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Deutsche Altertumskunde

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1. Nordeuropäische Urzeit. § 3. Bevölkerung. 47<br />

werden die Hirschhornäxte gedient haben, deren in Ertebelle 37 mit deut-<br />

lichen Merkmalen der Abnutzung gefunden wurden. 1) Spitzige Beingeräte in<br />

neun verschiedenen Mustern (Nadeln, Pfriemen, Angelhaken, Kämme u. a.),<br />

teilweise leicht ornamentiert, wurden als Hirsch-, Reh-, Fuchs- und Vogelknochen<br />

bestimmt; als Körperschmuck kehren durchbohrte Tierzähne wieder,<br />

Mehr<br />

denen vielleicht Stücke unbearbeiteten Bernsteins angereiht wurden. 2)<br />

als 600 Scherben von Tongefäßen brachte derselbe Fundort;^) in den<br />

dicken Wänden des henkellosen Geschirrs findet man Sand und Steinbrocken,<br />

die Außenfläche ist glatt, nur die Finger- und Nageleindrücke<br />

sind zurückgeblieben: sie stammen von den Händen der Töpferinnen,<br />

die durch Zusammenlegen einzelner Lehmstreifen die Gefäße in freier Hand<br />

geformt haben. Exemplare mit spitzzulaufendem Boden sind für die Datierung<br />

besonders willkommen;*) sie werden durch ein zweites jüngeres Modell<br />

ergänzt, bei dem die Gefäße abgerundeten Boden und henkelartige Ösen<br />

bekommen haben; sie besitzen noch keine Standfläche und wurden an einer<br />

Tragschnur aufgehängt. 5)<br />

Die Ostküste Schleswig-Holsteins hat gleichfalls Kekkenmeddinger auf-<br />

zuweisen, ß) unter denen die Kieler Funde (Ellerbek: S. 44) in über-<br />

raschender Verwandtschaft mit Ertebelle stehen; dazu kommen die Abfallhaufen<br />

der Insel Rügen.'') Um die Ostsee herum war also in präneolithischer<br />

Epoche eine Bevölkerung ansässig, deren Gewerbe in Jagd und Fischerei<br />

bestanden haben mag.*^) Sie blieb sehr lange in der Gegend wohnen, da<br />

ihre Speiseplätze sich befinden. Dies folgt einmal aus dem Umfang der<br />

Abfallhaufen und zum andern aus der Tatsache, daß Fundstücke der jüngeren<br />

Steinzeit auf lang andauernden Verkehr und auf sehr bemerkenswerte Fort-<br />

schritte der Technik schließen lassen. Jene altmodischen Niederlassungen<br />

sind also zum Teil noch unter ganz veränderten Lebensumständen bei-<br />

behalten worden. Verschiedene Kulturen müssen folglich eine geraume Zeit<br />

hindurch nebeneinander an der Ostseeküste bestanden haben, denn wir<br />

erkennen innerhalb der Abfallhaufen zwei stilgeschichtlich differenzierte<br />

Elemente; unter der primitiven Urbevölkerung scheint der Einfluß eines<br />

kulturell entwickelteren Volkes sich in langsam steigendem Maße geltend<br />

gemacht zu haben. ») Die jüngeren Muschelhaufen enthalten ganz anderes<br />

Tongeschirr, ganz anderen Hausrat und ganz andere Fauna; das Auftreten<br />

Mariagerfjord, Koldingfjord-Jütland, in Schlesälteren<br />

Funde (AffaldsdyngerTaf. VII, Mitte);<br />

dazu Mainzer Zeitschr. 4, 90 (Rheinische<br />

wig Alsen, im nordwestlichen Seeland<br />

Faa reveile und Klintese; eventuell kommt<br />

Funde). noch das südliche Schweden (Montelius,<br />

^) Affaldsdynger S. 77. Kuhurgeschichte S. 10 f.) und das südliche<br />

])<br />

4)<br />

Vgl. die Übersicht auf Taf. VIII.<br />

Affaldsdynger S. 109<br />

Norwegen in Frage (BrÖgger, Vistefundet,<br />

') Sie gleichen den Exemplaren der !<br />

^) Affaldsdynger S. 119. — Einzelne (6)<br />

Fundsachen gehören weit jüngeren Perioden<br />

an und sind darum als verlorene Posten zu<br />

betrachten; ein in geringer Tiefe gefundenes<br />

menschliches Skelett ist zeitlich nicht näher<br />

Stavanger 1908; vgl. Mannus 3, 31 ff.).<br />

*) W. Splieth, Über vorgeschichtliche<br />

Altertümer Schleswig-Holsteins, Diss. Kiel<br />

1896.<br />

') Mit einem fabelhaften Reichtum an<br />

Feuersteingerät, MainzerZeitschr.3(1908), 65.<br />

zu bestimmen (Affaldsdynger S. 54. 76. 78. 98. ^) Geograph. Zeitschr. 16, 197.<br />

100. 117u. ö.). — Präneolithisch sind auch »j S.Müller, <strong>Altertumskunde</strong> 1, 208 ff,<br />

die in der Nähe von Ertebelle liegenden Hoernes, Der diluviale Mensch S. 93.<br />

Muschelhaufen von Aamelle und Havne, s

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