29.06.2013 Aufrufe

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

Deutsche Altertumskunde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. Germania. B. Kulturverhältnisse, § 83. Waffen und Arbeitsgerät. 497<br />

ist ein schlichter Bronzebtigel, in dessen Mitte auf kurzem Hals ein schlanker<br />

Stachel sitzt (Stachelsporn) ; häufiger ist der echte römische Stuhlsporn, bei<br />

dem ein kegelförmiger Eisenstachel auf eine Bronze- oder Silberplatte ver-<br />

nietet ist. Beide sind darauf eingerichtet, mit Lederriemen festgeschnallt<br />

zu werden, 1) und es ist hervorzuheben, daß der Reitersmann in der Regel<br />

mit einem Sporn (links) auskam 2) und darum oftmals nur ein Stück mit<br />

seiner Asche bestattet wurde (S. 492). s)<br />

Im Gegensatz zu den Waffen besaß das Arbeitsgerät der Männer<br />

keinen Affektwert weder für die Lebenden noch für die Toten. Es fehlt<br />

darum vollständig auf den Urnenfriedhöfen wie in der Germania des Tacitus.<br />

Wir wüßten nichts davon, wenn uns nicht einzelne Depotfunde aushülfen.<br />

Die wenigen Sammelfunde der frührömischen Jahrhunderte*) haben zum<br />

Teil die Waffen, die wir aus den Gräbern kennen, geliefert,'^) zum andern<br />

Teil uns Kenntnis gegeben von den Werkzeugen, die in der Hauswirtschaft<br />

unentbehrlich waren. In der Nähe von Mühlhausen i. Th. kamen zwei<br />

römische Tonfässer zum Vorschein, deren eines als Packung Haus- und<br />

Küchensachen (Taf. 35, 4), Werkzeuge, landwirtschaftliches Geräf^) und Zubehör<br />

zu Pferd und Wagen enthielt. Der römische Zuschnitt dieser Eisenwaren<br />

ist unverkennbar und gilt zumal für das Handwerkszeug des Zimmermanns<br />

und des Schmieds.'')<br />

Vergleichsmaterial lieferten die Ausgrabungen in den Limeskastellen,«)<br />

z. B. ein Depotfund von der Saalburg'-*) und ein anderer aus dem Wallgraben<br />

des Kastells Osterburken. 1*^) Wir gewinnen das gleichmäßig wiederkehrende<br />

Resultat, daß die deutschen Völker ihr verbessertes Arbeitsgerät den Römern<br />

verdankten und daß seine Formen, wie die technische Erfahrung der Römer<br />

sie festgelegt hat, bis auf den heutigen Tag fast unverändert geblieben sind.^^)<br />

1) Olshausen, Verhandl. 1890, 184 ff. besondereüberdenPflughandelnS.MüLLER,<br />

Schlemm, Wörterbuch S. 568f. Piö, Urnen- Aarbeger 1900, 203 ff. Hoops, Waldbäume<br />

gräber Taf. 59, 24: 55, 22. 56, 18. 74, 26. Die S. 499 ff.<br />

Bügelenden sind zuweilen nach außen ge- ') Götze, Zeitschr. f. Ethnolog. 1900,<br />

bogen und zu Knöpfen verdickt (Jahresschr. 202 ff. (mit Abbildungen). Altertümer Thü-<br />

2, 62 Taf. 5); Reste des rindsledernen Riemens ringens S. 172f.<br />

haben sich an dem Sporenpaar von Wester- «) Vgl. ORL. VII, 73 Taf. XVI. XVII. XVIII<br />

sode erhahen (Willers, Bronzeeimer S. 15),<br />

vgl. ferner Mestorf, Urnenfriedhöfe S. 6. 13<br />

(Pfünz); Nr. 72 Taf. IX. X. XI (Weißenburg),<br />

V, 59 Taf. IX (Cannstatt). II, 8 Taf. XIV—XVI<br />

Taf. 8, 24. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 316 (Zugmantel). Nr. 10 Taf. VII— IX (Feldberg).<br />

Taf.53. Balt.Stud.39,209f.46,171. Verhandl. Nr.23 Taf.V (Groß-Krotzenburg). Nr. 31 Taf.<br />

(Wiesbaden). Ferner AhV. 1, 12,5.<br />

j<br />

,<br />

j<br />

!<br />

1891, 595 f. Anger, Rondsen Taf. 8. Vedel,<br />

Bornholms Oldtidsminder S. 73 f.<br />

^) Mit einem Sporn reiten vgl. Heck,<br />

Altfries. Gerichtsverfassung S. 120.<br />

XI—XII<br />

2, 4, 4 (Messer). 3, 3, 4. 4, 15. 21. 46. 5 Taf. 10.<br />

18. 46 (hier ist ein etwas jüngerer Depotfund<br />

von Kaiserslautern publiziert und S. 264 das<br />

*) Gute Belege für 1 bezw. 2 Sporen im Fundregister bereichert).<br />

Stettiner Museum (Groß-Gustkow, Obliwitz, ») Jacobi, Saalburg S. 442.<br />

Falkenburg, Latzig). 'o) Prähistor. Blätter 1897, 90; vgl. auch<br />

*) Die Zeitstellung ist unsicher; vgl.BELTZ, ORL. IV, 40, 35 ff. Taf. VII. ^<br />

Vorgesch. Altert. S. 344. ") Vgl. z. B. das Schmiedewerkzeug:<br />

*) Vgl.den Eisendepotfund von Prieschka Amboß {ags. anfiU, an± felti, mnd. anvllte,<br />

(Kreis Liebenwerda) im Mus. f. Völkerkunde anebelte, ahd. anavalz, anabolz, anaböz),<br />

zu Berlin. Hammer, Feuerzange, Feuerschippe, Rost,<br />

") z. B. Sichel, Sense, Pflug (Götze, Schüreisen (AhV. 5, 256 ff. 263. Zeitschr. f.<br />

Altertümer Thüringens Taf. 16, 232. 235. 19, Ethnolog. 1900, 213. Götze, Altertümer Thü-<br />

285. Zeitschr. f. Ethnolog. 1900, 205. 206 f. ringens Taf. 16, 234).<br />

210.212. BELTZ,Vorgesch.Altert. S.318;ins- 1<br />

Handbuch des deutschen Unterrichts. Bd. V, Teil 1. 32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!