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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Indogermanen. § 5. Kulturverhältnisse. 53<br />

in diesem engeren Kreis der europäischen Centumvölker ist, wenn ein Wort<br />

auf Grund von Ablautserscheinungen als idg. bezeichnet werden darf, über<br />

dessen Sachbedeutung nicht leicht Klarheit zu gewinnen. Um so erfreu-<br />

licher ist das feststehende Resultat, daß unter den Indogermanen^) der<br />

Ackerbau als ein primitiver Hackbau betrieben worden ist. 2)<br />

Als nicht für sich allein beweiskräftig und nicht für sicher datiert<br />

erachte ich eine Reihe von Entsprechungen, deren Bestandteile Lehnwörtern<br />

ähnlich sehen, und zum Teil wohl auch sind, z. B.: aind. kalamas, griech.<br />

xälafxog, lat. calamus (culmiis), lett. salms : ahd. and. halm, ags. healm, anord.<br />

halmr; lat. vomer, griech. öcpvig, apreuss. wagnis : ahd. waganso, anord.<br />

vangsni (Pflugschar); griech. uqotqov, lat. aratrum, air. arathar: anord. arpr<br />

(Pflug); cymr. oget (lat. occa, griech. d^iv)]) : ahd. egida, ags. e-6ede, nhd.<br />

egge (vgl. lit. aketi eggen). Alle Termini solcher Konstitution sind möglicher-<br />

weise mit Fortschritten der Technik von Volk zu Volk gewandert; wir<br />

wissen nicht in welcher Kulturperiode. =*) Wohl aber wird als uridg. Wort<br />

got. höha ins Auge zu fassen sein; es bezeichnete von Haus aus einen<br />

primitiven Hackenpflug, dessen Schar nicht wie bei dem verbesserten<br />

Geräte aus Metall, sondern aus einem die Erde aufwühlenden Holzpfahl<br />

bestand (ahd. huohili), darauf deutet der etymologische Zusammenhang mit<br />

aind. gakha (Ast), lit. szaka (Ast), air. cecht (Pflug).*) Ablautend ist auch<br />

die uralte Sippe von kern und körn (<br />

dazu gehört irgendwie das idg. Wort für Mühle, das, in nhd. Ortsnamen<br />

wie kirn (ahd. quirn, and. querna, afries. quem, ags. cweorn, anord. kvern,<br />

: lat. gränum, \r. gran, aslav. zrunö),<br />

got. qairniis) bewahrt, eine primitive Handmühle bedeutet, bei der das<br />

Korn mit einem Stein zerquetscht wurde {amdi. grävan, air. brö Mühlstein;<br />

lit. girna, aslav. zruny Handmühle) ;&) daß dies die Urbedeutung, wird auch<br />

durch unser Verbum mahlen, das zu Mehl in Ablaut steht, bestätigt: air.<br />

melim, aslav. melja, armen, malern (ich zerstoße); lat. molo, griech. fxvXXay<br />

> got. malan, anord. mala, and. ahd. malan ( : anord. mylja, ahd. mullen);<br />

dazu anord. mjol, ags. and. ahd. melo (Mehl) mit einer ze'-Ableitung, die<br />

auch in got. gamalwjan (zermalmen) vorliegt ;6) bei diesem Vorgang des<br />

Zerreibens und Zerstoßens wurden die Fesen ausgeschieden (ahd. fesa :<br />

aslav. pisa, lat. pinso, griech. titioocü, jiuodv}] enthülste Gerste u. a.).'')<br />

Der Ackerbau und sein Ertrag hatten offenbar noch lange nicht die<br />

wirtschaftliche Bedeutung erlangt, die wir aus den geschichtlichen Zeiten<br />

kennen; auf dem Acker (aind. aj'ras, griech. äyoog, got. akrs) zu arbeiten<br />

(vgl. z. B. Furche: lat porca, breton. rec, armen, herk),^) galt des Mannes<br />

"°^^„"A^^^Jü'' würdig, war eine Mühsal für Weiber und Knechte.^) Des<br />

1) Ich bevorzuge den Wortschatz der *) Vgl. Idg. Forsch. 17, 121. 21, 308.<br />

Centumsprachen und zwarvom Standpunkt des HOOPS, Waldbäume S. 508.<br />

j<br />

Altgermanischen aus; idg. Wörter, die den ^) Vgl. got. gakrötön (zermalmen).<br />

:<br />

i<br />

Germanen fehlen, interessieren uns hier nicht.<br />

-) E. Hahn, Die Entstehung der Pflug-<br />

bei<br />

«) Vgl.diealtenTypen einer Handmühle<br />

S. Müller, Aarbeger 1907, 136. 142.<br />

kultur, Heidelberg 1909. R. Braungart, Die ^) Wörter und Sachen 1, 1 ff.<br />

Urheimat der Landwirtschaft aller idg. Völker, ») ags. sulh : lat. su/cus, griech. B.xco.<br />

Heidelberg 1912. ^) got arbaips, anord. erfipi, ags. earfop,<br />

ä) Ebenso könnte es sich mit „mähen" and. arbedi, ahd. arabeit : aslav. rabota<br />

und „säen" (50/«^: lat. se/«^« etc.), oder auch (: raba der Knecht); über die Stellung der<br />

mit lat. cribrum : ags. hridder, ahd. ritara, ;<br />

Weiber handelt Winternitz, Beil. zur Allg.<br />

nhd. reiter (das Sieb) verhalten. Zeitung 1903 Nr. 252—253.

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