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Deutsche Altertumskunde

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48 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

einer neuen Bevölkerung kündigt sich durch gänzlich veränderte Lebensgewohnheiten<br />

an.i)<br />

Hier drängt sich ein ethnographisches Problem auf in der Frage, ob<br />

die Präneolithiker der Ostsee aus eigener Kraft zu höheren Lebensstufen<br />

gelangt sind oder ob etwa unter ihnen ein kulturkräftigeres Volk in Nord-<br />

deutschland und Nordeuropa kolonisatorisch aufgetreten ist, ob die Prä-<br />

neolithiker der Abfallhaufen Indogermanen waren oder Allophylen.2)<br />

Nach den archäologischen Materialien wird man die präneolithischen<br />

Kjekkenmeddinger der Ostsee den Ureinwohnern Europas zurechnen, weil<br />

sich Muschelhaufen, ganz ähnlich den nordischen, an den Küsten West-<br />

europas und ebendaselbst Reste ureuropäischer Volkstypen erhalten haben: 3)<br />

Pikten auf den britischen Inseln, iberische Basken in den Pyrenäen, Ligurer<br />

in Frankreich und in den Alpenländern. Die Ligurer haben in den früh-<br />

geschichtlichen Zeiten eine erheblich größere Verbreitung gehabt, denn sie<br />

saßen noch in Norditalien, Schweiz und Frankreich, als sie bereits von den<br />

Kelten Galliens verdrängt waren; ligurische (d. h. vorkeltische) Sprachreste<br />

glaubt man auch noch in den Rheinlanden nachweisen zu können; gleich<br />

den ügurischen Personennamen tragen sie kein idg. Gepräge.*) Auch der<br />

Rasse nach wird dieses Volk von den Alten den Kelten gegenüber wie ein<br />

anderer, ein kleinerer Menschenschlag geschildert. 0) Es ist darum möglich,<br />

daß die Vorfahren der Ligurer Ureuropäer sind, ehemals in Mitteleuropa<br />

über weite Räume sich verteilten und auch als die ersten über den vom<br />

Eise befreiten Boden Norddeutschlands sich verbreiteten.<br />

Eine zweite Hypothese ist zu erwägen, ß) In Skandinavien ist das Volk<br />

der Lappen mehr und mehr von den Germanen nach dem hohen Norden<br />

abgedrängt worden. Sie gehören dem finnischen Sprachstamm an, weichen<br />

aber mit ihrem schwarzen Haar von den blonden Finnen durchaus ab.<br />

Früher hat man die Ureinwohner Europas nördlich der Alpen kurzweg als<br />

Finnen bezeichnet, 7) jetzt glaubt man, die Finnen hätten erst ziemlich spät<br />

ihre jetzigen Wohnsitze eingenommen, sie seien im Osten, am Ural, zu<br />

Hause.») Andererseits verraten Lehnwörter, daß die Finnen sich in sehr<br />

früher Zeit mit idg. Sprachen berührten und daß auch die Germanen sprach-<br />

liches Gut an sie abgegeben haben.») Man wird aber gut tun, die nichtidg.<br />

Bevölkerung Skandinaviens nicht mit den von uns so genannten Finnen<br />

!<br />

1<br />

;<br />

») Affaldsdynger S. 175; vgl. S. 142 f. t ») Mannus 1, 34 ff.<br />

156. 170; die SpcTscpiatze Hegen jetzt auch<br />

nicht mehr am Strand, sondern auf der<br />

Geeft(S. 147f.).<br />

•) Vgl. Mannusa. 171 ff. — Helm (Hcs- I<br />

*) Müllenhoff, DA.3, 173. 1, 190. Hirt,<br />

Indogermanen 1, 43. Cramer, Rheinische OrtsnamenS.l<br />

ff. Fundbcr. aus Schwaben 11, 74 ff.<br />

ED.MEYER,Gescliiclited.AhertumsP,2,722ff.<br />

•iicbe Bftttcr f. Volksk. 3 (1905), 10 ff., vgl. | ») Diodor 5, 39.<br />

Idg. Forsch. 24, 221 U.) sagt, die nach der ") A. M. Hansen, Landnlim i Norge,<br />

Eiszeit eingewanderten Menschen bildeten<br />

Kristiania 1904; vgl. Mannus 1, 48 ff.<br />

den (irund»tock der Germanen, das Kekken- ») Dagegen wandte sich Müllenhoff,<br />

meddlnycrvolk Ist der Vorfahre der<br />

manen. Diese Ansicht Ist neuerdings<br />

Gerauch<br />

DA. 2», 54. 3, 169.<br />

) Hirt, Indogermanen 1, 72. NÖI^ren-<br />

von KOfSINNA ausgesprochen worden (Die bero, Globus Bd. 77 Nr. 23. 24. Schrader,<br />

Herkunft der Germanen, Würzburg 1911).<br />

Ea Ist dabei der Unterschied zwischen pra<br />

neotithifchen und neotithischen Muschel<br />

häufen außer .ichl ^;fl.i»icti.<br />

|<br />

Sprachvergl. 2», 522 ff.<br />

») Hirt, Indogermanen 2, 577. Schrader,<br />

Reallcxlkon S. 87; Spraclivcrgl. 2», 522.<br />

MOU-ENMüFF, DA. 2*, 55.

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