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Deutsche Altertumskunde

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3. Germania. B. Kulturverhältnisse. § 83. Waffen und Arbeitsgerät. 495<br />

ganz allgemein im Gebrauch gewesen, 1) sie kommt in den Gräbern in der<br />

Regel mit der kleineren Speerspitze zusammen vor (S.493),2) während die<br />

römische und gallische Lanze mit dem breit ausladenden Speerblatt in<br />

Deutschland so selten ist wie der römische Gladius.^) Dem Pilum nähert<br />

sich die Waffe, wenn ihr Eisen im Verhältnis zur Breite und Dicke sich allzusehr<br />

verlängert;*) ein echtes römisches Pilum vermag ich in der römischen<br />

Frühzeit auf deutschem Boden nicht nachzuweisen; wohl aber ist eine bis<br />

zu 25 Zentimeter lange Speereisenform mit Widerhaken belegbar. 0)<br />

Mit dem römischen verglichen ist der ovale oder viereckige Schild<br />

der <strong>Deutsche</strong>n^) (S.303f.) unförmlich groß geworden;^) der eiserne Buckel,<br />

in der Regel durch sechs bis neun Nägel aufgenietet, steigt erst von<br />

der Mitte des Bordes senkrecht auf, um dann in einer Spitze zu enden<br />

(Taf. 34, 7); 8) auch der für das große Format des Schildes fast allzu kleine<br />

Handgriff (Taf. 34, 8) ist von der römischen Griffspange verschieden.^) Noch<br />

mehr wich das eigentliche Substrat ab:'*^) die dünne Schutzfläche wurde<br />

durch Leder gebildet, mit ausgesuchten Farben bunt bemalt'^) und um das<br />

Gewicht zu mildern leicht mit Baumrinde oder mit Weidengeflecht oder<br />

auch mit Holzplatten gefüttert. 1<br />

2) Schwere Metallschilde (S. 199) blieben<br />

vereinzelte Ausnahmen.<br />

Für die östlichen Germanenstämme nennt Tacitus als Kennzeichen des<br />

Wehrmannes den Rundschild (S. 298). Er kam noch bei den Sweben<br />

im Eibgebiet vor. Wir besitzen, wie erwähnt (Taf. 27, 5), das vollständige Beschlag<br />

eines kleinen Reiterrundschildes aus Swebengräbern in der Nähe<br />

et ad usum habili ut eodem telo proiit ratio<br />

poscit uel comminus iiel eminus pugnent<br />

Germ. c. 6. Wie sich die Lanzenspitzen der<br />

Germanen von den römischen abheben, kann<br />

man z. B. in Osterburiten beobachten (ORL.<br />

IV, 40, 36 Taf. 7). „Die taciteische Beschreibung<br />

ist so präzis und treffend, daß sie nur<br />

auf genauer Kenntnis von Originalen beruhen<br />

kann" (Mainzer Zeitschr. 4, 3 f. nebst<br />

Abbild.).<br />

>) AhV. 5, 371. 373 Taf. 70. 64, 1 177—78.<br />

1186—87. Jahresschr. 2, 62 Taf. 5. 6. Beltz,<br />

Vorgesch. Altert. S. 313 f. Taf. 52.<br />

2) Schlesiens Vorzeit 6, 429 f.<br />

^) rari gladiis aut maioribus lanceis<br />

utuntur Germ. c. 6.<br />

*) Der Friedhof Forsthaus Sorge (Anhalt)<br />

hat eine Lanzenspitze geliefert, die 62,5 Zentimeter<br />

lang ist, ihr Blatt ist nur 5 Zentimeter<br />

breit, die Tülle 10 Zentimeter lang, mißt aber<br />

im Lichten nur 2 Zentimeter (Jahresschr. 2,<br />

62).<br />

») Beltz, Vorgesch. Altert. S. 314. Vedel,<br />

Bornholms Oldtidsminder S. 71 f.<br />

") AhV. 1, 3, 7. 5, 372. 373. MoNTELius,<br />

Kulturgesch. S. 100. Salin, Tierornamentik<br />

S. 92 ff. KossiNNA, Zeitschr. f. Ethnolog. 1905,<br />

380,<br />

') inmensa barbarorum scuta knn.2,\A.<br />

*) Der römische Schildbuckel ist halbkugelig,<br />

eventuell mit aufgesetztem Knauf,<br />

der deutsche läuft zuweilen in einen längeren<br />

Stachel aus (Piö, Urnengräber Böhmens Taf.<br />

57, 7: 64. 68. 58. 72) vgl. ferire umbonibus,<br />

wie Tacitus Agricola 36 von den Batawern<br />

sagt. Zeitschr. f. thüring. Gesch. 26, 402. 406<br />

Taf. 1 Nr. 26. 39. Prähistor. Zeitschr. 1, 208.<br />

MainzerZeitschr. 2, 41. Lüneburger Museumsblätter<br />

3, 29 ff. Mestorf, Urnenfriedhöfe Taf.<br />

8, 17. 7, 10. Beltz, Vorgesch. Altert. S. 314 f.<br />

Taf. 53. Zeitschr. f. Ethnolog. 1908, 774.<br />

Schlesiens Vorzeit 6, 426. 430. Mertins, Wegweiser<br />

S. 107. Vedel, Bornholms Oldtidsminder<br />

S. 72 f. — Die Schildbuckel werden<br />

nicht bloß in Graburnen gefunden, sie dienten<br />

auch selber als Grabbehälter (z. B. die zwei<br />

Schildbuckel von Bussen im Museum zu<br />

Salzwedel).<br />

>*) Bei den Neckarsweben sind beide<br />

Sorten nebeneinander in Gebrauch gewesen<br />

(AhV. 5, 373 Taf. 64, 1 1 88-90) ; vgl. im übrigen<br />

z. B. Piö, Urnengräber Böhmens Taf. 58, 11.<br />

79,8.80,22. Jahresschr. 2, 63 Taf. 5, 8. Lüneburger<br />

Museumsblätter 3, 35 f. Beltz, Vorgesch.<br />

Altert.<br />

430 Fig. 23.<br />

S. 315. Schlesiens Vorzeit 6,<br />

1») Caesar 2, 33. Ann. 2, 14.<br />

") Germ. c. 6; Zeitschr. f. d. Altert. 47,<br />

400. Vgl. die Geschichte unseres Wortes<br />

.schildern" im DWb. Schwarze Schilde: Germ.<br />

C.43; weiße Schilde: Plutarch Marius c; 25<br />

{huitte scilti Hildebrandslied 66).<br />

>2) ahd. linta, anord. ags. lind (S. 304).

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