

Modeschauraum Hetzendorf, Schloß<br />

Hetztendorf, linkes Nebengebäude.<br />

12., Hetzendorferstr. 79 Öffnungzeiten:<br />

Di-So 9.00-12.00<br />

lesung<br />

9. 9., 15.00, Allentsteig<br />

Lesung zwischen den Bäumen. Mit<br />

Vera Reum<strong>an</strong>n, Gewinnerin der<br />

poetry-slam ‘99<br />

Avalon Kulturzentrum. Allentsteig, Dr.<br />

Ernst Krenn Straße 20; www.kv.avalon.at;<br />

Karten: Tonb<strong>an</strong>dreservierung<br />

T. 02824/2663 und in allen Ö-Ticketstellen<br />

T. 01/96096<br />

16. 9., 19.00, Guntersdorf<br />

Literatur Cuvée – Literatur- und Weinverkostung.<br />

U.a. mit Susa Hämmerle,<br />

Barbara Neuwirth und Musik von den<br />

Rabiat Zeiserln (Martha Günzl,<br />

Christina Zurbrügg, Rol<strong>an</strong>d Sulzer)<br />

Josefstadt-Kellergasse, 2042 Guntersdorf;<br />

Info, T. 02951/2151<br />

22. 9., 19.00, Krems<br />

Literarische Gesellschaft St. Pölten:<br />

Lesung mit Doris Kloimstein und Eva<br />

Reibler & T<strong>an</strong>z von Simone Singh<br />

Sondhi<br />

LiteraturHaus NÖ, 3504 Stein/Krems,<br />

Steiner L<strong>an</strong>dstr. 3, T. 02732/72 8 84,<br />

UKB ats 80,–/60,–<br />

23. 9., 18.00, Wien<br />

„Die Sprache des Widerst<strong>an</strong>ds ist alt<br />

wie die Welt und ihr Wunsch“. – Texte<br />

des weiblichen Widerst<strong>an</strong>ds. Buchpräsentation<br />

kosmos frauen.raum, 7.,<br />

Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

aktivitäten<br />

19. 9., 20.00, Wien<br />

Vorbereitungstreffen für den Weltmarsch<br />

der Frauen gegen Armut und<br />

Gewalt (14. 10., Brüssel)<br />

7Stern, Wien 7., Siebensterng 31<br />

26. 9., 20.30, Wien<br />

Kosmos frei.raum: Auftrittsmöglichkeit<br />

für Künstlerinnen aller Sparten.<br />

„Open Microphone“. Eintritt frei<br />

kosmos frauen.raum, 7., Siebensterngasse<br />

42, T. 523 2 26, Anm. für Performerinnen<br />

bis spätestens eine Woche vorher<br />

selbstverteidigung<br />

Nach Vereinbarung, Vorarlberg<br />

Wing Tsun. Chinesische Kampfkunst,<br />

vor 250 Jahren von einer Frau entwickelt.<br />

Kurse beginnen im Herbst in<br />

Bregenz, Lustenau, Egg und Bludenz.<br />

Begrenzte Teilnehmerinnenzahl<br />

Info u. Anm. 0664/4648303<br />

16.-17. 9., 9.30-16.30, Wien<br />

Seito Boei – Notwehrpraxis für Frauen<br />

ab 14. Grundkurs mit Andrea De<br />

Angelis<br />

polycollege , 5., Stöbergasse 11-15,<br />

T. 54 666-0, ats 1.600,–<br />

16. u. 17. 9., Linz<br />

Wen Do für Mädchen von 6 bis 10<br />

Kursort: Turnsaal der Mozartschule,<br />

4020, Volksfeststr. 7-11<br />

Anm. u. Info: aFz, 4020 , Humboldtstr. 43,<br />

T. 0732/60 22 00<br />

29./30. 9., Wien<br />

Wirksame Abwehrtechniken. Selbstverteidigung<br />

für Mädchen von 13-14<br />

Info u. Anm.: Sprungbrett, 15.,<br />

Pilgerimgasse 22–24/Stg. 1/Top 1,<br />

T. 789 45 45/14.<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Angststörungen<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440<br />

Osteoporose – Vorbeugen durch Bewegung.<br />

15 Abende ab 18. <strong>September</strong><br />

Frauenberatung, 6., Lehargasse 9/2/17,<br />

jeden Mo 17.30-18.45, Anm. T. 587 67 50<br />

Frauencafé. Treffpunkt, Kulinarisches<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstraße 43, T. 0732/60 22 00.<br />

Jeden Mo 18–22.00 Uhr<br />

Politisches Café<br />

Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtst. 43, T. 0732/602 200,<br />

jeden 1. Mo. ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-P<strong>an</strong>therinnen<br />

Feel Free; 8010 Graz, Rapoldgasse 24. T.<br />

0316/32 80 80. Jeden Mo 19.00-23.00 der<br />

Abend für Lesben und Freundinnen<br />

Frauengesundheitszentrum Dornbirn<br />

f.a.m. Frauengesundheitszentrum.<br />

Beratung, Hilfe, Information<br />

6850 Dornbirn, Eisengasse 7,<br />

T. 05572/ 53 9 99, Mo-Fr 8.30-11.30,<br />

Do. 16.00-18.00<br />

Dienstag<br />

Laufende Selbsterfahrungsgruppe für<br />

Frauen. Mit Sabine Fabach<br />

Anm.: Institut Frauensache, 15.,<br />

Reindorfgasse 29, T. 89 58 440; ÖS 300,–<br />

/Abend. Jeden Di 19–20.30 Uhr<br />

Gynäkologische Kummernummer<br />

F.E.M., T. 476 15/57 75.<br />

Jeden Di 9–12.00 Uhr<br />

H.I.V. , Hoffnung.Information.<br />

Vertrauen. Verein zur Unterstützung<br />

HIV-positiver und aidskr<strong>an</strong>ker Frauen<br />

Erreichbar im Aidshilfehaus, 6<br />

Mariahilfergürtel 4, T. 595 47 19,<br />

jeden Di. u. Do, 9.00-13.00<br />

Selbsthilfegruppe für von sexualisierter<br />

Gewalt betoffene Frauen<br />

Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldstr.<br />

43. T. 0732/60 22 00 dw. 60. Jeden 2.<br />

und 4. Di., 17.30–18.30<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRA-<br />

XA, jeden Di 14.00-18.00<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />

abraxa@goplay.com<br />

Infotag für Wiedereinsteigerinnen<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 22/0. Jeden Di 9–13.00 Uhr<br />

„Wenn Frauen zu sehr lieben“. Offene<br />

Selbsthilferuppe.<br />

Frauenservice Graz, 8020, Idlhofgasse 20,<br />

T. 0316/71 60 220. Anm. nicht erforderlich.<br />

Jeden Di 19.30–21.00<br />

Kosmos.reihe: Histörrische Frauen.<br />

Jeden Mo um 20.30.


4. 9.: Petra Unger: Helene von Druskowitz<br />

– 11. 9.: Julia Köhler: Coco Ch<strong>an</strong>el<br />

– E. 18. 9.: Steinthaler/E.Papp: Inge<br />

kosmos frauen.raum, 7.,<br />

Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

HOSI Lesbengruppe<br />

2., Novaragasse 40, Mi ab 19.00,<br />

T. 216 66 04<br />

Golden Girls. Gruppe für Frauen ab 50<br />

mit Unternehmungslust<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />

jeden 2. Mi 18.00, Anm. nicht erforderlich<br />

Open House – Für Frauen, die Kontakt<br />

zu <strong>an</strong>deren Frauen suchen.<br />

Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />

jeden Mi 18.00-20.00, T. 587 67 50<br />

kosmos.reihe „Prothesengötter“.<br />

Mit Lisbeth N. Trallori und Waltraud<br />

Holzfeind. Ab 13. 9.<br />

jeden Mi bis 25. 10., 18.30<br />

kosmos frauen.raum,<br />

7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

SOHO –Sozialismus und Homosexualität.<br />

Jeden 2. u. 4. Mi, 19.30<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />

Dick und fit. Schwimmen für starke<br />

Frauen.<br />

Mit Mag. Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Schwimmhalle des ATG, 8010 Graz,<br />

Kastellfeldg. 8, UKB je Einheit ats 50.–<br />

Anm. Frauengesundheitszentrum Graz,<br />

T. 0316/83 79 98<br />

Am 22. 9. ist Anmeldeschluss für die<br />

Therapiegruppe für Frauen:„Mir<br />

reichts“. 5 Abende, ab 4. 10., Mittwoch<br />

10.00-20.30. Mit Christa Leibnitz und<br />

Karin Winkler. Kosten: ats 1.500<br />

Anm. bei Frauenservice, 8020 Graz,<br />

Idlhofgasse 20, T. 0316/71 60 22/0.<br />

AMAZONE Mädchenzentrum:<br />

Mädchencafé, Werkstatt, Bibliothek,<br />

Kreativ- und Bewegungsraum<br />

6900 Bregenz, Kirchstr. 39,<br />

T. 05574/ 45 8 01, Öffmungszeiten:<br />

Mi-Sa, 14.00-18.00<br />

Frauengetriebe Bildungszentrum:<br />

Frauenbibliothek „Luise Pusch“, Lila<br />

Telefon, Beratung u.v.a.m.<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz,<br />

Schillerstr. 2 T. 05574/ 45 5 38, Öffnungszeiten:<br />

Mi, Do, 9.00-12.00<br />

Donnerstag<br />

Comgirls. Mädchen chatten, surfen,<br />

mailen<br />

Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24,<br />

Stg.1/Top 1, jeden Do 16.00-19.00 und<br />

nach Vereinb. Vor<strong>an</strong>meldung bei Renate,<br />

T. 789 45 45 14, UKB ats 20,–<br />

ega-Frauenlauftreff. Für bewegungsfreudige<br />

Frauen aller Leistungsgruppen<br />

und jeden Alters<br />

Jeden Do 17.30, Wien 2., im LCC im<br />

Praterstadion<br />

Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung<br />

Anm.: ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589<br />

80/0. Jeden Do 14–19.00 Uhr<br />

Selbsthilfegruppe für Frauen mit<br />

Eßstörungen<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440<br />

Widerst<strong>an</strong>dslesungen, jeden Do ab<br />

17.00 vor der Demo<br />

Botschaft der besorgten Bügerinnen, 1.,<br />

Ballhausplatz<br />

Psychotherapeutische Jahresgruppe:<br />

„Lust auf Entwicklung“. Psychodrama,<br />

kreative Medien, Körperübungen. Mit<br />

Martina Br<strong>an</strong>dl und Renate<br />

Frozzler-Dietrich. Beginnend mit<br />

5. Oktober<br />

Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,<br />

jeden Do 10.00-11.30, Vorgespräch<br />

erforderl., Anm. T. 587 67 50<br />

Frauen-Treffpunkt vor der Donnerstagsdemo<br />

Bei der Wächterin vor dem Burgtheater.<br />

Jeden 1. Do, 18.30 Uhr<br />

Freitag<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums. Frauenmusik,<br />

Feminismus und feine Unterhaltung.<br />

Mit Sabine Kern, Alice Prabitz und<br />

Barbara Rassi<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz (Telekabel Wien<br />

92,7). Jeden Fr 18.oo–19.00 Uhr<br />

Kosmos-Frauenraum-News<br />

Radio Or<strong>an</strong>ge 94,0 MHz.<br />

Jeden Fr 16.30–17.00 Uhr<br />

Thema zum Tee: Wenn Männerblicke<br />

Körper formen. Öffentliche Interviews.<br />

Moderation Annelisese Edemgil-<br />

Br<strong>an</strong>dstätter. Jeden Fr. 17.00, a 29. 9.<br />

kosmos frauen.raum,<br />

7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

Widerst<strong>an</strong>dsrat. Jeden Freitag 19.00<br />

Autonomes Frauenzentrum,<br />

9., Währingerstr. 59/6, 2. Stock<br />

Welser Frauen-Stammtisch<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />

Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr ab 20.00<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Dick und fit – Spaß am Laufen.<br />

Mit Mag. Karin Weingartm<strong>an</strong>n<br />

Hilmteich, Leechwald, UKB ats 70,–<br />

für die erste Einheit<br />

Anm. Frauengesundheitszentrum Graz,<br />

8010, Brockm<strong>an</strong>ngasse 48,<br />

T. 0316/83 79 98<br />

Samstag<br />

Lernen aus der eigenen Biographie.<br />

Jahresseminar mit Gruppenarbeit<br />

und Malen . Mit Dr. med. Gerlinde<br />

Signer-Heyn<br />

Info u. Anm. Institut Frauensache, 15.,<br />

Reindorfg. 29, T. 89 58 440, ab Ende<br />

<strong>September</strong> 10x je ein Sa im Monat<br />

nach Vereinbarung<br />

Offene kunsttherapeutische Jahresgruppe.<br />

Mit Ursula Bast<br />

Anm.: Institut Frauensache, 15.,<br />

Reindorfgasse 29, T. 89 58 440;<br />

ats 450,–/Abend<br />

Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische Mütter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440<br />

Beratung für Mädchen und junge<br />

Frauen mit Eßstörungen. Mit Nina<br />

Schnaubelt<br />

Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />

T. 60 191/52 01<br />

Gynäkologische Beratung. Mit Gertraude<br />

Friedl, Sylvia Gutharc und Inge<br />

Frech<br />

Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />

T. 60 191/52 01<br />

Frust statt Lust? Sexualberatung. Mit<br />

Inge Frech<br />

Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />

T. 60 191/52 01<br />

Schl<strong>an</strong>k und glücklich? Beratung bei<br />

Eß-Problemen. Mit Nina Schnaubelt<br />

Anm.: F.E.M. Süd, 10., Kundratstraße 3,<br />

T. 60 191/52 02<br />

Fortbildung zum Thema Eßstörungen<br />

für psychosoziale Berufsgruppen bzw.<br />

Schulklassen. Mit Renate Gänszle und<br />

Martina Nöster<br />

Anm. u. Info: F.E.M., 18., Bastiengasse 36–<br />

38, T. 476 15/57 71<br />

Einzelberatung für Frauen in der Lebensmitte<br />

– die „berüchtigten“ Wechseljahre.<br />

Mit Helga Kalmar<br />

Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36–38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Frauensache(n) im Netz: Informationen,<br />

Ver<strong>an</strong>staltungstermine , Adresse,<br />

Schwarzes Brett und neu: Diskussionsforum<br />

http://www.frauensache.at/frauensache<br />

Psychologische und medizinische<br />

Beratung<br />

Anm.: ISIS, 5020 Salzburg, Willibald-<br />

Hauthaler-Straße 12, T. 0662/44 22 55<br />

Beratung, Information, Psychotherapie,<br />

und Fortbildungen zum Thema<br />

Eßstörungen.<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Brockm<strong>an</strong>ngasse 48, T. 0316/83 79 98<br />

Hotline: „Was tun bei Eßstörungen?“<br />

T. 0810/819 400 (zum Ortstarif)<br />

Schneeziegenm<strong>an</strong>över<br />

<strong>an</strong>.künden<br />

„Schneeziegenm<strong>an</strong>över“ von Katharina Döbler nach<br />

J<strong>an</strong>e Bowles hatte in der Regie von Helga Illich am<br />

26. August Uraufführung und ist noch bis 23. <strong>September</strong><br />

in der Gruppe 80 zu sehen. Mit Elke Claudius,<br />

Wiltrud Schreiner, Katrin Thurm (v.l.n.r. im Bild).<br />

Eine Frau begibt sich auf die Reise: J<strong>an</strong>e Bowles – geboren<br />

in New York, gestorben in Andalusien. Sie umarmt<br />

die Welt und verliert sich in ihr, genau wie ihre<br />

literarischen Figuren auch: staunend, neugierig, verdrossen,<br />

unverst<strong>an</strong>den. Sie lassen mit sich geschehen<br />

und bäumen sich immer wieder auf.<br />

Schneeziegenm<strong>an</strong>över<br />

bis 23. 9., Di, Do., Fr. Sa. 20.00 Uhr, theater gruppe 80,<br />

1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 586 52 22<br />

september <strong>2000</strong><strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 45


<strong>an</strong>.künden<br />

Andrea Händler<br />

Eine Frau mit 35, ohne M<strong>an</strong>n. Aus dem Rennen –<br />

aber auf der Suche. Wenn das keine Definition von<br />

„Notst<strong>an</strong>d“ ist!<br />

Andrea weiß, wie es ist, Single zu sein. Und wie es ist,<br />

nicht Single zu sein. Aber sie weiß nicht, was besser<br />

ist. – Angenommen der Zufall hätte aus Andrea einen<br />

Andreas gemacht. Ein kleines „s“ und sie wäre auch<br />

mit 35 wieder im Rennen. Doch jeder Zufall hat zwei<br />

Seiten. Und „Notst<strong>an</strong>d“ auch!<br />

Notst<strong>an</strong>d ist kein „Wuchtelkabarett“ sondern eher<br />

kurzweiliges f<strong>an</strong>tasiereiches Theater. Händler erhielt<br />

für ihren „Notst<strong>an</strong>d“ heuer den österreichischen<br />

Kabarettpreis „Karl“.<br />

Andrea Händler:„Notst<strong>an</strong>d“<br />

15. 9., 20.00 Uhr, Bühne im Hof, 3100 St. Pölten, Linzer Str. 18,<br />

T. 02742/35 22 91<br />

Femail: Fraueninformationszentrum<br />

Vorarlberg . Bibliothek,<br />

Internetzug<strong>an</strong>g, Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

6800 Feldkirch, Neustadt 38, T. 05522/ 31 0<br />

02-0, http://www.vobs.at/femail/ Mo, Di,<br />

Do, Fr 10.00-16.00, Mi 16.00-18.00 und<br />

nach Vereinbarung<br />

t<strong>an</strong>z.fest<br />

7. 9., 19.00, Wien<br />

Vernetzungsfest. Herbstauftakt im<br />

ega<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0<br />

8 . 9., 21.30-01.00, Wien<br />

D<strong>an</strong>ce at Ten. Der lesbisch-schwule<br />

T<strong>an</strong>zabend<br />

T<strong>an</strong>zschule St<strong>an</strong>ek., 1., Grashofgasse 1A<br />

15. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />

Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im<br />

FZ-Beisl<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59<br />

17. 9., 15.00, Wien<br />

Kinderfest im HOSI-Zentrum. Von und<br />

für Kinder mit lesbischen bzw. schwulen<br />

Eltern<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novaragasse 40,<br />

T. 216 66 04<br />

46 <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>september <strong>2000</strong><br />

22. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />

Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im FZ-<br />

Beisl<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59<br />

29. 9., 20.00- 24.00, Wien<br />

Resis.d<strong>an</strong>se FrauenT<strong>an</strong>zAbend im FZ-<br />

Beisl<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59<br />

2. u. 3. 9., Wien<br />

Volksstimme Fest<br />

Wien 2., Prater, Jesuitenwiese<br />

diverses<br />

2.-7. 9., Linz<br />

Ars electronica <strong>2000</strong>:„next sex“<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen u.a. im Brucknerhaus,<br />

Posthof, und Donaupark. Ticket- und<br />

Infoline: 0732/7272-79<br />

6. 9., 17.30–19.00, Wien<br />

Treffpunkt Brustkrebs. Selbsthilfegruppe<br />

für Frauen mit Brustkrebs,<br />

Eierstockkrebs und<br />

Gebärmutter(hals)krebs. Mit Annemarie<br />

Presnik<br />

Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse<br />

46/Ecke Kreuzgasse<br />

7. 9., 15.00 Uhr, Wien<br />

Psychotherapeutische Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

7. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />

Juristische Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />

Juristische Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />

Fin<strong>an</strong>zberatung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

15. 9., 12.30–20.00, Steyr<br />

Marlen Haushofer 1920–1970. Literaturw<strong>an</strong>derung<br />

mit Lesungen<br />

Anm.: Marlen Haushofer-Forum, Edition<br />

Wehrgraben, 4404 Steyr, Postfach 11,<br />

T. 07252/86 922; ats 290,–<br />

14. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />

Krebsvor/nachsorge-Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

21. 9., 17.00 Uhr Wien<br />

Psychotherapeutische Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

21. 9., 17.00, Wien<br />

Juristische Beratung<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

23. 9., 14–15.30, Graz<br />

FrauenStadtSpazierg<strong>an</strong>g:„Aufbruch<br />

und Widerspruch“. Mit Brigitte Dorfer<br />

und Ilse Wieser<br />

Treffpunkt: Grazer Messe – Haupteing<strong>an</strong>g,<br />

Conrad von Hötzendorf-Straße<br />

23. 9., 9.00-18.00, Dornbirn<br />

Impuls <strong>2000</strong>. Messe für und mit<br />

Frauen<br />

Kulturhaus, 6850 Dornbirn<br />

24. 9., 11.00, Wien<br />

„BilderBücher“ Sonntags-Literatur-<br />

Matinee von WUK KinderKultur. Für<br />

Bilderbuch-Interessierte ab 5 Jahren<br />

WUK-Museum, 9., Währingerstr. 59<br />

28. 9., 17.00 Uhr, Wien<br />

Gespräche zum Berufseinstieg<br />

ega, 6., Windmühlgasse 26, T. 589 80/0.<br />

Telefonische Anmeldung erforderlich<br />

30. 9., 23.00, Wien<br />

Do it! – Jam-Session. Alle Musikerinnen<br />

sind eingeladen.<br />

kosmos frauen.raum,<br />

7., Siebensterngasse 42, T. 523 2 26.<br />

Redaktionsschluß<br />

Termine 10/00: 12. 9. <strong>2000</strong><br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong>.classic<br />

Helga P<strong>an</strong>kratz<br />

Aus dem Archiv geholt<br />

Die Blattgold-Mitarbeiterin Elke Sieker schrieb in<br />

<strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> vom November 1990 über ihr Unbehagen<br />

am nationalistischen Freudentaumel kurz nach der<br />

deutschen Wiedervereinigung und im Zuge der Fußballweltmeisterschaft<br />

1990:<br />

„Die Deutschen beider Nationen tauchten ein in<br />

ein schwarz-rot-goldenes Flaggenmeer, um (...) das<br />

seit Ende des Zweiten Weltkrieges <strong>an</strong>geschlagene<br />

Nationalgefühl wieder aufleben zu lassen.“ Die Medien<br />

jubelten über „unseren Kaiser Fr<strong>an</strong>z“ und – frau<br />

lese und staune: „unsere Kameruner“. Zumindest einer<br />

von den – wie ich mich noch lebhaft entsinne –<br />

wirklich großartigen Fußball spielenden Kickern aus<br />

Kamerun hatte, wie „Bild“ – den Erfolg für Deutschl<strong>an</strong>d<br />

vereinnahmend – zu berichten wußte,„deutsches<br />

Blut in den Adern“.<br />

Ja: Deutsches Blut! Blut fließt dieser Tage wieder<br />

allzu viel in Deutschl<strong>an</strong>d: – Teils sind die Ermordeten<br />

den Papieren nach Deutsche, teils streben sie es <strong>an</strong>,<br />

Deutsche zu werden. Gen<strong>an</strong>nt werden sie allerdings<br />

„K<strong>an</strong>aken“.<br />

Daß der Nationalismus im Osten des vereinten<br />

Deutschl<strong>an</strong>d seine brutalste Fratze zeigen würde, hat<br />

Elke Siecker vor 10 Jahren noch nicht so deutlich vorhergesehen.<br />

Der Akzent ihrer Befürchtungen liegt<br />

mehr auf der „kulturellen Nähe Westeuropas zu Osteuropa“<br />

und einer daraus resultierenden „Ost-West-<br />

Komplizenschaft und Festungsmentalität gegenüber<br />

den Menschen der Dritten Welt.“ Die Konklusio aber,<br />

zu der sie kommt, trifft im Kern leider hundertprozentig<br />

zu und ihre Prognose, wohin das, was sie damals<br />

konstatierte führen werde, traf ein: „zu AusländerInnenfeindlichkeit<br />

mit rassistischen Zügen.“<br />

Aus gegebenem aktuellem Anlaß ausgerechnet<br />

den deutschen Nationalismus aus dem Archiv zu holen<br />

– soll von der gesamteuropäischen und weltweiten<br />

Dimension der Problematik genau so wenig ablenken<br />

wie von der Situation in Österreich. Aus guten<br />

Gründen sind Nationalismus und Rassismus der<br />

ÖsterreicherInnen Thema der <strong>an</strong>.<strong>schläge</strong> 9/<strong>2000</strong>.


Gesprächsgruppe<br />

für Frauen mit sexuellen<br />

Gewalterfahrungen<br />

Zeit: jeden Dienstag von 18.00 -19.30<br />

Ort: NOTRUF, 1070 Wien<br />

Beginn: 10. Oktober <strong>2000</strong>, 18.00 Uhr<br />

Die Teilnahme ist kostenlos<br />

Telefonische Information und Anmeldung:<br />

NOTRUF. Beratung für<br />

vergewaltigte Frauen und Mädchen.<br />

Tel: 01/ 523 22 22<br />

Wir wollen<br />

unser Stück<br />

vom Kuchen<br />

den wir täglich<br />

backen<br />

www.kpoe.at e-mail: kpoe@magnet.at<br />

Wiener Damenmode der 30er Jahre<br />

Glamour<br />

Modeschauraum des Historischen Museums der Stadt Wien . Schloß Hetzendorf<br />

A-1120Wien . Hetzendorferstraße 79 . T. 01/802 16 57 . www.museum.vienna.at

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