29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

498 n. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

Zur Zeit da diese Neuerwerbungen stattfanden — die Germanen an<br />

der Grenze werden sie früher bezogen haben als die fernerab Wohnenden —<br />

ist auch der Wortschatz durch die entsprechenden römischen Lehnwörter be-<br />

reichert und namentlich das für Gerätenamen produktive Suffix -arius ein-<br />

gedeutscht worden ;i) dies setzt uns in den Stand, die Lücken, die die<br />

Altertumsfunde lassen, durch die Wörter auszufüllen (S. 475).<br />

§ 84. Kleingerät und Bestattungsgebräuche. Das Bestattungsritual<br />

(vgl. S. 476 ff.) verstärkt den Eindruck, den wir von den deutschen Zuständen<br />

im 1. und 2. Jahrh. n. Chr. empfangen, und bestätigt aufs neue die Erfahrung,<br />

daß zu einer Romanisierung Deutschlands in dieser frührömischen Epoche<br />

nur die allerersten Schritte getan worden sind, daß die Germanen der Haupt-<br />

sache nach auf der Stufe von Latene verharrten, obschon sie durch einige<br />

römische Besitztümer ihr nationales Gepräge verändert haben. 2)<br />

Es sind Kolonialgermanen (wie z. B. die Sweben S. 477, die Markomannen<br />

S. 493), bei denen die ganz und gar nicht römische Sitte, den Toten<br />

mit seinem Heergewäte zu bestatten, am frühesten sich eingebürgert hat;<br />

im deutschen Binnenland bleiben derlei Begräbnisse vorerst noch vereinzelt;<br />

wir vermögen aber doch zu erkennen, wie dieser Begräbnisbrauch von den<br />

keltischen Gauen her in lebhaftere Aufnahme gekommen ist.<br />

Allgemeine Volkssitte war und blieb es, die Leichen nicht in ihrer<br />

Militäruniform, sondern, wie man etwa sagen könnte, in ihrem Hauskleid<br />

dem Scheiterhaufen zu übergeben und wie in den vorhergehenden Jahrhunderten<br />

nur das Kleingerät, das ihnen gehörte, zu ihrer Asche in die<br />

Graburne zu legen. Aber eines wird in der frührömischen Zeit im Gegensatz<br />

zu der vorhergehenden Lateneperiode vollkommen deutlich, daß, wie<br />

die Lebenshaltung verfeinert und der Wohlstand größer, so auch die Grab-<br />

ausstattung reicher geworden ist.^»)<br />

Die einzelnen Gemeinden besorgten die Bestattung ihrer verstorbenen<br />

Mitglieder wahrscheinlich schon damals als eine Angelegenheit der Kluften<br />

und schieden einen Teil der Allmende als Gemeindefriedhof aus.^) In unregelmäßigen<br />

Reihen wurden die jüngeren Leichen neben den älteren Ge-<br />

1<br />

I<br />

») 0. Wollermann, Studien über die<br />

deutschen Gcratnamen (DIss. Göttingen 1904)<br />

S. 13. I<br />

») Den kontinuierlichen Übergang von ^<br />

derFriedhof der Ortsgemeinde einen Flächen-<br />

räum von 46000 Quadratfuß und läßt an<br />

seinem nördlichen Ende die Reste einer aus<br />

Feldsteinen errichteten Einfriedigung erkcn-<br />

Spfltlalcnc- zu frUhrömischen Bestattungen nen Hostmann S.3; vgl. Willers, Bronzecrkcnncn<br />

z.B. Mestorf, Urnenfriedhöfe S.6 f. eimerS. 84f. Zeitschr. f. thüring. Gesch. 26,<br />

Bei-TZ, Mecklenburg. Jahrb. 71, 1 ff. 18 f. 3M3ff. Beltz, Mecklenburg Jahrb. 71,42f.<br />

66r, Bali. Stud. 39. 178ff. 109 ff. Nieder- Es ist eine auffallende Tatsache, daß in<br />

lau«. Mittcll. 4, I ff. Götze, Altertümer Thü- Schlesien und Posen Urnenfriedhöfe der<br />

|<br />

1<br />

rinccns S. 167. I72f. 206. Anger, Rondsen<br />

S.6/ ; vgl. Arch.f . Anlhropol.29, 252. Jahrcsschr.<br />

röm.Kaiscrzcit bisher nicht bekanntgeworden<br />

sind, während die Einzclgräbcr dieser Periode<br />

2, 1 ff. Prflhistor. Zeitschr. 1, 155 ff. Fried- sich über das ganze lugische Land verteilen<br />

bcfKcrGcschlchtsblailcr 1911, 18.3. Röm.-gcrm. (Schlesiens Vorzeit 6, 179. 185); sehr instruktiv<br />

Korrcspondcnzbl. 1911, 45: AhV.5,370. 409. Ist der entsprechende Gegensatz zwischen<br />

*) Vgl. z. B. Jahrcsschr. 2, 18f.66. BelT/, Jütland und den dänischen Inseln: dort gibt<br />

V«.r,.r.r», Altert. S. 312. Kinc Ausnahme es Urnenfelder, hier trifft man die Urnen<br />

I ilIrnodlHchcnlk'grAhnisse<br />

im rechts- einzeln oder in geringer Zahl versammelt<br />

(S. Mülleh, Nord. Altert. 2, 75 ff); es be-<br />

stfltlgt sich audi in diosi-m l-ail, daß Jdtland<br />

:<br />

;<br />

ri. .;.... Lii Sugambrcnhclm (Mannus 2, 1.<br />

mWl.y, vgl. unten S.601.<br />

*) Der Urncnfricdhof Forsthau* Sorge mit Schleswig enger zusannnengehört als mit<br />

ist 76 X OSO Meter groB ; in Darzau deckt : Seeland.<br />

,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!