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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Indogermanen. § 5. Kulturverhältnisse. 55<br />

(Mähre), Fohlen, Hengst; für das Schwein: Eber, Sau, Ferkel (Barch und<br />

Geize) ;0 für das Geschlecht der Ziegen: Bock, Geiß, Kitz, dazu die in Abgang<br />

gekommene Entsprechung für lat. caper;^) ebenso wurden im Altertum die uns<br />

nicht mehr allgemein geläufigen Klassennamen der Schafe unterschieden. 3)<br />

Der Betrieb von Ackerbau und Viehzucht lieferte der Wirtschaft der<br />

ungetrennten Indogermanen unentbehrliche Nahrungsmittel. Das Korn, in<br />

der Handmühle zu grobkörnigem Mehl zerstoßen und zerrieben (S. 53),<br />

hors {engl horse), and. hros, hors, ahd.hros<br />

(mhd. ors), doch ist dies Wort den Germanen<br />

eigentümlich; das Mask. heißt aind. afvas<br />

(dazu lit. azwa Stute), griech. i'juiog, lat.<br />

equus, gall. epo-, air. ech : and. ehu, ags. eoh,<br />

anord. jör ( : got. aihia-?). Anord. marc, ags.<br />

mearh, ahd. marah, mhd. march ist uns noch<br />

mit den Kelten gemeinsam {axx. marc); das<br />

movierte Fem. lautet anord. merr, ags. miere<br />

(engl, mare), afries. merie, mnd. mere, ahd.<br />

meriha Mähre. — Got. fula, anord. foli, ags.<br />

fola (engl, foat), ahd. volo, fiili entspricht<br />

griech. jiCbXog Fohlen. — Ahd. hengist, ags.<br />

tiew^est, anord. hestr hängt vielleicht mit lat.<br />

canterius zusammen; über westfäl. run vgl.<br />

Germ. 29, 64. In nhd. stute ist uns mit wesent-<br />

lich veränderter Bedeutung das alte Wort für<br />

„Pferdeherde" bewahrt (= Gestüt) : mhd.<br />

stuot, ahd.stuota, ags. stöd {engl, stud), anord.<br />

stöp, daher wohl entlehnt lit. 5^0^05. Das Pferd<br />

verwandten die Indogermanen vornehmlich<br />

als Zugtier vor dem Wagen (anord. vigg,<br />

ags. W0, and. wigg : aind. vahya »zum Fahren<br />

tauglich , " lat. vehi, nhd. wagen S. 57) ; vor den<br />

Kriegswagen gespannt haben die Iranier<br />

(Skythen) das Pferd ums Jahr 2000 v. Chr.<br />

in Vorderasien in Aufnahme gebracht (Zeitschr.<br />

f. vgl. Sprachforsch. 42, 23. Prähistor. Zeitschr.<br />

2, 173 ff.).<br />

1) Vgl. Nd. Korrespondenzbl. 13, 39. 91.<br />

22, 18.—Anord. SV r, ags. and. ahd. 5Ö (Mutterschwein)<br />

gehört zu axx^.sükara (wilder Eber),<br />

griech. h, lat. sus, corn. hoch ( > engl. hog)\<br />

auch das Adjektiv lat. sutnus, griech. vivog,<br />

asXav.svinu ist hier zu nennen > got. sw^m,<br />

anord. ags. and. ahd. suin Schwein („was<br />

von der Sau stammt"). Das Mask. lat.<br />

aper kehrt als anord. j(^furr, ags. eofor,<br />

and. evur, ahd. ebur wieder, muß aber auf<br />

das wilde Tier bezogen werden (S. 39); für<br />

das Haustier diente als Mask. langobard.<br />

pair, ags. bär {eng\. boar), and. ahd. ^^r, über<br />

dessen Alter und Herkunft aber nichts bekannt<br />

ist. Der Name für das junge Tier ist in griech.<br />

nÖQxoQ, lat. porcus, air. orc, aslav. prase, lit.<br />

par^as bewahrt > ahd. farah (Dim. Ferkel,<br />

nd. varken), ags. fearh (engl, farrow). Nhd.<br />

barch (borch) ist das verschnittene Tier<br />

(Männchen), ebenso mhd.^flrc, ahd. barug, ags.<br />

bearh (engl, barrow), anord. ^org^r (: aslav.<br />

bravä?); einen Individualnamen führen die<br />

weibHchen Exemplare: mhd.gelze, ahd.gelza,<br />

mnd. gelte, ags.-^ilte {engl, gilt junge Sau),<br />

anord. gylta { : mask. goltr), aber er ist wohl<br />

jüngeren Ursprungs; vgl. anord. ^^/rfa, ahd.<br />

geizen kastrieren.<br />

") ahd. ziga, mhd. zige (dazu Dim. nhd.<br />

zicke : ahd. zickin, ags. ticcen) ist nur auf<br />

kleinem Gebiet verbreitet (dazu griech. 5/4'«?)<br />

und nach seiner Bedeutung nicht erkannt;<br />

das Mask. „Bock" (anord. biikkr, ags. bucc,<br />

bocca, ahd. bock) kehrt wieder in air. bocc,<br />

armen, biic, apers. buza ; das Fem. got. gaits,<br />

anord. gelt, ags. ^ät (engl, goat), ahd. geiz<br />

ist lautüch mit dem Mask. lat. haedus iden-<br />

tisch (lat. haedimis : got. gaitein, ags. ^oeten,<br />

ahd. geizzin; ebenso ags. hecen, mnd. höken<br />

Böcklein : aslav. koza Ziege); das junge Tier<br />

heißt ahd. kizzi, anord. kip (engl, kid) ; zu lat.<br />

catulus stellt sich mhd. hatele, anord. hapna<br />

(junge Ziege); lat. caper entsprechen anord.<br />

hafr, ags. hcefer (nhd. habergeiß, vgl. Suo-<br />

LAHTi, Vogelnamen S. 276 f.), aber ob damit<br />

ursprünglich das verschnittene Tier gemeint<br />

war, muß dahingestellt bleiben.<br />

*) Schaf scheint der Gattungsname; er<br />

ist aber (meist für das weibliche Tier gebraucht)<br />

nur westgermanisch {ags.sceap [engl.<br />

sheep], afries. scep, and. scäp, ahd. scäf);<br />

die nordische Entsprechung lautet dän. faar,<br />

anord. fcer (Faeröer) : griech..T£'xoc (Schaffell);<br />

dazu ags. feht, nl. vacht, dän. foet (Schafwolle).<br />

Das männliche Tier hieß bei den<br />

Westgermanen *ramma (ags. ram (engl, ram],<br />

ahd. ram, mhd. mnd. ra/n), das Weibchen ist<br />

dagegen mit seinem alten Namen auf weit<br />

größerem Territorium benannt: aind. avis,<br />

griech.o«,, latovis, air.o/, aslav. ovica, lit.avis :<br />

ahd. ou, oiiui (mhd. ou, mnd. ö, nhd. aue), and.<br />

ewi (nd. fries. elamm), ags. eowu (engl, ewe),<br />

anord.^r; beachtenswert sind die Ableitungen<br />

got. awepi [ahd. euuit, ouuiti, ags. eowod,<br />

eowde, Schafherde] \indgoi.awistr[a\\d.eiiuist,<br />

ags. ^otiyes/r^] Schafstall. Die junge Generation<br />

heißt got. lamb, anord. lamb, ags. lomb, and.<br />

ahd. lamb (beachte nl. oilam, fries. elam, nd.<br />

ailam, dän. aalam); über die sehr zweifelhafte<br />

Etymologie des Wortes vgl. Osthoff,<br />

Etymol. Parerga 1,303; das jährige, junge<br />

männliche Tier führt den Sondernamen ahd.<br />

widar Widder (cfr. lat. vitulus : griech. hog),<br />

got. wiprus, anord. vepr, ags. weper (engl.<br />

wether), and. wethar (vgl. dän. gimmerlamm).<br />

Das zugehörige Fem. könnte in mhd. kilber,<br />

ahd. kilbiirra, ags. cilforlamb stecken (eine<br />

Ablautsform zu kalb). Die aUe Bezeichnung<br />

für das verschnittene Tier kenne ich nicht;<br />

nhd. hammel ist das anord. ahd. Adj. hamel

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