29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

66 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

idg. Sprache mit nichtidg. Lauten und Wörtern, das sog. Altindisch (Sanskrit,<br />

Prakrit).!) ÄhnHch ist es den Griechen auf dem Balkan und den Kelten<br />

in Britannien (S. 51 f.) ergangen. 2)<br />

Wahrscheinlich ist nach demselben Grundschema der Volkstypus der<br />

Kelten in Mittel- und Süddeutschland und der der Germanen in Norddeutschland<br />

entstanden; die eigentümliche idg. Sprache, die unter den Germanen<br />

so ganz anders als bei den Kelten oder bei den Griechen sich ausbildete,<br />

fordert zu dieser Hypothese heraus. Wir stellen uns darum die Ausdehnungsbewegung<br />

der Indogermanen so vor, daß sie über den Grenzsaum ihres<br />

Mutterlandes hinausgequollen sind und in den benachbarten Landzonen<br />

kolonisierend sich betätigt haben (S. 63). Die ältere Formel, wonach die<br />

Indogermanen von Asien nach Europa mit fester Marschordnung ausgewandert<br />

seien, 3) ist durch die Behauptung einer Indogermanisierung<br />

Europas zu ersetzen. Indogermanen haben sich zwischen andere alteuropäische<br />

Urvölker eingeschoben und sie dadurch indogermanisiert, daß<br />

sie ihnen ihr Blut zuführten, ihre Sprache und ihre Sitte aufdrängten.<br />

Aber der umgekehrte Vorgang ist nicht zu unterschätzen: die Indogermanen<br />

sind auch europäisiert worden; sie haben sich den Einflüssen jener<br />

allophylen Bevölkerung keinesfalls entziehen können. Ohne Kompromisse<br />

gibt es keine endgültige Auseinandersetzung zwischen zwei Machtfaktoren.<br />

Am anschaulichsten stellt sich die Kraft des fremdsprachlichen Ein-<br />

flusses in der Zufuhr ganz neuen Wortmaterials dar, das wie bei<br />

anderen idg. Völkern so auch bei den Germanen volkstümlich geworden<br />

ist, ohne aus idg. Quelle zu stammen. 4) Der älteste Wortschatz der Germanen<br />

zerfällt nämlich in zwei große Gruppen, von denen die eine aus gemeinidg.<br />

Wörtern besteht, die andere dagegen auf etymologischem Wege nicht als<br />

idg. bestimmt werden konnte. Und gerade dieser zweiten Gruppe gehören<br />

die den Germanen (im Vergleich zu den übrigen Indogermanen) als Sonderbesitz<br />

eignenden Wörter an, in denen ihr Volkscharakter nicht zum wenigsten<br />

sich ausprägt.<br />

Die gewaltsamen Bemühungen der Etymologen, alle unsere deutschen<br />

Wörter um jeden Preis als idg. zu erweisen, haben zu unhaltbaren Deutungen<br />

verführt. Ferner wurden dabei immer nur für einen Bruchteil des<br />

germanischen Wortschatzes idg. Wurzeln wahrscheinlich gemacht. Daraus<br />

folgt, daß die herkömmliche Methode verbessert und daß mit dem Ver-<br />

fahren gebrochen werden muß, den Sprachschatz der Germanen bloß aus<br />

idg. Quelle abzuleiten. Man muß vielmehr mit einer zweiten Sprachquelle<br />

rechnen, aus der die zahlreichen Wörter flössen, die im Kreise der Centumvölker<br />

ein Merkmal germanischer Sprache bilden und deshalb mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit auf die unter die Urgermanen aufgenommenen Prä-<br />

neoliüiiker des Nordens zurückgeführt werden dürfen.^') Aber es ist nicht<br />

*) H. Oldenberg, Die Literatur des alten<br />

Indien S. 6 ff.<br />

*; U. v. Wilamowitz-Moellendorff in<br />

der .Kultur der Oegenwart' II, IV, l,4ff.u.a.<br />

*) MOllknhoff, da. 3, 164 ff. Scherer,<br />

Müllcnlioff S. 155 ff. Kmrhardt, Histor.<br />

Vicrteljalirschr. 1905, 502 ff.<br />

*) SCHRADER,SpradivRl.l»,147ff.2», 125.<br />

479. 503. 506. S. Feist, Die gcrinanisciie und<br />

hoclidcutsclie Laiitvcrscliicl)urifi[ spraclilich<br />

undctlinograpliisciibctraclitct. Bcitr.36(1911),<br />

307 ff.<br />

i*) Vgl. Ki.UGE, Pauls Grundr. P, 363 f.;<br />

WiNDiscH, Bcriclitc d. süclis. ücscllscliaft der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!