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Deutsche Altertumskunde

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3. Die Urgermanen. A. Ursprung. § 6. Ausbreitung der Indogermanen. 65<br />

Über die in Gruppen (Horden, Stämmen) sich vollziehende Ausbreitung<br />

der Indogermanen kann soviel gesagt werden, daß die Griechen wahr-<br />

scheinlich von der Donau her über die Balkanhalbinsel sich ausgedehnt,<br />

die Italiker über die adriatische See auf ihre Halbinsel gelangt und so auch<br />

die Germanen von Südosten her nach Norddeutschland und Südskandinavien<br />

vorgedrungen sein werden, i)<br />

Wie die Inder und die Griechen und die Kelten in ihrer neuen Heimat<br />

eine mit ihnen nicht verwandte Urbevölkerung angetroffen haben, so sind<br />

auch die Germanen im nördlichen Europa unter die Präneolithiker eingedrungen<br />

und mit ihnen verschmolzen. 2)<br />

Von Anfang an zeigen die einzelnen idg. Völker trotz ihrer ursprüng-<br />

lichen Sprachgemeinschaft unverwischbare Unterschiede in ihrer körper-<br />

lichen Erscheinung, geistigen Verfassung und insbesondere in ihren sprach-<br />

lichen Ausdrucksformen. Jedes idg. Teilvolk ist zu einer ausgeprägten<br />

Individualität geworden; z. B. die Griechen sind ein eigentümlicher Volkstypus<br />

und sonderten sich trotz der nahen Stamm Verwandtschaft durchaus von<br />

der Eigenart der Germanen ab. Wir werden annehmen müssen, daß diese<br />

individuellen Volkstypen durch eine Mischung der Indogermanen mit<br />

denjenigen Völkern entstanden sind, die vor ihnen die Gebiete ihrer neuen<br />

Heimat bewohnten (etwa in derseU^en Weise wie die Romanen aus der<br />

Mischung des Römertums mit den unterworfenen Völkern entstanden sind?).<br />

Die Indogermanen sind der west- und nordeuropäischen Urbevölkerung<br />

gegenüber vornehmlich mit ihrer Sprache durchgedrungen. Aber die Durchsetzung<br />

mit einem fremden Volkstum konnte auch an den Indogermanen<br />

nicht spurlos vorübergehen. Die ethnische Mischung brachte unter ihnen<br />

auch die Wesensart der ureuropäischen Präneolithiker zur Geltung. So sind<br />

im Lauf der Jahrhunderte die einst so nahverwandten und engverbundenen<br />

Indogermanenvölker Europas einander vollständig entfremdet worden und<br />

ihre Sprachen haben so tiefgreifende Veränderungen erfahren, daß man<br />

ihre morphologische Übereinstimmung erst sehr spät erkannte. Daraus<br />

schließen wir, daß durch fremde Nationalitäten der Zusammenhang der<br />

idg. Stammverwandtschaft zersprengt, die Artikulationsbasis der idg. Einzelsprachen<br />

verschoben, des weiteren Lautverschiebungen erzeugt und auch<br />

der Wortschatz der einzelnen idg. Völker durch nichtidg. Bestandteile be-<br />

reichert worden ist.^)<br />

Es mag ungefähr um 2000 v. Chr. gewesen sein, daß eine Anzahl<br />

arischer Stämme aus dem iranischen Hochland in die Ebenen des Indus<br />

hinabstieg und dort mit dunkelfarbigen Urbewohnern zusammentraf. Durch<br />

Vermischung der beiden Rassen entstand der Typus des zwischen hell und<br />

dunkel schillernden Hindu, durch Sprachmischung entstand ein neuer Typus<br />

fremden Einflüsse ist so wenig ein Vorzug,<br />

daß vielmehr in der Regel ein Volk um so<br />

leistungsfähiger ist, je mehr fremde Ein-<br />

Wirkungen es aufgenommen und in eine<br />

innere Einheit verschmolzen hat." 1<br />

^) Ed. Meyer, Gesch. d. Altertums P, 2, |<br />

Kretschmer,<br />

791 ff. Sprachvgl. 2», 484 ff.<br />

|<br />

*)<br />

') Ed. Meyer a.a.O.P, 2,725; vgl. auch<br />

R. V.Erckert, Wanderungen und Siedelungen<br />

der germanischen Stämme, Berlin 1901<br />

(Karten)<br />

Ed. Meyer a. a. O. P, 2, 756 f.; vgl.<br />

Einleitung S.59ff.; Schrader,<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil I. 5

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