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Deutsche Altertumskunde

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494 II. Historischer Zeitraum. A. Westgermanen und Ostgermanen.<br />

eherne Sturmhaube, Lederhelm und Ringpanzer ihnen ausdrückUch ab-<br />

spricht. 1)<br />

Seinem Bedürfnis nach typologischer StiHsierung ist es zuzuschreiben,<br />

wenn Tacitus die primitiven und altmodischen Ausrüstungsgegenstände, die<br />

in den Aufgeboten der Germanen noch zu sehen waren, mit Nachdruck<br />

hervorhebt 2) und die neueren Erwerbungen (z. B. die Reitersporen) lieber<br />

verschweigt. So verweilt er denn im Interesse rhetorischer Wirkung gern<br />

bei dem, was den Italienern am meisten auffiel, und bringt die schlichte<br />

Uniform der Germanen 3) in Kontrast zu den farbenprächtig eingekleideten<br />

und nach rationeller und erprobter Waffentechnik bewehrten Legionären.*)<br />

Weil die deutschen Krieger sich nicht panzerten, barhäuptig gefochten und<br />

(wie überhaupt zu schwerer Körperarbeit) den Mantel abgelegt haben, be-<br />

hauptet der Römer mit naheliegender Hyperbel, sie seien nackt zum Angriff<br />

geschritten. ö)<br />

Der wichtigste Gesichtspunkt für die Beurteilung der damaligen militärischen<br />

Ausrüstung scheint übrigens der zu sein, daß bei den Germanen<br />

die Kriegswaffen immer noch zum Teil identisch waren mit den Jagdwaffen;»^)<br />

insbesondere werden Pfeil und Bogen, ') leichte Wurfspeere<br />

(Taf. 34, 5)«) und Messer (Taf. 34, 1—2) 9) als solche anzusprechen sein.<br />

Die nationalen Kriegswaffen sind in Deutschland Lanze und Schild.<br />

Sie weichen ebenso weit von den vervollkommneten römischen Modellen<br />

ab, als sie den gallischen Latenemustern nahestehen. ^^^<br />

Ein auffälliges Merkmal deutscher Uniform ist die von Tacitus framea^^)<br />

(oder hastä) genannte wuchtige Stoßlanze i**) mit schmaler und — im Ver-<br />

hältnis zum Pilum der Römer — kurzer zweischneidiger Eisenspitze (Taf.<br />

34, 6).^s) Diese ist flach mit rippenförmiger Erhöhung in der Mitte und<br />

vgl. 449) fehlt das Schwert, wird nur Schild<br />

und Lanze verliehen (Germ. c. 13); die Verwendung<br />

des Schwertes wird jedoch c. 18. 24<br />

nicht eingeschränkt; vgl. u. S. 496.<br />

') Ann. 2, 14. Gcrm.c.6; noch bei Gregor<br />

von Tours heißt es 10, 3: unus Langobardorum<br />

lorica protectus et galea.<br />

») Um die Wende des 1. und 2. Jahrh.<br />

n. Chr. war die Behauptung, die Germanen<br />

hatten kein eisernes Beschlag auf ihren Schildern<br />

und Wurfspeeren gehabt, antiquiert<br />

(Ann. 2, 14).<br />

») nulla cultus iactatio Germ. c. 6.<br />

*) Ann. 2, 14. genere pugnae et armorum<br />

superabantur 2, 21.<br />

*) nuda ora Ann. 2, 21 > nudis corporibus<br />

Histor. 2, 22. nudi aiit sagulo leues<br />

(icrm. c. 6. utri ad arma nati inrrmes ac<br />

prope nudi Histor. 4, 64. nudi agunt antequam<br />

puberes sint . . . uiri sagis uelantnr<br />

Mola 3, 3, vgl. Histor. 2, 88. Mainzer Zeit-<br />

$chr, 4, 4 f.<br />

•) Wie bei den Oallicrn (Ann. 3, 43).<br />

^) HIftor. 4, 26. 61 (vgl. Germ. c. 46);<br />

M0I.I.ENHOPF, DA. 4. 167.<br />

*) mlssltla (Jagdspeere) Qerm.c. 6 ;pr

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