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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. B. Kulturverhältnisse. § 8. Verkehr. 71<br />

stätigung der einleuchtenden Vermutung, daß die Sprachgrenze zwischen<br />

Hochdeutsch und Niederdeutsch, die in der gleichen Zone verläuft, als<br />

älteste Südmark der Germanen anzusehen sei. Ihre ungefähre Richtung könnte<br />

durch die geographischen Punkte Haarstrang — Rothaargebirge i) — Finne<br />

angegeben werden; wir rechnen mit unbewohntem Ödland auch an der<br />

Westgrenze (jenseits von Drenthe), wie an der Ostgrenze (Oder) und an<br />

der Nordgrenze (Wenernsee in Schweden). 2)<br />

Diese ungefähre Grenzabsteckung beruht hauptsächlich auf sprach-<br />

geschichtlichen Argumenten. Nun ist aber auch von archäologischer Seite<br />

her der Versuch unternommen worden, die Urheimat der Germanen zu bestimmen.<br />

Die Oder wurde dabei als Ostgrenze gewonnen, unsicherer blieb<br />

die Westgrenze, während die Südgrenze abermals in den Harz zu liegen<br />

kam. 3) Man wird also auch von dieser Seite her ungefähr den Südrand<br />

des norddeutschen Gletschereises als die Südgrenze des urgermanischen<br />

Landes betrachten dürfen.*)<br />

Vgl. die kartographische Darstellung bei G. Kossinna, Die Herkunft der Germanen,<br />

Würzburg 1911.<br />

B. Kulturverhältnisse.<br />

§ 8. Verkehr. Nachdem die Ausbreitungsbewegung (S. 63) zur Ruhe<br />

gekommen war, haben die Indogermanen Nordeuropas nur noch aus der<br />

Ferne die Verkehrsgemeinschaft mit ihrem Mutterland und mit den idg. Einzel-<br />

völkern nach Süden und Südosten hin aufrecht zu erhalten vermocht. Sie<br />

konnten an den Errungenschaften ihrer mittel- und südeuropäischen Nach-<br />

barn teilnehmen, sofern die wesentlich vergrößerte Entfernung die Intensität<br />

des Verkehrs nicht beeinträchtigte. Im allgemeinen ist der Norden mehr und<br />

mehr auf das Niveau einer Außenprovinz europäischer Kultur reduziert worden.<br />

Der ursprünglichen Lagerung der idg. Sprachgruppen gemäß mußten die<br />

Urgermanen in einer näheren Verkehrsgemeinschaft mit den Kelten ver-<br />

harren (S. 69). Über sie hinweg konnten sie sich einmal mit den Italikern<br />

und Hellenen verbinden, zum andern mit den Illyriern^) und Thrakern,<br />

'<br />

;<br />

|<br />

die bis nach Kleinasien sich erstreckten. Anschluß an den asiatischen<br />

f<br />

1) Haar (westfäl. här, härd) enthält das- Schleswig-Holstein und die zwischen Oder<br />

selbe Grundwort wie<br />

2) MüLLENHOFF<br />

„Harz"<br />

suchte<br />

(Bergwald).<br />

die ältesten<br />

und Elbe liegenden Lande zur Urheimat der<br />

Germanen gehörten; vgl. auch Helm, Heimat<br />

Wohnsitze der Germanen unterhalb des Ge- der Indogermanen S. 11. 32 f. Auch hat man<br />

birgs im Gebiet der Oder und der Elbe sich jetzt meist dahin geeinigt, daß die<br />

(Scherer, Müllcnhoff S. 155), Bremer zwisehen<br />

Oder und Weser (Pauls Grundr. 3»,<br />

786), Schrader zwischen Elbe und Weichsel<br />

bis hinauf nach Jütland, Dänemark und<br />

Schonen (Sprachvgl. 2», 503), Hirt von der<br />

Weser bis zur Oder und hinauf bis nach Süd-<br />

Schweden (Indogermanen 1, 172), Kossinna<br />

zwischen Oder und Weser südwärts bis<br />

Brandenburg—Magdeburg (Zeitschr. f. Ethnol.<br />

34, 207 vgl. ; Beitr. 26, 283), Hoops im Buchengebiet<br />

(S. 36) südlich von Ost- und Nordsee<br />

unter Betonung Nordwestdeutschlands (Waldbäume<br />

S.382f. 130, Reallex.l, 342 ff.), MuCH<br />

zwischen Elbe und Oder am Südufer der<br />

Ostsee (Stammeskunde ^ S. 26 ff).<br />

Von keiner Seite wird bestritten, daß<br />

Germanen in den genannten Bezirken schon<br />

um 2000 v.Chr.Geb. ansässig waren (Kossinna,<br />

Zeitschr. d. Ver. f. Volksk. 6, 14. Hoops<br />

S. 284. Schrader, Sprachvgl. 2^, 501 u. a.).<br />

^) Genaueres bei G. Kossinna, Über die<br />

vorgeschichtliche Ausbreitung der Germanen<br />

in Deutschland, Zeitschr. d. Ver. f. Volksk.<br />

6, 1 ff. Korrespondenzbl. d. d. Gesellsch. f.<br />

Anthropol 26 (1905), 109. 38 (1907), 57. —<br />

Jedenfalls lagen Hessen und Thüringen außer-<br />

halb des urgermanischen Siedelungsgebiets.<br />

Vgl. v. Erckert, Wanderungen und Siede-<br />

lungen Karte 3.<br />

^) Verbreitung der erratischen Blöcke S.27.<br />

'-) Man darf hierzu noch an die Osi in<br />

c. 28. 43 der Germania des Tacitus erinnern.

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