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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. A. Ursprung. § 7. Grenzen der Urgermanen. 69<br />

Weiter nach Westen, aber auch nach Süden zu berührten sich die Urgermanen<br />

mit den Urkelten. Die sprachHchen Besonderheiten dieses Volkes<br />

gestatten, seine Ursitze genauer zu bestimmen. Es bieten sich hierfür zunächst<br />

wiederum die Flußnamen an. Nicht bloß der Rhein führt einen gallischen<br />

Namen, sondern auch seine auf der rechten Stromseite einmündenden Zu-<br />

flüsse: Lippe, Embscher, Ruhr, Sieg, Lahn, Main.i) Das Gelände, das sie<br />

bespülen, kann darum nicht als urgermanisch behauptet werden. Aber auch<br />

das deutsche Mittelgebirge ist mit einzelnen Ausläufern wie Taunus, Semana<br />

(Thüringerwald), Qabreta, Sudeta von den Kelten benannt, 2) und hat auch<br />

als Ganzes einen urkeltischen Namen (Ercuniä) geführt. 3) Die entsprechende<br />

urgermanische Benennung (einzelner Abschnitte) des deutschen Mittelgebirgs<br />

ist uns gleichfalls bewahrt und lautet echt germanisch *Fergunia^) Es<br />

muß also in sehr früher Zeit germanisches Volkstum mit keltischem Volkstum<br />

im deutschen Mittelgebirg sich berührt haben. Wir kennen keltische<br />

Volksstämme, die (wie z. B. die Ercuniaten) im oder am ercunischen Wald<br />

gewohnt haben. Von besonderer Bedeutung sind für das deutsche Volk<br />

geworden die ihm um den ercunischen Wald herum benachbarten keltischen<br />

Volcae. Mit dem Namen der Volcae nämlich ( > ahd. Walha Welsche) haben<br />

die Germanen die Kelten insgemein und überhaupt bezeichnet und zwar<br />

in einer Namensform, die beweist, daß dieser Keltenname den Urgermanen<br />

vor Eintritt ihrer Lautverschiebung geläufig gewesen ist. Daß die am<br />

deutschen Mittelgebirg sitzenden Volcae die unmittelbaren Nachbarn der<br />

Germanen waren, unterliegt also keinem Zweifel mehr.^)<br />

Diese alte Grenzmark der mitteldeutschen Gebirgszone, nach dem antiken<br />

Sprachgebrauch der „ercunische Wald", der auf weite Strecken ein natürliches<br />

Verkehrshindernis bildete, beginnt bei den Mooren und Wäldern<br />

der Ardennen und setzt sich mit seinen nördlichsten Ausläufern über das<br />

rheinisch-hessische Bergland fort, erreicht im Harz seine höchste Erhebung<br />

und ist in langgestreckter Kette durch Riesengebirge und Sudeten mit den<br />

Karpathen verbunden. Nach ihrer intensiven Bewaldung wurden diese<br />

,<br />

(vgl. hierzu DA. 2*, 226 f.) Wölpe ( < Wilipa), Meteorol. 1, 13 ohne anl. /7- belegte Namens-<br />

Alpe ( < Alapa), Maspe, Gospe, Despe (Zu- form (vgl. Caesar 6, 24. 25; Strabo 7, 2, 2) nur<br />

fluß der Leine), Dörpe (bei Elze), Daspe (im auf die Kelten zurückgeführt werden; vgl.<br />

Braunschweigischen), Schlarpe (bei Uslar) u.a.<br />

>) Rhein < gall. /Rezzos, Müllenhoff,<br />

MuCH, Zeitschr. f. d. Altert.<br />

Beitr. 30, 329.<br />

32, 454; Helm,<br />

DA. 2\ 218 ff. 226 f. Sieg < Sequana, DA. ;<br />

i<br />

|<br />

*) Müllenhoff, Zeitschr. f. d. Altert. 23,<br />

2^,221 f.; sie hat einen mit der Österreich. 168 f.; perrexerunt super Fergunna Mon.<br />

Ens (kelt. /ln^5«5) gleichlautenden Nebenfluß,<br />

Embscher < gall.awW-, DA. 2*, 223. Lippe<br />

< Lupia (vgl. Ortsnamen der Kelten wie z. B.<br />

Germ. Script. 1, 308 [a. 805]. Ist aber etwa<br />

nxgtxm. ^Fergunia (> goX. fairguni), was<br />

durchaus nicht ausgeschlossen, den Urkelten<br />

Lupodunum), DA. 2^, 223 f.<br />

Ruhr vgL DA. 2\ 222.<br />

226; über die<br />

2) MucH, Stammeskunde 2 S. 56.<br />

I<br />

i<br />

Die Donau entspringt nach den<br />

Griechen im Lande der Kelten bei den<br />

entlehnt, so gelangen wir mit der Datierung<br />

ebenfalls in die vor der germanischen Laut-<br />

verschiebung liegenden Epochen zurück; vgl.<br />

Pauls Grundr.3^ 783; Zeitschr.d.Ver.f.Volksk.<br />

6 f. Beitr. 26, 282 f. ; Schrader, SprachvgL<br />

!<br />

;<br />

i<br />

"EQxvrm, Müllenhoff, DA. l\ 4321 Vielleicht<br />

haben in der Epoche der Indogermani-<br />

6,<br />

1M38. 2^530f. Eine jüngere heimische Be-<br />

Zeichnung für das bewaldete Mittelgebirge<br />

sierung Mitteleuropas Kelten und Germanen scheint Mirkwidi (anord. Myrkvipr), d. i.<br />

das deutsche Mittelgebirge mit dem uridg.<br />

Namen *Perkunia gemeinsam benannt, da<br />

, Schwarzwald", gewesen zu sein<br />

hoff a. a. O.).<br />

(Müllen-<br />

nun aber im Urkeltischen anl.;?-<br />

|<br />

I 276 ist, so kann die schon<br />

geschwunden<br />

bei Aristoteles<br />

ff.<br />

^) Caesar 6, 24. MÜLLENHOFF,' DA. 2,

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