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Deutsche Altertumskunde

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72 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Kulturkreis konnten aber auch die Satem-Völker vermitteln (Lituslaven und<br />

Scythen).<br />

Nach Rasse und Kultur treten uns in der frühgeschichtlichen Überlieferung<br />

die Kelten und Germanen als Brudervölker und nach ihrem Wohnraum<br />

treten sie uns als Nachbarn entgegen. Ihre Zukunft hing davon<br />

ab, daß sie in regsamem Konnex mit ihren südeuropäischen Verwandten<br />

verblieben. Denn mögen wir die Kulturbegabung der Kelten und der Germanen<br />

noch so hoch einschätzen, es ist ein Wahn, zu glauben, bloß die<br />

Naturbegabung garantiere einem werdenden Volkstum den Fortschritt. Kein<br />

Fortschritt ohne äußere Anregung. Anregungen schafft aber erst der Ver-<br />

kehr. Nach dem Gesetz geistigen Beharrens bedürfen die Völker wie die<br />

einzelnen der immer sich erneuernden Befruchtung von außen her, um<br />

neue Werte zu erzeugen. Für die kulturelle Befruchtung der Germanen<br />

waren die Wege durch die Völkerverwandtschaft und durch die Ausdehnungsbewegung<br />

der Indogermanen vorgezeichnet.<br />

Wir glauben zwei Kulturströme zu erkennen, die im Norden ihre<br />

Wellen vermischten und dadurch dem nordeuropäischen Leben ein besonderes<br />

Gepräge schufen.<br />

Die Präneolithiker schienen von Frankreich, Süddeutschland und vom<br />

Rhein her beeinflußt (S. 44. 45), die idg. Neolithiker befinden sich aber auch<br />

im Bannkreis der keltischen Donauländer, Italiens, Griechenlands und Vorderasiens.<br />

Auf zwei Straßen, einer südwestlichen und einer südöstlichen, konnte<br />

also der Norden seine Lebensgüter beziehen. Dadurch war die Möglich-<br />

keit gegeben, die Lebenshaltung zu steigern und die Lebensführung zu<br />

bereichern. Man wird trotz der räumlichen Trennung die Kontinuität der<br />

idg. Kulturzustände und ihre Gleichförmigkeit nicht unterschätzen dürfen.<br />

Höchst auffallend und bewunderungswürdig ist aber die Ausnahmestellung,<br />

zu der sich allmählich die südeuropäischen Indogermanen emporgearbeitet<br />

haben. Sind doch die Griechen auf die Höhen einer klassischen (monumentalen<br />

und literarischen) Kultur gelangt, während der Norden Europas<br />

auch unter der Gunst auswärtigen Verkehrs ein Barbarenland blieb, weil<br />

an s^ine ferne, sonnenarme Küste immer nur ein Bruchteil von dem Reichtum<br />

der Vettern gelangte, und auch dies immer erst viel später, als bereits<br />

die Italiker und die Kelten sich des Besitzes neuer Errungenschaften erfreuten.<br />

S. Müller, Urgeschichte Europas, Straßburg 1905.<br />

§ 9. Gelände und Siedelung. Indogermanen der Centum-Gmppe<br />

hatten sich, einem Kolonistenschwarm vergleichbar, zu Herren über weite<br />

nordeuropäische Räume aufgeworfen. Seitdem sie dazu übergingen, den<br />

Grund und Boden durch interessierte Arbeit mit den aus ihrer Verkehrs-<br />

gemeinschaft bezogenen Hilfsmitteln sich zuzueignen und die Naturlandschaft<br />

in eine Kulturlandschaft zu verwandeln, haben sie hier eine Heimat<br />

sich erworben. Erst der Betrieb einer Bodenwirtschaft macht eine Kolonisation<br />

unwiderruflich. Als die Indogermanen dazu übergingen, aus dem<br />

neuen Land Naiirung und Notdurft zu ziehen, haben sie Wurzel gefaßt und<br />

sind mit ihm verwachsen.<br />

Ansiedelung und Wirtschaft sind zunächst vom Gelände und den<br />

Bodenverhältnissen abhängig. Angesichts der großen Waldflüchen Nord-

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