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Deutsche Altertumskunde

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68 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

zwischen den beiden Völkergruppen statuiert werden. Man hat vielmehr mit<br />

Recht vermutet, daß die Germanen die Nachbarn der Balten geworden,<br />

aber nicht von Anfang an gewesen sind. Wir wissen, daß iranische<br />

Scythen (Sarmaten) noch jenseits der Donau gewohnt haben ;i) vielleicht<br />

haben sie sich einmal der Weichsel entlang bis an die Ostsee heran er-<br />

streckt; 2) jedenfalls ist bemerkenswert, daß „Scythen" lange Zeit eine allgemeine<br />

Bezeichnung für Nordeuropäer gewesen ist.<br />

An der Seite ihrer östlichen Nachbarn, von denen sie nach Urväterart<br />

durch einen breiten Ödlandstreifen getrennt gewesen sein mögen, scheint<br />

sich das Sprachgebiet der Urgermanen ungefähr von der Oder bis zur<br />

Zuidersee und vom Nordrand des deutschen Mittelgebirgs bis nach Süd-<br />

skandinavien zu erstrecken.<br />

Diese Grenzlinien lassen sich zuerst mit Hilfe der wahrscheinlich aller-<br />

ältesten Sprachüberlieferung, die wir besitzen, das sind die Flußnamen, ab-<br />

stecken. Denn Oder, Havel, Elbe, Weser, Hase, Ems^) werden mit zureichenden<br />

Gründen für germanische Wörter gehalten, nach Süden hin scheint noch<br />

der Unterlauf der Saale, Fulda und Eder (deren Zuflüsse wiederum Ems<br />

und Elbe heißen) seit Urzeiten von Germanen bewohnt zu sein.*) Im norddeutschen<br />

Tiefland sind nd. Flußnamen auf -apa- > -pe verbreitet, die man<br />

früher als keltisch ansah und darum dem urgermanischen Siedelungsgebiet<br />

streitig machen wollte. 0) Eine genauere Untersuchung der Lautverhältnisse<br />

ergibt aber den spezifisch germanischen Charakter des Wortes -apa = Fluß<br />

(gegenüber von urkelt. aba),^) so daß wir die einschlägigen Flußnamen<br />

für die westlichen Abschnitte der germanischen Urheimat verwerten müssen.'')<br />

Als deren Grenzmark hat dann die Zuidersee zu gelten.<br />

') E. Meyer, Zeitschr. f. vergl. Sprachforsch.<br />

42, 26 f. Gesch.d.Altertums 1 \ 2, 797 f.—<br />

Der Name , Donau' stammt wohl von ihnen<br />

{vgl avest. ddnu Fluß); Schrader, Sprachvgl.<br />

2», 489. Hoops, Reallex. 1,389.<br />

*) KossiNNA nennt sie, Karpodaker" ;vgl.<br />

die Karte zu seiner Schrift über die Herkunft<br />

der Germanen, Würzburg 1911; dazu<br />

Prähistor. Zeitschr. 4, 83. Ptolemaios kennt im<br />

Norden Gcrmaniens den lyoimrixog (oxeavög,<br />

der in seinen östlichen Abschnitten lagfiarixog<br />

otxtaröi und Ovfvedtxög x6?.jiog hcißt; die<br />

kleinen Karpathcn nennt er l'aofiartxa oi)ij<br />

(2, 11, 1; 3, 5, 1); vgl. Sarmatae'hci Tacitus<br />

Germ. c. 1. 46; MOllenhoff, DA. 4, 496.<br />

514 f. Sarmatia oder Scythia bezcichct das<br />

Land östlich von den Germanen, DA.2^ 170.<br />

374; 4, 102 f.; aber dies mag mit späteren<br />

Ausdchnutigsbewegungen des iran. Volkes<br />

zusammenhangen; über die Weichselgrcnze<br />

vgl. DA. 2. 218. 238. 259. Im Osten muß<br />

man wohl damit rechnen, daß Wenden sich<br />

mit sarmalischcn Scythen vermischt imd daß<br />

die »Ich krilftig ausbreitenden Germanen und<br />

Ballen die letzteren allm.'thllch nach Süden abgedrängt<br />

haben ; vgl. Zeuss S. 275 ff. Die Beziehungen<br />

zwischen Germanen und Sarmaten<br />

sind nicht bloß »ehr lebhaft, sondern auch<br />

folgenschwer geweien. Die Lituslavcn spielen<br />

in der Geschichte der Germanen eine weit<br />

geringere Rolle.<br />

^) Oder < Oviadova {ovador^a u. a.) : and.<br />

wiod, ags. weod (Unkraut, Schilf?), Müllen-<br />

HOFF, DA. 2», 209. Havel < Habola : haf<br />

(Meer), DA. 2«, 211 f. Elbe < Alhis : ^noxA.<br />

elfr (Fluß), DA. 2^ 210. 220 f. Weser (hd.<br />

Werra) < Wisuri (Visnrgis) : ahd. wisa, DA.<br />

2*,215. Hase < Chas{uarii) : ags. /m^o (grau),<br />

(sich<br />

ama vgl. S. 38. E m s < Amisis, Ami'sia :<br />

drängen), dazu die -/-Ableitung in nhd. emsig,<br />

DA. 2 ^ 217.<br />

*) S a a 1 e < ^aXag : hd. sole (Salzwasser),<br />

DA.2», 213 f. Fulda < Fiildaha : and. folda<br />

(vgl. Feld). E d e r < Adrana : ahd. atar [celer,<br />

Ahd. Gl. 1, 244, 34), DA. 2\ 216.<br />

wird wohl auch der Name der<br />

Germanisch<br />

Leine sein<br />

( < Lagina : and. ags. lagii Wasser, Fluß?),<br />

während schon die gleichnamige Laiin keltische<br />

Lautgebung verrät, ebenso der Main<br />

(DA. 2», 233) und die Wetter (< %^rfro«<br />

Wasser, Mucn, Stammeskunde '' S. 55).<br />

») MOllenhoff, DA. 2», 277 ff. Beitr.<br />

20, 294 f. Pauls Grundr. 3», 775.<br />

•) Sltzungsber. d. Wiener Akad. Bd. 142,<br />

8,12. Beitr. 2ö, 283. Mucn, Stamineskunde "<br />

S. 55.<br />

^) Wörpe (Zufluß der Wümme bei Bremen),<br />

dazu auf der rechten Seite der Weser

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