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Deutsche Altertumskunde

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2. Die Indogermanen. § 4. Heimat. 4^<br />

zu identifizieren. Der Name Kvaenen ist für sie belegbar, i) gemeint sind<br />

kleingewachsene, von Jagd und Fischerei lebende Leute, die sich durchaus<br />

von den hochgewachsenen, Ackerbau und Viehzucht treibenden Germanen<br />

unterschieden haben. 2) Dazu kommen ihre aus Schiefer hergestellten Arbeitsgeräte,<br />

die sich unter der archäologischen Hinterlassenschaft der Nordleute<br />

als sog. arktische Typen ganz fremdartig ausnehmen.»)<br />

Möge man die europäische Urbevölkerung des Nordens als Ligurer,<br />

möge man sie höher nach Norden hinauf als Kvaenen (Finnen, Lappen) be-<br />

zeichnen, unbestritten ist, daß es eine nicht-idg. Urbevölkerung Europas gegeben<br />

hat und wahrscheinlich ist, daß die präneolithischen Funde im Ostsee-<br />

gebiet nicht-idg. Europäern angehören,*) zumal die Wohnsitze der Urvölker in<br />

den jüngeren Epochen darauf hinweisen, daß sie von den eigentlich histo-<br />

rischen Völkern Europas, den Indogermanen, aus weiträumigem Siedelungs-<br />

gebiet auf engere Bezirke eingedämmt worden sind. Namentlich aber ist der<br />

Gegensatz zwischen den Lebensgütern der präneolithischen Abfallhaufen<br />

und denen der neolithischen Fundstätten so groß, daß wir der Ansicht<br />

zuneigen, nicht das präneolithische, sondern erst das neolithische Europa<br />

sei den Indogermanen zuzuschreiben.^)<br />

Danach würde der neolithische Indogermane noch in der Litorinaperiode<br />

der Ostsee, noch während der Eichenzeit, bis ins südliche Schweden<br />

vorgedrungen sein.*^)<br />

A. Penck, Das Alter des Menschengeschlechts. Zeitschr. f. Ethnol. 40 (1908), 390 ff.;<br />

vgl. Prähistor. Zeitschr. 1, 180. 273. Mannus 1, 252 u. a. M. Hoernes, Natur- und Urgeschichte<br />

des Menschen, Wien 1909. S. Müller, Urgeschichte Europas, Grundzüge einer<br />

prähistorischen Archäologie, Straßburg 1905. J. Dechelette, Manuel d'archeologie prehistorique<br />

I, Paris 1908. G. KossiNNA, Der Ursprung der Urfinnen und der Urindogermanen,<br />

Mannus 1 (1909), 17 ff. Die Herkunft der Germanen (1911) S. 29f. J. Schlemm, Wörterbuch<br />

zur Vorgeschichte, Berlin 1908. F. Arentz, Palaeolithic Chronology, Kristiania 1911.<br />

2. Die Indogermanen.<br />

§ 4. Heimat. Die Urheimat der Indogermanen kann sich nur über<br />

einen Teil des heutzutage von ihnen bewohnten Raums erstreckt haben.<br />

Denn in historischer Zeit haben große Wanderungen stattgefunden. Also ist<br />

der Schluß zwingend, daß die Indogermanen einmal auf enger begrenztem,<br />

wenn auch nicht geographisch einheitlichem Raum zusammengewohnt und<br />

von hier aus kolonisierend sich verbreitet haben.<br />

Sowenig als die geographische Einheit ihrer Heimat, darf die rassenmäßige<br />

Gleichförmigkeit ihrer Sprache vorausgesetzt werden. In den letzten<br />

Dezennien des neunzehnten Jahrhunderts erfuhren wir von der linguistischen<br />

Differenzierung der Indogermanen; ihr einer Zweig wurde durch v. Bradke<br />

als centum-Sprachen, der andere Zweig als satem'^ySprachen bezeichnet.<br />

1) Müllenhoff, da. 2^6. 39. geschichte S. 63. Mannus 1,37. 3, 38 ff. Man<br />

^) Finni . .<br />

. minores, Suetidi . . . corpore spricht bei diesen Funden von einer direkten<br />

eminentiores, Jordanes, Qet. 23 (Müllen- Fortsetzung der mitteleuropäischen Rentier-<br />

HOFF, DA. 2«, 64 f.). i kultur.<br />

2) K. Rygh in Kgl. Norske Videnskabers i<br />

Selskabs Skrifter 1902 (Trondhjem 1903) Nr. 3.<br />

I<br />

I<br />

|<br />

A.W.BR0GGER in denSkrifter udg.afVidenskabs<br />

Selskabet i Christiania. Mathem.-naturvid.<br />

Klasse 1906 Nr. 2. Montelius, Kultur-<br />

j<br />

«)<br />

*) Schrader, Sprachvgl. 2^ 507.<br />

">) Schrader, Reallexikon S. XXIII.<br />

Geograph. Zeitschr. 12, 320. •<br />

') Das Wort für .hundert" im Avesta; zur<br />

Methode der Forschung vgl. Beitr. 37, 470 ff.<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil \. 4

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