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Deutsche Altertumskunde

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36 I. Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

offenbar in hochentwickelter Eichenzeit von Süden her in die norddeutsche<br />

Ebene eingewandert. Sie duldet kein Unterholz, hat den Nachwuchs erstickt<br />

und auf diese Weise in der Ostseezone an Stelle der Eiche und<br />

Föhre in geschlossenen Beständen reine Buchenwälder gebildet. Dieser<br />

Vorgang hat recht lange Zeit in Anspruch genommen, gehörte der jüngsten<br />

Periode nordeuropäischer Pflanzengeschichte an und leitete die sog. Buchenperiode<br />

ein. Es wäre zu verwundern, wenn im Widerspruch zu diesen<br />

chronologischen Verhältnissen der Name der Buche gemeinindogermanisch<br />

sein sollte, während doch nicht einmal die Gesamtheit der Germanen die<br />

gleiche Namensform gebraucht, i)<br />

Es erzählen die Moore von einer über unermeßlich lange Zeiträume<br />

sich erstreckenden chronologischen Folge: Kiefern-, Eichen-, Buchen-<br />

periode des norddeutschen Waldes. Bemerkenswert ist aber auch das<br />

pflanzengeographische Ergebnis, daß Norddeutschland in zwei Zonen, einen<br />

pflanzenärmeren Westen und einen pflanzenreicheren Osten, zerfällt. Auf<br />

große Strecken bildet die Elbe die Grenze. Doch muß nördlich der Elbe<br />

die Westküste Schleswig-Holsteins dem westelbischen, die Ostküste dem<br />

ostelbischen Gebiet angeschlossen werden. Diese Grenze hat auch ethno-<br />

graphische und archäologische Bedeutung.<br />

In den Ostseeländern hebt sich ein durch seine Buchenwälder aus-<br />

gezeichneter Bezirk ab: Westpreußen, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-<br />

Holstein, Jütland, Dänemark, südliches Skandinavien. 2) In diesem ge-<br />

schlossenen Buchenbezirk hat sich germanisches Wesen zu ausgeprägter<br />

Sonderart entwickelt.<br />

Die Verschiedenheit des Klimas bildete eine Schranke, die das Fortschreiten<br />

östlicher Pflanzenarten nach Westen hemmte und umgekehrt. Es<br />

stimmen z. B. die Grenzen hoher Niederschlagsmengen, milder Winter und<br />

kühlerer Sommer mit den Randlinien der im deutschen Nordwesten dominierenden<br />

Heidevegetation überein =') und so erstreckt sich denn im großen<br />

und ganzen ein durch diese klimatischen Verhältnisse geschütztes Heide-<br />

gebiet von Ostfriesland bis zur Elbe;*) östlich der Elbe finden sich Heidestriche<br />

nur noch unmittelbar an der Küste, um sie in schmalem Streifen zu<br />

begleiten. Wärmeres und feuchteres Klima begünstigt den Laubwald. Im Be-<br />

reich der Nordsee herrschen milde Winter, kühle Sommer, reichliche Nieder-<br />

schläge, viel Nebel, wenig Sonne; im Osten gibt es kältere Winter, heißere<br />

Sommer und mäßigere Niederschläge.^) Sehen wir von abnormen Krisen ab,<br />

so ist die westliche Küste durch die auf der Nordsee vorwaltenden Stürme<br />

schweren Flutkatastronhoti ausgesetzt. Im Osten bringt der Eisgang auf den<br />

' *)\atfagus, griecli. '^ 7 V,<br />

einen Baum mit cübarcr Fruclit<br />

liczeichncn<br />

(Uiche oder<br />

wurden die äUestcn Schreibtafeln hergestellt;<br />

daher das pluralc tantum got. bökos = buch<br />

Buche); bei den Germanen darf möglicher- (\g\. bttchstabe).<br />

weise für /öj^//.vi7/t;fl//V'o ein konsonantischer '•') Petermanns Mitteilungen 53, 69 f<br />

Stamm *b6k vorausgesetzt werden, er ist<br />

aber nur im anord. und ags. nachweisbar;<br />

and. böka, ahd. buohha sind /t-Stflmme, ags.<br />

bice (engl, beech) ist ion-Slamm (Osthoff,<br />

Bezz. Beitr. 29. 249). Wir liaben unsem<br />

Buchcnnamen an die I.itusiavcn weitergegeben<br />

(lit. bukas, aslav. buky). -~ Aus Buchenholz<br />

») ÜRAKHNER, Die Hcldc Norddcutscli-<br />

lands S. &'i; S. 33 (nebst Karte).<br />

*) Forschungen zur deutsch. Landes-<br />

u. Volkskunde 16, 287 ff.<br />

») PAKTSCH.MitteleuropaS.iai.KRETSCH-<br />

MER S. 131.

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