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Deutsche Altertumskunde

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32 I- Prähistorische Zeit. A. Urzeit.<br />

zurückgezogen, wie sie aus Nordfrankreich, Belgien, Holland, Nordwestdeutschland<br />

gewichen ist, um in Nordostdeutschland der Charakterbaum<br />

der Landschaft zu bleiben, i) Sie tritt von der Elbe bis zur Weichsel in<br />

allen größeren Waldungen hervor. Wenn wir uns auf das ausgesprochene<br />

Herrschaftsgebiet dieses Baums beschränken, so verläuft die Westgrenze<br />

der Kiefer von Wismar an der Lübecker Bucht in südlicher Richtung über<br />

Hagenow zur Elbe und folgt diesem Strom im wesentlichen bis zur Einmündung<br />

der Saale, um dort auf deren östliches Ufer überzutreten. 2) Damit<br />

ist keineswegs bloß eine pflanzengeographische Grenze genommen. Die<br />

Elbe ist von jeher für die Geschichte der deutschen Kultur die wichtigste<br />

Grenzscheide gewesen. 3)<br />

Die heutige Kieferngrenze ist erst allmählich auf Grund von Neuerungen<br />

in den elementaren Lebensbedingungen, die sich auf Nordwestdeutschland<br />

beschränkten, entstanden. An Stelle der Kiefer ist hier unter verändertem<br />

Klima die Eiche hochgekommen. Auf eine Kiefernperiode folgte die<br />

Eichenzeit (^ Litorinaperiode der Ostsee); an die Stelle der Nadelhölzer<br />

rückte im Nordwesten der Laubwald.<br />

Neben ihm breitete sich gerade in Nordwestdeutschland (S. 28) das<br />

Moor aus und hat an vielen Orten unheimlich und gefräßig die Waldbäume<br />

verschlungen.*) Sie sind in die stillen Moorwasser versunken und dem<br />

Vertorfungsprozeß entgangen. So konnten Überreste verschwundener Wälder<br />

der Urzeit in den Mooren wieder aufgefunden werden. Dank den konservierenden<br />

Eigenschaften des Torfwassers läßt sich an den abgestorbenen<br />

Exemplaren verfolgen, wie die gegenwärtigen Zustände sich allmählich vor-<br />

bereitet haben. Die Moore sind gleichsam die Archive der Landeskunde. 0)<br />

In den untersten Schichten der Moore begegnet man den Vertretern<br />

einer Gletscherflora (Dryas),«^) die sonst nur auf den freien Höhen des Harz<br />

und der Sudeten oder auf den Bergen Skandinaviens sich zu erhalten vermochten.<br />

In der Hauptsache ist die arktische Vegetation mit der arktischen<br />

Tierwelt aus Deutschland nach dem hohen Norden abgewandert. Einer<br />

Waldflora ist auf dem Boden unserer Heimat durch unsere allerältesten<br />

Bäume, die auch zu unterst in den Mooren liegen, Raum geschaffen worden:<br />

Birke, Espe und Weide.'') Nach verhältnismäßig geringem Zeitabstand ist<br />

die Kiefer (Waldföhre) eingewandert (S. 31). Sie wird in den höheren<br />

Moorschichten immer seltener.») An ihrer Statt breiten sich im jüngeren<br />

•) — [<br />

j<br />

*) Nach der Volksvorstcllung werden<br />

Kiefer<br />

Warming a.<br />

verschwand<br />

a. O.<br />

von<br />

S. 48. Mit der<br />

bemerkenswerteren die Moore als ein Bestandteil der Urland-<br />

Tleren aus den genannten Landstrichen der<br />

Elch (Aarbeger f. nord. oldk. 1903, 290).<br />

schaft von einer riesischen Moorfrau bewohnt<br />

(Archiv f. Religionswissenschaft 8. 422). —<br />

Unvergleichlich ist in den Dichtungen der<br />

:<br />

;<br />

') A.Denglen, Die Horizontalverbreitung<br />

der Kiefer, Neudamm 1904. Beachte z.B.<br />

Annette von Drostc-Hülshoff die norddeutsche<br />

den Gegensatz zwischen Holstein und Lauen- Urlandschaft erfaßt inui gestaltet.<br />

bürg (HEERINO S. 36 f.). '•) Kirchhoii-, Landerkunde 1, 68. Hoops<br />

•) Pclcrmanns Mittellungen 53, 69. — i<br />

Eine Charaktcrpflanzc des ozeanischen Klimas ;<br />

Ist die Stechpalme; In Norwegen und Nordwestdcutschland<br />

gedeiht sie vorzüglich, wilhrend<br />

sie mit wachsendem Abstand vom Meer<br />

immer dürftiger wird (Gkaümann, Pflanzenleben<br />

1,336; Petcrmanns Mitteilungen 53, 30).<br />

S.<br />

6ff.<br />

«) WAHNSCHAFFE* S. 374f<br />

) Ihre Namen sind gemeinlndogermanl.sch.<br />

•) Der alte Name für Kiefer Ist J-"üiire";<br />

er ist vielleicht auch noch<br />

gcrmanlsch. — Die T a n 11 c<br />

geniciiiindo-<br />

ist über das

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