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Deutsche Altertumskunde

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44 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

dem Paläolithikum von Mittel- oder Südeuropa konfundiert werden. Man<br />

nimmt mit gutem Grunde an, daß unser norddeutsches Präneolitiiikum mit<br />

dem entwickelten Paläolithikum jener Zone in Verbindung stehe; vielleicht<br />

ist die älteste Bevölkerung der Ostseeküsten von Westen, vom Rhein her,<br />

zugewandert.!) Jedenfalls muß aber daran festgehalten werden, daß dies<br />

erst zu Beginn einer entwickelteren Steinzeit geschehen ist.^) Neben der<br />

Kiefer meldete sich bereits die Eiche, neben dem Ren treffen wir schon den<br />

Elch und den Ur, den Hirsch und das Reh.<br />

In Dänemark lebten die nachweisbar ältesten Bewohner nicht mehr mit<br />

dem Ren, sondern mit dem Urstier (S. 38 f.) zusammen. An der Nordwest-<br />

küste Seelands (bei Jyderup) wurde a. 1905 aus einem Moor unter einer<br />

Schicht von Kiefern, Erlen, Eichen und Haseln das fast vollständig erhaltene<br />

Skelett eines Ur gehoben; das Tier hatte in seinen Bauchrippen drei Pfeil-<br />

spitzen aus Feuerstein sitzen. 3) Auch eine Ansiedelung bei Kiel (Ellerbek)<br />

hat ein gewaltiges Gehörn des Ur {bos prlmlgeniüs) geliefert, dazu Geweihstücke<br />

vom Elch und vom Hirsch; derselbe Fund brachte aus Hirschhorn<br />

hergestellte Geräte — bemerkenswert sind fünf Hacken und fünf Äxte mit<br />

Schaftloch und polierter Schneide — , außerdem durch Abspalten von<br />

Splittern gewonnene Feuersteinwerkzeuge und das Fragment eines dickwandigen<br />

Tongefäßes.'*) Diesen Fund darf man wohl als einen typischen<br />

Vertreter des Präneolithikum bezeichnen. Er zeigt übrigens eine überraschende<br />

Verwandtschaft mit benachbarten dänischen Fundorten. Eine<br />

reiche Ausbeute hat das Moor von Magiemose (bei Korsör) geliefert. Das<br />

Rentier fehlt; dagegen sind Ur und Elch, Hirsch und Reh und außerdem<br />

der Hund nachgewiesen. Holz- und Tonwaren hat das Moor aufgezehrt,<br />

außer den Feuersteinsachen wurden wie in der Kieler Föhrde Hirschhornäxte<br />

(mit Schaftloch), -hacken und -meißel, Harpunen, Angelhaken und<br />

Fischernetznadeln (aus Tierknochen hergestellt und leicht ornamentiert) gefunden;<br />

der Mensch verrät sich aber auch durch die von ihm als Schmuck-<br />

stücke oder Talismane getragenen Tierzähne (Bär, Wolf, Wildschwein).^)<br />

Ihrer Lage nach könnten diese Wohnplätze an die süddeutschen Pfahl-<br />

bauten erinnern. Derselbe Gedanke drängt sich bei dem etwas jüngeren<br />

Fund von Brabrand (bei Aarhus, Jütland) auf.^) Wir befinden uns in ausgeprägter<br />

Eichenzeit. Unter den Tierknochen sind Ur und Elch immer<br />

noch vertreten, daneben Hirsch, Reh, Hund und andere bekannte Mitglieder<br />

unserer prähistorischen Fauna. Als Geräte kehren Äxte und Hacken<br />

aus Hirschhorn (mit Schaftloch) wieder; einmal ist auch der von der Hasel<br />

geschnittene hölzerne Schaft einer Axt gerettet worden.') Beinerne Nadel-<br />

') J. Mestorf, 43. Bericht d. Schleswig- (bidrag til belysning af nystcnalderens be-<br />

holst. Museums (Kiel 1904) S. 29. PMhist. gyndcisci norden); Neubearbeitung -.Prnhistor.<br />

Zeitschr. 1, 36. Mannus 1, 27. 30. I Zeitschr. 3, 52 ff.; vgl. Mannus 1, 27 ff. Pni-<br />

») S. MOLLER, Urgeschichte S. 16. |<br />

!<br />

j<br />

») Aarbeger 1906, 225 ((\\t Pfeilspitzen<br />

sind aus formloseren Stücken durch Ab-<br />

hlst.<br />

•)<br />

eines<br />

Zeitschr. 2, 40.<br />

Aarbeger 1906, 1 ff.; vom Holzgeriist<br />

Pfalilbaus scheinen Stümpfe erhallen<br />

spalten hergestellt); weitere Belege bei geblieben zu sein. Ftlr Schweden vgl.<br />

D6CHELETTE, Manucl 1, 499 f. 501. Mannus 2, 109 ff.<br />

*) Vgl. oben S. 34, Mestorf a.a.O. ») Dürftigere Bruchstücke (auch mit Orna-<br />

S. 9 ff. ment) sind häufiger.<br />

») 0. Sarauw, Aarbegcr 1903, 148 ff. \

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