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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 84. Kleingerät, Bestattungsgebräuche. 499<br />

schlechtem beigesetzt, so daß die verschiedenen Quartiere der ausgedehnten<br />

Begräbnisplätze verschiedenen Zeiträumen angehören. 1) Inner-<br />

halb dieser Reihen sind die Grabstellen 1—2 Meter voneinander ent-<br />

fernt; 2) in der Mitte des Areals hat man wiederholt die Verbrennungsstätte<br />

(ags. bcelstede, Ustrine S. 137) gefunden, als einen etwa 6 Fuß langen und<br />

4 Fuß breiten Raum, der mit größeren von Feuer und Rauch angegriffenen<br />

Granitsteinen eingefaßt war. 3) Hier hat man auf Sandunterlage den Holz-<br />

stoß^) geschichtet und auf den Scheiterhaufen die Leichen prunklos ge-<br />

bettet;^) einfaches Rauch erharz,^) dessen wohlriechenden Duft man bei<br />

der Verbrennungszeremonie nicht entbehren wollte (S. 266), war die einzige<br />

Luxuszugabe;'') den Aufwand, den die Römer bei Beerdigungen mit Gehängen<br />

und Parfüms zu machen pflegten, «) kannte man in Deutschland nicht.<br />

Die Lohe verzehrte die Leichen bis auf die Knochen, die als kleine<br />

Splitter in der Regel sorgfältig von Asche und Kohle gereinigt samt den<br />

vom Feuer angegriffenen Schmucksachen, Gerätschaften und Gefäßscherben*)<br />

in einem (je nach dem Alter des Verstorbenen bald kleineren, bald größeren?)<br />

Tongefäß'") oder auch mitsamt dem Brandschutt in einer Grube geborgen<br />

wurden.il)<br />

Die Graburnen hat man im Durchschnitt 40 Zentimeter tief mit Vor-<br />

liebe in flache natürliche Sandhügel ^<br />

2) eingegraben; meist stehen sie frei<br />

') Bei Darzau lagen z. B. die älteren Begräbnisse<br />

im Süden, die jüngeren und jüngsten<br />

Gräber im Norden des Friedhofs; auf den<br />

Friediiöfen der vorgeschrittenen Eisenzeit wird<br />

die Reihenlage der Gräber immer regelmäßiger<br />

(Arch. f. Anthropol. 29, 237. Mecklenburg.<br />

Jahrb. 71, 50. Mestorf, Urnenfriedhöfe S. 17 f.<br />

26).<br />

*) Bei Darzau wurden auf dem angegebenen<br />

Raum ungefähr 4000 Leichen verbrannt<br />

und beigesetzt, der Friedhof hat für eine<br />

Ortsgemeinde von 800 Seelen zwei Jahr-<br />

hunderte ausgereicht ; vgl. Kiekebusch a.a.O.<br />

S. 78 ff. ; ferner Willers, Bronzeeimer S. 85.<br />

Prähistor. Zeitschr. 1, 208.<br />

ä) Hostmann S.5f.; Zeitschr. f. Nieder-<br />

sachsen 1906, 151 ff.<br />

*) Gewöhnlich nahm man in Nordwestdeutschland<br />

Eichenholz, im Osten Föhrenholz,<br />

Willers, BronzeeimerS.91 f. ; Schlesiens<br />

Vorzeit, N. F. 2, 36, nur bei besonders verdienten<br />

Männern beschaffte man ausgesuchtes<br />

Brennmaterial {id so/um obsematur. ut Corpora<br />

darorum iiirorum certis lignis crementur<br />

Germ. c. 27; vgl. J. Grimm, Kl. Sehr.<br />

2, 241 ff.).<br />

'^) funeriim nulla ambitio . . . struem rogi<br />

nee uestibus nee odoribus eumulant Germ.<br />

C.27.<br />

*) Vgl. hierüber Hostmann, Darzau<br />

S. 119 ff. Bonn. Jahrb. 86, 135. Jahresschr.<br />

3, 69; unten S.500 Anm. 10. Es muß ausdrücklich<br />

bemerkt werden, daß dies Harz in der<br />

Gegend von Worms und Speier auch auf<br />

den röm. Friedhöfen gefunden worden ist.<br />

'') Es wurde gelegentlich in den am Hals<br />

getragenen Eimerchen (S.491) nachgewiesen.<br />

*) S. 266. 476. uestem odores aliaque<br />

funerum sollemnia eremabant Ann. 3, 2.<br />

ambitiosae exequiae Seneca, De brevitate<br />

vitae 20, 4.<br />

*) Das irdene Geschirr wurde (nach dem<br />

Leichenschmaus? boni ominis causa?) zer-<br />

poltert (Schlesiens Vorzeit, N. F. 2, 33).<br />

'") Vgl. z. B. Zeitschr. f. Niedersachsen<br />

1878, 170. Als Graburnen dienten nicht eigens<br />

zu diesem Zweck fabrizierte Ossuarien, sondern<br />

das fertige und abgenutzte Geschirr des<br />

Haushalts (Mestorf, Urnenfriedhöfe S. V).<br />

Über die Verwendung von Bronzegefäßen<br />

vgl.o.S.471 (BraunschW.Magazin 1897, 158);<br />

Schildbuckeln S. 495.<br />

*') Nach römischer Sitte — vgl. z. B. das<br />

.Römergrab' von Hagenow in Mecklenburg<br />

(Beltz, Vorgesch. Altert. S. 342 f. Anm.) —<br />

kam es vor, daß man die Leichenreste in<br />

ein leinen Tuch sammelte und samt dieser<br />

Hülle bestattete (Willers, Bronzeeimer S.88ff.<br />

Prähistor. Zeitschr. 1, 206). Die , Beigaben'<br />

liegen auf einer Sandschicht oder meist<br />

zwischen den künstlich zerkleinerten Knochen<br />

(Zeitschr. f. thüring. Gesch. 26, 369); diese<br />

wiegen durchschnittlich 300 Gramm ; sind vorzugsweise<br />

Reste vom Schädel (ohne die Zähne);<br />

wiederholt traf man in einer Urne die Knochen<br />

mehrerer Individuen (Sklaven?) dazu Knochen<br />

von Tieren, die mitverbrannt wurden Mestorf,<br />

Urnenfriedhöfe S.Vf. S.37. Oberhess.<br />

Geschichtsverein, Fundber. 1899—1901 S.n7.<br />

118. 122; vgl. oben 8.265 f.<br />

'•^) Mecklenburg. Jahrb. 71, 42. Arch. f.<br />

Anthropol. 29, 236. Zeitschr. f. Niedersachsen<br />

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