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Deutsche Altertumskunde

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50 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

Diese beiden Sprachgruppen können nun nicht mehr, wie man sich's früher<br />

dachte, in dem engen Raum eines kleinen Urkantons der Indogermanen<br />

untergebracht werden. Das idg. Urvolk war, wie in seiner Sprache, so<br />

offenbar auch nach seinen Rassemerkmalen nicht einheitlich; seine Heimat<br />

wird darum in einem landschaftlich differenzierten Raum, d. h. auf einem<br />

weiteren und größeren Territorium zu lokalisieren sein.i) Da nun die<br />

centum-Völker (Griechen, Italiker, Kelten, Germanen) noch heute den Westen,<br />

die satem-Völker den Osten des Sprachgebiets einnehmen, wird vermutlich<br />

in den Lagerungsverhältnissen keine wesentliche Verschiebung eingetreten<br />

sein. Wir dürfen vielmehr in den historischen Sitzen der Indogermanen<br />

ein durch Vergrößerung auseinandergezogenes Bild ihrer prähistorischen<br />

Lagerung erblicken. Die Indogermanen haben vielleicht ihre Heimat nur<br />

vergrößert und ausgeweitet und sind gar nicht ausgewandert. 2) Wir sind<br />

nicht befugt, mit einem in vorgeschriebener Richtung der Windrose sich<br />

bewegenden Wandervolk zu rechnen; 3) darum ist keine nach dem älteren<br />

Schema angelegte Theorie gutzuheißen: die Tocharen, die Inder und Iranier<br />

werden nicht von der Ostsee und die Kelten und Germanen werden nicht<br />

aus Baktrien oder aus dem zentralasiatischen Hochland herstammen.<br />

Nachdem man in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts<br />

Asien als Urheimat der europäischen Völker angesehen hatte, war seit der<br />

Mitte des neunzehnten Jahrhunderts mit wachsendem Nachdruck und Erfolg<br />

Europa als Mutterland der Indogermanen bezeichnet worden;*) ganz neuerdings<br />

ist man wieder zur asiatischen Theorie zurückgekehrt. 0) Anthropologen<br />

hatten die Forderung geltend gemacht, die Indogermanen müßten<br />

ihrer Rassemerkmale wegen (weiße Hautfarbe, blonde Haare) im Norden<br />

lokalisiert werden; ihre eigentliche Heimat sei das Land, wo heute blonde<br />

Haare und lange Schädel (Dolichokephalen) am reinsten ausgebildet seien<br />

(Skandinavien).«) Nun stieß aber die Voraussetzung, die ältesten Indogermanen<br />

seien blondhaarige Langschädel gewesen, bei slavischen Gelehrten<br />

auf entschiedenen Widerspruch und schließlich hat Virchow bewiesen, daß die<br />

anthropologische Behandlung des Problems zu negativen Ergebnissen führen<br />

muß, weil es begriffsmäßig weder einen Germanenschädel noch einen Slaven-<br />

schädel gibt; ein rassereines Volk von Indogermanen hat wohl nie existiert.^)<br />

Nun behaupteten aber die Archäologen, auf Grund der Altertumsfunde<br />

seien die Indogermanen von Südskandinavien, Dänemark und Norddeutsch-<br />

land hergekommen, um sich bis nach Griechenland und bis nach Indien<br />

auszubreiten.«) Ihrer Beweisführung haben sich Sachforscher unter den<br />

dolichokephal<br />

Ed.MeyerP,<br />

|<br />

n Kretschmer, Finicitung S. 63.<br />

n Kretschmer. Finlcltunß S. 71 f.<br />

•) SCHRADKR. SprachVKl. 2». .504 ff. Die<br />

1<br />

1<br />

») Blondhaarig sind aucli die Finnen,<br />

sind auci» die Baslten; vgl.<br />

2, 785f.; ferner Mannus2,153ff.<br />

VcrbrcHunfj de» Menschen über die Frdc Ist •) M. MucH, Die Heimat der IiulozunAchtl<br />

ein Thema der Naturgeschichte so gcrmanen im Lichte der iirgescliiclitliclicn<br />

£ul a\% die Verbreitung eines Tiers oder<br />

einer IMIanze (Globus 61, 186).<br />

*) Benpey. üeschichle der Sprachwissenschift<br />

S, 597 U. Schrader, Sprachvgl. 1 », 85.<br />

2», 459 ff,<br />

Ed. Meyer P, 2, 797 ff.<br />

K.PENKA,Originesari«cae. Wien 1883. ,<br />

' bürg<br />

1912.<br />

Forschung, 2. Aufl., Berlin 1904. ü. KossiNNA,<br />

Die indogermanische Frage arcliilolo^iscii<br />

beantwortet. Zeitschr. f. Fllinolog. 1902, Kil;<br />

wesentlich modifiziert Maiinus 1, 17 ff, 22r)ff.<br />

2, 59 ff. Die Herkunft der Germanen, Wiirz-<br />

1911; vgl. Neue Jahrb. f. d. kiass. Altert.<br />

385 ff.

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